ZEITreisen 2017

Page 1

Reise in die (Bahn-)Zukunft: Ă–sterreichs Bahnindustrie ist Patentweltmeister

Dampf macht sĂźchtig. Es dampft und zischt in Wolsztyn, Dresden oder bei der Brienz-Rothorn-Bahn

Die Zukunft der Bahn



Zukunft

ZEITreisen als Spezialausgabe des Bahnreisemagazins BAHNmax hat sich in den vergangenen Jahren immer schwerpunktmäßig mit dem Thema „Reisen mit historischen Verkehrsmitteln“ beschäftigt. Dampfzahnradbahnen, Schiffe oder Jubileen standen dabei im Mittelpunkt. Dieses Jahr erwartet Sie ein völlig neuer Inhalt – wir machen sozusagen eine Reise in die Zukunft. Viele österreichische Firmen und auch die Politik beschäftigen sich sehr intensiv mit Zukunftsfragen – oft unbemerkt von der medialen Aufmerksamkeit. Gerade die österreichische Bahnindustrie steht mit zahlreichen Unternehmen und Produkten an der Weltspitze. Und ist bezogen auf die Einwohnerzahl sogar Patent-Weltmeister in dieser Zukunftsbranche. Wussten Sie beispielsweise, dass alleine die Firma Plasser&Theurer über 2.000 weltweit gültige Patente innehat? Aber auch Touristiker machen sich Gedanken, wie denn beispielsweise der Gast im Jahr 2050 auf Reisen gehen wird. Von Wien bis zum Wörthersee wird die Bahn dann nur mehr wenig mehr als 2 Stunden benötigen, nach Werfenweng wird man mit der Bahn und vollautomatisierten Sharing-Fahrzeugen reisen. Utopie? In diesem Heft können Sie spannende Aussagen dazu lesen. Wir sollten aber auch die Historie nicht vergessen. Einerseits, weil es noch immer ein außergewöhnliches Erlebnis ist, mit Zügen oder Schiffen zu reisen, die mehr als 100 Jahre alt sind. Mit welchen technischen Raffinessen damals gearbeitet wurde, dass es heute überhaupt noch Leute gibt, die solche Maschinen sachgerecht führen können – bei einem Besuch solcher Ereignisse können Sie hautnah mit diesen Themen in Kontakt kommen. Wünschenswert wäre, dass Behörden mit ihren heutigen Vorschriften mehr Verständnis für die Bedürfnisse und Möglichkeiten dieser historischen Verkehrsmittel aufbringen würden. Auch vor 100 Jahren sind Leute schon sicher gereist. Und auch ein wenig Weitblick haben könnten, beispielsweise wenn es um die Nachnutzung der dann alten Semmeringbergstrecke geht. Auch hier hat die Schweiz mit dem Projekt Gotthard Pionierarbeit geleistet.

www.bahnmax.com

8

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor der österreichischen Bahnindustrie ist ihre Innovationskraft. Österreich belegt in der internationalen Patentstatistik im Bereich Bahn & Schiene Platz 1. Auch das MobilityWerk Graz der Siemens AG zählt zu den weltweit größten Entwicklungs- & Produktionsstätten für Fahrwerke des modernen Schienenverkehrs.

|

ZEITreisen

Österreich NÖVOG: Jubiläumsjahr bei der Schneebergbahn 20 – 23 Sigmundsherberg 24 Unterwegs auf der Moststrasse 25 500 J. Reformation in Österreich 26 Rax: Alles andere ist Alltag 27 Acheseebahn – das Tor zur Region 2 8 Die Steiermark dampft! 29 Lokpark Ampflwang 32 Von Draisinen und Triebwägen 30 – 33

Europa

13

InfoRail – das sind neun große, rote, auffällige Metallröhren, 50 Meter echte Schienen, zwölf originale Cityjet-Sitze, fünf Monitore, eine Südstrecken-Reliefkarte sowie spannende Fotoeinblicke und interessante Infos rund um den Ausbau der Südstrecke. Die mobile Ausstellung wurde von den Lehrlingen der ÖBB-Lehrwerkstätte Floridsdorf gebaut.

Technik in der Lokwelt Freilassing 31 Faszinierend unterwegs in der Schweiz 34 – 39 Dresden in Fahrt 40 – 41 Polen/Wolsztyn. Wo die Dampflegenden leben 42 – 45 Zeitreise durch Prag 46 – 47 Rumänien/Banat: Wien war das Vorbild 48 – 51

Impressum BAHNmax – Das BahnReiseMagazin Verlags- & Redaktionsadresse: 9020 Klagenfurt, Tel. 0664 / 111 87 24, office@bahnmax.com; Eigene Anmerkung: Die in den Artikeln vertretenen Meinungen der Autoren sind nicht unbedingt ident mit denen des Herausgebers. Nachdruck (auch auszugsweise) oder elektronische Wiedergabe nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlages möglich. Alle Angaben Stand Feber 2017. Änderungen, Satz- und Druckfehler vorbehalten.

© Schneebergbahn/Zwickl

20

Jubileen gibt es diese Jahr einige zu feiern. Nicht nur, dass die Schneebergbahn seit 120 Jahren auf den Hausberg der Wiener dampft, fahren im Westen die Schiffe der Achenseeschifffahrt sogar seit 130 Jahren. 125 Jahre feiern die Stainzer Lokalbahn und die Brienz-Rothorn-Bahn. Und seit 180 Jahren verkehren Schiffe auf dem Vierwaldstättersee.

Titelbild: © Siemens AG

Ausgabe 1/2017

Verkehrspolitik mit Weitblick 4 – 6 Siemens: Digitalisierung für mehr Sicherheit 7 (Bahn-)Patentweltmeister Österreich 8 Die ÖBB forschen und entwickeln 10 – 13 H2Future 14 – 15 Die Zukunft des Tourismus 16 – 19

Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz

Medieninhaber: BAHNmax – Das BahnReiseMagazin, 9020 Klagenfurt, Unternehmensgegenstand: Die Herstellung, der Verlag und Vertrieb von Druckschriften aller Art, insbesondere Folder, Magazine, Direkt-Mailings und Plakate Grundlegende Richtung der Zeitschrift: Das BAHNmax – Das BahnReiseMagazin ist ein unabhängiges Magazin mit Themenschwerpunkten Bahn, Reise, Wellness, Events und Kultur, das vom BAHNmax – Das BahnReisemagazin herausgegeben, produziert, verlegt und österreichweit vom Verlag in Fern- und Nahverkehrszüge der ÖBB und Bahnhöfen aufgelegt wird.

3


Politik mit Weitblick Infrastrukturminister Jörg Leichtfried ist jemand, der seine politischen Vorstellungen nicht am nächsten Wahltermin ausrichtet. Auf die Frage, wie denn der öffentliche Verkehr in Zukunft organisiert sein soll, kam eine ziemlich klare und kompetente Antwort. Natürlich während einer gemeinsamen Bahnfahrt. Herr Minister, haben Sie eine Vorstellung davon, wie der Verkehr, insbesondere der Öffentliche, im Jahr 2050 ablaufen könnte? Leichtfried: „Ja, ich denke es wird ein vernetztes System sein, das bis in das letzte Tal eine Transportmöglichkeit anbietet. Das Rückgrat für größere Distanzen wird die Bahn sein. in den Städten wird es ein dichtes, vertaktetes Geflecht aus verschiedenen Verkehrsmitteln geben. Und es wird eine andere Art des Individualverkehrs geben. Automatisiertes Fahren wird zum Alltag gehören, und der Besitz eines Autos nicht mehr notwendig sein. Ich rufe mir

das Fahrzeug, das ich brauche, werde abgeholt und in die Arbeit oder für längere Wege auch zur Bahn gebracht. Darum werden wir kaum mehr Parkplätze benötigen. Und auch die Unfallzahlen werden sich drastisch verringern: Neun von zehn Unfällen werden von Menschen verursacht. Das wird dann wegfallen. Selbstfahrende Autos werden unsere Straßen sicherer machen.“ Werden diese Fahrzeuge elektrisch betrieben oder wird es auch noch Verbrennungsmotoren geben? Leichtfried: „Das ist schwer vorhersehbar. Spezialisten von AVLList haben mir gesagt, dass es möglich sein wird, Motoren mit sehr, sehr geringem Kraftstoffverbrauch einzusetzen. Auch bei der Wasserstofftechnologie ist noch nicht klar, ob sie sich durchsetzen wird. Derzeit hat die E-Mobilität die Nase vorn. Alle namhaften Autohersteller bringen zunehmend Elektromodelle auf den Markt, die auch alltagstauglich sind. Schon bald werden sie auch für alle leistbar sein. Wir fördern diese Entwicklung und machen Österreich bis 2020 elektrofit: Wir rollen ein flächendeckendes Netz aus Ladestationen aus, starten mit einer Ankaufprämie und ermöglichen zusätzliche Anreize, etwa Parkverbotsausnahmen für E-Autos. „ Was kann die Politik dazu tun, um solche Prozesse in Gang zu bringen oder zu beschleunigen? Leichtfried: „Wenn es nach mir geht, hat Politik genau einen einzigen Auftrag: Der nächsten Generation muss es besser gehen als uns. Dazu planen wir umweltfreundliche Städte, investieren in eine gute Infrastruktur und kümmern uns drum, dass es anständige Jobs für alle gibt. Und darum machen wir den Verkehr sauberer und sicherer. Die Politik muss die Rahmenbedingungen und Anreize schaffen, innerhalb deren die zukünftige Entwicklung stattfindet. Da ist Weitblick gefragt, immehin geht es bei

© bmvit/bka/wenzel

4

ZEITreisen | Ausgabe 1/2017


Im Innovationsland Österreich entwickelte und produzierte Spitzentechnologie trägt maßgeblich zur schrittweisen Implementierung der Elektromobilität in heimischen, europäischen und internationalen Verkehrssystemen bei, stärkt den Wirtschaftsstandort, schafft neue Arbeitsplätze und hilft durch verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien sowie einer erhöhten Energieeffizienz die Emissionen im Verkehr zu reduzieren und so Klima und Umwelt zu schützen. In Sinne dieser Vision versteht sich das Thema Elektromobilität als eine Querschnittsmaterie der Innovationsfelder Verkehr, Umwelt und Energie. Sind bei der Implementierung der Elektromobilität in Österreich vor allem Verkehrs- und Energiesystem angesprochen, um zu einer leistbaren, bedarfsbezogenen Mobilität und zum Schutz der Umwelt beizutragen, eröffnen Forschung, Entwicklung und Innovation bis hin zur Produktion von Komponenten, Bauteilen und systemintegrierte Lösungsansätze aus Österreich den im Thema tätigen Branchen, wie zum Beispiel der Automotiven oder Elektro- und Elektronikindustrie Wertschöpfungs- und Beschäftigungspotenziale.

© bmvit

Investitionen wie etwa dem Ausbau der großen Bahnachsen in Österreich um einen Zeitraum von Jahrzehnten. Auch die Digitalisierung ist eine Entwicklung, die unsere ganze Gesellschaft umfasst. Sie verändert Produktion, Dienstleistung, Arbeit und Konsum. Wir werden unser Land so herrichten, dass unsere Betriebe und die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von der Digitalisierung profitieren. Das heißt, wir müssen sie für diese neue Zeit qualifizieren, digitale Kompetenz vermitteln, und lebenslanges Lernen fördern. Es ist auch wichtig, schon so früh wie möglich das Interesse an Technik zu wecken – und vor allem bei Mädchen und Frauen, um diese in Technikberufe zu bringen. Auch eine politische Aufgabe.“ Stichwort Digitalisierung. Das bmvit ist ja auch für Technologie zuständig. Wie sehen Sie hier ihre Aufgabe? Leichtfried: „Mir geht es darum, frühzeitig Entwicklungen zu erkennen und zu fördern. Ich möchte, dass Österreich dabei zu den besten Staaten der Welt gehört. Schon jetzt haben wir unglaublich tolle Firmen und Produkte, viele davon sind Weltmarktspitzenreiter. Insgesamt fördern wir Forschung und Entwicklung im Bereich Industrie 4.0 mit 185 Millionen Euro im Jahr. Dabei finanzieren wir unter anderem Stiftungsprofessuren, die in enger Kooperation mit der forschenden Industrie an neuen Werkstoffen und Produktionstechnologien arbeiten. Zudem investiert das Infrastrukturministerium in die Grundlagen für den digitalisierten Wirtschaftsstandort. Neben der Breitbandmilliarde zum flächendeckenden Ausbau von schnellem Internet bis 2020 wird schon jetzt an der Umsetzung der nächsten Technologiegeneration gearbeitet: Ende 2017 werden wir eine 5G-Strategie für die Telekom-Infrastruktur vorlegen, mit der der Standort für den neuen Mobilfunkstandard fit gemacht wird. Das Infrastrukturministerium hat auch mehrere Studien in Auftrag gegeben, die die Auswirkungen von Industrie 4.0 auf Ausbildung und Arbeitsmarkt in Österreich untersuchen. Denn bei Industrie 4.0 geht es nicht nur um die Technik im Betrieb, sondern auch um die Leute, die damit arbeiten, die in der Früh in die Firma gehen. Klar ist: Bei den Arbeitsplätzen wird sich einiges ändern: Routinetätigkeiten werden wegfallen, aber im Gegenzug werden neue Jobs entstehen. Darum müssen wir massiv in die Qualifizierung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer investieren. Wir starten mit speziellen Weiterbildungen direkt in den Betrieben. Und wir werden ein Qualifizierungspaket 4.0 vorlegen. “

Ausgabe 1/2017

|

ZEITreisen

Dabei hat Österreich durch das Engagement, das sich in gut etablierten Forschungs- und Förderprogrammen, Initiativen und großen Demonstrationsprojekten widerspiegelt, hohes technologisches Know-how in Unternehmen, ein gut entwickeltes Verkehrssystem sowie ein leistungsfähiges Energiesystem, mit einem Anteil von 70 % an erneuerbarer Energie im Strom-Mix, eine sehr günstige Ausgangslage. Auf diesen Kompetenzen gilt es weiter aufzubauen. Im Sinne des gemeinsamen Weges haben die Bundesministerien bmvit und BMLFUW im Auftrag der Bundesregierung diesen Umsetzungsplan zur Elektromobilität in und aus Österreich mit kurzfristig zu initiierenden Maßnahmen auf Basis eines breiten Konsultationsprozesses erarbeitet. Die aufeinander abgestimmten Aktivitäten zielen darauf ab, optimierte Rahmenbedingungen zu gestalten, um so einerseits Elektromobilität im Alltag rascher erfahrbar zu machen und andererseits die mit der Elektromobilität verbundenen Chancen für Österreich bestmöglich zu nutzen. Maßnahmen zur Elektromobilität in Österreich haben die Integration ins Gesamtverkehrssystem, die Schaffung eines intelligenten Anreizsystems entsprechend den Erfordernissen der Marktvorbereitung und Markteinführung, die Sicherstellung des Aufbaus einer bedarfsgerechten interoperablen Infrastruktur, die Versorgung der Elektromobilität langfristig mit kosteneffizienter erneuerbarer Energie sowie die Stimulierung und Evaluierung positiver Umwelteffekte zum Ziel.

www.bmvit .at

5


EU Rail Research und Shift2Rail EU-Forschung und Innovation müssen der Schiene dabei helfen, eine neue, breitere Rolle in den globalen Verkehrsmärkten zu spielen, indem sie sowohl kurzfristige Probleme, die den geschäftlichen Betrieb und die Ressourcen der Eisenbahn abschließen, als auch die Unterstützung der Sektor eine stärkere Marktposition, insbesondere durch die Unterstützung der Schaffung eines einheitlichen europäischen Eisenbahnraums. Insbesondere die europäischen Schienenverkehrsmanagementsysteme (ERTMS) sind ein Paradebeispiel dafür, wie der europäische Eisenbahnsektor Innovationen vorantreiben und die Schaffung eines einheitlichen Eisenbahngebiets unterstützen und die Effizienz steigern kann, während er für die europäische Eisenbahnindustrie erhebliche Geschäftsmöglichkeiten eröffnet , Sowohl in als auch außerhalb der EU. Die Union hat bisher rund 150 Millionen Euro für die Schienenforschungsprojekte beigetragen. Das gesamte geschätzte Budget des Programms beläuft sich für den Zeitraum 2014-2020 auf mindestens 920 Mio (450 Mio davon von der EU). Was ist Shift2Rail? Shift2Rail ist eine neue öffentlich-private Partnerschaft im Eisenbahnsektor, die vor dem Horizont der Agenda 2020 gegründet wurde, um eine Plattform für die Koordination von Forschungsaktivitäten zu schaffen. Damit sollen in den kommenden Jahren Innovationen im Eisenbahnsektor vorangetrieben werden. Die durch Shift2Rail durchgeführte Schienenforschung soll dazu beitragen, die Herausforderungen des Eisenbahnsektors durch ein umfassendes und koordiniertes Konzept für Forschung und Innovation zu erfassen, das sich auf die Bedürfnisse des Eisenbahnsystems und seiner Nutzer konzentriert. www.shift2rail.org

6

Transeuropäische Verkehrsnetze Die Förderung und Entwicklung des Verkehrs – insbesondere des öffentlichen Personenund Gütervekehrs – ist eine zentrale Aufgabe der EU. Es geht dabei nicht nur darum, die gesteckten Klimaziele zu erreichen (der Verkehr ist für 25% der Emissionen verantwortlich, 96% aller Transporte beruhen derzeit auf Verbrennungsmotoren), sondern auch um die wirtschaftliche Entwicklung des Binnenmarktes. Letzlich geht es aber auch um ein Maximum an persönlicher (Reise-)Freiheit. Dem Verkehrsbereich, einem der ersten gemeinsamen Politikfelder der heutigen Europäischen Union, wurde von Beginn an eine wichtige Rolle bei der Umsetzung von drei der vier Grundfreiheiten – freier Warenverkehr, Dienstleistungsfreiheit und Personenfreizügigkeit – eines gemeinsamen Marktes gemäß den Römischen Verträgen des Jahres 1957 zuteil. Im Weißbuch 2011 („Fahrplan zu einem einheitlichen europäischen Verkehrsraum“) lag der Schwerpunkt auf den noch ausstehenden Maßnahmen zur Vollendung des Binnenmarktes für Verkehr. In diesem Dokument geht es unter anderem um den Aufbau integrierter Verkehrsnetze für eine bessere Verflechtung der verschiedenen Verkehrsmittel oder Verkehrsträger sowie die Unterstützung von Forschung, Innovation, Investitionen in den Verkehrssektor für eine vom Erdöl unabhängige Zukunft und zur Vorbereitung des Sektors auf die Erfüllung ambitionierter Dekarbonisierungsziele ohne Mobilitätseinbußen. Investitionen und Finanzierung: „Connecting Europe“ Der Bau und Erhalt von Infrastruktur ist ein teures Unterfangen. Es wird geschätzt, dass die Entwicklung einer Infrastruktur, die in der Lage ist, den prognostizierten Anstieg bei der Nachfrage im Verkehrssektor zu bewältigen, bis 2030 1 500 Mrd. € kosten wird. Allein bis 2020 werden nach Schätzungen der Kommission etwa 500 Mrd. € für die Vollendung des transeuropäischen Netzes erforderlich sein, und von dieser Summe wird allein die Hälfte für die Beseitigung von Engpässen eingesetzt werden müssen. Die Finanzierungsbeträge für TEN-Verkehrsprojekte sind nicht in den TEN-V Leitlinien sondern in der „Connecting Europe Fazilität (CEF)“ festgelegt. Die für die Transeuropäischen Verkehrsnetze in der Periode 2014-2020 nun zur Verfügung stehenden EUFinanzmittel betragen (zu Preisen 2011) 13,174 Milliarden Euro (plus 10 Milliarden Euro aus den Strukturfonds für Kohäsionsländer, auf den Österreich aber nicht zugreifen kann). Das ist zwar weniger als ursprünglich von der Kommission gefordert (21,7 Milliarden Euro), doch mehr als in der letzten Periode zur Verfügung stand (rund 8 Mrd. Euro). Die Planungen umfassen dabei ein Gesamtnetz (geplante Umsetzung bis 31. Dezember 2050), welches im Wesentlichen mit den Mitgliedsstaaten (MS) abgestimmt wurde, sowie ein von der Kommission entworfenes hochrangiges Kernnetz (geplante Umsetzung 31. Dezember 2030). Es konnte erreicht werden, dass in die neue Revision der TEN-VLeitlinien auch die Südbahnstrecke inklusive Semmering-Basistunnel und Koralmbahn als Teil des Baltisch - Adriatischen Korridors aufgenommen wurde.

ZEITreisen | Ausgabe 1/2017


© ÖBB/Harald Eisenberger

Besser surfen in der Bahn

© VIRTUAL VEHICLE research center

Digitalisierung für mehr Sicherheit Im österreichischen Graz betreibt Siemens nicht nur eine der weltweit größten Entwicklungs- und Produktionsstätten für Fahrwerke des modernen Schienenverkehrs. Zusammen mit dem Virtual Vehicle Research Center erforscht und simuliert das Unternehmen auch vielfältige Lösungen mit dem Ziel, dass Fahrzeuge uns sicherer, entspannter und effizienter zum Bestimmungsort bringen. Durchschnittlich 20 Sensoren sind am Fahrwerk eines Zuges angebracht. Kontinuierlich funken sie während des Betriebs Daten über dessen Zustand an ein Diagnosesystem, das diese Informationen analysiert und bewertet. Laufen die Räder gleichmäßig? Überträgt die Radaufhängung die Lenk-, Brems- und Beschleunigungskräfte einwandfrei? Welche Schwingungen wirken auf das Fahrwerk? Kurzum: Wann wird eine Reparatur notwendig sein? Vorausschauende Wartung Diesen Fragen stellen sich die Forscher des Virtual Vehicle Research Center im österreichischen Graz, das Fahrzeugkonzepte für Straße und Schiene entwickelt. Das Ziel ihrer Arbeit ist es, die Instandhaltung der Komponenten am jeweils aktuellen Zustand des Fahrwerks auszurichten. Der Vorteil: Die Wartungstechniker müssen erst dann aktiv werden, wenn es wirklich notwendig ist, aber eben noch kein Fehler vorliegt – und nicht, wenn eine Frist dies vorschreibt oder ein Fehler bereits aufgetreten ist. „Vorausschauende Instandhaltung, die sogenannte Predictive Maintenance, optimiert langfristig die Instandhaltungszeiten und stellt damit die Verfügbarkeit eines Schienenfahrzeugs auf hohem Niveau sicher“, erklärt Dr. Andreas Haigermoser, der das Innovationsmanagement am Grazer Siemens-Standort leitet.Das ist nur eines von sieben Forschungsprojekten, bei denen Siemens und Virtual Vehicle zusammenarbeiten. Das Mobility-Werk Graz der Siemens AG zählt zu den weltweit größten Entwicklungs- und Produktionsstätten für Fahrwerke des modernen Schienenverkehrs. Rund 950 Mitarbeiter entwickeln und produzieren hier Fahrwerke für den Nah- und Fernverkehr, die rund um den Globus im Einsatz sind – circa 3.000 Stück verlassen jährlich das Werk. „Die Fahrwerke spielen eine zentrale Rolle für Sicherheit und Komfort und machen beim Gesamtfahrzeug bis zu ein Viertel der Kosten aus, deswegen ist die ständige Weiterentwicklung und damit die Zusammenarbeit mit Forschungspartnern wie Virtual Vehicle so wichtig“, betont Haigermoser. Seit 2007 ist Siemens mit zwölf Prozent Anteilseigner an Virtual Vehicle. Das 2002 gegründete Forschungszentrum setzt voll auf Virtualisierung. Der Vorteil: die Schnelligkeit. Theoretisch könnte man zwar eine immer intelligentere Messtechnik anschaffen, das aber ist in der Praxis zu teuer – deswegen gilt es, validierte Vorhersagen zu treffen. Möglich ist das mit der numerischen Computersimulation: Auf der Grundlage der bisherigen Eigenschaften von Fahrwerkskomponenten lassen sich Vorhersagen für ihr zukünftiges Verhalten treffen und anschließend zur Überprüfung simulieren. Gegründet wurde Virtual Vehicle von der TU Graz gemeinsam mit dem Entwickler von Antriebssystemen AVL List und dem Automobilzulieferer Magna sowie der Forschungsgesellschaft Joanneum Research. Im Laufe der Jahre entwickelte sich das Forschungszentrum zu einer der international führenden Institutionen auf seinem Gebiet mit rund 200 Mitarbeitern. www.siemens.com

Ausgabe 1/2017

|

ZEITreisen

Ein Hindernis für guten Funkempfang stellen die Fensterscheiben dar, deren Beschichtung als Wärme- und Sonnenschutz dient. Allerdings wird nicht nur die Wärme- bzw. Sonnenstrahlung reflektiert, sondern auch alle sonstigen elektro-magnetischen Wellen. Dadurch wirkt der Waggon wie ein Faraday’scher Käfig. Bei Hochgeschwindigkeitszügen beträgt die Abschirmung 99,9%. Forschern von Siemens Corporate Technology in Wien ist es nun gelungen, das Problem durch eine frequenzselektive Beschichtung von Fensterscheiben zu lösen. 50-fach stärkere Signalleistung „Die Fensterscheiben sind mit einer elektrisch leitenden, transparenten Schicht aus Metallen oder Metalloxiden versehen. Entlang von Linien in einer speziellen Struktur wird mittels Laser die metallische Beschichtung der Scheibe verdampft. Dadurch können Funksignale in bestimmten Frequenzbereichen ungehindert passieren, während Funksignale mit anderer Frequenz gedämpft werden. Der Empfangspegel für mobile Endgeräte im Zug verbessert sich massiv, während die Wärme- und Sonnenschutzwirkung nur minimal reduziert ist“, erklärt Lukas Mayer von Siemens Corporate Technology den Ansatz. Messungen mit einem modifizierten ÖBB Railjet haben ergeben, dass sich die Zeitdauer, in der ein guter 4GEmpfang verfügbar ist, um 33% erhöht“, sagt Mayer. Über Jahrzehnte wartungsfrei „Wir wollten für unsere Kunden eine kostengünstige Lösung“, betont Mehrdad Madjdi von der SiemensDivision Mobility und präzisiert: „Die Scheiben sind über Jahrzehnte wartungsfrei einsetzbar. Sie sind zwar in der Anschaffung teurer, im Vergleich zu In-Train-Repeatern bringen sie aber langfristig eine nennenswerte Einsparung.“ Auch die Montage ist kostengünstig: Der Einbau im Fahrzeug erfolgt ohne zusätzliche technische Komponenten und es sind keine besonderen Qualifikationen des Personals notwendig. Bei bestehenden Waggons können die Scheiben jederzeit nachträglich eingebaut werden.

7


Export-Spitzenreiter und Patent-Weltmeister Herausforderungen der Zukunft: Internationaler Wettbewerb und Digitalisierung Für die in Österreich aktiven Bahnindustrieunternehmen sind faire und nicht diskriminierende Rahmenbedingungen für internationale Handelsbeziehungen eine ganz wesentliche Voraussetzung für ihren wirtschaftlichen Erfolg. Das Europäische Parlament hat diesbezüglich im Mai 2016 mit überwältigender Mehrheit eine Resolution über die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Bahnindustrie angenommen. „Konkret wird die Europäische Kommission aufgefordert, eine kohärente EU-Handelsstrategie zu entwickeln, durch die die Einhaltung des Grundsatzes der Gegenseitigkeit, insbesondere in Bezug auf Japan, China und die USA, erfüllt wird. Das Lösen von Wettbewerbsverzerrungen ist für den Erfolg unserer internationalen Handelsbeziehungen sehr wichtig“, erklärt Karl. Die Digitalisierung wird die Bahnindustrie in den kommenden Jahren in vielfacher Hinsicht fordern. Für einfache Lösungen wie Informationsangebote, über das Angebot von verkehrsträgerübergreifenden Verbindungen bis zu automatisierten Fahren wird die Innovationskraft der Bahnindustrie gefragt sein.

www.bahnindustrie.at 8

Die österreichische Bahnindustrie hat eine beachtliche volkswirtschaftliche Bedeutung: Die Multiplikator-Effekte miteinberechnet, trägt sie € 2,1 Mrd. zur heimischen Wertschöpfung bei und sichert über 20.300 Arbeitsplätze in Österreich. Eine Exportquote von 70% zeigt, dass sich die österreichischen Betriebe auch international behaupten. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist dabei ihre Innovationskraft: Mit 41 Patenten pro einer Million Einwohner liegt die Branche weltweit auf Platz Eins. Das ergibt eine Studie, die im Auftrag des Verbandes der Bahnindustrie erstellt wurde und unlängst von Christian Helmenstein, Leiter des Economica Instituts, präsentiert wurde. 9.000 Beschäftigte erwirtschaften 3,1 Milliarden Euro Umsatz mit einer Exportquote von 70% In Österreich sind über 9.000 Personen in den Unternehmen der Bahnindustrie beschäftigt und erwirtschaften € 3,1 Mrd. an Umsatz. Die innovativen Lösungen und Produkte der österreichischen Bahnindustrie werden weltweit exportiert – die Exportquote beträgt rund 70%. Die wichtigsten Exportländer sind Deutschland, gefolgt von der Schweiz, Japan und Großbritannien. Im Jahr 2015 wurden nur im Bereich Schienenfahrzeuge und zugehörige Ausrüstungen im Wert von € 1,27 Mrd. exportiert, während die Importe bei € 0,61 Mrd. lagen. Impulsgeber für Wirtschaftswachstum und Beschäftigung: Aus 9.000 werden 20.300 Beschäftigte In der aktuellen Studie konnten erstmals ergänzend zur volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung mit dem Satellitenkonto die hohe Verknüpfung mit anderen Branchen sowie direkte und multiplikative Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte dargestellt werden. „Aus 9.000 direkten Beschäftigten werden rund 20.300 Beschäftigte im Umfeld der Bahnindustrie“, erklärt Christian Helmenstein, Leiter des Economica Instituts. 6-prozentige-F&E-Quote ist Triebfeder für den Erfolg Ein wesentlicher Erfolgsfaktor der österreichischen Bahnindustrie ist ihre Innovationskraft. „Österreich ist Patenterfinder-Weltmeister bei der Bahn. Die öffentliche Hand leistet hier Schützenhilfe: Wir fördern Forschung und Entwicklung von neuer Bahn-Technologie mit rund zehn Millionen Euro im Jahr, wie etwa eine Elektrolok mit Wasserstoffantrieb. Wir bieten Unternehmen die Möglichkeit, ihre Sicherheitstechnologie unter realen Bedingungen zu testen, beispielsweise im neuen Bahntunnel im Zentrum am Berg“, so Infrastrukturminister Jörg Leichtfried. Die Forschungs- und Entwicklungsquote umsatzbezogen beträgt rund 6%. „Zahlreiche Unternehmen der österreichischen Bahnindustrie haben ihre weltweit agierenden Kompetenzzentren in Österreich. Die hohe Forschungsquote von 6 Prozent im Zusammenspiel mit Produktion in Österreich ist unser Erfolgsrezept. Die Feedbackschleife F&E, Produktion und Markt ermöglicht es, rasch auf Marktbedürfnisse zu reagieren und Know-how sowohl aus der Forschung als auch Produktion zu verbinden“, erklärt Thomas Karl. Die Innovationskraft zeigt sich insbesondere in den Bereichen von Schienen, Weichen, Bahnbaumaschinen, elektrischen Antrieben, Fahrwerken und Drehgestellen, Reisezugwagen, U-Bahn-, Stadtbahn- und Straßenbahnzügen sowie bei Sicherungs-, Leit- und Kommunikationssystemen.

ZEITreisen | Ausgabe 1/2017


Ausgabe 1/2017

|

ZEITreisen

9


© ÖBB

Weniger Lärm Je nach Zug liegt die Lärmbelastung direkt neben dem Gleis zwischen 75 und 100 Dezibel. Ein weites Betätigungsfeld für Lärmforscher, und die gibt es auch bei den ÖBB. Neuste Erkenntnisse fließen dann direkt in die Praxis ein und sorgen dort für mehr Ruhe. „Wir müssen die Maßnahmen dort setzen, wo der Schall entsteht“, sagt Günter Dinhobl von der ÖBB-Infrastruktur. Dort liegt der Fokus aber nicht auf den Fahrzeugen, sondern auf der Wechselwirkung zwischen Rad und Schiene sowie der Infrastruktur, die vor Schall schützt, wie etwa Lärmschutzwände. Im vom bmvit geförderten Projekt „Begel“ suchten die Techniker und Ingenieure der Bahn gemeinsam mit Forschern der TU Wien nach Ursachen für das sogenannte Bogenquietschen. Sie gingen auf Strecken mit kleineren und größeren Kurvenradien mit einer breiten Palette an Messgeräten ins Feld. Ließe sich das nicht im Labor einfacher abbilden? Dort lasse sich alles nur unter Idealbedingungen zeigen. Die Realität sähe aber meist etwas anders aus, so Dinhobl. Und so staunten die Forscher schließlich selbst nicht schlecht über ihre Ergebnisse. „Was wir gemessen haben, stimmt teilweise nicht mit der geltenden Lehrmeinung überein“, sagt Dinhobl. „Wir waren überrascht zu sehen, welche Vielfalt doch möglich ist.“ Mit der sogenannten Schienenkopfkonditionierung lässt sich Bogenquietschen vermeiden. Der Schienenkopf ist die Fahrfläche der Schiene, ein dort aufgetragener Belag soll helfen, den Reibwert zu regulieren. Forschungsergebnisse sollen auch helfen, diese Maßnahme noch gezielter einzusetzen. Lärmschutz betrifft auch die Fahrzeugseite, z.B. Antriebsgeräusche, Rollgeräusche, aerodynamische Geräusche, mechanische Geräusche und Bremsgeräusche. Seit 2007 werden von der Rail Cargo Group nur mehr mit K-Sohlen-gebremste Güterwagen neu beschafft, welche ein wesentlich leiseres Rollgeräusch aufweisen. Im internationalen Forschungsprojekt „Europe Train“ wurde für eine kostengünstige Umrüstung von graugussklotzgebremsten Güterwagen eine neuartige Flüsterbremse – die LL-Sohle – geprüft. Diese Bremssohle hat das Potenzial den Schienenlärm im Güterverkehr gegenüber den bisher verwendeten GraugussBremsklötzen zu halbieren.

10

Forschung & Entwicklung bei den ÖBB Die ÖBB haben sich in den letzten Jahren unter den erfolgreichsten Bahnen Europas etabliert. Um auch in Zukunft diese Position im liberalisierten Eisenbahnwesen behaupten zu können, setzt der ÖBB-Konzern, wie schon in den letzten Jahren, auf Forschung & Entwicklung und Innovationsmanagement.

Im Zuge der Erstellung der Konzernstrategie wurde diesem Bereich nun eine besondere Bedeutung zugewiesen. Jede Gesellschaft im ÖBB-Konzern bekennt sich zur Innovation und nimmt dieses Mandat mit eigenen F&E Ressourcen auch wahr. Die Koordination der Aktivitäten sowie die Konsolidierung der F&E Strategie fällt in den Aufgabenbereich der ÖBB-Holding AG. Zur gemeinsamen Steuerung und zur Konzentration der Forschungsinitiativen innerhalb des ÖBBKonzerns wurde eine Konzernplattform eingerichtet. Die Plattform dient dem Informationsaustausch und der Datenaufbereitung für Forschungsprojekte sowie der Steuerung unternehmensübergreifender Projekte. Ziel aller Projekte ist, unter dem Motto „Vom Problem zur Vision - von der Vision zur Realität“ schnell und effizient kundennahe Lösungen einzuführen, Produktionsprozesse zu optimieren und neue Technologien einsatzreif zu machen.

ZEITreisen | Ausgabe 1/2017


So stehen technische, kundenorientierte und logistische Neuerungen im Zentrum der Forschungsaktivitäten, die mit professionellen Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft zu entwickeln und zu erproben sind. Die Forschungsprojekte des ÖBB-Konzerns reichen von neuen Techniken und Materialien im Infrastrukturbereich, von Maschinenbauprojekten über Telematik-Projekte bis zur Entwicklung von speziellen Kundenservices und Kundeninformationssystemen. Den Sicherheitsprojekten und der wirtschaftlichen Optimierung des Systems Bahn kommt in diesem Zusammenhang ein großer Stellenwert zu. EUROC mit ÖBB-Infrastruktur AG als Partner Das Öffnen der Bahnen, wie es eben durch die EU-Reformen der Eisenbahnen sichtbar geworden ist, hat eine ungeheure Marktentwicklung zur Folge gehabt. Die ÖBB-Infrastruktur AG beteilich gemeinsam mit anderen mittelgroßen europäischen Bahnen im Rahmen des EUROC-Konsortiums an Shift2Rail, um in den nächsten Jahren die Entwicklung von innovativen Produkten und Services zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Eisenbahnen voranzutreiben. Der Fokus der Beteiligung der ÖBB-Infrastruktur AG liegt im Bereich des Innovationsprogrammes 3 – Infrastruktur, wobei hier insbesondere eine Erhöhung der Verfügbarkeit der Anlagen, die Reduktion der Lebenszykluskosten und innovative Lösungen für Verkehrsstationen angestrebt werden. Neben Spezifikationen am Beginn der Entwicklungsarbeit für mehr Kundenattraktivität und höhere Kosteneffizienz spielen Demonstratoren am Ende eine wichtige Rolle, da die durch Shift2Rail erarbeiteten Innovationen hier in der Praxis getestet und umgesetzt werden können.

Geodaten-Store Die ÖBB-Infrastruktur AG erhält enorme Datenmengen von unterschiedlichen Lieferanten in Form von Orthofotos, Punktwolken, DKM oder CAD-Plänen. Um diese prüfen, zu dokumentieren und zentral zu verwalten, bedarf es eines standardisierten Prozesses. Das Ziel des Projektes war, alle bestehenden und neu gelieferten Geodaten innerhalb des Unternehmens an einer zentralen Stelle qualitätsgesichert abzulegen und zu jeder Zeit, bedarfsgerecht zugängig zu machen. Das Projekt wurde ÖBB-intern in der Abteilung Vermessung & Datenmanagement, in enger Kooperation mit der Stabstelle Forschung & Entwicklung durchgeführt. Voraussetzung dafür ist, dass Daten systematisch eingebracht, mit Metadaten versehen, technisch geprüft und zentral gespeichert werden. Dabei stellen z. B. Vermessungsbüros die Datenlieferung und Metadaten in einer Clientsoftware zusammen. Mit Hilfe von checkgeodata.net werden diese Daten sofort online geprüft und erst dann in den Geodaten-Store der ÖBB-Infrastruktur übernommen. In Folge stehen alle Geodaten standardisiert über ein WebPortal zur Verfügung. Neben umfangreichen Abfragen sowie einer geografischen Suche, bietet das Web-Portal den ÖBB-Mitarbeitern die Möglichkeit, Geodaten zu verarbeiten, wie z.B. diese zu konvertieren oder zu transformieren. Somit bietet der Geodaten-Store von rmDATA allen Nutzern innerhalb der ÖBB einen raschen und bedarfsgerechten Zugriff auf sämtliche Geodaten. High Tech Drohnen Ein Forschungsprojekt der ÖBB beschäftigt sich auch mit High Tech Drohnen für den zukünftigen Einsatz entlang der Gleise. Damit die Züge jeden Tag quer durch Österreich fahren können, braucht es große Verantwortung. Ob im Büro, in der Werkstätte oder auf der Strecke entlang der Gleise – der kleinste Handgriff kann Großes auslösen. Wer kontrolliert beispielsweise, ob Brücken oder Anlagen gut in Schuss sind? Diese Arbeiten sind oft in schwer zugänglichen Bereichen und daher gefährlich, künftig könnten das High Tech Drohnen übernehmen. Bis man aber Drohnen für Inspektionen bei den ÖBB einsetzen kann, braucht es noch viel Entwicklungsarbeit für den eisenbahnspezifischen Einsatz.

Ausgabe 1/2017

|

ZEITreisen

11


© ÖBB/Max Wegscheider

Wohlfühlen am Bahnhof: drei Gewinnerideen Die zweite Open Innovation Challenge beschäftigte sich mit dem Thema „Wohlfühlen am Bahnhof“. Die Expertenjury konnte hier bereits aus mehr als 300 internationalen Einreichungen auswählen. Die drei Gewinnerideen konzentrieren sich auf nachhaltige Atmosphäre, ungestörtes Arbeiten und einfache, schnelle Lademöglichkeiten für Mobilgeräte am Bahnhof. Auch beim zweiten Ideenwettbewerb war das Zusammenspiel von Kundennutzen, Innovationsgrad und Umsetzbarkeit der eingereichten Konzepte entscheidend. Die drei Gewinner der zweiten Open Innovation Challenge kommen aus Oberösterreich, dem Burgenland und Pakistan. Sie konnten die Jury mit ihren Ideen überzeugen, bei denen das Zusammenspiel von Kundennutzen, Innovationsgrad und Umsetzbarkeit entscheidend war. Die erste Siegeridee wurde von Theresa Rechberger eingereicht; Kundin aus St. Martin in Oberösterreich. Der 18-jährigen Studentin ist das Aufladen von Mobilgeräte am Bahnhof ein Anliegen: „Die Idee war, den Kunden eine Ladmöglichkeit für elektronische Geräte zu bieten. Am einfachsten umzusetzen ist dies über Powerbanks.“ Der zweite Gewinner, Ahmed Ullah Mazullah, kommt aus Pakistan und punktete gleich mit zwei Ideen: Einerseits sorgen 3-D Tiefenelemente für eine entspannte Atmosphäre. Andererseits schlägt er eine neuartige Möglichkeit der Stromerzeugung durch Piezo Elemente vor. Die dritte Idee stammt von Stefanie Drucker, einer Kundin aus dem Burgenland. Sie reichte ein innovatives Konzept zu Co-Working Spaces und Sitzmöglichkeiten zum Arbeiten am Bahnhof ein. Im Vordergrund stand dabei die Frage der sinnvollen Nutzung leerer Räumlichkeiten.

12

Innovations-Offensive Um die ambitionierten Marktziele aus dem Strategieprogramm FOKUS2020 zu erreichen, braucht es neue Wege und Initiativen, um kundenzentrierte Innovationen konsequent voranzutreiben. Das neue Open Innovation Lab der ÖBB agiert dabei als konzernübergreifende Plattform für die rund 1500 Ideen und Initiativen, die jährlich im Gesamtkonzern entstehen, oftmals aber in den Prozessen und Strukturen stecken zu bleiben drohen. Nun sollen zukunfts- und marktorientierte Impulse für die Unternehmens- und Managementkultur gesetzt, laufende Initiativen auf ihre Kundenwirkung gescreent und neue Ideen gefördert und entwickelt werden. Vorhandene Kompetenzen und Erfahrungen der Mitarbeiter werden durch Kreativmethoden verstärkt. Ein zentrales Ziel ist, Marktinnovationen schneller zum Kunden zu bringen dabei gleichzeitig die Organisationsperformance im Konzern zu steigern. Mit Service Design Thinking schneller beim Kunden Um Kunden-Bedürfnisse frühzeitig zu erkennen, nutzen die ÖBB Service Design Thinking: Eine moderne Methode um Services aus Konsumentenperspektive nützlich, nutzbar und begehrenswert zu machen und aus Anbieterperspektive Wert und Differenzierung zu schaffen. Dazu zählen die Gestaltung von Mobilitätserlebnissen, Produktentwicklung und Perfektionierung der Dienstleistungskette, Markenentwicklung und Markenführung und auch der Bereich der digitalen Transformation der Mobilität – im Web, sozial, mobil und lokal. Im Vordergrund steht schnelles, agiles und unkompliziertes Denken, Entwerfen und Experimentieren mit innovativen Ideen bis hin zum Gestalten von Prototypen um Services, Produkte und Dienstleistungen rasch und ohne große Kosten auf ihre Marktfähigkeit zu testen. Experimente und ihr mögliches Scheitern zuzulassen. Probieren und Testen, eine radikale Kundenperspektive einzunehmen: All das soll nun gezielt aktiviert und gefördert werden. ÖBB Open Innovation Challenge: gemeinsam ans Ziel Ein weiterer Schwerpunkt der Innovations-Offensive wurde mit dem Start der digitalen Innovationsplattform openinnovation. oebb.at gesetzt. Seit Mai 2016 vernetzen die ÖBB auf dieser OnlinePlattform externes Know-how mit internem Expertenwissen. Um kundenwirksame Innovationen rasch zu entwickeln, werden sowohl im © ÖBB/Marek Knopp Kundenforum als auch bei Open Innovation Challenges Interessierte aktiv bei der Umsetzung modernen Themen und Projekte mit eingebunden: Eine spannende Chance die Zukunft der Mobilität bei den ÖBB mitzugestalten. Im Rahmen der ersten ÖBB Open Innovation Challenge, die im Frühjahr gestartet wurde, waren KundInnen, Partner, Start-ups, Universitäten, Fachhochschulen und alle Bahninteressierten aufgerufen, Ideen einzureichen, die es Bahnreisenden erleichtern, einen Sitzplatz zu finden. Die eingebrachten Konzepte wurden in der Community diskutiert und verfeinert. Aus 179 eingereichten Ideen wählte eine Expertenjury schließlich drei Gewinnerideen aus. In Workshops wurden die smarten Konzepte mit ÖBB Experten, KundInnen und Partnern mittels Prototyping zu konkreten Produkten und Services. Der Prototyp einer Gewinneridee, eine Auslastungsanzeige der Waggons eingereicht von ÖBB Kunde Anton Maurer, wurde bereits am Hauptbahnhof in Wien mit KundInnen getestet.

ZEITreisen | Ausgabe 1/2017


© ÖBB

Ein Badetag am Wörthersee Donnerstag, 24. Juni 2027. Früh ist sie heute aufgegangen, die Sonne. Deshalb war es gar nicht so schwer, aus dem Bett zu kommen, ins Elektroauto zu steigen und zum P+R Parkplatz Tullnerfeld zu fahren. Fotovoltaikmodul auf das Dach stellen, die Sonne wird heute ohnehin genug sauberen „Treibstoff“ produzieren. Auf Gleis 1 fährt der railjet zum Flughafen Wien ein. Es sich in der Businessclass bequem zu machen, fällt angesichts der 10 minütigen Fahrtzeit bis Wien Meidling schwer, aber Tempo 230 im Tunnel hat schon was für sich. Aber auf dieser Strecke bin ich es gewohnt, immerhin fahren seit beinahe 12 Jahren die railjets hier mit diesem Tempo. Wien Meidling, 6 Uhr 52. Die Zeit ist leider zu kurz für einen Kaffee in der Lounge, aber der integrierte Taktfahrplan mit kurzen Umsteigezeiten macht mehr Sinn als längere Kaffeepausen. Hinein in den nächsten railjet, gemütlich machen in der Businessclass. Wie immer hat sich die Handy-Reservierung ausgezahlt, der Zug nach Venedig ist nämlich ziemlich gut ausgelastet und fährt pünktlich um 7 Uhr ab. Aber vielleicht machen es viele so wie ich, einfach einen Badetag am Wörthersee zu genießen, wer weiß. Frühstück im Zug ist nichts Neues, aber bei Tempo 200 auf der Pottendorfer Linie nach Wiener Neustadt kommt doch ein Gefühl von etwas Neuem auf. Obwohl dieser Ausbauabschnitt der Südstrecke jetzt auch schon seit 3 Jahren in Betrieb ist. Aber dann folgt doch ein ganz neuer Streckenabschnitt: die Fahrt durch den Semmeringbasistunnel. Kurz nach Gloggnitz taucht der Zug in die 27,3 Kilometer lange Röhre ein um nach rund 12 Minuten bei Mürzzuschlag wieder ans Tageslicht zu kommen. Rund 6 Monate jetzt in Betrieb können es manche noch gar nicht fassen, die alte Strecke jetzt nicht mehr im railjet bestaunen zu können. So beispielsweise ein älteres amerikanisches Ehepaar, das eigentlich die UNESCO-Welterbe-Strecke bestaunen wollte. Da hätten sie auf einen Regionalzug umsteigen müssen, sage ich ihnen. Schade, antworten sie, aber in den letzten Jahren war es ziemlich schwierig in den USA an richtige Informationen heranzukommen. Und von alternativen Fakten hätten sie genug ... Dafür entschädigt sie die noch eher gemächliche Fahrt durch das Mürz- und Murtal. Aber auch hier sind schon erste Baumaßnahmen ergriffen worden, um die Trasse zu beschleunigen. Immerhin hat der Ausbau der Südstrecke jetzt schon 25 Jahre in Anspruch genommen, da kommt es auf ein paar Jahre mehr auch nicht mehr an. Es folgt Graz Hauptbahnhof, es ist 8 Uhr 50, kurzer Aufenthalt. Und dann das Highlight der neuen Südstrecke. Mit Tempo 230 geht es auf der funkelnagelneuen Koralmbahn nach Klagenfurt. Tunnel, Brücken, eine wunderschöne Landschaft zieht wie im Flug vorüber. Die Amis sind begeistert. Und 45 Minuten später sind wir Klagenfurt. Ich verabschiede mich - God bless america - und steige aus. Direkt in einen fahrerlosen Elektrobus in Richtung Strandbad. Die jetzt wieder in Betrieb befindliche alte Lendkanaltramway hätte ich mich auch gereizt, aber vielleicht beim nächsten Mal. Dafür steigt kurz danach ein Kontrollor der Stadtwerke Klagefurt ein. Mir treibt das keine Schweißperlen auf die Stirn, mein Austria-Pass, gültig für alle öffentlichen Verkehrsmittel in Österreich, gilt auch hier. Schweißtreibend eher die Temperatur beim Aussteigen – aber das kühle Nass des Wörthersees verspricht ohnehin baldige Abhilfe!

Ausgabe 1/2017

|

ZEITreisen

Südstrecke: InfoRail geht on tour Die bestehende Südstrecke wird bis zum Jahr 2026 umfangreich modernisiert: 200 Kilometer Bahnlinie werden saniert, 170 neu gebaut. Über 5.000 Menschen arbeiten daran, weitere 15.000 sind hier in Zukunft beschäftigt. Insgesamt werden neun große Bauprojekte realisiert, die alle dieselben Ziele verfolgen: Reisende und Güter noch schneller und umweltfreundlicher an ihr Ziel zu bringen. Die neue Südstrecke kann jetzt auch live erlebt werden: Die österreichweite Ausstellungstour InfoRail gibt faszinierende Einblicke in die vielen Projekte entlang der Südstrecke und erzählt Geschichten von den Menschen, die daran arbeiten. InfoRail – das sind neun große, rote, auffällige Metallröhren, 50 Meter echte Schienen, zwölf originale Cityjet-Sitze, fünf Monitore, eine Südstrecken-Reliefkarte sowie spannende Fotoeinblicke und interessante Infos rund um den Ausbau der Südstrecke. Die mobile Ausstellung wurde von den Lehrlingen der ÖBBLehrwerkstätte Floridsdorf gebaut. Weitere Details unter infra.oebb.at/suedstrecke

13


© Siemens AG

H2FUTURE Das Projektkonsortium H2Future, bestehend aus voestalpine, Siemens und VERBUND sowie Austrian Power Grid (APG) und den wissenschaftlichen Partnern K1-MET und ECN, hat von der Europäischen Kommission den Zuschlag für die Errichtung einer der weltweit größten Elektrolyseanlagen zur Erzeugung von grünem Wasserstoff erhalten.

Als Kernakteure sind die Unternehmen voestalpine, Siemens und VERBUND im Projekt vertreten. Die Anlage wird am Gelände der voestalpine in Linz errichtet und betrieben. Der erzeugte grüne Wasserstoff wird künftig direkt in das interne Gasnetzwerk eingespeist und damit der Einsatz von Wasserstoff in verschiedenen Prozessstufen der Stahlerzeugung getestet. Technologielieferant für den Protonen-Austausch-Membran Elektrolyseur ist Siemens. Der Projektkoordinator VERBUND liefert Strom aus erneuerbaren Energien und ist für die Entwicklung von netzdienlichen Services verantwortlich.

© Voestalpine

14

Bart Biebuyck, Executive Director Fuel Cells and Hydrogen Joint Undertaking (FCH JU) der Europäischen Kommission, zum Projektstart: „H2FUTURE ist eine konstruktive Partnerschaft, die für den Prozess, die Industrie „grüner“ zu machen und gleichzeitig die regenerativen Energien zu nutzen, entscheidend ist. Dies ist ein maßgeblicher Faktor, um die Industrie sowie die gesamte Branche zur Umsetzung der COP21-Ziele auf den richtigen Weg zu bringen. Wir blicken nun stolz auf den Start des wohl ehrgeizigsten Projektes in diesem Sektor: die Umsetzung einer der weltweit größten PEM Elektrolyse-Anlagen.“

ZEITreisen | Ausgabe 1/2017


© Voestalpine

Sowohl die Industrie als auch die Energieversorger sehen sich in Europa gegenwärtig mit großen energiepolitischen Herausforderungen konfrontiert: Die Klima- und Energieziele der EU sehen bis 2030 eine Senkung der CO2-Emissionen um 40 Prozent vor, die die energieintensive Industrie vor nahezu unlösbare Probleme stellt. Die Strombranche erlebt durch die Energiewende einen tiefgreifenden Umbruch mit Überkapazitäten an volatilen neuen erneuerbaren Energien aus Sonnen- und Windkraft. Wasserstoff, gewonnen aus CO2-freiem Grünstrom, stellt hier ein gewaltiges Potenzial für den Einsatz als Industrierohstoff wie auch zur Energiespeicherung dar. Das Projekt H2FUTURE ist ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg zur Sektorkopplung zwischen Energie und Industrie. Das H2FUTURE Projekt Für die Umsetzung des Projektes mit dem Ziel, grünen Wasserstoff in einer der weltweit modernsten und größten Elektrolyseanlagen mit Protonen-Austausch-Membran(PEM)-Technologie zu produzieren und den Einsatz des Wasserstoffs als Industriegas sowie den Einsatz der Anlage am Regelenergiemarkt zu testen, stellt das FCH JU rund 12 Millionen Euro an Fördermitteln aus dem Horizon 2020 EU-Programm zur Verfügung. Das gesamte Projektvolumen beläuft sich auf etwa 18 Millionen Euro für sechs Konsortiumspartner über eine Laufzeit von viereinhalb Jahren. voestalpine auf dem Weg zur CO2-neutralen Stahlerzeugung Die voestalpine gilt in ihrer Branche bereits seit längerem als Umwelt- und Effizienzbenchmark. Über 2,2 Milliarden Euro hat der Technologie- und Industriegüterkonzern allein in den letzten zehn Jahren nur für den laufenden Betrieb seiner Umweltanlagen in Österreich aufgewendet. „Wir arbeiten konsequent an der Weiterentwicklung unserer Prozesse in Richtung einer schrittweisen De-Karbonisierung der Stahlproduktion, um auch für die zukünftigen Herausforderungen in puncto Klima- und Umweltschutz bestmöglich aufgestellt zu sein“, so Wolfgang Eder, Vorstandsvorsitzender der voestalpine AG. „Mit der Errichtung der neuen Pilotanlage für die Herstellung von CO2-neutralem Wasserstoff an unserem Standort Linz setzen wir einen weiteren Schritt in Richtung langfristiger Realisierung dieser Technologietransformation in der Stahlindustrie“, so Eder weiter.

Ausgabe 1/2017

|

ZEITreisen

Siemens PEM-Elektrolyseanlage als Schlüsseltechnologie für Energiezukunft Siemens hat ein Elektrolysesystem auf Basis der PEM (Proton Exchange Membrane)-Technologie entwickelt, das es durch die Umwandlung von elektrischem Strom in Wasserstoff ermöglicht, große Energiemengen aufzunehmen und zu speichern. Das Elektrolysesystem ist bereits in mehreren Projekten erfolgreich im Einsatz und wird kontinuierlich von Siemens weiterentwickelt. In Linz wird nun die neueste Generation der Technologie mit einer Leistung von 6 Megawatt in einem geschlossenen Zellverbund zum Einsatz kommen. „Der gewonnene Wasserstoff ist vielseitig einsetzbar, beispielsweise als Grundstoff in der Industrie – wie in Linz, aber auch als Treibstoff in der Mobilität und als Energieträger bei der Strom- und Gasversorgung“, erklärt Wolfgang Hesoun, Generaldirektor von Siemens Österreich. VERBUND auf dem Weg zum 100 Prozent CO2-freien Erzeuger Rund 96 Prozent des VERBUND-Stroms kommen schon jetzt aus erneuerbaren Energien, vorrangig Wasserkraft. Neben Stromerzeugung, -übertragung, -handel und -vertrieb setzt das Unternehmen zunehmend auf den Ausbau energienaher Dienstleistungen für Industrie- und Gewerbekunden wie auch Haushaltskunden. „Mit H2FUTURE setzen wir den Weg zum 100 Prozent CO2-freien Erzeuger konsequent fort. Wir freuen uns über dieses zukunftsweisende Projekt, das die Anliegen der produzierenden Industrie und die effiziente Nutzung sauberer Energie optimal verbindet. Unser gemeinsames Ziel ist die Reduktion der CO2-Emissionen und die Stärkung des Wirtschaftsstandorts Österreich durch den Einsatz neuester, klimaschonender Hochtechnologie“, bestätigt VERBUND-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Anzengruber. „Gerade das Thema Grüner Wasserstoff bietet großes Potenzial für den industriellen Einsatz wie auch als Speichertechnologie, um die volatile Stromerzeugung aus den neuen erneuerbaren Energien auszugleichen und damit optimal in das System zu integrieren.“

15


Das Hotel ist immer ein Spiegel der Gesellschaft - soziale Gefüge und Trends spiegeln sich im Hotel wider. Co-Working, wie hier im Bild, wird im Hotel der Zukunft selbstverständlich sein. www.viennahouse.com © Vienna House

Wo geht’s lang, Herr Simoner? Vienna House ist Österreichs größte unabhängige Hotelgruppe. 34 Hotels, neun Länder, 2.200 Mitarbeiter. Bei Vienna House geht es um Reisen, um Entdeckungen und um Entwicklung aufgrund von Erfahrungen. Und davon hat die europäische Hotelgruppe mit ihrem profundem Projektentwicklungs-Know-how genug. Allein in den letzten vier Jahren wurden 13 Hotels entwickelt und am Markt etabliert. Herr Simoner, werden die Menschen in Zukunft überhaupt noch reisen? Und wenn ja, wohin und wie könnte das Reisen der Zukunft aussehen? Ich denke, Reisen ist ein wesentliches Bedürfnis der Menschen. Die Mobilität wird weiter steigen, allerdings wird es eine stärkere Nachfrage nach einem dem Reiseanlass angepassten Mobilitätsmix geben. Das kann einmal ein elektrisches Kleinauto, in einem anderen Fall ein größerer Van sein. Oder die Bahn und das Fahrrad. Generell werden Nahziele wieder attraktiver werden. Aber auch die Sehnsucht, etwas Außergewöhnliches zu erleben, wird steigen. Vielleicht können sich dann viele einen Flug hinter den Mond leisten. Der meist unterschätzte Grund für eine Reise ist aber: das Essen. Die Neugier, wie die Welt schmeckt, wird uns auch in Zukunft auf Reisen begleiten. Dieser „Food Trend“ wird aber auch von Fragen getragen, woher unsere Lebensmittel kommen. Die Herkunft und die individuelle Verarbeitung einer einfachen Mostbirne kann dabei genauso interessant sein wie die Zubereitung eines Steakersatzes, welches zukünftig aus Gründen eines schonenden Umgangs mit der Ressource Fleisch auf unsere Teller kommen wird. Besonders wird es aber auf Individualität ankommen. Und vor allem sollten Hotels wieder zu Zentren des guten Geschmacks werden, wie sie es einst einmal waren. Hotelrestaurants könnten wieder die ersten Adressen für ein Geschmackserlebnis werden.

Rupert Simoner ist seit September 2014 Vorstandsvorsitzender der Vienna International Hotelmanagement AG. Er verantwortet die Positionierung und Entwicklung des Konzerns sowie den Aufbau und den Betrieb von neuen Hotelprojekten weltweit. „Die äußere Erscheinungsform von Hotels wird sich ändern. Es wird andere architektonische Modelle geben, Hotels werden vielleicht gar nicht mehr als solche erkennbar sein. Wir könnten uns die Frage stellen, warum ein Hotel nicht reisen kann?“ © Vienna House

16

Stichwort Hotel. Wird es angesichts Plattformen wie Airbnb überhaupt noch Hotels bedürfen? Ja. Weil das Leistungsspektrum eines Hotels vielfältiger ist, einem zeitgeistigen Wandel unterliegt und somit ein perfekter Ort ist, um Land und Leute zu entdecken. Jedoch die äußere Erscheinungsform wird sich ändern. Es wird andere architektonische Modelle geben, Hotels werden vielleicht gar nicht mehr als solche erkennbar sein. Wir könnten uns die Frage stellen, warum ein Hotel nicht reisen kann? Etwa als Container, als Schiff oder Zug. Es wird auch andere Konzepte für den Innenbereich geben. Ich würde beispielsweise gerne etwas von Bootsbauern lernen, von ihrer Kunst im sparsamen Umgang mit der Ressource Platz.

ZEITreisen | Ausgabe 1/2017


Wovon wir heute oft noch träumen: offene Lobbies mit ausreichend Steckdosen und kostenlosem Wifi © Vienna House

Ein Hotel benötigt derzeit permanent große Flächen, das ist nicht gerade umweltverträglich. Vorstellbar ist eine Mehrfachnutzung von Gebäuden, genauso wie eine Mehrfachnutzung von Einrichtungen. Eine Etagendusche ist heute für uns unvorstellbar, aber es wird zukünftig sharing-Modelle geben, die allgemein einen wesentlich schonenderen Umgang mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen ermöglichen werden. Wird im Hotel der Zukunft der gläserne Kunde nur mehr von Robotern bedient werden? Die Möglichkeiten der Digitalisierung werden uns helfen, individueller auf die Gäste einzugehen. Denken Sie daran, wie ein Einchecken in einem Hotel heute funktioniert – händisches Ausfüllen eines Meldeformulars, Vorzeigen eines Reisedokumentes – all das wird in Zukunft in dieser Form nicht mehr stattfinden. Sie werden mit ihrem Mobilgerät einchecken, personalisierte Informationen erhalten, die TV-Programme im Zimmer werden automatisch ihrem gewohnten Wunschschema angepasst sein. Aber die kurzen Innovationszyklen bei der Digitalisierung werden viele andere Möglichkeiten schaffen, die wir heute noch gar nicht abschätzen können. Sie werden sicher bahnbrechende Auswirkungen haben. Vollautomatisierte Hotels gibt es schon in Japan, sie dienen aber nur der Abdeckung unseres Grundbedürfnisses „Schla-

Ausgabe 1/2017

|

ZEITreisen

fen“. Diese Art von Hotels wird auch ein Segment sein, aber sicher nicht das Gros der Hotels stellen. Sehr wohl wird es aber zu einem Teileinzug von Robotern kommen, etwa bei repetitiven Arbeiten oder etwa beim Housekeeping. Oder bei einer neuen Form der Minibar-Konsumation im Sinne eines Internet der Dinge. Aber die persönliche Ansprache wird weiterhin gewünscht werden und wichtig sein. Ein Hotel soll auch ein Ort der Kommunikation sein. Werden „besondere“ Faktoren eine Rolle spielen? „Coolness“ wird ein wichtiger Faktor sein. Nehmen Sie das Beispiel Reisen mit Schlafwagen. Das war einmal der Inbegriff für komfortables Fernreisen, heute ist es eher das Gegenteil. Das könnte sich aber mit einem neuen Konzept auch wieder ändern. Oder das Fahrrad. Das war ein Verkehrsmittel für arme Leute, heute ist es cool, selbst in der Stadt zu radeln. Die Verkaufszahlen der Räder aller Gattungen belegen das ja. Wer es schafft, sich in diesem Sinn in das Bewusstsein der Reisenden zu rücken, wird am Markt erfolgreich sein. Das müssen nicht unbedingt die heutigen big Player sein. Ich denke, dass „small brands with a big story“ gute Chancen haben, eine eigenständige Positionierung zu erreichen. Die großen Ketten werden aufgrund ihrer finanziellen Stärke in der Lage

sein, innovative Tools zu entwickeln und zur Praxisreife zu bringen. Das wird auch den mittleren und kleinen Hotels helfen. Aber die wahren Innovationen werden individuell geboren werden. Woher kommen die Mitarbeiter für diese Konzepte der Zukunft? Ein Hotel ist ein Spiegelbild der Gesellschaft und das Personal des Hotels ist ein soziales Gefüge, das evolutionär in Bewegung ist. Die Aufgabe des Managements ist es, gemeinsam mit den Mitarbeitern an der zukünftigen Ausrichtung und dem Servicelevel zu arbeiten, neue Qualifikationen und Aufgabenbereiche entsprechend der oben angesprochenen Entwicklungen zu schaffen. Österreich ist derzeit weltweit ein Vorreiter beim Thema Gastlichkeit, leider gibt es aber keine Institutionen, die auf diesem Gebiet Forschung betreiben. Es gibt keine Inkubatoren, die revolutionäre Zukunftskonzepte unterstützen und zumindest derzeit noch kein Klima, das offene Unternehmen anziehen würde. Die sehe ich derzeit am ehesten in London, die Stadt ist ein guter Nukleus zur Hotelund Gastroentwicklung der Zukunft. Hier besteht bei den Tourismusschulen in Österreich großer Handlungsbedarf. Herr Simoner, viel Erfolg und danke für das hochinteressante Gespräch.

17


Denkwerkstatt Werfenweng Werfenweng ist seit langem Vorreiter in Sachen sanfter Tourismus. Der Motor dahinter: Dr. Peter Brandauer, seines Zeichens langjähriger Bürgermeister der Salzburger Gemeinde. Auf meine Frage, wie denn der (touristische) Verkehr 2050 aussehen könnte, nannte er mir eine Variante des nebenstehenden Vorarlberger Modells, nur eben für adaptiert für den Raum Bischofshofen – Werfenweng. Zukunft der Mobilität am Land Von 23. bis 24. Juni 2016 standen in der schon seit 1996 sanft-mobilen Tourismusgemeinde Werfenweng (Salzburgerland) zwei Veranstaltungstage ganz im Fokus des zukünftigen Mobilitätsgeschehens. Ziel war es, das Big Picture der internationalen Entwicklungen auf diesem Sektor mit den Bedürfnissen der Menschen in ländlichen Gemeinden vor Ort zu betrachten, um nachfolgend mit den gewonnenen Erkenntnissen das breite Spektrum von Mobilität zukunftsweisend gestalten zu können. Neben der Gemeinde Werfenweng und dem örtlichen Tourismusverband engagierten sich auch der Regionalverband Pongau, mobilito, die LEADER-Region Lebens. Wert.Pongau und das internationale Netzwerk „Alpine Pearls“ im Rahmen dieser Veranstaltung. Bürgermeister Dr. Peter Brandauer konnte am zweiten Veranstaltungstag bereits das Nachfolgeprojekt der Gemeinde Werfenweng vorstellen. Die Gründungsmotivation für die „Denkwerkstatt Mobilität“ begründete der Ortschef dadurch, dass es zwar viele Veranstaltungen zum Thema gibt, aber derzeit keinen institutionalisierten Austausch von Wissenschaftlern, Experten und Anwendern/Umsetzern, die sich mit „Mobilität am Land“ beschäftigen.

18

© Doppelmayr Seilbahnen GmbH

Die Wälderbahn der Zukunft Eine Weltneuheit hätte Potential als strahlendes Vorarlberger Leuchtturmprojekt. Eine Idee für eine innovative Verkehrsverbindung, die es noch nirgends gibt. Hanno Ulmer, Vorstand der Doppelmayr Holding, präsentiert mit dem City Cable Car die neueste Innovation des Wolfurter Weltmarktführers, die eine Revolution im Seilbahnbau darstellt und völlig neue Möglichkeiten eröffnet: „Das City Cable Car (kurz: CCC) ist ein Seilbahnsystem für den urba-nen Bereich, das von Doppelmayr als umweltfreundliche, geräuscharme und vor allem kur-vengängige Alternative für den öffentlichen Nahverkehr entwickelt wurde“. Die Besonderheit der Doppelmayr-Innovation zeigt sich anhand der Erklärung von Ulmer: „Die Kabinen fahren einerseits auf Seilen und überwinden beliebige Höhenunterschiede und können andererseits von den Seilen auf eine Fahrbahn wechseln und umgekehrt. Diese Kombination gibt es in der Form noch nirgends auf der Welt.“ Speziell sei auch, dass die Fahrbahn bestehenden Straßenzügen folgt und damit Kurven mit nahezu beliebigen Kurvenradien beinhaltet. „Zu diesem neuartigen System war es im Wesentlichen notwendig ein neuartiges Fahrzeug/Fahrwerk, eine Fahrbahn sowie die Kabinen zu entwickeln“, so Ulmer. Innovative Verkehrsverbindung auf Vorarlberg übersetzt „Diese Doppelmayr-Innovation ermöglicht es, neue Verkehrskonzepte zu entwickeln und zu diskutieren, denn damit werden die Möglichkeiten von Seilbahnen als öffentliche Verkehrs-mittel enorm vergrößert“, so Martin Strele, Geschäftsführer der Projektentwickler von Kairos, der sich eine solche Bahn als innovative Verkehrsverbindung zwischen Rheintal und Bregen-zerwald als wichtigen Baustein des öffentlichen Verkehrs in Vorarlberg vorstellen kann. Dazu habe Kairos auch ein Konzept als Diskussionsgrundlage erstellt. Die als Arbeitstitel bezeichnete „Wälderbahn“ verbindet demnach den Bahnhof Dornbirn mit der Station Sägerbrücke und der Talstation der Karrenbahn. Von dort geht es hoch auf das Hochälpele, dem höchsten Punkt im Skigebiet Bödele, und dann mitten in den Bregenzerwald in den Bereich Bersbuch in Andelsbuch. „Insgesamt bestünde damit tatsächlich ein bedeutendes Verlagerungspotential vom Autoverkehr in den öffentlichen Verkehr“ ist Strele überzeugt. Jede Minute fährt eine Gondel mit 28 Personen ab. In gut zwanzig Minuten und über elf Kilometer verbindet das neue System das Rheintal mit dem Bregenzerwald“. Erreichbar seien bis zu 31 km/h Fahrgeschwindigkeit. Auch Kleinlasten können in frequenzarmen Zeiten mit eigenen Gondeln transportiert werden. Weiterentwicklung des öffentlichen Verkehrs „Der öffentliche Verkehr ist das Rückgrat für umweltfreundliche und leistbare Mobilität der Menschen. Zwischen ländlichen Räumen und den Ballungszentren brauchen wir im öffentlichen Verkehr aber leistungsfähige Hauptachsen, die in der Lage sind, die Nachfrage auch in Zukunft zu bedienen und gleichzeitig die Kaufkraft auch im ländlichen Raum zu halten“, erläutert der Kairos-Geschäftsführer seine Motivation hinter der Initiative. Mehrere Aspekte seien ausschlaggebend für die Überlegungen gewesen. Zum einen eine hohe Leistungsfähigkeit des Verkehrssystems, zweitens ein elektrischer Antrieb, um unabhängig von importierten Energieträgern zu sein. Außerdem ein Verkehrssystem, das sowohl Alltags- als auch Freizeitwege abwickeln kann. Und schließlich eine optimale Anbindung an das hochrangige Schienennetz im Rheintal, um den Umstieg in S-Bahn, Regionalexpress, Railjet und regionale Buslinien zu ermöglichen. www.waelderbahn.at | www.doppelmayr.com

ZEITreisen | Ausgabe 1/2017


Wellnessbereich im LOISIUM Wine & Spa Resort Langenlois. © LOISIUM Wine and Spa Resort

360° Grad Niederösterreich Niederösterreich hat in den letzten Jahren besonders erfolgreich auf die Themen Wein, Genuss, Kulturangebote und Kulinarik gesetzt. Prof. Christoph Madl, MAS, Geschäftsführer der Niederösterreich-Werbung: „Es geht auch zukünftig sehr intensiv um Produktentwicklung, Qualitätssicherung und um die Marktkommunikation, etwa richtiges Content Marketing sowie eine Social Media Strategie. Wir sehen uns auch als Plattform für Tourismusbetriebe, wenn es darum geht, Trends und Zielgruppen entsprechend auszuwählen. Authentizität, regionale Produkte, Nachhaltigkeit und Qualität werden weiterhin von den Gästen gefragt sein. Auch mit dem Thema Mobilität am Urlaubsort werden wir uns weiterhin verstärkt auseinandersetzen.“ Eine dieser dieser neuen Produktideen: „Guga hö“, das ist mostviertlerisch und nicht nur die Bezeichnung für „hellwach“, sondern auch für ein neues Skigenuss-Angebot der Mostviertler Skigebiete. Bei Sonnenaufgang die erste Abfahrt auf der unberührten Piste vor allen anderen genießen, mit dem Ski-Guide die schönsten Plätze am Berg kennenlernen und sich anschließend beim Mostviertler Hüttenbrunch mit regionstypischen Produkten stärken. Der Tourismus steht mit der fortschreitenden Digitalisierung vor großen Herausforderungen. Reiseinformationen und Urlaubsrecherche passieren meist eigenständig im Internet, genauso wie die Buchung an sich. Bewertungsplattformen wie tripadvisor oder booking.com sind mittlerweile Wegweiser, Flug- und Zugtickets werden beispielsweise schon lange verstärkt online gebucht. Auch direkt am Urlaubsort bieten innovative Technologien neue Möglichkeiten den Gast über das Smartphone zu erreichen. Die digitale Niederösterreich-CARD und ihre 360° Grad Kommunikation ist dafür ein Beispiel. Mit der fortschreitenden Digitalisierung und dem damit verbundenen Transformationsprozess im Tourismus beschäftigt sich natürlich auch die Niederösterreich-Werbung. Im Dezember fand dazu ein Symposium mit über 100 interessierten Touristikern und Gastgebern im JUFA Annaberg Bergerlebnis-Resort. Praxisbeispiele aus Niederösterreich und Österreich standen dabei im Rampenlicht, präsentiert etwa von Markus Hann, Regionaldirektor und Marketingleiter der Gruppe IPP HOTELS (kürzlich wurden in Wieselburg das Hotel „I`m Inn Wieselburg“ eröffnet, zur Gruppe gehören u. a. auch Betriebe wie Althof Retz und die Schwarz Alm Zwettl), der seinen Gästen bereits eine Vielzahl an digitalen Technologien bietet, aber auch auf die Wichtigkeit des MediaMixes hinweist. „Das Branchensymposium sollte als Auftaktveranstaltung zum Thema Digitalisierung im Tourismus Gastgebern und Touristikern in Niederösterreich Information, Orientierung und Netzwerkplattform sein. Mit Impuls-Workshops wollen wir auch weiterhin über den Tellerrand blicken und uns bei den Anwendungen im Netzwerk auf die konzentrieren, die für Niederösterreich am chancenreichsten sind“, so Christoph Madl. Abschließend sprachen Christoph Madl und Mag. (FH), Christiana Hess, Marketingleiterin der Niederösterreich-Werbung über geplante Digitalisierungsprojekte 2017 und den Transformationsprozess innerhalb der Niederösterreich-Werbung.

Ausgabe 1/2017

|

ZEITreisen

Urlaubsregion Pyhrn-Priel – quo vadis? In den nächsten 20-50 Jahren wird sich der Tourismus auf zwei unterschiedlichen Feldern entwickeln und zum derzeitigen Situation stark verändert präsentieren. Einerseits werden asiatische Gäste massiv zunehmen. Hier wird ein wesentlich höherer Organisationsgrad nötig sein. Die Dienstleistung vor Ort wird vor der Herausforderung stehen mehr und größere Gruppen, mehr Infrastruktur, mehr Kurzzeitbetten, erhöhtes Konsumverhalten und stark erhöhte Frequenz an weniger touristischen Hotspots zu organisieren. Andererseits wird bei den europäischen Touristen aufgrund mehr Freizeit und erhöhten Urlaubsbudgets die Nachfrage nach Qualität und nachhaltigen Angeboten und Entschleunigung steigen. Hier werden besonders die Anforderungen an die Infrastruktur im Hinblick an den Anspruch der Natürlichkeit, Entschleunigung und Gesundheit massiv steigen. In diesem Kontext müssen diese Ansprüche auch individualisiert und transparent angeboten werden. Das Mobilitätsverhalten wird im Sinne der Nachhaltigkeit in Richtung öffentlicher Verkehr gehen, dieser muss aber stark auch hohen individuellen Ansprüchen genügen. Diese beiden Strömungen widersprechen sich weitgehend, deshalb werden sich diese beiden Urlaubsgruppen sowohl zeitlich wie örtlich entflechten. Eine Spezialisierung auf eine der beiden Urlaubsvarianten wird in jeder Region, in jedem Hotel, bei jedem Dienstleister und bei jeder Infrastruktur ein wesentliche Entscheidung darstellen, die wahrscheinlich früher zu treffen ist als man derzeit erwartet. Und nicht zu Vergessen: auch die Einheimischen müssen in jeder Region diese Weichenstellungen mittragen und akzeptieren. DI Thomas Scholl, Tourismusdirektor

19


Der höchst gelegene Bahnhof Österreich Anfänglich gab es kein Bahnhofsgebäude an der Bergstation am Hochschneeberg. Von 2007 bis 2009 wurde aber eine ganz neue Bahnhofshalle an der Südfront des bestehenden Berghauses errichtet. Den Besuchern, Erholungssuchenden und Wanderern wird damit in punkto Architektur ein in die Landschaft integrierter Bergbahnhof der Schneebergbahn geboten. Das Bauwerk musste unter besonderer Berücksichtigung des Natur- und Landschaftsschutzes und vor allem auch des Wasserschutzes errichtet werden. Zusätzlich mussten die Architekten berücksichtigen, dass dort oben extreme Witterungsbedingungen herrschen: orkanartige Sturmböen mit Spitzen von über 200 km/h und im Winter Schneelagen von bis 12 Metern.

Jubiläumsjahr auf der Schneebergbahn

© Schneebergbahn/Zwickl

Das Highlight des Jahres! Am Sonntag, 25. Juni 2017 feiert die Schneebergbahn ihr 120 jähriges Bestehen im Zuge eines Jubiläumsfestes. Eine Erfolgsgeschichte wird fortgesetzt. Die Zahnradbahn wurde in den Jahren 1895 bis 1897 von Ing. Leo Arnoldi errichtet und im Jahr 1899 an die kaiserlich- königliche privilegierte Eisenbahn Wien-Aspang übertragen. Im Jahr 1937 übernahm die BBÖ (Bundesbahn Österreich) den Betrieb der Schnee-

Eine neue Visitenkarte der Schneebergbahn Mit dem Bahnhof-Tourismusportal hat die Schneebergbahn seit 2015 einen neuen, attraktiven Startpunkt mit einem großzügigen Eingangs- und Wartebereich sowie einen Kundeninformationsbereich inklusive Fahrkartenverkauf. Die Gäste profitieren von einfacheren Abläufen und kürzeren Wegen. Auch die örtliche Tourismusinformation, eine Trafik sowie Ausstellungs- und Verkaufsflächen für Souvenirs finden hier Platz. Ein Highlight ist die Terrasse im ersten Stock. Von hier aus erschließt sich ein atemberaubender Blick auf den Schneeberg und die Gäste gewinnen einen Überblick über das Geschehen auf den Gleisen und Bahnsteigen.

20

© NÖVOG/Christoph Bartylla

ZEITreisen | Ausgabe 1/2017


© NÖVOG/Franz Zwickl

bergbahn. Ab dem Jahr 1947 bis zum Jahr 1996 führten die ÖBB den Betrieb. Am 12. Jänner 2012 erfolgte schließlich die Übernahme der gesamten Infrastruktur durch die NÖVOG. Sie ist mit einer Spurweite von einem Meter und einer Strecke von 9,7 km die längste Zahnradbahn Österreichs und hat mit dem auf 1.795 Höhenmetern gelegenen Endbahnhof Hochschneeberg den höchstgelegenen Bahnhof Österreichs. Heute wie vor 120 Jahren bringt die Schneebergbahn ihre Gäste auf den höchsten Berg Niederösterreichs in den Wiener Alpen. Die Schneebergbahn musste in ihrer Geschichte viele Tiefen bewältigen, bevor Sie zu dem wurde, was sie heute ist: ein wirtschaftlich erfolgreich geführtes Bahnunternehmen, das immer mehr Gäste anlockt. Seit der Gründung der Niederösterreichischen Schneebergbahn GmbH (NÖSBB) vor 20 Jahren hat sich die traditionsreiche Zahnradbahn zu einem florierenden niederösterreichischen Vorzeigeprojekt entwickelt. Die Schneebergbahn ist wesentlich für den Tourismus der Region. Saison für Saison kommen mehr als 170.000 Gäste zu dieser in Niederösterreich einmaligen Attraktion.

ber in die hochalpine Region des Schneebergs. Dabei überwindet die Bahn von der Talstation auf 577 Metern Höhe einen Höhenunterschied von 1.218 Metern bei einer maximalen Steigung von 19,7%. Wenn Sie dann nach rund 40 Minuten Fahrzeit am höchstgelegenen Bahnhof Österreichs den Zug im neuen Bergbahnhof verlassen, werden Sie von der Leistung dieser kleinen Bahn beeindruckt sein. Gemächlicher, dafür aber umso erlebnisreicher ist eine Fahrt mit dem Dampfzug. Sie bietet Eisenbahnfans und Naturliebhabern die faszinierende Kombination von Eisenbahnromantik und alpiner Bergwelt. Nostalgie-Dampfzüge verkehren planmäßig an Sonn- und Feiertagen vom 2. Juli bis 3. September sowie auf Bestellung. Der Schneeberg ist mittlerweile bei jedem Wetter ein Erlebnis. Das Kaleidoskop und die Galerie VOKA sorgen auch bei unbeständigem Wetter für Unterhaltung. Rundwanderwege mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden machen den Berg auch für ungeübte Wanderer attraktiv.

© NÖVOG/Franz Zwickl

www.schneebergbahn.at

Der Salamander und die Nostalgie-Dampfzüge haben Saison Seit 1999 (bzw. 2010) bringen Sie die neuen Salamanderzüge vom 29. April bis 1. Novem-

Ausgabe 1/2017

|

ZEITreisen

21


Neue Fahrzeuge und moderne Bahnhöfe Ob mit der hochmodernen Himmelstreppe, im komfortablen Panoramawagen oder mit den Nostalgiezügen – eine Fahrt mit der Mariazellerbahn ist immer ein ganz besonderes Erlebnis. Ab 2016 zählt die Mariazellerbahn zu den Top-Ausflugszielen in Niederösterreich. Da die Auswahl zum Top-Ausflugsziel anhand strenger Qualitätsmerkmale erfolgt, ist sie eine ganz besondere Auszeichnung. © NÖVOG/Bock

Laubenbachmühle erneut bester Kleinbahnhof Bereits zum zweiten Mal in Folge wurde der Bahnhof Laubenbachmühle – das Betriebszentrum der Mariazellerbahn – im Rahmen eines Tests des VCÖ von den Fahrgästen zum besten Kleinbahnhof Österreichs gewählt. „Laubenbachmühle ist heute das Herz der Mariazellerbahn, die sowohl für den Pendlerverkehr als auch im Tourismus eine ganz wesentliche Rolle in Niederösterreich spielt. Das Betriebszentrum Laubenbachmühle wurde 2013 neu erbaut und beinhaltet eine Werkstatt, eine Remise, die Betriebsführungszentrale der NÖVOG und ein touristisches Portal. Insgesamt steht eine Nutzfläche von 5.700 m2 zur Verfügung. 2014 wurde es wegen seiner dynamischen Deckenkonstruktion und dem Zusammenspiel zwischen Innen- und Außenraum mit dem niederösterreichischen Holzbaupreis ausgezeichnet.

22

Die Erfolgsgeschichte der Mariazellerbahn begann vor über 100 Jahren. Mit der Übernahme der Bahn durch die NÖVOG im Jahr 2010 war klar, dass bei der Mariazellerbahn umfassend saniert und modernisiert werden muss. Angefangen von neuen Zügen – die Himmelstreppe – über den neuen Betriebsbahnhof in Laubenbachmühle, ein neues Zugleitsystem und die komplette Streckensanierung, bis hin zu Brückenneubauten wurde die Mariazellerbahn wieder fit gemacht. Die Himmelstreppe bietet Service auf höchstem Niveau. Sie hat eine moderne Ausstattung, die Waggons sind vollklimatisiert und die Züge haben Platz für die Mitnahme von Fahrrädern und Kinderwägen. Ein außerordentliches Highlight ist der luxuriöse Panoramawagen. Dank der Rundumverglasung des Panoramawagens können die Fahrgäste während ihrer Reise von den bequemen Ledersitzen aus die schöne umliegende Landschaft genießen. Der Cateringservice bietet regionale Speisen und Getränke und sorgt damit dafür, dass sich die Gäste wohl fühlen. Auf der Mariazellerbahn fährt aber nicht nur die Himmelstreppe. Bei vielen ist gerade eine Fahrt mit dem Nostalgiezug „Ötscherbär“ sehr beliebt. Für eine ganz besondere Reise sorgt der Salonwagen mit seiner eleganten Einrichtung und der verglasten Rückseite, die einen ungetrübten Blick auf die Umgebung bietet. Auch im Ötscherbär kommt die Kulinarik nicht zur kurz, denn im Speisewagen werden die Gäste vom Mostheurigen der Familie Moderbacher bzw. vom Club Mh.6 verwöhnt. Neuerlicher Rekord an Fahrgästen für die NÖVOG Bahnen Nach dem Rekordjahr 2015 blickt die NÖVOG wieder auf ein äußerst erfolgreiches Jahr 2016 zurück. Die Erwartungen nach dem Vorjahr mit der Landesausstellung waren hoch, aber die NÖVOG Bahnen haben diese wieder übertroffen. Insgesamt wurden im Sommer 2016 1 Million Fahrgäste gezählt, eine Steigerung zu 2014 von 16%. Als wahre Publikumsmagneten entpuppten sich in der vergangenen Saison wieder die Himmelstreppe und die Schneebergbahn. Die Waldviertel- und die Wachaubahn dürfen sich über einen Zuwachs von jeweils 26%, der Reblaus-Express über 11% Plus freuen. Die Grundvoraussetzung für die positiven Fahrgastzahlen ist die Zufriedenheit der Gäste, die im Rahmen einer offiziellen Befragung der SCHIG bestätigt wurde. Besonders gut benotet wurden dabei der Komfort und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. www.noevog.at

ZEITreisen | Ausgabe 1/2017


Waldviertelbahn: Einsteigen und Kraft tanken. Ob mit dem goldenen Dieseltriebwagen oder mit der Nostalgiegarnitur, ein Ausflug mit der Waldviertelbahn ist ein echtes Vergnügen. Auch im Sommer stehen wieder zahlreiche spannende Themenfahrten auf dem Programm. Am 3. Juli startet die Nostalgiegarnitur mit Volldampf in die Ferien. Für die kleinen Fahrgäste gibt es viele spannende Infos über die Dampflokomotive und ein aufregendes Quiz mit tollen Preisen. Aufgepasst: Ein Kind pro Erwachsenen fährt an diesem Tag gratis! Veranstaltungshighlights 2017: Bahnhofsfest Weitra „115 Jahre Gmünd-Steinbach“ am 20. Mai 2017 und die Fotozüge mit der Doppeltraktion Mh.1 und Mh.4 am 7. und 8. Oktober 2017.

www.waldviertelbahn.at

Reblaus Express: Einsteigen und wohlfühlen.

© Reblaus Express / Prokop

Wilde Romantik, Natur und Kultur. Der Reblaus Express, die genussvolle Verbindung zwischen Retz im Weinviertel und Drosendorf im Waldviertel. Unter dem Motto ‚Einsteigen und wohlfühlen‘ ist der Reblaus Express an Samstagen, Sonn- und Feiertagen für seine Fahrgäste da. Mit seinen Package-Angeboten und Themenfahrten hat er sich in der Vergangenheit bewährt und zu einem wahren Publikumsmagneten entwickelt. Auf 40 Kilometern verbindet der Reblaus Express die Reize des Weinviertel mit jenen des Waldviertels. Als besonderes Highlight gilt der Heurigenwaggon, in dem die Fahrgäste von Winzerinnen und Winzern der Region mit typischen kulinarischen Schmankerln und Weinen verwöhnt werden. Tipp: Viele Stationen entlang der Strecke eignen sich optimal als Ausgangspunkt für eine Tour mit dem Fahrrad, das kostenlos im Zug mittransportiert werden kann.

Wachaubahn: Einsteigen und Donaublick genießen.

www.reblausexpress.at © Wachaubahn / Kerschbaummayer

Moderne Waggons mit großzügigen Panoramafenstern und die kunstvolle Trassierung der Strecke in erhöhter Lage eröffnen einmalige Ausblicke über das Weltkulturerbe zwischen Krems und Emmersdorf. Die mehr als 100 Jahre alte Bahnstrecke zwischen eröffnet die Vielfalt der Wachau in ihrer ganzen Breite und Tiefe. Die neu eingesetzten Triebwagen mit großen Panoramafenstern bieten eine wunderschöne Sicht auf die Schönheit der Wachau. Entlang der Strecke laden viele spannende Ausflugsziele dazu ein, entdeckt zu werden. Vom barocken Stift Melk über die Burgruine Dürnstein bis hin zum Ausgrabungsort der Venus von Willendorf – alles zum Greifen nahe. Tipp: Genießen Sie einmalig mit der Niederösterreich-CARD eine kostenlose Hin- und Rückfahrt im Dieselzug.

www.wachaubahn.at

Ausgabe 1/2017

|

ZEITreisen

23


100 Jahre Motorrad 200 Marken und Modelle 300 Fahrzeuge Mit dem fulminanten Neustart im Jahr 2010 im eigenen Museumsgebäude mit angrenzendem Veranstaltungsgelände schlug Museumseigner Friedrich Ehn ein neues Kapitel seines Lebenswerkes auf. Das Museum ist ein Ort der Begegnung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Motorradfreunde und alle Menschen die an historischer Technik und Zeitgeschichte Freude haben, werden sich hier wohl fühlen. VERANSTALTUNGKALENDER 2017: 18./19. März Saisoneröffnung mit allen Neuerungen, die wir über den Winter geschaffen haben. 21./22. Mai Museumsfrühling mit Eröffnung der Sonderschau MotorMaiden & MotorMusic live. 7. Oktober Lange Nacht der Museen mit MotorMusic live. 26.-29. Okt. „Komm und Schau Woche“ mit Präsentation aller Neuerungen und Fahrzeugzukäufe, Benzinge sprächen und kleinen Ausfahrten (witterungsabhängig)

1. Österreichisches Motorradmuseum Kleinmeiseldorferstaße 8 | 3751 Sigmundsherberg Tel. 0664 / 6493855 | www.motorradmuseum.at

Kraftfahrzeugmuseum Sigmundsherberg Die Gemeinde Sigmundsherberg beheimatet seit 2010 eine private Sammlung von Ottokar Pessl in einem Kraftfahrzeugmuseum der etwas anderen Art. Wer hier wie im Hochglanzmagazin polierte Karosserien erwartet, wird angenehm überrascht sein, wie Lincoln, Tschaika und Co auch in ihrem originalen Zustand beeindrucken können. In einem alten Getreidelager finden hier viele Modelle von Chevrolette, Maserati, Mercedes und Ferrari eine aussergewöhnliche Garage. Die Besucher werden hier von Markenvielfalt und Originalität beeindruckt, wenn sie durch die rund 150 PKW umfassende Ausstellung schlendern. Wer nun neugierig geworden ist, kann von April bis September Samstag, Sonn- und Feiertags von 10:30 bis 17 die Ausstellung besuchen. Weitere Infos zum Museum Tel. 0676 / 842737201 | www.kraftfahrzeugmuseum.at www.facebook.com/kraftfahrzeugmuseumsigmundsherberg © Eisenbahnmuseum Sigmundsherberg

© Stefan Kratzer

Museumsstraße 1| 3751 Sigmundsherberg office@eisenbahnmuseum-waldviertel.at | www.eisenbahnmuseum-waldviertel.at

Öffnungszeiten: Von April bis Oktober: Dienstag, Donnerstag, Samstag, Sonn- und Feiertag von 9 Uhr bis 129 Uhr Gruppenbesuche jederzeit gegen Voranmeldung möglich: Tel. 0676/3632858 (Obmann Rupert Öhlknecht)

24

ZEITreisen | Ausgabe 1/2017


Die Wirte und Heurigen entlang der Moststraße laden zu erfrischende Birnenmoste ein. © Schwarz-König

Herrliche Landschaft und blühende Birnbäume im Mostviertel. © WEINFRANZ

Dieser detailgetreue Nachbau des ersten Holz-Laufrades kann man im Drahtesel-Museum in Strengberg bewundern. ©Drahtesel Museum

Die Moststraße – Alles Birne! Einzigartige Landschaft lädt zum Rad fahren ein Die Moststraße im westlichen Teil des niederösterreichischen Mostviertels schlängelt sich gemächlich durchs Hügelland. Wer sie und ihr Umland bereist, erwandert oder mit dem Rad erfährt, wird begeistert sein von der Schönheit der Landschaft, den ehrwürdigen Birnbaumzeilen, den malerischen Dörfern und den prächtigen Vierkant-Bauernhöfen, die wie kleine Burgen auf den Hügeln thronen. Die Zahl der genussvollen Stationen rund um die Moststraße ist groß: Gemütliche Moststraße-Wirtshäuser und urige Moststraße-Heurige laden zur Einkehr. Zum Übernachten bieten sich die Moststraße-Hotels und Mostviertler Genießerzimmer-Gastgeber an. Auch zahlreiche Ab-Hof-Einkaufsadressen finden sich hier.

Rad-Sternfahrt zwischen Nostalgie und Moderne

Radln im blühenden Birnenland

DrahteselMuseumsb esuch und 1 Tag E-Bike im Verleih

€ 15,–

In Tagesetappen radeln Sie sternförmig auf Entdeckertour durch das malerische Hügelland, queren Streuobstwiesen, vorbei an Vierkanthöfe, zur blauen Donau und atemberaubenden Aussichtspunkten und kehren abends ganz einfach wieder zum Ausgangspunkt zurück. Ohne Gepäck, wie schön! Inkludiert sind: • 3 Nächte im Genießerzimmer Mostviertel mit Frühstück • Mostviertler Birnensekt als Willkommensgetränk • ausführliche Routenbeschreibung und Programmtipps • Eintritt in das Erlebnismuseum MostBirnHaus • Eintritt in die Mostelleria – Die geheimnisvolle Welt der Mostbirne

Zu Festen und Verkostungen lädt die Moststraße besonders im Mostfrühling. Jedes Jahr, etwa Ende April und rund um den „Tag des Mostes“, erblühen die tausenden hochstämmigen Birnbäume und verzaubern das Land in ein zauberhaftes Blütenmeer. Das sollten Sie nicht versäumen. Genussradeln mit E-Bike Das saftig-grüne Hügelland der Moststraße ist wie geschaffen für genüssliche Radtouren. Man radelt zwischen ehrwürdigen Birnbaumzeilen, vorbei an eindrucksvollen Vierkant-Bauernhöfen und durch malerische Dörfer und findet auf der Strecke zahlreiche Stationen, die einen kurzen oder auch längeren Halt lohnen. Die 24 bis 42 km langen Tagesetappen führen im Rundkurs entlang der Moststraße auf beschilderten Radwegen oder verkehrsarmen Landstraßen von St. Valentin über Stift Ardagger nach Neuhofen/ Ybbs, zum Stift Seitenstetten, nach Stadt Haag und zurück. Wer spontan Lust aufs Radfahren bekommt und seine Kräfte schonen möchte, findet entlang der Radrouten Orte mit Rad- und E-Bikeverleih, E-Bike-freundliche Betriebe und E-Bike-Ladestationen, wo die E-Bikes kostenlos aufgeladen werden können, wie im Nostalgie Drahtesel Museum in Strengberg. Hier werden original restaurierte Fahr- und Motor-Räder und andere Raritäten im historischen Ambiente präsentiert. Die angegliederte SonnenTankstelle mit kostenloser Stromabgabe für E-Bikes ist ein weiterer Anziehungspunkt.

Information, kompetente Beratung und Prospektservice Mostviertel Tourismus GmbH Tel. +43 / (0)7482 / 204 44 info@mostviertel.at | www.mostviertel.at

Preis pro Person im Doppelzimmer ab € 189,– Buchbar: Mai bis Oktober 2017

Ausgabe 1/2017

|

ZEITreisen

25


Freiheit und Verantwortung seit 1517. Evangelische in Österreich feiern 500 Jahre Reformation Mit der Veröffentlichung seiner 95 Thesen gegen den Ablasshandel gab Martin Luther 1517 die Initialzündung für die Reformation. Es waren vor allem Flugblätter, die für eine rasche Verbreitung seiner Gedanken sorgten – dazu kamen Gelehrte, die in Wittenberg studierten und bei ihrer Rückkehr in ihre jeweilige Heimat zu Multiplikatoren reformatorischer Theologie wurden. Luthers Ideen fielen auf fruchtbaren Boden, auch auf dem Gebiet des heutigen Österreich. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts sympathisierten mehr als zwei Drittel dessen Bevölkerung mit der Reformation, die selbst im 17. und 18. Jahrhundert, in Zeiten der triumphierenden Gegenreformation, als „Geheimprotestantismus“ weiterlebte. Vor allem in den schwer zugänglichen Gebirgstälern Kärntens und Oberösterreichs konnte so evangelisches Glaubensgut bewahrt und an nachfolgende Generationen weitergegeben werden. Unerlässlich für das geistliche Überleben waren Bücher, neben der von Luther ins Deutsche übersetzten Bibel v.a. Andachts- und Liederbücher sowie Erbauungsliteratur. Bauern, sogar deren Frauen, Knechte und Mägde, lernten lesen. Durch das Toleranzpatent von Kaiser Josef II. erhielten die Protestanten 1781 schließlich das Recht auf freie Religionsausübung. Gegenwärtig stellen unter den über 8 Millionen Einwohnern Österreichs die Evangelischen einen Bevölkerungsanteil von knapp 4 Prozent. In diesem Jahr feiern sie 500 Jahre Reformation. Die drei Evangelischen Kirchen in Österreich – Lutheraner, Reformierte und Methodisten – begehen das Jubiläum gemeinsam. Sie wollen nicht nur das Interesse an der Geschichte der Evangelischen in Österreich wecken, sondern ganz besonders sichtbar machen, welchen Beitrag sie in allen gesellschaftlichen Bereichen heute und in Zukunft in Österreich leisten können. Daher ist es ihnen auch ein Anliegen, die Jubiläums-Feiern mit anderen Kirchen und Religionsgemeinschaften zu teilen. Heute sind sie dankbar für das gute ökumenisch Miteinander. Ihr gemeinsames Motto für 2017 lautet „Freiheit und Verantwortung seit 1517“ und bezieht sich auf wesentliche Aspekte der Reformation: Bildung für alle, Gewissensfreiheit und die Sorge um das soziale Wohl seien hier nur schlagwortartig genannt.

Das zentrale Fest auf dem Wiener Rathausplatz am 30.9.2017 Der Höhepunkt im Jubiläumsjahr ist das große Fest, das die Evangelischen aus ganz Österreich am 30.9.2017 auf dem Wiener Rathausplatz gemeinsam mit möglichst vielen Menschen jeden Alters feiern wollen. Dabei geht es ihnen darum, angesichts der vielfältigen Herausforderungen unserer Zeit Mut zu machen. Während der Rathauspark zur bunten Spielwiese für Groß und Klein wird, bietet das Programm auf der Hauptbühne ab 12.00 Uhr einen bunten Wechsel von Kabarett, Musik, Sing Alongs, Videos, Interviews und kurzen Lesungen rund um die drei Themen Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Selbstverständlich wird angestrebt, die Veranstaltung als Green Event

26

entsprechend dem österreichischen Umweltzeichen auszurichten. SchülerInnen bauen eine riesige Zeitmaschine, das „Reformobil“; Friedensnobelpreisträgerin Leymah Gbowe aus Liberia spricht aus eigener Erfahrung darüber, wie viel Kreativität und Kraft es braucht, damit gewaltfreie Aktivitäten zu Sicherheit und Frieden führen; einer mobilen Orgel werden Melodien entlockt, über die das Publikum abstimmt – das und vieles mehr geschieht bis 19.00 Uhr auf der Hauptbühne. An zwei weiteren Spielorten wird gesungen, gerockt, gerappt, getrommelt und diskutiert. Ab 19.30 Uhr richten sich wieder alle Blicke auf die Hauptbühne. Regisseur und Schauspieler Karl Markovics begleitet durch den Abend, an dem Musik unter dem Titel „Sound of Heaven“ in der Luft liegt. Stichworte wie: Bach goes Beirut, Gospel, Da Blechhauf´n, Jazz und mehr– warten auf die Gäste des Festes, an dem Evangelische ihre Ideen teilen und mit einem Rufzeichen sich und Österreich laut Mut machen wollen, unsere (Alltags-)Welt zu reformieren. Denn bedeutet Reformation nicht, die Welt zu verändern und mitzugestalten?!

www.evangelisch-sein.at

ZEITreisen | Ausgabe 1/2017


© Raxalpen Touristik © Raxalpen Touristik

„Alles andere ist Alltag“ Nicht im Westen Österreichs, sondern im Gemeindegebiet Reichenau, also im „flachen“ Osten Österreichs, ist die erste Seilbahn Österreichs entstanden. Aus den Hüttenbüchern ist zu ersehen, dass die Rax bereits um die Jahrhundertwende ein gern besuchtes Ausflugsziel von sogenannten „Sommerfrischlern“ war. Im August 1925 wurde die Baubewilligung erteilt und bereits am 9. Juni 1926 konnte die Rax-Seilbahn als die erste PersonenSeilbahn der Republik Österreich dem öffentlichen Verkehr übergeben werden. Investitionen in die Zukunft Das touristische Aushängeschild in den Wiener Alpen in Niederösterreich hat ab Juli 2016 wieder Fahrt aufgenommen: Die von der Familie Scharfegger geführte Rax-Seilbahn wurde grundlegend modernisiert. Sieben Monate und 21 Tage dauerten 2015/2016 die intensiven Modernisierungsarbeiten der Rax-Seilbahn. Neben einer Investitionssumme von rund 3,2 Millionen Euro, steckt in diesem Projekt viel Zeit, Herzblut und Engagement. Wie seit beinahe einem Jahrhundert befördert die erste Personen-Seilschwebebahn Österreichs wieder Wander- und Naturfreunde in nur wenigen Minuten direkt auf das RaxPlateau. Die Rax zählt zu den Top-Ausflugszielen Niederösterreichs. Ihre Lebensader ist die Rax-Seilbahn, ohne die es tausenden Gästen pro Jahr nicht möglich wäre, die Schönheit der Natur und die gesunde Bergluft zu erleben und zu genießen. Neuer Markenauftritt, mehr Genussmomente Die Raxalpen Touristik hat einen neuen Markenauftritt umgesetzt: Unter der Dachmarke „Scharfegger‘s Raxalpen Resort“ werden die Betriebe der Familie Scharfegger vereint, die seit über 40 Jahren für wertvolle touristische Akzente in der Gemeinde Reichenau an der Rax sorgt. „Alles andere ist Alltag“, so lautet der neue Claim von Scharfegger‘s Raxalpen Resort. Im Zentrum der Neupositionierung stehen die Gäste und ihre persönlichen Genussmomente am Berg. Von der Rax-Seilbahn bis hin zum Wellness-Ferien-Hotel Raxalpenhof, Logo und Design spiegeln den hohen Anspruch der Familie Scharfegger als Wander- und Genusstreffpunkt wider. Neben der Rax-Seilbahn rückt das Vier-Sterne-Hotel Raxalpenhof zukünftig verstärkt in den Vordergrund der Aktivitäten. Ein charmantes Hotel im Landhausstil mit Whirlpool, Saunalandschaft, Badepavillon mit Wassermassagen und beheiztem Außenpool. Möglich war diese positive Entwicklung, „nur mit einem gesunden Wachstum und mit Rücksicht auf die natürlichen Ressourcen“, weiß Bernd Scharfegger, der nun die Geschicke des Unternehmens leitet. Mit der Vorlage des Raxalpenhof Gästepasses kommen die Besucherinnen und Besucher in den Genuss einer Vielzahl an zusätzlichen Resort-Leistungen, wie einer kostenlosen Benützung der Rax-Seilbahn, reduzierte Ticketpreise oder Rabatt auf diverse Konsumationen. Noch mehr Wanderkomfort verspricht die Natur- und Erlebnispfad-App, mit der sich Technik und Natur spielend leicht miteinander verbinden lässt. www.raxalpe.com

Ausgabe 1/2017

|

ZEITreisen

© wieneralpen-kremsl

Die Höllentalbahn ist eine schmalspurige, elektrisch betriebene Lokalbahn im südlichen Niederösterreich am Fuße der Rax. Die ca. 5 km lange Strecke verbindet die Südbahnstation Payerbach-Reichenau mit dem Ort Hirschwang. Die ursprünglich als „Lokalbahn Payerbach - Hirschwang“ (L.B.P.-H.) bekannte Bahn ist heute Museumsbahn und von Mitte Juni bis Mitte Oktober jeden Sonntag für Besucher in Betrieb. Die Höllentalbahn wird in der heurigen Saison wie gewohnt jeden Sonnund Feiertag verkehren, die Saison beginnt zu Pfingsten am 04.06. und dauert bis 15.10.. Ebenfalls wie in den Jahren zuvor sind eine ganze Reihe von Sonderveranstaltungen geplant. Am Mehrzugsamstag am 08.07. sind mehrere Züge mit unterschiedlichen Fahrzeugen unterwegs. Am 05.08. gibt es Nachtfahrten durch bezaubernde Landschaft und Weinverkostung im Inneren des SchwarzaViaduktes der Semmeringbahn. Am 02.09. steht in Payerbach die Semmeringbahn und ihre Nominierung zum Weltkulturerbe im Mittelpunkt des Geschehens. Sozusagen als Anrainer feiert die Höllentalbahn natürlich mit Und am 7. Oktober begrüßt Sie das Zugteam anläßlich der ORF-Langen Nacht der Museen in Payerbach in historischen Uniformen. Sie fahren mit dem originalgetreu restaurierten Triebwagen (Bj. 1926) in die Remise Hirschwang, wo historische und neue Bahnerhaltungsfahrzeuge und -werkzeuge ausgestellt sind. Auf der Rückfahrt steht eine Führung durch die Umformeranlage und Fahrdienstleitung in Reichenau auf dem Programm. www.lokalbahnen.at © Höllentalbahn

27


© Archiv Achenseebahn: Die Achenseebahn in Maurach-Mitte bei der Fahrt zum Achensee.

Die Achenseebahn – Das Tor zur Region von: Mag. Georg Fuchshuber

Seit 1889 verkehrt die Achenseebahn mit ihren 4 Dampflokomotiven aus der Gründerzeit und den rot/weißen Personenwagen von Jenbach über die Zahnradstrecke nach Eben und weiter zum Achensee. Die Eisenbahn, als das Tor zur Region bringt damit die Fahrgäste seit nunmehr über 126 Jahren zum Achensee und es besteht dort Anschluss zu den Linienschiffen. Der Ausflugsverkehr spielt für das Eisenbahnunternehmen eine zentrale Rolle und so sind auch die Marketingaktivitäten auf den See und die Berge der Region ausgerichtet. Der Fahrgast ist König und bei einer romantischen Fahrt mit den hart arbeitenden und stampfenden Dampflokomotiven durch die Wälder und Wiesen mit schönen Aussichten nach Jenbach und ins Zillertal bereitet man sich langsam auf ein vielfältiges Ausflugsangebot in der Region vor. Der Zugbegleiter kommt noch, wie vor über 100 Jahren über ein Laufbrett entlang des Wagens und bedient die Fahrgäste in jedem Abteil. Mit zunehmender Höhe fällt der Stress des Alltags ab und man wird frei für einen erholsamen Tag. Ob mit dem Schiff, der Karwendelbergbahn, einem Oldtimerbus oder der Rofanseilbahn, das Angebot ist für den Bahnkunden vielfältig. Für Gruppen wurde das Achenseebahn Dampfkulinarium mit der erstklassigen Gastronomie des Kirchenwirtes in Eben und des Fischerwirts in Achenkirch (Scholastika) ausgebaut. Exzellente Speisekarten erwarten den Gast. Der Tiroler Moonlight Steam, eine typischer Tiroler Abend beim Kirchenwirt verbunden mit einer Nachtdampffahrt der beleuchteten Achenseebahn geht in die 3. Saison. 2017 kommt das Achenseebahn Bergerlebnis mit der Rofanseilbahn und der Erfurterhütte dazu. Top of Achensee bedeutet nach dem Ausstieg aus dem Zug in Maurach Mitte und weiter aus der Rofanseilbahn ein atemberaubendes, hochalpines Bergpanorama mit vielfältigen Wanderungen, Mög-

28

lichkeiten wie z. B. dem Air Rofan oder einer gemütlichen Rast in den Hütten der Bergregion. Die Karwendelbergbahn bietet ebenfalls einen wunderbaren Einstieg in das dortige Wanderparadies. Ausflügler erhalten am Bahnhof Jenbach Achenseebahn neu, © Karwendelbergbahn: Bei der Auffahrt in der Sommersaison 2016 Kombikarten mit den Dampfzügen und der Karwendel- oder Rofanseilbahn. Diese Kombinationsmöglichkeiten sind ideal zum Bergwandern. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Achenseebahn arbeiten mit Herz und haben immer die passende Antwort für die Fragen Ihrer Fahrgäste. Es ist ja doch interessant wie lange die Dampflokomotiven schon fahren oder die offenen Personenwagen in Betrieb stehen. Wie lange ist die Zahnradstrecke oder wie funktioniert der Antrieb, wenn ab dem Bahnhof Eben bis zum See plötzlich keine Zahnstange mehr im Gleis liegt? Die Technik wird dem Interessierten jedenfalls neben allen anderen Angeboten der Achenseebahn AG sehr ausführlich beschrieben und in Bildern und Videos auch auf der Homepage des Unternehmens erklärt. Die beste Erfahrung macht man allerdings immer noch vor Ort, bei einer Fahrt in den historischen Dampfzügen. Der Bahnhof Jenbach ist das Tor zur Achenseeregion und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei allen Wünschen rund um den Ausflug in die Achenseeregion gerne behilflich. Rufen Sie uns an Tel. 0043 / 5244 / 62243, schreiben Sie uns per mail info@achenseebahn.at oder schauen sie einfach vorbei www.achenseebahn.at. Am liebsten begrüßen wir Sie allerdings persönlich bei einer Fahrt mit den historischen Dampfzügen der Achenseebahn. Am 29. April 2017 geht´s wieder los!

© Rofanseilbahn: Wunderbare Bergwelt

Willkommen in Jenbach.

ZEITreisen | Ausgabe 1/2017


125 Jahre Stainzer Lokalbahn

Genießen Sie eine Fahrt mit dem legendären Stainzer Flascherlzug entlang der steirischen Ölspur von Stainz nach Preding und retour. Auch ein Zu - und Ausstieg bei einer historischen Ölmühle ist möglich, die Kinder werden während der Fahrt an jedem Sonntag (und während der Sommerferien auch am Mittwoch) von Zauberhexe Trixika oder Pipi Ringelstrumpf „verzaubert“. Erwachsene genießen eine entspannte Zugfahrt, kulinarische Schmankerl bei den Zwischenstopps und musikalische Unterhaltung während der Fahrt. Zum Vormerken: Festveranstaltung 125 Jahre Stainzer Lokalbahn in der Festhalle Stallhof am 21. Mai! Den Fahrplan finden Sie unter

www.flascherlzug.at und Sie können jederzeit online buchen! Information/Reservierung: Tel. 0664 / 9615205 oder zug@stainz.gv.at

Mit Volldampf durchs Feistritztal Ohne Hast und Eile, fern vom Alltag, durchqueren Sie eine landschaftlich besonders reizvolle Gegend der Oststeiermark. Durch die kühne Konstruktion dieser Schmalspurbahn (zahlreiche Brücken, Viadukte und Tunnels) ergeben sich viele lohnende Motive für jeden Hobbyfotografen. Natürlich können Sie auch Ihren Drahtesel im Zug mitnehmen, sodass Sie den familienfreundlichen Feistritztalradweg R 8 von Birkfeld nach Ratten (18 km) abstrampeln können. Kostenloser Fahrradtransport! Derzeit ist die Strecke zwischen Weiz und Oberfeistritz aufgrund eines schadhaften Viadukts gesperrt. Bis zum Saisonstart 2016 werden die Sanierungsarbeiten abgeschlossen sein. Ab 2. April „dampft“ es wieder an Samstagen, im Sommer auch an Donnerstagen. www.tourismus-weiz.at Eine neue Attraktion ist das Waggonhotel in Anger, das den Gästen einen unvergesslichen Aufenthalt ermöglicht und eine besondere Übernachtungsmöglichkeit darstellt. Ein 124 Jahre alter Dienstwagen der Feistritztalbahn wurde von der Gemeinde Anger und der Leader-Region Oststeirisches Kernland mit Mitteln von EU, Bund und Land umgebaut. www.angerer-hof.at

Ausgabe 1/2017

|

ZEITreisen

29


Schon seit 1974 verfolgt die ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR EISENBAHNGESCHICHTE (ÖGEG) das Ziel, historische Schienenfahrzeuge und anderes technisches Kulturgut nicht nur für kommende Generationen zu erhalten, sondern auch erlebbar und begreifbar zu machen. Was mit dem Ankauf einer Dampflok begonnen hat, entwickelte sich zu einem der größten Eisenbahnvereine Europas. Jedes Jahr veranstaltet die ÖGEG Sonderfahrten mit historischen Loks und Waggons auf den schönsten Strecken Österreichs und seiner Nachbarländer, wie etwa zum Narzissenfest im Ausseerland, durch das Gesäuse oder ins südböhmische Budweis. Die Fahrten sind nicht nur für Eisenbahnfreunde, sondern für die ganze Familie ein einmaliges Erlebnis.

Die ÖGEG ist aber auch Betreiberin der romantischen, ausschließlich mit Dampflokomotiven betriebenen 17 km langen SteyrtalMuseumsbahn von Steyr nach Grünburg, sowie des einzigen noch von einer echten Dampfmaschine angetriebenen Schaufelradschiffes auf der Donau, der DFS „Schönbrunn“. Alle Informationen über das Programm, die Betriebstage und Fahrpläne erhalten Sie telefonisch unter der Telefonnummer: +43 / (0)664 / 5087 664 oder im Internet unter www.oegeg.at!

“Einsteigen bitte!” Herzlich willkommen im “Ötscherland-Express” auf der Bergstrecke! Sie wollen Eisenbahnromantik wie zu Großmutters und Großvaters Zeiten pur erleben? Sie möchten mit einer über 100 Jahre alten Dampflok oder einer 80-jährigen Diesellok gemächlich über die Bergstrecke fahren? Steigen Sie ein und fahren Sie mit - eine Reise, bei der Geschwindigkeit keine Rolle spielt! Seit 1989 wird der Ötscherland-Express als Museumsbahn geführt und dampft mit Einheimischen und Touristen gleichermaßen entlang der historischen „Bergstrecke Ybbstalbahn“. Mit gemütlichen 25 km/h brummt die historische Dampflok (oder Diesellok) durch die wildromantische Landschaft. Als steilste Schmalspurbahn Österreichs verbindet der Ötscherland-Express Kienberg-Gaming, Lunz am See und Göstling an der Ybbs und lädt zur historischen Erlebnisfahrt. Seit der Streckenerweiterung nach Göstling im Jahr 2013 gilt er als die längste Museumsbahn Österreichs. Die nächst Gelegenheit, diese wunderschöne Bahn zu erleben, ist vom 3. bis 5. Juni 2017 (Pfingsten)! Aktuelle Informationen zum Fahrplan, zur Streckenführung etc. www.lokalbahnen.at/bergstrecke

Information und Reservierungen:

Mostviertel Tourismus GmbH, Töpperschloss Neubruck Neubruck 2/10| 3283 Scheibbs | office@mostviertel.at Tel. +43 / (0)7482 / 20444 (Mo - Do 9 - 16.30, Fr 9 - 12.30 Uhr), Fax. +43 / (0)7482 / 20444-87

30

ZEITreisen | Ausgabe 1/2017

Alle Bilder: © ÖGEG

Das Eisenbahnmuseum „Lokpark Ampflwang“ in Oberösterreich bietet auf 25.000m² eine gigantische Fahrzeugsammlung mit über 100 Schienenfahrzeugen, eine Ausstellung zum Thema Eisenbahn und Bergbau, Modellbahnanlagen und vieles mehr. Eine eigene 10,5 km lange Museumsbahn verbindet das Museum mit dem ÖBB-Bahnhof in Timelkam an der Bahnstrecke Linz-Salzburg.


Lokwelt Freilassing Die 2006 eröffnete Lokwelt Freilassing ist mit ihren herausragenden Lokomotiven ein Museum erster Güte im Landkreis Berchtesgadener Land, situiert in direkter Nachbarschaft zur Stadt Salzburg. Mit den Schwerpunkten Technik und Verkehr stellt das Eisenbahnmuseum einen speziellen Bereich in der Museumslandschaft dar, einen Bereich, der Freilassings Stadtgeschichte maßgeblich geprägt hat. Nicht zuletzt die authentische Lage, direkt an der Bahnlinie München – Salzburg, unterstreicht das Flair, das das ehemalige Bahnbetriebswerk dem jetzigen Museum eingehaucht hat. Das Fundament des Museums „Lokwelt Freilassing“ bilden somit der wunderschöne, denkmalgeschützte Rundlokschuppen auf der einen Seite, die wertvollen Lokomotiven des Deutschen Museums Verkehrszentrum – gewissermaßen ein Qualitätssiegel – auf der anderen Seite: Ausstellungsgebäude und Ausstellungsinhalte passen perfekt zusammen. Ein Angebot von qualitativ hoch-

© Daniel Schvarcz

© Lokwelt Freilassing

wertigen Veranstaltungen sorgt regelmäßig dafür, dass es selbst für Kenner der Lokwelt immer wieder einen Anreiz gibt, dem Museum einen Besuch abzustatten. Nach dem Motto „Vergangenheit bewahren und die Gegenwart lebendig gestalten“ ist die Lokwelt Freilassing ein besonderes Denkmal und Wahrzeichen in und für die Stadt der Eisenbahn. BITTE EINSTEIGEN! Schauen Sie doch einfach vorbei und lassen Sie sich begeistern von 150 Jahren Bahntechnik. Sie sind herzlich willkommen!

© Lokwelt Freilassing

Westendstr. 5 | 83395 Freilassing |

www.lokwelt.freilassing.de

„90 Jahre 99 715“ Am Wochenende 18. und 19. März 2017 lädt die Preßnitztalbahn ganz herzlich nach Jöhstadt ein, um den 90. Geburtstag dieser sächsischen Lokomotive würdig zu begehen. Diese Dampflokomotive wurde in der Sächsischen Maschinenfabrik AG in Chemnitz gefertigt und vor nunmehr 90 Jahren nach Meinersdorf im Erzgebirge ausgeliefert. Die Deutsche Reichsbahn Gesellschaft setzte Sie mit der Betriebsnummer 99 715 fast 10 Jahre lang auf dem Schmalspurnetz um Thum mit den Strecken in Richtung Meinersdorf, Schönfeld-Wiesa und Wilischthal ein. 1937 wurde Sie auf die Müglitztalbahn umgesetzt. Ab 1938 tat die Lok hauptsächlich auf der Schmalspurbahn um Wilsdruff ihren Dienst. Hier wurde sie durch die Deutsche Reichsbahn letztmalig im Jahr 1972 eingesetzt. Um sie als wichtigen Zeitzeugen der sächsischen Schmalspurbahngeschichte erhalten zu können, gründeten Eisenbahnfreunde aus dem Raum Dresden und Freital die „GbR 99 715 Wilsdruff“ und erwarben die Lokomotive im Jahr 1991 von der Deutschen Reichsbahn. Seit dem 23.08.2004 hat die 99 715 auf der Preßnitztalbahn in Jöhstadt ihren Heimatbahnhof, wo sich die zugkräftige Dampflokomotive im Personenverkehr und auch zu Fotoveranstaltungen mit Güterzügen großer Beliebtheit erfreut. Am Wochenende 18./19. März 2017 bespannt 99 715 die Dampfzüge durch das Schwarzwasser- und Preßnitztal. Für die Eisenbahnfans ist es sicher ein ganz besonderer Höhepunkt und noch ein Grund mehr, zum 90 Geburtstag dieser Lokomotive einmal wieder zur schönsten Schmalspurbahn nach Sachsen zu kommen und diese einzigartige Maschine vor den historischen Zügen zu erleben. Die Personenzüge verkehren im 2-Stunden-Takt: 10:05, 12:05, 14:05 und 16:05 Uhr ab Jöhstadt und 11, 13, 15 und 17Uhr ab

Ausgabe 1/2017

|

ZEITreisen

Steinbach. Außerdem laden wir auch am Samstag, 18. März 2017 um 17:30 Uhr in das Kulturhaus Steinbach zu Vorträgen zum Thema „Stationierungen der Lok 99 715“ und „VIK bei der Preßnitztalbahn“ ganz herzlich ein. Die Preßnitztalbahner freuen sich auf Ihren Besuch. www.pressnitztalbahn.de

31


Draisinen-Fahren zwischen Leitha und Donau

Draisinen, die wie Fahrräder zu nutzen sind, sind ein Highlight bei Besuchern und Ausflüglern. Denn Sport ist gesund, die Schienen locker zu nehmen und die Aussicht ist genial. Die Bahn spart Nebenstrecken ein und hinterlässt Schienen in der Landschaft. Gerade diese Nebenstrecken liegen oft in schöner Landschaft und durch die Streckenführung, die allzu starke Steigungen für die Bahn vermieden hat, ist auch die Anstrengung für die ‚Radler‘ geringer. Draisinen sind nicht wie von den Western bekannt mit der Hand zu bewegen, sondern mit Pedalen wie beim Fahrrad. Meist sitzen zwei Fahrer in einer Draisine, zwei weitere Sitze gibt es für Mitfahrer. Kinder können ab 12 Jahren auch in die Pedale treten und kleinere werden auf den Sitzen angeschnallt. Die Strecke selbst ist gut abgesichert, Bahnübergänge mit Straßen sind entsprechend beschildert und das Personal weist gut ein. Unfälle gibt es so nur durch Fahrlässigkeit übermütiger Fahrer. Die Geschwindigkeit bergauf ist ähnlich dem Fahrrad, bergab wird ca. 25 km/h erreicht. Generell ist die Anstrengung mit dem Fahrrad vergleichbar, auf gerader Strecke durch die geringe Reibung der Schienen bedingt sogar weniger. Überholen kann man mit Draisinen zwar nicht, aber tauschen ist möglich. Je nach Strecke ist immer eine Richtung der Schienen offen - d.h. Hin- und Rückfahrt wird an Vor- und Nachmittag ermöglicht. Die Angebote zur Buchung im Web (www.carnuntumdraisine.at) sollte man übrigens nutzen, denn erstens sind die Draisinen begehrt und zweitens sollten die Betreiber auch die Möglichkeit zur Planung bekommen, damit Sie Ihre Draisine auch in der richtigen Richtung auf den Schienen vorfinden, wenn Sie ankommen. Ansonsten ist das System ohnehin flexibel. Gefahren wird vom 22.04. - 26.10.2017 an Wochenenden, Feiertagen und Fensterstagen. Für Gruppen ab 20 Personen sind auch Termine während der Woche vereinbar.

32

2017, 130 Jahre oder 87 mal um die Welt … … diese Strecke haben die Schiffe der Achenseeschiffahrt seit der Jungfernfahrt des Dampfers St. Josef am 27. Juni 1887 zurückgelegt und dabei 18 Millionen Fahrgäste befördert, 3.1 Millionen Mal an- bzw. abgelegt, 5 Millionen Mal haben die Matrosen die Taue geworfen, 2.5 Millionen Mal Signal gegeben und mit Sicherheit 1 Milliarde Mal gelächelt… Das Thema Genuss zieht sich wie ein roter Faden durch die Achenseeschiffahrt und so erleben Sie auf unseren modernen Schiffen und durch die bordeigene Gastronomie eine gemütliche Fahrt, mit grandiosem Ausblick auf die herrliche Bergwelt, umrahmt von Rofan- und Karwendelgebirge. Diesen ganz besonderen Ausflug, ob mit oder ohne Mobilitätseinschränkungen auf Tirols größtem See, sollten Sie sich nicht entgehen lassen. Zahlreiche Veranstaltungen unterschiedlichster Art finden über das Jahr auf den verschiedenen Schiffen der Achenseeflotte statt. Am Dienstag, 27. Juni feiert die Achenseeschiffahrt feiert ihren 130. Geburtstag! Tipp: mit dem Kombiticket Rail-Tours haben Sie alles in der Tasche: ÖBB Bahnfahrt 2. Klasse nach Jenbach und zurück, Regionalbus-Transfer ab Busbahnhof Jenbach nach Pertisau Bootshaus und zurück und die Rundfahrt mit der Achensee-Schiffahrt ab/bis Pertisau Bootshaus. www.railtours.at | www.tirol-schiffahrt.at

24. Juni 2017: Sonderfahrt zur Erzbergbahn Auch 2017 ist unser © NBiK/Adrian Geringer Elektrotriebwagen 4042.01 für Sie im Einsatz! Im Jahr 2017 jährt sich die Einführung des Personenverkehrs auf der Erzbergbahn zum 125. Mal. Grund genug, einen Tagesausflug dorthin zu unternehmen. Von Klagenfurt ausgehend reisen Sie entspannt im Komfort der 50er Jahre in unserem Elektrotriebwagen 4042.01 bis nach Leoben. Zwischenhalte werden in St. Veit an der Glan, TreibachAlthofen, Unzmarkt und Knittelfeld eingelegt. In Leoben angekommen müssen wir umsteigen. In Vordernberg Markt erwarten uns bereits die Schienenbusse der Baureihe 5081.5 des Vereins Erzbergbahn. Gemütlich geht es auf der steilsten Normalspurstrecke im EU- Raum in Richtung Erzberg. Ziel der Fahrt ist der gleichnamige Bahnhof. Hier haben Sie die Möglichkeit, bei einer kleinen Führung die Erzverladeanlage, den Bahnhof selbst sowie die ausgestellten Fahrzeuge zu besichtigen. Nach der Rückkunft in Vordernberg Markt haben wir eine längere Pause für einen Besuch im Gasthaus „Schwarzer Adler“ (Konsumation nicht im Fahrpreis inbegriffen) eingeplant, ehe es per Bus wieder nach Leoben geht. In Leoben wartet bereits der Elektrotriebwagen 4042.01, der uns wieder zurück nach Kärnten bringt. www.nostalgiebahn.at/sonderfahrt-4042

ZEITreisen | Ausgabe 1/2017


Mitten in der Geschichte Die Eisenbahn spielte bei der industriellen Entwicklung Europas in den letzen beinahe 200 Jahren eine wesentliche Rolle. Ganz nebenbei gesagt auch in Nordamerika. Ganz wichtig ist daher, die „Zeugen“ der Eisenbahngeschichte zu bewahren, ja sie im Idealfall sogar betriebsfähig zu erhalten. Diese Arbeit liegt sehr oft in Händen von Freiwilligen, die in tausenden Arbeitsstunden und mit erheblichen finanziellem Aufwand alte Lokomotiven, Wagons und Anlagen erhalten. Das Eisenbahnmuseum Strasshof ist so ein Ort. Es wurde im Bereich der früheren Zugförderungsstelle, die bis 1978 in Betrieb war, durch den „1. österreichischen Straßenbahn- und Eisenbahnklub“ (1.öSEK) eingerichtet und 1984 eröffnet. Als Besucher haben sie hier die Möglichkeit auf 85.000m² Freigelände mit historischen Anlagen 8 betriebsfähige Dampfloks und ca. 150 über 100 Jahre alte Schienenfahrzeuge im originalen Ambiente und in historischer Atmosphäre zu erleben. An Dampfbetriebstagen kann man auf den Lokomotiven mitfahren und diese auf der Drehscheibe, beim Kohlenaufzug oder bei den Wasserkränen beobachten. Was gibt es 2017 zu erleben? Hier der Veranstaltungskalender 2017: 4.April: „Andampfen“ 23. April: Oldtimertreffen 21. Mai: Internationaler Museumstag mit Dampfbetrieb 3. Juni: 15 Jahre Modelltrucker 10. Juni: Konzert mit Axel Zwingenberger 3. September: Kinderfest 24. September: Tag des Denkmals 7. Oktober: Lange Nacht der Museen 8. Oktober: Dampflokfest 26. Oktober: Saisonende „Abdampfen“ www.eisenbahnmuseum-heizhaus.com

Mühlviertler Pferde-Eisenbahn – perfekte Zeitreise! Die Fahrt mit der historischen Pferdeeisenbahn in Kerschbaum auf dem 0,5 km langen originalgetreu nachgebauten Trassenstück bei Freistadt im Mühlviertel ist ein absolutes Muss. Eine „Reise“ mit dem originalgetreu nachgebauten Luxuswagen Hannibal, mit dem einst der Kaiser reiste, oder mit dem Gesellschaftswagen Franz Josef, ist ein Erlebnis für die ganze Familie. Der prachtvoll renovierten historischen Scheitelbahnhof beherbergt heute das Pferdeeisenbahn-Museum. Unbedingt probieren sollten Sie den „Gleishupfa“ (ein speziell zubereitetes Getränk mit Haferschnaps, Ribiselsirup und Schlagobershäubchen) oder ein „Kutscher-Küsschen“ (süßes Biedermeier-Schmankerl). Betrieb Mai bis Oktober an Sonntagen von 13 - 16 Uhr, August auch an Werktagen (Mo-Fr) 14 - 16 Uhr. www.pferdeeisenbahn.at

Weinviertelrunde auf Schienen Das Zayataler Schienentaxi ist die jüngste Attraktion am Rande des Naturparks Leiser Berge. Mit der Weinvierteldraisine kommen sie auf Gleis 2 des Bahnhofs an und auf Gleis 1 steht der Zug des Zayataler Schienentaxis. Dies sind alte Motorbahnwagen der ÖBB, die für Streckenwartungsarbeiten genutzt wurden und heute unsere Gäste durch das Obere Zayatal von Asparn an der Zaya nach Mistelbach bringen. Jeden ersten Samstag im Monat kann man im Zuge der Kellergasenfahrt auch eine Gesamtbereisung der Landesbahn erleben. In der Früh fährt man mit dem NostalgieExpress Leiserberge von Wien nach Ernstbrunn, von dort kann man entweder mit der Weinvierteldraisine auf Schienen (bitte unbedingt vorreservieren!) oder mit dem Naturparkbus nach Asparn fahren. Von Asparn nach Mistelbach gehts dann weiter mit dem Zayataler Schienentaxi. www.schienentaxi.at

Eine Runde Weinviertel bitte! Die Saison 2017 startet am Samstag den 6. Mai. Bis Ende Oktober wird wieder an jedem Samstag der NostalgieExpress ab Wien Praterstern über Korneuburg nach Ernstbrunn fahren und Ausflügler in die Leiser Berge bringen. Der Fahrplan bleibt unverändert. Am 7. Mai 2017 findet dann am regiobahnhof Ernstbrunn wiederum die offizielle Saisoneröffnung mit dem bereits „10. Oldtimertreffen auf Schiene & Strasse“ statt. 2017 wird an folgenden Tagen der NostalgieExpress Leiser Berge mit einer Dampflok bespannt: 7. Mai (Oldtimertreffen auf Schiene + Strasse), 16. September und 2. Dezember (NikoloDampfZug zum Schüttkasten-Advent) Tipp: Angekommen in Ernstbrunn, wandern sie die Gleise weiter entlang und gehen sie in gemütlichen 15 Minuten zur Abfahrtstelle der Weinvierteldraisine. Erradeln Sie sich auf 12,5 km von Thomasl nach Asparn an der Zaya die schönsten Aussichten und pure Natur. Die ehemalige „Bergstrecke des Weinviertels“ bringt Sie in Abschnitte, die sie mit keinem Auto ereichen können. Noch ein Tipp: Alle Dieselzüge (nicht aber die Dampfzüge) können mit der NÖ-Card einmalig genutzt werden (Hin-& Rückfahrt). www.weinvierteldraisine.at | www.regiobahn.at

Ausgabe 1/2017

|

ZEITreisen

33


34

Š Brienz-Rothorn-Bahn

In Brienz im Berner Oberland stampft, zischt und schnauft die Brienz Rothorn Bahn seit 125 Jahren aufs Brienzer Rothorn. Auch heute noch ausschlieĂ&#x;lich mit Dampflokomotiven. Die Rundum-Sicht vom 2.350 Meter hohen Gipfel ist dann wirklich beeindruckend. Ein Zeitzeuge von damals konnte bewahrt werden. Und dies nur, weil kein Geld da war.

ZEITreisen | Ausgabe 1/2017


© Brienz-Rothorn-Bahn

Einmal so richtig „Kohle schaufeln“!

Dampfromantik pur! In der Eisenbahnlandschaft Schweiz hat sich vieles geändert. Bei der Brienz Rothorn Bahn ist aber die geliebte Dampfromantik seit 125 Jahren geblieben. Im Jahre 1889 bildeten interessierte Brienzer ein Komitee. Bald ging die Arbeit los. Bis zu 640 Mann stark war der Bautrupp – meist Italiener. Nach nur 16 Monaten Bauzeit konnten 1892 die ersten Touristen vom Ufer des Brienzersees auf das 2.244 m ü. M. liegende Rothorn dampfen. Am 17. Juni 1892 durften die stolzen Pioniere die Eröffnung feiern. Über der Bahn stand aber bereits ein schlechter Stern. In der Umgebung nahm die Schynige Platte den Betrieb auf und ab 1894 konnten die Gäste aus aller Welt aufs Jungfraujoch reisen, was natürlich eine besonders hochkarätige Attraktion darstellte. Als der erste Weltkrieg ausbrach und die Gäste fern blieben, musste die Brienz Rothorn Bahn den Betrieb einstellen. Erst 15 Jahre später war es wieder so weit. Die Dampfbahn schnaufte wieder zum Gipfel. Wegen Geldmangels verzichtete man auf eine Elektrifizierung und blieb bis heute dem Dampfbetrieb treu. Das hat sich aus heutiger Sicht als ein Glücksfall herausgestellt. Denn so konnte man das Dampf-Kulturerbe bewahren. Auf der Strecke der Brienz Rothorn Bahn verkehren Loks aus drei Generationen. Neben ölbefeuerten und Dieselloks kommen hauptsächlich die kohlebefeuerten Lokomotiven zum Einsatz. Mit Aussicht belohnt Einmal oben auf dem Gipfel auf 2.244 Meter Höhe angekommen, werden die Gäste mit einer fantastischen Panaromasicht belohnt. Berggipfel soweit das Auge reicht. Sie sind auch nach 125 Jahren noch da, wie die regelmäßig verkehrende Brienz Rothorn Bahn. Ein Kulturgut ersten Ranges. Lebendig wie einst erinnert das rote Bähnli an die gute alte Zeit. Jubiläumsangebote Für 100 Franken können Gäste aufs Rothorn fahren, den Sonnenuntergang mit einem Cüpli erleben, übernachten und ein herrliches Frühstück genießen. (Montag bis Donnerstag). Im Mai werden die Türen zum Depot geöffnet und gratis Fahrten auf die Planalp offeriert. Vom 19. bis 30. Juni geht’s für nur gerade 50 Franken (mit Halbtax 40 Fr.) aufs Rothorn und retour. Inbegriffen im Jubiläumspreis ist ein Glas Weisswein. Im Weiteren lanciert die Schweizer Post zu Ehren der Brienz Rothorn Bahn eine Sondermarke. Im Herbst dann wird eine historische Zugskomposition der Brienz Rothorn Bahn vier Wochen lang für ein Dampfspektakel am 1.085 Meter hohen Snowdon Mountain in Wales (GB) sorgen. www.brienz-rothorn-bahn.ch

Ausgabe 1/2017

|

ZEITreisen

Haben Sie nicht auch schon davon geträumt, eine echte Dampflokomotive zu fahren? Einmal die DampfAtmosphäre mit allen Sinnen zu genießen? Einmal den speziellen Duft, den schnaubenden Sound und die beträchtliche Hitze der alten Dampftechnik am eigenen Leib spüren? Die Heizerkurse der Brienz Rothorn Bahn erfüllen solche „Bubenträume“ (auch für Mädchen). In den Heizerkursen lernen Dampffans das nötige Know-how, um die historischen Maschinen in Bewegung zu setzen. Begleitet durch erfahrene Lokführer und kompetente Heizer legen die Kursteilnehmer selber Hand an. Angefangen bei der Vorbereitung der Dampflok bis zum gekonnten „Kohle schaufeln“ im Führerstand – natürlich angetan mit der original Heizermütze. 40 Schaufeln bis zum Gipfel Vor allem auf der Fahrt hinauf zum Rothorn-Gipfel braucht die Lok Energie und damit Kohle. 200 bis 250 kg oder 40 Schaufeln seien es sicher, hält Lokführer Amacher in einem Theorieblock fest. Dazu kämen 1.500 bis 1.800 Liter Wasser – abwärts, fährt er fort, genügten ein paar wenige Schaufeln, um das Feuer am Brennen zu halten. Und nach dieser Einweisung dürfen die HeizerNeulinge gleich Hand anlegen. „60% des Heizerjobs besteht aber nicht daraus, Kohlen zu schaufeln, sondern aus Wischen und Polieren. Die sauberen Putzlappen, die die Lok auf Hochglanz bringen sollen, liegen schon bereit. 25 Stellen müssen wir ölen und schmieren“, verrät der Kursleiter. Die mehrstufige Kursauswahl reicht vom Schnupperkurs (1 Tag) über die Anfänger- und Fortgeschrittenenkurse (je 4 Tage) bis zum Wiederholungskurs (3 Tage) – für all jene, die den Dampfvirus schon eingefangen haben.

35


Swiss RailPark St. Gotthard Das Depot Erstfeld ist das nördliche Herz der alten Gotthardlinie. Vom Depot aus starteten die Maschinen, hier war das Personal für Instandhaltung und Fahrdienst stationiert. Das Depot bildet die Kulisse für interessante Exkurse in die Kulturgeschichte der Gotthardregion. Die Entwicklung der Orte entlang der Strecke, das Reduit, die Geschichte des Reisens oder die Herausforderungen des Tunnelbaus sind nur einige Aspekte aus einer breiten Themenpalette. Kombinieren Sie Ihren Aufenthalt im Depot mit der Besichtigung des modernen Einsatz- und Interventionszentrums (EIZ) oder mit dem Besuch des Tunnelfensters im Basistunnel. Auch Kombinationen mit dem Fahrtenangebot oder Führungen der Ferienregion Uri sind möglich. Eine SBB Historic Eventfahrt vom Depot Erstfeld mit historischem Rollmaterial ist mehr als eine Reise im Nostalgiezug. Hier wird das Erlebnis der historischen Lokomotiven und Wagen mit speziellen Angeboten verbunden. So zum Beispiel bei Jubiläums-Fahrten, etwa zum Jubiläum der schweren Schnellzuglokomotive C 5/6 2978 „Elefant“ am Samstag, dem 21. Oktober 2017. Dabei bietet sich das aussergewöhnliche Erlebnis einer Doppeltraktion mit der Schwesterlokomotive C 5/6 2969. Von Erstfeld nach Biasca in epochengerechter Ausstattung und stilechter Bel-Epoque-Atmosphäre! www.sbbhistoric.ch © 2015 - Cornelius Fischer

Eine Reise zurück in die Zukunft Der Gotthard kombiniert Hightech mit klassischem Alpenzugfahren. Schon zweimal wurde am Gotthard der längste Eisenbahntunnel der Welt eröffnet. 1882 war der Gotthard-Scheiteltunnel mit seinen 15 km Länge ein bautechnisches Meisterwerk. Ende 2016 öffnete der Gotthard-Basistunnel mit 57 km die Tore. Was liegt näher, als am Gotthard fortan Alt und Neu zu kombinieren. Ein Weg führt über die historische Gotthard-Panoramastrecke, der andere dann durch den topmodernen Tunnel unter dem Alpenbogen hindurch. So variantenreich hat sich eine Reise von Nord nach Süd und vice versa noch nie präsentiert. Gotthard Panorama Express - Willkommen in der Urschweiz Ab Lugano und Bellinzona geht es aus dem mediterranen Süden durch das Herz der Schweiz und durch den Gotthard-Tunnel von 1882 über die Schweizer Alpen in Richtung Norden. Unterwegs ist die Kirche von Wassen gleich dreimal zu sehen; sie hat dank der kühnen Bahnanlage mit ihren vielen Kehrtunnels Weltruhm erlangt. Mit einem Dampfschiff reisen Passagiere ab Flüelen nathlos über den Vierwaldstättersee. Geschichtsträchtige Orte wie die Rütliwiese, der Schillerstein und die Tellkapelle begrüssen die Gäste mit Urschweizer Charme. Abends trifft man im Hafen von Luzern ein – unmittelbar neben der berühmten Kapellbrücke. Die Strecke kann problemlos auch in umgekehrter Richtung befahren werden. Auf dieser historischen Zeitreise sind nebst Sehenswürdigkeiten spezielle Inszenierungen zur Geschichte und dem Mythos Gotthard erlebbar. Für Verpflegung unterwegs ist auch gesorgt: warme Mahlzeiten auf dem Schiff sowie Snacks und Getränke auf dem Zug sind erhältlich. Giruno: Der künftige Gotthard-Zug der SBB Hersteller Stadler nennt ihn „E 250“ (als Synonym für seine Höchstgeschwindigkeit), die SBB hat ihm den Namen „Giruno“ gegeben. Eine aus der rätoromanischen Sprache abgeleitete Bezeichnung für Mäusebussard. Bis zum ersten Einsatz Ende 2019 dauert es aber noch ein bisschen: Ab dann verkehren die Giruno zwischen Basel/Zürich und Mailand, später kommen sie dann auch zwischen Frankfurt und Mailand zum Einsatz. Dank dem neuen Gotthardtunnel wird für diese Strecken in Zukunft rund 60 Minuten weniger Fahrzeit benötigt als mit den heute verkehrenden Zügen.

36

ZEITreisen | Ausgabe 1/2017


© SBB Historic

© www.corneliusfischer.ch

Revision bei STADLER

60 Jahre TEE Für viele Bahnkenner ist es der Traumzug schlechthin, und wer ihn sieht, gerät ins Schwärmen. Der eleganteTrans-Europ-Express – kurz TEE - stand ab den frühen 1960er Jahren im internationalen Einsatz und verkörperte Reiselust und Luxus wie kaum je ein anderes Verkehrsmittel. Mit der Inbetriebnahme des legendären „Trans Europ Express“ anfangs der Sechzigerjahre beginnt in Westeuropa eine neue Ära im internationalen Bahnverkehr. Die Schaffung des Luxuszuges verkörpert bahntechnische Evolution gepaart mit höchstem Reisekomfort und modernstem Design. Die insgesamt 210 Sitzplätze der 1. Klasse – eine andere gab es nicht in diesem Zug – sind äusserst großzügig bemessen und bequem. Der Speisewagen ist bestens ausgerüstet für die anspruchsvolle Kundschaft, und auch die stilvolle Bar oder der mit einem Piano versehene Wagen vermögen höchsten Erwartungen zu genügen. Früher wie auch heute spricht der TEE Technikbegeisterte ebenso an wie Lebenskünstler, Reiselustige ebenso wie Nostalgiker, erlebnishungrige Junge ebenso wie bestandene ältere Semester, die in Erinnerung schwelgen. Der RAe TEE war nicht nur der wohl komfortabelste Zug der SBB – so verfügte er als einziger über eine getrennte Damentoilette mit Schminkecke – sondern er konnte auch als europaweit erster Zug freizügig unter allen vier Stromsystemen Europas verkehren. Er stellte damit auch einen Höhepunkt schweizerischer Maschinenbaukunst dar und verkehrte ohne langen Halt an der Grenze beispielsweise nach Mailand, Paris, Brüssel oder Amsterdam. Nach fast 30 Jahren Einsatz in verschiedenen TEE-Zügen – am Bekanntesten war der Zug als TEE Gottardo Zürich-Mailand und TEE Cisalpin Mailand-Paris – wurden die Elitezüge TEE durch zweiklassige EuroCity-Züge abgelöst. So erlebten auch die RAe TEE eine Umbauphase. Sie erhielten eine zweite Klasse und wurden in eleganten grauen Farbtönen umgespritzt. Als „graue Maus“ standen die Züge noch mehrere Jahre im Einsatz, zuletzt als Zubringerzüge zum TGV von Bern nach Frasne. Der besterhaltene Zug „RAe TEE II 1053“ konnte vor dem Schneidbrenner gerettet werden und steht nun als Flaggschiff von SBB Historic und echter Luxuszug im ehemaligen rot-crèmen Farbkleid von damals wieder für Gesellschaftsfahrten zur Verfügung. Zu Beginn der Marillen-Blüte im April, genauer gesagt am Samstag, dem 22. April 2017, haben Sie die Möglichkeit, mit dem TEE eine unvergessliche Rundreise zu erleben. Geniessen Sie ab Olten im Piano- oder Speisewagen einen Brunch, oder entspannen Sie sich auf einem 1.-Klasse-Sitzplatz, während die atemberaubende Landschaft vorbeizieht. Nach Ihrer Ankunft in Domodossola erwartet Sie der wunderschöne Wochenmarkt mit anschliessender Stadtführung. Buchung unter: sbb.ch/historischefahrten

Ausgabe 1/2017

|

ZEITreisen

Stadler Rail hat am legendären TEE Triebzug RAe II 1053 im Auftrag von SBB Historic wichtige InstandsetzungsArbeiten durchgeführt. Dabei wurden der elektrische Schleuder- und Gleitschutz ersetzt und die Mehrsystemfähigkeit des Antriebs wieder hergestellt. Damit kann der Zug wieder in allen vier Stromsystemen der großen europäischen Bahnen verkehren. Um die Züge wieder für alle vier Stromsysteme einsatzfähig zu machen, war ein Ersatz des elektrischen Schleuder- und Gleitschutzes erforderlich. SBB Historic hat im vergangenen Jahr den Auftrag für diese Arbeiten an Stadler Rail erteilt. Für die entsprechenden Engineeringarbeiten verfügt das Unternehmen, welches unter anderem auch auf Mehrsystemzüge spezialisiert ist, über das entsprechende Know-how. Die Montagearbeiten hat Stadler im Depot von SBB Historic in Olten ausgeführt. Danach fuhr der Zug mit eigener Kraft nach Bussnang. Hier verfügt Stadler über ein Testgleis mit Fahrleitung, in welche alle vier Stromsysteme eingespeist werden können. Die Arbeiten am TEE stellen einen weiteren Meilenstein im Geschäftsfeld Service dar, in welchem Stadler neben der Schweiz auch in Deutschland, Ungarn, Algerien, Österreich, Italien, Polen, Norwegen, Schweden und den Niederlanden tätig ist.

SBB Historic arbeitet seit 2001 im Auftrag der SBB und ist verantwortlich für das historische Erbe der Schweizer Bahn. Zweck der Stiftung ist das Sammeln, Erhalten, Konservieren, Dokumentieren und Archivieren von Zeitzeugen der Schweizer Bahngeschichte. SBB Historic umfasst die drei Bereiche Archive, Sammlungen/Bibliothek und Rollmaterial. Eine wesentliche Aufgabe der Stiftung ist es, die wertvollen Zeugnisse der Schweizer Bahn-, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte der Bevölkerung und der Wissenschaft zugänglich zu machen.

37


Seit 1889 faszinierend anders unterwegs Offene Aussichtswagen Himmlisch schön ist die Reise ja in allen Wagen der Rhätischen Bahn. Die offenen Aussichtswagen machen jedoch doppelt Spaß: Fahrtwind, Frischluft und himmlisches Vergnügen sind in der Cabriofahrt über Viadukte und durch Tunnels inklusive. Scheiben haben die Open-Air-Waggons keine. Eine Heizung ebenfalls nicht. Dafür fühlt man sich in den offenen Aussichtswagen der Bündner Landschaft nah wie sonst in keinem Zug. Zwölf Wagen mit je 36 Sitzplätzen sowie ein Wagen mit 64 Sitzplätzen stehen auf der Berninalinie im Einsatz. Im Juli und August verkehren die Aussichtswagen fahrplanmäßig zwischen St. Moritz und Poschiavo. Immer sonntags vom 04. Juni bis zum 03. September reisen Sie in den nostalgischen Holz- und den offenen Aussichts- und Holzklassewagen von Landquart nach Samedan mitten durch das Bahnparadies im UNESCO Welterbe RhB. Die Kult-Lokomotive Krokodil zieht Familien und Bahnfans ins Albulatal. www.rhb.ch/offene-aussichtswagen

38

Seit 1889 gehört die Rhätische Bahn zu Graubünden. Die weltbekannte Bahn ist aus einer der schönsten Landschaften der Schweiz nicht mehr wegzudenken. Harmonisch in die wilde Natur eingebettet, tragen die Bahnlinien und Kunstbauten zum Charme Graubündens bei. Über die Jahre entwickelte sich die Rhätische Bahn stetig weiter, blieb ihrer Spur aber in einem treu: Sie verbindet die schönsten Orte in der Bergwelt mit faszinierenden Bahnlinien. Und noch etwas hat sie fast allen anderen Bahnen voraus: die stetige Entwicklung von neuen Angeboten, die das Reisen mit der „kleinen Roten“ zu einem wahren Genuß werden lässt. Im Speisewagen Gourmino verwöhnen Sie Ihre Sinne: Während draußen eindrückliche Landschaften vorbeziehen, servieren Ihnen die Köche frisch zubereitete Gerichte. Der Gourmino fährt auf der spektakulären Albulalinie zwischen Chur und St. Moritz. 2008 nahm übrigens die UNESCO die Albulaund Berninalinie als erst 3. Bahnlinie weltweit ins UNESCO Welterbe auf. Oder Sie starten entspannt in den Sonntag und lassen Sie sich bei einer Sonntagsbrunch-Fahrt verwöhnen! Auf der Fahrt durch die eindrückliche Ruinaulta erwarten Sie zahlreiche Köstlichkeiten, die zu einem ausgedehnten „Zmorga“ dazu gehören. www.rhb.ch/kulinarik Da schlägt das Bahnfan-Herz höher In Landquart heisst es: „Einsteigen bitte!“. Dann geht die Fahrt in den luxuriösen Salonwagen aus den 30er-Jahren los: durch das Prättigau nach Davos – der höchstgelegenen Stadt Europas – entlang der wildromantischen Zügenschlucht, über den berühmten Wiesnerviadukt und durchs UNESCO Welterbe RhB. Im Rhätia Pullman Express kommen Sie auf der Fahrt von Landquart über Davos nach St. Moritz – oder umgekehrt – in den Genuss der liebevoll restaurierten Alpine Classic Pullmanwagen. Bequeme Fauteuils, kleine Fenstertischchen und kostbares Teakholz machen diesen Zug zu einem Gesamtkunstwerk – und einem Muss für Nostalgieliebhaber. Die Zugabe: eine historische Krokodillok zieht die komfortable Zugkomposition vom 6.–8. und 13.–15. Juli oder vom 31. Juli–2. August 2017. www.rhb.ch/rhaetiapullman

ZEITreisen | Ausgabe 1/2017


© Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees

180 Jahre Dampfschifffahrt – und eine Premiere

© Swisstravelsytem

Die Eröffnung des Gotthard-Passes um 1230 brachte der Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee den eigentlichen Aufschwung. Dieser Pass war die kürzeste Verbindung über die Alpen vom Norden in den Süden. Als im Jahre 1830 die Gotthardstraße gebaut wurde, erhielt der Transitverkehr mächtigen Auftrieb. Die Reisenden konnten nun von Flüelen, dem Endpunkt der Schiffsreise, bis an die italienische Grenze die Postkutsche benutzen. Das Zeitalter des Tourismus hatte begonnen! Im Dezember 1835 überraschte der Kaufmann Casimir Friedrich Knörr die Luzerner mit der Mitteilung, er beabsichtige eine Dampfschiffgesellschaft zu gründen. Der stolze Dampfer „Stadt Luzern“ machte am 24. September 1837 seine Jungfernfahrt. Unter dem Druck der Schiffsleute-Zünfte verbot aber die Regierung des Kantons Uri die Landung des Dampfschiffes: Die Schiffsleute bangten um ihre Existenz. Die Dampfschifffahrt war aber nicht aufzuhalten, bis zum heutigen Tage. Und obwohl sie nur mehr eine reine touristische Aufgabe hat, wird die Flotte von 5 Dampf- und 13 Motorschiffen liebevoll gepflegt und ständig erweitert. Auf dem Vierwaldstättersee sind Raddampfer noch erlebbar! Die Flotte der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees betreibt fünf nostalgische Raddampfer, von denen jeder seine einzigartige Eigenschaft hat. Die Raddampferflotte referenziert den ältesten (DS „Uri“), den jüngsten (DS „Stadt Luzern“), den schnellsten (DS „Gallia“) und den unter Schiffskennern wohl formschönsten Raddampfer (DS „Schiller“) auf einem Schweizer See. Der fünfte Raddampfer, DS „Unterwalden“, zweifellos auch ein Juwel, durfte seine Maschine vor dem Einbau an der Weltausstellung von 1899 in Paris vorstellen. Eine solche Kombination von nostalgischen Schiffseinheiten in ein und derselben Flotte ist so einmalig wie die Tatsache, dass vier der fünf Dampfschiffe in einer Schweizer Werft erbaut wurden. MS 2017 – Mehr als ein Schiff Anfang Mai 2017 wird das neue Schiff der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV) AG den Betrieb aufnehmen. Das große Motorschiff mit dem Projektnamen „MS 2017“ wird anlässlich der Jungfernfahrt vom 4. Mai 2017 getauft und ist im Moment noch „namenlos“. Das nautische Großprojekt setzt unserer Ansicht nach hinsichtlich Qualität und Innovation einen Meilenstein in der Schweizer Schifffahrt. Das Eventschiff ist mit seiner Größe, seiner stilvollen Einrichtung und den vielen Besonderheiten eine Attraktion für sich und daher perfekt für exklusive Veranstaltungen. Auf fünf Decks warten zukünftig zahlreiche Überraschungen auf die Fahrgäste: Sei es die verschließbare Innengalerie der beiden Salons, welche mit einer Glaskuppel überdacht ist, der Nautilus-Raum im Rumpf mit Unterwassersicht, die Wasserterraße mit einem Seewasser-Fußbad oder die KompassLounge auf dem Sonnendeck. Das „MS 2017“ wird auch das erste klimaneutrale Kursschiff der Schweiz sein. Die SGV ist dazu eine Partnerschaft mit der gemeinnützigen Klimaschutzorganisation myclimate eingegangen, einem weltweit führenden Anbieter von Kompensationsmassnahmen. Die SGV leistet entsprechende CO2 Ausgleichszahlungen und unterstützt auf diese Weise sinnvolle Klimaschutzmassnahmen. www.lakelucerne.ch | www.dampfschiff.ch

Ausgabe 1/2017

|

ZEITreisen

Die Schweiz mit dem Swiss Travel System erkunden Mit dem Swiss Travel System können Sie bequem die Schweiz mit dem Zug bereisen. Die Tickets sind so individuell wie Ihre Reise- und Ausflugsziele. Treffen Sie Ihre Routenwahl auf einem Netz von rund 26.000 Bahn-, Autobus- und Schiffskilometern im gesamten Land. Mit dem Swiss Travel Pass haben Sie an 3, 4, 8 oder 15 aufeinander folgenden Tagen freie Fahrt auf dem Streckennetz. Neben den Panoramastrecken sind auch Straßenbahnen und Busse in 75 Städten sowie 50 % Ermäßigung auf Fahrten mit den meisten Bergbahnen inbegriffen. Zusätzlich haben Sie kostenlosten Eintritt in mehr als 475 Museen.

www.swisstravelsystem.com

Schweiz Tourismus Tel. 00800 / 100 200 30 (kostenfrei) info@myswitzerland.com www.MySwitzerland.com

39


© Verkehrsverbund Oberelbe GmbH / Martin Schmidt

© Sächsische Dampfschifffahrt

Dresden in Fahrt 1898 bis 1901 wurde in Dresden die erste Bergschwebebahn der Welt für den Personentransport errichtet. Sechs Jahre nach Inbetriebnahme der benachbarten Standseilbahn nahm die Dresdner Schwebebahn den Betrieb auf und verbindet seitdem den Stadtteil Loschwitz mit den Höhenlagen von Oberloschwitz. Die Schwebebahn selbst ist ein beispielhaftes Werk deutscher Konstruktionskunst. Seit 1975 steht die Schwebebahn unter Denkmalschutz. Nach umfänglichen Rekonstruktionen in den Jahren 2001 bis 2002 wurde die Bergstation der Schwebebahn mit einem modernen Panoramaaufzug ausgestattet, der den Besuchern Zutritt zum Turm des Maschinenhauses und damit einer eindrucksvollen Aussichtsplattform ermöglicht. Die „Schöne Aussicht“ über das gesamte Dresdner Elbtal gab dieser Gegend im Volksmund ihren Namen. Die technische Anlage der Schwebebahn basiert auf dem Einschienenhängebahn-Prinzip des Kölner Ingenieurs Eugen Langen. Dabei wird der Fahrbahnträger, auf dem die Schiene befestigt ist, von 32 Pendel- und einer Feststütze getragen. Beide Wagen besitzen Räder mit Doppelspurkränzen zur Führung auf der Schiene. Die Wagenkästen selbst hängen unter der Fahrschiene. Bewegt werden die Wagen durch ein Zugseil. Die zugehörige Fördermaschine steht in der Bergstation. Zunächst von einer Verbunddampfmaschine angetrieben, kommt seit 1909 ein Gleichstrommotor zum Einsatz. Seit 1895 führt die Dresdner Standseilbahn vom Ortsteil Loschwitz in den höher gelegenen Ortsteil Weißer Hirsch. Anfangs sollte mit dieser Strecke lediglich eine Verbindung zwischen dem Stadtzentrum und dem neu gegründeten Villenviertel Weißer Hirsch geschaffen werden. Dieser Stadtteil war nach dem Bau eines Sanatoriums zum bekannten Kurort avanciert. Heute hat sich die Standseilbahn zu einer bedeutenden touristischen Attraktion in Dresden etabliert. Schon die Bahn selbst, die seit 1984 unter Denkmalschutz steht, ist einen Blick wert. Die landschaftlich reizvolle Umgebung macht die Fahrt mit der Standseilbahn zu einem besonderen Erlebnis. Während der Auffahrt schlängelt sich die Bahn durch eine malerische Natur, zwei kurze Tunnelstrecken und über ein 102 Meter langes Brückenviadukt. Zwei Wagen, durch ein Zugseil miteinander verbunden und von der stationären Fördermaschine angetrieben, verkehren auf der landschaftlich reizvollen Strecke. Anders als bei der Dresdner Schwebebahn mit Bedienständen in beiden Stationen, erfolgt die Steuerung der Standseilbahn ausschließlich von der Bergstation aus. Noch etwas Wissenswertes: 1838/39 wurde zwischen dem damaligen Leipziger Bahnhof in Dresden-Neustadt und der Stadt Leipzig die erste Ferneisenbahnverbindung Deutschlands eröffnet. Für die Eröffnungsfahrt am 8. April 1839 wurde gegen den Widerstand der englischen Konkurrenz die erste deutsche Lokomotive „Saxonia“ des Dresdner Architekten und Technikers Johann Andreas Schubert eingesetzt.

40

Auch auf dem Wasser bricht Dresden alle Rekorde: Dresden ist Heimat für die älteste Raddampferflotte der Welt. Die Geschichte der Sächsischen Dampfschifffahrtsgesellschaft geht auf das Jahr 1836 zurück. Heute fahren sowohl historische Raddampfer als auch moderne Motorschiffe von Dresden aus durch das Elbtal. www.saechsische-dampfschiffahrt.de Straßenbahnmuseum In dem heutigen historischen Depot auf dem Betriebshof Trachenberge waren zu Beginn des letzten Jahrhunderts die Pferde der Pferdestraßenbahn untergebracht. Jetzt erstrahlen die Hallen in neuem Glanz. Säulen, Stahlträger und Fachwerkelemente versprühen den Charme historischer Industriearchitektur. Neben den schmucken Fahrzeugen als Hauptattraktion macht eine Vielzahl an Exponaten den Arbeitsalltag in einem Verkehrsunternehmen in verschiedenen Zeitepochen lebendig. Der Verein Straßenbahnmuseum Dresden e.V. lädt einmal im Monat zu öffentlichen Führungen und einmal im Quartal zu Museumsöffnungstagen mit Programm und Rundfahrten historischer Straßenbahnen ein. Verkehrsmuseum Dresden Heisser Tipp: Vom 7. bis 9. April 2017 die Veranstaltung „Offenes Depot zum 9. Dresdner Dampfloktreffen“ unter dem Motto „Personenverkehr im Wandel der Zeit“ besuchen. Etliche Dampflokomotiven hautnah erleben, sich bei Führerstandsmitfahrten den Dampf um die Nase wehen lassen, Eisenbahngeschichte erfahren: Zum deutschlandweit größten Dampflokfest rollt das Verkehrsmuseum seine Diesel- und Dampflokomotiven aus dem Depot ins Freie. Erstmals nach sechs Jahren sind sie nicht nur auf dem Schiebebühnenund Drehscheibenfeld, sondern auch wieder im Lokschuppen zu besichtigen. www.verkehrsmuseum-dresden.de

ZEITreisen | Ausgabe 1/2017


© IG Bw Dresden-Altstadt/ Dr.Christof Schröfl

Dampfbahn-Land Sachsen

Dresdner Dampfloktreffen Das 9. Dresdner Dampfloktreffen vom 07. bis 09. April 2017 steht unter dem Motto „Personenverkehr im Wandel der Zeit“. Zahlreiche Sonderzüge aus ganz Deutschland und wohl auch wieder aus dem benachbarten Ausland werden im Rahmen von Mehrtagestouren dieses Festival zum Ziel haben. Deren Lokomotiven beleben das traditionsreiche Dampflok-Betriebswerk Dresden-Altstadt und können hautnah erlebt werden. Ausgehend von Dresden werden im Rahmen von halb- bzw. ganztägigen Ausflugsfahrten einige dieser Lokomotiven vor öffentlichen Sonderzügen zu erleben sein. Alle Interessierten können auf Tuchfühlung mit den betriebsfähigen Dampfern gehen und hautnah miterleben, was es bedeutet, Eisenbahnbetrieb mit diesen alt-ehrwürdigen Dampfmaschinen abzuwickeln: Laufend werden die Personale „(einstmals) übliche Arbeiten“ zu verrichten haben – wie z. B. die Lokomotiven auf der Drehscheibe in die richtige Richtung zu drehen oder auf die Funktionsgleise des Bahnbetriebswerks zu verteilen, Wasserfassen, Ausschlacken, Kohlenehmen, Ölen der zahlreichen Stangen- und Achslager, und nicht zu vergessen, möglicherweise anstehende kleinere Reparaturen auch gleich auszuführen… damit ihre Prunkstücke für die nächsten Einsätze gut gerüstet sind: zur Bespannung eines Ausflugssonderzuges, für Führerstandsmitfahrten, oder „einfach nur“ zum Schaudrehen auf der Drehscheibe oder zum Bestauntwerden im Lokschuppen. Am Freitagabend und am Samstagabend werden Abend- bzw. Nachtfotoparaden auf der Drehscheibe beim „Haus 1“ an der Nossener Brücke durchgeführt, bei denen sich einzelne Dampflokomotiven auf der Drehscheibe in professioneller Beleuchtung präsentieren. Sowohl für Fotografen (zur Langzeitbelichtung und mit Stativ) als auch für Videofilmer (die „Action!“ erleben wollen) werden hinreichend viele Motive zu erleben sein. Diese Veranstaltungen erheben einen fotografisch hohen Qualitätsanspruch und daher ist die Teilnehmerzahl jeweils eng begrenzt. Parallel zur Fotoparade am Samstag präsentiert die S-Bahn Dresden im „Haus 4“ (Depot Verkehrsmuseum Dresden) das Konzert „Dampf & Dixie“, ganz im Zeichen der in Dresden so beliebten Dixieland-Livemusik. Für Sonntagabend ist erstmalig keine einschlägig fokussierte Veranstaltung geplant, sondern die erforderliche Betriebsabwicklung wird in stimmungsvoller Beleuchtung durchgeführt. In diesem Jahr liegt der Fokus beim Miterleben des Betriebs-Alltags in früheren Zeiten. Dampfloks kommen vom Sonderzugdienst zurück ins Bw. Dampfloks werden mit Wasser und Kohle versorgt und entschlackt. Andere werden für das Ausrücken und die Heimfahrt vorbereitet. Diese Abläufe widersprechen langen Standzeiten auf der Drehscheibe, sodass an diesem Abend Videofilmer voll auf ihre Kosten kommen werden. Auch hierfür werden Eintrittskarten in begrenzter Auflagenhöhe angeboten. Veranstaltungsort Bahnbetriebswerk Dresden-Altstadt, Zwickauer Straße 86, 01187 Dresden www.igbwdresdenaltstadt.de

Ausgabe 1/2017

|

ZEITreisen

Die DAMPFBAHN-ROUTE Sachsen ist das „Kursbuch“ durch das Dampfbahn-Land Sachsen, von Leipzig nach Zittau, vom Fichtelberg zum Lößnitzgrund oder von Schloss Wermsdorf zur Festung Königstein. Dabei bietet die auf dem Straßenweg erfahrbare Route viele verschiedene Möglichkeiten und Kombinationen, um Sachsens Bahnerlebnisse zu entdecken und links und rechts des Weges sächsische Gastlichkeit zu genießen. Nur in Sachsen können sie täglich und zu jeder Jahreszeit mit schmalspurigen Dampfzügen durch verschiedene Ecken eines bezaubernden Bundeslandes reisen. Dabei erleben Sie rund um die Dampfbahnen Höhepunkte aus Kunst und Kultur, weltberühmtes Traditionshandwerk, hochwertige Wellnessangebote oder unverwechselbare Naturschönheiten mit vielfältigen Möglichkeiten für Aktivurlaub. Keine andere Region in Deutschland, und auch darüber hinaus, verfügt über ein so lebendiges Kulturerbe mit fünf täglich betriebenen Schmalspurbahnen, weiteren touristischen Bahnen, zahlreichen Museen, Denkmäler und lebendig erhaltenen Sachzeugen der Eisenbahnbahngeschichte. Die DAMPFBAHN-ROUTE Sachsen ist als Ferienstraße durch den Freistaat für alle erlebnishungrigen Gäste nicht nur ein Kursbuch in dem Eisenbahnen zu finden sind. Auch Übernachtungsmöglichkeiten mit Ambiente, genussvolle Gastronomie und Erlebnisse für die ganze Familie werden Ihnen präsentiert. Von der Muskauer Heide bis zum Wintersportgebiet am Fichtelberg, vom Barockschloss Moritzburg unweit der Landeshauptstadt Dresden bis hin zum Naturpark Zittauer Gebirge verbindet die DAMPFBAHN-ROUTE Sachsen einzigartige Ferienregionen. Seit 2010 arbeiten die inzwischen mehr als 150 Partner unter dem Dach der DAMPFBAHN-ROUTE Sachsen zusammen. www.dampfbahn-route.de

41


Dampf macht süchtig Der Stolz der Stadt Wolsztyn ist das Bahnbetriebswerk. Es war bis März 2014 das letzte europaweit, in dem noch normalspurige Dampflokomotiven im Plandienst eingesetzt wurden. Einmal im Jahr zieht die Kleinstadt aber als Dampflok-Eldorado die Blicke mehrerer zehntausend Eisenbahn-Romantiker aus dem In- und Ausland auf sich. 2017 wird dieses Großereignis am 29. und 30. April über die Bühne gehen. Und die gute Nachricht ist, dass die täglichen Dampffahrten ab Anfang März 2017 nach Wolsztyn zurückkehren sollen. Das Problem dabei: mittlerweile gibt es zu wenige Heizer und Lokomotivführer....

42

ZEITreisen | Ausgabe 1/2017


Wolsztyn. Wo die Dampflegenden leben. Wolsztyn, zu deutsch Wollstein, hat etwa 13.500 Einwohner und ist die Kreisstadt des Powiat Wolszty´nski in der Woiwodschaft Großpolen, ca. 72 km südwestlich von Poznan. Von 1872 bis 1880 lebte und arbeitete hier der weltbekannte deutsche Nobelpreisträger (1905) Dr. Robert Koch. Am 30. April 1876 entdeckte er hier in Wolsztyn die Milzbrandsporen. 1880 wurde ihm die Leitung des Gesundheitsamtes in Berlin übertragen, wo er sich vor allem der Erforschung der Tuberkulose zuwandte. Heute befindet sich in seinem ehemaligen Haus das Robert-Koch-Museum. Am Wolsztyner See befindet sich im weiteren noch ein kleines aber sehenswertes Freichlichtmuseum mit einer grossen Windmühle. Der Stolz der Stadt ist aber das Bahnbetriebswerk mit etwa 30 Dampflokomotiven aus 15 verschiedenen Baureihen. Es war bis März 2014 das letzte europaweit, in dem noch normalspurige Dampflokomotiven im Plandienst eingesetzt wurden. Der Standort ist kein Zufall, kreuzen sich hier doch 5 Bahnstrecken, die nach Poznan, Leszno, Zbaszynek, Sulechow und nach Nowa Sol führen. Die Strecken nach Nowa Sol und Sulechow sind leider für den Personenverkehr seit Anfang der 90er Jahre stillgelegt. Das Bahnbetriebswerk Wolsztyn wurde 1886 am Eisenbahnknoten

Ausgabe 1/2017

|

ZEITreisen

in Wollstein von den Preußischen Staatseisenbahnen errichtet. Die heutigen Gebäude wurden 1907 erbaut, 1908 wurde der Ringlokschuppen von vier auf acht Stellplätze erweitert. Ein Teil des Verwaltungsgebäudes ist als Museum eingerichtet. Im Freigelände und im ehemaligen Güterbahnhof werden verschiedene Eisenbahnfahrzeuge, Dampfkräne und verschiedene Dampflokomotiven ausgestellt. Hier kann man noch gleichzeitig Maschinen, Werkstätten, Gerätschaften sowie die gesamte technische Infrastruktur besichtigen, die zur Aufrechterhaltung des Betriebes und zur Reparatur von Dampflokomotiven notwendig waren. Vor dem Schuppen befindet sich eine Drehscheibe von 1908. Gehen Sie mal in die Kabine hinein und schauen Sie sich das Datenschild auf dem Antrieb an! Ja, der Antrieb wurde 1908 in Görlitz gebaut und ist bis heute immer noch betriebsfähig. Die besten Zeiten für das Bahnbetriebswerk waren die 70er und 80er Jahre. Jeden Tag waren damals über über 30 Dampflokomotiven im Einsatz. Beschäftigt wurden etwa 300 Personen! Aber obwohl es – zumindest derzeit – keine planmäßigen Dampfzüge gibt, ist Wolsztyn das Mekka der Dampfsüchtigen aus aller Welt, und von denen gibt es vor allem in Großbritannien sehr viele. Howard Jones, Brite und Gründer des Reiseunternehmens Wolsztyn Experience, versucht mit den Einnahmen der Dampfsüchtigen, die für Kohlen schippen, Loks putzen und auch selbst führen rund 1.000 Euro pro Woche zahlen, den derzeitigen Betrieb zu unterstützen. Einmal im Jahr zieht die Kleinstadt aber als Dampflok-Eldorado die Blicke mehrerer zehntausend Eisenbahn-Romantiker aus dem In- und Ausland auf sich. Denn seit 1993 findet hier alljährlich eine Dampflokparade statt, bei der Dampflokfreunde und Dampflokomotiven aus ganz Europa zusammenkommen. An der 23. Dampflokparade 2016 haben nicht weniger als 12 Dampfloks teilgenommen. 2017 wird dieses Großereignis am 29. und 30. April über die Bühne gehen. Nicht nur zu diesem Ereignis können Sie dazu im Bahnbetriebswerk übernachten. So haben Sie die einzige Möglichkeit, die ganze Zeit die Dampfloks hautnah zu bewundern. Zur Verfügung stehen hier Ein-, Zwei- und Dreibettzimmer. Aber auch in Wolsztyn gibt es einige Hotels, wo Sie übernachten können. www.wolsztyn.pl

43


Alles Kohle! Vier Tonnen Kohle verbrauchte eine Dampflokomotive für 140 km. Im Bahnbetriebswerk Wolsztyn waren die 3 Kohlenkräne damals noch von Hand angetrieben. Wenn da z.B. eineTy2 mit einem leeren Tender aufkreuzte, musste das Personal 12 Tonnen Kohle in den Tender schaffen. Es waren also 24 Wagen, die man mit Kohle, je 500 kg, beladen und mit dem Kran hoch ziehen musste. Auch das war ein Grund, warum alle Bahnen schließlich auf elektrisch oder dieselbetriebene Fahrzeuge umstiegen und es heute nur mehr im Bereich der Nostalgiebahnen Dampflokomotiven gibt. Zumindest in Europa. Das große Problem ist, dass solche Kohle, für die klassische Dampflokomotiven nun einmal ausgelegt sind, heute nicht mehr angeboten wird. Auf mittlere Sicht wird die weltweit versiegende Versorgung mit geeigneter Kohle das größte technische Problem für die Museums- und Touristikbahnen aufwerfen. Europaweit gibt es nur noch zwei Kohlenreviere, aus denen Dampflokomotivkohle geliefert wird, welche den angegebenen Spezifikationen annähernd entspricht: eines davon ist das oberschlesische Revier in Polen. 44

ZEITreisen | Ausgabe 1/2017


Schaubergwerk in Zabrze Kohle ist in Polen nach wie vor ein wichtiger Energieträger. 90% der Energie in Polen wird durch Schwarz- oder Braunkohle gespeist, die Kohleindustrie beschäftigt hierzulande immer noch mehr als 100.000 Menschen. Aber in einigen Regionen treiben vor allem die für den Tourismus Verantwortlichen Projekte voran, aus stillgelegten Zechen touristische Ziele zu machen. So wurde in der oberschlesischen Stadt Zabrze (es liegt unweit von Katowice (Kattowitz) im Süden Polens) eine neue unterirdische Touristenattraktion 2016 fertigestellt. Seit knapp einem Jahr können Touristen bereits die oberirdischen Anlagen der Kohlengrube besichtigen. Dazu zählen die ehemalige Schaltanlage mit der Ausstellung „Kopalnia Edisona“ (Edisons Bergwerk) über die Elektrifizierung des Bergbaus sowie das ehemalige Verdichtergebäude mit einem Kompressor von 1936, in dem eine Ausstellung über die Geschichte der Königin-Luise-Grube eingerichtet wurde. Besichtigen kann man dort auch das ehemalige Maschinengebäude mit einer Dampfmaschine von 1915, einer der ältesten noch funktionierenden ihrer Art in ganz Europa. Neue Extremtour im Bergwerk Guido Ein strapazierfähiger Overall, Gummistiefel und ein Sicherheitshelm mit Kopflampe gehören zur Ausrüstung für die Besucher einer neu eröffneten Trasse des Schaubergwerks „Guido“ im oberschlesischen Zabrze. Die neue Route durch die Sohle 355 ist zwar körperlich anstrengend, bietet dafür aber auch ungewohnte Einblicke in die Welt unter Tage. Bereits im Mai wird in Zabrze auch das modernisierte Schaubergwerk Sztolnia Królowa Luiza seine Pforten wieder öffnen. Bis Jahresende soll zudem der Hauptschlüssel-Erbstollen für Besucher zugänglich sein. Zabrze ist damit Polens Zentrum des Bergbau-Tourismus. Die rund anderthalb Kilometer lange neue Besuchertrasse entstand im Bereich eines Strebs von Bergwerk „Guido“, der in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu Schulungs- und Forschungszwecken diente. Während des mehr als dreistündigen

Ausgabe 1/2017

|

ZEITreisen

geführten Aufenthaltes in 355 Meter Tiefe lernen die Besucher verschiedene alltägliche Arbeiten aus dem Leben der Bergleute kennen. Dunkelheit und Stille machen diesen Ort zu einem ganz besonderen Erlebnis. Nach einem weiteren Abstieg sowie einer Überfahrt mit der elektrischen Bergbahn wartet auf die tapferen Neu-Bergleute die wohlverdiente Entspannung. Im 320 Meter unter der Erde gelegenen Pub können sie das hauseigene „Guido“Bier und andere Erfrischungen kosten. Informationen zum Schaubergwerk Guido unter www.kopalniaguido.pl, zur Königin-Luise-Grube unter www.muzeumgornictwa.pl

Polnisches Fremdenverkehrsamt Fleschgasse 34 / 2a 1130 Wien Tel. +43 / (0)1 / 524 71 91 wien@pot.gov.pl www.polen.travel/de-at 45


© Vaclav Havel Library

Schmalspurbahnen Jindřichův Hradec Auf den Weg können Sie sich hier mit zwei Schmalspurbahnen machen, welche fest zum Erscheinungsbild der Region um Jindřichův Hradec seit fast 120 Jahren zählen. Beide Bahnen mit der Spurweite von 760 mm beginnen in Jindřichův Hradec und beide winden sich durch die malerische Wald- und Teichgegend, das sogenannte Böhmische Kanada. Eine führt nach Nová Bystřice, die andere nach Obrataň. Während der Sommermonate können Sie mit einem der regelmäßigen Dampfzüge fahren, Sie können sogar die Arbeit des Zugführers ausprobieren und direkt in der Kabine der Dampflokomotive fahren! www.jhmd.cz

© Vaclav Havel Library

Hotel International im Prager Stadtteil Dejvice. © Czech Tourism

Zeitreise durch Prag Fast 30 Jahre sind vergangen, seit die Samtene Revolution das Ende des kommunistischen Regimes in der damaligen Tschechoslowakei eingeläutet hat. Und vor kurzem hätte Václav Havel seinen 80. Geburtstag gefeiert. Zumindest zwei Gründe, sich auf Spurensuche in Prag zu begeben. Ausflüge in die Bahngeschichte Das Museum der Tschechischen Bahnen (ČD) in Lužná u Rakovníka hat sich bereits seit 1999 ganz der Instandhaltung und dem Betrieb von historischen Schienenfahrzeugen verschrieben, die nach vielen Dienstjahren nunmehr Eisenbahnfans und Freunde der Verkehrsgeschichte begeistern. Das Museumsgelände befindet sich am mittelböhmischen Bahnhof Lužná u Rakovníka, in herrlicher Natur am Rand der Wälder von Křivoklát (Pürglitz). In den hiesigen Sammlungen sind Dampflokomotiven verschiedenster Kategorien und Zeiten genauso zu sehen wie historische Motorlokomotiven, Motorwagen oder technische Bahnanlagen aller Art. Der Ort ist regelmäßig Ziel und Ausgangspunkt von Nostalgiefahrten, die die große Vergangenheit der Bahn hautnah erleben lassen. Kommen Sie uns doch einfach einmal einen Tag in Lužná besuchen und genießen sie Eisenbahnromantik pur. Beispielsweise am 13. und 14. Mai 2017 beim ersten Dampfwochenende der Saison! Oder am 24. und 25. Juni bei einem großen Dampfloktreffen. www.cdmuzeum.cz

46

Beinahe 30 Jahre sind seit der Samtenen Revolution vergangen, doch der 41 Jahre andauernde Totalitarismus ist jedoch sowohl im Gedächtnis eines Großteils der älteren Bevölkerung als auch im Charakter einiger Orte eingeprägt geblieben. Prag ist von größeren, baulichen Eingriffen im von den Kommunisten proklamierten Stil verschont geblieben. Trotzdem finden wir hier authentische und zeitgenössische Erinnerungen, die ein Beweis für die bewegte Zeit und eine Warnung für zukünftige Generationen sind. Lennon-Mauer auf der Prager Kampa-Insel Die Mauer des Maltesergartens auf der Kleinseite erhielt ihren Namen nach dem Portrait von John Lennon, das hier nach seinem Tod im Jahr 1980 spontan entstand. Aber bereits seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts tauchten dort anonyme Malereien und Nachrichten auf, mit denen die Bürger ihre Missbilligung und ihren Widerstand gegen Gewalt und Unfreiheit äußerten. Die Mauer wurde wiederholt übermalt, es dauerte jedoch jedes Mal nur wenige Tage, bis die gesamte Mauer wieder mit neuen Aufschriften versehen war.

ZEITreisen | Ausgabe 1/2017


© Václav Havel Library/Ivan M. Havel Archiv

© Václav Havel Library/Oldrich Skacha

Museum des Kommunismus in der Straße Na Příkopě Das Museum präsentiert die Regierungszeit des kommunistischen Regimes in allen ihren Aspekten. Von Beispielen des täglichen Lebens bis hin zur medialen Propaganda und zum Geheimdienst. Die Ausstellung ist thematisch in drei Teile aufgeteilt, die bezeichnend „Traum, Realität und Alptraum“ benannt wurden. Neben realistischen 3D-Installationen können Sie hier auch eine große Menge an historischen Materialien, Filmdokumenten und authentischen Aufnahmen sehen. Architektonische Bauten des sozialistischen Realismus Der sozialistische Realismus, auch Sozrealismus genannt, ist eine Kunstrichtung, die aus der idealistischen Überzeugung des kommunistischen Regimes hervorgegangen und in allen Kunstsphären zur Geltung gekommen ist. Dieser Sozrealismus zeigte sich insbesondere in der Architektur der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts. Da Prag nicht so sehr von diesem betroffen war, ist das Hotel International im Prager Stadtteil Dejvice ein hiesiges Unikat. Es stellt ein typisches Beispiel des sozialistischen Realismus in Prag dar und wurde auch in die Liste der Kulturdenkmäler aufgenommen. Auf den Spuren von Václav Havel Vor kurzem hätte Václav Havel seinen 80. Geburtstag gefeiert. Wer mehr über den Dramatiker, Dissident, Mitinitiator der

Ausgabe 1/2017

|

ZEITreisen

Charta 77, Präsident und Bürger Václav Havel erfahren möchte, kann in Prag auf unterschiedlichen Routen dieser weltbekannten Persönlichkeit folgen, die Geschichte geschrieben hat. Václav Havel zählt zu jenen tschechischen Persönlichkeiten, die über die Landesgrenzen weltweit bekannt sind. Dennoch wissen aber nur wenige ausländische Gäste etwas über seinen familiären Hintergrund oder ahnen, aus welcher Familie er stammt. Bei einem Spaziergang durch Prag können Sie an die Plätze zurückkehren, die mit dem Schicksal der Familie oder mit dem Namen Václav Havel eng verbunden sind. Wie Václav Havel selbst war, können Sie zum Beispiel bei einem persönlichen Treffen mit Michael Žantovský, dem heutigen Direktor der Václav Havel Bücherei und dem einstigen Sprecher und politischen Berater von Václav Havel, verspüren. Auch andere Routen wie „Auf den Spuren des Dramaturgen, Dissidenten, Politikers und Präsidenten“ oder „Václav Havels Prag mittels einer Rundfahrt und zu Fuß erkunden“ sind als kommentierte Führung bei Prague City Tourism buchbar (www.prague.eu). Sie lassen sich kombinieren, verkürzen und selbstverständlich kann man auch nur einzelen Punkte herausnehmen.

Aktuelle Reiseinfos, Links zu Unterkünften, Zug- und Busverbindungen, Kulturprogrammen, Reisestatistiken, Telefonnummern städtischer bzw. regionaler Infozentren in Tschechien und vieles mehr finden Sie auch auf der CzechTourism-Webseite www.czechtourism.com www.facebook.com/ czechrepublic.de Sollten Sie individuelle Fragen haben, sind wir unter wien@czechtourism.com oder unter der Nummer 01/89 202 99 für Sie erreichbar.

www.czechtourism.com www.barockintschechien.de

47


Multikulturell ist die Vergangenheit. Und hier, in Oravita, im südwestlichen Rumänien, im Banat, sind diese Einflüsse bei genauer Betrachtung noch zu erkennen. Wie zum Beispiel im Theater („Teatrul“ auf Rumänisch) „Mihai Eminescu“ von Oravita, einem originalgetreuen Nachbau des alten „Theaters nächst der Burg“ in Wien. Nicht nur aus diesem Grund sollten Sie der Region einen Besuch abstatten. Spätenstens 2021, wenn Timisoara Europäischse Kulturhauptstadt wird. Ein maßgebliches Zuschlagskriterium war die Förderung des interkulturellen Dialogs und die Öffnung als europäische Stadt für die Welt, trotz der turbulenten Zeiten, die Europa gerade durchlebt.

48

ZEITreisen | Ausgabe 1/2017


Wien war Vorbild Wer wissen will, wie das alte „Theater nächst der Burg“ vor über 200 Jahren in Wien ausgesehen hat, muss sich auf eine Reise nach Rumänien, genauer gesagt in die (frühere) Bergbaustadt Oravita, begeben. Die Stadt hat eine durchaus multikulturelle Vergangenheit - aus allen Teilen der Monarchie kamen Bergbauarbeiter und Beamte hierher. Viele Tiroler ließen sich hier nieder, außerdem Tschechen, Polen, Serben und Ungarn. Die Steirer wohnten oben am Berg – der Ort heißt heute noch Steierdorf. „Wien war eben Vorbild“, sagt Ionel Bota, „deshalb hat Ion Niuni, der Architekt, einen Kollegen aus Wien gebeten, die Pläne des Burgtheaters zu kopieren. Niuni und Franziskus Knee haben sie dann hier umgesetzt.“ Bota ist Direktor des Mihai-Eminescu-Theaters in Oravita, einem 8000-Einwohner-Städtchen im südwestrumänischen Banat. Errichtet wurde das Theater in Oravita vor genau 200 Jahren, nämlich 1817, eröffnet wurde es im Oktober 1817 in Anwesenheit von Kaiser Franz I. In jenem Jahr jährte sich die Zugehörigkeit des Banats zum Habsburgerreich zum 100. Mal. Es ist damit das älteste Theatergebäude im heutigen Rumänien. Die detailgetreue Kopie des Burgtheater-Vorläufers ist weitgehend im Originalzustand erhalten. Das Wiener Original wurde im Zuge der Hofburg-Erweiterung abgerissen. Davor konnten die Verantwortlichen aber noch die Sitze in das Haus nach Oravita bringen – sie sind heute noch in Verwendung! Oravita war einst ein bedeutendes Bergbauzentrum und wirtschaftliches sowie administratives Zentrum des Banater Berglands. Kupfer, Gold und später Uran begründeten den seinerzeitigen Reichtum der Stadt. Die multikulturellen und wohlhabenden Bewohner Oravitas waren kulturbegeistert. „Schon kurz nach 1720 existierten Lesezirkel und Amateurtheatergruppen“, erzählt Ionel Bota. „Die Mitglieder waren Beamte des Bergbauamts, das hier seinen Sitz hatte, Gymnasiasten und Minenarbeiter, sie kamen aus allen Schichten und allen Ethnien.“ Ein eigenes Ensemble hat das Teatro Mihai Eminescu nie gehabt, aber in den folgenden Jahrzehnten traten professionelle Truppen aus ganz Europa hier auf. Stolz ist man hier darauf, dass 1868 der als rumänischer Nationaldichter geltende Mihai Eminescu Souffleur war – deshalb der Name des Theaters. Die Orawitzer Amateure gaben manchmal an einem Abend ein Stück in mehreren Sprachen. „Dieselben Schauspieler spielten dann auf Deutsch, Ungarisch, Rumänisch, manchmal auch auf Serbisch. So war die Reihenfolge“, erzählt Ionel Bota: „Diese Vorstellungen begannen um 15 oder 16 Uhr und dauerten bis spät am Abend, danach fand häufig ein Ball statt.“ Heute finden nur noch gelegentlich Veranstaltungen im Mihai-Eminescu-Theater statt, der Denkmalschutz steht im Vordergrund. Aber nach Voranmeldung ist der Direktor gerne bereit, eine persönliche Führung durch „sein“ Theater zu machen. Sein Wissen ist wirklich ein Schatz!

Ausgabe 1/2017

|

ZEITreisen

Im Wettbewerb um den Titel einer Kulturhauptstadt Europas 2021 standen vier rumänische Städte in der Endrunde: Bukarest, Cluj-Napoca/ Klausenburg, Baia Mare/Neustadt und Timisoara/Temeswar. Als Sieger ging letzten Endes Timisoara hervor. Die Hauptstadt des Banats überzeugt mit einer geschichtlichen und wirtschaftlichen Sonderstellung, historischer Bausubstanz und pulsierendem Großstadtflair. In der Verwaltungsstadt der Habsburger begann 1989 die rumänische Revolution, die zum Sturz des kommunistischen Diktators Ceausescu führte. Kaiserin Maria Theresia modernisierte Temeschwar radikal. Bauund Bergfachleute sowie wehrhafte Bauern kamen zu Zehnausenden aus dem deutschsprachigen Raum ins Banat und wurden später Banater Schwaben genannt. Anfang des 20. Jh. galt das Banat als Musterregion: Das Banater Eisenbahnnetz war unter den dichtesten in Europa, ab Äckern bis Maschinenbau lief die Wirtschaft einwandfrei, das interkulturelle Leben auch. Dipl.Ökon. Simion Giurca, Direktor des rumänischen Tourismusbüros in Wien, „Im Banat durchmischt sich die rumänische Geschichte mit der Österreichischen. Timisoara, das Tor zum Banat, ist eine Stadt, in der eine Reihe von Persönlichkeiten wie etwa Nikolaus Lenau geboren wurden.“ Zwei Nobelpreisträger sind ehemalige Schüler des Lenau-Gymnasiums Timisoara. Francesco Illy, der Erfinder des Espresso, wurde 1892 als Ferenc Illy in Temeswar geboren, bevor er nach Wien und anschließend nach Triest ging. Auch Ioan Holender, der langjährige Direktor der Wiener Staatsoper, wurde in Timisoara geboren. „An der Bega setzte man klugerweise auf Multikulturalität, auf Interkonfessionalität, man wollte sich über Grenzen hinwegsetzen, Nachbarn einbinden, Wege zu- und miteinander bauen. Behält man die Timisoarer Geschichte in den Augen, hätte es anders gar nicht kommen können. In einem krisenerprobten Europa, wo das Miteinander schwieriger geworden ist, könnte Timisoara ein Zeichen setzen. Ein richtiges“, kommentierte der Publizist Dan Cărămidariu die Entscheidung der Jury. www.capitalaculturala2021.ro

49


Nicht nur das Kulturhauptstadtjahr soll neue touristische Impulse in der Banater Region setzen. Drei Nationalparks sind in der Nähe - trotz der jahrhundertealten Bergbautradition gibt es weithin unberührte Natur im Banater Bergland. Und diese Natürlichkeit, das ist es, was die Banater Region auszeichnet. Urlaub auf dem Bauernhof in den ländlichen Regionen erfreut sich auch hier steigender Beliebtheit. Nicht zuletzt weil das Binnenland auch eine Zeitreise ist in eine liebenswürdige, nostalgische Vergangenheit, wie man sie in Mitteleuropa seit einem halben Jahrhundert nicht mehr kennt: In malerische Hügel- und Berglandschaften mit unberührter Natur fern von Hektik und Motorenlärm. Darin eingebettet Gehöfte, Dörfer, Kirchen, Klöster und kleine Städtchen. Und unglaublich freundlichen Menschen.

Rumänisches Touristenamt Opernring 1/Stiege R/Top 401-404 1010 Wien Tel. 0043 / (0) 1 / 317 31 57 rumaenien@aon.at www.rumaenien-info.at 50

ZEITreisen | Ausgabe 1/2017 © Ruben Doran


„Banater Semmering“

Unberührte Natur Die Region Banat liegt im Südosten der ungarischen Tiefebene und wird begrenzt von der Donau im Süden mit dem atemberaubenden Donaudurchbruch, von der Tisa (Theiß) im Westen, von der Mures im Norden und den Ausläufern der Südkarpaten im Osten. Hier lebten die Banater Schwaben - auf Geheiß von Kaiserin Maria Theresia angesiedelt wurden. Im Banater Bergland, nur wenige Kilometer von Resita erstreckt sich der Stausee Secul, weiter östlich ragt der Karpatengipfel Peleaga 2.511 m in den Himmel. Wer das Ursprüngliche, also auch Bären, Luchse und Wölfe sucht, wird in den fünf National- und Naturparks des Banat fündig. Der Retezat Nationalpark, der Domogled / Cerna-Tal Nationalpark, der Nera-Klamm / Beusnita Nationalpark, der Semenic / Caras-Klamm Nationalpark und der Naturpark Eisernes Tor haben zusammen eine Fläche von über 200 km2. Das Muntii Banatului (Banater Gebirge) bildet eine kleinere Gruppe westlich des Timis(Temesch)-Cerna Grabens. Die Gipfel sind weich und rund und steigen nur selten über eine Höhe von 1.400 m an, wie zum Beispiel der Semenic Gipfel (1.446 m) oder Piatra Goznei (1.447 m). Während das Semenik Gebirge bei Wintersportliebhabern bekannt ist, sind das Anina Gebirge bei Wanderfans auf Grund seiner Karstbildungen - wie die Caras (Karasch) und Nera Klamm oder die Comarnic Höhle - sehr beliebt. Der Nationalpark Cheile Nerei (Nera Klamm) -Beusnita Der Nationalpark erstreckt sich auf mehr als 36.700 ha, von denen über 29.000 ha mit Wald bedeckt sind, und erfreut sich dank seiner reichen Flora und malerischen Landschaft einer wilden Schönheit. Der Zugang in den Park, der sich in Südwesten Rumäniens befindet, südlich des Anina Gebirges im Kreis Caras Severin, ist teilweise schwierig. Er ist in den Ortschaften Sasca Montana, Carbunari, Lapusnicu Mare, Bozovici, Anina, Oravita und Ciclova Romana möglich. Der mittlere Verlauf des Cerna Flusses durchquert ein Karstgebiet und formt dabei auf mehr als 20 km die wunderschöne, wilde Nera Klamm. Der Park ist zum Großteil unberührt. Der Nera Fluss entspringt beim Piatra Goznei Felsen und mündet nach 131 km in die Donau. Neben der Nera Klamm sind die natürlichen Karstseen „Lacul Dracului“ (Der See des Teufels) mit einer Oberfläche von knapp 700 m² und einer Tiefe von 12 Metern und der 284 m² große und 3,6 Meter tiefe „Ochiul Beiului“ sehenswert. Die Hauptattraktion des Parks sind aber die Wasserfälle Beusnita, Bigar und Susara. Der Wasserfall Bigar wurde sogar von einer internationalen Internetplattform als der schönste weltweit bezeichnet. In der Region zwischen Banat und den Südkarpaten sind auch noch die einzigen heute sichtbaren Spuren der alten Daker zu finden: die Festungen der Daker, die nach höchst ausgeklügelten, noch heute sinnvollen strategischen Überlegungen angelegt wurden. Es sind dies Sarmizegetusa Regia, Costesti Cetatuia, Costesti Blidaru, Luncani Piatra Rosi, Banita und Capalna. Sie stehen auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.

Ausgabe 1/2017

|

ZEITreisen

Es ist ein sonniger Samstagmorgen, viele Leute tummeln sich am Bahnhof in Oravita, bereit für eine Fahrt hinauf nach Steierdorf-Anina. Vor dem hübsch geschmückten Bahnhofshäuschen wartet die Garnitur, eine Diesellokomotive und ihre zwei grün-gelb lackierten Begleiter, die Personenwagen. Neben dem ältesten Theater beginnt hier in Oravita auch die älteste Bahnstrecke des Landes, wegen der malerischen Landschaft und der zahlreichen Viadukte „rumänischer Semmering“ genannt. Seit über 150 Jahren führt die Trasse von Oravita ins etwa 30 Kilometer entfernte Anina. 1854 wurde die Bahnlinie von Oravița nach Baziaș eröffnet. 1863 ging die Bahnstrecke von Oravița über das Anina-Gebirge nach Steierdorf-Anina in Betrieb, um die dort abgebaute Steinkohle an die Donau transportieren zu können. Heute werden nur noch Personen befördert, betrieben wird die Strecke nach wie vor von der staatlichen Rumänischen Eisenbahn CFR, ein Zugspaar verkehrt täglich. Von Oravita steigt die Strecke stetig, und schon nach kurzer Fahrt erreichen wir die ersten Viadukte. Die Landschaft ist unbewaldet und die Schafweiden gestatten einen freien Blick auf die Kunstbauten der Strecke. Bis Maidan ändert sich der Charakter der Strecke nicht, erst dann taucht man allmählich in den Wald ein. Die Bogenradien werden nun enger und schließlich wird der Bahnhof Lisava erreicht. Das Tal wird immer enger, unvermutet taucht aus dem Wald der Jitin Viadukt auf, die Lokomotive arbeitet jetzt schwer auf der 20 Promille-Steigung. Es folgen Tunnel, die direkt aus dem Stein gehauen sind und der mächtige AninaViadukt, der eine Gesamtlänge von 105 Metern hat, seine Pfeilerhöhe beträgt 29,6 Meter. Angekommen in Anina setzen wir unsere Reise in den nahegelegenen Buhui-See im Nationalpark fort, der Zug tritt nach kurzem Aufenthalt wieder seine Reise zurück zum Ausgangsort an.

51



Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.