Engelsloge n°53

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Oper

HAND AUFS HERZ!

Gehört zur Liebe Treue? In Mozarts Oper Così fan tutte ist man sich da nicht so sicher. Vier Sänger:innen definieren für uns das höchste der Gefühle.

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VERTRAUEN UND VERZICHT

Konstantin Krimmel singt Guillelmo Liebe bedeutet für mich, loslassen zu können. Liebe ist die Freiheit, sich im liebenden Umfeld nicht verstellen zu müssen. Liebe bedeutet Zuversicht, Rückhalt, Unterstützung. Und ebenso Respekt, Verantwortung und Achtung. Liebe zeichnet sich in ganz unterschiedlichen Bereichen und Konstellationen ab. Die wohl stärkste Form der Liebe ist die Verbindung zwischen einer Mutter und ihrem Kind. Aber auch die bedingungslose Liebe eines Tieres kann ohne Zögern zu den wundervollsten Dingen auf Mutter Erde gezählt werden. Die Liebe zweier Menschen empfi nde ich als etwas ganz Besonderes. Sich zu öffnen und einer Person hinzugeben, ist nicht selbstverständlich und muss mit der größten Achtung behandelt werden. Vertrauen, Respekt, Verzicht ... darauf basiert eine langjährige Partnerschaft oder Ehe. Das eigene Leben teilen, sich selbst zurücknehmen, die Bedürfnisse des oder der Anderen verstehen, annehmen und respektieren. Das ist Liebe.

Engelsloge

FOTOS: STOCKSY/ ALESSIO BOGANI, GUIDO WERNER (KONSTANTIN KRIMMEL), ZEICHNUNG: DANIEL STOLLE

Die Gefühle liegen unter dem Mikroskop. Nichts weniger passierte, als man im achtzehnten Jahrhundert die Natur als Spielfeld quasi mechanischer Gesetzmäßigkeiten neu entdeckte. Auch das menschliche Innenleben wurde naturwissenschaftlich betrachtet. Als gälte es, die Hebel und Knöpfe herauszufinden, die Auslöser von Emotionen sind. Damit wurde auch das Theater zum Labor, die Handlung zur Versuchsanordnung und die Figuren in den Geschichten wie Laborratten in immer neue Experimente versetzt. Willkommen in der Oper der Mozart-Zeit! Auf dem Prüfstand ist vor allem die Liebe, die wie eine rätselhafte Krankheit hier und dort ausbrechen kann, verbindet, was nicht zusammengehört, und, ist sie einmal verloschen, Zerstörung zurücklässt. Unkontrollierbar wie eine Naturkraft, setzt man ihr bis heute dasselbe Mittel entgegen: die Treue. Mit „Così fan tutte“ , so machen es alle (natürlich waren wieder einmal nur die Frauen gemeint), kommentierte Wolfgang Amadeus Mozart achselzuckend den Irrglauben, Liebe und Treue gleichsetzen zu wollen. Er hätte auch die Männer miteinschließen müssen. Das tun wir heute, wenn wir vier Sänger:innen der Neuproduktion an der Bayerischen Staatsoper keine geringere Frage stellen als diese: Was bedeutet die Liebe für Sie?


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