BAZ Nr. 9 vom 03/05/22

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STRASSENGESCHICHTEN

Wirtshäuser mit wechselnden Namen Wer etwas wissen will, so heißt es, der möge Google bemühen und auf „alles“ eine Antwort erhalten. Im Falle von Balthasar Leiter ist die Suchmaschine aber sehr zurückhaltend. Immerhin erfährt man, dass in Algund eine Straße nach ihm benannt wurde. Papierene Quellen sind hier wesentlich aufschlussreicher.

Als Theresia Leiter am 18. Februar 1809 in Algund das Licht der Welt erblickt, ahnt sie weder, dass ihr Vater und einer ihrer Enkel Geschichte schreiben werden, noch, dass es nur mehr eine Frage von Wochen ist, bis sich die Tiroler gegen die Fremdherrschaft erheben werden. Der berühmte Enkel ist Joseph Lechthaler, seines Zeichens Komponist und Lehrender an der Staatsakademie in Wien, ihr Vater der schon erwähnte Balthasar Leiter. Während der Enkel über hundert musikalische Werke, vor allem für Blechbläser, hinterlässt, gehört der Vater zu den bekannten Freiheitskämpfern des Jahres 1809. Wirt an der Viehscheide

Balthasar Leiter wurde am 30. Dezember 1771 in Algund geboren – auch wenn in älteren Publikationen andere Tage und Jahre angegeben wurden. Das Algunder Kirchenbuch vermerkt an diesem Tag seine Taufe; als Eltern scheinen der Tagwerker Georg und seine Frau Rosa Kofler auf. Über Balthasars Kindheit und Jugend ist kaum etwas bekannt. Als er am 30. April 1804 Anna Gstör (auch Schgör) heiratet, ist er bereits 32 Jahre alt. Ihr Vater war Sebastian Gstör, der Hilber in der Viehschei­ de, dessen Name noch im heutigen Restaurant und Hotel Gstör sichtbar ist. Anna, ebenfalls 32 Jahre alt und bereits Witwe, war durch ihre erste Ehe, geographisch gesehen, nicht weit gekommen. Ihr Mann Michael Ennemoser hatte das danebenliegende Wirtshaus an der Viehscheide 1793 gekauft. Später ist es als Hirschenwirt und heute als Wirtshaus zur blauen Traube bekannt. Ennemoser starb im Oktober 1803 im Alter von nur 38 Jahren,

Balthasar ehelichte ein halbes Jahr darauf die junge Witwe und war von da an Wirt. Sechs Kinder werden in dieser Ehe geboren: Gertraud, Sebastian, Theresia, Balthasar Martin, der spätere Dekan von Schlanders Franz Nikolaus und Peter Thomas. „Der Burggräfler“ meint, Balthasar „sieht ganz aus, wie jeder andere Wirt des Burggrafenamtes, vielleicht noch ein bisschen schlauer“. Und schenkt man einem Beitrag im „Tiroler Volksblatt“ Glauben, so war er „ein Mann mittlerer Größe, sehr gesellig und freundlich; er wußte die Leute an sich zu ziehen, und schien für die Wirthschaft geboren zu sein.“ Er hätte zwar nicht den Scharfblick und die politische Feinheit eines Matthias Ladurner besessen, an Vaterlandsliebe mangelte es ihm aber nicht, und seine Fähigkeit, andere für die Landesverteidigung zu begeistern, war überragend. Am 13. August 1809, bei der dritten Bergiselschlacht gegen die Franzosen und Bayern, war Leiter einer der drei Adjutanten unter Andreas Hofer. Auch nach der Rückkehr Tirols zu Österreich stellte er seine Fähigkeiten in den Dienst der Allgemeinheit. Seine Schrift soll klar und sauber gewesen sein und so diente er bis ins hohe Alter als Gemeindeschrei­ ber. Nur das Gehör machte ihm zu schaffen, weshalb er dieses Amt 1849 abgab. Im Jahr darauf, einen Monat vor seinem 79. Geburtstag, starb er an „Altersschwäche mit Wassersucht“.

wenwirt in Algund gemeint, sondern das Wirtshaus zum goldenen Löwen, das als Neuwirt bereits seit Mitte des 16. Jahrhunderts urkundlich fassbar ist. Leiter dürfte die wohl bekannteste Persönlichkeit in der Liste der hier tätigen Wirte sein. Er hatte das Gasthaus im März 1818, also ein knappes Jahrzehnt nach den Ereignissen um Andreas Hofer, gekauft und zwanzig Jahre lang geführt. Durch Verkauf und Verlegung der Gewerbekonzession wurde aus dem Wirt zum Löwen der Steinhuberhof, den es heute noch unter diesem Namen gibt und der, wie könnte es anders sein, in der Balthasar-Leiter-Straße liegt. Christian Zelger

Balthasar Leiter – Original im Besitz von Christoph Hilfert, Steinhuber

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Wirt zum goldenen Löwen

Auch wenn Balthasar Leiter bisher als Wirt an der Viehscheide be­zeichnet wurde, ist er doch als Löwenwirt wesentlich bekannter. Damit ist nicht der heutige LöBAZ 09/22

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