F I R M E N N A M E
Tennistraining Die Fachzeitschrift für innovatives Kinder– und Jugendtraining in Schule & Verein
In Kooperation mit den Instituten für Sportwissenschaft der Universitäten Darmstadt und Heidelberg
Junior 01
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2012
Spiel– und Trainingsformen richtig planen Praxistipps für Training und Spiel Spiel– und Übungssammlung Turnierformen Stationslernen Vielseitigkeit Organisationsformen für Großgruppen Beispielhafte Trainingseinheiten
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ISSN 2195-2353
Ergänzungen und bewegte Bilder zu unseren Beiträgen im Internet unter: www.tennistraining-junior.de
EDITORIAL
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Für die Weichensteller an der Basis Seit vielen Jahren wird darüber diskutiert, wie man Tennis in den Schulsportkanon implementieren könnte und welche Methoden dafür am sinnvollsten sind. Tennis muss dort hingehen, wo die Kinder einen großen Teil ihrer täglichen Zeit verbringen – nämlich in die Schule. Diese eignet sich ideal als Aktionsplattform für Vereine, um sich zu präsentieren und zielführend neue Mitglieder zu gewinnen. Der Trainer nimmt dabei als Bindeglied zwischen Schule und Verein eine entscheidende Rolle ein. Tennis darf den Anschluss zur aktiven Mitgliedergewinnung in der Schule nicht verlieren. Bis vor einigen Jahren konnten sich viele Tennisvereine in Deutschland nicht über Nachwuchsprobleme beklagen. Seit Mitte der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts nimmt die Anzahl der Mitglieder im Deutschen Tennis Bund (DTB) jedoch stetig ab. Bis zum Jahr 2011 haben mehr als 750.000 Personen dem organisierten Vereinssport den Rücken gekehrt. Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung stellt sich die Frage nach neuen Konzepten, um Tennis besonders bei Kindern und Jugendlichen wieder populär zu machen. Die sportliche Ausbildung der Kinder und Jugendlichen durch qualifiziertes Personal ist vorranging zu betreiben, um mit spielerischer Freude Kinder für die Sportart Tennis zu begeistern. Es lohnt sich in diesem Zusammenhang ein Blick über den Ballkorb hinaus, umso einen Überblick über das aktuelle Bewegungsverhalten von Kindern und Jugendlichen zu erhalten. Es empfiehlt sich das von Prof. Dr. Klaus Roth entwickelte Systeme der „Heidelberger Ballschule“ zielführend mit in die Grundlagenausbildung der Kinder zu integrieren. In einer aktuellen Studie von Prof. Dr. Klaus Bös fragt dieser „waren Kinder früher aktiver?“ Er kommt unter anderem zu dem Schluss, „für Schule und Verein ist das eine Chance und gleichzeitig eine Herausforderung, die es, verstärkt in der Kooperation von Schule und Verein, zu nutzen gilt“. Steigende Mitgliederzahlen im Juniorenbereich einzelner Landesverbände im Deutschen Tennis Bund und Tennis als eine beliebte Sportart in der Schule sind eine Verpflichtung für uns alle, diese Junioren alters- und entwicklungsgemäß zu fördern und zu betreuen. Mit „Tennistraining Junior“ halten Sie erstmalig eine Zeitschrift für Trainer, Sportlehrer, Jugendwarte, Schulsportassistenten, Sporthelfer in den Händen, die speziell für die Zielgruppe konzipiert wurde, die sich mit den Junioren – U7 bis U 12 – an der Basis beschäftigt. Diesen Personen fällt eine zentrale Schlüsselposition zu, wenn es um die richtige Planung von Spiel- und Trainingsstunden, Durchführung von Wettkampf- und Turnierformen, richtigen Organisationsformen für Großgruppen in Sporthallen und auf Tennisplätzen, sowie altersgerechtem Trainerverhalten geht. Eine kindgerechte, spielerisch ausgerichtete Ausbildung liegt uns am Herzen und wir hoffen, dass die Zeitschrift „Tennistraining Junior“ den an der Basis arbeitenden Personen hilft, dies unseren Junioren zu vermitteln. Wir wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen und der praktischen Umsetzung! Reimar Bezzenberger Willi Brunert Dr. Michael Müller
„Wer eine neue Idee hat, gilt als Spinner, bis sie sich durchsetzt.“ (Mark Twain)
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Inhalt Tennis in der Schule - Weichenstellung an der Basis von Reimar Bezzenberger
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Kindgemäße Aufwärmspiele von Dr. Michael Müller
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Tennis ist rot - 1. Spielstunde von Reimar Bezzenberger, Dr. Michael Müller
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Planungspilot für erfolgreiches Kindertraining von Reimar Bezzenberger, Willi Brunert
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Ballschule Heidelberg von Prof. Dr. Klaus Roth, Dr. Michael Müller
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Tannenbaumsystem & Stationslernen von Willi Brunert
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Rolfs Kolumne von Rolf Staguhn
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Impressum Redaktion
Reimar Bezzenberger M.A., Willi Brunert, Dr. Michael Müller
Autoren dieser Ausgabe
Reimar Bezzenberger M.A., Willi Brunert, Dr. Michael Müller, Prof. Dr. Klaus Roth, Rolf Staguhn
Gestaltung
Fachbuchverlag Bezzenberger
Verlag
Fachbuchverlag Bezzenberger Dr. Heinrich Winter Str. 17 - 64646 Heppenheim Tel. / Fax: 06252-72861 E-Mail: info@low-t-ball.de Internet: www.bezzenberger-verlag.de www.tennistraining-junior.de
Erscheinungsweise
Vierteljährlich
Bezugspreis
6,00 € pro Ausgabe
Abonnementbestellung
Über die Verlagsanschrift
Urheberechtlicher Hinweise Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.
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Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme.
SO ARBEITEN SIE MIT IHREM HEFT
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Tennistraining Junior Der Tätigkeitsschwerpunkt des Trainers oder Übungsleiters befindet sich auf dem Trainingsplatz oder in der Schulsporthalle. Aber auch in anderen Bereichen rund um den eigentlichen Trainingsbetrieb sollte der Kinder– und Jugendtrainer umfangreiche Kompetenz aufweisen und diese stetig erweitern.
Er muss seine Schüler zielführend ganzheitlich sportlich ausbilden, fördern und dabei sein pädagogisches Geschick unter Beweis stellen. Er muss Spieltage planen, ein gutes Verhältnis zu den Eltern pflegen sowie Turniere und Abschlussfeiern organisieren können.
Die Fachzeitschrift „Tennistraining Junior“ behandelt zukünftig in jeder Ausgabe Themen der vier großen Arbeits- und Aufgabenbereiche der Trainer in Verein und Schule. Folgende, in jedem Beitrag integrierte Legende macht dabei eine schnelle Orientierung im Heft für Sie möglich.
Training: Diese Rubrik ist das Herzstück jeder Ausgabe. Sie bietet Trainingspraxis zum Spielen und Üben zu verschiedenen Schwerpunktthemen des Kinder– und Jugendtennis. Betreuung: Antworten auf pädagogische Fragen sowie zum altersgerechten Umgang mit Kindern. Umfeld: Hier lesen Sie alles, was außerhalb des Trainings gefragt ist. Wettspiele: Alles Wissenswerte rund Turniere und Wettspiele.
Training Bereich Altersstufen blau
Betreuung Umfeld rot orange
Wettspiele Anzahl der Spieler: grün Raum:
Passgenaue Praxisbeispiele Die differenzierte Legende zeigt, für welche Altersklassen die Übungsformen maßgeschneidert sind.
Blau: Vorstufe zum Tennis - Kindergartenalter
Orange: Play+Stay Stufe orange - 8 bis 9 Jahren
Rot: Play+Stay Stufe rot unter 8 Jahren
Grün: Play+Stay Stufe grün unter - 9 bis 10 Jahren
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X Betreuung X rot
Bereich X Training Altersstufen X blau
Umfeld orange
Wettspiele grün
Weichenstellung an der Basis „Die begrenzte Spiel- und Bewegungsfläche in der Halle erfordert gerade bei großen Klassen viel Flexibilität und Improvisationsgeschick von der Lehrkraft. Mit einigen „Kniffen” lassen sich viele Organisationsfragen leichter klären!“
Tennislernen im Verein und in der Schule muss sich zunächst an den Interessen und den Bedürfnissen, vor allem an der Bewegungsbeherrschung der Kinder orientieren. In unteren Altersklassen ist es weitgehend bedeutungslos, ob sportbegeisterte Mädchen und Jungen im Verein oder in der Schule erste Erfahrungen mit dem Spielgerät Ball gesammelt haben.
Ziele, Inhalte und Methoden im Sportunterricht der Grundschule müssen sich am ausgeprägten Bewegungsdrang der Kinder ausrichten. Vielseitiges Bewegen ist Trumpf! In den ersten Ausbildungsstufen sollte die perspektivisch ausgerichtete Förderung der Schüler zunächst Ziele verfolgen, die weit über tennisorientierte
Schwerpunkte hinausreichen: • Ganzheitliche Förde-
rung der Kinder und Motivation zur Bewegung durch vielseitige Aufgaben. • Spielerisches Kennenlernen des fliegenden, rollenden und springenden Balles. • Spielfreude und Kreativität durch die Variation kleiner Spiele mit Ball.
Abb. 1: Ausrichtung der Lernziele
Durch diese Lernzielausrichtung im Grundlagenbereich kommt die Förderung der Persönlichkeit im Kindertennis klar zum Ausdruck.
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Dazu sind vielseitige Bewegungsangebote ein ideales und gleichzeitig elementares Lernmittel, um die gesetzten Ziele nachhaltig zu erreichen.
Abwechslungsreiche Bewegungsaufgaben fördern neben den körperlichen immer auch geistige, emotionale und soziale Prozesse des Schülers.
GRUNDLAGEN
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Tennis in der Schule Als einziges Bewegungsfach leistet der Sportunterricht einen spezifischen Beitrag für eine ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung der Schüler.
auf die „richtige” Techniken an. Die Kinder sollen mit attraktiven, spielerischen Aufgaben zunächst lernen, mit unterschiedlichen Bällen gemeinsam zu spielen.
ße und angepasster Netzhöhe (als Netzersatz können Schnüre, Tischtennisbanden, Bänke verwendet werden) erleben Kinder die Faszination des Tennis.
Die Begeisterung und Motivation der Kinder für ein vielseitiges Bewegen und Spielen ist die beste Basis für die spielerische Vermittlung der Sportart Tennis.
Kinder lernen die Grundlagen des Tennis von Anfang an vor allem durch das Spielen miteinander.
Rückschlagspielformen in vielen Variationen müssen deshalb in jeder Sportstunde mit dem Schwerpunkt „Tennis” vorkommen.
Bei diesem ersten spielorientierten Kennenlernen kommt es überhaupt nicht
Durch methodische Arangegements wie die technische Reduktion des spielerischen Anspruchs, die Verkleinerung der Spielfeldgrö-
Inhalte Lernziel 1
Inhalte Lernziel 2
Laufen, Springen, Werfen
Motivierende Aufgaben mit Ball und Schläger
Lauf- und Staffelspiele
Umgang mit unterschiedlichen Bällen
Kreative Aufgaben mit Hallengeräten
Schlagen des ruhenden und rollenden Balles auf Ziele
Vielseitige Aufgaben mit dem rollenden und springenden Ball
Kleine Mannschaftswettbewerbe
Die Kinder spielen dabei immer „richtig Tennis“ – so wie sie es sich wünschen!
Inhalte Lernziel 3 Variationen der Spielidee „Schlagen des Balles auf Ziele“ Verschiedene Zielspiele (Matten, Kästen etc.). Tennisspielen in der ganzen Halle - in kleinen Teams parallel in verschiedenen Teilen der Halle
Ballspiele aus den Übungssammlungen der Ballschule Heidelberg
Albert Einstein Nobelpreisträger
Tab. 1: Lernzielinhalte
Ballmaterial Es ist sinnvoll, dass unterschiedliches Ballmaterial zum Üben und Spielen eingesetzt wird, um koordinative Aspekte der Bewegungsschulung umfassend auszubilden.
„Es gibt kein Fach, das so viel für andere Fächer macht, wie der Sport.“
Bei einem Abschlussspiel ist der Ball entsprechend dem Leistungsstand der Kinder auszuwählen. (Punch ´n play-Ball, Schaumstoffball, Bälle der Play+Stay Stufe rot etc.).
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