Sammeln inmitten des Alpen. Das Geschichtmuseum Wallis, Sitten (extrait)

Page 1



DAS GESCHICHTSMUSEUM WALLIS, SITTEN

SAMMELN INMITTEN DER ALPEN


Herausgegeben unter der Leitung des Geschichtsmuseums Wallis und Somogy éditions d’art Layouts Éric Blanchard Herstellung Michel Brousset, Béatrice Bourgerie Verlegerische Mitarbeit Inge Hanneforth Redaktionelle Koordination Emmanuelle Levesque Redaktionelle Betreuung Ingrid Beytrison Comina Übersetzung Ingrid Beytrison Comina (Deutsch-Französisch) Fabienne Defayes (Deutsch-Französisch), Thomas Antonietti (Französisch-Deutsch), Sophie Broccard (Französisch-Deutsch), Jean-Marie Clarke (Französisch-Englisch), Karo Mazurie (Französisch-Englisch) Dokumentation Sophie Brocard, Fabienne Defayes, Arnaud Meilland, Bernadette Loretan Gatti, Muriel Pozzi-Escot Grafische Konzeption der Katalogabbildungen Jean-Yves Glassey

ISBN 978-2-7572-0457-3 Gedruckt in Italien


DAS GESCHICHTSMUSEUM WALLIS, SITTEN

SAMMELN INMITTEN DER ALPEN Herausgegeben unter der Leitung von Patrick Elsig und Marie Claude Morand


DIE AUTOREN

Thomas Antonietti (1954), diplomierter Ethnologe der Universitäten Freiburg und Zürich, seit 1986 Konservator der Abteilung zeitgenössische Geschichte am Geschichtsmuseum Wallis, Sitten, Konservator des Lötschentaler Museums. Marie Besse (1964), Archäologin, Prähistorikerin, Dr. phil. Universität Genf (2001), seit 2005 Professorin für prähistorische Archäologie an der Universität Genf. Ingrid Beytrison Comina (1976), lic. phil. Universität Lausanne (2005), freischaffende Kunsthistorikerin. Dirk Breiding, Assistent des Konservators, Abteilung Waffen und Rüstungen, Metropolitan Museum of Art, New York. Sophie Broccard (1970), lic. phil. Universität Lausanne, klassische Archäologie und alte Geschichte (1996), seit 1998 Inventarbeauftragte der Abteilung Ur- und Frühgeschichte am Geschichtsmuseum Wallis, Sitten. Gaëtan Cassina (1942), Kunsthistoriker, Dr. phil. Universität Freiburg (1981), seit 1976 Autor des Inventars der Unterwalliser Kunstdenkmäler, Honorarprofessor der Universität Lausanne. Louis Chaix (1939), Archäozoologe, Dr. phil. Universität Genf (1976), Honorarkonservator der Abteilung Archäozoologie des Museum de Genève, ehemaliger assoziierter Professor der Abteilung Anthropologie und Ökologie der Universität Genf. Corinne Charles, Kunsthistorikerin, Dr. phil. Universität Genf (1994), unabhängige Forscherin, ehemalige Dozentin an der Universität Neuenburg, Expertin für Mobiliar. Pierre Crotti (1956), Archäologe und Prähistoriker, dipl. EPF Universität Genf (1980), seit 1990 Konservator am Musée cantonal d’archéologie et d’histoire, Lausanne. Philippe Curdy (1953), dipl. Ing. ETH Lausanne (1976), dipl. phil. der prähistorischen Archäologie Universität Genf (1982), seit 1998 Konservator der Abteilung Ur- und Frühgeschichte am Geschichtsmuseum Wallis, Sitten. Mireille David Elbiali (1956), Archäologin, Dr. phil. der prähistorischen Archäologie Universität Genf (1998), Forschungsbeauftragte (Schweizerischer Nationalfonds und andere Institutionen), Dozentin (Universität Basel).

Patrick Elsig (1964), Kunsthistoriker, lic. phil. Universität Lausanne (1990), seit 2005 Direktor des Geschichtsmuseums Wallis, Sitten. Jocelyne Desideri (1971), Paläoanthropologin, Dr. phil. Universität Genf (2007), Postdoktorat, Universität Wisconsin-Madison (USA, 2008, 2009), seit 2010 Postdoktorat, Universität Genf. Dione Flühler-Kreis (1941), Kunsthistorikerin, Dr. phil. I Universität Zürich (1978), Kuratorin für alte Plastik und Malerei, Direktorin des Dokumentationszentrums des Schweizerischen Landesmuseums in Zürich (bis 2007). Robin Furestier (1974), Archäologe, Prähistoriker, Dr. phil., Université de Provence (2005), seit 2008 forschungsbeauftragter Archäologe bei Oxford Archéologie, Montpellier. Anne Geiser (1952), Historikerin und Archäologin, Dr. phil., Universität Lausanne (2004), Direktorin des Musée monétaire cantonal, Lausanne, Privatdozentin am Institut für Archäologie und Antike an der philosophischen Fakultät der Universität Lausanne. Laurent Golay (1964), Kunsthistoriker, lic. phil. Universität Lausanne (1990), seit 2003 Direktor des Musée historique Lausanne. Camille Jaquier (1984), Bachelor in Kunstgeschichte, Universität Neuenburg (2008). Marie Claude Morand (1950), Kunsthistorikerin (Universität Lausanne und Fondazione Roberto Longhi, Florenz), seit 1984 Direktorin der Walliser Kantonsmuseen, von 1991 bis 2005 Direktorin des Geschichtsmuseums, seit 2008 Dozentin für Museologie an der Universität Neuenburg. Olivier Paccolat (1959), Archäologe, Experte für römische Provinzen, lic. phil. Universität Lausanne (1987), Direktor des archäologischen Büros TERA Sàrl in Sitten, Mitarbeiter bei der Dienststelle für Archäologie des Kantons Wallis. Lionel Pernet (1978), Konservator für Kulturgut, Dr. phil. Archäologe, Universität Lausanne und Paris I (2009), seit 2009 Direktor des Musée archéologique de Lattes (Hérault, Frankreich). Gervaise Pignat (1956), Archäologin, dipl. phil. der prähistorischen Archäologie, Universität Genf (1980), seit 1985 Archäologin bei der Dienststelle für Archäologie des Kantons Waadt (Département des Infrastructures).

Martine Piguet (1971), Archäologin, Prähistorikerin, Master der prähistorischen Archäologie Universität Genf (1995), seit 1996 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Genf. Jean-Claude Praz (1948), Biologe, lic. phil. nat. Universität Lausanne (1973), seit 1990 Direktor des Naturmuseums Wallis, Sitten. Sophie Providoli (1980), Kunsthistorikerin, lic. phil. Universität Freiburg (2008), wissenschaftliche Mitarbeiterin am Geschichtsmuseum Wallis, Sitten. Pascal Ruedin (1963), Kunsthistoriker, lic. phil. Universität Lausanne (1991), Dr. phil. Universität Neuenburg (2004), seit 1998 Direktor des Kunstmuseums Wallis, Sitten. Sabine Sille (1951), Kunsthistorikerin (Dr. phil.), lic. iur., Textilrestauratorin, Universitäten Freiburg und Bern (1991), seit 1990 am Historischen Museum Basel. Jean Steinauer (1946), Journalist, Historiker, Autor, Herausgeber von rund 30 Werken zum Thema Auswanderung von Schweizer Söldnern vom 17. bis zum 19. Jahrhundert. Romaine Syburra-Bertelletto (1969), Kunsthistorikerin, lic. phil. Universität Lausanne (1997), seit 2005 Konservatorin der Abteilung Neuzeit des Geschichtsmuseums Wallis, Sitten. Eric Thirault (1971), Archäologe, Dr. phil. Universität Lyon (2001), assoziiertes Mitglied der Forschungseinheit Traces am Centre National de la Recherche Scientifique, seit 2008 operative Leitung der SARL Paléotime. Claude Veuillet (1955), Konservator-Restaurator SKR, experimentelle Forschung im Bereich Holzhandwerk, unabhängiges Atelier seit 1979. Franziska Werlen, Latinistin, Inventarbeauftragte beim Schloss Spiez und beim Sensler Museum, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Museum Murten und beim Lötschentaler Museum. François Wiblé (1950), Archäologe für die Römerzeit, lic. phil. Universität Genf (1974), Dr. phil. Universität Grenoble (2008), seit 1974 Leitung der Ausgrabungen in Martinach, Kantonsarchäologe seit 1987.


INHALT

EINFÜHRUNG

6 Das Wallis in allen Dimensionen ergründen 20 Die Daueraustellung: die Spitze des Eisbergs 26 Liste der Ausstellungen und der Publikationen von 1986 bis 2012 28 Seit 2008 ausgestellte Werke KATALOG

38 Ur- und Frühgeschichte 100 Mittelalter 162 Neuzeit 212 Zeitgeschichte ANHÄNGE

257 Topographische Karte 258 Anmerkungen 259 Bibliografie 264 Fotonachweis



DAS WALLIS IN ALLEN DIMENSIONEN ERGRÜNDEN

Abb. 1: Die Altstadt von Sitten mit den Hügeln Valeria und Tourbillon. Auf Schloss Valeria, rechts im Bild, befindet sich das Geschichtsmuseum Wallis.


DAS WALLIS IN ALLEN DIMENSIONEN ERGRÜNDEN

8


Abb. 2: Steppenrasen und Felsen auf Valeria.

D

as Geschichtsmuseum Wallis ist auf Valeria untergebracht, diesem wunderbaren

mittelalterlichen Schloss und außergewöhnlichen Monument von nationaler Bedeutung, das die Stadt Sitten überragt, der es als unverkennbares Wahrzeichen dient. Inmitten eines Landschaftsparks gelegen, bietet es atemberaubende Ausblicke auf die Rhoneebene – doch eröffnet sich das Geschichtsmuseum

Wallis dem Besucher erst nach einem bemerkenswerten, anspruchsvollen Aufstieg (Abb. 3). Das Geschichtsmuseum Wallis ist zudem das bedeutendste der drei Kantonsmuseen. Vom Staat Wallis ins Leben gerufen, unterstehen alle drei Institutionen im Rahmen der Dienststelle für Kultur der Direktion der Kantonsmuseen. Zusammen mit dem Natur- (1829) und dem Kunstmuseum (1947) sammelt, bewahrt, erforscht und vermittelt das Geschichtsmuseum kulturerbliche Zeugen einer Region, die sowohl von ihrer grandiosen Natur als auch aufgrund ihrer jahrtausendealten Bestimmung als bevorzugter Durchgangsort in den Alpen geprägt ist. Das Gebäude ist zwar mittelalterlich, die Nosographie aber zeitgenössisch, das Resultat geduldiger Überlegungen, die während 20 Jahren die Restaurierungs- und Umbauarbeiten an den eigentlichen Museumsgebäuden begleitet haben. Die reichen Sammlungen zur Archäologie, Numismatik, Kunst, angewandten Kunst und Geschichte nähren die öffentliche Präsentation, die im Jahr 2008 eröffnet wurde und sich auf drei über Terrassen und Gärten miteinander verbundene Gebäudegruppen verteilt. Der Rundgang umfasst knapp 30 Säle oder eine Fläche von 2 000 Quadratmetern, außerdem einen einheimischen Pflanzengarten und den Besuch einer mittelalterlichen Kirche, die für ihre Wandgemälde und ihre bemalte Orgel – die älteste spielbare Orgel – aus dem 15. Jahrhundert bekannt ist. Hier entfaltet sich die Geschichte der Walliser Gesellschaft, ihre Beziehung zu sich selbst, zu ihrem Territorium, zur Welt, seit die ersten Menschen hier vor 50 000 Jahren ihre Spuren hinterlassen haben, bis hin zu Zukunftshypothesen. Die rund tausend gezeigten Objekte, die aus der Gesamtsammlung von zehntausenden ausgewählt wurden, bilden eine nützliche Materie sowohl für das Verständnis des Wallis, wie es heute ist, als auch für die Beurteilung der künftigen Herausforderungen: ein vielschichtiges Wallis, vom Reichtum seiner Landschaft bis zu den Umständen seiner kulturellen, technischen, gesellschaftlichen, politischen und künstlerischen Entwicklung. Dank seiner spartenübergreifenden Arbeitsweise und der breiten behandelten Zeitspanne bietet das Geschichtsmuseum Wallis eine umfassende Synthese der Kulturgeschichte, in der sich die spezifischen Aussagen des Kunstmuseums1 und des Naturmuseums verankern können. Wie die beiden anderen Museen und oftmals sogar in Partnerschaft mit dem einen oder anderen zeigt das Geschichtsmuseum seine Sonderausstellungen im Ausstellungszentrum Ancien Pénitencier (Abb. 4). Das Ausstellungszentrum wird bereits seit 2001 genutzt, die Einrichtung jedoch laufend verbessert. Es dient den Sonderausstellungen aller drei Museen, sodaß diese ihre Dauerausstellungen nicht ständig auf- und wieder abbauen müssen, was im Übrigen schädlich ist. Das Geschichtsmuseum Wallis und die Direktion der Museen teilen zentrale Dienstleistungen, namentlich in den Bereichen Verwaltung, Logistik, Bildung und Vermittlung, sowie das Sammlungszentrum CCTC. Dieses wurde im Jahr 2005 eröffnet und ist auf drei Standorte in der

9


DAS WALLIS IN ALLEN DIMENSIONEN ERGRĂœNDEN

Abb. 3: Schloss Valeria bietet besondere Ausblicke auf das Rhonetal.

10


Stadt Sitten verteilt (Risikomanagement). Es verfügt über eine Desinfektionseinheit (von der Reinigung des Objekts bis zu seiner Klassierung auf dem Gestell), ein Atelier für Rahmungen, ein Präparierungslabor, einen Inventarraum und Büros für die Forscher (Abb. 5). Analog zum Ausstellungszentrum arbeitet auch das Sammlungszentrum nach einem gemeinschaftlichen Modell: Es bewahrt und konserviert die Sammlungen der drei Museen, unterteilt in verschiedene Materialeinheiten (Holz, Metall, Papier, Textilien, organisches Material usw.). Die Verwaltung des Sammlungszentrums ist computergesteuert, die Objekte sind mit Strichcodes identifiziert. Die bewusste Konzentration auf das Ausstellungs- und das Sammlungszentrum hat eine Optimierung der technischen Ressourcen und des Flächenbedarfs ermöglicht. Außerdem wurde dadurch das Zugehörigkeitsgefühl der Kantonsmuseen zu einem gemeinsamen kulturerblichen und kulturellen Projekt deutlich verstärkt. Aufgrund seiner umfangreichen Sammlungen beansprucht das Geschichtsmuseum Wallis den meisten Platz im Sammlungszentrum. Die Konservierungspolitik des Museums ist in Abb. 4: Im Ausstellungszentrum „Ancien Pénitencier“.

erster Linie auf die Prävention ausgerichtet: geeignete Verpackung und Klimatisierung, Protokolle für Handhabung und Ausstellungen, Diagnose. Die Restaurierung der Objekte wird nach Bedarf geplant (Abb. 6). Besteht die Notwendigkeit, einen Bestand zu retten, kann dies zuweilen ein bedeutendes Unterfangen sein. Als beispielsweise unsere Sammlung historischer Fahnen von Pilzen befallen war, durften wir auf die großzügige Zusammenarbeit mit den Spezialateliers des Geschichtsmuseums Basel zählen (2004-2005). Ein weiteres Beispiel ist die Rettung keltischer Bronzeobjekte vom Ausgrabungsort Sitten-Don Bosco. Der Wissensbedarf für die Erforschung gewisser maßgebender Sammlungen führt zuweilen ebenfalls zu Restaurierungskampagnen, die sich über mehrere Jahre erstrecken können: Die Erforschung und die gleichzeitige Restaurierung unserer Sammlung mittelalterlicher Möbel, ein Projekt, das abgeschlossen und in einer Referenzpublikation dokumentiert ist, begann 1991; die Restaurierung der 18 Monumentalgemälde (von Ende des 18. Jahrhunderts), welche den

Abb. 5: Im Sammlungszentrum: der Bereich mit den Truhen.

Salon des Manoir de Courten in Siders schmückten, wurde 1987 eingeleitet, aus Anlass der Ausstellung 1788-1988: Sion la part du feu, urbanisme et société en Valais après le grand incendie, ist aber noch nicht abgeschlossen (siehe Notiz 65).

Die Entrüstung als Erbe Das Geschichtsmuseum Wallis entstand Ende des 19. Jahrhunderts als „Walliser Nationalmuseum“2. Das Interesse, nationales Kulturgut zu sammeln und zu erhalten, keimte bereits 1795 mit der Einrichtung des Musée des Monuments Français in Paris. Da dessen Entwicklung jedoch durch die politische Instabilität beeinträchtigt wurde, war es vielmehr die Eröffnung großer deutscher Institutionen mit nationalistischen Ansprüchen, etwa das Germanische Museum von Nürnberg (1852), auf welche die Entstehung der Geschichtsmuseen in der Abb. 6: Restaurierung eines keltischen Futterals (Fundort: Bramois, 2004): mit solchen Arbeiten werden unabhängige Spezialisten betraut.

Schweiz zurückzuführen ist. Zu den Ersten3 gehörte das Walliser Geschichtsmuseum, das in erster Linie aufgrund der Entrüstung entstanden war angesichts des Verlusts, ja des „Raubs“ von Gegenständen, die zum künstlerischen, historischen und ethnografischen Walliser

11


DAS WALLIS IN ALLEN DIMENSIONEN ERGRÜNDEN

Abb. 7: Der Neuf-Preux-Saal um 1900.

Abb. 8: Der de Montheys-Saal, im 1963 ausgestattet, nach verschiedenen Schenkungen dieser patrizischen Familie.

Kulturgut gehörten. Eingeweihte Antiquitätenhändler und Objektjäger überboten sich in den Alpenregionen gegenseitig an Einfallsreichtum, um einen Markt zu beliefern, der aufgrund der zunehmenden Reisen und des Tourismus sowie durch die Konkurrenz zu den damals entstehenden Schweizer Geschichtsmuseen deutlich belebt worden war. So bemühte man sich von Anfang an, im Sinne einer rettenden Pionierarbeit eine möglichst gut ausgestattete kulturerbliche Grundlage zu bilden. Im Jahr 1879 wurde ein offizieller Aufruf an die Walliser Gemeinden und die Bevölkerung gerichtet, um diese zu Schenkungen zu veranlassen und auf den notwendigen Schutz des Kulturguts aufmerksam zu machen. Zudem führte die Kommission für den Aufbau des neuen Museums die beiden bestehenden öffentlichen Sammlungen zusammen: Die Waffen und Rüstungen des kantonalen Zeughauses kamen zu den Antiquitäten, Münzen und historischen Objekten hinzu, welche der Jesuitenpater und Physiklehrer Etienne Elaerts (1795-1853) ab 1829 für sein naturwissenschaftliches Kabinett gesammelt hatte4. Parallel dazu erklärte sich das Domkapitel von Sitten, dem das Schloss und die Burgkirche von Valeria gehörte, bereit, einen Teil seines berühmten „mittelalterlichen Schatzes“ (liturgische Truhen, Statuen, Waffen) als Depositum den kantonalen Sammlungen zu übergeben und einen Teil des Schlosses als Ausstellungsräumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. So konnte 1883 im größten und schönsten Saal von Schloss Valeria (im Saal „Des Neuf-Preux“) die erste Präsentation der historischen Sammlungen des Kantons eröffnet werden, in einer prächtigen heroisierenden Inszenierung (Abb. 7). Im Jahr 1900 wurden im ersten Sammlungskatalog des Museums rund tausend Objekte5 erfasst, die bereits damals die spartenübergreifende Eigenheit der Bestände spiegelten, dazu gehörte noch die numismatische Sammlung, ab 1893 unter dem Namen „Médaillier cantonal“ eine eigenständige Institution. Die Nutzung als Museum bedeutete die Rettung für die Siedlung rund um Schloss Valeria, welche die Chorherren Ende des 18. Jahrhunderts verlassen hatten und wo sich von 1817

12


bis 1874 das Diözeseseminar befand, wodurch ein minimaler Unterhalt der Gebäude gewährleistet wurde. Die Partnerschaft betreffend Schloss Valeria fand ihre offizielle Formulierung in einem 1891 unterzeichneten Abkommen zwischen dem Domkapitel und dem Staat Wallis. Im Gegenzug für die Nutznießung der Sammlungen des Domkapitels und nahezu aller Schloss gebäude für das neue Museum verpflichtete sich der Staat, die Gebäude zu restaurieren und diese Arbeiten weitgehend zu finanzieren. Die Schweizerische Eidgenossenschaft stellte bald darauf das Gebäude unter Denkmalschutz (1896). Heute gehört der Standort zum Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung. Am Übergang zum 20. Jahrhundert begannen zudem die langen Restaurierungsarbeiten, überwacht von den Experten der eidgenössischen Denkmalschutzkommission. Während auf internationaler Ebene die ersten museografischen Grundlagen entwickelt wurden, erhielt das Geschichtsmuseum Wallis, im Gegensatz zur Mehrheit ähnlicher Institutionen im In- und Ausland, kein ausschließlich für seine Aufgaben konzipiertes Gebäude. Dieser Aspekt ist Abb. 9: Der Neuf-Preux-Saal in einer Inszenierung von Albert de Wolff, 1963.

einerseits die große Schwäche, anderseits der Reiz des Museums, und macht heute noch die Besonderheit des Geschichtsmuseum Wallis aus. Die Erweiterung des Museums im Schloss folgte den Restaurierungsetappen: 1904, 19101919 konnten drei der vier vorgesehenen Gebäude genutzt werden. Während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Entwicklung durch eine drastische Sparpolitik6 gebremst, sodass das Museum dahinvegetierte und die Sammlungen nur punktuell bereichert wurden, wobei die einzige Leitlinie die angebliche Zugehörigkeit zum Walliser Kulturgut und die Notwenigkeit, war möglichst viele Objekte zu retten. Schenkungen und Deposita, wie jene der Société d’Histoire du Valais romand (Möbel, Waffen, Kunstschmiedearbeiten, Böttcherwaren, Stiche) und der Familie Stockalper vom Thurm (Waffen, Silberzeug, Goldschmiedearbeiten) wurden in den 1950er-Jahren durch eine Reihe von Porträts von

Abb. 10: Ein Auszug aus der thematischen Präsentation von Albert de Wolff: ethnografische Gegenstände neben Kunstwerken.

Familien der Oberschicht aus dem 17. und 18. Jahrhundert ergänzt (Abb. 8). Im Januar 1944 wurde schließlich eine Dienststelle für die Kantonsmuseen geschaffen und in der Person von Albert de Wolff (1916-1978), der ein Verständnis für Geschichte hatte, aber in erster Linie aufgrund seiner Tätigkeit als Maler und Zeichenlehrer und zur Schaffung des neuen Kunstmuseums (1947) ausgewählt worden war, ein neuer Direktor ernannt. Dadurch wurde die Anschaffung wertvoller historischer Stücke möglich (Regalienschwert, Reliquiar von Bourg-Saint-Pierre, Renaissance-Ausstattung von Schreinermeister Mayer ; siehe Notizen 43, 30, 59), und die Bauarbeiten zur Einrichtung des letzten Gebäudes, das noch immer ungenutzt war, wurden wieder aufgenommen. De Wolff distanzierte sich von der enzyklopädischen Museografie seiner Vorgänger. Durch die Gestaltung, die er 1963 realisierte, wurden die verschiedenen Disziplinen voneinander getrennt. Er konzentrierte die historischen Sammlungen (Mittelalter, hauptsächlich Ancien Régime) auf den Westflügel, erneuerte die Präsentation der archäologischen Sammlungen im Zentral-

Abb. 11: Eine ästhetisierende Präsentation der archäologischen Sammlungen von Albert de Wolff.

gebäude und widmete den neu restaurierten Ostflügel der regionalen Ethnografie. Nach dem Vorbild damals neugestalteter Kunstmuseen führte er eine nicht chronologisch,

13


DAS WALLIS IN ALLEN DIMENSIONEN ERGRÜNDEN

sondern nach Disziplinen, Materien und Themen geordnete Präsentation ein und wählte, im Bestreben nach einer bereinigten Ästhetik, die Werke mit dem größten künstlerischen Wert aus (Abb. 9, 10, 11). In den folgenden Jahrzehnten konnte einerseits ein schrittweises Wachstum der ethnografischen Sammlungen verzeichnet werden, mit einigen historisch bedeutenden Schenkungen (Porträts von Offizieren des Regiments de Courten im Dienst Frankreichs, militärische Ausrüstung des 17. und 18. Jahrhunderts, Goldkette, die der König von Frankreich Kaspar Jodok Stockalper schenkte), anderseits die Ablösung zweier Disziplinen. Im Dezember 1968 beschloss der Staatsrat die Schaffung eines „Militärmuseums“ im Schloss Saint-Maurice, das 1974 eröffnet wurde, zur Dokumentation der Militärgeschichte im Wallis seit 1815. Folglich wurden die entsprechenden Sammlungen dorthin verlegt (Abb. 12). Zur selben Zeit wurde, aufgrund einer bedeutenden, 1970 erhaltenen Schenkung (Keramik und antike Gläser aus dem Mittelmeerraum) und im Zusammenhang mit der 1961 entdeckten, international bekannten neolithischen Grabstätte im Quartier Petit-Chasseur in Sitten, das 6. Museum geschaffen, das 1976 eröffnete kantonale Museum für Archäologie (Abb. 13). Auf Valeria wurden folglich die archäologischen Sammlungen aus dem Zentralgebäude entfernt. Eine Neugestaltung der Gesamtpräsentation wurde jedoch trotzdem nicht ins Auge gefasst. Abb. 12: Einer der Räume im neuen, 1974 eingeweihten Militärmuseum.

Aufgrund des tödlichen Unfalls von Albert de Wolff gelangte im Jahr 1979 die Ethnologin Rose-Claire Schüle an die Spitze der Kantonsmuseen. Während dieses heiklen Interimsmandats ging sie mit viel Elan die Kontrolle und das Inventar der Sammlungen an, und sie lancierte ein Programm für die neue Erweiterung des Kunstmuseums. Für das Geschichtsmuseum war die Erstellung einer ersten Inventarkartei nach dem Vorbild des Schweizerischen Landesmuseums ein bedeutender Qualitätssprung, dank dem eine bessere Übersicht über die bis dahin zusammengetragenen Sammlungen möglich wurde.

Das Museum heute: neue Aufgaben, moderne museografische Mittel Im Jahr 1984 wurde mit der Unterzeichneten eine Kunsthistorikerin und Museologin an der Spitze der Kantonsmuseen ernannt, während gleichzeitig die Erneuerung des Abkommens zwischen Domkapitel und Staat Wallis verhandelt wurde. Eine erneute Gebäuderestaurierung zeichnete sich ab. So bot sich die ideale Gelegenheit, das Museum und insbesondere seine Funktion als „Walliser Nationalmuseum“ zu überdenken, im Licht der Herausforderungen, die sich sowohl aufgrund einer multikulturellen Walliser Gesellschaft als auch durch die Weiterentwicklung der Museumsaufgaben stellten. So wurde eine große Kulturbaustelle begonnen, neue Forschungsprogramme, Publikationen und Ausstellungen7 sind in die Erarbeitung des künftigen Museums eingeflossen, mit dem Ziel, das Wissen über die Walliser Geschichte in eine kritische Perspektive zu setzen. Das Projekt wurde vom Büro Cagna in Sitten und seinen Mitarbeitern in enger Zusammenarbeit mit der Bauleitung und den Experten sowie dem Museumsteam unter der Leitung der Unterzeichneten realisiert. Die aktuelle Museografie ist das Ergebnis der belebenden Konfron-

14


Abb. 13: Der Ausstellungsraum mit den anthropomorphen Stelen im Archäologischen Museum, 1976.

tation zwischen den Einschränkungen aufgrund der Museumsaufgaben und den standortbedingten. Vollständige Neugestaltung des Museums und der Rundgänge, Anpassung der technischen Infrastruktur und des museografischen Mobiliars an die besonderen klimatischen Bedingungen im Schloss, Integration von einer Cafeteria und Toiletten im Zentrum des Museums, Berücksichtigung der doppelten Interpretation aufgrund der historischen Gebäudehülle und der Sammlungen, Verbindung mit der Basilika und dem Hügel, Schilderung des heutigen Wallis im Licht seines Kulturguts, Hervorheben der Stärken der Sammlungen – an Herausforderungen fehlte es nicht. Durch das Zusammenspinnen eines chronologischen

15


DAS WALLIS IN ALLEN DIMENSIONEN ERGRÜNDEN

mit verschiedenen thematischen Fäden, durch die Auswahl von Objekten, welche die besonderen äußeren Beziehungen des Wallis aufgrund seiner strategischen Lange am Übergang der Alpen bezeugen, und durch die Auswahl jener Objekte, die verständlich machen, weshalb das Wallis heute ist, was es ist, haben wir versucht, eine synthetische, umfassende, allen Besuchern verständliche und für die Gegenwart interessante Geschichte zu schildern. Das Zentralgebäude dient als Drehpunkt des gesamten Standorts. Hier befindet sich der Museumseingang, der zu den beiden Seitenflügeln führt, in Erinnerung an die klassische Museumsanordnung des 19. Jahrhunderts. Auch das starke Gefälle des Hügels wird einbezogen und die Besonderheit eines fragmentierten, durch Außenräume unterteilten Museums zur Geltung gebracht. Dank dieser Neuorganisation konnte eine Cafeteria mit separatem Eingang integriert werden, und in naher Zukunft wird dadurch der Anschluss neuer restaurierter Gebäude möglich sein, die ebenfalls museologischen Funktionen zugeführt werden. Da sich das Territorium für das Verständnis der Walliser Kulturgeschichte als grundlegend erweist, haben wir die Landschaft als museografisches Thema berücksichtigt: Nach dem Aufstieg auf den Hügel von Valeria, wo der Besucher die eindrückliche Vorherrschaft der Landschaft vor Augen hat, begegnet er dieser auf seiner Reise durch die Walliser Geschichte immer wieder. Der Rundgang beginnt im Übrigen mit einer „Zeitmaschine“, welche den Standort Sitten anhand einer 3D-Montage von der Gegenwart bis in die Zeit um 50 000 vor unserer Zeitrechnung zurückbildet. Ohne die Spuren der Gegenwart ist die Landschaft bereit für die zeitliche Rekonstruktion, die auf dem Rundgang erfolgt. Der Rundgang endet schließlich mit einem Ausblick in eine mögliche Zukunft des Wallis, von heute bis ins Jahr 2150. Die Wahl der Landschaft als Leitfaden setzte zudem voraus, dass das natürliche Licht, wo immer möglich, in den Ausstellungsräumen präsent ist, damit der Besucher zusätzlich zur historischen Periode, die er gerade besucht, durch einen Blick aus dem Fenster den Bezug zum heutigen Wallis herstellen kann. Hinter diesem umfassenden Projekt, das uns während 20 Jahren, von 1987 bis 2008, beschäftigt hat, steht die wissenschaftliche und technische Arbeit eines schrittweise aufgebauten Teams, das heute den Anforderungen an ein aktuelles Museum gerecht wird, und natürlich die Neuformulierung unserer Sammlungspolitik.

Richtig sammeln, vernetzt sammeln Unsere aktuelle Sammlungspolitik mit ihren drei Schwerpunkten ist vom Bemühen geprägt, erstens die Aufgabe des Museums, Kulturgut zu bewahren, der notwendigen Auswahl zu unterziehen, und zweitens spezifische Bereiche zu schaffen, welche der Institution in einer Schweiz, wo sich über 1000 Museen das Interesse der Öffentlichkeit und der Einwohner teilen, eine Persönlichkeit und ein Profil geben. Doch die Verantwortung des Geschichtsmuseums Wallis geht über diese beiden Ziele hinaus. Als global maßgebende Plattform über das Wallis pflegt es eine lebendige, interaktive Beziehung mit den anderen Kantonsmuseen (Kunst und Natur) einerseits, aber auch mit den rund 70 lokaleren Institutionen auf dem

16


gesamten Kantonsgebiet. Zudem sind die Auswirkungen dessen, was das Museum als notwendige Anschaffung im Bereich Kulturgut von kantonalem Interesse erachtet, breiter und stehen in regem Dialog mit zahlreichen Partnern. Der erste Schwerpunkt liegt auf dem Ausbau der bestehenden Stärken. Das Walliser Geschichtsmuseum ist mit Zürich, Basel, Bern und Freiburg eine führende Schweizer Institution für nationales Kulturgut aus dem Mittelalter (insbesondere Waffen, Möbel, Plastiken). Es ist daher nur natürlich, dass wir versuchen, unsere Sammlungen durch den Kauf gewisser Objekte zu vervollständigen, beispielsweise eine Truhe aus dem 13. Jahrhundert, die vom Typ her den berühmten Truhen der Kirche von Valeria ähnlich ist (1999), oder eine Tür eines Sittener Hauses von Anfang des 16. Jahrhunderts (2000) oder eine Muttergottes mit Kind des 14. Jahrhunderts aus dem Oberwallis. Eine weitere Stärke des Museums ist die Zeit der fremden Dienste und ihre Auswirkungen auf die Kunst. Aufgrund der Tatsache, dass während vier Jahrhunderten die wichtigsten Walliser Patrizierfamilien Beziehungen mit den europäischen Königshäusern pflegten, insbesondere mit dem französischen, und tausende Walliser Soldaten in deren Dienst entsandten, sind bedeutende Kulturgüter entstanden, Objekte, die direkt oder indirekt im Zusammenhang mit den Feldzügen stehen. Einige dieser Gegenstände (militärische Ausrüstung, Porträts, Auszeichnungen, Dokumente, Möbel) sind bereits zurzeit von Albert de Wolff in unsere Sammlungen gelangt. Mit unserer aktuellen Objektsuche möchten wir vor allem den vielversprechenden Bereich künstlerischer Auftragsarbeiten ergänzen, die unter dem Einfluss des im Kontakt mit dem Ausland gebildeten kosmopolitischen Geschmacks bestellt wurden. Der zweite Schwerpunkt unserer Sammlungspolitik besteht darin, ausgehend von bisher isolierten Objekten, spezifische Sammlungsbereiche zu schaffen und in diesem Rahmen moderne, zeitgenössische Objekte zu orten, zu sammeln und zu erforschen. Die jüngste Modernisierung des Wallis ist beispielhaft für die Veränderungen, welche die Alpenregionen seit Ende des 18. Jahrhunderts erlebt haben. Dieser Zeit gilt folglich unsere Prospektion sowie der parallel dazu entstandenen Tourismusindustrie und ihren folklorisierenden Auswirkungen auf die Darstellung der Walliser Gesellschaft. So haben fortan technische Einrichtungen und die Ikonografie im Zusammenhang mit der rasanten Entwicklung des Straßen- und Eisenbahnnetzes (Tunneldurchstiche am Simplon und am Lötschberg, Simplon-Passstrasse, RhoneAutobahn), mit der Nutzung der Wasserkraft (Stauseen), der Ansiedelung der chemischen Industrie oder der Mechanisierung der Landwirtschaft ihren Platz neben Gegenständen von Reisenden (siehe Notiz 86), Porträts oder Hotelregistern, neben der vielfältigen Tourismuswerbung, der Nutzung der Berge, insbesondere des Matterhorns, im Marketing, ebenso wie Objekte, die vom Übergang der Landwirtschaft zur freizeitlichen Nutzung zeugen, wie die selektive Zucht der Eringer für Ringkuhkämpfe oder die Umwandlung der Suonen in Wanderwege und natürlich die Nutzung des weißen Goldes der Skipisten (siehe Notiz 94). Im Rahmen des dritten Schwerpunkts soll der gesamten Sammlung eine bessere Kohärenz gegeben werden durch die Ortung von Objekten, die eine Verbindung zwischen den verschie-

17


DAS WALLIS IN ALLEN DIMENSIONEN ERGRÜNDEN

denen wissenschaftlichen Disziplinen herstellen. Ein großer Schritt in diese Richtung wurde in jüngster Zeit mit der Umsetzung einer neuen Walliser Museumslandschaft8 gemacht. Die Rückkehr der archäologischen, militärgeschichtlichen und numismatischen Sammlungen ins Geschichtsmuseum Wallis betont dessen ursprüngliche Pluridisziplinarität, bietet dem Besucher eine organischere Interpretation des Kulturerbes und bildet eine weitere Stärke der Institution: die prähistorischen Sammlungen aus dem Neolithikum, insbesondere jene im Zusammenhang mit der Begräbnisstätte von Petit-Chasseur (Siehe Notiz 7). Da diese letzte Integration jedoch bei Weitem nicht allen Schätzen dieses international bedeutenden prähistorischen Fundorts Rechnung trägt, hoffen wir, in den nächsten Jahren, zusammen mit der Stadt Sitten, ein archäologisches Zentrum zu schaffen, wo dieser Bereich in den Augen der Besucher vollumfänglich zur Geltung gebracht werden kann.

Die Ausstrahlung des Geschichtsmuseum Wallis Das Geschichtsmuseum Wallis ist Mitglied beim Verband der Museen der Schweiz, seit dieser im Jahr 1965 geschaffen wurde, sowie, seit 1996, bei der internationalen Vereinigung der Geschichtsmuseen, an deren Kongressen es regelmäßig beteiligt ist. Anfang der 1990erJahre war das Museum dazu berufen, im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Westalpen beim internationalen Ausstellungsprojekt Der Mensch und die Alpen (Grenoble, Turin, Sitten) mitzumachen und die Ausstellung in Sitten zu zeigen (1993). Aufgrund dieser ersten internationalen Erfahrung konnten enge, regelmäßige Beziehungen mit einem Dutzend Museen in der Westschweiz, in Savoyen, in der Region Grenoble, im Aostatal und im Piemont geknüpft werden. Mehrere Interreg-Projekte mit Italien, namentlich im Bereich Archäologie, sind daraus hervorgegangen, ebenso seit 2002 eine vertiefte Forschungsarbeit über mittelalterliche Plastiken im Alpenraum. Als Gründungsmitglied des Museumsnetzes Wallis, eine seit 2004 bestehende aktive Partnerschaft, die für die Betreuung des musealen Kulturguts von kantonaler Bedeutung Kompetenzen aus Wissenschaft und Kultur vereint, ist das Geschichtsmuseum Wallis mit seinen großen Referenzsammlungen gut platziert, um sowohl bei Forschungsprogrammen mitzuarbeiten als auch die kantonale Sammlungspolitik zu optimieren. Das Geschichtsmuseum Wallis hat mit dem Lötschentaler Museum einen Vertrag über die gemeinsame Verwaltung der Fastnachtsmaskensammlung unterzeichnet, und es verzichtet darauf, seine Sammlungen mit einem Bezug zum Weinbau weiter auszubauen, um diesen Bereich dem darauf spezialisierten Walliser Reb- und Weinmuseum in Salgesch und Siders zu überlassen. Dadurch trägt es zum Aufbau spezifischer, einander ergänzender Interessenszentren bei, welche die sterile Konkurrenz zwischen kulturerblichen Institutionen ablösen. Die Pluridisziplinarität des Geschichtsmuseum Wallis, die Qualität der Stärken seiner Sammlungen, die Originalität seiner Präsentation, die bemüht ist, ein ganzes Gebiet fassbar zu machen, statt bloße Objekte zu zeigen, sowie die zeitgenössische Museografie im Dialog mit den gebäudebedingten Einschränkungen erregen immer wieder das Interesse unserer

18


Abb. 14: Während der Museumsnacht im 2009 empfang die neue Cafeteria, von links bis recht: Patrick Elsig, Direktor des Geschichtsmuseums, Marie Claude Morand, Direktorin der Walliser Kantonsmuseen, Jacques Cordonier, Chef der Dienststelle für Kultur des Kantons Wallis und Esther Waeber-Kalbermatten, Staatsrätin.

Kollegen. Seit der Eröffnung im Jahr 2008 haben uns mehrere Fachdelegationen aus dem In- und Ausland besucht, die sich mit unserer Umsetzung auseinandersetzten und so von unseren Erfahrungen profitieren konnten. Wir wurden in der Folge für eine Expertise angefragt und werden beim Aufbau einer Museumslandschaft im Südtirol mitarbeiten sowie bei der Umsetzung einer bedeutenden Kulturinstitution für das Susa-Tal in Italien.

Marie Claude Morand Direktorin der Walliser Kantonsmuseen Direktorin des Geschichtsmuseums von 1984 bis 2005

19


DIE DAUERAUSSTELLUNG: DIE SPITZE DES EISBERGS

D

ie rund 1 000 Objekte, welche das Geschichtsmuseum in seiner Dauerausstel-

lung auf Schloss Valeria präsentiert, sind lediglich eine drastische Auswahl aus den 50 000 Gegenständen, welche die Institution insgesamt konserviert, die archäologische Sammlung nicht mitgerechnet. Die eingelagerten Gegenstände bilden die Grundlage eines Tätigkeitsbereichs des Museums, von dem die

Besucher auf Valeria nur das Ergebnis zu sehen bekommen: die wissenschaftliche Forschung.

Vor 1984: Konzentration der Kräfte auf die Dauerausstellung Anfangs betrieb das Museum nur wenig wissenschaftliche Forschung. Da illustrierte das Objekt die „große“ Geschichte: ein Porträt erinnerte an einen Bischof oder Kardinal, der aufgrund seines politischen Einflusses berühmt gewesen war; eine savoyische Flagge schilderte den Sieg der bischöflichen Truppen, der mündlich überliefert war; eine Plastik aus dem Mittelalter bezeugte die Bedeutung der katholischen Religion im Wallis sowie eine Neubelebung des Interesses für die Barockkunst. Man erzählte etwas anhand des Objekts, untersuchte dieses aber nicht um seiner selbst willen. Deshalb gehörte damals der Aufbau von Referenzsammlungen, die eingelagert werden, der wissenschaftlichen Forschung dienen und in Sonderausstellungen gezeigt werden, nicht zu den Aufgaben des Museums. Mit Albert de Wolffs Ernennung an die Spitze der Kantonsmuseen im Jahr 1944 wurde eine gewisse Wende im musealen Vorgehen vollzogen. Dieses blieb jedoch aufgrund eines offenbaren Mangels an Ressourcen, insbesondere an wissenschaftlichem Personal, eingeschränkt. Die Bemühungen des neuen Direktors konzentrierten sich auf die Erneuerung der Dauerausstellung sowie hauptsächlich auf die Eröffnung des neuen Kunstmuseums, im Jahr 1947. In den 1960er und 1970er Jahren wurde das westliche Gebäude des Geschichtsmuseums auf Valeria eröffnet, außerdem die Ausstellungsräume in der Grange-à-l’Évêque, das archäologische Museum und das Militärmuseum. Zahlreiche Sonderausstellungen wurden gezeigt, im Wesentlichen jedoch im Zusammenhang mit dem künstlerischen Schaffen und der Kunst9. Die Geschichte hingegen wurde eher punktuell thematisiert, bei besonderen Gelegenheiten; die folgenden Ausstellungen sollen hier besonders erwähnt werden: „Héraldique valaisanne“, 1.-30. Juni 1958, im Rahmen des Besuchs der Schweizerischen heraldischen Gesellschaft im Wallis10, und „Art valaisan“, 13. Juni-14. Oktober 1964, im Manoir Martinach, auf Verlangen des Staatsrats anlässlich der Eröffnung des Großen-Sankt-Bernhard-Tunnels11. Neben seinen administrativen Aufgaben, vielzähligen Ausleihen an Partnerinstitutionen oder öffentliche Gemeinschaften, neben der Organisation von Ausstellungen, seiner großzügigen Beratung von Regionalmuseen und vielen Vorträgen fand Albert de Wolff etwas Zeit, um punktuell geschichtliche Themen zu erforschen, die ihn faszinierten. Mit der Betreuung anderer

20


Bereiche, wie der archäologischen Sammlungen, beauftragte er hingegen externe Forscher. So machte er beispielsweise die berühmten römischen Liturgietruhen, die dem Museum vom Domkapitel Sitten als Dauerleihgabe übergeben worden waren12, in internationalen Forscherkreisen bekannt, oder er präsentierte Objekte, die zum Walliser Kulturgut gehören, sich aber in großen Museen im Ausland befanden13. Der Kauf eines Glasgemäldes nutzte er als Anlass für eine Forschungsarbeit14; eine Würdigung des Archäologen Louis Blondel als Gelegenheit, die Mitra von Jost von Silenen zu zeigen, die im Besitz des Bistums Sitten ist15. In der Heraldik, einem vom Albert de Wolffs Lieblingsgebieten, gibt es ebenfalls viele Beispiele, jedoch ausschließlich Monografien. Es gab einen einzigen Versuch, ein Gebiet umfassend zu präsentieren: „Le portrait valaisan“ (das Walliser Porträt), eine Publikation aus dem Jahr 1957, bei der Albert de Wolff als treibende Kraft mitwirkte16. Eine weitere umfassende Forschungsarbeit, an der Albert de Wolff beteiligt war, konnte leider nicht vollendet werden: das Inventar der Walliser Kunstdenkmäler. Nachdem er 1944 zum Sekretär der mit dieser Studie beauftragen Kommission ernannt wurde, musste Albert de Wolff bald eingestehen, dass die Arbeit trotz zahlreicher Pläne und Fotografien von Denkmälern der Stadt Sitten und der Publikation Abb. 15: Die Ausstellung „An der Schwelle zum Leben: Walliser Hebammen gestern und heute“, 1996.

mehrerer Artikel über die Denkmäler der Stadt im Embryonalstadium geblieben war.

Ab 1984: Erarbeitung von Forschungsschwerpunkten Die Ausstellungen (siehe Anhang 1, S. 26) Als Marie Claude Morand 1984 an die Spitze der Kantonsmuseen kam, wurde dank einem höheren Budget und dem schrittweisen Aufbau des wissenschaftlichen Personals die Entwicklung einer Forschungs- und Sonderausstellungspolitik von neuem Ausmaß möglich. Die geschichtlichen Ausstellungen und deren unumgängliche Begleiterscheinung, der Katalog, haben das Ziel, den aktuellen Wissensstand zum untersuchten Thema darzulegen. Dafür wird die Mitarbeit eines breiten Panels von Experten in Anspruch genommen, die oftmals von außerhalb des Kantons, zuweilen sogar aus dem Ausland stammen. Marie Claude Morand hat die Form der Bilanz-Ausstellungen gewählt, um allmählich die ganze Geschichte des Wallis seit den ersten Menschen abzudecken. Im Rahmen von Gedenkveranstaltungen zu historischen Ereignissen bietet sich die Gelegenheit für Zusammenarbeiten – gewisse Ausstellungen waren davon inspiriert (beispielsweise „Sion, la part du feu“, eine Ausstellung, die 1988 aus Anlass des 200-jährigen Gedenktags des großen Brands von Sitten in Partnerschaft mit dem Archiv der Stadt Sitten gezeigt wurde). In den 1990er-Jahren hingegen spiegelten mehrere weniger umfangreiche Themenausstellungen eine gewisse Unabhängigkeit der Kantonsmuseen sowie die Tatsache, dass die Institutionen nun von verantwortungsvollen Konservatoren betreut wurden. So konnten dem Publikum äußerst unterschiedliche Facetten der Archäologie vor Augen geführt werden: Beispielsweise wurde anhand von Comics das Verständnis für die Überreste unserer Vergangenheit gefördert, wie Steinritzungen, die mit den Motiven unserer neolithischen Stelen vergleichbar sind, usw. Die Geschichte des Geldes wurde präsentiert sowie verschiedene ethnologische Studien (Schmerz,

21


DIE DAUERAUSSTELLUNG: DIE SPITZE DES EISBERGS

psychiatrisches Spital von Malévoz, die Familie de Werra, die Arbeit der Hebammen usw.) (siehe Abb. 15). Alles in allem kuratierte das Geschichtsmuseum zwischen 1984 und 2012 knapp 30 Ausstellungen. Im Bestreben, vermehrt spartenübergreifend zu arbeiten, wurden die geschichtlich ausgerichteten Institutionen unter dem Überbegriff „Geschichtsmuseum Wallis“ zusammengefasst; 2004 wurden das Militärmuseum und das Münzkabinett angeschlossen, 2006 das archäologische Museum (sowie das daran angegliederte gallo-römische Museum der Fondation Gianadda in Martinach). Dank dieser Kräftebündelung sind umfangreiche Projekte möglich geworden, so wie die neugestaltete Dauerausstellung, die 2008 auf Schloss Valeria eröffnet wurde.

Die Publikationen (siehe Anhang 2, S. 27) Bis Ende der 1980er-Jahre umfassten die Publikationen im Wesentlichen die Kataloge der Sonderausstellungen, wenn auch, je nach Gelegenheit, punktuell Artikel der Mitarbeiter der Institution in verschiedenen einschlägigen Fachzeitschriften veröffentlicht wurden17. Rasch zeichnete sich das Bedürfnis nach spezifischen Kommunikationskanälen für die Kantonsmuseen ab. 1990 wurde die Forschungsstelle für regionale Gegenwartsethnologie LABREC gegründet, welche das Geschichtsmuseum mit unabhängigen Forschern an Universitäten verbindet. Das LABREC war während rund 20 Jahren für die 1989 ins Leben gerufene Publikationsreihe zur Walliser Ethnologie (Cahiers d’éthnologie valaisanne) verantwortlich. Nach acht Bänden zu verschiedenen Themen, wie der ungleichen Stellung von Mann und Frau, Emigration, Tourismus und Industrie, wurde die Reihe erweitert und erscheint seit 2009 als Reihe des Geschichtsmuseums (Cahiers du Musée d’histoire). In dieser neuen Form ist fortan die Publikation von Forschungsarbeiten aller Sparten des Museums möglich, seit 2004 ebenfalls mit neuem Profil. In diesem Rahmen sollen Forschungen zur Walliser Geschichte veröffentlicht werden, die sich an ein breites Publikum richten und die sich bevorzugt auf ein materielles Vorgehen stützen, insbesondere auf die Sammlung des Geschichtsmuseums. Die drei Bände, die 2009 und 2010 veröffentlicht wurden, setzen das Wallis während der Reformationszeit, die Walliser in fremden Diensten und das historische Mobiliar des Bernhardinerinnenklosters von Collombey in neues Licht. Aufgrund der Bedeutung der neuen historischen Daten, die aus den Forschungsarbeiten an der Restaurierungsbaustelle auf Schloss Valeria seit der Unterzeichnung der Vereinbarung zwischen dem Domkapitel Sitten und dem Staat Wallis im Jahr 1985 hervorgegangen sind, wurde ebenfalls ein separater Publikationskanal benötigt. In gemeinsamem Einverständnis beschlossen die Dienststelle für Hochbau, Denkmalpflege und Archäologie und die Kantonsmuseen, zur Geschichte der Gebäude bzw. zum ausgestellten historischen Mobiliar (das größtenteils von dort stammt) eine neue Reihe zu lancieren: Valère, Art & Histoire. Insbesondere zur Mithilfe bei der Publikation dieser Reihe wurde 1996 der Verein „Freunde von Valeria“ ins Leben gerufen. Die ersten beiden Bände erschienen im Jahr 2000. Der eine war der Geschichte des Standorts im 19. und 20. Jahrhundert gewidmet, der andere der Sammlung

22


Abb. 16: Die Ausstellung „Ein europäisches Wallis“: ausländische Inspiration für die Uniform der Walliser Miliz.

mittelalterlicher Plastiken des Geschichtsmuseums. Das dritte Band, im 2012 erschienen, ist dem mittelalterische Mobiliar des Geschichtsmuseums gewidmet. Und schließlich wurde 2003, im Sinne eines Vorgeschmacks auf die Dauerausstellung (20002007) auf Valeria, ein für den Rundgang repräsentativer Führer veröffentlicht, der rund 120 der ausgestellten Objekte präsentiert18. Die Texte dieser Publikation richten sich an ein interessiertes Publikum und versuchen, den aktuellen Wissensstand zu den ausgestellten Objekten zu vermitteln. Die vorliegende Publikation, die 2012 erschienen ist, behandelt ebenfalls eine Auswahl von rund 100 bedeutenden Objekten aus den Sammlungen, von denen die meisten in der Dauerausstellung zu sehen sind, aber auch einige unumgängliche Stücke, die eingelagert sind. Da sich die Publikation an ein breites Publikum richtet, wurden die wissenschaftlichen Texte bewusst auf das Wesentliche reduziert, und es wurde den Illustrationen der Vorzug gegeben.

23


DIE DAUERAUSSTELLUNG: DIE SPITZE DES EISBERGS

Und in Zukunft … Die wissenschaftliche Forschung Der in den letzten Jahren gesteckte wissenschaftliche Rahmen wird auch in Zukunft beibehalten. Die Themenausstellungen spielen eine wichtige Rolle, um auf spezifische Bereiche oder besondere Problematiken aufmerksam zu machen. So wurde im Jahr 2009 im archäologischen Ausstellungszentrum Grange-à-Evêque die Ausstellung „Steine der Erinnerung, Steine der Macht“ gezeigt, in Zusammenarbeit mit der Walliser archäologischen Gesellschaft und dem Département d’anthropologie et d’écologie der Universität Genf. Die Ausstellung beleuchtete anhand der neolithischen Stelen von Petit-Chasseur (Sitten) heutige und vergangene megalithische Gesellschaften, die an verschiedenen Standorten weltweit monumentale Bauten zu Ehren ihrer Oberschichten errichtet haben. Von Juni 2011 bis Februar 2012 wurde im Ausstellungszentrum Ancien Pénitencier und im Espace d’archéologie eine Ausstellung mit dem Titel „Ein europäisches Wallis“ präsentiert, die in vier Teilen die kulturellen Beziehungen zwischen dem Wallis und dem restlichen Europa während allen Geschichtsepochen aufzeigte (Abb. 16). Die vier Teilbereiche nahmen aktuelle Forschungsergebnisse aus den vier Abteilungen des Geschichtsmuseum auf (Ur- und Frühgeschichte, Mittelalter, Ancien Régime, zeitgenössische Geschichte) und präsentierten diese unter dem Aspekt der transalpinen Beziehungen. Von Zeit zu Zeit wird aber auch in Zukunft die Ausrichtung großer Ausstellungen angebracht sein, um den aktuellen Wissensstand zu einem Thema oder einen Abschnitt der Walliser Geschichte behandeln zu können. Außerdem wird die Pflege der über die Jahre mit den anderen Geschichtsmuseen im westlichen Alpenraum geknüpften Beziehungen von Bedeu-

24


tung sein, damit wir unseren Horizont erweitern, gemeinsam forschen, publizieren oder ausstellen können, mit einer folglich viel breiteren Sichtweise. Solche Projekte sind momentan zum Thema mittelalterliche Plastik im Gang und könnten noch weiter ausgebaut werden. Neben den Ausstellungskatalogen sind Serien für andere Publikationen geplant. Die „Reihe des Geschichtsmuseums“ wie die Serie „Valère, Art & Histoire“ warten nur auf Manuskripte zur Veröffentlichung. Dabei wird umfassenden Studien und spartenübergreifender Arbeit der Vorzug gegeben, während punktuelle Studien eher in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht werden, die es in jedem Forschungsbereich gibt. Eine unserer nächsten Publikationen soll die ethnologische Forschung im Wallis zusammenfassen. Unsere Publikationen sollen in zunehmendem Maße in Partnerschaft mit Berufsleuten produziert und vor allem vertrieben werden, damit sie neben anderen geschichtlichen Werken ein breiteres Publikum erreichen und insbesondere in den deutschsprachigen Gebieten besser vertreten sind.

Die Kulturvermittlung Angesichts der großen aktuellen Vielfalt im Bereich Kultur muss das Angebot des Geschichtsmuseums ausgebaut werden, damit es alle Publikumsgruppen anzusprechen vermag. Zudem muss unser Angebot deutlich besser kommuniziert werden. Die Attraktivität des Standorts Valeria genügt, um Touristen und Spaziergänger anzuziehen, doch sind zusätzliche Maßnahmen notwendig, um die Besucher dazu zu bewegen, ins Museum einzutreten, obwohl dieses bereits auf allen Tourismusinformationen über Valeria präsent ist. Wir versuchen außerdem, mit dem Angebot des Tourismusbüros der Stadt Sitten Synergien zu bilden (Führungen, Licht- und Tonschau, Präsentation von Raubvögeln) und so unsere Kompetenzen, wie auch Budgets, ergänzend einzusetzen. Für Familien entwickelt die Abteilung Bildung und Vermittlung der Kantonsmuseen in Zusammenarbeit mit dem Geschichtsmuseum verschiedene Projekte, welche die Attraktivität des Standorts fördern sollen. Thematische Rundgänge sind in einem Heft zusammengestellt, sodass Kinder die Ausstellung gezielter entdecken können. Das Vermittlungsprogramm bietet eine ausführliche Betreuung für Schulklassen, angepasst an die jeweilige Schulstufe. Zu diesem Zweck wurde 2011 ein Ausgrabungskasten in einem Schlossraum installiert. So kann dem Publikum der Beruf des Archäologen näher gebracht werden. Die stetig zunehmenden Besuche von Schulklassen im Geschichtsmuseum bezeugen das pädagogische Interesse unserer Institution. Es bleibt zu hoffen, dass eines Tages alle Walliser Schüler wenigstens einmal während ihrer Schulzeit in dem Museum waren, das die Geschichte unseres Kantons erzählt … Patrick Elsig Direktor des Geschichtsmuseums Wallis seit 2005

25


ANHANG

ANHANG 1: DIE AUSSTELLUNGEN VON 1986 BIS 2012

1986 „Das Wallis vor der Geschichte“, 23. Mai 1986 – 6. Januar 1987, Museum für Archäologie / Grange-à-l’Evêque und Vidomnat. Ausst.-Kat.: Das Wallis vor der Geschichte, Sitten 1986 (379 S.) 1987 «Le général Dufour et Saint-Maurice», 15. September 1987 – 23. Mai 1988, Militärmuseums im Schloss Saint-Maurice. Ausst.-Kat.: Le général Dufour et Saint-Maurice, Lausanne 1987 (Cahier d’archéologie romande, 35) (295 S). 1988 «1788-1988. Sion, la part du feu», 3. September 1988 – 29. Januar 1989, Majorie und Vidomnat, Jesuitenkirche und Grenette. Ausst.-Kat.: 1788-1988, Sion, la part du feu. Urbanisme et société après le grand incendie, Sitten 1988 (287 S.). 1991 «Ubi bene ibi patria», 25. Mai – 3. November 1991, Geschichtsmuseum / Schloss Valeria. Ausst.-Kat.: Ubi bene ibi patria, Valais d’émigration, Auswanderungsland Wallis, XVIe-XXe siècles, Sitten 1991 (Ethnologische Reihe, 2) (301 S.). 1992 «Représentations du sacré : culture savante et culture populaire dans l’art religieux en Valais», 26. Juni 1992 – Mai 1994, Geschichtsmuseum / Schloss Valeria . Ohne Katalog. 1993 «L’homme et les Alpes», 18. Juni –14. November 1993, Arsenal de Pratifori. Publikation veröffentlicht unter der Schirmhererschaft von COTRAO (Communauté de travail des Alpes occidentales) : L’homme et les Alpes, Grenoble 1992. «Les dessous de la monnaie», 10. September 1993 – April 1994, Grange-à-l’Evêque.

Publikation: Patrick Elsig, Kopf oder Zahl. Die Geschichte des Geldwesens im Wallis, Sitten 1993 (158 S.). 1994 «Valère, 15 siècles d’histoire culturelle», 23. September 1994 – September 1999, Geschichtsmuseum / Schloss Valeria . Ohne Katalog. 1995 «Le soleil des Morts. Archéologie et bande dessinée», 22. September 1995 – 8. Januar 1996, Museum für Archäologie / Grangeà-l’Evêque. Katalog: Alain Gallay (unter der Leitg. von), Dans les Alpes à l’aube du métal, archéologie et bande dessinée, Sitten 1995 (216 S.). 1996 «Dix ans d’archéologie en Valais», 18. Oktober 1996 – 30. Mai 1997, Museum für Archäologie / Grange-à-l’Evêque. Ohne Katalog. «Mémoires photographiques […]», 29. März – 2. Juni 1996, Arsenal von Pratifori. Ohne Katalog. «Naître en Valais / sages-femmes, artisanes de vie, hier et aujourd’hui», 13. September – 3. November 1996, Hexenturm, Sitten. Ohne Katalog. «Voyages exotiques, les étrangers à la découverte du Valais au XIXe siècle», 30. Mai – 21. Juli 1996, Haus Courten, Siders. Ohne Katalog.

Antonietti (unter der Leitg. von), 1798: Revolution im Wallis, Sitten 1998 (324 S.). «Vallis Poenina. Le Valais à l’époque romaine», 28. November 1998 – Dezember 1999, Museum für Archäologie / Grange-à-l’Evêque (17. März – 3. Septemver 2000 Musée romain, Lausanne-Vidy). Katalog: Vallis Poenina. Das Wallis in römischer Zeit, Sitten 1998 (232 S.). «Contemporains de Gavroche, figures du petit peuple en Suisse vers 1848», 1. Mai – 27. September 1998, Arsenal von Pratifori. Ohne Katalog. 2000 «Trésors en question», 1. September 2000 – 9. September 2007, Gechichtsmuseum / Schloss Valeria. Ohne Katalog. 2001 «(In)fortunes – Les barons de Werra aux XIXe et XXe siècles», 1. Juni – 30. September 2001, Hexenturm, Sitten. Ohne Katalog. 2002 „Die ersten Menschen im Alpenraum“, 24. Mai – Dezember 2002, Ancien Pénitencier (Musée cantonal d’archéologie et d’histoire de Lausanne, Espace Arlaud, 17. Januar – 30. März 2003). Katalog: Die ersten Menschen im Alpenraum, Lausanne-Sitten 2002 (204 S).

1997 «Signes dans la roche, gravures rupestres dans l’arc alpin», 28. Juni 1997 – 30. August 1998, Museum für Archäologie / Grange-à-l’Evêque. Ohne Katalog.

2003 «Trop de peine – Femmes en prison», 7. Februar – 27. April 2003, Ancien Pénitencier (8. November 2003 – 17. Januar 2004, Mediathek Wallis, Brig). Ohne Katalog.

«Paradis artificiels – Cartes postales du Valais pittoresque», 25. April – 20. Juli 1997, Haus Courten, Siders. Ohne Katalog

«Malévoz, 100 ans de folie au quotidien», 17. Juni – 25. Oktober 2003, Schloss Monthey. Ohne Katalog.

1998 «Messieurs du Haut et sujets du Bas. 1798 : la Révolution en Valais», 29. Mai-1. November 1998, Hexenturm (5. Dezember 1998 – 30. Mai 1999 Schloss Monthey). Katalog: Alexandra Moulin und Thomas

26

2004 Beteiligung der Kantonalen Museen an der Ausstellung: «Les Chambres secrètes des Musées I : ces acquisitions qui attendent dans l’ombre», 1. April – 31. Mai 2004, Ancien Pénitencier. Ohne Katalog.


2005 „Berg, ich hasse dich – Berg, ich liebe dich“, 12. Mai 2005 – 27.- August 2006, Ancien Pénitencier. Katalog co-ediert mit dem Kunstmuseum Wallis: Pascal Ruedin und Marie Claude Morand (unter der Leitg. von), Berg, ich hasse dich – Berg, ich liebe dich. eine Reise mitten durch die Alpen, vom 16. Jahrhundert bis heute, Sitten-Paris 2005 (256 S.). Beteiligung der Kantonalen Museen an der Ausstellung: «Les Chambres secrètes des Musées II : voyages au cœur des réserves», Herbst 2005, in den Reserven der Kantonalen Museen. Ohne Katalog. 2006 «Des Alpes au Léman. Images de la préhistoire», 20. Mai – September 2006 und 30. Januar 2007 – 6. Januar 2008 (nach einer Vorstellung des Musée cantonal d’archéologie et d’histoire von Lausanne im Espace Arlaud), im Museum für Archäologie / Grange-à-l’Evêque. Katalog co-ediert mit dem Musée cantonal d’Archéologie et d’Histoire de Lausanne und dem Musée d’Art et d’Histoire de Genève: Des Alpes au Léman : images de la préhistoire, Gollion 2006 (359 S.). Beteiligung der Kantonalen Museen an der Ausstellung: «Les Chambres secrètes des Musées III : mystère des œuvres sous la loupe», 20. Oktober 2006 – 14. Januar 2007, Ancien Pénitencier. Ohne Katalog. 2008 Dauherhafte Ausstellung, Geschichtsmuseum / Schloss Valeria, ab 12. September 2008. Ohne Katalog. 2009 «Pierres de mémoire, pierres de pouvoir», 26. Juni 2009 – 3. Januar 2011, Espace d’archéologie Grange-à-l’Evêque (ehem. Museum für Archäologie). Ohne Katalog. 2011 „Ein europäisches Wallis“, 16. Juni 2011 – 26. Februar 2012, Ancien Pénitencier und Espace

d’archéologie Grange-à-l’Evêque. Ohne Katalog.

«Bernardine tu seras!». Le monastère de Collombey : un patrimoine de 4 siècles, Sitten-Baden 2011 (248 S.).

ANHANG 2: DIE PUBLIKATIONEN

Valeria, Kunst und Geschichte

Ethnologische Reihe

Nr. 1 Patrick Elsig, Le château de Valère aux XIXe et XXe siècles. De la résidence des chanoines au Musée cantonal d’histoire, Lausanne 2000 (148 S.).

Nr. 1 Thomas Antonietti, Ungleiche Beziehungen. Zur Ethnologie der Geschlechterrollen im Wallis, Sitten 1989 (86 S.). Nr. 2 Thomas Antonietti und Marie Claude Morand (Red.) Valais d’émigration, Auswanderungsland Wallis, Sitten 1991 (301 S.). Nr. 3 Thomas Antonietti und Marie Claude Morand (unter der Leitg. von) Tourismus und kultureller Wandel 1950-1990, Sitten 1993 (172 S.). Nr. 4 Suzanne Chappaz-Wirthner und Claudia Dubuis (unter der Leitg. von), Tribuns et tribunes. Le discours politique en Valais, Sitten 1995 (206 S.). Nr. 5 Werner Bellwald, Zur Konstruktion von Heimat. Die Entdeckung lokaler „Volkskultur“ und ihr Aufstieg in die nationale Symbolkultur. Die Beispiele Hérens und Lötschen (Schweiz), Sitten 1997 (382 S.). Nr. 6 Pierre Dubuis (unter der Leitg. von), La mémoire dans la vie. Usages du souvenir et de la mémoire en Valais (Ier-XXe siècles), Sitten 2001 (158 S.). Nr. 7 Werner Bellwald und Sandro Guzzi-Heeb (unter der Leitg. von), Ein Industriefeindliches Volk? Fabriken und Arbeiter in den Walliser Bergen, Baden 2006 (550 S.). Nr. 8 Thomas Antonietti (unter der Leitg. von), Kein Volk von Hirten. Alpwirtschaft im Wallis, Baden 2006 (226 S.). Die Cahiers des Geschichtsmuseums Nr. 9 Gérard Delaloye, L’évêque, la réforme et les valaisans, XVIe et XVIIe siècles, Sitten 2009 (148 S.). Nr. 10 Jean Steinauer und Romaine SyburraBertelletto, Courir l’Europe. Valaisans au service étranger, 1790-1870, Sitten 2009 (208 S.). Nr. 11 Romaine Syburra-Bertelletto, Thomas Antonietti, Patrick Elsig und Alain Guerrier,

27

Nr. 2 Laurent Golay, Les sculptures médiévales. La collection du Musée cantonal d’histoire, Sitten, Lausanne 2000 (240 S.). Nr. 3 Corinne Charles und Claude Veuillet, Coffres et coffrets du Moyen-Âge dans les collections du Musée d’histoire du Valais, Sion, Baden, 2012 (2 Bände, 184 S. und 244 S.). Sonderausgaben und Co-Editionen Valais à l’aube de l’humanité, éditions Florilège, Genf 1999 (120 S,). Valère, 15 siècles d’art et d’histoire en Valais, éditions Florilège, Genf 1999 ((144 S.). Patrick Elsig et Marie Claude Morand, Le château de Valère. Le monument, le musée, Sitten 2000 (annuaire de Sedunum Nostrum, 12) (114 S.). Gérard Delaloye, Un Léman suisse : la Suisse, le Chablais et la neutralisation de la Savoie, 1476-1932, Yens-sur-Morges 2002 (134 S.). Gérard Delaloye, Die Schweiz und Savoyen: das Walliser Chablais und die Neutralisierung Savoyens 1476-1932, Baden 2002 (112 S.). Thomas Antonietti und Werner Bellwald, Vom Ding zum Mensch: Theorie und Praxis volkskundlicher Museumsarbeit: das Beispiel Wallis, Baden 2002 (336 S.). Philippe Curdy (Red.), Valais, images de la préhistoire/Wallis, Bilder aus der Urgeschichte, Sitten 2006 (32 S.).


SEIT 2008 AUSGESTELLTE WERKE

28


29


SEIT 2008 AUSGESTELLTE WERKE

30


31


SEIT 2008 AUSGESTELLTE WERKE

32


33


SEIT 2008 AUSGESTELLTE WERKE

34


35



Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.