Globaler Wachstumsbericht: Transatlantische Schwächeperiode

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Transatlantische Schwächeperiode

Juni 2022

Das Wachstum der Weltwirtschaft wird sich auf gut 2¼ Prozent im kommenden Jahr belaufen nach drei Prozent im laufenden Jahr. Der transatlantische Wirtschaftsraum wird eine ausgeprägte Schwächephase durchlaufen. Diese dürfte im Euroraum länger andauern als in den Vereinigten Staaten. Gut drei Viertel des Wachstums in der Welt werden im Jahr 2023 auf den Asien Pazifik Raum entfallen, 2024 noch drei Fünftel.

In diesem schwächelnden Umfeld rechnen wir in diesem Jahr noch mit einem Wachstum der realen Exporte von Waren und Dienstleistungen in Deutschland in Höhe von 2½ Prozent (2021: 9,7 Prozent).

Die amerikanische Lokomotive der Weltwirtschaft Aufschwung im Norden, Risiken im Süden

Die Inflation wird laut unseren Erwartungen dieses Jahr weltweit bei neun Prozent liegen – das ist der höchste Stand seit einem Vierteljahrhundert. Im kommenden Jahr geht sie auf fünf Prozent zurück. Die Inflationsbekämpfung in den Industrieländern duldet keinen Aufschub. Eine weitere geldpolitische Straffung in den USA, im Vereinigten Königreich, im Euroraum und in einigen Entwicklungs- und Schwellenländern ist aus ökonomischer Perspektive erforderlich, um Zweitrundeneffekte zu verhindern. ▪

Die Finanzpolitik muss zukünftig präziser handeln. In den großen Ländern sollten die Gesetzgeber ihre Stützungsmaßnahmen für private Haushalte und Unternehmen zielgenauer gestalten und mit Sparanreizen für den Energieverbrauch verbinden ▪

Die Wirtschaftspolitik sollte sehr rasch Investitionsakzente setzen. Die aktuelle Schwächephase wird die Investitionstätigkeit im transatlantischen Raum deutlich dämpfen. Es bedarf deutlich stärkerer öffentlicher Investitionen und der Ankurbelung privater Investitionen in Klimaschutz und Digitalisierung, um die Weichen für den Aufschwung 2024/25 und auf Wachstum zu stellen.

November 2022
Der Krieg führt Europa und die USA in schweres Fahrwasser

Inhaltsverzeichnis

Krieg, Energiepreisschock und Inflation: Stabilitätspolitik gefragt...............................................2

Geldpolitik: Inflationsbekämpfung hat Priorität.............................................................................11

Finanzpolitik: schwieriger Balanceakt............................................................................................15

Finanzmärkte in robuster Anpassung, Risiken verbleiben...........................................................16

Japan trotzt dem Trend.....................................................................................................................18 Industrieproduktion weltweit ...........................................................................................................19 Welthandel .........................................................................................................................................22 USA.....................................................................................................................................................23 China: Wachstumsausblick..............................................................................................................25

Wirtschaft in EU und Europa noch resilient, aber vereinzelte Rezession kaum vermeidbar....30 Deutschland.......................................................................................................................................32 Quellenverzeichnis............................................................................................................................33

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Krieg, Energiepreisschock und Inflation: Stabilitätspolitik gefragt

Inflationsschock bremst abrupt die weltwirtschaftliche Aktivität

Die Weltwirtschaft wird derzeit von einem Inflationsschock durchgerüttelt. Zwar sind die Treiber vielfältig und in den USA und Europa nicht identisch, aber die Inflationsprozesse erfordern beiderseits des Atlantiks eine beherzte geld und finanzpolitische Antwort. Insbesondere die großen Notenbanken leiteten zum Jahresbeginn die härteste geldpolitische Straffung der letzten Jahrzehnte ein. Die v.a. kriegsbedingten Energie und Nahrungsmittelpreisschocks hatten in den letzten Monaten zu breit angelegten Inflationsphänomenen in der Welt, vor allem in den USA, im Vereinigten Königreich, im Euroraum und in vielen Schwellenländern, geführt, auf die rasch reagiert werden musste. Die Folgen der Ungleichgewichte aus der Pandemie waren ebenfalls noch nicht überwunden. In den USA kamen Impulse der Finanzpolitik aus den Jahren 2020/21 und ein sehr enger Arbeitsmarkt mit hohem Lohnauftrieb als weiterer Treiber hinzu.

Transatlantische Schwäche 2023 ausgeprägt

Die durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine ausgelösten Verwerfungen, Unsicherheiten und Preisfolgen haben die Rezessionsrisiken für die US Volkswirtschaft und die großen europäischen Volkswirtschaften stark erhöht. Einige europäische Länder werden mit einem Einbruch des Wachstums noch eher milder getroffen. Die zur Inflationsbekämpfung erforderlichen geld und finanzpolitischen Maßnahmen haben bereits zur Verschärfung der Finanzierungskonditionen vor allem für riskante Anlagen geführt und die Wechselkursrelationen der großen Währungen erheblich verändert. Rasche und weitreichende Leitzinsanhebungen der US Notenbank wiederum strahlen erheblich auf die Finanzierungslage von Entwicklungs und Schwellenländern ab. Insbesondere verwundbare Ökonomien stemmen sich bereits gegen die Währungs , Banken und Wirtschaftskrisen, die normalerweise damit einhergehen.

Einige Angebotsstörungen lassen nach Angesichts der absehbaren Abkühlung der Weltkonjunktur haben dagegen die Rohstoffnotierungen nachgegeben, insbesondere bei Rohöl, Metallen und jüngst auch wieder bei Gas. Die Lieferkettenprobleme haben sich auch allmählich entspannt.

Notenbanken müssen höhere Kosten der Stabilisierung in Rechnung stellen

Die Krise stellt auch die Geldpolitik erstmals seit langem vor das Problem, höhere Einbußen an wirtschaftlicher Aktivität zugunsten einer raschen Stabilisierung des Geldwerts hinnehmen zu müssen, um nicht einen dauerhaften, kostspieligen und nachholenden Stabilisierungskurs später einschlagen zu müssen. In der Finanzpolitik wiederum kommt es einer Gratwanderung gleich, zwar einerseits energiepreisbedingte Einbrüche von Produktion, Beschäftigung und Einkommen zu vermeiden und den Schock abzumildern, andererseits aber nicht die Stabilisierung des Geldwerts zu unterminieren. Zumindest die ersten Krisenreaktionen der OECD Regierungen zielten auf die Abfederung des Schocks v.a. für einkommensschwache private Haushalte und energieintensive Unternehmen, jedoch nicht immer mit ausreichender Präzision.

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Der Energiepreisschock hält die nordatlantischen Volkswirtschaften in Atem Massiver Kostenschock trifft private Haushalte und Unternehmen

Die Gas und Strompreise haben sich zwar von den Höchstständen im Sommer erholt, liegen aber weiterhin auf hohem Niveau und deutlich über dem langjährigen Durchschnitt der Vorkrisenzeit. Die wirtschaftliche Abkühlung dämpfte jedoch bereits die Ölnachfrage und den Ölpreis erheblich, aber Strom und Gaspreise lagen phasenweise auf exorbitant hohen Niveaus, in Europa z.B. auf dem 13 fachen Niveau des langjährigen Vorkrisendurchschnitts. Gleichwohl dürften sich die Energieausgaben (Kohle, Öl, Gas, Strom) dieses Jahr in den großen europäischen Volkswirtschaften OECD Schätzungen zufolge von drei bis fünf Prozent der Wirtschaftsleistung (Durchschnitt 2019 2021) auf neun bis 13 Prozent der Wirtschaftsleistung nahezu verdreifachen; zum Vergleich: in den USA von drei auf sechs Prozent, in Japan von vier auf elf Prozent. Diese Kosten belasten Haushalte und Unternehmen massiv und stellen einen terms of trade Schock vor allem für Europa und Japan dar, während die USA als Nettoexporteur von Energie v.a. eine Umverteilung im eigenen Land erfahren (OECD 2022).

Einbußen in der Kaufkraft der privaten Haushalte sind größte Bremse

Der Hauptkanal der Schadenswirkung ist derzeit der Einkommensverlust der privaten Haushalte, das sinkende Verbrauchervertrauen und der zu erwartende Einbruch bei den Einzelhandelsumsätzen und den realen Konsumausgaben. Zusätzliche Belastungen werden höchstwahrscheinlich durch die Corona Welle im Herbst und Winter vor allem in Europa entstehen.

Investitionen geraten in Mitleidenschaft

Der zweite Kanal ist die Dämpfung der unternehmerischen Investitionen. Auch die Unternehmensbefragungen zeigen insbesondere bei den Erwartungskomponenten erhebliche Abwärtsrisiken, was die Investitionstätigkeit bremst. Im Zuge der Inflationsbekämpfung werden weltweit die Leitzinsen rasch und kräftig angehoben, und die Finanzierungskonditionen im Bankgeschäft, auf den Anleihe und den Aktienmärkten werden deutlich restriktiver. Der Dollar erlebt zudem einen Höhenflug, mit gemischten Effekten auf preisliche Wettbewerbsfähigkeit europäischer Exporte (positiv) und Inflation (negativ).

Inflation steigt in den meisten Kontinenten dramatisch an Inflation ist ein nahezu weltweites Problem

Die Inflationsraten in der Welt begannen zwar bereits 2021 anzuziehen, als konjunkturbedingt die Energierohstoffpreise anzogen und die überhitzte Güternachfrage mit Lieferengpässen und hohen Transportkosten zusammenkamen. Aber erst mit dem Schock des Kriegs erreichten sie bis zum Herbst die höchsten Werte seit 40 Jahren. In diesem Jahr dürften die Preisniveaus nach IWF Projektion (IWF 2022) weltweit um über neun Prozent steigen, im nächsten noch um knapp fünf Prozent, die Industrieländer schneiden mit 7,5 Prozent in diesem Jahr (3,1 Prozent im nächsten Jahr) besser ab als die Entwicklungs und Schwellenländer (10,9 bzw. 6,1 Prozent). Im dritten Quartal lagen die Werte im Median für Industrieländer bei 9,6 Prozent, bei Schwellenländern bei 10,8 Prozent, mithin in der Regel bei dem Drei bis Vierfachen der üblichen Zielmarken (zwei oder drei Prozent).

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Inflationsprognosen* 2022 und 2023

8,1 8,3 8,5 5,8

5,7

3,5

7,2 4,6 5,2

8,7 9,1 2,1 2,2

9,0 1,4 2,2 USA Euroraum

*in Prozent gegenüber Vorjahr

Quelle: IWF

Kräftiger Preisauftrieb in den USA und im Vereinigten

Königreich

In den USA stieg die Inflationsrate im September auf über acht Prozent an, im Vereinigten Königreich auf knapp zehn Prozent und im Euroraum im Oktober sogar auf 10,7 Prozent. In den Entwicklungs und Schwellenländern lag der Wert schon im zweiten Quartal über zehn Prozent und dürfte im dritten auf elf Prozent angestiegen sein. Auch die Kernraten (ohne Berücksichtigung von Nahrungsmitteln und Energie) sind etwas zeitverzögert stark angestiegen und liegen in den Industrieländern nun bei fünf Prozent für Güter und über zwei Prozent für Dienstleistungen, in den Entwicklungs und Schwellenländern bei über neun und über drei Prozent. Ganz generell besteht jedoch in sehr vielen großen Volkswirtschaften noch eine erhebliche Kluft zwischen Großhandels und Endkundenpreisen für Gas und Strom, die durch Preisinterventionen und Subventionen geschlossen werden. In jedem Fall besteht nach wie vor ein erheblicher Druck von Seiten der Energiepreise auf die Inflationsentwicklung.

Inflationsprozess nicht mehr nur von Energie und Nahrungsmitteln getrieben

Im Euroraum lösten die anderen Güter und Dienstleistungspreise Energie und Nahrungsmittel als Haupttreiber über den Sommer hin ab; in Asien, Afrika und Lateinamerika sind die Inflationsraten noch stärker von Energie und Nahrungsmitteln geprägt. Noch sind die Kostensteigerungen bei Energierohstoffen und Nahrungsmitteln zudem nicht vollständig in die Konsumentenpreise überwälzt worden. Für die Industrieländer rechnet der IWF daher mit einer Kernrate am Jahresende von 6,6 Prozent. Aufgrund der früheren Straffung der Geldpolitik in den USA dürfte dort die Kernrate vom Spitzenniveau Anfang dieses Jahres von über sechs Prozent im Laufe des ersten Quartals 2023 wieder unter fünf Prozent absinken, während in Europa der Anstieg nicht über die Fünf Prozent Schwelle hinausgehen und im Laufe des nächsten Jahres auf ungefähr vier Prozent sinken sollte.

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Deutschland Frankreich Italien Vereinigtes K. Japan China
2022 2023

Einzelne Güterkategorien haben den Zenit der Inflation wohl überschritten

Immerhin sind im Herbst die Preise für kriegsbetroffene Agrarerzeugnisse wieder gefallen, und metallische Rohstoffe notierten ebenfalls niedriger, aufgrund der schwachen Industrieentwicklung in China. Dies dämpft zwei wesentliche Treiber des Jahres deutlich ab. Der IWF erwartet auch, dass sich der Ölpreis, nach einem Anstieg in diesem Jahr um gut 40 Prozent, im nächsten Jahr um gut zehn Prozent unter dem Niveau dieses Jahres einpendelt. Auch bei den Rohstoffen, die nicht Treibstoffe darstellen, sind leichte Preisrückgänge um sechs Prozent zu erwarten. Gleichermaßen sind einzelne Transportkosten für den internationalen Warenverkehr im Jahresverlauf kräftig gesunken und tragen OECD Schätzungen nur noch mit 0,15 Prozentpunkten zur Inflation in der G20 bei. Der IWF sieht zudem die langfristigen Inflationserwartungen als noch recht stabil an. Viel hängt selbstredend davon ab, ob der zunächst eintretende Reallohnverlust in Lohnverhandlungen wieder stark korrigiert werden wird. Bislang sind keine Anzeichen für eine größere Spirale von Preisen zu Löhnen erkennbar; dieses Risiko kann jedoch noch im weiteren Verlauf der Krise eintreten.

Auch die OECD rechnet mit Inflationsraten im Jahresdurchschnitt von über acht Prozent in den G20 Ländern in diesem Jahr und von noch gut sechseinhalb Prozent im nächsten Jahr. Dabei dürften die USA mit einer Rückführung von über sechs auf knapp dreieinhalb Prozent besser abschneiden als der Euroraum, für den erneut mehr als sechs Prozent erwartet werden. Das Vereinigte Königreich dürfte viel näher am Euroraum denn an den USA liegen. Allein Japan wird mit Raten von um die zwei Prozent befriedigend abschließen, und China hat in der schwachen Wirtschaftslage ohnehin nur geringen Druck auf die Geldwertstabilität, die Inflationsrate liegt um die drei Prozent, trotz geldpolitischer Lockerung. Brasilien, Indien, Russland und Südafrika dürften in beiden Jahren bei über fünf Prozent Inflation bleiben, während Australien, Kanada, Korea und Mexiko auf Werte unter fünf Prozent im nächsten Jahr zusteuern. Ein Ausreißer stellt die Türkei dar, die trotz einer exorbitanten, vermutlich dreistelligen Inflationsrate sich einer geldpolitischen Kurskorrektur verweigert.

Weltwirtschaft vor sehr schwachem Jahr

Das laufende Jahr wird noch mittelmäßig abschneiden

Die Weltwirtschaft dürfte dieses Jahr nur noch um rund drei Prozent zulegen (IWF: 3,2 Prozent, OECD: drei Prozent). Insbesondere die chinesische Ökonomie wird wohl aufgrund der zahlreichen und umfangreichen Covid Maßnahmen nur in etwa diesem Tempo wachsen, während die USA noch gut anderthalb Prozent und der Euroraum sogar gut drei Prozent erreichen dürften. Während die Schwellen und Entwicklungsländer wohl einen halben Punkt besser als der Weltdurchschnitt abschneiden werden (3,7 Prozent), sind vor allem die Unterschiede zwischen den Energierohstoffexporteuren im Nahen und Mittleren Osten (über fünf Prozent) und Lateinamerika (dreieinhalb Prozent) spürbar. Russlands wirtschaftlicher Einbruch dürfte jedoch nur zwischen drei und vier Prozent liegen.

Eintrübung im Jahresverlauf aber absehbar

Die weltweite Wirtschaftsaktivität geriet dieses Jahr allmählich aus dem Tritt. Im zweiten Quartal dieses Jahres sank die Wirtschaftsaktivität weltweit leicht (minus 0,1 Prozent ggü. Vorquartal), das dritte Quartal dürfte knapp über null abschneiden (guter Sommertourismus, Belebung in China), aber im vierten Quartal und vor allem im ersten Halbjahr 2023 werden Einbußen aufgrund der rückläufigen Wirtschaftsaktivität in der EU und in den USA kaum noch zu vermeiden sein. Die Wirtschaftsaktivität in

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China und Asien dürfte dagegen bereits dieses Jahr den Tiefpunkt durchschritten haben und sollte allmählich wieder leicht anziehen.

Sehr schwaches Jahr 2023 sehr wahrscheinlich

Im nächsten Jahr rechnen wir mit einem der schwächsten Ergebnisse der letzten 40 Jahre. Diese Schwäche in den USA und in der EU führt für die Weltwirtschaft zu einem sehr schwachem Jahr 2023. Die Weltwirtschaft dürfte mit nur gut 2¼ Prozent wachsen. Das ist ein enorm schlechter Wert [Durchschnitt von 3,4 Prozent in den letzten 32 Jahren (1990 2021)]. Ein solch niedriges Niveau wurde nur 2009 (Finanzkrise, Nullwachstum) und im Corona Jahr 2020 (minus drei Prozent) erreicht. Es droht das drittschlechteste Ergebnis für die Welt in den letzten 32 Jahren. Gut ein Drittel der Volkswirtschaften wird nach Einschätzung des IWF eine rückläufige Wirtschaftstätigkeit aufweisen. Gleichwohl sieht der Fonds die Welt noch etwas positiver (2,7 Prozent reales Wachstum), während die OECD deutlich pessimistischer ist (2,2 Prozent) (IWF 2022, OECD 2022).

Transatlantische Rezession trifft Arbeitsmarkt weniger hart als früher

Das Auf und Ab der Konjunktur in den letzten vier Jahren hätte in früheren Zeiten ausgereicht, einen erheblichen Anstieg der konjunkturellen und strukturellen Arbeitslosigkeit in den meisten Industrieländern auszulösen. Die Lage auf den Arbeitsmärkten ist aber trotz der Pandemie und der jetzigen Kriegswirren eher durch Knappheit des Angebots geprägt. Die Arbeitslosenquoten sind in den meisten Ländern auf langfristigen Tiefpunkten angelangt nur Griechenland und Spanien weisen noch Quoten von über zehn Prozent auf. Der OECD Durschnitt liegt bei fünf Prozent und dürfte um rund einen halben Prozentpunkt im nächsten Jahr ansteigen. Es gibt sehr viele unbesetzte Stelle im Verhältnis zu Arbeitslosen, Nominallöhne steigen im Trend stärker als früher, auch wenn die Reallöhne derzeit durch die Inflation erodieren. Stückkosten steigen in vielen Ländern ebenfalls kräftig an. Allein bei den Erwerbsbeteiligungsquoten gibt es Ausreißer wie die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich, in denen die Erholung nach der Pandemie nicht voll eingesetzt hat.

Abwärtsrisiken dominieren

Die Zahl der möglichen Abwärtsrisiken für die Prognose ist ungewöhnlich hoch, und in vielen Fällen gibt es kaum historische Erfahrungswerte mit ähnlichen Konstellationen. Zu den wichtigsten Faktoren zählen eine weitere Verschärfung der sicherheitspolitischen Lage, insbesondere eine militärische Eskalation des Kriegs in der Ukraine, mit wirtschaftlichen Folgeeffekten, die genaue Dosierung des Straffungskurses in der Geldpolitik der führenden Notenbanken und ihre international konzertierte Wirkung, die Auswirkung der realwirtschaftlichen Schwierigkeiten auf die Finanzmärkte und die Wechselkurse (starker Dollar), entsprechende Verwundbarkeiten hoch verschuldeter bzw. Rohstoffe importierender Entwicklungs und Schwellenländer, ein besonders kalter Winter in Europa und ein damit verbundenes Risiko einer Rationierung der Gasversorgung, der eine unkalkulierbare Reduktion der Industrieproduktion folgen würde, sowie ein unerwartet starkes Aufflackern von Covid Erkrankungen mit den üblichen Einschränkungen auf der Produktions und Nachfrageseite vor allem von Dienstleistungen.

Erwartungen zum Zeithorizont für die Erholung von Hoffnung geprägt

Die Weltwirtschaft ist durch den Krieg in der Ukraine mit erheblichen Wachstumseinbußen und einem massiven Inflationsschock konfrontiert. Anders als von der Mehrzahl der Prognostiker verkündet halten wir eine Erholung bereits im Sommer 2023 für unwahrscheinlich, sondern rechnen mit einer fortgesetzt

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schwierigen Lage, mit nur allmählicher Erholung der weltweiten Produktion über den Sommer 2023, gefolgt von einem zweiten harten Winterhalbjahr 2023/24 und einem allmählichen Anziehen der Aktivität ab Frühjahr 2024, zunächst in den USA, danach in Europa. Normalerweise läuft die Konjunktur in Europa der US Konjunktur um drei bis vier Quartale hinterher. Die USA dürften bis zumindest Herbst 2023 in einer Schwächephase oder sogar in einer kurzen Rezession sein und dann 2024 allmählich wieder Fahrt aufnehmen. Eine kurze Sommererholung 2023 ist zwar in Europa möglich, wird aber voraussichtlich von einem weiteren harten Winter (sehr hohe Gaskosten, Rationierungsrisiken, deutlich gestiegene Zinsen und Finanzierungskosten, Investitionsattentismus, Kaufschwäche etc.) abgelöst werden. In dem Umfeld dürften voraussichtlich die starken externen Wachstumstreiber fehlen, und die inländischen ebenso.

Welthandel erwartbar ohne Schwung im nächsten Jahr

In diesem Umfeld dürfte auch der Welthandel nur geringe Dynamik entfalten und im nächsten Jahr nur leicht zulegen (1½ Prozent), wenn auch in diesem Fall die Unsicherheit über die Entwicklung hoch ist. Die WTO rechnet nur mit einem Wachstum von gut einem Prozent, die OECD hält sogar drei Prozent für möglich. In jedem Fall wird die Expansion des Handels in Europa und Amerika unterdurchschnittlich ausfallen, während der Außenhandel in China stärker anziehen wird.

Stimmungsindikatoren stürzen ab, aber Autokonjunktur zieht an

Die führenden Stimmungsindikatoren haben in den letzten Monaten kräftig nachgegeben. Dabei ist das Konsumentenvertrauen in den OECD Ländern besonders stark zurückgegangen, während das Geschäftsvertrauen der Industrie etwas langsamer gesunken ist. Auch die Einkaufsmanagerindizes für die Welt haben seit dem Kriegsausbruch geschwächelt und signalisieren nun eine Kontraktion im Verarbeitenden Gewerbe und in den Dienstleistungen. Der Euroraum spiegelt dies vollständig wider. In den USA lagen die Dienstleistungen im Sommer stark im kontraktiven Bereich, haben sich seither jedoch wieder erholt. Das Verarbeitende Gewerbe hat zwar ebenfalls von über 55 auf knapp über 50 nachgegeben, liegt aber noch über der Expansionsschwelle. Selbst in China sanken die Indizes unter die Expansionsschwelle. Auch in Deutschland sind alle Komponenten nun deutlich im Kontraktionsbereich. Immerhin bessert sich die weltweite Konjunktur für Automobile wieder etwas und erholt sich seit dem Sommer spürbar, mit einer kräftigeren Erholung in China als in den USA und Europa. Dies dürfte sich bis ins nächste Jahr fortsetzen.

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gesamt *PMI Quelle: Market Quelle: Macrobond

Deutschland

PMI Verarbeitendes Gewerbe PMI Diensteistung PMI gesamt

25 35 45 55 65

China USA

50 55 60

45

40

35

Euroraum 30

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20 30 40 50 60 PMI Verarbeitendes Gewerbe PMI Dienstleistung PMI
Einkaufsmanagerindex* Welt Einkaufsmanagerindizes* Quelle: Macrobond *PMI Quelle: Market 10 20 30 40 50 60 70
PMI Verarbeitendes Gewerbe PMI Diensteistung PMI gesamt 25
PMI Verarbeitendes Gewerbe PMI Diensteistung PMI gesamt 15
75
PMI Verarbeitendes Gewerbe PMI Diensteistung PMI gesamt
25 35 45 55 65 75

Wirtschaftsklimaindikatoren*, OECD

101

99

97

95

93

91

103 Jan 20 Jun 20 Jan 21 Jun 21 Jan 22 Okt 22

Geschäftsvertrauen (Industrie) Konsumentenvertrauen Leading Indicator (Gesamtindikator) *saisonbereinigt (Index=100)

Autozulassungen*

2,0

1,5

1,0

Quelle: Macrobond 0,0

2,5 2021 2022

0,5

*Anzahl in Millionen

Quelle: Macrobond

USA (Verkäufe und Registrierungen, KFZ und Kleintransporter, saisonbereinigt) China (KFZ)

Euroraum (KFZ, kalenderbereinigt)

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USA und viele Europäer in der Schwächephase, China und Japan in Erholung

Die wirtschaftliche Dynamik ist in den großen Volkswirtschaften sehr unterschiedlich ausgeprägt. Die Vereinigten Staaten dürften nach einem schwachen Start in das Jahr 2022 wohl aufgrund der geldpolitischen Straffung und der auslaufenden Impulse der Finanzpolitik eine sehr schwache Entwicklung im nächsten Jahr nehmen. Das dürfte das wirtschaftliche Wachstum nach etwa anderthalb Prozent in diesem Jahr auf ein halbes Prozent im nächsten Jahr senken. Im Euroraum erwarten wir angesichts der hohen Unsicherheiten über die Energiesituation ebenfalls ein sehr schwaches Ergebnis von einem Viertelprozentpunkt Wachstum. Die Konjunkturaussichten für das Vereinigte Königreich dürften ähnlich bescheiden sein. In Japan rechnen wir dagegen mit einem Wachstum von gut anderthalb Prozent in beiden Jahren, dies liegt deutlich über der Potenzialrate. In der Volksrepublik China könnte es zu einer leichten Belebung der wirtschaftlichen Aktivität kommen, sofern die wirtschaftlichen Folgen von Corona Maßnahmen im nächsten Jahr reduziert werden können.

Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts 2023 gegenüber Vorjahr (in Prozent)

Weltwirtschaft +2¼ Eurogebiet +¼

Welthandel +1½ EU +¼ USA +½ Japan +1½

VR China +4½

Quelle: BDI

Regionaler Ausblick: Abschwächung, mit besserer Lage in Asien als in Lateinamerika

Die entwickelten asiatischen Volkswirtschaften (Australien, Korea, Taiwan, Singapur) dürften zwar etwas an Schwung verlieren, aber Wachstumsraten zwischen zwei und drei Prozent aufweisen. Indien wird noch immer mit über sechs Prozent zulegen, die ASEAN Region noch mit knapp fünf Prozent. Die großen südamerikanischen Volkswirtschaften werden deutliche Bremsspuren aufweisen: Brasilien könnte noch mit einem Prozent, Argentinien und Kolumbien dürften mit zwei Prozent zulegen. Chile wird wohl eine Rezession durchlaufen. Die Länder des Nahen und Mittleren Osten werden nach einem starken Jahr 2022 mit fünf Prozent Wachstum wohl eher mit 3,6 Prozent wachsen. Die Ölexportländer im südlichen Afrika dürften mit jeweils gut dreieinhalb Prozent in beiden Jahren zulegen, während Südafrika eine Verlangsamung von zwei auf ein Prozent erfahren sollte. Die anderen Länder mit niedrigem Einkommen sollten eine gewisse Belebung von viereinhalb auf über fünf Prozent durchlaufen.

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Prognoseübersicht: Wachstum der realen Wirtschaftsleistung 2022/23 in Prozent 2022 2023

IWF1 OECD2 EU KOM3 IWF1 OECD2 EU KOM3

3,2 3,04 3,0 2,7 2,24 3,3 USA

Welt

1,6 1,5 2,9* 1,0 0,5 2,3* China

3,2 3,2 4,6* 4,4 4,7 5,0* Japan

1,7 1,6 1,9* 1,6 1,4 1,8* EU 2,7 1,5

Euroraum

Deutschland

Frankreich

3,1 3,1 2,6 0,5 0,3 1,4

1,5 1,2 1,4 0,3 0,7 1,3

2,5 2,6 2,4 0,7 0,6 1,4

Italien

4,3 4,4 4,0 1,2 1,5 2,1

3,2 3,4 2,9 0,2 0,4 0,9 Spanien

V. Königreich

Brasilien

Russland

1: IWF (2022). Stand Oktober

6,85 6,9 7,4* 6,15 5,7 6,5*

3,6 3,4 3,4* 0,3 0,0 1,6* Indien

2,8 2,5 0,7 1,0 0,8 1,5

3,4 5,5 10,4* 2,3 4,5 1,5*

2: OECD (2022). Stand September Prognose für Indien für Fiskaljahr, beginnend im April.

3: Europäische Kommission (2022). Stand Juli. *Stand Mai

4: Prognose auf Grundlage von 70 Prozent des Welt BIP (in Kaufkraftparitäten von 2013)

5: Angaben zu Indien für das Fiskaljahr und in laufenden Preisen

Geldpolitik: Inflationsbekämpfung hat Priorität

Die Notenbanken im transatlantischen Raum bekämpfen die Inflation mit einem straffen Anziehen der geldpolitischen Zügel. Angesichts der dramatischen Inflationsentwicklung erfolgt die geldpolitische Reaktion stärker und schneller als früher. Schnelle und kräftige weitere Erhöhungen der Leitzinsen und weitere Maßnahmen zur Straffung der Ausrichtung bleiben für den Herbst und Winter 2022/23 wahrscheinlich. Die meisten Notenbanken versuchen, das Risiko einer Verfestigung von Inflationsraten deutlich über dem Zielniveau zu vermeiden. Dies könnte zustande kommen, weil sich Inflationserwartungen von privaten Haushalten und Lohnverhandlungen sonst an dem neuen Niveau ausrichten würden. Strittig ist jedoch, wie weit die Notenbanken gehen müssen, zumal es internationale Rückkopplungseffekte geben dürfte und die Wirkungen von Leitzinserhöhungen und quantitativen Straffungen vermutlich erst im späteren Verlauf des Jahres 2023 voll einsetzen werden (Obstfeld 2022). Die OECD

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schätzt, dass das koordinierte Vorgehen im Median über zwei bis drei Jahre etwa einen Viertelprozentpunkt an Wachstumseinbuße und einen halben Prozentpunkt an Inflation kostet, weil die übliche Dämpfung des Preisniveaus im Fall vereinzelten Handels durch die Aufwertung der Währung im kollektiven Fall nicht eintritt. Generell muss auch in Rechnung gestellt werden, dass Erfahrungen der Vergangenheit nur begrenzt helfen, die richtige Dosierung zu finden. Das Risiko des Über wie des Unterschießens ist vorhanden. Es zeichnete sich jedoch im Sommer ein Konsens unter den großen Notenbanken ab, dass die Zügel eher stärker als schwächer angezogen werden müssen.

FED auf hartem Straffungskurs

Rasche Leitzinserhöhungen und quantitative Straffung prägen das Bild

Die US Notenbank zieht seit Jahresbeginn die geldpolitischen Zügel sehr stark an. Bei Monatsraten der Inflation von mittlerweile über acht Prozent (Verbraucherpreisindex) ist das auch nicht weiter überraschend. Die Entscheidungsträger haben den Leitzins vom Jahresbeginn an bereits um 3¾ Prozentpunkte erhöht und erwarten eine Erhöhung von derzeit 3¾ vier Prozent auf 4,6 Prozent (Medianwert) im Frühjahr 2023 (Stand September). Gouverneur Powell hatte nach der geldpolitischen Sitzung der FED am 1. und 2. November, auf der die Leitzinsen das vierte Mal in Folge um 75 Basispunkte erhöht worden waren, auch weitere Zinsschritte in Aussicht gestellt (FED 2022a). Auch die OECD hält eine Anhebung auf 4½ 4¾ Prozent für notwendig. An den Finanzmärkten wird bereits mit einer solchen weiteren Erhöhung gerechnet, ggf. sogar mit einem leicht höheren Endniveau. Zudem hat die FED zum Jahresbeginn mit der quantitativen Straffung, mithin dem Abbau des Wertpapierbestands, begonnen. Dies dürfte die langfristigen Anleiherenditen um einen halben bis ganzen Prozentpunkt nach oben treiben und entsprechend straffend wirken. Zudem sind die Finanzierungsbedingungen in den USA bereits deutlich restriktiver geworden, und die rasche Aufwertung des Außenwerts des US Dollars wirkt ebenfalls dämpfend auf die wirtschaftliche Aktivität.

Straffung wirkt sich bereits auf Finanzmärkte und Realwirtschaft aus

Der geldpolitische Kurs hat sich bereits auf die Anleiherenditen und Vermögensanlagen in den USA ausgewirkt. Dieser Kurs wird voraussichtlich die Inflation 2023/24 wieder erheblich senken, jedoch um den Preis eines erheblichen Wachstumseinbruchs. Die Entscheidungsträger erwarteten im September im Mittel eine Inflationsrate von 5,4 Prozent 2022 und von 2,8 Prozent 2023 (Kernrate mit 3,1 und 2,3 Prozent) (FED 2022b).1 Die Lage auf dem Arbeitsmarkt bleibt jedoch durch ein knappes Angebot und sehr hohe Lohnsteigerungen geprägt. In den letzten beiden Jahren sind die durchschnittlichen Stundenlöhne im privaten Sektor in den meisten Monaten zwischen vier und acht Prozent angestiegen, während sich das Verhältnis von offenen Stellen zu Arbeitslosen erst jüngst von einem Allzeithoch von Zwei wieder leicht gesenkt hatte; der Septemberwert wies jedoch erneut in die falsche Richtung. Der Druck auf die Kernrate der Inflation wird zunächst noch hoch bleiben. Insofern rechnen manche Beobachter damit, dass die FED noch stärker straffen wird als bislang erwartet und den Leitzins auf über fünf Prozent erhöhen wird (Dynan 2022, Deutsche Bank 2022). Das Risiko eines stärker als prognostizierten Einbruchs der Wirtschaftsleistung im nächsten Jahr ist somit ebenfalls groß.

1 Die FED orientiert sich dabei an dem Konsumausgabendeflator der privaten Haushalte, nicht am Verbraucherpreisindex, der derzeit zwei Prozentpunkte höher liegt (gut ein Prozentpunkt bei der Kernrate).

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EZB zieht Zügel an

Die EZB ist im laufenden Jahr wiederholt von dem starken Anziehen der Inflation überrascht worden. Nach einigen Monaten der Diskussion hat sie dann im zweiten Quartal einen neuen geldpolitischen Kurs eingeschlagen. In dem halben Jahr seither hat sie alle Instrumente der Geldpolitik auf den Prüfstand gestellt. Zunächst wurden die Nettoankäufe in den Wertpapierkaufprogrammen eingestellt. Sodann folgte die Erhöhung der Leitzinsen. Zudem wurde die Kommunikation über die zukünftigen Leitzinsniveaus („forward guidance“) eingestellt. Im Oktober kamen Maßnahmen zur Senkung der Geschäftsbankenliquiditätsversorgung hinzu, und für Dezember ist eine Befassung mit den Wertpapierkaufprogrammen mit dem Ziel einer Beschlussfassung über das weitere Vorgehen im Sinne der quantitativen Verknappung der Liquidität auf die Tagesordnung gesetzt worden.

Zinserhöhungen zu erwarten

Die EZB dürfte den Leitzins (Einlagensatz) von derzeit 1,5 Prozent deutlich bis Frühjahr 2023 erhöhen. Die drei Zinssätze liegen derzeit auf folgenden Niveaus: Einlagenzinssatz 1,5 Prozent, Hauptrefinanzierungssatz zwei Prozent und der Spitzenrefinanzierungssatz bei 2,25 Prozent. Wie weit die EZB noch gehen wird, hängt sicherlich auch von dem Einbruch der Wirtschaftsaktivität und der zu erwartenden Dämpfung des Preisauftriebs im Euroraum ab. Die EZB erwartet derzeit zwar noch ein Wachstum von 0,9 Prozent für den Euroraum im nächsten Jahr, eine realistischere Perspektive liegt aber zwischen dieser Projektion und dem schlechteren Szenario (minus 0,9 Prozent) (EZB 2022); voraussichtlich dürfte die 2023 Projektion im Dezember nochmals leicht nach unten korrigiert werden. Im Markt wird ein Leitzinsniveau (für die Einlagenfazilität) im ersten Halbjahr 2023 in Höhe von 2,5 drei Prozent erwartet. Die OECD hält ein Niveau von 3,25 Prozent für erforderlich (OECD 2022).

Die EZB hat auf ihrer Sitzung am 27. Oktober einerseits erhebliche Fortschritte bei der Rückführung der Akkommodierung festgestellt, andererseits jedoch mitgeteilt, man gehe von weiteren Erhöhungen aus. Zudem hat die EZB die Konditionen für die dritte Serie gezielter längerfristiger Refinanzierungsgeschäfte der Geschäftsbanken erhöht und zusätzliche Rückzahltermine angeboten, um die Liquiditätsversorgung der Realwirtschaft zu senken.

Diskussion wird bald hitziger werden

Ab einem Niveau des Einlagenzinssatzes von zwei Prozent aufwärts wird die öffentliche Diskussion schriller werden, weil die gegenläufigen Effekte (hoher Preisauftrieb 2023 durch Überwälzung von Energieeinkaufspreisen auf Endkunden vs. Einbruch der Wirtschaftsaktivität und der Nachfrage) nicht sehr genau zu quantifizieren sind und mithin erhebliche faktische Unsicherheit über den Wirkungsgrad weiterer Erhöhungen besteht. Unseres Erachtens sprechen die Erzeugerpreisentwicklungen dafür, dass die Inflationsrate im Euroraum auch in der ersten Jahreshälfte 2023 noch sehr hoch sein wird und sich der Inflationsdruck erst bis Ende 2024 sukzessive abschwächen wird. Ob die Rate auf 5,5 Prozent im Jahresdurchschnitt sinken kann, hängt sicherlich von der sicherheitspolitischen Lage ab. Lohnabschlüsse werden die Inflationsrate absehbar nur geringfügig anfeuern, da der monatliche Lohnanstieg bis zum Sommer nicht über 2½ Prozent angestiegen war und noch keine Evidenz für hohe Abschlüsse vorliegt. Die EZB rechnet zwar mit einem Anstieg der Vergütung der Beschäftigten im Euroraum von vier Prozent in diesem Jahr auf 4,8 Prozent im nächsten Jahr (und vier Prozent 2024). Der Impuls auf die Inflation ist jedoch überschaubar. Gleichwohl hat die EZB argumentiert, dass die Inflationserwartungen der Bürger zu hoch seien, dass man eher stärkere Zinserhöhungen als früher

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brauche, um den gleichen Effekt auszulösen (die Wirtschaft ist insgesamt weniger zinssensitiv geworden) und dass man sich bei hoher Unsicherheit eher für einen harten Kurs entscheiden müsse. Entlastung beim Inflationsdruck kommt dagegen derzeit von den Öl und Gasmärkten, obwohl Raffinerieengpässe in Europa dafür sorgen dürften, dass sich niedrige Brentpreise nicht gleichmäßig auf Endprodukte auswirken dürften. Die EZB beobachtet auch die außenwirtschaftlichen Effekte der US Geldpolitik sehr genau. Ein hohes Maß an Straffung der Finanzierungskonditionen in Europa geht unmittelbar auf die US Geldpolitik zurück (Lane 2022), wenn auch die gegenläufigen realwirtschaftlichen Effekte der Dollaraufwertung auf Produktion (erhöhte Nettoexporte in den Dollaraum) und Inflation (über die Importpreise aus dem Dollarraum) in Rechnung zu stellen sind. Gleichwohl betont die EZB, dass die Risiken für Inflation und Wachstum hoch bleiben. Für den weiteren Kurs werden die neuen Projektionen der Konjunktur im Dezember, die energiepolitischen Beschlüsse der EU zum Gas und Strommarkt, die finanzpolitischen Hilfsmaßnahmen der Mitgliedstaaten für das Jahr 2023 und die tatsächlichen Trends in der Kreditvergabe entscheidend sein.

Transmissionskanal unsicher und komplex

Die verschiedenen Transmissionskanäle der Geldpolitik der EZB sind nach Jahren unkonventioneller Maßnahmen sehr unterschiedlich und gerade bei einem Kurswechsel nur mit einer gewissen Unsicherheit einzuschätzen (die Rücknahme unkonventioneller Maßnahmen hat nicht immer die gleiche Wirkung in die gegengesetzte Richtung wie deren Einführung). Insofern wird die EZB sehr genau analysieren, wie sich die Effekte abzeichnen. Erkennbar ist jedenfalls bereits jetzt, dass die Bau und Immobilienfinanzierung bereits deutlich stärker zurückgeht als die Unternehmensfinanzierung, die temporär durch Sonderbedarfe angereizt war, nun aber angesichts restriktiverer Kreditvergabestandards, höherer Kreditzinsen und der für einen Abschwung üblichen Bonitätsmigration in den nächsten Quartelen unter Druck geraten sollte, wenn auch typischerweise die Kreditnachfrage des Unternehmenssektors selbst sinken dürfte. Die Kreditvergabe an Haushalte und an den Wohnungssektor dürfte dagegen rascher zurückgehen (siehe ausführlich Lane 2022).

Viele andere Notenbanken ziehen mit

Einige Notenbanken haben bereits kräftig erhöht. Kanada hat den Leitzins bereits um dreieinhalb Prozentpunkte auf 3¾ Prozent angehoben. Ungarn musste zehn Prozentpunkte drauflegen, Polen noch immer fünf Prozent. Die Notenbanken von Neuseeland, Australien, Norwegen, Schweden und die Schweiz haben ebenfalls kräftig seit Jahresbeginn angehoben (um 2¾, 2½, je 1¾ Prozent, 1¼ Prozent). Auch die Bank of England dürfte wohl den Leitzins von derzeit drei Prozent noch deutlich auf vier Prozent oder mehr weiter anheben (OECD 2022). Allein Japan fährt seitwärts bei Nullzinsniveau und in China ist die Geldpolitik expansiv, um die schleppende Wirtschaft zu stützen. Angesichts der Inflationsdynamik mussten viele Notenbanken von Entwicklungs und Schwellenländern die Leitzinsen kräftig anziehen. Brasilien erhöhte seit Jahresanfang 2021 in der Spitze um zwölf Prozentpunkte (aktuell noch gut zehn Punkte), Mexiko um sechs Punkte, Südafrika lediglich um zwei Punkte. Russlands Notenbank hatte temporär nach Kriegsbeginn auch erhebliche Leitzinserhöhungen auf den Weg gebracht, konnte diese jedoch wieder deutlich senken.

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Finanzpolitik: schwieriger Balanceakt

Stützungsmaßnahmen zugunsten von Haushalten und Unternehmen auf dem weg

Die meisten Industrieländer haben recht umfangreiche Stützungsmaßnahmen auf den Weg gebracht. In vielen Ländern wurden zunächst vergleichsweise grobe, nicht sehr zielgenaue Maßnahmen wie allgemeine Umsatzsteuersatzsenkungen auf Energieträger und Preisinterventionen ergriffen. Häufig waren diese nicht an Einsparungen der knappen Rohstoffe gekoppelt. Erst allmählich sind nun in einigen Ländern zielgenauere Entlastungen ergriffen worden. In der Regel sind administrative und informationsbezogene Hürden vorhanden, die zielgenauere Maßnahmen vereiteln. In der Regel sind private Haushalte mit niedrigem Einkommen, ältere Menschen und Bewohner ländlicher Gebiete in besonderer Weise betroffen und sollten die höchste Unterstützung erhalten. Unter den Unternehmen sind energieintensive Betriebe häufig im Fokus der Entlastung; auch hier kommt es auf Zielgenauigkeit der Maßnahmen an. Oftmals belaufen sich die Maßnahmen nun auf ein Volumen von zwei bis drei Prozent des BIP, in Deutschland dürften diese 2023 leicht über vier Prozent der Wirtschaftsleistung erreichen. Diese Maßnahmen werden stabilisierende Wirkung auf die Wirtschaftsaktivität entfalten. Die Maßnahmen von Deutschland, Italien und Frankreich vor allem werfen aber naturgemäß Grundsatzfragen des Wettbewerbs in der EU auf, zumal die Krisenreaktion ähnlich wie bei Corona bei den finanzpolitisch starken Ländern deutlich kräftiger ausfällt als in den anderen. Immerhin ist es in der EU gelungen, den temporären Beihilferahmen anzupassen.

Finanzpolitik in Europa und Japan moderat restriktiv, aber angemessen

Die Finanzpolitik wird vor allem in Europa und Japan eingesetzt, um die schlimmsten Folgen der Preisschocks für Nahrungsmittel und Energie für die privaten Haushalte und die Unternehmen etwas abzumildern. Frankreich und Italien haben im ersten Halbjahr 2022 ähnlich große Programme verabschiedet, etwa im Umfang von drei Prozent des BIP. Im deutschen Fall sind die Entlastungpakete I III der Koalitionsregierung (Headline Größe 95 Milliarden Euro) nur für 1½ Prozent an echtem Impuls gut, weitere Maßnahmen mit einem Volumen von bis zu 200 Milliarden Euro (fünf Prozent) sind für Dezember 2022 bis April 2024 geplant. Damit würde das Volumen 2023 mit über vier Prozent des BIP auf EU Spitzenwert liegen. Hinzukommen werden nun Verteilungsmechanismen bei der Umsetzung der Strompreisbremse und weitere Maßnahmen auf dem Gasmarkt in verschiedenen Ländern. Ohne diese Maßnahmen wäre die Finanzpolitik im Euroraum 2022/23 gemessen am strukturellen Primärüberschuss stark restriktiv ausgerichtet gewesen, mit diesen Maßnahmen wird sie nur noch leicht restriktiv sein. Dies liegt daran, dass zugleich die Sonderausgaben für die Pandemie auslaufen.

Der finanzpolitische Kurs in Japan steht noch nicht ganz fest. Japan hat insbesondere private Haushalte, aber auch Unternehmen mit Stützungsmaßnahmen vor den Folgen des Energieschocks geschützt. Ende Oktober hat der Premier ein weiteres großes Maßnahmenpaket angekündigt. Ob noch eine strukturelle Besserung des Haushalts möglich wird, bleibt abzuwarten.

Die Finanzpolitik in den USA ist dagegen restriktiv ausgerichtet, da die strukturelle Lage sich um gut zwei Prozentpunkte der Wirtschaftslage verbessern sollte. In Kanada und Australien ist die Finanzpolitik ebenfalls deutlich an Konsolidierung orientiert.

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Finanzmärkte in robuster Anpassung, Risiken verbleiben

Die Angebotsschocks in der Welt und die dadurch ausgelösten Inflationsprozesse stellen für die Finanzmärkte eine massive Zeitenwende quer durch die gesamten Marktsegmente dar. Nicht nur auf der Finanzierungsseite ändern sich die Verhältnisse in diesem Jahr grundlegend, auch auf der Kapitalanlageseite steht mit der synchronen Bewertungsanpassung von Aktien, Anleihen und Immobilien kein Stein mehr auf dem anderen. Besonders schnelle Anpassungsreaktionen waren bei Aktien und Devisen zu verzeichnen, während Anleihen und Bankkredite etwas langsamer reagierten.

Starker Dollar, Euer Problem…

Besonders deutlich in die Veränderungen auf den Devisenmärkten zu spüren. Die jüngsten Entwicklungen erinnern in gewisser Weise an die starke Aufwertung des US Dollars im Zuge der Volcker FED und der Finanzpolitik der ersten Reagan Administration. In jedem Fall werteten Euro, Pfund Sterling, Yen und Renminbi allesamt kräftig gegenüber dem Dollar seit Jahresanfang ab. Der Dollar zog bis September um 13 Prozent (nominal, handelsgewichtet) gegenüber dem Jahresdurchschnitt 2021 an; der Außenwert legte im Jahresverlauf gegenüber dem Euro um 15 Prozent zu, um zehn Prozent gegenüber dem Renminbi, um 20 Prozent gegenüber Pfund Sterling und um 25 Prozent gegenüber dem Yen (IWF 2022). Dies spiegelt die Leitzins und Renditenentwicklung in den USA wider. Zudem sind

Entwicklung der Wechselkurse zum US Dollar

1,25

1,20

1,15

1,10

1,05

1,00

0,00 0,10 0,20 0,30 0,40 0,50 0,60 0,70 0,80 0,90 1,00 0,95

Euro (linke Achse)

Pfund Sterling (rechte Achse)

Quelle: Macrobond

145

135

125

115

105

95

Renminbi (rechte Achse) Yen (linke Achse)

7,4

7,2

7,0

6,8

6,6

6,4

155 6,2

nun die realen langfristigen Renditen wieder deutlich höher. Auch der Löwenanteil der Entwicklungs und Schwellenländer erfuhr eine drastische Abwertung ihrer Währungen gegenüber dem Dollar und wurde zu hartem Gegenhalten gezwungen. Entsprechend hoch war die Volatilität im Jahresverlauf. Besonders hart traf es die türkische Lira (über 15 Prozent seit Mai) und den argentinischen Peso (über 20 Prozent). Der Löwenanteil erfolgte im ersten Halbjahr. Der Euro liegt mit rund sieben Prozent im letzten Halbjahr ähnlich wie der Renminbi im mittleren einstelligen Bereich. Pfund Sterling gab zehn Prozent nach, der Yen zwölf Prozent. Allein der Rubel durchlief eine größere Achterbahnfahrt und liegt

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seit Mai im Plus gegenüber dem Dollar. Die Anpassungen sind sicherlich noch nicht abgeschlossen, wenn auch die nachholenden Leitzinserhöhungen der anderen Notenbanken für eine gewisse Stabilisierung sorgen werden, da die Zinsdifferenzen zu den USA wieder zurückgehen dürften. Die realen handelsgewichteten Veränderungen fallen natürlich hinter die pressewirksamen Dollarrelationen zurück. Der Euro gab im Jahresverlauf sieben Prozent nach und der Yen 18 Prozent.

Anleiherenditen im transatlantischen Raum kennen eine Richtung: bergauf

Die Anleihemärkte sind zweigeteilt. Während in Japan die Nulllinie weiterhin gilt und geldpolitisch noch verteidigt wird und in China die Renditen bei drei Prozent seit langem verharren, sind die Renditen in den USA seit Jahresbeginn 2022 um 2¼ Prozentpunkte und in den europäischen Ländern um zwei bis drei Prozentpunkte gestiegen (Deutschland, Frankreich, Vereinigtes Königreich: 2¼ Prozent; Spanien: 2½ Prozent; Italien: drei Prozent). In den USA ging es im letzten Halbjahr langsamer aufwärts als in Europa, da die Finanzmärkte die Leitzinserhöhungen der FED schon früh vorweggenommen hatten. Die Renditen in wichtigen Schwellenländern haben sich dagegen seit Frühjahr kaum mehr bewegt (Mexiko, Indien, Indonesien) oder sind sogar leicht zurückgegangen (Brasilien, Russland).

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3

2

1

0

-1

Entsprechend kräftig sind die Renditeanstiege bei Unternehmensanleihen festzustellen. Insbesondere hochriskante Anleihen in den USA haben sich massiv verteuert, aber auch typische Bonitätsklassen im Investmentgrade sind in Europa und den USA entsprechend teurer geworden. Kurskorrektur auf den Aktienmärkten noch auf dem Weg

Auf den großen Aktienmärkten der Welt sind die negativen Nachrichten sehr rasch eingepreist worden. Die Kursniveaus sind in den meisten Ländern schon auf eine milde Rezession oder schwaches Wachstum ausgerichtet und entsprechend gefallen. Nun kam insbesondere der US Aktienmarkt aus einer

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2020 2021 2022 Deutschland Italien Frankreich USA China Japan Quelle: Macrobond Anleiherenditen

Phase der hohen Bewertung mit starken Unternehmensgewinnen, die nun im Hinblick auf die Rezessionswahrscheinlichkeit und geringere Ertragsaussichten korrigiert wurden. So sank das konjunkturbereinigte Kurs Gewinn Verhältnis (Case/Shiller Index) für den S&P 500 von atemberaubenden knapp 39 im Dezember 2021 auf immer noch hohe 28 zuletzt ab. Das Bewertungsniveau fiel um 22 Prozent. Die Bewertung an der NASDAQ sank vom Spitzenwert im November 2021 um gut 34 Prozent bis Ende Oktober ab. Zudem kamen Portfolioumschichtungen hinzu, seitdem Anleihen wieder spürbaren Renditen aufweisen. Der russische Aktienmarkt hat im Jahresverlauf die Hälfte des Werts eingebüßt, die Aktienmärkte der Schwellenländer sind um ein Drittel eingebrochen, die Bewertungen in den USA (S&P 500), in Deutschland und Italien sind um gut ein Viertel gefallen, die Bewertungen in Europa allgemein und in Frankreich um 20 Prozent, in Shanghai um 15 Prozent und in Japan um acht Prozent. Das Kurs Gewinn Verhältnis im breiten EuroStoxx600 Index ist von 20 auf zwölf im Jahresverlauf gesunken. Auch der Nikkei bewegt sich seit anderthalb Jahren schon auf einem Kurs Gewinn Verhältnis von zwölf 13. Die Bewertungen in der Türkei und Argentinien sind dagegen um mehr als 50 Prozent angestiegen.

Aktienmärkte

19000

17000

15000

13000

11000

9000

7000

5000

3000

1000

Euroraum USA (S&P 500) China Japan USA (Nasdaq)

Quelle: Macrobond

Japan trotzt dem Trend

Die japanische Wirtschaftsentwicklung ist zwar auch durch eine Verlangsamung des Wachstumspfads gekennzeichnet, aber gleichwohl dürfte Japan im nächsten Jahr noch über der Potenzialrate wachsen (1½ Prozent 2023). Das Wachstum sollte 2024 ebenfalls noch in etwa in Höhe der Potenzialrate liegen. Angesichts eines ansonsten zu erwartenden Rückgangs im Folgejahr hat die japanische Regierung eine größeres Investitionsprogramm in Bildung, Digitalisierung und dem Klimaschutz Ende Oktober angekündigt, dass Impulse bis 2024 geben soll. Auch weiterhin bleibt die Konsolidierungsperspektive für den japanischen Staatshaushalt offen, da keine neuen Einnahmen bzw. anderweitige Ausgabenkürzungen vorgesehen sind.

Die japanische Regierung hat mit mehreren Maßnahmen die hohen Energie und Nahrungsmittelkosten für private Haushalte und Unternehmen geringfügig subventioniert (Volumen von etwa ½ Prozent des BIP) und die Inflationstreiber eng einschränken und die Inflation selbst unter Kontrolle halten können. Zwar dürften die Löhne allmählich etwas kräftiger anziehen und die Inflationsentwicklung bis 2024

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um die zwei Prozent herum stabilisieren, anders als in Europa ist dies aber seitens Notenbank und Regierung auch erwünscht. Dies sollte ausreichen, um die realen Konsumausgaben auf Wachstumskurs zu halten. Gleichwohl verhindert die schwache weltwirtschaftliche Entwicklung kräftige Impulse für das Exportgeschäft und die unternehmerischen Investitionen. Der Außenhandel dürfte mit knapp zwei Prozent zulegen, zumal sich die Belebung Chinas und das fortgesetzt gute Wachstum in den asiatischen Entwicklungs und Schwellenländern hier positiv bemerkbar machen wird. Die Investitionstätigkeit dürfte ebenfalls mit knapp drei Prozent anziehen, nachdem das Niveau von 2019 bis 2022 um gut zehn Prozent gefallen war. Die starke Abwertung des Yens aufgrund der wachsenden Kluft zwischen US Leitzinsen und Yen Leitzinsen hat die Notenbank auf den Plan gerufen und Interventionen am Devisenmarkt ausgelöst. Die Spannung wird wohl noch einige Quartale ausgehalten werden müssen. Der Yen ist nicht nur um 25 Prozent gegenüber dem US Dollar gefallen, sondern hat auch handelsgewichtet nominal 25 Prozent und real 18 Prozent nachgegeben.

Industrieproduktion weltweit

Nachdem sich die globale Industriekonjunktur von dem pandemiebedingten Einbruch im Jahr 2021 erholt hatte, ist sie im laufenden Jahr in ruhigeres Fahrwasser eingeschwenkt. Nach Daten des Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB) stieg die weltweite Industrieproduktion im zweiten Quartal 2022 im Vorjahresvergleich um 2,6 Prozent nach plus 4,4 Prozent im ersten Quartal. In den ersten beiden Monaten des dritten Quartals hat sich das Expansionstempo etwas erhöht. Per August lag die Industrieproduktion 3,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahreszeitraums.

Für den weiteren Jahresverlauf deutet sich jedoch eine Verlangsamung der industriellen Aktivitäten an. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie sank im September auf einen Wert von 49,8 Indexpunkten und hat damit erstmals seit 26 Monaten den Expansionsbereich verlassen. Im Oktober gab der Index weiter nach. Hierzu dürften Unsicherheiten aufgrund des Krieges in der Ukraine beigetragen haben. Für eine moderate Erholung spricht jedoch die Tatsache, dass die weltweiten Lieferkettenprobleme etwas abgenommen haben. Für das gesamte Jahr ist ein Anstieg der weltweiten Industrieproduktion um etwas mehr als drei Prozent möglich, wenn das aktuelle Produktionsniveau gehalten werden kann.

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-20 -10 0
35 40 45 50 55 60 2019
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2020 2021 2022 Schwellenländer entwickelte Volkswirtschaften *Produktionsindex: 2 Monatsdurchschnitt, kalender und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quellen: Macrobond, Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis, eigene Berechnungen Welt: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex

Entwickelte Volkswirtschaften: Erholung gerät seit Sommer ins Stocken

In den entwickelten Volkswirtschaften ist die Industrieproduktion im ersten Quartal des laufenden Jahres im Vorjahresvergleich um 2,8 Prozent gestiegen. Im zweiten Quartal (plus 2,4 Prozent) und auch in den ersten beiden Monaten des dritten Quartals konnte das Wachstumstempo gehalten werden. Per August lag die Industrieproduktion um 2,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Je nach Region verlief die Entwicklung in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres jedoch sehr unterschiedlich. Die Gruppe der sonstigen entwickelten Volkswirtschaften steigerte die Industrieproduktion mit plus 4,8 Prozent am stärksten, gefolgt von der US Industrie, die mit plus 4,5 Prozent ein ähnlich hohes Wachstum verzeichnete. Während die Industrie in Japan Produktionseinbußen von einem Prozent zu verkraften hatte, stieg der Ausstoß der Industrie in den übrigen entwickelten asiatischen Staaten mit plus 4,2 Prozent deutlich an. In Europa stieg die Industrieproduktion im Euroraum per August im Jahresvergleich nur leicht an (plus 0,6 Prozent). Die industriellen Aktivitäten im Vereinigten Königreich gingen im gleichen Zeitraum um 2,5 Prozent zurück.

Für den weiteren Jahresverlauf zeichnet sich eine Verlangsamung der industriellen Aktivitäten an. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrien dieser Ländergruppe ist den achten Monat in Folge gesunken. Im September lag er mit 50,1 Indexpunkten noch knapp oberhalb des Expansionsbereichs, im Oktober sackte er auf 48,8 Indexpunkte ab und erreichte damit ein 27 Monats Tief. Wir erwarten mit Blick auf die Stimmungsindikatoren im vierten Quartal mit einer stagnierenden Produktion. Die hätte zur Folge, dass im Jahresergebnis 2022 noch mit einem Anstieg der Industrieproduktion um etwas mehr als zwei Prozent zu rechnen ist.

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-25 -15 -5 5 15 25 30 35 40 45 50 55 60
*Produktionsindex: 2 Monatsdurchschnitt, kalender und saisonbereinigt in
zum
for Economic
2019 2020 2021 2022
restliche entw. Volkswirtschaften Euroraum Japan USA Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)
Prozent
Vorjahr Quellen: Macrobond, Netherlands Bureau
Policy Analysis (CPB)
Entwickelte Volkswirtschaften: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex

Schwellenländern

Die Industrieproduktion in den Schwellenländern ist zum Jahresbeginn 2022 mit plus 6,1 Prozent im Vorjahresvergleich kräftig gestiegen. Pandemiebedingte Eindämmungsmaßnahmen in China und der Ausbruch des Krieges in der Ukraine führten dazu, dass die industriellen Aktivitäten im zweiten Quartal nur noch um 2,8 Prozentpunkte zulegen konnten. In den ersten beiden Monaten des dritten Quartals hat sich das Wachstum wieder beschleunigt, so dass die Industrieproduktion per August 2022 gegenüber den ersten acht Monaten des Vorjahres um 4,3 Prozent zulegen konnte. Bedingt durch die stark gestiegenen Preise für fossile Energieträger stieg die Produktion in Afrika und dem Mittleren Osten in diesem Zeitraum mit plus 8,8 Prozent am stärksten an. Leicht überdurchschnittlich war auch der Produktionsanstieg der Industrien in den asiatischen Schwellenländern mit Ausnahme Chinas (plus 4,5 Prozent). Auch die chinesische Industrie hat sich wieder gefangen und steigerte ihren Ausstoß in den ersten acht Monaten um 3,7 Prozent. In Lateinamerika dürfte die Industrieproduktion nach einem Produktionsplus von 3,3 Prozent in den ersten acht Monaten das zweite Jahr in Folge steigen. Schlusslicht in dieser Ländergruppe ist die Industrie in Mittel und Osteuropa, die aber per August noch ein Produktionsplus von 2,2 Prozent ausweist.

Nachdem von Chinas Industrie in den vergangenen Jahren stets die stärksten Wachstumsimpulse ausgingen, dürfte diese Rolle im laufenden Jahr den Industrien in Afrika und dem Mittleren Osten sowie den restlichen asiatischen Schwellenländern zufallen. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie in den Schwellenländern ist nach Erreichen seines bisherigen Jahreshochs im Juni drei Monate in Folge gesunken. Im September und Oktober lag er mit 49,4 bzw. 49,8 Indexpunkten sogar unter der Schwelle von 50, die eine Kontraktion anzeigt. Trotz der sich abzeichnenden Eintrübung im vierten Quartal rechnen wir für das gesamte Jahr 2022 mit einem Anstieg der Industrieproduktion in den Schwellenländern in einer Größenordnung von plus vier Prozent.

Schwellenländer: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex

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35 40 45 50 55 60 2019 2020 2021 2022 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20
Afrika/Mittlerer Osten Lateinamerika Zentral- und Osteuropa Asien (ohne China) China Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse) *Produktionsindex: 2 Monatsdurchschnitt, kalender und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quellen: Macrobond, Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB)

Welthandel

Durch den Krieg in der Ukraine hat der weltweite Handel für kurze Zeit an Schwung verloren. Im März 2022 sank das Welthandelsvolumen nach Angaben des Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB) im Vormonatsvergleich um 1,3 Prozent und im April um weitere 0,1 Prozent. Bereits im Mai war die Erholung der Handelsaktivitäten so kräftig, dass das Niveau vor Ausbruch des russischen Angriffskrieges wieder überschritten wurden. Per August ist das weltweite Handelsvolumen im Vergleich zum Vorzeitraum um 4,4 Prozent gestiegen.

Die Schwellenländer exportierten in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres insgesamt 5,4 Prozent mehr Waren als vor Jahresfrist. Mit plus 10,9 Prozent verzeichneten die Ausfuhren aus Afrika und dem Mittleren Osten den stärksten Zuwachs, gefolgt von den asiatischen Schwellenländern (ohne China), deren Exporte um 8,8 Prozent zulegen konnten. Chinas Exporte legten mit plus 2,4 Prozent nur unterdurchschnittlich zu. Kaum Bewegung gab es bei den Ausfuhren und aus Mittel und Osteuropa die nur um 0,4 Prozent anstiegen. Die Ausfuhren aus Lateinamerika stiegen per August mit plus 6,6 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich.

Welt: Exporte nach Herkunftsregionen

entwickelte Volkswirtschaften Schwellenländer

Index: 2 Monatsdurchschnitt, kalender und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond

Die Exporte der entwickelten Volkswirtschaften stiegen per August 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um insgesamt 2,6 Prozent. In dieser Ländergruppe gingen die stärksten Impulse von den Vereinigten Staaten aus, die ihre Warenausfuhren mit plus 4,2 Prozent überdurchschnittlich steigern konnten. Die Exporte aus dem Vereinigten Königreich stiegen mit plus 5,5 Prozent zwar noch etwas stärker an. Nach zwei Jahren Rückgang und einem Jahr Stagnation bei den Ausfuhren war hier das niedrige Ausgangsniveau die Ursache für die positive Entwicklung. Eher Verhalten gestaltete sich die Entwicklung in Asien. Japans Ausfuhren sanken in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres leicht um 0,5 Prozent und die restlichen entwickelten asiatischen Volkswirtschaften konnten ihre Ausfuhren mit plus 1,1 Prozent nur leicht steigern. Aus dem Euroraum wurden 3,4 Prozent mehr Waren ausgeführt als vor Jahresfrist. Die Exporte aus den restlichen entwickelten Volkswirtschaften stiegen mit plus 3,5 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich.

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-20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 30 2018 2019 2020 2021 2022

Am aktuellen Rand sind die Handelsaktivitäten etwas ins Stocken geraten. Die weltweiten Exporte stiegen im August 2022 im Vergleich zum Vormonat nur noch leicht um 0,4 Prozent. Während die Exporte aus den entwickelten Volkswirtschaften zuletzt um 1,6 Prozent zulegen konnten, sanken die Ausfuhren aus den Schwellenländern mit minus 1,9 Prozent bereits den zweiten Monat in Folge. Auch wenn die Handelsaktivitäten bis zum Jahresende stagnieren, dürfte der Welthandel im laufenden Jahr um etwas mehr als vier Prozent zulegen.

USA

Konjunkturelle Entwicklung

Nachdem sich die US Wirtschaft vom Covid 19 bedingten Einbruch der Wirtschaftsleistung erholen konnte, dämpfen im laufenden Jahr jedoch die Zinswende der Fed, der angespannte Arbeitsmarkt, die Null Covid Strategie in China und auch der Krieg in der Ukraine das Wachstum. In den ersten beiden Quartalen 2022 schrumpfte das US amerikanische BIP auf das Jahr gerechnet nach Angaben des Bureau of Economic Analysis (BEA) preisbereinigt jeweils um 1,6 Prozent (Q1) und 0,6 Prozent (Q2) Laut einer ersten BEA Schätzung ist die US Wirtschaft im dritten Quartal 2022 preisbereinigt und annualisiert um 2,6 Prozent gewachsen. Gründe für dieses überraschend deutliche Wachstum waren unter anderem gestiegene Exporte und Konsumausgaben sowie gestiegene Staatsausgaben (BEA 2022a).

U S BIP Wachstum nach Quartalen (annualisiert)

-40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40

4,6 29,9

35,3 3,9 6,3 07 2,7 07 1,6 01 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3

2,6

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Für die Jahre 2022 und 2023 erwartete die OECD im September 2022 nur noch ein geringes BIP Wachstum von 1,5 Prozent beziehungsweise 0,5 Prozent. Im Vergleich zur ersten Jahreshälfte haben sich die Wachstumserwartungen deutlich verkleinert (OECD 2022). Der Internationale Währungsfonds (IWF) ging im Oktober 2022 ebenfalls nur noch von einem Wachstum von 1,6 Prozent im Jahr 2022 und einem Prozent in 2023 aus (IWF 2022). Wir rechnen mit anderthalb Prozent realem Wachstum im laufenden Jahr.
2020 2021 2022
Quelle: Bureau for Economic Analysis

Die US Arbeitslosenquote ist nach wie vor sehr niedrig. Zwar ist sie im Vergleich zum Vormonat im Oktober um 0,2 Prozentpunkte auf 3,7 Prozent gestiegen (September 3,5 Prozent), dennoch zeigt der Wert, der seit März 2022 zwischen 3,5 und 3,7 Prozent schwankt, dass sich die aktuelle Krise nach wie vor nicht auf den Arbeitsmarkt ausweitet Trotz der leicht gestiegenen Arbeitslosenquote wuchs die Zahl der offenen Stellen im Oktober 2022 um 261 000 im Vergleich zum Vormonat. Die größten Zuwächse entfielen auf den Bereich Gesundheitsvorsorge (plus 53.000 neue Stellen), gefolgt von fachlichen und technischen Dienstleistungen (plus 43.000) sowie die verarbeitende Industrie (plus 32.000) (BLS 2022a). Der Druck auf die Löhne bleibt somit hoch und treibt die Inflation zusätzlich an. Fed Vizepräsidentin Lael Brainard äußerte in einer Rede vom 10. Oktober 2022 die Vermutung, dass Unternehmen, die nach der Pandemie große Schwierigkeiten hatten qualifizierte Arbeitskräfte zu finden, nun möglicherweise auch bei sinkender Nachfrage geneigt seien, ihre Mitarbeiter länger zu halten, anstatt sie zu entlassen Insbesondere in den personenbezogenen Dienstleistungssektoren fehlten immer noch über eine Million Arbeitsplätze im Vergleich zum Stand vor der Pandemie, was darauf hindeute, dass die Unternehmen in diesen Sektoren nach wie vor versuchen könnten, diese Lücke zu schließen (Brainard 2022).

Die Inflation ist nach wie vor sehr hoch. Laut Angaben des Bureau of Labor Statistics stieg der Consumer Price Index (All Urban Consumers, CPI U) im September um 8,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat (nicht saisonbereinigt). Über die Sommermonate hatte die Inflation nur noch leicht zugenommen. Die saisonbereinigte Veränderung gegenüber dem Vormonat lag im Juni noch bei 1,3 Prozent, im Juli bei 0 Prozent und im August bei 0,1 Prozent. Zuletzt zog sie jedoch wieder an mit 0,4 Prozent im September gegenüber dem August (BLS 2022b)

Die Inflationsentwicklung wirkt sich auch auf die Laune der US Konsumenten aus Nach Verbesserungen im August und September schrumpfte der Consumer Confidence Index der U.S. Consumer Confidence Survey (dabei handelt es sich um ein Barometer für die Verbraucherlaune) zwischen September und Oktober von 107,8 auf 102,5 Punkte. Bei den Inflationssorgen wirkten die Benzin und Lebensmittelpreise als Haupttreiber. Die Urlaubsabsichten kühlten sich ebenfalls ab, die Kaufabsichten für Häuser, Autos und Großgeräte stiegen jedoch. Mit Blick auf die Zukunft erwartet das Conference Board eine schwierige Weihnachtssaison für den Einzelhandel (The Conference Board 2022). Nachdem die privaten Konsumausgaben im Juli im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Prozent gesunken waren, stiegen sie im August und September wieder an, jeweils um 0,6 Prozent (BEA 2022b). Gleichzeitig sank die Sparquote der privaten Haushalte (als Prozent des verfügbaren Einkommens) zuletzt leicht, von 3,5 Prozent im Juli und 3,4 Prozent im August auf 3,1 Prozent im September (BEA 2022c)

Außenhandel

Die Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen wuchsen quartalsweise betrachtet über das Jahr, während die Einfuhren im ersten und dritten Quartal auf dem gleichen Niveau lagen und zwischendurch leicht ausschlugen. Im dritten Quartal 2022 exportierten die USA Waren und Dienstleistungen im Wert von 778 Milliarden US Dollar. Das entspricht einem Wachstum gegenüber dem zweiten Quartal 2022 um knapp zwei Prozent. Die Importe beliefen sich im dritten Quartal 2022 auf 988 Milliarden US Dollar Sie gingen gegenüber dem hohen Wert im zweiten Quartal um drei Prozent zurück. Das Außenhandelsdefizit (Waren und Dienstleistungen) fiel somit ebenfalls kleiner aus als in den beiden Vorquartalen und belief sich im dritten Quartal auf rund 209 Milliarden US Dollar (BEA 2022d).

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Fiskalische Maßnahmen der Biden-Administration

Nach dem American Rescue Plan und dem Infrastructure Investment and Jobs Act im vergangenen Jahr haben die Demokraten im Sommer 2022 ein weiteres umfangreiches Ausgabenpaket verabschieden. Zwar ist der Inflation Reduction Act (IRA) kleineren Umfangs als der ursprünglich vorgesehene Build Back Better Act, der ein zentrales Element von US Präsident Bidens innenpolitischer Agenda werden sollte, Ende 2021 aber mangels Demokratischer Mehrheit im Senat gescheitert war. Dennoch sieht das Gesetz, das Mitte August 2022 nach einem Kompromiss zwischen der Parteiführung und wichtigen zentristischen Mitgliedern der Demokratischen Partei verabschiedet wurde, Ausgaben von rund 433 Milliarden US Dollar vor, davon allein 369 Milliarden US Dollar für den Klimaschutz. Diese Investitionen umfassen unter anderem (Senate Democrats 2022a):

27 Milliarden US Dollar für einen Fonds zur Verringerung von Treibhausgasemissionen zur Finanzierung von emissionsarmen und emissionsfreien Technologien zusammen mit Mitteln aus dem Privatsektor;

▪ zwei Milliarden US Dollar an Zuschüssen für die Umrüstung von Automobilwerken auf die Produktion sauberer Fahrzeuge;

▪ zehn Milliarden US Dollar an Steuergutschriften für Investitionen in Produktionsanlagen für saubere Technologien (Solaranlagen, Windturbinen, saubere Fahrzeuge usw.);

▪ 30 Milliarden US Dollar in Form von Zuschuss und Darlehensprogrammen für Staaten und Stromversorgungsunternehmen zur Steigerung der sauberen Stromerzeugung (Senate Democrats 2022b).

Laut Schätzungen des Congressional Budget Office (CBO) könnte der IRA neue Einnahmen in Höhe von 739 Milliarden US Dollar generieren. Innerhalb der nächsten zehn Jahre könnte das Gesetz das Haushaltsdefizit insgesamt um etwa 110 Milliarden US Dollar reduzieren (CBO 2022).

China: Wachstumsausblick

Chinas Wirtschaft wuchs im dritten Quartal überraschend positiv um 3,9 Prozent. Verglichen mit einem Wachstum von 0,4 Prozent im vorangegangenen Quartal ist eine deutliche Erholung zu verzeichnen. Nachdem die Wirtschaft im ersten Quartal noch um 4,3 Prozent gewachsen war, ist sie danach immer wieder ins Stocken geraten.

Im Land ist die Stimmung durch die Null Covid Strategie und den immer wieder verhängten Lockdowns generell gesunken. Ein Ausstieg aus dieser Politik ist auch nach Abschluss des 20. Parteikongresses nicht abzusehen. Hinzu kommen das harte Durchgreifen in der Technologie und Immobilienbranche sowie Maßnahmen zur Verringerung der Emissionen und zur Eindämmung finanzieller Risiken, die ebenfalls auf das Wachstum drücken. In Kombination haben sich diese Maßnahmen deutlich auf das Investitionsklima für Privatunternehmen und ausländische Investoren ausgewirkt. Zudem verlief die Weichenstellung auf dem Parteikongress eindeutig in Richtung einer dauerhaften Stärkung der staatlichen Wirtschaft.

Aber auch die sich verschlechternden Aussichten für die Weltwirtschaft verstärken den konjunkturellen Druck. Der Krieg Russlands in der Ukraine hat die Inflation weltweit in die Höhe schnellen lassen und die Kaufkraft in Chinas wichtigsten Exportmärkten verringert. Die Exporte waren für Chinas Wachstum während der Pandemie ein stabilisierender Faktor, so dass die sinkende Nachfrage die Risiken nun noch erhöht. Die Zentralbanken, vor allem die US Notenbank, haben mit raschen Zinserhöhungen

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reagiert. Dies wiederum führt zu Kapitalabflüssen, da die Anleger sichere Häfen suchen, und setzt die chinesische Währung unter Abwärtsdruck.

Bisher haben die politischen Entscheidungsträger Chinas ihre Konjunkturmaßnahmen auf die Angebotsseite ausgerichtet, vor allem, um die Hightech Produktion zu stärken, die Innovation zu fördern und die Infrastrukturausgaben zu erhöhen. Die derzeitigen Konjunkturmaßnahmen dienen vorrangig den langfristigen strategischen Zielen der KPCh der Modernisierung der Wirtschaft und der Verringerung der technologischen Abhängigkeit vom Westen. Doch ohne einen grundlegenden Politikwechsel werden sich Konsum und private Investitionen nicht verbessern. Angesichts der immer größeren wirtschaftlichen Unsicherheit halten sich die Haushalte und Unternehmen mit ihren Ausgaben deutlich zurück.

Sollte es zu keinem grundsätzlichen Kurswechsel kommen, wird die aktuelle Wirtschaftspolitik die Frustration in der Privatwirtschaft und der Mittelschicht weiter erhöhen. Für eine Rückkehr zu einer weitaus pragmatischeren Wirtschaftspolitik gibt es derzeit jedoch kaum Anzeichen. Stattdessen sind weitere ideologisch motivierte Maßnahmen und eine Ausweitung des Staatskapitalismus zu erwarten. Dies wird sich negativ auf die Effizienz der Kapitalallokation auswirken und Chinas langfristige Wachstumsaussichten deutlich schmälern.

Die chinesische Wirtschaft wird auch deswegen im Jahr 2022 enttäuschen und weit unter dem inzwischen aufgegebenen Wachstumsziel von rund 5,5 Prozent liegen. In den ersten drei Quartalen ist die chinesische Wirtschaft bisher um drei Prozent gewachsen, was die Großbanken veranlasst hat, ihre Wachstumsprognosen auch für das Gesamtjahr und für 2023 noch einmal zu senken.

Erholung der Baubranche, Dienstleistungssektor weiterhin schwach

Am stärksten erholte sich die Bautätigkeit, die im dritten Quartal um 7,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegte. Das verarbeitende Gewerbe wuchs um vier Prozent und der Dienstleistungssektor um 3,2 Prozent. Ein Großteil dieser Verbesserung ist jedoch auf den Vergleich mit einer niedrigen Ausgangsbasis im Vorjahr zurückzuführen, so war beispielsweise die Bautätigkeit im Vergleichszeitraum des dritten Quartals 2021 um 1,8 Prozent zurückgegangen.

Das Wachstum des Dienstleistungssektors ist nach wie vor die Schwachstelle der Wirtschaft und zeigte im dritten Quartal nur geringe Verbesserungen. So wuchsen beispielsweise die IT bezogenen Dienstleistungen, die seit langem ein wichtiger Wachstumsmotor für den Dienstleistungssektor sind, um 7,9 Prozent, gegenüber 7,6 Prozent im zweiten Quartal des Vorjahres. Der Sektor bleibt jedoch weit hinter dem Wachstum von 21,7 Prozent zurück, das 2019 vor der Pandemie und dem harten Durchgreifen der Regierung gegen den chinesischen Technologiesektor verzeichnet wurde.

Die schwache Wirtschaft belastet zudem die Staatsfinanzen. Die Ausgaben für Gesundheitsdienste im Zusammenhang mit der Durchsetzung der strengen Covid Maßnahmen und für die wachsenden Kosten zur Milderung des Drucks auf den Arbeitsmarkt steigen. Die wichtigsten Einnahmequellen geraten unterdessen ins Stocken. Die Einnahmen aus der Einkommenssteuer für Unternehmen wuchsen um 2,1 Prozent und damit so wenig wie seit fast zwei Jahren nicht mehr, während die Einnahmen aus Grundstücksverkäufen im dritten Quartal um 8,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgingen.

Die Industrietätigkeit blieb eine wichtige Triebkraft des gesamten BIP Wachstums. Im dritten Quartal wuchs die industrielle Wertschöpfung um 4,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Wachstum des

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verarbeitenden Gewerbes betrug im Durchschnitt 4,1 Prozent und war damit das stärkste Quartalsergebnis seit dem zweiten Quartal 2021, unterstützt durch einen Sprung im September, der ein Wachstum von 6,4 Prozent brachte. Der Fokus der Regierung auf angebotsseitige Anreize und Maßnahmen zur Minimierung von Unterbrechungen der Lieferkette scheint sich vorerst auszuzahlen.

Ein Lichtblick sind nach wie vor die Hightech Industrien, die im September besonders gut abschnitten. Die Wertschöpfung stieg im September um 9,3 Prozent gegenüber dem gleichen Monat des Jahres 2021, wenngleich das Wachstum nicht mehr zweistellig war. Im dritten Quartal lag das durchschnittliche Produktionswachstum im Fahrzeugbau bei sieben Prozent, in der Elektrotechnik und im Maschinenbau bei 14,4 Prozent und bei elektronischen Erzeugnissen bei 7,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Das Vertrauen unter den Herstellern und Dienstleistern sank am Ende des dritten Quartals. Der Caixin Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe lag im September bei 48,1, und der PMI für den Dienstleistungssektor ist von einem starken Wert von 55,5 im Juli auf 49,3 im September gefallen.

Außenhandel und Exportüberschüsse wachsen stark

Die Exporte sind weiterhin eine wichtige Stütze der Wirtschaft, auch wenn sich das Exportwachstum im dritten Quartal verlangsamt hat. Das Exportwachstum in US Dollar fiel von 17,9 Prozent Ende des zweiten Quartals im Jahresvergleich auf 5,7 Prozent im September. Trotz des langsameren Wachstums exportierte China im September immer noch Waren im Wert von 322 Milliarden US Dollar, nicht weit unter dem Allzeitrekord von 340 Milliarden US Dollar im Dezember 2021 und deutlich über dem Niveau vor der Pandemie von 218 Milliarden US Dollar im September 2019.

Die steigende Inflation und die geringeren Wachstumsaussichten in den wichtigsten Märkten haben die Nachfrage nach chinesischen Waren bisher nicht nennenswert beeinträchtigt. Die Ausfuhren in die EU stiegen in den ersten neun Monaten des Jahres 2022 um 16,9 Prozent, während die Exporte in die Vereinigten Staaten und den ASEAN Raum im gleichen Zeitraum um 8,9 Prozent und 20,6 Prozent zulegten.

Die Fahrzeugexporte haben einen neuen Höchststand erreicht, da chinesische Unternehmen auf eine globale Expansion drängen, insbesondere bei Elektrofahrzeugen (EV). In den ersten neun Monaten des Jahres 2022 stiegen die Autoexporte um 64,6 Prozent und erreichten damit ein Rekordniveau. China hat nun Deutschland überholt und ist nun der zweitgrößte Autoexporteur der Welt nach Japan.

Die Importe wuchsen kaum, im September nur um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr und in den ersten neun Monaten um 4,1 Prozent. Abgesehen von den Rohstoffen ist Chinas Nachfrage nach im Ausland hergestellten Waren schwach. Die Autoimporte gingen um 0,6 Prozent zurück und die Einfuhren von Werkzeugmaschinen schrumpften um 12,3 Prozent.

Die Diskrepanz zwischen Exporten und Importen hat zu einer immer größer werdenden Handelslücke geführt. Chinas Handelsbilanzüberschuss erreichte im Juli mit 101,3 Milliarden US Dollar ein monatliches Rekordhoch. Im September verringerte er sich geringfügig auf 84,6 Milliarden US Dollar, bleibt aber weiterhin auf Rekordniveau.

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Konjunkturmaßnahmen zur Stützung notwendig

Die staatlichen Konjunkturmaßnahmen, einschließlich billigerer Kredite, treiben die Investitionen der staatlichen Unternehmen (SOE) an. Die Investitionen staatlicher Unternehmen beschleunigten sich im dritten Quartal und stiegen bis Ende des dritten Quartals um 10,6 Prozent, verglichen mit einem Anstieg von 9,2 Prozent am Ende des zweiten Quartals.

Die Infrastrukturinvestitionen nahmen allmählich an Fahrt auf, nachdem die Regierung im Juli einen Infrastrukturplan in Höhe von 6,8 Billionen Chinesische Yuan angekündigt hatte. Die Infrastrukturinvestitionen stiegen in den ersten neun Monaten des Jahres um 8,6 Prozent und erreichten damit den bisher höchsten Stand im Jahr 2022. Die Auswirkungen der höheren Infrastrukturausgaben können jedoch die stagnierenden Immobilieninvestitionen nicht ausgleichen.

Konsumentenpreise bleiben moderat, Erzeugerpreise normalisieren sich

Die Verbraucherinflation beschleunigte sich im dritten Quartal und erreichte im September 2,8 Prozent im Jahresvergleich der stärkste monatliche Anstieg seit April 2020. Im Vergleich zum Fünf Jahres Durchschnitt von zwei Prozent lag die Inflation jedoch nur geringfügig höher. Die Jahresinflation bleibt unter dem Jahresziel von drei Prozent. Steigende Preise werden für die politischen Entscheidungsträger kein Hauptanliegen sein, da sie weitere Konjunkturmaßnahmen ergreifen werden.

Seit dem Beginn des russischen Krieges in der Ukraine ist China von den höheren Energiepreisen nicht verschont geblieben. Die Preise erreichten jedoch im zweiten Quartal ihren Höchststand und haben sich im dritten Quartal weiter abgeschwächt. Der monatliche Anstieg der Kraftstoffpreise für Fahrzeuge ging im Jahresvergleich von 32,8 Prozent im Juni auf 19 Prozent im September zurück, und der Anstieg der Energiekosten für die Industrie fiel im Jahresvergleich von 29,4 Prozent im Juni auf 14,3 Prozent im September.

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150 200 250 300 350
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2018 2019 2020 2021 2022 Handelsüberschüsse Exporte Importe * in Milliarden US Dollar Quelle:
Macrobond China: Außenhandel*

Der Erzeugerpreisindex (PPI) ist seit elf Monaten in Folge gesunken und lag im September um 0,9 Prozent unter dem Vorjahreswert. Der Rückgang ist auf die weltweit sinkenden Rohstoff und Energiepreise zurückzuführen, spiegelt aber auch die anhaltende Nachfrageschwäche in der Wirtschaft wider. Bislang haben die Konjunkturmaßnahmen die Preise im Baugewerbe nicht in die Höhe getrieben.

Arbeitsmarkt bleibt stabil, Jugendarbeitslosigkeit weiter problematisch

Auf dem Arbeitsmarkt machen sich die anhaltende Konsumschwäche im Dienstleistungssektor und im Einzelhandel sowie die Abschwächung im Immobilien und Technologiesektor bemerkbar. Im verarbeitenden Gewerbe ist das Bild gemischter. Die Sektoren Automobil, Maschinenbau und Elektronik sind Lichtblicke; zusammengenommen haben sie bis 2022 mehr als eine Million neue Arbeitsplätze geschaffen.

Die Zahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze in den Städten dürfte das Jahresziel von elf Millionen erreichen, nachdem sie am Ende des dritten Quartals bereits zehn Millionen erreicht hatte. Dennoch dürfte es das schlechteste Jahr für neue Arbeitsplätze seit Beginn der Pandemie im Jahr 2020 werden.

Die Arbeitslosigkeit in den Städten blieb stabil und lag Ende September bei 5,5 Prozent, nachdem sie im August auf ein etwas niedrigeres Niveau (5,3 Prozent) gefallen war. Allerdings erreichte die Jugendarbeitslosigkeit im August mit 19,9 Prozent einen neuen Rekordwert. Bis zum Ende des dritten Quartals ging die Quote auf 17,5 Prozent zurück, bleibt aber aufgrund der Rekordzahl neuer Hochschulabsolventen, die in den Arbeitsmarkt eintreten, auf hohem Niveau.

Einzelhandel unter Druck

Bis Ende September waren immer noch ca. 30 Millionen Menschen in irgendeiner Form von Abriegelungen betroffen. Die Unvorhersehbarkeit der Maßnahmen und das Fehlen einer Ausstiegsstrategie verhindern eine spürbare Verbesserung der Einzelhandelsausgaben. Die Stimmung ist auf einem Rekordtief, da die Verbraucher ihre Ausgaben zugunsten von Einsparungen zurückhalten.

Die Einzelhandelsausgaben stiegen im dritten Quartal zwar weiter an, sind aber nach wie vor anfällig. Das Wachstum erreichte im August mit 5,4 Prozent den höchsten Stand seit Januar, fiel dann aber im September auf nur noch 2,5 Prozent. Die Furcht der Verbraucher, von einer Abriegelung betroffen zu sein, trifft die Ausgaben im Gaststättengewerbe besonders hart.

Die lokalen Regierungen geben Gutscheine und Subventionen aus, um den Konsum anzukurbeln. Der Konsum ist jedoch nicht die Hauptpriorität des staatlichen Konjunkturprogramms, das nach wie vor das verarbeitende Gewerbe und Investitionen bevorzugt.

Einer der wenigen Lichtblicke war die Erholung der Autoverkäufe, die durch staatliche Anreize wie Subventionen für Elektrofahrzeuge (EVs) gefördert wurde. Die Autoverkäufe stiegen im dritten Quartal um 13,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

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Wirtschaft in EU und Europa noch resilient, aber vereinzelte Rezession kaum vermeidbar

Die wirtschaftliche Lage in der EU und im Euroraum ist durch eine große Kluft zwischen ein bis zum aktuellen Rand noch ziemlich resilienten Situation einerseits und starken Erwartungen einer baldigen kräftigen Eintrübung andererseits geprägt. So dürften der Euroraum und die EU in diesem Jahr mit rund drei Prozent realem Wachstum noch kräftig zulegen, jedoch im nächsten Jahr kaum noch Wachstum verzeichnen.

Die wirtschaftliche Aktivität im Euroraum legte in den ersten beiden Quartalen noch kräftig zu (plus 0,6 Prozent bzw. plus 0,8 Prozent gegenüber Vorjahr.) und hielt sich sogar trotz des Energiepreis und Inflationsschocks auch im dritten Quartal über der Nulllinie (plus 0,2 Prozent gegenüber Vorjahr.). Italien zog mit einem halben Prozent Wachstum unter den großen Ländern am stärksten an, gefolgt von Deutschland (plus 0,3 Prozent), Frankreich und Spanien (je plus 0,2 Prozent). Die Nachholeffekte in Bezug auf die Pandemie hatten den Südeuropäern eine gute Sommersaison im Tourismus beschert, und die Impulse der Aufbau und Resilienzfazilitäten des NextGeneration EU Programms stützen offenbar die Investitionen.

Wachstum fällt 2023 auf sehr niedriges Niveau

Es sind sich jedoch auch alle Prognostiker einig, dass die Aussichten für das vierte Quartal und das nächste Jahr für den Euroraum weniger rosig sind. Während die Europäische Kommission im Juli noch reale Wachstumsraten von mehr als einem Prozent erwartete und die EZB im September noch fast ein Prozent für möglich hielt (0,9 Prozent), sind die OECD, der IWF, unser Dachverband BusinessEurope (BusinessEurope 2022) und wir bereits bei Werten von ¼ ½ Prozent angekommen. Wir rechnen für den Euroraum mit einer Stagnation der realen Privaten Konsumausgaben und des öffentlichen Verbrauchs und noch einem leichten Plus bei den Bruttoanlageinvestitionen.

Investitionstätigkeit wird leiden und nur schwach zulegen

Der Kosten und Inflationsschock, die getrübten Nachfrageperspektiven in Nordamerika und die weiterhin hohe Unsicherheit in Bezug auf den Ukraine Krieg wird unseres Erachtens die Investitionstätigkeit der Unternehmen deutlich abschwächen. So rechnet die OECD noch mit einem leichten Wachstum der Bruttoanlageinvestitionen von knapp einem Prozent. Auch werden die geldpolitischen Maßnahmen zum Ende des Jahres 2023 auf die Unternehmensfinanzierung vollständig durchschlagen. Zudem kämpfen viele Unternehmen noch mit der Weitergabe erhöhter Einkaufspreise (v.a. für Energie) in die Produktpreise. Diese sind zwar schon erheblich angestiegen (um gut 40 Prozent), aber in vielen Branchen erlaubten die vertraglichen Klauseln und der internationale Wettbewerb keine weit reichende Weitergabe des Kostendrucks in die Produkt und Endkonsumentenpreise. Diese Preisüberwälzung wird noch einige Zeit andauern, da die Absorption in der Gewinnmarge an Grenzen stößt und in vielen energieintensiven Branchen Insolvenzrisiken drastisch angestiegen sind. All dies hemmt auch die Investitionstätigkeit. In der Bauwirtschaft sind zudem die Effekte der schärferen Finanzierungsbedingungen bereits eingetreten, und der Wirtschaftseinbruch von sehr solidem Niveau aus ist heftig. Dies wird die Bauinvestitionen deutlich ausbremsen. Die öffentlichen Investitionen sollten dagegen in vielen Ländern durch die EU Aufbau und Resilienzpläne noch fortgeführt werden und insofern die öffentliche Investitionstätigkeit stützen.

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Private Haushalte müssen Kostenschock abpuffern und schränken Ausgaben ein

Zudem werden die realen Konsumausgaben von dem Kostenschock und dem realen Kaufkraftverlust ausgebremst. Das Verbrauchervertrauen ist im Euroraum seit dem Sommer 2021 kräftig zurückgegangen. Eine weitere deutliche Abfederung durch niedrigere Sparquoten halten wir nicht für sehr wahrscheinlich, weil diese schon stark gesunken sind und die Haushalte zunehmend ihre Ausgaben einschränken. Insofern werden die realen Konsumausgaben seitwärts tendieren.

Heterogene Entwicklung bei den Mitgliedstaaten

Auch bei den meisten großen Volkswirtschaften des Euroraums sieht es mau aus: Deutschland dürfte einen spürbaren Einbruch der Wirtschaftsaktivität erleben. Frankreich und Italien werden wohl wirtschaftlich stagnieren, oder noch mäßiges Wachstum erleben (OECD 2022, BusinessEurope 2022, Confindustria 2022). An der Peripherie Europas sieht es etwas besser aus: Spaniens Wirtschaft ist etwas geringer von der Energiekrise betroffen und dürfte noch mit 1½ Prozent wachsen. Die meisten Länder Ost und Mitteleuropas dürften noch leichtes Wachstum aufweisen, allein für Ungarn wird eine kräftige Rezession weithin erwartet.

Frankreich durchläuft schwaches Jahr 2023

Frankreichs Wirtschaft ist aufgrund der Wirtschaftsstruktur und des Energiemixes nicht ganz so hart getroffen wie Deutschland und Italien und hat schon frühzeitig preisbasierte Stützungsmaßnahmen eingeführt und dies jüngst mit gezielteren Maßnahmen für Haushalte und Unternehmen ergänzt. Dies hat die Inflationsentwicklung unter dem Schnitt gehalten und für ein noch solides Wachstum von 2½ Prozent in diesem Jahr gesorgt. Die Kaufkraftverluste der privaten Haushalte und die Kostenbelastung der Unternehmen werden jedoch zu sehr niedrigen Zuwächsen bei realen Konsumausgaben und Investitionen im nächsten Jahr sorgen. Vom Außenhandel werden kaum Impulse ausgehen.

Italien muss in die Stagnation

Italien ist aufgrund der Deutschland sehr ähnelnden Wirtschafts und Energiestruktur hart von dem Energieschock getroffen worden. Die Regierung von Mario Draghi hat rasch Stützungsmaßnahmen im Volumen von drei Prozent des BIP auf den Weg gebracht und rasch alternative Energielieferungen vereinbaren können. Aufgrund des großen Aufbau und Resilienzplans im Land sind die öffentlichen Investitionen stark angelaufen (um gut einen Prozentpunkt der Wirtschaftsleistung zusätzlich), wenn auch Verzögerungen gegenüber Plan festzustellen sind. Der Inflationsdruck im Land ist jedoch hoch, und die üblichen Effekte auf Konsum und private Investitionsausgaben, insbesondere der energieintensiven Unternehmen, sind breit festzustellen. Zudem haben sich die Energiekosten für Unternehmen in diesem Jahr mehr als verdoppelt (Confindustria 2022). So schwächten sich die Industrieproduktion und die Einzelhandelsumsätze schon kräftig seit dem Sommer ab. Immerhin boomte der Sommertourismus. Aufgrund der hohen Staatsverschuldung und des stark angestiegenen Spreads zu Deutschland verteuern sich die Kredite für italienische Unternehmen und Haushalte kräftig, auch wenn die EZB mit dem Transmissionsschutzinstrument über Möglichkeiten verfügt, spekulative Attacken einzuhegen. Dieser Anstieg ist nicht in einer Verschlechterung der fiskalischen Kennziffern begründet. Vielmehr wurden die Stützungsmaßnahmen vorwiegend aus inflationsbedingten Mehreinnahmen finanziert, und die Schuldenquote dürfte inflationsbedingt um fast fünf Prozentpunkte der Wirtschaftsleistung fallen und auch 2023 nicht steigen. Ob und inwiefern die Regierung Meloni eine etwas expansivere Finanz-

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politik verfolgen wird, bleibt noch abzuwarten. Der in Brüssel eingereichte Haushaltsentwurf sieht moderate Ausgabenerhöhungen vor; viel Spielraum existiert nicht. Die Inflation wird für eine schwache Nachfrage im nächsten Jahr sorgen, währen der Außenhandel nahezu wachstumsneutral bleiben wird. In diesem Jahr hatten allein die Exporte von Waren und Dienstleistungen um mehr als zehn Prozent zugenommen. Dies wird sich nicht wiederholen (knapp zwei Prozent 20

Deutschland

Anders als noch zu Jahresbeginn befürchtet ist eine technische Rezession in Deutschland zunächst ausgeblieben. Grund dafür war die kräftige Erholung in den Bereichen des Dienstleistungssektors, die noch vor Jahresfrist stark von den pandemiebedingten Eindämmungsmaßnahmen betroffen waren. Dafür laboriert das Verarbeitende Gewerbe an den Folgen der Pandemie herum. Die Material und Lieferengpässe haben sich in den Sommermonaten weiter verschärft. Noch ist nicht absehbar, ob und wann sich diese Situation entspannt. Durch den Krieg in der Ukraine dürfte die Lieferkettenproblematik die deutsche Industrie noch eine Weile beschäftigen.

Der deutsche Außenhandel wurde durch die Lieferengpässe erheblich beeinträchtigt. Dies war ein wesentlicher Grund dafür, dass im ersten Quartal vom Außenhandel keine Wachstumsimpulse auf die deutsche Volkswirtschaft ausgingen. Die Nachwirkungen der inzwischen aufgehobenen Lockdowns in China waren in den Sommermonaten noch zu spüren. Zusätzlich belasten die durch Ausbruch des Krieges in der Ukraine gestiegenen Unsicherheiten den Handel Aufgrund des schwachen ersten Halbjahres ist für das gesamte Jahr 2022 nur mit einem Anstieg der Exporte von Waren und Dienstleistungen, um real 2,5 Prozent zu rechnen. Importseitig dürfte dies zwar einen geringeren Bezug von Vorleistungsgütern nach sich ziehen. Die stark gestiegenen Preise für energetische und nicht energetische Rohstoffe führen aber zu einer deutlichen Verschlechterung der Terms of Trade und treiben die Importrechnung kräftig in die Höhe. Mit der wieder anziehenden Reisetätigkeit hat auch der Import von Dienstleistungen im laufenden Jahr kräftig zugelegt. Alles in Allem dürften die Importe preisbereinigt um 6,5 Prozent wachsen und damit auch deutlich stärker als die Exporte.

Mit der Rücknahme der Schutzvorkehrungen zur Pandemie Bekämpfung hat der Private Konsum bereits zu Jahresbeginn einen Schub bekommen. Vor allem die kontaktintensiven Dienstleistungen profitierten im ersten Quartal hiervon. Die gestiegenen Beschäftigtenzahlen, die Hilfspakete zur Kompensation der gestiegenen Energiepreise und die zur Jahresmitte in Kraft tretende Rentenanpassung hat die Konsumnachfrage der privaten Verbrauer zunächst stabilisiert. Selbst wenn der durch die Pandemie entstandene Sparüberhang nur zu einem Viertel in Konsumausgaben fließt, dürfte dies allein beim Privaten Konsum für Wachstum von mehr als zwei Prozentpunkten sorgen. Trotz der aktuell hohen Preissteigerungen, die den Konsum in realer Rechnung belasten, ist für das laufende Jahr mit einem Anstieg der Privaten Konsumausgaben um 3,5 Prozent zu rechnen. Bei den öffentlichen Konsumausgaben dürften die Ausgaben für Unterstützung von Geflüchteten aus der Ukraine und für die Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung zum Ausgleich von kriegsbedingten Belastungen der Bürger erneut zu einem Anstieg der öffentlichen Konsumausgaben führen. Wir rechnen hier mit einem Anstieg in einer Größenordnung von 2,5 Prozent.

Trotz des hohen Investitionsbedarfs für die digitale und energetische Transformation dürfte sich die Investitionstätigkeit im laufenden Jahr nur verhalten entwickeln. Die wesentlichen Investitionshemmnisse sind die durch den Krieg in der Ukraine gestiegenen Unsicherheiten. Gleichzeitig dürften aufgrund der bestehenden Materialengpässe zusätzliche Investitionen nicht zur Produktionsausweitung

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beitragen können. Daher fallen die Wachstumsimpulse, die von den Ausrüstungsinvestitionen ausgehen, mit plus 0,5 Prozent eher gering aus. Bei den Bauinvestitionen rechnen wir im laufenden Jahr mit einem Rückgang in einer Größenordnung von 1,5 Prozent. Hier erweist sich immer mehr die starke Materialknappheit als limitierender Faktor. Zwar dürften die geplanten Wohnungsbauprojekte dieses Jahr noch nicht von der Zinswende betroffen sein. Preissteigerungen belasten aber die Investitionen im öffentlichen Bau und das Genehmigungsplus im gewerblichen Bau ist nur preisgetrieben und in realer Rechnung rückläufig. Die Investitionen in sonstige Anlagen (Software, Forschung und Entwicklung) sind zu Jahresbeginn bereits um mehr als ein Prozent gestiegen und dürften sich im Jahresverlauf weiter erholen, so dass sie im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent zulegen. In der Summe dürfte das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr gegenüber dem Vorjahr in realer Rechnung um knapp ein Prozent steigen

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Transatlantische Schwächeperiode | Der Krieg führt Europa und die USA in schweres Fahrwasser 14/11/2022 34

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