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Mai – Juni 2018, 5 �, www.azur.de

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LASER-PARCOURS

NORWEGIAN BLISS

■ EXPEDITIONSREISEN ■ GRÖNLAND ■ HAWAII ■ MEKONG ■ NORDSEE ■ SÜDSEE

Das coole Action-Schiff Was es alles bietet auf sechs Seiten

FREEFALL-RUTSCHE

GO-KART-BAHN OCEANIA CRUISES

Die Leichtigkeit der Südsee

Luxemburg 5,75 a, Österreich 5,70 a, Spanien 6,60 a, Italien 6,60 a, Schweiz 6,90 CHF

AZUR°– DAS KREUZFAHRTMAGAZIN No. 48, Mai – Juni 2018

n e t r h a f z u Kre ! t b e l r e e i S r fü


MS HAMBURG Mystische Kulturen, Andengipfel und der Panamakanal Colón Balboa

Panama-Kanal

Guayaquil Salaverry Callao Matarani Iquique Coquimbo Valparaiso

Santiago de Chile

Valparaiso – • Übernachtaufenthalt in te Chiles eine der schönsten Städ • Ausflug zum UNESCO chu Weltkulturerbe Machu Pic anal • Tagespassage Panamak

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Eben noch war die Welt in ein kaltes Wintergrau gehüllt, da erkunden Sie schon die warme Farbpalette der südamerikanischen Westküste: die goldenen Badestränden in Chile, die moosgrünen Wege durch die berühmte Inka-Ruinenstadt Machu Picchu in Peru oder die duftenden Orchideen von zartrosa bis dunkelviolett in Ecuador. Augen, Herz und Seele eine Pause gegönnt, machen Sie es sich an Deck bequem und genießen das unergründliche Meeresgrün des Pazifiks. So stehen Sie am nächsten Tag bestens ausgeruht an der Reling, wenn Sie der Panamakanal 82 Kilometer durch Mittelamerika dirigiert, bis Sie der Atlantik mit seinem schönsten Azurblau empfängt.

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MS HAMBURG Familiäres Schiff für maximal 400 Gäste Reiserouten für Weltenbummler abseits des Massentourismus Bordsprache Deutsch Persönliche und herzliche Atmosphäre Conciergeservice, Lektorenvorträge, sechs Zodiacs Eine Tischzeit, alternativ: Buffetrestaurant

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Griechenland AZUR ° Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Titelfotos: Norwegian Cruise Line, Oceania Cruises

I

n dieser Ausgabe Ihres K reu zfa h r t-Maga zins wird die enorme Bandbreite der möglichen Seereisen besonders deutlich beschrieben. Zwei Extreme stehen einander gegenüber: auf den Seiten 16 bis 21 das größte Kreuzfahrtschiff der Welt mit 6680 Gästen an Bord, auf den Seiten 52 bis 63 ein Schiff mit nur 12 Passagieren, die 33 Meter lange Cape Race. Insgesamt sind auf der Symphony of the Seas mit Crew fast 9000 Menschen unterwegs, ein vor wenigen Jahren noch unvorstellbarer Wert. Wer das Foto vom Heck hinunter am Schiff betrachtet (Seiten 16/17), muss sich erst mal sammeln – denn die ungewohnte Perspektive auf die spektakulären Anbauten ist ein überwältigendes Erlebnis. An diesem Schiff zeigt sich, wozu ein außergewöhnlich erfolgreiches touristisches Unternehmen fähig ist, wenn es die Wünsche seiner Kunden mit Akribie zusammenfasst und dies mit 1,3 Milliarden US-Dollar Investitionsvolumen realisieren darf. So wird ein Schiff selbst zur Urlaubsdestination. Dass Royal Caribbean darüber hinaus über mehrere Inseln mit Ferienparks verfügt, die von den Gästen im Rahmen der jeweiligen Kreuzfahrten frequentiert werden, setzt dem Urlaubserlebnis die Krone auf

ATHEN

– und ergibt wirtschaftlich gesehen ein Höchstmaß an Wertschöpfung. Der Kunde bleibt quasi mit seinen Ausgaben immer an Bord, selbst wenn er an Land ist. Die Cape Race ist dagegen eine völlig andere Form der Seefahrt. Die Hauptattraktion einer Reise mit diesem Schiff ist auf keinen Fall das Schiff selbst, es ist das spektakuläre Naturerlebnis, das Kapitän und seine Crew den wenigen Gästen ermöglicht. Ein Erlebnis, bei dem das Programm garantiert nicht minutiös eingehalten werden kann, denn mal ist ein Eisfeld im Weg, mal weicht das Team einem Unwetter aus, und gelegentlich beäugt ein Eisbär die vielleicht schmackhaften Urlauber. Auch auf diesem Schiff ist das Erlebnis äußerst intensiv, nur in einer völlig anderen Weise. Beide Genres der Kreuzfahrt stoßen glücklicherweise auf zunehmendes Interesse, und bei beiden Schiffen gehen am Ende einer Tour in der Regel glückliche Gäste von Bord. Die einen haben eine Kreuzfahrt unternommen, die anderen eine Seereise – und alle werden zu Hause berichten, es sei unfassbar spektakulär gewesen. Wie schön. JOSEF DEPENBROCK CHEFREDAKTEUR

MYKONOS

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o N 3

REEDEREI Seite

AIDA Cruises 7, 94 Carnival Cruise Line 94 Celestyal Cruises 10 Costa Kreuzfahrten 7, 94 Cunard 94 FTI 94 Geoplan Reisen 82 Hapag-Lloyd Kreuzfahrten 6, 95

AZ48_Inhalt.indd 4

2018 azur.de

Holland America Line 95 Hurtigruten 95 Iceland ProCruises 8 Lernidee 95 MSC Kreuzfahrten 96 Norwegian Cruise Line 22, 96 Nicko-Cruises 7, 11 Oceania Cruises 11, 70, 96 Phoenix Reisen 12

Plantours 96 Polar-Kreuzfahrten 52 Ponant 96 Princess Cruises 7, 28 Regent Seven Seas 10 Royal Caribbean 7, 16 Seabourn 11 Seven Seas Cruises 96 Silver Sea 10

Star Clippers TransOcean TUI Cruises Viva Cruises

96 6, 40 10 9

Auf Expeditionsreisen spezialisiert ab Seite 62

03.05.18 14:56


AZUR ° Inhalt

WORLD EXPLORER Kleines Schiff. Großes Erlebnis.

Mittelmeer • Westeuropa • Baltikum Nordland • Transatlantik

28 HAWAII

Auf der Star Princess führt diese wunderschöne Kreuzfahrt zu einer Traumwelt aus Regenwald, Vulkanen und unberührten Stränden.

40

NORDSEE Bei dieser Schnuppertour geht es nur um Entspannung und Genießen – und das auf der klassischen Astor ab Bremerhaven.

Viel erleben. Bequem genießen. Mit nicko cruises ab 2019 auch auf See. ✔ Expeditionsschiff-Neubau: Exklusiver Komfort für nur 200 Gäste ✔ Bordleben und Ausflüge deutschsprachig ✔ Besondere Routen: Häfen, die große Schiffe nicht anlaufen können ✔ Intensives Destinationserlebnis abseits des Massentourismus ✔ Hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis

52 GRÖNLAND

Fotos: Rohloff, Schaeffer, Sistenich, Weniger, Zurek, PR

Ein spannendes Abenteuer an Bord der Cape Race mit zwölf Personen durch eisige Landschaften, vorbei an Robben und Walen.

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70 SÜDSEE

Die exotischen Inseln von Französisch-Polynesien sind das Ziel dieser außergewöhnlichen Reise mit der Oceania Marina.

z. B. Palma-Amalfiküste-Valletta 8 Tage schon ab

1.999 € p. P.

6 CHECK-IN 16 SYMPHONY

OF THE SEAS

22

NORWEGIAN BLISS

62 EXPEDITIONS- REISEN

94 NEWS 98 VORSCHAU/

IMPRESSUM

82 MEKONG

Während dieser einmaligen Flussfahrt auf dem Mekong erleben Gäste die Highlights Südostasiens mit der komfortablen The Jahan.

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AZUR ° Check-in

Glamourös und gleichzeitig maritim – die neue Europa 2Kollektion von Talbot Runhof.

FashionIkonen an Bord

Die berühmten Designer von Talbot Runhof entwerfen eine Kollektion nur für die Europa 2 – und präsentieren diese dort auch persönlich.

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um wiederholten Mal wird die Europa 2 im Hamburger Hafen zum Mode-Hotspot und lockt prominente Abendgäste aus Fashion-, Showbusiness und Wirtschaft an Bord. Bereits vor zwei Jahren feierte das Event FASHION2NIGHT Premiere, jetzt ist das glamouröse Format zurück. Dieses Mal mit dem international erfolgreichen Designer-Duo Talbot Runhof. Bei einer ganz besonderen Fashion-Show verwandelt sich der Pool auf Deck 9 in einen Laufsteg, auf dem die Models die exklusive Cruise Collection für die Europa 2 präsentieren. Diese wird dann ausschließlich an Bord des Luxusschiffs erhältlich sein. Denn welche Location spiegelt das Motto „Fashion, Glamour & Lifestyle“ besser wider

als die Europa 2? Nach dem Event am 17. August 2018 startet das Schiff auf eine dreitägige Kreuzfahrt über Kopenhagen nach Kiel. An Bord dreht sich weiterhin alles um das Thema Fashion. In einer Pop-up-Boutique können die Gäste ihre exklusiven Lieblingsstücke direkt erwerben, mit den Modemachern ins Gespräch kommen und sich persönlich beraten lassen. Die Reise ist buchbar ab 1890 Euro. Während sich Talbot Runhof seinen Namen mit glamourösen Cocktail- und Abendkleidern gemacht hat, ergänzen mittlerweile Tageskleider, Kostüme und Mäntel sowie seit Kurzem eine Taschen- und Schuhlinie das Portfolio des Labels.

EIN NEUER ENTDECKER AUF DEN WELTMEEREN

» www.hl-cruises.de

2462 Kreuzfahrer, Expedienten, Mitglieder von Reiseveranstaltern, Medien und des ClubColumbus haben entschieden: Reisende können zukünftig mit der Vasco da Gama auf Kreuzfahrt gehen. Somit wird die Tradition, die Schiffe nach bedeutenden Entdeckern zu benennen, fortgesetzt. Bei der Vasco da Gama handelt es sich um die derzeitige Pacific Eden, die im April 2019 von P&O Cruises Australia übernommen wird. Im europäischen Sommer wird das Schiff dann für TransOcean Kreuzfahrten als zweites deutschsprachiges Schiff neben der Astor sowohl von Bremerhaven als auch von Kiel aus eingesetzt. » www.transocean.de

6 °azur.de

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Action-Spaß und Traumstrände Royal Caribbean investiert in weitere künstliche Urlaubsparadiese.

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en perfekten Tag an Land wünscht sich doch jeder Kreuzfahrer. Kein Wunder also, dass Royal Caribbean International sein neues Destinations-Projekt Perfect Day Island Collection nennt. In den kommenden Jahren investiert die Reederei in Milliardenhöhe in die Erschließung neuer Privatinseln und die Erweiterung ihres Destinationsangebots. Nach Abschluss-Umbaumaßnahmen eröffnet die bereits bestehende BahamasPrivatinsel Coco Cay von Royal Caribbean International im November 2019 als erste innerhalb der Perfect Day-Serie in der Karibik. Weitere Inseln in Asien, Australien sowie in der Karibik sind in Planung. Geboten wird den Gästen ein Mix aus Unterhaltung und Entspannung. Der Thrill Waterpark wird beispielsweise Daredevil’s Peak, die mit 35 Metern höchste Wasser-

rutsche Nordamerikas, beherbergen. In der Oasis Lagoon liegt der größte Süßwasserpool der Karibik mit einer Swim-up-Bar. Eine fast 500 Meter lange Zipline führt oberhalb der Karibikinsel entlang. Der Heliumballon Up, Up und Away schwebt über dem Boden und ist damit der höchste Aussichtspunkt der Bahamas. Zudem gibt es individuell entworfene Strände für Erholung und Freizeit: Chill Island mit unberührten, kristallklaren tropischen Gewässern sowie der actionreiche South Beach mit zahlreichen Sportmöglichkeiten wie Volleyball, Basketball am Strand, Fußball, Paddle-Boarding, Glasboden-Kajakfahren und Zorbing in einem aufblasbaren ZorbBall. Und der exklusive Coco Beach Club lädt zu einem gehobenen Inselerlebnis mit den ersten Überwasser-Cabanas auf den » www.royalcaribbean.de Bahamas ein. Auch die Privatinsel Coco Cay wird umgebaut und somit zur Perfect Day Island.

Eine Prinzessin in Warnemünde Fotos: PR

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rincess Cruises ist auf allen Weltmeeren zu Hause, entsprechend international sind die Abfahrtshäfen. Allerdings startet in diesem Sommer mit der Regal Princess eines der jüngsten Flottenmitglieder wieder von deutschen Gestaden aus. An elf Terminen zwischen Mai und August geht es ab/bis Rostock-Warnemünde für jeweils zwölf Tage auf Nordeuropa-Fahrt. » www.princesscruises.de

? WER, WANN, WO

DAVID GUETTA Am Abend des 31. August 2018 wird die Aida Nova vor der Werfthalle in Papenburg in Szene gesetzt und getauft. Vor 25.000 Gästen wird der internationale Star-DJ nach der Taufshow sein einziges Open-AirSolokonzert in Deutschland in diesem Jahr spielen. » www.aida.de BARBARA SCHÖNEBERGER Mit viel Spannung wird bereits der Neubau von Nicko Cruises erwartet. Die Taufpatin der Nicko Vision steht bereits fest. Star der Zeremonie am 25. Juni 2018 in Frankfurt wird TV-Moderatorin Barbara Schöneberger. » www.nicko-cruises.de GLORIA GAYNOR In diesem Jahr feiert Costa Kreuzfahrten seinen 70. Geburtstag, unter anderem mit einer Jubiläumsfahrt für Costa Club-Gäste an Bord der Costa Pacifica ab dem 14. Mai 2018. Mit dabei ist die bekannte US-Sängerin Gloria Gaynor. » www.costakreuzfahrten.de

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Die Isländerin Arndis Halla ist auf den großen Showbühnen Europas zu Hause. Ihre Heimat zeigt sie als Reiseleiterin regelmäßig den Gästen der Ocean Diamond.

Zwischen Showbühne und Zodiac

A

ls Arndis Halla unseren Anruf annimmt, pfeift der Wind in das Mikrofon ihres Smartphones, und erst nachdem sie ihre Kapuze hochgezogen hat, hören wir ein freundliches „Hallo!“. Gerade ist sie mit ihrem Hund an der frischen Luft unterwegs. Arndis liebt ihre Heimat Island, vor allem deren abgeschiedene, raue Natur. Im Sommer zeigt sie diese wieder den Gästen der Ocean Diamond von Iceland ProCruises. Schon seit der ersten Saison vor vier Jahren ist Arndis regelmäßig als Reiseleiterin an Bord und überträgt ihren Enthusiasmus für Island mit Leichtigkeit auf die Gäste. Was diese zu Beginn nicht ahnen können: Sie haben es aber nicht nur mit einer hübschen Ortskennerin zu tun, sondern auch mit einem riesigen Gesangstalent, einer begnadeten Opernsängerin, einem waschechten Star der Showmusik. Schon als Teenager träumt Arndis von einer Karriere als Sängerin, damals ist es noch Hardrock-Musik, die sie begeistert. Dann nimmt sie Gesangsunterricht und verliebt sich in die Oper. 1994 dann der weite Weg nach Berlin für ein Gesangsstudium an der Hochschule der Künste – und eine grandiose Karriere nimmt ihren Lauf. Arndis singt in der Komischen Oper in Berlin, der Staatsoper in Prag und der Beseto-Oper in Südkorea. Schließlich wird sie Hauptsängerin der größten Family-Entertainment-Show Europas, „Apassionata“, und singt neun Jahre lang Wochenende für Wochenende vor tausenden von Menschen.

8 °azur.de

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So schön das Leben als Showstar auch sein mag – irgendwann beginnt es an den Kräften zu zehren. Arndis ist erschöpft, vermisst ihre Heimat, kehrt schließlich nach 18 Jahren wieder zurück nach Island und macht einen Crashkurs zur Reiseleiterin. So verschlägt es sie letztendlich zu Iceland ProCruises. Und auch hier müssen sie und vor allem die Gäste nicht komplett auf ihren Gesang verzichten. In einer Infotainment-Show präsentiert sie an Bord ein Crossover aus Pop- und Klassiksongs mit der besonderen isländischen Note. Manche nennen das auch Elfenpop, schließlich geht es in den Songs auch oft um die Mythen und Sagen rund um die Fabelwesen, die auf Island immer noch einen hohen Stellenwert haben. Vor 200 Personen zu singen ist natürlich ein kleiner Unterschied zu den Shows von „Apassionata“, bei denen Arndis einer gigantischen Wand von Publikum gegenüberstand. Diese Intimität hat sie vermisst, und die Passagiere an Bord sind regelmäßig begeistert. Im Winter hat sie mehr Zeit für sich selbst, ihren Hund und ihr Islandpferd. Und jeden Sommer beginnt dann das große Abenteuer mit neuen Reisen und neuen Begegnungen an Bord der Ocean Diamond. Mit ihrem Job kann Arndis ihre zwei Leidenschaften ausleben: Singen und Reisen. Wohin das Schicksal sie noch führt, weiß sie nicht, aber da die Kreuzfahrt so lebendig ist und der Weg das Ziel, ist sie in gewisser Weise schon angekommen.

Fotos: PR

Die Gäste der Ocean Diamond haben mit Arndis Halla einen echten Opernstar als Reiseleiterin.


AZUR ° Check-in

Viva Cruises startet im Winter

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ie bekannte Schweizer Reederei Scylla AG tritt nun selbst als Veranstalter in den Markt für Flusskreuzfahrten ein. Die neue Marke Viva Cruises steht für gehobene Reisen mit einem guten Verhältnis zwischen Crew und Gästen sowie viele inkludierte Leistungen wie hochwertige Getränke, Badezimmerartikel von Molton Brown, kostenfreies WLAN und Minibar. Natürlich möchte man so wenig wie möglich in Konkurrenz mit den eigenen Kunden, den Charterern der Scylla-Schiffe, treten. Ziel ist nicht der Massenmarkt. Die Schiffe von Viva Cruises werden daher vorwiegend in der Nebensaison fahren, wenn sie im Charter nicht ausgelastet sind. Zu Beginn wird der deutschsprachige Markt mit Österreich und der Schweiz bedient, nach und nach sollen auch weitere Gäste aus Europa hinzukommen. Fahrtgebiete ab Dezember 2018 sind zunächst die Rhône, die Saône und die Elbe bis nach Dresden.

14 Tage p. P. ab

1.299 € Paradiese am Meer Seychellen, Madagaskar, La Réunion und Mauritius Kreuzfahrten mit der Costa Victoria ab / bis Mauritius Oktober 2018 bis März 2019 Der neue Costa Katalog ist da! Katalogbestellung, weitere Informationen und Buchung: im Reisebüro, telefonisch unter 040 / 570 12 13 14 (Mo – So rund um die Uhr) oder auf www.costakreuzfahrten.de * Comfort-Preis inkl. Tischgetränke, Trinkgelder und 350 € Frühbucher-Extra-Ermäßigung bei 2er-Belegung (Innenkabine Classic) und Buchung bis 30.06.2018 (Oktoberund November-Abfahrten) bzw. 30.09.2018. Jeweils limitiertes Kontingent. Gültig für die 1. und 2. Person in der Kabine. Die Tischgetränke umfassen glasweise ausgesuchte offene Weine, Biere und alkoholfreie Getränke zum Mittag- und Abendessen in den Haupt- und Buffetrestaurants. Es gelten die allgemeinen Reisebedingungen, Hinweise und Informationen des aktuellen Costa Katalogs „November 2018 – April 2020“. Costa Kreuzfahrten • Niederlassung der Costa Crociere S. p. A. (Genua) • Am Sandtorkai 39 • 20457 Hamburg

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inkl. Tischgetränke und Trinkgelder


CRUISE-NEWS TUI CRUISES Die Mein Schiff 2 bleibt unter dem Namen Mein Schiff Herz in der Flotte von TUI Cruises und geht nicht, wie ursprünglich geplant, zu Marella Cruises über. Gemeinsam mit den beiden Neubauten verfügt die Flotte 2019 dann über eine Kapazität von 17.800 Betten. Marella Cruises wird stattdessen die SkySea Golden Era von der chinesischen Reederei Cruise Line erwerben. » www.tuicruises.com

CELESTYAL CRUISES Aufgrund der hohen Nachfrage für Kreuzfahrten in der Ägäis verlängert Celestyal Cruises die Saison 2019 bis Dezember und hat zwei neue Routen im Programm. Bei der siebentägigen Kreuzfahrt „Atemberaubende Ägäis“ sind Stopps in Istanbul, Volos und Çanakkale integriert, bei der ebenfalls siebentägigen Reise „3 Kontinente“ nach Ägypten, Israel und in die Türkei wird das Programm ab Herbst 2019 um neue kulturelle Inhalte erweitert. » www.hht.de

10 °azur.de

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Präzisionsarbeit: In der FincantieriWerft wurde dieser riesige Mittelblock in die zweigeteilte Silver Spirit eingefügt.

Ein bisschen wie Tetris Mit einem 15-Meter-Zwischenteil wurde nun die Silver Spirit verlängert.

S

pektakuläre Bilder lieferte die monegassische Luxusreederei Silversea unlängst aus der Fincantieri-Werft in Palermo. Hier wurde die Silver Spirit um ein beträchtlich großes Zwischenstück verlängert. Dabei wurde das Schiff in zwei Hälften geteilt und anschließend das neue Mittelteil an die richtige Stelle manövriert. Diese Technik stellt eine Premiere in der Kreuzfahrtbranche dar. Die gesamten Umbaumaßnahmen wurden am 5. Mai 2018 nach 450.000 Arbeitsstunden von über 500 Experten beendet. 846 Tonnen Stahl, 110.000 Meter Kabel und 8000 Meter Rohre wurden verbaut, die Kapazität des Schiffs um 12 Prozent erhöht. Die Restaurantflächen sind nun um 15 Prozent größer, vier neue Restaurants sind hinzugekommen. Auch der

Außenbereich wurde von 30 auf 45 Meter verlängert. Innen entstanden das neue Zagara Spa sowie ein ausgebautes Fitnesscenter. Und auch die Suiten wurden renoviert. Bereits kurz vor dem Umbau in Palermo legte die Silver Spirit einen Zwischenstopp auf Kreta ein, um ausrangierte Möbel – elf Container mit 4652 Sofas, Stühlen, Vorhängen und Computern – für einen wohltätigen Zweck zu spenden. » www.silversea.com

Fotos: PR

REGENT SEVEN SEAS Im Rahmen des 125 Millionen Dollar umfassenden Renovierungsprogramms von Regent Seven Seas Cruises wurde nun das Upgrade der Seven Seas Mariner beendet. Damit befindet sich der Luxusliner auf demselben Level von Eleganz wie das Flaggschiff Seven Seas Explorer, mit neuen kulinarischen Erfahrungen, neuem Design in den Suiten und komplett erneuerten öffentlichen Bereichen. » de.rssc.com


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Musical-Star als Taufpatin

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it der Schiffstaufe am 11. Mai 2018 in Valletta begann die Premierensaison der Seabourn Ovation. Taufpatin war die britische Sängerin und Schauspielerin Elaine Paige, vor allem bekannt aus Musicals wie „Evita“, „Chess“, „Cats“, wo sie Andrew Lloyd Webbers Komposition „Memory“ nachhaltig prägte. Ihren ersten Sommer verbringt die Seabourn Ovation in Europa. Dabei stehen auch Anläufe in deutschen Häfen auf dem Programm, wie in Hamburg, Wismar, Bremerhaven, Warnemünde, Travemünde. Siebentägige Routen führen zu spannenden Destinationen zwischen Kopenhagen und Stockholm, dazu kommen weitere Nordeuropa-Reisen wie eine Ostseekreuzfahrt mit dreitägigem Aufenthalt in Sankt Petersburg sowie Fahrten zu den Fjorden Norwegens oder rund um die Britischen Inseln. » www.seabourn.com

Mit Nicko Cruises in die Antarktis

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och bevor das Expeditionsschiff World Explorer 2019 im Programm von Nicko Cruises zu finden sein wird, kooperiert die Reederei im Winter mit Quark Expeditions und vermarktet Kreuzfahrten auf dem Neuzugang in der Antarktis. Bei diesen Abfahrten wird mindestens ein Mitglied im Expeditions- und Lektorenteam deutschsprachig sein. Vorträge auf Englisch werden entsprechend ins Deutsche übersetzt. Damit wird sichergestellt, dass alle Gäste gleichermaßen ein intensives Reiseerlebnis ohne sprachliche Barrieren genießen können. Im Angebot sind zwei 14-tägige Reiserouten, eine mit Flug zu den Shetland-Inseln und eine mit Durchquerung der Drake-Passage. » www.nicko-cruises.de

Neues aus dem Koch-Studio

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ür die O-Klasse von Oceania Cruises hat die Direktorin des Culinary Enrichment, Kathryn Kelly, nun 16 neue Culinary Classes entwickelt. Im Culinary Center der Marina und der Riviera kochen die Gäste unter Anleitung von erfahrenen Köchen und Gastronomen, die von renommierten Experten ausgebildet wurden. Beispielsweise dreht es sich in einem neu aufgelegten Programm ausschließlich um Schneidetechniken mit dem Messer. In anderen Kursen versuchen sich die Gäste an vielseitigen Varianten des Crêpe oder an Spezialitäten aus dem Norden wie estnischer Fischsuppe oder skandinavischem Graved Lachs. » www.oceaniacruises.com Advertorial

Die schönsten Kreuzfahrtmomente in einem Cewe Fotobuch festhalten

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uf einer Schiffsreise gibt es viel zu entdecken und als bleibende Erinnerung auf Fotos festzuhalten. Bei einem Tag auf See bietet das Kreuzfahrtschiff abwechslungsreiche Motive auf den zahlreichen Decks, bei Landgang stehen Kultur, Land und Leute im Fokus der Kamera. In einem CEWE FOTOBUCH lassen sich die faszinierenden Eindrücke der Traumreise immer wieder neu erleben. Die großzügige

Auswahl an Formaten, Einbänden und Papierqualitäten ermöglichen eine individuelle Gestaltung der persönlichen ReiseErinnerung. Hardcover-Veredelungen in Gold, Silber oder Effektlack geben dem persönlichen Erinnerungsschatz eine fühlbar wertige Optik. Seitenhintergründe können sowohl mit verschiedenen Designvorlagen als auch mit selbst fotografierten Motiven gestaltet » www.cewe.de werden.

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azur.de

11 °


Die hübsche Neue auf dem Rhein Fast genau ein Jahr nach Indienststellung ihrer Schwester Asara tritt die Alena ihre ersten Fahrten auf dem Rhein an. Sie ist das neue Flaggschiff der Fluss-Flotte von Phoenix Reisen und überzeugt auf einer Schnupperreise auch Kreuzfahrt-Neulinge.

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Fotos: Axel Zimmermann, Phoenix Reisen

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apitän Klaus Mansfeld steht neben dem den neuen Schubfächern unter dem Waschbecken Piano in der Lounge auf Deck 3 und hebt im Bad. Hier gibt es noch ein weiteres Gimmick: das Sektglas. Obwohl er eigentlich kein Sobald die Tür aufgeht, schält sich eine BodenbeMann der großen Worte ist, wünscht leuchtung an. Nachts erspart das die Suche nach er seinen Gästen kurz und knapp eine gute Reise. dem Lichtschalter. Nett sind auch der moderne WeSo viel Feierlichkeit muss dann aber cker mit Bluetooth-Lautsprecher und auch sein. Schließlich sitzt er am die Nespresso-Maschine. ★★★★ Steuer des neuesten Flottenmitglieds Auf dem Sonnendeck ist zu Bevon Phoenix Reisen, das nun eine seiginn der Saison noch nicht viel los, ner ersten Schnupperreisen antritt. die Liegen sind leer, und auch das Riesenschachbrett findet wenig AnKöln ist der Heimathafen der Alena. Von hier aus geht es den Rhein hinauf klang. Lediglich der vor sich hin bis nach Straßburg und wieder zurück. dampfende Whirlpool wirkt äußerst Andere Routen in dieser Saison führen einladend. weiter bis nach Basel, in anderer RichAuf längeren Kreuzfahrten könALENA tung bis zum Ijsselmeer oder auch nen sich die Gäste einmal pro Reise über die Mosel bis nach Trier. einen Tisch im SpezialitätenrestauStärken: rant auf Deck 3 reservieren. Hier, diDie Alena ähnelt ihrer älteren - Moderne, zeitgemäße rekt am Heck, ist der Ausblick auf Schwester Asara sehr, wirkt aller Ausstattung mit großem dings mit ihren gedeckteren Farben die bereits zurückgelegte Rhein Platzangebot strecke zauberhaft. Und dank offener noch etwas eleganter. Das Mobiliar ist - Sehr gute Bordküche äußerst hochwertig, wurde von der Küche können die Gäste den Köchen Bordsprache: Deutsch bei der Arbeit auf die Finger schauen. Frau des holländischen Reeders nach Bordwährung: Euro ihren persönlichen Vorlieben zusamJedoch ist auch das Hauptrestaurant Passagiere: 190 mengestellt. Wirklich gelungen sind auf Deck 2 nicht unbedingt die Crew: 50 schlechtere Wahl. Sehr hell und ofdie 95 Außenkabinen mit französiBaujahr: 2017 fen eingerichtet, bietet es dank einer schem Balkon und viel Stauraum soFlagge: Malta wohl in den Schränken als auch in durchgehenden Glaswand, die den Länge/Breite: 135 m/11,4 m


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Hinter dem Empfangsbereich mit Rezeption liegt die große Lounge, zum Restaurant geht es die Treppen hinab.

Raum trennt, allen Gästen beste Ausblicke nach draußen, egal, in welcher Richtung sie sitzen. Clever! Mittags werden drei Gänge serviert, abends sogar fünf, viele davon sind geschmacklich sehr raffiniert und haben das gewisse Etwas. Besonders lecker sind die wechselnden Suppen und das frisch an Bord gebackene Brot. Ein weiterer Pluspunkt: Man muss noch nicht mittags entscheiden, ob man am Abend lieber Fleisch, Fisch oder vegetarisch essen möchte. Alles, was der spontane Appetit verlangt. Einen Dresscode gibt es an Bord faktisch nicht, alles ist leger und locker. Beste Voraussetzungen, um auch jüngere Gäste an Bord zu locken. Auf unserer Reise ist das Publikum sehr gemischt, die Altersspanne reicht von 5 bis 88 Jahren. Kreuzfahrtdirektor Peter Schultze ist für die Gäste das Gesicht der Reise und erster Ansprechpartner an Bord. Für ihn hat die Arbeit auf dem Fluss einen entscheidenden Vorteil gegenüber der auf einem Hochseeschiff, und zwar die Nähe zu seiner Familie, die er in seinem Urlaub jederzeit besuchen kann. Was den Service von seinem Team angeht, gibt es angesichts des jungen Alters des Schiffs wenig zu beanstanden. Natürlich muss sich Vieles in den ersten Wochen noch einspielen, aber Kleinigkeiten werden mit Sicherheit schnell behoben sein. Auf unserer Schnupperreise hält die Alena in Worms, von wo aus ein Ausflug nach Heidelberg angeboten wird. Wenig später gehen die Gäste dann

in Mannheim wieder an Bord, im weiteren Verlauf der Reise besuchen sie noch Straßburg, Mainz und Koblenz. Sowohl das Preis-Leistungs-Verhältnis als auch die Angebotsauswahl des Phoenix-Programms stimmen. Von Stadtrundfahrten über Spaziergänge bis zu Bootstouren ist alles dabei, der teuerste Ausflug kostet 39 Euro. Am Abend an Bord gibt es noch eine Schlagerdisco, Musik vom Alleinunterhalter am Keyboard oder ganz klassisch ein BingoSpiel. Wer dagegen etwas Ruhe und Entspannung sucht, kann sich jederzeit die kleine Sauna reservieren. Einen Fitnessraum sucht man leider vergeblich. Das Highlight der Reise ist jedoch die malerische Fahrt über den Mittelrhein. Es ist schon ein herrliches Panorama, wenn die Ufer enger und steiler werden und die Alena die weitläufigen Weingüter, die hübschen Städtchen, prunkvolle Schlösser und historische Burgruinen passiert. Das ist der Inbegriff einer Rhein-Kreuzfahrt. Ab und zu zeigt sich auf dem zugigen Sonnendeck immerhin die Sonne. Der Frühling steht vor der Tür. Frühmorgens liegen wir dann schon wieder am Konrad-Adenauer-Ufer in Köln, nur wenige hundert Meter entfernt vom Dom und Hauptbahnhof. Wir müssen Abschied nehmen von unserer Alena und wünschen ihr eine erfolgreiche erste Saison! Sie ist eine tolle Gastgeberin, sowohl für die erfahrenen Gäste als auch für alle, die mal in die Welt der Flusskreuzfahrt reinschnuppern möchten. Text: Axel Zimmermann Für einen Flusskreuzer bieten die Kabinen der Alena sehr viel Platz und mehr als ausreichend Stauraum.

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azur.de

13 °


AZUR ° Check-in

AZUR - Interview Daniela Fahr, Geschäftsführerin der Agentur Connect

„Passgenaue Treffer für Bewerber und Reedereien“ Seit 18 Jahren vermittelt die Agentur Connect erfolgreich Fachund Führungskräfte für Kreuzfahrtschiffe und Privatyachten.

AZUR: Wie hat sich die Situation auf dem KreuzfahrtJobmarkt in den letzten 18 Jahren entwickelt?

Fahr: Früher war das ein ganz exklusives, elitäres Thema. Auf jede der wenigen ausgeschriebenen Stellen gab es sehr viele Bewerber. Heute wird dank des anhalten Booms nicht nur viel mehr Personal benötigt, sondern es herrscht zudem ein Mangel an Fachkräften. Die Reedereien können also nicht mehr wählerisch sein. Gerade deutschsprachige Fachkräfte werden händeringend gesucht. Natürlich müssen Bewerber weiterhin bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Bei Arbeitszeiten von mindestens zehn Stunden an sieben Tagen in der Woche steht Belastbarkeit an erster Stelle. Zudem ist Toleranz gefragt, schließlich leben an Bord viele Nationen auf engem Raum zusammen. Flexibilität und Feingefühl im Umgang mit Menschen sind das A und O, ebenso wie sehr gute Sprachfähigkeiten. AZUR: Was genau macht Jobs auf hoher See für Bewerber attraktiv?

Fahr: Die Motivationen sind vielseitig. Oft kommen junge Leute frisch aus der Ausbildung und wollen erst einmal die Welt erkunden, global unterwegs sein. Andere bewegen veränderte Lebenssituationen dazu anzuheuern, beispielsweise als neues Kapitel nach einer gescheiterten Partnerschaft. In jedem Fall haben die meisten Beschäftigten sozusagen freie Fahrt, wenn sie zurück an Land möchten. Denn dann sind sie sowohl fachlich als auch persönlich auf einem sehr hohen Level, und das wissen die Hotels zu schätzen. Ein Job auf See ist nicht selten ein gewaltiger Karriereboost. Und auch der Faktor Geld spielt eine Rolle. Es ist schon beträchtlich, wie viel übrig bleibt, wenn man weder für

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Unterkunft noch für Verpflegung aufkommen muss. Und für andere Ausgaben bleibt auch oft keine Zeit. Die Arbeit auf einem Kreuzfahrtschiff ist definitiv hart, aber zahlt sich auch aus.

AZUR: Wie viele Reedereien und, auf der anderen Seite, wie viele Bewerber sind in Ihrem Portfolio?

Fahr: Wir kooperieren derzeit mit knapp 30 internationalen Hochsee- und Flussreedereien im Vier- oder Fünf-Sterne-Bereich. Hinzu kommen verschiedene Agenturen und Catering-Dienstleister wie sea chefs sowie zahlreiche Hotels. In 18 Jahren haben sich über 55.000 Bewerber in unserer Datenbank gesammelt. Offen sind regelmäßig 100 bis 150 Stellen, entweder für Jobs in naher Zukunft oder ganz kurzfristig. Es ist nicht selten, dass zwei Tage nach der Bewerbung der Arbeitsvertrag unterzeichnet wird. Auch die Reedereien suchen oft kurzfristig, gerade wenn Ersatzstellen oder Ähnliches zu besetzen sind. AZUR: Welche expliziten Vorteile haben Bewerber, die sich bei ihrer Jobsuche an Connect wenden?

Fahr: Zunächst einmal sind unsere Leistungen für die Bewerber gänzlich kostenlos. Eine Vermittlungsgebühr bekommen wir nach Ablauf der Probezeit von der Reederei. Wir ersparen unseren Bewerbern den zeitlichen Aufwand für aufwändige Online-Bewerbungen, und sie profitieren von unserer großen Expertise. Wir stellen die Unterlagen fertig und bringen sie in das richtige Format – ganz nach den individuellen Anforderungen der Reedereien. Außerdem kennen wir die Unternehmen und deren Anforderungsprofile sowie die Herausforderungen der ausgeschriebenen Stellen genau und erzielen durch unsere Einschätzungen im Voraus passgenauere Treffer. Manchmal schlagen wir den Bewerbern Jobs vor, die genau zu ihnen passen, von denen sie aber noch nie etwas gehört haben. Und die Reedereien wissen: Wir haben die Referenzen geprüft und sind überzeugt von unseren Kandidaten. Eine Win-Win-Situation, von der jeder profitiert. Mehr Informationen erhalten Interessierte online auf www.connectjobs.de oder per Mail an dfahr@connectjobs. de

Foto: PR

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is 2022 sollen 75 neue Kreuzfahrtschiffe in See stechen, laut aktuellen Prognosen wird sich das Passagieraufkommen allein in Deutschland in den nächsten zwölf Jahren verdreifachen. Mit den Kapazitäten wächst auch die Nachfrage an qualifiziertem Personal auf See und Fluss. Daniela Fahr leitet die Agentur Connect und ist Expertin für den Arbeitsmarkt innerhalb der Kreuzfahrtbranche.


Advertorial

Die „Lange Anna“ vor dem Lummenfelsen, Deutschlands kleinstem Naturschutzgebiet. (l.). Hot Spot Hummerbuden – hier kann geschlemmt und geheiratet werden (u.).

Helgoland – unser Fels in der Brandung Es gibt viele gute Gründe, um länger als ein paar Stunden zu bleiben

Fotos: Kurverwaltung Helgoland, Marika Richters, Fotolia

H

elgoland ist einer der außergewöhnlichsten Orte Deutschlands. Nirgendwo sonst erleben Sie Natur, Kultur, Geschichte und interessante Einblicke in Forschung und Lehre der Fauna und Flora über und unter Wasser auf kleinstem Raum. Und all das in einem Klima, das vom Golfstrom begünstigt das ganze Jahr über für angenehme Temperaturen sorgt. Die Insel ist eines der begehrtesten Reiseziele Deutschlands und wird jährlich von über 300.000 Gästen besucht. Den meisten von ihnen, den Tagesausflüglern, bleiben nur wenige Stunden die Insel zu erkunden. Ein Muss ist der etwa 3 Kilometer lange Klippenrandweg rund um das „Oberland“. Dort angekommen führt der Weg mit überall freiem Blick auf das weite Meer und den Horizont vorbei an schroffen Felsformationen zum „Lummenfelsen“, dem kleinsten Naturschutzgebiet der Welt. Hier nisten und brüten Seevögel wie Dreizehenmöwen, Basstölpel, Eissturmvögel, Tordalken und die seltenen Lummen, die der Felsen seinen Namen zu verdanken hat. Ziel des Weges ist die „Lange Anna“, eine 46 Meter. hohe, allein stehende Felsnadel, das Wahrzeichen Helgolands. Die Ruhe auf hoher See stimuliert die Seele und der weite Horizont lädt zum Träumen ein. Von „oben“ hat man einen einmaligen Ausblick auf das „Unterland“, die Reede mit den vor Anker liegenden Schiffen, das beheizte Meerwasser-Freischwimmbad

„mare frisicum spa helgoland“, den Hafen und die Nachbarinsel, die „Düne“. Mit der Dünenfähre erreicht man in wenigen Minuten die Badedüne. Hier gehören Begegnungen mit Kegelrobben während eines Strandspaziergangs am Wassersaum zum Alltag und begeistern die Naturfreunde immer wieder. Die feinen weißen Sandstrände locken außerdem zahlreiche Badegäste an. An beiden Stränden befinden sich eine ausreichende Anzahl von Strandkörben und viel Platz zum Strandnachbarn. Nie sind diese Strände überlaufen und auch dadurch unvergleichlich. Helgoland hat jedoch viel mehr zu bieten, als der Tagesgast während des knapp vierstündigen Aufenthalts erfahren kann. Auf der Fußgängerinsel lässt sich bei kleinen ganz spontanen Streifzügen vielerlei Nützliches, Überraschendes, Wissenswertes und Nachdenkliches über Deutschlands einzige Hochseeinsel entdecken. Lassen Sie sich überzeugen. Fordern Sie unser kostenloses Urlaubsmagazin an: Helgoland Touristik Tel.: (04725) 8137-0 E-Mail: zimmervermittlung@ kurverwaltung-helgoland.de Online buchen unter www.helgoland.de

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SYMPHONY OF THE SEAS° Das größte Kreuzfahrtschiff der Welt

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Riesiges

Vergnügen Fast 9000 Gäste und Crewmitglieder finden Platz an Bord der neuen Symphony of the Seas. Das größte Kreuzfahrtschiff der Welt ist ein Entertainment-Gigant, vor allem für Familien.

Blick von oben auf das ausladende Heck der Symphony of the Seas. In der pinkfarbenen Ultimate AbyssRutsche stürzen sich Gäste in die Tiefe und kommen beim Aqua Theater wieder heraus – zehn Decks weiter unten! 3/2018

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Eindeutig ein Mitglied der Oasis-Familie: Mit ihrem offenen Bereich in der Mitte ist diese Schiffsklasse einzigartig.

Sind das nun Außen- oder Innenkabinen? In jedem Fall haben die Gäste hier eine tolle Aussicht auf den neuen Boardwalk.

12.000 echte Pflanzen und Bäumchen machen aus dem Central Park eine grüne Oase auf hoher See.

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SYMPHONY OF THE SEAS° Das größte Kreuzfahrtschiff der Welt

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s ist immer ein beeindruckender Selbst den Gästen, die die Symphony of the Seas Anblick, wenn in stark frequentierwährend ihrer standardmäßigen siebentägigen Reise ten Häfen gleich mehrere Kreuznicht verlassen, wird es mit Sicherheit nicht langweilig, fahrtschiffe in einer Reihe hintereidenn etwas zu entdecken gibt es immer. Das Schiff vernander oder nebeneinander liegen. fügt über sieben Erlebniswelten, angefangen ganz oben Im direkten Vergleich präsentieren in der Pool- und Sportszone auf Deck 15 und 16. Die sie sich den Gästen und SchaulustiMinigolfanlage und das Basketballfeld sind hier noch gen, messen sich mit ihren gewaltiam unspektakulärsten. Ganz am Heck schluckt der gruselig anmutende Tiefseefisch Ultimate Abyss alle waggen Rümpfen, ihren unzähligen Kabinenfassaden und halsigen Gäste. Es beginnt eine rasante Fahrt durch eine ihren Schornsteinen in luftigen Höhen. Im Hafen von dunkle Röhre, bis wenige Sekunden später und zehn Barcelona sticht in diesem Sommer ein Schiff besonders deutlich hervor und lässt auch die mit ebenfalls Decks tiefer wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist. Neben dem Eingang schießt das Wasser über die mächtigen Maßen ausgestattete Konkurrenz fast klein blauen Kunststoffwellen der beiden Surf-Simulatoren, wirken. Die Symphony of the Seas hat die Kreuzfahrtbühne betreten, kann bis zu 6680 Passagiere aufnehmen die den Gästen einiges an Gleichgewichtssinn abfordern. und ist mit 362 Metern Länge, 66 Metern Breite und 18 Wer den Central Park einmal von oben sehen will, genießt an der Zipline neun Decks daDecks die Größte ihrer Art. Natürlich übertrifft sie ihre drei älteren rüber beste Ausblicke. Weiter vorne Schwestern der Oasis-Klasse nur befindet sich das Wasserrutschenminimal. Egal, der Titel „Größtes Trio The Perfect Storm. Kleinere Kreuzfahrtschiff der Welt“ geht mit Gäste vergnügen sich dagegen eher der Symphony of the Seas erneut an im bunten Wasserpark Splashaway Royal Caribbean International. Bay ein Deck tiefer. Ganz vorne auf Aber nicht nur dank ihrer Suden oberen Decks wurde das Solapersize-Maße ist die Symphony of rium neu gestaltet und wirkt jetzt the Seas auf den ersten Blick zu offener als bei den Vorgängerinnen erkennen, sondern auch aufgrund der Symphony of the Seas. Hinter des einzigartigen Designs, für das einem komplett verglasten, hellen die Oasis-Klasse steht. Die Schiffe Bereich mit Sonnenliegen und Pool verfügen nicht über einen durchgegenießen Gäste im Solarium-Bistro henden Körper, sondern über zwei ein üppiges Buffet. gigantische Seitenflügel. So richZwei Decks unter dem Central ten sich einige Außenkabinen zum Park steht für die Passagiere ein Meer hin, die anderen ragen über weiterer, nach hinten offener BeAus zehn Metern Höhe springen reich zur Verfügung. Der Boarddem mittigen Central Park empor, Artisten in den Pool des Aqua Theater. walk ist eine Art Vergnügungsder die beiden Flanken auf Deck 8 dann wieder verbindet. Dieser riepark für Jung und Alt. In der Mitte sige Innenhof wird seinem Namen zwischen Bars und diversen Shops durchaus gerecht. 12.000 echte Pflanzen sorgen für dreht sich ein echtes Kinderkarussell. Neu in diesem eine ganz besondere Stimmung. Beim abendlichen FlaAreal ist die Playmakers Sports Bar & Arcade, eine nieren über den schmalen, gepflasterten Weg zirpen die Sportsbar, in der alle wichtigen Sportevents bei Bier Grillen – wenn auch nur aus dem Lautsprecher. Ein und Burger live übertragen werden. Ebenso feiert der romantisches Ambiente, in das sich gastronomische Sugar Beach Candy & Ice-Cream Store Premiere auf der Highlights wie das Park Café, die Vinothek Vintage oder Symphony of the Seas. Am Heck ein kleiner Pool, der allerdings nicht für die Gäste gedacht ist. Die Artisten Jamie Olivers Spezialitätenrestaurant „Jamie’s Italian“ des Aqua Theater liefern aus zehn Metern Höhe geperfekt einfügen. Schnell hat man für einen Moment konnte Sprünge ab und verschwinden dann im Wasser. vergessen, dass man sich gerade auf hoher See befindet. Das alles vor der unschlagbar eindrucksvollen Kulisse In dieser Hinsicht schwimmt Royal Caribbean gegen des offenen Ozeans. den Strom. Während viele Reedereien derzeit versuchen, trotz enormer Größe ihrer Schiffe mit breiten ProDeck 5 ist komplett überdacht, hier befinden sich menaden Nähe zum Meer zu demonstrieren, richtet sich die obere Etage des Hauptrestaurants sowie die zweistöckige Royal Promenade mit unzähligen Restaurants, die Oasis-Klasse bewusst nach innen, eben auch was Bars und Einkaufsmöglichkeiten. Von Souvenirshops die Außenbereiche angeht. Deutlicher kann man ein Schiff nicht zur eigentlichen Urlaubsdestination küren. über die Karaoke-Bar bis zum English Pub ist alles 3/2018

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Wie das Schiff besitzt auch die neue Ultimate Family Suite bemerkenswerte Maße. Die Kids rutschen vom Schlafzimmer direkt in den Wohnbereich.

dabei. Ein echter Hingucker ist die Rising Tide Bar, eine Plattform in der Mitte, die die Gäste bei einem Drink zum höher gelegenen Central Park transportiert. Bekannt von den Schwestern der Symphony of the Seas ist die Bionic Bar, in der zwei Roboterarme den Job der Barkeeper übernehmen und den Gästen leckere Cocktails mixen.

sind das Vitality at Sea Spa mit großzügig ausgestattetem Fitness Center sowie die Youth Zone, in der Jugendliche unter anderem beim Abenteuerspiel Puzzle Break einem Escape Room im U-Boot-Design entkommen können. Aus insgesamt 20 Restaurants mit über 300 individuellen Menüoptionen können die Gäste an Bord der Symphony of the Seas wählen. enn es um EntertainVieles davon ist den Wiederholern ment geht, ist Royal auf der Oasis-Klasse schon bekannt, Caribbean Vorreiter in dennoch hat sich die Reederei für der Branche, auch auf ihr neuestes Flottenmitglied auch der Symphony of the Seas macht die Neues einfallen lassen. Wie die SeaReederei keine Ausnahme. Praktisch food-Brasserie „Hooked“, die sich das komplette Deck 4 steht im Zeimit ihrem leger-eleganten Ambiente chen von Show und Unterhaltung. auf der Vorderseite des Schiffs befindet und tolle Ausblicke aufs ofDas Royal Theater zieht sich dabei sogar über drei Etagen hin, hat fene Meer ermöglicht. Gegen einen auch Zugänge auf Deck 3 und 5. Bei Aufpreis kommen die Gäste hier in unserer Inaugural-Fahrt begeistert den Genuss von Meeresfrüchte-Spezialitäten, unter anderem frischen das A-cappella-Quintett „Mo5aic“, Austern. Auch neu ist das „El Loco das sonst in Las Vegas auftritt und Fresh Mexican“ in der Sportszone extra für die Einführung der Symphony of the Seas den weiten Weg auf Deck 15, wo über 100 Gäste unter freiem Himmel Platz finden und über den Großen Teich auf sich genommen hat. Nun wird eine überarTacos serviert bekommen. beitete Version des Broadway-MusiSuperlative und Rekorde in Sacals „Hairspray“ gezeigt, ebenso wie chen Größe, Kapazitäten, Unterhaltungs- und Gastronomie-Angebot – das neue Programm „Flight“, eine alle lassen sich leicht in Zahlen und historische Satire über die Entwicklung des Flugverkehrs. Wirklich Daten zusammenfassen. An Bord ausgefallen ist auch die Multifunksind es dann aber – gerade bei einem tions-Location Studio B, die unter solchen Kreuzfahrtgiganten – die anderem als dunkle Lasertag-Arena scheinbar unscheinbaren Kleinigkeiten, die das Reiseerlebnis in gleidient, sich aber am Abend in eine chem Maße mitgestalten und ebenkalte Bühne für die Artisten der Mitte: Das Solarium ganz vorne ist komso in Erinnerung bleiben wie die Hightech-Eisshow „1977“ verwanplett verglast und wirkt noch offener als delt – ein absolutes Highlight im spektakulärste Wasserrutsche oder bei den anderen Schiffen der Oasis-Klasse. Showprogramm an Bord. Die Künstdas beste À-la-carte-Menü. Man Unten: Kunst wird großgeschrieben an Bord der Symphony of the Seas. Ein echter ler wirbeln gekonnt übers Eis, dazu muss den Machern der Symphony of Hingucker ist der kugelrunde VW Käfer kommen geniale Spezialeffekte und the Seas wirklich zugestehen, dass in der Royal Promenade. modernste Technik zum Einsatz, sie viel Liebe in die Gestaltung des wie zum Beispiel hunderte LichtSchiffs gesteckt und ein Auge fürs Drohnen. Comedy-Programme gibt Detail bewiesen haben. So betritt es im urban anmutenden The Attic, das in späten Stunman nichts ahnend die Stufen im hinteren Treppenden zum Nightclub wird. Das Jazz on 4 lädt zu Liveflügel auf Deck 15, diese leuchten auf und geben sanfte Jazz- und -Blues-Darbietungen ein. Und last but not Pianoklänge wieder. Ein Deck höher hat der Gast dann least darf auf einem amerikanischen Schiff natürlich seine eigene kleine Sonate zum Besten gegeben. Ganz ein ausladendes Kasino mit blinkenden Automaten und die Symphony eben, musikalisch ist sie in jedem Fall. Da kann es schon mal passieren, dass die Aufzugtür sich drehenden Roulette-Tischen nicht fehlen. aufgeht und man von einem Pianisten begrüßt wird, Weitere Erlebniswelten der Symphony of the Seas

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Fotos: Axel Zimmermann, SBW-Photo

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SYMPHONY OF THE SEAS° Das größte Kreuzfahrtschiff der Welt

der den Ausblick durch die Glasfronten während der für weniger Verbrauch, und auch die neuen Propeller Fahrt noch etwas versüßt. Ebenso erwähnenswert ist sorgen für mehr Umweltfreundlichkeit. Sehr positiv die viele Kunst an Bord, in die Royal Caribbean eine fällt außerdem auf, dass Royal Caribbean im Rahmen Summe im zweistelligen Millionenbereich investiert des Save the Waves-Programms auf der Symphony of hat und die einigen Räumlichkeiten das gewisse Extra the Seas erstmals komplett auf Einweg-Plastikprodukte verleiht. Am auffälligsten ist wohl der knallrote, zur verzichtet. Heißt: keine Plastikbecher und keine Strohhalme mehr. Wenn man sich die mittlerweile bekannten Kugel geformte VW Käfer von 1953, ein Werk des indonesischen Künstlers Ichwan Noor, das stets von vielen Bilder der vermüllten karibischen Gewässer vor Augen Passanten in der Royal Promenade bestaunt wird. führt, ist diese Entwicklung irgendwie beruhigend. Am Kids Pool mischen sich „ausgewachsene“ LieMit neuen Schiffen wie der Symphony of the Seas gestühle mit kleineren in Miniaturausgabe. Dass alle möchte Royal Caribbean natürlich nicht nur bei den Schiffe der Oasis-Klasse besonders Familien anspreStammgästen punkten, sondern auch neue Gäste gechen, steht außer Frage, aber auf der Symphony of the winnen, vor allem in der Altersklasse der so genannten Seas hat man sich für die jungen Gäste noch etwas ganz Millennials. Für diese sorgt das Royal Amplified-Programm für modernste digitale Technik an Bord. Dabei Besonderes einfallen lassen. Mit der Ultimate Family handelt es sich um eine Reihe Innovationen, die auf der Suite gehen wahrlich Kinderträume in Erfüllung, eine gesamten Flotte des Konzerns, also auch bei Celebrity schönere Lösung einer Familienkabine ist derzeit auf Cruises und Azamara Club Cruises, nach und nach einhoher See nicht zu finden. Sie erstreckt sich über zwei geführt werden. Vom digitalen Check-in über VirtualDecks, oben befinden sich unter anderem ein Schlafzimmer für die Eltern und eines für die Kids. Wenn Reality-Erlebnisse an Bord bis zur uneingeschränkten diese mal eben ein Stockwerk tiefer möchten, nehmen Konnektivität mit schnellem Internet soll die Reise erleichtert und optimiert werden. Zusätzlich arbeitet man sie einfach die Rutsche, die direkt in den Wohnbereich auch am Destinationserlebnis, errichtet derzeit mit der führt. Dort gibt es dann auch ein riesiges Heimkino mit Perfect Day Island Collection weitere private OnshoreSpielekonsole, eine raumhohe Legowand, einen Airhockey-Tisch und kleine Lounge-Ecken zum EntspanResorts in der Karibik, die das Schiffskonzept praktisch nen. Und der riesige Außenbereich mit direktem Blick an Land fortführen. In karibischen Gefilden wird die auf die Sports-Area am Heck des Schiffs bietet einen Symphony of the Seas ab November 2018 unterwegs Whirlpool, einen Billardtisch und eine Kletterwand. sein. Bis dahin stehen allerdings erst einmal siebenInsgesamt 125 Quadratmeter groß ist die tägige Routen im westlichen Mittelmeer Suite, eine achtköpfige Familie kann hier auf dem Programm, mit Stopps in Bar★★★ ihren Urlaub auf See verbringen. celona, Palma de Mallorca, Marseille, Neapel, La Spezia und Civitavecchia. o ein Riesenschiff ist bestimmt Auch auf dem deutschsprachigen Markt eine gewaltige Spritschleuder“, liegt bei über zwei Millionen Kreuzfahmeint ein deutscher Tourist in rern im vergangenen Jahr viel Potenzial. Nicht mehr jeder Gast sucht sich gezielt Barcelona, der wie einige andere Passanten am Terminal steht und die die gängigen deutschsprachigen Produkte aus, viele schätzen gerade den inSymphony of the Seas bei ihrem Erstanternationalen Publikumsmix – und da lauf in der katalanischen Metropole willkommen heißt. Natürlich hat er Recht, setzt auch Royal Caribbean an. SYMPHONY OF THE SEAS schließlich werden an Bord bis zu knapp Als 25. Schiff der Royal CaribbeanStärken: 9000 Menschen nicht nur transportiert, Flotte ist die Symphony of the Seas na- Riesiges Angebot im Bereich türlich nicht das letzte, nicht einmal sondern auch Tag und Nacht versorgt. Action und Entertainment auf absehbare Zeit. Im kommenden Jahr Wie in einem Hotel an Land eben, das im - Erfrischendes Interieur und folgt mit der Spectrum of the Seas das Betrieb mit Sicherheit auch nicht gerade große Gastronomieauswahl erste Schiff der Quantum-Ultra-Klasse, emissionsarm ist. Fakt ist aber auch, dass Bordsprache: International 2020 bereits das zweite. Eine weitere viel getan wird, um den SchadstoffausBordwährung: US-Dollar stoß so gering wie möglich zu halten. neue Schiffsklasse ist mit dem ersten Passagiere: 6680 Laut Michael Bayley, CEO von Royal Icon-Schiff bereits für 2022 geplant, aber Crew: 2200 Caribbean, ist die Symphony of the Seas zuvor erhält die Symphony of the Seas Baujahr: 2018 bereits um 25 Prozent effizienter als ihre 2021 eine weitere Schwester. Und diese Flagge: Bahamas älteste Schwester, die Oasis of the Seas. wird sie mit Sicherheit wieder als größBRZ: 228.081 Länge/Breite: 362 m/66 m tes Kreuzfahrtschiff der Welt ablösen. Unter anderem sorgen Blubberbläschen Text: Axel Zimmermann unter dem Rumpf für Auftrieb und somit

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NORWEGIAN BLISS° Megaliner in Alaska

Nichts ist unmöglich. Auch nicht ein Go-KartRennen, während die Gletscher Alaskas an der Norwegian Bliss vorbeiziehen.

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Action in Alaska Mit der Norwegian Bliss sticht ein neuer Megaliner in See, der nicht nur Entertainment-Attraktionen und Gastronomievielfalt auf hĂśchstem Niveau bietet, sondern auch erstaunlich gut zu seinem nordischen Fahrtgebiet passt.

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NORWEGIAN BLISS° Megaliner in Alaska

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2 Zwischen Robotern und Aliens bekämpfen sich zwei Teams mit Laserpistolen. 1 Schönere und weitläufigere Panorama Lounges gibt es derzeit nicht auf hoher See. Oben der exklusive Bereich für The Haven-Gäste, So elegant sind unten die Lounge die Suiten im The für alle, mit Haven-Bereich, riesigem Platzalle mit direktem angebot. Zugang zu einem exklusiven Indoor-Pool.

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4 Kartfahren kann man auch nachts – vor allem im Winter in den karibischen Fahrtgebieten.

3 In der Wasserrutsche Ocean Loops geht es erst im freien Fall nach unten, dann sogar durch teils durchsichtige Röhren über die Reling hinaus.

5 Im Spice H2O am Heck der Norwegian Bliss können die erwachsenen Gäste auch mal unter sich sein – unter 21 Jahren ist der Zutritt verboten.

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unkelblaue Fjorde, gewaltige Gletscher, sattgrüne Wälder – wer nach Alaska reist, tut dies vielleicht mit einer gewissen Absicht, die Zivilisation hinter sich zu lassen und mit allen Sinnen in die Wildnis einzutauchen. Eine etwas außergewöhnliche Reiseart hierfür ist wohl eine Kreuzfahrt an Bord eines großen Cruise-Liners. Am 30. Mai 2018 wird die Norwegian Bliss in ihrem künftigen Heimathafen Seattle getauft und sich dann wöchentlich in Richtung Norden begeben – 330 Meter lang, 41 Meter breit und eine Kapazität von 4000 Gästen. Laut Norwegian Cruise Line ist das neue Flaggschiff maßgeschneidert für Alaska. Was ist also der Unterschied zu Schiffen mit ähnlichen Maßen, was macht sie so besonders? Ein Teil der Antwort lässt sich bereits beim ersten Drei Decks voller Unterhaltung, Schlemmereien und EinkaufsBlick aus dem Columbus-Terminal in Bremerhaven ermöglichkeiten bietet der 678 Ocean Place. ahnen. Hier liegt sie vor uns, die Norwegian Bliss, bereit für die erste kleine Einführungsfahrt nach Southamp2018 ab Miami und 2019 ab New York ansteuert. ton. Neben der aufwändigen maritimen Bugbemalung Open-Air-Seatings und Panoramablicke hin oder her vom US-amerikanischen Künstler Wyland fällt die un– wer sich für eine Kreuzfahrt mit Norwegian Cruise gewöhnliche Form des Schiffskörpers auf. Vier Decks Line entscheidet, will auch Vielfalt und vor allem Spaß über der Brücke verlaufen steil nach oben und sind im an Bord. Das bietet die Norwegian Bliss zweifelsohne, vorderen Teil komplett verglast. Dahinter verbirgt sich gerade die oberen Decks sind neben dem klassischen die wesentlichste Veränderung der Norwegian Bliss im Sonnendeck mit zwei Pools vollgepackt mit Action. BeVergleich zu ihren Vorgängerinnen der Breakaway Plusreits für viel Vorfreude unter den Adrenalin-Junkies Klasse, der Norwegian Escape und Norwegian Joy. Über sorgte die Go-Kart-Bahn auf hoher See. Die vorwiegend das halbe Deck 15 erstreckt sich eine riesige Observachinesischen Gäste der Norwegian Joy konnten zwar tion Lounge, die einen sehr exklusiven Eindruck macht, schon vorher die Reifen quietschen lassen, aber der Race aber für alle Gäste zugänglich ist. Viel Track auf der Norwegian Bliss ist noch Platz ist auf jeden Fall vorhanden, und die länger, breiter und verläuft über zwei ★★★ Einrichtung sorgt mit gedeckten Farbtönen Decks, sodass höhere Geschwindigkeiten erreicht werden können. 40 Kiund verspielten Details für ein modernes lometer pro Stunde bringen die FlitAmbiente zum Wohlfühlen. Sowohl die zer schon auf die Strecke. Angetriebeiden Seiten als auch die Front sind verglast, vorne sogar über zwei Decks – oben ben werden sie elektronisch, aber die speisen die Gäste des Buffetrestaurants Soundboxen im Heck röhren, es riecht „Garden Café“ mit dem gleichen tollen Ausnach verbranntem Gummi. Da kommt NORWEGIAN BLISS blick. Wenn man sich hinter den Scheiben echtes Renn-Feeling auf. Beim Verlassen der Go-Kart-Bahn fällt dann sofort nun das Panorama in Alaska vorstellt, ist Stärken: die Rutsche Ocean Loops ins Auge. Hier das schon sehr reizvoll. 50 Meter über dem - Viel Platz an Deck und tolle Panorama Lounge öffnet sich buchstäblich der Boden unWasserspiegel reicht der Blick viele Kilome- Herausragendes ter weit. Schon der Sonnenuntergang über ter den Füßen der Gäste, sie stürzen Entertainment und im freien Fall in die Tiefe, dann durch Bremerhaven ist da ein echtes Spektakel. Gastronomieangebot enge Schleifen, die in Schwindel erreDem Meer ganz nah sind die Gäste auf genden Höhen sogar über das Schiff Deck 8, wo sich die Außenbereiche von Bordsprache: Deutsch Bars und Spezialitätenrestaurants auf der hinausragen. Wer es gemächlicher anBordwährung: Euro Passagiere: 4000 gehen möchte, legt sich in die Gummibreiten Promenade The Waterfront aneinCrew: 1700 anderreihen. Zumindest bei 25 Grad auf reifen im Aqua Racer gegenüber. BRZ: 167.800 dem Ärmelkanal ist das herrlich, in AlasAm höchsten Punkt der Norwegian Baujahr: 2018 ka dürfte es an den Außentischen etwas Bliss, vorne auf Deck 20, hätte man eiFlagge: Bahamas gentlich eine Erweiterung des schönen frisch werden. Dann doch eher vor den kaLänge/Breite: 330 m/41 m ribischen Inseln, die die Norwegian Bliss Vibe Beach Clubs erwartet. Stattdessen

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NORWEGIAN BLISS° Megaliner in Alaska

wummern hier Techno-Bässe hinter grauen Kunststoffwänden und gelb-schwarzem Absperrband. In dem verwinkelten Laser Tag-Labyrinth mit Space Shuttle-Kulisse treten zwei mit Laserpistolen ausgestattete Teams gegeneinander an und versuchen, den Feind zu eliminieren – zwischen Robotern und glitschigen Aliens. Eine Superidee liebevoll umgesetzt, allerdings wäre das auch etwas für die unteren Decks. Platz an der Sonne kann es schließlich nie genug geben. Aber nicht nur Action-Liebhaber kommen auf den oberen Decks auf ihre Kosten, sondern auch diejenigen Gäste, die Entspannung und Erholung in einem persönlicheren Ambiente suchen. Auf der Norwegian Bliss befindet sich der teuerste The Haven-Bereich der Flotte mit eleganten Suiten, die sich um einen lichtdurchfluteten

Fotos: Norwegian Cruise Line, Axel Zimmernann

Die Spezialitätenrestaurants und Bars auf Deck 8 haben einen Außenbereich auf der Promenade The Waterfront.

Indoor-Pool anordnen. Wer Geld für einen Aufenthalt in dem luxuriösen Schiff-im-Schiff-Komplex in die Hand nimmt, speist zudem in einem exklusiven Restaurant, entspannt auf einem privaten Sonnendeck und hat Zutritt zu einer zweiten Panorama Lounge. Auch neben den Residenzen von The Haven überzeugen die Qualität und Auswahl der Kabinen an Bord der Norwegian Bliss. Einige Balkonkabinen sind etwas schmal geschnitten, dafür aber länger und bieten in jedem Fall ausreichend Stauraum. Erwähnenswert sind die Studiokabinen für Alleinreisende, die zwar innen liegen, deren Fenster sich aber erst beim zweiten Blick als Display mit Livebildern von Außenkameras entpuppen. Gegenüber vom schmaleren Bett liegt die Dusche, lediglich die Toilette ist durch eine Tür abgetrennt. Abgesehen von Spice H2O, einem Bereich ausschließlich für Gäste ab 21 Jahren hinten auf Deck 17, spielt sich das Bordleben am Abend eher auf den Decks

6 bis 8 ab – im 678 Ocean Place. Ein riesiges LED-Kunstwerk ist der Hingucker im Atrium, das alle drei Etagen miteinander verbindet. Von hier aus führen alle Wege zu erstklassigem Entertainment. Im Bliss Theater gibt es mit den „Jersey Boys“ anspruchsvolle BroadwayUnterhaltung, und zwar mit über 100 Minuten auch in voller Länge. Zudem zeigt Norwegian Cruise Line mit „Havana“ eine eigene Produktion unter Leitung des mit dem Tony Award ausgezeichneten Choreografen Warren Carlyle. Der Social Comedy & Night Club hält, was der Name verspricht, sowohl die Programme der Standup-Comedians als auch die Partys bis in die frühen Morgenstunden finden großen Anklang. Da braucht es schon Türsteher, die dafür sorgen, dass der Laden nicht aus allen Nähten platzt. Und auch im urigen Cavern Club schwingen die Gäste jeden Abend das Tanzbein zur Musik der wirklich guten Beatles-Coverband. Zwischen diese Clubs mischen sich zahlreiche Bars und Restaurants. 27 Dining-Optionen stehen den Gästen zur Verfügung. Dazu gehören die drei Hauptrestaurants „Manhattan Room“, „Savor“ und „Taste“ sowie zahlungspflichtige Spezialitätenrestaurants. Neu ist beispielsweise das À-la-carte-Barbecue-Restaurant „Texas Smokehouse Q“, außerdem gibt es ein „Teppanyaki“-Restaurant, maritime Gerichte im „Ocean Blue“, italienische Spezialitäten im „La Cucina“ und, und, und. Zwischen dem „Cagney’s Steakhouse“ und dem mexikanischen Restaurant „Los Lobos“ liegt die A-List-Bar, benannt nach dem CEO von Norwegian Cruise Line, Andy Stuart. Die Namen seiner beiden Schwestern und die seiner vier Kinder beginnen übrigens auch mit A – und der erste Cocktail auf der Karte heißt passenderweise „The Boss“. Auf Deck 8 geht es uriger zu, mit der Maltings Whiskey Bar, dem Wine Cellar und dem District Brew House mit einer riesigen Auswahl an Flaschen- und CraftBieren. Außerdem finden Raucher hier mit der Humidor Cigar Lounge neben einem erstmals abgetrennten Bereich im Kasino und einer Ecke im Spice H2O einen der wenigen Orte, an denen sie noch qualmen dürfen. In allen anderen Hinsichten passt die Norwegian Bliss perfekt zum Slogan der Reederei: „Feel Free“. Hier kann wirklich jeder Gast seinen Urlaub ganz persönlich und individuell gestalten. Dazu trägt natürlich auch das Premium All Inclusive-Konzept bei, von dem mittlerweile Gäste aus ganz Europa profitieren und das neben Getränken, Trinkgeldern und weiteren Leistungen nun auch ein 60-Minuten-Internetpaket beinhaltet. Premium ist das Stichwort. In Richtung dieses Segments bewegt sich Norwegian Cruise Line derzeit, und die Norwegian Bliss ist ein deutlicher Indikator für diesen Weg. Sie ist das bisher spannendste, eleganteste, in sich stimmigste Mitglied der Flotte und zudem eine interessante neue Variante für die Erkundung Alaskas. Text: Axel Zimmermann 3/2018

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STAR PRINCESS° Hawaii

Auf nach

Hawaii

Eine Kreuzfahrt mit der Star Princess ans Ende der Welt führt in ein Zauberland aus Lava und Regenwald, wo Tradition auf Moderne trifft, aber Seele und Natur noch im Einklang stehen. 3/2018

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Auf den Inseln Hawaiis befinden sich einige der weltweit besten Strände, ob legendäre Surfspots oder Beachparks für Familien.

Schön anzuhören: die Ukulele. Zehn Tage dauert die Produktion eines handgefertigten Instruments.

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In Honolulu findet man alles, ob Hula-Tanz beim Kulturfestival oder ganz normale Einkaufsstraßen.

STAR PRINCESS° Hawaii

Hawaii ist berühmt für seine spektakulären Wasserfälle, wozu die Waipoo Falls auf Kauai gehören. 3/2018

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Durch die Kaumana-Höhle bei Hilo floss früher ein Lavastrom des Mauna Loa, jetzt laufen Touristen in den Höhlengängen herum.

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ohnt es sich eigentlich, zweimal fünf Tage auf See zu verbringen, „nur“ um vier der acht Hauptinseln des Staates Hawaii zu erforschen? In 15 Tagen werden wir mehr wissen, werden allgemeine Klischees erfüllt sehen oder unsere speziellen Erwartungen bestätigt. So lange dauert unsere Kreuzfahrt mit der schönen Star Princess, die in wenigen Stunden mit ihren knapp 3000 Gästen den Hafen der kanadischen Stadt Vancouver verlassen wird. Ukulele-Klänge begrüßen uns bereits beim Betreten des Schiffs. Besser kann die Reise überhaupt nicht beginnen. Das Elua-Duo, seit acht Jahren als „Botschafter Hawaiis“ auf Princess-Schiffen unterwegs, musiziert auf dem Lido-Deck der Star Princess. Tiki Dave spielt sanfte, sehnsüchtige Weisen auf seiner Ukulele, seine Frau Leialoha, mit weißer Blüte im Haar, wie auch so manche der heute eingestiegenen Passagierinnen singen und tanzen dazu. Diese beiden sympathischen Künstler aus Hilo auf Hawaii Island werden während unserer kommenden Rundreise noch sehr wichtig für alle Passagiere sein. Jedenfalls sorgen sie dafür, dass unser Schiff schon vor dem Auslaufen aus dem Kreuzfahrthafen von einem gewissen „Aloha-Spirit“ umweht wird. „Aloha“ heißt so viel wie „Hallo, willkommen, alles Liebe...“. Als wir unter Vancouvers Lions Gate Bridge durchfahren, winken uns zahlreiche Menschen von oben herab zu, unsere Mitreisenden, darunter viele aus den kanadischen Bundesstaaten, winken zurück. Die Auslaufhymne „What a Wonderful World“ ertönt, das Meer ist spiegelglatt, und unsere Reise beginnt, die uns, laut der philosophisch-tiefgründigen Begrüßung im heutigen Bordprogramm, wie „neu“ nach zwei Wochen nach Hause in den Alltag zurückbringen soll. Mit – hoffentlich – erweitertem Horizont und frischem Blick auf alte Kulturen. Auf Letztere werden wir Gäste täglich behutsam vorbereitet. Zeit genug haben wir ja. Die ersten fünf Seetage wollen schließlich ausgefüllt werden bis zur ers-

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ten Destination, der Stadt Honolulu auf der Insel Oahu. Soeben läuft in der Abendsonne als „Movie under the stars“ auf Deck 14 ein Konzertfilm mit Starpianist Lang Lang. Den hätten wir heute Abend auch live im Orpheum Theatre in Vancouver sehen können – aber dann werden wir bereits auf dem offenen Meer sein. Und wir wollen uns, wie die meisten Mitreisenden, während der nächsten zwei Wochen wohl eher Ukulele-Klängen zuwenden. Gehört einfach zum Aloha-Gefühl dieser Reise dazu. Denn Tiki Dave, dessen Elvis Presley-Songs aus dem Film „Blue Hawaii“ einfach zum Dahinschmelzen sind, erteilt ab sofort täglich an Seetagen nachmittags um halb drei Ukulele-Lektionen, Leihinstrument inklusive. Als Gitarrist begann der Musiker einst in Los Angeles, der Liebe wegen griff er zusätzlich zur Ukulele und blieb auf Hawaii. „Uku“ bedeute übrigens „Floh“ und „lele“ „springen“. Bereits eine Stunde vor Beginn des Unterrichts hat sich vor der Wheelhouse-Bar auf Deck 7 eine lange Schlange derer gebildet, die sich für die Unterrichtsklasse anmelden wollen. Es ist rührend mitzuerleben, wie gestandene Männer jenseits des Pensionsalters bei Kinderliedern wie auch bei sehnsuchtsvollem hawaiianischem Liedgut voller Hingabe die Saiten zupfen. Ukulele spielen kann jeder lernen, es ist gar nicht so schwer. „Wer bis vier zählen kann, wird auch Ukulele spielen können“, sagt Tiki Dave. Perfekt durchgetaktet auf der Star Princess sind auch die Bordprogramme an Seetagen – in belebende „Refreshing“-Morgenangebote mit viel Sport für die Fitten und Wellness für die Ewig-Jungbleibenden. „Relaxing“ ist die Devise nachmittags, und „Enchanting“ verspricht das Abendprogramm zu werden. Ausgefüllt sind diese folgenden Tage bis Honolulu vor allem mit Vorträgen für die Wissensdurstigen. Auf dass wir hoffentlich landeskundlich versiert in der Hauptstadt des 50. Bundesstaates der USA, Hawaii, ankommen – genauer: Hawai’i. Außerdem gibt es natürlich täglich weiterhin die Ukulele-Stunden. Alle Passagiere sind richtig stolz und


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strahlen ob des sinnvollen Zeitvertreibs. Und wissen spätestens jetzt, dass aktives Musizieren kein großes Mysterium darstellt. „Ist doch klar strukturiert“, sagt ein Gast, „Dur ist happy, Moll ist traurig.“ Während die Ukulele-Liebhaber heute tapfer „Tiny Bubbles“ zupfen und dabei voller Inbrunst mitsingen, hat Tiki Daves Ehefrau im Theater künftige Hula-Tänzer/innen um sich versammelt. Männer und Frauen, Alt und Jung bewegen die Hüften hingebungsvoll beim „Hukilau“-Tanz, erheben die Arme gen Himmel, senken sie, um „Fische zu fangen“, all das mit großer Ernsthaftigkeit. „Hula“, sagt Leialoha, bedeute „Geschichten erzählen mit dem gesamten Körper“. Vom Regen, vom Meer, vom Fischfang und Essen, von der Liebe...

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s wird barfuß getanzt, mit wogenden Bewegungen und mit einem Lächeln im Gesicht. „Vergesst die Klischees“, sagt Leialoha, die mit zuckersüßer Stimme singt und wohl überlegte Tanzanweisungen gibt. Hula werde heutzutage nicht mehr von Mädchen in Bastrock und Kokosnuss-BHs getanzt. Aber Blumenkränze, diese so genannten polynesischen „Leis“, die wir an allen Seetagen basteln werden, gehören dazu! Und am Ende der Kreuzfahrt könne jeder der Teilnehmer die „Basics“ tanzen, verspricht sie. Tanzen und Ukulele-Klampfen macht hungrig, jeden! Zum Glück ist beim Buffet im „Horizon Court“ für jeden Geschmack etwas zu finden, „Fish and Chips“ für die Engländer, Tacos mit Guacamole für die Lateinamerikaner, ebenso fehlen nicht höchst delikate asiatische Gerichte. Kulinarisch rund um die Welt reisen werden die Passagiere der Star Princess in den kommenden zwei Wochen in den Spezialitätenrestaurants des Schiffs und in den Themenbuffets – und mit den beliebten Kochkursen mit Chefkoch Gaetano Patamia. Heute, am zweiten Seetag, dürfen die Gäste von ihm lernen, wie man flambierte Garnelen (mit ganz viel Brandy) zubereitet oder Schwarzwälder Kirschorte, hier Black Forest Gâteau genannt (mit ganz viel Kirschwasser).

H

eute Abend lautet der Dresscode „formal“. Alle wollen Kapitän Stefan Ravera die Hände schütteln oder den wortgewaltigen jungen Kreuzfahrtdirektor James Cox kennen lernen. Der, ehemaliger Schauspieler und fernseherfahren, „jagt“ allmorgendlich via Bord-TV mit seinen pfiffigen, witzigen Sprüchen die Passagiere aus den Federn – schließlich wartet ein weiterer, aufregender Seetag auf uns: Tag vier auf dem Pazifik. Täglich wird es etwas wärmer, aber 24 Grad Celsius Außentemperatur sind noch längst kein Grund, an Deck zu faulenzen. Lernen wir heute doch, dass Kauai, zweite Station auf unserer Hawaii-Kreuzfahrt, der „Garten Eden“ unter den Inseln sei. Politisch Interessierte lassen sich den Vortrag über den Angriff auf Pearl Harbor nicht entgehen. Sie haben sich natürlich bereits die Tickets für den entsprechenden Ausflug zu dem geschichtsträchtigen Ort bei Honolulu besorgt. Wir lernen heute von Tiki, dass die vom Aussterben bedrohte, aber inzwischen wieder in den Schulen gelehrte Sprache Hawaiis nur 13 Buchstaben aufweist: fünf Vokale und acht Konsonanten. Außerdem gibt es einen so genannten „glottalen“ Stop-Laut (als Akzent geschrieben). Jedes Wort ende mit einem Vokal. Die Vereinfachung des Alphabets geht auf jene calvinistisch-amerikanischen Missionare zurück, die im 19. Jahrhundert antraten, die Inselbewohner lesen und schreiben zu lehren – und übrigens auch den Hula-Tanz verboten wegen „Unzüchtigkeit“. „Mahalo“ heißt danke, „Aloha“ passe immer. „Kane“ bedeutet Mann, „Wahine“ Frau, wichtig für unsere Landgänge, sollte man Waschräume aufsuchen wollen. Täglich wird es heißer, die Sonne brennt vom wolkenlosen Himmel. Das unglaublich aktive Unterhaltungsteam zieht allmorgendlich wie immer im voll besetzten Theater auf der Bühne den Zumba-Kurs

Das Kreuzfahrt-Terminal mit seinem weißen „Segel“-Dach am Canada Place ist das Wahrzeichen der kanadischen Stadt Vancouver.

Wir befinden uns auf südwestlichem Kurs durch den Pazifik, der Wind kommt aus Süden mit Stärke 6. Auch heute ist wieder jede Menge „Enrichment“ angesagt. Tiki Dave informiert die Gäste in seinem „Port Talk“ über Honolulu und die seltsam anmutende Vorliebe der Hawaiianer ausgerechnet für Frühstücksfleisch aus der Dose, hier „Spam“ genannt. Geologe George hält einen Vortrag über die Formationen der Inselgruppe Hawaii. Später referiert der beliebte Lektor über Captain Cooks dritte Reise, seine Zuhörer hängen wieder fasziniert an seinen Lippen. Kunstfreunde lernen etwas über Licht in der Malerei, und Psychologin Sharon gibt Tipps zur Stressbewältigung. Sogar ein „Princess Pop-Chor“ wurde nachmittags ins Leben gerufen. Selbst eine LineDance-Gruppe gibt es, ist aber in puncto Beliebtheit dem Hula-Kurs weit unterlegen.

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Unberührte Strände wie dieser sind der Grund, weshalb man Maui, die zweitgrößte Insel Hawaiis, „die Magische“ nennt.

durch und lässt selbst Tanzmuffel in einer „Ballroom Blitz Class“ zu leidenschaftlichen Cha-Cha-Tänzern werden. Musik und Tanz findet man wirklich in allen Räumen und Latin Music, Jazz oder Pop-Konzerte abends im Theater. Auch einen spektakulären Auftritt einer Geigerin, die wie ein Bond-Girl aussieht und mit stürmischen Bewegungen Khatchaturians „Säbeltanz“ „heruntersägt“. Täglich mittags um Viertel nach eins gibt es abendländische Hochkultur: Ein bordeigenes Streichtrio spielt Klassisch-Beliebtes von Bach über Operette bis zu Boccherini. Auch wenn zuweilen dabei Kaffeemühle gegen Barcarole lärmt und Milchschäumer Menuett übertönt. Während heute in der Vista Lounge ein entfesselter Pianist auf dem Flügel herumlärmt, erklingen auf der Piazza, der Einkaufsmeile auf Deck 5, liebreizende Lieder über jene Sehnsuchtsinseln, denen wir stündlich immer näher kommen. Blumengeschmückt natürlich, denn wir alle lernten während der letzten Tage auch das Anfertigen von polynesischen Blumenkränzen. Auch der bordeigene Shopping-Guide verteilt seine Visitenkärtchen, denn der Einkaufs-Hotspot Honolulu ist nahe. Keiner der Gäste wirkt gestresst nach den inzwischen fünf Seetagen. Alle sind unsagbar freundlich zueinander und enorm mitteilsam. Nein, man werde morgen nicht zum Shoppen an Land gehen, erzählt uns eine Dame aus Vancouver im Aufzug. Man verkleinere gerade den Haushalt, sei „retired“ und ziehe in ein kleineres Haus. Endlich naht die Insel Oahu, das Herz Hawaiis, auf der wir eine Symbiose von Stadtleben und Natur gleichermaßen vorfinden sollen, mit der Hauptstadt Honolulu. Unser Schiff liegt im Hafen in der Nähe des trendigen Stadtteils Kakaako mit seinen hippen Cafés, Bars und Boutiquen. Diesen haben viele „Streetart“-Künstler für sich entdeckt. Das sieht man an den farbenfrohen

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Wänden von grauen Parkhochhäusern, auf die man blumenüberhäufte Paradiese gezaubert hat. Hier befindet sich auch eine der vielen Ukulele-Werkstätten Hawaiis. Zehn Tage dauert die Produktion eines solchen Instruments, das einst mit einem britischen Schiff aus Portugal nach Hawaii kam. Wir betrachten Instrumente in verschiedenen Größen und Stimmungen, mit vier, fünf oder sechs Saiten. Auch Konzert-Ukulelen, manche so teuer wie ein Kleinwagen.

S

päter, in der Innenstadt Honolulus, hören wir, wie eine Mitreisende angesichts all der H&M, Prada- oder Gucci-Läden irritiert sagt: „Sieht ja aus hier wie in Miami.“ Unser Guide Jamie beschwichtigt sie: „Waikiki ist nicht Hawaii.“ Plakate an den Wänden der Shoppingmalls laden zu „Hula tanzen in four simple steps“ ein. Im Royal Hawaiian Center werden traditionelle Kurse angeboten, wie das Aufziehen von Blumenkränzen mit Hilfe von traditionellen Nadeln. Brauchen wir nicht, das machen wir bereits an Bord! Die meisten Passagiere, auch uns, zieht es als Erstes zum Waikiki-Strand, an dem das Meer ganz zahm ist, das Wasser so warm und türkisblau glitzert. „Erforschen Sie Oahus Schatzkästchen und Sie werden das Paradies finden“, steht heute im Tagesprogramm, womit sicher nicht die Shoppingmalls in Waikiki gemeint sind, sondern der Iolani-Palast. Dessen Keller beherbergt die Juwelen, Kronen und Schwerter der hawaiianischen Königsfamilie, die hier von 1882 bis 1893 lebte. Noch heute spielt an jedem Freitag vor Amerikas einzigem Königspalast eine königliche Kapelle auf. Viele Gäste begeben sich deshalb auf die königliche Spurensuche. Aber wir gehen lieber zum „Daimond Head Beach-Luau“. Dieses interaktive Kulturfestival am Fuße des Vulkankraters Diamond Head, des Wahrzeichens Honolulus, besänftigt auch jene Passagiere, deren erster


STAR PRINCESS° Hawaii

zwei“, erklärt unser Guide. Die Stimmung unter den Star Princess-Gästen ist super, alle singen mit, als einheimische Musiker „You Are My Sunshine“anstimmen. Der Ukulele-Spieler hat ein Foto im Instrumentenkoffer, auf dem er mit Elvis zu sehen ist. Höchstpersönlich! Wir wandern später über einen Pfad, vorbei an vielen Banyan-Bäumen und typisch polynesischen knallrot blühenden Red Ginger-Pflanzen, zur mystischen „Fern Grotto“. Deren Erkundung ist heute leider nicht möglich: zu gefährlich wegen Steinschlags. Stattdessen erfreut uns eine junge Hawaiianerin durch ein „Wedding“Lied. Hier, vor dieser Grotte, lassen sich nämlich viele Einheimische trauen. Der Aufforderung, einander zu küssen, kommen die anwesenden Paare freudig nach. Zurück zum Ausflugsboot geht’s wieder durch den üppig wuchernden Regenwald. Während der nachfolgenden Busfahrt haben wir leider nur kurz Zeit, um einen Blick auf den atemberaubenden Waimea Canyon und auf die Wailua-Wasserfälle zu werfen. Neun Stunden Aufenthalt haben wir am nächsten

Eindruck von Hawaiis Hauptstadt etwas ernüchternd war. „So war es früher hier“, zeigen sich die Gäste erfreut angesichts der Aktivitäten in diesem Kulturpark, wo in traditionellem Ambiente gewebt, getanzt, musiziert und gegessen wird. Im Schatten eines mehrere hundert Jahre alten Baobab-Baums ist ein Buffet mit authentischen polynesischen Gerichten aufgebaut. Es gibt Kalua (geräuchertes Schweinefleisch), Lomi Lomi, Lachs in Taro-Blättern gebacken, und Kaupia, einen köstlichen Kokospudding. Auf der Bühne laden schöne junge Einheimische die Besucher zum Hula-Mittanzen ein. Schweren Herzens fahren wir zu unserem Schiff zurück. 93 Seemeilen liegen zwischen Honolulu und Nawiliwili auf der Insel Kauai. Beim Einlaufen am nächsten Morgen werden die Passagiere der Star Princess von Hahnen-gekrähe begrüßt. Die meisten Gäste haben eine Flussfahrt durch den Regenwald auf dem Wai Lua gebucht – mit Musikbegleitung. Romantik pur. „Wai bedeutet Wasser, und Lua heißt: Aus einem werden


STAR PRINCESS° Hawaii

Tag auf Hawaii Island. Auf dieser geologisch jüngsten der hawaiianischen Inseln, auch Big Island genannt, findet man fast alle Klimazonen. „Morgens Skifahren und Windsurfen am Nachmittag ist hier möglich“, sagt Reiseführerin Angela, die uns bereits in Hilo erwartet und uns begleiten wird auf einem Ausflug über die Insel mit dem noch aktiven Vulkan Kilauea, dessen Lava aber nur vom Helikopter aus zu sehen ist. Die regenreichste Insel des Archipels übrigens, was unschwer zu sehen ist angesichts all der faszinierenden Blütenpracht auf dem Weg zum Waianuenue-Wasserfall. In der Landessprache bedeutet es „Regenbogen, den man im Wasser sieht“. Leider ist heute kein Regenbogen weit und breit zu erblicken, dafür ringsum viel landwirtschaftlich genutztes Areal, Weideland, Süßkartoffelfelder und Bananenstauden. Sehr verändert habe sich diese Insel in den letzten Jahren, erklärt Angela. Wir befinden uns in der „post sugar aera“. Wo früher Zuckerrohr angebaut wurde, sieht man heute Golfplätze.

D

och zunächst machen wir einen Halt an der Kaumana-Höhle, vor der es sich eine Unmenge von Hühnern und Hähnen gemütlich gemacht hat. Ganz schön viele Touristen wuseln unten auf den glitschigen Höhlengängen herum, durch die sich im Jahr 1880 ein Lavastrom vom Vulkan Mauna Loa in Richtung Hilo bewegte. Wir fahren an Farmen vorbei, die in angeschlossenen Lädchen landestypische Waren aus eigener Produktion anbieten, wie Gewürze, Ananas, Tangerinen und Pomelos oder Macadamia-Nüsse. Alles Bio hier, auch die vielen duftenden Körperöle. Wir stärken uns mit einer Tasse des wunderbar aromatischen, nur auf Hawaii-Inseln angebauten Kona-Kaffees. Ob wir später wohl die berühmten hawaiianischen Grünen Meeresschildkröten vor den schwarzen Sandstränden sehen können, deren Lebensraum sich auf den nordwestlichen Hawaii-Inseln befindet? Das Meer ist hier völlig ungeeignet zum Schwimmen, zu flach, zu viel Lavagestein. Und ja, in der Ferne sind auch Schildkröten zu sehen. Auf der Fahrt zurück in die Stadt kommen wir später an der überlebensgroßen Statue von König Kamehameha I. vorbei. Diese werde in der Höhe nur noch von den im Hafen festmachenden Kreuzfahrtschiffen übertroffen. Die seien üblicherweise die größten „Gebäude“ der Stadt, die größtenteils von den Tsunamis in den Jahren 1946 und 1960 zerstört worden sei. Aber inzwischen wurde „little big city“ mit seinem historischen Kleinstadt-Flair wieder aufgebaut. Nur hier, behaupten die Einheimischen, finde man den klassischen „Spirit“ des alten Hawaii. Wie gerne wären wir, nicht zuletzt deshalb, noch auf Big Island geblieben, die doppelt so groß ist wie die anderen Inseln des Archipels. Die Zeit reicht leider nicht

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aus für eine Fahrt in das „vulkanische Wunderland“, den Vulcanoes National Park. Die Star Princess fährt schon am frühen Abend wieder hinaus aufs Meer. Eine fröhliche Auslaufparty auf dem Pooldeck, dort, wo man sonst die „Movies under the Stars“ sehen kann, Popcorn griffbereit, Pizza auch, neben Eisbar und HamburgerGrill, bildet den Abschluss dieses abwechslungsreichen Inselaufenthalts. Kurz vor sieben Uhr am anderen Morgen ankert die Star Princess vor Maui. Wenig später werden die Tenderboote zu Wasser gelassen, die die Passagiere bis zum Abend kontinuierlich nach Lahaina – in der Landessprache „grausame Sonne“ – und zurück bringen. Aus den früheren Läden des kleinen ehemaligen Walfängerorts sind inzwischen Kunstgalerien und Restaurants geworden. Wir besuchen das Kulturzentrum im ehemaligen Zollhaus, das einst als Sitz des Parlaments des Königreichs Hawaii diente. Auf dem Platz davor befindet sich der größte Banyan-Baum Hawaiis – das bereits seit 1873. Ruhe suchenden Touristen spendet er mit unzähligen Luftwurzeln wohltuenden Schatten. Entspannt ist der Gang durch die Stadt, die ganz ohne Ampeln und Staus auskommt – und ohne Plastiktüten. Maui ist die erste Hawaii-Insel, die komplett auf deren Einsatz verzichtet. Noch entspannter ist ein Aufenthalt am Strand mit glasklarem, warmem Wasser und den buntesten Fischen, die wir je sahen. Nachdem der Anker der Star Princess eingeholt wurde, fahren wir direkt in einen gleißend roten, wunderbaren Sonnenuntergang, der auch vom Nachbarbalkon mit „what an amazing sunset“ bewundert wird. Ja, Maui war definitiv die letzte Insel dieser Reise – vor uns liegen noch fünf weitere Seetage und 2410 Seemeilen auf unserer Fahrt zurück nach Vancouver.

B

eim Blumenbindekurs im mit wunderschönen bukolischen Wandmalereien versehenen Restaurant „Sabatini“ kommen wir anderntags ins Gespräch mit einer Kanadierin. Sie hat auf Maui auf der „Road to Hana“ einen Ausflug gemacht. „Es war, als würden meine Augen explodieren“, berichtet sie wehmutsvoll von den traumhaften Landschaften auf Maui, die sie als „ein himmlisches Paradies“ bezeichnet. Als Aufmunterung für sie und die übrigen Passagiere bringen die Bordkünstler im Princess Theater heute Abend eine temperamentvolle Show auf die Bühne. Die heißt „British Invasion“. Es geht in der Tat „very British“ zu mit all den roten Telefonzellen, roten Bussen, der Carnaby Street im Bühnenhintergrund. Das Abendmenü zuvor hatte durchaus Galaabend-Qualitäten. Es ist wie immer international, ob man nun Pasta mit Trüffelöl, Schweinefleisch süßsauer oder die delikaten Scampi ordert. Als ob die Wettergötter wussten, dass unser Schiff


Kauai Nawiliwili

Oahu

Ins Paradies mit der Star Princess

von/nach Vancouver

Honolulu Lahaina Kanada

Vancouver Hawaii

S

t i l l e r

0

Unterwegs zu bizarren Vulkanwelten, Traumstränden und tropischen Regenwäldern.

Maui

,

O z e a n Hilo

50 km

Hawaii Island

sich jetzt bereits auf der Rückreise befindet, ist der Himmel am anderen Tage bedeckt. Die Luft hat „nur“ noch 25 Grad, der Wind „tobt“ aus Südost mit Stärke 5 über die Decks. Kreuzfahrdirektor Jamie Fox gelingt es dennoch einmal mehr, die Stimmung an Bord mit seinen flotten Sprüchen aufzulockern. Außerdem hat man für die letzten fünf Seetage eine „Oktoberfest Glockenspiel Class“ installiert. Daniela, die sonst Geige im Bordtrio spielt, unterrichtet mit Charme und Kompetenz, die „Schüler“ danken es mit hingebungsvollem Klöppeln des bei Amerikanern so beliebten „Edelweiß“-Liedchens.

Fotos: Dagmar Zurek, Infografik: www.AxelKock.de für AZUR

S

elbst wenn das Wetter danach wäre: Es ist keine Zeit für die unentwegt beschäftigten Passagiere, sich noch einmal hingebungsvoll der Sonnenbestrahlung zu widmen, bevor die Star Princess in vier Tagen das kühle Vancouver erreicht hat. Der bordeigene Pop-Chor wartet schon, der Ukulele-Unterricht sowieso, im Lotus Spa könnte man sich heute mal ein Zähnebleichen-Seminar oder eines zum Falten-Killen anschauen. Das Mantra dieser Reise lautet ja: „Come back new!“, quasi runderneuert. Der Gast hat auch während der letzten Seetage die Qual der Wahl. Soll er die „Mysteries of the brain“ erkunden, etwas über Relativitätstheorien lernen, über Voltaire und dessen Lust am Denken erfahren, etwaigen Schmerzen mit Akupunktur zu Leibe rücken lassen? Es ist für jeden Gast, für jede Präferenz etwas da. Am letzten Seetag erfahren wir durch die tägliche Brückenansage: „Quite strong, with large swell portside!“ seien Wellengang und Dünung heute. Der Wind kommt aus Norden mit Windstärke 8. Bei Temperaturen von 14 Grad liegt nur noch ein anscheinend ziemlich seefester Gast draußen an Deck. Viele Passagiere lesen heute noch einmal in ihren Reiseführern nach, was sie so alles bei den Landgängen verpasst haben. Alle sind sich darin einig, unbedingt noch einmal eine Hawaii-Kreuzfahrt unternehmen zu wollen. Inklusive der zehn Seetage insgesamt, um die Inseln Hawaiis zu genießen? Why not. Das war es wert. Und schließlich kann ja auch ein Schiff wie die Star Princess das Ziel sein. Text: Dagmar Zurek

VANCOUVER Bedingt durch die Lage am Pazifik war die Stadt seit Generationen das Ziel von Einwanderern. Vancouvers Chinatown ist die drittgrößte Nordamerikas nach New York und San Francisco. Der 400 Hektar große Stanley Park ist einer der weltweit größten Parks seiner Art.

HAWAII Der Staat Hawaii hat 1,3 Millionen Einwohner und ist seit 1959 ein Bundesstaat der USA. Von den acht Hauptinseln des Archipels sind nur sieben bewohnt. Oahu ist die Hauptinsel Hawaiis. Drei Viertel aller Einwohner leben in der Hauptstadt Honolulu. Dort trifft Tradition auf Moderne, die Natur beginnt gleich hinter den Hotelbauten des Strands von Waikiki. Die Innenstadt wird von viktorianischen Bauten geprägt. Darunter befindet sich auch der Iolani Palace, der einzige Königspalast der USA. Ganzjährig angenehme Temperaturen von 24 bis 29 Grad machen die Hauptinsel zu einem beliebten Urlaubsziel. Hawaii Island, die größte Insel des Archipels, wird auch Big Island genannt. Sie ist Heimat

des Kilauea, des aktivsten Vulkans der Welt, und des Mauna Kea, des mit 10.203 Metern weltweit größten Meeresbergs. Big Island wächst dank des Kilauea weiter. Hawaii Island mit seinen vielen historischen Stätten gilt als bedeutender Entstehungsort hawaiianischer Kultur. Kauai ist die älteste und vegetationsreichste Insel Hawaiis. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die „Garteninsel“ mit ihren 43 traumhaften Sandstränden zum Inbegriff eines polynesischen Paradieses. Hier wurden Hollywoodfilme wie „Jurassic Park“, „Blue Hawaii“ und „South Pacific“ gedreht. Der Waimea Canyon gilt als der Grand Canyon des Pazifiks. Maui war einst das Zentrum der polynesischen Walfangindustrie. Inzwischen ist ihre ehemalige Hauptstadt Lahaina zu einem Hotspot für Künstler geworden. Parks und Naturschutzgebiete bedecken mehr als die Hälfte der Insel. Mit Wegen, die durch erstarrte Lavaflüsse und Bambuswälder führen, ist Maui ein Paradies für Wanderer. Als eine der schönsten Panoramastraßen weltweit gilt die „Road to Hana“.

LESETIPP Lonely Planet: Hawaii, Mitarbeit: Sara Benson, Amy C. Balfour, Adam Karlin u. a., 24,99 Euro 3/2018

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Der Starwalker mit seinem einzigartigen Ausblick aufs Meer oder in den Sternenhimmel führt direkt in die gleichnamige Bar.

Viel Platz für sportliche Aktivitäten mit Blick auf den Ozean bietet das Fitnessstudio.

Während einer „Oktoberfest Glockenspiel Class“ lässt sich das Spiel auf dem Xylofon erlernen.

Raum zum Relaxen in harmonischem Design bietet jede der stilvoll eingerichteten Kabinen.

Insgesamt vier Pools laden zum Verweilen ein. Für den „Sanctuary“-Pool gilt: Adults only.

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SCHIFFSTEST

Maritime Gastfreundschaft trifft auf eleganten Wohnkomfort Die STAR PRINCESS ist ein Zuhause auf dem Meer, das keine Wünsche für die persönliche Auszeit offenlässt. SCHIFF Wie ihre Schwesterschiffe, die Grand Princess und die Golden Princess, gehört auch die im Dezember 2017 renovierte Star Princess zu den Cruisern der Grand-Klasse. Dementsprechend strahlt das in Italien gebaute Schiff auch in allen Bereichen das Ambiente eines Grandhotels aus. Dabei kommen der Gastronomie und dem Service eine wesentliche Rolle zu. Die weitläufigen Decks lassen vergessen, dass man sich hier auf einem Schiff mit 2600 Passagieren befindet. Platz genug ist für alle.

REEDEREI Princess Cruises entstand 1965 aus nur einem einzigen Schiff, das entlang der Mexikanischen Riviera kreuzte. Die beliebte TV-Serie „Love Boat“ machte die Reederei weltberühmt und sorgte für eine Expansion des gesamten Kreuzfahrtmarkts. Seit ihrer Vereinigung mit der Peninsular and Oriental Steam Navigation Company, kurz P&O Cruises genannt, im Jahre 1974 hat sich Princess Cruises zu einer der größten Reedereien der Welt entwickelt. Im Jahr 2003 wurde Princess, zu dem Zeitpunkt noch unter dem Namen P&O Princess Cruises plc, Teil der Carnival Corporation. Mit 18 Schiffen verfügt die Reederei heute über eine der modernsten Kreuzfahrtflotten der Welt. Zum Unternehmen gehören auch die Insel Palm Island auf den Grenadinen, eine Lodge in Alaska sowie der erste Panorama-Glas-Zug von Anchorage nach Fairbanks.

england, Karibikreisen und Kreuzfahrten entlang der Mexikanischen Riviera sowie Reisen durch den Panamakanal und nach Südamerika, und auch Weltreisen werden angeboten. Für die Saison 2018/2019 stehen für rund 400 Hochseereisen „Mitfahrtarife“ zur Verfügung – mit hohen Ermäßigungen für die dritte und vierte Person in derselben Kabine.

KABINEN Alle Kabinen und Suiten sind sowohl elegant als auch funktionell ausgestattet mit hochwertigem Mobiliar. Sie strahlen Gemütlichkeit aus in einem angenehmen Mix aus hellen Holztönen und Pastellfarben. Die Kabinengrößen erstrecken sich von 13 bis 128 Quadratmeter. Kühlschrank, TV, Bad mit Dusche gehören zu jeder Einrichtung. Die Grand Suiten verfügen u. a. über einen begehbaren Kleiderschrank.

GASTRONOMIE Auf der Star Princess stehen zehn Restaurants zum stilvollen Speisen und für den kleinen Imbiss zur Verfügung sowie ein 24-Stunden-Kabinenservice. À la carte kann man in den Hauptrestaurants ordern, wobei man sich zwischen festen und flexiblen Tischzeiten entscheiden darf. Legere Speisemöglichkeiten bieten das Buffetrestaurant „Horizon Court“, eine Pizzeria und ein Hot Dog Grill. Die Gerichte in den Spezialitätenrestaurants sind kostenpflichtig. Wasser, Tee und Kaffee gibt es gratis in den Buffetrestaurants.

FAHRTGEBIET

SERVICE

Die Passagiere haben die Auswahl zwischen Kreuzfahrten nach Alaska, Asien, Ozeanien, Europa, Kanada und Neu-

Die Mitglieder der vorwiegend aus Asien kommenden Crew sind freundlich und entgegenkommend. Es werden pro Per-

son und Tag 13,50 bis 15 Euro Trinkgeld empfohlen. Der Gast kann diese Preise nach Wunsch nach unten korrigieren.

SPORT & WELLNESS Für das Ausdauer- und Krafttraining steht ein modern ausgestattetes Fitnessstudio zur Verfügung. Es werden auch Pilates- und Yogakurse angeboten. In der asiatischen Atmosphäre des Lotus Spa kann man Kosmetikbehandlungen und Massagen buchen sowie Aromen im Dampfbad genießen. Ein Aufenthalt im Sanctuary bietet – kostenpflichtig – Entspannung.

BORDPROGRAMM Mit seinem ScholarShip@ Sea-Studienprogramm bietet Princess 20 Kurse aus den Bereichen Kulinarik, Kunst, Gesundheit oder Computertechnik an. In den 12 Bars, Clubs und Lounges der Star Princess treten Live-Musiker und Comedians auf, die große Bühne des Theaters gehört dem Showensemble. Für Kinder gibt es das Bordprogramm „Camp Discovery“ mit altersgerecht gestaffelten Aktivitäten. „Movies under the Stars“ zeigt aktuelle Spielfilme.

AUSFLUGSANGEBOT Der Gast kann auf eine breite Angebotspalette mit Landausflügen zugreifen. Diese sind gut organisiert und stehen in einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Lektoren bereiten die Gäste auf das jeweilige Zielgebiet vor.

PUBLIKUM An Bord trifft man auf internationale Gäste jeden Alters. Dabei handelt es sich um ein meist weit gereistes, vorwiegend kontaktfreudiges Publikum im Alter von 55 bis 70 Jahren. Man

legt Wert auf gute Küche, zeigt Interesse auch an Weiterbildung. Die vorwiegend aus den Staaten kommenden Passagiere wollen inmitten einer hochwertig und traditionsreich gestalteten Umgebung in guter Gesellschaft entspannt reisen und gut unterhalten werden.

SHOPPING Neben Dingen des täglichen Lebens und Souvenirs bieten die bordeigenen Geschäfte auch Mode, Kosmetik, Zigaretten und Hochprozentiges an.

DRESSCODE Generell gilt: sportlich-legere Freizeitkleidung tagsüber, abends klassisch-elegant. Bei „formalen“ Abenden können Smoking und Abendkleid getragen werden.

PREISNIVEAU Ab 100 Euro pro Tag.

★★★★

STAR PRINCESS Stärken: - Destinationsbezogene Unterhaltungsprogramme - Delikate Küche, freundlicher Service Bordsprache: Englisch Bordwährung: US-Dollar Passagiere: 2600 Crew: 1150 Baujahr: 2002 Flagge: Bermudas BRZ: 109.000 Länge/Breite: 290 m/36 m

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ASTOR° Nordsee

Friesische Impressionen – auf der Astor zwischen Bremerhaven und Esbjerg

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Entspannte Seetage, stressfreie LandausflĂźge und viel frische Luft garantiert diese kurze Kreuzfahrt entlang der nordfriesischen Inselwelt. Da wird jeder Tag an Bord zum Genuss.

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41 °


Austern sind schwer zu knacken. Wer abends keine blutenden Hände haben will, trägt einen Kettenhandschuh, um sich nicht zu verletzen.

Achtmal täglich verbindet die Syltfähre List mit dem dänischen Festland. Frühmorgens oft vor abziehenden Wolkenbänken und Regenbogen am Horizont.

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ASTOR° Nordsee

Kampen auf Sylt ist Fluchtpunkt vieler. Hinter Dünen, Heideflächen und hohen Sandwällen liegen versteckt die reetgedeckten Villen.

Dittmeyer’s Austern Compagnie in List ist der einzige Austernzüchter Deutschlands. In Strandkörben davor wird fleißig geschlürft. Stolz präsentiert Bine Pöhner die „Sylter Royal“ aus heimischer Produktion.

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Sylt ist ein Sehnsuchtsort. Wer einmal hier war, kommt wieder. Das zeigen die Schlösser Verliebter am Lister Hafen. Keitum steht für das traditionelle Sylt hinter dichten Hortensienbüschen.

„Die Düne“ heißt das platte Eiland vor Helgoland. Genau das ist es – ein großer Badeplatz für Robben und Badegäste.

44 °azur.de

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ASTOR° Nordsee

die Lage jeder einzelnen aus dem Effeff, schnell und ohne Wartezeit ist man nach dem Shakehands mit dem Kapitän und dem Welcome-Cocktail im Heim auf Zeit. Meines liegt besonders nah. 229, meine Suite auf dem Atlantic Deck im vorderen Schiffsteil, lässt kaum einen Wunsch offen. Mit 26 Quadratmetern ist sie großzügig bemessen, sauber aufgeteilt zwischen Wohnund Schlafbereich und mit viel Bewegungsspielraum dazwischen. Die Mahagonitöne der Einbauschränke passen sehr gut zum marineblau bezogenen Mobiliar. Helle Wände und Lampen vervollständigen dieses Bild hanseatischer Gediegenheit. Am besten gefallen mir aber die beiden großen, von der Decke bis zum Boden laufenden Fensterflächen, die den Eindruck von Weite unterstreichen. Sie lassen vergessen, dass die Astor keine Balkonkabinen hat und nur in den drei teuersten Suiten eine eigene Terrasse anbietet. Ein Manko ist, dass es weder Kaffeemaschine noch Teekessel gibt. Schiffe, die international unterwegs sind, sollten das in ihren Suiten haben. Die Astor wurde 2010 generalüberholt und wirkt in den Kabinen wie gerade erst ausgeliefert und nahezu ohne Gebrauchsspuren. Auch die ausreichend großen Bäder sind tipptopp. Jeder Gast hat Bademantel und Schlappen, was für den Gang zum Wellness- und SpaBereich praktisch ist. Das Baujahr der Astor, 1987, macht sich vor allem beim Schadstoffausstoß bemerkbar. Ihre Maschinen verfeuern noch immer fast ausschließlich Schweröl, das besonders umweltschädlich ist. Ich verstaue schnell meine Sachen und mache mich auf zum Deck 8. Hinter der Hanse Bar, im englischen Pub-Stil eingerichtet, liegt eine weite, überdachte Loungezone. Dort lässt es sich prima, vor Schmuddelwetter geschützt, mit einem Drink auf das Auslaufen des Schiffs anstoßen.

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ie Astor ist im Sommer in Nordeuropa unterwegs. Mit den Oberdecks 7 bis 9 hat das relativ kleine Schiff jedoch drei Decks mit Outdoor-Flächen am Heck und auf dem obersten dazu noch zentral eine weite Sport- und Spielebene mit einem schmalen Joggingpfad. All das ist natürlich ideal für Reisen in stabilem mediterranem Wetter. Wir können sie nur selten nutzen. Die beiden offenen Seitenpromenaden, die es auch gibt, sind dagegen auch bei schlechtem Wetter gut zum Luftschnappen geeignet. Hinzu kommen zwei gemütliche Innengalerien auf Deck 6 mit Loungesofas und Couchtischen. Das Brückendeck ist das größte Außendeck. Witzig sind dort die Biertische und -bänke zum netten Beisammensein. Während unserer Tour erleben wir einen bayrischen Abend mit Weißwurst und Freibier. Da kommt Oktoberfest-Stimmung auf. Außerdem gibt es überdachte Frühstückstische und Sitzgruppen. Wer

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ie stehen an Deck und blicken hinunter zum Pier. Menschen winken herauf, Tränen fließen. Gleich geht es los. Werden sie sich wiedersehen, und wann? Das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven dokumentiert in eindrucksvollen Bildgalerien, dass die Stadt an der Wesermündung, obwohl sie stets im Schatten Hamburgs stand, schon immer einer der wichtigsten Seehäfen des Landes für den Schiffsverkehr über den Großen Teich war. Schlanke Passagierdampfer wie die Columbus und die Europa legten hier in den 20er und 30er Jahren nach Amerika ab. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts hatte eine Emigrationswelle sieben Millionen Menschen von Bremerhaven aus in die Neue Welt gespült. Nun stehen wir also an der Reling unseres Oceanliners, der ganz ähnlich geschnitten ist wie die eleganten Schiffe damals. Das Stufenheck mit den drei Außendecks bewahrt die traditionelle Silhouette seiner großen Vorfahren. Die Astor ist eines der wenigen Kreuzfahrtschiffe, die Eleganz ausstrahlen im Club der immer bulliger werdenden Megaliner im „Roll-on-roll-off-Look“. Die sind hinten wie mit dem Fallbeil abgehackt. Das nostalgische Feeling stimmt hier also. Daher Leinen los, die Reise beginnt. Manchmal könnte man den Eindruck haben, der europäische Sommerfahrplan für Seereisen befände sich in einer Endlosschleife. Sankt Petersburg, Stockholm, Spitzbergen und Grönland, dazu Ägäis, Barcelona, Venedig – überall die üblichen Verdächtigen, denen man auf jeder Route wiederbegegnet. Da macht unser Rundtrip neugierig. In vier Tagen werden wir gerade einmal 290 Seemeilen durch die Nordsee schippern, ein Drittel davon gleich in der ersten Nacht nach Esbjerg, dem Hafen hinter der Grenze zu Dänemark. Danach Sylt und Helgoland, wir werden kaum die Deutsche Bucht verlassen. Eine klassische Schnuppertour für Kreuzfahrtnovizen also, zum Kennenlernen des Bordlebens, des Ambientes, aber auch zum Genießen. Denn spektakulär soll und wird es auf dieser Reise nicht zugehen. Eine nordfriesische Heimattour mit Esbjerg als der einzigen Unbekannten. Sylt und Helgoland sind dagegen beliebtes Nordseestrandgut. Doch der Charme liegt darin, dass sie selten in dieser Konstellation kombiniert werden und dass viele Schiffe inzwischen einfach zu groß sind, mit zu vielen Passagieren, um die kleinen Inseln überhaupt anzulaufen. Diese könnten den Andrang tausender Landgänger gar nicht mehr bewältigen. Die Astor hat da mit nur gut 500 Gästen einen deutlichen Vorteil. Wer Dede folgt, ist auf dem richtigen Weg. Einige dutzend Mal führt der kleine Indonesier mit der schwarzen Weste Neuankömmlinge vom Empfang an Bord direkt zu ihren Kabinen. Er und seine Kollegen kennen

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draußen essen will, hat Zugang vom „Übersee Club“. Das ist das Selbstbedienungsrestaurant und schließt direkt an. Der kleine Pool in der Mitte des Brückendecks ist eher Pflicht als Kür. Er nimmt viel vom offenen Bereich weg und steht eigentlich nur im Weg. Toll aber ist die in einem weiten Halbrund ausgeschnittene Sonnenterrasse auf dem darüber gelegenen Bootsdeck. Sie ist groß genug für Sonnenliegen und Bistrotische. An der langen Balustrade lässt es sich herrlich aufs Meer blicken. Auch beim obligatorischen Sektempfang am Abreisetag stehen sichdie vielen Gäste dort nicht im Weg. Das Bootsdeck ist zudem mit einer Zeltplane gegen Regen geschützt und zum Teil beheizt. Aus der Hanse Bar dahinter kommt jetzt die Kellnerin mit den Cocktails. Die Astor hat nun Fahrt aufgenommen. Wir lehnen uns zurück, während sich der erste Tag verabschiedet.

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sbjerg ist eine alte Seefahrerstadt. Dänemarks größter Nordseehafen bot lange Zeit die letzte Fährverbindung nach England im Norden. Seit diese eingestellt wurde, blicken die Vier Weißen Männer, eine neun Meter hohe Skulpturengruppe und moderne Version der Moai auf der Osterinel, sehnsüchtig hinaus aufs Meer, als warteten sie auf Besuch von der Brexit-Insel. Heute werden von hier aus vor allem die Offshore-Ölplattformen versorgt. In Esbjerg legt die Astor nach dem Verlassen von Bremerhaven das einzige Mal direkt an einem Hafenpier an. Auf unserem Tagesprogramm steht der Besuch der historisch bedeutenden Handelssiedlung Ribe. Die älteste Stadt Dänemarks war schon zur Zeit der Wikinger der wichtigste Link Richtung Süden. Sie ist umgeben von weiten Marschlanden. Mit Dämmen schützen sich die Menschen seit alters her vor den in jedem Winter drohenden Überflutungen. So wirkt Ribe aus der Luft wie von einem Stadtwall eingefasst, dem sich von allen Seiten Wasserläufe nähern, auf denen Segelboote ankern. Nach Ribe wagten sich die ersten Missionare aus dem deutschen Sprachraum vor, um die an kriegerische nordische Götter glaubenden Heiden zum Christentum zu bekehren. Einige sehr schöne Kirchen aus alter Zeit dominieren noch immer den inzwischen in Vergessenheit geratenen Ort, dessen Kern viele Fachwerkhäuser entlang enger Gassen schmücken. Wir haben das Glück, in einem windschiefen Restaurant die lokale Küche kennen zu lernen. Schon mittags wird uns dazu das volle Sortiment der Riber Brauereikunst serviert: Halbliterflaschen verschiedener Biere, vom Wikingerbräu bis zum Hefeweizen aus der Marsch. Gut, dass das Ausflugsprogramm jetzt beendet ist. Busse bringen uns zurück nach Esbjerg. Ein Nickerchen in meiner Astor-Suite, dann bin ich wieder fit für den Abend.

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Unser Schiff bietet zwei Hauptrestaurants. Der Gast entscheidet, ob er den Tischservice im „Waldorf“ bevorzugt oder die legere Atmosphäre des „Übersee Club“ ein Deck höher. Zum Lunch liegt man dort nicht falsch. Mal hier und dort zu probieren, auf die Schnelle eine kleine Portion oder doch lieber doppelt beim Lieblingsessen zuzulangen – hierfür ist der helle Saal mit viel Platz am besten geeignet. Ein bisschen ShowCooking gibt es auch. Schon zum Frühstück lasse ich mir von Köchin Rebecca Lemmel mein Lieblingsrührei mit frischem Gemüse und Würfelschinken zusammenstellen. Nachmittags sind hier auch Kaffee und Kuchen angesagt. Wer es nicht so süß mag, findet eine Auswahl an Sandwiches. Abends zum Dinner darf es dagegen auch schon mal etwas distinguierter zugehen. Im „Waldorf Restaurant“ mit edlem Mobiliar und feinen Gedecken isst das Auge mit. Halbhohe Raumteiler strukturieren den über die ganze Breite des Schiffs laufenden Saal und geben ihm so einen Touch von Privatsphäre. Livrierte Kellner, getrennt für Speisen und Getränke, sind für feste Tische zuständig. Unsere heißen Elena, die sich um die Weine kümmert, und Leonid. Sie kommen aus der Ukraine und sprechen gut Deutsch. Die Astor versteht sich auf ihren Sommertörns als deutschsprachiges Kreuzfahrtschiff. Alle Bordansagen, Tagesprogramme, Schiffszeitungen, Essensmenüs, Unterhaltungsprogramme werden nur in dieser Sprache angeboten. Ein gutes Argument für Erstbucher und ältere Passagiere, die sich auf einem auf ein internationales Publikum ausgerichteten Schiff unsicher oder unwohl fühlen würden. Im Bereich Food & Beverage ist dieser Fokus aber auch ein Manko, das selbst unsere Kurzreise nicht verbergen kann. In der gebuchten Vollpension ist zum Beispiel nur Filterkaffee inkludiert. Urbane Alltagsgetränke wie Espresso und Cappuccino laufen unter dem Begriff „Spezialitäten“, kosten extra und haben mit den italienischen Originalen nichts gemeinsam. Beim Gebäck wird oft mehr auf dessen Farbigkeit als auf Qualität gesetzt. Auch das Buffetessen hat einen Touch von Großküche. Dass es die Crew um Chefkoch I Putu Prama auch besser kann, erfahren wir beim Dinner in einem der beiden Spezialitätenrestaurants der Astor. Im „Toscana“ wird uns am letzten Abend ein mediterranes Menü gereicht, das keine Wünsche offenlässt. Leider sind weder das „Toscana“ noch der gegenüber für romantische Candlelight-Dinners verfügbare Admiral’s Salon auf dieser Reise geöffnet. Nur für uns wurde eine Ausnahme gemacht. Bei dem offenbar vorhandenen kulinarischen Knowhow der Mannschaft sollte aber auch im Bordalltag mehr drin sein. Im täglichen Kontakt miteinander lerne ich Elena und Leonid schnell näher kennen. Die beiden Ukrainer sind seit vielen Jahren auf der Astor unterwegs.


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Über ein Drittel des Bordpersonals kommt aus dem Land, die meisten sprechen fließend unsere Sprache. Auch die für die Kabinenreinigung zuständigen Servicekräfte sind vor allem Ukrainer und können sich ausreichend verständigen. Selbst Kapitän Sergey Strusevich aus Odessa hat ein paar Redewendungen drauf. Alle, auch die asiatischen Crewmitglieder, sind superfreundlich und hilfsbereit. Extras wie Room-Service werden schnell und effizient erledigt. Rezeptionisten, Concierge, Kreuzfahrt- und Hoteldirektor als wichtigste Ansprechpartner der Passagiere bei Fragen und Problemen sind dagegen Deutsche. Der Reiseveranstalter TransOcean, der die Astor exklusiv vertreibt, beweist hier ein gutes Händchen mit der Betreuung seiner Gäste. Schon morgens ist das „Gosch“ am Lister Hafen gut besucht. Zusammen mit dem „Piratennest“ und anderen Cafés gestalten sie das für Sylt typische Ambiente aus leger aussehendem, aber teurem Savoir-vivre auf Deutschlands hippster Insel. 850.000, oft sehr wohlhabende, Touristen verbringen ihren Urlaub hier. Bei 19.000 Einwohnern ein krasses Missverhältnis, das die Grundstückspreise in ungeheure Höhen getrieben hat. Viele Menschen, die auf Sylt arbeiten, müssen jeden Tag vom Festland über den Hindenburgdamm anreisen, da sie sich die Mietpreise hier nicht leisten können. Die einzige Verbindung zur Küste feierte 2017 ihr neunzigjähriges Bestehen. Wenig erinnert daran, dass die Menschen auf Sylt vor hundert Jahren noch vom Fischfang lebten, viele mehr schlecht als recht. Anfang der 70er Jahre lief Jürgen Gosch, einer der reichsten Unternehmer und Besitzer mehrerer In-Lokale, noch mit seinem Bauchladen durch List und verkaufte Meeresgetier. Unsere Tender legen direkt am Hafen an. Der Shuttleverkehr vom und zum Schiff erfolgt in Gruppen. Die Astor hat in der Früh ein kleines Empfangszelt aufgebaut. Zwei Crewmitglieder werden hier bis zum frühen Abend die Landgänger empfangen und beraten. „Kiek mol wedder in!“ steht in großen Lettern über der Mole. Ja, genau das haben wir jetzt vor.

So kann es weitergehen.

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eder kennt das Profil der Insel, es klebt als Sticker auf tausenden Autos. Schmal und zerbrechlich wirken die 40 Kilometer Strand und Dünen von Norden nach Süden. An manchen Stellen ist Sylt nur 500 Meter breit. Würden nicht jedes Jahr für viele Millionen Euro Sandaufspülungen vorgenommen, Sylt wäre längst in viele winzige Eilande zerfallen. Der Blanke Hans bedrängt die Insel ununterbrochen. Das bekannte Sylt besteht aus Orten wie Kampen, Westerland und List, das Urtümliche beginnt gleich hinter der Bebauung. Die Heidedünen auf dem Ellenbogen, dem nördlichsten Teil der Insel, blühen im August fast so üppig wie in der Lüneburger Heide, Schafe weiden zwischen Sanddorn und Sylter Rosen. Ich könnte hier

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ASTOR° Nordsee

lange Strandwanderungen machen, ohne einer Menschenseele zu begegnen, muss das aber auf meinen nächsten Besuch verschieben. Denn die Astor liegt nur heute vor List auf Reede. Stattdessen besteigen wir also den höchsten Aussichtspunkt der Gegend mitten in den Dünen und genießen die Rundumsicht zur dänischen Küste mit ihren Windrädern, den Blick auf die Reetdachhäuser, die für fast alle Häuser Sylts vorgeschrieben sind. Nur einige haben Schindeldächer. Dort entlang lief einst eine Bahntrasse. Man hatte Angst vor dem Funkenflug aus den Kohletendern und erlaubte die Ausnahme. Weiter hinten ist der Ziegelturm der Keitumer Kirche zu sehen und schließlich das Morsumer Kliff im Südosten direkt unterhalb des bleichen Horizonts. Auch auf Sylt werden drei verschiedene Tagestouren angeboten – eine von ihnen eine Wattwanderung –, die am Vortag gebucht werden können. Wir besuchen die Kirche St. Severin in Keitum. Ihre Geschichte reicht bis ins 4. Jahrhundert zurück, der hölzerne Innenraum gilt als einer der schönsten der Insel. Im Kirchgarten reihen sich Gräber alter Sylter Kapitänsfamilien aneinander. Seine idyllische Lage sorgte dafür, dass auch Prominente hier ihre letzte Ruhestätte finden wollten. Zu ihnen gehören die Verleger Rudolf Augstein und Peter Suhrkamp. Höhepunkt des Ausflugs ist allerdings der Besuch in Deutschlands einziger Austernzucht. Bine Pöhner ist eine geerdete Frau, obwohl die fröhliche Sylterin Gourmettempel in ganz Deutschland, Edelmärkte und Kreuzfahrtschiffe mit dem Feinsten beliefert, was im nordfriesischen Watt gedeiht: „Sylter Royal“, die beste Auster, die man kaufen kann. In Jeans, den Kettenhandschuh bis zum Handgelenk, öffnet sie uns einige der Pazifischen Riesenaustern mit dem Spezialmesser. Jeder darf die Delikatesse probieren. Ein Glas Sekt, einige Spritzer Zitronensaft, dann gleitet die 90 Gramm schwere Meeresfrucht in den Mund. Man muss ein paar Mal kauen, erklärt mir Bine, dann erst entfaltet sich der volle Geschmack. Danach darf ich hinunterschlucken. Gemüsenoten sollen sich im Gaumen entfalten, ein wenig Kohlrabi, nussig der Abgang. Bines Gäste, die in Strandkörben vor dem Lister Bistro ein halbes oder ganzes Dutzend Austern zu sich nehmen, mögen sich da auskennen. Immerhin verkauft Dittmeyer’s Austern Compagnie, die Bine mit drei Mitarbeitern führt, ein Drittel ihrer Jahresproduktion von fast einer Million Austern direkt hier auf Sylt. Der Rest geht aufs Festland bis hinunter nach Österreich und in die Schweiz. Ich schmecke vor allem das Salz der Nordsee, das die Sylter Austern umspült. Es habe Top-Qualität, versichert Bine, da kämen französische Austernbänke nicht mit. Zehn Jahre wurde geforscht, bevor die einzige Austernzucht im Land begann. 45 Hektar bewirtschaftet Dittmeyer’s inzwischen, die Zuchtaustern lagern in großen Kunststoffsäcken auf Metalltischen

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im Wattenmeer. Bei Flut klappen sie auf und filtern zehn Liter Wasser pro Stunde. Bei Ebbe klappen sie zu, um es zu halten. Zwei bis drei Jahre werden sie gewendet, gehegt, gepflegt und im Winter sogar in großen Hallenbecken vor Eisgang geschützt. Dann noch eine Spülung, bei der der Wattsand ausgeschieden wird. Erst werden sie verkauft, für 1,40 Euro das Stück, wahrlich nicht zu teuer. Ich finde, dass sie am besten gekocht schmecken. Dann ist ihr Aroma deutlich kräftiger und dem einer Muschel ähnlich. Auch so werden sie im Bistro serviert. Jede Einzelne wird für den Gast mit dem dolchartigen Messer geöffnet. Leicht rutscht man da auch mal ab, daher der Kettenhandschuh. Sogar lasern lassen kann man sich seine Austern – mit dem eigenen Foto, dem des Ferrari vor der Tür –, der Eitelkeit sind keine Grenzen gesetzt. Ich nehme eine als Andenken mit. „Sylter Royal“ hat der Food-Laser in die Schale gebrannt. Meine Auster trägt ein Namensschild. Sieht witzig aus.

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ylt vom Schiff aus erleben können nur wenige. Fast alle Besucher reisen über den Hindenburgdamm an. Die Astor bietet da einen anderen, neuen Blick auf die Insel. Als die Tender uns abends aus List abholen zum wohl verdienten Dinner im „Waldorf“ an Bord, blicke ich zurück auf die Küstenlinie, die nun nicht anders aussieht als all die anderen flachen Nordfriesischen Inseln ohne Promistatus. Die Fähre läuft gerade vorbei, als ein Regenbogen in der Abendsonne auftaucht. Eine weitere Nachtfahrt auf der Astor steht bevor. Eigentlich nur ein Hüpfer, denn Helgoland liegt gerade einmal 92 Seemeilen entfernt. Wir zuckeln also erst gegen 22 Uhr los, kurz nachdem die Show in der Astor Lounge begonnen hat. Kreuzfahrtdirektor André Sultan-Sade ist ein hinreißender Conférencier und Sänger. Erst gegen 6 Uhr morgens werden wir auf Helgoland ankommen. Da könnte sich unser Schiff fast von der Strömung treiben lassen. Eine der Eigentümlichkeiten dieser viertägigen Kurztour ist, dass alle Schiffsbewegungen nachts stattfinden. Was den Veranstalter dazu bringt, eine Kreuzfahrt, deren Grundidee ja das Erlebnis einer Schiffsreise ist, so zu takten, bleibt schleierhaft. Nur morgens und abends werden die Impressionen des Wattenmeers – helle Horizonte, flache, sandige Küsten, schlanke, rotierende Windräder allerorten, Robben auf Sandbänken, Möwengeschrei – sichtbar. Gerade auf einem Schiff wie der Astor, die bei gutem Wetter so viele Möglichkeiten bietet, sich auf Außendecks den Wind um die Nase wehen zu lassen, hätten wir mehr erwartet. So wache ich also am nächsten Morgen auf, um sogleich an Deck zu gehen und den ersten Blick auf die Insel zu werfen, die ich das letzte Mal in meiner Schulzeit besuchte. Lang ist es her, dass wir von Hamburg


Esbjerg DÄNEMARK

Sylt 0

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Friesische Impressionen in der Nordsee

20 km

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Auf Schnuppertour zwischen Bremerhaven und dem dänischen Esbjerg mit Stops auf Sylt und Helgoland. DEUTSCHLAND

Helgoland

BREMERHAVEN

Fotos: Sven Weniger, Heritage line, Infografik: www.AxelKock.de für AZUR

Bremerhaven

aus Tagesausflüge nach Helgoland machten, auf schaukelnden Fähren und stets bei schlechtem Wetter und hohem Seegang. Grauenhaft. Jetzt geht die Sonne direkt über der Steilküste auf, das rote Sandsteinkliff scheint zu glühen. Helgoland war einmal Hauptziel von Butterfahrten. Tagestrips, bei denen Besucher der zollfreien Waren wegen herkamen, besonders für den Alkoholeinkauf. Fusel-Felsen wurde die Insel damals genannt. Wenn die Leute nachmittags abgereist waren, klappten die Kantsteine hoch bis zum nächsten Morgen. Längst ist Helgoland ein Ganzjahres-Urlaubsziel mit schönen Ferienwohnungen und guter Infrastruktur, Restaurants, Cafés, Wellness – alles auf nur einem Quadratkilometer Fläche. Und keineswegs langweilig. Vom Anleger geht es hinauf in den Ort und von dort zu Fuß Richtung Lange Anna, zum Wahrzeichen Helgolands. Wie ein Finger ragt die 47 Meter hohe Felsnadel am Ende der Steilküste aus dem Meer. Hier tost die Brandung besonders stark. Bis auf wenige Meter Entfernung können wir uns den Basstölpelkolonien nähern. Als Außenposten in der Deutschen Bucht ist Helgoland für sie, für Lummen, Möwen und vorbeiziehende Zugvögel Rast- und Nistplatz in einem. Da wir bis zum Abend Zeit haben, setzen wir danach noch mit dem Boot auf die Düne über. Ganz anders als die Hauptinsel ist diese flach wie ein Pfannkuchen. Die Düne hatte einst eine Landbrücke zur Hauptinsel, die ging 1721 in einer Sturmflut unter. Heute kann man herrliche Strandwanderungen um das Eiland machen und Kegelrobben beobachten, die sich auf dem hellen Sand räkeln. Inzwischen gibt es sogar eine Hand voll Ferienbungalows. Die Düne beherbergt auch das Flugfeld. Wenn die Propellermaschinen vom Festland landen, ziehen sogar die Wattwürmer die Köpfe ein. Die Düne wird für mich zum idyllischen Höhepunkt des Nordsee-Trips an Bord der Astor. TransOcean hat mit der Reise vor den Nordfriesischen Inseln eine Schnuppertour jenseits der üblichen Routen aufgelegt. Ungewöhnliche Stops fernab großer Metropolen geben ihr einen individuellen Charakter. Am nächsten Tag und zurück in Bremerhaven verabschiede ich mich mit dem Gefühl, gerne noch etwas länger und intensiver mit dem Schiff unterwegs gewesen zu sein. Ein Kompliment. Text: Sven Weniger

Die Stadt an der Wesermündung hat 115.000 Einwohner. Nach Hamburg ist Bremerhaven der zweitgrößte Hafen Deutschlands. Im Deutschen Schifffahrtsmuseum liegt die Bremer Kogge von 1380. Am Pier dümpelt ein originalgetreuer Nachbau im Wasser. Das Auswandererhaus in der Nähe befasst sich mit dem Thema Migration. Schmuckstück ist aber das Klimahaus gegenüber. Es führt Besucher auf eine virtuelle Reise um die Welt. Entlang dem achten Längengrad wurden alle Klimazonen nachgebaut, in denen man Temperaturen, die von arktisch bis tropisch reichen, selbst erleben kann.

ESBJERG, RIBE Der Nordseehafen mit fast 80.000 Einwohnern ist die fünftgrößte Stadt Dänemarks. Das Zentrum ist modern und unspektakulär. Seitdem keine Seefähren mehr nach England fahren, wird vor allem die vorgelagerte Insel Fanø mit Urlauberfähren angelaufen. Das Wattenmeer (Robbenpopulationen) ist Naturschutzgebiet. Der Ort Ribe liegt 30 Kilometer südlich, hat ca. 8000 Einwohner und ist das Hauptausflugsziel ab Esbjerg. Ribe ist die älteste Stadt Dänemarks und war zur Zeit der Wikinger die wichtigste Handelssiedlung der Region. Der mittelalterliche Stadtkern mit Kirchen, engen Gassen, kleinen Parks und Wasserwegen beeindruckt durch sein kompaktes Ensemble an Fachwerkhäusern. Auf dem zentralen Marktplatz gibt es urige Restaurants mit lokaler Kost.

SYLT Die bekannteste deutsche Insel gilt seit jeher als Sommerrefugium der Reichen. Sie ist mit

99 Quadratkilometern die größte deutsche Nordseeinsel. 40 Kilometer Strände im Westen bieten klassischen Seeurlaub. Der ausgefranste Osten voller Ökoschutzgebiete lädt zu ausgedehnten Wattwanderungen ein. Auf Sylt leben ca. 19.000 Einwohner. Fast alle Häuser außerhalb Westerlands, dem mit 9000 Einwohnern größten Ort, sind im friesischen Stil. Im Norden liegen Wanderdünen und Heidelandschaften in der Nähe von List.

HELGOLAND Der Nordseefelsen ist nur einen Quadratkilometer groß. Früher war die Insel für ihre Butterfahrten ab Hamburg und Cuxhaven bekannt, noch heute ist Helgoland steuerfrei. Die 1500 Einwohner leben als Servicepunkt für den Betrieb der Offshore-Windanlagen gut. Fast 3000 Gästebetten sind zur Hochsaison im Sommer ausgebucht. Alle Urlauber wandern hinauf zum Steilkliff aus rostrotem Buntsandstein mit großen Lummen- und Basstölpel-Populationen. Dort ragt die Lange Anna, eine 47 Meter hohe Felsnadel, aus der Brandung. Auch ein Besuch der Düne genannten Nachbarinsel ist beliebt. Zum nur 0,7 Quadratkilometer großen, dicht bewachsenen Strandensemble fahren Fähren in wenigen Minuten. Die Düne ist bekannt für ihre KegelrobbenKolonien.

REISEZEIT Von Mai bis August.

LESETIPP Sylt, Marco Polo, Arnd Schuppius, 12,99 Euro; Helgoland, Wiebke Kramp, 9,95 Euro 3/2018

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49 °


Die beiden Kellner Elena und Leonid kommen, wie viele Servicekräfte der Astor, aus der Ukraine. Stets liebenswürdig und hilfsbereit bedienen sie, wie hier im eleganten „Waldorf Restaurant“, ihre Gäste in perfektem Deutsch und mit einem Lächeln.

Die Astor-Lounge ist das große Forum der Abendunterhaltung. Auf der Bühne werden Conference und Tanzshows geboten.

Wenn die Astor nicht am Pier liegt, werden für Landgänge, wie hier in List vor Helgoland, die roten Tenderboote zu Wasser gelassen.

Die Suiten der Astor sind sehr großzügig und hanseatisch dezent eingerichtet. Highlight: die beiden bis auf den Boden reichenden Panoramafenster.

Zu den Höhepunkten an Bord gehört der Sektempfang auf der Außenterrasse achtern. Passagiere wie Kellner haben dabei ihren Spaß.

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SCHIFFSTEST

Ahoi im Wattenmeer Die ASTOR geht auf Entdeckungsfahrt entlang der nordfriesischen Küste. SCHIFF

KABINEN

Ein klassisches Kreuzfahrtschiff in eleganter Oceanliner-Optik, solide und vielseitig – so präsentiert sich die schneeweiße Astor. Das 1987 erbaute Schiff wurde 2010 technisch generalüberholt und ist in sehr guter Verfassung. Mit ihrem stufenförmigen Heck verfügt die Astor über drei außen nutzbare Decks, das obere mit großem Sportbereich. Achtern verteilen sich Pool, Liege- und Spielzonen, Cafeteria und Terrassenbar auf die Decks 6 bis 9. Es gibt zwei seitliche Außenpromenaden. Innen dominiert traditionelle Seefahreroptik – Blau mit Wellenmuster bei den Teppichböden, helle Wände, maritime Wanddekoration. In den Aufenthaltsbereichen mit hohen Fensterflächen wechseln sich dunkles Mahagoni- und helles Korbmobiliar ab. Es gibt eine Bibliothek und ein Spielezimmer. Hanse Bar und Captain’s Club sind typische Schiffsbars, die Astor-Lounge hat eine große Showbühne. Die Astor ist ein Allrounder, der Familien, Paare und ältere Reisende zufrieden zu stellen weiß.

289 Kabinen auf drei Passagierdecks: davon 167 Außen- und 80 Innenkabinen (alle 13 m²), 28 Außen- und 11 Innensuiten (alle 26 m²), 3 De Luxe Balkonsuiten (38–59 m²). Einige Kabinen mit kleinem Extrazimmer für bis zu zwei mitreisende Kinder. Alle Duschbäder in ansprechender Größe und Ausstattung. Wohnbereich und Mobiliar in hochwertiger Mahagoni-Optik, dazu helle Wandfarben, Vorhänge. Suiten mit großzügigem Sitzbereich. Große Fenster, die der Suiten bis zum Boden. Individuelle Klimaanlage, Inhouse-Telefon, TV mit deutschen und internationalen Kanälen, zwei Filmkanäle. Internet-WLAN (unzuverlässig), Minibar (beides kostenpflichtig).

REEDEREI Der Veranstalter TransOcean betreibt die Astor im Vollcharter und gehört zur griechischbritischen Reederei Global Maritime Group. Diese betreibt drei Kreuzfahrtschiffe. Die Astor ist das kleinste und fährt unter der Flagge der Bahamas. Im Sommer stehen Nordeuropa-Ostsee-Arktis-Routen im Programm, im Winter geht es in die südliche Hemispäre. Die fünftägige Nordsee-Fahrt von Bremerhaven nach Esbjerg, Sylt und Helgoland ist als Schnuppertour konzipiert und ab 699 Euro/Pers. buchbar. Die nächste Reise ist im Mai 2018.

GASTRONOMIE Die Küche ist europäisch mit mediterranem Touch. Das Buffetrestaurant „Übersee Club“ liegt auf Deck 7, dort mit der Möglichkeit, auf der Außenterrasse zu sitzen. Das große „Waldorf Restaurant“ auf Deck 6 liegt innen, Tischservice, abends zwei feste Tischzeiten. In beiden auch Frühstücksbuffet bis 9 Uhr (im „Waldorf“ Tischservice für frische Gerichte) und Mittagessen. Nachmittags Kaffee und Kuchen im „Übersee Club“. Kaffee und Tee werden tagsüber kostenlos angeboten. Room-Service von 10 bis 24 Uhr.

SERVICE Auf dem ganzen Schiff sehr freundlich. Die Kellner sind meist Ukrainer mit guten Deutschkenntnissen. Dazu kommen vor allem Indonesier. Auch der Kabinenservice ist effizient. Die Verantwortlichen für Kommunikation mit den Passagieren und den Bordser-

vice sind überwiegend Deutsche. Trinkgeld: 4 bis 8 Euro pro Tag, keine Verpflichtung, keine Belastung des Bordkontos.

SPORT & WELLNESS Wellness-Bereich (ca. 400 m²) im untersten Passagierdeck mit kleinem Pool, Sauna, Ruhezone (alle 8 bis 22 Uhr), Nutzung gratis. Daneben das OASIS Spa mit Beauty-Angebot für Frau und Mann und Massagen (ca. ein halbes Dutzend Anwendungen). Hospital mit Bordarzt und Schwester. Besonderheit: Die Astor verfügt über eine eigene Dialysestation. Großer Sportbereich auf Außendeck 9 mit Kombifeld für Volley-, Basket- und Fußball. Tischtennis, Dart, kleiner Jogging-Rundkurs. Auf Deck 8 geräumiger Fitnessraum mit zehn Geräten.

Einzelreisende. Auf diesem kurzen Schnuppertrip viele Erstbucher, längere AstorReisen haben dagegen ca. 60 Prozent Wiederholer. Das ältere Schiff ist nur bedingt behindertengerecht, Rollstuhlfahrer haben zu wenig Platz. Durchschnittsalter der Gäste: ca. 65 Jahre.

SHOPPING Der Shopping-Bereich auf Deck 6 umfasst die große Boutique (Freizeitkleidung, Souvenirs etc.), Fotoshop, Juwelier und Parfümerie.

DRESSCODE Es gibt keine Vorgaben, casual ist ebenso in Ordnung wie formellere Kleidung. Nur für das Captain’s Dinner darf es etwas schicker sein.

BORDPROGRAMM

PREISNIVEAU

Das Schiff hat eine eigene Acht-Mann-Kombo und sechs Tänzer. Musikalische Unterhaltung tagsüber auch in den Bars. Abends gibt es in der AstorLounge oder auf einem der Außendecks Shows mit Musik und Performance. Danach Live-Musik im Captain’s Club. Internetports (kostenpflichtig), Bibliothek und Spielezimmer auf Deck 6.

Ab 140 Euro pro Tag.

AUSFLUGSANGEBOT Für Ausflüge/Landgänge in Gruppen (jeweils mehrere kostenpflichtige je Stop) oder individuell (z. B. mit bordeigenen Mietfahrrädern) werden Tender genutzt, wenn das Schiff nicht am Pier liegt.

PUBLIKUM Fast alle Gäste sind deutschsprachig (neben BRD aus Österreich, Schweiz, Benelux). Vorwiegend Paare zwischen 60 und 80 Jahren, aber auch

★★★

ASTOR Stärken: - Angenehm überschauliche Größe - Einfache Kommunikation mit Deutsch als einziger Bordsprache Bordsprache: Deutsch Bordwährung: Euro Passagiere: 578 Crew: 280 Baujahr: 1987 Flagge: Bahamas BRZ: 21.000 Länge/Breite: 176 m/23 m 3/2018

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CAPE RACE° Grönland

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Grönland, die

grimmige Schönheit

Die Cape Race landet mit ihren zwölf Gästen an den Gestaden der Fjorde an, manövriert durch Eisfelder, vorbei an Robben und Walen. Das 33 Meter lange Schiff ist aber auch der unberechenbaren Witterung der Arktis-Insel ausgesetzt. 3/2018

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CAPE RACE° Grönland

Die Dörfer Grönlands sind nur mit dem Schiff oder aus der Luft erreichbar. Zwischen den Ortschaften gibt es keine Straßen.

Durch ihre geringe Anzahl kommen die Gäste der Cape Race mit den Inuit gut in Kontakt.

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Der Eisbär wird auf Grönland noch bejagt und ist mithin ein scheues und selten zu sichtendes Tier.


Majestätisch, eisig, spröde? Wie beschreibt man die Schönheit dieser Landschaft? Doch die Arktis wird sich verändern. Hier stirbt eine Region.

schaftsraum einer studentischen Aktionsgruppe, die das Glück hatte, in einem Altbau in Uni-Nähe untergekommen zu sein. Holzvertäfelt, Bücher, Magazine, Laptops, rings um die Kaffeekanne jede Menge nicht gespülte Kaffeepötte – und natürlich Kameras. Einen Platz zum „Chillen“ findet jeder, der einen Anorak beiseiteschiebt. Wer sich hier nicht wohlfühlt, hat selbst Schuld. Am Kopfende des Raums zum Bug hin stehen fest verankert zwei Ecktische. Wenn die Gäste etwas zusammenrücken, findet jeder Platz. Wer Glück hat, sitzt in der Ecke und kann sich an der Verteilung des Bestecks und des Essens leider nicht beteiligen. Es gibt ein großes Schnitzel mit Kartoffelpüree und Mischgemüse. Stephani verteilt Dosenbier. Alle sind zufrieden. Norbert Rosing hat immer etwas zu erzählen. Der international bekannte und viel beachtete Fotograf hat schon so manchen Bildband über die Arktis veröffentlich, beliefert „National Geographic“, ist ein Freund von Frank Fietz und Stammgast auf der „CaRa“, wie das Schiff, das lange Zeit in Diensten der NASA stand, liebevoll genannt wird. So bleibt man noch eine Weile am Tisch sitzen und plaudert, derweil die Motoren unüberhörbar brummen. Darüber beschwert sich niemand. „Wenn sie nicht mehr zu hören wären, würde ich mir Gedanken machen“, scherzt Norbert. Am Abend lässt Kapitän Kim Smith noch einmal den Anker werfen. Mit den Zodiacs geht es bis zum Steg. Zodiacs, das sind diese Gummiboote, die an die Schläuche von Traktorreifen erinnern, mit denen die Kinder früher auf dem Löschteich geplantscht haben, die aber ungemein robust, wendig und mithin für diese Region bestens geeignet sind. Der Steg führt zur Ortschaft von Brattahlid. Hier ließ sich den Überlieferungen zufolge Erik der Rote nieder, der erste europäische Siedler auf Grönland und nicht eben ein Aushängeschild der Gesellschaft. Aus Schottland nach einem Mord geflohen, von Island aus gleichem Anlass verbannt, strandete er an den

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ie Propellermaschine der Iceland Air aus Reykjavík landet pünktlich auf der Asphaltpiste von Narsarsuaq im Südwesten Grönlands. Pünktlichkeit ist nicht selbstverständlich, Asphaltlandebahnen auch nicht. In einem Land, dessen innere Logistik vom Flugzeug abhängig ist, verfügt manches 1000-Seelen-Dorf über einen Landeplatz. Mit einem etwas eingestaubten Linienbus geht es weiter zum Liegeplatz der Cape Race. Das Boarding vollzieht sich nicht nach einem Aufstieg über die Gangway. Ein zupackender Griff des Kapitäns Kim Smith und man landet anderthalb Meter unterhalb des Kai-Niveaus auf den Planken des Schiffs. Nach drei Minuten sind alle auf Deck. Alle elf Passagiere. Die Cape Race ist 33 Meter lang, hat sieben Kabinen und nimmt maximal zwölf Passagiere auf. Die Begrüßung ist herzlich. Manche sind nicht zum ersten Mal auf der Cape Race. Vor allem Matrose Darren hat viele Umarmungen vor sich. Kurze Hose, nackte Füße – einen Seemann wie ihn vergisst man nicht. Sommer in Grönland. Wenige Meter vor der Cape Race dümpelt die „Begrüßungs-Eisscholle“ im dunkelblauen Wasser des Hafenbeckens. Wie ein Kristall glitzert der zerklüftete und fast gläsern wirkende Eisblock in der gleißend klaren Abendsonne. Da werden schon mal die Kameras warmgeschossen. Zwischendurch gibt’s ’nen Kaffee. Becher und Thermoskanne stehen zur Selbstbedienung bereit. Die Cape Race legt schon bald ab. Es ist etwa 18 Uhr. Früher Nachmittag in einer Region, in der die Sonne nur zwei, drei Stunden untergeht. Wenig später ruft Stephani Drücker, Reiseleiterin und rechte Hand des Veranstalters und Inhabers von Polar-Kreuzfahrten, Frank Fietz, zum Abendbrot. Alle versammeln sich in der Messe – „dem“ Aufenthaltsraum des Schiffs. Der „Salon“ erinnert ein wenig an den Gemein-

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Gestaden Grönlands. Dort hatte er im Jahr 1000 nichts Eiligeres zu tun, als auf Betreiben der Ehefrau die erste christliche Kirche auf Grönland zu errichten. Liebevoll und detailgetreu wurde sie vor einigen Jahren nachgebaut, ebenso wie ein in der Nähe befindliches Langhaus. Das ist ein etwa 53 Meter langes Gebäude, das damals der gesamten Sippe eine Herberge war und sie mit anderthalb Meter dicken Torwänden vor den Unbilden der Witterung schützte.

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s ist zehn Uhr abends, und die urwüchsige Szenerie ist in rotes Abendlicht getaucht. Eine einheimische Wissenschaftlerin mit dem „typischen“ Inuit-Namen Maria führt uns charmant durch dieses kleine, pittoreske Freilichtmuseum, das zu belächeln man geneigt ist, das aber objektiv eine beachtenswerte Maßnahme darstellt für ein Volk, dessen Geschichte am Rande der Welt fast nur durch mündliche Erzählungen überliefert ist. Gegen Mitternacht geht der erste Tag der Expedition zur Neige. Alle freuen sich auf ihre Kabinen, die maritimer nicht sein können und die Bezeichnung „urgemütlich“ wahrlich verdient haben. Holzgetäfelte Zimmer, die alles bieten, was man von einer Kabine erwartet: Stauraum, eine Nasszelle, Alkoven als muckelige Betten – allerdings keine Fenster oder Bullaugen. Die Kabinen liegen unterhalb der Wasserlinie. Tags darauf erreicht die Cape Race Nanortalik. Die südlichste Siedlung Grönlands am Ausgang des großen Tasermiutfjords ist bestimmt vom größten Freilichtmuseum der Insel. So sehr Nanortalik zu den Vorzeigeorten Grönlands gehört, so wird doch auch hier gewahr, mit welchen gesellschaftlichen Problemen man auf der größten Insel der Welt zu kämpfen hat. Der autonome Bestandteil des Königreichs Dänemark ist arm. Und Grönland hat, abgesehen von Antarktika, die geringste Bevölkerungsdichte der Welt. Die Menschen haben kaum Perspektiven, kaum Möglichkeiten, um zu arbeiten. Die schulische Ausbildung endet mit dem Abitur. Wer studieren möchte, muss nach Kopenhagen. Die dunklen Winter tun das Ihre, um den Alkoholismus, den Drogenkonsum und die Suizid-Rate in die Höhe zu treiben. Wer aber mit Fotografenaugen durch den Ort geht, findet reichlich Motive. Das Freilichtmuseum im alten Ortskern ist für jeden zugänglich. Tatsächlich ist es schwer, die Grenzen zwischen auf alt getrimmten Behausungen und bewohnten Häuschen zu bemerken. Morbide, verwitterte Arktis-Romantik pur. Wieder zurück auf der Cape Race wurden die Passagiere erstmals mit dem konfrontiert, was auch schon auf der Website des Veranstalters und in der Reisebeschreibung zu lesen ist: „Unser Expeditionsleiter entscheidet gemeinsam mit dem Kapitän vor Ort über

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das endgültige Programm – falls nötig, auch inklusive Plan A, B und C. Daher gilt das oben ausgeschriebene Programm lediglich als Beispiel. Freuen Sie sich auf das Unerwartete – es ist Erbe und Reiz einer jeden Expeditionskreuzfahrt!“ Unerwartet ist in diesem Fall ein Sturm, der sich der Südostküste Grönlands nähert. Kein Problem für die Cape Race, wohl aber für die Mannschaft und die Passagiere. Vor allem Letzteren droht dann eine veritable Seekrankheit. Auch besteht für jeden bei angekündigten 50 Knoten Windgeschwindigkeit durchaus ein gewisses Verletzungsrisiko. Kurzum: Das will der Kapitän niemandem antun. Der Plan war, den Prins Christian Sund noch in Ruhe zu durchqueren, um dann zielstrebig einen geschützten Platz in einem Fjord aufzusuchen. Damit ist das ursprüngliche Programm größtenteils über den Haufen geworfen. Zu ändern war es nicht. Man hatte sich schließlich auf Grönland eingelassen und nicht auf die Karibik. Die Belegschaft nimmt’s denn auch mit großer Gelassenheit. Doch erst mal gilt es, sich durch den Sund zu staunen. Der Prins Christian Sund ist eine etwa 100 Kilometer lange Wasserstraße, die die Labradorsee im Westen mit der Irmingersee im Osten verbindet. Immer wieder gern genommen von Kreuzfahrtschiffen (fast) jeder Größe, also auch von der kleinen Cape Race. Und das aus gutem Grund. Der Sund hat landschaftlich große Ähnlichkeit mit einem Fjord – mit einem grönländischen Fjord. Die schneebedeckten Hänge entdeckt man nicht erst, wenn man den Kopf in den Nacken legt. Und so mancher Gletscher schiebt seine Front in das Wasser des Sunds. Das alles bei strahlendem Sonnenschein, der nichts von einem Sturm erahnen ließ. Und ebenso strahlten die Gesichter. Die Kamera vor der Nase, zog eine Landschaft vorbei, die ebenso alpin war wie steinern arktisch. So füllten sich die Speicherkarten. Zwischendurch eine Tasse Kaffee oder ein Stück Kuchen. Landschafts- und Schiffserlebnis zum Genießen! Und am Abend noch ein Landgang. Gummistiefel sind obligat. Vom Zodiac aufs Land sind es immer ein paar Schritte durchs Wasser. Und geebnete Wanderwege gibt es nicht. Vielmehr muss man sich auf steinigen Untergrund einstellen. Der Sage nach soll Erik der Rote die Insel nur deswegen als „grön“ – also grün – bezeichnet haben, damit sich genügend Verzweifelte finden, die ihm an den Polarkreis folgen. Allerdings, die Umgebung seines Siedlungsorts Brattahlid gilt nach wie vor als eine der ergiebigsten landwirtschaftlichen Flächen Grönlands. Im Übrigen aber bedeutet Landfläche auf Grönland Felsenfläche. Oder Eisfläche. Wer über diese Felsen stiefelt, hat das Gefühl, bis dato von Menschen unberührten Boden zu betreten. Tatsächlich kommt das nicht allzu oft vor. Während zum Beispiel rings um Spitzbergen ein ausgeklügeltes Kameranetz dabei hilft, dass kein Expeditionsschiff dem anderen begegnet, muss der Veran-


CAPE RACE° Grönland

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ach einer einstündigen Wanderung freuen sich alle auf den warmen Salon der Cape Race. Außerdem hat Norbert Rosing einen Lichtbildvortrag angekündigt. Mit Varieté oder Stehgeigern kann auf der Cape Race niemand aufwarten. Auch auf ein Captain’s Dinner mit Wunderkerzen auf der Eisbombe wird man lange warten. Doch die vom Fotografen höchstselbst moderierten und nicht selten prämierten Bilder präsentiert zu bekommen, das lässt sich keiner entgehen. Aber auch die „Vorlesung“ über die Meeresströmung, an der intakte Pole großen Anteil haben, von dem gerade mit der Promotion zu diesem Thema beschäftigten Simon sorgt für einen „vollen Salon“. Langeweile ist auf dem kleinen Schiff undenkbar. Auch die Ausblicke auf ewige Felsen und vergängliche Eisskulpturen lassen das nicht zu. Während Norbert sich also ein wenig mit der für seine Verhältnisse doch etwas reduzierten Präsentationstechnik abmüht, ehe er den Vortrag starten kann, befinden sich Captain Kim und seine sechsköpfige Crew auf der Flucht. Auf der Flucht vor dem angekündigten Sturm. Am nächsten Morgen liegt die Cape Race ruhig im spiegelglatten Wasser des Timmiarmiutfjords. Ein sicherer Hafen, der nichts vom Orkan vor der Küste ahnen lässt. Zwei Tage haben die Expeditionsurlauber nun Zeit, den Fjord zu erkunden. Und alle freuen sich drauf. Zu Recht. Der kommende Morgen bringt eine kleine Sensation. Eine, mit der so wenig zu rechnen war, dass die meisten ihr langes Tele in der Kabine lassen, bevor sie nach einem ausgiebigen Frühstück den Zodiac besteigen. Zweck der Gummibootstour ist die intensive Um-

rundung von Eisbergen, die in der Fjord-Bucht zum Stehen gekommen waren. Zum Teil gigantische Gebilde, die die Fantasie des Betrachters von jedem Blickwinkel aus neu entfachen. Es ist ein wenig wie die Beobachtung von Wolken. Deutete man als Kind doch, auf dem Rücken im Rasen liegend, immer neue Gestalten und Formen in sie hinein. Und wenn die Schlösser und Trolle aus Eis dann noch von innen blau schimmern, was sie immer dann tun, wenn Luft im Eis eingeschlossen ist, rattern die Auslöser der Kameras. Wenig später laufen die Verschlüsse auf den Zodiacs heiß. Völlig unvermittelt stößt Simon einen Ruf aus, der alle elektrisiert: „Da! Ein Eisbär!“ Nun gilt die Regel, die einen fast martialischen Klang hat: Die vordere Reihe kniet und stützt sich auf die Luftschläuche des Boots, die hintere sitzt auf dem Schlauch. So haben alle ein freies „Schussfeld“. Doch keine Gefahr für das wunderbare Tier, das in einer Entfernung von rund 150 Metern am Ufer ausgemacht wurde. Es richten sich keine Zielfernrohre und schon gar keine Mündungen, sondern nur Objektive, auf den gewaltigen Körper des gut genährten Bären. Und auch keine Gefahr für die FotoJäger. Ein Eisbär kann gut und schnell schwimmen – aber ein Zodiac ist schneller. Und da steht er nun, mit seinen runden Formen, seinen Knopfaugen und dem dichten, fast schneeweißen Pelz so plüschig und zum Knuddeln anzusehen, schaut direkt zu der Menschengruppe hinüber und fragt sich vermutlich, ob sie eine erreichbare Beute sein könnte. Dann setzt er sich noch fotogen auf den Po, ehe er zu dem Ergebnis kommt, auf einen Angriff zu verzichten und seine Energiereserven besser für leichtere Beute zu sparen. Also zieht er sich zurück. Die Gruppe mit den klickenden Dingern vor den Augen aber ist um ein Erlebnis und hunderte Fotos reicher, von denen eines scharf zu sein sie sich erhoffen. Selbst auf dem weiter entfernten Mutterschiff zücken die Crew-Mitglieder ihre beachtlichen Teles. Kim bestätigt später: „Einen Eisbären bekommen auch wir nur etwa alle zwei Jahre zu sehen.“ Ein Abenteuer mehr für die Expeditionsgruppe – aber ein weitaus größeres stand ihnen noch bevor. Am Abend des folgenden Tages lässt Kim die Motoren starten. Der Sturm hat sich gelegt, und langsam wird die Zeit knapp, den Zielhafen Kulusuk noch rechtzeitig zu erreichen. Hier startet in drei Tagen der Propellerflieger nach Reykjavík. Und rings um Kulusuk soll ein ausgedehntes Eisfeld die Anfahrt – optimistisch formuliert – erschweren. Merke: Wer nach Grönland reist, sollte sich für die Tage nach der geplanten Rückkehr nichts Wichtiges vornehmen. Das empfiehlt auch der Veranstalter. Nun sei verraten, dass die Eiskarten (es sind nicht die beim Italiener gemeint), die dem mit allen grönländischen Wassern gewaschenen Skipper zur Verfügung stehen, nicht eben aktuell sind. Diese werden nämlich nicht via Satellit erstellt und auf direktem

stalter einer Grönlandreise keine Sorge haben, seinen Gästen einen authentischen Eindruck menschenleerer Gebiete zu vermitteln. Schon gar nicht, wenn das Schiff nur 3,80 Meter Tiefgang hat und in jede kleine Bucht hineinkommt. Begegnungen mit anderen Reisegruppen sind da sozusagen ausgeschlossen. Begegnungen mit anderen Säugetieren, zum Beispiel Eisbären, nicht völlig. Das und entsprechende Vorschriften sind Grund genug für den Guide der Tour, Simon Bober, bei Landgängen stets ein Gewehr mit entsprechender Durchschlagskraft auf dem Rücken zu haben. Aber auch diese Gefahr ist sehr gering. Die Population des größten Landraubtiers der Welt geht zum einen zurück, zum anderen ist Grönland – auch hier im Gegensatz zum Naturschutzgebiet Spitzbergen – für den Polar-Riesen kein sicheres Terrain. Die Inuit haben sich bis heute das Jagen nicht verbieten lassen. Der Name des tags zuvor besuchten Nanortalik bedeutet so viel wie Bärenstelle. Die Jagd auf Eisbären, ebenso wie auf Robben und Wale, die im Frühsommer mit dem Treibeis um das nahe Kap Farvel kommen, spielt hier noch heute eine wichtige Rolle.

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CAPE RACE° Grönland

Weg zur Brücke der Cape Race gefunkt, sondern – man glaubt es nicht! – beruhen auf Aufzeichnungen von Hubschrauberpiloten, die die Region abfliegen. Und dann werden sie nach der Landung per Mail nach Hannover zum Sitz von Polar-Kreuzfahrten geschickt, in der Hoffnung, recht bald geöffnet zu werden. Ist das geschehen, gehen sie aber sofort wieder per Mail auf den Rechner von Kim Smith – in der Hoffnung… Sie wissen schon. So kommt es, dass den Steuerleuten der Cape Race Karten vorliegen, die mitunter zwei Tage alt sind. Und so kam es, dass Kim etwa eine halbe Stunde, nachdem sein Schiff wieder Fahrt aufgenommen hatte, nicht übel staunte. Überrascht war er von dem Eisfeld in der Mündung des Timmiarmiutfjords nicht. Dafür hatte er zu viel erlebt. Nur davon wissen konnte er nichts.

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as Packeis bedeckt das Wasser zu etwa 90 Prozent. Nicht einmal das ist wirklich ein Problem für die ohnehin schon robuste, aber mit einem Stahlmantel zusätzlich verstärkte Cape Race. Auch wenn sie kein Eisbrecher ist, Eisschollen „schubsen“ kann sie. Und bei einer Bedeckung von 90 Prozent bleibt immer noch genug Platz, um sich einen Kanal frei zu schieben. Aber das verlangsamt die Fahrt natürlich dramatisch. Heute auf maximal einen Knoten. Wenn nun aber – wie in diesem Fall – die Gegenströmung drei Knoten hat, ist man nach zwei Stunden weiter vom Ziel entfernt als zuvor. Das ist der Unterschied zwischen der gefahrenen Geschwindigkeit und der „über Meeresgrund“. Nach drei Stunden gibt Kim auf und erteilt die Anweisung, das Schiff zurück in den Fjord zu fahren. Den Blick auf die gewohnte Umgebung am nächsten Morgen nehmen die Gäste mit der Ruhe auf, die einem Expeditionsfahrer gut zu Gesicht steht. Erst mal Frühstück und ein, zwei, drei Tassen Kaffee! Kim kommt dazu, erklärt seine Entscheidung und kündigt an, in wenigen Stunden einen erneuten Versuch zu unternehmen, den Tingmiarmiutfjord zu verlassen. Zu diesem Zeitpunkt rechnet niemand mehr damit, das geplante Flugzeug in Kulusuk zu erreichen. Doch Kim kennt die Entfernung, kennt sein Schiff und hatte seinen Zeitplan. Und auf dem stand: Aufbruch am Nachmittag, wenn die Ebbe einsetzt. Bis dahin braucht die Crew eine Pause. Das krachende Bersten der Schollen am Bug der Cape Race zeigt den Start des zweiten Versuchs an. Die Sonne strahlt, und die Welt um das Schiff herum glitzert. Für die Passagiere ist das ein geruhsames Schauspiel. Mit weniger als Schrittgeschwindigkeit tastet sich die Cape Race an die nächste Scholle heran. Dann ein Stoß, dann vielleicht noch einer, und das Bruchstück aus Eis von der Fläche einer Drei-Zimmer- oder auch nur einer Studentenwohnung bewegt sich gelangweilt aus dem Weg. Vorne an der Bugspitze versammeln sich die Fotografen

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und halten die Kamera über die Reling senkrecht auf das Packeis. Angst, etwas zu verpassen, muss niemand haben. Bis zur nächsten Scholle zehn Meter weiter ist es eine Kaffeelänge. So geht das dann die Nacht hindurch. Mit dem Schlafen ist es etwas schwierig. Man darf sich von dem regelmäßigen Zusammenprallen mit einer Scholle nicht aus der Ruhe bringen lassen. Wieder an Deck das gleiche Bild. Die Laune ist bestens, und das ist eine Frage der Grundhaltung. Hier sind Menschen an Bord, die das Erlebnis der absolut einsamen und unberührten Natur und auch die Tatsache, dass die nächste Rettungsstation fünf Hubschrauberstunden entfernt ist, begeistern. Und immer wieder diese bizarren Formen und – ja! – jede Menge Robben, die sich auf einem Schollengipfel sonnen und mit einer Paarung aus Verwunderung und (menschlich interpretiert) Belustigung beobachten, wie sich dieses schaukelnde Teil im Packeis abmüht. Umgekehrt hatten die Fotografen ihre Freude, die stattlichen Tiere auf die Platte zu bannen. Besonders fotogen: die Klappmützenrobben. Sie verdanken ihren Namen einem mützenartigen Wulst auf Stirn und Nase des Männchens. Das Männchen kann diese Mütze aufblasen, sodass sich die Größe seines Kopfs zu verdoppeln scheint. Dieses Mittel setzt das Männchen während der Paarungszeit und als Drohgebärde ein. Eine Notwendigkeit, der Cape Race zu drohen, bestand offenbar nicht. Es sind hunderte Bart- und Klappmützenrobben, die den Weg der Abenteurer säumen. Mit ihnen wächst die Hoffnung, dass sich noch einmal ein Eisbär auf der Jagd zeigt. Doch dazu kommt es leider nicht. Derweil stehen Darren (in kurzer Hose) und Kim abwechselnd auf dem Aussichtsmast und suchen nach einer Furt für das Schiff. Per Funk geben sie Anweisungen an die Brücke. Harte Arbeit für die Crew, eine geruhsame Zeit für die Gäste. Etwa eine Stunde bevor sie den Eispfropfen, der den Fjord verschloss, überwinden, ist die „Eisküste“ mit bloßem Auge auszumachen. Als die letzten zehn Meter bevorstehen, stimmen die am Bug Stehenden einen Countdown an. Mit dem endgültigen Durchbruch brandet Applaus auf. Applaus für den Kapitän und die Mannschaft, doch durchaus auch einer, der einer Erleichterung Ausdruck verleiht. Offenbar wusste nur Kim, dass er und sein Schiff noch eine letzte Bewährungsprobe vor sich haben. Es ist inzwischen fast Mitternacht, und einige ziehen sich in ihre Koje zurück. Keine an den Bug donnernden Eisschollen mehr! Eine Stunde später ist es mit der Ruhe vorbei. Die Arktis zeigt noch einmal ihr garstiges Gesicht. Ein paar Seemeilen dem Packeisfeld vorgelagert, wabert eine von den Wellen der Hochsee bewegte Eisfläche, die es noch zu durchqueren gilt. Im Nu sind alle wieder an Deck. Das Schwanken der Schollen, das Knirschen und Brechen des Eises, das Gurgeln des Wassers – im Wortsinn atemberaubend. Denn wenn


Tasiilaq

GRÖNLAND

n

t i k

100 km

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A Narsarsuaq

Fotos: Albert Rohloff, Infografik: www.AxelKock.de für AZUR

Nanortalik

Flexibilität, Gelassenheit und manchmal etwas Mut sind gefragt bei einer Arktis-Expedition.

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Timmiarmiut

Grönland-Reisende erwarten Natur und keinen Luxus

Prins Christian Sund

sich Schollen von Eigenheimgröße, wenige Meter vom Schiff entfernt und von einer Woge getragen, deutlich über das Niveau des Decks auftürmen, dann ist das nicht nur ein beeindruckendes Schauspiel. Jetzt spielt Kim seine ganze Erfahrung aus, um die Cape Race und die Menschen an Bord sicher durch diesen etwa 500 Meter breiten Gürtel zu navigieren. Nach etwa einer Stunde ist auch das geschafft. Die See ist frei! Wer angesichts dieser Schilderung vermutet, dass es um das Grönlandeis so schlecht ja nicht bestellt zu sein scheint, bedenkt nicht: Dieses Eis, das der Expedition der Cape Race so im Weg war, füllt die Fjord-Mündungen der Ostküste, weil es weiter im Norden abgetaut und vom Gletscher gebrochen ist. Dem mit 1,7 Millionen Quadratkilometer zweitgrößten Eispanzer der Welt gehen jährlich 269 Milliarden Tonnen Schnee und Eis durch das Abtauen der Oberflächen verloren. Würde das gesamte Eisschild über Grönland abtauen, stiege der Meeresspiegel weltweit um sieben Meter an. Wissenschaftler vermuten aber, dass es so weit nicht kommen wird. Auch in Klimaperioden, die noch wärmer waren als die, die den Menschen hausgemacht bevorsteht, reduzierte sich das Eis auf Grönland nur um etwa ein Viertel. Doch auch das würde die Meere um einen Meter schwellen lassen. Und – ach ja! – da ist ja auch noch die größte Eisfläche der Welt: die Antarktis. Zurück zu der kleinen Expedition! Und um es gleich zu sagen: Die Cape Race erreicht Kulusuk nicht. Der Hafen ist komplett zugefroren. Doch das ist nun wirklich kein Drama. Für solche Fälle wurde ein ziemlich regelmäßiger Shuttle-Service eingerichtet. Vom nahe gelegenen Tasiilaq aus fliegen regelmäßig Helikopter zum Flugplatz Kusuluk. Ein Plan B, über den sich alle freuen. Danke, Packeis! Die Maschine in Kulusuk startet pünktlich und mit den Unerschrockenen der Cape Race an Bord. Kaum etwas von der geplanten Route wurde umgesetzt, doch das ist nebensächlich. Sie haben intensiv und authentisch erlebt, was sie erleben wollten. Sie wollten den Norden sehen – solange es ihn noch gibt. Text: Albert Rohloff

GRÖNLAND

BRATTAHLID

Bei einer Expeditionskreuzfahrt längs der grönländischen Küste stehen im Grunde nur der Startund der Zielhafen fest. Sicherlich gibt es einen Plan. Doch werden Wale gesichtet, fährt die Cape Race hinterher, steht ein Eisbär am Ufer, steuert sie im Schritttempo drauf zu. Beides kann Stunden in Anspruch nehmen. Ein weiterer, nicht verlässlicher Einflussfaktor auf eine solche Reise ist die Witterung. Stürme fallen im Nordpolarmeer schon mal recht heftig aus, das Eis kommt und geht. Beides also kann zu einer grundlegenden Umstellung des Reiseplans führen, bis hin zum Abbruch und zur Rückfahrt. Verspätungen, auf die der Flugverkehr an den Zielorten natürlich nicht warten kann, sind ebenso gut möglich. Eines aber ist gewiss: Die Guides und die Crew verfügen über so viel Erfahrung, dass sie zumeist aus der Not eine Tugend machen. Wer die Chance hat, Wale aus nächster Nähe zu erleben, kann gut damit leben, wenn der Gang durch ein Inuit-Dorf auf den kommenden Tag verschoben wird. Dennoch gibt es Orte, die gesetzt sind.

Entlang der Südwestküste werden immer wieder interessante Einblicke in die Besiedlungsgeschichte durch die Wikinger geboten. Ob Erik der Rote der erste europäische Siedler auf Grönland war oder nicht – allein die Geschichten um ihn, zum Beispiel verbunden mit einem Besuch der Ruinen von Brattahlid, sind eine beeindruckende Zeitreise. Detailgetreue Nachbauten machen die Gäste mit der Welt vor 1000 Jahren vertraut, sodass sie sich gut das Leben der Nordleute vorstellen können.

PRINS CHRISTIAN SUND Der Prins Christian Sund ist ein verzweigtes System von Wasserstraßen, die hinter jeder Biegung mit neuen Landschaftspanoramen begeistern – eines schöner als das andere. Er ist etwa 100 Kilometer lang und nur wenige 100 Meter breit. Gesteinsmassive schießen auf jeder Seite in die Höhe – teilweise über 1000 Meter hoch. Schroffe Wände, teilweise schneebedeckte Bergkuppen und in der Passage immer wieder kleine Eisberge, die dicht an der Cape Race vorbeitreiben, sorgen für ein weiß-blau-türkises Farbenspiel.

WANDERN Südgrönland ist ein Paradies für Wanderer – vorausgesetzt, man erwartet keine eindeutigen Markierungen oder Wege. Mit den Guides sind alle sicher unterwegs und erfahren die Schönheit der Natur ganz nah und in aller Ruhe. Das Klima im Juli ist meist mild, und die Mitternachtssonne verleiht der ohnehin atemberaubenden Landschaft einen zusätzlichen Hauch von Exotik.

INUIT-KULTUR Die Region Südostgrönlands ist bekannt für ihre Tupilak-Schnitzer. Ein Tupilak ist eine fantastische Geisterfigur, beispielsweise mit einer zähnefletschenden Dämonenfratze und einem Zwitterkörper aus Mensch und Tier. Während es sich heute um Handschnitzereien aus Rentiergeweih, Holz oder Speckstein handelt, wurden die grimmig aussehenden Tupilaks früher überwiegend aus Walrosszahn geschnitzt. Mit Hilfe von Schamanen erhielten sie magische, übernatürliche und Unglück bringende Kräfte und wurden von ihren Besitzern gegen deren Feinde eingesetzt. 3/2018

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Die Cape Race: klein, robust, wendig und mithin in (fast) jede Bucht zu manövrieren. Ideal für Naturliebhaber.

An der Brücke wacht kein Offizier in schmucker Uniform. Es ist ein Seemann, der Tücken und Untiefen der grönländischen Küste kennt.

Der Tisch wird gemeinsam gedeckt und abgeräumt. Ein Grund, warum sich die Gäste auf der Cape Race so wohlfühlen.

Kein 5-Gänge-Menü und keine ausladende Weinkarte – aber das Essen Wer in diesen Betten nicht gut schläft, hat selbst Schuld. Die holzgetäfelten Kabinen sind liebevoll hergerichtet und urgemütlich. schmeckt und stärkt die Gäste für ihre nächste Expedition an Land.

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SCHIFFSTEST

Maritimer geht’s nimmer Mit der CAPE RACE die Küsten Grönlands zu erkunden, ist ein Abenteuer. Gemütlichkeit ja – Luxus braucht kein Mensch. SCHIFF Die Cape Race ist ein ZwölfPersonen-Expeditionsschiff. 1963 gebaut, war sie ursprünglich ein Hochseetrawler, um über das ganze Jahr hinweg in den anspruchsvollsten Gewässern der Welt zu fischen. Vor ihrem Einsatz als Expeditionsschiff war sie als Forschungsschiff auf Grönland mit Wissenschaftlern der NASA unterwegs, die den weltweiten Klimawandel untersuchten. Daher rühren auch ihre strukturelle Stabilität und Fähigkeit, als umgebaute Expeditionsyacht sicher und mit Komfort die Polargebiete zu bereisen. Die „CaRa“ wurde in den vergangenen Jahren von ihrem jetzigen Eigner und Kapitän, Milos Simovic, behutsam neu gestaltet. Das Hauptdeck wurde aufwändig mit Hartholz beplankt, nach traditioneller Methode kalfatert und mit einer Teerölmischung wetterfest konserviert. Der mit Mahagoni getäfelte Salon ist das Herz des Schiffs. Zum Expeditionsequipment gehören zwei Zodiacs sowie die komplette Sicherheitsausrüstung für Offshoreund Kaltwasser-Fahrten. Das Schiff verfügt zudem über eine Satellitenkommunikation, Gäste können (gegen Gebühr) E-Mails senden und empfangen.

VERCHARTERER Die in der Nähe von Hannover ansässige Firma Polar-Kreuzfahrten von Frank Fietz hat sich den Expeditionskreuzfahrten mit kleinen Schiffen im arktischen Raum, vornehmlich rings um Grönland und Spitzbergen, verschrieben. Bei ihren Reisen in die Arktis legen Frank Fietz und sein Team besonderen Wert auf unser Expeditionsprinzip. Das heißt: Es geht um intensive Naturerlebnisse, bei gewissenhaftem Umgang mit

der Umwelt und größtmöglicher Individualität, gewährleistet durch kleine Schiffe.

SPORT & WELLNESS

Die Cape Race ist ausschließlich in der Arktis unterwegs. Dabei kreuzt sie entweder entlang der südgrönländischen Küste sowohl im Osten als auch im Westen oder rings um das Archipel Spitzbergen.

Tatsächlich hat das kleine Schiff eine Besonderheit zu bieten: eine mit Zedernholz verkleidete Sauna. Je nach Bedarf und Tagesprogramm wird die Sauna angeheizt. Die Abkühlung danach ist allerdings nur etwas für Abgehärtete: ein Sprung in das etwa ein Grad kalte Meerwasser – „polar-plunging“ genannt.

KABINEN

BORDPROGRAMM

Die Cape Race bietet für Gäste sieben Kabinen an, davon fünf unter Deck. Die Kabinen unter Deck haben getäfelte Wände und Decken, Holzfußboden und ein gefliestes Badezimmer. Die Betten sind breit und bequem. Alle Kabinen haben einen kleinen Schreibtisch mit Stromanschluss.

Das Programm bietet vor allem die Natur. An dem Küstenpanorama, den vorbeiziehenden Eisbergen oder an sich offenbar langweilenden Robben kann sich hier keiner sattsehen und -fotografieren. Zudem trifft man sich abends gerne in der Mensa und tauscht sich über die Ereignisse des Tages aus. Dann schlägt Guide Simon auch mal vor, sich einen historischen Film über die Inuit anzuschauen oder einem Vortrag von ihm zu lauschen, der sich mit den sich verändernden Strömungen der arktischen und antarktischen Meere beschäftigt. Auch lässt sich der international erfolgreiche Fotograf Norbert Rosing gern mal „breitschlagen“, seine fantastischen Fotos auf die Leinwand zu werfen.

FAHRTGEBIET

GASTRONOMIE Gegessen wird, was die Kelle hergibt. Und alle sind zufrieden. Das Essen ist bodenständig und sehr schmackhaft. Kaffee steht den ganzen Tag über erhitzt an der kleinen Bar. Im Kühlschrank sind ausreichend Bier und Cola.

SERVICE Die aus sechs Personen bestehende Crew ist mal mit nautischen, mal mit gastronomischen Aufgaben betraut. Einzige Ausnahme: der Koch, der Erstaunliches aus seiner Kombüse herausholt. Die gesamte Crew ist mit vollem Engagement für die Gäste da. Der Kapitän zögert nicht, einen Abstecher für die Fotografen zu machen, sollte ein besonders pittoresker Eisberg in Sicht sein. Die familiäre Atmosphäre des Schiffs sorgt jedoch auch dafür, dass sich niemand scheut, mittags beim Eindecken des Tischs zu helfen oder einen „Nachschlag“ zu organisieren.

AUSFLUGSANGEBOT Immer dann, wenn die Guides oder auch die Gäste einen interessanten Ort an Land ausmachen, werden die Zodiacs zu Wasser gelassen und ein Landgang angesetzt. Auf dem mitunter unwegsamen Gelände bleibt die Gruppe beieinander. Das geschieht auch aus Sicherheitsgründen, da stets die Gefahr besteht, dass sich ein Eisbär in die Region verirrt. Die Guides sind so landeskundig, dass sie in der Regel

eine Führung durchführen können. Aber auch Führungen durch Einheimische werden organisiert. Natürlich wird an größeren Orten Halt gemacht, dort werden Museumsbesuche oder Kirchenführungen angeboten.

PUBLIKUM Wer sich solch einer Expeditionskreuzfahrt anschließt, ist Naturliebhaber. Die frische Luft, das Panorama der grönländischen oder spitzbergischen Berge und die arktische Tierwelt, das ist alles, was er oder sie braucht. Sehr oft sind ambitionierte Hobbyfotografen oder gar Profis mit an Bord.

DRESSCODE Was ist das? Warm und regenfest muss die Kleidung sein.

PREISNIVEAU Ab 411 Euro pro Tag.

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CAPE RACE Stärken: - Wendigkeit, klein genug für kleine Buchten, robust - Jeder Wunsch wird erfüllt, auch die dritte Umrundung eines Eisbergs Bordsprache: Englisch, Deutsch, Inuit Bordwährung: Euro Passagiere: 12 Crew: 6 Baujahr: 1963, Umbau: 2012 Flagge: Cookinseln Länge/Breite: 33,5 m/7,6 m

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SERVICE° Expeditionsreisen

HAMBURG

Von der Karibik bis zum Zuckerhut

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eltenbummler, die auf legeren Komfort Wert legen und trotzdem spannende Reiserouten abseits des Massentourismus erleben möchten, sind auf der Hamburg bestens aufgehoben. Mit 400 Passagieren ist das familiäre Schiff klein genug, um auch Destinationen anzusteuern, die sonst nur von noch kleineren, meist rustikaleren Expeditionsschiffen erreicht werden können. Eine perfekte Kombination aus einem erholsamen Urlaub unter der karibischen Sonne und ausgefallenen Programmpunkten mit Expeditionscharakter beginnt am 26. November 2018. Ab Barbados kreuzt die Hamburg vorbei an den traumhaften Stränden Tobagos und steuert dann die ehemalige Gefangeneninstel Île Royale an. Im Anschluss erkunden die Gäste das üppige Amazonas-Delta, erobern mit dem Boot die Hafenstadt Recife oder wandeln auf den Spuren der Geschichte Salvadors. Die 20-tägige Kreuzfahrt endet in Rio de Janeiro, wo unter anderem ein Ausflug zu den bunten Kolibris und pfiffigen Kapuzineräffchen im Tijuna-Nationalpark auf dem Programm steht. Abenteuerlustige mit viel Zeit buchen die Reise in Kombination mit der Anschlussroute in die Antarktis und erhalten auf den Reisepreis von 1600 Euro drei Prozent Rabatt sowie 100 Euro Bordguthaben pro Person. 62 °azur.de 3/2018 » www.plantours-partner.de


EXPEDITIONSREISEN

Routen für Entdecker Aktive, erlebnisreiche Expeditionskreuzfahrten zu den schönsten Plätzen dieser Erde sind beliebter denn je. AZUR stellt die besten Reisen vor und gibt einen Anbieter-Überblick. NATIONAL GEOGRAPHIC ENDEAVOUR II

Kreuzfahrten im artenreichsten Naturparadies

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Fotos: PR

ie Entdeckung der Galapagos-Inseln im Glasbodenboot der National Geographic Endeavour II gleicht der Entdeckung eines neuen Planeten. Die Unterwasserwelt ist atemberaubend vielfältig und bunt zugleich. Geübte Sporttaucher sind hier eingeladen, im wahrsten Sinne des Wortes abzutauchen. Jeden Tag bietet die National Geographic Endeavour II ein neues Abenteuer in der Wildnis an. Ob mit einem Kajak auf dem Wasser oder zu Fuß auf einem Spaziergang. Wenn man möchte, kann man unter der Führung eines ausgewählten Naturforschers oder eines Dozenten der Fotografie seine Erkundungen machen. Auf den Galapagos-Inseln stoßen die Gäste auf eine einzigartige, exotische Tierwelt: Flugunfähige Kormorane, Darwins Fink, Flamingos, Seelöwen, riesige Schildkröten. Jede Insel wird von eigenen Arten bevölkert. Die National Geographic Endeavour II wurde 2016 sozusagen generalüberholt. Das Schiff ist komfortabel mit allem Schnick & Schnack. Sie ist zudem außergewöhnlich flink und in seichten Gewässer manövrierfähig. Das großzügige Oberdeck sorgt für einen entsprechenden „General Overlook“ auf Flora und Fauna mit der Option, sich auf das kleinste Detail zu konzentrieren. Die Preise begin» www.expeditions.com nen bei 690 Euro pro Person und Tag. 3/2018

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SERVICE° Expeditionsreisen

BREMEN

72 Tage Pioniergeist in der Arktis

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äste von Hapag-Lloyd Cruises können im Sommer 2019 die Nordpolarregion ohne Kompromisse erleben. Und zwar nicht nur auf den beiden Neubauten Hanseatic Nature und Hanseatic Inspiration, die in dieser Saison ihre Premiere feiern. Erstmals kombiniert die Bremen die Nordwest- mit der Nordostpassage und umrundet vom 15. Juli bis zum 26. September 2019 in 72 Tagen die komplette Arktis. Klein, wendig, mit geringem Tiefgang und höchster Eisklasse – hier ist sie in ihrem Element. Buchbar ist die Reise in drei Teilen, zunächst von Tromsø über Island zur Westküste Grönlands, dann durch die kanadische Arktis bis

nach Nome in Alaska und zuletzt entlang Russlands Nordküste und Norwegen nach Bergen. Wer sich aber die Zeit für die gesamte Umrundung nimmt, profitiert von ermäßigten Preisen, die in den derzeit noch verfügbaren Kabinenkategorien bei 52.000 Euro beginnen. An Bord der Bremen erfahren die Gäste deutlich mehr Komfort als auf den meisten vergleichbar großen Expeditionsschiffen. Maximal 155 Gäste reisen mit, die Kabinen und Suiten sind großzügige 18 beziehungsweise 24 Quadratmeter groß, und im Restaurant werden gehobene Gerichte » www.hl-cruises.de serviert.

50 YEARS OF VICTORY

90 Grad Nord ereits seit den Polarexpeditionen des 19. Jahrhunderts ist der Nordpol ein Sehnsuchtsziel für Abenteurer und Entdecker. Heute ist die Reise zum nördlichsten Punkt unserer Erde auch für Touristen möglich, und zwar mit dem 75.000 PS starken, atomar betriebenen Eisbrecher 50 Years of Victory. Dank des löffelförmigen Bugs und seiner gewaltigen Power ist das Schiff dazu in der Lage, seinen Weg durch bis zu drei Meter dickes Eis zu bahnen, das dem Kraftprotz krachend weicht. Die Reise beginnt im russischen Murmansk und führt dann zunächst zum Archipel des Franz-Josef-Lands, wo das 24-stündige Sonnenlicht dazu einlädt, Walrosse, Wale und Eisbären zu beobachten – vom Zodiac oder vom bordeigenen Helikopter aus. Und am Nordpol wird dann die Flagge gehisst, in der Fahrtrinne der Victory gebadet und das nördlichste Barbecue der Welt veranstaltet, bevor das Schiff wieder Kurs gen Süden einschlägt. Die Preise für die 13-tägige Reise beginnen bei stolzen 1950 Euro pro Person und Tag. » www.poseidonexpeditions.de

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OCEAN ENDEAVOUR

Auf den Spuren Franklins

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irgends zeigt die Arktis neben ihrer beeindruckenden Natur auch so viele historische und kulturelle Facetten wie auf einer Reise auf der Nordwestpassage. Besonders intensive Expeditionskreuzfahrten in diesem Gebiet hat Polaris Tours im Angebot, und zwar an Bord der Ocean Endeavour. Diese wurde erst 2014 renoviert und bietet ihren bis zu 198 Gästen 20 Zodiacs und große Decksflächen zur Erkundung der Landschaft. Highlights der Route sind die Kitikmeot Region, in der unlängst die beiden Schiffe der gescheiterten FranklinExpedition geborgen wurden, Beechey Island mit den Gräbern dreier Männer Franklins, die Fahrt durch den atemberaubenden Lancaster Sound sowie die Westküste Grönlands mit dem produktivsten Gletscher der Welt in der Disko-Bucht. Eine Reise von Ost nach West beginnt am 15. August 2019, danach geht es am 4. September wieder zurück in die andere Richtung. Mit an Bord ist der Lektor und Reiseleiter von Polaris Tours, Klaus Kiesewetter. Die Preise beginnen bei 12.145 Euro für 19 Tage und beinhalten bereits alle Flüge und Hotels während der An- und Abreise. Bei Buchung bis zum 15. Juni 2018 gibt es einen Frühbucherbonus von bis zu 2100 Euro, außerdem wird für Einzelkabinen kein Zuschlag berechnet. Alleinreisende sparen je nach Kabinenkategorie bis zu einem fünfstelligen » www.polaris-tours.de Betrag.

Erleben Sie den Ponant Moment

Kurs auf den hohen Norden Grönlands mit PONANT Erleben Sie eine einzigartige Luxus-Expeditionskreuzfahrt in der Arktis. Es erwarten Sie imposante Gletscher und Eisberge, faszinierende Tierwelten und unvergessliche Begegnungen mit den Inuits… Verschiedene Abfahrten rund um Grönland, Kanada und das Baffinmeer Juli – August 2019 An Bord der Le Boréal, L’Austral und Le Soléal Weitere Informationen unter: 0049-30-8231435 | info@island-reisen.de www.island-reisen.de | www.groenland-travel.de

Kurfürstendamm 137, 10711 Berlin © PONANT / François Lefebvre / Nathalie Michel


Mit der Skorpios II geht es auf dieser Route durch unterschiedliche Gefilde. Das absolute Highlight bilden die Eismassen des San RafaelGletschers.

SKORPIOS II

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ie Skorpios II zeigt ihren bis zu 106 Gästen in 53 Kabinen regelmäßig auf sechstägigen Kreuzfahrten, samstags bis donnerstags, faszinierende Naturerlebnisse. Dank der A1-Eisklasse des Schiffs und den speziell für die Gefilde ausgestatteten Boote bieten die Touren eine besondere Erfahrung der Navigation durch Eismassen mit einer außerordentlichen Nähe zum San Rafael-Gletscher. Los geht es im eigenen Terminal der Reederei in Puerto Montt. Die Hafenstadt liegt etwa 1000 km südlich von Santiago und ist sowohl auf dem Luft- als auch auf dem Landweg erreichbar. Die Reise führt zunächst durch den LlanquihueArchipel, wobei die Passagiere den Ausblick auf die Stadt Calbuco und den Golf von Ancud genießen können. Am Nachmittag wird die Insel Chiloé angesteuert – hierbei ist ein Landgang im malerischen Dorf Quemchi geplant. Besonders sehenswert sind neben den Straßen und Cafés das Handwerkszentrum und das Museum des chilenischen Schriftstellers Francisco

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Coloane. Es folgt eine ruhige Weiterfahrt Richtung Süden entlang der Küste Chiloé. Am darauffolgenden Tag steht das pittoreske Fischerdorf Puerto Aguirre auf dem Plan. Das Highlight des Tages ist jedoch die Begutachtung einer der größten Vogelkolonien der Region Aysén. Diese beherbergt zahlreiche Dominikanermöwen, Felsenscharben, Rotfußkormorane und Blauaugenscharben, die friedlich mit den heimischen südamerikanischen Seebären zusammenleben. Gegen 22 Uhr wird in Caleta Quesahuen oder Punta Leopardes geankert. Die beeindruckenden Eismassen des San Rafael-Gletschers sind montags der Fokus. Die Begegnung mit diesem Naturphänomen ist voller Magie und das Navigieren zwischen den farbenfrohen Eisschollen ein Erlebnis der besonderen Art. Tatsächlich verbringen die Gäste ungefähr zehn Stunden dort, sodass viel entdeckt werden kann. Im Jahr 1620 wurde der Gletscher von dem spanischen Jesuiten Juan García Tao getauft und

gilt heute als dem Äquator am nähesten gelegenen Gletscher der Welt. Mit all den neuen Impressionen geht es weiter Richtung Quitralco-Fjord, welcher dem Unternehmen Skorpios selbst gehört. Hier können die Passagiere die heißen Thermalquellen in überdachten und außen liegenden Schwimmbädern besuchen. Sofern das Wetter es erlaubt, finden zudem Exkursionen in kleinen Motorbooten in das Innere des Fjordes statt. Bei der Durchfahrt des Corcovado-Golfs am nächsten Tag sichten Gästen bei gegebenen Wetterbedingungen unter anderem Blauwale. Weiter geht es nach Conejo, um die kleine Insel mit ihren Magellan-Pinguinen zu erkunden. Das idyllische Dorf Dalcahue lädt weiterhin zu einem Besuch des örtlichen Kunsthandwerkermarktes ein sowie zu der Besichtigung der Kirche und der Promenade. Gegen 23 Uhr findet der Aufbruch zurück nach Puerto Montt statt, gekrönt durch eine Abschiedsfeier mit Kapitänsdinner. » www.skorpios.cl/de/deutsch

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Ganz nah an den Gletscherkanten Feuerlands


SERVICE° Expeditionsreisen

SKORPIOS III

Südamerika eiskalt

Die 70 Meter lange Skorpios III bietet 54 Kabinen, die auf fünf Decks verteilt sind. An Bord können Gäste daher auf gemütliche Art eine völlig andere Welt entdecken.

Zweimal pro Woche startet das komfortabel ausgestattete Expeditionsschiff Skorpios III von Puerto Natales in die südpatagonischen Eisfelder. Hier befinden sich nach der Antarktis und Grönland die größten Eisfelder der Erde. Mit der Eisklasse A1 ist es der Skorpios III möglich, durch das Eis zu navigieren. Die chilenische Werft und Reederfamilie Skorpios ist weltweit der einzige Anbieter und KreuzfahrtExperte vor Ort für das südliche Eisfeld. Naviera y Turismo Skorpios S.A. ermöglicht zudem als einziger Anbieter den Zugang zu den Fjorden und Gletschern des südlichen Eisfeldes, der „Dritten Wasserreserve der Erde“. Die Skorpios III verfügt über 45 geräumige Kabinen für bis zu 90 Gäste. Mit einer guten und frischen Küche sowie einer exzellent ausgebildeten Besatzung werden an Bord hohe Qualitätsstandards erreicht. Während der viertägigen Kreuzfahrt auf 380 Seemeilen fährt die Skorpios III durch ruhiges Gewässer, durch 15 der insgesamt 48 Gletscher des südpatagonischen Eisfeldes. Es geht entlang der Gletscher Amalia und El Brujo sowie zu den Gletschern des Calvo-Fjords, Bernal und Alsina, wie einst die großen Abenteurer Roy, Darwin oder Magallanes auf den Spuren des Stammes chilenischer Vorfahren, der Kaweskaren. Auf dieser Route bieten Fjorde und Kanäle Patagoniens eine atemberaubende und einzigartige Naturkulisse in einer der unberührtesten und wildesten Gegenden unserer Erde. Das Unternehmen bietet verschiedene On- und Offboardaktivitäten an: Wildlife-Beobachtungen, Wanderungen bis zur Gletscherwand und Fahrten auf Expeditionsbooten, wie dem Eisbrecher Capitàn Constantino. Das Interieur der Skorpios III ist zeitlos elegant. Hochwertige Holzvertäfelungen sorgen in den geräumigen und gut ausgestatteten Kabinen, in der Lounge und Bar für gediegene Gemütlichkeit. Im großzügigen Speisesaal genießt man den Panoramablick. Hier findet auch das Captain’s Dinner mit Tanz und Eleganz am Schluss der Kreuzfahrt auf dem Weg durch den Almirante Montt Golf statt. Anschluss-Exkursionen in den Nationalpark Torres del Paine und in die Milodon-Höhle mit Übernachtung sind möglich, ebenso eine anschließende sechstägige Expeditionsreise auf der Chonos-Route. » www.skorpios.cl/de/deutsch

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SERVICE° Expeditionsreisen

Amazon Clipper Cruises Amazonas Ab Manaus starten die Schiffe Amazon Clipper Traditional und Amazon Clipper Premium zu spannenden Flussexpeditionen auf dem Negro und dem Amazonas. Zu den täglichen Programmpunkten zählen Bootsfahrten in schmale Seitenarme, Wanderungen und Piranha-Fischen. Ab 220 Euro p.P./T. www.amazonclipper.com

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weitere Anbieter für Expeditionskreuzfahrten Zwischen Nord- und Südpol liegen viele exotische Gebiete, die es wert sind, mit dem Kreuzfahrtschiff entdeckt zu werden. Diese Reedereien und Veranstalter bieten spannende Reisen auf See und Fluss.

Anakonda Amazon Cruises Río Napo, Ecuador Die Anakonda – eines der wenigen Kreuzfahrtschiffe, die den Río Napo befahren. Kabinen mit riesigen Fensterfronten, bester Service, einheimische Expeditionscrew. Bis zu 40 Passagiere. Ab 450 Euro p.P./T. www.anakondaamazoncruises.com Angermeyer Cruises Galapagos-Inseln Historisches Unternehmen, gegründet von deutschen Auswanderern Anfang des 20. Jahrhunderts. Anmutige Segelyacht Mary Anne und Luxusyacht Passion. Nur maximal 16 Passagiere an Bord. Ab 560 US-Dollar p.P./T. www.visitgalapagos.travel Antarpply Expeditions Antarktis Von Patagonien aus betreibt Antarpply Expeditions Kreuzfahrten in die Antarktis und zu den subantarktischen Inseln. Der Name des einzigen Flottenmitglieds ist identisch mit dem des Firmensitzes – Ushuaia. Bis zu 88 Gäste genießen einfachen, legeren Komfort an Bord.

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Ab 450 US-Dollar p.P./T. www.antarpply.com Australis Patagonien Spezialist für Kreuzfahrten zu den Gletschern des Feuerlands. Moderne Schwesterschiffe Stella Australis und Ventus Australis, jeweils für bis zu 210 Passagiere. Ab 280 US-Dollar p.P./T. www.australis.com Blue Lagoon Fiji Cruises Fiji-Inseln Vier- bis achttägige Kreuzfahrten mit Tauch- und Schnorchelmöglichkeiten sowie Besuche bei den Einheimischen. Komfortables Schiff Fiji Princess für bis zu 68 Passagiere. Ab 260 Euro p.P./T. www.bluelagooncruises.com

Captain Cook Cruises Fiji Fiji-Inseln Vier- bis zwölftägige Kreuzfahrten mit Tauch- und Schnorchelprogramm. Reef Endeavour – kleines Premium schiff für bis zu 130 Passagiere mit einheimischer Crew. Ab 150 US-Dollar p.P./T. www.captaincookcruisesfiji. com Celebrity Cruises Galapagos-Inseln Eigene Schiffsklasse für Galapagos-Expeditionen. Drei Schiffe: Celebrity Xpedition (92 Passagiere), Celebrity Xperience (48 Passagiere), Celebrity Xploration (16 Passagiere). Frühjahr 2019: Neubau Celebrity Flora. Ab 430 Euro p.P./T. www.celebritycruises.com

Aranui Cruises Südsee Aranui 5: einzigartige Kombination aus Kreuzfahrtschiff und Frachter, der die Trauminseln der Südsee versorgt. Bis zu 254 Passagiere und eine 99-köpfige polynesische Crew. Ab 325 Euro p.P./T. www.aranui.com Coral Expeditions Australien, Tansania, Südsee Australische Reederei, Experte für Expeditionen vom Great Barrier Reef bis nach PapuaNeuguinea. Drei kleine Expeditionsschiffe, 2019 debüttiert der moderne Neubau Coral Adventurer für bis zu 120 Passagieren. Ab 400 AUD p.P./T. www.coralexpeditions.com G Adventures Weltweit Internationaler Reiseveranstalter mit vielen Produkten auf dem Wasser. Polarexpeditonen mit eigenem Schiff G Expedition. Zudem Galapagos-Reisen, Flussreisen in Asien, Indien und Südamerika sowie Segelreisen. Ab 300 Euro p.P./T. www.gadventures.de Heritage Expeditions Antarktis, Russland, Südsee Neuseeländische Reederei mit dem russischen Forschungsschiff Spirit of Enderby für max. 50 Gäste. Reisen ab Neuseeland in die weniger befahrenen Gebiete der Antarktis sowie zur Ostküste Russlands und im Pazifik. Ab 250 US-Dollar p.P./T. www.heritage-expeditions.com

Hurtigruten Polargebiete, Europa, Nord- und Südamerika

Neben klassischer norwegischer Postschiffroute auch Expeditionskreuzfahrten. 2019 stoßen zwei moderne Hybridschiffe zur Flotte: Fridtjof Nansen und Roald Amundsen. Ab 200 Euro p.P./T. www.hurtigruten.de Iceland ProCruises Island, Grönland Spezialist für intensive Island-Umrundungen mit deutscher und englischer Bordsprache an Bord der Ocean Diamond mit 200 Passagieren. Im Programm sind auch Kreuzfahrten nach Grönland. Ab 145 Euro p.P./T. www.icelandprocruises.de Ikarus Tours Polarregionen Deutschsprachiger Veranstalter für Erlebnisreisen, darunter auch Expeditionskreuzfahrten in die Arktis und Antarktis. Teilweise auch unter Vollcharter. Ab 470 Euro p.P./T. www.ikarus.com Lernidee Erlebnisreisen Weltweit Großes Portfolio an deutschsprachigen Entdeckerreisen auf den Gewässern der Erde – von Expeditionskreuzfahrten in die Polarregionen über Flussreisen auf Amazonas und Mekong bis zur Hausboot-Safari auf dem Sambesi. Preise variieren stark zwischen den einzelnen Produkten. www.lernidee.de Manatee Explorer Río Napo, Ecuador Die Manatee Explorer befährt die gleiche Region wie die Anakonda, ist ähnlich


ausgestattet, aber etwas preisgünstiger. Los geht es bei etwa 330 Euro p.P./T. www.manateeamazonexplorer. com Northstar Cruises Australien, Südsee Komfortable Entdeckerkreuzfahrten mit der True North entlang der australischen West-, Süd- und Ostküste sowie von Cairns und Darwin nach PapuaNeuguinea. Highlight ist der bordeigene Helikopter, der die Gäste zu entlegenen Orten bringt. Ab 800 AUD p.P./T. www.truenorth.com.au Oceanwide Expeditions Polarregionen Niederländischer Anbieter mit drei eisgestärkten Expeditionsschiffen – darunter auch der Dreimast-Segelschoner Rembrandt van Rijn – und englischer Bordsprache. Bis zu 116 Passagiere können mit den Zodiacs überall gleichzeitig anlanden. Im Mai 2019 feiert der Neubau Hondius seine Premiere. Preise ab circa 400 Euro p.P./T., Positionierungsfahrten sind günstiger. www. oceanwide-expeditions.com One Ocean Expeditions Polarregionen Der Reiseveranstalter ist nicht nur absoluter Expeditionsprofi in seiner kanadischen Heimat, sondern auch in allen weiteren arktischen Gebieten und in der Antarktis. Die Flotte besteht aus zwei russischen Forschungsschiffen mit einer Kapazität von knapp 100 Passagieren. Ende 2018 wird die derzeitige Hanseatic von Hapag-Lloyd Cruises unter dem Namen RCGS Resolute zur Flotte stoßen. Ab 310 US-Dollar p.P./T. www.oneoceanexpeditions.com

Polar-Kreuzfahrten Polargebiete Kleine Schiffe mit geringer Passagierzahl und deutschsprachiger Leitung sind die Spezialität des Reiseveranstalters. Zum Portfolio gehören unter anderem die 12-Personen-Yacht Cape Race, die Spirit of Enderby von Heritage Expeditions oder die Akademik Sergey Vavilov von One Ocean Expeditions. Ab 430 Euro p.P./T. www.polar-kreuzfahrten.de Ponant Weltweit Stilvolle Luxusexpeditionen an Bord von modernen MegaYachten mit französischem Touch. Ein internationales Publikum bereist unter anderem die Polarregionen, Südamerika und die Südsee. Noch 2018 stößt das erste von vier Schiffen der neuen ExplorerKlasse zur Flotte, geplant ist zudem der erste echte LuxusEisbrecher. Die Preise beginnen bei 170 Euro p.P./T., können aber auch wesentlich höher ausfallen. www.ponant.de Quark Expeditions Río Napo, Ecuador US-amerikanischer Pionier für Expeditionskreuzfahrten in die Polarregionen. Heute zählen zehn gecharterte Schiffe zum Portfolio, darunter auch der Eisbrecher 50 Years of Victory und die Ocean Diamond, mit der im Sommer Iceland ProCruises unterwegs ist. Ab 270 US-Dollar p.P./T. www.quarkexpeditions.com Scubaspa Malediven Keine klassischen Expeditionen bietet Scubaspa mit seinen zwei kleinen Schwesterschiffen Scubaspa Ying und Scubaspa

Yang. Es handelt sich um Tauchkreuzfahrten, bei denen die Gäste die Unterwasserwelt des Indischen Ozeans erkunden und sich an Bord mit viel Wellness verwöhnen lassen. Ab 290 US-Dollar p.P./T. www.scubaspa.com^ Silhouette Cruises Seychellen Mit zwei modernen und zwei historischen Segelschiffen kreuzt Silhouette Cruises durch die Inselwelt der Seychellen. Dabei gibt es Tauch- und Wassersportmöglichkeiten. Anfang 2019 steht zudem eine Expeditionskreuzfahrt an Bord der Maya‘s Dugong zum AldabraAtoll auf dem Programm. Ab 220 Euro p.P./T. www.seychelles-cruises.com Silversea Cruises Weltweit Nicht nur im Markt für Luxuskreuzfahrten, sondern auch im Expeditionssektor hat sich Silversea Cruises mit mittlerweile vier Schiffen etabliert. Um die Galapagos-Inseln ist die Reederei ganzjährig unterwegs, dazu kommen spannende Reisen vom ewigen Eis bis zur Südsee. Ab 370 Euro p.P./T. www.silversea.com Un-Cruise Adventures Nordamerika, Mittelamerika, Galapagos-Inseln Neun Yachten und Expeditionsschiffe sind im Programm des Veranstalters aus Seattle zu finden, von der Safari Quest mit 22 Betten bis zur S.S. Legacy, die 88 Gäste beherbergen kann. Fahrtgebiete sind unter anderem Alaska, Hawaii, Costa Rica, Panama und der Columbia River. Preise variieren stark zwischen den einzelnen Produkten. www.uncruise.com

ExpeditionsSchiffsreisen Alle Preise inkl. An- und Abreise

Nordspitzbergen Auf der Suche nach Eisbären

ab € 4.220,-

MAI / JUN / JUL 2019

Franz Josef Land

ab € 9.045,-

AUG 2018 AUG 2019

ab € 8.865,-

Island und Grönland

ab € 3.950,-

AUG / SEP 2019

Einzelkabinen ohne Zuschlag!

Nordwestpassage von West nach Ost

ab € 11.280,-

SEP 2019

Klassische Antarktis

ab € 7.105,-

NOV 2018 - MRZ 2019

Galápagos 11 Tage

ab € 4.600,-

JUN 2018 - DEZ 2019

Abenteuer Amazonas

ab € 4.945,-

MAI / JUN 2019

Galápa

gos & A 2018/ mazonas 2019

Galáp

agos & A 2018/ mazonas 2019

Kataloge, Angebote und Informationen: Polaris Tours GmbH Telefon: 08822 / 948 66-0 azur.de 69 ° www.polaris-tours.de 3/2018


OCEANIA MARINA째 S체dsee

S체dsee 70 째azur.de

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für Genießer Die Marina bereist eines der exotischsten Ziele – die Inseln von Französisch-Polynesien im Pazifischen Ozean.

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Musikalischer Empfang auf Raiatea: Mit Ukulele, Gitarre und Trommelklängen begrüßen die Inselbewohner die Kreuzfahrer am Pier.

Mit Tendern setzen die Gäste nach Nuku Hiva über. Die raue, aber charmante Insel ist der einzige Halt der Marina auf den Marquesas.

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OCEANIA MARINA° Südsee

Die Marina liegt zwei Tage auf Nuku Hiva. Die mystische Insel fasziniert mit üppiger Vegetation, historischen Zeugnissen und alten Traditionen. Aber vor allem die liebenswerten Menschen bleiben in Erinnerung.

Bildhübsche Mädchen überreichen den Gästen eine Blüte der Tiaré. Man steckt sich die Nationalblume hinter das linke Ohr.

Farbenfülle unter und über Wasser: Schnorcheln mit Fischschwärmen und exotische Früchte wie etwa Rambutan auf den Märkten.

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Ruhig, beschaulich und tiefenentspannt: Fakarava auf den Tuamotos ist die ideale EinsteigerInsel für Südsee-Kreuzfahrer.

Wilde Kerle? Geometrische Tattoos feiern seit 40 Jahren im Pazifikraum eine Renaissance. Vor allem die Jugend versteht sie als Symbol ihrer Herkunft.

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uftlinie von Deutschland 19.000 Kilometer, minus elf Stunden Zeitverschiebung, 20 Stunden reine Flugzeit. Ausdauer, Geduld, Kräfte und Sitzfleisch werden aufs Äußerste strapaziert. Das Paradies liegt nicht eben um die Ecke: Französisch-Polynesien ist für viele das Traumziel schlechthin. Ich atme tief ein. Tahiti duftet. Rein und jungfräulich. Romantisch und verführerisch. „La orana e maeva!“ Hallo und willkommen! Eine Insel-Schönheit reicht mir die Blüte einer Tiaré zum Gruß. Ich stecke die berühmte Nationalblume hinter mein linkes Ohr. Wer einmal in der Südsee gewesen sei, so hatte ich in einem Reiseführer gelesen, käme als anderer Mensch nach Hause. Weil er die universelle Kraft des „mana“ erfahren habe, dieses spirituellen Geistes, der wie ein Pulsschlag alles Lebendige durchdringt. Dieses „mana“ ist zugleich der Zugang zum Verständnis der 285.000 Einwohner, die auf den 118 Inseln Französisch-Polynesiens leben. Inseln, winzig klein wie Stecknadeln, die eine göttliche Hand in der unendlichen Weite des Pazifiks verstreut zu haben scheint. Ihre Menschen strahlen Stolz und Würde aus, eine fast naive Lebendigkeit. Ihre Gesichter sind rund und weich, mit feinen Zügen. Ihre Augen wach, offen. Ihr Blick ist direkt und geht mir bis in die Seele. Spüre ich schon das „mana“? Ich weiß nur: Ich bin schon aus der alten, gewohnten Welt gefallen. Für ein Südsee-Abenteuer bietet die Marina von Oceania Cruises beste Voraussetzungen: Ein überschaubares, mittelgroßes Schiff mit viel Platz für die rund 1200 Gäste, mit sehr hohem Komfort im Upper-Premium-Segment, einem sogar an die Luxusklasse heranreichenden persönlichen Service von einer erstklassigen, engagierten Crew. Für den kulinarischen Rahmen sorgt laut Reederei die „feinste Küche auf See“. Die Götter haben einen Zyklon geschickt. Schon seit über zwei Wochen regnet es ununterbrochen im Südsee-Paradies. Während der gesamten letzten Kreuzfahrt. Und auch am Tag unserer Ankunft in Papeete herrscht Schlechtwetter. Die Natur hat Durst, sagen die Polynesier und lächeln dabei wie unschuldige Kinder. Kein Trost für all die Marina-Gäste, die gerade mit ziemlich betrübten Gesichtern von Bord gehen. Das sollte uns nicht passieren. Destination-Managerin Aleksandra Rust ist Profi: „Wir haben die Route kurzfristig für euch geändert, fahren vor den Ausläufern des Wirbelsturms davon.“ Eine goldrichtige Entscheidung: Wir haben die kommenden zwei Wochen nur blauen Himmel und Sonnenschein. 460 Kilometer nordöstlich von Tahiti tendern wir am nächsten Morgen auf Fakarava an Land. Die Hälfte der 806 Einwohner scheint am Pier zu sein. Musik, Blütengabe, Souvenirs – ein Empfang wie aus dem


OCEANIA MARINA° Südsee

plätzen kredenzen sie unter Chef Noelles spritziger Anleitung kulinarische Höchstleistungen. Auf dem Menü-Plan stehen heute Lieblingsgerichte aus dem bordeigenen asiatischen Spezialitätenrestaurant „Red Ginger“: eine Tom Gai-Suppe, Grapefruit-ReispapierRollen und Lobster Pad Thai, Reisbandnudeln mit verquirlten Eiern, Fischsauce und Hummer. Die Reederei will neben den erfolgreichen Kochkursen an Bord die Kulinarik auch an Land weiter ausbauen, hat ein Programm mit dem Titel „Culinary Discovery Tours“ aufgelegt. Für maximal 18 Gäste gibt es drei verschiedene Angebote: „Wir besuchen zum einen lokale Märkte, etwa auf Sizilien. Die Gäste bekommen ein Budget zum Einkaufen von zum Beispiel Gemüse, Obst und Fisch. Zurück an Bord kochen wir daraus unseren Lunch und essen ihn natürlich auch“, erklärt Noelle. Oder der Gast bucht einen Kochkurs, bei dem ein lokaler Küchenchef an Bord das Zubereiten lokaler Spezialitäten anleitet. Noelle: „Möglich ist auch eine Koch-Demonstration lokaler Spezialitäten an Land mit anschließendem Essen.“ Solche „kulinarischen Entdeckungstouren“ werden jetzt erstmals auch in Polynesien angeboten.

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uku Hiva, die größte der Marquesas-Inseln. Wieder eine andere Welt am Ende der Welt, in die ich mich heute fallen lasse. Das „Land der Männer“, wie die polynesische Mythologie verspricht. Eindeutig: Nackte, am ganzen Körper tätowierte Kerle mit Federschmuck auf dem Haupt empfangen uns in dem Hauptort Taiohae mit ihren traditionellen „Balz-Tänzen“, begleitet von Muschelhörnern, Nasenflöte, Trommeln. Am Abend sehen wir sie wieder: Eine lokale Gruppe tanzt, singt und spielt für uns – mal sind es kriegerische Tänze der Männer, mal eine Hand-Pantomime einer Frau auf den Knien sitzend, aber auch viele improvisierte Stücke mit jeder Menge lauter „hi’s“ und „ha’s“. Es sind lebensbejahende und gefühlsintensive Rhythmen, kraftvoll, aphrodisierend und narkotisierend: mit ganz viel „mana“! Die geschäftstüchtige Cindy (45), die vier von nur 25 Taxis auf der Insel betreibt, läuft indes nicht Gefahr, dem verführerischen Zauber aus Muskelspiel und PoWackeln zu verfallen: „Mein Mann ist Däne, besucht mich alle paar Monate. Unsere Liebe hält seit 27 Jahren.“ Und hat vier Kinder hervorgebracht, die inzwischen auf Tahiti das College besuchen. Wir unterhalten uns auf Französisch, ihr Englisch ist rudimentär. Für 40 Euro pro Gast zeigt sie uns drei Stunden lang in einem SUV ihre Heimat. Wir stoppen auf einer Anhöhe, stehen mitten in einer verwunschenen Natur, die charmant ist in ihrer Rauheit: schroffe, kahle Berge, herabstürzende Wasserfälle, sanfte Hügelketten, bedeckt mit sattgrünem Farn. Tiefe Täler, aus denen

„Traumschiff“. Ein paar Meter weiter: idyllische Ruhe. Der größte Ort Rotoava besteht aus einer Korallen-Kirche, Supermarkt, Bäcker, Post, flachen, bunten Häuschen mit Bougainvillea-Hecken. Und einer Straße. Zu verdanken ist sie einem Politiker, der von weit her kam, um das Französische Überseegebiet zu besuchen. Für diese drei Stunden Stippvisite wollte sich der Ort 2003 fein herausputzen. Der Hafen bekam neue Lampen, die Einwohner ein besseres Telefonnetz und eben jene bis heute einzige asphaltierte Straße. Doch Staatspräsident Jacques Chirac tauchte nie auf. Dafür haben wir Urlauber so einen tollen Teer-Weg von 18 Kilometern Länge, auf dem wir mit dem Fahrrad – es gibt auch Scooter zu leihen – die Insel erkunden. Das sanfte Meeresrauschen begleitet uns, musikalisch untermalt von den Stimmen tropischer Vögel, die die Kokospalmen längs des Wegs bevölkern. Sehe ich eine Fata Morgana oder geht die Lagune wirklich direkt in den Himmel über? Badestopp. Stefan, Mitte 20 aus München, bessert hier den Steg samt Hütten aus. Seit drei Monaten lebt und arbeitet er als EU-Bürger in Polynesien, zahlt aber nur 18 Prozent Steuern. „Schaun mer mal, wie lang i bleib.“ Aus dieser Sicht ist die Südsee doch gleich um die Ecke. Stefan zeigt auf Bojen in der Lagune. Eine Perlenzucht. Ich schwimme hin, tauche ab und erkenne aufgereiht die schwarzlippige Auster Pinctada Margaritafera an Girlanden im Wasser hängen. Dort wachsen sie also, die berühmten „schwarzen“ Tahiti-Perlen, von denen die meisten in Wahrheit mehr grau und silbern ausschauen als schwarz. Manche Austern sind schon gute 20 Zentimeter groß. Geerntet wird erst nach zwei bis drei Jahren. Eine Geduldsprobe: Denn dafür müssen die Perlenzüchter vorher einen Nukleus aus Perlmutt oder Kunststoff in die Muschel einpflanzen, oft bis zu drei Mal. Mit Glück und ständiger Pflege generieren von 20.000 Muscheln nur etwa 100 hochwertige Perlen. Wäre es nicht einfacher verdientes Geld, das Collagen, das die Muscheln wundersamerweise zum Reparieren ihrer Schale produzieren, als Anti-Aging-Creme zu vermarkten? Der Seetag lässt Zeit für ein erstes Resümee: Fakarava ist die ideale „Einstiegs-Insel“. Ursprünglich, beschaulich, abgeschieden – mit ganz viel „mana“. Es sind diese Blau-Schattierungen, die wie eine visuelle Therapie wirken. Sie inspirierten schon den Künstler und Wegbereiter der Moderne, Henri Matisse, der 1930 drei Monate hier weilte, zu seiner „blauen“ Schaffensperiode. Das „mana“ hat sich auf die Kreuzfahrer übertragen: An Bord herrscht rege Kreativität. Da entstehen im Mal-Atelier bemerkenswerte Kopien eines SüdseeMotivs von Paul Gauguin. Auch ein Glück-Suchender, der auf Tahiti und den Marquesas malte. Anders kreativ sind 22 Gäste in der Kochschule „Culinary Center“: An elf voll ausgestatteten Koch-

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weiße Nebeldämpfe aufsteigen, neben Sonnenstrahlen, die das nasse Grün des Urwalds glitzern lassen. Kommt gleich ein Ork oder Troll aus Tolkiens „Mittelerde“ von dem Baum hervor? Am zweiten Tag auf Nuku Hiva lernen wir auf der ersten „Culinary Discovery“-Tour im Kulturzentrum von Taipivai alte Koch-Traditionen kennen. Ein ganzes Schwein bereitet man für uns im „Ahi Ma’a“, einem Erdofen, zu: In 40 Zentimeter Tiefe wird über Stunden Kohle erhitzt, dann das ausgenommene Tier hineingelegt, drumherum Bananen und Maniok gelegt. Das Ganze bedeckt man mit braunen Kokosnussschalen, lässt es drei Stunden garen. Dazu gibt es „ka-aku“, ein Mus aus Brotfrucht, pinken Koch-Bananen und Taro, der Wasserbrotwurzel. Zum Dessert frisch geerntet noch Mango, Sternfrucht, Ananas, Mini-Bananen. Das Tal gleiche einem „Garten Eden“, schrieb schon der Schriftsteller Herman Melville 1846 in seinem Roman „Taipi“. Die Hauptfigur, ein desertierter amerikanischer Seemann, flüchtet allerdings nach vier Monaten von hier – aus Angst vor Kannibalen. Die Mär von Menschenfressern hält sich bis heute: Ein ermordeter deutscher Segler soll 2011 angeblich von dem Täter gegessen worden sein. Alles erlogen!, so unsere Führerin. Der Journalist, der das behauptete, war nie vor Ort. Französisch-Polynesien wird nie ein Massenziel. Zu weit, zu teuer, kaum Kapazitäten für tausende von Besuchern. Nur ein halbes Dutzend Reedereien besuchen die Trauminseln, manche nur einmal im Jahr auf der „Durchreise“ während einer Weltumrundung. Anders die Marina: Allein vier Mal kreuzt sie in der kommenden Wintersaison 2018/2019 auf dieser Rundtour.

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ie bisherigen Eindrücke sind intensiv. Der sonnige Seetag vergeht mit Nachspüren, Nachdenken, Nachlesen. Angenehm, dass auch das Bordleben auf der Marina parallel zu dieser besinnlichen Stimmung leger und entspannt abläuft. Keine laute Musik an Deck, keine Animation. Trotzdem gibt es ausreichend Abwechslung: Bridge, Black Jack, Wine Tasting, GesundheitsWorkshops, Shuffleboard, Ping Pong, Line Dance, Golf Putting. Dazu gleich zwei Kochkurse, „Cocina Latina“ und „Catch of the day“. Und immer wieder höre ich an den Bars und auf dem Pooldeck: Wo dinieren wir heute Abend? Wollen wir ein Surf & Turf im „Pologrill“? Oder Seezunge essen im französischen Bistro „Jacques“? Das Sushi im „Red Ginger“ ist unschlagbar. Die Gnocchi mit Trüffeln im „Toscana“ wären aber auch einen zweiten Besuch wert. Die Qual der Wahl. Genießen ohne Grenzen lautet das Motto auf den Oceania-Schiffen. Dafür sorgen nicht nur die vier genannten Spezialitätenrestaurants. Das Hauptrestaurant, der „Grand Dining Room“, zieht

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mit wechselnden Menüs, darunter auch immer vegetarische, vegane und kalorienarme Gerichte, problemlos gleich. Selbst im legeren Buffet-Restaurant lässt es sich etwa bei einer sanften Brise auf der Heckterrasse auf höchstem Niveau schlemmen: Man kann abends frisch gegrillten Lobster ordern, Mahi Mahi oder Tunfisch, Pasta-Kreationen nach Wunsch aber auch an der Cooking-Station bekommen. Wo bilden Land und Meer, Meer und Land eine ungeahnte Symbiose? Auf Rangiroa auf den Tuamotus. Eine schimmernde Lagune jenseits jeder Vorstellung, umgeben von einem 177 Kilometer langen Insel-Ring. 240 Inselchen, kaum höher als drei Meter. Zwei freie Zugänge hat das Korallenriff, wir nehmen den TiputaPass, fahren – begleitet von Delfinen – in die Lagune. „La orana!“ im zweitgrößten Atoll der Welt! Sie zählen zu den schönsten Stränden der Südsee: die Blaue Lagune, eine Stunde Bootsfahrt vom Schiff entfernt – schneeweißer Sand mit Kokospalmen, farbiger Unterwasserwelt –, und der Pink Sands Beach, zwei Bootsstunden gen Südosten. Die Sanddünen hier speisen sich aus dem Riff, wo rosa Muschelschalen durch die Brandung zerrieben werden und dem Sand seine ungewöhnliche Farbe geben. Kitschig-schöner geht es nicht! Ganz Rangiroa ist ein einziges natürliches Aquarium. Gilt als bestes Schnorchel- und Tauchrevier weltweit. Die meisten Gäste wollen deshalb heute „abtauchen“. Der Schnorchelspot „Aquarium Garden“ ist in Sichtweite zum Schiff. Fantastisch: Wir schwimmen zwischen Schwärmen bunter Schmetterlingsfische, die uns das Brötchen aus der Hand fressen. Viel zu schnell ist der Spaß vorbei. Zurück auf der Hauptinsel Avatoru. Strandspaziergang. Fotografieren, baden, fotografieren, baden. Die Lagune zieht magisch an. Wie ein Spielzeug scheint unsere Marina auf ihrem spiegelglatten Wasser zu dümpeln. Entlang den wenigen Straßen, die es hier gibt, das gleiche Bild wie schon auf Fakarava: korallengeschmückte Kirche, Bäcker, kleine Läden. Was es nur hier gibt: das einzige Weingut Französisch-Polynesiens. Das Dominique Auroy Estate baut seit 1997 drei Traubensorten inmitten von Kokospalmen an. Vier Weine, drei Weißweine und ein Rosé, werden abgefüllt, 30.000 bis 50.000 Flaschen im Jahr. Einen davon sollten wir bei nächster Gelegenheit kosten können. Die Marina ist zurück auf den Gesellschaftsinseln. Moorea, die herzförmige Schwesterinsel Tahitis, ein erstes Highlight. Ankunft in der Opunohu Bay: Wie eine gotische Kathedrale ragen die Gipfel majestätisch vor uns aus der türkisgrünen Lagune. Scharfkantig, spitz, schwarz – ein Scherenschnitt, von Wolken umkränzt. Zwischen den steilen Gipfeln stürzen malerische Wasserfälle über farnbewachsene Felsen ins Tal. Ich sauge dieses Bild ein. Will es festhalten.


Pareos heißen die handgefärbten Tücher, die an die asiatischen Sarongs erinnern. Auf Bora Bora kann man ihre Anfertigung verfolgen.

Da wurden die Gäste tüchtig durchgerüttelt: rasante Tour mit dem Geländewagen durch das Landesinnere von Bora Bora.

Und spüre das „mana“. Es schmerzt fast, so vollkommen ist die Schönheit der Natur! So ungefähr soll der USSchriftsteller Jack London dieses Panorama 1910 auf seiner Südsee-Reise beschrieben haben. „Picknick auf einem Motu“, wie die Inselchen in der Südsee heißen. Los geht’s, vorbei an springenden Delfinen, zunächst zum Schwimmen mit Stachelrochen und Schwarzspitzenhaien. Nur wenige haben Angst, die meisten Gäste sind schnell im hüfthohen Wasser, die Zutraulichkeit der Rochen verdrängt die letzten Bedenken. Ja, es macht sogar riesigen Spaß, die anhänglichen Fische zu streicheln, zumal der Bootsführer sie mit Leckerli anlockt. Tabu ist nur ihr langer Schwanz. Dann nähern sich auch neugierig immer mehr Haie, umkreisen unsere Beine in gebührendem Abstand. Der Respekt beruht auf Gegenseitigkeit!

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Ein Highlight auf Moorea ist das „Schwimmen“ mit dutzenden von Stachelrochen. Die zutraulichen Fische lassen sich nur zu gerne anfassen und streicheln.

rost! Auf unseren Todesmut stoßen wir später nach Anlanden auf dem Motu an. Man serviert uns Hinano, das polynesische Bier, das einen Frauennamen hat. Süß schmeckt es wie die Südseeschönheit auf dem Label. Die Stimmung ist ausgelassen auf diesem Robinson-Eiland. Manche schwimmen, schnorcheln, andere chillen. Ein leichtes Barbecue stillt rechtzeitig den Hunger, bevor ein heftiger Tropenschauer auf die Pappteller prasselt. Und dann ist es schon wieder Zeit für die Rückfahrt zum Schiff. Schade, dass wir nicht mehr von Moorea sehen. Weiter geht’s nach Raiatea, die „Wiege Gottes“, die „Heilige“ aller Inseln. Die ersten Polynesier siedelten hier vor 1000 Jahren und bauten ein religiöses und politisches Machtzentrum, das Marae Taputapuatea. In der Kultstätte begann die weite Reise der Polynesier über den Pazifik nach einem Segen, heiligen Ritualen und Feiern. Mit ihren Auslegerkanus ging es bis nach Hawaii, Neuseeland und zur Osterinsel. Dadurch entstand das über den ganzen Pazifik verteilte kulturelle „polynesische Dreieck“. Dieses Kanu ist bis heute das „Auto“ der Bewohner, die damit elegant über Wellen und Riffkanten gleiten. Unser Programmpunkt heute: „Culinary Discovery Tour“, die zweite. Gestartet wird nur wenige Meter vom Pier in der Markthalle, wo wir allerlei exotische Früchte probieren. So aromatisch und süß schmecken Mango, Papaya, Banane und Ananas zu Hause nie! Mich interessiert auch der kunstvolle Blumenkranz, den unser Führer – ebenso wie fast alle Frauen der Südsee – auf dem Kopf trägt. „Ein individueller Schmuck für besondere Feste“, erklärt er, „oder wenn Kreuzfahrer kommen.“ In nur zehn Minuten habe er ihn heute früh mit Blättern und Blüten aus dem eigenen Garten geflochten. Leider schnell vergänglich! Von Raiatea und der Schwesterinsel Tahaa kommt die berühmte „Tahiti3/2018

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Vanille“. Auf einer Plantage informieren wir uns über die Kultivierung des edlen Gewürzes, eine Kletterpflanze der Orchideen-Gattung. Erst nach zwei Jahren blüht sie, immer im Juni/Juli, muss dann vor Sonnenaufgang manuell besamt werden. Dieses „marrying“ ist nötig, weil in Polynesien keine Insekten für die Bestäubung heimisch sind. Nach einem weiteren Jahr dann endlich die Ernte, eine Schote pro Blüte, oft sind bis zu zwölf an einer Traube. Zu guter Letzt soll eine 15-minütige Handmassage jeder Schote das unverwechselbare Aroma der Tahiti-Vanille entfalten. Gourmets lassen sich sechs frische Schoten 35 Dollar kosten. Vanille satt auch bei unserem polynesischen Lunch in ganz privatem Rahmen. Im Raiatea Lodge Hotel zeigt uns Chefkoch Jean-Pierre Schritt für Schritt, wie das Gewürz zu gegrilltem Mahi Mahi eine ganz raffinierte Sauce hergibt oder als süßes i-Tüpfelchen zu Kokosnuss-Eis und flambierten Bananen die Gaumen erfreut. Wir sitzen unter der schattigen Veranda, lauschen dem Rauschen der Palmen, blicken über den Hotelpool zum Meer und genießen das vorzügliche Essen mit einem Glas „Blanc de Corail“, dem Weißwein aus Rangiroa. Zurück an Bord genieße ich weiter: meine großzügige, komfortabel mit viel Stauraum ausgestattete Kabine, in der sich zwei Gäste bequem aufhalten können. Zum Sundown sitze ich auf der Veranda und gucke „Südsee-Filme“.

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nvergessliche Livebilder tags darauf: eine aquamarin, türkis, smaragdgrün leuchtende Lagune, drumherum eine Perlenkette mit palmengesäumten Sand-Inselchen und mittendrin wir mit der Marina. Ich spüre es prickeln – das muss wieder das „mana“ sein! Endlich sind wir auf Bora Bora, wahrlich „von den Göttern erschaffen“. Auch als „Perle des Pazifiks“ tituliert, wurde sie vor 30 Jahren von Schlagersänger Tony Marshall in die Hitparaden und unsere Wohnstuben katapultiert. Bis heute erfüllt sie jedes Klischee von Romantik, Fernweh und Abenteuer, ist der Inbegriff von „Endstation Sehnsucht“. Obwohl sie so überlaufen, touristisch und maßlos überteuert ist wie keine andere. Zwei Tage liegen wir gegenüber dem Hauptort Vaitape. Erleben ein Überwasser- und Unterwasser-Paradies. Erster Tag: Mit offenen Jeeps powern wir auf engen Buckelpisten durch dichte Vegetation ins Landesinnere. Plötzlich stoppt die Karawane: Der Anführer-Wagen steckt fest, wird mit Eisenketten aus der Schlammkuhle befreit. Und weiter, immer höher, bis wir einen Aussichtspunkt erreichen. Der Rundumblick über die Lagune – ein Postkartenmotiv. Ehrfürchtig schauen wir auf diese märchenhafte Farbkulisse. Ein Wunder der Natur! Ein Menschenwerk, aber sicher kein Kulturwunder sind hier oben jedoch zwei der insgesamt 60

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auf Bora Bora zurückgelassenen Kanonen der USArmee aus dem Zweiten Weltkrieg. Fröhlich stimmen uns wenig später wieder die handgefärbten, bunten Pareos, die Sarongs Polynesiens, deren Herstellung wir uns in einem Batik-Haus anschauen, bevor es zurück zum Anleger geht. Aber keinesfalls aufs Schiff: Ein Shuttle bringt uns in zehn Minuten zum öffentlichen Matira Beach. Trotz seiner Beliebtheit sind wir an dem schmalen, aber kilometerlangen Strand fast allein. Hätte man jetzt noch Nöte und Sorgen, sie würden im puderzuckerweichen, weißen Sand versickern oder in der badewannenwarmen Lagune verdampfen. Eine weitere „Culinary Tour“ ist abends buchbar: ein Dinner im besten Hotel, dem St. Regis Bora Bora Resort. Cocktail auf der offenen Terrasse, opulentes Fünf-Gänge-Mahl mit ausgezeichneter Weinbegleitung im exklusiven Restaurant „Lagoon by Jean-Georges“, Treffen mit dem Chef de Cuisine, signierte Menü- und Rezeptkarte als Souvenir. Ein einmaliges Event, aber kein günstiger Genuss: 699 Dollar ruft die Reederei hierfür auf. Nicht genug Gäste kommen zusammen. Auch wir sitzen lieber auf der Terrasse im „Terrace Café“, mit Blick auf den imposanten Mount Otemanu mit seinen gezackten Felsgipfeln, vor uns vom polynesischen Buffet ein „poisson cru“. Dieses Alltagsgericht der Einheimischen – roher, meist weißer oder roter fangfrischer Tintenfisch, in frisch ausgedrückter Kokosmilch und Limonensaft mariniert, mit Gurken und Tomaten vermengt – ist auch unseren Küchen-Profis an Bord prima gelungen. Zweiter Tag: Katamaran-Fahrt durch die Lagune. Dicht vorbei an hoteleigenen Motus mit ihren LuxusBungalows auf Stelzen, den Wahrzeichen von Bora Bora. Bald darauf ankern wir nahe einem der vielen Korallengärten und staunen beim Schnorcheln wieder über die Vielfalt der Fische. Zurück auf dem Katamaran frage ich Jaimia nach ihrem Tattoo am linken Unterarm, ein mehrere Zentimeter breiter Ring aus geometrischen Mustern. „Das bin ich“, sagt die 22-Jährige. Und meint: Ihr Körperschmuck gilt nicht nur als Schönheitsideal. Er zeigt das Ende ihrer Kindheit an, erzählt von ihrer Herkunft, den Stationen ihres Lebens und verbindet sie mit dem „mana“, der göttlichen Energie. Es sei ihr erstes Tattoo, sagt sie, einen Tag alt. Viele weitere sollen folgen. „Bilder auf der Haut“ feiern seit etwa 40 Jahren eine Renaissance in Französisch-Polynesien, sind Rückbesinnung auf das kulturelle Erbe. Von hier stammt auch der Begriff „tatau“, richtig schlagen. Jaimia tanzt für uns. Weich und sinnlich bewegt sie ihre Arme und Hände, ihre Hüften kreisen im Rhythmus des Boots. Wir sollen mitmachen. Federleicht und voller „mana“ schweben wir bald wie sie über das Deck! Abschied von Bora Bora. Sie ist die Gesellschaftsin-


Zu Besuch auf acht Inseln Französisch-Polynesiens

Nuku Hiva FranzösischPolynesien

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Australien

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200 km

Rangiroa Fakarava Tahiti

Raiatea

Das Traumziel im Pazifischen Ozean besticht durch die Vielfalt der Eilande – jedes ist anders. FRANZÖSISCHPOLYNESIEN

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Huahine Bora Bora

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Moorea

285.000 Einwohner, 118 Inseln. Sprachen: Französisch und Tahitianisch. 1880 französische Kolonie, seit 1957 Französisches Überseeterritorium, seit 1984 autonom, aber wirtschaftlich vom Mutterland in Europa abhängig. Frankreich ist vertreten durch einen Hochkommissar.

TAHITI sel, die am meisten Abwechslung bietet. Hier könnte man es noch länger aushalten! Aber: Die Faszination der polynesischen Inseln erlebt man am besten auf einer Rundreise mit dem Kreuzfahrtschiff!

Fotos: Susanne Schaeffer, Infografik: www.AxelKock.de für AZUR

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ach dem perfekten „Supermodel“ Bora Bora waren unsere Erwartungen an Huahine niedrig. Doch Huahine verzaubert auf Anhieb – urig, ursprünglich und unangetastet kommt sie daher. Am Tender-Pier springen Kinder ins Wasser und baden mit Hunden, auf provisorisch aufgestellten Camping-Tischen werden private Exkursionen und frische Kokosnuss für günstige zwei Dollar angeboten. Und wahrlich: Acht kleine Dörfer, zwei Hotels sowie einige Pensionen – obwohl immerhin die drittgrößte aller Inseln, scheint Huahine weit weg von moderner Zivilisation. Führerin Florine bestätigt: „Wir sind glücklich, haben alles, was wir brauchen, essen, was wir fischen und in der Natur ernten.“ Nicht umsonst hat Huahine den Beinamen „Garten Eden“! Auf einem der Motus sind wir wieder zum Schnorcheln. Später sitzen wir, begleitet von Ukulele-Klängen eines lokalen Trios, an Plastiktischen im Wasser beim Lunch. Ein letztes Mal essen wir „poisson cru“. Und als Cocktail süffeln wir den Ausblick auf das üppige Grün der Hauptinsel. Huahine – mein Geheimtipp! Muss ich wirklich morgen schon von Bord! Die Marina wird mir fehlen, die Crew mit ihrer natürlichen Herzlichkeit, persönlichen Ansprache und stets guten Laune, der aufmerksame Service der eifrigen Kellner, die Piano-Klänge zum Aperitif in der Bar Martinis und die verführerische „fine cuisine“. Endstation Papeete: Muss ich wirklich zurück in meine alte Welt? Ich bin tief in die farbenreiche Exotik der Südsee eingetaucht und komme als andere zurück: den Kopf voll unauslöschlicher Erinnerungen, das Herz voll wärmender Sonne und die Seele voller „mana“. Text: Susanne Schaeffer

132.000 Einwohner. Bestehend aus Tahiti-Nui und der kleineren Tahiti-Iti, verbunden durch eine Landenge. Höchster Berg: Vulkan Ohorena (2200 m). Hauptstadt: Papeete. Sehenswert: Markthalle, die „Roulottes“, fahrbare Essensstände, nahe dem Hafen.

FAKARAVA 810 Einwohner. Rechteckiges Atoll des Tuamotu-Archipels. Seine Lagune hat zwei schiffbare Passagen: Der Ngarue-Pass (Nordpassage) ist mit ca. 800 Metern Breite die größte befahrbare Riffpassage Polynesiens.

NUKU HIVA 2664 Einwohner. Größte der zwölf Marquesas-Inseln, sechs sind bewohnt. Höchster Berg: Mount Tekao (1224 m). Hauptort: Taiohae. Tipp: 350 Meter hoher Wasserfall Hakaui per Wassertaxi.

RANGIROA 2567 Einwohner auf 240 Inselchen über eine Länge von 177 Kilometern. Zweitgrößtes Atoll der Welt, berühmtes Tauchziel. Hauptort: Tiputa. Tipp: Schnorcheln im Aquarium Garden (1 Std./129 US-Dollar).

MOOREA 16.000 Einwohner. Aktivitäten: Stand-up-Paddling, Kiteboarden, Wasserski. Ausflugstipp: Schwimmen mit Stachelrochen und

Haien (3 Std./149 Dollar), MotuPicnic (5 Std./199 US-Dollar).

RAIATEA 12.237 Einwohner. Segelparadies. Auf dem Mount Temehani wächst die weltweit einzigartige Tiaré Apetahi, das Wahrzeichen von Raiatea. Die weiße, zartgliedrige Blume blüht in der Dämmerung.

BORA BORA 9596 Einwohner. Hauptort: Vaitape. Für viele schönste Insel Polynesiens, sehr teuer, sehr touristisch. Höchster Berg: Mount Otemanu (727 m). Highlight: die türkisblaue Lagune mit Palmen gesäumten Motus. Unterwasserwelt: Mantarochen, Haie, Napoleon-Lippfische. Tipp: Off-Road-Abenteuer (3,5 Std./ 229 US-Dollar).

HUAHINE 6300 Einwohner. Hauptort: Fare. Gilt als ursprünglich, authentisch, abgeschieden. Geheimtipp! Bedeutende Kultstätte Maeva. Museum mit archäologischen Funden wie Axtschäfte, Fischzahn-Anhänger, Tätowierkämme.

WÄHRUNG Zentraler Pazifischer Franc (XPF) mit festem Wechselkurs zum Euro: 1000 XPF = 8,38 EUR. US-Dollar bzw. Euro (Marquesas) werden akzeptiert.

REISEZEIT Im Sommer, obwohl die meisten Kreuzfahrten im europäischen Winter stattfinden, wenn in Französisch-Polynesien Regenzeit herrscht. Zeitverschiebung: minus elf Stunden.

LESETIPP Südsee, DuMont Reise-Handbuch, 26,99 Euro 3/2018

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Die Marina ist ein High-Premium-Schiff, das mit nur 1250 Gästen zu den mittelgroßen Schiffen gehört. Sie bereist auf unterschiedlichen Routen meist ab zehn Tagen alle Weltmeere. Oft ankert sie in kleineren Häfen und hat Overnights im Programm.

Das Pooldeck mit Pool und Whirlpools ist großzügig gestaltet und bietet bequeme Liegen auch im Schatten. Die Poolbar sorgt für kühle Drinks.

Feinste Küche auf See und auch an Land: Auf einer „Kulinarischen Entdeckungs-Tour“ in der Südsee lernen die Gäste lokale Spezialitäten kennen.

Pop meets Art: Die in Neon-Lila beleuchtete Grand Bar auf Deck 6 kann man durch einen Gang, ausgestattet mit Kunstwerken von Miró, betreten.

In dunklem Holz gehaltene und luxuriös ausgestattete Kabinen wie diese Concierge Verandakabine bieten viel Stauraum und Ablageflächen.

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SCHIFFSTEST

Kulinarische Spitzenleistungen auf allen Weltmeeren Die mittelgroße MARINA überzeugt mit Luxus zum Preis eines High-Premium-Schiffs. SCHIFF Auf der überschaubaren Marina erwarten den internationalen Gast elegante und großzügig ausgelegte, öffentliche, mit vielen Kunstobjekten geschmückte Räumlichkeiten mit vielfältigen Möglichkeiten, den Tag an Bord ungestört zu verbringen. Die Innenausstattung präsentiert sich mit viel dunklem Holz, italienischem Marmor, glänzendem Granit und feinsten Teppichen. Der Service ist erstklassig: Die herzliche Crew sorgt jederzeit für eine persönliche Wohlfühlatmosphäre. Genuss auf allen Ebenen steht im Vordergrund: In allen Restaurants serviert man beste Küche. Das Bordleben spielt sich entspannt leger und ohne den strengen Dresscode eines klassischen Liners ab. Das Publikum ist kultiviert, weit gereist, offen und kommunikativ. Bis zu 90 Prozent sind Stammkunden.

REEDEREI Oceania Cruises (Miami) gehört seit September 2014 ebenso wie die Ultra-Luxusmarke Regent Sevens Seas Cruises zu Norwegian Cruise Line. Die Marina ist baugleich mit der Riviera (O-Klasse). Die Schwesterschiffe der älteren RBaureihe, die Regatta, Insignia (Ex-Columbus 2), Nautica und Sirena (Ex-Ocean Princess), haben Platz für 684 Gäste.

FAHRTGEBIET Die Marina bereist unterschiedliche Fahrtgebiete rund um den Globus. Meist gleicht keine Route der anderen, oft sind Overnights eingeplant, und die Reisen dauern überwiegend ab zehn Tage. Im Sommer 2018 ist sie in Nordeuropa unterwegs, im Herbst 2018 im Mittelmeer. Von Januar bis Ende März 2019

kreuzt sie in der Südsee, darunter sind vier 12-Nächte-Touren zu den Inseln FranzösischPolynesiens ab/bis Papeete (Tahiti).

KABINEN 629 Kabinen. 96 Prozent mit privaten, teakholzgetäfelten Balkons, darunter 444 Balkonkabinen, 124 Penthouse Suiten, 23 Suiten, 20 Außenkabinen, 18 Innenkabinen. Größe: ab 16 bis 185 m2. Luxuriöse Ausstattung mit viel Stauraum, FlachbildTV, DVD-Player, echter Kunst, kostenfreier Minibar (nichtalkoholische Getränke). Großes mit Marmor-Granit vertäfeltes Bad mit Badewanne und extra Dusche. Bulgari-ToilettenArtikel. 24 Stunden inkludiertes In-Room-Dining.

GASTRONOMIE Neun Dining-Optionen: BuffetRestaurant „Terrace Café“, Hauptrestaurant „Grand Dining Room“ (keine Tischzeiten). Vier inkludierte Gourmetrestaurants (Reservierung erforderlich): „Toscana“ (italienisch-meditteran), „Polo“ (Steak), „Jacques“ (französisch), „Red Ginger“ (asiatisch). Canyon Ranch-Küche im „Grand Dining Room“ und „Terrace Café“. Neu: leichter Lunch unter dem Motto „The Bistro“ mittags im „Grand Dining Room“. „Waves Grill“ täglich bis 16 Uhr: morgens Smoothies, mittags hausgemachtes Eis, Milchshakes, Gourmet-Burger, Grill-Fisch auf Bestellung. Tipp: TrüffelPommes mit Parmesan. Beliebt: Barristas Coffee Lounge. Gegen Zuzahlung: „La Reserve“ mit opulenten Sechs-Gänge-Menüs und passenden hochwertigen Weinen (95 Dollar), z. B. das neue (sättigende!) Menü „La Cuisine Bourgoise“, bei dem Oceania-Chefkoch Jacques

Pépin bürgerliche Gerichte aus seiner Kindheit zusammengestellt hat: z. B. Lobster mit Käsesoufflé, Seezunge mit schwarzem Trüffel. Höhepunkt: Eistorte „Baked Alaska“ mit Kastanien-Eis. Bars/Lounges: Martinis, Grand Bar Lounge, Horizons Observation Lounge, Casino Bar, Wave Pool Bar. Im Preis eingeschlossene Getränke: Wasser, Softdrinks, diverse Kaffees, Tees, Säfte.

AUSFLÜGE

SERVICE

DRESSCODE

Sehr hohes Niveau. Internationale Crew, Offiziere u.a. aus Europa. Menü-Karten auf Anfrage auf Deutsch. Trinkgelder sind freiwillig.

Sportlich-leger tagsüber, abends smart-casual bis elegant in den Bedien-Restaurants.

SPORT & WELLNESS Beheizbarer Pool, drei Whirlpools, Sportdeck mit Sportplatz, Putting Green, Shuffleboard, Tischtennis, Croquet/ Boccia, modernes Fitnesscenter (kostenfrei z. B. Yoga), Canyon Ranch SpaClub mit Behandlungen, Spa-Terrasse mit Thalasso-Pool (ab Concierge Veranda/Suite), Dampfbad, Sauna, Ruheraum mit beheizten Keramikliegen.

Große Auswahl in zehn Kategorien, z. B. „Exclusive Tours“ mit Privatführer/eigenem Van (ab 300 US-Dollar), „Select Tours“ bieten tiefe Einblicke in die Kultur. „Food & Wine“ und „Culinary Discovery“ bieten kulinarische Themen. AbendAusflüge bei Overnights. Teilweise deutschsprachige Ausflüge je nach Zielgebiet und Gästeprofil.

SHOPPING Boutiquen mit DesignerKleidung, Swarovski-Schmuck, Uhren, Kosmetik, Parfüm.

PREISNIVEAU Ab 200 Euro pro Tag.

★★★★

BORDPROGRAMM Show-Programm in der Marina Lounge, Live-Musik (Klassik, Jazz, Karaoke), Kochstudio (Kurse 2,5 Std./69 US-Dollar), Atelier Arts at Sea, Workshops, Karten-/Spielzimmer, Bibliothek, Internet-Raum, Afternoon Tea in der Horizons Lounge, Casino. Kein Kinderclub. Das Inklusiv-Angebot „OLife Choice“ bietet Vorteile wie freies Internet plus wählbar entweder das House SelectGetränkepaket, bis zu fünf Landausflüge oder Bordguthaben (bis 500 US-Dollar), jeweils abhängig von der Reisedauer.

OCEANIA MARINA Stärken: - High-Premium-Kreuzfahrt zu bestem Preis-LeistungsVerhältnis für Genießer exquisiter Küche mit vier Spezialitätenrestaurants Bordsprache: Englisch Bordwährung: US-Dollar Passagiere: 1258 Crew: 800 Baujahr: 2011 Flagge: Marshall Islands BRZ: 66.084 Länge/Breite: 238 m/32 m

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Im Land des

Lächelns

Indochina gehört zu den attraktivsten Regionen für Flusskreuzfahrten. AZUR fuhr auf dem südlichen Mekong von Saigon nach Angkor Wat.

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Die Bevölkerung Kambodschas gilt als überaus freundlich und zugänglich. An den Ufern spielende Kinder und Jugendliche grüßen das Schiff.

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Ein Besuch der Floating Markets in der Frühe garantiert ein Höchstmaß an Lokalkolorit. Die Tempelanlagen in Angkor Wat stammen aus dem 12. Jahrhundert.

Touristen finden leicht Zugang zu den Bewohnern des Mekong-Deltas, und nicht selten ergeben sich anregende Diskussionen.

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Der Besuch lokaler Dörfer und Städte gehört immer zu den Höhepunkten Kambodschas. Mönche zählen stets zum Stadtbild.

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ie Welt verändert sich, und wir alle werden Zeugen. Während in Europa das Segment der Flusskreuzfahrten harten Zeiten entgegensieht und der Markt im Begriff ist zu schrumpfen, stehen die Zeichen in Asien deutlich auf Wachstumskurs. Ja, es scheint alles „im Fluss“ zu sein, hier einmal im wahrsten Sinne des Wortes. Die Anzahl der Schiffe und Dienste auf dem Mekong, dem Irrawaddy, dem Chindwin oder dem River Kwai steigt kontinuierlich. Binnen weniger Jahre hat der Anbieter Heritage Line auf dem Mekong nun mit The Jahan sein zweites Schiff im Premiumsegment erfolgreich auf den Markt gebracht. Doch um sich im Markt zu legitimieren, müssen neue Akzente gesetzt werden. Das angebotene Ausflugs- oder Rahmenprogramm kann dabei nur aus jenem schöpfen, was an den Ufern des Flusses über die begleitende Infrastruktur bereits angeboten wird, und ist daher zum größten Teil für alle Mekong-Schiffe am südlichen Flussverlauf gleich. Hier sind Differenzierungen nur schwer möglich, zudem sind die Zieldestinationen mit Saigon in Vietnam am Mündungsdelta des Flusses und Siem Reap in Kambodscha festgesetzt. Mit der The Jahan wird auf den Flüssen nun ein Trend fortgesetzt, der auf den Weltmeeren schon seit vielen Jahren Einzug gehalten hat: Das Schiff selbst wird erfolgreich als Destination vermarktet – Luxus läuft. Bereits das Vorgängerschiff des Anbieters, die Jayavarman, setzte vor vier Jahren an Komfort und Ausstattung neue Maßstäbe für die Flüsse Indochinas. Mit dem Nachfolger The Jahan wird nun ein zusätzliches Schiff vorgestellt, das mit mindestens 30 Quadratmetern Fläche über die größten und luxuriösesten Kabinen verfügt. Und auch der öffentlich nutzbare Raum ist, bemessen pro

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Passagier, größer als auf jedem anderen Flussschiff der Gewässer der Region. Zudem verfügt jede Kabine über ihren eigenen Balkon. Da versteht es sich fast von selbst, dass auch die Größen des Spa und des Pools an Deck neue Dimensionen erreichen, die bislang von keinem anderen Flussschiff vor Ort erreicht werden. Während andere Schiffe im gehobenen Segment sich in ihrer Einrichtung und Ausstattung mehr an der französischen Kolonialzeit und dem Flair des Art déco orientieren, setzt The Jahan ganz bewusst auf einen originär asiatischen Stil. „Zurück in die Zukunft“ könnte die Devise lauten, und in der Tat hat das fernöstliche Design des Dampfers etwas Operettenhaftes. Aber auch dies scheint seinen Sinn zu haben, wie später noch zu zeigen sein wird. Dementsprechend ist das neue Schiff im Stil der britisch-indischen Kolonialzeit angrenzender Länder gestaltet – dabei allerdings deutlich mehr indisch als britisch. Es ist und bleibt eine Geschmacksfrage, welchem Designentwurf der Gast seinen Vorzug geben mag, eher einer europäisch oder einer mehr asiatisch geprägten Perspektive. Unschlagbarer Vorteil des neuen Schiffs sind die mehr als großzügig geschnittenen Kabinen, in die nun endlich auch einmal ohne Sorge die Koffer passen. Farbenfrohe Malereien, Tapetenmuster und Deckenverkleidungen bestechen durch das Spiel ihrer Ornamentik, wie sie vom indischen Subkontinent bekannt sind. Historischer Hintergrund ist, dass die lokalen Könige der Vergangenheit ab dem 11. Jahrhundert oft aus Indien kamen und die Khmer-Kultur nachhaltig beeinflusst haben. Am augenfälligsten scheint dieser Einfluss grundlegend und generell bis heute an der Bedeutung der buddhistischen Lehre abzulesen sein, die ebenfalls aus Indien ihren Weg nach Südostasien fand. Kurzum: Indische Einflüsse wirkten lange vor den französischen auf das kleine Land. Dem trägt die Posi-


Eine Tempel- und Pagodenanlage am Flussufer in Kambodscha. Das Land ist buddhistisch und tief religiös.

Mekong zum Glück noch fremd. Damit dies so bleibt, verfolgt Heritage Line eine ähnliche Strategie einer Hochwertigkeit des Angebots, wie beispielsweise andere touristische Anbieter in den Ländern Bhutan oder Botswana. „Gerade wenn die Destination nun zunehmend berühmt wird, sehe ich die Gefahr, dass die Touristen durch ihren Besuch genau das zerstören, was sie vorzufinden wünschen“, so Maarten Perdok aus dem Management des Anbieters. Durch hochwertige Produkte im Luxussegment soll ein Standard gesetzt werden, der eine nachhaltige Entwicklung in der Philosophie eines sanften Tourismus ermöglicht und eine zu starke Kommerzialisierung im Sinne eines Massentourismus zu Wasser verhindert.

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inschiffung ist also in Saigon, dem heutigen Ho-Chi-Minh-Stadt. Die Sieben-MillionenMetropole bildet das wirtschaftliche Herz von Vietnam. Gerade dieses Land sollte die Stütze und das Rückrad Französisch-Indochinas werden. Laos und Kambodscha kamen später hinzu, interessiert waren die Kolonialherren seinerzeit im Besonderen an den Ländereien des heutigen Vietnam (dieses große Land wurde ja erst durch den Sieg Nordvietnams über Südvietnam nach dem Vietnamkrieg zu einem großen Ganzen vereinigt). Eine Wiedervereinigung, wie es ab und an zu lesen ist, war dies hingegen nie. Der französische Stil der ehemaligen Kolonie Indochina (die immerhin fast ein Jahrhundert währte) ist bis heute in der Region allgegenwärtig und gehört in seiner Mischung mit lokalen Stilmustern zur großen Attraktion der vietnamesischen Städte. Diese reicht von kolonialer Architekturpracht bis hin zum Baguette-Brot auf den umtriebigen Märkten. In diesem Zusammenhang sollten in Saigon bewusst einige Tage als Vorprogramm

tionierung dieses neuen Flussschiffs angemessen Rechnung. Wie sehr das Design von Schiffen auf den Flüssen Asiens zu einem Abenteuer mit ungewissem Ausgang mutieren kann, zeigt der zweite Blick auf die Konstruktion des neuen Schiffs von Heritage Line. Obwohl The Jahan deutlich größer als das vorherige ist, fehlt ihm ein Stockwerk im Höhenaufbau. Die The Jahan ist also deutlich niedriger als die Jayavarman. Der Grund hierfür ist in einer nüchternen Risikoabschätzung der künftigen Infrastrukturpolitik der Länder zu sehen, durch die der Mekong fließt. Da gleich eine Vielzahl von neuen Brückenprojekten ansteht, deren Höhen aber nicht verbindlich festgeschrieben und kommuniziert werden, und zudem der Wasserstand durch bereits angeschobene Staudammprojekte im chinesischen Einflussbereich des Mekong sich zu ändern droht, müssen solche Szenarien durchgespielt werden. So werden aller Voraussicht nach auch neue Schiffe eher an Länge zunehmen als an Höhe, um auch weiterhin die etablierten Strecken befahren zu können und nicht unverhofft eines schönen Tages vor einer Brücke anhalten und umdrehen zu müssen. Der Fluss als „Vater aller Flüsse“, wie ihn die Asiaten nennen, ist die zentrale Lebensader und heute wichtigster Gästemagnet Kambodschas. Kreuzfahrten zwischen Saigon im vietnamesischen Mündungsdelta und Siem Reap mit dem Weltkulturerbe der Tempelstadt Angkor Wat im Norden Kambodschas haben dem armen Land im letzten Jahr trotz der Wirtschaftskrise die weltweit stärksten Wachstumsimpulse aller Reisemärkte beschert. Kambodscha boomt. Da die touristische Ampel aber erst vor wenigen Jahren auf die Farbe Grün umgesprungen ist, steht vieles noch am Anfang. Die Infrastruktur für Reisen befindet sich bislang im Aufbau, und Massentourismus ist dem

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disponiert werden, um hier aktiv („Discours sur l’origine et les auf Spurensuche zu gehen. Ähnfondements de l’inégalité parmi lich wie in der Hauptstadt Hanoi les hommes“, 1754). Wie schlau (im Norden des Landes gelegen) scheinen da doch die Vietnamesen zu sein. Es ist deutlich findet sich in Saigon am zentpreiswerter, ein schwimmendes ralen Platz der Altstadt ein hisHausboot zu errichten, als für torisches Opernhaus oder eine im gotischen Stil erbaute kathoviel Geld teuren Grund und Bolische Kirche. Zum Vergleich: den zu erwerben, um sein festes Die Luftdistanz zwischen diesen Haus zu bauen. Eigentlich keine beiden bedeutendsten Städten schlechte Idee. Ob dies sich auch des Landes entspricht etwa 1145 für Deutschland eignen würde Kilometer und damit der Strecke und ein Weg wäre, die hohen von Berlin nach Marseille. Das Preise an den Ufern des Starnberger Sees mindern zu helfen? fromme Frankreich hatte seinerzeit im späten 19. Jahrhundert Die bayrischen Regierungsbehörden freuen sich gewiss über jeden Ziegelstein der großen Kirche aus der europäischen Heimat eine Anfrage. Seien wir ehrlich, um die halbe Welt nach Saigon zumindest einen Versuch wäre es importieren lassen. Es mag da- Auf einem vietnamesischen Dorfmarkt. Diese Art doch wert, oder? hingestellt bleiben, ob der Glau- traditioneller Hosenanzüge zählt zu den lokalen Ein Besuch der treibenden be Berge versetzen kann – ganze Trachten der Bevölkerung. Märkte mit hunderten von HändKirchen um den Globus exporlern in ihren kleinen Holzbooten tieren kann er auf jeden Fall. Gewiss ein Anachronisgehört in Vietnam zum Alltag der Menschen am Fluss, mus mit Nachhaltigkeit, der bis heute in sehr gut erhalzählt aber für die Gäste der The Jahan zu einem ersten tenem Zustand bestaunt werden kann. Dies gilt ebenso Reisehöhepunkt. Wer dieses bunte Treiben hautnah erleben möchte, sollte zu den „early birdern“ gehören, denn für das Opernhaus, da die Rezeption spätromantischer die Märkte enden meist schon gegen 7 Uhr in der Frühe. Opernliteratur von Verdi über Puccini bis zu Richard Lokale Holzboote führen die Gäste mitten in die Märkte, Strauss keinen vergleichbaren „Anklang“ in der südvor allem Fisch, Gemüse und Reis stehen auf den Einostasiatischen Kultur gefunden hat. kaufszetteln der nativen Bevölkerung. Auch die MannDa Saigon mit seinen unendlich vielen Brücken schaft des Schiffskochs ist unterwegs, und alle sind nicht für den modernen Flusstourismus geplant und gespannt, was wohl am Abend auf der Menüfolge prägebaut wurde, erfolgt die Einschiffung praktisch nach sentiert wird. Der Weg durch die Vielzahl der Holzboote einer gut einstündigen Busfahrt vor den Toren der Stadt. scheint spannend, ist doch der aufsteigende Bug eines jeDies ist schade, aber nicht zu ändern, sofern der Gast den mit großen Augen und manchmal sogar einem offeseine Reise nicht in einem Ruderboot antreten möchte. Abertausende knatternder Motorräder begleiten die nen Mund bemalt. Dies gilt nicht etwa als Zierde der anFahrt, bis die Silhouette der Metropole sich allmählich sonsten schmucklosen Holzkähne, sondern ist historisch der Weite unendlicher Reisfelder preisgibt. Hier liegt begründet. Auftauchenden Krokodilen sollte somit bei nun auch die The Jahan seelenruhig am Pier, als hätte deren Anblick einer solchen Bootsfratze das Fürchten die Schar von 52 Flusstouristen nun das Ende der Welt gelehrt werden, um sie gleich zum Weiterschwimmen zu erreicht. Dabei geht es doch gerade erst richtig los. animieren. Nachem der Reiseleiter uns diese kleine Geschichte erzählte, fürchten sich die einen vor den Bemaer Weg ab Saigon führt vorbei an den vielen lungen, die anderen vor Krokodilen. Beides, so sei hier versichert, ist völlig unbegründet. Böse Tiere finden sich schwimmenden Holzhäusern, die in Vietnam schon seit vielen Jahrzehnten nicht mehr im Fluss. Nazu den traditionellen Unterkünften gehören türlich dank der abschreckend bemalten Holzkähne… und vielleicht sogar als typischstes Landesmerkmal überhaupt gelten. Meist leben heutzutage sogar Für kulturhistorisch interessierte Reisende steht in mehr Menschen eines Ortes auf dem Wasser als zu Land. dem kleinen Ort Sa Dec das ehemalige Haus von Marguerite Duras (1914–1996) auf dem Programm. Die franVon Jean-Jacques Rousseau stammt das Zitat: „Der erste zösische Autorin wurde in der Nähe von Saigon zur Mensch, der gerade ein Stück Land eingezäunt hatte, Kolonialzeit geboren und wohnte in den späten 20er sagte: ‚Das gehört mir‘, und er fand andere Leute, die Jahren hier am Mekong. Ihre unglückliche Teenagernaiv genug waren, ihm das zu glauben. Dieser Mann Liebe vor Ort in einen Asiaten, die nicht der damawar der wahre Begründer der bürgerlichen Gesellschaft“

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ieben Tage braucht das Schiff bis hinauf nach Siem Reap, vorbei an den unzähligen Bauern, die in ihren Reisfeldern ihrer Arbeit nachgehen und ab und an dem Schiff einen Gruß zuwerfen. Nach bereits zwei Tagen wird die Grenze zu Kambodscha erreicht, die Grenzformalitäten werden diskret und flink an Bord bewältigt. Hier, auf der Fahrt durch den Dschungel des Königreichs, erwarten die eindringlichsten und glücklichsten Momente der Reise den europäischen Gast. Kambodscha ist mit Vienam nicht zu vergleichen. Zwar gehören beide Länder zum südostasiatischen Geltungsbereich, jedoch sind kulturelle und historische Bezüge höchst unterschiedlich. Kambodscha ist bis heute ein Königreich und tief vom buddhistischen Glauben durchwirkt (wenn auch nicht so stark wie Myanmar). Vietnam ist als sozialistische Republik vorwiegend atheistisch geprägt. Es sind komplementäre, sich ergänzende Welten, die hier aufeinandertreffen und die Reise so spannend machen. Im Rahmen des Aufbaus Indochinas als Gegengewicht zu BritischIndien schlossen die Kolonialmächte aus Paris Kambodscha mit ein. Nur das Königreich Siam, heute Thailand, wurde ganz bewusst weder von den Engländern noch von den Franzosen angegriffen, da beide Kolonialimperien einen Puffer wünschten, um nicht direkt aneinanderzugrenzen und sich nicht durch unglückliche Umstände anzugreifen. Kambodscha sollte also neben Laos mit zu Indochina gehören. Der vor allem durch seine Kurzgeschichten berühmte englische Reiseschriftsteller William Somerset Maugham (1874–1965), selbst in Paris geboren, in England ausgebildet und dann

wieder im Jahr 1928 bis zu seinem Lebensende nach Frankreich an die Côte d’Azur gezogen, hat die südostasiatische Region in den 20er Jahren intensiv bereist und konnte die britische Lebenskultur mit der französischen wie kaum ein Zweiter aus eigener Erfahrung beurteilen und beschreiben. Um wie viel wohler fühlte er sich in Indochina als in den Gefilden Britisch-Indiens. Der viel entspanntere „Laissez-faire“-Lebensstil eines freien und genussvollen Lebens stand der steifen Attitüde der Engländer auch in den Kolonien diametral gegenüber. Auch sei das Essen in Indochina besser gewesen. Bis heute gilt nicht selten die vietnamesische Küche, auch dank des französischen Einflusses, als die delikateste und differenzierteste Küche Asiens. Die Offenherzigkeit und Freundlichkeit der Menschen einer weitgehend touristisch bislang noch immer unberührten Region wirken in ihrer Unmittelbarkeit elementar. Das unendliche Leid des Landes mit seinem Bürgerkrieg der Pol Pot-Tyrannei in den zentralen Jahren von April 1975 bis Januar 1979 und einem Genozid, der an die drei Millionen Menschenleben kostete sowie über ein Viertel der lokalen Khmer-Kultur auslöschte, lässt eine solche Herzlichkeit den Fremden gegenüber nicht als selbstverständlich erscheinen. Die safranfarbenen Gewänder der meist jugendlichen Mönche dominieren das Bild der Städte und Ortschaften. In Phnom Penh, nach vier Tagen flussaufwärts erreicht das Schiff die Hauptstadt, werden die großen Gegensätze Kambodschas an einem Programmtag komprimiert erlebbar. Dem Glanz und Gloria des Königspalastes stehen das Terrormuseum im ehemaligen Foltergefängnis Tuol Sleng (eine ehemalige Schule, die umfunktioniert wurde) und der Besuch der Exekutionsanlage „Killing Fields“ vor den Toren der Stadt gegenüber. Erschütternde Momente eines Besuchs, dessen Erinnerungen weit Für all jene, die Authentizität schätzen: über den Tag Nudeldelikatessen werden gemäß den lokalen hinaus reichen. Gepflogenheiten gegessen. Zurück an Deck des Schiffs diskutieren die Reisenden aus aller Welt noch lange, nachdem die bunten Lichter der Flusspromenade der Hauptstadt am Horizont bereits erloschen sind, über Ernsthaftigkeit, Fleiß und Zugänglichkeit der jungen Crew an Bord, die einen Großteil ihrer eigenen Familie in jenen Jahren verloren hat und bewusst zu ▼

ligen Konvention entsprach, verarbeitete sie 1981 in „L’amant“ („Der Liebhaber“) autobiografisch zu Weltliteratur und erhielt mit dem Prix Goncourt die höchste französische Literaturauszeichnung. Das alte Haus ihrer Familie beherbergte bis vor Kurzem eine Polizeistation, heute fühlt sich dort das lokale Fremdenverkehrsamt der Stadt zu Hause. Fotos der Künstlerin aus ihren Jugendtagen zieren die Wände des Gebäudes. In weiteren Kolonialorten steht der Besuch von Fischzuchtfarmen oder Rikscha-Touren entlang den kleinen historischen Prachtboulevards auf dem Programm, die alle die Grandezza längst vergangener Tage und Stunden wieder erahnen lassen. In den Städten und Dörfern Vietnams wird teilweise deutlich, dass hier schon länger der Tourist ins Visier der Flussbewohner geraten ist. Nicht immer ist das Verhalten freundlich, zu sehr stehen die Interessen der Gewinnoptimierung im Vordergrund. Da kann es schon mal passieren, dass nach einer Rikscha-Fahrt das Doppelte des zuvor vereinbarten Preises erbeten wird. Sicherlich eine traurige Randerscheinung der ansonsten so positiven Entwicklung vor Ort.

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gleichen Teilen aus Vietnamesen (Matrosen) und Kambodschanern (Servicekräfte) zusammengesetzt ist. Die Besichtigungen in einem Waisenhaus und einer Schule im Dschungel zeigen die schwierige Entwicklung eines Landes auf, dem kaum ausreichend Lehrer zur Verfügung stehen, da die intellektuelle Elite vernichtet wurde und somit bis heute noch immer keine Schulpflicht herrschen kann. Politisch interessierte Reisende werden aufmerksam vernommen haben, dass erst vor wenigen Monaten der letzte Gerichtsprozess gegen Mitglieder der ehemaligen Führungsriege der Roten Khmer in Kambodscha mit einer Verurteilung beendet wurde. Die Nachricht ist aufmerksam in aller Welt registriert worden. Zudem ist vor wenigen Jahren der alte und im Volk höchst beliebte König Norodom Sihanouk kurz vor seinem 90. Geburtstag verstorben. Im Alter von 18 Jahren wurde Prinz Sihanouk von der französischen Kolonialverwaltung zum König berufen. Er hat dem Land im Jahr 1953 zur Unabhängigkeit von den Franzosen verholfen, bestimmte Jahrzehnte dessen Politik, überlebte die Schreckensherrschaft der Roten Khmer und galt schließlich als Symbol der nationalen Versöhnung. Nunmehr repräsentiert sein Sohn Norodom Sihamoni als Staatsoberhaupt das Land. Mit Ausnahme der Privatgemächer ist sein Palast an der Uferpromenade in Phnom Penh ausführlich zu besichtigen. Da die Roten Khmer die Stadt selbst kaum zerstört haben, ist Phnom Penh bis heute voll mit Konialbauten, die langsam und mühevoll wieder restauriert werden. Für den ökonomisch interessierten Kreuzfahrer ist dies durchaus spannend zu beobachten, da diese Renovierungen nur mit Hilfe des Investitionskapitals privater Unter neh men, wie z. B. großer Hotelket ten, möglich wurde. Beeindruckend werden das alte Grand Hotel d’Angkor aus dem Jahr 1932 und der ehemaEine Lotusblüte in voller Pracht. lige Gästebungalow des alten Königs Sihanouk aus den frühen 60er Jahren heute von Raffles und Aman gemanagt. In Vietnam sind solche Engagements deutlich schwieriger. Auch dies ist ein Grund dafür, warum sich der Tourismus in Kambodscha nun so rasch in jüngster Zeit entwickeln konnte. Weiter flussaufwärts verdichtet sich der Dschungel, und die Fahrt durch kleine Kanäle in Richtung Tonle-

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Sap-See bietet auf Exkursionen diverse Kontakte mit der ländlichen Bevölkerung, die aktuell 83 Prozent des Staates ausmacht und deren durchschnittliches Monatseinkommen bei circa 40 Euro liegt. Das Landprogramm gilt dem Besuch von Dörfern am Flussverlauf, die sich dem Handwerk oder der Landwirtschaft verschrieben haben. Noch sind die in den Dörfern angebotenen Souvenirs authentisch und stammen aus eigener Produktion vor Ort. Ob dies auch künftig so bleiben wird, ist mehr als ungewiss, denn auch in anderen Gebieten Südostasiens haben Billigprodukte aus industriell gefertigter Massenproduktion auf den Märkten bereits erfolgreich Einzug gehalten. Der Besuch von Töpfereien ist ebenso interessant wie die Verkostung in einer ländlichen Schnapsbrennerei. Während die anwesenden Damen der Gruppe mehrheitlich das klare Kaltgetränk als „exotisch“ bezeichneten, sahen nicht wenige der sie begleitenden Ehemänner in der Schnapsverkostung einen weiteren Höhepunkt der Reise. Wohl bekomm’s!

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ie geduldigen und neugierigen Menschen Kambodschas faszinieren in ihrem Urvertrauen und lassen einen nicht mehr los. Mit dem Überqueren des größten Sees des Landes endet die Fahrt vor den Toren von Siem Reap. Für die Passage des Tonle-Sap-Sees ist bei der Auswahl des Reisezeitraums jedoch auf die Regenzeit zu verweisen. Der Tonle-Sap-See führt nur zur Regenzeit in den Sommermonaten genügend Wasser, damit die Passage der The Jahan garantiert werden kann. Zu den anderen Jahreszeiten macht dies der niedrige Wasserstand des Sees unmöglich, stattdessen ist eine 260 Kilometer lange Busfahrt von der Anlegestelle des Schiffs bis zum Zielpunkt Siem Reap zurückzulegen. Diese ist mit circa sechs Zeitstunden kalkuliert und führt über Land. Ein weiteres Argument für eine Reise zur Monsunzeit liegt in der sattgrünen Ausprägung der aufblühenden Natur an Ufernähe. Das Wasserbett außerhalb der Regenzeit ist deutlich karger und zudem enger bemessen, Brauntöne beherrschen den Blick in Richtung Ufer und Horizont. Ein drittes Argument ist in den Besucherströmen der Zieldestinationen zu sehen. Die Anfangs- und Endpunkte der Reise erholen sich zur Regenzeit etwas von den Menschenmassen der übrigen Monate. Ganz besonders gilt dies für Siem Reap. Während der feuchten Sommermonate ist es hier ungewöhnlich ruhig und still. Optimale Bedingungen, nicht nur einen günstigeren Reisetarif zu bekommen (sowohl für die Flusskreuzfahrt wie auch für die Hotels in Saigon für das Vorprogramm und in Siem Reap für das Nachprogramm), sondern sich den weltweit einmaligen Tempelanlagen von Angkor Wat zu widmen. In den übrigen Monaten kann ein Besuch schon mal einem Spießrutenlauf ähneln. Zur Regenzeit bleiben viele Touristen fern, die Bedingungen werden


Siem Reap 0

20 km

China

Tonle-SapSee Mekong

Thailand

KAMBODSCHA

Tonle-SapFluss

Vietnam und Kambodscha

Phnom Penh VIETNAM

Ho-Chi-MinhStadt

Fotos: Frank Sistenich, Heritage Line, Infografik: www.AxelKock.de für AZUR

Mekong

Südchinesisches Meer

daher fast optimal, das Weltkulturerbe zu studieren. Die anstehenden Besichtigungen der Dschungeltempel, die bis in das 7. Jahrhundert zurückreichen, können viel entspannter und konzentrierter erfolgen. Ein würdiger Abschluss dieser heiligen Stätten für solch eine erlebnisreiche Reise. Ob viele dem Beispiel Maarten Perdoks folgen werden und sich einem sanften und nachhaltigen Tourismus verpflichtet fühlen? Das Land braucht dringend Investitionen, die Risiken sind aber nicht unerheblich. Eine schnelle und radikale Kommerzialisierung würde Einfluss auf die Bevölkerung am Fluss haben. Der Holländer betreibt in kleinem Rahmen Entwicklungspolitik und investiert einen Teil des Gewinns des Veranstalters in ländliche Bildungsprojekte. Vier größere Brückenvorhaben der Regierung für das Jahr 2015, eine kritische Entwicklung des Wasserstands des Flusses durch den aktuellen Klimawandel sowie die chinesischen Staudammprojekte im Nordverlauf des Mekong stellen unbekannte Anforderungen an die Größe der künftigen Schiffe. Die Tourismusbranche hat aber (noch) keine genügend große Lobby in Kambodscha, um ihre Ideen durchsetzen zu können, und nicht jede Entscheidung der Politik wirkt abgestimmt oder für Außenstehende immer nachvollziehbar. Die The Jahan aber zeigt Flagge, die Erinnerungen an eine Reise zwischen restaurierter, kolonialer Pracht und einem noch ungeschminkten Blick auf die aktuelle Realität der Khmer-Kultur des Mekong sind substanziell. Heritage Line hat sich mit der The Jahan an die Spitze der Flussschiffe auf dem Mekong gesetzt. Es bleibt abzuwarten, wie der Markt reagiert. Das große Potenzial der Region lässt ganz gewiss noch die eine oder andere Überraschung in naher Zukunft erwarten. Mag das Design des Schiffs für den ein oder anderen Europäer auch etwas farbenfroh und operettenhaft gelungen sein, seine Wirkung verfehlt es nicht. Schon Franz Lehár wusste bereits vor fast 100 Jahren Bescheid, als er den Zauber Südostasiens und dessen Folgen für die Gäste aus dem Abendland mit seinem „Land des Lächelns“ bis heute gültig beschrieb: „Dein ist mein ganzes Herz…“ Text: Frank Sistenich

Praktischer und romantischer geht es nicht. Der südliche Mekong verbindet mit dem Tonle-Sap-Fluss beide Länder und ist die komfortabelste Art, vor Ort zu reisen. MEKONG Der Fluss gilt als einer der wichtigsten Südostasiens und ist in seinem Verlauf in drei Abschnitte zu unterteilen. Die vorliegende Reise verbindet das MekongDelta (Vietnam) mit dem Unterlauf des Flusses (Kambodscha). Die Gesamtlänge des Stroms beträgt knapp 4500 Kilometer. Das letzte Stück der Reise verläuft auf dem Tonle-Sap-Fluss, der den Tonle-Sap-See speist. Dieser See mündet direkt bei Siem Reap.

STÄDTE AM SÜDLICHEN MEKONG UND TONLE SAP

tember ist zu empfehlen, da hier der Tonle-Sap-See genügend Wasser führt und vollständig befahren werden kann. Bei Niedrigwasser (Februar bis Mai) werden die letzten Kilometer mit dem Bus zurückgelegt. Zeitverschiebung: + 6 Stunden.

ANREISE Das aktuell beste Preis-Leistungs-Verhältnis in der BC bietet Thai Airways über Bangkok nach Saigon und ab Siam Reap über Bangkok nach Europa zurück. Zur Übernachtung empfohlen vor Ort in Siem Reap sind das Raffles d’Angkor oder Aman. www.raffles.com www.aman.com

Saigon (Ho-Chi-Minh-Stadt) ist mit 7,1 Millionen Einwohnern nach Hanoi die bedeutendste Metropole des Landes und das Wirtschaftszentrum Vietnams. Zahlreiche Kolonialbauten erinnern an das französische Protektorat (Indochina). Phnom Penh ist mit 1,5 Millionen Einwohnern die Hauptstadt Kambodschas und liegt am Tonle-Sap-Fluss kurz vor der Mündung in den Mekong. Neben zahlreichen Kolonialgebäuden sind vor allem das Tuol-SlengGefängnis und die „Killing Fields“ vor den Toren der Stadt aus der Zeit der Roten Khmer (1975–1979) sehenswert. Siem Reap (ca.175.000 Einwohner) liegt am nördlichen Ende des Tonle-Sap-Flusses und bildet das Tor zu Angkor Wat, dem größten zusammenhängenden Tempelkomplex der Welt. Zahlreiche Dörfer mit lokaler Landwirtschaftsproduktion säumen den Flussverlauf und werden je nach Wasserstand vom Kapitän spontan ausgewählt.

Die MekongRegion, Stefan Loose, 26,99 Euro; Angkor und Siem Reap, Tom Vater, 11,95 Euro

KLIMA & REISEZEIT

INFOS

Tropisch mit drei Jahreszeiten. Die Regenzeit von Juli bis Sep-

WÄHRUNG In Vietnam wird mit Dong bezahlt, in Kambodscha mit Riel. In beiden Ländern wird zudem der US-Dollar akzeptiert, der auch die Bordwährung ist.

SOUVENIRS In beiden Ländern gelten Preziosen und Devotionalien der Handwerkskunst als erste Wahl. In erster Linie werden Stoffe, Schals, Kissenbezüge oder leichte Kleidung aus lokaler Produktion empfohlen.

LESETIPP

www.geoplan-reisen.de www.thaiair.de 3/2018

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Die Crew liest den Gästen ihre Wünsche von den Lippen ab.

Ein Pool auf dem Sonnendeck gehört zur Ausstattung des Schiffs.

Die Kabinen sind großzügig und meist in Form von Junior Suiten geschnitten.

Die Mahlzeiten im Bordrestaurant werden in einer Sitzung eingenommen.

Alle Kabinen verfügen über einen eigenen kleinen Balkon mit Sitzgelegenheit.

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SCHIFFSTEST

Luxuriöses Schiff im Kolonialstil für exotisches Kreuzen Die THE JAHAN bietet eine luxuriöse, aber entspannte Alternative, die Höhepunkte Südostasiens vom Fluss aus zu erleben. SCHIFF Das sehr hochwertig ausgestattete Schiff wurde 2009 gebaut und bereist ausschließlich den südlichen Mekong. Eine Reise, die zwei Nächte auf vietnamesischem Gebiet und fünf Nächte in Kambodscha verläuft. Obwohl die Reisen das ganze Jahr über angeboten werden, empfiehlt sich eine Reise im Sommer zur Regenzeit dank des höherenWasser-

stands. Die Ausstattung ist durchweg sehr hochwertig. Sehr schöne Lounge auf dem Oberdeck, um die Highlights der Flusslandschaft in Ruhe vorüberziehen zu sehen.

REEDEREI

Das Schiff gehört zu Heritage Line, einer in Vietnam ansässigen Reederei, die sich auf Flussreisen spezialisiert hat. Das Schiff wurde auf einer Werft in Vietnam nach westlichen Maßstäben

und Ansprüchen gebaut und ausgestattet.

FAHRTGEBIET Das Schiff wurde speziell für die Ansprüche einer Reise auf dem südlichen Mekong entwickelt. Die Reise wird stromaufwärts und stromabwärts angeboten. Zu empfehlen ist aber die Fahrt flussaufwärts, beginnend in Saigon. Damit endet die Reise mit den kulturhistorischen Höhepunkten des Weltkulturerbes Angkor Wat.

KABINEN Sehr großzügige und luxuriöse Ausstattung der 26 Kabinen für maximal 54 Gäste. Die Mindestgröße beträgt 30 Quadratmeter, alle Kabinen haben einen Balkon. Die Suiten verfügen über 32 bis 51 Quadratmeter Fläche. Kleine Minibar inklusive.

GASTRONOMIE Internationale und sehr bekömmliche Küche mit leicht asiatischer Note. Separate Weinkarte, Stoffservietten, Wasser gratis. Meist à la carte, ergänzt durch Buffets. Eine Sitzung im Restaurant.

SERVICE

AUSFLUGSANGEBOT Alle Ausflüge sind inklusive, meist ein oder zwei Ausflüge pro Reisetag. Flussdörfer, lokale Produktionstechniken und historische Altstädte aus der französischen Kolonialzeit stehen im Fokus.

PUBLIKUM Sehr gemischt und international von allen Kontinenten. Zumeist gut auf die kulturhistorischen Highlights vorbereitete Reisende mit spezifischem Interesse an der Schönheit der Region.

SHOPPING Kleine Bordboutique mit gut selektierten Preziosen der Region. Zudem zahlreiche ShoppingAlternativen während der Stops am Flussufer.

DRESSCODE Entspannt sportlich, dem tropischen Klima angemessen. Am Abend casual.

PREISNIVEAU Ab 350 US-Dollar pro Tag.

★★★★

Sehr freundlicher und zuvorkommender Service. Alle Servicekräfte an Deck sind aus Kambodscha rekrutiert, diejenigen unter Deck aus Vietnam. Bordsprache ist Englisch. Empfohlenes Trinkgeld an Bord: ca. 12 US-Dollar/Tag.

SPORT & WELLNESS Kleiner, aber feiner Gym mit separater Sauna an Bord, zudem ein Spa und ein großzügiger Pool an Deck.

BORDPROGRAMM

Im Bug des Schiffs befindet sich ein kleines, sehr gut ausgestattetes Spa. Parallele Anwendungen sind möglich.

Diverse Vorträge an Bord über Land und Leute, Schwerpunkt mit kulturellen Bräuchen und der reichhaltigen Geschichte der Region. Zudem werden ergänzend zum Abend Filme mit aktuellem Landesbezug gezeigt.

THE JAHAN Stärken: - Großzügige Kabinen, sehr hochwertige Ausstattung, interessantes Landprogramm Bordsprache: Englisch Bordwährung: US-Dollar Passagiere: 54 Crew: 40 Baujahr: 2009 Flagge: Vietnam BRZ: 1500 Länge/Breite: 58 m/11 m

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NEWS Als Kapitänin der Aida Sol ist Nicole nicht nur die ranghöchste Frau der 14 weiblichen nautischen Offiziere von AIDA, sondern auch auf allen Kreuzfahrtschiffen in Deutschland.

Auf der Aida Sol hat nun die 34jährige Nicole Langosch das Kommando übernommen. Damit ist sie die erste Kapitänin in der AIDAFlotte und die ranghöchste Frau auf einem Kreuzfahrtschiff in Deutschland. Ihr erstes nautisches Praktikum absolvierte Langosch auf einem Containerschiff, seit zehn Jahren ist sie auf den AIDA-Schiffen im Einsatz. AIDA Cruises beschäftigt derzeit 14 weibliche nautische Offiziere an Bord. Mit einer Verbundausbildung und einem dualen Studium bietet AIDA Cruises ein innovatives Bildungskonzept im Fachbereich Nautik in Warnemünde an. MIT DER CARNIVAL SENSATION NACH KUBA Carnival Cruise Line wird 2019 mit einem weiteren Schiff Kuba anlaufen. Zwischen Mai und Dezember startet die frisch renovierte Carnival Sensation 17 Mal ab Miami zu sechstätigen Kreuzfahrten in Richtung Havanna. Sie löst die Carnival Paradise ab, die die Karibikinsel noch bis April 2019 von Tampa aus anlaufen wird. Auf dem Routenplan stehen neben Kuba weitere Karibik-Destinationen wie die Bahamas, die Turks & Caicos oder die Cayman Islands. COSTA BAUT AUF DEN DEUTSCHSPRACHIGEN MARKT Mit dem neuen deutschen Country Manager Dr. Jörg Rudolph möchte Costa Crociere den Vertrieb und

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die Markenpräsenz in Deutschland weiter ausbauen und stärken. Hierfür wird das Sales-Team am Standort Hamburg und im Außendienst vergrößert. Seit Mitte April ist die siebentägige Route des im November 2019 erscheinenden neuen Flaggschiffs Costa Smeralda im Mittelmeer buchbar. Neu ist zudem ein überarbeitetes Preismodell. Der ComfortTarif löst den Katalogpreis ab und enthält bereits die Tischgetränke. NEUES SCHAUFELRADSCHIFF AUF DER ELBE

NEUES CUNARD-PROGRAMM FÜR DIE SAISON 2019/2020 Ab sofort ist das Cunard-Programm für den Zeitraum von November 2019 bis Juni 2020 im Reisebüro sowie über die CunardReservierung buchbar. Highlights sind unter anderem die erneute Südamerika-Umrundung der Queen Victoria, die 100-tägige Weltentdeckerreise der Queen Mary 2 ab/bis Southampton und auch die Wintersaison der Queen Elizabeth in Neuseeland und Asien. Im Anschluss nimmt das Schiff Kurs auf Alaska.

Das Schaufelradschiff, die Elbe VIELSEITIGE ROUTEN MIT Princesse II, ist in ihre erste Saison DER BERLIN gestartet. Zur Taufe war die Reederfamilie Schmitter aus Straßburg nach Berlin-Tegel gekommen, um Auf 72 Seiten präsentiert FTI das jüngste Mitglied der Flotte von Cruises das Jahresprogramm 2019 CroisiEurope in Dienst zu stellen. für die Reisen der Berlin. Ab JanuNach der Zeremonie brach die Elbe ar führen wöchentlich abwechselnd Princesse II mit 86 Passagieren zu zwei Routen ab/bis Havanna durch ihrer ersten Kreuzfahrt nach Prag die Karibik. Den Sommer verbringt auf. Die Reise, die bis Ende Oktober die Berlin im Mittelmeer und im wöchentlich angeboten wird, führt Nordland mit 15 verschiedenen über Potsdam, Magdeburg, Witten- Routen. Highlights sind zudem die berg, Meißen, Dresden und Leitme- Themenkreuzfahrten, unter anderitz bis in die t sc he c h i sc he Hauptstadt. Die histor ische Antriebsform, durch die das Schiff nur einen Tiefgang von 80 Zentimetern hat, Kreuzfahrtagentur & Reisebüro Im Büntefeld 3 · 30974 Wennigsen-Holtensen macht die Elbe Telefon (05109) 56300-0 auch bei niedrigem Wasserwww.flussreise24.de stand befahbar. Foto: A-ROSA

ERSTE KREUZFAHRTKAPITÄNIN DEUTSCHLANDS


rem mit Patrick Lindner und weiteren Schlagerstars im April, unter dem Motto „Aktiv und Fit“ im Mai oder mit der Blues Cruise im Juli. TAUFE DER HANSEATIC INSPIRATION IN ANTWERPEN Für die Taufe des Expeditionsschiffs Hanseatic Inspiration am 13. Oktober 2019 hat sich HapagLloyd Cruises für die belgische Hafenstadt Antwerpen entschieden. Somit wird hier zum ersten Mal in der Stadtgeschichte ein Kreuzfahrtschiff getauft. Anschließend wird die Hanseatic Inspiration zur 15-tägigen Jungfernreise nach Teneriffa in See stechen. Die ältere Schwester, die Hanseatic Nature, wird bereits am 12. April 2019 in Hamburg getauft. DIE ERSTEN REISEN DER NIEUW STATENDAM Im Dezember 2018 feiert die Nieuw Statendam als zweites Schiff der Pinnacle Class mit einer AtlantikÜberfahrt von Rom nach Fort Lau-

Gerade einmal eine Minute dauert es, bis die Spitsbergen im norwegischen Bergen an die Landstromanlage angeschlossen ist.

derdale ihren Einstand in der Flotte der Holland America Line. Ihre Premierensaison verbringt sie dann in der Karibik, bevor sie im April 2019 nach Europa zurückkommt und ihren Heimathafen Amsterdam ansteuert. Von hier aus werden siebenund 14-tägige landschaftlich und kulturell reizvolle Kreuzfahrten durch Nord- und Ostsee angeboten. Alle Reisen sind bereits buchbar. LANDSTROMVERSORGUNG FÜR DIE SPITSBERGEN Die Spitsbergen ist das erste Schiff von Hurtigruten, das nun in Bergen an Landstrom angeschlossen wird. Innerhalb einer Minute nach Ankunft des Schiffs kann die Verbindung hergestellt und auf sauberen Strom aus Wasserkraft umgestellt werden. Bis Ende 2018 soll die Hälfte der Hurtigruten-Schiffe, die entlang der norwegischen Küste verkehren, auf Landstrom umgerüstet werden. Jedes von ihnen kann dann die Emissionen um 150 Tonnen CO2 und 2,5 Tonnen NOx pro Jahr senken.

KIEL BAUT WEITERES KREUZFAHRTTERMINAL Am Kieler Osteekai entsteht ein zweites, 3700 Quadratmeter großes Abfertigungsgebäude für Kreuzfahrtpassagiere und deren Gepäck. Mit dem neuen Terminal sollen die Kapazitäten und die Qualität der Abfertigung erhöht werden. Wurden am Ostseekai bislang zwei Kreuzfahrtschiffe über ein Terminal abgefertigt, so steht jedem Schiff künftig ein eigenes Gebäude zur Verfügung. Die Fertigstellung und Inbetriebnahme soll im kommenden Frühjahr erfolgen. Rund 7,5 Millionen Euro investiert der Port of Kiel in den Ausbau. LERNIDEE STELLT DIE MEKONG PEARL VOR Für Lernidee Erlebnisreisen geht ab diesem Jahr die neue Mekong Pearl auf große Fahrt. Maximal 29 Gäste sind an Bord – eine private Atmosphäre für die Erkundung der Landschaften und Kulturräume in Laos und Thailand, auf dem wenig besuchten nördlichen Abschnitt

Mit der Hanseatic Inspiration wird im Oktober 2019 erstmals ein Kreuzfahrtschiff im belgischen Antwerpen getauft,

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DIE KREUZFAHRT-SPEZIALISTEN

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AZUR ° News

des Mekong-Flusses. Die Mekong Pearl ist im kolonialen Stil aus Teakund Mahagoni-Holz gebaut und im Premium-Bereich. KÜNSTLICHE INTELLIGENZ BEI MSC KREUZFAHRTEN Gäste von MSC Kreuzfahrten können bald auf einen digitalen Assistenten zurückgreifen. Der neue Service basiert auf künstlicher Intelligenz, über Sprachsteuerung können die Passagiere spezifische Informationen suchen. Zunächst wird der persönliche Assistent auf der MSC Bellissima ab 2. März 2019 sowie auf den kommenden Neubauten verfügbar sein. Aktuelle Planungen sehen auch die Implementierung auf der bestehenden Flotte vor. DIE NORWEGIAN JADE IN HAMBURG BESICHTIGEN Im Juli und August 2018 gibt es die Möglichkeit, die Norwegian Jade in Hamburg bei einem Schiffsrundgang kennen zu lernen. Sechs Termine an den Terminals Altona und Steinwerder stehen zur Verfügung, der Preis pro Person ab 14 Jahren beträgt 49 Euro inklusive Mittagessen im Hauptrestaurant. Zusätzlich erhalten die Teilnehmer einen Gutschein in Höhe von 50 US-Dollar für die nächste Buchung. SCHNELLES INTERNET BEI OCEANIA CRUISES Auf der gesamten Flotte von Oceania Cruises steht nun das neue High-Speed Internet Wavenet zur

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Den Sonnenuntergang in Fernost genießen Gäste an Bord der Star Clipper auch direkt über dem Wasser im Bugspriet-Netz.

Verfügung. Damit können Gäste mit hoher Geschwindigkeit große Dateien hoch- und herunterladen, ihre Lieblingssendungen oder -musik auf Netflix und Spotify streamen und ihre Reiseerlebnisse auf Facebook und Instagram teilen. Auch Livestreams, Facetime und Skype mit Freunden oder der Familie zu Hause sind möglich. Der Zugang zum Wavenet ist kostenlos und unbegrenzt. Wer Filme, Videos und Musik streamen möchte, kann das Upgrade „Wavenet Prime“ für 9,99 US-Dollar/Tag dazubuchen. DIE HAMBURG IM HERZEN VON ST. PETERSBURG Im Juni 2018 stehen auf einer Ostsee-Route der Hamburg mit Stockholm, Riga, Tallinn, die Kurische Nehrung mit Klaipeda sowie St. Petersburg die „Big Five“ der Ostsee auf dem Fahrplan. Hinzu kommen Estlands größte Insel Saaremaa und das schwedische Weltkulturerbe Karlskrona. In St. Petersburg liegt die Hamburg pünktlich zu den weißen Nächten zwei Tage direkt in der Innenstadt. Dieser Liegeplatz auf der Newa direkt an der Leutnant-SchmidtBrücke bleibt größeren Schiffen in St. Petersburg verwehrt. NEUE FLOTTENMITGLIEDER BEI PONANT Zum 30-jährigen Jubiläum kündigt Ponant zwei weitere Neuzugänge in der Flotte an. Le Bellot und Le Surville gehören zur Serie der neuen Ponant Explorers und werden 2020

in Dienst gestellt. Bis zum Jahr 2021 wächst die Flotte des Kreuzfahrtunternehmens damit auf zwölf Kreuzfahrtschiffe, darunter eine Segelyacht, zehn Expeditionsyachten und ein Eisbrecher. Dann wird die Reederei mit 2000 Besatzungsmitgliedern auf 460 Kreuzfahrten auf allen Weltmeeren unterwegs sein. DETAILS ZUR NEUEN SEVEN SEAS SPLENDOR Regent Seven Seas Cruises hat weitere Informationen über die Seven Seas Splendor enthüllt, die 2020 debütieren soll. Im direkten Vergleich zur Schwester, der Seven Seas Explorer, werden zum Beispiel einige Räumlichkeiten auf den Decks 4 und 5 optisch und strukturell überarbeitet. Außerdem wird das neue Schiff über 375 geräumige Suiten verfügen, von der 28 Quadratmeter großen Veranda Suite bis zur 413 Quadratmeter großen Regent Suite. STAR CLIPPERS BAUT DAS ASIEN-PROGRAMM AUS Auf 18 neuen Routen segelt Star Clippers durch die Inselwelt Asiens. Dabei nimmt der Viermaster, die Star Clipper, Kurs auf Bali, Singapur, Malaysia und erstmals auch das Sultanat Brunei. Neu im Programm 2019 sind auch Atlantiküberquerungen mit der Royal Clipper, dem größten Fünf-Mast-Segelschiff der Welt, sowie ein großes Mittelmeerprogramm mit Zielen jenseits des Massentourismus auf See. Die Vorschau zur Sommersaison 2019 der drei Großsegler ist jetzt erhältlich.

Fotos: PR

Schnelles Internet wird auch an Bord immer wichtiger. Bei Oceania Cruises können die Gäste jetzt streamen, posten und skypen.


AZUR°– DAS KREUZFAHRTMAGAZIN No. 45, November – Dezember 2017

Kreuzfahrten für Sie erlebt!

Mit KreuzfahrtKalender 2018

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Die Princess Grill-Klasse der Queen Elizabeth

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IMPRESSUM

Die nächste AZUR erscheint am 5. Juli 2018.

Redaktion AZUR – DAS KREUZFAHRTMAGAZIN Friedensallee 25 22765 Hamburg E-Mail: redaktion@azur.de

Bali bietet die schönsten Kulissen für diese Traumkreuzfahrt an Bord der Star Flyer.

Herausgeber, Chefredakteur Josef Depenbrock Stellv. d. Chefredakteurs Susanne Schaeffer Redaktion: Axel Zimmermann, Kristin Kamara Layout/Produktion: www.layoutraum.de; Corinna Blume Schlussredaktion: Astrid La Cognata Regelmäßige Autoren: Angelika BuceriusWanner, Uschi von Grudzinski, Carsten Heinke, Stefan Heinrich, Christian Kolb, Roger Lehmann, Kai Ortel, Ira Panic, Gudrun Schlager, Dr. Peer Schmidt-Walther, Dr. Frank Sistenich, Carolin Thiersch, Sven Weniger, Dagmar Zurek Infografik/Illustrationen www.AxelKock.de Verlag DMG Deutsche Mediengestaltung GmbH Friedensallee 25 22765 Hamburg Geschäftsführung: Josef Depenbrock

BALI Mit der Le Soléal zu den rauen Landschaften der chilenischen Fjorde.

CHILENISCHE FJORDE

Vertrieb MZV GmbH Ohmstraße 1, 85716 Unterschleißheim

GRÖNLAND

MITTELMEER

Eine spannende Reise durch das westliche Mittelmeer mit der Aida Aura.

WEITERE THEMEN: NORDSTJERNEN: Durch den Nord-Ostsee-Kanal mit Hurtigruten. MEIN SCHIFF 1: Das brandneue Mitglied der Wohlfühlflotte im Test. SPECIAL: Der große Ratgeber für Kreuzfahrten mit der ganzen Familie.

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Fotos: Ortel, Rohloff, Schaeffer, Thiel

Auf der Hamburg geht es zu einem Abenteuer in die Kälte.

Abonnement interabo GmbH Postfach 10 32 45 20022 Hamburg Abo-Hotline Telefon: 040 – 23 67 04 66 Telefax: 040 – 23 67 04 67 azur@interabo.de Das Jahresabonnement (6 Ausgaben) kostet 29,90 Euro, Österreich 46,90 Euro, Schweiz 55 CHF inkl. MwSt. und Versand. Einzelverkaufspreis: 5,00 Euro Anzeigen/Sonderdruck/ Mengenverkäufe Sabine Kulenkampff, kulenkampff@azur.de Telefon: 040 - 514 44 225 Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 7 vom 1. Januar 2017. Litho MWW Medien GmbH, Hamburg Druck Dierichs Druck+Media GmbH & Co KG Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages gestattet. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotomaterial wird keine Haftung übernommen.

www.azur.de N0 3/18, EVT: 24.5.2018 Mai - Juni 2018


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Your World. Your Way.® Mit spektakulären und exotischen Reisezielen wartet die Welt darauf von Ihnen entdeckt zu werden. Es gibt wohl keine angenehmere Art auf Entdeckungsreise zu gehen, als an Bord eines der sechs Boutique-Schiffe der Oceania Cruises Flotte.

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