Weiss Medien AG I Obere Bahnhofstrasse 5 I 8910 Affoltern am Albis I Telefon 058 200 5700 I Telefax 058 200 5701 I www.weissmedien.ch I Auflage 22864 I AZ 8910 Affoltern a. A.
aus dem bezirk affoltern I Nr. 46 I 165. Jahrgang I Freitag, 10. Juni 2011
Keine Gefährdung
Zerstörerische Ader
Gerüche aus der Industriezone: Untersuchung im Auftrag des Gemeinderates Wettswil. > Seite 3
Ein angehender Architekt aus dem Säuliamt steht als Sprayer vor Obergericht. > Seite 3
-
Uhren ticken anders In Stallikon wird der Wasserverbrauch künftig per Funk abgelesen. > Seite 9
-
Mehr Siedlungsfläche Im Bezirk Affoltern werden pro Sekunde 2,3 Quadratmeter Land verbaut. > Seite 11
-
Historische Bauten In Ottenbach wurde das Streichwehr saniert – jetzt folgt der Oberwasserkanal. > Seite 12
Charles Höhn: Sofortiger Rücktritt als Gemeindepräsident in Bonstetten Gesundheitliche Gründe – vorverurteilende Haltung einer Mehrheit der Medien im «Fall Bonstetten» Der Bonstetter Gemeindepräsident Charles Höhn ist mit sofortiger Wirkung vom Amt zurückgetreten – aus gesundheitlichen Gründen. Die respektlose, rücksichtslose und vorverurteilende Haltung der Medien im «Fall Bonstetten» nennt er als Gründe für diesen «unausweichlichen Schritt». ................................................... von werner schneiter Er hat gewiss viel erlebt in seiner langen Behördentätigkeit, die sich über ein Vierteljahrhundert erstreckt hat, für die FDP in der Schulpflege begann, ab 1990 im Gemeinderat und vor mehr als 13 Jahren im Gemeindepräsi-
dium seine Fortsetzung erfuhr. «Dabei hat meine Frau viel auf sich genommen, ohne sie hätte ich diesen Einsatz nicht leisten können.» Nun hat Charles Höhn einen Schnitt gemacht, oder besser: machen müssen – auch nach dringendem Anraten des Arztes, «dessen Feststellungen eine deutliche Sprache sprechen», ergänzt er. Denn das, was er im medialen Trommelfeuer rund um den «Fall Florian» erlebt habe, übersteige die (Nerven-)Kräfte und sei äusserst belastend – auch für die Familie. Charles Höhn ging an der Gemeindeversammlung vom Dienstag, als er den Stimmberechtigten seinen Entscheid mitteilte, hart ins Gericht «mit einer Mehrheit der Medien». Vorverurteilung ohne Hintergrundkenntnisse, rücksichtsloses, ja geradezu skrupelloses Vorgehen, in dem nachts und nicht direkt Beteiligte tele-
fonisch belästigt werden sowie veritabler Demontage von Personen: All dies habe das Fass zum Überlaufen gebracht. «Die Art und Weise wie mit Menschen umgegangen wird, hat mich tief betroffen gemacht», fügt Charles Höhn bei. Er spricht auch von einer gewissen Ohnmacht, weil es Behördenmitgliedern gerade in gravierenden Fällen nicht möglich ist, Behauptungen und Anschuldigungen zu widerlegen ohne das Amtsgeheimnis zu verletzen. «Selbst persönliche Wahrnehmungen dürfen wir aus Datenschutzgründen nicht weitergeben, sonst riskieren wir eine Anklage», sagt Höhn, der von einem «Gefühl von Ungerechtigkeit» spricht. «Viele Medienschaffende haben keine Ahnung, wie eine Behörde funktioniert und werden ihren Aufgaben nicht gerecht. Sie sagen oft, sie
seien auf der Seite der Schwachen, gehen aber Schwächere rücksichtslos an», so Charles Höhn.
Rückhalt in der Bevölkerung In über 100 E-Mails und Telefonaten hat er in den vergangenen Wochen viel Zuspruch erhalten – auch von prominenter Seite. «Der Rückhalt in der Bevölkerung ist enorm. Und das hilft möglichen Kandidatinnen oder Kandidaten für meine Nachfolge», ist er überzeugt und hofft gleichzeitig, dass mit seinem Schritt Kolleginnen und Kollegen aus Behörden etwas aus dem Fokus der Medien kommen. Und diese Nachfolge ist natürlich noch nicht geregelt. In der heutigen «Anzeiger»-Ausgabe erfolgt eine Ausschreibung. Ruth Früh (1. Vizepräsidentin) und Roger Mella (2. Vize) über-
Charles Höhn: Sofortiger Rücktritt. nehmen im Gemeinderat die präsidialen Geschäfte ad interim; Charles Höhn wird sich – quasi als externer Berater – noch einigen Sachgeschäften widmen und seine Aufgabe als Standortförderer weiter wahrnehmen. ................................................... > Weiterer Bericht und Kommentar auf Seite 5 anzeigen
Illegale Arbeit: Zwei Verhaftungen Die Kantonspolizei hat am Mittwoch im Bezirk Affoltern verschiedene Baustellen, landwirtschaftliche Betriebe sowie Fahrzeuge und ihre Insassen kontrolliert. Zwei Personen, die illegal einer Arbeit nachgingen, wurden festgenommen; 17 Verkehrsteilnehmer mussten gebüsst werden. Die kriminalpolizeilichen Kontrollen auf Baustellen und Landwirtschaftsbetrieben führten am Mittwochmorgen auf einem Bauernhof zur Verhaftung von zwei brasilianischen Staatsangehörigen. Diese gingen als Knechte illegal einer Arbeit nach. Der 29-jährige Mann und die 25-jährige Frau wurden festgenommen und befragt. Im Anschluss an die polizeiliche Sachbearbeitung werden sie der zuständigen Staatsanwaltschaft zugeführt. Sie, wie auch ihr Arbeitgeber, werden wegen Verstosses gegen das Bundesgesetz über die Ausländerinnen und Ausländer zur Anzeige gebracht.
Bussen wegen Telefonaten im Auto Bei den verkehrspolizeilichen Kontrollen an verschiedenen Orten in der Region wurden insgesamt rund 100 Fahrzeuge und ihre Insassen überprüft. In 17 Fällen mussten Bussen ausgesprochen werden; vorwiegend wegen Verwenden eines Telefons ohne Freisprecheinrichtung, Nichttragen der Sicherheitsgurte und Überschreiten der vorgeschriebenen Frist für die Abgaswartung. (kapo)
Pfingsten – Geburtstag der Kirche
P
fingsten wird oft als der Geburtstag der Kirche bezeichnet. 50 Tage nach Ostern (pentekoste = griechisch fünfzig, daher der Name «Pfingsten») werden die etwas orientierungslosen Jünger und Jüngerinnen Jesu plötzlich von einer grossen Freude und Begeisterung erfasst. In der Apostelgeschichte lesen wir von einem Brausen vom Himmel her von «Feuerzungen», die sich auf die versammelten Jünger und Jüngerinnen niederlassen und von verschiedenen Sprachen, in denen sie plötzlich zu Menschen aller Herren Länder sprechen können. Man kann sich zu solchen eher legendenhaft anmutenden Überlieferungen stellen wie man will, auf alle Fälle markiert Pfingsten das Wiedererstarken der Jesus-Bewegung, die sich nach dem Tod ihres Meisters zuerst einmal neu finden und formieren muss. Obwohl in den Evangelien nur sehr schemenhaft dargestellt, dürfte diese Neuformierung ein längerer Prozess gewesen sein, der für alle Beteiligten eine grosse innere und äussere Herausforderung darstellte. «Innen» ging es darum, dass die Jünger und Jüngerinnen über den plötzlichen Tod Jesu hinwegkamen und nach und nach entdeckten, dass seine Kraft in ihnen weiterlebte, ja ihnen längst in Fleisch und Blut übergegangen waren. «Aussen» standen Fragen der Organisation der Gemeinschaft ohne ihren Meister an. Wir lesen von Gütergemeinschaft der ersten Christen, von ersten Gottesdienstformen, die meist darin bestanden, dass man gemeinsam das Brot brach und betete. Geist und Organisation waren von allem Anfang an die prägende Kräfte
von denen die Bibel berichtet. Der Schwerpunkt liegt heute bei den Landeskirchen tendenziell eher bei der Überorganisation als bei übermässiger Begeisterung. Organisation ist machbar – und wir haben es gerne machbar. Der Geist hingegen weht, wo er will. Allerdings kann ich schon einiges dazu beitragen, dass der heilige Geist, die heilige Begeisterung(!) in mir Wohnung nimmt. Es gibt eine grundsätzliche Offenheit des Herzens, die der heiligen Begeisterung und der Darstellung der Ausgiessung des heiligen Geistes im RabLebensfreude sehr bula-Evangeliar (586). zuträglich ist und eine unverdrossene Dankbarkeit dem in der jungen Kirche. Und auch heute Leben gegenüber, die nachhaltig noch ist das gute Gleichgewicht von glücklich macht. Beides kann man beidem entscheidend für eine lebensüben. So seltsam das vielleicht tönt, freundliche und zukunftsorientierte auch bei der heiligen Begeisterung Kirche. und beim Lebensglück gilt: Übung Erschöpft sich Kirche in Hierarmacht den Meister. chie und Struktur verliert sie ihren eiIch wünsche uns allen in diesem gentlichen Grund, die Erfahrung der wunderbaren Gegenwart Gottes. Ist sie Sinn einen frohen Geburtstag der Kirche und hoffe, dass er für den einen schlecht oder zu wenig organisiert, oder andern auch zur persönlichen reibt sie sich mit der Zeit an AlltagsGeburtstunde von frischer Begeistefragen auf. Wir werden auch in Zurung und Freude wird. kunft einen Weg zwischen beiden Polen suchen müssen, als Nachfahren jeAndreas Fritz, Pfarrer in Mettmenstetten ner ersten Christen und Christinnen
500 23 9 771661 391004