Programmblatt 3. Abo-Konzert Saison 2020/21

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BOTSCHAFTER DER ERINNERUNG 3. ABO-KONZERT DON BOSCO BASEL SO 24.01.21 • 19 UHR PROGRAMM TANIA LEÓN *1943

«Ácana» für Kammerorchester (2008) 13’

LINDA CATLIN SMITH *1957

«Memory Forms» für Orchester (1995)  19’

CHRISTIAN WOLFF *1934

«Mountain Messengers» für Klavier und Orchester (2021) 26’

gelegentliche Sololinien –, die in ständig wechselnden Formen auftauchen, wieder verschwinden und erneut erscheinen. Der Komponistin geht es dabei um grundlegende Erfahrungen von Zeit und Erinnerung – und um das Vergessen. Denn Linda Catlin Smith möchte ihrem Werk auch seine eigene Amnesie zugestehen. Sie möchte die Zeit grösser machen, als sie ist. Sie möchte Musik schreiben, die sie nicht versteht.

3. Abo-Konzert BOTSCHAFTER DER ERINNERUNG Sonntag, 24.01.21, 19 Uhr Musik- und Kulturzentrum Don Bosco Basel

Die kubanische Komponistin Tania Léon liess sich für ihr Werk «Ácana» für Kammerorchester vom gleichnamigen Gedicht des Dichters Nicholas Guillén inspirieren, das einem Baum gewidmet ist, der in den tropischen Regionen Amerikas heimisch ist. Das Gedicht erzählt die Geschichte dieses Gewächses, dessen Merkmal seine weit ausladenden Wurzeln sind. Die Musik von Tania Léon beschwört die unsichtbare Verbindung der Baumwurzeln, die sich durch die amerikanische Erde ausbreiten. Eine Palette von Klängen, die die unsichtbaren Zusammenhänge der Kulturen auf dem amerikanischen Kontinent zum Ausdruck bringen.

NICOLAS HODGES Klavier ILAN VOLKOV Leitung BASEL SINFONIETTA MORITZ WEBER Moderation

Ein Konzertabend ganz im Zeichen musikalischer Botschaften von gemeinsamen, untergründigen Erinnerungen und des Vergessens.

Uraufführung  Schweizer Erstaufführung

Dieses Konzert findet aufgrund der aktuellen Situation ohne Publikum vor Ort statt und wird dank einer Kooperation mit Radio SRF 2 Kultur per Video-Live-Stream online auf www.baselsinfonietta.ch übertragen.

TANIA LEÓN KOMPONISTIN

Die Konzertaufzeichnung wird am Mittwoch, 24. Februar, um 21 Uhr in der Sendung «Neue Musik im Konzert» auf Radio SRF 2 Kultur ausgestrahlt.

Tania León – aus einer kubanischen Familie mit französischen, spanischen, afrikanischen Wurzeln stammend – zeigte bereits früh Interesse an praktischer Musikausübung und erhielt ab ihrem vierten Lebensjahr Klavierunterricht. Nach Studien an zwei Konservatorien ihres Heimatlandes verliess sie Kuba und schrieb sich 1967 an der New York University ein. Mit dem Tänzer Arthur Mitchell (1934–2018) gründete sie 1969 das «Dance Theatre of Harlem», das erste Tanzensemble mit ausschliesslich schwarzen Tänzerinnen und Tänzern, für das sie in ihrer zehnjährigen Tätigkeit als Musikdirektorin zahlreiche abendfüllende Ballettmusiken schrieb. Als Dirigentin erarbeitete sie sich zudem einen internationalen Ruf, der zu Engagements bei renommierten Klangkörpern wie dem Gewandhausorchester Leipzig oder dem Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom führte.

EDITORIAL In ihrem 3. Abo-Konzert wird die Basel Sinfonietta unter der Leitung des israelischen Dirigenten Ilan Volkov zu einer musikalischen Botschafterin der Erinnerung. «Mountain Messengers» - der Titel des neuen, für die Basel Sinfonietta und den Solisten Nicolas Hodges geschriebenen Klavierkonzerts des legendären US-amerikanischen Komponisten Christian Wolff - nimmt Bezug auf die Lokalzeitung «The Mountain Messenger», die in einer Kleinstadt in der kalifornischen Sierra Nevada herausgegeben wird, und wundersamerweise kurz vor ihrem Untergang dank privater Initiative gerettet werden konnte. Ähnlich wie das dem Verschwinden entronnene öffentliche Forum einer Zeitung, ermöglicht der Komponist in seinem «Konzert» Verbindungen zwischen Individuum und Kollektiv, zwischen dem Klaviersolisten und dem Orchester, die in gegenseitiger Abhängigkeit stehen.

Seit Mitte der 1980er Jahre unterrichtete Tania León am Brooklyn College in New York City und wurde als Musikpädagogin immer wieder ins europäische Ausland eingeladen. Von 1993 und 1997 wirkte sie an der Seite des Dirigenten Kurt Masur als Beraterin für zeitgenössische Musik beim New York Philharmonic Orchestra. 2006 wurde sie als Professorin an die City University of New York berufen. 2010 gründete sie dort ein Festival für zeitgenössische Musik und wurde im selben Jahr als Mitglied in die American Academy of Arts and Letters und 2018 in die American Academy of Arts and Sciences berufen.

«Memory Forms» für Orchester der kanadischen Komponistin Linda Catlin Smith ist eine Abfolge von Orchesterbildern – Akkorde, Melodiefragmente, ungerade Skalen, 1 2


BOTSCHAFTER DER ERINNERUNG 3. ABO-KONZERT DON BOSCO BASEL SO 24.01.21 • 19 UHR PROGRAMM TANIA LEÓN *1943

«Ácana» für Kammerorchester (2008) 13’

LINDA CATLIN SMITH *1957

«Memory Forms» für Orchester (1995)  19’

CHRISTIAN WOLFF *1934

«Mountain Messengers» für Klavier und Orchester (2021) 26’

gelegentliche Sololinien –, die in ständig wechselnden Formen auftauchen, wieder verschwinden und erneut erscheinen. Der Komponistin geht es dabei um grundlegende Erfahrungen von Zeit und Erinnerung – und um das Vergessen. Denn Linda Catlin Smith möchte ihrem Werk auch seine eigene Amnesie zugestehen. Sie möchte die Zeit grösser machen, als sie ist. Sie möchte Musik schreiben, die sie nicht versteht.

3. Abo-Konzert BOTSCHAFTER DER ERINNERUNG Sonntag, 24.01.21, 19 Uhr Musik- und Kulturzentrum Don Bosco Basel

Die kubanische Komponistin Tania Léon liess sich für ihr Werk «Ácana» für Kammerorchester vom gleichnamigen Gedicht des Dichters Nicholas Guillén inspirieren, das einem Baum gewidmet ist, der in den tropischen Regionen Amerikas heimisch ist. Das Gedicht erzählt die Geschichte dieses Gewächses, dessen Merkmal seine weit ausladenden Wurzeln sind. Die Musik von Tania Léon beschwört die unsichtbare Verbindung der Baumwurzeln, die sich durch die amerikanische Erde ausbreiten. Eine Palette von Klängen, die die unsichtbaren Zusammenhänge der Kulturen auf dem amerikanischen Kontinent zum Ausdruck bringen.

NICOLAS HODGES Klavier ILAN VOLKOV Leitung BASEL SINFONIETTA MORITZ WEBER Moderation

Ein Konzertabend ganz im Zeichen musikalischer Botschaften von gemeinsamen, untergründigen Erinnerungen und des Vergessens.

Uraufführung  Schweizer Erstaufführung

Dieses Konzert findet aufgrund der aktuellen Situation ohne Publikum vor Ort statt und wird dank einer Kooperation mit Radio SRF 2 Kultur per Video-Live-Stream online auf www.baselsinfonietta.ch übertragen.

TANIA LEÓN KOMPONISTIN

Die Konzertaufzeichnung wird am Mittwoch, 24. Februar, um 21 Uhr in der Sendung «Neue Musik im Konzert» auf Radio SRF 2 Kultur ausgestrahlt.

Tania León – aus einer kubanischen Familie mit französischen, spanischen, afrikanischen Wurzeln stammend – zeigte bereits früh Interesse an praktischer Musikausübung und erhielt ab ihrem vierten Lebensjahr Klavierunterricht. Nach Studien an zwei Konservatorien ihres Heimatlandes verliess sie Kuba und schrieb sich 1967 an der New York University ein. Mit dem Tänzer Arthur Mitchell (1934–2018) gründete sie 1969 das «Dance Theatre of Harlem», das erste Tanzensemble mit ausschliesslich schwarzen Tänzerinnen und Tänzern, für das sie in ihrer zehnjährigen Tätigkeit als Musikdirektorin zahlreiche abendfüllende Ballettmusiken schrieb. Als Dirigentin erarbeitete sie sich zudem einen internationalen Ruf, der zu Engagements bei renommierten Klangkörpern wie dem Gewandhausorchester Leipzig oder dem Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom führte.

EDITORIAL In ihrem 3. Abo-Konzert wird die Basel Sinfonietta unter der Leitung des israelischen Dirigenten Ilan Volkov zu einer musikalischen Botschafterin der Erinnerung. «Mountain Messengers» - der Titel des neuen, für die Basel Sinfonietta und den Solisten Nicolas Hodges geschriebenen Klavierkonzerts des legendären US-amerikanischen Komponisten Christian Wolff - nimmt Bezug auf die Lokalzeitung «The Mountain Messenger», die in einer Kleinstadt in der kalifornischen Sierra Nevada herausgegeben wird, und wundersamerweise kurz vor ihrem Untergang dank privater Initiative gerettet werden konnte. Ähnlich wie das dem Verschwinden entronnene öffentliche Forum einer Zeitung, ermöglicht der Komponist in seinem «Konzert» Verbindungen zwischen Individuum und Kollektiv, zwischen dem Klaviersolisten und dem Orchester, die in gegenseitiger Abhängigkeit stehen.

Seit Mitte der 1980er Jahre unterrichtete Tania León am Brooklyn College in New York City und wurde als Musikpädagogin immer wieder ins europäische Ausland eingeladen. Von 1993 und 1997 wirkte sie an der Seite des Dirigenten Kurt Masur als Beraterin für zeitgenössische Musik beim New York Philharmonic Orchestra. 2006 wurde sie als Professorin an die City University of New York berufen. 2010 gründete sie dort ein Festival für zeitgenössische Musik und wurde im selben Jahr als Mitglied in die American Academy of Arts and Letters und 2018 in die American Academy of Arts and Sciences berufen.

«Memory Forms» für Orchester der kanadischen Komponistin Linda Catlin Smith ist eine Abfolge von Orchesterbildern – Akkorde, Melodiefragmente, ungerade Skalen,

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LINDA CATLIN SMITH KOMPONISTIN

ILAN VOLKOV DIRIGENT Ilan Volkov wurde 1976 in Israel geboren und begann seine Laufbahn als Dirigent im Alter von 19 Jahren. Er studierte am Royal College of Music in London, wurde 2003 zum Chefdirigenten des BBC Scottish Symphony Orchestra ernannt und ist seit 2009 dessen wichtigster Gastdirigent. Von 2011 bis 2014 war er Musikdirektor und Chefdirigent des Isländischen Symphonieorchesters. Während dieser Zeit entwickelte er das Tectonics Festival, dessen Programmierung auch Volkovs grosses Interesse an experimenteller Musik, freier Improvisation, Electronica, Folk, World Music und innovativem Hip-Hop widerspiegelt und das mittlerweile im Rahmen anderer Veranstaltungen rund um den Globus präsentiert wird. Ilan Volkov ist auch im Opernbereich überaus aktiv und hat unter anderem Bühnenwerke von Tschaikowski, Britten, Weill und Bartók dirigiert. Als hochgeschätzter Gastdirigent von weltweit führenden Orchestern widmet er sich einem vielseitigen Repertoire, wie er auch auf zahlreichen Festivals am Pult unterschiedlichster Ensembles steht.

Linda Catlin Smith wurde 1957 in New York City geboren und ist dort aufgewachsen. Heute lebt sie im kanadischen Toronto. Sie studierte Komposition und Musiktheorie bei Allan Shawn in New York, setzte dann ihre Ausbildung an der kanadischen University of Victoria bei Rudolf Komorous, Martin Bartlett, Michael Longton und Jō Kondō fort und besuchte Kurse bei Morton Feldman an der University at Buffalo in New York. Ausserdem studierte sie Klavier u.a. bei Nurit Tilles und Gilbert Kalish an der Stony Brook University in New York sowie Cembalo bei Erich Schwandt. Ihre Werke wurden aufgeführt vom BBC Scottish Orchestra, Exaudi, Tafelmusik, Other Minds Festival, California Ear Unit, Kitchener-Waterloo, Victoria und Vancouver Symphonies, Gryphon Trio, Via Salzburg, Evergreen Club Gamelan, Turning Point Ensemble, Vancouver New Music. Sie erhielt Stipendien des Canada Council for the Arts und des Hunter Foundation Award. Für die Tapestry New Opera komponierte sie 2003 die Oper «Facing South» nach einem Libretto von Don Hannah. Für ihre Komposition «Garland» erhielt sie 2005 den Jules Léger Prize.

NICOLAS HODGES KLAVIER

Zusätzlich zu ihrer Arbeit als unabhängige Komponistin war sie von 1988 bis 1993 künstlerische Leiterin des in Toronto domizilierten Ensembles Arraymusic und von 1992 bis 2006 Mitglied des bahnbrechenden multidisziplinären Performance-Kollektivs URGE. Linda Catlin Smith unterrichtet Komposition privat und an der Wilfrid Laurier University, Waterloo, Kanada.

Nicolas Hodges, Pianist, wurde in London geboren und erhielt seine Ausbildung an der Christ Church Cathedral School in Oxford, am Winchester College und an der University of Cambridge bei Robert Bottone, Susan Bradshaw und Sulamita Aronovsky. Heute unterrichtet er als Professor an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart und gilt als einer der profiliertesten Interpreten zeitgenössischer Klaviermusik. Komponisten wie Georges Aperghis, Harrison Birtwistle, Elliott Carter, James Clarke, Hugues Dufourt, Pascal Dusapin, Beat Furrer, Wolfgang Rihm, Rebecca Saunders und Salvatore Sciarrino haben ihm Werke gewidmet. Als Solist konzertierte er an der Seite von Dirigenten wie Daniel Barenboim, James Levine, Jonathan Nott und Leonard Slatkin u. a. mit den Berliner Philharmonikern, dem Tonhalle Orchester Zürich, dem Tokyo Philharmonic und den großen amerikanischen Orchestern. Neben seiner solistischen Tätigkeit ist er auch ein gefragter Kammermusiker. Zu seinen Partnern gehören u. a. Adrian Brendel, Anssi Karttunen, das Trio Accanto und das Arditti Quartet.

CHRISTIAN WOLFF KOMPONIST Christian Wolff wurde 1934 in Nizza geboren. Seit 1941 lebt er hauptsächlich in den USA. Er studierte neben klassischer Philologie Klavier bei Grete Sultan und kurze Zeit Komposition bei John Cage. Obgleich er sich als Komponist grösstenteils autodidaktisch ausgebildet hat, war die Verbindung mit John Cage, Morton Feldman, David Tudor, Earle Brown, Frederic Rzewski und Cornelius Cardew für ihn sehr wichtig. Ein besonderes Merkmal seiner Musik ist es, den Interpreten unterschiedliche Freiheitsgrade und Interaktionen während der Performance zu ermöglichen. Seit 1953 wurde eine Reihe seiner Stücke von Merce Cunningham und der Cunningham Dance Company verwendet. Wolff war ausserdem als Performer und Improvisator tätig – u.a. mit Takehisa Kosugi, Steve Lacey, Keith Rowe, William Winant, Kui Dong, Larry Polansky und der Gruppe AMM. Er erhielt Preise und Stipendien der American Academy und des National Institute of Arts and Letters, des DAAD Berlin, des Asian Cultural Council, der Fromm Foundation, der Foundation for Contemporary Performance Arts (John Cage Award for Music) und der Mellon Foundation. Seit 1999 ist er Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und wurde vom California Institute of the Arts mit dem Ehrendoktor ausgezeichnet. Von 1971 bis 1999 war er Professor für klassische Philologie und Musik am Dartmouth College in Hanover / New Hampshire.

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