WINGbusiness Heft 03 2021

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TOP-THEMA

Foto: Adobe Stock Photo

Christian Ramsauer, Maria Hulla

Digitalisierungs-Kompetenz durch Lernfabriken Die Digitalisierung ist in produzierenden KMUs nach wie vor wenig ausgeprägt. Die Entwicklung geeigneter Kompetenzen der MitarbeiterInnen ist ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg. Lernfabriken können Digitalisierungs-Kompetenz effizient vermitteln. Schulungen von MitarbeiterInnen in Lernfabriken sind der Anstoß für die Entwicklung einer Digitalisierungs-Roadmap im Unternehmen.

Ausgangssituation Produzierende Unternehmen agieren in einem Umfeld, das von schnellen Veränderungen, Volatilität und Unsicherheit geprägt ist [1]. Folglich müssen diese Unternehmen ihr Produktionskonzept an die sich stark verändernden Bedingungen im Geschäftsumfeld anpassen, und agiler werden [2]. Der Einsatz digitaler Technologien bietet das Potenzial, diesen Herausforderungen zu begegnen [3, 4] und ist eine Voraussetzung für Agilität. Gleichzeitig bleibt der Mensch der zentrale, strukturbestimmende Faktor in der Produktion [5], während die digitale Transformation zu neuen Kompetenzanforderungen an die MitarbeiterInnen führt [6]. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) haben Probleme, die Potenziale der Digitalisierung zu nutzen, da ihnen die erforderlichen Kompetenzen fehlen [7]. KMUs machen 90 % der Unternehmen aus und leisten einen wichtigen Beitrag zur Schaffung von

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Arbeitsplätzen sowie zur globalen wirtschaftlichen Entwicklung. Hinsichtlich der Digitalisierung werden in der Literatur Unterschiede zwischen KMUs und Großunternehmen beschrieben. So fand eine Studie von Buer et al. (2020) heraus, dass größere Unternehmen einen signifikant höheren Digitalisierungsgrad am Shopfloor aufweisen als KMUs [8]. Dies wird insbesondere damit begründet, dass KMUs über weniger Ressourcen in Form von Zeit, Geld und Personal verfügen [9]. In KMUs gibt es im Gegensatz zu Großunternehmen meist weder eine/n Digitalisierungsverantwortliche/n noch eine Digitalisierungsabteilung. Darüber hinaus müssen MitarbeiterInnen in produzierenden KMUs eine höhere Aufgabenvielfalt und Flexibilität erfüllen können. [10] Hier kann die Digitalisierung eine Vielzahl von Vorteilen für produzierende Unternehmen bieten, um die Aufgabenvielfalt und -komplexität zu reduzieren und die Produktivität zu erhöhen. Mehrere Studien haben jedoch gezeigt, dass KMUs

bei der Umsetzung und Nutzung des Potenzials der Digitalisierung vor besonderen Herausforderungen stehen, insbesondere aufgrund fehlender Qualifikationen in diesem Bereich [8, 11]. Um die Potenziale zukünftiger Arbeitsumgebungen voll ausschöpfen zu können, ist es notwendig, sich auf die Ausbildung der (zukünftigen) Arbeitskräfte zu konzentrieren [12]. Traditionelle Lehrmethoden zeigen nur eine begrenzte Effektivität in Bezug auf die Entwicklung von benötigten Kompetenzen von Studierenden und MitarbeiterInnen für die aktuellen, aber auch zukünftigen Produktionsumgebungen. Als einer der vielversprechendsten Ansätze für Schulungen zur realen Umsetzung solcher neuen Themen bieten Lernfabriken praxisnahe Lernumgebungen, bei welchen die Erinnerungsraten im Vergleich zu Schulungen mit ausschließlich traditionellen Methoden (z.B. Frontalvortrag) nachweislich mehr als sechsmal höher sind [13]. Seit der Entwicklung der ersten Lernfabrik an der TU Darmstadt im Jahr

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