Sinfonietta-Zeitung 1985

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basel sinfonietta 2.Ausgabe der intetnen 0rchesterzeitung

Redaktion: Catherine Hublard Ruedi Linder Thomas Nidecker

Käthi Plattner

Redaktionsschluss für die nächste Ausqabe: 3o. September I 985 bei

Catherine Hublard Fiechthagstr. 17 4Io3 Bottmingen


L

EINIGE

GEDANKEN UEBER

DIE BASEL

SINFONIETTA

Die Sinfonietta befindet sich im 5. Jahr ihres Bestehens. lrlir sind das erste und rrältesterr selbstverwaltete Sinfonieorchester auf Mitbestimmungbasis in der Schweiz. Seit Herbst I98o haben wir unter dem Namen basel sinfonietta beinahe hundert Konzerte gegeben. Im Moment sind wir an einem wichtigen Punkt in unserer Entwicklung angelangt. Es gi1t, si-ch für die Zukunft des 0rchesters einiges zu überlegen. Aber auch für die Zukunft jedes ei_nzel_nen Musikers in bezug auf die Sinfonietta. Ich möchte hier ein paar Themen in Zusammenhang mit der jetzigen Situation der Sinfonietta anschneiden. Die Wahl der Themen ist ni-cht geordnet und hat auch keinen Anspruch auf Vo11ständigkeit.

der Mitbestimmung hlie funktioniert das eigentlich in der Sinfonletta, die Mitbestimmung? Seit der Gründungszeit hat sich bei uns viel verändert. Einige erinnern sich wahrscheinlich, wj_e wir anfang al-1es während den Proben durchdiskutiert haben und über jedes Problem lange geredet und dann darüber abgestimmt haben. Die eigentliche ProbezeLL wurde dabei immer kürzer. Bald waren wir uns elnig, dass es auf diese l,tleise nieht geht. Der nächste Schritt liar dann die trrlahl der 0rchestervertreter (Vorstand). Auch hier versuchten wi-r am Anfang, die Entscheide während den 0rchestersessionen herbeizuführen. Mit der ZeiL aber zeigte slch,dass wir i-m Vorstand oft i-nnert kgrzer Frist über die verVon

schledensten Dinge entschelden mussten. Es i^rar daher unmög1ich, j-n dieser kurzen Zeit das Orchester zu fragen. I,rlas aber vor allem ins Gewicht vie1, war der enorm grosse Informationsvorsprung, d.en die 0rchestervertreter haben. Man muss bedenken, dass der Vorstand. sich wöchentlich trifft.Ausserdem trlfft man sich oft noch ztj Extrasitzungen in kleineren Gruppen, zt)m Teil mehrmals pro Woche. Es gibt Leute im Vorstand, die beinahe einen Halbtagesjob für die Sinfonietta leisten. Dies al1es macht eine rei_ne Basisdemokratie unmöglich. Es hiesse konkret,dass sich das Orchester ebenfalls wöchentlich trifft und all-e laufenden Geschäfte bis ins Detail behandelt, damit nachher die Entscheidungen getroffen hrerden können. Ein Ding der Unmöglichkeit.


3

In einer 0rchesterversammlung einigten wir uns daraufr pro Jahr ca. d.reimal deine Vollver:sammlung (Orchesterversammlung) durchzuführen.In diesen Vol-lversanmlungen wird dann über al1es, \,,/as der Vorstand, Fachkommi-ssion oder Ei.nzelpersonen in der Zwischenzeit vorbereitet haben und über alIe wichtigen Dinge diskutiert und abgestimmt. Es sei noch darauf hingewi-esen, dass auch Leute aktiv in der 0rganisation mitarbeiten, die nicht im Vorstand sind. Jeder, der Interesse hat, irgendwie mitzuhelfen, so11 sich bitte mefdenEbenfalls erwähnt sei,dass die Vorstandssitzungen offen sind und jeder ohne weiteres an die Sitzungen kommen kann. Ueber Tag, Ort und Zeit, der Sitzungen könnt ihr Euch bei den Vorstandsmitgliedern i-nformieren. (siehe Liste auf Seite 15 ) Von der Mitbest immuns' in der Pro p ramm g e staltun E Auch

hier hat sich gezeigt, dass dle Sache gar nicht so elnfach

1St.

in Konzertreihen oder in anderen bezahlten Veranstaltungen zv spielenrmuss ein Programm dem 0rganisator oder Veranstalter schon ca. ein bis zwei Jahre im voraus bekanntgegeben werden. Dazu kommen noch Wünsche von Solisten, Dirigenten, Veranstaltern etc. Es wird dann versucht, wie an einer Orchesterversammlung besprochen, aus der Llste der Stücke und KonzepLe ein vernünftiges Programm zu f ormen. In di-eser Art von Programmgestaltung ist es sehr sehwi-erlg,wenn einfach dieses oder jenes Stück, dleser oder jener Solist, Dirigent, vorgeschlagen wird. Es ist aus oben erwähnten Gründen nicht immer machbar. Dies führt dann dazu, dass der eine oder andere enttäuscht ist,wenn rrseinerr Sinfonie oder rrseinrr Solist nicht kommt. Am besten bewärt hat es slch, wenn slch zwer. oder drei Musiker zusammengetan und sich ein gutes Programm überlegt haben, slch aber auch aktiv um dessen Verwirklichung und Durchführung gekümmert haben. Das heisst konkret: mitgestalten in programml-ieher Hinsicht heisst auch mitarbeiten. Ich möchte alle ermuntern, sich a1 Gedanken über gute, interessante Programme zü machen.Setzt Euch doch mal mit zwei, drei Kollegen/ i-nnen aus dem 0rchester zusammen und arbeitet ein gutes Programm aus. lliir sind momemtan i-m Vorstand daran, eine Instanz zu schaf f en, die sich ausschliesslich mit Programmen und Konzepten befasst.

Um


Lt

i,'Jn den Streichern

Viele Streicher, vor allem Geiger/ innen wollen nicht in einem Berufsorchester spielen.Die 0rchester in der Schweiz haben Müher vor allem hohe Streicher zu finden. Im 0rchester-Sommerkurs, der jährlich durch das Bieler 0rchest,er durchgeführt wird,hat r) sich letztes Jahr kei-n einziger Geiger/in

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angemeldet. Dle Gründe

für die Streieherabstinenz sind vielfältig und kaum exakt zv erklären. Es hängt z. Bsp. mit zum Teil einseitiger Ausbildung an unseren Konservatorien zusammen. Es hängt aber auch mit den 0rchesterstrukturen zusammen. (Zu viele Dienste, kelne haIben Stellen t ztr starre Formen us\^r. ) ns sind hier nur zwei Beispiele genannt, die genauer zu untersuchen wären. Es gibt aber wie erwähnt noch viele andere Gründe für das Verhalten vieler Streicher

in der Schweiz. Für alle Streicher, die nicht 1n ein Berufsorchester eintreten wol1en, ist die Sinfonietta eine gute Alternative. I,rienn die Gründe wie beschrieben auch darin liegen, dass man in einem Berufsorchester zuviele Dlenste hat und praktiseh das ganze Jahr täg1ich 0rchester spielt, bietet die Sinfonietta die ideale Lösung. Eine ideale Lösung in dem Sinne, äls man die Möglichkeit hat, ea. sechs mal- im Jahr professionell 0rchester zu spielen. Das 1ässt genügend Spielraum, um noch anderweitig musikalisch aktiv zu sein. Die Sessionen dauern ca. eineinhalb l,rlochen und beinhalten drei bis vier Konzerte. Auch werden wir vom September an pro Session nebst den Spesen noch zusätzlich einen Betrag auszahlen können. (siehe unten

)

Vom Geld

I,rlie Ihr wisst, konnten wlr bis j etzt die Spesen ausbe zahl-en. l.tlir werden ab September in der Lage sei-n, zusätzt.i-cln j edem Musiker einen kleinen Betrag auszuzahlen. l,rleiteres Ziel ist, pro Session um die 3oo Franken auszubezahlen. Mit selbstveranstalteten Konzerten ist kein Geld zu machen. Dles könnt Ihr auf der Abrechnung auf Seite 13 sehen. ldoher aber kommt

das Geld?


5 Erstens haben wir einen Gönnerkreis, der uns nach wie vor in dankenswerter ldeise grosszügig unterstützt. Zweitens spielen wir' nanchmal als bezahltes Orchester bei einem Chor. (2. Bsp. Baden '\ Diese Einnahmen werden aber meist als Entschädigung oder Zürich) an die Musiker ausbezahlt.( siehe speziellem Plan auf Seite Jt , über den an der nächsten 0rchesterversammlung noch abgestimmt werden soll.) Drittens sind wir manchmal in Konzertveranstaltungen engagiert, die ebenfalls bezabLLL sind.(z.Bsp- Luzetn, Meiringen) Viertens werden wir vom Kanton Baselland für bestimmte Produktionen, die in Baselland stattfinden,bezahlt. ( z. Bsp. Kinderkonzert im März) Fünftens erhielten wir vom Kanton Baselstadt schon zweimal einen Betrag aus dem Lotteriefonds. 1,rlir versuchen auch,über den Kanton Baselstadt eine fixe Subventi-on zu bekommen. (siehe

Bericht Seite I? )

Dies a1les würd.e aber nicht reichen,wenn wir nicht durch private Stiftungen, Firmen usw Beiträge erhi-e1ten. Dass diese Beiträge nicht einfach zu uns in die Kasse flattern, ist klar. Nur dank dem unermüdli-ehen Einsatz von Nina, die sich praktlsch ausschliessl-ich mit der Geldbeschaffung bei Privaten befasst, haben wir für dleses Jahr schon einen schönen Betrag zusammen.TroLz di-eser erfreulichen Situation möchte ich davorslarnen, sich zurückzulehnen und zv denken: es läuft ja. Es müssen auch weiterhin alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, und wir sind dankbar für jeden Hinwei's und j ede Hilf e. Von der Pr ofessional-ität und Disz iolin hlenn wi-r uns a1s Sinfonieorchester durchseüzen wol-1en, reieht es nicht, wenn wir einfach gute und zufi Teil ausgefallene Programme

spielen. Es reicht auch nicht, dass wi-r einen alternativen Charakter haben, dass wir uns selbst verwalten, mitbestimmen können und jung sind. hlenn wir uns auf die Dauer durchseLzen wo11en, gilt nur eines: musikalische Qualität. Um dies zu errei-chen, sind wir daran, die innere Struktur des Orchesters zu verbessern. Zun Beispiel wurde eine Fachkommission gewäh1t. Diese hat beschlossen, Probespiele durchzuführen. Ebenfall-s wird versucht, das Konzertmeister- und Stimmführerproblem zü 1ösen. Neben all-d.em braucht es auch eine guter professionelle Einstellung aI1er. Das heisst z. Bsp., dass man i-n einer Session keine Probe fehlt, oder es zumindest bei der Anmeldung schon bekanntgibt. Das heisst auch, dass man die Ersatzregelung bei Abwesenheit strikte


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einhält. Das heisst, dass man nj-cht, weil das Orchester als alternativ gi1t, einfach ein paar Mi-nuten später zu den Proben erscheinen kann. Alternativ heisst nlcht, später in die Proben zu kommen und früher zu gehen. Nur wenn wir in dieser Beziehung weiterkommenr lohnt es sich, dass einige Leute des 0rchesters viel dafür arbeitenr urn gute Angebote z1) bekommen

und etwas Geld ausbeza]nl-en zu können.

Von der Verantwortun Orches+,er sind, hat auch jeder einen Teil der Verantl,rortung zu tragen. Dies scheint leider manchen Musikern nicht bewusst z1f sein. Die Veranlir'ortung der Musiker besteht darin, dass sie zuverlässig sind und sich bemühen, in jeder Da wir ein selbstverwaltetes

Session miLzuspielen. Ich weiss, dass es ohne Honorar für einen Berufsmusiker nicht einfach ist, immer in der Sinfonietta mitzuspielen. itie schon erwähnt, wird sich dies in Bälde ändern. Es kann sich aber auf längere Sicht nur dann ändern, r^renn wir uns alle auf ein gutes, beständiges Orchester verlassen können. trtlenn wir von Stif tungen, Kanton, Firmen usrd Fr. Io ooo. -, 2o ooo. -, /+o ooo.- bekommen, haben wir ihnen gegenüber eine riesige Verantwortung. In dem luloment, wo die j enigen, die sich um Geld und Engagements bemühen, merken, dass sich Muslker und auch 0rchestervertreter nicht mehr voll für die Sache einselzen, wird ihnen der Boden unter den Füssen i^reggezogen. Wir haben vertragliche Verpflichtungen bis Ende 1986. Diese Verträge müssen wir erfülfen. Wir schaffen das nur, Vrenn jeder die Aufgabe, die er im Orehester hat, zuverlässig erfüllt. Nur wenn a1le, die eine organisatorische Verantwortung haben, diese rasch und züverlässig erfüllen, hat es einen Sinn, für die Zukunft zu arbeiten. Im Reden sind wir manchmal unschlagbar, aber mit dem Machen happert es noch immer; und dies ist schficht nicht mehr möglich. l.denn wir ein bisschen die Augen offenhalten und ein kleines Gespür für Kulturklima haben,werden wir merken, dass wir mit unserem Orchester gar nicht so schief in der Landschaft liegen. Im Gegenteil, die Zukunft wird uns recht geben. Was zü beweisen ist! it/ir können es beweisen, indem wir uns voll clafür einsetzen, und zwar alle! Ruedi Linder


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Verlrauen erwrrbt sich Fitzeerald

Das Dutzend von Basels iüngstem Orchester Skeptiker sollten ihre Prognosen doch wohl revidieren. Denn das erste Dutzend ist schon geschafft. Die «basel

sinfonietta» stellte jetzt bereits ihr

schon dadurch, dass seine Zeicü-ense_

bung offen und ehrlich ist, getrag"en von grundmusikalischen Interpräta-

tionsabsichten. Während Dvbräks « Karneval»-Ouvertüre durch etliche Verwackler noch verriet. dass das Routinepolster bei täglich probenden

Orchesrern belastbarei ist, präsentier-

zwölftes Programm vor, demon-

ten sich Bartöks posthumes

gendlichen Schwung, sondern eben auch evidente Sinloniker-Qualitäten einer deutlich gehobenen Klasse. Es sage also so schnell niemand mehr, die Idee eines sich selbst verwaltenden, für sich selbst verantwortlichen Orchesters junger Musiker habe nur Raum in den Köplen von phantasten ! geniesst ganz ^ Yulk Fitzgerald offensichtlich das Vertrauen der <isinfonietta»-Musiker. Kaum sonst hätten sie den 30jährigen englischen Dirigenten nun schon zum vierten Male eingeladen - jetzt anlässlich derjüngsten Arbeitsperiode, der sich Koizerte in Zofingen, Fribourg, Zürich und, in Cestalt einer relativ gut besuchten Matinee, im Basler Stadtca-

frühe Dritte Sinfonie in höchst ansprechender Gestalt. Gerade während der anspruchsvollen Sinfonie, die

strierte darin nicht nur Feuer und ju-

sino anschlossen.

1d^hekol+

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basel sinfonietta

auf Erfolgskurs Zofingen, Fribourg, Zürich und das Stadtcasino Basel: die Stationen einer Rundreise, die die basel sinfonietta mit

ihrer zwölften Konzertproduktion unternahm. Und trotz der nur mässig pu-

blikumsfreundlichen

Zeit

sonnrags

Bratschenkonzert und wiederum Dvoräks

dem Komponisten einst zum Durch-

bruch verholfen hatte, liess sich schön beobachten, wie sich dank Fitzgeralds gestischer Stimuli die romantische

Farb- und Ausdruckspalette zuneh-

mend breiter und reicher auffächerte. Im Bartök-Konzert war es zusätzlich

der schlank, gleichwohl mit viel Intensität ausenspielende Zürcher Brat-

schist Christoph Schiller, der seine jüngeren Kollegen zur wirkungsvollen Unterscheidung von kammermusikalisch zurückgenommener Beglei-

tung und sinfonisch aufleuchtendem Tuttisatzanspornte. KlausSchweizer

Dvorak am Anfang - die Karnevalouvertüre - und am Schluss, die Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 10. Deren Angebot allerdings, ein Seelenbad zu nehmen, hat die sinfonietta etwas zu leichthin angenommen, und der Dirigent Mark Fitzgerald hat der slawischen'noch ein Stück englischer Sentimentalität nach Elgarschem Rezept beigemischt. Dass die Streicher etwas wenig Saft herauspressen konnten

- ein Sinnlichkeitsmanko aller hiesigen Orchester - war da

früh: der grosse Musiksaal war (bei gäschlossenem Balkon) gut besetzt. Basels jüngstes Orchester scheint rricht mehr

nicht allzu schlimm. Dann schon eher,

einen festen Hörerkreis rechnen zu können.

kein verkanntes Kind.

nur auf Zufallsbesucher, sondern auf Apropos Verfestigung: konsolidiert

hat sich auch das Ensemblespiel des Orchesters, seit ich es vor einem Jahr zum

letzten Mal gehört habe. Vieles wirkt jetzt selbsrverständlicher, weniger angestrengt oder gar verkrampft. Und das,

ohne dass jener Touch des Unüblichen, der den besonderen Reiz der sinfonietta ausmacht, verloren gegangen wäre - die Routinemühle anderer Orchester ist hier natürlich nicht gegeben.

dass bei einigen

Tutti im ersten Satz eine

trübe Klangsuppe vorgesetzt wurde. Wie dem auch sei, Dvoräks Dritte ist Zwischen Dvoräk und Dvoräk Bartöks unvollendetes Bratschenkonzert,

Tibor Serly aus Skizzen zusammengepuzzelt werden musste. Mit dem Solisten Christoph Schitler ist der sinfonietta ein Fang geglückt: keine Spur von

das von

Effekt, Sinn fur die rhythmisch bestimmte Melodik Bartöks, ein (allerdings fast zu) kultivierter Ton, der dem merkwürdigen Hang zur Klassizirät im Spätwerk entgegen kam. Die Begleitung durchaus

angepasst.

mb.


I obasel sinfonietta» in Zofingen

Junge Musiker spielen moderne

ffi

Im Zofinger Stadtsaal, der höchstens zu einem Viertel besetzt war, trat Tanzthema erlebte eine spritzige Wieam Donnerstagabend die «[ffg1 sinfonietta» auf und eroberte sich die dergabe. Herzen der wenigen Zuhörer im Sturm. Einen weiteren Höhepunkt bildete Bartöks Bratschenkonzert, das der -rk. Ihr Auftreten mag unkonventio- drei schwierigen Kompositionen inter- Komponist allerdings nicht mehr zu nell sein, aber spielen [önnen sie, die pretiert haben beschreiben lässt es Ende schreiben konnte, sondern das -

Mitglieder der *basel sinfonietta»! Junge. Musiker haben sich vor einigen Jahren zrsammengeschlossen, um -unter Verzicht auf Gage, aber mit dem Recht jedes einzelnen, in allen Belangen mitbestimmen zu können, ihr eigener Herr und Meister zu sein und 2u

sich kaum. Da stimmte praktisih ein- von seinem Freund Tibor Serly vollenfach alles. Unverkennbar waren die det wurde. Irnmerhin schrieb der KomEinsatzfreude, die Tonkultur, das Zu- ponist einmal: «Wahrscheinlich wersammenspiel. Dazu das Frische, Unver- den einige Stellen unbequem oder gar brauchte der Interpretation. Davon unspielbar sein!» Solisten- wie Orcheprofitierten einmal die vielscfuchtige, sterpart sind denn auch gespickt mit

stimmungsreiche "Karneval-Ouvertür€»r op. 92,von Dvoiak, die im ganzen rasch, aber exakt genommen wurde, wobei die tänzerisch-lyrischen Partien ebenso zur Geltung gelangten wie die romantischen. Es sab sehr schöne Jahre hat sich ein Klangkörper heraus- Übergänge, feinste Abstufungen; die gebildet, dessen Frische gänzlich den Forte-Stellen wurden voll ausgespielt, üblichen Normen widerspricht: Kommt wirkten nie grob. Zu einem eihinzu, dass jeglicher Dilettantismus gentlichenaber musikalischen Erlebnis gefehlt, weil das Ensemble seine Konzer- staltete sich aber auch Dvoiäks Sinlote mit grossem Einsatz und erfreulicher nie Nr. 3 in Es-Dur, op. L0, ein stark Reife einstudiert, bis es an die öffentder Spätromantik verhaftetes Werk mit lichkeit tritt - der Erfolg belohnt denn einem Schwelgen in Klängen und Farauch das Bemühen der Musiker: Die ben, mit zahlreichen Wiederholungen

bleiben. Ein Experiment, bestimmt, aber eines, das geraten ist und sich bewährt hat. Für einmal haben sich jugendlicher Schwung und Enthusiasmus durchgesetzt, und im Laufe der

«basel sinfonietta» geniesst denn auch bereits einen ausgezeichneten Ruf, der allerdings noch nicht bis nach Zofingen gedrungen zu sein scheint. , Die «basel sinfonietta», immerhin ein Grossorchester mit rund 70 Mitwirkenden, geht auch bei der Programmgestaltung neue Wege. In Zofingen spielten sie zwei Weike von Antoäin

Dvoiäk und das Konzert für Bratsche und Orchester von B6la Bartök. Man

muss es schon selbst gehört und miterlebt haben, mit welchem Elan sie diese

musikalischen und technischen Schwie-

rigkeiten. Schier mühelos schien sie Christoph Schiller, der Solist, Vu meistern. Sein virtuoses Können wirkte

wie selbstverständlich.

Bewunderns-

wert sein eleganter Strich und der warme. äusserst gepflegte Ton, den er seinem Instrument zu entlocken wusste. Aber auch das Orchester stand ihm in keiner Weise nach. Das Zusammenspiel war untadelig. Erinnert sei an das durchsichtig-klare, nie verschwomme-

ne

«Moderato»,

an die

ausgefeilte

Überleitung ztull gegensatzieichen "Adagio religioso, mit der lyrischen und Variationen. Wie leicht kann diese Stelle fi.ir den Solisten und an das Musik zerdehnt werden, langweilig "Allegro vivace», in dem romantische wirken. In der Aufführung der-"basel Bezüge ins Moderne übersetzt wurden. Ein. im besten Sinne des Wortes ersinfonietta» dagegen liess die innere guickendes Konzert, eine Aufführung, Spannung nie nach. Im ersten Satz, die Massstäbe setzte. Dies war auch die "Allegro moderato», war stets etwas Meinung der Zuhörer, weiche den AufVorwärtsdrängendes spürbar, ohne führenden und dem Dirigenten, dem dass dabei die Einzelheiten vernachläsEngländer Mark Fitzgerald, der das sigt worden wären. Der zweite Satz Orchester energisch, straff und den"Adagio molto, tempo di marcia» mit noch sorgfältig leitete, eine stürmische seinem besinnlichen Anfang wurde mit Ovation bereiteten. Die .basel sinfoallen seinen Finessen voll ausgespielt, nietta» bedankte sich dafür mit einer und das Finale mit seinem ländlichen Zugabe.

Ein Teil der rund 70 Musiker, welche die "basel sinf onietta» bilden.

(Foto: R. Pletscher)

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CHFISTOPH SCHILLER REINACHERSTRASSE

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Zurich, den 25. März

1985

Lieber Peter, nochmals ganz herzlichen Dank für Eure Einladung, mit der basel sinfonietta das Bartok-Konzert zu spielen. Es hat mir eine Riesenfreude bereitet, mit Euch zusamrnen Musik zu machen, und der spürbare Geist von Beqeisterunq und fdealismus ist schon ein grosser Eindruck.

Dürfte ich Dich bitten, z1J veranlassen, dass mir die Berichte, die in der Presse über diese Konzerte verfasst worden sind, mir gieschickt werden? Ich wäre Dir dafür sehr dankbar. Ebenfaffs wäre ich froh, wenn Dr.r cien anrlern Verarrtwort-iiciren cles Or:ciresters rneirteit Dairk übermltteln könntest. Hetzliche Grüsse, o


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ls €, Aus der Gründerzeit Die Idee ging von Jakov aus. Wir saßen in seinem Atelier, Chaim, Uri und idr, und madrten uns Sorgen über Israels Niedergang.

,Die kulturelle Lage in unserem Land ist karastrophal., stellte Chaim fest. ,Ljnsere Jugend isr verrü&r nadr dem Fernsehen, und ihr einziger Lesestoff sind ämerikanisdre Magazine. Die hebräisdre Literarur scagniert."

\Vir anderen nid<ren trübe. Ohnmädrrige \flrrt und eine wilde Sehnsudrt, die Misere zu ändern, fodrten in unserem Inneren einen erbitterten Kampf aus. Uri sprang auf: r'§ü'orte, 'Worre, 'W'orte«, bradr es aus

ihm hervor. ,Vir müssen handeln. Vir sind jung, srark und sdrön. \flir glauben an eine bessere Zukunft. Retten

wir die israelisdre Kultur!o Uber unsere weidren, flaumigen Vangen legre sidr die zarte Röte der Unrernehmungslust, unsere Augen blitzten, unsere sdrlanken Gestalten strafften sidr: "lVir müssen eine Arr Cercle bilden", sdrlug

,'§?'ir müssen

Kräfte

all die jungen,

idr vor.

lebendigen, selbstlosen sammeln, denen das geisrige Ansehen unseres

Landes nodr erwas

gilt."

,So ist es!" rief Jakov begeistert. ,Gründen wir einen Kreis der Freunde hebräisdrer Kukur. Er lebe hodrl* Bis zum Morgendämmer saßen wir beisamrrren und bespradren unsern kühnen Plan. Vir besdrlossen, ein Lokal zu mieren, das wir in uneigennütziger Veise behaglidr einric}ren würden, als eine intime Oase der Begegnung für alle, die jungen Herzens und scJröpfe.ird,.n C"istel sind. Dort wollten wir auch unsere literarisdren Abende veransralten, mit deren Reinertrag wir die jungen Ta_ lente zu fördern gedac}ten. Immer höher flogen unsere hochfliegenden Gedanken, und in dieser Höhe blieben sie audr.

Sofort am nächsren Tag madrten wir uns auf die Sudre r.radr einem geeigneten Heim für unser Vorhaben und fanden ratsächlidr einen gur geeigneten Kellerraum. Aber der Eigenrümer, ein aus Griedrenland eingewan_ derter Gemüsehändler, wollte ihn nidrt an uns vermieten. "Erstens: wer sind Sie?" f12g1" er. »lslgigs.s: was sind Sie? Dritrens: was für ein Kreis ist das? Und viertens: wo sind die sdrriftlidren Unterlagen?.

Vir

brachen in ein lautes, aber keineswegs verlerzendes

Gelädrrer aus. Sdrriftlidre Unterlagen! Vozu braudren wir sdrriftlidre Unterlagen? Unser gemeinsames Ziel und unsere glühende Liebe zur hebräisdren Kultur sind dodr wohl mehr wert als ein albernes Stü& papier! Aber der Grieche bestand darauf, nur mit eine* .irge_

Kirl^.orrz

tragenen Verein zu unterhandeln, sons! *.ürde er ja niemals wissen, bei wem er die rü&.ständige IIiere einkassieren sollte.

'§fir mußten uns wohl oder übel

entsdrließen, einen

Recitsanwalt aufzusuchen, dem wir die Erledigung dieser läppisdren Formaliräten übertragen könnren.

Der Redrtsanwah, ein gewisser Dr. Shay-Sonnensdrein, emp6ng uns in seiner Kanzlei, die einen ausgezeidrneten Eindru& auf uns madrte, obwohl sie im früheren Lidrtsdradrt des Hauses untergebradrt war und keine Fenster besaß.

"Idr freue midr, Ihre Bekannmdraft zu madren«, sxgre Dr. Shay-Sonnenschein. '\Ver sind Sie eigenrlicl und womit kann idr dienen?"

"§(ir sind junge Mensdren, Herr Doktor, und haben

nodr Ideale", belehrre ihn Jakov. "\flir brennen darauf, unsere ganze Kraft in den Diensr der geisrigen Regeneration Israels zu srellen, damir künftigc Generarionen die

Früdrte unseres Tuns und Tradrtens genießen können." "Idr versrehs*, nid{re der Anwak. ,Sie haben die Absidrt, eine nidrt auf ProEr abzielende Gesellsdraft mir besdrränkrer Haftung zu bilden."

'Pro6t? Sagten Sie Pro6r?" fragte Chaim. ,Wir denken nidrt an Pro6t und werden audr keinen haben.. "Das kann man im voraus nie wissen*, replizierte der Jurist. "Heure sind Sie nodr jung und naiv, aber in zehn Jahren werden Sie über mandre Dinge anders denken. Idr würde Ihnen empfehlen, eine sogenannre,ottomanisdre Gesellsdraft, zu gründen.o

Damit erklärten wir uns einverstanden, sdron weil wir nidrt wußren, was sidr hinter dieser Bezeidrnung verbarg. Als wir aufsranden, um uns zu verabsdrieden, hielt uns Dr. Shay-sonnensdrein zurüdr. Er wollte nodr eine Reihe von Details geklärt wissen. ,Zum Beispiel muß in den Statuten genau fesrgelegt sein, unter welchen Umsränden die Auflösung der Gesellsdraft erfolgr", sagre er. Ein gelinder Zorn begann in uns hodrzukeimen. §fovon spradr der Mann? Veshalb sollren wir an unsere Auflösung denken, da wir dodr nidrrs andres im Sinn harten als unsere Gründung? Und das gaben wir ihm audr deutlidr zu verstehen. 'So einfadr ist das alles nidrt." Der Vereinsexperte sdrüttelte den Kopf. 'Heure vertragen Sie sich nodr miteinander, aber wer- weiß, wie das in zehn Jahren sein wird. Es isr jedenfalls besser, wenn man ,on Anfang an mir jeder Mögli&keit re*rner. Idr sd.rlage vor, daß die Liquidation des Vereins nur durd.r einstimmigen Besdrl uß der General versamrnl un g herbei ge f ü h rt *,erden kann..


4b

,Ganz wie Sie wünsdren.,

sagre idr sarkasrisdr.

'Gur. Und jeet müssen wir uns nodr darüber einigen, wie in einem soldren Fall das Eigentum des Vereins aufgeteilt wird.. "Vas für ein Eigenrum?* Uri madrte eine wegwerfende Handbewegung. "'W'arten Sie ab. In zehn Jahren siehr alles anders aus. üblidrerweise erhalren die Mirglieder der Generalversammlung zu gleidren Teilen den Grundbesitz und das beweglidre Eigenrum der aufzulösenden Körpersdraft. Im Streirigkeitsiall wird die Entsdreidung von einem S*riedsgeridrt gerroffen.. " Streitigkeirsfal I ? Sdlieds gerid-rt i Was soll das ?. "Das werden Sie dann sdron sehen. Es tut mir leid, aber idr muß Sie auf alle diese Dinge hinweisen. Das ist meine Pflidrr als Anwalr. Heure sind Sie nodr jung, aber so jung werden Sie nid-rr bleiben. Ubrigens müssen wir audr stipulieren, wen Sie eigentlidr als Mirglied aufneh_

men wollen..

,Jeden Mensdren mir edrter Sdröpferkraft und wahrer Liebe zur hebräisdren Kultur.* "Das ist keine legale Definirion. In soldren Fällen würde also das Präsidium die Entsdreidung treffen.. ,\(/eldres Präsidium? "

'Nadr ortomanisdrem Geserz, das bekanntlidr nodr nidrt in allen Belangen aufgehoben oder revidiert wur_ de, muß jede Vereinigung ein dreiköpfiges präsidium haben.. ,Zu dumm*, sdrerzte Uri. ,yi. sind vier." ,Dann ist einer überi1üssig", konstatierte tro<*.en der Reötsgelehrte.

Vir

ladrten einander lustig zu. Es war aber audr zu

komisdr.

"Na sdrön", ließ Chaim sidr vernehmeo, »d266 51g6n wir, daß Ephraim dem Präsidium nidrt angehören wird.. Abermals bradren wir in srürmisdres Gelädrter aus, obwohl wir eigenrlidr wütend waren, daß wir unsere kosrbare Zek auf derlei kindisdre Bagatellen versdrwenden mußren. Besonders wütend war idr. §üie kam Chaim dazu, midr aus dem Präsidium auszusdrließen? 'Warum gerade midr? Das werde idr ihm nidrr so bald vergessen.

"Die Frage des Präsidenten wäre also geklärt.. Dr.

Shay-Sonnensdrein waltete seines Amtes. »Jerzr müssen wir nodr festlegen, unter welchen Umsdnden der r\ussdrluß eines Mitglieds erfolgen soll." "Das ist dodr . . .«, unrerbradl Jakov. "Natürlidr isr das heure nodr nidrr aktuell. Aber in zehn Jahren könnte es dodr sehr leidrt gesdrehen, daß Sie

mit irgendeinem Ihrer Mirglieder nidrr mehr

auskom-

men, daß der Mann sidr eines kriminellen Vergehens

sdruldig gemadrt hat oder daß Sie ihn aus persönlichen Gründen draußen haben wollen.* Ich merkte deutlidr, daß midr alle ansahen. Midr und nur midr.

Dr. Shay-Sonnensdrein kehrte zum Gegenstand zurüd<: ,Id-r halte es für rarsam, den Aussdrluß eines Mirglieds vom einsrimmigen Besdrluß des Präsidiums abhängig zu madten."

'Kommt nidrr in Frage!. rief idr mir lauter

Stimme.

habe kein Vertrauen zum Präsidium. Uber einen Aussdrluß kann nur die Generalversammlung entsdrei-

'Iö

den..

'Es wäre viel zu kompliziert, wegen eines einzigen Mitglieds eine Generalversammlung einzuberufen«, prot€stierte Jakov.

'Auf

diese Veise könnten

wir praktisdr

niemanden loswerden.* Ich wollre miö nidrt so leidrr mundtor madren lassen und stellte eine hypothetisdre Frage: "Nehmen wir an, daß beispielsweise Jakov ausgesölossen werden soll. Müßten wir ihm dann etwas zahlen,

Herr Doktor?"

'Audr darüber hätte das Präsidium zu entsdreiden.. "Unmöglidr!" Jetzt war es Uri, der'Widerstand leistete. "Idr, wenn man zum Beispiel midr hinausekeln wollte, würde midr mit den Präsidialidioren gar nidrt herstellen. Die Höhe meiner Entsdrädigung müßte statutarisdr verankert sein."

"Das läßr sidr regeln", entsdried Dr. Shay-sonnen"In den Staruten istPlatz für alles. Viellei*rt sollten wir zur Erleidrterung des Steuerberrugs die Formulierung gebraudren, daß ein aussdreidendes Mitglied start einer Abfindung das Gehah für sedrs Monare ausschein.

bezahlt erhä1t." "Veldres Gehalt?"

"Das von Ihnen fesrgeserzre. Bedenken Sie, daß es sidr um einen nidrt auf Pro6t beredrneten Verein handelt. Das heißr, daß Sie alle Gewinne unrer sich aufteilen müssen.« "Diese paar Pfund sind dodr

wirkli&

nicht

der Rede wert.<<

,Heute sind es nur ein paar Pfund, in zehn Jahren können es Hunderre oder Tausende sein. Sie müssen sidr immer die Entwid<lungs- und Entfaltungsmöglid1keiten eines soldren IJnternehmens vor Augen h"lr.n. Sie können in Ihren Räumliökeiren eine Snad<-Bar einridrten. Sie können die größeren Säle für Hodrzeiren, Bar-Mizwah-Feiern und Gedenkabende vermieten. Sie können musikalisdre Tees veranstalren. Neuerdings sind

Tanzfeste am Sabbarhausgang sehr beliebt. Venn Sie gesdri&t ansrellen, können Sie mit dem Hinweis, daß Sie nidrt auf Gewinn arbeiten, eine Sreuerbefreiung heres

wwt

1. ?§


41

Finqnzielles ihr uisst r e rhätt die basel sinf onietta keine Subventionen vom Kanton. Durch Kont,akL zu Grossrat philipp Cueni (p0g) kam diese Sache im Februar erstmaLs Im Grossen Rat aufrs Tapet. Philipp Cueni stellte in der Budgetdebatte einen Antrag auf Erhöhung der Ausqaben um Fr. 5o ooo.zugunsten der Sinfonietta. Der Antrag uurde auch von Rolf Hartmann (VfU) unterstützt. In der Debatte uurde der Antraq knapp abgelehnt. lilir uerden die Sache aber ueiter verfolgen. An dieser Stelle möchten uir Herrn philipp Dueni für den Vorstoss und Herrn Rol_f Hartmann für die Unterstützung lLJie

danken.

UJORTLAUT DES ANTRAGS Dicnssrcllc Nr. 201

Antrrg: Erhöhung von Ausgabcn um Fr. .50000._ Drs Sinfonicttr-Orchcstcr Sltl*Y#.:r:11:T.,1It"6nicttr-Orchc;tcr. und ,\lustkern bringt jährlich 6 Produkrioncn zur

mir ca.80vor allcm jungcn I\{usikcrinnen ÄulTührung (mit mchrcren Konzcrtcn). I)i"c Sinfonicrtr hat in dcn lctztcn.5 Jrhrcn cincn gutcn Ruf crworbcnr srolscfl Anktang gcfundcn und gchtrt zum musikelischcn Angcbot Bascls.

Dic Sinfonicttr arbcitet ohnc ieglichen Lohn und mcist dcfizitär. Dcr Kanron soll cinen kleinen Ilcirrrg rn dicse kulturcllc Bclcl:ung Basels leistcn, rr.ic cr auch divcrsc rn«lcrc Orchlsrcr untcrstiirzt. r/arrrrr * u gchollen, ' [)rmit u,ürdc dic u'circre lixistcnz dieics c)rchcst.r, zu g.r.nticren. ph. Cucni

BIRICHT AUS DER BAZ VOIYI I5. FEB. B5 SINF0NIETTA Eine wlehrausgabe von 5o ooo Franken zur Unle I-

stützung des Sinfonietta- 0rchesters beantragt philipp Cu eni. Regierungsrat Hans-Rudolf Striebel teit mit, das 0rcheste r habe l-etztes Jahr 2a ooo Fr. aus dem Lotteriefonds erhalt en. Auch in diesem Jahr ist ein Gesuch hängig, rr;obei andere K antone ebenfalls um Beiträge angegangen uerden. Die Ueberr,Le isung ist nicht nötig. Die Sinfonietta hat sich im Basl-er lvlusik-Leben einen qute n Namen geschaf f en, das sollte vom Staat honoriert erder, mal andere 0rchester grössere Beitäge erhalten, erkiä:-_ Philipp Cueni. Sympat,hie für die S. hat die VEt -Fra-r_:-, richtet Rolf Hartmann. Der begehrte Betraq vcn 5: :rt ::a :,.ee entspricht den Kosten, die enistehen, ,Lnn d:-e::::*=__= probt. Zudem sollte im lvlusikleben Basels eini:=s _:=:_:_._, u_r

1tt-


Ä8

_ Regierungsrat H.-R. Striebel_ hat keine Zweifel in bezug auf Qalität und Notuendigkeit der Sinfonietta, offen ist aber die Fraqe der Finanzierung. tvlit dem L otleriefonds können die Beitäge aus Basel-land und von anderen Städten, uro die Sinf onietta gastiert, ausgelöst erden. Das Postulat uirci mit /+6 zL) 37 Stimmen abgel-ehnt" u-r

An dieser Stelle sei eruähnt, dass uiir manchmal auch Erfolg haben auf der Geldsuche. tLlir haben vom Lotterief onds 3o ooo Franken souie von einer Zürcher Bank 2S ooo Franken erhal_ten. lLJeitere Beiträge von der [ligros und diversen Stiftungen sind hängi9.

VtRWAlruLt

G

s

-o/o

Da uir viel Unkosten f ür die VerrLLaltung unseres 0rchesters haben, uird eine Regelung notuendig, nach uelcher bei tnqagements für die ärgsten Löcher in unserer Kasse gesorgt uird. Thomas hat fo1_ genden Vorschlag entu.lorf en, der dann an der GV besprochen tuird:

I. I st das 0rchester durch eine pauschale für ein Konzert bezahlt, kann folgendermassen Geld an die flusiker verteilt uerden: a Vom Bet,rag ulerden die Unkosten abgezoqen (Reisespesen), dann uerden Io% f ür die VerrLraltung (Suioauiuand ) abgezogen. Der Restbetraq kann an die irlusiker ausbezahlt uerden Beispiel: Chorgeschäft, Abfindung an das 0rchester Fr. I3ooo. _ Busrei se Boo. Reisespesen (Proben ) 2ooo. V

.tUZUU. -

err.ra-l-tungs-fi

Auszahlung

T_-_

LUZU. Fr

QTQn

b Ist das 0rchester uährend einer Session für ei n oder mehrele Konzerte enqagiert, kann entsprechend Ia. der Restbetraq nach Abzuq der Unkosten der ganzen Session inkl. eigenproduzierle Konzerte ausbezahlt uerden. ')^

LO

b

3

1

b C

t!ird ein kl-eines 0rchester oder KammerensembLe durch die b. s. vermittelt oder organisiert, qilt die to%-Klausel. Bei der Vermittlung von wlusikern sol-l-ten die Stimmführer bemüht sein, die Geschäfte möglichst gerecht zu verteilen. Ein KE kann für sich die BezeichnungttEnsembl_e der basel- sinfoniettarr beanspruchen, urenn folgende punkte berücksichtigt sind: Der Vorstand muss über das Vorhaben benachrichtiqt uerden und damit einverstanden sein. Das Ensembl-e muss mehrheitlich aus lvlitqliedern der b. s. oder aus Musikern, die regelmässig mitspielen, bestehen. Die benützunq des Namens hat zur Fo1ge, dass Io% der erzielten Einnahmen an Konzerten nach Abzug der Unkosten in die 0rche_ sterkasse fliessen.

-


43

rf

basel sinfoniettatr Budget Session tr'itzgeraid/Schiller, l:-ärz ]985 Dvorak KarnevaLouvertüre op 9?, 1. Sinf . Es-.,,.Jur, Bartok YioIa Konzert

14.

'.

.

-

1000.

-

1000.

200.1000

694. _

Drucks. (Ptatcate ) Plakataushang Spe sen/ Gebühren

1784,-

Auegaben

15. 1, Iribourg

,1.

Basel

2000 . -

J00. 600. -

Saalmlete

Belse (Orchester) fransporte Inserate

l-'l

Zürlch

Zofingen

Ausgaben

lotal

16. 3. 600. 800. 200.

25OO.-

584.405.-

684.2706.-

1400.

-

200.-

200.-

1526 . -

)

694.- ) l-?t 77r,

-

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-

1000.

-

1000.

5819.-

9515.

-

3284.-)2t'523,

Elnnahrnen

Verk.Pl.Ringler (ro1

Eintrittez\ 50ä16.-\/ 150ä14. Gagen v.Jeun.lviu§.

800.

-

(

29OO.-

2ooä16.

-)

,2A0.-

( 9 00ä15.

-)

15500.

(

-

180ä12 . 2200 1000

+ 4884.- 84.25t9.Total Gewinn Fr. 2077.- bel oP tinalem Konzertbesueh (Erfahrungswert ) (?ooä15.-) (rooätz.-) -) Eintrltte ( 50ä15. - ) 1500. (rooäro. 1200. 10500.1600 . 50ä14. minlmal + 1884 - 1084.4239.2284.Def ./Gewinne 94.

Def. /Gewinne

Total Defizlt

+

Elntritte

maximal

(

- Fr. 572r.-

50ä16. 400 äL4.

Def . /Gewinne

-) -

bel minimal em Konzertbesuch (Erfahrungswert bei ungünst iä." ionrertterminen) (

G4oo.-

+ 2515.-

tooä16. -

)

1039. 4800

.

(1500ä15.-) (600ä12.-) 225OO.-

72OO,-

-

+ 5916.-

+ 11884.

tr'r. 3]177.- be1 vo1len KonzertsäIen (möel. ZLelsetzung) 7.V von Konz ertreihen (Abonnements) Vo1le Konzertsä1e sind nur innerhalb geRlsiko grossen Ai; selbstveranstalter muss mit e inem ;;;;i"h;;.

Iotal

Gewlnn

rechnet werden.

Nr

RQ^l,l$

!

(hri5fopr.r §chiller Viola a^ d'er Mrrsikoka'{ernig in 2,1;cr. (Ser,fraUte;rv^j) ,l-o.lnc. fJ' t'rtrd 6€"1'n' f'4ark f*"geäU ,'ou. Lono{on , Diriio",i in L'on'{on

'


2o

aussdrinden. Der trotzdem erzielte Gewinn muß dann eben unter der Bezei*rnung ,Gehalt, an die Mitglieder

verteilt werden.o "Aber nidrt an alls«, v€rwährte sidr Uri. 'Nur an die vier Gründungsmitglieder, die hier anwesend sind.. Dieser Vorsdrlag wurde einstimmig angenommen. Dann kam Jakov auf eine nodr sdrwebende Frage zurüdr: "Was die Zulassung zur Mirgliedsd'raft betrifft, müssen wir vorsidrtig sein. Idr bin für strenge Ballotage und hohe Mitgliedsbeiträge. Da sind wir sidrer, daß wirkli*r nur Leute von Kultur und Niveau zu uns kommen." Dr. Shay-Sonnensdrein servierte Kaffee und leerte die Aschenbedrer aus.

Jakov war unverkennbar von mir abgerüd<t. Idr behielt den sdräbigen Opportunisten sdrarf im Auge. Chaim und Uri flüsterten miteinander und zeigten abwedrselnd auf Jakov und midr. Idr sdrwor mir zu, den Verkehr mit diesen bciden hinterhälrigen Gesellen so bald wie möglidr abzubreöen. "V'ie, Herr Doktor, ist die Redrtslage", fragte ich, »wenn sidr herausstellt, daß einer von uns sidr heimlidr über die Vereinskasse hergemadrt hat?"

"Es müßte, je nadr statutarisdrer Vorsdrrift, enrweder ein Sd-riedsgeridrt zusammentreten oder eine außerordentlidre Vollversammlung einberufen werden." "IJnd wenn die betreffende Person sidr als Spitzel in unsern Kreis eingesölidren hat?" f12g1s Uri und warf mir einen haßerfüllten Blid< zu. ''§flas madrt man mit so einem Lumpen?" ,Man übergibt ihn der Polizei und wählt einen Ersatzmann.«

,Und wenn er Hasöisdr rau*rr und Amok läuft? Oder sidr als gemeingefährli*rer Irrer enrpuppt?"

'Sie haben ganz redrt, diese Fragen zu srellen. Das alles muß in den Statuten berüd<sidrtigt werden. Das präsidium muß audr beredrtigt sein, alre oder kranke Mitglieder in ihrem eigenen Inreresse ohne weitere Begründung auszusdrließen.n

,Sehr ridrrig., krädrzte Jakov. ,\üZir braudren keine Krüppei." Chaim, der an Magengesdrwüren leider, erbleidrte und griff nach einer sdrweren bronzenen Lösc}blattwiege: "IJnd was", fragt er mit drohend gesenkter stimme, »was gesdrieht, wenn einer von uns einen andern umbringt?. ,Dann hätte vor allem ein innerhalb des erweiterten Präsidiums zu konstiruierender Redrnungsaussdruß über die Höhe der Entsdrädigung zu beraren, die an die \ü/icwe zu zahlen wäre. Aber auf soldre Details braudren wir heute nodr nidrt einzugehen, glaube ich." Dr. Shav-Sonnensdrein sdrloß die Aktenmappe mit der Aufsdrrift 'Kreis der Freunde der hebräisdren Kultur. und erhob sidr. 'Idr sdrlage vor, daß wir in einer §7odre wieder zusammenkommen, um über Investitionen, Dividenden und Einfuhrlizenzen zu beraren.. Uri interessierte sidr hauptsädrlidr {ür den Import sdrwedisdrer Pornofilrrre, idr legte größeres Gewidrt auf englisdre Jagdmesser. Beim Verlassen des Hauses adrte-

te idr darauf, nidrt an der Spitze der Gruppe zu gehen. Es ist kein gutes Gefühl, diese Ma6osi im Rüd<en zu haben, wenn es dunkel wird. 'Wodre*, murmelte Uri "Also auf §fliedersehen nädrste und war versdrwunden. Audr wir anderen gingen ohne Absdried auseinander. \Vir fühlten uns um zehn Jahre gealtert.

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lg zu voller L.ilnge ruseinrndcrzichl. Dick wie Rejenwürmcr prrn3en drnn dic Adern rn scinen rngcstren3ten SchlIfen. Jctt i3r dieser Kopf selbrt ein Bandoneön, diercr Hrls mit scinen hinruf und hinunter solcnden Frlten und dicrcs übtr und über 3efurchtc Ccricht: vier tiefc stcilc Kerbcn rllcin über dqr Nesc. dic in ein grnzc Becl rdelrccht Irbcnder und springender Furchcn ruf Ba

Andc Saint-ExupÖry kurz vor seinem lctzten Flug. ,.mrn kann nichl mehr leben von Kühlschrlnken, von Politik. von Bilanzen und Kreuzwort' rätsln. Msn k.nn 6 nicht mchr. Mil' liardcn Mcnschen hören nur noch auf den Roboter, verstehcn nur noch den Roboter, werden eines Taga selbst zu Roboaern. Was wird also bleiben von dem, was ich liebte? Mrn wird voll' kommenc Musikinstrumcntc in großcn Scricn sn uns Ycrleilen, doch wo wird dcr Musikcr blcibcnl- Nun ist hicr plötzlich einer minen un?cr uns. wic der daillusioniertc Cr.f sie olTcnsicht' lich gcliebt und zu erwancn nicht mchr dic Krrft und HofTnung hattc: Ein Musikcr von dcr Art und Caltung die zu unserem Cläck wohl dennoch nicht ausstiöt, solange dic Erde Bcstand hal. Nur winzigc Annoncen kündigen ihn in siebzchn curopäischen Städten zwi' scherr dcn suttestiven Hochstapcleicn dcr Plakatwände an: -Astor Piazzolla y 'Su Tango Nucvo'. Er spricht

Quinteto Spanisch so weich wie Ponugiesisch und das ltalienisch seincr Eltern immer noch so flüssig wic scin hcllcs Englisch.

ist

Argentinier.,.Tangokö' Piarzolla nit" ncnnt man hicr dcshalb auch manchmal den Künstlcr, der wie kcincr vor ihm dcn Tango zerbrochen und von den Fesscln all seiner Konventio ncn bcfreit hal. Ceboren in Mar dcl

Plata, aufgcwachscn

in Ncw Yorl,

in Buenos Aires. ist Astot Piazzollz in den Mammutmetropolcn dcr Zukunft cbenso wie in dcr UtoPic, dcm Nirgcndwo zu Hausc - mil wur' zeln im Tango und eincr Hetmat nur in sich sclbst. Er kommt aus cincr anderen. jüngcren, der Ncuen und der Dril' rcn welt. Frühcr, als cr cinmal cinc Zeitlang einen Vollbart trug. hättc man ihn für cinen rcvolutionären Klcinbürger hal' tcn mögen, doch hculc möchte man ihn am chesten - sollte man ihm auf der Straße begcgnen - mit scincm verschmitzten runden Cesicht, dem kurzen, dünncn grauen Haar und dem sauber ausrasicrten Schnurrbartchen für cincn charmanten Vorstadtbarbicr halten, wic scin Vatcr ciner war. Kcin Mensch vermutcte in ihm eincn wagwohnhaft

halsigcn Erneuerer. Ehcr übersieht man ihn komplett. Dcshalb trifft man ihn auch erst tar nichl in dcr Straßc, sondern, wenn schon, dann nur dort,

wo der Ta3 noch nicht zu Endc ist, wenn die Lichter ausgehcn: wenn cr

immcr als leutcr auf einc

Bühnc

kommt. auf dcr er seit lsnS,em der Erstc i

st-

ln Schwarz mit offencm Hemd,

wie

die anderen vier Musiker, dic

don

schon auf

sich

ihn warten, vcränden

der quirlige Sanguiniker nun plötzlich vor unrcrcn Augen: zu cinem Melancholiler, wcnn er im Bruchtcil einer Selunde 3anz crnst wird; zu eincm von Tausenden -Trngueros'. wcnn cr sich zu seinem kastcnförmigcn lnstrumcnl hcrunterbeugt: zu cincm Zirkusdircltor, w€nn cr dic Unterlippc cinzieht, ein Ecin ruf den Stuhl etcllt. mit d€r Rechten dicse icltsrmc Zichharmonika 0ber der Knic glcitcn l!ßt und mit dcm Drumen und Zeigcfin3cr leiner pen. dclnden Linken nach hinten denn jcnc

Musik wic mil eintm Schrlter aner den -Tango Nucvo'

schnipst, dic

ncnnl. Nun sicht man, warum

diesem

Mann mit dcm BendoneÖn dcr Ehrgciz völli8 abgeht. auch äußcrlich und au. 0erhalb dcr Bühne als Künstlcr zu 8clten. etw8 durch eine kultiviene Unrasicrtheit oder mit glühcnden Rönt8cnaugen. Nun sieht man auch, warum die

meisten sciner Porträt! 30 froh sind und woher und woran er scine große Freudc hrl. So froh wie jenscils der Bühnc, wcnn

er wieder so unbefangen wie ein Fri' scur zu plaudcrn vcrstcht, übcr dic Wclt. sich sclbst. scinc Kunsl odcr scin

Bandbne6n,

dic

untcrcinander

so

deonistas von Rang als seine Söhnc, als -Hijos de Piazzolla" bczeichnet.

Dieses lnstrumcnt ist längst zu seinem ureigcnen Organ gcworden, mit dcm cr nicht nur das Cehör und das Ccmüt, sondern cbcnso die Augen berührt. Nebeß der ältercn Konzertina

und dem jüntcrcn Attordeon zthlt

schwer voncinandcr zu trennen sind. Er ist verwachsen mit diescm lnstru' mcnt, dem er sein Schicksal wie seinc Musik in eincm fünfzigiährigen Kampf cntwunden hat. So packt cr es immer noch mit bciden Fäusten links und rechts wic cincn Sticr fest an den Hör'

drr

stößt das Bandoncön zusammcn, daO es seufzt. reißt es knallend auseinander, drückt, preßt und unlerdrückt es. klam' mcrt sich Jn den Tdstuluren wie cin Rcnnfahrer am Stcucr auf eincr Sla' lomstreckc und läßt dann wiedcr einzelne Töne an scinem Schienbein her-

Allein dic lntsßien rm Gchlurc verrrtcn: S :tw.s wird nichl mchr 3cbrul. So ur l-strln Piazzolh mil dcm cmp findli' ren Gerlt seinc herlichen RIder s, hllgt. so vorsichtig ist cr deher. wenn er es endlich wieder zu3tmmctgefrl a auf den Schcmel zuräcklegt,

ncrn. kniet sich hinein in die Musil'

unterfallen und glciten

- währcnd *

schnell mit links ein Blatt wendct -, um sic rechtzeitig untcn wicdcr aufzufangen und hoch und weiter mitzunehmen Er haucht. atmet, flÜsterl. wcinl und dcnkt mit dem Ding, ruht sich in scinen

Melodien aus, lriiumt sich hincin.

schlägt auf dem schwarzen Holz Taktc an. daß dcr Balg zittert, um urplötzlich

wieder entBcistcn auf ihn herabzusehen, als hielte cr ein schreiendes. brül' lendes, unzähmbarcs Eigenleben in sei' ncn Händen, in das er nun selbst mit gesenktem Kopf die einzelnen Tönc wie ein Sticr in das Tuch hineinstößt. Er tanzt mit dem lnstrument, reitet im Stehen und sprinBl am Schluß hoch in die Luft wie ein ausschlagendes Pony. das im Frühjahr auf die Weidc darf. Das Bundoneön schwingt cr drbei im

Triumph über cincn Mctcr weit über

seinem Kopf auseinandcr, als lctztcn Kartentrick eines genialen Zaubcrers, als sicgreichcr Laokoon, dcr den Lindwurm wiedcr einmal bczwungen hat. Denn Piazzolla kann nicht, cr muß spiclcn. Vor drci Jahren wollte er mit. tags im Hotcl einmal vor einem Konzert in Lissabon mit der flachen Linkcn ein Moskito an dcr Wand zcrschlagcn. Das lnsckt flog nicht weg. Es war cin hervorstehcnder rostigcr Nagel. Mit zehn Stichcn mußtc sein Mittclfingcr danach gcnäht wcrden. Als er dann am glcichen Abend wicdcr auf dcr Bühne s(and. mußtc er sich mit cincm dicken Vcrband und nur drci Fingcrn übcr jen.n magischen Akkordeon-Kästcn beugcn, von dcm cr offensichtlich auch halbbctäubt nicht mehr lassen kann. Denn das Bandoneön wird 3ewöhnlich. de die Daumcn hier eußen um die Handschlaufen hcrumgreifen müsseo, je*eik nur mit vicr Fin3crn über dic beidsciligen Klrviaturcn linlr und rcchtr gcspieh. Es ist nicht dic einzigc

Abrondcrlichkcit dic§er ru3!6torb!nen lnstruments aus dem Deutschland der letzten Jahrhunderts. das schon dr. msls unter absonderlichcn Umständen in den Hafcnkneipcn am fro de la Plals Scstrandct sein muß. Das lnstrument ist sclbst ein Emigrant. Trotz seiner immcr noch -Rheinischcn Tonlagc" ist es längst vollgesogen bis oben hin mit allcn möglichen Mischungen der lachen. deo wic der gequälten Klängc aus dcm Dcltr des Paranl. Hundertund. zweiundvierzig Töne lassen sich ihm über cin kompliziert wcchselndes Zudrucl. und Aufzugverfahren cntlok-

len. Doch dicsc warmnäselnde Stimme auch nur einigcrmaßen zum Singen zu bringcn, ist schon eine Kunst an sich, sic zu bcherrschen verlangt Meister. schaft. Piazzolla meistert sie so. da0 man seit ihm alle nachfolgenden Ban-

Brndoneön nlmlich zu den wcni-

der Stirn hinüberurchsen. Erist

dic mit den Töncn tcn lnJtrumcnlcn. euch ihrc torm und Fröc ändcrn, wenn dcr Jpr,:lct mit dcm Hin und Ht? und dem Auf- und Ab*inteln der ßnf-

zehn rilbcöachlr3cncn Gelenlrippcn ihr brolrtencs Innenfuttc? in immet neu schillcrndcn SchrtticrunScn zeilt.

von .'e.r cr es an[angs 3enommcn hat. Kein endcrer als nur seine jungc Frau darf er dann in die Cardcrobe zurücktr88Cn.

Er het

es schon

mit zchn Jahrcn mei-

strrlich 8,espielt. Er gall als Wunder-

lind. D',her gabcn ihn scine Eltern in die [r.rrc Bcla Wildas. eines Rachmrnino. -chülers. Mit dem Spiclen lernt. er auch das Komponieren. Er schrieb

Zyklen, Opcrn. Rhepsodien, Sinfonien, gründete und leitetc ctliche Quintcllc, Scrtette, Oktette und Orchester und wurdc 19J4, schon els gefeicrtcr Meirter. noch einmal Schülcr von Nadir Boulrnger in Paris. Dreihundert Tangos und endcrc Kompositionen umfeßt scin Werk. zahlreiche Balletl-, Thcatcr-

und übcr dre0ig Filmmusiken

sowie

siebzig Langspielplattcn. Daher spielt er auch hcute weniger Tangos als vicl

mchr immer -Piazzolla', zumal 1955, als er untcr

ein

Spiegel rcincr lnstrument, wie der 6rn-

scir

Kritikstürmcn im Al-

lcingang be3ann, den Tango zu revolu-

tionicren. Seinc Werle finden sich in Pop-, Jan-, Klgssil- und Avantgrrdc. Katrlogcn. Doch erst 196l sollte cr in dcr hcutigcn Quintettformation zu sei. ncr ci8€nrlichcn - klcinen - Form fin. dcn, mit der cr jcne sprrchlorc wie sprechrrubendc Kultur der -Nuevo

Trngo' begründ(tc und voll€ndete, die

er rl! Fortsclzunl und Weiterentwicklun3 dcs trrditio'tell gcsungencn Tanto! v?Bteht. ,.Mir Terten", 3att cr hcutc,.heb€ ich nichts rm Hut- - trotz dct 3roßrrtigcn Erfolge, dic er früher einmrl gcradc euch mit Liedcrn gcfeicrt hrt. Für seine .Bellede für einen Vcr. rüchen' strnd seinerzeil ganz L:tein.

zcn gärenden Kullur scincr Kontincnt3.

Dr irt cs lein Wundst. drß sich ruch

scin Quintett in ihm zu

spregeln

schcint. dascn Herz er natürlich. doch dcsscn fünftes Miltlicd er vor allem ist. Der Violinisr gleicht einem lndio der

Andcn. der Pianist einem ö:terreichischcn Judcn, der Citamst einem polni' schen Lkw-Fahrcr und der Bassist erncm gelizischcn Kcllner. Alle vier sind sic begnadete Musiker, hochindividua' listisch und dennoch wunderbar ver' bunden in der Freiheit. dic Pie-olle ih' rer jcweils eigenen Kunst in setner ein' räumt. in der sie -ihre Crenzen nur in ihren cigencn Schwiengkeitcn finden

rcllcn und nicht durch

äußcren

Drucl'. -Libcrtanto' nennt cr das.

So

schmecht der Basist die Töne. die er anzupft. schluckweise wic eine hei0e Suppe ab, horcht der Ceiger mit gcschlosscnen Augcn und 8eÖffnetcm Mund den wehmülitcn Strichen seines Bogcns nach. singt dcr Citrrist seinc Akkorde zum Spicl jeweils vor und in sich hinein, während der Pianisl mil scinen Fingcrn über dic Klaviatur des

Flügels flicgt und Piazzolla mit der

Linge scines Bandoncöns jcden Ton. jede Notc, jeden Klang und jcdc Farbc einßngt und noch cinmal zu ctwas völlig Neuem verdichtet. Der I,anze Clobus der Musik scheint in diescr singendcn Lunge Platz zu finden. Ebcn war da noch ein Walzer zu hören, dann drei. vier, fünf knallcndc Marschschritte, und nun cin kreisendes Karussell, eine einzige himmelwärts fliegende Spirale aus Polkas. Mazur. kas. Cifras, Milongas. Habancras und Zambas. Jiddische Seufzcr vermischen sich da mit dem Klimpern eines Barpianos, dic Tänzc Ungarns mit der Zärtlichkeit Mozarts, die Kunst dcr Fuge mit den Rhythmcn Afrikas. Es ist nglaublich. Auf einem Foto der frühen drei0iger Jahre schen wir ihn ncben dem Tangou

Mythos Carlos Cardel als Kind wie

-

Jeckie Coogan in dem Film -Thc Krd' ncben Charlie Chaplin stehcn. Wenig später blickt er häufig wie Garcia Lorca in dic Kamera. Schon damals lächelt er mcistens. lacht oft. Und eben aus dcm Jahr. als Sarnt-E\upar.! rcincn

wohl nicht so genau nehmen. Immer

slammen dic scheppernden Aufnah. mcn, auf denen wir heute noch dcn Künstler als jungen Vann bewundern können. Er ist nicht altcrslos. doch in

noch beglcitct er auch Sänger und Sän-

diesem Jahrhunderl. so !chernt as. war

amcrika Kopf.

Dr

hci0l,

abcr dic Narrcn. wic es dort

--

halb tanzend. halb fliegend

dic Liebc erfunden hrben". redct

er nicht ohne Vcrpnügcn auch von sich relbst als einem Verrücktcn. Daher drrf man auch seinc Distanz zu dcn Licdern

er

,.Brief an einen Ceneral"

verl'a0te.

selbst nun nicht mehr mit Textcn - oder dcm üblicnen ABC der Körpcrsprache - arbeilct. sinSt doch scin 3anzcr Körpcr während dcr Arbeit qnd zualleroberst sein Cesicht. Hier schein: cr fast völlig mir

cr schon immer da'ern volllommcner

scincm lnstrurrenl

phantastisch polyphonen Velodien erklären möchte. Andere rertlerchcn ihn deshalb mit dem blinden Jorge Luir Borges, der seine Wone aus der glei. chen Quclle schöpft Da lichelt Astor Piazzolla wieder nur einmal. der die rchönsten Stimmen 5einer Slticke mcist

gciinnen, und obwohl

zu

vcrwachsen: wenn cr dic Testen mit den Augen tneifl. die Melodi:bögen mit den Augenbraucn nachzeichnet, den Kopf mit

den Tönen hin- unJ hcniber reißt. Er

stößt und schllgt und trirt

den

P.hylhmus mit den Schultern, läß( seine P rckchen im Takt tanzcn. hön mit serr. cm Mundwinkel der Ceige zu, reißt

dic Augen wcit auf und prc8t dic Lip pen fest aufeinander, währcnd cr den

Musiker auf ernem dem Lntergang geweihlen lnstrumcnr. Heute aber steht er im Zenith seiner Laufbahn. Van rütrmt seine -Alma Criolla-. mit der man dal

Ceheimnis und den

L

rrprung

nicht selbst. sondern seinem

rerngs

Ceiger

uorbehalten hat. der sie hinter seincm

Rückcn rein wie einc Nachtigall spielcn weiß.

zu


LL

P trI (fG trI AM MAI. JUNI B5 25.5.- 9.6.85

MVT] trISiCH ATJ EIGENPRODUKTION

tvl. Durufl6: Requiem

C. Saint-Saens:

ean-[vlarie Auberson Soli sten:

J

Darmen Casel-Ias, Sopran

Etienne Pi11y, Bariton Christa Novotnyr 0rge1 Chor der Jeunesses usica]-es

c u.-

r

Bs 10 ? ..0.l.uJ

/

tA. B. Bs otr

+ I6.-IB.B.85

Jost lvleier Soli sten : Hansheinz Schneeberger, Vio1. Patrick Demenga, Cello

)

Ur rektuOerKonzerte in Fribourg (/ ^. traqung Radio Suisse Romande ), . \ Bern ( Casino \), Basel (/^Lasrno

'

[vl

JUL

3. Sinfonie (0rge1-

ENGAGTMENT

Programme:

I. ) Strauinsky: Histoire du Soldat, Suite Saint-Saens: Havannaise, Intoduction et Rondo capriccioso [Ylozart: Sinf onie Nr.4o g-mo11,KV 55o 2. )Vor-, Zuischen- und Nachspiele, Arien und Chöre aus ital. 0pern 3.)?, Streicherstück Streicher Pergol-esi: I1 Geloso Schernito IIvIF: Strauinsky Saint-Saens: Violoncellokonzert a-mo11

lvlozart

Auch diesen Sommer verbringen uir u:ieder drei lLiochen im Tessin in Cavergno. Proben finden morgens und abends statti der Nachmittaq

stehL zur freien Verfüqung, also halbe Ferien.AIl-e Konzerte finden im Valle wlaggia und der Region Locarno- Ascona im Freien statt. [r]eitere Inf ormationen zu Unterkunf t, Gage etc. f indet Ihr auf dem Probeplan. (Oie Session ist bezahtt ) Achtung: lLlir sind ein geladen, am I8.8. an den internationalen wlusikf estrr.iochen Interl-aken einen Teil des Programms zu spielen (Progr. IlvlF ) Das Konzert findet am Sonntag um Io.3o Uhr statt. Für Proben sollt Ihr Euch den Freitag lYlorgen und den qanzen Samstag f reihal-ten.


13

IIGTNPRÜDUKT]ON

H. Vi1la-Lobos: Choros Nr. 6 und rrLittle Train of...rt Piazzolfa: Konzert il: l=- ---=r-i A und fr:ia3-_=: _.=.

AUGUST- STPT B5 )a

A _ '7 A qq

Emmerich Smola

Solist: Astor Pi azzoIIa,

Bandoneon

Konzerte am 6.9 . l_n in der Tonhalle IN

Dieses Programm verspricht uieder einmal absolut verrückt Ulir spielen lauter südamerikanische wlusik. Astor Piazzoi-la ueltbekannter Tangomeister, über den Ihr auf Seite 1,{ mehr 0ßT0BER B5

ENGAGEMENT

I9.Io.- 27.Io.85 Finni scher Dirigent und

ausschliessfich ülusik finnisch=: Chor

Komponislen

Konzert in Base1, ev. am 26. in S:-,rllart uir spielen zum I5o- jährigen JubiLäumdes Dallevall_a (f inn. National_epos). Es handelt sich um ein Projekt in Zusammenarbeit mit dem finnischen Kulturministerium NOVEIVIBER B5

3.- r7.II.Bs 22./23.rr. , Thüring

ENGAG EIYIENT

C. Saint- Saens:rrLe D6lugerr F. Poulenc: Gloria

und

ev. kürzer

Bräm

Reqiochor JANUAR B6

EIGENPRODUKT]ON

/r -TQ

Enesco: Rapsodie Roumaine (ftavier B. lvlartinu: 4. Sinf onie

T

it zqera]d Solistin: Gü1sin ütnay, Klavier

[Ylarc

F

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t1

IYIA

ERZ

B6

I.-I6.3.86 Nina Corti -JUNI B6 3o. 5. - 7.6. BE lvlario Venzago Solist: Thomas Füri MA]

JUNI B6 I3. 6 . -2o. 6. 86

TIGENPRODUKTION

Flamencoprogramm mit der Tänzerin NJi

na Corti

TIGENPRBDUKTIÜN

Beethoven-Sinfonie Violinkonz ert

ENGAGEMENT

Es qibt entrrreder ein Ballettengagement mit Heinz Spoerli oder ein Chorkonzert mit Pasca.l- [vleier

SEPTEMBER B6

0rchesterball

OKTOBER B6

EIGENPRODUKTIDN

lYlarc Fitzgerald

lvlaler: Sinfonie Nr.2 Dieses Programm ist noch sehr unsicher. irl ir stel-len uns eine Zusammenarbeil mit dem Rias-0rchester vot, ev. mit dem Zürcher Bach-Chor Konzerte in Berlin und Basel

rnit Regiochor

NOVTMBTR B6

Armin Jordan IIGENPRÜDUKTION

Gliäre: Hornkonzert

MAERZ 87 N.N JUN

1

B7

A. Jordan

Dvorak Requiem (? )


25

voRSTAND

/

rpcHKotvttvtrssrDN

Bei An der GV uerden Vorstand und Fachkommission neu gerL.räh1t dieser Gel-eqenheit urird auch die Aufgabe der Fachkommi ssion nonau erl-äutert und darüber abgestimmt. VO R STAN D P

eter Burkhard

Thomas Nydecker

Ruedi Linder

lvlichael frni Urs Haas Verena Beierulaltes Käthi Plattner

Kontaktadresse Probepläne, offizieile ilerbung, Pro jektdurchf ührunq Blechbläserbesetzunq' Aflgemeines ohne Ressort , 0 rche st erbetreuun g Transporte, Uerbung Transporte Kasse Stellvertretunq, Hol- zbläserbeset zun q, Fachkommi ssi on K onzertmei st eri n, Strei ch erbesetzun g Fachkommission

Catherine Hublard Antoinette Füri

I!erbung, Zeitunr; CeIIogrupfEr 3esetzung

Emanuel Abbüe1 Egmont Rath

Fachkommission

nicht im Vorstand: Nina Konecny Raffael Reber Anette Rüe9q Ivlartin [Yleier (Pos ) Kathi Jacobi Felix Buser Frau lvlathez Sekretariat: Judith Heeb Tel ef onbeantu-r orter P eter Burkhard Thomas Nidecker

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Public Relations, Pr esse, Geldbeschaffung StreicherbesetZUrlQ

Fachkommi ssion

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Streicherbesetzung Probelokal, Fachk. Schl aqzeugbesetzuDg,

Fachkomm.

Fachkomm.

Programmverkauf und TürkontroLle Basel-

Buchhaltung, Kasse

Veru-r

al-lung

für uichtiqe tY}it.t.eilunqen und Anfragen: 72 BB I9 32 06 63


L I

:

I

Viola Pizzicato


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