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Foto: Einblick in die smartfactory@tugraz; © Eigentum IFT
Rudolf Pichler
Das Angebot der TU Graz – Lernfabrik für Agilität und Datensicherheit Es war 2015, als auch die TU Graz die strategische Entscheidung traf, als moderne und innovative Universität im Bereich der Forschung und Lehre rund um die Digitalisierung der Produktion eine Lernfabrik zu errichten, so wie dieses neue didaktische Format an einigen deutschen und amerikanischen Universitäten schon etwas zuvor eingezogen ist. Die zweite, nicht minder wichtige Entscheidung war die, Schwerpunktthemen für diese Lernfabrik zu finden, um nicht zu einer „one more of the same“ zu werden. Es galt also, für die Scientific Community und die interessierten Betriebe auch eine gewisse Einzigartigkeit zu schaffen. Im Zeitraum von 2017 bis 2021 wurde sodann am Institut für Fertigungstechnik höchst erfolgreich eine Lernfabrik für „Agile und Datensichere Fertigung“ aufgebaut. Und diese Fabrik, welche auch den brand name „smartfactory@tugraz“ trägt, sei hier mit ihren besonderen Merkmalen vorgestellt. Grunsätzliche Merkmale Viele der schon bestehenden Lernfabriken befassen sich vorrangig mit Montagevorgängen und decken damit nur einen Ausschnitt einer vollständigen Produktion dar. Für die smartfactory@tugraz war es wichtig, eine möglichst vollständige Wertschöpfungskette eines produzierenden Betriebs darzustellen, allein schon aus dem Grund, um als Institut für Fertigungstechnik das ureigene Kernforschungsgebiet der Fertigung einzubinden zu können. Somit wurden auch die zerspanende Produktion mittels moderner CNC-Anlagen und die metalladditive Fertigung Teil des Konzepts. Wichtiges Gestaltungsmerkmal war auch die Entscheidung, nur Anlagen und Komponenten zu verwenden, wie sie tatsächlich auch von In-
WINGbusiness 3/2021
dustriebetrieben eingesetzt werden. Es wurde also sowohl im Fertigungswie auch Montagebereich darauf verzichtet, funktionstechnisch reduzierte Schulungsmaschinen anzuschaffen, sondern man wollte Standards und Funktionsumfänge haben, die ein industrielles Publikum ansprechen und auch für die Studierenden eine möglichst reale Produktionsumgebung schaffen. Alle sichtbaren mechanischen, automatisierten und logistischen Einrichtungen der Lernfabrik wurden in ein Netzwerk aus vielfältigen und spezifischen Software-Lösungen eingebettet, wie es für eine modern organisierte Produktion nicht mehr verzichtbar ist. Letztlich geht es um die Darstellung einer „smarten“ Fabrik, insofern nehmen diese Installationen die eigentlich zentrale Rolle, um nicht zu sagen, das Kernelement der Lern-
fabrik ein. In dieser Hinsicht wurden nicht nur auf OT-Ebene, sondern gerade auch auf IT Ebene modernste Strukturen geschaffen, die letztlich ein Cyberphysikalisches Produktionssystem (CPPS) ausmachen. Auf der Feldebene wird die Infrastruktur von einem MES (Manufacturing Execution System) begleitet, auf IT-Ebene verfügt die smartfactory@tugraz über ein PLM- und ein ERP-System. Über diese informatorische Infrastruktur können Produkte konstruiert, Produktionsprozesse geplant, Produktionsaufträge generiert und durchgeführt und abschließend rückgemeldet werden. Einmal mehr zusammengefasst: Es ist alles verfügbar, was für eine glaubhaft echte und vollständige Produktion nötig ist. Und damit auch richtig produziert werden kann, hat man sich beim Demonstrator (Schauprodukt) für ein Produkt des Typs
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