F I R M E N N A M E
Tennistraining Die Fachzeitschrift für innovatives Kinder– und Jugendtraining in Schule & Verein
In Kooperation mit den Instituten für Sportwissenschaft der Universitäten Darmstadt und Heidelberg
Junior 01
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2014
Mit Freude zum Erfolg - die Kunst des Meistertrainers Trainingssteuerung Spielend zum Tennis Spiel– und Übungssammlung Einspielen wie die Profis Motivierende Turnierformen Wettkampfvorbereitung
ISSN 2195-2353
t nk s u rp d e e w le Sch Rol ers e Di Train
Ergänzungen und bewegte Bilder zu unseren Beiträgen im Internet unter: www.tennistraining-junior.de
EDITORIAL
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Können Sie uns einen guten Trainer empfehlen? Wir erhalten häufig Anrufe von Vereinen, die mit genau dieser Frage aus der Überschrift beginnen. Es ist zwar unhöflich eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten, aber daraus ergibt sich dann meist folgender Dialog. „Gegenfrage, was stellen Sie sich unter einem guten Trainer vor?“ „Er muss über eine hohe Lizenzstufe verfügen und muss vor allem preisgünstig sein. Dazu ist es von Vorstandsseite gewünscht, dass der Trainer unseren Jugendwart in der Organisation und Planung des gesamten Trainings und der Jugendarbeit unterstützt. Natürlich soll er auch noch vorhandene Jugendmannschaften bei Punktspielen betreuen. Weil uns seit Jahren die Kinder im Verein fehlen, soll er in den örtlichen Schulen nach Talenten suchen, die dann bei uns zukünftig in den Jugendmannschaften spielen sollen.“ „Sie suchen somit einen Trainer, der gleichzeitig auch eine Art Sportdienstleister mit Managerqualitäten ist?“ „Genau so einen suchen wir, kennen Sie jemanden, der möglichst nächste Woche bei uns anfangen kann?“ „Sie wissen schon, dass Trainer auch etwas verdienen möchten?“ „Ja, nur viel Geld wollen wir nicht bezahlen. Aber die vielen Seniorenspieler im Club können am Vormittag mit dem neuen Trainer trainieren.“ Den weiteren Gesprächsverlauf können Sie sich denken. Die preisgünstige „EierlegendeWoll-Milch-Sau“ gibt es unter Trainern sehr selten. Dieser oftmals geführte Dialog ist spiegelbildlich für die aktuelle Situation in vielen kleineren Vereinen. Die Mitglieder überaltern zunehmend, und teilweise festgefahrene Strukturen in den Clubs schrecken Kinder– und Jugendliche zunehmend ab, aktives Mitglied zu werden. Gefordert ist nun ein Tennisverein, der sein Tun und Wirken als Dienstleister in Sachen Tennis betrachtet. Der Trainer spielt in dieser modernen Ausrichtung eine elementare Rolle. Er ist Bindeglied zwischen Vereinsvorstand und den aktiven Spielern. Er ist nicht mehr im klassischen Sinn der Trainer, der nur auf dem Platz die Übungseinheiten anleitet, sondern zu seinen Aufgaben gehören vermehrt administrative Tätigkeiten. Er repräsentiert den Club nach außen, und dafür muss auch eine entsprechende Entlohnung geleistet werden. Auf Seite acht finden Sie einen Fragebogen, in dem Sie einen Ist-Soll-Vergleich über die umfangreichen Trainertätigkeiten vornehmen können. Wir werden in den kommenden Ausgaben das Thema Trainerspektrum weiter beleuchten und Ihnen als Trainer und Vereinsvertreter „Handwerkszeug“ zur Verfügung stellen, damit der Bereich „Tennis-Dienstleister“ verstärkt in den Vereinen ausgebaut wird.
„Der Kunde ist der wichtigste Besucher in unserem Hause. Er ist nicht von uns abhängig. Wir sind von ihm abhängig. Er unterbricht unsere Arbeit nicht, sondern er ist Ziel und Zweck unserer Arbeit. Für unsere Aufgabe ist er
Es lohnt sich wieder einmal, den Blick über den Ballkorbrand zu wagen und von anderen Ballsportarten zu lernen, wie beispielsweise andere Rückschlagspiele eingeführt werden und welche Aufgaben dort Trainer übernehmen. Der Schweizer Sportpädagoge Arturo Hotz hat sehr eindrucksvoll beschrieben, welche Aspekte heute zu einem guten Trainer gehören.
kein Außenstehender. Er ist Teil unserer Aufgabe. Wir tun ihm keinen Gefallen, wenn wir ihm eine Dienstleistung
Haben Sie als Trainer oder Verein eine herausragende Aktion als „Tennis-Dienstleister“ durchgeführt, dann geben wir Ihnen gerne die Gelegenheit, diese in einer der nächsten Ausgaben vorzustellen.
erweisen. Er tut uns einen Gefallen, indem er uns die Möglichkeit dazu
Reimar Bezzenberger Willi Brunert Dr. Michael Müller
bietet”.“ (Mahatma Gandhi)
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Inhalt Training mit System Reimar Bezzenberger, Dr. Michael Müller, Mario Parstorfer
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Spielend zum Tennis Nils Reinhardt
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Tennis ist rot - 6. Spielstunde Reimar Bezzenberger, Dr. Michael Müller
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Motivierende Kleinfeldturniere Julia Lössl
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Einspielen wie die Profis Julia Lössl
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Wie kriege ich es hin? Prof. Dr. Jan Mayer
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Tennis Biathlon Willi Brunert
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Der „Tennis-Oscar“ geht an ... Willi Brunert
24
Rolfs Kolumne Rolf Staguhn
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Impressum Redaktion
Reimar Bezzenberger M.A., Willi Brunert, Dr. Michael Müller
Autoren dieser Ausgabe
Reimar Bezzenberger M.A., Willi Brunert, Julia Lössl, Prof. Dr. Jan Mayer, Dr. Michael Müller, Mario Parstorfer, Nils Reinhardt, Rolf Staguhn
Gestaltung
Nora Herrmann
Verlag
Fachbuchverlag Bezzenberger / Dr. Müller Dr. Heinrich Winter Str. 17 - 64646 Heppenheim Tel. / Fax: 06252-72861 E-Mail: info@bezzenberger-verlag,de Internet: www.bezzenberger-verlag.de www.tennistraining-junior.de
Erscheinungsweise
Vierteljährlich
Bezugspreis
6,00 € pro Ausgabe
Abonnementbestellung
Über die Verlagsanschrift
Urheberechtlicher Hinweise Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheber-
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rechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages.
Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme.
SO ARBEITEN SIE MIT IHREM HEFT
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Tennistraining Junior Die Fachzeitschrift „Tennistraining Junior“ behandelt in dieser Ausgabe ausführlich den Themenkomplex „Die Rolle des Trainers“. Die Aufgaben engagierter Trainer beschränken sich nicht mehr nur auf die Durchführung des eigentlichen Trainingsbetriebes. Diese sind wesentlich vielseitiger und umfangreicher geworden. Der Trainer ist Tennis-Dienstleister für „seinen“ Verein und seine
Schüler, der seine Aufgabe mit Leidenschaft ausführt. Lesen Sie mehr darüber, wie Sie die Rolle des Trainers aktiver ausgestalten können. Darüber hinaus stellen wir Ihnen einen mehrstufigen, spielerischen Lernansatz für Großgruppen der „Darmstädter Tenniswerkstatt“ vor, bei dem die Schüler eigenständig Lernaufgaben lösen sollen.
Prof. Dr. Jan Mayer gibt Ihnen praktische Tipps aus seinem umfangreichen Wissensfundus zur mentalen Wettkampfvorbereitung. Zusätzlich finden Sie motivierende Turnierformen für Schule und Verein. Folgende, in jedem Beitrag integrierte Legende macht dabei eine schnelle Orientierung im Heft für Sie möglich.
Training: Diese Rubrik ist das Herzstück jeder Ausgabe. Sie bietet Trainingspraxis zum Spielen und Üben zu verschiedenen Schwerpunktthemen des Kinder– und Jugendtennis. Betreuung: Antworten auf pädagogische Fragen sowie zum altersgerechten Umgang mit Kindern. Umfeld: Hier lesen Sie alles, was außerhalb des Trainings gefragt ist. Wettspiele: Alles Wissenswerte rund Turniere und Wettspiele.
Bereich Altersstufen
Training blau
Betreuung rot
Umfeld orange
Wettspiele Anzahl der Spieler: grün Raum:
Passgenaue Praxisbeispiele Die differenzierte Legende zeigt, für welche Altersklassen die Übungsformen maßgeschneidert sind.
Blau: Vorstufe zum Tennis - Kindergartenalter
Orange: Play+Stay Stufe orange - 8 bis 9 Jahren
Rot: Play+Stay Stufe rot unter 8 Jahren
Grün: Play+Stay Stufe grün unter - 9 bis 10 Jahren
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X Training Bereich Altersstufen X blau
X Betreuung X rot
X Umfeld X orange
Wettspiele X grün
Training mit System Seit einiger Zeit wird darüber diskutiert, wie man Trainingsprozesse im Tennis zielgerichtet steuern kann, um ein gutes Resultat zu erreichen. Dabei spielt die Dokumentation, Auswertung und Beurteilung von relevanten Daten eine entscheidende Rolle. Die Aufgabe eines guten Lehrers, Trainers oder Übungsleiters besteht nach dem Schweizer Sportpädagogen Arturo Hotz darin, den Trainingsprozess nicht nur zeitlich zu gliedern und diesen zu periodisieren, sondern diesen erfolgreich mit drei inhaltlichen Komponenten zu versehen. Die pädagogischen Fähigkeiten stehen dabei im Mittelpunkt der aktiven Trainertätigkeit mit den Schülern. Durch die methodischen und motorischen Steuerungsmechanismen (Technik, Taktik, Kondition) wird das gesamte Trainingssystem abgerundet.
Ziel muss es sein, Sportler zur Selbstständigkeit nach dem Motto: „Sei selbst dein bester Trainer“ zu erziehen und ihn in den Trainingsprozess aktiv mit einzubinden. Dies gelingt nur in engem Kontext mit dem Trainer und unterstützenden Maßnahmen zur Steigerung der Trainingsqualität.
Motorische Komponente • Die
samen Planung, Durchführung und Nachbetrachtung von Trainingsmaßnahmen. • Gegenseitiger Vertrauensaufbau. Methodische Komponente • Die
Pädagogische Komponente Abb. 1: Systematische Trainingssteuerung in Anlehnung an Arturo Hotz
• Es besteht ein ge-
meinschaftlicher Dialog zwischen Trainer, Lehrer und dem Schüler. • Gegenseitiger Erfahrungsaustausch mit dem Ziel der gemein-
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Andere Sportarten zeigen es seit Jahren auf, wie Trainings- und Turnierdaten erfasst und zielführend ausgewertet werden, um anschließend an entscheidenden Stellschrauben Veränderungen im Training vorzunehmen.
methodische Komponente steht im engen Verhältnis zur pädagogischen Komponente. • Alle methodischen Maßnahmen haben das Ziel, einen gegenseitigen effektiven Austausch zwischen Trainer und Schüler zu realisieren.
mo t o r i s c h e Komponente beinhaltet das Technik– und Taktiklernen sowie die individuelle körperliche Entwicklung (Koordination / Kondition) der Schüler. • Das Timing ist dabei die zentrale Steuerungseinheit für die richtige Bewegungsausführung, zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit der optimalen Energiedosierung. Ein guter Trainer ist nicht Alles, aber Alles ist Nichts ohne einen guten Trainer! Die Trainer sollten sich darüber im klaren sein, warum er diese Tätigkeit übernimmt. Er soll begeistert von seiner Aufgabe sein, um Schüler zu motivieren. Denn „wer selber nicht brennt, kann auch bei anderen kein Feuer entfachen!“.
DIE KUNST DES MEISTERTRAINERS X Training Bereich Altersstufen X blau
X Betreuung X rot
X Umfeld X orange
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Wettspiele Anzahl der Spieler: X grün Raum:
Abb. 2: Handlungskompetenzen von Trainer und Schüler in Anlehnung an Arturo Hotz
Erfolgreiche Trainer zeichnen sich nach Hotz durch • eine
hohe Beobachtungskompetenz, • eine ausgeprägte Beurteilungskompetenz • und durch eine pädagogische und methodische Beratungskompetenz aus. Auf Grund der Fachkompetenzen sollen für die Schüler günstige Lern- und Lehrumfelder durch planmäßige und qualitative Trainingssteuerung geschaffen werden. Das sportfachliche sowie das methodische Können und Wissen des Trainers lässt sich im Umgang mit allen wichtigen Informationen (Beschaffung, Auswertung, Beurteilung und Anwendung) erkennen. Um diese zu erhalten, muss er beobachten, wahrnehmen, dokumentieren, auswerten, das Schülerverhalten situativ beurteilen und anschließend zielführend beraten. Dabei ist wichtig, dass nicht nur die sportliche Leistung
verbessert wird, sondern auch die individuelle Persönlichkeit des Schülers. Das spezifische Können des Trainers hat großen Einfluss auf die erfolgreiche inhaltliche Trainingsgestaltung. Wünschenswert ist somit eine praxistaugliche Trainingsdokumentation, die alle Informationen aussagekräftig bündelt und das gesammelte Wissen so weiter gibt, dass die Trainingsinhalte vom Schüler verstanden und im Training sowie im Wettkampf angewendet werden. Was wird an Können und Fachwissen benötigt, um andere erfolgreich zu trainieren? Alle Trainingsprozesse müssen nach Hotz den folgenden Kriterien entsprechen: • Zielesetzung
Realistische Zielsetzungen zeigen die gewünschte sportliche Ausrichtung an. Es müssen gemein-
sam von Trainer und Schüler Wege gefunden werden, die formulierten Ziele zu erreichen. Die Zielerreichungsstrategien müssen an die bestehenden Gegebenheiten angepasst werden.
Ein exemplarisches Dokumentationsraster finden Sie als Download unter: www.tennistrainingjunior.de • Systematik Rubrik „Leserservice“ Die Trainingsprozesse
müssen systematisch gegliedert und aufgebaut werden. Hierbei werden die sportlichen Inhalte anhand der bekannten Trainingsprinzipien geplant und in die Praxis umgesetzt. • Effektive
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Planung und Gestaltung Das Training wird Schritt für Schritt auf die sportlichen Ziele hin abgestimmt und durchläuft Abb. 3: Erfolgsleiter folgende Stufen: