WAHNHIMMLISCHERSTADTCASINOBASELSONNTAG,19UHR18.09.22 CAGEJOHN ABRAHAMSENHANS SAARIAHOKAIJA JARRELLMICHAEL EERENSILSE SOPRAN BRÖNNIMANNBALDUR LEITUNG 1. ABO-KONZERT
WEITEREMEDIENPARTNERPRODUKTSPONSORENSTIFTUNGENHAUPTGÖNNERGEMEINDENSUBVENTIONSGEBERPARTNERKULTUR-POOL DER PLATTFORM LEIMENTAL Biel-Benken, Binningen, Bottmingen, Burg, Ettingen, Oberwil, Schönenbuch, Therwil 2
Daniela GeschäftsführerinMartin
Die Basel Sinfonietta hat sich für die kommende Saison vorgenommen, Grenzen zu überschreiten. Ganz wörtlich einmal die lokalen Grenzen: Neben dem Stadtcasino Basel und dem Museum Tinguely wird in der Spielzeit 2022/23 der Burghof Lörrach als neuer Abo-Spielort dazukommen. Zudem kann sich die Basel Sinfonietta mit Gastspielen in der Westschweiz sowie am Acht-Brücken-Festival in Köln und in renommierten belgischen Musikzentren in Antwerpen und Gent national und international präsentieren. Und natürlich auch musikalische Grenzen, indem wir jungen Komponistinnen und Komponisten einmal mehr einen prominenten Platz in unseren Programmen einräumen. Gleichzeitig ist die Spielzeit 2022/23 die letzte Saison unseres langjährigen, hochgeschätzten Principal Conductor Baldur Brönnimann, ohne den das Orchester nicht da wäre, wo es heute steht. Als hochkarätiger Musiker und überzeugender Vermittler hat er viele Hörerinnen und Hörer in und weit über Basel hinaus für zeitgenössische Musik gewinnen und für die Basel Sinfonietta begeistern können. Wir freuen uns auf eine ereignisreiche und grenzüberschreitende Saison 2022/23 mit Ihnen!
Ich begrüsse Sie ganz herzlich zum Start in die Saison 2022/23 der Basel Sinfonietta und freue mich auf ein von starken Emotionen geprägtes Konzert und dabei insbesondere auf den Auftritt der brillanten Sopranistin Ilse Eerens im äusserst beeindruckenden Orchesterliederzkylus von Hans Abrahamsen.
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Basel Sinfonietta
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Zum Auftakt der Saison 2022/23 begibt sich die Basel Sinfonietta gemeinsam mit der belgischen Sopranistin Ilse Eerens in imaginäre Klanglandschaften, wird von Verzweiflung und Wahn ergriffen, lässt den Blick über das Firmament schweifen und stellt sich einer den Himmel verfinsternden Katastrophe. «Imaginary Landscape No. 1» des US-amerikanischen Komponisten
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John Cage gilt als Initialwerk der elektroakustischen Musik – und eröffnet die Spielzeit der Basel Sinfonietta in einer Kleinstbesetzung (gewissermassen als Gegenpol zur monumental besetzten vierten Sinfonie von Charles Ives, mit der die Saison ausklingen wird). Der preisgekrönte Orchesterliederzyklus «Let me tell you» des dänischen Komponisten Hans Abrahamsen beruht auf einer Novelle des britischen Librettisten Paul Griffiths, in welcher aus den 483 Worten Ophelias aus Shakespeares «Hamlet» ein neuer Monolog entsteht, in dem es um Liebe, Hoffnung, Verzweiflung und Wahn geht.
Die finnische Komponistin Kaija Saariaho blickt in den winterlichen Himmel und lässt in ihrem «Ciel d’hiver» eine musikalische Hommage an das Sternbild Orion erklingen. «… der Himmel, gerade noch so klar, verdüstert sich plötzlich …», heisst es im Titel des Orchesterstücks des Schweizer Komponisten Michael Jarrell – einer musikalischen Gegenüberstellung von Ruhe und Katastrophe mit ebenso kraftvoller wie emotional aufwühlender Wirkung. Wir wünschen Ihnen einen spannenden Konzertabend!
HIMMLISCHER WAHN
2 AUFGANG UND ABSTURZ So, 06.11.22, 19 Uhr Lörrach (D) MYSTERIUM KLANG So, 15.01.23, 19 Uhr Tinguely, Basel AUS DER TIEFE So, 02.04.23, 19 Uhr Basel PANDORA PARANOIA So, 07.05.23, 19 Uhr Basel MADE IN USA So, 11.06.23, 19 Uhr
Museum
U25AHVNORMALPREIS/IV/GGG/STUD./KULTURLEGIKINDERI28119812337 CHF CHF CHF CHF 244II17210737 112III794937 ABO5 2022/23 JETZT BESTELLEN! Gewusst? Ein Abo-Einstieg ist auch während der Saison möglich. Mit entsprechender Preisreduktion. Das ABO5 für die restlichen fünf Abo-Konzerte der Saison 2022/23 ist ab sofort erhältlich. Ihre Vorteile • 25% Abo-Rabatt • Apéro zur Saisoneröffnung • Gutschein für zusätzliche Freikarte • Programmheft per Post • Shuttle-Bus an Konzerte ausserhalb Basels • Abo-Karte übertragbar FRAGEN ZUM ABO? +41 61 315 10 info@baselsinfonietta.ch30 Preiskategorien Abo-Konzerte 2022/23
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Stadtcasino Basel ABO-SHOP www.baselsinfonietta.ch GRATIS-CD ÜFBIS31.10.2022RNEUBESTELLUNGEN 8
Stadtcasino
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Burghof
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Stadtcasino
1 Abo 9 GrossesNeuestePremierenMusikOrchester Principal BALDURConductorBRÖNNIMANN ABO52022/23 25% ABO VORTEIL JETZT www.baselsinfonietta.chBESTELLEN: ONCLAME.COMGESTALTUNG:
Let me tell you für Sopran und Orchester (2013) I Let me tell you how it was – O but memory is not one but many - There was a time, I remember II Let me tell you how it is – Now I do not mind III I know you are there - I will go out now
SONNTAG, 18.09.22, 19 UHR STADTCASINO
PROGRAMM
1. ABO-KONZERT WAHN
HIMMLISCHER
30' PAUSE KAIJA SAARIAHO (*1952) Ciel d’hiver für Orchester (2013) 10' MICHAEL JARRELL (*1958) ... Le ciel, tout à l'heure encore si limpide, soudain se trouble horriblement ... für Orchester (2009) 18' ILSE EERENS, SopranBALDUR BRÖNNIMANN, Leitung 18.15 Uhr Konzerteinführung
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BASEL JOHN CAGE (1942-1992) Imaginary Landscape No. 1 für Klavier, Schlagzeug und Elektronik (1939) 6' HANS ABRAHAMSEN (*1952)
Tanzfilm «Horror Dream» (1947) von Marion van Tuyl und wurde schliesslich von der Edition Peters veröffentlicht. Es gilt als Initialwerk der elektroakustischen Musik. Das Stück, das ursprünglich nicht für eine Aufführung auf der Bühne, sondern zur Aufnahme bzw. Sendung in einem Radiostudio vorgesehen war, besteht aus einem Satz und ist für zwei Frequenzaufnahmen in variabler Geschwindigkeit abspielende Plattenspieler, ein präpariertes Klavier und ein Becken konzipiert. Angeregt durch seinen Mentor Henry Cowell begann Cage in Seattle mit den Möglichkeiten des präparierten Klaviers zu experimentieren, die in «Imaginary Landscape No. 1» ihre frühesten Anklänge finden.
IMAGINARY LANDSCAPE
John Cage Während John Cage in der Cornish School in Seattle experimentierte er mit dem elektronischen Equipment des dortigen Aufnahmestudios und komponierte ein Stück für Klavier, Schlagzeug und Elektronik mit dem Titel «Imaginary Landscape No. 1», das Teil einer Reihe von insgesamt fünf Stücken mit elektroakustischem Instrumentarium ist, die zwischen 1939 und 1952 entstanden sind.
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NO. 1
Das Stück wurde am 24. März 1939 von Cage, seiner Partnerin Xenia Cage, Doris Dennison und Margaret Jansen in der Cornish School Radio Station in Seattle uraufgeführt – und war ursprünglich als Begleitmusik einer Aufführung von Jean Cocteaus «Les mariés de la tour Eiffel» gedacht. Das Stück fand dann Verwendung als Tonspur im experimentellen
arbeitete,
Stadtlandschaft von Seattle in den 1930er Jahren
Komponist
erzeugen.
JOHN CAGE
Kein anderer Komponist des 20. Jahrhunderts hat den Begriff vom musikalischen Kunstwerk so sehr erweitert und wie John Cage (1912–1992). In seinem Schaffen entwarf er seit den 1950er Jahren in vielfältigen Varianten eine Musik, in der der Gestaltungswille des Komponisten sich nur in der grundsätzlichen Konzeption eines Stückes zeigt. Die klingenden Ereignisse selbst sind seinem Zugriff entzogen und lassen sich auch nicht in einen Zusammenhang einordnen, sondern stehen für sich selbst. Damit hat Cage weit über den eigentlichen Bereich der Musik hinaus Einfluss auf die Künste genommen. Sein Schaffen hat lebhafte Kontroversen ausgelöst und ist auf prinzipielle Ablehnung wie auf leidenschaftliche Anerkennung gestossen.
verändert
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John Cage begann 1931 in Kalifornien bei Richard Buhlig ein Kompositionsstudium, das er 1933 in New York bei Adolph Weiss und Henry Cowell fortsetzte. Von 1935 bis 1937 war er Schüler von Arnold Schönberg in Los Angeles. 1937 wurde Cage Begleiter einer Tanzklasse in Seattle, gründete ein Schlagzeugensemble, nutzte erstmals präparierte Klaviere und schrieb vorwiegend Perkussionsmusik. Von 1941 an unterrichtete er Neue Musik am Chicago Institute of Design und suchte nach Möglichkeiten, Klänge live elektronisch zu Ab 1942 lebte er in New York, wohnte bei Max Ernst und Peggy Guggenheim, arbeitete mit Merce Cunningham und begleitete dessen Dance Company auf Reisen. Er studierte indische Musik und Zen-Meditation. Regelmässig arbeitete er mit den Komponisten Morton Feldman und Christian Wolff sowie dem Pianisten David Tudor zusammen. Das altchinesische Buch der Wandlungen «I Ging» begann Cage als Orakel für musikalische Zufallsentscheidungen zu benutzen. Parallel zum abstrakten Expressionismus in der bildenden Kunst zielte die von Cage, Feldman, Wolff und Earle Brown begründete New York School darauf ab, die Musik von individueller Prägung zu befreien.
LET ME TELL YOU
Das preisgekrönte Werk besteht aus drei Teilen, wobei der erste nochmals in drei, der zweite und dritte Teil in jeweils zwei Unterabschnitte gegliedert sind.
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Hans Abrahamsen
Mit den Worten «Let me tell you» beginnt der gleichnamige, Orchesterlieder-Zyklus von Hans Abrahamsen. Der Text stammt vom britischen Dichter und Librettisten Paul Griffiths, der dazu ausschliesslich das aus 483 Wörtern bestehende Vokabular der Ophelia aus der Tragödie «Hamlet» von William Shakespeare verwendete. Diese Wörter fügte er zu einem neuen Monolog zusammen, in welchem Ophelias Seelenzustände offengelegt werden. Es geht um Liebe, Hoffnung, Verzweiflung und Wahn, das aussichtslose Warten, aber auch die Ruhe, die Ophelia aus dem Sprechen über all das am Ende gewinnt. Dabei entfaltet sich ein vielgestaltiges seelisches Drama, das in dem melancholischen Bild einer meditativen Schneelandschaft kulminiert. Die Solistin singt, spricht und stottert. Sie weitet und verdichtet die fragilen Klänge, muss in absurde Höhen springen und über ein hochvirtuoses Ausdrucksspektrum verfügen. Dabei steht ihr ein gross besetzter Orchesterapparat zur Seite, wobei nur stellenweise alle Musikerinnen und Musiker gleichzeitig zum Einsatz kommen. Raffiniert wechseln sich unterschiedliche Instrumentenkombinationen ab. Gläsern und fahl anmutende Klänge überwiegen. Auch schöne, konsonante Harmonien sind zu hören. Niemals geschieht etwas um des Effektes willen. Alles ist präzise und fein ineinander und übereinander geschichtet. Im siebten und letzten Lied steht Ophelia im Schnee, einem Naturphänomen, das den dänischen Komponisten schon mehrfach inspiriert hat. Es ist eine stille Szene mit mehrdeutigem Ausgang. (Im Gegensatz zu Shakespeare steigt Ophelia bei Abrahamsen wegen ihres untreuen Dänenprinzen nicht ins Wasser, sondern geht ins ewige Eis.)
John Everett Millais: Ophelia (1852; Ausschnitt)
wiederum
Die Musik des 1952 geborenen dänischen Komponisten Hans Abrahamsen fasziniert zuerst durch die pure sinnliche Schönheit des Klanges. Mit grosser klanglicher Imaginationskraft begabt, die sich mit einer ungewöhnlichen Virtuosität der Instrumentation paart, finden in den Klanglandschaften Abrahamsen feinste ebenso ihren Platz wie massive, undurchdringlich dichte Flächen. Angetrieben werden seine Stücke dabei häufig von einer gleichmässig schwingenden, pulsierenden Bewegung. Das Material seiner Kompositionen ist ganz verschiedenartig, umfasst traditionell Gewohntes ebenso wie avantgardistische Elemente und ist oft schlagend einfach strukturiert. Dabei gründet seine Musik tief in der abendländischen Musiktradition und so scheut Abrahamsen auch nicht vor Anklängen etwa an die Welt der Romantik zurück. Der starke Traditionsbezug des Komponisten zeigt sich auch in zahlreichen Instrumentationen von Stücken anderer Komponisten. Abrahamsens schöpferische Entwicklung verlief nicht bruchlos. Er begann schon früh zu komponieren und verfolgte gleichzeitig seine musikalische Ausbildung als Hornist. Von 1969 an studierte Abrahamsen Horn, Komposition und Theorie an den Hochschulen in Kopenhagen und Aarhus. Einen bedeutenden künstlerischen Einfluss hatten daneben private Studien bei Per Nørgård und György Ligeti. Im Alter von 30 Jahren hatte Abrahamsen schon einen umfangreichen Werkkatalog vorzuweisen und einige Anerkennung für sein Schaffen erhalten, wie etwa durch einen Kompositionsauftrag der Berliner Philharmoniker. Mitte der 1980er Jahre wurde das Komponieren von Etüden für Klavier das wichtige Projekt seines Schaffens, in dessen Verlauf er aber in eine künstlerische Sackgasse geriet. Das im Jahr 2000 beendete Klavierkonzert markiert dann den Beginn einer neuen, produktiven Schaffensphase, die bis heute anhält. Zu den grössten Erfolgen der jüngeren Zeit zählt «Let me tell you» aus dem Jahr 2013, das Abrahamsen für die Sopranistin Barbara Hannigan und im Auftrag der Berliner Philharmoniker schuf.
Gespinste
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HANS ABRAHAMSEN Komponist
Kaija Saariaho
Bilder der Nacht, Träume, Mythen und ferne Mysterien haben im Werk von Kaija Saariaho schon immer eine grosse Rolle gespielt. Orion, der geheimnisvolle und abenteuerlustige Jäger der griechischen Mythologie, war der sterbliche Sohn von Poseidon, dem Gott der Meere. Nach seinem Tod wurde Orion von Zeus als strahlendes Sternbild in den Himmel gestellt. Er ist also gleichzeitig ein aktives menschliches Wesen und ein unbewegliches Himmelsobjekt, und Saariaho hat diesen Gegensatz in ihrem 2002 für grosses Orchester geschriebenen Werk «Orion» mit den drei Sätzen «Memento mori», «Winter Sky» und «Hunter» kompositorisch voll ausgeschöpft. «Ciel d'Hiver» ist eine nachträgliche Bearbeitung des zweiten Satzes dieses Orchesterstücks, die 2013 entstanden ist. Das Stück beginnt mit einem eindringlichen Piccolo-Solo, das von Solo-Violine, Klarinette, Oboe und gedämpfter Trompete fortgesetzt wird. Während die Solistinnen und Solisten aus dem Orchester die Melodie weitertragen, sorgen die anderen Instrumente für eine farbenfrohe und stimmungsvolle Begleitung. Die Orchestertextur wird später durch eine vielschichtige Polyphonie ergänzt, dennoch bleibt der Satz ruhig und kontemplativ. Zum Schluss wird das ohnehin schon gemächliche Tempo noch langsamer. Das Klavier erklingt aus dem Hintergrund mit einer «himmelhohen» Melodie, die wenige Töne in wechselnden Permutationen kombiniert, über expressiven Streicherglissandi und dem Klang von Glockenspiel, gestrichenem Vibraphon und Crotales. Ein eindrucksvolles musikalisches Bild einer glitzernden Sternenkonstellation am winterlichen Nachthimmel.
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CIEL D’HIVER
Das Sternbild Orion am Nachthimmel
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KAIJA SAARIAHO Komponistin
Von den ersten Werken Saariahos an spielt die Kombination von Live-Elektronik und traditionell erzeugten Klängen dementsprechend eine grosse Rolle. Schon früh verwirklichte sie ihren Ansatz aber auch in Stücken für traditionelle Instrumente, so dass sich in ihrem Schaffen rein akustische und elektronisch-akustisch gemischte Besetzungen in etwa die Waage halten. Ihre Werke zeichnen sich durch eine einzigartige Farbigkeit und Klangfantasie aus, wobei der Bereich zwischen Klang und Geräusch eine erstaunliche Tiefe und Lebendigkeit gewinnen und ein Intervall eine ungeahnte Fülle an Zwischenstufen kann. Den Schwerpunkt ihres umfangreichen Œuvres bilden Orchesterwerke und grösser besetzte Kammermusik sowie das Musiktheater.
Die 1952 in Helsinki geborene Kaija Saariaho ist eine der profiliertesten Persönlichkeiten der Musik unserer Zeit und gehört wie Magnus Lindberg und der auch als Dirigent sehr erfolgreiche Esa-Pekka Salonen zu einer Reihe finnischer Komponistinnen und Komponisten, die seit den 1990erJahren internationale Beachtung gefunden haben. Wie viele andere Tonkünstlerinnen und Klangschöpfer ihrer Generation wurde Kaija Saariaho von der Arbeit am Pariser Forschungszentrum für elektronische Musik IRCAM tiefgehend beeinflusst, vor allem in Verbindung mit den musikalischen Ansätzen der französischen Spektralisten um Gérard Grisey und Tristan Murail. Hier wurden neue Wege eröffnet, das Phänomen des Klanges zu untersuchen und feinste klangliche Veränderungsprozesse zu gestalten, wobei die computergestützte Analyse und die Live-Elektronik wichtige Hilfsmittel abgaben.
enthalten
ENCORE SI LIMPIDE, SOUDAIN SE TROUBLE HORRIBLEMENT ...
Michael Jarrell «… der Himmel, gerade noch so klar, verdüstert sich plötzlich …», heisst es im Titel des Orchesterstücks des Schweizer Komponisten Michael Jarrell – einer musikalischen Gegenüberstellung von Ruhe und Katastrophe mit ebenso kraftvoller wie emotional aufwühlender Wirkung. Der Titel ist ein Zitat aus dem Lehrgedicht «Über die Natur der Dinge» des römischen Dichters und Philosophen Lukrez (um 99-55 v. Chr.). Jarrell geht es jedoch weniger darum, diesen Titel zu illustrieren, als vielmehr darum, den Kontrast zwischen frenetischer Aktivität und eher besinnlichen Zeitabschnitten kompositorisch zu reflektieren. Das Werk ist für grosses Orchester mit einer umfangreichen Schlagzeugsektion geschrieben und erfordert grosse Virtuosität. Formal ist es in vier Abschnitte unterteilt, die ohne Unterbrechung ablaufen. In Gegenüberstellung zu einem eindringlichen Trompetenruf prallen zunächst schnelle Notensalven zwischen Streichern und Bläsern hin und her. Dann folgt eine tief verlaufende Passage, bevor die ursprüngliche Idee wieder auftaucht und einen dramatischen Höhepunkt erreicht. Im zweiten Teil verlangsamt sich das Tempo fast bis zum Stillstand. Die Musik, schwerelos und verträumt und doch wie eine urtümliche Litanei, scheint aus unterirdischen Sphären zu erklingen. Später tauchen widerhallende Glocken- und Harfenklänge aus der Textur auf. Im dritten Teil kehrt die frenetische Musik des Anfangs zurück, die sich nun zu einer intensiven Krise aufschwingt. Schliesslich wird jegliches Zeitgefühl ausser Kraft gesetzt, und vor dem Hintergrund ritualistischer Einwürfe der Perkussion setzen die tiefen Instrumente zu einer absteigenden Bewegung an.
... LE CIEL, TOUT À L'HEURE
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Gewitterzelle über Minnesota (USA)
Der Komponist Michael Jarrell wurde 1958 in Genf geboren. Nach seinem Studium am Konservatorium seiner Heimatstadt und Meisterklassen in Tanglewood/Massachusetts vervollständigte er seine Ausbildung bei Klaus Huber in Freiburg im Breisgau.
Michael Jarrell war Stipendiat der Villa Medici Rom und an der Cité international des Arts in Paris, wo er auch Kurse des IRCAM besuchte. 1989/90 war er Mitglied des Istituto Svizzero di Roma. 1993 wurde er zum Professor für Komposition an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien ernannt. Seit 2004 unterrichtet er zudem an der Haute école de musique de Genève. In Kammermusikwerken und konzertanten Kompositionen lotet Michael Jarrell die klanglichen Möglichkeiten der Instrumente aus. Im Musiktheater inspiriert ihn die moderne deutsche Literatur: «Cassandre» nach Christa Wolff wurde 1994 in Paris uraufgeführt, «Galilei» nach Bertolt Brecht 2006 in Genf und «Le pére» nach Heiner Müller 2010 in Schwetzingen.
MICHAEL JARRELL Komponist
Henriette
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Michael Jarrell war Composer-in-Residence des Orchestre de Lyon sowie beim Lucerne Festival. 2000 widmete sich das Festival Musica Nova Helsinki seinem Schaffen. 2001 wurde er vom französischen Kulturministerium zum Chevalier des Arts et des Lettres ernannt. Für sein kompositorisches Schaffen wurde Michael Jarrell zudem mit dem Prix Acanthes (1983), dem Beethovenpreis der Stadt Bonn und dem Marescotti-Preis (1986), dem Kompositionspreis der Stiftung Gaudeamus und dem Renié-Preis (1988), dem Siemens-Förderpreis (1990), dem Musikpreis der Stadt Wien (2010), dem Schweizer Musikpreis (2019) und dem Musical Composition Prize der Prince Pierre of Monaco Foundation (2021) ausgezeichnet.
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ILSE EERENS Sopran
Die belgische Sopranistin Ilse Eerens, die für ihre leuchtende Stimme, ihre musikalische Sensibilität sowie ihre stilistische Vielseitigkeit gelobt wird, geniesst eine internationale Opernund Konzertkarriere mit einem Repertoire, das von Bach bis zu Werken des 21. Jahrhunderts reicht. In den vergangenen Jahren sang sie an den Opernhäusern in Brüssel, Lyon, Lille, Klagenfurt und im Theater an der Wien, bei den Salzburger und Bregenzer Festspielen, in Buenos Aires, Tokio und beim Adelaide Music Festival in Australien. Als Konzertsolistin verbindet sie eine regelmässige Zusammenarbeit mit Dirigenten wie Philippe Herreweghe und Ton Koopman und Klangkörpern wie dem Amsterdam Baroque Orchestra oder dem Orchestra of the Eighteenth Century. Aber auch mit Orchestern wie dem Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem MDR Sinfonieorchester Leipzig oder dem Radiosinfonieorchester Wien, dem Beethovenorchester Bonn, City of Birmingham Symphony Orchestra, Orchestra National de Radio France, Antwerpen Symphony, Brüssel und Rotterdam Philharmonic ist Ilse Eerens aufgetreten. Ilse Eerens erhielt ersten Gesangunterricht am Lemmens Institute in Louvain (Belgien). Sie studierte an der Nieuwe Opera Academie in Amsterdam und Den Haag und schloss bei Jard van Nes mit einem Master ab. Zu ihren Auszeichnungen gehören der Arleen Auger-Preis des Internationalen Gesangswettbewerbs in ‘s-Hertogenbosch, wo sie als einzige Finalistin in allen drei Kategorien Oper, Oratorium und Lied erfolgreich war, und der 3. Preis beim ARD-Musikwettbewerb 2006. Zahlreiche CD-Aufnahmen mit Dirigenten wie Jun Märkl, Philippe Herreweghe und Frans Brüggen sowie jüngst mit Concerto Köln und Marcus Creed dokumentieren ihre künstlerische Arbeit.
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BALDUR BRÖNNIMANN
Dirigent Baldur Brönnimann, 1968 in Basel geboren und in Pratteln aufgewachsen, ausgebildet an der Musik-Akademie Basel und am Royal Northern College of Music in Manchester, ist ein weltweit gefragter Gast am Pult grosser Orchester, ein renommierter Interpret zeitgenössischer Musik – und seit der Saison 2016/17 Principal Conductor der Basel Sinfonietta.
Baldur Brönnimann hat mit bemerkenswerten Aufführungen von Klassikern des späten 20. Jahrhunderts wie György Ligeti, Fausto Romitelli, Pierre Boulez, Claude Vivier, Dieter Schnebel oder Bernd Alois Zimmerman ebenso auf sich aufmerksam gemacht wie mit herausragenden Realisationen aktueller Musik von Harrison Birtwistle, Unsuk Chin, Helmut Lachenmann und Kaija Saariaho. Er war zu Gast bei renommierten Festivals wie Wien Modern, den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik, Mostly Mozart im Lincoln Center New York oder bei den BBC Proms. Zu den Höhepunkten der Saison 2022/23 zählen seine Rückkehr zum Klangforum Wien, zum Royal Stockholm Philharmonic für einen Olga Neuwirth-Schwerpunkt sowie Debüts beim SWR-Sinfonieorchester Stuttgart, beim Staatstheater Hannover, beim Orquesta y Coro Nacionales de España, beim Orquesta Sinfónica de Castilla y León und beim Tonkünstler-Orchester beim Grafenegg Festival. 2020 endete seine erfolgreiche Verpflichtung als Chefdirigent des Orquestra Sinfónica der Casa da Música in Porto, mit dem ihn weiterhin eine enge Zusammenarbeit verbindet. Zuvor war er Künstlerischer Leiter des führenden norwegischen Ensembles für zeitgenössische Musik BIT20 (2011-15) und Chefdirigent des Nationalen Sinfonieorchesters von Kolumbien in Bogotá (2008-12). Baldur Brönnimann lebt in Madrid.
SINFONIETTA
Musik am Puls der Zeit
Die Basel Sinfonietta ist ein auf zeitgenössische Musik spezialisiertes Orchester mit sinfonischer Besetzung – und insofern ein in der klassischen Musikszene einzigartiger Klangkörper. Principal Conductor der Basel Sinfonietta ist Baldur Brönnimann.
Die Basel Sinfonietta hat seit ihrer Gründung im Jahr 1980 über die Grenzen der Schweiz hinaus in Europa und bis nach Asien musikalische Akzente gesetzt, wie zahlreiche Gastspiele und Einladungen zu renommierten Festivals wie den Salzburger Festspielen, den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt, dem Huddersfield Contemporary Music Festival in England, dem Festival für zeitgenössische Musik «rainy days» in Luxemburg, dem Weimar, dem Festival d’Automne à Paris, dem Festival de Música Contemporánea de Alicante, dem Pacific Music Festival in Japan, dem Kunstfest Weimar, dem DialogeFestival der Stiftung Mozarteum Salzburg, dem Warschauer Herbst oder dem Festival Musica in Strasbourg belegen. Zu den Höhepunkten der Saison 2022/23 der Basel Sinfonietta gehören Gastspiele am Festival «Acht Brücken» in der Kölner Philharmonie sowie in zwei der renommiertesten Konzertsälen Belgiens – im Kunstzentrum deSingel in Antwerpen und im Musikzentrum De Bijloke in Gent – und am Festival Archipel in Genf, zudem die Teilnahme an der Basel Composition Competition; die Zusammenarbeit mit den Komponistinnen Anna Sowa, Asia Ahmetjanova und den Komponisten Mauro Hertig, Simon Steen-Andersen und Michael Pelzel; mit der Sopranistin Ilse Eerens, dem Pianisten Nicolas Hodges, der Violinistin Carolin Widmann und der Klarinettistin Boglarka Pecze; sowie mit der Dirigentin Jessica Cottis sowie den Dirigenten Pablo Rus Broseta und Peter Rundel. Die Basel Sinfonietta wird u.a. durch den Kanton Basel-Stadt finanziell unterstützt.
Kunstfest
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BASEL
VIOLINE I Simone Zgraggen 1 Katarzyna Seremak Franziska MarzenaUlrichMosimannNémeti-BürgiTreiber-Toczko Sofiia Suldina Urs StephanieHaas Ruf Cornelius Bauer Katharina Jäckle Mirjam SimoneSahliFlück VIOLINE II David Caflisch Sontòn 2 Virginie Raemy Martina Albisetti Friedemann A. Treiber Claudia Troxler Livia IlianaRenateSchwartzHofstetterHristova-Schierer Sabine Schädelin Iris Günther Claudine Ostermann María Muñoz VIOLA MarieBeckerStockmarr 2 Sebastian Heimann Elia Portabales Rodríguez Sara CarlosTatianaBarrosKunzVallés Garcia Alberico ElisabethGiussaniKappus Rodolfo Mijarez Cotiz Andrea Cagnin VIOLONCELLO Ekachai Maskulrat 2 Aude Pivôt Gaëlle Lefebvre Julie Stier Ana AnnaTurkaljKarolina Egger Barbara Josep-OriolWeishauptMiróCogul KONTRABASS Mariona Mateu Carles 2 Lukas Burri Claudia Brunner Philippe Dreger Flavio Mieto Clea Garzón Tenorio FLÖTE Julian Cawdrey Regula Bernath Vera Leibacher OBOE Marita ValentineKohlerCollet Eduardo Olloqui KLARINETTE Guido Stier Hanna Langmeier Stenz Richard Haynes FAGOTT Elise IreneFrancescoJacobergerGiussaniMorenoSalas HORN Christian Schweizer Udo Schmitz Carl-Philipp Rombach Aurélien Tschopp
Damir Bacikin Jens SimonBracherMenin POSAUNE Kevin Austin Anita Kuster TUBA Sophia Nidecker KLAVIER Lukas Rickli CELESTA Julia Vogelsänger HARFE Estelle Costanzo PAUKEN Matthias Würsch SCHLAGZEUG Fran Lorkovic Thomas Waldner Zacarias Lucas Maia da Silva Mikolaj Rytowski 1 Konzertmeisterin 2 Stimmführer/in 35
TROMPETE
Supporter, Club & Lab Damit die Basel Sinfonietta weiterhin als einzigartiges Orchester mit mutigen und innovativen Programmen voller zeitgenössischer Musik aufhorchen lassen kann, haben wir für Sie neue attraktive Vorteile und Möglichkeiten der Unterstützung geschaffen. Genauso wie das Orchester entwickelt sich auch der Förderverein am Puls der Zeit weiter.
Mit den Gefässen «Supporter», «Club» und «Lab» möchten wir Ihnen innovative Möglichkeiten der Unterstützung bieten, die Ihnen nicht nur vertieftere Einblicke hinter unsere Kulissen, sondern auch eine engere Beziehung zum Orchester ermöglichen sollen. Wir möchten Ihnen als Unterstützerinnen und Unterstützer ermöglichen, noch näher am Orchester dabei sein zu können und unsere Freude an der zeitgenössischen Musik hautnah miterleben zu dürfen. Ihre freundschaftliche Unterstützung ist für unseren Weg in die Zukunft sehr bedeutend, so dass wir gerne auf Sie zählen würden. Dabei möchten wir aber auch Ihnen etwas zurückgeben, indem Sie mit den neuen Fördermöglichkeiten am Wirken der Basel Sinfonietta teilhaben können und im engen Austausch mit uns stehen. — Franziska Reinhard Präsidentin Förderverein Basel Sinfonietta JETZT MITGLIED WERDEN! Anmeldung unter www.baselsinfonietta.ch oder foerderverein@baselsinfonietta.ch
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FÖRDERVEREIN
VORSCHAU 2. ABO-KONZERT 2022/23 AUFGANG UND ABSTURZ SONNTAG, 6. NOVEMBER 2022, 19 UHR BURGHOF LÖRRACH (D) Als Auftakt zu einer Gastspielreise durch belgische Musikzentren präsentiert die Basel Sinfonietta im Burghof Lörrach Musik vom Aufgang der Sonne bis zu den berstenden Klängen eines abstürzenden Konzertflügels. GYÖRGY LIGETI (1923-2006) San Francisco Polyphony für Orchester (1973/74) MAURO HERTIG (*1989) Losing the Red Queen’s Race für Orchester (2022) globe Auftragswerk der Basel Sinfonietta JULIAN ANDERSON (*1967) The Stations of the Sun für Orchester (1998) D SIMON STEEN-ANDERSEN (*1976) Piano Concerto für Klavier, Sampler, Orchester und Video (2014) NICOLAS HODGES, Klavier BALDUR BRÖNNIMANN, Leitung globe Uraufführung D Deutsche Erstaufführung DASJetztABO5bestellen! 38
Urheberinnenwww.onclame.comoderUrheber, die nicht erreicht werden konnten, werden zwecks nachträglicher Rechtsabgeltung um Nachricht gebeten.
Orchestertechnik
Förderverein & baselsinfonietta.chjonah.waldvogel@Fundraising
Orchestermanagement baselsinfonietta.chjonathan.graf@
REDAKTION Werner Hoppe CARTOON S. 3 Magi Wechsler TEXTE teilweise von Künstlerinnen und Künstlern, Agenturen und Verlagen zur Verfügung gestellt, von der Redaktion gekürzt und/oder übersetzt. FOTOS S. 1: Christophe Caffier; S. 4: Gregor Brändli; S. 13: Seattle Times archive; S. 15: James Klosty; S. 17: Tate Britain; S. 19: Lars Skaaning; S. 21: Manuel Jung; S. 23: Christophe Abramowitz; S. 25: George Illstrup; S. 27: Maurice Weiss (Ostkreuz); S. 29: Sarah Wijzenbeek; S. 31: Jorgos Tsolakidis; S. 32/33: Marc Doradzillo
Geschäftsführung baselsinfonietta.chdaniela.martin@
IMPRESSUM
GESTALTUNG
FRANCESCO
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INTRIERI &
WERNER HOPPE
Notenverwaltung baselsinfonietta.chfrancesco.intrieri@
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KONTAKT GESCHÄFTSSTELLE Basel T4052EptingerstrasseSinfonietta27Basel+41(0)613151030 info@baselsinfonietta.ch
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JONATHAN GRAF
JONAH WALDVOGEL
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