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EMPLOYER BRANDING: MITARBEITER FINDEN

Die Talente haben gewonnen!

PERSONALMANGEL: WAS TUN?

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Wenn man heute von „the battle of talents“ spricht, zeigt uns der Arbeitsmarkt: Die Talente haben gewonnen. Moderne Unternehmen bewerben sich mittlerweile bei ihren Mitarbeitern, nicht umgekehrt. Wie das geht, hat Markus Heinze, Leiter der Personalentwicklung der Harry Brot GmbH beim diesjährigen Kolloquium der VDB in Schladming verraten. Im Interview stand er auch BackSzene Rede und Antwort: Das Thema „Personal“ brennt unserer Backszene sprichwörtlich unter den Nägeln. Was sind aus Ihrer Sicht die Hauptgründe für den Personalmangel?

Gestatten Sie mir bitte eine Bemerkung vorweg: Das Thema Personal, Nachwuchs, qualifizierte Fachkräfte, Recruiting von jungen Leuten bis hin zum Kampf um die Talente ist so komplex, dass Sie bitte von mir keine einfachen Antworten erwarten dürfen. Denn, wenn man auf komplexe Dinge einfache Antworten gibt, sind diese vor allen Dingen immer eins: Falsch! Obwohl ich zugeben muss, dass man mit diesen einfachen, aber falschen Antworten auch amerikanischer Präsident werden kann … Deshalb ist in meinen Seminaren immer die beste Antwort: „Es kommt drauf an!“ Und ich werde in diesem Interview versuchen, die wesentlichen Dinge, auf die es ankommt, hervorzuheben. Die Hauptgründe für die Knappheit für gutes Personal sehe ich in folgenden Punkten:

■ Das Thema ist ja nicht neu. Schon in meiner Schulzeit, die einige Jahre zurück liegt, kann ich mich an Sätze erinnern, wie, „… es fehlen Fachkräfte…“, „… gutes Personal ist selten …“, „… die jungen Leute werden mit jedem Jahr schlechter …“ usw. Dass wir auch noch heute diesen Mangel an qualifizierten Mitarbeitern haben, liegt zum einen an der demografischen Entwicklung. Es gibt einfach für das Handwerk aufgrund der geburtenschwachen

Jahrgänge zu wenig junge Talente. ■ Der zweite Grund liegt, zumindest in

Deutschland, an unserem Schulsystem.

Durch die größtenteils Abschaffung der dreizügigen Schulausbildung wird mehr als die Hälfte der jungen Leute zum Abitur/zur Matura mit 12-13 Jahren Schulzeit „gedrängt“. Und auf Abitur/Matura folgt meist ein Studium. Wo sind die 16-17-jährigen Talente von vor 10 bis 20

Jahren, die nach der neunten oder zehnten Klasse gerne einen handwerklichen

Beruf wie eben Bäcker erlernen wollten?

Beide genannten Aspekte kann allerdings unsere Branche nicht ändern, denn es sind sozialpolitische Probleme. Ändern bzw. beeinflussen, können wir aber den nächsten Punkt: ■ Wie attraktiv ist es heute für junge Leute das Bäckerhandwerk zu ergreifen? Haben wir den jungen Menschen in der Vergangenheit zugehört, was ihre wichtigsten

Werte, ihre Bedürfnisse, ihre Motivation sind? Ich glaube nicht! Wir haben unsere

Backstuben, unsere Verkaufsräume, unsere Anlagen modernisiert und verändert, aber haben wir Führungs- und Handlungsverantwortliche auch unsere Einstellung zur jungen Generation geändert? Ich glaube an den Satz, dass der Mensch, egal welcher Generation er angehört, immer gleich ist. Ändern tun sich nur die Umstände, mit denen er aufwächst. Und jede

Generation hat ihre eigenen, liebgewonnenen Umstände und Möglichkeiten. Wir als erfahrene Vertreter der Branche müssen diese Umstände wie z.B. die permanente

Nutzung der digitalen Medien nicht adaptieren, aber wir sollten sie kennen und respektieren, ohne den Zeigefinger zu erheben und diese Dinge negativ zu bewerten.

Deshalb an dieser Stelle die Frage: „Steht unserem Nachwuchs in unseren Produktionsstätten und Backstuben permanentes und kostenloses WLAN zur Verfügung?

Kurz: Haben WIR alles getan, um heute das Erlernen unseres Handwerks für Talente attraktiv zu machen?“

Hat unsere Branche ein Imageproblem?

Bei der Frage fällt es mir leicht, einfach zu antworten: Eindeutig NEIN! Es kann doch nichts Schöneres geben, nichts Sinnhafteres, als jeden Tag Millionen von Menschen mit frischen, innovativen, super duftenden, qualitativ hochwertigen, leckeren und zum großen Teil gesunden und bezahlbaren Backwaren zu versorgen. Und dann glaube ich noch an einen Satz: „Was vermisst der Deutsche, ich denke, der Österreicher auch, als erstes im Ausland?“ Gutes, handwerklich gebackenes Brot! Wenn wir uns das jeden Tag vor Augen führen, haben wir alles, nur kein Imageproblem!

Markus Heinze Leiter Personalentwicklung Harry Brot GmbH

„Wir müssen Menschen in den Mittelpunkt unseres Handelns stellen!“

Liegt es dann vielleicht an der Bezahlung?

Die Bezahlung und die Schichtarbeit sind auf jeden Fall ein Thema. Man merkt insbesondere im ländlichen Bereich – dort, wo die Menschen in der Industrie besser bezahlte Jobs finden – einen Personalmangel. Corona hat auch die Einstellung der Menschen stark verändert. Nachdem die Menschen in der Gastronomie monatelang ohne Arbeit dastanden, stehen nun Geld und Sicherheit ganz oben auf der Prioritätenliste der Bewerber. Auch die Flexibilität der Arbeitszeit ist ein Thema – hierbei unterscheiden sich die Generationen Y und Z massiv voneinander. Die „Yer“ stellen sich die Frage: Warum soll ich acht Stunden am Stück arbeiten? Ich arbeite lieber vier Stunden in der Früh, habe nachmittags Zeit für meine Hobbys und arbeite abends weitere vier Stunden bis 22 Uhr. Auch Homeoffice ist hierbei von großer Bedeutung. Die „Zer“ sind ganz anders. Sie trennen Arbeit und Freizeit strikt voneinander. Sie arbeiten acht Stunden am Stück und schalten dann auf die Minute das Diensthandy aus. Dazu kommt auch, dass die Kinder in Familienbetrieben größere Freiheiten haben – früher übernahmen in der Regel die Kinder den elterlichen Betrieb. Heute haben sie studiert und denken oft: Ich habe nicht studiert, um die Backstube zu übernehmen.

Sie sagen: „Jeder Chef bekommt die Mitarbeiter, die er verdient“. Was macht einen guten Chef aus?

Uups, jetzt wird es wieder komplexer. Allein

mdie Interpretation für das Wort „gut“ wäre schon abendfüllend. Ich ersetze gerne das Wort „gut“ durch „erfolgreich“! Und ein erfolgreicher Chef sollte immer unterscheiden zwischen „notwendiger“ und „hinreichender“ Führung. Die notwendigen Führungseigenschaften eines erfolgreichen Chefs habe ich in meinem zweiten Buch „The big five of leading“ mal versucht, zusammenzutragen. Notwendig sollte eine Führungskraft: ■Entscheidungen treffen! ■ Verantwortung tragen! ■Zusammenarbeit organisieren/Teams formen! ■Die Dinge umsetzen – denn, Führung hat nie ein Erkenntnisproblem, immer nur ein Umsetzungsproblem! ■Das Vertrauen der wichtigsten und besten Mitarbeiter für sich gewinnen! Wie gesagt, diese Dinge sind aus meiner Erfahrung absolut notwendig, aber eben noch nicht hinreichend für den Erfolg. Wenn ich nun die wichtigsten Werte der jungen Generation mir vor Augen führe, die da sind: ■ Vertrauen, ■Gesundheit, ■ Familie, dann muss ein erfolgreicher Chef sich die folgenden Fragen stellen:

■ Vertrauen mir meine Mitarbeiter und vertraue ich ihnen? ■ Welche gesundheitlichen Maßnahmen biete ich in meinem Unternehmen/Betrieb an? ■ Was tue ich dafür, dass die Mitarbeiter sich im Job wie in einer sicheren, behüteten Familie fühlen? Aber auch das ist noch nicht hinreichend, um Erfolg zu haben, denn es kommen noch die Motivatoren der Talente hinzu.

Sie haben ein Buch geschrieben „Jeder ist seines Glückes Schmied“ – welche Ansätze daraus kann man in den Berufsalltag als Bäcker/Konditor mitnehmen? Diese Antwort fällt mir wieder etwas leichter. Egal, ob Berufsalltag oder tägliches Leben, wir sind für alles ausnahmslos selbst verantwortlich. Für den Erfolg, wie für den Misserfolg. Für unsere gute Laune, wie für unsere Macken. Für tolle Produkte oder Einheitsware. Für zufriedene Kunden oder Kunden, die nie wieder kommen. Für unseren guten Namen, wie für unseren schlechten Ruf. Es ist immer populär, dass wir die Schuld für unsere negativen Ergebnisse, für unseren Misserfolg und unsere Niederlagen bei anderen Menschen oder den Umständen suchen. Dieses stimmt aus meiner Sicht nicht – wir sind für alles in unserem Leben unser eigener Schmied.

Zugespitzt formuliert: Was muss passieren, dass die Postfächer der Bäcker und Konditoren – wieder – mit Bewerbungen voll sind?

Also jetzt wird es richtig komplex und da gibt es nur die Antwort: „Es kommt drauf an!“ Um vielleicht einen, aber wirklich nur einen, einfachen Tipp zu geben: Wir sollten in der Außendarstellung ehrlich sein, denn das schafft Vertrauen – so in der Art: „Wir Bäcker und Konditoren sind nicht perfekt, unsere Branche ist keine Komfortzone, wir haben Druck, müssen früh aufstehen und sechs Tage in der Woche arbeiten, aber wir versorgen Millionen von Menschen täglich mit frischen, duftenden und leckeren Produkten und das mit Liebe zu unserem Beruf!“ Natürlich sind wir auch angehalten, für unseren tollen Beruf entsprechend Werbung zu machen. Ich habe da einen Werbespot von Mercedes im Hinterkopf: Darin kommt ein Fahrer inmitten großer Hektik und Trubel in Mumbai an. Er schließt die Türe seines Mercedes-Leihwagens und sagt: „Endlich zuhause.“ So ähnlich könnte es auch für unsere Branche aussehen: Ein Mensch, der in den USA verzweifelt nach richtig gutem Brot sucht und dann wieder zuhause in Österreich ankommt und endlich wieder gutes Brot genießen darf.

Was würden Sie den Bäckern, Chocolatiers und Konditoren abschließend noch raten?

Wenn du Menschen zur Herstellung unserer tollen Produkte gewinnen willst, dann stelle sie in den Mittelpunkt deines Handelns!

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vdb-a.at

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