Regionalpolitik: Standortentwicklung Europaallee

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KAPITEL 1

TITEL 1 Titel 2

PHZH

PÄDAGOGISCHE FACHHOCHSCHULE ZÜRICH

E E L L A A EUROP

standortevaluation I standortentwicklung


impressum HOCHSCHULE FĂœR TECHNIK RAPPERSWIL HSR Regionalentwicklung und Standortpolitik Abteilung Raumplanung; Dezember 2013 autoren

hans-ruedi beck bernhard leder moritz setz philip spring

dozentin

prof. dr. susanne kytzia


inhaltsverzeichnis Einleitung

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1 Übersicht

1.1 Die Schweizer Fachhochschulen

6

1.2 Die Zürcher Fachhochschule

7

1.3 Konzentrationsbemühungen Schweizer Fachhochschulen

8

1.4 Pädagogische Fachhochschule Zürich

9

2 standortevaluation

2.1 Standortstrategie Kanton Zürich

11

2.2 Standortsuche PHZH

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2.3 Begründung Standortentscheid Europaallee

15

2.4 Zukunft der ehemaligen Standorte

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2.5 Fazit Standortevaluation

18

5 Themensammlung aus interviews 5.1 Interviewpartner

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5.2 Konzentrationsprozess und Standortevaluation

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5.3 Richtiger Standort / Richtige Nutzung

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5.4 Standortentwicklung

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5.5 Partizipation und Mitwirkung

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5.6 MIetverhältnis PHZH

42

5.7 Erkenntnisse aus Prozess

42

5.8 Persönliche Meinung Interviewpartner

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6 SYNTHESE UND FAZIT 6.1 Fazit

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6.2 Synthese

46

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6.3 Zusammenfassung Synthese

3 standortentwicklung 3.1 Projekt Europaallee

20

3.2 Planungsgeschichte

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3.3 Nutzungen und öffentlicher Raum

26

3.4 Neubau Campus PHZH

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4 sozioökonomische auswirkungen 4.1 Verdrängungsprozess

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4.2 Gemeinnütziger Wohnungsbau

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4.3 Ansteigen der Gewerbemietpreise

32

4.4 Der Quadratmeterpreis

33

4.5 Zeitgenössische Architektur und die Leere nach 20 Uhr

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4.6 Die lange Bauzeit der Europaallee

34

4.7 Qualität der öffentlichen Räume

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QUELLEN- UND ABBILDUNGSVERZEICHNIS ANHANG


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH Standortevaluation I Standortentwicklung

Themenwahl und Ziele

Vorgehen

Im Rahmen der Semesterarbeit im Fach Regionalentwicklung und Standortpolitik gingen die Autoren der Frage nach, wie die Standortevaluation der neuen Pädagogischen Hochschule bei der Europaallee abgelaufen ist, mit welchen Verfahren sowie Instrumenten der Standort entwickelt wird und welche möglichen sozioökonomischen Auswirkungen die Planung auf das Quartier haben kann.

Das erste Kapitel soll einen Überblick über das System der Schweizer Fachhochschulen schaffen, deren Konzentrationsbemühungen aufzeigen und durch ein Portrait der Pädagogischen Hochschule Zürich vervollständigt werden. Im folgenden Kapitel «Standortevaluation» wird erläutert, welche Gründe und Ereignisse zur Konzentration der PHZH führten, wie die Standortsuche abgelaufen ist und was schlussendlich zum Standortentscheid Europaallee geführt hat.

Dabei interessiert v.a. die Frage, wie eine Institution in der Grössenordnung der Pädagogischen Hochschule Zürich an einem Standort konzentriert und welche Rahmenbedingungen und Faktoren dabei eine Rolle gespielt haben. Schliesslich sollten die verschiedenen am Prozess beteiligten Akteure und ihre Interessen betrachtet werden.

Im Kapitel «Standortentwicklung» wird das Projekt Europaallee und der neue Campus der PHZH detaillierter beschrieben. Es soll ersichtlich werden, welche Akteure mit welchen Mitteln zur Entwicklung des Standorts Europaallee beigetragen haben.

Einleitung

Der zweite Teil des Berichtes setzt den Fokus auf Interpretationen und Aussagen aus Interviews und Strassenbefragungen. Es kommen einerseits offizielle Vertreter des Kantons, der Stadt und der SBB zu Wort. Anhand kritischer Fragen sollen deren Überlegungen und Einschätzungen zur Ansiedlung der PHZH an der Europaallee aufgezeigt werden. Andererseits sollen auch Meinungen von Studenten und Mitarbeiter der ansässigen Geschäfte eingeholt werden. Anhand dieser Wortmeldungen sollen [mögliche] sozioökonomische Auswirkungen auf den Stadtkreis 4 «Aussersihl» beschrieben werden. Am Schluss soll unsere eigene Meinung in einer kritischen Betrachtung zum Ausdruck gebracht werden.

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TITEL 1 Titel 2

Z F H ÜBERSICHT fachHOCHSCHULEN


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH Standortevaluation I Standortentwicklung

1.1

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Die Schweizer Fachhochschulen [1]

Hochschulsystem Schweiz Das schweizerische Hochschulsystem besteht aus Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen sowie universitären Hochschulen inklusive der Eidgenössisch Technischen Hochschulen [ETH & EPFL]. Die Schweizerische Bundesverfassung definiert hierbei die Partnerschaft von Bund und Kantonen [Bildungsartikel 61a & 63a]. Die Kompetenzen und Verantwortlichkeiten zwischen Bund und Kantonen sind wie folgt verteilt: • Der Bund führt und finanziert die Eidgenössischen Technischen Hochschulen • fördert die Forschung • regelt die höhere Berufsbildung und die Fachhochschulen • leistet finanzielle Beiträge an die Universitäten und Fachhochschulen sowie an die Berufsbildung • Die Kantone sind Träger der Universitäten, Pädagogischen Hochschulen und der Fachhochschulen • finanzieren allein die Pädagogischen Hochschulen und zu einem grossen Teil die kantonalen Universitäten und Fachhochschulen

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Übersicht

Die Schweizer Fachhochschulen; Bundesamt für Berufsbildung und Technologie BBT

Fachhochschulen Der Schweizer Hochschullandschaft gehören sieben öffentlich-rechtliche sowie zwei private Fachhochschulen an. Die öffentlich-rechtlichen Fachhochschulen sind faktisch regionale Fachhochschulverbünde, deren Trägerschaft aus einem oder mehreren Kantonen besteht. Die Fachhochschulen wurden durch Umbau und Zusammenschluss bereits bestehender Höherer Fachschulen mit unterschiedlichen Trägerschaften [Bund, Kantone, Gemeinden, Private] Mitte der 1990er Jahre geschaffen. Mit dem Bundesgesetz vom 6. Oktober 1995 über die Fachhochschulen wurde dabei die rechtliche Grundlage geschaffen. Heute bestehen vier Fachhochschulen mit interkantonalen Trägerschaften [Haute école spécialisée de la Suisse occidentale HES-SO; Hochschule Luzern HSLU; Fachhochschule Ostschweiz FHO; Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW] sowie drei Fachhochschulen mit nur einem Trägerkanton [Berner Fachhochschule BFH; Scuola universitaria professionale della Svizzera Italiana SUPSI; Zürcher Fachhochschule ZFH].

Pädagogische Hochschulen In der Schweiz sind rund vierzehn rechtlich selbständige, kantonale Pädagogische Hochschulen tätig. Diese unterstehen kantonaler Hoheit und erhalten keine Bundesbeiträge. Anfangs dieses Jahrtausends traten sie im Zusammenhang mit der Entstehung von Fachhochschulen an die Stelle zahlreicher öffentlich-rechtlicher sowie privater LehrerInnenseminare. Die Pädagogischen Hochschulen zählen zum Fachhochschulbereich und sind wie im Falle der Pädagogischen Hochschule Zürich in einen Fachhochschulverband integriert. Sie werden jedoch auch als selbständige Hochschulen geführt oder sind einer universitären Hochschule zugehörig.

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PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH Standortevaluation I Standortentwicklung

Übersicht

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1.2 die zürcher fachhochschule [zfh] [1] Geschichte und entwicklung Das im Jahr 1995 erlassene Bundesgesetz über die Fachhochschulen stellte die rechtliche Grundlage zur Gründung von inter-/kantonalen Fachhochschulen sicher. Zu Beginn der angestrebten Fachhochschulentwicklung war durchaus offen, ob der Kanton Zürich eine eigene Fachhochschule haben werde. In den 1990er Jahren verfolgte man einige Zeit die Option, zusammen mit Ostschweizer Kantonen die Fachhochschule Nordostschweiz zu gründen. Die damaligen Regierungsräte der Kantone Zürich und St.Gallen – Ernst Buschor [ZH] und Hans Ulrich Stöckling [SG] stellten die Weichen jedoch anders, so dass der Kanton Zürich in der Folge zielstrebig am Aufbau einer Fachhochschule Zürich arbeitete. In kurzer Zeit wurde 1998 ein kantonales Fachhochschulgesetz ausgearbeitet, welches im Kantonsrat mit grossem Mehr verabschiedet wurde. Das Gesetz forderte die Integration der bestehenden Höheren Fachhochschulen in die Fachhochschule Zürich – die spätere Zürcher Fachhochschule ZFH. Als Bedingung zur Erteilung des Fachhochschulstatus legte der Kanton eine minimale Anzahl Studierende sowie die notwendige Anzahl Studiengänge fest. Dies bedeutete für viele der potenziellen Fachhochschulen, dass sie sich mit anderen Schulen zusammenschliessen 1

Die Entstehung einer Hochschule; Hasler, Girsberger & Buomberger

mussten. Durch Zusammenschlüsse sowie Neugründungen entstanden 1998 so rund acht Teilhochschulen, wie z. B. die Hochschule für Gestaltung und Kunst oder die Pädagogische Hochschule Zürich. Das erste Fachhochschulgesetz von 1998 bestimmte die ZFH als Holding ohne eigene Rechtspersönlichkeit, welche unter ihrem Dach acht autonome staatliche und private Hochschulen mit eigener Rechtspersönlichkeit und auch eigenen Hochschulräten versammelte. Oberstes Organ der ZFH war der vom Vorsteher der kantonalen Bildungsdirektion präsidierte Fachhochschulrat [FHR]. Im Herbst 2003 folgte der Entschluss des Fachhochschulrates der ZFH zu einer umfassenden Strukturbereinigung. Die ZFH sollte in drei rechtlich selbständige Hochschulen mit je einem eigenen Leistungsauftrag und Globalbudget gegliedert werden. Dieser Entscheid stellte sich im Nachhinein als zukunftsweisend heraus. Es entstanden dabei die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW mit acht Fachbereichen, die Zürcher Hochschule der Künste ZHdK mit fünf Fachbereichen sowie die Pädagogische Hochschule Zürich. Wobei letztere bereits bestand und mit einem eigenen Gesetz geregelt war.

Für diese Strukturbereinigung wurde eine Rechtsgrundlage benötigt, so dass eine Revision des bestehenden kantonalen Fachhochschulgesetzes notwendig wurde. Mit Inkrafttreten des revidierten Zürcher Fachhochschulgesetzes [FaHG] am 2. April 2007 konnte die neue Struktur umgesetzt werden. Die drei autonomen Hochschulen wurden von der Bildungsverwaltung abgekoppelt und erhielten starke Führungsstrukturen mit verantwortlichen Hochschulleitungen. Die ZFH dient nur noch als Hintergrund, vor dem die drei Hochschulen eigenverantwortlich agieren und kooperieren können.

ZÜRCHER FACHHOCHSCHULE staatliche Trägerschaft Zürcher Hochschule der Künste ZHdK Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW Pädagogische Hochschule Zürich PHZH private Trägerschaft Hochschule für Wirtschaft Zürich HWZ Hochschule für Heilpädagogik HfH Abb. 1: Übersicht Zürcher Fachhochschule

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PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH Standortevaluation I Standortentwicklung

1.3

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KONZENTRATIONSBEMÜHUNGEN SCHWEIZER fACHHOCHSCHULEN

Wachstum und Konzentration Die Zahl der Studierenden an Fachhochschulen steigt seit deren Eröffnung kontinuierlich an: im Studienjahr 2007/2008 überschritt sie erstmals die Grenze von 50‘000.[1] Dieses Wachstum sowie insbesondere die Vielzahl an teilweise weit auseinander liegenden Standorten führten in den letzten Jahren beinahe bei allen Fachhochschulen zu Konzentrationsbestrebungen. Am Beispiel der Zürcher Fachhochschulen kann diese Problematik verdeutlicht werden. Die ZFH setzt sich aus den vier Hochschulen HWZ, ZHdK, ZHAW» sowie der PHZH» zusammen.[1] Diese Hochschulen sind auch heute noch auf die drei Städte Zürich, Winterthur und Wädenswil verteilt. Noch bis vor wenigen Jahren waren deren einzelnen Abteilungen und Institute jedoch auf weit über 60 Standorte verteilt. Alleine die in der Stadt Zürich beheimateten Departemente und Institute der ZHdK waren auf über 30, die der PHZH auf knapp 20 verschiedene Standorte verstreut. Nicht zuletzt spielen die Fachhochschulen eine zentrale Rolle im zunehmenden Standortwettbewerb unter den Kantonen sowie im nationalen Städtewettbewerb. Eine Mehrheit der Kantone hat erkannt, dass attraktive Fachhochschulen mit einer weitgehend zentralisierten Infrastruktur, zusätzliche Studierende anzieht. Dabei kann bereits frühzeitig auf die Ansiedlung von qualifizierten Arbeitskräften hingewirkt werden.

1

Übersicht

Die Schweizer Fachhochschulen; Bundesamt für Berufsbildung und Technologie BBT

Hochschulzentrum vonRoll [PH Bern] [2]

Toni-Areal [ZHdK] [3]

Abb. 2: neuer Von-Roll-Campus der PH Bern

Abb. 3: Visualisierung des neuen ZHdK-Campus

Im Hochschulzentrum «vonRoll» wurden die vier Grundausbildungsinstitute der PH Bern sowie eine Fakultät und ein Departement der Universität Bern untergebracht. Das Zentrum wurde auf das Herbstsemester 2013 eröffnet und ersetzt die rund 15 bisherigen Standorte in der Stadt Bern.

Ab 2014 sollen im ehemaligen Industriequartier ZürichWest auf dem Grundstück der vormaligen Toni-Fabrik alle Departemente und die gesamte Infrastruktur der ZHdK sowie zwei Departemente der ZHAW angesiedelt und konzentriert werden. Der Kanton Zürich bewilligte hierfür CHF 139 Millionen für den Mieterausbau im künftigen Toni-Areal.

Mithilfe eines Neubaus sowie der Umnutzung alter Fabrikhallen der «von Roll AG» entstand an zentraler Lage ein Zentrum für die deutschsprachige LehrerInnenausbildung im Kanton Bern mit der grössten Fachbibliothek der Schweiz. Das Zentrum befindet sich im Hochschulquartier Länggasse, in welchem bereits die Mehrzahl der Fakultäten der Universität Bern angesiedelt sind und bietet Platz für 850 Mitarbeitende sowie bis zu 4‘500 Studierende. 2

Hochschulzentrum vonRoll; Amt für Grundstücke und Gebäude des Kantons Bern

Aktuell ist die ZHdK auf über 35 Standorte in Zürich und Winterthur verteilt. Mit der Realisierung des Bildungs- und Kulturzentrums im Toni-Areal im Sommer 2014 soll die Idee einer Kunsthochschule verwirklicht werden, die alle Sparten umfasst und an einem Ort vereint ist.

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Umbau Toni-Areal - Bauprojekt; Baudirektion Kanton Zürich

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PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH Standortevaluation I Standortentwicklung

Übersicht

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1.4 Pädagogische Hochschule Zürich [ph Zürich] Geschichte Am 3. Oktober 2002 wurde die Pädagogische Hochschule Zürich [PHZH] offiziell gegründet. Sie gehört zur Zürcher Fachhochschule [ZFH] und ist die grösste und eine der bedeutendsten Hochschulen für Lehrerinnen und Lehrer der Schweiz. Die PHZH ist die Nachfolgerin von acht bisherigen Institutionen zur Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen. Der Leistungsauftrag stammt dabei aus dem Gesetz über die Pädagogische Hochschule vom 25. Oktober 1999. Die Grundlage für die Konzentration der bisherigen 19 Standorten auf einem Campus legte der Regierungsrat im Jahr 2005 mit seiner Standortstrategie für die Zürcher Fachhochschule. Im 2006 wurden die Weichen für den zukünftigen Standort der PHZH bei der Sihlpost gelegt, in dem der Umzug der Hochschule in den neuen Campus durch die Zürcher Stimmberechtigten abgesegnet wurde.

Kennzahlen [2] • Ausbildung für angehende Lehrpersonen für Vorschul-, Primar-, Sekundarstufe I und Sekundarstufe II • Weiterbildung und Beratung für Lehrpersonen, Schulleitende und Schulbehörden sowie Forschung und Dienstleistungen

konzentration Im folgenden Kapitel soll der Prozess zur Konzentration der verschiedenen Standorte der PHZH an einen Standort dargelegt werden. Die Standortevaluation der PHZH wurde aufgrund ihrer staatlichen Trägerschaft primär vom Kanton Zürich organisiert.

• 2‘500 Studierende in der Ausbildung • 6‘000 Weiterbildungsteilnehmende • 460 Mitarbeitende im akademischen Personal • 230 Mitarbeitende

Im Juni 2009 fand schliesslich der Spatenstich und im September 2012 die Einweihung des neuen Campus der PHZH am Standort Europaallee statt. Gesamthaft stiegen die Studierendenzahlen innerhalb von 10 Jahren um mehr als 50% [2003: 1‘782, 2012: 2‘639] und die Nutzflächen erhöhten sich von 20‘282 m2 auf 40‘430 m2 [+ 100%].[1] Abb. 4: Ehemaliges Hauptgebäude der PHZH an der Rämistrasse 59

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PH Zürich: Jahresberichte 2003, 2006, 2012 Factsheet Pädagogische Hochschule Zürich

Abb. 5: neues Hauptgebäude der PHZH an der Europaallee

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TITEL 1 Titel 2

PHZH STANDORTEVALUATION


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH Standortevaluation I Standortentwicklung

standortevaluation

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2.1 Standortstrategie Kanton Zürich Gründung PHZH [1] Bereits bei der Zusammenlegung der elf ehemaligen Institutionen der Lehrerausbildung [Seminare] und der damit verbundenen Gründung der PHZH wurde eine Konzentration ihrer Standorte in unmittelbarer Nähe zu Universität und ETH angestrebt. Der von der Projektgesamtleitung des «Projekt Pädagogische Hochschule» verabschiedete Schlussbericht zur Projektphase I legte die Grundsätze zum Standort der PHZH fest. Dabei wurde einerseits definiert, dass eine Konzentration des künftigen Standortes in unmittelbarer Nähe zur Universität und ETH zwingend ist. Andererseits sollte die künftige PHZH auf möglichst wenige Gebäude verteilt sein. Gründe hierfür waren insbesondere die Schaffung einer «Berufsidentifikation, die Verknüpfung von Aus- und Weiterbildung, die Entwicklung einer hochschuladäquaten institutionellen Kultur sowie eine verdichtete Nutzung». Diese Grundsätze wurden mit dem Raumkonzept «Campus Zentrum» umgesetzt. Als Zentrum fungierte dabei das Gebäude an der Rämistrasse 59, weitere Gebäude befanden sich im Umkreis des Heim- sowie Kreuzplatzes. Diese Lösung wurde bereits im Schlussbericht I beurteilt, dabei wurden organisatorische Nachteile der Arrondierung verschiedener Gebäude um ein Zentrum als Campus gegenüber einer zentralen Ansiedlung in einem einzigen Gebäude ausgemacht.

Ablauf und Verfahren [2] Die Initialzündung zur Neuorganisation sowie zur Konzentration der Zürcher Fachhochschulen erfolgte, wie bereits erwähnt, mit dem Entschluss des Fachhochschulrats der ZFH zu einer umfassenden Strukturbereinigung. Der Regierungsrat des Kantons Zürich beauftragte im Jahre 2004 hierfür die Bildungsdirektion mit der Erarbeitung eines Gesetzesentwurfes für eine Totalrevision des bestehenden kantonalen Fachhochschulgesetzes. Dieses wurde 2005 zur Vernehmlassung freigegeben. Eine der zentralen Neuerungen dieser Totalrevision stellte dabei die Reduktion der damalig acht auf die heutigen drei staatlichen Hochschulen dar. Im Rahmen der Optimierung der vorhandenen Ressourcen, insbesondere der knappen Finanzmittel, mussten auch die bisherigen Standortüberlegungen einer eingehenden Prüfung unterzogen werden. An der Sitzung des Regierungsrates vom 11. Mai 2005 wurde deshalb entschieden, die damalige Standortsituation der verschiedenen Hochschulen zu überdenken und eine Standortstrategie für die Zürcher Fachhochschule erarbeitet. Diese Standortstrategie hatte zum Ziel, primär die Hochschulen in den Städten Zürich und Winterthur räumlich zu konzentrieren. An den bestehenden Standorten Zürich, Winterthur und Wädenswil sollte dabei festgehalten, hingegen eine Konzentration auf möglichst wenige Gebäude angestrebt werden.[3]

So wurde bereits 2005 festgelegt, dass für alle drei Hochschulen eine Campus-Lösung angestrebt werden soll. Für die ZHAW wurde das Sulzer-Areal in Winterthur ins Auge gefasst, für die ZHdK eine Lösung auf dem Toni-Areal und für die PHZH eine solche auf dem SBB-Areal bei der Sihlpost geplant. 2002 Gründung Pädagogische Hochschule (PHZH)

2003 Entscheid Fachhochschulerat Strukturbereiningung Erster Kontakt zw. SBB, Kanton und Post Testplanung auf dem Sihlpost-Areal Erste Ideen zum möglichen Hochschulstandort Toni-Areal

2005 Totalrevision kantonales Fachhochschulgesetz [FaHG] Standortstrategie für die Zürcher Fachhochschule

2006 Kostenermittlung Vermieterausbau und Mieterausstattung Unterzeichnung Mietvertrag mit SBB [Neubau Campus am Standort Sihlpost] Regierungsratentscheid zu Mietvertrag und Mieterausstattung

2007 Kreditbewilligung Vermieterausbau durch Kantonsrat

2012 Eröffnung Campus PHZH an der Europaallee

Abb. 6: Ablauf Standortevaluation Kanton Zürich 1 2

Projekt Pädagogische Hochschule Zürich - Schlussbericht zur Phase I; Bildungsdirektion Kanton Zürich Die Entstehung einer Hochschule; Orell Füssli Verlag AG

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Regierungsratbeschluss 0294_001; Regierungsrat Kanton Zürich

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Bergründung der allgemeinen Konzentrationsbestrebungen Die neue strategische Ausrichtung der Zürcher Fachhochschule und die damit verbundene Reduktion von ehemals acht auf heute drei Standorte machten auch Überlegungen zu einer allumfassenden Konzentration auf einige wenige Gebäude notwendig. Die steigende Anzahl Studierende, sowie die Umsetzung der Erklärung von Bologna und die damit verbundene Reform der Ausbildungsstrukturen erforderten eine Neubeurteilung der gesamten Standortsituation der ZFH. Nicht zuletzt spielte auch die schwierige finanzielle Situation des Kantons Zürich eine wesentliche Rolle.[1]

1

Regierungsratbeschluss 0294_001; Regierungsrat Kanton Zürich

1998 Gründung ZFH 3 Städte, 8 Teilschulen, 60+ Standorte

Zürich (HMT, HGKZ, HSSAZ, HAP, HSZ, PHZH) Winterthur (ZHW) Wädenswil (HSW)

standortevaluation

2003 Strukturbereinigung beschlossen 3 Städte, 3 Teilschulen

2

2005 Standortstrategie ZFH 3 Städte, 3 Teilschulen, 4 Standorte

Zürich (ZHAW, PHZH, ZHdK) Zürich, Toni-Areal (ZHdK) Winterthur (ZHAW) Zürich, Sihlpost (PHZ) Wädenswil (ZHAW) Winterthur, Sulzer-Areal (ZHAW) Wädenswil, Campus Reidbach (ZHAW)

Abb. 7: Strategie Zürcher Fachhochschulen

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standortevaluation

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2.2 Standortsuche PHZH Hochschulstandort Toni-Areal

Areal Sihlpost: Testplanung & Machbarkeitsstudie [2]

Die Idee des Rektors der Hochschule für Soziale Arbeit das Toni-Areal als möglichen Hochschulstandort in Betracht zu ziehen, kann im Nachhinein auch als eigentlicher Beginn der Standortsuche für die PHZH betrachtet werden. Dieser erfuhr 2003, auf der Suche nach mehr Raum, dass solcher im Toni-Areal zu mieten ist.[1]

Ungefähr zur selben Zeit traten die beiden Bundesbetriebe Post [Eigentümerin Sihlpost] und SBB [Eigentümerin Areal], an den Kanton Zürich heran. Die beiden Bundesbetriebe beschäftigten sich seit geraumer Zeit mit der Planung des im südwestlichen Bereichs des Hauptbahnhofs Zürich gelegene Areal Sihlpost. An einer ausserordentlichen Generalversammlung im September 2001 wurde jedoch deren Aktiengesellschaft HB-Südwest aufgelöst und somit das Projekt «HBSüdwest» respektive dessen Folgeprojekt «Eurogate Zürich» sistiert. Die Eigentümerinnen waren somit gezwungen nach neuen potentiellen AnkermieterInnen Ausschau zu halten und führten in der Folge für das Areal eine Testplanung durch.

Im Kontakt mit der Verwaltung des Toni-Areals sowie dessen Eigentümerin der ZKB, wurde deren Interesse an einem Hochschulstandort eruiert. Die Antwort fiel positiv aus, so dass die Idee anfangs 2004 zuerst der Bildungsdirektorin Regine Aeppli und hiernach an einer Gesprächsrunde den Rektoren der Uni Zürich, der PHZH, der damaligen HMT und der HGKZ unterbreitet wurde. Der Rektor der PHZH bewertete den Standort als «viel zu weit draussen» gelegen.[1] Daniel Fueter, Rektor der HMT war jedoch von der Idee begeistert, so dass Regierungsrätin Aeppli das Vorhaben in der Folge unterstützte. Um eine politische Legitimation dieser Idee zu erreichen, wurde hiernach die Standortstrategie für die Zürcher Fachhochschule entwickelt, welche im Mai 2006 vom Regierungsrat verabschiedet wurde.

«Zett»: Das Magazin der Zürcher Hochschule der Künste; Ausgabe 02_2010

Gemäss der erarbeiteten Machbarkeitsstudie ist die «Neue Sihlpost» für die erforderlichen Hochschulnutzungen geeignet, nebst quantitativen [Flächen und Finanzierung] waren vor allem die qualitativen Aspekte [optimale Unterrichts- und Büroräume] ausschlaggebend.

Von Seiten der Eigentümerinnen sollte das Areal als Bildungsstandort positioniert werden, so dass diese an verschiedene Bildungsinstitutionen gelangten. Nach den Absagen der ETH und der Universität konnte aufgrund dessen Marktsondierung im Toni-Areal der Kanton Zürich als potentieller Ankermieter gefunden werden. Im Jahre 2004 wurden die ersten gemeinsamen Sitzungen zwischen den Eigentümerinnen des Sihlpost-Areals und dem Kanton Zürich abgehalten. Das Areal wurde somit dem Kanton, respektive deren Bildungsinstitutionen aktiv angeboten. Die Post und die SBB erklärten sich bereit, eine grobe Machbarkeitsstudie inkl. Kostenschätzung auf Basis eines durch den Kanton erstellten Raumprogramms für die PHZH zu erstellen.

1

Bei der Erarbeitung der Machbarkeitsstudie durch die Post wurde davon ausgegangen, dass die PHZH in das erweiterte und aufgestockte Verteilzentrum der Sihlpost einziehen würde. In der Folge konnte mithilfe eines Wettbewerbs festgestellt werden, dass die Erstellung eines Neubaus zweckmässiger ist.

2

Interviews mit Wolfgang Annighöfer [Kanton Zürich] und Andreas Steiger [SBB Immobilien]

Abb. 8: Die ehemalige «neue» Sihlpost, fertiggestellt 1992

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PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH Standortevaluation I Standortentwicklung

beschluss der standorte der zürcher fachhochschulen

standort SIHLPOST: Mietvertrag SBB und Vermieterausbau

Aufgrund der positiven Beurteilung des Standorts Sihlpost durch die Machbarkeitsstudie, wurde der potentielle neue Standort für die PHZH in der Folge auch erstmals offiziell durch den Kanton bestätigt. Die durch den Regierungsrat festgelegte Standortstrategie bezeichnete hierbei den Standort Sihlpost als Lösung, die es weiterzuverfolgen gilt.[1]

Der Regierungsrat bewilligte 2006 den Abschluss eines Mietvertrages mit der SBB für die Liegenschaft Sihlpost [Baufeld A]. Dessen Vertragslaufzeit beläuft sich auf 20 Jahre, mit der Option um zweimal fünf weitere Jahre zu den gleichen Mietkonditionen [Total 30 Jahre]. Die Mietkosten wurden daraufhin mittels Wirtschaftlichkeitsberechnung beurteilt, insbesondere deren Vergleich zur Alternative mit weiterhin gut 20 Liegenschaften.

standortevaluation

2

Nebst diesem Mietvertrag wurde auch ein Kredit für die Mieterausstattung dieser Liegenschaft notwendig. Für diesen Mieterausbau beantragte der Regierungsrat dem Kantonsrat einen Kredit von CHF 67.5 Mio. Der Mieterausbau sollte vom Vermieter SBB Immobilien mit höchstens CHF 45 Mio. finanziert werden. Für die vertraglich vorgesehene Amortisationsdauer von 20 Jahren ergaben sich damit Ausgaben von insgesamt CHF 67.5 Mio. Der Kantonsrat kürzte diesen Kredit im Jahr 2007 auf rund CHF 63 Mio [Kredit Mieterausbau ohne Verzinsung: CHF 42 Mio.].[2]

1

Regierungsratbeschluss 0294_001; Regierungsrat Kanton Zürich

2

Beschluss des Kantonsrates zum Antrag des Regierungsrates vom 18. September 2013

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standortevaluation

2

2.3 begründung Standortentscheid Europaallee Unzählige Standorte

Synergien und Umnutzung Liegenschaften

Entwicklung der Studierendenzahlen

Laut Wolfang Annighöfer, Leiter Standortstrategie PHZH, kamen nebst den Überlegungen zu den allgemeinden Konzentrationsbestrebungen noch weitere hinzu: Einerseits existierten in der Stadt Zürich teilweise über 40 Standorte für die beiden Hochschulen der Bereiche Pädagogik und Kunst. Alleine der Betrieb der PHZH war auf rund 19 Standorte in der Stadt Zürich verteilt. Andererseits herrschte auf Seiten der Universität sowie der Berufsschulen ein immenses Raumbedürfnis vor. Der Kanton Zürich stellte sich hiernach die Frage, welche der angesprochenen Institutionen am besten weichen könnte. Die Verschiebung einer Berufsschule, welche grundsätzlich viel stärker an einen Standort gebunden ist, wurde dabei verworfen.

Weiter galt es zu beachten, dass die meisten der ehemals von der PHZH benutzten Gebäude in unmittelbarer Nähe der Universität Zürich lagen [Heimplatz, Rämistrasse]. Diese kantonseigenen Liegenschaften könnten deshalb bei einem allfälligen Umzug der PHZH einen Teil des dringenden Raumbedarfs in unmittelbarer Nähe des Hauptgebäudes der Universität abdecken.

Hinzu kam die Entwicklung der Studierendenzahlen der Pädagogischen Hochschule Zürich. Seit ihrer Gründung kämpfte die PHZH mit einer viel grösseren Anzahl Studierender als ursprünglich geplant worden waren. Noch vor einigen Jahren beliefen sich deren Zahl auf rund 600 bis 700 Studierende, danach wurde gemäss Kanton mit rund 2‘000 Studierenden gerechnet, wobei aktuell nun gut 2‘600 Personen an der PHZH studieren. Am neuen Standort Europaallee wurde dem Trend Beachtung geschenkt. Bereits wurden zusätzliche Reserveflächen im Bereich der Liegenschaft «Sihlhof» für eine zukünftige Erweiterung gesichert.

Nicht zuletzt bestanden am ehemaligen Hauptstandort der PHZH am Heimplatz [Rämistrasse 59] keine Expansionsmöglichkeiten. Das gleiche Gelände wurde seitens der Stadtregierung für einen weiteren Ausbau des Kunsthauses beansprucht.

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PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH Standortevaluation I Standortentwicklung

standortevaluation

2

attraktivitätssteigerung PHZH

Eignung der beiden möglichen Standorte

Wirtschaftlichkeit

Gemäss Wolfgang Annighöfer besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der Attraktivität eines Studiums und des Standortes einer Hochschule. Bereits mit Beginn des Herbstsemesters 2013 macht sich die Fortsetzung der positiven Entwicklung bezüglich der Anzahl Studierenden bemerkbar.

Bei der Erarbeitung der Standortstrategie für die Zürcher Fachhochschulen wurde den beiden Hochschulen ZHdK und PHZH kein eindeutiger Standort zugewiesen. Es konnte jedoch aufgrund der Eigenschaften der beiden möglichen Standorte Toni-Areal und Sihlpost bereits einige Überlegungen zu deren zukünftiger Nutzung getätigt werden. So wäre der Standort Toni-Areal für die Pädagogische Hochschule zu gross gewesen.

Die zur Bewertung des Mietvertrages mit der SBB notwendige Wirtschaftlichkeitsberechnung hat gemäss Wolfgang Annighöfer klar aufgezeigt, dass eine Lösung an einem Standort eine höhere Wirtschaftlichkeit aufweist als das Weiterführen von mehreren Standorten in gut 20 Liegenschaften.

Gemäss seiner persönlichen Einschätzung bedeutet ein attraktiver Standort den grössten Standortvorteil, der zusätzliche Effekte mit sich zieht. Hierbei entscheiden sich die Studierenden zuerst für ein Studium an der PHZH und bleiben dabei vielleicht fürs erste an ihrem ursprünglichen Wohnort. Mit der Zeit entscheidet man sich für eine Wohnung in Zürich und schlussendlich bleibt man dem Kanton als qualifizierte Arbeitskraft erhalten. Auch einem erneuten Lehrermangel kann so präventiv vorgebeugt werden. Denn aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklung in Richtung Teilzeitpensum müssen im Verhältnis zu früher mehr Lehrpersonen ausgebildet werden.

Weiter bestand von Seiten der PHZH der Wunsch nach einer optimalen Erschliessung durch den ÖV. Da ein Grossteil der Studierenden der PHZH zu Weiterbildungszwecken aus dem gesamten Kantonsgebiet anreist und deren Teilnehmerzahl pro Jahr bis zu 40‘000 beträgt, ist die Schule auf einen Anschluss ans übergeordnete Bahnnetz angewiesen. Dieser Umstand spricht eindeutig für den Standort Sihlpost.

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PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH Standortevaluation I Standortentwicklung

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2.4 Zukunft der ehemaligen Standorte Bevor die PHZH 2012 am neuen Standort Europaallee konzentriert wurde, war sie auf 19 Standorte quer über das Stadtgebiet von Zürich verteilt. Der Hauptsitz befand sich zwischen dem Kunsthaus und der Universität. Mit der Standortkonzentration der PHZH bei der Europaallee wurden viele Liegenschaften an den alten Standorten nicht mehr gebraucht und werden nun anders genutzt. Insgesamt sind ca. 40’000 m2 Schulraum, Büros und Wohnungen frei geworden. [1] Der Hauptnutzer dieser neu zur Verfügung stehenden Flächen ist die Universität Zürich, die seit längerem über

1

Platznot klagt. So wird das PHZH-Hauptgebäude an der Rämistrasse und drei Nebengebäude nun von der philosophischen Fakultät, Kunsthistorikern, Ökonomen und Theologen genutzt. Die frei werdenden Flächen der Universität werden zukünftig als Wohnungen genutzt. Auch andere ehemalige PH-Standorte, wie das alte Postgebäude im Kreis 6, gelangen auf den Wohnungsmarkt. Andere Standorte der PHZH, welche in Schulen untergebracht waren, sollen weiterhin als Schule oder Kinderhort genutzt werden. Viele andere ehemalige Standorte sollen zu Büros umfunktioniert werden.

«Der Umzug des Jahres», Tagesanzeiger vom 30.12.2011

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PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH Standortevaluation I Standortentwicklung

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2.5 fazit Standortevaluation Bei der Neuorganisation der PHZH sowie insbesondere bei deren Konzentration an einem Standort fällt auf, dass im Laufe dieses Prozesses keine klassische Standortevaluation durchgeführt wurde. Es fand weder eine aktive Sondierung nach mehreren möglichen Standorten statt, noch wurden diese gemäss harten und weichen Standortfaktoren verglichen und bewertet.

Gründe: So lag im vorliegenden Fall ein klassisches Beispiel von Angebot und Nachfrage vor. Die SBB waren auf der Suche nach einem belebenden öffentlichen Ankermieter mit einer ausgeprägten Reputation, zur selben Zeit kam die PHZH mit der Suche nach einem geeigneten Standort auf den Markt, eine Nachfrage nach Mietflächen war plötzlich vorhanden.

Gemäss Wolfgang Annighöfer kennt der Kanton Zürich bis dato kein standardisiertes Evaluationsverfahren bei der Neuansiedlung von kantonseigenen Institutionen oder Betrieben. Ein solches befindet sich aber aktuell in Erarbeitung und soll bei den anstehenden Neuansiedlungen von Mittelschulen erstmals angewendet werden.

Laut Wolfgang Annighöfer lagen jedoch primär zeitliche Probleme vor. In Anbetracht der jungen Geschichte der PHZH und derer wiederholte Bereinigung der Struktur, war es kaum möglich ein allumfassendes Standortevaluationsverfahren durchzuführen. Im Jahr 1998 wurde die Gründung der Schweizer Fachhochschulen durch den Bund beschlossen, 2000 beschloss der Kanton die Gründung der PHZH. Diese wurde schlussendlich 2002 gegründet. Deren Organisation wurde aufgrund der Standortstrategie für die ZFH im Jahr 2005 jedoch be-

Dass jedoch ein solches Evaluationsverfahren bei der PHZH nicht berücksichtigt wurde, hat verschiedene

reits wieder neu strukturiert. Unter Berücksichtigung der sich rasant entwickelnden Studierendenzahlen und dem für ein klassisches Standortevaluationsverfahren notwendigen politischen Meinungsbildungsprozesses sowie der nachfolgenden Bauzeit, ein solches Verfahren gut 15 Jahre beansprucht hätte. So kam es, dass nach dem Beschluss der Standortstrategie für die ZFH auf den beiden Arealen «Sihlpost» sowie «Toni-Areal» eine relativ einfach zu realisierende und gut finanzierbare Lösung machbar war. Es gilt weiter zu beachten, dass aufgrund des enormen Siedlungsdruckes in Zürich kaum grössere Grundstücke oder Liegenschaften, welche die Bedürfnisse einer öffentliche Bildungsinstitution abdecken, vorzufinden sind.

18


EUROPA ALLEE

standortentwicklung


PÄdagogiscHe HocHscHule ZÜricH standortevaluation i standortentwicklung

3.1

StanDORtEntwiCklung

3

proJeKt europaallee

Fakten und ZaHlen [1] [2] • arealfläche: 78‘000 m2 aufgeteilt in acht baufelder

• investitionsvolumen: 1.2 bis 1.5 milliarden Franken

• 273‘000 m mit dach-/untergeschossen plus 10% Qualitätsbonus als option und

• akzeptanz: 65 Prozent Ja zum gestaltungsplan «stadtraum Hb Zürich» in der volksabstimmung vom 24. september 2006 [kreis 4 und 5: 56%]

2

• 20‘000 m2 für öffentliche nutzungen wie zum beispiel schulen • ausnutzung: 3.7 • mischnutzung: gastronomie, detailhandel, läden und dienstleistungen im erdgeschoss, büro, wohnen [u.a. alterswohnungen], Hotel, Freizeit, bildung • wohnanteil: über das ganze areal 19%, gebietsweise 40% oder 0% beim Hauptbahnhof • 6‘000 arbeitsplätze • 2‘500 studierende, dozierende und mitarbeitende der Pädagogischen Hochschule Zürich [baufeld a]

Projekt Europaallee

• 160 Hotelbetten • bauhöhen: 20m, bis zu 54 m in ausgewählten bereichen. Höher nur im zentralen arealbereich, bei besonderer städtebaulicher Qualität

PH

HB

• Parkplätze: im vollausbau ca. 700 • grundeigentümer/bauherr: sbb, ubs [baufeld c] • architektur: max dudler, stücheli, gigon/guyer, david chipperfield, caruso st. John, bosshard/vaquer, boltshauser, graber/Pulver, masswerk, e2a, kees christiaanse [masterplan]. • öffentlicher raum: Zwei Plätze [europaplatz, früher le-corbusier- Platz; gustav-gull-Platz] sowie eine allee [europaallee] zwischen Hb/sihlpost und gustav-gull-Platz 1 2

Kennzahlen der Stadt Zürich Kennzahlen offizielle Homepage www.europaallee.ch

Abb. 9: Übersichtsplan der Stadt Zürich mit dem Gebiet Europaallee

20


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH Standortevaluation I Standortentwicklung

Standortentwicklung

3

Quartiergeschichte Die Europaallee liegt im Kreis 4 an der Südseite des Vorbahnhofs Zürich HB und ist durch die Sihl von der eigentlichen Innenstadt und dem historischen Kern Zürichs getrennt. Bis zum Bau des ersten Bahnhofs erstreckten sich auf dem Gebiet weitläufige Allmendflächen, die bis zur Eingemeindung von 1893 zu Aussersihl gehörten. Der Bereich Europaallee erhält in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts seine heutige Ausdehnung und Prägung. Dazu gehören der neue Bahnhof [1865-71] mit dem Gleisfeld, die begradigte Sihl-Promenande, der Bau der Kaserne [1864-69] und die neu angelegte Lagerstrasse [1869] sowie die etwa gleichzeitig gebaute Langstrasse. Die Lagerstrasse bildet eine Zäsur, indem sie das Bahngebiet vom angrenzenden Wohnquartier trennt. Das klar begrenzte Areal der heutigen Europaallee bot Raum für bahnbetriebliche Bauten wie Reparaturwerkstätten, Remisen oder Lagerbauten. Im Rahmen der Erweiterung des Hauptbahnhofs und des Baus der Sihl­ post wurden viele Gebäude abgerissen und das freigewordene Gelände für einen Abstellbahnhof genutzt. Über Jahrzehnte «war das Gebiet Niemandsland» [1] und für die Bevölkerung nicht öffentlich zugänglich. Prägend für das Gebiet war der längliche Bau der Sihlpost [1928-30], wodurch die Sihlpromenande ihr heutiges Gesicht erhielt. In der Nachkriegszeit hat sich auch die Bebauung entlang der Lagerstrasse gewandelt. Anstelle der freistehenden Wohn- und Hand-

1

Abb. 10: Luftbild mit dem Projekt «Europaallee» in der Mitte; rechts die Kasernenwiese

werkerhäuser entstanden zahlreiche grössere Bauten. Heute sind es mehrheitlich grossformatige Schul- und Verwaltungsbauten, die an das Gebiet Europaallee jenseits der Lagerstrasse anschliessen. Das im Jahr 1992 gebaute Briefpostzentrum hinter der Sihlpost war be-

reits 10 Jahre nach dem Bau nicht mehr notwendig, weil die Post die Briefsortierung in Mülligen konzentrierte. Es wurde abgerissen, womit der Weg frei für die Öffnung des Gebiets und neue Nutzungen wurde.

Europaallee - Eine Sonderbeilage des Tages-Anzeigers

21


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH Standortevaluation I Standortentwicklung

Standortentwicklung

3

3.2 Planungsgeschichte 1981-2001

Gescheiterte Planungen «HB Südwest» und «Eurogate» Meilensteine

1981-2001 Gescheiterte Planungen «HB Südwest» und «Eurogate»

2003

2009

Testplanung durch drei Architektenteams Entwicklungskonzept Masterplan Echo-Veranstaltungen Quartier, Wirtschaft, Interessengruppen 2003

Baubeginn Baufeld A

Testplanung durch drei Architektenteams Entwicklungskonzept 2004 Masterplan Gestaltungsplan, Erläuterungsbericht Echo-Veranstaltungen Quartier, Wirtschaft, Interessengruppen Umweltverträglichkeitsbericht Öffentliche Auflage Gestaltungsplan

2004

Gestaltungsplan, Erläuterungsbericht Umweltverträglichkeitsbericht 2005 Öffentliche Auflage Gestaltungsplan Info-Veranstaltungen Quartiere Genehmigungsverfahren Gestaltungsplan Erste Ausschreibung Neunutzung Sihlpost Start Studienverfahren Gestaltung öffentlicher Raum 2005 Info-Veranstaltungen Quartiere Genehmigungsverfahren Gestaltungsplan 2006 Erste Ausschreibung Neunutzung Sihlpost Gemeinderats-Ja ohne Gegenstimmen Start Studienverfahren Gestaltung öffentlicher Raum Ja zum Gestaltungsplan bei der Volksabstimmung [65% Ja] Ausstellung Siegerprojekte Wettbewerbe öffentl. Raum/Sihlpost

2006

Gemeinderats-Ja ohne Gegenstimmen Ja zum Gestaltungsplan bei der Volksabstimmung [65% Ja] 2007 Ausstellung Siegerprojekte Wettbewerbe öffentl. Raum/Sihlpost Nutzer- und Investorensuche Bauprojektierung

2009 Baubeginn Baufeld A

2012 Eröffnung PHZH

2012 Eröffnung PHZH

2013 Einzug der UBS auf Baufeld C

2013 Einzug der UBS auf Baufeld C

2014 Fertigstellung Durchmesserlinie und Rückbau Bahnhof Sihlpost Realisierung Baufeld E

2014 Fertigstellung Durchmesserlinie und Rückbau Bahnhof Sihlpost Realisierung Baufeld E

2015

Baubeginn letzte Etappe Realisierung Baufelder B, D, F, G, H

2007

2015

Nutzer- und Investorensuche Bauprojektierung

Baubeginn letzte Etappe Realisierung Baufelder B, D, F, G, H

2008

2020

Einreichung Baugesuch für Umbau und Erweiterung Sihlpost

Geschätzte Fertigstellung des Gesamtareals Europaallee Zürich

2008 Einreichung Baugesuch für Umbau und Erweiterung Sihlpost

Aufgrund der einmaligen Lagequalität des Standortes und der Bedeutung des Gebiets wurde bereits 1969/70 ein Ideenwettbewerb für die Entwicklung des Areals ausgearbeitet. Während mehr als 30 Jahren wurden an den Projekten «HB Südwest» und «Eurogate» geplant und schliesslich 2001, trotz rechtskräftiger Baubewilligung, von der Bauherrschaft aufgegeben. Die SBB nahm nun die Projektentwicklung selbst in die Hand und war sich mit den Projektpartnern Post und Stadt Zürich rasch einig über die wichtigsten Vorgaben für die städtebauliche Entwicklung des Gebiets [siehe Seite 25 «Entwicklungsziele»]. Das Areal wird nun unter dem Namen «Europaallee» vermarktet. Mitten in Zürich, unmittelbar neben dem Hauptbahnhof entsteht auf dem Areal zwischen Sihlpost und Langstrasse sowie Lagerstrasse und Gleisfeld ein komplett neuer Stadtteil. Anders als bei den gescheiterten Projekten «HB Südwest» und «Eurogate» entschieden sich die Akteure nun für einen Planungsprozess mit einem schrittweisem Vorgehen mit acht Bauetappen [siehe Seite 24].

Abb. 11: Ablaufschema Projekt «Europaallee» 2020 Geschätzte Fertigstellung des Gesamtareals Europaallee Zürich

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Standortentwicklung

3

Planungsverfahren

Ab Juni 03

3 Planungsteams in einem offenen Testplanverfahren

Bauten/Freiraum Verkehr Nutzung Umwelt Wirtschaftlichkeit

Entwerfen, Abstimmen, Verdichten und Festlegen der Eckdaten des Projekts

Baurecht

Ab September 03

Erarbeitung Gestaltungsplan

Städtebauliche Themengebiete

GP

Städtebauliches Entwicklungskonzept

Erarbeiten und Zusammentragen der Grundlagen, Verfahren und Vorgehen Aufstellen Projektorganisation

Dialog zwischen Bauherrschaft, Behörden, Planer usw.

Qualitätssichernde Verfahren

Baufeld A Baufeld B Baufeld C Baufeld D

Wettbewerb oder Studienauftrag

Ab März 04

Abb. 12: Planungsverfahren Europaallee

Die städtebauliche Vision für die Europaallee wurde nicht über einen klassischen Architekturwettbewerb, sondern in einem Testplanverfahren entwickelt. Die wichtigsten Ideen sind in das städtebauliche Entwicklungskonzept und schliesslich in den Gestaltungsplan eingeflossen. Dazu gehören insbesondere die Einbindung des Areals in das bestehende Quartier und die Flexibilität bezgl. Konzentrationsmöglichkeiten. Jedes der acht Baufelder [siehe Abb. 13 «Überblick Baufel-

der»] wird für sich geplant sowie bebaut. Zur Unterstützung der gewünschten Vielfalt und Qualität wird zudem für jedes Baufeld ein eigenes qualitätssicherndes Verfahren, z.B. ein Wettbewerb oder ein Studienauftrag durchgeführt. In der Abstimmung über den Gestaltungsplan 2006 stimmten 65 Prozent der Bevölkerung dem Vorhaben zu. Die Zustimmung in den benachbarten Stadtkreisen 4 und 5 lag mit 56% etwas tiefer.

Der im gleichen Jahr durchgeführte Architekturwettbewerb für das Baufeld A wurde von Max Dudler mit seinem Projekt «Stadtskulptur» gewonnen. Nach zweijähriger Projektierungsphase erfolgte im Jahr 2009 schliesslich der Baubeginn für den neuen Campus der PHZH.

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Standortentwicklung

3

Baufelder Baufeld E • Nutzung: Büros [Swisscanto], Läden/ Restaurants, 64 Mietwohnungen • Bezug: 2014 Baufeld F • Nutzung: Mietwohnungen, Büros, Läden/Restaurants. • Bezug: 2018 Baufeld G • Nutzung: Büros, 42 Eigentumswohnungen, 70 Alterswohnungen • Bezug: 2015 Baufeld H • Nutzung: Wohnen, Hotel [25 Hours Hotel Company], Läden/Restaurants [3’000 m2] Abb. 13: Überblick Baufelder des Projekts «Europaallee»

Baufeld A • Nutzung: Pädagogische Hochschule [40‘000 m2], Büros [Credit Suisse, 10’000 m2], Shoppingcenter [7’000 m2]

• Bezug: 2017 Baufeld C • Nutzung: Büros [UBS, 32‘000 m2], Läden/Restaurants • Bezug: 2013

• Bezug: September 2012 Baufeld B • Nutzung: Büro [8’000 m2], Verkauf/Gastro, Vermietung noch offen.

Baufeld D • Nutzung: Büros [10’000 m2], Läden/Restaurants [1’800 m2]

• Bezug: 2018

• Bezug: 2020 [letzte Etappe] 24


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Beteiligte Gesamtplanung EuropaalleE

Entwicklungsziele

• SBB Immobilien Development Europaallee, Zürich [Projektentwicklerin und Vermieterin]

Die Europaallee soll sich durch verschiedene Architekturstile auszeichnen, welche die Identität des Ortes prägen. Die verschiedenen Baufelder werden von unterschiedlichen Architektenteams entwickelt. Dabei geht es vor allem um die Fragen, wie das neue Quartier in die bestehenden Stadtstrukturen eingebunden und über eine vielfältige Mischnutzung belebt werden kann. Eine Betrachtung der umliegenden Quartiergebiete - die Stadtkreise 4 und 5 - ist zentral. Dabei sollen die Anliegen der Quartierbevölkerung miteinbezogen werden. Mit dem Projekt sind weiter folgende Entwicklungsziele verbunden:[1]

• Stadt Zürich (Planungspartnerin) • Kees Christiaanse, KCAP [Masterplaner] • Implenia [Totalunternehmer, Realisierung Baufelder A, C, E]

• Interaktion zwischen Quartier und Bahnhof • Klare Identität und Funktionalität • hohe architektonische Qualität im Kontext der Stadt

Standortentwicklung

3

Die Herausforderung in der Entwicklung und Umsetzung der Europaallee liegt in der Komplexität der vielen Teilprojekte und deren planerischen Abhängigkeiten. In der Abbildung 14 «Übersicht Teilprojekte» werden die Einzelprojekte von SBB und Stadt dargestellt, welche sich vielseitig überlagern und entsprechend einen grossen Koordinationsbedarf haben. Dabei müssen die hohen Anforderungen aus dem übergeordneten städtebaulichen Entwicklungskonzept der Europaallee zu einem funktionierenden und lebendigem Quartierteil umgesetzt werden. Sie sollen aber auch zur künftigen Stärkung des Quartiers sowie des gesamten Stadtzentrum beitragen. Der zukünftigen Mischnutzung in der Europaallee kommt dabei eine Schlüsselrolle zu.

• städtebaulich nachhaltige Stadtverdichtung • a ttraktive Aussenräume schaffen mit Strassen und Plätzen • n utzungsoffene Stadtstruktur sowie hohe und flexible Nutzungsdurchmischung • Ausbau in Etappen • Baufelder mit städtebaulichen Spielregeln

1

Entwicklungskonzept Europaallee; Stadt Zürich [online]

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Standortentwicklung

3

3.3 Nutzungen und öffentlicher Raum Die Arealteile wurden lange durch die SBB [u.a. Infrastrukturplanung, Bau- und Bahnbetriebsdienste, Gleisanlagen für Rettungs- und Löschzüge], sowie durch die Post [u.a. Briefzentrum, Poststelle Sihlpost] genutzt. Die SBB ist die Grundeigentümerin der meisten Flächen, das Gebäude der Sihlpost gehört der Post. Ein zentrales Ziel der SBB und der Stadt bei der Gebietsentwicklung ist wie erwähnt eine vielfältige Mischnutzung, welche für die Belebung des Gebiets sorgen soll. Dies soll mit einem guten Mietermix und mit einer attraktiven Nutzung im Erdgeschoss erreicht werden. In der Europaallee sind die Erdgeschosse durchgehend auf öffentliche Nutzungen ausgelegt. Dies bedingt überdurchschnittliche Raumhöhen. Die SBB bewirtschaftet ihre Immobilien marktorientiert und hat vom Bund den Auftrag langfristig und nachhaltig zur Ertragssteigerung der SBB beizutragen.

1

Zwischen den SBB und den Ladenmietern gibt es Vereinbarungen die Erdgeschosse unter dem Marktpreis zu vermieten, welche im Gestaltungsplan festgehalten werden. Die Ladengeschäfte oder Gastronomiebetriebe werden also von den Nutzungen darüber quersubventioniert. Im Falle der PHZH ist dies jedoch umgekehrt: die PHZH wird durch die darunterliegenden kommerziellen Nutzungen [Ladenpassage] subventioniert. Gemäss Chef der SBB-Immobilen Jürg Stöckli will die Vermieterin damit das Quartier beleben. Er sagt, dass die SBB «für eine gute Durchmischung auf den Maximalprofit verzichtet».[1] Die Spielräume für verschiedene öffentliche und private Nutzungen sollen dabei so lange wie möglich offen bleiben. Für jede Bauetappe kann so eine markt- und bedürfnisgerechtes Angebot geschaffen werden. Die Stadt Zürich hat gemäss Wolfgang Annighöfer, Leiter Standortstrategie ZFH, bei der Frage der Nutzungen

einen Lernprozess durchgemacht. Während es in NeuOerlikon noch kein Konzept für die Nutzungen der Erdgeschosse gab, schreibt die Stadt jetzt im Gestaltungsplan öffentliche Nutzungen vor. Die Frage des Wohnanteils in der Europaallee hat besonders im Vorfeld zur Abstimmung über den Gestaltungsplan zu grossen Diskussionen geführt. Dabei wird oft kritisiert, dass im neuen Stadtteil zu wenige und v.a. zu teure Wohnungen angeboten werden. Die SBB hat keinen sozialen Wohnungsbau oder Genossenschaftswohnungen vorgesehen und bietet die Wohnflächen zu Marktpreisen an. Auch Teile der städtischen Politik verlangte einen höheren Wohnanteil, aber für die SBB als Investorin ist dieser schwierig zu realisieren.[1] Der Wohnanteil über das ganze Areal liegt gemäss Gestaltungsplan bei lediglich 19%. In den mehreren Baufeldern ist kein Mindestwohnanteil vorgeschrieben.

Europaallee - Eine Sonderbeilage des Tages-Anzeigers

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7

9 12

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8

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Standortentwicklung

11

1 7

9 12

5

2

3 1 Sihlquai-Passage, Erschliessung der 4 Gleise des HB und des S-Bahnhofs

10

2 Europaplatz

8

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1 7

9 10 11

12

1 7

9

5

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3 4 6 1 Sihlquai-Passage, Erschliessung der

Gleise des HB und des S-Bahnhofs

Abb. 14: Übersicht Teilprojekte der «Europaallee» Gleise des HB und des S-Bahnhofs

2

2 Europaplatz

1 Sihlquai-Passage, Erschliessung der

3

Gleise des HB und des S-Bahnhofs 4 2 Europaplatz

12

1 Sihlquai-Passage, Erschliessung der

5

8

13

6

7 Europaallee 8 Stephenson-Weg 9 Gustav-Gull-Platz

4 Sihlpostpromenade

10 Platz am Gleisfeld

5 Sitztreppen am Wasserplatz

11 Platz an der Langstrasse

6 Veloweg am Sihlquai

12 Umgestaltung Lagerstrass

7 Europaallee

13 Negrellisteg (Planung sistier

8 Stephenson-Weg 9 Gustav-Gull-Platz

4 Sihlpostpromenade

10 Platz am Gleisfeld

5 Sitztreppen am Wasserplatz

11 Platz an der Langstrasse

6 Veloweg am Sihlquai

12 Umgestaltung Lagerstrasse

7 Europaallee

13 Negrellisteg (Planung sistiert)

8 Stephenson-Weg

Sihlpoststeg 63 Veloweg am Sihlquai

129 Umgestaltung Lagerstrasse Gustav-Gull-Platz

Sihlpostpromenade 74 Europaallee

13 10 Negrellisteg (Planung sistiert)

Stadtraum HB - Erläuterungsbericht zum Gestaltungsplan nach Art. 47 RPV

6

6 Veloweg am Sihlquai

3 Sihlpoststeg

3 Sihlpoststeg

am Gleisfeld Eine wichtige Rolle bei der Belebung spielen nicht Die Europaallee, die Platz als zentrale Achse vom künfti2 Europaplatz 5 Sitztreppen am Wasserplatz 8 Stephenson-Weg 11 Platz an der Langstrasse zuletzt auch die Organisation und Gestaltung der öfgen Europaplatz beim Hauptbahnhof im Kreis 1 zum 3 Sihlpoststeg fentlichen Räume. Mit dem Freiraumkonzept wird ein künftigen Gustav-Gull-Platz führt, wird als grosszügi9 Gustav-Gull-Platz 4 Sihlpostpromenade urbaner Raum von hoher Aufenthaltsqualität ger, autofreier öffentlicher Raum geplant. Zusammen 10 Platzgeschafam Gleisfeld fen, welcher auch die umliegenden Quartiere aufwermit der Lagerstrasse sowie dem Europaplatz und dem 5 Sitztreppen am Wasserplatz 11 Platz an der Langstrasse tet. Das Konzept führt zu einem vergleichsweise hoGustav-Gull-Platz wird ein System von öffentlichen hen Anteil an öffentlichen Flächen von rund 26%.[1] Plätzen und Verbindungen geschaffen. So sollen vielfältige Nutzungen ermöglicht und das Gebiet mit den umliegenden Quartieren vernetzt werden. Neben den zahlreichen Erdgeschossnutzungen entlang der öffent-

1

3

lichen Strassen und Plätzen werden mehrere interne Ladenpassagen entstehen. Gemäss SBB-Sprecher Daniele Pallecchi sind die «publikumszugänglichen Flächen sehr wichtig für die Entwicklung des neuen Stadtteils. Die Ladenpassage soll mit ihrem Mietermix entscheidend zur Belebung der Europaallee beitragen.»[1] Im folgenden Kapitel soll der Neubau des Campus der PHZH auf Baufeld A detaillierter betrachtet werden.

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Standortentwicklung

3

3.4 Neubau Campus PHZH Fakten und Zahlen

Planungsgeschichte

• Gesamtkosten Vermieterausbau: CHF 42 Mio.

Am Ort der heutigen Pädagogischen Hochschule stand das Briefzentrum der Post. Da die Briefverarbeitung in Zürich-Mülligen konzentriert werden sollte, war klar das der Standort ab Ende 2008 frei für andere Nutzungen wurde. Erste Studien hatten gezeigt, dass eine Umnutzung des alten Briefverteilzentrum möglich war.

• Gesamtkosten Mieterausstattung: CHF 44,6 Mio. • Bauzeit: 3 Jahre [Juni 2009 bis Juli 2012] • Mietfläche: 40‘430 m2 2003/2005 Testplanung und Machbarkeitsstudie Totalrevision kantonales Fachhochschulgesetz (FaHG, in Kraft 2007) Standortstrategie für die Zürcher Fachhochschule

2006 Entscheid Architekturwettbewerb (Max Dudler) Genehmigung Gestaltungsplan per Volksabstimmung

Die SBB als Grundeigentümerin und die Post als Gebäudeeigentümerin entschieden sich deshalb im Jahr 2005, für die beiden Baufelder A und C einen gemeinsamen Projektwettbewerb auszuschreiben. Parallel zum Architekturwettbewerb konnte die PHZH als Hauptmieterin gewonnen werden.

2007/2008 Erstellen von Vorprojekt und Bauprojekt

2008 Baubewilligung

2008 Abbruch Briefverteilzentrum Sihlpost

Im Herbst 2012 wurde der Campus der PHZH fertiggestellt. Das Projekt baut auf der bestehenden Struktur des Briefverteilzentrums auf. Es setzt dabei städtebaulich und architektonisch mit seiner Körnigkeit und Durchlässigkeit einen neuen Akzent. Auf dem Grundstück sind vier Baukörper entstanden, die sich um einen zentralen, über dem Niveau der Strasse erhobenen Platzraum gruppieren, welcher über grosszügige Treppen zugänglich ist.

Der hochliegende Stadtplatz verschafft der PHZH sowohl einen Zugang als auch einen Aussenraum und ermöglicht gleichzeitig mit der Stappelung der Nutzungen eine angemessene Dichte und Belebung. Die Hochschule konzentriert an der Europaallee auf rund 40‘000 m2 ihre alten Standorte. Im Baufeld A werden neben dem Campus auch Retail- und Gastroflächen sowie Büros realisiert. Im Erdgeschoss entsteht auf rund 7‘000 m2 eine Ladenpassage mit direktem unterirdischem Zugang zum Hauptbahnhof. Beteiligte • Kanton • Baudirektion Kanton Zürich, Hochbauamt • Kantonales Immobilienamt • Bildungsdirektion, Generalsekretariat • Pädagogische Hochschule Zürich • SBB Immobilien als Vermieterin • Implenia als Totalunternehmer • Generalplanerteam • Architektur, Max Dudler Architekten AG, Zürich

2009 Spatenstich und Baubeginn

• Mark van Kleef, Wiebke Ahues, Berlin

2012 Fertigstellung und Übergabe Umzug Einweihung

Abb. 15: Ablauf Planung Campus PHZH

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Standortentwicklung

3

Der PHZH-Campus im Kontext der Gesamtplanung Europaallee Für den Regierungspräsident und Baudirektor Markus Kägi ist der neue Campus der erste Meilenstein und ein «zukunftsweisendes Projekt» für alle Beteiligten auf dem Weg zum neuen Stadtteil Europaallee. Die Entwicklung und Aufwertung von Schlüsselgebieten bietet dank einer sorgfältigen Planung sowie einer zweckmässigen Nutzung grosse Chancen und «einen Gewinn für alle Beteiligten».[1] Gemäss den Zielen des revidierten Richtplans und der Standortstrategie der Zürcher Fachhochschulen von 2005 sollen Bildungseinrichtungen räumlich konzentriert und an zentralen Lagen mit guter ÖV-Erschliessung angesiedelt werden. Die Konzentration der PHZH an diesem Standort ist aus raumplanerischer Sicht also zweckmässig und sinnvoll.

1 2

Einweihungsdokumentation Campus PHZH PH Zürich - Jahresbericht 2012

Der Campus nimmt die Rolle eines städtebaulichen und architektonischen Leuchtturms innerhalb der Gesamtplanung Europaallee ein. Als erster Baustein bildet er an prominenter Lage den westlichen Eingang zum neuen Stadtquartier und ist folglich ein wichtiges Element bei der Adressbildung des Gebiets. Der Neubau gibt sowohl der PHZH als Bildungsinstitution ein neues Gesicht und prägt gleichzeitig auch das Bild des neuen Zürcher Stadtquartiers. Es wurde bewusst kein autarkes, in sich geschlossenes Gebilde auf der «grünen Wiese» geplant, sondern eine öffentliche Institution von hoher architektonischer Qualität. Diese ist eng mit der Quartierumgebung verknüpft und in die bestehenden Strukturen eingebettet. Die PHZH soll mit ihren 2‘500 Studierenden, Dozierenden und Mitarbeitenden zu einem durchmischten und belebten Quartier einen wesentlichen Beitrag leisten. Für die SBB ist daher die Ansiedlung eines öffentlichen Mieters, der für Belebung sorgt, absolut zentral bei der Entwicklung und Vermarktung des Projekts.

Schliesslich soll durch den neuen Campus auch der bestehende Bildungsstandort mit mehreren privaten und öffentlichen Schulen entlang der Lagerstrasse gestärkt werden. Durch die Konzentration der 19 Standorte profitiert aber auch die Hochschule selber: Der neue Campus verbessert das gesamte schulische Lernumfeld [Sitzungen, Vorlesungen, Kommunikation und Austausch]. Nun werden Forschung, Studium, Weiterbildung und verschiedene Dienstleistungen unter einem Dach versammelt. Der Rektor der PHZH Walter Bircher ist überzeugt, dass der Kanton mit der Ansiedlung des Campus auch einen «wichtigen bildungspolitischen Entscheid» gefällt hat.[2] Davon wird der ganze Bildungsstandort Zürich profitieren. Die Entstehungsgeschichte der PHZH findet nach zehn Jahren mit dem Bezug des Campus an der Europaallee somit ihren eigentlichen Abschluss.

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KREIS

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sozioรถkonomische auswirkungen


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH Standortevaluation I Standortentwicklung

In diesem Kapitel sollen verschiedenen in Interviews, Zeitungsartikel und im politischen Prozess diskutierten [möglichen] Auswirkungen der Planung «Europaallle» betrachtet werden. Die folgenden Zitate wurden entweder im Rahmen unserer kurzen Strassenbefragung

sozioökonomische auswirkungen

4

im Dezember 2013 erfasst oder wurden auf der Homepage des Tages-Anzeigers der Leserkommentarseite entnommen. Nicht zuletzt sollen auch Autoren von verschiedenen Tageszeitungen zu Wort kommen.

4.1 Verdrängungsprozess Befragt man Frau Blatter vom Amt für Städtebau der Stadt Zürich zu Auswirkungen des Europaallee Projektes auf das Umfeld meint sie dass ein Projekt dieser Dimension immer positive und negative Seiten habe. Im Moment befänden sich viele der Gebäude an der Lagerstrasse in einer Art Abwärtspirale, was auch die Stadt wieder vor Probleme wie hohe Kriminalität, grossen Anteil an Sozialfällen, Strassenprostitution usw. stellt. Darum sei es für die Stadt auch erforderlich, dass die Europaallee einen positiven Impuls gibt, der Veränderungen mit sich bringt. Dies wird sicherlich zur Folge haben, dass es zukünftig weniger günstigen Wohnraum gibt, da Investoren auf die Gebäude an der Lagerstrasse aufmerksam werden. Die Angst vor Verdrängung durch den eben erwähnten Impuls sind im Quartier vorhanden. Dies belegt folgender Auszug aus der Sonderbeilage «Europaallee» des Tagesanzeigers: «Das Grundgefühl, dass die Entstehung der Europaallee bei den meisten Anwohnern hervorruft, ist derzeit ein mulmiges, ungutes. Sie alle, die hier seit 30 Jahren wohnen, seit 10 Jahren in einem Keller-Studio Tanzunterricht geben oder in einem

1 2

Europaallee - Eine Sonderbeilage des Tages-Anzeigers «Die Leere glitzert golden»; Süddeutsche Zeitung

Estrich-Atelier Bilder malen, seit 20 Jahren einen Spunten oder einen Plattenladen betreiben, sie alle, die mit einer Gemütslage zwischen gesundem Fatalismus und ungesunder Hoffnung die bisherigen Veränderungen er- und mitgetragen haben (auch wenn es seinen Preis hatte, pekuniär wie emotional), fühlen sich eingeschüchtert – und bisweilen auch einfach «hässig!».[1] Es sind die existenziellen Fragen, welche die Leute bewegen. Die Angst vor der Veränderung, der Anpassung der eigenen Person, des Umzugs in ein anderes, für sie wirtschaftlich attraktiveres Viertel in der Stadt. Bis jetzt schien der Widerstand der Bevölkerung nicht gross zu sein, dies liegt vielleicht auch daran dass, wie Vesna Tomse, Soziologin mit Spezialgebiet Gentrifizierung sagt: «Zürich ist eine calvinistische Stadt. Wer hier verdrängt wird, sieht es als das eigene Verschulden an, die Mieten nicht bezahlen zu können, wie dies die neu eingewanderte Global Class mit Leichtigkeit tut».[2]

Abb. 16ff: Leserkommentare zum Artikel «Zürich gehört uns allen!» im Tages-Anzeiger vom 28. Oktober 2013

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4.2

Gemeinnütziger Wohnungsbau

An der Europaallee wurde kein Gemeinnützigenwohnungsbau geplant. Mireille Blatter vom Stadtplanungsamt meint dazu: «Ich denke, wenn man diese Planung heute macht, würde man mehr Druck bezüglich gemeinnützigem Wohnungsbau machen. So wie wir das jetzt bei der Zollstrasse gemacht haben.» Die Zollstrasse ist wie das Gebiet der Europaallee eine Fläche der SBB, allerdings auf der anderen Seite des Gleisfeldes. Hier werden laut Gestaltungsplan von 140 Wohnungen 40% im gemeinnützigen Wohnungsbau erstellt.[1] Allerdings bleibt auch hier zu bemerken dass der grösste Teil dieser Gemeinnützigenwohnungen auf dem Boden realisiert wird, welcher der Stadt gehört. Die Alternative Liste Zürich fordert mindestens das doppelte an gemeinnützigem Wohnungsbau, «die SBB handle auch hier wieder viel zu profitorientiert wie bei der Europaallee auch schon.»[2]

1 «Bauboom am Zürcher Hauptbahnhof»; NZZ 22.05.13 2 Alternative Liste Zürich; Homepage

4.3

sozioökonomische auswirkungen

4

Ansteigen der Gewerbemietpreise

Die Mietpreise an der Europaallee sind von der SBB gestaffelt und umsatzabhängig gestaltet. Erst bei einem gewissen Umsatz steigt der Mietzins an. Die Staffelung bzw. Rabattierung dauert bis die ganze Europaallee fertiggestellt ist. Die Umsatzabhängigkeit bleibt bestehen, nach dem Motto: «Läuft es dem Mieter gut, profitieren auch wir davon, läuft es ihm nicht gut, profitieren auch wir nicht. Somit ist es im Interesse der Mieter und von uns, dass die Europaallee brummt.»[3] «Selbst unsere Mieten gegenüber der Europaallee sind gestiegen, wir können dies jedoch verkraften, da wir aufgrund neuer Kundschaft auch unseren Ertrag steigern konnten.» [Inhaber der Belmundo Gallery an der Lagerstrasse 33]

Somit ist davon auszugehen dass ein Einfluss der Europaallee auf die Mietpreise in der Umgebung sicherlich spürbar sein wird. Sei es nun innerhalb der Europaallee, da von der SBB so geplant, oder an der Lagerstrasse allgemein. Es bleibt zu hoffen, dass es für das eine oder andere Geschäft gleich gut läuft wie für die Belmundo Gallery, die allerdings auch Ihr Sortiment den veränderten Bedingungen angepasst hat. Waren früher Einrahmungen das Kerngeschäft, werden heute auch Souvenirs und Ähnliches verkauft. Bleibt zu hoffen, dass auch noch andere bestehende Gewerbe an der Lagerstrasse von der Veränderung profitieren können.

«Den neuen, dreimal höheren Mietzins können wir uns beim besten Willen nicht mehr leisten», sagt der ehemalige Modezar Heinrich Grau. Er ist Inhaber vom Dschingis, einer Kleiderboutique die seit 1966 im Geschäftshaus Clipper eingangs der Lagerstrasse ist, zügelte im Frühjahr 2012 vom Kreis 4 in die Enge an den Bleicherweg 70.[4]

3 Interview Andreas Steiger [SBB] 4 «Kleiderboutique Dschingis wird aus dem Kreis 4 verdrängt»; Tages-Anzeiger 08.11.11

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4.4

4

Der Quadratmeterpreis

Um so mehr man sich mit der Thematik befasst, stellt man fest, dass sich alles um den Quadratmeterpreis dreht. Die SBB Immobilien haben vom Bund, ihrem Eigentümer, keinen Auftrag ihr Land zu einem günstigeren Preis abzugeben als zum Marktpreis. Im Gegenteil, sie müssen gewinnorientiert wirtschaften, um ihre Pensionskasse zu sanieren.[1]

1 2

sozioökonomische auswirkungen

«Bauen mit den Bundesbahnen»; P.S. Zeitung «Die Leere glitzert golden»; Süddeutsche Zeitung

Der Quadratmeterpreis beherrscht die Diskussion um die Quartierverträglichkeit, sei es nun auf öffentlichem Boden oder in den Gebäuden selbst. Um so höher der Preis Bodens, desto höher das Veränderungspotential auf das Umfeld. Treffend formuliert es Laura Wiessmüller, Autorin der Süddeutschen Zeitung in ihrem Artikel «Die Leere glitzert golden» so: «Was früher die Funktionstrennung zwischen Wohnen und Arbeiten geschafft hat – triste Monostrukturen –, schafft heute die Trennung durch den Quadratmeterpreis.»

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sozioökonomische auswirkungen

4.5 Zeitgenössische Architektur und die Leere nach 20 Uhr Laura Weissmüller schreibt ihn ihrem Artikel «betretet man die Europaallee nach acht Uhr abends, wohl gemerkt wenige Schritte neben dem HB, wirke alles sehr still. Das Viertel sei surreal leer, kein Mensch sei auf den breiten Treppen und in den kleinen Gassen zwischen den hohen Gebäuden anzutreffen. Nur auf dem Vorplatz der Pädagogischen Hochschule würden noch ein paar Studenten stehen.»[1] In unseren Strassenbefragungen kam auf die Frage ob die Europaallee ihnen bis jetzt gefalle häufig Antworten wie: • «Ich vermisse Bäume.» • «Mir sind solche Überbaungen zu unpersönlich.» • «Die Gebäude gefallen mir persönlich nicht.» • «Bis jetzt finde ich die Stimmung noch nicht wirklich gut. Es gibt zu wenig Bäume an der Strasse. Es ist unfreundlich. Am meisten Betrieb herrscht von 15 – 19 Uhr, die restliche Zeit ist es eher ruhig.»

4

4.6 Die lange Bauzeit der Europaallee Es gibt aber auch positive Stimmen zur Architektur der Europaallee. Sei es von Laien: « Es gefällt mir eigentlich ganz gut. Ich denke mit der Zeit, wenn alles fertig ist, wird es ziemlich toll.» oder auch von Fachleuten die nach ihrer persönlichen Meinung gefragt werden: • «Ich habe Freude an den Gebäuden, der Architektur, der Qualität und der Hochwertigkeit. Es ist ein Stück Stadt, dass schlussendlich zu Zürich gehören wird.» • «Jedes Haus ist ein Highlight für sich, aber es ist kein Feuerwerk oder etwas noch nie Dagewesenes».

Vom ersten Spatenstich im Jahr 2009 bis zum Einzug der PHZH im Sommer 2012 sind nur drei Jahre vergangen. Bis die gesamte Europaallee fertiggestellt ist, und alle öffentlichen Aussenräume ein ganzes bilden, wird es Anfang 2020 werden. Dieser lange Zeitraum der Bevölkerung bewusst zu machen, ist laut Andreas Steiger von der SBB, eine der grossen Herausforderungen im laufenden Projekt Europaallee. Aus Gesprächen mit Mietern in der Europaallee erfährt man, dass ihnen die Tatsache bewusst ist. Geht es allerdings um wirtschaftliche Aspekte wegen geringer Umsätze trotz günstiger Mieten, wird gerne wieder vergessen dass die Europaallee noch nicht fertig gebaut ist. Eine Angestellte der Schminkbar im Gebäude der UBS sagt dazu: «Ein gutes Beispiel dafür ist die Strassenbeleuchtung, welche erst vor einigen Wochen installiert wurde. Daher ist es schwierig bereits jetzt ein aussagekräftiges Fazit zu ziehen.»

• «Mich stört, dass beinahe alle Gebäude gleich aussehen. Der Ort erhält damit eine anonyme Ausstrahlung. Ich hätte mir etwas Abwechslung gewünscht und insbesondere mehr Liebe fürs Detail.»

1 «Die Leere glitzert golden»; Süddeutsche Zeitung

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4.7

sozioökonomische auswirkungen

4

Qualität der öffentlichen Räume

Welche Art von Öffentlichkeit haben Räume innerhalb eines Systems von privaten Bauten? Wie viel Öffentlichkeit wird ihnen zugestanden und wie werden ihre Nutzungen definiert? Wann ist eine Nutzung störend, wann ist sie erwünscht? Wie lebendig können solche Orte sein? Dazu einige Aussagen aus den Interviews: Eine Studentin der PHZH: «Was mir sehr gefällt, ist das man vielen Leuten einfach so aufgrund der Konzentration über den Weg läuft.» und «Mir fällt auf, dass sowohl im Gebäude als auch im Aussenbereich wenig Platz für den Aufenthalt geschaffen wurde. Es wirkt alles sehr aufgeräumt und klinisch, man findet kaum einen Platz an dem man sich einfach kurz hinsetzen und etwas verweilen kann.» Eine Rezeptionnistin der UBS an der Europaallee: «Der Ort ist von vielen jungen, aufgestellten Menschen bevölkert. Z. B. ist unser Innenhof im Sommer toll, für mich ist es eine Oase in der Innenstadt. Es ist hier sehr ruhig und es herrscht momentan auch kein Weihnachtsstress.» Studenten der UniZH: «Der Platz ist attraktiv um sich mit anderen Leuten zu verabreden. Der Bereich hier um die PH lebt und ist attraktiv.»

Andreas Steiger SBB: Positiv: «Am meisten Freude habe ich wenn die Studenten zum Beispiel eine Band organisieren. Das ist genau das, was wir uns wünschen, dass es spontanes Leben gibt. …das ist zwar nach Hausordnung nicht immer erlaubt, aber das gehört dazu.» Negativ: « Ich denke, die Seitengassen, die sind schon noch kritisch. Die sind jetzt wirklich einfach nur funktional … Dort wird nie gross Betrieb drinnen sein. Das ist, ich sage mal, ein Sorgenkind. Das könnte in Zukunft schon kritisch werden, zum Beispiel in Randzeiten.»

Durch den Grad der Öffentlichkeit der Plätze wird die Hemmeschwelle zur Ihrer Nutzung bestimmt. Umso kleiner die Einsehbarkeit eines Platzes ist, desto grösser wird auch dessen Attraktivität für verborgenes, privates. Was nicht nur den positiven Aspekt einer informellen Nutzung wie einem spontanen Studentenkonzert mit sich bringt, sondern auch negative Aspekte wie Littering, Ansammlungen von homogenen Gruppierungen oder ein allgemeines Unsicherheitsempfinden.

Laura Weissmüller kritisch in der SZ: Es reicht eben nicht, grosse Durchgänge, Plätze und Passagen anzubieten, wenn der Architekturrahmen ein Stoppschild für alle Nicht-Topverdiener aufstellt.[1] Aus diesen Aussagen lässt sich schliessen, dass wenn die Europaalle belebt ist, die Plätze durchaus funktionieren und bei den Benutzern das Befürfnis für sie besteht. Teilweise schwingt in den Aussagen mit, dass in Randzeiten Probleme entstehen können oder zu wenig Plätze vorhanden sind.

Shopmanager an der Europaallee: «Die Sitzbänke vor unserem Shop, die müssten wo anders sein. Wieso? Wenn die Leute hier jeweils essen, bleibt immer so viel Müll zurück. Das ist nicht ansehnlich.» 1 «Die Leere glitzert golden»; Süddeutsche Zeitung

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TITEL 1 Titel 2

KANTON STADT ZÜRICH ZÜRICH

Interviews

SBB

IMMOBILIEN


PÄdagogiscHe HocHscHule ZÜricH standortevaluation i standortentwicklung

5.1

tHEmEnSammlung intERViEwS

5

interviewpartner

in diesem kapitel werden ausgewählte themen der drei geführten interviews mit kanton, stadt und der sbb vorgestellt. die Überlegungen, meinungen und einschätzungen der drei interviewpartner werden zu-

sammengefasst und es wird auf unterschiede und gemeinsamkeiten hingewiesen. dabei werden nur diejenigen inhalte berücksichtigt, die nicht bereits in den vorangehenden kapiteln behandelt wurden.

wolFgang annigHöFer kanton ZÜricH

mireille blatter stadt ZÜricH

andreas steiger sbb immobilien

• leiter Projekt standortstrategie ZFH

• gebietsmanagerin europaallee

• Projektleiter europaallee

• bildungsdepartement kanton Zürich

• amt für städtebau stadt Zürich

• leiter development Zürich, sbb immobilien

Abb. 17: Wolfgang Annighöfer, Leiter Projekt Standortstrategie ZFH

Abb. 18: Mireille Blatter, Gebietsmanagerin Europaallee

Abb. 19: Andreas Steiger, Projektleiter Europaalle SBB Immobilien

«DER StanDORt wuRDE niCHt klaSSiSCH EValuiERt. SOnDERn DERJEnigE, DER auf DEm maRkt waR, Hat gRunDStÜCkE angEBOtEn.»

«waS BRauCHt DiE StaDt an DiESEm ORt? waS maCHt DiE StaDt lEBEnDig? DER angEStREBtE nutZungSmiX SOlltE SiCH an DiESEn fRagEn ORiEntiEREn.»

«BilDung unD wEitERBilDung SinD EnORm wiCHtigE tHEmEn in unSERER gESEllSCHaft - unD wERDEn ES nOCH JaHRE BlEiBEn.»

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5.2

THEMENSAMMLUNG INTERVIEWS

5

Konzentrationsprozess und Standortevaluation

Politischer Prozess

Chancen und Risiken

Von den politischen Instanzen wurde der Standortentscheid zugunsten der Europaallee laut Herr Annighöfer mehrheitlich positiv aufgenommen. Der Regierungsrat, der mit dem Beschluss von 2005 zur Standortstrategie der Zürcher Fachhochschulen, den Grundstein für die Konzentration der PHZH legte, äusserte wenig Bedenken. Im Kantonsrat gab es jedoch grössere Diskussionen.

Nach Aussage von Herr Annighöfer sah die Schulleitung der PHZH wenig Risiken und war von Anfang an für eine Konzentration. Im Gegensatz zu den betroffenen Dozenten, die lieber an ihren dezentralen Standorten geblieben wären. Dort können sie eher ihre eigene Philosophie umsetzen und sind in einem gewissen Sinn autonomer. Da sie jedoch mit der Zusammenlegung der Seminare bereits einen Zentralisierungsprozess hinter sich hatten, war der Widerstand nicht so ausgeprägt wie bei der ZHdK beim Toni-Areal.

Der Standortentscheid wurde mitgetragen, es wurde jedoch Kritik laut bezüglich der Finanzierbarkeit und dem Mietverhältnis mit der SBB. Es wurde moniert, dass der Bau viel zu teuer sei. Zudem kamen Bedenken auf, wieso der Kanton eine solch grosse Liegenschaft nicht selber baut, sondern mietet. Das war tatsächlich ein Novum und es brauchte einige Sitzungen und Diskussionen sowohl im Parlamentals auch in mehreren Kommissionen, bis dies akzeptiert wurde. Einige Kantonsräte hätten sich lieber eine Lösung mit einem eigenen Neubau gewünscht.

Es wäre zudem auch schwierig gewesen die PHZH als kantonale Schule mit einer anderen Fachhochschule, die unter Bundeskompetenz steht, zusammenzulegen und zu konzentrieren. Die unterschiedliche rechtliche Grundlage, zum einen die pädagogische Gesetzgebung, zum anderen das Fachhochschulgesetz, hätte ein zu grosses Hindernis dargestellt.

Eine noch grössere Konzentration, also die Zusammenlegung der PHZH und der ZHdK in einem «SuperCampus» hätte gemäss Herr Annighöfer in Zürich keine Chance. Ein solcher Campus hätte eine derart grosse Fläche benötigt, welche in Zürich nirgends vorhanden war. Heute wäre je nach Entwicklung das Areal des Flughafens in Dübendorf eine Option.

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THEmENSAMMLUNG INTERVIEWS

5

5.3 Richtiger Standort für Nutzung | Richtige Nutzung für Standort Eine Frage in den Interviews drehte sich um die Thematik des richtigen Standortes und der richtigen Nutzung: Ist die Europaallee der richtige Standort für die PHZH? Und ist die PHZH die richtige Nutzung für den Standort Europaalle? Alle drei Interviewpartner stimmten diesen zwei Fragen zu. Nach Aussage von Frau Blatter ist die Europaallee vor allem aufgrund der guten verkehrlichen Anbindung der richtige Standort für die PHZH. Auf der anderen Seite ist es die richtige Nutzung, da die vielen Studenten und jungen Leute eine Belebung dieses Raumes mit sich bringen. Herr Annighöfer findet es ist der optimalste Standort vor allem auch für die Weiterbildung. Für die Studenten gäbe es auch noch andere gute Standorte. Für Lehrkräfte hingegen, die aus 171 Gemeinden für die Weiterbildung anreisen, ist kein Standort besser als einer, der direkt beim Hauptbahnhof Zürich liegt.

Dass es die richtige Nutzung ist, zeigt sich durch die gute Durchmischung von Studierenden, Dozenten, Bankangestellten und Passanten, welche unterschiedliche Ansichten, Ideen und Konsumverhalten haben. Nur Bürogebäude oder ein Forschungszentrum wäre zu einseitig. Positiv ist auch, dass die Europaallee nicht nur unter der Woche genutzt wird, z.b. von den Studierenden oder den Bankangestellten, sondern auch am Wochenende. Es finden Weiterbildungen statt, Kongresse werden abgehalten und die Sporthallen werden auch von privaten Vereinen genutzt. Auch laut Herr Steiger, passt die PHZH sehr gut an diesen Ort. Die 2'500 Studierenden und die ungefähr 10'000 Besuchende, darunter viele Weiterbildende, sorgen an diesem Standort für eine gute Frequenz. Diese profitieren wiederum vom zentralen und gut erschlossenen Standort.

Ein attraktiver Standort ist auch einer der grössten Wettbewerbsvorteile im interkantonalen Vergleich von Fachhochschulen. Ein solcher Standort wie die Europaallee erhöht die Attraktivität eines Studiums und zieht mehr Studenten an.

Bei der Europaallee widerspiegelt sich das ganze Spektrum der Bevölkerung. Eine bessere Durchmischung ist kaum möglich. Wolfgang Annighöfer Leiter Standortstrategie Kanton Zürich 39


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THEmENSAMMLUNG INTERVIEWS

5

5.4 Standortentwicklung Rolle der Stadt

Nutzung

Die Stadt hat ihre Interessen und Anliegen von Anfang in der kooperativen Testplanung miteingebracht. Sie hat das Pflichtenheft zur Testplanung verfasst, in welchem wichtige Themen wie Nutzung, Freiraum, Etappierung, Erschliessung geregelt wurden. Dieses Pflichtenheft wurde mit der SBB und weiteren Experten gleichberechtigt überarbeitet.

Nach Aussage von Herr Steiger hat man sich bei der Frage der Nutzung überlegt, was ein Schwerpunktthema sein könnte. Die Vermarktung von so viel Fläche gelingt nicht ohne gewisse Leitideen. So kam man auf das Thema Bildung, welches in unserer Gesellschaft eine enorm wichtige Rolle hat und auch noch lange haben wird. Daraufhin wurden alle Bildungsinstitute im Kanton und in der Stadt angefragt. Angefangen hat die SBB bei der ETH und der UNI, welche am interessantesten gewesen wären. Diese waren jedoch beide zum damaligen Zeitpunkt nicht interessiert. Vom Kanton kam schliesslich die Idee der PHZH auf mit den dahinterliegenden Konzentrationsbemühungen.

Die Stadt hat dabei übergeordnete Überlegungen angestellt: Was braucht die Stadt an diesem Ort? Was macht sie lebendig? Aufgrund dessen wurde ein Nutzungsmix vorgeschlagen. Der anfängliche Wohnanteil ab der Kanonengasse wurde nach politischen Diskussion von 20% auf 40% erhöht. Frau Blatter betont, dass Wohnen an diesem Standort sehr gehoben ist und dass dies heute ein Vorwurf ist. Sie gesteht auch ein, dass man heute bei einer solchen Planung mehr Druck machen würde bezüglich gemeinnützigem Wohnungsbau, wie bei der Zollstrasse. Im Gegensatz zur Standortentwicklung hatte die Stadt im Prozess der Konzentration und der Standortevaluation keinen grossen Einfluss.

Der Vorteil für die SBB war, dass die PHZH ein Mieter mit einer positiven Ausstrahlung ist. Dies half dem Projekt in der öffentlichen Diskussion und schlussendlich in der Volksabstimmung. Gemäss Herr Steiger war ein Vorteil der PHZH zudem, dass es im Gestaltungsplan für Sondernutzungen einen Ausnützungsbonus gab. So konnte der reduzierte Mietzins mit zusätzlichen Quadratmeter kompensiert werden. Aufgrund hohen Qualitätsansprüchen des Gestaltungsplans konnte die zusätzliche Ausnützung jedoch nicht ganz realisiert werden.

Auch für Herr Annighöfer ist klar, dass die SBB einen Ankermieter wie die PHZH brauchte für die Genehmigung des Gestaltungsplans. Aus seiner Sicht verlief dieser Prozess jedoch weit problematischer als Herr Steiger dies erklärt hat. Der Gestaltungsplan wurde stark kritisiert, weil einfach nur riesige Flächen und Volumen feststanden. Die SBB war dringend angewiesen auf einen Hauptnutzer, der das Projekt in ein besseres Licht rücken konnte. Durch die PHZH wurde der Widerstand gegen das Projekt kleiner und führte schliesslich zum Erfolg. Die Stadt hatte zur Zeit der Testplanung keine spezifischen Nutzungswünsche. Während der Ausarbeitung des Gestaltungsplans wurden z.b. Standorte für ein neues Kongresshaus geprüft. Solche Bedürfnisse der Stadt waren jedoch schlecht abgestimmt und für die Entwicklung der Europaallee zu spät eingebracht worden.

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THEmENSAMMLUNG INTERVIEWS

Vermietung

rolle der Sbb

Bei der Vermietung der Verkaufsflächen hat die SBB, wie auch bei der Suche nach einer Hauptnutzung, ein Schwerpunktthema gesucht. Sie wollten sich abheben und abgrenzen von anderen Einkaufsstrassen wie der Bahnhofsstrasse. Der Vorteil gegenüber der Bahnhofsstrasse liegt an den grösseren möglichen Verkaufsflächen. So wurde «Sport und Outdoor» als Schwerpunkt gewählt. Dieser widerspiegelt sich in Geschäften wie Transa, Ochsner Sport und kleineren Trendsportläden. Diese Idee funktioniert jedoch nach Ansicht von Herrn Steiger nicht sehr gut. Die Vermietung ist ein laufender Prozess. Wie sich das weiter entwickelt ist schwierig abzuschätzen. Für die Mieter ist es momentan aber auch noch schwierig sich zu etablieren, da der Bau der Europaallee noch weitere acht Jahre dauert und laufend neue Geschäfte dazukommen. Um ihnen entgegenzukommen bietet die SBB Staffelmieten an, welche sich am Fertigstellungsgrad der Europaallee ausrichten, kombiniert mit einer Umsatzabhängigkeit.

Gemäss Herr Steiger hatte die SBB zu Beginn der Projektentwicklung die Absicht einige Baufelder zu verkaufen. Diese Idee wurde schliesslich nicht weiter verfolgt. Die Europaallee stellt für die SBB eine Chance dar durch wiederkehrende Erträge ihre Finanzkraft zu steigern.

5

Dies unterstreicht Herr Annighöfer. Die SBB habe aufgrund ihrer Anlagepolitik die meisten Baufeldern behalten. Vor allem die attraktiven Baufeldern bei der Sihlpost und der PHZH, die sogenannten «Filetstückchen», wollte die SBB nicht aus der Hand geben. Die SBB denke sehr unternehmerisch, wenn sie diese Grundstücke behält um längerfristig Rendite erwirtschaften zu können.

Wir müssen uns abgrenzen und eine gewisse Einzigartigkeit anstreben. Wir können nicht das gleiche machen, was es an der Bahnhofsstrasse schon gibt. Andreas Steiger Projektleiter «Europaallee» SBB Immobilien

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THEmENSAMMLUNG INTERVIEWS

5.5 Partizipation | Mitwirkung

5.6 Mietverhältnis PHZH

Die SBB an sich hat keinen öffentlichen Auftrag für eine Mitwirkung bei ihren Planungen. Trotzdem hat sie vom Bund den Auftrag mit den Kantonen und Gemeinden zusammenzuarbeiten. So unterstützt sie die Stadt, wenn diese mit Anliegen für eine Mitwirkung kommt. Massgeblich für sie ist schlussendlich aber nur wie sie zu einer rechtskräftigen Bewilligung kommen und ein Projekt entwickeln, welches auf dem Markt erfolgreich ist.

Laut Herr Annighöfer hat die PHZH mit der SBB eigentlich ein 30-jähriges Vertragsverhältnis. Der Mietpreis der PHZH hat eine entscheidende Rolle bei der Standortwahl gespielt. Die SBB sei dem Kanton sehr entgegengekommen und hätte gemäss Herr Annighöfer darunter gelitten. Die Banken zahlen pro Quadratmeter ungefähr das Doppelte.

Frau Blatter wie auch Herr Steiger betonen, dass bei der Europaallee die Mitwirkung eigentlich nur aus Informationsveranstaltungen bestand und es keine richtige Partizipation gab. Bei der Planung Zollstrasse hingegen, in welcher auch die SBB und die Stadt beteiligt sind, fand eine breitere Mitwirkung statt. Einen noch grösseren Mitwirkungsprozess hat die Stadt und der Kanton gemeinsam bei der Planung der Kasernenwiese durchgeführt. Mitwirkung hat gemäss Frau Blatter heute einen viel höheren Stellenwert als früher. Meinungen aus dem Quartier abzuholen und womöglich einfliessen zu lassen ist wichtig für die Akzeptanz und politische Legitimation.

5

Herr Steiger sieht dies nicht ganz gleich. Der Mietzins der PHZH ist marktkonform für öffentliche Schulen an diesem Standort, jedoch nicht für Private. Für eine öffentliche Schule sei es sicher der höchste Mietzins, den ein Kanton zahlt. Aber dieser Standort hebt sich auch ab von anderen Standorten. Für die SBB ist ein solch langfristiger Vertrag ein Vorteil, auch weil das Risiko, dass die Miete einmal nicht mehr bezahlt wird relativ klein ist bei einer kantonalen Schule. Falls die PHZH dennoch einmal ausziehen würde, der Kanton das Gebäude nicht mehr benötigt und die Europaallee immer noch floriert, ergibt das gemäss Herr Steiger ein enormes Potential für eine andere, zahlungskräftigere Nutzung.

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THEmENSAMMLUNG INTERVIEWS

5

5.7 Erkenntnisse aus prozess Damit die Stadt erste Schlüsse und Erkenntnisse aus der Planung der Europaallee gewinnen kann, muss die weitere Entwicklung abgewartet werden. Zudem ist sie auf Rückmeldungen der SBB wie auch von Mieter angewiesen. Tauchen Probleme auf müssen diese im Dialog mit der SBB gelöst werden. Konkrete Werkzeuge der Stadt für diese Art von Controlling oder Problemlösung existieren jedoch nicht. Man müsste den Vergleich zur Entwicklung von Zürich-Nord machen um daraus lernen zu können. Dort hatte man z.b. gemerkt, dass die öffentlichen Räume zu wenig belebt sind und dass zu wenig öffentliche EG-Nutzung vorhanden ist. Zur künftigen Vorgehensweise bei Planungen mit dem Kanton erwähnt Frau Blatter die Planung des Kasernenareals. Durch eine CO-Projektleitung findet eine grössere Zusammenarbeit zwischen Stadt und Kanton statt. Es werden die Bedürfnisse der Stadt, des Kantons und auch der betroffenen Quartiere abgeholt.

Das Problem, dass ortsgebundene Bedürfnisse nicht rechtzeitig bewusst und zeitgerecht angemeldet werden, hat man jedoch immer. Während der Erarbeitung der Testplanung gab es solche Bedürfnisse der Stadt nicht. Erst beim Gestaltungsplan hatte man parallel dazu auch mögliche Standorte für das Kongresshaus geprüft. Als möglicher Standort war die Planung der Europaallee jedoch zu weit fortgeschritten. Für Herr Annighöfer ergeben sich Erkenntnisse aus dem Prozess der gesamten Planung. Mit der Post waren die Verhandlungen, vor allem für Mietverträge sehr schwierig und kompliziert. Mit der SBB hat das viel besser geklappt. Man hatte ein gutes Verhältnis und der gesamte Prozess der Planung und auch die Realisierung verlief unproblematisch. Termine wurden eingehalten und finanziell gesehen kamen keine unerwarteten Ereignisse.

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5.8

THEmENSAMMLUNG INTERVIEWS

5

persönliche meinungen der interviewpartner

sbb

Stadt und kanton

Herr Steiger gefällt vor allem die städtebauliche Konstruktion des erhöhten Campusplatzes bei der PHZH. Er besitzt wie auch der Innenhof der UBS eine hohe Aufenthaltsqualität, ist öffentlich zugänglich und ist umgeben von einer sehr dichten Bebauung. Besonders angetan ist er vom spontanen Treiben der Studenten, wenn sie z.b. Konzerte veranstalten auf dem Campusplatz. An dieser Lage funktioniert dies nur mit diesen nach aussen geschlossenen Räumen.

Frau Blatter ist sehr zufrieden mit dem Projekt Europaallee. Die Planung ist für ein Projekt dieser Grössenordnung sehr zügig abgelaufen. Aus städteplanerischen und städtebaulicher Sicht kann das Projekt ein Vorzeigebeispiel sein, wie man ein solches entwickelt.

Problematisch findet er die Seitengassen. Räumlich gesehen sind sie zwar spannend mit einer Breite von 10 m auf 30 m Gebäudehöhe. Jedoch sind sie äusserst funktional angelegt und bieten wenig Möglichkeiten, dass dort etwas entstehen könnte. Zu Randzeiten können sie sogar sehr kritische Räume darstellen. In diesen Passagen mehr öffentliche EG-Nutzung reinzubringen ist jedoch auch schwierig. Nutzungen können nicht überall angeboten werden, sondern müssen auch konzentriert werden. Zudem braucht die Logistik, z.b. Garageneinfahrten, auch irgendwo ihren Platz. Besser machen könnte man die Anordnung der Parkierungsanlagen. Anstatt diese Baufeld für Baufeld zu planen, müsste man sie übergeordnet anschauen. Eindrücklich an der hohen Dichte der Europaallee ist zudem die Tatsache, dass es im Endausbau voraussichtlich ein weniger grosses Verkehrsaufkommen gibt als vorher mit dem Postversandzentrum.

Persönlich gefällt ihr die hohe Qualität und Hochwertigkeit der Gebäude und die Architektur. Nicht so gelungen sei die Einkaufspassage. Solche Einkaufspassagen sind immer heikel, aber diese ist leider sehr 0815 ausgefallen. Das Beste darin ist noch der Coop. Wolfgang Annighöfer von der Bildungsdirektion des Kantons Zürich ist mit dem Endergebnis des neuen Campus zufrieden. Das Projekt sieht gut aus und hat eine hohe Qualität.

Die Europaallee kann ein ziemlich gutes Stück zürcherische Architektur werden. Mireille Blatter Gebietsmanagerin «Europaallee» Stadt Zürich

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Fazit und synthese

6

6.1 fazit In dieser Arbeit wurde die Standortpolitik am Beispiel der PHZH in die Phasen Standortevaluation, Standortentwicklung und soziökonomische Auswirkungen unterteilt. In den einzelnen Kapiteln wurden die unterschiedlichen Verfahren und Abläufe, Interessen sowie Akteure detailliert betrachtet. Die verschiedenen Phasen wurden einzeln und gewissermassen isoliert voneinander beschrieben. Bei genauerer Betrachtung wurde jedoch deutlich, dass eine Kausalkette zwischen der Evaluation eines Standorts, der Entwicklung dieses Gebiets und die Effekte,

die durch diese Planung ausgelöst werden, erkennbar ist. Deshalb sollte bei der Betrachtung einer Gebietsplanung immer auch die Vorgeschichte einer Planung und mögliche Auswirkungen sowie die unterschiedlichen Interessengruppen einbezogen werden. Mit dem Fokus auf spezifische Punkte, wie Akteure, Interessen sowie Chancen und Risiken, konnten wichtige Problemstellungen und Herausforderungen bei der Standortplanung eruiert werden. Dabei interessieren v.a. die planerischen Abhängigkeiten und Korrelationen, aber auch Zielkonflikte.

Die Beteiligten verfolgen je nach Situation und Problemstellung unterschiedliche Interessen, die sich tangieren, widersprechen aber auch decken können. In diesem Kapitel, welches die Arbeit abschliessen wird, sollen diese vielfältigen Wechselwirkungen aufgedeckt und kritisch betrachtet werden.

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Fazit und synthese

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6.2 synthese Standortevaluation In der Phase der Standortevaluation waren vergleichsweise wenige Akteure beteiligt. Der Kanton und der Hochschulrat haben bei der Standortsuche, bzw. – wahl die Hauptrollen übernommen. Die SBB und die Post beteiligten sich in dieser Zeit nicht am Evaluationsverfahren. Die SBB hatte dennoch indirekt grosses Interesse an der Standortwahl, da sie zu dieser Zeit einen öffentlichen Nutzer als Ankermieter für die Europaallee suchte. Die PHZH sollte mit ihrem Campus das Quartier beleben und als architektonischer Leuchtturm den Auftakt für die weitere Gebietsentwicklung bilden. Die Interessen und Ziele des verschiedenen Akteure widersprachen sich in der Phase der Standortevaluation kaum: Mit der räumlichen Konzentration an einem gut erreichbaren und zentralen Standort konnte der Kanton seine Bildungsinstitution stärken, Entwicklungsund Expansionsmöglichkeiten sichern sowie gleichzeitig Kosten sparen. Die SBB erhielten mit der PHZH gleichzeitig den idealen Nutzer und einen guten Partner bei der Aushandlung der Mietverträge. Mit ihrer öffentlichen Nutzung war die PHZH für die politischen Akzeptanz und die Vermarktung des Areals essentiell.

Die PHZH war im Gegenzug das städtebauliche Aushängeschild des neuen Quartiers und erhielt so die nötige Aufmerksamkeit für die Positionierung der eigenen Institution als attraktiven Aus- und Weiterbildungsort. Am neuen Campus konnte sie zudem Synergieeffekte nutzen sowie ihre betrieblichen und strukturellen Probleme lösen, die sich aus der Verteilung auf mehrere Standorte ergaben. Ausschlaggebend für das Fehlen klassischer Interessenskonflikte war das Vorhandensein eines Marktes. Die SBB ging aktiv auf den Kanton zu und bot ihm Land von einmaliger Lagequalität an. Der Kanton war wiederum war auf der Suche nach Standorten, um seine Bildungsinstitutionen zu konzentrieren. Diese klassische Win-WinSituation war eine einmalige Chance und ermöglichte eine gute Verhandlungsbasis für die Aushandlung der Mietverträge sowie weitere finanzielle Vereinbarungen. Gleichzeitig wurde die Grundlage für die weitere planerische Zusammenarbeit zwischen PHZH und SBB im Rahmen des Projekts Europaallee gelegt.

Folglich erstaunt auch der grosse politische Zuspruch für den Standortentscheid nicht. Die gute Zusammenarbeit, die Durchführung einer Testplanung sowie verschiedene Wirtschaftlichkeitsberechnungen und Machbarkeitsstudien hatten während des Meinungsbildungsprozesses die nötigen Argumente geliefert. Ohne das aktive Auftreten der SBB wäre es dem Kanton hingegen möglicherweise nicht gelungen in dieser kurzen Zeit [5 Jahre] einen derartigen Standort zu finden. Vor allem weil er momentan noch nicht über ein standardisiertes Evaluationsverfahren bei der Standortsuche verfügt.

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Fazit und synthese

6

Standortentwicklung Neben der SBB und Stadt, die in der Phase der Standortentwicklung neu die Hauptrollen übernehmen, kommen mit Architekten, Masterplaner und Totalunternehmer weitere Akteure hinzu. Während der Standortevaluation spielte die Stadt kaum eine nennenswerte Rolle. Sie hat sich nicht am Prozess beteiligt und hielt sich bei der Standortsuche zurück. Sie hat dem Kanton keine Anweisungen zu möglichen und aus ihrer Sicht sinnvollen Standorten gemacht und sich auch nicht selbst ins Rennen um den Standort Europaallee ins Rennen gebracht [z.B. als möglicher Standort für das neue Kongresshaus]. In der Entwicklungsphase mit einem Zeithorizont von etwa 20 Jahren greift sie nun aber aktiv in das Geschehen ein, währendem sich der Kanton kaum noch an der Planung beteiligt. Als wichtigste Planungspartnerin der SBB wurden in einem Konzept gemeinsame Ziele für die Entwicklung des Gebiets definiert und der Gestaltungsplan ausgearbeitet, der die städtebaulichen Spielregeln für die Europaallee festhält. In diesem Prozess hat die Stadt auch versucht, eigene Interessen durchzusetzen. Dazu gehören neben einer nachhaltigen Stadtverdichtung und der Schaffung öffentlicher Räume auch die Festlegung von Mindestanteilen z.B. bei Wohnnutzungen.

Auch die SBB ist als Projektentwicklerin und Vermieterin an einem belebten Quartier mit vielfältigen Nutzungen interessiert. Die PHZH als öffentlichen Ankermieter, welche die SBB im Rahmen der Standortevaluation «gefunden» hat, wird dabei Teil des angestrebten breiten Mietermix. Dafür braucht sie möglichst flexible Nutzungsbedingungen, mit denen sich eine marktgerechte Angebotsplanung umsetzen lässt. Denn die SBB ist primär an einer ertragsreichen Immobilienbewirtschaftung interessiert. Folglich ist auch kein gemeinnütziger Wohnungsbau vorgesehen. Hier befindet sie sich in einem klaren Zielkonflikt mit der Stadt, die gerne Mindestanteile im Gestaltungsplan vorgeschrieben hätte, sich aber in den Verhandlungen nicht durchsetzen konnte. Inwiefern hier der Kompromiss zustande kam, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Da die SBB die Eigentümerin des gesamten Grundstücks ist, befindet sie sich aber sicher in einer vorteilhaften Verhandlungsposition. Bei einer derart grossen Gebietsentwicklung mit nur einem Bauherr und einem Eigentümer besteht ein gewisses Risiko, dass sich private Interessen mehrheitlich über öffentliche Interessen hinwegsetzen. Da aber der Bund der Hauptaktionär der SBB Immobilien Development Europaallee ist, relativiert sich die Frage nach dem Nutzen für die Öffentlichkeit grösstenteils auch gleich wieder. Zumindest ein Teil der erwirtschafteten Erträge fliesst schliesslich in Form von Investitionen in

den öffentlichen Verkehr zurück. Dennoch kann das Vorgehen der SBB kritisch hinterfragt werden. Sie beschäftigt sich nicht mit möglichen sozioökonomischen Auswirkungen auf das Quartier und fühlt sich auch nicht zur Mitwirkung oder zum Einbezug der lokalen Quartierbevölkerung verpflichtet. Jedoch wird der Europaallee in jedem Fall positive oder negative Effekte auf die umliegenden Quartiere haben. Die SBB sieht im Fall der Europaallee in erster Linie den attraktiven Immobilienmarkt und das grosse Renditepotential, dass sich aufgrund des geringen Angebots an [günstigen] Büro-, Retail- und Wohnflächen in der Stadt Zürich ergibt. Dabei soll das Stadtquartier, gemäss dem Auftrag des Bundes, zu einem «Dienstleistungszentrum» aufgewertet werten. Die Stadt ist jedoch, wie bereits erwähnt, an einer sozialverträglichen Nutzung und bezahlbaren Wohnraum an der Europaallee interessiert. Gleichzeitig sieht aber auch sie die enormen Möglichkeiten und Chancen dieses Schlüsselgebiets von überregionaler Bedeutung, dessen Entwicklung nicht zuletzt die Stadt Zürich im nationalen Standortwettbewerb stärkt. Dieser Widerspruch wird auch in der Phase der sozioökonomischen Auswirkungen immer wieder auftauchen.

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Fazit und synthese

6

Sozioökonomische Auswirkungen In der Phase der sozioökonomischen Auswirkungen greifen mit der Quartierbevölkerung und den Gewerbetreibenden erneut neue Akteure in das Geschehen ein, währendem sich die SBB grösstenteils zurückzieht. Die Menschen verfolgen die Ziele, günstigen Wohn- und Gewerberaum zu erhalten, die Verdrängung der lokalen Bevölkerung zu verhindern sowie die Identität und die bestehenden Sozialstrukturen des Quartiers zu bewahren. Einige Ziele der Stadt decken sich durchaus mit den Anliegen der Quartierbewohnenden. Auch sie will den Charakter des Quartiers erhalten und weiterhin eine gute soziale Durchmischung. Gemäss der Stadt ist dies aber momentan nicht der Fall. Ohne Quartiererneuerung besteht das Risiko einer gesellschaftlichen Abwärtsspirale, die eine negative soziale Quartierentwicklung zur Folge hat. In den betroffenen Gebieten soll folglich eine Aufwertung und Erneuerung der Bausubstanz sowie eine ausgewogenere Sozialstruktur erreicht werden. Durch die Öffnung und Entwicklung eines jahrzehntelang unternutzten Areals führt die Europaallee zwangsläufig zu einer Aufwertung der umliegenden Gebieten in Form von neuen Nutzungen, dem Zuzug einer zahlungskräftigen Mieterschaft und neuen, attraktiven öffentlichen Räumen. Die Planung erhöht den Investitionsdruck in den nahen Quartiergebieten, wobei die Entwicklung quasi auf die umliegenden Strassen «überschwappt». An diesen Standorten werden plötzlich vernachlässigte, günstige Immobilien für

Investitionen interessant. Diese Entwicklung kann für das Quartier positiv sein, da sie zu zahlreichen Verbesserungen, wie einem attraktiveren Wohnumfeld und besserer Wohnsubstanz führt. Auf der anderen Seite entsteht mit einer rein ertragsorientierten Immobilienbewirtschaftung, wie sie an der Europaallee praktiziert wird, die Gefahr einer «Wohlstandsinsel von Büronutzungen» innerhalb eines ökonomisch schwächeren Stadtteils mit vielen Wohnungen. Die schlechte soziale Durchmischung der Mieterschaft in diesem neuen Stadtteil führt dann wahrscheinlich auch zu höheren Mietpreisen in den umliegenden Quartierteilen. Diese Entwicklung hat wiederum zur Folge, dass sozial schwächere Menschen und ertragsarme Nutzungen aus dem Quartier an weniger attraktive Standorte an den Stadtrand verdrängt werden sowie bestehende soziale Quartierstrukturen zerstört werden. Bei diesem Prozess ist zu beachten, dass die Quartierbevölkerung nicht aktiv an der Planung beteiligt wurde und kaum Möglichkeiten hat, eigenständig auf die Entwicklungen zu reagieren. Sie kann aber versuchen, in Form von Motionen und Petitionen, auf den politischen Prozess Einfluss zu nehmen. Ansonsten befindet sie sich in einer schwachen Position und braucht politische Verbündete, die sich für ihre Interessen einsetzen. Chancen für eine sozialverträgliche Quartiererneuerung, wie sie auch die Stadt will, sind z.B. Mindestanteile für gemeinnützigen Wohnungsbaus und Mietobergrenzen bei städtischen Wohnprojekten. Aber auch ein intensiver Einbezug der Eigentümer und die aktive Teilnahme

der Bevölkerung im Rahmen von Stadterneuerungsprojekten [z.B. projects urbains] kann sehr sinnvoll und zweckmässig sein. In jedem Fall sollten die Ängste der Quartierbevölkerung ernst genommen werden. Allerdings kann die Angst vor Veränderung und Festhalten an Bestehendem auch eine nachhaltige und zukunftsorientierte Quartierentwicklung verhindern. Mit dem Abschluss der Standortevaluation und der Arealplanung ist also die Entwicklung eines Gebiets keinesfalls abgeschlossen. Standortpolitik verlangt die Auseinandersetzung mit möglichen sozioökonomischen Auswirkungen die eine Planung auslösen kann. Mit der Grossplanung Europaallee wird nicht nur das beplante Areal verändert, sondern es setzt auch ein Wandel in den angrenzenden Quartierteilen ein. Diese Transformationsprozesse sind dynamisch und sehr schwer zu prognostizieren, da sie von unzähligen Faktoren abhängig sind. Diese Auswirkungen bewegen sich in einem Zeithorizont von ungefähr 60-80 Jahren und sind zum jetzigen Zeitpunkt teilweise noch gar nicht wahrnehmbar, bzw. messbar. Bei den in dieser Synthese erwähnten Aussagen zu den Auswirkungen handelt sich daher um Thesen, die heute noch nicht angemessen verifiziert werden können. Dennoch sollten mögliche durch Standortpolitik ausgelöste Effekte bereits bei der Standortevaluation beachtet werden, damit eine sozialverträgliche Standortentwicklung möglich wird.

48


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH Standortevaluation I Standortentwicklung

Fazit und synthese

6

6.3 Zusammenfassung synthese Standortevaluation Akteure

Standortentwicklung Akteure

Kanton, Fachhochschulrat, (SBB, Post) Zeithorizont

5 Jahre (2002-2007)

Hauptinteressen und Ziele Kanton

SBB, PHZH, Stadt, Architekten und Planer, Totalunternehmer, (Kanton) Zeithorizont

SBB

Räumliche Konzentration von Nutzungen

Zeithorizont

"Richtige" Nutzung am Standort definieren

Hauptinteressen und Ziele Bevölkerung und Gewerbe

Erträge aus Immobilienportfolio erhöhen Ausbau von Bahnhofarealen zu Dienstleistungszentren nach marktwirtschaftlichen Kriterien

Gute Erreichbarkeit und Infrastruktur am neuen Ort Bildungsinstitutionen und Hochschulstandort stärken

PHZH

klare Identität und Funktionalität am neuen Standort

Synergien nutzen

Architektonischer Leuchtturm von hoher Ausstrahlung

strukturelle Probleme beheben

Langfristiges Mietverhältnis zu guten Konditionen Entwicklung eines städtischen Schlüsselgebiets von überregionaler Bedeutung Nachhaltige Stadtverdichtung und Schaffung attraktiver, öffentlicher Räume; Quartier in best. Stadtstrukturen einbinden Belebung des Quartiers über vielfältiges Nutzungsangebot, Mindestanteile festlegen

Handlungsspielräume lokalisieren

Stadt

Attraktiveren PHZH als Arbeitsort, für Studium und Weiterbildung, Identifikation mit Ort und Institution stärken Auslöser

Auslöser

Sozialverträgliche Quartierveränderung und Entwicklung Identität und Charakter des Quartiers erhalten ("Kiez") Bestehende Sozialstrukturen im Quartier bewahren Stadt

Aufwertung, Erneuerung und Modernisierung der Bausubstanz Monofunktionale Quartiere vermeiden, Mischnutzung fördern und erhalten Nutzungskonflikte (Lärm, Abfall, Verkehr usw.) minimieren Über die Aufwertung öffentlicher Räume wird das Interesse der Eigentümer für Investitionen geweckt Erschliessung des Quartiers mit NMV und ÖV verbessern

Umstrukturierungen SBB und Post, histor. Transformation des Gebiets

steigende Studierendenzahlen, Lehrermangel, Raumbedarf Universität

Scheitern Planungen "HB-Südwest“ bzw. "Eurogate", aktive Planung durch SBB

zusätzlicher Raumbedarf PHZH, keine Expansionsmöglichkeiten an alten Standorten

Grosses Entwicklungspotential aufgrund des Mangels an Büro-, Retailund Wohnflächen

vorhandener Markt (Standort-Angebot von SBB und Nachfrage PHZH)

Markt vorhanden (Investitionen und Kapitalanlage)

Reform Ausbildungsstrukturen (Bologna-Prozess, Bundesgesetz Fachhochschulen)

Stärkung Wirtschaftsstandort Zürich, Ansiedlung von qualifizierten Arbeitskräften

Öffnung und Entwicklung eines jahrzehntelang unternutzten Areals Planung führt zur Aufwertung des Gebiets in Form von neuen Nutzungen, Zuzug einer zahlungskräftigen Mieterschaft und neuen, attraktiven, öffentlichen Räumen Planung führt zu einem Entwicklungs- und Investitionsdruck der nahen Quartiergebiete Entwicklung "schwappt" auf umliegende Strassen über, vernachlässigte, günstige Immobilien werden für Investitionen interessant Neue Nachbarschaft stört sich an bestehenden Quartiernutzungen und an der jetzigen Bewohnerschaft Neue zahlungskräftige Nachbarschaft verlangt ein neues, an ihre Bedürfnisse angepasstes Angebot

Nationaler Standort- und Städtewettbewerb

Abb. 20: Synthese-Tabelle zu den Kapiteln 2, 3 und 4

Werkzeuge und Instrumente

Werkzeuge und Instrumente

Kantonale Standortstrategie und Strukturentscheid

Gestaltungsplan, Zonenplan, Planungs- und Baugesetz (PBG)

Leitbilder und Entwicklungskonzepte

Kantonales Fachhochschulgesetz

Mietverträge

Workshops und Mitwirkungen

Testplanung, Machbarkeitsstudie, Wirtschaftlichkeitsberrechnung

Testplanung, Entwicklungskonzept, Studienauftrag, Wettbewerb

Stadterneuerungsprojekte (z.B. projets urbains)

Kommissionen

Informationsveranstaltungen

Chancen (✓) und Risiken (✗) ✓

Günstiger Wohn-, Gewerberaum erhalten

Auslöser

Organisatorische und betriebliche Nachteile PHZH durch Verteilung auf viele Standorte

Werkzeuge und Instrumente

Quartierbewohnende, Gewerbebetreibende, Stadt, (SBB) Dynamischer Transformationsprozess von ca. 60-80 Jahren (ca. ab 2005)

Verdrängung Eingesessene verhindern

flexible Nutzungsmöglichkeiten, marktgerechte Angebotsplanung Guter Mietermix herstellen und öffentlicher Ankermieter finden (hier PHZH)

Entwicklungs- und Expansionsmöglichkeiten sichern Kosteneinsparungen PHZH

20 Jahre (2000 - 2020)

Hauptinteressen und Ziele "Richtiger" Standort für PHZH finden

Soziökonomische Auswirkungen Akteure

Chancen (✓) und Risiken (✗) standardisiertes Evaluationsverfahren (momentan in Bearbeitung durch Kanton) Da ein systematische Standortevaluation mit klarem Kriterienkatalog fehlt, eignet sich der Standort nicht für die PHZH

Volksabstimmung, Motion, Petition Chancen (✓) und Risiken (✗)

Mit Europaallee entsteht ein belebtes, durchmischtes Stadtquartier mit vielfältigem Nutzungsangebot und attraktiven öffentl. Räumen

Private Ziele überwiegen gegenüber öffentlichem Interessen

Clusterpotentiale (Bildung und Dienstleistung) werden aktiviert und Synergien genutzt

Verbesserung der Zusammenarbeit mit anderen Bildungseinrichtungen (Uni, ETH)

fehlendes Controlling und Monitoring erschwert die Reaktion auf ungewünschte Entwicklungen (Verdrängungsprozesse im umliegenden Quartier) trotz grossen Anstrengungen und flexibler Auslegung des Gestaltungsplans ensteht keine vielfältige Mischnutzung

umfangreiche Interessenabwägung und Mitwirkung aller Beteiligten erhöht Qualität und Legitimation der Planung Mindestanteile gemeinnützigen Wohnungsbaus und Mietobergrenzen als Antwort auf rein renditeorientierte Investitionen

Intensiver Einbezug der Eigentümer bei der Quartiererneuerung ermöglicht sozialverträgliche Aufwertung

Beginn einer "gesellschaftlichen Abwärtsspirale"und einer negativen sozialen Quartierentwicklung

49


PHZH

Synergien nutzen

Architektonischer Leuchtturm von hoher Ausstrahlung

erhalten

strukturelle Probleme beheben

Langfristiges Mietverhältnis zu guten Konditionen Entwicklung eines städtischen Schlüsselgebiets von überregionaler Bedeutung Nachhaltige Stadtverdichtung und Schaffung attraktiver, öffentlicher Räume; Quartier in best. Stadtstrukturen einbinden Belebung des Quartiers über vielfältiges Nutzungsangebot, Mindestanteile festlegen

Nutzungskonflikte (Lärm, Abfall, Verkehr usw.) minimieren Über die Aufwertung öffentlicher Räume wird das Interesse der Eigentümer für Investitionen geweckt

Stadt

Handlungsspielräume lokalisieren

PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH Standortevaluation I Standortentwicklung

Attraktiveren PHZH als Arbeitsort, für Studium und Weiterbildung, Identifikation mit Ort und Institution stärken Auslöser

Auslöser Umstrukturierungen SBB und Post, histor. Transformation des Gebiets

steigende Studierendenzahlen, Lehrermangel, Raumbedarf Universität

Scheitern Planungen "HB-Südwest“ bzw. "Eurogate", aktive Planung durch SBB

zusätzlicher Raumbedarf PHZH, keine Expansionsmöglichkeiten an alten Standorten

Grosses Entwicklungspotential aufgrund des Mangels an Büro-, Retailund Wohnflächen

vorhandener Markt (Standort-Angebot von SBB und Nachfrage PHZH)

Markt vorhanden (Investitionen und Kapitalanlage) StärkungStandortentwicklung Wirtschaftsstandort Zürich, Ansiedlung von qualifizierten Arbeitskräften

Akteure

Nationaler Standort- und Städtewettbewerb Kanton, Fachhochschulrat, (SBB, Post) Werkzeuge und Zeithorizont Instrumente

5 Jahre (2002-2007)

Hauptinteressen und Ziele

Kantonales Fachhochschulgesetz

Kanton Chancen (✓) und Risiken (✗) ✓ ✗

PHZH

✓ ✗

Kantonale Standortstrategie und Strukturentscheid Testplanung, Machbarkeitsstudie, Wirtschaftlichkeitsberrechnung "Richtiger" Standort für PHZH finden Kommissionen Räumliche Konzentration von Nutzungen Gute Erreichbarkeit und Infrastruktur am neuen Ort standardisiertes Evaluationsverfahren (momentan in Bearbeitung Bildungsinstitutionen und Hochschulstandort stärken durch Kanton) Da ein systematische Standortevaluation mit klarem Kriterienkatalog Entwicklungs- und Expansionsmöglichkeiten sichern fehlt, eignet sich der Standort nicht für die PHZH Kosteneinsparungen Clusterpotentiale (Bildung und Dienstleistung) werden aktiviert und genutzt Synergien nutzen

strukturelle Probleme beheben Verbesserung der Zusammenarbeit mit anderen Bildungseinrichtungen (Uni, ETH) Handlungsspielräume lokalisieren räumliche Konzentration an einem einzigen Standort führt zu lokalen Monofunktionsstrukturen Attraktiveren PHZH als Arbeitsort, für Studium und Weiterbildung,

20 Jahre (2000 - 2020)

Hauptinteressen und Ziele

Mietverträge

SBB Chancen (✓) und Risiken (✗) ✓ ✗ PHZH ✗

✗ Stadt ✗

Gestaltungsplan, Zonenplan, Planungs- und Baugesetz (PBG)

Akteure

Werkzeuge und Zeithorizont Instrumente Hauptinteressen und Ziele Bevölkerung und Gewerbe

Testplanung, Entwicklungskonzept, Studienauftrag, Wettbewerb "Richtige" Nutzung am Standort definieren Informationsveranstaltungen Erträge aus Immobilienportfolio erhöhen Chancen (✓) und Ausbau von Bahnhofarealen zu Dienstleistungszentren nach Risiken (✗) marktwirtschaftlichen Kriterien Mit Europaallee entsteht ein belebtes, durchmischtes Stadtquartier mit flexible Nutzungsmöglichkeiten, marktgerechte Angebotsplanung ✓ vielfältigem Nutzungsangebot und attraktiven öffentl. Räumen Guter Mietermix herstellen und öffentlicher Ankermieter finden (hier Private PHZH) Ziele überwiegen gegenüber öffentlichem Interessen ✓ klare Identität und Funktionalität am neuen Standort Stadt fehlendes Controlling und Monitoring erschwert die Reaktion auf ungewünschte Entwicklungen (Verdrängungsprozesse im ✓ Architektonischer Leuchtturm von hoher Ausstrahlung umliegenden Quartier) Langfristiges Mietverhältnis zu guten Konditionen trotz grossen Anstrengungen und flexibler Auslegung des ✗ Entwicklung einesensteht städtischen von überregionaler Gestaltungsplans keineSchlüsselgebiets vielfältige Mischnutzung Bedeutung Der Mietermix, die Organisation der öffentlichen Räume oder die ✗ Nachhaltige Stadtverdichtung und attraktiver, öffentlicher Nutzungsangebote führen nicht zuSchaffung einer Belebung des Gebiets Räume; Quartier in best. Stadtstrukturen einbinden Belebung des Quartiers über vielfältiges Nutzungsangebot, Mindestanteile festlegen

Auslöser Umstrukturierungen SBB und Post, histor. Transformation des Gebiets

steigende Studierendenzahlen, Lehrermangel, Raumbedarf Universität

Scheitern Planungen "HB-Südwest“ bzw. "Eurogate", aktive Planung durch SBB

zusätzlicher Raumbedarf PHZH, keine Expansionsmöglichkeiten an alten Standorten

Grosses Entwicklungspotential aufgrund des Mangels an Büro-, Retailund Wohnflächen

vorhandener Markt (Standort-Angebot von SBB und Nachfrage PHZH)

Markt vorhanden (Investitionen und Kapitalanlage)

Reform Ausbildungsstrukturen (Bologna-Prozess, Bundesgesetz Fachhochschulen)

Stärkung Wirtschaftsstandort Zürich, Ansiedlung von qualifizierten Arbeitskräften

Werkzeuge und Instrumente

Stadterneuerungsprojekte (z.B. projets urbains) Günstiger Wohn-, Gewerberaum erhalten Volksabstimmung, Motion, Petition Verdrängung Eingesessene verhindern Sozialverträgliche Quartierveränderung und Entwicklung umfangreiche Interessenabwägung und Mitwirkung aller Beteiligten Identität und Charakter des Quartiers erhalten ("Kiez") erhöht Qualität und Legitimation der Planung Mindestanteile gemeinnützigen Wohnungsbaus und Mietobergrenzen Bestehende Sozialstrukturen im Quartier bewahren als Antwort auf rein renditeorientierte Investitionen Aufwertung, Erneuerung und Modernisierung der Bausubstanz Intensiver Einbezug der Eigentümer bei der Quartiererneuerung Monofunktionale Quartiere vermeiden, Mischnutzung fördern und ermöglicht sozialverträgliche Aufwertung erhalten

Nutzungskonflikte (Lärm, Abfall, Abwärtsspirale"und Verkehr usw.) minimieren Beginn einer "gesellschaftlichen einer negativen Über die Quartierentwicklung Aufwertung öffentlicher Räume wird das Interesse der sozialen Eigentümer für Investitionen geweckt Angst vor Veränderung und Festhalten an Bestehendem verhindert nachhaltige und zukunftsorientierte Quartierentwicklung Erschliessung des Quartiers mit NMV und ÖV verbessern

Planung führt zur Aufwertung des Gebiets in Form von neuen Nutzungen, Zuzug einer zahlungskräftigen Mieterschaft und neuen, attraktiven, öffentlichen Räumen Planung führt zu einem Entwicklungs- und Investitionsdruck der nahen Quartiergebiete Entwicklung "schwappt" auf umliegende Strassen über, vernachlässigte, günstige Immobilien werden für Investitionen interessant Neue Nachbarschaft stört sich an bestehenden Quartiernutzungen und an der jetzigen Bewohnerschaft Neue zahlungskräftige Nachbarschaft verlangt ein neues, an ihre Bedürfnisse angepasstes Angebot Werkzeuge und Instrumente

Kantonale Standortstrategie und Strukturentscheid

Gestaltungsplan, Zonenplan, Planungs- und Baugesetz (PBG)

Leitbilder und Entwicklungskonzepte

Kantonales Fachhochschulgesetz

Mietverträge

Workshops und Mitwirkungen

Testplanung, Machbarkeitsstudie, Wirtschaftlichkeitsberrechnung

Testplanung, Entwicklungskonzept, Studienauftrag, Wettbewerb

Stadterneuerungsprojekte (z.B. projets urbains)

Kommissionen

Informationsveranstaltungen

Chancen (✓) und Risiken (✗)

Leitbilder und Entwicklungskonzepte Workshops und Mitwirkungen

Öffnung und Entwicklung eines jahrzehntelang unternutzten Areals

Nationaler Standort- und Städtewettbewerb

Planung führt zur Aufwertung des Gebiets in Form von neuen Nutzungen, Zuzug einer zahlungskräftigen Mieterschaft und neuen, attraktiven, öffentlichen Räumen Planung führt zu einem Entwicklungs- und Investitionsdruck der nahen Quartiergebiete Entwicklung "schwappt" auf umliegende Strassen über, vernachlässigte, günstige Immobilien werden für Investitionen interessant Soziökonomische Auswirkungen Neue Nachbarschaft stört sich an bestehenden Quartiernutzungen und an der jetzigen Bewohnerschaft Neue zahlungskräftige Nachbarschaft verlangt ein neues, an ihre Bedürfnisse angepasstes Angebot Quartierbewohnende, Gewerbebetreibende, Stadt, (SBB) Dynamischer Transformationsprozess von ca. 60-80 Jahren (ca. ab 2005)

Auslöser

Organisatorische und betriebliche Nachteile PHZH durch Verteilung auf viele Standorte

Werkzeuge und Instrumente

Chancen (✓) und Risiken (✗) standardisiertes Evaluationsverfahren (momentan in Bearbeitung durch Kanton) Da ein systematische Standortevaluation mit klarem Kriterienkatalog fehlt, eignet sich der Standort nicht für die PHZH

Clusterpotentiale (Bildung und Dienstleistung) werden aktiviert und Synergien genutzt

Verbesserung der Zusammenarbeit mit anderen Bildungseinrichtungen (Uni, ETH)

6

Öffnung und Entwicklung eines jahrzehntelang unternutzten Areals

SBB, PHZH, Stadt, Architekten und Planer, Totalunternehmer, (Kanton) Werkzeuge und Zeithorizont Instrumente

Abb. 20: Synthese-Tabelle zuOrtden Kapitelnstärken 2, 3 und 4 Identifikation mit und Institution Auslöser

Fazit und synthese

Auslöser

Organisatorische und betriebliche Nachteile PHZH durch Verteilung auf viele Standorte

Standortevaluation Reform Ausbildungsstrukturen (Bologna-Prozess, Bundesgesetz Fachhochschulen)

Akteure

Erschliessung des Quartiers mit NMV und ÖV verbessern

Volksabstimmung, Motion, Petition Chancen (✓) und Risiken (✗)

Mit Europaallee entsteht ein belebtes, durchmischtes Stadtquartier mit vielfältigem Nutzungsangebot und attraktiven öffentl. Räumen

Private Ziele überwiegen gegenüber öffentlichem Interessen

fehlendes Controlling und Monitoring erschwert die Reaktion auf ungewünschte Entwicklungen (Verdrängungsprozesse im umliegenden Quartier) trotz grossen Anstrengungen und flexibler Auslegung des Gestaltungsplans ensteht keine vielfältige Mischnutzung

umfangreiche Interessenabwägung und Mitwirkung aller Beteiligten erhöht Qualität und Legitimation der Planung Mindestanteile gemeinnützigen Wohnungsbaus und Mietobergrenzen als Antwort auf rein renditeorientierte Investitionen

Intensiver Einbezug der Eigentümer bei der Quartiererneuerung ermöglicht sozialverträgliche Aufwertung

Beginn einer "gesellschaftlichen Abwärtsspirale"und einer negativen sozialen Quartierentwicklung

50


quellenverzeichnis Literatur

presse

interviews

Die Schweizer Fachhochschulen - Ein Überblick für Gutachterinnen und Gutachter in Akkreditierungsverfahren; Bundesamt für Berufsbildung und Technologie BBT; Oktober 2009

«Die Leere glitzert golden»; Süddeutsche Zeitung SZ vom Freitag, 29. November 2013; Laura Weissmüller; München November 2013

Interview mit Wolfgang Annighöfer; Bildungsdirektion Kanton Zürich; Leiter Standortstrategie Zürcher Fachhochschule; Montag, 11. November 2013; Zürich

Die Entstehung einer Hochschule - ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften; Ursula Hasler Roumois, Esther Girsberger, Thomas Buomberger; Orell Füssli Verlag AG; Zürich 2011

«Bauboom am Zürcher Hauptbahnhof: Zollstrasse etwas weniger hoch als Europaallee»; Neue Zürcher Zeitung NZZ vom Mittwoch, 22.Mai 2013; von Irène Troxler; Zürich Mai 2013

Hochschulzentrum vonRoll; Amt für Grundstücke und Gebäude des Kantons Bern; November 2013

«Kleiderboutique Dschingis wird aus dem Kreis 4 verdrängt»; TagesAnzeiger vom 08. November 2011; von Denise Marquard; Zürich November 2011

Umbau Toni-Areal - Bauprojekt; Baudirektion Kanton Zürich, Hochbauamt; Dezember 2011

«Bauen mit den Bundesbahnen»; P.S. Zeitung vom 6. Oktober 2011; Nicole Soland

Factsheet Pädagogische Hochschule Zürich (PH Zürich); http://www. phzh.ch/Documents/phzh.ch/Ueber_uns/Factsheet_PHZH_D.pdf [zuletzt besucht: 19.12.2013]

«Zett»: Das Magazin der Zürcher Hochschule der Künste; Ausgabe 02_2010; Zürcher Hochschule der Künste, Zürcher Fachhochschule

PH Zürich; Jahresberichte 2003, 2006, 2012; Pädagogische Hochschule Zürich; Zürcher Fachhochschule Regierungsratsbeschluss 0294_001; Auszug aus dem Protokoll des Regierungsrates des Kantons Zürich; Sitzung vom 11. Mai 2005; Standortstrategie der Zürcher Fachhochschule

Europaallee - Eine Sonderbeilage des Tages-Anzeigers vom Montag,17. September 2012; Tamedia AG; September 2012

Internet

Beschluss des Kantonsrates über die Genehmigung der Abrechnung des Kredites für den Vermieterausbau in der LIegenschaft Sihlpost (Baufeld A) für die Pädagogische Hochschule Zürich; Antrag des Regierungsrates vom 18. September 2013; Zürich September 2013

http://www.stadt-zuerich.ch/content/hbd/de/index/entwicklungsgebiete/europaallee/kennzahlen.html [zuletzt besucht: 19.12.2013]

Projekt Pädagogische Hochschule - Schlussbericht zur Projektphase I; Bildungsdirektion des Kantons Zürich; April 2000

http://www.stadt-zuerich.ch/content/hbd/de/index/entwicklungsgebiete/europaallee/leitbild_konzept.html [19.12.2013]

Einweihungsdokumentation Campus Pädagogische Hochschule Zürich; Baudirektion des Kantons Zürich; 2012

AL-Aktion: Mehr bezahlbare Wohnungen auf dem ZollstrasseAreal; http://al-zh.ch/aktuelles/artikel/article/al-aktion-mehr-bezahlbare-wohnungen-auf-dem-zollstrasse-areal.html; 24. August 2013 [19.12.2013]

Projektentwicklung Sihlpost / Pädagogische Hochschule; interne Power-Präsentation; Die Schweizerische Post - Immobilien; Besprechung vom 13. April 2005 Stadtraum HB - Erläuterungsbericht zum Gestaltungsplan nach Art. 47 Raumplanungsverordnung; Schweizerische Bundesbahnen SBB; Zürich 10. November 2005 [angepasst 12. Juli 2006]

http://www.europaallee.ch/de/europaallee/projekt/facts_figures.html [19.12.2013]

Interview mit Mireille Blatter; Amt für Städtebau der Stadt Zürich; Gebietsmanagerin Europaallee; Donnerstag, 21. November 2013; Zürich Interview mit Andreas Steiger; SBB Immobilen Development Zürich; Projektleiter Europaallee; Donnerstag, 21. November 2013; Zürich


abbildungsverzeichnis Abb.

1

Abb. Abb.

Übersicht Zürcher Fachhochschule

Eigenproduktion Autoren

2

neuer Von-Roll-Campus der PH Bern

http://files.newsnetz.ch/bildlegende/125912/1555514_pic_970x641.jpg [zuletzt besucht: 19. Dezember 2013]

3

Visualisierung des neuen ZHdK-Campus

http://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Projekt_fuer_Kunsthochschule_in_Zuerich_vorgestellt_25024.html [19.12.2013]

Abb.

4

Ehemaliges Hauptgebäude der PHZH

http://files.newsnetz.ch/bildlegende/96374/1200044_pic_970x641.jpg [19.12.2013]

Abb.

5

Neues Hauptgebäude der PHZH

Eigenproduktion Autoren

Abb.

6

Ablauf Standortevaluation Kanton Zürich

Eigenproduktion Autoren

Abb.

7

Strategie Zürcher Fachhochschulen

Eigenproduktion Autoren

Abb.

8

Die ehemalige «neue» Sihlpost

http://www.hochparterre.ch/uploads/tx_hochparterre/0687B-031-1.jpg [19.12.2013]

Abb.

9

Übersichtsplan der Stadt Zürich

Eigenproduktion Autoren; Grundlage: Web-GIS des Kantons Zürich

Abb. 10

Luftbild mit dem Projekt «Europaallee»

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:2011-06-14_08-28-18_Switzerland_Kanton_Z%C3%BCrich_Z%C3%BCrich_Holzwiese.jpg [19.12.2013]

Abb. 11

Ablauf Projekt «Europaallee»

Eigenproduktion Autoren

Abb. 12

Planungsverfahren Europaallee

Eigenproduktion Autoren

Abb. 13

Überblick Baufelder

http://www.europaallee.ch/de/europaallee/baufelder_etappen.html [19.12.2013]

Abb. 14

Übersicht Teilprojekte

http://www.europaallee.ch/de/europaallee/vermietung-verkauf-retail-gastro/verfuegbare-flaechen.html [19.12.2013]

Abb. 15

Ablauf Planung Campus PHZH

Eigenproduktion Autoren

Abb. 16

Leserkommentare Tages-Anzeiger

http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Zuerich-gehoert-uns-allen/story/26396891?comments=1 [19.12.2013]

Abb. 17

Portrait Wolfgang Annighöfer

http://www.zhdk.ch/fileadmin/data_subsites/data_toni/Publikationen/Seiten_aus_zett_10-2_Annighoefer.pdf [19.12.2013]

Abb. 18

Portrait Mireille Blatter

freundlicherweise von Mireille Blatter zur Verfügung gestellt

Abb. 19

Portrait Andreas Steiger

http://www.nnbs.ch/uploads/tx_templavoila/Steiger.png [19.12.2013]

Abb. 20

Synthese-Tabelle

Eigenproduktion Autoren

Titelbild

Eigenproduktion Autoren

Collagen - FZH - PHZH - Europaallee - Kreis 4

verschiedene Eigenproduktionen der Autoren; diverse Photographien von www.flickr.com


anhang


INTERVIEW KANTON ZÜRICH Interview mit Wolfgang Annighöfer | 11. November 2013 Bildungsdirektion Kanton Zürich | Leiter Standortstrategie ZFH

1] Wann erfolgte der erste Anstoss zur Idee die pädagogische Hochschule an einem Standort zu konzentrieren? Etwa 2002, 2005, zwar ist ja das ganze Gebiet, also die Europaallee, hat's ja einen relativ langen Prozess für einen Gestaltungsplan gegeben. Und die SBB und die Post als Eigentümer waren sich sicher, dass sie eigentlich den Gestaltungsplan nur bewilligt bekommen, wenn sie einen Ankermieter kriegen. Und sie haben den Prozess in dem Sinne gestartet indem sie versucht haben die ETH und die Universität als Ankermieter zu gewinnen, in einem relativ grossen Prozess zwischen der Stadt und den beiden Eigentümern. Und der Prozess ist relativ hoffnungslos verlaufen, sie haben hinterher eigentlich gar nichts gehabt und sind denn durch Zufall, weil wir parallel schon mit dem Toni-Areal beschäftigt waren, auf uns gekommen und haben gefragt „ja wir haben gehört ihr macht im Toni-Areal gegebenenfalls ein grosses Zentralisierungsprojekt, hättet ihr nicht auch Interesse vielleicht da ein Zentralisierungsprojekt zu machen“. Eigentlich ist uns das Grundstück angeboten worden mit der Frage „Interessiert es euch nicht`?“. Und dann waren eigentlich beide Flächen, also Toni und die Sihlpost parallel, standen eigentlich angebotsmässig mindestens zur Verfügung. Mit der Frage „Etwas für Bildung und Fachhochschule“, das war eigentlich der Start von dem Ganzen. Also nicht klassisch evaluiert, sondern derjenige der auf dem Markt war, hat Grundstücke angeboten. 2] Welches sind die Hauptargumente, bzw. die Überlegungen hinter der Konzentration der beiden Zürcher Fachhochschulen? Also die Überlegung ist eine ganz einfache. Wir haben einerseits weit über dreissig Liegenschaften, mal haben wir weit über 40 gehabt - Kunst und Pädagogik - und anderseits haben wir riesen Raumbedürfnisse für Universität und Berufsschulen in Zürich und dann hat man eins und eins zusammengezählt und gesagt „ja gut, wer könnte am besten weichen“. Eine Berufsschule zu verschieben ist immer ziemlich schwierig, [die] sind viel mehr standortgebunden, Fachhochschulen seit Gründung '98 sind immer noch im Aufbau und hinzu kam einfach Wachstum. Permanentes Wachstum von angefangen mit 600, 700 Studierenden, PH kam dann in der Zeit als wir uns überlegt haben mit 2'000 gerechnet, mittlerweile sind wir so Grössenordnung [bei] 2'600. Und das war einfach das Problem. Jetzt schon viele Standorte, die Pädagogische war einfach im Quartier wo die Universität eigentlich ist, wenn sie oben das Gelände kennen. Also das war einfach so die Überlegung das machen das wären die richtigen um sich zu überlegen, was in dem Gebiet zu unternehmen. Wobei nicht von Anfang an klar war, wo kommt die Pädagogische Hochschule hin und wo kommt die Kunsthochschule hin. Beide Möglichkeiten haben wir mal im Raum gelassen und erst am Ende hat sich es klar abgezeichnet, wenn die Pädagogische Hochschule da hin weil einfach die Nähe zum Bahnhof über ihre Weiterbildung, die bis zu 40'000 Teilnehmer im Jahr war entscheidend, eigentlich direkt in der Nähe vom Bahnhof zu machen. Weil die meisten Lehrer kommen ja eigentlich am Mittwochnachmittag

wo frei ist zur Weiterbildung oder am Samstag. Und das war dann der Grund warum die PH dahin kommt und die Kunst eigentlich in Zürich-West zentralisiert wird.

Das Standort Toni-Areal wurde laut Interview in ZETT allen Bildungsinstitute angeboten?

Das ist nicht richtig. Wir haben eine Sitzung gehabt mit – sagen wir allen – Rektoren die dazugehörten: also die beiden Kunst-Rektoren, Universität-Rektor und der pädagogische Rektor mit Regierungsrätin Aeppli. In der Sitzung wurde eigentlich entschieden wie es verteilt wird. Wobei von der Grösse eigentlich von Anfang an klar war, Pädagogik wäre Toni zu gross und für die Kunst wäre es ein bisschen zu klein. Das hat man von Anfang an schon klar gesehen. Aber wir haben wirklich in einer Sitzung mit vier Rektoren und der Bildungsdirektorin entschieden, wer wohin sollte. Die Universität hatte immer noch kein Interesse. 3] Birgt der Konzentrationsprozess auch Risiken? [Wurden Bedenken zu möglichen Risiken bei der Konzentration der beiden Hochschulen geäussert?] Also sie müssen immer zweigeteilt haben: Die Schulleitung war vom ersten Tag dafür, die Betroffenen waren vom ersten Tag grössenteils dagegen. Und das hat sich eigentlich erst mit der Geschichte ist es, hat es sich normalisiert gehabt. Weil sie müssen sich immer vorstellen, wer dezentral ist, ist weit vom Schuss, kann seine eigene Philosophie fahren und kann seine eigenen – bös gesagt – Wege gehen, wird nicht stark kontrolliert und ist sehr autonom. Und das hat immer Widerstand gegeben. Ich denke an der Pädagogischen Hochschule weniger, weil sie hatten schon den ersten Zentralisierungsprozess von den Seminaren hin zu den drei grossen Standorten oben am Heimplatz. Das hat weniger so Mut (???) vielleicht noch einen Schritt weiter zu gehen, die Kunst war natürlich was ganz anderes. Die kleinen Aussenstellen, die irgendwo waren, und das war noch ein Fusionsprozess der dazu kam, der war bei der Pädagogische schon gelaufen. Die Seminarien waren zusammen fusioniert. Und in der Kunst haben wir Musik, Theater mit dem anderen Teil der Kunst noch fusionieren müssen. Sie können sich vorstellen, der Widerstand war gross, hat sich ja noch im Kantonsrat noch gegeben, dass noch Proteste von Studenten und Dozenten vor der Schlussabstimmung waren.

Somit kann man sagen, dass sich der eigentliche Widerstand primär bei der Fusionierung der Seminarien zur PHZH gezeigt hat?

In der Pädagogik war's eher weniger gewesen. Da war einfach das normale, das was wahrscheinlich jeder „ja jetzt muss ich einen neuen Arbeitsplatz suchen, jetzt hab ich nicht mehr da wo ich jetzt bin und jetzt bin ich nicht im Grossraumbüro, jetzt hab ich nicht mehr meine gleichen Kollegen“. Das ist der Widerstand. Aber das ist mehr so, was sie wahrscheinlich immer wenn sie irgendwas zügeln müs-

sen. Das ist eigentlich weniger gewesen. Sie waren relativ schnell begeistert vom Haus. 4] Welche Rolle hat der Kanton bezüglich Standortwahl eingenommen? Gab es eine klassische Standortevaluation? Nein, das ist wirklich keine klassische. Es war wirklich, das Angebot war auf dem Markt. Angeboten wurden beide uns. Und wir haben uns eigentlich mit zwei Machbarkeitsstudien – also mit jener Machbarkeitsstudie prüfen lassen, ja so würd es gehen. Wir haben relativ schnell Raumprogramme gemacht für die Schulen, also innerhalb von gut einer Woche haben wir z. B. für die Pädagogische Hochschule ein Raumprogramm gemacht für das Jahr 2015. Und man muss einfach sagen, das Raumprogramm ist zu über 80% umgesetzt worden, was wir innerhalb einer Woche zusammengeschustert haben. Und haben dann geprüft ob es geht. Und das Ergebnis war: es geht. Damals hat die Post noch das gemacht gehabt, weil die sie war ja Eigentümer von der alten Sihlpost und das Land gehört ja der SBB. Und sie haben die dann gemacht und das war das Ergebnis und aufgrund dessen haben wir dann gesagt „ja gut, dann können wir das Ganze mal machen.

Diese Machbarkeitsstudie wurde demnach von der SBB erstellt?

Von der Post. Herr Teufenstein war zuständig. Sie werden nicht erkennen, was sie da uns verkauft haben. Nein halt, so. Sie müssen sich vorstellen, die haben sich, im Toni waren wir schon weiter, die Machbarkeitsstudie war fertig. Und im Toni haben wir einfach das Haus stehen lassen. Das war die Idee. Und sie [die Post] haben versucht, das Gleiche zu machen. Also die alte Sihlpost – war mal die Idee – und das sehen sie in der Machbarkeitsstudie, geht die Pädagogische Hochschule in die alte Sihlpost rein, also was hinten war. Und das hat man, mit Aufstockung und sowas und das Ergebnis war dann - hinterher ist es dann in ein Wettbewerb gegangen. Und im Wettbewerb ist ganz was anderes rausgekommen, indem man alles abreisst und neubaut. Nur damit sie so sehen was wir da gemacht haben war nur, die Fläche die war - und das ging. 5] Welche Standortfaktoren und Kriterien musste ein zukünftiger Standort zwingend erfüllen? Gibt es evtl. «Standardkriterien» bei Evaluationen, z. B. bezüglich Erschliessung? Wir sind jetzt dran. Aber das ist jetzt vielleicht wieder das der Prozess. Für die Mittelschulen sind wir jetzt genau das am evaluieren. Die Idee ist ja, dass wir zwei bis drei neue Mittelschulen machen und da gibt es wirklich das ganz klassische Evaluationsverfahren. Wo sie mit verschiedenen, also „ist die Fläche ausreichend, ist die Verkehrsanschliessung“ und und und, das machen wir da. Sagen wir mal so, in der Fachhochschule haben wir es nie gemacht, weil wir hätten es auch nie geschafft. Es war ein zeitliches Problem. Wenn ich den Prozess, den sie ideal-typisch darstellen, kann ich machen wenn ich mir Zeit nehmen kann. 1998 hat der Bund entschieden wir machen Fachhochschulen. Und jetzt müssen sie sich einfach die Prozesse an-


INTERVIEW KANTON ZÜRICH Interview mit Wolfgang Annighöfer | 11. November 2013 Bildungsdirektion Kanton Zürich | Leiter Standortstrategie ZFH

gucken, was haben wir dann an Studenten gehabt? Also typisches Beispiel ist Winterthur, Winterthur hat zu der Zeit der Gründung etwa 1'400 Studierende, die sind jetzt bei 10'000 Studierenden. Und das Ganze von 1998, das sind 15 Jahre. Das können sie nicht, da können wir keine Standortevaluation machen. Und das Gleiche ist bei der Pädagogischen Hochschule. Es wurde entschieden – auch wieder national – es gibt eine Pädagogische Hochschule. Das Ganze wurde im 2000 entschieden, 2001 musste die Pädagogische Hochschule gründen. Wie mach ich das? Dann gab es einen ganz anderen Entscheid: Wir schieben zwei – eine Mittel- und eine Berufsschule - einfach in ein anderes Schulhaus hin und nehmen die Mittelschule führen wir nach Oerlikon rüber. Das wurde innerhalb von kürzester Zeit entschieden, das haben wir nicht evaluiert „wo mach das?“. Sondern einfach wo habe ich Handlungsspielraum. In dem Moment konnte ich nicht mehr überlegen „macht es überhaupt Sinn die Pädagogische Hochschule jetzt da hin zu tun wo sie jetzt ist, sondern wie kann ich es überhaupt machen. Und dann müssen sie sich überlegen: 2001 haben wir sie gegründet und im 2005 haben wir schon wieder angefangen was neues zu machen. Auch der Prozess ist von den Ablaufprozessen, wenn ich einen politischen Meinungsbildungsprozess auf dem noch machen würde, könnten wir es gar nicht machen. Das kann man machen, wenn man so klassisch wie bei der Mittelschule sagen wir jetzt in zehn bis fünfzehn Jahren brauch ich eine neue Mittelschule. Dann kann ich einen Prozess richtig evaluieren. Ich denke wirklich, klassischer Prozess für so was, das läuft fünf Jahre, wenn ich wirklich alle einbeziehen müsste – locker. Und dann kommt noch die Bauzeit und dann bauen wir vielleicht noch selber – das sind ja alles private Investoren die gebaut haben. Da kommen nochmals 10 Jahre dazu, dann sind wir bei 15 Jahren, frühstmöglich. Die Zeit haben wir einfach nie gehabt. 6] Wurden weitere Standorte in Betracht gezogen? Oder kamen nur die Europaallee und das Toni-Areal in Frage? Das waren die beiden, die da waren. Und wir haben eigentlich auch aufgrund dessen hinterher dann die Strategie für Zürich gesagt „ja gut, das sind zwei Grundstücke, entweder nehmen wir sie oder wir lassen es sein“. Weil in Zürich hat es keine mehr, in der Grösse. Das nächste wäre vielleicht noch die Kaserne. Aber bis diese einmal so weit ist, bin ich pensioniert. Sie können es, in Winterthur ist es einfacher oder so was. In Winterthur kann ich mir überlegen, ja wo will ich meinen nächsten Standort setzen, hat es noch irgendwo Industrieflächen. In Zürich gibt es nichts mehr. Bei euch in Rapperswil könnte man überall auf die Wiese gehen. 7] Gab es von Seiten der Stadt Vorschläge zu möglichen Standorten? Die Stadt hilft nicht.

Somit wurde das Areal auch nur dem Kanton angeboten und nicht auch noch der Stadt?

Also die Zentrale jetzt in die Europaallee? Eigentlich gar kein Interesse von der Stadt, was sollen sie da machen? Weil die Stadt - wenn es jetzt klassisch Stadt ist – die Stadt sucht ja Primarschulhäuser oder Sekundarschulhäuser und da ist nichts. Das ist ein Quartier, wo momentan eine eher sinkende Bevölkerungszahl ist. Die haben ein Schulhaus weiter hinten, wo sie eher nicht mehr den Bedarf haben. Die Stadt macht dann eher so regionalpolitisch wo muss ich denn wirklich in welchem Quartier etwas bauen, was sind meine Boom-Quartiere und da muss ich dann sozusagen ein neues Schulhaus bauen. Für die Stadt war es nie interessant da was zu machen. Die andere Frage ist, es war immer klar - der SBB, der Post weniger – sie müssen irgend ein öffentlichen Anbieter haben. Weil wenn sie sofort kommen, ist es jetzt UBS, CS oder so was, kriegen sie nicht die Mehrheit. Weil es ist ja glaube ich das dritte Projekt was man da machen wollte und diejenigen vorher sind ja alle gescheitert.

Wäre die Europaallee kein interessanter Standort für das städtische Kongresshaus gewesen?

Hätte man machen können. Aber die Stadt hatte in der Zeit erstmals gar nicht darüber nachgedacht. Und das zweite war gewesen, als sie dann darüber nachgedacht haben, war das Kongresshaus unten am See zu bauen. Das ist abgelehnt worden. Also es ging gar nicht mehr, ihre Frage ist sicherlich nicht unberechtigt, hätte man machen können, wenn die Stadt so weit gewesen wäre. Aber es war weder das eine noch das andere. Also ich glaube sie haben eigentlich voll aus See gesetzt gehabt und merken jetzt, was für ein Desaster jetzt rausgekommen ist. Vielleicht hätte man auch ein Fussballstadion bauen können? Weil da habe ich immer gesagt, das Toni-Areal wäre prädestiniert, weil eine Etage war schon Fussballfeld, man hätte nur noch die Tribüne rundherum bauen müssen. Nein, ich denke, dass ist ein Zufall. Manchmal zum richtigen Zeitpunkt das richtige Angebot mit der richtigen Idee verknüpfen.

Zurück zur Europaallee, sie haben erwähnt, dass die erste Idee seitens der SBB für eine Ankernutzung in Richtung Universität & ETH abgezielt haben?

Ja, aber das war von den Investoren & den Eigentümern, die hätten sich das vorgestellt gehabt. Weil sie wussten, sie haben einen Bedarf beide. Aber die beiden haben gesagt nein, wir haben unsere Standorte da oben, Irchel oder Hönggerberg. Und sie wollen nicht noch einen neuen Standort. Das war die Antwort von denen. Und das hat auch was mit der Tradition zu tun: Die Universität ist seit 200 Jahren da oben, die ETH ist daneben ungefähr auch gleich alt. Und Fachhochschulen sind was neues, da ist der Standort egal. Wir können überall sein, ich denke die Flexibilität ist da.

Welche Bedeutung hat die PHZH für den Kanton Zürich als Bildungsstandort?

Ich denke für das Quartier hat es mehr eine Bedeutung, für die Stadt Zürich, an dem Standort. Weil sie ist wirklich der Schlüssel zum Quartier. Weil hinten drin kommen jetzt doch sehr viel ruhigere Sachen, also da ist die CS rechts, die UBS hinter, hinten weiter kommen dann normale Wohnungen. Also ich denke damit haben wir sicherlich dem Quartier vorne am Bahnhof einen belebenden Input gegeben, der von morgens um 7 bis abends um 10 immer genutzt ist, und auch am Samstag. Also ich denke das ist das. Für uns ist es eben die Pädagogische Hochschule, sie ist eine von drei Hochschulen die wir haben auch Fachhoschulniveau. Das ist eben, es ist der kleinste Partner, aber sie sind ein doppeltgemoppelter Partner von uns: es ist einerseits eine Hochschule, andererseits ist das unsere Nachwuchsausbildung. Weil der grösste Abnehmer sind wir ja wieder selber im Volksschulbereich. Also das ist unser ein Gemischtwarenladen. Einerseits die Unabhängigkeit der Hochschule und andererseits „ja gut, wie kriegen wir unseren eigenen Nachwuchs dahin, dass wir keinen Lehrermangel haben. Deshalb ist die Pädagogische Hochschule sicherlich eher eine politisch geprägte Hochschule, noch mehr als eine normale. Also da wir viel mehr Einfluss genommen, dass die Ausbildung eben stimmt. Normales Studium – so wie sie – sie können studieren und da sagt kein Arbeitgeber was er hinterher haben will. Weil es gibt viel zu viele. Aber in der Schule sagt natürlich der Arbeitgeber – die Schulgemeinden – ja aber das was ihr da ausgebildet habt, das kann ich ja nicht gebrauchen. Ihr müsst was anderes machen. Also ich denke, die Pädagogische Hochschule ist viel enger verknüpft mit dem Kanton und den Gemeinden als jede normale Schule. Dadurch ist auch Einflussnahme da. Das hat jedoch nichts mit dem Standort zu tun.

Wir haben uns nur gedacht, welche Bedeutung die PHZH für die Stadt Zürich hat. Es wäre ja z. B. undenkbar wenn die Universität Zürich nicht in der Stadt konzentriert wäre. Wenn man darüber redet, es muss vor allem gut erschlossen sein, es muss genügend Platz vorhanden sein und die Eigentumsverhältnisse sind entscheidend, könnte man ja auch sagen, wir gehen an einen gut erschlossenen Standort z. B. in Winterthur?

Ja, sie können nach Dübendorf gehen, wieso nicht. Flughafen. Sagen wir mal so, die Stadt (ist noch schwierig) die Stadt sagt immer sie findet es gut – jetzt am Beispiel Universitätsspital – das sie das Universitätsspital haben. Jetzt kommt aber ein erster Entscheid, dass man ein Provisorium bauen will und die Stadt spricht sich dagegen aus. Ist sie jetzt wirklich dafür oder ist sie nicht dafür? Und viel tun, tut die Stadt ja eigentlich auch wieder nicht. Also wir müssen es als Kanton tun, die Stadt ist aber Baubewilligungsbehörde. Also in den Broschüren steht immer drin „Wir tun alles und wir brauchen es“. Wenn man so im Detail mit der Stadt zusammenarbeitet, glaube ich manchmal nicht, dass sie wirklich das wollen. Ich ganz persönlich


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würde sagen der Flughafen Dübendorf könnte ein Alternativstandort für die Universität Zürich sein. Vielleicht nicht als DER Einzige, aber vielleicht als dritten Standort, warum nicht. Ich sag ja das einzige was da oben schön ist, das sind die Studenten die ganz normal die Vorlesung besuchen, das ist super. Aber wenn sie forschen wollen, dann ist ihnen doch egal, wo das ist. Wahrscheinlich sind sie sogar froh, wenn sie denn nicht mit dem Zug fahren müssen, sondern sie können auch antizyklisch vielleicht mit dem Auto irgendwo hinfahren. Ich denke eine Hochschule ist immer da gut, wo der ÖV gut erschlossen ist, das ist viel wichtiger, als ist es Stadt Zürich oder Kanton Zürich. Und ich denke, überlegen sie sich wenn Dübendorf jetzt da wäre, in 50 Jahren ist vielleicht Dübendorf ein Teil von der Stadt Zürich. Also, das wäre für mich jetzt...ich glaube, das sind mehr Politiker die daran hängen. Ich könnte mir gut vorstellen es wäre woanders. Ich meine Rapperswil ist ja nur per Zufall in St. Gallen gelandet und nicht in Zürich als Hochschule. Weil sie einfach die Kantonsgrenze falsch gezogen haben, sonst wäre es ein Teil der Zürcher Fachhochschulen. Die Diskussion haben wir schon oft gehabt, der Bund hat sogar bei der Bewilligung sich lange Zeit überlegt, ob er Rapperswil nach Zürich machen würde statt auf St. Gallen. Nun ist es anders gekommen.

Bereits bei der Fusionierung der Seminarien zu der Pädagogischen Hochschule Zürich kam eine Idee eines „Campus Zentrum“ auf. Dabei würde die unmittelbare Nähe zur Universität Zürich als Bedingung genannt. Nun ist man jedoch von dieser Idee abgerückt. Weshalb?

Also ich denke, die beiden Rektoren können sich nun direkt ins Fenster gucken. Dass das mit der Nähe immer noch so ist? Eigentlich ist die ganze pädagogische Ausbildung von der Universität da oben gewesen, also gar nicht bei der Universität selbst, sondern jahrelang beim Beckenhof gewesen ist. Ich weiss nicht. Das Gelände da oben, wo sie waren, ist sicherlich universitäres Gelände, das gebe ich zu. Ob da die Nähe nun optimal gewesen ist, ich würde sagen wir sind so nahe, wie wir nur sein können. Und die zwei Stationen mehr mit dem Tram zu fahren, die sind nicht matchentscheidend. Also für mich persönlich ist das unina. Und sie müssen einfach rechnen, die Pädagogische Hochschule hatte einfach viel mehr Standorte, wir waren irgendwo. Für was brauch ich die Uni-Nähe? Brauch ich das jetzt mehr für die Primarlehrerausbildung oder brauch ich sie mehr für die Sekundarlehrerausbildung, also Sek I-Lehrerausbildung? Was ist näher an der Universität? Und wenn die Sekundarlehrerausbildung beispielsweise noch irgendwo draussen noch war, das hat uns dann auch nicht viel geholfen, dass der Teil ganz nah war. Weil was war da drin? Das waren eigentlich drei Gebäude. Das eine war das Verwaltungsgebäude, mehr oder weniger. Dann oben beim Schanzenberg weiss ich noch nicht einmal welche Sachen waren. Aber es waren drei von ganz vielen Häusern in der Nähe gewesen und der Rest war irgendwo. Jetzt nutzt die Universität das, jetzt ist es besser. Jetzt ist es wirklich Uni-(???)

8] Zurück zu der Rolle der SBB. Sie haben erwähnt, dass der Kontakt durch die SBB zustande kam. Wann gelangte die SBB an den Kanton? 2005. Die sind wirklich als sie nicht mehr wussten, was sie machen sollten. Man hat wirklich gemerkt, sie brauchen irgendeinen. Weil sie hatten ja damals, der Gestaltungsplan war ja ziemlich kritisiert worden. Dann der Scheller hat ja noch, Gemeinderat von den Grünen von der Stadt, hat ja glaube ich die Federführung gehabt, dass er Rekurs gegen den Gestaltungsplan eingereicht hat. Und sie brauchten natürlich einen Partner mit dem sie dann brillieren konnten und sagen „ja gut, aber wollt ihr das Ganze gefährden, da ist ja jetzt die Pädagogische Hochschule“. So was haben sie schon gesucht. So klever waren sie auch gewesen - dass vorher, die Projekte sind eigentlich immer an dem gescheitert, man hat kein Nutzen gehabt. Und einfach nur riesen Volumen und riesen Flächen. Alle haben ihnen ja vorgeworfen, Gewinnoptimierung und Stadtverschandelung und so was. Und sie haben schon gemerkt, wenn sie mit sowas wie uns kämen, dann haben sie natürlich schon einmal vorne ganz, also der Widerstand wird geringer. Das war ihre Idee. Hat ja auch geklappt. 9] Wie lange ist die Vertragslaufzeit der PH mit der SBB? Gibt es Verlängerungsoptionen? 20 Jahre. 20 Jahre fix, plus 2x fünf Jahre auch noch zu gleichen Bedingungen, also eigentlich ein dreissigjähriges Vertragsverhältnis.

Hat der Mietpreis bei der Standortwahl eine entscheidende Rolle gespielt?

Ja.

Ist Ihnen die SBB dabei entgegengekommen?

Ich glaube die SBB hat richtig gelitten unter uns, eben weil wir die ersten waren. Sie können davon ausgehen, dass die anderen, Banken, ungefähr das Doppelte pro Quadratmeter bezahlt haben wie wir.

Wir würden gerne nochmals zu den Chancen einer Standortkonzentration zurückkommen. Somit war auch die Kostenoptimierung ein wesentliches Element?

Sicher. Wir haben eine Wirtschaftlichkeitsberechnung dem nachgelegt und haben eigentlich gesagt gehabt...gut sie war verdammt schwierig. Weil die Liegenschaften, die wir selber bei uns im Portfolio haben, werden nicht nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten in der Anlagebuchhaltung geführt, sondern nach dem Restwert. Und dann sind alte Liegenschaften die kein Restwert mehr haben fast bei Null. Und das ist natürlich dann schwierig da eine Wirtschaftlichkeitsberechnung, jetzt rein von den tatsächlichen Kosten, so wie sie in den Büchern stehen, zu machen. Das ist ja eigentlich mehr ein taktischer Fehler. Weil die Liegenschaft müsste ja bewertet werden und dann gerechnet. Das haben wir gemacht, zusätzlich zu den Betriebskosten zur Führung von knapp 30 Liegenschaften

zur Führung von einer Liegenschaft. Und die Wirtschaftlichkeit war ziemlich schnell ausgewiesen. Aber es hat im Kantonsrat viele Diskussionen gegeben. Man kann es immer so oder so rechnen. Und Diskussion war immer gewesen: SBB ist ein öffentlicher Eigentümer, also wieso vermietet der noch einem anderen Öffentlichen teuer seine Liegenschaften und saniert damit seine Beamtenversicherungskasse. Das sind ja die Aussagen, die da im Raum standen. 10] Wie wurde der Standortentscheid zugunsten Europaallee in den politischen Instanzen aufgenommen? Also der Regierungsrat war...die haben ja dann 2005, haben ja einen Standort-RRB [Regierungsratbeschluss] gemacht gehabt und haben ja gesagt, was wir eigentlich machen wollen, mit der Fachhochschule. Und der ist so auch heute noch gültig. Wir haben gesagt eben Pädagogik dahin, Toni-Areal das andere und was wir in Winterthur machen und was in Wädenswil. Das ist eigentlich damals schon entschieden worden, Regierungsrat hatte eigentlich gar kein Problem. Kantonsrat, das ist immer so die Frage, eigentlich fanden alle es gut, aber. Und das aber war dann immer gewesen, was ich eben gesagt habe: „Ja da zieht uns jemand über den Tisch“, „es ist viel zu teuer“, „wir finden einen viel billigeren Bürobau rechts oder links davon“. Das sind so die politischen Interessen. Der Entscheid war ziemlich eindeutig gewesen, fürs Projekt. Also es war nicht kritisch am Ende. Aber das sind so die normalen Sachen. Was vielleicht viel ungewöhnlicher war, dass der Kanton so eine grosse Liegenschaft nicht selber baut, sondern mietet. Das kannte man nicht. Und das hat natürlich, an dem Projekt haben wir das das erste Mal so in der Grössenordnung ausprobiert. Das hat sehr viele Sitzungen gebraucht, drei Kommissionen sind darüber gegangen und viele Nerven gekostet. Das war mehr...nicht...das, also die Zentralisierung war eigentlich nie die Frage, die war eigentlich unstrittig. Und auch der Prozess wie wir es gemacht haben, das war eigentlich jeder, es ging wirklich hinterher mehr um den Preis. Preis und Situation zu den SBB. Und warum baut ihr nicht selber, das war mehr so von der Baudirektion.

Dies ist demnach das erste Projekt, welches in diesem Rahmen (Kanton nicht Bauherr, sondern Mieter) vom Kanton Zürich realisiert wurde?

In der Grössenordnung, ja. Wir haben in Winterthur schon eins gemacht gehabt, „Mäander C“ ist das gewesen. Das ist das erste wo wir es gemacht haben. Aber das waren ungefähr 10'000m2, also ein Viertel von dem da.


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11] Ist die Europaallee der richtige Standort für die PH? Ja. Ich würde sagen es ist der optimalste Standort, für die Studenten könnte ich mir auch noch was anderes vorstellen, aber für die Weiterbildung ist es wirklich der optimalste Standort. Und es ist die grösste Weiterbildungsschule, die wir haben. Und von daher würde ich immer noch sagen: Wenn wir den jetzt nicht hätten, müssten wir ihn noch finden. Weil wir haben 171 Gemeinden, die Lehrer kommen aus 171 Gemeinden zur Weiterbildung, wo ist es optimaler als am Bahnhof Zürich? Jeder kann mit dem Zug dorthin kommen. Ich meine das sehen sie ja auch, wir haben keine Parkplätze gemietet. Also die fünf, sechs die wir haben, das sind wirklich Besucherparkplätze, sonst haben wir nichts. Wofür? Also das, ich würde es immer wieder so an dem Standort....es gibt wenig Standorte wie sie es sonst machen könnten. Weil der aus Turbenthal muss ja genauso dahin kommen, wie der wo irgendwo fast in Schaffhausen ist. 12] Ist die PHZH die richtige Nutzung für den Standort? Ich finde ja, ich finde es wirklich ja. Es ist....was will man machen. Also nur Bürogebäude ist nicht gut. Die sind nur von morgens bis früheren Nachmittag da. Und die eigentlich wirkliche Durchmischung zwischen den Jungen, Studierende, so wie sie, die ganz andere Ideen haben, die auch ein ganz anderes Konsumverhalten haben, mit dem Dozenten, der dann wieder was anderes hat plus dann hinterher die Banker oder sonstige Leute. Ich glaube das ist eine gesunde Mischung, so das ganze Spektrum der Bevölkerung eigentlich wiedergibt. Und dann ist es nicht so hoch komplex das Gebäude. Also nicht nur Forschung, nicht nur Technik, sondern wirklich ein gesunder Mix, den man da auch noch bauen kann. Wenn ich jetzt da nur ein Forschungszentrum hingesetzt hätte, das glaube ich wäre irgendwie falsch. Aber das passt gut. Ich denke, das zeigt auch...wir haben ein Kongressbereich, der am Wochenende genutzt werden kann, hinten sind die Hallen drin, die von den privaten Vereinen genutzt werden. Ich meine auch jeder freut sich wenn er da mal eben Sport machen kann und geht hinterher mit dem Zug wieder nach Hause. Also ich finde, einen viel besseren Mix könnte man da nicht hinkriegen. Also im Moment wüsste ich nicht, was man sonst noch machen sollte. 13] Wettbewerb unter den PH’s interkantonal. Gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen der Attraktivität eines Studiums und der Attraktivität des Standorts der Hochschule? Sicher. Ich würde sagen, ich glaube ihr seid ja auch beide nicht Zürcher so ganz? Es ist wirklich so....sie merken eigentlich, das haben wir jetzt gemerkt. Also die Studierendenzahl ist wieder gestiegen, ohne dass wir mehr machen müssen. Und die, die kommen – das ist ja das, was...sind sehr viele aus dem Bündnerland oder so was, die bleiben in Zürich, die gehen nicht wieder zurück. Und das ist

wirklich, es boomt auch über so was. Jetzt am Anfang ist es schön, da kommt man irgendwo mit dem Zug, aber irgendwann sagt man jetzt bleib ich ja doch hier, nehme mir eine Wohnung und am Ende bleibt man, weil es sowieso schön war. Also das hat schon einen massiven Einfluss, dass....der Student bleibt eigentlich dann, die Studentin, bleibt da wo sie dann angefangen hat zu studieren. Das spielt mit, ja. Ich finde es persönlich den grössten Wettbewerbsvorteil, ein attraktiver Standort.

Könnte es nicht sein, dass sie somit irgendwann Opfer von der eigenen Attraktivität werden könnten?

Nein. Wir brauchen so viel Lehrer, keine Angst.

Wie sieht es denn bezüglich Erweiterungsmöglichkeiten am Standort Europaallee aus?

Wir sind ja klever gewesen. Wir haben die Liegenschaft, die direkt gegenüber ist, gar nicht abgegeben, die haben wir behalten.

Dabei handelt es sich um den Sihlhof?

Ja. Wir haben ja dann hinten/hinterher (???) die Quest-Ausbildung angefangen. Quest ist ja, wenn einer studiert hat und eine gewisse Berufserfahrung hat, kann er mit einer Schnellbleiche Lehrer werden. Also er kriegt nur noch die pädagogisch-didaktische Ausbildung dazu. Und die haben wir dann vor drei, vier Jahren lanciert und da haben wir gleich sehr schnell gemerkt gehabt, dafür ist die Pädagogische Hochschule, so viel Platz haben wir gar nicht. Und ich gehe davon aus Quest wird länger bleiben, also bleibt der Sihlhof bei uns. Also das haben wir, glaube ich, schon hinbekommen. 14] Thema Synergien: Gab es jemals Ideen die beiden Fachhochschulen PHZH und ZHDK an einem Standort zu konzentrieren?. Quasi ein «Super-Campus»? Sie haben ja das Gedankenspiel gemacht, indem wir ja von der Kunsthochschule haben wir ja zwei Departemente mit der „Angewandten Wissenschaft“ zusammen, das ist soziale Arbeit und Psychologie. Wir haben damals noch überlegt gehabt, ob wir die Heilpädagogik auch noch dazu packen, in den Campus. Aber Pädagogik und Kunst haben wir eigentlich uns nie überlegt. Weil, so viel Fläche haben wir nirgends gefunden. Sie reden von 120'000m2 Fläche und das...wie gesagt, Zürich ist zu klein im Platz. Dübendorf? Dübendorf war da auch noch nicht gewesen. Dübendorf ist jetzt vielleicht, falls kein Flugzeug mehr fliegt. Oder weniger. Nein es ist... wir haben ja eigentlich immer (???) wie viel Fläche ist da und was können wir machen? Das war wirklich die umgekehrte Rechnung. Also das Flächenangebot und was geht rein. Sagen wir mal so, die Tendenz ist ja eher umgekehrt gewesen, hat aber auch einen juristischen Hintergrund. Die Pädagogische Hoch-

schule ist eine kantonale Hochschule, die ist ja nicht eidgenössisch geregelt. Und die beiden anderen sind eidgenössisch geregelt. Bei der Pädagogischen habe ich kantonale Kompetenzen, bei den anderen sind Bundeskompetenzen. Also ist die Verbindung der Pädagogischen Hochschule mit einer anderen Fachhochschule, ist eigentlich eher weniger gegeben. Weil es unterschiedliche Rechte sogar gibt. Deshalb ist das eher der Weg, den wir nie, im Fachhochschulrat hat es mal gegeben - als wir eigentlich die Dreieraufteilung gemacht haben - mindestens die Idee gegeben, was würde zur Pädagogik passen. Und sie hat sich mal überlegt soziale Arbeit und Psychologie könnte zur Pädagogischen gehen, ebenso die Geistes- und Sozialwissenschaften. Aber auch wieder aus diesem rechtlichen Aspekt hat man gesagt, das fällt schwer. Weil das eine unter dem Fachhochschulgesetz läuft es klassisch und das andere läuft unter der pädagogischen Gesetzgebung und das sind nicht die gleichen Gesetzgebungen. Also das hat mehr noch mit dem zu tun. 15] Thema Lehrermangel: Im Kanton Zürich herrscht(e) – wie auch von Ihnen erwähnt wurde - Lehrermangel. War dies auch ein Grund für die Konzentration an einem Standort? Ja klar. Ja das war...wir haben ja. Ich meine das Problem ist ja, der Lehrermangel hat ja heute ein zweistufiges Verfahren. Früher hatte man immer gesagt gehabt wir brauchen ungefähr 700 Lehrkräfte, die scheiden pro Jahr aus und die muss ich ausbilden. Dann können sie ausrechnen wie viel brauche ich. Ich brauch ungefähr 2'100 Studierende und habe es drin. Das ist ungefähr meine Rechnung gewesen. Das Problem ist heute eigentlich, dass ich nicht nur 700 brauch, weil fast alle arbeiten ja nicht mehr Vollzeit. So der typische Lehrer ist heute glaube ich 60- oder 70-Prozent nur noch beschäftigt. Also muss ich im Verhältnis 800, 900, 1000 ausbilden. Deshalb wird es immer Lehrermangel in den nächsten Jahren geben. Und es kommt noch dazu, dass wir eine Altersstruktur an der Schule haben, die jetzt im Moment wirklich in den nächsten 5 bis 10 Jahren eher mehr ausscheiden als im normalen Durchschnitt. Also im Moment haben wir eigentlich keinen Lehrermangel, im Moment haben wir es nivelliert. Also im Moment. Das heisst, dass wir keine Stelle frei hatten im Sommer. Und was noch spannend ist, man hat früher gesagt, der Lehrerberuf ist ein antizyklischer. Also wenn die Wirtschaft boomt, will keiner Lehrer werden. Wenn es der Wirtschaft schlecht geht, wollen alle Lehrer werden. Das gilt nicht mehr, das hat sich verändert. Und ich denke, was sicherlich auch dazukommt, aber da trägt die PH nicht unbedingt bei; wie ist der Lohn. Und heute als Lehrer, nachdem wir die Lohnrevision gemacht haben, ist der Lehrerberuf sehr interessant, gerade für junge Leute. Der verdient sicherlich 20- bis 30'000 mehr Einstiegslohn als sie verdienen würden. Das macht den Lehrerberuf wieder interessant. Und da gibt es eine spannende Untersuchung mit Herrn Hermann, das ist der Publizist, der im Tagi ist. Der hat einmal gesagt der Lehrerberuf hat, ist ein Phasen-Beruf. Am Anfang will keiner Lehrer werden, weil alle die Nase voll haben. Dann kommt die Familienplanung, so ab 30. Wenn


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die Kinder da sind und langsam schulpflichtig werden, möchte jeder Lehrer sein. Das geht bis so 45 und dann möchte man doch vielleicht noch einmal einen Karriereschritt bis 60 machen. Also wenn man eine clevere Lösung machen könnte – vielleicht noch aus dem richtigen Bereich – müsste man den Lehrerberuf zwischen 30 und 45 hinpacken. Davor und danach andere Berufe.

Wir würden doch noch gerne einmal auf die Rolle der SBB im Prozess zurückkommen. Weshalb hatte die SBB ein solches Interesse die Federführung bei der Arealentwicklung zu übernehmen? Sie hätte ja evtl. entscheiden können, dass der Kanton zumindest die PH selber entwickeln könne. Oder das Land evtl. im Baurecht abzugeben.

Ja die SBB hat sich das schon lange überlegt, was machen wir. Und sie hat ja auch ganz anders reagiert, also die ganze Europaallee ist ja ganz unterschiedlich. Sagen wir einmal so: sie hat die Filetstückchen behalten, ein Filetstück ist die alte Sihlpost, davor, und dann eigentlich das nächste Baufeld was kam. Weil sie immer gesagt haben, das sind die attraktivsten Baufelder. Und das hat wirklich etwas mit ihrer Anlagepolitik zu tun: „Wir verkaufen das was, wo wir jetzt Geld brauchen. Aber da wo ich sage, die Rendite erwirtschafte ich über die nächsten 30, 40, 50 Jahre, die behalte ich bei mir.“ Und deshalb haben sie die....deshalb standen diese Grundstücke nie zur Diskussion zu verkaufen. Weil sie sehr früh entschieden haben, das sind die zentralsten Grundstücke, die behalte ich. Unternehmerisch gedacht SBB.

Hatte dies auch einen Einfluss auf die Herangehensweise auf öffentliche Körperschaften? Existiert so etwas wie eine Rangordnung? Zuerst wurde ja die ETH & Universität angefragt, danach der Kanton. Wäre es möglich gewesen, dass die SBB auch auf die Stadt zugegangen wäre? Welche Interessen stehen hier im Vordergrund?

Nein, ich glaube es waren eine Interessen. Sondern einfach, sie haben wirklich einen Nutzer gesucht, der eine Aussenwirkung hat. Und die Aussenwirkung von einer ETH und einer Universität ist grösser, als von einer Pädagogischen Hochschule.

Nochmals höher als etwas städtisches?

Genau. Das ist einfach, das war ihre..

Uns würde es interessieren, weshalb die Stadt kein Interesse gehabt hat und weshalb hier nun der Kanton bevorzugt wurde.

Aber es ist nicht der Kanton, ich würde sagen, es sind wirklich die Institutionen die für sie interessant waren. Der Kanton, ich glaube wenn wir jetzt gesagt hätten, wir machen unsere Zentralverwaltung dahin. Ich glaube das hätten sie nicht wirklich interessiert. Weil ich denke die Wirkung einer Hochschule ist immer noch anders, als alles andere. Ich denke...also...uns hätten sie nicht genommen......

Ich sage ja...was hat die Stadt anzubieten, die so ein Namen nach aussen trägt. Und damit beginnt es ja schon. Ich glaube, dass ist das. Das ist nicht der Kanton, sondern die ETH hätten sie am liebsten genommen, ist international, A-Level. Dann Uni Nummer 2. Dann wäre vielleicht noch Winterthur so Nummer 3 gewesen und dann Kunst und Pädagogik Nummer 4 und 5. So ungefähr, wenn ich mir ein Ranking von ihnen...so müsste es eigentlich so auf dem Niveau herausgekommen sein. Und muss man ehrlicherweise auch wieder sagen, auch da, in den Jahren 2004 oder so etwas, die Fachhochschulen waren sechs Jahre auf dem Markt, sie waren noch gar nicht bekannt bei den meisten. Und deshalb sind sie auch gar nicht auf die eingetreten. Ich meine die Universität hat glaube ich 150 Jahre, die ETH hat auch ungefähr so viel. Einfach von dem muss man eigentlich sehen, worum der Weg so ging. PERSÖNLICHE FRAGEN 16] Wie haben sie persönlich den Prozess mit diversen Akteuren empfunden? Welche Erfahrungen haben sie persönlich in diesem Prozess gemacht? Ich denke mit der SBB würde ich sofort wieder bauen. Solange die Post dabei war, haben wir Bauchweh gehabt. Sie müssen wissen, wir haben bis, der Mietvertrag wurde hauptsächlich noch mit der Post gemacht. Weil die SBB hat erst nachher die Post ausgezahlt. Und die Mietvertragsverhandlungen, wir haben über 50 Mietvertragsgespräche gehabt, bis der Mietvertrag zustande gekommen ist. Das ist nicht normal. Also solange die Post drin war, war es unheimlich schwierig. Wir haben – damit sie so die Absurdität von dem Ganzen – man hat diskutiert, in der alten Sihlpost welche Teile vom Teppich man noch drin lassen könnte oder nicht. Weil ess (??) hinterher komplett abgerissen wurde. Nur damit sie sehen, auf was für einer Basis mit der Post diskutiert [wurde]. SBB war immer grosszügig, grossräumig gedacht und im Projekt, ich würde sagen, eines der friedlichsten Projekte, die wir hatten. Es hat eigentlich im Projekt, sehr guten Wettbewerb, das Ergebnis war ziemlich klar, wer es denn machen sollte. Mit dem Max Dudler hat man ein sehr gutes Architekturbüro beauftragt und der Prozess und die Realisierung ist absolut unproblematisch gelaufen. Wirklich...weil, das Verhältnis stimmte sehr gut, wir als Mieter, die SBB als Eigentümer und die Implenia setzt es um. So hat man immer ein klares Dreiecksverhältnis gehabt und es war immer klar. Und zwei haben immer am gleichen Strick gezogen, das war Eigentümer und Mieter gegenüber der Implenia. Das hat funktioniert. Nein, es ist wirklich so über das ganze Projekt hin: von vorne bis hinten eigentlich nie Probleme gehabt. Finanziell sogar unter dem Kredit abgerechnet. Termin eingehalten. Ich denke, dass sieht man ja auch. Es sieht gut aus. Und es ist auch ziemlich hohe Qualität herausgekommen bei dem Ganzen.


INTERVIEW STADT ZÜRICH Interview mit Mireille Blatter | 21. November 2013 Amt für Städtebau Stadt Zürich | Gebietsmanagerin Europaallee

THEMA STANDORTWAHL/KONZENTRATIONSPROZESS

1] Wie ist der Prozess, dass man die PH konzentrieren will, aus Sicht der Stadt abgelaufen? Inwiefern hat eine Koordination mit dem Kanton stattgefunden?

Vorher waren es meines Wissens mehr Planungsgeschichten, die die SBB betrieben hat. Wobei sie hatten sicher für so grosse Areale auch die Stadt einbezogen. Aber diese kooperative Planung hat mit dem Projekt Stadtraum HB im Jahr 2000 gestartet. Dazu weiss eventuell Herr Steiger noch mehr. Auch der Vergleich zum vorherigen Vorgehen/Projekt.

Die Stadt hatte keinen Einfluss gehabt darüber. Das waren strategische Überlegungen vom Kanton, wo oder wie sie ihre Schulstandorte konzentrieren oder zusammenführen. Aber es gibt natürlich auch Austausch zwischen Stadt und Kanton. Und wenn an so einer zentralen Lage ein solches Quartier entwickelt wird, dann wird der Kanton oder andere auch aufmerksam darauf. Und weil es einen Austausch gibt zwischen Kanton und Stadt zu strategischen Fragen kommen diese Sachen zur Sprache und man nimmt es auf und verfolgt es auf dieser Ebene, ob es Möglichkeiten gibt oder nicht. Hier muss man sagen, dass es sehr spät erkannt wurde als Möglichkeit vom Kanton, sonst hätte es vielleicht noch andere Lösungen als die Miete gegeben. Vielleicht hätte die SBB und der Kanton noch eine andere Lösungen angestrebt.

Also sprechen sie da denn den Kauf eines Teils des Grundstücks an?

Ja genau. Denn das kam Ganze kam zu einem Zeitpunkt, als für die SBB nur die Miete für sie infrage gekommen ist. Für uns war es wichtig, das Gebiet so zu entwickeln, weil es ja auch ein Standort ist an der Lagerstrasse von anderen Schulen, dass man hier Synergien sieht und man möchte eine Durchmischung, die nicht nur kommerziell oder Dienstleistung beinhaltet, sondern auch noch Bildung. Das konnten wir uns immer schon so vorstellen, auch schon im Gestaltungsplan. (Der Gestaltungsplan regelt die Nutzungsplanung.) THEMA ENTWICKLUNG STANDORT EUROPAALLEE 2] Wann ist der erste Kontakt mit der SBB über Entwicklung des Standorts Europaallee entstanden? Zwischen Stadt und der SBB hat der eigentliche Prozess für die Europaallee, oder am Anfang Stadtraum HB genannt, so im Jahre 2000 angefangen. Aber das ist mit der Beerdigung mit Eurogate und HB Südwest verbunden. Nach langem Planen und Widerstand hat man dann schliesslich den GP bewilligt, aber das hat sich überschnitten mit der wirtschaftlichen Entwicklung. Büroflächen waren nicht mehr gefragt, d.h. die ganze Gleisüberdeckung wäre eine extreme und teure Investition gewesen. Man hat dann dieses Projekt beerdigt und das war die Chance für diesen Neuanfang der Zusammenarbeit. SBB hat nun nicht mehr für sich entwickelt, sondern mit der Stadt.

Und das war vorher weniger der Fall?

3] Gab es ein Interesse seitens der Stadt das Areal selber zu mieten und dort eine städtische Nutzung (z.B. Kongresshaus, Verwaltung o.ä.) anzusiedeln? Dazu bin auch ein bisschen überfragt. Ich denke zu diesem Zeitpunkt nicht, sonst hätte man es in die Testplanung miteingebracht. Die Testplanung ist angelaufen, ohne dass die Stadt so ein Bedürfnis angemeldet hat. Als dann aber die Testplanung oder auch der Gestaltungsplan in Bearbeitung waren, 2005-2006, hatte man auch Standorte für das Kongresshaus geprüft. Wobei man hatte den Plan, das alte Kongresshaus abzureissen und hatte einen Wettbewerb gestartet. Also die Koordination... Die Bedürfnisse der Stadt waren schlecht synchronisiert. Nicht bewusst, sondern sie waren zu spät zur Sprache gekommen. 4] Nochmals zurück zur PH hier an der Europaallee: Wurde der Stadt mitgeteilt, der Kanton plane jetzt hier die PH zu konzentrieren oder wie ist das abgelaufen? Also wir haben mit dem Kanton einen engen Austausch. Auch z.b. mit dem Masterplan Hochschulgebiet ist man mit dem Kanton in Zusammenarbeit. Insofern hat man sicher in den entsprechenden Gremien einen Austausch gegeben. Aber z.b. der Standort Verwaltungszentrum für die Stadt war zu diesem Zeitpunkt kein Thema. Später wäre das ein Thema gewesen, aber dann war das Ganze von der SBB schon zu fest aufgegleist.

Also die Stadt selber hatte keine Perspektive für das Areal als es zur Diskussion stand?

Die Stadt hatte damals kein eigenes Bedürfnis, dass dermassen standortgebunden war und sie politisch legitimieren konnten wir zahlen einen Preis, der es wert ist. Wir können ja nicht irgendwelche soziale Räume an dieser Lage..(?)

Also der Kanton hat der Stadt nichts weggeschnappt?

Nein. Das mit dem Kongresshaus wäre eine Idee gewesen, welche aber zu spät kam.

5] Ist die Europaallee der richtige Standort für die PH? Ja, meiner Meinung nach ist es der richtige Standort. Vor allem die verkehrliche Anbindung. Der ganze Kanton ist Einzugsgebiet für diese Studenten. Es ist sinnvoll heutzutage, dass sie mit dem ÖV anreisen können. 6] Ist die PH richtige Nutzung für den Standort? Es macht Sinn in der Nähe der Bahnhofsstrasse junge Leute und Studenten reinzubringen, die eine andere Belebung in diesem Raum bringen. THEMA STEUERUNG DER ENTWICKLUNG 7] Wie hat die Stadt ihre Anliegen bezüglich städtebaulichen Aspekten [öffentliche Freiräume/Plätze, Achsen, Öffentlichkeit/ Halböffentlichkeit] eingebracht und umgesetzt? Wir haben das in der kooperativen Testplanung von Anfang an miteingebracht, indem man das Pflichtenheft mit gewissen Eckwerte und Rahmenbedingungen (Nutzung, Freiraum, Etappierung, Erschliessung) für diese Testplanung geschrieben hat. Und nachher mit der SBB zusammen partnerschaftlich und gleichberechtigt das beurteilt hat und noch Experten beigezogen. Insofern hat man die Anliegen der Stadt eingebracht und versucht mit diesen drei Teams auf zielführende Lösung hinzuarbeiten. Also einen übergeordneten Masterplan zu erarbeiten.

Also die Stadt ist nicht zur SBB gekommen und hat gesagt wir wünschten uns gewisse Nutzungen?

Nein, wir haben uns mehr übergeordnete Überlegungen gemacht: Was macht die Stadt lebendig? Was braucht die Stadt an diesem Ort? Das hat sich mehr niedergeschlagen im Nutzungsmix, den wir von Anfang an eingebracht haben. Da ist man gestartet mit relativ wenig Wohnnutzung, weil man das Gefühl hatte es ist ein Raum, der nahe am Gleisfeld ist, wo marktwirtschaftlich relativ teures Land ist, man hatte ein Wohnanteil ab der Kanonengasse von 20%. Erst als es auch politische Diskussionen mit dem Gemeinderat gab, wurde dieser Anteil auf 40% erhöht. Und man sieht, Wohnen an diesem Ort ist natürlich sehr gehobenes Wohnen. Das ist vielleicht ein Vorwurf heute: Ich denke, wenn man diese Planung heute machen würde, würde man mehr Druck machen bezüglich gemeinnütziger Wohnungsbau wie bei der Zollstrasse.


INTERVIEW STADT ZÜRICH Interview mit Mireille Blatter | 21. November 2013 Amt für Städtebau Stadt Zürich | Gebietsmanagerin Europaallee

8] Wie können abgesehen von Gestaltungsplänen erwünschte Entwicklungen sichergestellt und unerwünschte verhindert werden? Wir haben versucht es in diesem Masse zu regeln, dass wir das Gefühl hatten es entstehe ein nachhaltiges und funktionierendes Gebiet oder ein Stück Stadt, welches sich auch verschränkt mit dem Bestehendem. Was passieren kann, wenn das jetzt langsam entsteht und genutzt wird, dass man über die Art wie es genutzt wird gewisse Problem sieht oder Dinge, die nicht funktionieren. Dass z.b. die Erschliessung ungenügend ist, dass die Parkierung ein Problem ist. Das ist der Fall, wo wir dann nachgelagert reagieren und Verbesserungen anstreben müssen. Was aber auch wieder in einem Dialog mit der SBB passieren muss. Die SBB oder Private wie z.b. die UBS werden auch tangiert sein und sagen, wenn es auf irgendeiner Ebene nicht mehr funktioniert. Aber es muss schon ein Leidensdruck da sein, denn man hat eine gesetzliche Basis und es ist gebaut.

Und für dieses Vorgehen gibt’s noch keine Werkzeuge?

Man müsste den Vergleich haben z.b. mit Zürich-Nord, welcher ich nun aber nicht präsent habe. Wie ist das dort gegangen, als man gemerkt hat, dass die Räume irgendwie zu wenig belebt sind, dass es zu wenig kommerzielle EG-Nutzung hat. Das ist dann natürlich nachträglich ein mühsamer Prozess. Aber das müsste ich nochmals nachschauen. Ob man das über eine Anpassung der Sonderbauvorschriften gemacht hat oder hat man es einvernehmlich mit den Grundeigentümer geregelt. Das weiss ich jetzt aber nicht genau und müsste das bei den dortigen Gebietsverantwortlichen nachfragen. THEMA AUSWIRKUNGEN 9] Welche Chancen und Risiken sieht die Stadtentwicklung im neuen Standort der PH im Bezug auf das umliegende Quartier und auch z.b. auf das Kasernenareal oder die Langstrasse. Was setzt oder wird die PH für einen Impuls setzen? Das ist noch schwierig zu beantworten. Ich weiss nicht was die negativen Auswirkungen sein könnten von zu viel Studenten an einem Ort. Höchstens vielleicht das es eine Art Monokultur geben könnte. Wobei wann ist da der Zeitpunkt, das dass erreicht ist? Ich glaube mit dem Bau der PHZH sicher noch nicht. Aber man diskutiert ja weiter mit der Nutzung des Kasernenareals die Überprüfung, ob jetzt auch die Erwachsenenbildung dort unterkommen könnte. Von dem her hat man nicht die Angst, dass das jetzt zu einseitig werden würde.

Wie sieht’s mit anderen Auswirkungen aus? Es ist ja doch eine ziemliche Veränderung im Quartier durch das ganze Projekt. Auf die Geschäfte, die Stimmung. Hat man z.b. schon etwas bemerkt, das nicht mehr funktioniert jetzt. Verdrängungsprozesse?

Es ist mehr die Kritik da, dass es gewisse Auswirkungen auf die Landpreise oder in das Quartier hat. Das hat ja immer positive und negative Seiten. Man kann sagen, im Bereich in Richtung Langstrasse ist ja nicht nur positiv gesehen, dass z.T. durch, sei es jetzt durch überalterte Bauliniensetzung, durch Situationen aus dem Quartier, vor sozialen Problemen denn auch die bauliche Substanz und alles langsam zerfallt. Es hat zwar dann immer noch günstige Wohnungen dort aber die Frage ist dann: Ist das noch attraktiv dort zu wohnen. Das ist ja dann auch eine Abwärtsspirale für ein Quartier, wo dann auf einer anderen Ebene wieder langfristig der Stadt Probleme bereitet: Kriminalität, das Soziale, der Strich. Darum kann man das Ganze auch positiv sehen, also dass es einen Impuls gibt. Aber natürlich gibt es auch eine gewisse Verdrängung von z.T. günstigen Wohnungen. Dort merken die Besitzer oder Investoren schon, dass es ein attraktiver Standort ist und die Leute mehr zahlen. Es ist viel über diese Risiken geschrieben worden. Von Seiten der SBB hat man auch versucht, auf der Ebene EG-Nutzung, kleinteilige Ladenflächen anzubieten bei der Lagerstrasse. Und auch bei den Mietpreisen nicht auf die Maximalrendite gesetzt haben, um eine gewisse Verschränkung mit dem Quartier herzustellen. THEMA ZUKÜNFTIGE VORGEHENSWEISE 10] Wie werden Erfahrungen sichergestellt für zukünftige Prozesse mit dem Kanton für eine solche Planung? Das sind jetzt wie zwei Fragen. Also zwischen Kanton und Stadt bezogen auf den Standort PHZH, da kenne ich die Vorgeschichte zu wenig. Ob die Stadt den Kanton bei der Testplanung zu wenig informiert oder nach ihren Bedürfnissen gefragt hat. Bei der Kaserne ist es nicht das gleiche Problem, weil wir da das Projekt zusammen machen in einer KO-Projektleitung. Da hat man so gestartet, dass man zuerst die Bedürfnisse der Stadt abgeholt hat und dann diejenigen vom Kanton. Parallel dazu geht man in die Öffentlichkeit und holt dort Ideen ab wie Nutzungsideen oder Bedürfnisse aus dem Quartier. Und versucht diese dann „einzubeziehen“ (?). Um dann zu qualifiziert zu sagen welches Nutzungsprofil wir an diesem Ort wollen und wieso etwas nicht standortgerecht oder nicht finanzierbar ist. Beim Kasernenareal ist eine solche Zusammenarbeit sichergestellt. Es aber trotzdem nicht ausgeschlossen, dass wir jetzt planen und in zwei Jahren sagt jemand von der Stadt oder aus einem Amt: Wir bräuchten noch das und das. Und das wäre gut gewesen beim Kasernenareal. Das Risiko, das ortsgebundene Bedürfnissen nicht zeitgerecht bewusst und angemeldet werden, hat man immer ein bisschen.

Also man sieht in dem Fall den Unterschied zwischen den zwei Planungen. Hier hatte die SBB geplant und die Mitwirkung gemacht.

Also es war eine andere Art Mitwirkung als beim Kasernenareal. Dort hat diese noch einen höheren Stellenwert, weil man weiss, dass dies wichtig ist für die Akzeptanz heutezutage. Dass man noch mehr ein Bewusstsein hat bei diesen grossen Projekten, das dies dazu gehört. Aber muss sich auch da nichts vormachen, wenn man 100 Leute dreimal fragt, dann sind das die, die sich heute angesprochen fühlen, und x andere melden sich später zu Wort, die nicht an der Beteiligung gewesen sind. Es ist nur bedingt repräsentativ. Aber von Seiten Stadt und Kanton hat man eine Legimation, indem man ja die Möglichkeit geboten hat und man hat Meinungen eingeholt. Wer sich nicht gemeldet hat ist selber schuld. Hier bei diesem Projekt hat man mehr punktuell Informationsveranstaltungen gemacht.

Also bei der Europaallee war es mehr Kommunikation und Information als Mitwirkung oder Partizipation?

Ja. 12] Nun noch eine Frage zu den alten Standorten der PH: Das ist ja ein ziemliches Potential für die Stadtentwicklung. Wie kann die Stadt Einflussnahme auf die Entwicklung der alten Standorte nehmen? Da das nicht mein Gebiet ist, bin ich da zu wenig im Bilde. Das müsste ich sonst nochmals nachfragen. Ich denke schon, dass im Dialog zwischen Stadt und Kanton solche Diskussionen geführt werden. Ich weiss da aber zu wenig über die Eigentumsverhältnisse bei den alten Standorten.

Das ist alles vom Kanton.

Ok, also insofern bestimmt der Kanton zuallererst was er mit diesen Liegenschaften macht. Je nachdem können wir schon Wünsche anbringen. Und es gibt ja z.b. die ganze Masterplanung Hochschulgebiet, wo man schon nach Synergien sucht.


INTERVIEW STADT ZÜRICH Interview mit Mireille Blatter | 21. November 2013 Amt für Städtebau Stadt Zürich | Gebietsmanagerin Europaallee

PERSÖNLICHE FRAGEN 13] Was gefällt ihnen am besten an der jetzigen Europaallee, und was am wenigsten? Auf was freuen sie sich am meisten was noch kommen wird? Ich freue mich natürlich darauf, wenn es dann mal ganz fertig ist. Es ist extrem zügig für so eine Planung für das man weiss, dass gerade in der Schweiz in diesem politischen System diese Planungen sehr lange dauern und viele Hürden haben. Es ist erfreulich zügig, wie es vorangeht. Ich bin zuversichtlich, das was jetzt schon gebaut ist, ist a) nicht ein Schreckbild einer visionären Stadt, die unwirklich wird, und zu dicht. Es wird für mich eine hohe Qualität haben. Für alle: für die, die arbeiten, für Studierende. Allen kann man es aber auch nicht recht machen. Auf einer städtebaulichen oder stadtplanerischen Ebene erfüllt man sehr viel und das Projekt kann ein Vorzeigebeispiel sein für die Stadt, wie man das entwickelt hat.

Und was gefällt Ihnen, nicht aus der Sicht der Stadtplanung, sondern aus persönlicher Sicht als Bewohnerin von Zürich am besten oder am wenigsten?

Also was mir am wenigsten gefällt ist die Einkaufspassage. Die ist genau so 0815. Solche Passagen sind schwierig. Man ist froh, wenn immerhin der Coop dort ist und man einkaufen gehen kann. Bei dieser Passage hätte man sich noch mehr erhoffen können. Ich habe Freude an den Gebäuden, an der Architektur, die Qualität, die Hochwertigkeit. Es ist ein Stück Stadt, dass schlussendlich zu Zürich gehört. Man hatte immer Befürchtungen, es werde zu langweilig mit zu eintönigen Fassaden. Ich finde jedoch, es kann ein recht gutes Stück zürcherische Architektur werden. ... Jedes Haus ist ein Highlight für sich, aber kein Feuerwerk oder „noch nie dagewesen“. Die Architektur knüpft ja auch eher an ganz traditionellen Fassadenbilder oder Haustypologien an. Aber es wird noch Diskussionen geben, vor allem bezüglich den Türmen, die man von überall sieht und die mit Dächern versehen sind. Viele fragen sich: Ist das Retro oder haben sie es nicht geschafft die Nutzung unterzubringen? Das haben wir mit Herr Steiger kürzlich diskutiert. Herr Steiger: Es ist immerhin kein déja-vu. Frau Blatter: Finde ich auch. Aber hier kommt dann der Vorwurf, dass es zu exotisch ist, zu fest an ein Dach erinnert.


INTERVIEW SBB IMMOBILIEN Spontaninterview mit Andreas Steiger | 21. November 2013 SBB Immobilien [Development Zürich] | Projektleiter Europaallee

Warum ist die pädagogische Hochschule in der Europaalle?

Es gibt 7 Begründungen: 1.] 4. März 2004 haben wir gestartet, da waren wir bei Herrn Annighöfer, dieses Datum werde ich wahrscheinlich nie vergessen, also sehr sehr früh, wir haben gerade die Testplanung abgeschlossen. Wir sagten wir haben so viel Fläche zur verfügung, wir können nicht einfach sagen, wer will Fläche haben, sondern auch wie wollen wir das Ganze positionieren. Gibt es irgendein Schwerpunkt Thema? Ein Thema wurde identifiziert. Bildung, Weiterbildung ist ein enorm wichtiges Thema, in unserer Gesellschaft, und wird es bleiben. Die nächsten Jahre, Jahrzehnte. Wahrscheinlich noch länger. Dann haben wir alle Bildungsinstitute und Trägerschaften im Kanton und Stadt angegangen. Uni und ETH haben abgesagt und das Hochschulamt des Kantons (Bildungsdirektion) hat gesagt: Ah, das wäre noch eine Möglichkeit, wir haben da noch was. 2.] Wieso wir finden es ist gut, die PH hier zu haben. Wir haben 2500 Studierende, 10'000 Besucher, wo bei dies Weiterbildende sind, es gibt wohl schon noch zusätzliche Besucher. Das gibt eine Frequenz an diesem Standort. Diese Besucher profitieren vom guten Standort und vom ÖV Anschluss, ähm, 3.] Die Durchmischung, die studierenden sorgen für eine Belebung. (klammer auf, klammer zu: es passt wunderbar zur UBS, da arbeiten 85% Männner und der Fraunenanteil an der PH ist 85%, das passt, oder!)

Das sind ihre Kriterien wie sie einen Standort «Verkaufen», oder?

Ja, das hat damit zu tun

Diese Kriterien sind allgemein, oder? Liessen sich diese auch auf andere Standorte übertragen?

Ja, die beeinflussen dies einfach positiv 4.] Im Gestaltungsplan gibt es einen Ausnutzungsbonus von 20'000 m2, für den Anteil an Sondernutzung (also Schule) Diesen Teil beanspruchen wir zwar überhaupt nicht weil wir diese Ausnützung gar nicht fahren können. Aufgrund von, den Qualitätsansprüchen die im Gestlatungsplan postuliert sind.

Mit diesen haben sie aber mal gerechnet?

Ja, bis wir allerdings festgestellt haben dass Kees Christiaanse, mit 2.80 Meter hohen Geschossen gerechnet hat, und im gleichen Volumen sehr viel mehr Fläche untergebracht hat. Also: wenn sie je mit einem holländischen Architekten planen, kontrollieren sie die Geschosshöhen. Ursprünglich haben wir mit 330'000 m2 Geschossfläche gerechnet. Aber den „holländischen“ Geschosshöhe ist so 1 Geschoss über das ganze Areal zum Opfer gefallen. Somit kommen wir auf eine Geschossfläche von 270'000 m2 die wir jetzt zur Verfügung haben für den Gestaltungsplan.

Beim System mit dem Nutzungsbonus für eine Sondernutzung tut es uns nicht weg wenn wir einen Mietzinsabschlag haben, da wie dann dafür mehr Quadratmeter erhalten. In diesem Falle nun, haben wir dafür aber auch einen erstklassigen Schuldner. Mit einem langfristigen Vertrag. Es sind 15 Jahre, mit Option auf 30 Jahre. Für uns bleibt praktisch kein Risiko dass die Miete eines Tages nicht kommt. Im Gegenssatz, räsuper, zu einer UBS die dann eines Tages vielleicht zahlungsunfähig ist. (lachen) 5.] Dann haben wir [das hat wohl Mireille Blatter schon gesagt] Goodwill in der Öffentlichkeit im Abstimmungsprozess. Wie wichtig war der Goodwill? Das wussten wir damals noch gar nicht. Als wir aber gesehen haben dass wir in eine Volksabstimmung hineinlaufen werden, haben wir das realisiert, und dachten, gut haben wir einen Mieter mit einer positiven Ausstrahlung.

War es nicht umgekehrt dass man zuerst einen «positiven» Mieter suchte, weil man wusste dass dies besser ist fürs Image?

Nein, wir haben den Mieter gehabt, auch wenn nur gerade 10 Tage zwischen Mietvertragsabschluss und der Abstimmung im Gemeinderat gelegen haben. Und da hat man schon gemerkt dass es ein Referendum geben wird. Der Mietvertrag war da, aber wie gesagt, sowieso schon abgeschlossen und fertig ausgehandelt. 6.] Und wir hatten so natürlich mal 40'000 m2 los gehabt. Das ist nicht zu unterschätzen wenn sie 270'000 m2 im totalen haben. Da sind sie einfach mal froh wenn das weg ist, sie haben ja dann noch genug zum vermieten. Wir haben jetzt noch m2. Wir sind laufend immer noch auf Mieter suche. Kurzfristig hat man so das Risiko auch einfach mal verkleinert. Damals war ja die Post noch dabei, und die haben lange den Wert von ihrer Liegenschaft hinter der Shilpost, die damals noch stand, ... , die hat nur einen Wert wenn sie eine Nutzung hat. Da meinte man noch man könne das mehr oder weniger intergrieren, den Altbau. Und langfristig habe ich ein Potential. Also wenn die PH auszieht, der Standort sonst floriert, dann kann jemand kommen der zahlungskräftiger ist als der Kanton, falls er es nicht mehr braucht. Falls er es noch braucht, kann er hier bleiben.

Und auf diese 30 Jahre hinaus, wäre es wahrscheinlich auch amortiesiert? Oder?

Ja, das stand nicht zu oberst. Die Wirtschaftlichkeitsrechnung geht natürlich auf eine gewisse Zeit. In 30 Jahren können wir wieder eine Investition in die Anpassung der Infrastruktur machen, ohen dass es ein Loch in den Sack reist.

Auch mit dem jetzigen Mietzins den die PH bezahlt? Der ist ja nicht Marktkonform.

Der ist Marktkonform, für Öffentliche Schulen an diesem Standort. Nicht für private. Für eine Öffentliche Schule ist es glaube ich, der höchste Mietzins der ein Kanton zahlt. Das Toni Areal der ZHDK ist sicher viel günstiger, und auch Winterthur. Diese Standorte sind günstiger. Aber dies hier ist auch der beste Standort. Naürlich, jetzt sicher mal von der Erschliessung her gesehen.

Im Vergleich zu St.Gallen, ist das anders? Da gehört ja das Gebäude dem Kanton.

Ja, das ist eine andere Konstrtuktion, hier hat man das nur kurz diskuiert das zu verkaufen. Das hat damit zu tun dass es nicht eine reine Schulnutzung ist. Sondern eben unten drinn noch diese Einkaufspassage ist, was uns erlaubt, unter anderem, die Schule hier hin zu nehmen, weil ich unten drinn noch 7000 m2 Detailhandelsnutzung habe. So habe ich eine Nutzungsüberlagerung. Und dies erlaubt es uns auch eher wieder darüber einen eher tieferen Mietzins zu haben. Weil ich im Sockel quasi einen zusätzlichen Ertrag habe.

Frau Blatter hat uns darauf angesprochen das man bei der Entwicklung des Kasernenareals viel mit Partitipation arbeitet, ich nehme an bei Ihnen ist es mehr Kommunkikation, inwiefern berücksichtigen sie das Bedürfnis der Bevölkerung? Oder kommt hier das Marktbedürfnis mehr zum tragen? Sie haben in diesem Sinne ja keinen Auftrag zu Partizipation.

Wir haben keinen öffentlichen Auftrag im Sinne dass wir für die Bevölkerung etwas entwickeln müssen, mit Mitwirkung. Allerdings haben wir den Bund, bzw. den Bundesrat als Aktionärsvertreter der uns im Leistungsauftrag gewisse Guidelines gibt. Und eine davon ist: Lautet wir sollen doch bitteschön mit den Gemeinden und Kantonen zusammenarbeiten. Das hat auch damit zu tun weil der Bund darauf angewiesen ist dass die Gemeinden und Kantone mit dem Bund im Bahnverkehr mit ihm zusammanearbeiten. Regionalverkehr wir eigentlich regional bezahlt. Insofern ist für uns die Nähe zu einem Kanton natürlich eher gegeben als für einen rein privaten Investor. Jetzt auf die PH bezogen. Sie haben also tatsächlich einen Auftrag. Ja, zur Zusammenarbeit, aber Zusammenarbeit impliziert nicht dass ich mit den Quariter Kreis 4 frage was sie gerne hätten. Wenn es nun der Stadt Zürich ein sehr grosses Anliegen ist dass wir partizipativ mehr arbeiten, dann machen wir das auch ein Stück weit. Zum Beispiel bei der Zollstrasse auf der anderen Seite der Geleise. Da haben wir das stärker gemacht. Hier an der EuropaAllee haben wir einfach informiert. Massgebend für uns ist, wie komme ich zu einer rechtskräftigen Bewilligung, und ein Projekt zu entwickeln dass es am Markt Erfolg hat.


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Sie waren beim Projekt EuropaAllee von Anfang an dabei, wenn sie jetzt heute etwas anders machen würde, was wäre dies? Als Beispiel die Neugestaltung der Lagerstrasse.

Das ist eigentlich eine städtische Frage.

Das ist für sie wahrscheinlich ein kalter Tropfen auf den heissen Stein.

Also, zur Lagerstrasse. Da haben wir mit der Stadt verhandelt. Die Stadt sagte, wir hätten gerne dass das Tram durch die Lagerstrasse fährt, und wir sagten ursprünglich, dass aus städtebaulichen Überlegungen, also nicht nur wir, sondern die ganzen Teams die hier mitgearbeitet habeb, es brauche keine 28 m breite Stasse. 22m oder 24 würden auch reichen. Über die ganze Länge, wenn wir jetzt schauen, wieviel Land wir abtreten müssen, entspricht dies gerade diesen 4-6 m welche man für diese Strasse nicht brauchen würde in der Breite. Und von da her gesehen muss man sagen, diese Verbreiterung macht man für das Tram, und nicht für die EuropaAllee. Und desshalb sagen wir, sorry, wir sind freiwillig zurück, weil die Stadt sagt sie wollen dieses Tram und hat aber vereinbart dass uns dies entschädigt wird. Und nur weil jetzt eine Partei sagt: «Nijet» gibt es für uns keinen Grund uns hier erpressen zu lassen. Es ist natürlich klar, fällt das Projekt bei der Volksabstimmung durch, müssen wir mit der Stadt wieder an einen Tisch sitzen und sehen was wir jetzt machen. Ich kann aber noch nicht sagen wass dann passiert. Aber defacto, ist es jetzt natürlich einfach auf uns, die SBB, einzuhauen, aber diese Strassenverbreiterung macht man für das Tram. Man hätte es günstiger haben können ohne Tram. Wieso soll eine EuropaAllee jetzt ein Tram finanzieren, welches ja eigentlich nur vorbeifährt. Ich brauche das nicht für die Erschliessung. Es ist schon schön ein Tram zu haben, ich sage, bzw. habe nichts dagegen ein Tram durch die Lagerstrasse fahren zu haben, das hat man damals schon gesagt, es binde dieses Gebiet auch nocheinmal ein, und macht es bekannter. Es gibt auch für uns einen Anreiz dazu ja zusagen, aber desswegen schenken wir jetzt nicht gerade das Land. Und sonst fragen sie, was würden sie anders machen, ich würde die Geschosshöhe bei den Holländern genauer anschauen. Wir haben 320'000 m2, und von da haben wir dann zurück gerechnet wieviele Parkplätze das gibt, respektive wie viele Parkplätze sind zulässig pro m2 Nutzfläche, und wenn ich jetzt weniger Nutzfläche baue, habe ich auch weniger Parkplätze zu gute. Nach UVP könnten wir eigentlich mehr bauen, wir werden vorraussichtlich im Endausbau weniger Verkehr haben als vorher mit dem Postversandzentrum. Das ist noch eindrücklich, wenn man mit so einer Dichte weniger Verkehr generiert. Das müssen wir aber noch genau verifizieren. Vorraussichtlich ist das aber so. Früher sind da pro Tag 2000 Lastwagen rausgefahren und viele private, die Ihre Massenversande gemacht haben. Das war ja eine Industrieanlage mit relativ hohem Verkehrsaufkommen. Wir haben jetzt ein relativ tiefes Verkehrsaufkommen welches durch die Europaallee selber ausgelöst wird. Denn alle die hier sind, fokusieren auf den ÖV und haben auch zu wenige Parkplätze als dass sie anders

könnten. In Zukunft würde ich höchstens probieren die Parkierungsanlagen anders zu arangieren. Jetzt sind sie Baufeld für Baufeld arangiert, da könnte man sicher etwas gewinnen, würde man es übergeordnet anschauen. Hat aber auch damit zu tun, da wir nicht wussten, bauen wir alles selber oder verkaufen wir Baufeld für Baufeld. Absolut hohe Unabhängikeit wurde damals höher gewichtet.

Es war in diesem Falle mal geplant alles eine GU zu verkaufen, oder...?

GU haben wir so oder so. Wir bauen mit GU, die Idee war es die Baufelder an einen Investor abzutreten. Das Baufeld der UBS ist verkauft, gehört also der UBS. Der ganze Rest, behalten wir jetzt aber selbst. Es wäre aber jederzeit möglich zum Beispiel an eine Versicherung, Immobilienfonds oder ähnliches zu verkaufen. Ist aber nicht geplant im Moment. Ausser die Stockwergeigentümer sind natürlich weg. [Nachfrage: sie meinen bei den Wohnungen: Ja]

War es denn am zu Beginn des Projekts gedacht dass man alle Baufelder verkauft?

Es war eben gedacht dass man viel mehr verkauft. Wir haben dann mit dem Kanton darüber gesprochen was wäre denn wenn wir verkaufen, der Kanton meinte dann dass sie ein Vorkaufsrecht auf die Liegenschaft wollen. Mit der SBB als Eigentümerin sei es ihnen zwar «wohl» aber nicht unbedingt mit jedem anderen Mieter sonst. Da wird dann eben noch einmal differenziert, obwohl wir uns eigentlich in der Selbstwahrnehmung nicht so differenzieren. Die Kantone wissen genau, dass sie dann zum CEO der SBB gehen können und ihm sagen wir zahlen nichts mehr an die S-Bahn drann. Und dann gibt es eine Mietverlängerung mit dem Kanton. Hier sind die Abhängigkeiten hoch. Was vielleicht bei einer rein privaten Immobilien Firma so nicht der Fall wäre. Es hat sich dann erst mit der Zeit entwickelt dass man sagte, nein es ist eine Chance für die Unternehmung SBB die Finanzkraft zu stärken über wiederkehrende Erträge in dem man hier in der Europaallee investiert.

Was gefällt ihnen an der EuropaAllee persönlich am besten? Wo gehen sie am liebsten hin?

Auf den Campusplatz, mir gefällt die städtebauliche Konstruktion mit diesem erhöhten Platz vor der PH sehr gut. Den finde ich nach wie vor sensationell. Der Innenhof der UBS ist ähnlich, ein Hof der eine ganz hohe Dichte hat aber gleichzeitig auch ein Aussenraum ist mit einer ganz hohen Aufenthaltsqualität. Ruhige Räume, geschützte Räume, unmittelbar mitten drinn. Und öffentlich zugänglich. Am meisten Freue habe ich wenn die Studenten zum Beispiel eine Band organisieren. Wenn ich dann jeweils Führungen habe, muss ich sagen, entschuldigen sie, heute kann ich nichts sagen, die Band spielt heute. Das ist genau dass was wir uns wünschen, dass es spontanes Leben rein gibt. Das geht an solchen Orten ohne solche Räume nicht. Stellen sie sich vor, direkt neben dem Hauptbahnhof spontan ein Konzert zu machen. Wäre es offen gegen aussen, kommen die

Nachbarn mit klagen usw. und so ist es möglich. Ausserhalb hören sie nichts. Ist ein gewisser Aufwand das zu machen, und nach Hausordnung auch nicht immer erlaubt, aber das gehört dazu. Wo gehen sie am wenigsten gerne hin? Eigentlich gehe ich überall gerne hin... was ist am wenigsten gelungen, meinen sie?

Mhhm ja, vielleicht wo haben sie sich am ehesten eine andere Nutzung vorgestellt wie sie jetzt ist.

Ich denke, die Seitengassen, die sind schon noch kritisch. Die sind jetzt wirklich einfach nur funktional. Ich finde sie räumlich spannend, 10 m breit und 30 m hohe Fassaden dran, aber die hat man fast ein bisschen Stiefmütterlich behandelt. Man hat auch nicht vorgesorgt dass da mal etwas entstehen könnte. Dort wird nie gross Betrieb drinnen sein. Das ist, ich sage mal ein Sorgenkind. Das könnte schon mal noch kritisch werden, in Zukunft, zum Beispiel in Randzeiten.

Hätte man da im EG mehr öffentliche Nutzungen machen müssen?

Jein, geht fast nicht. Ich kann nicht überall Nutzungen machen. Man muss sie fokusieren, oder. Es ist auch so, dass ein Innenhof wie von einer UBS nicht auch noch viele Geschäfte drinn haben kann. Das geht einfach nicht. Oder. Es braucht irgendwo auch die Logistik. Zum Beispiel, Garageneinfahrte, die braucht es einfach.

Hat der Kanton wirklich keine eigene Standortevaluation durchgeführt?

Man soll dem Kanton jetzt hier auch nicht mehr Unrecht antun als nötig. Er hat sich schon überlegt, das er die PH eher im Zentrum will, und die ZHDK eher weiter aussen. Er liebäugelte lange mit der Kaserne, für die PH. Ist da allerdings einfach nicht weitergekommen. Das war dann eigentlich die Chance für uns da einzuhaken.

Die PH ist nun für sie der Wunschpartner? Haben sie nicht erst ETH und UNIZH angefragt? Hat das etwas mit Bundeshirearchien zu tun?

Nein, nein. Wir haben einfach gesagt es könne nicht grad eine Primarschule, Sekundarschule und auch keine Kantonsschule. Wir sagten dass sein ein universitärer Standort. Es gibt ein Swiss-Banking und Finance Institute an der UniZH, welches heute in die Uni integriert ist. Die Europaalllee wäre ein super Standort. Die Nähe zu Banken, ..., also auch im Sinn eines Aushängeschildes, einer Austauschplattform. Sowohl Uni als auch ETH waren da gleicher Meinung, im theoretischen Ansatz. Doch, das wäre noch toll aber eingestiegen sind dann beide nicht. Laut Wolfgang Annighöfer, haben sie sich nun ein paar Jahre später geärgert dass sie das damals nicht gemacht haben. Insbesondere die UNI, die dann merketen dass ihre Bedürfnisse an Raum doch grösser sind als erwartet. Und dass genau ein solch zentraler Standort eine Chance wäre, im Sinne von: Dass


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man aus verschiedenen Standorten hier rasch zusammen kommt. Für übergeordnete Geschichten, wenn jemand aus dem Zentrum raus in den Irchel hoch muss, geht es gleich gut oder schlecht wie wenn er hier hin muss. Allerdings wären die aus Rapperswil schneller hier. Schlussendlich war es dann aber so wie es heute ist. Annighöfer war der erste den angebissen hat. Wir würden heute nichts mehr anders wollen. Die PH ist eine gute Schule.

Was jetzt noch dazukommt, wir als SBB haben immer wieder Anfragen für Räume hier an der Europaallee. Zum Beispiel diesen Raum hier, hin der Shilpost, den haben wir noch zwei Wochen. Dann wird hier mit dem Umbau begonnen. Ich verweise solche Anfragen für Miet-Räume nun immer an die PH, die vermieten ja ihre Räume in den Leerzeiten noch so gerne.

Ja, je nach dem. Wir haben 22 Parkplätze, aber das reicht nicht weit. Gleichzeitg brauchen wir ein Grundangebot an Lebensmitteln. Dies führte dann zum Coop. Der Transa wurde eigentlich viel grösser als ursprünglich gedacht. Dass hat dann auch wieder viel Mietermix gefressen. Es kamen dann noch die Rollbrettliläden dazu...

Die Mieter, die sie jetzt in den Sockelgeschossen haben, da sind sie vom Mieterwechsel relativ stabil, oder?

Bis auf eine Fläche, ja.

In diesem Sinne eine positive Entwicklung, da auch?

Das Risiko welches wir generell haben: Die Europaallee wird 2020 fertig sein, im Endausbau. Die erste Eröffnung habe ich allerdings acht Jahre früher. In dern Köpfen, gibt es keine acht Jahre lange Eröffnung. Das gibt es einfach nicht. Entweder ist etwas hier oder nicht. Es gibt nur Schwarz/Weiss. Darunter leider natürlich die Geschäfte. Die müssen jetzt mit dem was bereits besteht geschäften und können nicht sagen kommt doch zu uns, in acht Jahren hat es dann noch viel mehr Leute, es wird zusammenhängend, ruhig und schön sein. Die Mieter müssen einen gewissen schnauf haben.

Sind dementsprechend auch die Mietpreise so angepasst?

Ja, das sind Stafelmieten. Und auch Umsatzabhängige Mieter. Das heisst: Wir haben eine tiefe Mindestmiete die dann zusätzlich noch gestaffelt ist. Erst wenn ein gewissen Umsatz überschritten wird, dann müssen die Mieter mehr bezahlen. Ihr Risiko ist unser Risiko, wir verdienen auch nicht mehr wenn sie nicht mehr verdienen.

Dieses System endet dann aber am Ende der Bauzeit?

Ja, die Staffelmiete endet dann. Die Umsatzmiete bleibt aber. Wir haben Interesse dass es ihnen gut geht und sie haben von sich aus Interesse dass es ihnen gut geht. Sie verdienen ja wenn sie mehr Miete zahlen müssen, bei diesen relativ kleinen Prozentsätzen, trotzdem besser. Die führte dazu dass wir diesen Mix haben welchen wir jetzt haben. Einen Transa und einen Ochsner, das sind grundsätzlich Geschäfte zu denen sie gehen wenn sie etwas haben müssen. In der Kombination mit den Geschäften haben wir uns versprochen dass sich die Kunden sagen, ich brauche eine Jacke, weiss aber noch nicht genau von wo, irgendwo in der Europaallee werde ich dann eine finden. So als Sportfachschwerpunkt funktioniert es allerdings nicht wirklich.

Das wäre aber die Idee gewesen?

Ja, das wäre so ein wenig die Idee dahinter. Da haben wir dann aber gesagt dafür bräuchte es noch Velo, Golf, ... und das wird dann allzu randportlastig.

Dann müsste man ja dann auch fast schon mit dem Auto kommen können.

Also kann man sagen die Vermietung ist noch ein laufenden Prozess?

Ja, das wird sich entwickeln, über die nächsten Jahre und Jahrzehnte. Es ist die Frage ob es ein Schwerpunkt bliebe, Sport und Outdoor, oder geht es zum Beispiel einfach Richtung Bekleidung. So wichtig ist das nicht. Wichtig ist dass wir nicht etwas machen was es schon x-fach gibt. Eine gewissen Einzigartigkeit haben, denn wir müssen uns abgrenzen. Wir können nicht das gleiche machen was es an der Bahnhofstrasse schon gibt. Unser Vorteil ist: Wir haben grössere Flächen für ein Thema als es an der Bahnhofstrasse möglich ist. Ein Ochsner wird mittelfristig auch besser laufen wenn die ganze Europaallee fertig ist. Im Moment läuft der noch nicht so toll. Gut, der hat im Laden auch ein relativ langweiliges Konzept, dass darf man aber natürlich auch nicht laut sagen. Transa und Ochsner konkkurenzieren sich ja untereinander nicht. Ich rate einfach nicht am Samstag Nachmittag in den Transa zu gehen, die Beratung ist unter der Woche besser. Das Angebot in der EuropaAllee ist gut, ich glaube das kommt schon noch.


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