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Dr. Petra Kipphoff
Zum Schluss
Am Anfang war Berlin. Im Jahr 1976/77 war Stephan von Huene vom Deutschen Akademischen Austauschdienst als Artist in Residence für ein Jahr nach Berlin eingeladen worden. Und im Zusammenhang mit einem Bericht über den DAAD, der internationale Künstler, Autoren und Musiker in die eingeschlossene Stadt brachte und sie dadurch zum Leben einer besonderen Art erweckte, lernten wir uns damals kennen.
Auf den Anfang folgten viele weitere Besuche in Berlin, 1979 auch eine Gastprofessur an der Hochschule der Künste. Später dann die Teilnahme an Ausstellungen: 1980 Für Augen und Ohren in der Akademie der Künste, 1986 Inventionen – Musik und Sprache, wiederum in der Akademie der Künste, 1989 MaschinenMenschen im Neuen Berliner Kunstverein, 1996 Sonambiente, internationale Klangkunst im Rahmen der 300-Jahr-Feier der Akademie der Künste Berlin. Die große Ausstellung Theatrum Naturae et Artis, die im Dezember 2000 im Gropius Bau begann und bei der seine Rauminstallation Tisch Tänzer zu sehen und hören war, erlebte Stephan von Huene nicht mehr, er war am 5. September des Jahres gestorben. Der Katalog mit den Essays war ihm gewidmet. Im Jahr 2010 wurde die aus Hamburg kommende Ausstellung The Song of the Line, Stephan von Huenes Zeichnungen von 1950 bis 1999, im Max Liebermann Haus am Pariser Platz gezeigt, und damit etwas Klangfarbe dazu kam auch die Skulptur Die Neue Loreley, die dann als Geschenk in der Sammlung des Hauses blieb. Und jetzt ist – es war Michael Naumanns Idee – in wahlverwandtschaftlicher Nachbarschaft zum Humboldt Forum in der Barenboim-Said Akademie Stephan von Huenes Klanginstallation Lexichaos zu hören und zu sehen. Sie hat den heiter verwirrenden und ungemein aktuellen Untertitel „Vom Verstehen des Missverstehens zum Missverstehen des Verständlichen“.
In Berlin hat Stephan von Huene, der Amerikaner deutscher Herkunft, sich immer besonders wohl und animiert gefühlt.
Dr. Petra Kipphoff
Petra Kipphoff von Huene studierte Germanistik, Anglistik und Kunstgeschichte. Von 1960 bis 2002 war sie Redakteurin der Wochenzeitung DIE ZEIT mit dem Schwerpunkt Bildende Kunst. Seitdem schrieb sie vorwiegend für die Neue Zürcher Zeitung. Seit 2000 betreut sie den Nachlass Stephan von Huenes; ein Werkverzeichnis sowie mehrere Ausstellungskataloge wurden publiziert.
Stephan von Huene, „Getty Talk“, 1991, felt-tip pen and pencil on paper, 27,9 x 21,6 cm, Getty Center, Los Angeles