Programmheft 1. Abo-Konzert Saison 2023/24

Page 1

01.10.23

Sonntag, 19 Uhr

Sportzentrum Pfaffenholz, Saint-Louis (F)

1. Abo-Konzert

GESTALTUNG: CHRISTOPHE CAFFIER ONCLAME.COM . FOTO: MASTER1305 / FREEPIK
2 Die Jubiläumssaison 2023/24 // ENSEMBLE IN RESIDENCE // Bei den vier Auftritten des delian::quartetts trifft klassische Musik auf Clownerie, Jazzpiano, Lichtdesign und Sopranstimme... // ARTIST IN RESIDENCE // 21.01.24 | 20 Uhr KOMOCO/ Sofia Nappi PUPO 24.10.23 | 20 Uhr Compagnia Nuova Guiseppe Verdi: La Traviata Concertgebouw Kammerorchester & Ben Kim (Klavier) Werke von Elgar, Mozart und Schostakowitsch 23.02.24 | 20 Uhr 14.12.23 | 20 Uhr Francesco Tristano Oscillate burghof.com

Play Big!

1. Abo-Konzert

Sonntag, 1. Oktober 2023, 19 Uhr

Sportzentrum Pfaffenholz, Saint-Louis (F)

→ Sofia Gubaidulina (*1931)

Revuemusik für Sinfonieorchester und Jazz-Band (1976/1995/2002) FR

→ Michael Wertmüller (*1966)

Shlimazl für Sinfonieorchester und Bigband (2023) UA* FR

Auftragswerk der Basel Sinfonietta und der Ruhrtriennale

→ Simon Steen-Andersen (*1976)

TRIO für Orchester, Bigband, Chor und Video (2019) FR

Titus Engel, Dirigent

NDR Bigband

Chorwerk Ruhr

In Kooperation mit der Ruhrtriennale und dem NDR

Mit finanzieller Unterstützung durch die Pro Helvetia und die Fondation SUISA

Dieses Konzert in Saint-Louis ist eine Kooperation mit Musica Festival Strasbourg

Basel Sinfonietta

Ruhrtriennale – Festival der Künste*

Do, 21.09.2023, Jahrhunderthalle Bochum (D)

Fr, 22.09.2023, Jahrhunderthalle Bochum (D)

Das Sportzentrum Pfaffenholz, St. Louis ist direkt vom Basler Zentrum mit dem Tram erreichbar.

Konzerteinführung um 18.15 Uhr | Einzelkartenpreise: CHF 76.– / 54.– / 34.–

UA Uraufführung | FR Französiche Erstaufführung

3
#ONTOUR

Play Big!

Das heutige Programm könnte auch das Motto «Zurück zu den Wurzeln» tragen. Mit ihren vielfältigen Beziehungen zwischen Jazz und Klassik knüpfen die präsentierten Werke jedenfalls im Grunde an die Anfänge des Jazz und den Aufbruch in die Moderne um 1900 an. So wollte George Gershwin mit der Verbindung von Klassik und Jazz eine amerikanische Sinfonik und Oper erschaffen. Ob Erik Satie, Maurice Ravel und die «Groupe des Six» in Frankreich, Igor Strawinsky, der junge Dmitri Schostakowitsch oder Ernst Krenek: Auch in Europa inspirierte der Jazz die Kunstmusik.

Die strikte Trennung von Klassik und Jazz begann mit dem Aufstieg der Stalinisten in der UdSSR und den Nazis in Deutschland. Unter ihnen wurde der Jazz verboten. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist es im Westen Theodor W. Adorno, der massiv gegen Jazz polemisierte: ein Denken, dass die westliche Nachkriegs-Avantgarde prägte. In der Sowjetunion wurde wiederum ab den 1960er Jahren subversiver Widerstand geleistet, darunter von Sofia Gubaidulina. Sie experimentierte mit Geräusch, Zufall, seriellen Techniken, Elektronik und Jazz.

Moskauer Konzeptualismus

Die seit 1992 in Deutschland lebende Gubaidulina gilt damals als «Querdenkerin», moralisch unterstützt von Schostakowitsch. Der Preis ist hoch: Aufführungsverbote und finanzielle Not gehören zu ihrem Alltag. Auch die für offizielle sowjetische Ohren frech-frivole «Revuemusik für Sinfonieorchester und Jazzband» von 1976 bereitet bald viel Ärger. Im Schaffen Gubaidulinas – eine «Schamanin in der Musik» (Jelena Firssowa), die oft mit sphärischen Verdichtungen arbeitet – nimmt diese selten aufgeführte Komposition eine Sonderstellung ein.

Mit der skurril-bizarren Mischung aus orthodoxem Gesang und russischer Lautlyrik, Jazz und Sinfonik sowie amerikanischem Hollywood-, Disko- und Bigband-Sound zählt die «Revuemusik» zu den Meisterwerken des subversiven Moskauer Konzeptualismus. Er arbeitet intertextuell, genreübergreifend und multimedial, lehnt den «Sozialistischen Realismus» ab, um die Grenzen zwischen Massen-, Pop-, Sub- und Hochkultur zu sprengen. Die Uraufführung im Januar 1978 in Moskau unter Alexander Mikhailov ist ein Skandal. Im November 1979 wird Gubaidulina erneut wüst attackiert. Selbst ihr eigener Vater distanziert sich von ihr.

4

Organisches Miteinander

Auch der 56-jährige Michael Wertmüller aus dem schweizerischen Thun musste für seine Verbindung von Neuer Musik und Jazz oft Vorurteile einstecken. Als Perkussionist wirkte er in Sinfonieorchestern und Bigbands, arbeitete mit vielen Jazzern: darunter mit dem im Juni verstorbenen Peter Brötzmann, dem er sein neues Werk «Shlimazl» widmet. Im Gegensatz zu Gubaidulinas collagehafter «Revuemusik» vereinen sich hier Sinfonieorchester und Bigband zu einem organischen Miteinander.

Der Titel «Shlimazl» geht auf das jiddische «Glück und Unglück» zurück. Wertmüller spricht von einem Triptychon mit den Teilen: «Mazl», «I» und «Shlimazl». Für Titus Engel ist das Werk eine «Abfolge von Höhepunkten». Selbst der Mittelteil bringt keine Befriedung im langsamen Zeitmass, wie man sie aus der klassischen Dreisätzigkeit kennt. Dennoch ist er eine Art Herzstück.

Dort nämlich gestalten zwei Solisten grosse Kadenzen: durchaus improvisierend. Der Schluss ist ein grosses, energetisches Tutti. Bis dahin geistert stellenweise Ravel als subtile, entfernte Inspiration durch die Takte: konkret «La Valse». Wertmüller zählt Ravel zu seinen grossen Vorbildern. Sonst aber soll das Changieren zwischen festgelegtem und freiem Spiel auch eine «Befreiung von Hörgewöhnheiten» bewirken, so Wertmüller.

Identität und Ritual

Als Wertmüller «Shlimazl» komponierte, wusste er, dass es im Rahmen eines Programms mit dem «TRIO» für Orchester, Bigband, Chor und Video von Simon SteenAndersen uraufgeführt würde. Für «Shlimazl» selber hatte das keinerlei Auswirkungen, denn: Im «TRIO» von 2019 verfolgt der 47-jährige, in Bern und Aarhus lehrende Däne mehr einen multimedialen, interkünstlerischen Konzeptualismus, der überdies sehr theatralisch wirkt.

Dafür stehen nicht zuletzt die zugeschalteten Videos, die Material aus dem SWR-Archiv sowie die früheste bekannte Filmaufnahme eines Orchesters aus dem Jahr 1888 vereint. Titus Engel spricht von einer «Zitatsammlung». Die Videos befragen nicht zuletzt das Klassik-Konzertritual selber. Der Chor zitiert wiederum auch Bemerkungen aus historischen Proben des gefürchteten Taktstock-Autokraten Sergiu Celibidache. Das Spiel um soziokulturelle Identität und Zeitgeist ist eben ernster, als es wirkt.

5

Titus Engel

Durch seinen umfassenden Blick auf Repertoire verschiedenster Epochen begreift er Werke stets in ihrer vielfältigen Beziehungshaftigkeit. Für dieses Profil wurde er 2020 von der «Opernwelt» zum Dirigenten des Jahres gekürt. Er studierte Musikwissenschaften und Philosophie in Zürich und Berlin sowie Dirigieren bei Christian Kluttig in Dresden. Ab der Saison 2023/24 leitet der Schweizer Dirigent als Principal Conductor die Basel Sinfonietta.

NDR Bigband

Seit über 40 Jahren ist die NDR Bigband als Jazz-Orchester eine Instanz. Entstanden aus den Wurzeln eines reinen Rundfunk-Ensembles, hat sie sich seit den 1970er Jahren zu einer Band entwickelt, die nicht nur ein umfassendes JazzRepertoire bedient, sondern auch eigene Impulse setzt, Genregrenzen erweitert und mit Weltstars auftritt. Sie lebt von starken Persönlichkeiten mit unverwechselbaren Biografien, eigenen Stärken und Vorlieben. Jedes einzelne Mitglied ist eine Meisterkraft des eigenen Fachs, alle für sich einzigartig. Was zählt, sind Sound, Groove, Melodie: die Musik eben. Für sie brennt die Band mit Haut und Haar. Das ist zu spüren, wann immer sie auf der Bühne steht.

Chorwerk Ruhr

Seit seiner Gründung 1999 hat sich das Vokalensemble zu den bedeutendsten Kammerchören in Deutschland und im deutschsprachigen Raum entwickelt. Zu den besonderen Qualitäten zählen spezielle Anforderungen solistischer Besetzungen sowie die perfekte Verschmelzung des Ensembles im Chorklang. Seit November 2011 agiert der mehrfach ausgezeichnete Dirigent Florian Helgath als Künstlerischer Leiter, um neue Chormusik in Bezug auf traditionelle Musikformen zu beleuchten und vor dem Hintergrund der reichen Musikgeschichte neu wirken zu lassen.

Basel Sinfonietta

Ihre Ausrichtung auf zeitgenössische Musik mit sinfonischer Besetzung ist singulär in der Klassikwelt. Getragen vom Anspruch, Musik am Puls der Zeit zur Aufführung zu bringen, überwindet die Basel Sinfonietta seit 1980 klassische Konzertkonventionen und zeigt sich erkundungsfreudig gegenüber anderen Genres und Kulturen. Seit Herbst 2023 agiert Titus Engel als Principal Conductor.

6
Ausführliche Biographien
der Mitwirkenden finden Sie unter: www.baselsinfonietta.ch

12.11.23

Sonntag, 19 Uhr

Stadtcasino Basel

2. Abo-Konzert

GESTALTUNG: CHRISTOPHE CAFFIER ONCLAME.COM . FOTO: FREEPIK
VORSCHAU

Gewusst?

Ein Abo-Einstieg ist auch während der Saison möglich. Mit entsprechender Preisreduktion.

Das ABO5 für die restlichen fünf Abo-Konzerte der Saison 2023/24 ist ab sofort erhältlich.

Abo-Shop

Jetzt bestelle und attraktive Vorteile geniessen!

Alle Informationen und Konzerte finden Sie im Abo-Shop.

www.baselsinfonietta.ch

Abo-Konzerte

2 | Nie wieder Krieg

12. November 2023, 19 Uhr Stadtcasino Basel

3 | #Metoo, Hitchcock

3. März 2024, 19 Uhr Burghof Lörrach (D)

4 | Ligeti in Afrika

7. April 2024, 19 Uhr Stadtcasino Basel

5 | Ritual Groove

26. April 2024, 19 Uhr

Reithalle, Kaserne Basel

6 | Female Exploration

9. Juni 2024, 19 Uhr Stadtcasino Basel

+41 (0)61 315 10 30

sarina.leuenberger@baselsinfonietta.ch

8 Fragen zum Abo?

Eigenständigkeit, Mut und lokales Engagement verbinden uns mit der Basel Sinfonietta.

Darum geniessen wir ein frisches Ueli Bier nach dem Konzert. www.uelibier.ch

9

SUBVENTIONSGEBER, GEMEINDEN

KULTUR-POOL DER PLATTFORM LEIMENTAL Biel-Benken, Binningen, Bottmingen, Burg, Ettingen, Oberwil, Schönenbuch, Therwil

HAUPTGÖNNER, STIFTUNGEN

PRODUKTSPONSOREN, MEDIENPARTNER, WEITERE PARTNER

KONTAKT

Basel Sinfonietta

Eptingerstrasse 27, 4052 Basel +41 (0)61 315 10 30 info@baselsinfonietta.ch

Abo-Service & Ticketing Sarina Leuenberger sarina.leuenberger@baselsinfonietta.ch

Pressekontakt Ophelias Culture PR, Bene Klauser baselsinfonietta@ophelias-pr.com

IMPRESSUM

Konzeption und Redaktion: Ophelias Culture PR

Texte: Dr. Marco Frei

Gestaltung: www.onclame.com

Cartoon: Magi Wechsler

10
DRUCKEREI KROPF & HERZ GMBH

Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.