Tennistraining Junior 4/2013

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F I R M E N N A M E

Tennistraining Die Fachzeitschrift für innovatives Kinder– und Jugendtraining in Schule & Verein

In Kooperation mit den Instituten für Sportwissenschaft der Universitäten Darmstadt und Heidelberg

Junior 04

/ 2013

Krea(k)tive Koordinationsschulung Spiel- & Übungsformen Talenttest für Kinder Taktiktraining Übungsreihen SchultennisMeisterschaften Mentale Training als Erfolgsfaktor Matchanalyse

ISSN 2195-2353

t nk su erp tion w a Sch rdin ing o n Ko trai

Ergänzungen und bewegte Bilder zu unseren Beiträgen im Internet unter: www.tennistraining-junior.de


EDITORIAL

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Tennis führt zu eleganten Bewegungen Bewegung ist eine der wesentlichen Säulen der Gesundheit. Ausreichende und zielgerichtete Bewegungsformen stellen die Basis für das Funktionieren des Körpers dar und sind somit Grundvoraussetzung für Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität. Kinder haben einen Anspruch auf „optimale Entwicklungsreize“ und eine „zielgerichtete Bildung und Erziehung“, die den eigenen Körper betreffen. Man darf es daher nicht dem Zufall überlassen, wie sich Kinder motorisch entwickeln. Alarmierende Zahlen über Schäden am Stütz- und Bewegungsapparat und über mangelnde Ausdauer- und Koordinationsfähigkeiten zwingen zum Handeln. Jeder, der als Trainer, Lehrer oder Übungsleiter in Schule und Verein tätig ist, übernimmt mit seinem Wissen und Können Verantwortung für die sportliche Ausbildung seiner Schüler. Die Entwicklung der koordinativen Fähigkeiten sind eine der elementaren Grundlagen für die erfolgreiche Ausführung von sportlichen Tätigkeiten. Diese befähigen den Menschen, motorische Aktionen sicher und ökonomisch zu beherrschen und sportliche Bewegungsabläufe schnell zu erlernen. Die frühzeitige bzw. rechtzeitige Schulung der koordinativen Fähigkeiten nimmt einen bedeutungs- und wirkungsvollen Einfluss auf die Persönlichkeitsentfaltung des Kindes. Grundlagen, die im Sport gelegt werden, können leicht auf andere Lebensbereiche übertragen werden. Kinder, die im Sport Gelegenheit haben, ihre Wahrnehmungs- und Konzentrationsfähigkeit zu entwickeln und zu schulen, lernen dadurch etwas sehr Wichtiges für ihr Leben. Mit der Entwicklung der koordinativen Fähigkeiten kann nicht früh genug begonnen werden. Ein vielseitiges und variationsreiches Spielen, Üben und Trainieren wirkt sich in vielfacher Weise positiv auf die weitere sportliche Leistungsfähigkeit aus. Vielseitigkeit ist eine Art Lebensversicherung für Langzeiterfolge. Es ist für die praktische Umsetzung bedeutsam die Koppelung von sportlicher Aktivität mit umfangreicher Kreativität. Das Schlagwort für motivierendes und spannendes Training lautet „Krea(k)tivität“. Das nachfolgende Zitat von Papst Julius II. (1443-1513) lässt sich in die heutige Zeit problemlos transferieren und charakterisiert das Tennisspiel als ein ideales Beispiel um langfristig gesund zu bleiben. „Das Spiel mit dem kleinen Ball befreie den Geist und führe zu eleganten Bewegungen. Hierbei würden Kopf, Arme und Beine gleichermaßen bewegt und eine derartige Spielweise sei auf Ausgeglichenheit angelegt und ist so am besten geeignet die Gesundheit zu erhalten.“ Um mit Karl Friedrich Schillers Worten zu sprechen „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt, und er spielt nur da, wo er ganz Mensch ist“. Somit muss die Zielsetzung der Grundlagenausbildung in der Sportart Tennis sein, möglichst viele Kinder zum Spielen zu bringen. Die Verbindung von Elementen aus der „Heidelberger Ballschule“ mir vielfältigen Bewegungsformen aus der Leichtathletik mit dem „Lauf- & Sprung-ABC“ sind optimale Bausteine um die bewegungskomplexe Sportart Tennis spielerisch zu erlernen. Seien Sie bei der Planung Ihrer Trainingseinheiten „KREAKTIV“. Reimar Bezzenberger Willi Brunert Dr. Michael Müller

Die Schulordnung von Linz 1577 fordert die tägliche Sportstunde „zur Wiederherstellung und Neugewinnung der geistigen Kräfte, die durch die ernste und anhaltende Schularbeit ermattet sind.“

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Inhalt Die Kunst der Variation - Krea(k)tivität Reimar Bezzenberger, Willi Brunert, Dr. Michael Müller, Kristina Kober

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Talenttest für Kinder Nils Reinhardt, Dietbert Schöberl

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Tennis ist rot - 5. Spielstunde Reimar Bezzenberger, Dr. Michael Müller

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Schultennismeisterschaften - eine Bilanz Oliver Engst

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Unser Taktikproblem Lars Mosel

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Mentales Training als Erfolgsfaktor Prof. Dr. Maite Rego

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Persönliche Matchanalyse Rolf Staguhn

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Rolf´s Kolumne Rolf Staguhn

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Impressum Redaktion

Reimar Bezzenberger M.A., Willi Brunert, Dr. Michael Müller

Autoren dieser Ausgabe

Reimar Bezzenberger M.A., Willi Brunert, Oliver Engst, Kristina Kober, Lars Mosel, Dr. Michael Müller, Prof. Dr. Maite Rego, Rolf Staguhn

Gestaltung

Nora Herrmann

Verlag

Fachbuchverlag Bezzenberger / Dr. Müller Dr. Heinrich Winter Str. 17 - 64646 Heppenheim Tel. / Fax: 06252-72861 E-Mail: info@bezzenberger-verlag.de Internet: www.bezzenberger-verlag.de www.tennistraining-junior.de

Erscheinungsweise

Vierteljährlich

Bezugspreis

6,00 € pro Ausgabe

Abonnementbestellung

Über die Verlagsanschrift

Urheberechtlicher Hinweise Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.

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Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages.

Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme.


SO ARBEITEN SIE MIT IHREM HEFT

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Tennistraining Junior Die Fachzeitschrift „Tennistraining Junior“ behandelt in dieser Ausgabe ausführlich den Themenkomplex „Koordinationstraining“. Die Ausbildung der koordinativen Fähigkeiten sollte getreu dem Motto „was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nie mehr“ im Kinder– und Nachwuchsalter einen elementaren Stellenwert einnehmen. Es stellt die Basis für alle weiteren motori-

sche Lernschritte dar und sollte nicht losgelöst vom tennisspezifischen Training durchgeführt werden. Darüber hinaus stellt de Projektgruppe der Darmstädter Tenniswerkstatt, den von ihr entwickelten „Talenttest“ vor. Prof. Dr. Maite Rego beschreibt Ihnen die Erfolgsfaktoren des Mentaltrainings. Zusätzlich können Sie

sich selbst mit einer individuellen Matchanalyse bewerten . Ein weitere Schwerpunkt bildet das Taktiktraining in der Play+Stay-Stufe „grün“ mit einer Übungsreihe zur Spieleröffnung. Folgende, in jedem Beitrag integrierte Legende macht dabei eine schnelle Orientierung im Heft für Sie möglich.

Training: Diese Rubrik ist das Herzstück jeder Ausgabe. Sie bietet Trainingspraxis zum Spielen und Üben zu verschiedenen Schwerpunktthemen des Kinder– und Jugendtennis. Betreuung: Antworten auf pädagogische Fragen sowie zum altersgerechten Umgang mit Kindern. Umfeld: Hier lesen Sie alles, was außerhalb des Trainings gefragt ist. Wettspiele: Alles Wissenswerte rund Turniere und Wettspiele.

Bereich Altersstufen

Training blau

Betreuung rot

Umfeld orange

Wettspiele Anzahl der Spieler: grün Raum:

Passgenaue Praxisbeispiele Die differenzierte Legende zeigt, für welche Altersklassen die Übungsformen maßgeschneidert sind.

Blau: Vorstufe zum Tennis - Kindergartenalter

Orange: Play+Stay Stufe orange - 8 bis 9 Jahren

Rot: Play+Stay Stufe rot unter 8 Jahren

Grün: Play+Stay Stufe grün unter - 9 bis 10 Jahren

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X Training Bereich Altersstufen X blau

Betreuung X rot

Umfeld X orange

Wettspiele X grün

Die Kunst der Variation Die Entwicklung einer breitgefächerten motorischen Bewegungsvielfalt im Kinder- und Jugendalter hat einen große Bedeutung für die spätere tennisspezifische Grundlagenausbildung. Das vielseitige Spielen und Üben fördert bei Kindern die Bewegungsfreude, Neugier, Spiel-

trieb, Kreativität. Darüber hinaus wird die Lernbereitschaft beim Lösen von schwierigen oder bis dato noch unbekannten Bewegungsaufgaben geschult. Dies stellt ein aktiven Ausgleich für die bewegungsarme Umwelt vieler Kinder dar.

Um effektiv ein bewegungsvielfältiges Training durchzuführend, setzt dies voraus, dass die Trainer und Übungsleiter selbst über ein hohes Maß an Kreativität und Kreaktivität verfügen und die richtigen methodischen Hilfsmittel zur Verfügung haben.

Variieren - das Grundprinzip im Kindertennis Viele Sportarten beherrschen

Bewegungserfahrungen

Koordinative Fähigkeiten

Abb. 1: Unterschiedliche Ziele der Vielseitigkeitsschulung

Sportgeräte kennenlernen

Kondtionelle Fähigkeiten

Motivation zum Sport

Viele Trainer und Übungsleiter wissen aus ihren Erfahrungen, dass das Erwachsenentraining oft wenig abwechslungsreich und dafür sehr monoton sein kann, wenn häufig grundle-

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gende Techniken automatisiert werden. Völlig anders sieht dies im Kindertennis aus. Hier sind viele Wahrnehmungs- und Bewegungserfahrungen auch aus anderen Sportarten mit unterschiedlichen Spielgeräten wünschenswert. Dies führt dazu, dass die Schüler ihren Körper beherrschen lernen, Motivation zum Sporttreiben aufbauen und damit den Grund-

stein für eine hohe Spielfähigkeit in den weiteren Entwicklungsphasen legen. Für den Jugendtrainer bedeutet dies, dass er für ein abwechslungsreiches, spannendes und motivierendes Trainingsumfeld sorgen muss. Übungs- und Spielformen muss er immer wieder verändern und an unterschiedliche Gegebenheiten anpassen, damit sich seine Schüler zielführend sportlich weiter entwickeln. Nur so lässt sich sicherstellen, dass Bewegungsfreude, Spielfähigkeit und Kreativität der Kinder nachhaltig gefördert werden. Wie können Bewegungsformen variiert werden Laufen, Springen und Werfen sind Basisbewegungen, die im Koordinatonstraining mit Kin-


KOORDINATIONSSCHULUNG X Training Bereich Altersstufen X blau

dern immer wieder in unterschiedlichen Übungsformen durchgeführt werden sollen. Die nachfolgenden exemplarischen Übungsformen können miteinander unterschiedlich gekoppelt und variiert werden. Die dargestellten Variationsmöglich-

Betreuung X rot

Umfeld X orange

keiten sind jeweils nach ihrem Schwierigkeitsgrad sortiert. Beispielsweise wird bei der Laufschulung mit unterschiedlichen Grundelementen aus dem „LaufABC“ begonnen. Im weiteren Verlauf werden dann Lauftempo und –richtung variiert. Die Übungsformen

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Wettspiele Anzahl der Spieler: X grün Raum:

werden schwieriger, wenn parallel weitere Bewegungsaufgaben gelöst werden sollen. Noch schwieriger wird es, wenn Laufvarianten mit Wahrnehmungsaufgaben zur Schulung der Spielfähigkeit gekoppelt werden.

Laufvariationen Grundelemente aus dem „Lauf-ABC“          

Traben Hopserlauf Anfersen Ballenlauf Sprunglauf Skipping Fußgelenkslauf Prellsprünge Storchenlauf Sprintgehen Lauftempo

 von langsam bis schnell  zyklische Tempowechsel  azyklische Tempowech-

sel

Richtungswechsel  vorwärts - rückwärts -

seitwärts

 ständiger

Richtungswechsel  kombinierte Richtungswechsel  Richtungswechsel auf ein Signal

Laufen mit Bewegungsaufgaben  Drehen und Wenden  Hindernislauf  Nutzung von Kleingerä-

ten (Ball, Kegel, Reifen, …)  Veränderter Laufuntergrund (Rasen, Sand, Weichboden, Stufen, …)  Widerstandslauf (gegen Mitspieler, Theraband, …)

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Laufen mit Wahrnehmungsaufgaben Laufen mit Musik Rhythmusvorgabe Linienlauf Laufstil des Partners imitieren  Formationslauf (nebeneinander, hintereinander, im Dreieck, im Viereck,…)  Laufen und gleichzeitig auf verschiedene Signale reagieren    

Praxistipp Jede Übungsvariation kann mit einer anderen vielfältig kombiniert werden.


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