Programmheft 3. Abo-Konzert Saison 2019/20

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PETER RUNDEL:   LEITUNG

HEINZ HOLLIGER

KLAUS HUBER

STEFFEN WICK

TAUSENDSASSA

3. ABO-KONZERT

MUSICAL THEATER   B   ASEL SO 02.02.20 • 19 UHR


Ohne die folgenden Partner könnte das heutige Konzert nicht stattfinden. Die Basel Sinfonietta dankt herzlich für die wertvolle Unterstützung.

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Kultur-Pool der Plattform Leimental: Biel-Benken, Binningen, Bottmingen, Burg, Ettingen, Oberwil, Schönenbuch, Therwil

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PLATTFORM FÜR NEUE MUSIK Grusswort Sehr geehrte Abonnentinnen, sehr geehrte Abonnenten Liebes Publikum Im Namen der Basel Sinfonietta begrüsse ich Sie zu unserem 3. Abo-Konzert im Musical Theater Basel mit einem Programm, das den Komponisten Heinz Holliger anlässlich seines 80. Geburtstags ehrt und zwei seiner Orchesterwerke in Beziehung zu Kompositionen seines Freundes Klaus Huber und des jungen Komponisten Steffen Wick stellt. Die zeitgenössische Schweizer Musikszene ist enorm vielfältig – aber auch unübersichtlich. Die von der SRG lancierte Plattform neo.mx3 soll da helfen. «Mx3» heisst so viel wie «Musik mal 3» und ist eine Online-Plattform für Pop und Rock, die es seit über zehn Jahren gibt. Neo.mx3 ist nun die neue Plattform für die schrägen Klänge, die den Austausch und die Verbreitung von aktueller Musik aus der Schweiz fördern soll. Wir freuen uns sehr, dass neo.mx3 im Rahmen unseres heutigen Konzerts mit einem kurzen Surprise-Talk von Radio SRF 2 Kultur erstmals einem Publikum in der deutschen Schweiz präsentiert wird. Kann man sich einen besseren Anlass vorstellen für die Lancierung einer innovativen Plattform für zeitgenössische Musik als ein Konzert der Basel Sinfonietta?

Franziska Németi-Mosimann Präsidentin Orchestervorstand Basel Sinfonietta

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Ab sofort können Sie das ABO3 für die restlichen drei Abo-Konzerte der Saison 2019/20 beziehen.

ABO-KONZERTE 19/20 4 KINO IM KOPF So, 22.03.20, 19 Uhr Kunstmuseum Basel

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Normalpreis CHF 169 119 AHV/IV/GGG CHF 147 104 U25/Stud./ KulturLegi CHF 68 48 Kinder CHF 23 23

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SAISON 2019/20


Der Komponist Heinz Holliger als Dirigent im Opernhaus ZĂźrich (2018)


TAUSENDSASSA Editorial

Er gilt als der Tausendsassa der neuen Musik. Das reiche und umfassende Werk des Komponisten, Dirigenten und Oboisten Heinz Holliger wird auf der ganzen Welt gespielt. Zu seinem 80. Geburtstag, den er vor kurzem feiern konnte, ehren wir als einziges auf zeitgenössische Musik spezialisiertes Orchester der Schweiz einen der bedeutendsten Musiker unseres Landes mit einer Hommage. Vom Jubilaren, der die Oboe in ein Star-Instrument verwandelte, seit Jahrzehnten führende Orchester in aller Welt dirigiert und als einer der wichtigsten Komponisten der Gegenwart gilt, bringen wir zwei Orchesterwerke zur Aufführung: Holligers Totenklage über seinen hochverehrten Lehrer Sándor Veress mit dem mehrschichtigen Titel «(S)irató» sowie seine faszinierenden Transkriptionen von zwei späten Klavierstücken von Franz Liszt für grosses Orchester. (

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Dazwischen spielen wir mit «Tenebrae» von Klaus Huber ein düsteres, vom Naturphänomen der Sonnenfinsternis inspiriertes Werk von Holligers grossem Schweizer Komponistenfreund, der 2017 in hohem Alter verstorben ist. Zudem erklingt die für uns geschriebene «Autobiography» des jungen deutschen Komponisten Steffen Wick als Schweizer Erstaufführung.

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PROGRAMM

HEINZ (*1939) HOLLIGER

Zwei Liszt-Transkriptionen für grosses Orchester (1986) I Nuages gris – I I Unstern!

KLAUS (1924–2017) HUBER

3. Abo-Konzert TAUSENDSASSA Sonntag, 02.02.20, 19 Uhr Musical Theater Basel Konzerteinführung um 18.15 Uhr PETER RUNDEL Leitung BASEL SINFONIETTA

«Tenebrae» für grosses Orchester (1966/67) PAUSE

Surprise zur Lancierung von neo.mx3, der neuen SRG-Plattform für zeitgenössische Musik aus der Schweiz

STEFFEN (*1981) WICK

«Autobiography» für Orchester (2017) 

Auftragswerk der Basel Sinfonietta und des Staatstheaters Cottbus

HEINZ (*1939) HOLLIGER

(S)irató – Monodie für grosses Orchester (1992) (

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Im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Fokus Holliger – Heinz Holliger zum 80. Geburtstag» der Musik-Akademie Basel Mit freundlicher Unterstützung der Ernst Göhner Stiftung

 Schweizer Erstaufführung

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Blick in das Foyer des Musical Theater Basel


MUSICAL THEATER BASEL Konzertort Wo der König der Löwen und das Phantom der Oper tosenden Applaus ernteten, wurden bis Anfang der 1990er Jahre noch Waren zur Schau gestellt. Das Gebäude, welches heute das Musical Theater Basel beherbergt, wurde bereits im Jahr 1958 als Halle 107 von den Basler Architekten Franz Bräuning und Arthur Dürig am Riehenring erbaut. Markantes Erkennungszeichen ist das Sheddach, dessen Decken an neun Eisenbetonrahmen hängen. Die Halle 107 bildet seither das nördliche Ende der Hallen-Kette, die auf dem Messeplatz beginnt. 1994/95 wurde die Halle 107 von den Basler Architekten Burckhardt + Partner zum Musicaltheater umgebaut. Bis auf den Bühnenturm, der die Halle nach oben durchbricht, blieb das Gebäude äusserlich unangetastet. Der Umbau erfolgte mit einer Haus-in-Haus-Konstruktion. So gilt die einstige Halle 107 noch heute als architektonisches Juwel der verbliebenen Messegebäude. Mit seinen 1’557 Sitzplätzen ist das Musical Theater Basel eines der modernsten Theater- und Konzerthäuser der Schweiz. Mit einer Fläche von 270 Quadratmetern, über 50 Bühnenzügen und einem 26 Meter hohen Bühnenturm ab Bühnenboden entspricht die Bühne des Musical Theaters den technischen Anforderungen von internationalen Grossproduktionen. Im Auftrag der MCH Group wird das Musical Theater Basel seit 1998 von der Freddy Burger Management Group betrieben.

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LISZT-TRANSKRIPTIONEN Heinz Holliger Seine beiden Liszt-Transkriptionen für Orchester, die er seinem Lehrer Sándor Veress widmete, hat Heinz Holliger als Versuch bezeichnet, «die beiden wie erratische Blöcke, aber auch wie Wegweiser ins Unbekannte in der Musiklandschaft des späten 19. Jahrhunderts stehenden Enigmen des alten Liszt ‹hinüberzuschieben› (zu transkribieren) in meine eigene Art […] zu denken, – die Stücke aus meinem Unterbewusstsein wieder heraufzuholen und gleichsam durch einen Traumfilter hindurch in verschiedenen Graden von Wirklichkeit […] Klang werden zu lassen.» Das Tonmaterial von Liszts späten, in ihrer kargen, aber spannungsreichen Struktur und Aussage weit voraus weisenden Klavierstücken kommt in Holligers Transkriptionen fast durchgehend in zumindest einer Orchesterstimme vor und dient somit nicht nur als Inspirationsquelle oder Ausgangspunkt für Verfremdungen. Im Zentrum steht vielmehr eine neue Art von Transkription als Selbst- und Zeitreflexion, nämlich eine ständige Konfrontation, ein ständiges DialogSuchen der Gedankenwelt Holligers mit derjenigen von Liszt. Es ist ein Aufeinandertreffen zweier musikalischer Empfindungssphären, die sich so fremd gar nicht sind. Letztlich sind Holligers Entwicklungen alle auf Liszts Originalvorlage zurückzuführen: die Transpositionen, Diminutionen, Augmentationen, die als Echos verschoben eingebrachten Ton- und Akkordfolgen, die freie Weiterführung prägnanter Intervallverbindungen. Sogar die sich zeitweise als Folge ergebende Verdichtung bis zur Zwölftönigkeit erscheint in diesem Zusammenhang natürlich und zwingend.

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Der Komponist Heinz Holliger an seinem Arbeitsort


Der Oboist Heinz Holliger in jungen Jahren an den Internationalen Musikfestwochen Luzern


HEINZ HOLLIGER Komponist Heinz Holliger wurde 1939 in Langenthal im Kanton Bern geboren. Er studierte in Bern, Paris und Basel die Fächer Oboe (bei Émile Cassagnaud und Pierre Pierlot), Klavier (bei Sava Savoff und Yvonne Lefébure) sowie Komposition (bei Sándor Veress und Pierre Boulez). Seine internationale Karriere als Oboist, die ihn in die grossen Musikzentren aller fünf Kontinente geführt hat, begann 1959, als er den Ersten Preis beim Internationalen Musikwettbewerb in Genf gewann. Heinz Holliger hat die spieltechnischen Möglichkeiten seines Instruments erweitert und setzt sich bis heute mit Nachdruck für die zeitgenössische Musik wie auch für weniger bekannte Werke ein. Zahlreiche Komponisten, unter ihnen Henze, Ligeti und Lutosławski, widmeten ihm neue Partituren. Holligers kompositorisches Schaffen umfasst alle Gattungen, von Bühnenwerken über Orchester-, Solo- und Kammermusikwerke bis hin zu zahlreichen Vokalstücken. Nahezu alle Kompositionen sind Zeugnis einer unermüdlichen Suche nach den Grenzen von Klang und Sprache. Seiner Musik geht vielfach eine intensive Auseinandersetzung mit Künstler- beziehungsweise Dichterbiographien und lyrischen Texten voraus. 1977 nahm Heinz Holliger seine Dirigentenlaufbahn auf, die ihn bald zu den renommiertesten Orchestern der Welt brachte. Eine langjährige Zusammenarbeit verbindet ihn mit dem Chamber Orchestra of Europe.

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TENEBRAE Klaus Huber Als ich «Tenebrae» niederschrieb, stand ich unter einem gewaltigen inneren Druck: Meine Vorstellungen kreisten um das Symbol «Sonnenfinsternis», «Verfinsterung des Lebens»: Nicht im Sinne einer Stifterschen Beschreibung mit Mitteln der Musik, sondern viel eher in jenem Sinne der Anrufung eines uralten Menschheitssymbols, das durch eine gewaltige Pression bis in die innersten Tiefen menschlicher Existenz einzudringen vermag. Es ist daher möglich, ja wahrscheinlich, dass die Instrumente des Orchesters unter einem ähnlichen Druck stehen, wie ich ihn während der Arbeit an «Tenebrae» auszuhalten hatte. Jahrtausendealte östliche Denkweisen machen keinerlei grundsätzliche Trennung zwischen dem Menschen und der Natur, dem Kosmos. Beides ist geborgen als Ganzheit. Unser abendländisches Weltbild ist aber seit langer Zeit extrem homozentrisch. Alles, was uns nicht rational durchschaubar erscheint, empfinden wir spontan als uns feindlich. Auch und gerade in der Musik. Es gibt eine unvergleichliche Vision bei Jean Paul: «Der Traum vom All». Ein Bote führt den Dichter durch alle unbegrenzten Räume des Kosmos. Der Mensch erlebt diese Geistreise […] mit Angst, Schrecken, aber auch mit Hoffnung. Eben diese Vision beeinflusste die Komposition meiner «Tenebrae». «Tenebrae» für grosses Orchester wurde zwischen Frühling 1966 und Winter 1967 komponiert und ist Paul Sacher gewidmet, der den Auftrag zu diesem Werk erteilt hatte. KLAUS HUBER

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Sonnenfinsternis (Chile, 2019)

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KLAUS HUBER Komponist Klaus Huber gehörte zur Generation berühmter moderner Komponisten wie Pierre Boulez, Hans Werner Henze und Karlheinz Stockhausen. Hubers Ausgangspunkt war die Serielle Musik in der Nachfolge Anton Weberns. Er liess jedoch immer Gestaltungsspielräume offen. Seit den 1980er Jahren wandte er sich vermehrt der arabischen Musik zu. Dazu gehörte auch seine Beschäftigung mit arabischen Rhythmusmodellen und arabischer Dichtung. Nach einer Ausbildung als Lehrer im Berner Oberland studierte er Musiktheorie, Komposition und Violine an der Hochschule für Musik und Theater in Zürich. Von 1949 bis 1955 unterrichtete er Violine am Zürcher Konservatorium. Mit seiner Kammerkantate «Des Engels Anredung an die Seele» erlangte Huber 1959 bei den Weltmusiktagen der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik in Rom erstmals internationale Anerkennung. Von 1973 bis 1990 hatte er eine Professur für Komposition an der Musikhochschule in Freiburg in Breisgau inne. Zu seinen Schülern gehörte etwa der deutsche Komponist Wolfgang Rihm. Huber war Humanist und dachte auch politisch. Sein Werk orientiert sich an geistlichen Fragen. So verwendete er Texte zum Beispiel aus der Bibel oder von mittelalterlichen Mystikern. Eine zentrale Bedeutung hatten für ihn gross angelegte Oratoriumskompositionen, wie «... inwendig voller Figur ...», sein Beitrag zum Dürerjahr 1971. Daneben nahm aber auch die Kammermusik einen wichtigen Platz in seinem Werk ein und die szenische Gestaltung von Musik. 2009 erhielt er den renommierten Musikpreis der Ernst von Siemens Stiftung. Klaus Huber starb am 2. Oktober 2017 im Alter von 92 Jahren.

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AUTOBIOG   RAPHY Steffen Wick Vermeintlich unbedeutende Momente erscheinen seltsam gedehnt, vormals wichtig geglaubte Stationen fliegen wie im Zeitraffer vorüber. Längst Vergessenes taucht auf und zentrale menschliche Begegnungen ziehen am inneren Auge vorbei. «Autobiography» beschreibt die Lebensgeschichte eines Menschen im Moment der Verdichtung seines Empfindens und Erinnerns: einer Nahtoderfahrung, nach einem schweren Unfall, Sekunden vor einem fatalen Ereignis. Zeit als eindeutig gerichtete, unumkehrbare Konstante wird aufgehoben durch ein gleichzeitiges Erleben von Vergangenheit und Gegenwart. Im Bewusstseinsstrom des Augenblicks durchdringen sich alle Eindrücke und formen sich zur Quintessenz eines ganzen Lebens. Ein sekundenschneller Gedankenblitz gedehnt zur Unendlichkeit.

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STEFFEN WICK Komponist Steffen Wick gehört einer jungen Generation von Komponisten an, die virtuos mit Genregrenzen spielt. Er verknüpft klassische und zeitgenössische Stilmittel zu einer modernen, poetischen Klangsprache. Steffen Wick studierte Komposition (bei Caspar Johannes Walter), Musiktheorie, Klavier und Neue Medien an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Anschliessend vertiefte er seine Kompositionsstudien in einer Meisterklasse bei Moritz Eggert an der Hochschule für Musik und Theater München und erhielt weiterführende künstlerische Impulse durch persönliche Begegnungen mit Steve Reich, Pascal Dusapin, Wolfgang Rihm und Detlev Glanert. Steffen Wicks Konzertwerke beinhalten alle Genres: Sie reichen von grossen Besetzungen für Sinfonieorchester über Kammermusik bis hin zu exotischen Zusammenstellungen. Für den aktuellen Kinofilm «Manou the Swift» mit den Stimmen von Kate Winslet und Willem Dafoe schrieb Wick 2018 neue Musik für Orchester und adaptierte Werke aus seinem «Piano Particles»-Projekt. Die Filmmusik erhielt 2019 den Deutschen Filmmusikpreis in der Kategorie «Beste Musik im Animationsfilm».

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(S)IRATÓ Heinz Holliger Heinz Holliger schrieb das Orchesterwerk «(S)irató» im Gedenken an seinen hochgeschätzten Kompositionslehrer Sándor Veress. Dass das Werk nicht nur sprachlich die Elemente des ungarischen «Sirató» (Klagelied, Totenklage) und des italienischen «irato» (erzürnt, zornig) in sich vereint, zeigt sich gleich am Anfang, der wie ein greller Aufschrei oder Blitzschlag erlebt wird. (

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Nach dem heftigen Einstieg filtert Holliger aus einem Akkord, der sich aus den fünf Haupttönen des Werks (es – a – c [do] – d [re] – e, nach Sándor Veress) zusammensetzt, in den tiefen Klarinetten sowie in den Violoncelli und den Kontrabässen diejenigen Töne heraus, die in ihrem leisesten, stehenden Klang die Trauer symbolisieren. Holliger beschreibt diesen Vorgang, als «Akkord, der zu seufzen beginnt». In den Violoncelli hebt mit der Umkreisung eines Tones durch Mikrointervalle die Klage an, die in dieser Struktur dem Lamento-Charakter der ungarischen Siratók entspricht. Aus der grossen Sammlung dieser Siratók (in der Kodály-BartókAnthologie) übernimmt der Komponist jedoch keine Zitate, wohl aber das Vorgehen der ständigen Abwandlung der gleichen melodischen Gesten. Er lässt solchen Lamento-Passagen freien Raum und Atem, indem er sie keinem Taktschema unterstellt, sondern nur durch Zeichengebung gliedert. So entsteht eine Art musikalische Prosa oder Klangrede. Auch der Schluss, ein Abgesang, der von einer sehr hohen Melodie aus Liegetönen bestimmt wird, ist zwar vielstimmig gesetzt, erweckt aber den Eindruck einer einzigen Stimme (Monodie).

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Sรกndor Veress mit Heinz Holliger in Luzern (1986)



PETER RUNDEL Dirigent Geboren in Friedrichshafen studierte Peter Rundel Violine bei Igor Ozim und Ramy Shevelov sowie Dirigieren bei Michael Gielen und Peter Eötvös. 1984 bis 1996 war er als Geiger Mitglied des Ensemble Modern, mit dem er auch als Dirigent auf eine langjährige Zusammenarbeit zurückblickt. Regelmässig ist er auch beim Klangforum Wien, dem Ensemble Musikfabrik, dem Collegium Novum Zürich oder dem Ensemble intercontemporain Paris zu Gast. Nach Tätigkeiten als musikalischer Leiter des KöniglichPhilharmonischen Orchesters von Flandern sowie der neu gegründeten Kammerakademie Potsdam übernahm Peter Rundel 2005 die Leitung des Remix Ensemble Casa da Música in Porto. Inzwischen feiert dieses Ensemble für Neue Musik Erfolge bei wichtigen Festivals in ganz Europa. Die tiefe Durchdringung komplexer Partituren der unterschiedlichsten Stilrichtungen und Epochen bis hin zur zeitgenössischen Musik sowie seine dramaturgische Kreativität machen Peter Rundel zu einem gefragten Partner führender europäischer Orchester. Mit grossem Engagement widmet sich Peter Rundel zudem der Ausbildung und Förderung des musikalischen Nachwuchses. In Porto gründete er die Remix Academy für Ensemblemusiker und Dirigenten. Neben einer eigenen Dirigierwerkstatt, die er in Bayern leitete, unterrichtet er regelmässig im Rahmen internationaler Ensembleakademien.

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BASEL SINFONIETTA Musik am Puls der Zeit Die Basel Sinfonietta ist ein auf zeitgenössische Musik spezialisiertes Orchester mit sinfonischer Besetzung – und sowohl aufgrund ihres musikalischen Profils, ihrer Grösse wie auch ihrer demokratischen Selbstverwaltung ein weltweit einzigartiger Klangkörper. Principal Conductor der Basel Sinfonietta ist Baldur Brönnimann. Assistant Conductor der Saison 2019/20 ist Andrew Joon Choi. Getragen vom Anspruch, durch Kompositionsaufträge, Uraufführungen und Schweizer Erstaufführungen Musik am Puls der Zeit zur Aufführung zu bringen, sprengt die Basel Sinfonietta seit ihrer Gründung im Jahr 1980 den Rahmen der klassischen Konzertkonventionen und lässt mit gewagten Programmen voller zeitgenössischer Musik, Multimedia und Performance international aufhorchen. Zu den Höhepunkten der Saison 2019/20 gehören die Auftritte am Warschauer Herbst und am Festival für Musik der Moderne «Acht Brücken | Musik für Köln», die Zusammenarbeit mit Komponistinnen und Komponisten wie Katharina Rosenberger, Cécile Marti oder Georg Friedrich Haas sowie den Dirigenten Peter Rundel und Johannes Kalitzke. Die Basel Sinfonietta wird u.a. durch die Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft finanziell unterstützt.

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BASEL SINFONIETTA MUSIKERINNEN & MUSIKER VIOLINE I Daniela Müller 1 Kirsten Harms Livia Schwartz Renate Hofstetter Friedemann A. Treiber Delphine Granges Claudine Ostermann Sylvia Oelkrug Franziska Németi Mosimann Martina Albisetti Alicja Pilarczyk Urs Haas Mirjam Sahli Ulrich Bürgi VIOLINE II David Sontòn Caflisch 2 Mirka Scepanovic Simone Flück Marzena Treiber-Toczko Cornelius Bauer Sandra Schütz Claudia Troxler Iliana Hristova-Schierer Stephanie Ruf Sabine Schädelin Virginie Raemy Oganes Arustamov 3 VIOLA Marie Stockmarr Becker 2 Mariateresa Pagano Anouk Obschlager Tatiana Kunz Patricia Torres Anja Martin-Glatthard Marianne Widmer Christine Wagner Anne-Françoise Guezingar Elisabeth Kappus

VIOLONCELLO Ekachai Maskulrat 2 Lisa Hofer Mathilde Raemy Anna Egger Josep-Oriol Miró Cogul Friederike Arnold Barbara Weishaupt Elisabeth Ramseier Hohler Ursula Kamber-Schaub Bernadette Fries

HORN Christian Schweizer Udo Schmitz Carl-Philipp Rombach Simon Kissling Heidwolf Arnold

KONTRABASS Mariona Mateu Carles 2 Claudia Brunner Philippe Dreger Diego Caruso Cecilia Perfetti Zsuzsa Lakatos

POSAUNE Stephen Menotti Artur Smolyn Anita Kuster Jonas Inglin

FLÖTE Regula Bernath Vera Leibacher Franziska Stadelmann Julian Cawdrey OBOE Barbara Zumthurm Sylvain Faucon Marita Kohler KLARINETTE Hanna Langmeier Stenz Lionel Andrey Yolanda Fernandez Guido Stier Mariella Bachmann Toshiko Sakakibara FAGOTT Elise Jacoberger Till Schneider Lucas Rössner

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TROMPETE Friederike Huy Jens Bracher Noe Nillni Simon Menin

TUBA Janne Matias Jakobsson KLAVIER / CELESTA Ludovic Van Hellemont CELESTA / ORGEL Nicolas Venner HARFE Estelle Costanzo PAUKEN Thomas Waldner SCHLAGZEUG Fran Lorkovic Kai Littkopf Emanuel Speiser Guillem Serrano Matthias Würsch

1 Konzertmeisterin 2 Stimmführer/in 3 Praktikant


PATENSCHAFTEN Werden auch Sie Pate oder Patin eines Instruments Ihrer Wahl! Mit einer Patenschaft ermöglichen Sie uns, musikalische Visionen und Zukunftsziele zu verwirklichen. KONTAKT Werner Hoppe, PR & Marketing T 061 335 54 96 werner.hoppe@ baselsinfonietta.ch

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Patenschaft Platin CHF 1000.–

Patenschaft Gold CHF 500.– Patenschaft vakant ● ●

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FÖRDERVEREIN

Die Innovation braucht Sie! Als Orchester müssen wir heute Risiken eingehen, die übermorgen als wunderbare Konzerte in Erinnerung bleiben. Fördern Sie uns, das innovativste Orchester der Schweiz! Schon ab CHF 50.– jährlich werden Sie Mitglied des Fördervereins der Basel Sinfonietta. Einmal pro Saison erhalten Sie eine persönliche Einladung zur Mitgliederversammlung mit Apéro und anschliessendem Konzertbesuch. Vor jedem Abo-Konzert stellen wir Ihnen per E-Mail die digitale Version des Konzertprogrammhefts zur Verfügung. Zudem kommen Sie in den Genuss einer «4 für 2»-Ticketaktion für alle unsere Abo-Konzerte. Gelegentlich laden wir Sie zudem hinter die Kulissen zu spannenden Probenbesuchen ein und in grösseren Abständen organisieren wir für Sie eine Konzertreise, damit Sie uns auch einmal bei einem internationalen Engagement erleben können.

BEITRÄGE Einzelmitgliedschaft CHF 50.– Paarmitgliedschaft CHF 80.– Patronatsmitglied ab CHF 200.– Firma ab CHF 1000.– Beiträge ab CHF 100.– können von den Steuern abgezogen werden. Auch kleinere Beiträge an unseren Förderverein tragen dazu bei, dass wir etwas ermöglichen können: eine zusätzliche Probe, einen Kompositionsauftrag oder ein aufregendes Education-Projekt. Unterstützen Sie uns mit einer Einzahlung auf das folgende Konto: Förderverein Basel Sinfonietta Konto-Nr.: 40-32362-0 IBAN: CH64 0900 0000 4003 2362 0 BIC: POFICHBEXXX

VORSTAND FÖRDERVEREIN Sven Inäbnit (Präsident) Franziska Reinhard (Vizepräsidentin) Hanni Huggel (Aktuarin) Marianne Heiz (Kassierin) Markus Christen Paul Schär Judith Van der Merwe Dr. Heinrich A. Vischer Urs Wüthrich Marc Zimmermann

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Die Basel Sinfonietta dankt allen Mitgliedern des Fördervereins für ihre Unterstützung. Ein besonderer Dank geht an die hier namentlich aufgelisteten Patronatsmitglieder sowie Patinnen und Paten von Instrumenten für ihre teilweise jahrzehntelange Treue und für ihre besondere Grosszügigkeit dem Orchester gegenüber.

Ruth & Hansulrich Bernath Erika Binkert-Meyer Rita & Peter Bloch-Baranowski Yvonne & Michael Böhler-Dobler Bettina Boller Andreae Elisabeth & Urs Brodbeck Sigrid Brüggemann Christine & Bernhard Burckhardt Leonhard Burckhardt Susanna & Fitzgerald Crain Kaufmann Annemari & Fred Dolder-Vonder Mühll Marie-Christine & Patrick J. Dreyfus Paul J. Dreyfus Gabriele Ewald Jürg Ewald & Urte Dufner Peter Facklam Roland & Käthi Gohl Moser Walter Gürber-Senn Dorothea & Franz Helbling-Hofer Ursula & Josef Hofstetter-Schaad Bernhard Hohl Heinz Holliger Peter & Madeleine Hoppe Gabriele & Sven Inäbnit Graziella & Ruedi Isler-Panozzo Ursula Klingelfuss Marie-Thérèse Kuhn-Schleiniger Irma Laukkanen & Andreas Nidecker

Manuel Levy René Levy Annemarie Martin Vogt & Thomas Vogt Lucrezia Mosimann Catherine Oeri Annette Ruckstuhl-Kündig Nicolas Ryhiner & Beatrice Zurlinden Sylvia & Emil Rysler Michael Schaepe Paul Schär Evi & Andres Schaub-Keiser Charlotte & Peter Schiess René Schluep-Zimmermann Beat Schönenberger Michael Steuerwald Nora & Daniel Suter Philipp Sutter & Petra Wüst Monica Thommy Judith & Leon Van der Merwe Caroline Vonder Mühll Christine Vischer Dr. Heinrich A. Vischer Rudolf & Doris Vonder Mühll Marie-Christine Wackernagel-Burckhardt Oliver & Beatrice Wackernagel-Frei Marianne & Daniel Weidmann-Munk Alfred Weishaupt

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VORSCHAU 4. Abo-Konzert 2019/20 Der berühmte Pianist Orlac verliert bei einem Zugunglück beide Hände. In der Folge werden ihm die Hände eines Mörders angenäht. Was bedeutet es aber, als Klaviervirtuose die Hände eines Verbrechers zu erhalten? Der in seiner künstlerischen Identität völlig verunsicherte Orlac steigert sich in Zustände von Panik und Angst. Im Rahmen unseres 4. AboKonzerts präsentieren wir einen Meilenstein der Filmgeschichte und der Kunst des Expressionismus, zwischen Horror und ScienceFiction: Robert Wienes Kultfilm «Orlacs Hände» von 1924. Zum Stummfilm erklingt Musik aus dem Jahr 2017. Der deutsche Komponist Johannes Kalitzke hat für die alten bewegten Bilder eine neue bewegende Musik geschrieben. Film wie Musik stellen Orlacs Psyche dar. Dessen Kopf ist das Innenleben des Klaviers. Kino im Kopf im doppelten Sinn.

KINO IM KOPF 4. Abo-Konzert Sonntag, 22.03.20, 19 Uhr Kunstmuseum Basel, Neubau

Film mit Live-Musik ROBERT WIENE (1873–1938) ⁄ JOHANNES KALITZKE (*1959) «Orlacs Hände»  Stummfilm von Robert Wiene (1924) mit Musik von Johannes Kalitzke für Streicher und drei Pianisten (2017) JOHANNES KALITZKE Leitung

Schweizer Erstaufführung

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KONTAKT GESCHÄFTSSTELLE Basel Sinfonietta Postfach 131 4018 Basel T +41 (0)61 335 54 15 info@baselsinfonietta.ch

IMPRESSUM FELIX HERI Geschäftsführung felix.heri@ baselsinfonietta.ch T +41 (0)61 335 54 21

REDAKTION: Werner Hoppe

WERNER HOPPE PR & Marketing werner.hoppe@ baselsinfonietta.ch T +41 (0)61 335 54 15

TEXTE S. 3–36: teilweise von Künstlern, Agenturen und Verlagen zur Verfügung gestellt, von der Redaktion gekürzt und/oder übersetzt.

SUSANNE JANI Personalbüro & Buchhaltung fibu@ baselsinfonietta.ch T +41 (0)61 335 54 96 JENS BRACHER Projektmanagement jens.bracher@ baselsinfonietta.ch T +41 (0)61 335 54 96 ANDRES J. MAURER Orchestertechnik andres.maurer@ baselsinfonietta.ch T +41 (0)61 335 54 96 RAFFAELE PERNIOLA sinfonietta.tv & Notenverwaltung r.perniola@ baselsinfonietta.ch T +41 (0)61 335 54 96

CARTOON S. 1: Magi Wechsler

FOTOS: S. 2: Gregor Brändli S. 6 : Reto Oeschger S. 10: Freddy Burger Management S. 13: Priska Ketterer S. 14: Hans Blättler / Lucerne Festival S. 17: Baader Planetarium S. 18: Hans van Dij / Anefo S. 21: Karl-Josef Hildenbrand / dpa S. 22: Tobias Bohm S. 25: Claudio Veress S. 26: Henrik Jordan S. 29: Zlatko Mićić GESTALTUNG: www.tristesse.ch Urheber, die nicht erreicht werden konnten, werden zwecks nachträglicher Rechtsabgeltung um Nachricht gebeten.


Ein Schluck Basel. Brauereibesichtigungen, schmackhaftes Essen, Begegnungen. Brauerei Fischerstube, Rheingasse 45, 4058 Basel Tel. 061 692 94 95, www.uelibier.ch

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