BIANCO Alpine Lifestyle Magazine WINTER 2015/2016

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«Sonnenschein ist köstlich, Regen erfrischt, Wind kräftigt, Schnee erheitert. Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur verschiedene Arten von gutem»

JOHN RUSKIN SCHRIFTSTELLER, MALER, KUNSTHISTORIKER UND SOZIALPHILOSOPH (1819–1900)


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EIN BILD

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FÜR SPORT BEI JEDEM WETTER.

1000 WORTE B i l d : A nd r i n Wi nt e l e r Te x t : Na d i ne O l o ne t z ky

landrover.ch

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ie ist diese Abendstimmung wunderbar! Oder ist es eher ein Sonnenaufgang, der die Bergspitze in der Mitte zum Glühen bringt? Der klare Dämmerungshimmel lässt einen jedenfalls an die nach Eis und Schnee duftende Bergluft denken, die aus den verschatteten Hängen herab ins Tal strömt und so wohltuend frisch ist. Die freie Sicht allerdings ist in dieser Landschaft durch einen Bergkamm verstellt. Ja es ist eine Barrikade aus Bergen mit einem messerscharfen Grat. Und der will so gar nicht zu dem Bild unberührter und wilder Natur passen, das wir sehnsüchtig in uns tragen und das zunächst einmal nichts mit einer allfälligen Liebe zur Geometrie zu tun hat. Zudem scheint der Standort, von dem aus wir dieses merkwürdige Panorama sehen, irgendwo über dem Boden zu schweben. Es wirkt, als sässen wir in einem dunklen Theaterraum vor einer Bühne. Doch was wird hier wohl gespielt? Mit der achtteiligen Serie «The Last Linearity» (2014), aus der dieses Bild hier stammt, hat der Fotograf und Künstler Andrin Winteler 2015 den ersten Preis in der Kategorie «Free» des Swiss Photo Award gewonnen. Die Serie greift auf ungewöhnliche Weise ein zentrales zeitgenössisches Thema auf: die vom Menschen veränderte Natur. Gerade die dicht besiedelte, kleine Schweiz mit ihrem Hang zu Präzision, Ordnung und Effizienz ist dafür ein Paradebeispiel. Rechteckige, wie mit dem Lineal gezeichnete Äcker und Felder; begradigte Flussläufe (die in den letzten Jahren zwar renaturiert werden!); akkurat aufgeräumte Waldränder; Landstrassen und Autobahnen, die wie exakt geschnittene Bänder in die Landschaft gelegt sind; saubere Stützmauern und Lawinenverbauungen, die ganze Berghänge linieren ... Oft bis auf höchste Gipfel hinauf ist die Natur inzwischen eine Zivilisationslandschaft. Eine Landschaft also, die vom menschlichen Gestaltungswillen und von technischen Erfindungen aller Art so sehr durchwirkt ist, dass manchmal natürlich Gewachsenes kaum noch vom künstlich Hinzugefügten zu unterscheiden ist. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein hatten sich die Städter meist nicht für das Leben der Bergbevölkerung interessiert, und die Alpen galten vor allem als lebensgefährliche Hürde auf dem Weg vom Norden in den Süden Europas (und umgekehrt). Doch die hohen Berge, sie mussten bezwungen werden! Zuerst auf Saumpfa-

den, dann auf Schotterstrassen, schliesslich auf Eisenbahnschienen und Autobahnen! Rampen, Brücken, Tunnel mussten her! Eine immer wieder aufs Neue in Angriff genommene Herkulesaufgabe für die Ingenieure, ein wieder und wieder lebensgefährliches Werk für die vielen Arbeiter und eine im wahrsten Sinn einschneidende Veränderung für die (Berg-)Natur. Doch damit wurde die Fahrt für die Reisenden leicht. Man stelle sich vor: Vor den Fenstern glitten ab da Flüsse, Seen und Wälder, wilde Täler und Gipfel einfach vorbei, man überwand plötzlich Distanzen und Höhen ohne jede Anstrengung. Erst nach der Erfindung des Kinematografen konnte man dieses Vorbeiziehen der Aussicht mit der Vorführung eines Films vergleichen. Die Bergnatur jedenfalls hatte so ihren Schrecken verloren: Vom warmen Zugabteil aus war sie von majestätischer Schönheit. Allein, der Mensch ist ein Wesen voller Widersprüche, und alles hat seine Schattenseiten! Denn die Industrialisierung, die all das möglich gemacht hatte, produzierte auch grössere Städte, mehr Lärm, Müll und Rauch. Für viele Menschen wurde die Entfremdung von der Natur zu gross. Und so stellte sich eine Sehnsucht ein, die wir heute gut kennen: der Wunsch nach Ruhe, Erde, nach unberührter Natur und frischer Luft. Insbesondere die Berge, kurz zuvor noch als feindlich und unüberwindbar wahrgenommen, wurden zur wildromantischen Ideallandschaft und in vielen Gemälden zu Kulissen, vor denen der Mensch in neuer Naturverbundenheit inszeniert werden konnte. Erste «Touristen» – so bezeichnete man gegen Ende des 19. Jahrhunderts die (häufig britischen) Bergsteiger – begannen die Gipfel zu erklimmen, die atemberaubende Aussicht dann auch mit Fotokameras festzuhalten. Hotels wurden eröffnet, weitere Strassen und Bahnen gebaut. Die Schweizer Berge mauserten sich zur international attraktiven Reisedestination. Und das nicht etwa allein wegen der inzwischen entdeckten gesundheitsfördernden Kraft von Höhenluft und Sonnenschein, sondern vor allem wegen der zivilisatorischen Errungenschaften, die für mehr Bequemlichkeit, Sicherheit und Schutz sorgten. Mittlerweile jedoch ist auch der Alpenraum eine vom Menschen derart stark geprägte Landschaft, dass ihn manche nur noch als überdimensionierte Spasskulisse

vor allem für den Wintersport sehen. Das mag polemisch sein, doch wir wissen: Ist Petrus nicht willig, schiessen die fest im Boden installierten Schneekanonen aus allen Rohren und legen eine weisse Zunge auf die grüne Wiese. Urbaner Lebensstil mit Barbetrieb und Disco wird auf 2500 Meter über Meer gehievt, Nachtabfahrten, Feuerwerk und buckelfreie Skipisten angeboten. Kurz: Diese Art Berglandschaft ist eine durch Technik geformte, teilweise stark konstruierte, ja fast künstliche Bühne für die Inszenierung unseres Wintervergnügens. Mit seiner Serie «The Last Linearity» antwortet der 1986 in Schaffhausen geborene Fotograf Andrin Winteler nun darauf – versonnen und mit Sinn für das Groteske und Unheimliche in diesem Spiel. Zuerst hat er in der Schweiz und in Norwegen menschenleere Landschaften fotografiert, dann diese Bilder mit digitalen Mitteln weiterverarbeitet. Den hierzulande im gesellschaftlichen und kulturellen Verhalten verankerten Hang zu Genauigkeit, Geradlinigkeit und Gründlichkeit führt er dabei gewissermassen ad absurdum: Er verwandelt unruhige Linien in strikte Geraden, zieht Striche, wo es keine gab, er räumt die Landschaft auf. Was entsteht also, wenn Ordnung nun dort zu herrschen beginnt, wo sie so nicht hingehört, wo also ihre Macht eine Künstlichkeit erzeugt, die unheimlich wird? Und: Wie sehr unterscheiden sich Wintelers imaginäre Landschaften von denjenigen, die wir wirklich realisieren? «Unberührte Natur», so meinte der amerikanische Landschaftsfotograf Ansel Adams (1902–1984) einmal, «birgt ein Geheimnis – ähnlich einer Religion, einer Philosophie oder einem Traum von einer idealen Gesellschaft.» Was Adams in den naturbelassenen Landschaften Amerikas fand, ist aber auch in der Kunst und in der Fotografie zu finden – ein Geheimnis, eine Botschaft. Die Wildnis aber bleibt für uns letztlich lebensbedrohlich. Um ihr nicht nur ausgeliefert zu sein, um von ihr leben und vor ihr Schutz finden zu können, müssen wir sie uns untertan machen – mit grossen Folgen für die Natur, wie wir wissen. Aber wir können nicht aufhören, weiter zweckorientierte Topografien zu konstruieren. Es sind die Bühnen, auf denen wir unseren Alltag inszenieren. Oder auch den Skiplausch. Nur über einen messerscharfen Berggrat sollte man besser nicht stolpern müssen.

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EDITORIAL

«ein wahres prachtstück»

Natürlich echt

Magazin «Fine»

Gemütlichkeit verträgt keine Aufregung. Aber die Diskussion darüber, was als gemütlich wahrgenommen wird, kann ziemlich anregend sein. Vor allem, wenn sich urbane und alpine Welt in ihren Meinungen nicht automatisch treffen. Helge Jepsen, unser wunderbarer Illustrator, der für diese Ausgabe jede Menge Ohren­ sessel gezeichnet hat, empfindet als Städter anderes als gemütlich, als dies Menschen in der verschneiten Bergwelt tun. Ob er sich im Winter ab und zu vor ein Kaminfeuer setzt, wissen wir nicht. Sicher mag er kein Feuer aus zweiter Hand. Laptop auf­ klappen, zu Youtube surfen, Stichwort «Kaminfeuer» eingeben. Man erhält «etwa 18 600 Ergebnisse» in weniger als einer Sekunde. An zweitoberster Stelle: 8 Stunden Full-HD-Kaminfeuer mit passendem Sound. Von Lullaby Baby. 3 491 854 Aufrufe. Dass der Fortschritt ungemütlicherweise beim Feuer angelangt ist, zeigen auch die sich verbreitenden Gas-Cheminées, die per Knopfdruck zum Flackern gebracht werden. Wir stimmen hier kein Prosit auf die Gemütlichkeit an. Wir mögen es einfach lieber natürlich und echt. Ein Feuer braucht Holz, und die Funken sollen sprühen. Warm darf es auch werden. Damit sich Stubenhocker zurückziehen können. Für ein gutes Buch (oder zum Lesen dieses Hefts). In einen bequemen Ohrensessel – kein anderes Möbel strahlt eine ähnliche Zufriedenheit aus. Selbstverständlich waren wir auch draussen. In der Natur. Auf Schwarz-Eis am Lago Bianco auf dem Berninapass. Oder auf der Glattalp, am Kältepol der Schweiz. Wir haben interessante Menschen getroffen, Interviews geführt. Entstanden ist ein abwechslungreiches Heft, das beim Durchblättern und Lesen neugierig machen, einen ein bisschen auf andere Gedanken bringen soll. Dabei wünsche ich Ihnen ganz herzlich viel Vergnügen.

WOLFRAM MEISTER HERAUSGEBER UND CHEFREDAKTOR

Weinkeller Riegger AG · Langgass · 5244 Birrhard · 056 201 41 41 Filiale Richtiarkade 1 · 8304 Wallisellen · 044 542 43 13 · riegger.ch

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22 CHALETS Abstand und Erholung vom Leben in Zürich: Magdalena und Beat Stuber haben ihren Ort der Ruhe und Geborgenheit gefunden. Bei Gstaad in einem 1650 erbauten Haus 28 S C H WA R Z E I S Packende Bilder des Engadiner Fotografen Filip Zuan vom Lago Bianco auf dem Berninapass

RUBRIKEN 9 Editorial 14 Apropos 95 Impressum 99 Adressen 101 Comic

36 OMEGA SEAMASTER 300 SPECTRE James Bond und seine Uhren: Von Sean Connery bis Daniel Craig 48 PETER SCHREYER Designer, Top-Manager, Künstler

REGENTAG

52 T I E F KÜ H LT RU H E D E R S C H W E I Z Am kältesten Ort, der Glattalp, sinkt das Thermometer im Winter auf 50 Grad unter null

SILVERTAG.CH BIANCO

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THE ORIGINAL IN WINTER TOURISM SINCE 1864

64 STUBENHOCKER In Wohnzimmern halten wieder grosse Sessel Einzug. Jetzt braucht es nur noch das richtige Buch 74 ARCHITEKTUR Casa Invisibile: Versteck spielen im Schnee

80 MODE Après-Ski: Treffpunkt «Pavarotti» in St. Moritz 90 WA H R E R G E S C H M A C K Der Alpenraum ist voller kulinarischer Überraschungen 104 ÜBER ALLE BERGE MIT Thomas Sterchi, Erfinder von «Zermatt Unplugged», dem Musik-Festival am Fusse des Matterhorns 106 LETZTE SEITE www.engadin.stmoritz.ch www.stmoritz.ch BIANCO

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SPIELERISCHER JACKENERSATZ Sina Thomaseth hat in den Bergen Tirols gelebt, dort ihre Schneider-Lehre absolviert. Wenn die Modedesignerin aus Berlin manchmal eine Sehnsucht befällt, ist sie in der genau richtigen Stimmung: Sie will das Gefühl von Heimat tragbar machen. Gerne orientiert sie sich an österreichischen Trachten, nun für einmal am Lieblingsstück der Hippies, dem Poncho – der Trend-Überraschung dieses Winters. Ihr Poncho aus Sarner-Strick ist ein One-Size-Produkt, kann sowohl lang als auch kurz getragen werden. Die Wolle wird auf Handstrickmaschinen gestrickt, in einer Südtiroler Manufaktur zugeschnitten und mit einer Wolltresse eingefasst. Sarner-Handstrickerinnen sind sich sicher, dass nur so ein nahtloser Poncho hergestellt werden kann. Alle Thomaseth-Ponchos sind Unikate. [fb]

SIEHT S PACY AU S Die Zwillinge Steve und Nick Tidball kommen aus der Werbung, ihre eigentliche Passion gilt aber dem Leistungssport. Beide sind sie Athleten, die gerne die Zeit messen, wenn sie die Alpen über- oder die Namibia-Wüste durchqueren. Eine logische Folge: Sie entwickeln Hightech-Sportswear und haben dazu eine Marke für Extremsportler gegründet – Vollebak. Sieht alles ein bisschen spacy aus. Wie der zur ersten Kollektion gehörende «Baker Miller Pink Hoodie», eine Kapuzenjacke, die fürs Relaxen vor und nach dem Sport gedacht ist. Um die Herzfrequenz zu reduzieren, die Atmung zu verlangsamen und den Sauerstoffverbrauch zu verringern. Nicht zufällig ist der Hoodie aussen und innen pink. Denn Farben, keine revolutionäre Erkenntnis, beeinflussen, lösen messbar etwas aus. Wie wir uns fühlen, wie wir uns verhalten. Und Pink hat eine beruhigende Wirkung. [wm]

www.thomaseth-fashion. com

ALPENKNATTERN IN FLIMS Bereits der Name riecht nach Benzin. Und wenn sich die dick eingepackten Freaks mit ihren Oldtimer-Snowmobilen auf den Rundkurs machen, den sie sonntagsschulmässig «Gleichmässigkeitsfahr­ ten» nennen, geht die Post bereits ziemlich ab. Höhepunkt für die Rider der historischen Schlitten – sie lassen sich vor und nach dem Start im Fahrzeugpark wunderbar bestaunen – ist ein «Night Race» unter Flutlicht auf der Skipiste bei der Talstation in Flims. Anmelden kann man sich mit seinem Snowmobile auf der Webseite (www.snowmobil-flims.ch). Das 2. Alpenknattern, nächster Oldtimer-SnowmobileEvent in Flims, findet am Wochenende vom 19. bis 21. Februar 2016 statt. [fb]

COURCHEVEL VOR GSTAAD UND ST. MORITZ Der Immobilienmarkt in den Top-Skiregionen der Welt befindet sich im Aufschwung. Das zeigt eine Marktstudie von Savills, einem international tätigen Immobilien-Dienstleistungsunternehmen. Wohn­eigentum in angesagten alpinen Skigebieten sei für vermögende Käufer ein wichtiger Teil ihres internationalen Immobilienportfolios. Die Liste der teuersten Spitzenimmobilien führt laut Savills der französische Skiort Courchevel an mit einem Standardpreis von 31 340 Euro je Quadratmeter. Dahinter folgen Gstaad (¤ 31 220), St. Moritz (¤30 900), Zermatt (¤ 29 070) und Verbier (¤ 26 450). In Nordamerika könne nur Vail mithalten (¤ 25 200).

www.vollebak.com

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JAPANISCHES AUS TRIN MULIN Industrial Designer Carlo Clopath scheint ein Händchen für die gute Küche zu haben. Aus Ahornholz hat er handliches Küchenwerkzeug perfekt gefertigt, das japanisch anmutet. Gezeigt wurde es auch schon in Tokio, in der Opera City Gallery im Rahmen einer Swiss-Design-Austellung. Jüngstes Werk ist sein spielerischer Trolley für Andreas Caminada, der sich von einer Etagère mit drei Ebenen in einen Beitisch verwandeln lässt. [wm] www.carloclopath.com

SÜSSE GRÜSSE AUS DEM KLOSTER Die Erde ist rund, und die meisten Nusstorten sind es auch. Zumindest die aus dem Engadin. Ausser Bruder Gerhard hat die Finger im Spiel, der Klosterbäcker in Disentis. Das Benediktinerkloster hat ein klares Corporate Design, ein einheitliches Erscheinungsbild, dazu gehören die Gestaltung der Kommunikationsmittel, vom Logo bis zur alle drei Monate erscheinenden Zeitschrift. Alles ist quadratisch und quadratisch ist deshalb auch die Nusstorte aus der Klosterbäckerei – hergestellt nach Bruder Gerhards Original-Rezeptur. Sie wird Bündner Nusstorte genannt, ist 14 cm x 14 cm gross und 470 Gramm schwer und kostet Fr. 19.50. Sie kann sogar abonniert werden. Dann bekommt man die Nusstorte 4 x jährlich zugestellt, für 98 Franken (inkl. Verpackung und Porto). Wie sie schmeckt? Ausgezeichnet! Nur die anderen süssen Grüsse aus dem Kloster haben wir noch nicht probiert: das Birnbrot und die Cantuccini von Bruder Gerhard. www.kloster-disentis.ch/de/labora/betriebe/baeckerei

EINE ZAHL & IHRE GESCHICHTE

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TISCH STATT WOLKENKRATZER: EIN ECHTER CHIPPERFIELD Der britische Architekt David Chipperfield, der an der Kunsthaus-Erweiterung in der Stadt Zürich arbeitet (Eröffnung 2020), beherrscht auch die kleine Form. So entwarf er für e15 eine Möbelkollektion. Masterpiece ist der massive «Fayland-Tisch», ursprünglich für ein Architekturprojekt im englischen Chiltern Hills konzipiert. Ergänzend zum Tisch gibt es eine Sitzbank und Hocker, ebensogut passen aber auch andere Stühle. David Chipperfield Architects, vor 30 Jahren gegründet, zählt zu den führenden Architekturbüros der Welt.

ALLROUNDTALENT HANNES BÜHLER

Das «Badrutt’s Palace Hotel» in St. Moritz feiert seinen 120. Geburtstag. Am 29. Juli 2016. Mitfeiern ist erwünscht, im Winter wie im Sommer. Das schillerndste Arrangement hat mit 120 000 Franken einen aufregenden Preis. Zum Package gehören: Transfer mit Privatjet von Zürich oder Mailand nach St. Moritz und wieder zurück, Aufenthalt in einer der Beau-Rivage-Suiten, Helikoptertour von 120 Minuten durch die Engadiner Alpen- und Seenlandschaft, ein aus 12 Gängen bestehendes Gourmet-Dinner. Plus ein Cocktail mit einem 1,2-Karat-Diamanten von Graff Diamonds.

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Sind das nun alte Reklamekleber, die einst alte Koffer zierten? Und dokumentierten – lange bevor man mit dem Sammeln von Flugmeilen begann –, wie weltläufig man war? Oder sind es alte Plakate, die Wintergäste nach Wengen, St. Moritz oder Zermatt locken sollten? Scheint eher nebensächlich zu sein: Es ist ein Stoff, Flanell, den Hannes Bühler bei seinem fantasivoll­ sten Lieferanten in Como entdeckt hat. Daraus sind Hemden geworden – 20 Stück hat Bühler geschneidert, die zu seiner Herbst- und Winterkollektion 15/16 gehören, zusammen mit dem passenden Cashmere-Pullover in Bleu matisse. Hannes B. ist eine Art Ein-Mann-Armee, die für den Modestandort Schweiz kämpft. Ein Allroundtalent. Denn er entwirft nicht nur (fast) alles selbst und schneidert es. Nein, er kümmert sich auch um die Kataloge, ob Layout oder Text, um das Model-Booking, die Locations, und er fotografiert, ob in St. Moritz für den Winter oder in Marrakesch für den Sommer. «Mit einer Canon EOS 5», wie er verrät. [wm] www.hannes-b.ch


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DINGE, DIE DAS HERZ ERFREUEN

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1. KLASSISCHER HUT «Helen» aus der «Classic»-Kollektion der 1893 gegründeten Hutmacherei Zapf. Farbe: Fango. Preis: € 170,–.

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www.zapf.at

2. SCHMUCK Collier mit Perl-Charivari und rundem Medaillon von Lola Paltinger. Preis: € 99,50. www.lolapaltinger.de

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3. BERGSTEIGERWESTE «Mitternacht». Trachtenlabel «Tradition» von Lena Hoschek. 60% Polyacryl, je 20% Wolle, Alpaka. € 230,–.

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www.lenahoschek.com

4. BÄNDERROCK «Altaussee» von Lena Hoschek. Handver­ lesene, liebevoll zusammengenähte Bänder. Preis: € 450,–. www.lenahoschek.com

5. RENTIER-SOCKEN von Burlington mit winterlichem Stick: Rentier mit roter Nase. Damen und Herren. Preis: CHF 24.–.

JOURS BLANCS: GEGENWARTSLANDSCHAFTEN FRANÇOIS SCHAER, Fotograf aus Genf, interessiert sich für Berglandschaften. Den Schnee. Die nicht zu übersehenden Zeichen menschlichen Eingreifens. Skipisten, die die Landschaft gezähmt haben. Zäune, Pfosten, Lawinenbarrieren, Liftanlagen, Berghütten. Seine Aufmerksamkeit gilt der ihnen innewohnenden Ästhetik, ausserordentlichen Schönheit. Die Fotografien entstanden alle an Tagen sogenannter «Whiteouts» (die besondere Helligkeit, die bei schneebedecktem Boden und gedämpftem Sonnenlicht im Hochgebirge entsteht) und führen so in eine andere, geradezu theatralische Dimension. AUSSTELLUNG Bildhalle Kilchberg, «Colder/Jours Blancs» mit Thomas Flechter und François Schaer. Im Februar 2016. www.bildhalle.ch AUSZEICHNUNG «Jours Blancs» (Kehrer Verlag) ist von der Stiftung Buchkunst zu einem der 25 schönsten Bücher des Jahres 2015 gewählt worden.

www.burlington.de

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6. GLITZERHELM CP-Camurai-Skihelm mit SwarovskiSteinen. Pailletten-Ohrenpolster und Visier abnehmbar, Belüftung regulierbar. Grössenanpassung. Farben: Weiss, Schwarz. Grössen: 3.

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www.cp-fashionatsports.com

7. HALSTUCH «Harper». Leichte Baumwolle mit Fransen. Aus der Kollektion 2016 des angesagten kanadischen Labels Nobis. Preis: € 64,95. 8. SKIANZUG «Cassacca» vom exklusiven Skihersteller Zai. Mit dem italienischen Modeunternehmen Loro Piana entwickelt. Drei Schichten Hightech-Material: Naturwolle, wasserdichte, atmungsaktive Membrane, Futter aus weicher Mikrofaser. Farbe Männer: Hellbeige, Damen: Marine für Damen.

STERNENHIMMEL IM SCHLAFZIMMER Wenns dunkel wird, leuchtet die Bettwäsche. Dafür sorgen fürs Auge kaum sichtbare kleine LED-Leuchtpailletten, die, in kunstvoller St. Galler Stickerei hübsch versteckt, miteinander verbunden sind. Die luxuriöse Leucht-Bettwäsche «Celeste» von Schlossberg Switzerland hat ihren Preis: Das Kissen (50 cm x 70 cm) kostet 209 Franken, das Deckbett (160 cm x 210 cm) 3790 Franken. Trotz der elek­ tronischen Komponente lässt sich die Bettwäsche waschen. Und ein USB-Stecker für den Strombetrieb über einen Akku ist dezent am Verschluss der Bettwäsche angebracht. [fb] www.schlossberg.ch

RILLENKOFFER FÜR WEIN, CHAMPAGNER UND ZIGARREN

www.zai.ch –4–

Die den legendären Maschinen aus der Pionierzeit des Flugzeugbaus nachempfundenen Koffer von Rimowa ziehen nicht mehr nur Vielflieger und Unternehmensberater hinter sich her zum Gate. Auch Geniesser wissen die Trolleys mit dem unverkennbaren Design zu schätzen. Besonders jene der «Gourmet» genannten Rimowa-Reihe. Im einen ist Platz für sechs Weinflaschen, drei Rotweingläser, Thermometer und Korken (Rimowa-Weinkoffer, 4,2 Kilo). Im anderen lassen sich neun Zigarren und ein Thermometer bei optimaler Luftfeuchtigkeit in Zedernholz transportieren (Rimowa-Reise-Humidor, 900 Gramm). Zur robusten Gepäcklinie aus Aluminium-Magnesium gehört ebenfalls ein Sekt- und Champagnerkoffer (1,4 Kilo). [wm] www.rimowa.com

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9. HANDSCHUHE Antelao-Gore-Tex-Handschuhe von Salewa. Farben: Schwarz, Indigo. Preis: CHF 139.–. www.salewa.ch

10. SCHNEESCHUHE MSR® Lightning, die Bergsteiger unter den Schneeschuhen (Mountain Safety Research). 3 Grössen. Gewicht: 1,73 bis 2,01 kg. Schmaler geschnittenes Damenmodell in zwei Grössen.

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www.msrgear.com

11. SCHLITTEN Faltbar. Kunststoff. Farben: Schwarz, Weiss. Preis: CHF 350.–. –5–

www.3-r.ch

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PEP GUARDIOLAS HIMBEER-JACKE Guardiola und die Garderobe. Der BayernTrainer gilt als einer der bestgekleideten Fussballlehrer überhaupt. Beschrieben wird das in der «Welt» so: «Manchmal fragen wir uns schon, ob Pep Guardiola noch atmen kann. Die Hemden super-slim-fit, die Hose auf Kante genäht, das Sakko eine Nummer zu klein.» Nun hat sich Guardiola als ersten Werbepartner ausserhalb der offiziellen Bayern-Sponsoren Gore-Tex ausgesucht und wird in den kommenden vier Jahren Botschafter für Bekleidung und Schuhe der Marke. Was wiederum zu reden und zu schreiben gibt, besonders nach seinem Auftritt in einer himbeerfarbenen, sicher wasserdichten und atmungsaktiven Allwetterjacke. «Warum deklassiert sich einer der bestgekleideten Männer im deutschen Sport imagemässig zum bahnfahrenden Öko-Daddy?», frotzelte das «SZ-Magazin». Offensichtlich hätten die letzten Jahre beim stilsicheren Bayern-Coach ihre Spuren hinterlassen. «Guardiolas neuer Modepragmatismus ist Zeugnis seiner allmählichen Eindeutschung.» Die Europazentrale von Gore-Tex liegt übrigens in Feldkirchen-Westerham, 40 Kilometer von München entfernt. [fb]

E C O N O M Y. B U S I N E S S . F I R S T. EINE KLASSE FÜR SICH. CASA DEL VINO.

SPAZIERGANG DURCH DIE GESCHICHTE DES SKISPORTS Gabriella Le Breton The Stylish Life: Skiing teNeues Der Skisport hat einen weiten Weg zurückgelegt, um nicht nur waghalsige Athleten, Touristen und einheimische Winterurlauber anzulocken, sondern auch die Reichen, die Schönen und die internationalen Königshäuser. Im technischen Bereich haben innovative Vorreiter immer neues Spitzenmaterial entwickelt, das über die Jahre aus dem Skivergnügen einen extrem wettkampfbetonten Zuschauersport gemacht hat. Und den attraktiven, mitreissenden Stars der Skisportwelt und der Nobelskiorte ist es gelungen, eine globale Kultur und einen begehrenswerten Lebensstil zu definieren, der so populär wie unverwechselbar geworden ist. «The Stylish Life: Skiing» ist eine nostalgische und spektakuläre Reise durch die alpine Geschichte und darüber hinaus. Mit den Begründern und Superstars dieses einmaligen Sports. Die Einflüsse auf Design und Unterhaltung werden gezeigt. Ebenso die Ent­stehung und Entwicklung der Hotspots, von Mode und Ausrüstung. Ein unterhaltsamer Spaziergang durch die packende und glanzvolle Geschichte des traditionellen und modernen Skisports. In atemberaubenden Skiorten wie St. Moritz, Kitzbühel und Chamonix oder Aspen und Telluride in Colorado. [dc]

IM JAHR DES SCHAFES Katharina Favre, Eva-Maria Wilhelm Schafleben FONA Verlag In einem Bergdorf im Prättigau leben Katharina und Daniel Favre mit ihren Schafen, einer bunten Herde mit unterschiedlichen, teils seltenen Rassen. Katharina ist nicht nur Schafzüchterin mit Leib und Seele, sie ist auch eine talentierte Fotografin und hat ihre Kamera meist mit dabei, wenn sie auf den Schafweiden unterwegs ist. Ihre eindrücklichen Bilder haben eine ganz eigene Sprache und berühren unmittelbar. Von Eva-Maria Wilhelms Text wird man in wollig-träumerische Impressionen entführt und mit harten Tatsachen aus dem alpinen Alltag der Schafe und ihrer Menschen konfrontiert. Ein Buch über Herausforderung, Liebe und Bedrohung, voll von Sehnsuchtslandschaften, leiser Melancholie und ansteckender Lebensfreude. Dieser Bildband ist aus der Begeisterung für das Schaf entstanden, und zwar im Jahr des Schafes gemäss chinesischem Horoskop. Die subjektiven Texte von Eva-Maria Wilhelm ermöglichen eine ganz persönliche Annäherung an die Welt der Schafe, eines uralten Begleiters des Menschen. [dc]

C A S A D E L V I N O E b i n g e r S A S i h l f e l d s t r a s s e 13 0 | 8 0 4 0 Z ü r i c h | + 4 1 4 4 2 9 5 9 0 6 0 | w w w. c a s a d e l v i n o . c h BIANCO

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ALPINE INTERIOR CHALET IM BERNER OBERLAND

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Das alte Chalet liegt am Hang oberhalb von Feutersoey, einem Ortsteil der Gemeinde Gsteig. Das Dach ist nach alter Tradition mit Holzschindeln gedeckt. Im Wohnzimmer stehen zwei beige Sofas vor einem Steinkamin. Auf Bänken zu beiden Seiten des Feuers gibt es weitere Sitzplätze.

Fotog raf ie: Reto Gun tli Text: Ch ris tin e Marie H alter- O ppe l t

HEIMETLI

FÜR IHR CHALET IN IDYLLISCHER ALLEI NL AGE WÄHLTEN MAGDALENA UND BEAT STUBER AUTHENTISCHE UND NATÜRLICHE MATERIALIEN. DAMIT SCHUFEN SIE EIN ZUHAUSE, IN DEM MAN UNWEIGERLICH ZUR RUHE KOMMT, SOBALD MAN ES BETRETEN HAT.

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illst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah. Lerne nur das Glück ergreifen, denn das Glück ist immer da.» Johann Wolfgang von Goethes Vierzeiler entstand 1827, und es mag verwundern, wie eindringlich seine Worte noch heute in unseren Ohren klingen. Hat sich der Mensch in seinem Innersten trotz technologischem Fortschritt kaum verändert? Es scheint so. Die Sehnsucht nach einem Ort, der Ruhe, Geborgenheit und vor allem Vertrautheit vermittelt, steckt wohl in jedem von uns. Ein Paar aus Zürich führte sie in ein Tal bei Gstaad. Beat Stuber und seine Frau Magdalena suchten über viele Jahre in St. Moritz Abstand und Erholung vom Leben in Zürich. Bis sie eines Tages von einem Freund ins Berner Oberland eingeladen wurden. Schon auf der Hinfahrt schien ihnen die Landschaft so lieblich und willkommen heissend, dass sie sich sofort wohlfühlten. Als ihr Bekannter ihnen beim Abendessen von einem Heimetli erzählte, welches in der Nähe zum Verkauf stand, beschlossen sie, sich das Haus anzusehen. Auf einer schmalen Strasse fuhren sie im Sommer 2003 vom Tal der Saane den Berg hinauf. Bald nachdem sich der Wald gelichtet hatte und nur noch grüne Wiesen den steil ansteigenden Hang bedeckten, stand das Chalet vor ihnen. Bescheiden und einfach, über eine kleine Einfahrt von der Strasse aus zu erreichen. Das 1650 erbaute Haus wurde von einer alleinstehenden Bäuerin bewohnt. Zum Anwesen, das in der Landwirtschaftszone liegt, gehörten sechs Hektaren Wiesen rundum. Weil die Wohnparzelle ausgezont und zu Bauland umgewidmet werden konnte und das Nutzland von einem benachbarten Betrieb übernommen wurde, war der Verkauf möglich. «Wir können uns glücklich schätzen, denn wegen der neuen strengen gesetzlichen Regelungen zu Zweitwohnsitzen lässt sich heute in der Schweiz ein solches Projekt nicht mehr realisieren», sagt Beat Stuber. Die Leitung aller Angelegenheiten übertrug er dem Architekten Stephan Jaggi. Er hat jahrzehntelange Erfahrung mit der Sanierung alter Chalets. Um dort, wo früher Kühe und Schweine standen, moderne Wirtschaftsräume, Haustechnik und einen Weinkeller einziehen zu lassen, sollte der komplette Steinsockel neu gemauert werden. Dafür musste man jedoch die auf ihm

Wo heute der lange Esstisch mit Fellstühlen steht, war früher die Scheune. Durch die dicken Holzbalken verläuft eine Glasscheibe, die das Haus gegen Wind und Wetter abdichtet. Die offene Küche liegt gleich neben dem Essbereich. Das Schlafzimmer, zwei alte Ledersessel im grossen Wohnraum. Der Treppenabgang führt zu den Gästezimmern.

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ALPINE INTERIOR CHALET IM BERNER OBERLAND Abstand und Erholung vom Leben in Zürich: Magdalena und Beat Stuber haben ihren Ort der Ruhe und Geborgenheit in einem Tal bei Gstaad in einem 1650 erbauten Haus gefunden.

liegende Holzkonstruktion erfassen, nummerieren und abtragen. Das geschah zuerst mit der einen Haushälfte und schliesslich mit der anderen. Eine solche Vorgehens­ weise wird dann gewählt, wenn am Äusseren eines Gebäudes nichts verändert werden darf. Zudem gibt sie den Handwerkern die Möglichkeit, im selben Arbeitsgang beschädigte Teile auszuwechseln. Auch für die neuen Böden setzte man Hölzer und Tonplatten ein, die anderswo ihren Dienst bereits getan hatten. Über den Türen kamen Sturzbretter zum Liegen, deren geschwungene Form in einem alten Haus in Lauenen dokumentiert wurde. Für das Dach reiste eine Bauernfamilie aus dem Simmental an. Sie verlegte die mit dem Beil selbst gespaltenen Holzschindeln immer am Nachmittag. Der Vormittag blieb für die Arbeit auf dem eigenen Hof reserviert. Der Architekt nahm seine Auftrag­ geber auch bei der Hand, als es um die Ideen für den Innenausbau auf 260 Quadratmetern Wohnfläche ging. «Wir haben uns viele bereits sanierte Häuser in der Region angeschaut. Aber wirklich gefallen hat mir keines. Das meiste war zu aufgesetzt und künstlich», erinnert sich Magdalena Stuber. Sie dagegen wollte die Einfachheit bewahren und die Natur ins Haus holen. Der erste Schritt in diese Richtung war die Öffnung des oberen Stockwerks bis unter den Dachgiebel und die Zusammenlegung von Wohnhaus und Scheune. So gewann man einen herrlich luftigen Raum, der dank mehreren Tricks über ungewöhnlich viel Tageslicht verfügt. Zum einen liess man drei Dachflächenfenster einbauen, zum anderen wurde im Bereich der ehemaligen Scheune eine sogenannte Gimwand realisiert. Sie besteht aus mit Abstand gesetzten Holzbalken, durch deren Mitte eine dicke Glasscheibe läuft. Um ihren eigenen Stil zu finden, nahm sich die Hausherrin viel Zeit. Ein besonderes Faible fürs Einrichten hatte sie schon in ihrem Heim in der Stadt Zürich bewiesen, doch die Berge verlangten nach einem anderen Konzept. Sie studierte unzählige Bücher zum Thema Wohnen in den Alpen und sammelte alles, was sie in Zeitschriften über rustikale Interieurs finden konnte. Schliesslich machte sie noch die Bekanntschaft mit einem Inneneinrichter aus Wimmis, der sie tatkräftig bei der Auswahl und Verarbeitung der passenden Stoffe für Vorhänge, Kissen und Decken unterstützte. In seiner Polsterei wurden

DAS BUCH: CHALETS MIT STIL Zwei Jahre nach «St. Moritz Interiors» erscheint zu Weihnachten 2015 mit «Chalets mit Stil, Alpine Interiors in Gstaad» ein weiterer fantastischer Band von Fotograf Reto Guntli und Journalistin Christine Marie Halter-Oppelt (Knesebeck Verlag). Ein Buch, das exklusive Einblicke in 24 Chalets in und um Gstaad gewährt, deren Bewohner es verstehen, traditionelle und zeitgemässe Elemente stilsicher zu verbinden.

ENGLISH SUMMARY

CHAL E T HOM E For many years, St. Moritz used to be the mountain destination of choice for Beat Stuber and his wife Magdalena. But then friends invited them to a valley near Gstaad, and they fell in love with the landscape. An acquaintance told them about an old chalet nearby that was for sale. The house, built in 1650, was carefully refurbished and redecorated and comes with a large garage for Stubers beloved old timers. He says: «There are two things I am faithful to – my wife and my cars.»

Für Sie. auch die beiden Sofas für das Wohnzimmer auf Mass gefertigt. Sessel, die schon vorhanden waren, bekamen neue Bezüge. Zu Leinen und Wollfilz wählte man schmiedeeiserne Vorhangstangen, die so wunderbar mit den Lichtschaltern aus geschwärztem Stahl harmonieren. Lebhaft erzählt Magdalena Stuber von einem produktiven Arbeitstreffen, das 2004 in den noch leeren Räumen stattfand und bis tief in die Nacht dauerte. Man habe Pizza bestellt und Rotwein aus Kaffeetassen getrunken, weil nichts anderes im Haus war. Heute könnte das nicht mehr passieren. In den Küchenschränken sind bemalte Keramik, schöne Gläser und feines Besteck verstaut. Andere Dinge wie alte Leinenhandtücher und bestickte Kissen fand sie auch auf den Flohmärkten, die jeden Sommer im Tal stattfinden. Mit Monogramm versehene Stücke stammen von ihrer Grossmutter. Kommen Gäste zu Besuch, werden sie fürstlich bewirtet. So wie diesen Winter, als das Ehepaar eine Einladung für 35 Personen aussprach. Das Catering besorgte ein Freund: Spitzenkoch Robert Speth vom traditionsreichen Restaurant «Chesery» in Gstaad. Weil es im Wohnraum einen grossen Esstisch mit zehn Stühlen, eine lange Bank entlang der Stallwand, bequeme Ledersessel, zwei Sofas und gepolsterte Sitznischen zu beiden Seiten des offenen Kamins gibt, musste keiner stehen. Eine Treppe weiter unten finden Freunde auch über Nacht Unterschlupf. Die Betten sind immer frisch mit Bettwäsche aus Naturleinen bezogen. Nebenan liegen eine gemütliche Stube und das geräumige Schlafzimmer der Besitzer mit Kachelofen und Blick ins Tal. Im Heimetli gibt es aber noch eine andere Besonderheit. Der ehemalige Schuppen, in dem jahrhundertelang Gerätschaften untergebracht waren, ist heute eine Doppelgarage. Gefliest, beheizt und makellos sauber. Das hat seinen Grund. Beat Stuber sammelt Oldtimer. Jeden Sommer wählt er einen für das «Weekend des Vétérans» – eine vom Hotel «Palace» in Gstaad organisierte Rallye. Dieses Jahr soll es der Aston Martin DB4 sein. Als der Zürcher 1987 seine Frau kennenlernte, lud er sie auf eine Spritztour im DB6 Volante ein. Er besitzt ihn noch immer. «Zwei Dingen bin ich treu: meiner Frau und meinen Autos», wirft er lachend ein und bekommt einen beherzten Knuff von der Seite.

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DIE ERSTE SPUR AUF DER UNBERÜHRTEN EISFL ÄCHE ZIEHEN BEDEUTET PURE EMOTION. DAS LEICHTE GLEITEN ÜBER DEM TRANSPARENTEN FILM PURE FREIHEIT

Fo t o gra f i e : Fi l i p Zu a n

Te x t : Da r i o C a nt o ni

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Auf 128 Seiten und in ebenso vielen packenden Bildern dokumentiert der Engadiner Fotograf Filip Zuan die Faszination des Eislaufens auf den gefrorenen Engadiner Seen. Das Schwarzeis übt seit Generationen eine magische Anziehungskraft auf den Menschen aus. Der Bildband NAIR vereinigt die Passion des Fotografen für das Engadin, das Schwarzeis und die Fotografie. Der Bildband ist auf 777 Exemplare limitiert. Die gezeigten Fotos sind an einem stürmischen Nachmittag auf dem Lago Bianco beim Berninapass entstanden. www.filipzuan.com/nair

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latsch nair heisst Schwarzeis auf Putèr, dem Oberengadiner Romanisch. Dieses sonst eher seltene Naturphänomen tritt hier oben in Höhenlagen zwischen 1800 und 3000 Metern fast alljährlich ein. Wenn die Tage kürzer werden, die Nächte kälter, der goldene Herbst langsam dem Winter Platz macht, beginnen die Seen zu dampfen. Das wärmere Wasser steigt noch oben, wird von der kalten Bergluft ausgekühlt und sinkt dann wieder auf den Seegrund, bis die Temperatur des Gewässers unter den Gefrierpunkt sinkt und sich langsam eine feine, fast transparente Eisschicht bildet. Schwarzeis! Es gibt keine verlässlichen Vorhersagen, keine Gesetzmässigkeiten – die Natur diktiert ihre eigenen Regeln für die Entstehung. Oft gefrieren die kleinen Seen über der Waldgrenze zuerst, manchmal aber auch ein Teich in einer schattigen Lichtung, oder eine eisige Bise fegt am Berninapass über den Lago Bianco und lässt ihn unvermittelt Stunden gefrieren. Zu dieser Zeit werden gewisse Leute unruhig, steigen hinauf zu den Bergseen, streifen durch die Nadelwälder, fahren zum Pass hoch, um sich zu vergewissern, wo es zuerst auftritt, dieses Naturspektakel. Auch Filip Zuan gehört dazu. Seine Faszination für das Schwarzeis und die Fotografie findet in einem wunderbaren Bildband seinen Niederschlag. Fünf Jahre hat der junge Engadiner Fotograf an diesem Projekt gearbeitet, ist dem Schwarzeis in all seinen Formen nachgejagt. Dabei spielt Erfahrung eine wichtige Rolle, aber auch das Feeling für die Natur und das Wetter, eine gute Intuition und ja, Glück. Wenn man dann endlich vor der gefrorenen Eisfläche steht – im Idealfall ist sie weit, glatt und tiefschwarz, so dass man bis auf den Seegrund blicken kann –, gibt es kein Halten mehr. Die erste Spur auf der unberührten Eisfläche ziehen bedeutet pure Emotion. Das leichte Gleiten über dem transparenten Film pure Freiheit, drum

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herum nichts ausser Ruhe und Friede und die Bergkulisse, die sich im tiefsten Schwarz spiegelt. Da sind aber auch diese unheimlichen Geräusche aus der Tiefe. Das laute Krachen, wenn sich die Spannung der Eisfläche entlädt, ermahnt einen, dass man sich im wahrsten Sinn des Wortes auf dünnem Eis bewegt. Der Instinkt warnt: Vorsicht! Doch das Adrenalin ist stärker und das Gefühl des Fliegens einfach schöner. Manchmal währt das Naturspektakel nur wenige Stunden, manchmal Wochen. Alle paar Jahre bildet sich Schwarzeis auf den grossen Seen, dann ist die Freiheit kilometerweit. Doch der Schnee kommt bestimmt und deckt die Spuren, Furchen und Erinnerungen zu. Es bleiben ein Lächeln im Gesicht und die Vorfreude auf den nächsten Spätherbst. ENGLISH SUMMARY

G L ATS CH N A I R «Glatsch nair» means black ice in the local dialect of the Upper Engadine. It is a rather rare natural phenomenon but can be seen almost every year in this region. When the days get shorter and the nights become colder, the lakes begin to steam. The warmer water rises to the top and is cooled down by the cold mountain air before sinking back to the bottom; a process that repeats itself until the lake’s temperature sinks below zero and a thin, transparent layer of ice forms on its surface – black ice. Local photographer Filip Zuan has spent five years working on his book about this natural phenomenon. He has managed to capture the beauty of black ice – and the fascination of people who witness it.

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und 7007 Uhren ER WECHSELT SEINE GESPIELIN SO OFT WIE SEINE SMOKINGHEMDEN.TREU BLEIBT ER NUR EINER: SEINER OMEGA-UHR.

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Skipisten, Gletscher und Wintersportorte in den Alpen sind fester Bestandteil des James-BondUniversums. «007»-Schauplätze im Film «Spectre» sind Sölden im Ötztal, mit dem angesagten Bergrestaurant «ICE Q», und das verschlafene 700-Seelen-Dorf Obertilliach im hintersten Lesachtal, mit historischem Dorfkern und Bauernhäusern aus Lerchenholz, die unter Denkmalschutz stehen. Im jüngsten Bond-Film bleibt Geheimagent Daniel Craig nicht nur seiner Omega-Uhr treu, sondern auch seiner Dienstwaffe, einer Walther PPK.

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Tex t : R ap h ael Su te r

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eit zwanzig Jahren vertraut James Bond auf die Omega Seamaster. 1995, im Film «Gol­denEye», trug Pierce Brosnan als britischer Geheimagent im Dienste Ihrer Majestät erstmals eine Seamaster, die 300M Quartz Professional. Und auch Daniel Craig hat im neusten Bond-Streifen, «Spectre», eine Seamaster 300 am Handgelenk. Hinter diesem erfolgreichen ProductPlacement stehen zwei prägende Persönlichkeiten der Schweizer Uhrenindustrie: der verstorbene Nicolas G. Hayek und Jean-Claude Biver. Biver war damals für das Marketing bei Hayeks Marke Omega verantwortlich. Sie sollte vom Image der netten Konfirmationsuhr befreit und ins Luxussegment übergeführt werden. «Wir haben den Deal mit meinem Team ein­ gefädelt, aufgebaut und lanciert. Es war eine sehr wichtige Entscheidung, von der

Omega noch heute enorm profitiert», sagt Jean-Claude Biver, der inzwischen Chef der Marken Hublot, Tag Heuer und Zenith ist. Wie viel Omega der Produzenten­ familie Broccoli bezahlte, damit James Bond zum Uhrenbotschafter wurde? Das bleibt ein Geheimnis. Es dürfte sich um eine Millionensumme handeln. Dass der aktuelle 007-Darsteller, Daniel Craig, mehr als nur ein Botschafter, sondern auch ein Fan und Sammler der Marke Omega ist, zeigte ein persönlicher Besuch in der Fabrik in Villeret nach Abschluss der Dreharbeiten zum jüngsten Bond-Film, «Spectre». Craig liess sich vor Ort vom CEO der Swatch Group, Nick Hayek, und von Omega-Präsident Stephen Urquhart die Entstehung «seiner» Uhr erklären. «Mich hat besonders beeindruckt, dass diese Uhren von Grund auf geschaffen werden. Aus dem Nichts ent-

steht plötzlich eine funktionierende Uhr», schwärmte der Schauspieler nach seinem Besuch. Die zwanzigjährige Zusammenarbeit mit James Bond feiert Omega 2015 mit einer auf 7007 Stück limitierten Uhr. Einer speziellen Seamaster 300 mit einer beidseitig drehbaren Taucherlünette aus polierter schwarzer Keramik. Charakteristisch sind die zentralen «Lollipop»-Sekundenzeiger und das Nato-Armband mit schwarzen und grauen Streifen. Die Armbandschlaufe ziert ein 007-Logo. Es ist genau diese Uhr, die James Bond bei seiner Jagd nach Bösewicht Franz Oberhauser (Oscarpreisträger Chris­toph Waltz) trägt, die ihn unter anderem in die österreichischen Alpen, nach Rom und Mexiko führt. Nicht zufällig wird der Zeitmesser im Film immer wieder ins rechte Licht gerückt. Auf den ersten Blick ähnelt das neue Modell Spectre ein bisschen jener Uhr, die James Bond in seinem ersten Film trug, der Rolex Submariner von Sean Connery 1962 in «Dr. No» (ebenfalls mit NatoArmband). Bond-Erfinder und RolexLiebhaber Ian Fleming hatte die Marke in seinen Romanen vorgegeben. Darin ist von James Bond und einer schweren Rolex Oyster Perpetual mit metallenem Gliederarmband die Rede. Vermutlich meinte Fleming das Explorer-Modell. Die Filmproduzenten entschieden jedoch, eine Taucherversion zu nehmen, die Submariner, weil die ihrer Meinung nach besser zu einem Action-Helden passt. Die Legende besagt, dass Rolex damals den ersten Bond nicht mit einer Uhr ausstaffieren wollte und der Produzent Alberto Broccoli deshalb dem Hauptdarsteller, Sean Connery, seine eigene Rolex Submariner gegeben habe. In Foren von Rolex-Fans wird bis heute gerätselt, weshalb diese Uhr ein, für das Modell offensichtlich nicht ganz passendes, Nato-Armband hatte. Ob es in der Eile des Gefechts oder aus ganz bestimmten Gründen montiert worden ist, liess sich bis heute nicht

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Daniel Craig, Uhrensammler, anlässlich seines Besuchs in den Omega-Fertigungswerkstätten in Villeret.


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D BO ES N IDG-NF I L M S P E C T R E H 2 0A EJFAEHLRI E , BBI O LL N D&- UMHORS ES R EAMASTER

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Omega Seamaster 300 Spectre Limited Edition mit Nato-Armband: Eine gelungene Mischung aus technologischer Innovation und Vintage-Ästhetik bildet die Grundlage der Uhr, die in einer Stückzahl von 7007 Exemplaren aufgelegt wird. Omega ist die wichtigste Marke im weltgrössten Uhrenkonzern, der Swatch Group (Umsatz: 2500 Millionen Franken, verkaufte Stückzahlen: 730 000; 2014).

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«Ich mag Martini. Aber ehrlich gesagt mag ich jede Art von Drinks» DANI EL CRAI G

klären. Fakt bleibt: Rolex spielte in den ersten Bond-Filmen eine Hauptrolle. Als Sean Connery 1969 als James Bond abdankte und George Lazenby die Rolle übernahm, setzte dieser auf Kontinuität mit der Rolex Submariner. Trotz Rolex und spektakulären Aufnahmen auf dem Schilthorn fiel der neue 007 mit «On Her Majesty’s Secret Service» beim Publikum durch und so schlüpfte Connery zwei Jahre später wieder in die Bond-Rolle, in «Diamonds are Forever» – natürlich mit einer Rolex Submariner am Handgelenk. Während die erste Bond-Rolex noch ein ganz normales Modell war, wurden spätere Uhren von «Q», dem genialen Tüftler des britischen Geheimdienstes, mit speziellen Funktionen ausgestattet. So konnte eine Rolex den gefesselten Bond dank der integrierten elektronischen Säge befreien («Live and Let Die», 1973). Mit Beginn des Quarz-Zeitalters, das die Schweizer Uhrenindustrie in grosse Bedrängnis brachte, endete die Rolex-Ära in den Bond-Filmen. Der neue James-Bond-Darsteller Roger Moore trug 1977 im Film «The Spy Who Loved Me» eine Seiko-Uhr, die so gar nicht zu seinem eleganten, weissen Dinner-Jacket passen wollte. Auch in den folgenden fünf Filmen blieb es dabei: Bond jagte mit Seiko-Uhren am Arm die Bösen dieser Welt.

«007»-Filmkulisse auf 3048 Metern: das gläserne Bergrestaurant «ICE Q» auf dem Gipfel des Gaislachkogel. Die Aussicht ist spektakulär, die Küche von Patrick Schnedl erstklassig. Nicht nur das Wienerschnitzel oder das Rindsfilet mit Mark, auch die Desserts wie Topfen mit Heidelbeeren, Haselnüssen und Ahornsirup, das Schokoladensoufflé mit Kastaniencreme, Feigen und Vanilleschaum, der Apfelstrudel oder die Sachertorte. Fulminant ist auch die Weinauswahl.

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James Bond und seine Uhren: Von Sean Connery bis Daniel Craig 24 BOND-FILME SIND SEIT 1962 ENTSTANDEN. SECHS SCHAUSPIELER HABEN SICH DIE ROLLE DES AGENTEN 007 GETEILT. DERZEIT STEHT DANIEL CRAIG IM DIENSTE IHRER MAJESTÄT.

SE AN C O NNE RY 1962 – 1971

G EO RG E L A Z E N BY 1969

ROGER MOORE 1973 – 1985

T IM OT H Y DA LTO N 1987  –  1989

P IE R C E B R O SNAN 1995 – 2002

Mit «The Living Daylights» (1987) und «License to Kill» (1989) kehrte mit dem neuen 007-Darsteller Timothy Dalton auch die Rolex für zwei Bond-Filme zurück. Dazwischen hatten auch noch Uhrenmarken wie Tag Heuer und Hamilton kurze Auftritte, was allerdings weder das breite Publikum noch Uhrenliebhaber gross wahrnahmen. Die Tatsache, dass seit 1995 eine Omega Bonds stetiger Begleiter ist, wurde von den Produzenten von «Casino Royale» 2006 in einen witzigen Dialog eingebaut. Die bildhübsche Eva Green fragt als Ves-

DA N I E L C RA I G ab 2006

per Lynd mit Blick auf Bonds Handgelenk: «Rolex?» «Omega», antwortet Daniel Craig. Worauf Green schwärmt: «Wundervoll.» Die Verbindung Omega und britischer Spezialagent ist weit weniger gesucht, als man vielleicht annehmen könnte. Omega lieferte den englischen Streitkräften nach dem Zweiten Weltkrieg verschiedenste Modelle, darunter auch eine spezielle Taucheruhr für die Royal Navy in den 60er Jahren. Auch das englische Königshaus fand offensichtlich Gefallen an der Marke Omega. So schenkte Diana, Princess of Wales, ihrem ältesten Sohn, Prince William, eine

RO LEX S U B M A RI N E R Schon Bond-Erfinder Ian Fleming beschrieb Rolex als Uhrenmarke von James Bond. 1962 | D R . NO 1963 | F R O M R U SS I A WI T H LOV E 1964 | G O L D F I NG E R 1965 | T H U ND E R BA L L 1969 | O N H E R M A J EST Y ’ S S ECR E T S E RV I CE 1973 | L I V E AND LET DIE 1974 | T H E M A N WI T H THE GOLDEN GUN 1987 | T H E L I V I NG DAY L I G H TS 1981 | L I CE NCE TO KI L L

BR EITLIN G N AV ITIM ER 806 Die klassische Fliegeruhr ist bis heute das Aushängeschild von Breitling.

BR EITLIN G TOP TIM E Der Taucher-Chronograph von Breitling war mit einem Geiger-Zähler ausgestattet.

H A M ILTON P U LSA R P 2 LED DIGITA L WATC H Kurzauftritt der HamiltonDigitaluhr aus dem Quarzzeitalter.

SEIKO M 354 Diese Uhr ermöglichte es James Bond, sich von der Moonraker-Plattform zu retten.

SEI KO H357 Sprung in ein neues Zeitalter: James Bond bekam sogar Mitteilungen über diese Uhr.

SEI KO G757 Diese James-Bond-Uhr war mit einem besonderen Peilsender ausgerüstet.

1965 | TH UNDERBA LL

1965 | TH UNDERBA LL

1973 | LIV E A ND LET DIE

1979 | MOONRA K ER

1981 | FOR YOUR EYES ONLY

1983 | OCTOP USSY

OM EGA SEA M ASTER DIV ER 300M Daniel Craig wird mit dieser Uhr zum Omega-Botschafter mit dem Seamaster-Modell.

OM EGA SEA M ASTER P L A N ET OC EA N Für Tauchgänge bis 600 Meter vetraute James Bond auf die Planet Ocean.

OM EGA SEA M ASTER Eine limitierte Version mit dem 007-Logo auf der Rückseite des Gehäuses.

OM EGA SEA M ASTER AQUA TER R A Das 007-Logo auf dem Zifferblatt ist am Platz der 7 deutlich sichtbar.

OMEGA SEAMASTER 300 SPECTRE Die jüngste James-BondUhr mit Nato-Band trägt den Filmtitel mit im Namen.

OMEGA SEAMASTER ACQUA TERRA 150M Zum jüngsten Bond-Film, «Spectre», wurde eine Omega Limited Edition lanciert.

2006 | CASINO ROYA LE

2006 | CASINO ROYA LE

2008 | QUA NTUM OF SOL AC E

2012 | SK Y FA LL

2015 | SP ECTRE

2015 | SP ECTRE

Seamaster, die deutlich zu sehen war, als er vor der Weltpresse seine Verlobung mit Kate Middleton verkündete. Und später bei der Hochzeit trug Prince William unter der Paradeuniform die Omega seiner Mutter. Omega versteht es vortrefflich, seine jeweils neusten Seamaster-Modelle in den Bond-Filmen zu platzieren. So trug Pierce Brosnan in «Casino Royale» eine Seamaster Planet Ocean, die damals gleichzeitig für den internationalen Markt lanciert worden war. In «Skyfall» wechselte Bond sogar die Uhr – von einer Planet Ocean zu einer Aqua Terra. Und zur Erinnerung an den

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ersten Bond-Film vor 50 Jahren lieferte Omega 2012 eine spezielle Jubiläumsuhr mit 007-Monogramm auf dem Zifferblatt. James Bond ist als weltweiter Uhrenbotschafter mindestens gleich wertvoll wie ein George Clooney oder eine Nicole Kidman. Im Gegensatz zu den beiden wird der britische Geheimagent 007 aber ganz konkret mit einem speziellen Modell in Verbindung gebracht. Da die Speedmaster seit ihrem Ausflug ins All als «Mond-Uhr» ohnehin ein Selbstläufer ist, hat Jean-Claude Biver die Seamaster zur «Bond-Uhr» und damit zum Verkaufsschlager gemacht.

ENGLISH SUMMARY

O M EGA S E A M ASTER For the last twenty years, secret agent James Bond has been trusting the Omega Seamaster as his constant companion. Pierce Brosnan first wore it in 1995 in the movie «GoldenEye». That watch was a Seamaster 300M Quartz Professional, and Daniel Craig is wearing the newest Seamaster 300 in the latest James Bond instalment, «Spectre». Jean-Claude Biver, who now runs the Swatch Group’s luxury brands Hublot, Tag Heuer and Zenith, ran the marketing department of Omega twenty years ago, when a deal was sealed between the brand and the producers of the James Bond series, the Broccoli family. He remembers hoping to give Omega a new image with the help of this deal, and to establish the brand in the luxury market. «My team and I arranged and orchestrated this deal, and we launched it. It was a very important decision, and one that Omega benefits from until today.» It is not known how much Omega paid the Broccoli family to see their watches around James Bond’s wrist, but we are surely talking about millions.


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KULT, KARRIERE, KUNSTBESINNUNG. DIE UNFASSBARE WELT DES PETER SCHREYER L ÄSST SICH AM BESTEN ÜBER SEINE KÜNSTLERISCHE ARBEIT ERKL ÄREN

Peter Schreyer malt sich frei Tex t : D avid St are t z Fo t o graf i e: Pet er Va nn

Er malt, klebt, collagiert und bedient sich fotografischer Technikanwendung: In Schreyers Arbeiten finden sich elementare Formen der Fortbewegung wie die Sportfliegerei.

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Eingestreute Fundstücke: Teile einer Flugzeugbespannung, historische Polsterstickereien, Reste von Strohballen oder die Ziffern von Startnummern eines Skeletonrennens.

reffen wir Peter Schreyer, erkennen wir einen sanft spitzbübisch wirkenden Mann in der oberen Mitte seines Lebens, der durch eigenes Wollen und Können mehr berufliche Erfolge errungen hat, als man vom Sprössling eines Bad Reichenhaller Gasthofbetriebes gemeinhin erwarten könnte. Und weil er ein erfahrener, für seine Fähigkeiten geschätzter Weltenbürger modernsten Zuschnittes ist, kennt er seinen Markenwert genau. Schliesslich ist er der Welt einziger Fahrzeug-Designdirektor, der zugleich im Konzernvorstand seines Unternehmens sitzt; bei dem Markenkombinat Kia und Hyundai handelt es sich um einen weltumspannenden Mischkonzern von kaum vorstellbaren Dimensionen. Das hat aber nichts mit Erstarrung im Elfenbeinturm zu tun – hochrangige Kollegen konzedieren ihm, dass er einer der Besten der Zunft sei, neidlos: der Beste. In der modernen asiatischen Wirtschaftshierarchie ist Peter Schreyers Position auf geradezu sphärische Weise vom Weltbild des Durchschnittskoreaners enthoben. Auch uns geht es nicht anders; freilich dürfen wir Peter Schreyer privat erleben als verbindlichen Sympathieträger, launigen Erzähler, fröhlichen Gast und, in Gesellschaft seiner Frau Simona und der beiden Kinder, als liebenden Ehemann und Vater. Auch seiner von früh an betriebenen Liebhaberei, dem Sportfliegen, ist er leidenschaftlich treu geblieben. Auch mit dem Engadin ist er herzlich und ansässig verbunden, die Bergwelt ist ihm Inspiration und Lebensraum. Insofern lag es auch nahe, in der Kunstgalerie des als Automobil-Fotografen berühmten Peter Vann und seiner Frau Claudine auszustellen, spezialisiert auf hochklassige zeitgenössische Kunst mit teilweise alpinem Schwerpunkt. Damit findet die Vorrede bereits ihr Ende, denn eine intensivere Beschreibung seiner Person würde Peter Schreyer nur akzeptieren, sofern sein Berufsprofil danach verlangte. Vorsicht ist geboten, Zurückhaltung gilt nicht nur in Asien als hohe Tugend. Top-Manager seines Formates gehören nicht mehr ganz sich selber. Genau hier aber setzt Peter Schreyers nahezu anarchische Grundhaltung ein – die Lust an der bedingungslosen Hinwendung zur personellen Identität, zur Ent­faltung originären menschlichen Ausdruckswillens, direkt, ungefiltert in sei-

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nem Kunstausdruck, essenziell mit gestischer Kraft und farblichem Nachdruck, bis hin zur totalen Flächendeckung collagenartiger Elemente. Es sind eingestreute Fundstücke mit der aufgeladenen Totalität der Bedingtheiten: Teil einer Flugzeugbespannung, historische Polsterstickereien, Reste von Strohballen oder die Ziffern von Startnummern eines Skeletonrennens. Aber es geht auch gegenständlicher. Peter duckt sich nirgends weg, geht seine Themen und Anliegen frontal an. Nun, als Designer habe er doch wahrlich Ausdrucksmöglichkeiten zur Genüge, möchte man meinen, der Kreativität berufshalber seien keine Grenzen gesetzt. Allerdings sind oft gerade die Bedingungen des Fahrzeugdesigns restriktiv und von Auflagen, Vorgaben, Erwartungen bestimmt, die eher Kreativität binden, als sie freizusetzen. Disziplin der Form ist ein hohes Ziel und das Ergebnis ein Destillat aus jahrelangen Tastversuchen nach der adäquaten, ja sogar marktbestimmenden Form. Hier auf seinem Gebiet ist Peter Schreyer einer der Allerbesten und Gesuchtesten. Hier muss er nichts mehr beweisen, schliesslich hat er mit dem Audi TT oder dem Audi A2 Klassiker der Postmoderne geschaffen, die ihn bereits als jungen Mann unsterblich werden liessen. Audi A3, Golf IV, Audi A6 – und das war noch in der Zeit, ehe er Designchef des

Fahrzeug-Designdirektor und im Konzernvorstand von Kia und Hyundai Volkswagenkonzerns wurde, im engsten Zirkel der Generalverantwortlichen für das Erscheinungsbild der deutschen Massenmotorisierung. Es sei nun dahingestellt, ob der kreative Beruf (der ihm bisweilen eher Management-Fähigkeiten abfordert als den taktilen Schwung aus dem Handgelenk) das künstlerische Momentum eher begüns­tigt oder absorbiert. Denn Tatsache ist, und wir sehen es alle: Peter Schreyer malt sich frei. Er klebt, er collagiert, er bedient sich fotografischer Technikanwendung, und fast


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53 Professioneller Entwurf, künstlerische Interpretation: Peter Schreyers Arbeiten über den Cresta-Schlitten, ein extrem minimalistisches, extrem schnelles (und extrem gefährliches) Fortbewegungsmittel.

immer ist in der Bild-Erzählung eine weitere Form der Befreiung und Loslösung beteiligt, das Fliegen. Freies Fliegen in seiner schönsten Form, auf anspruchsvollen Sportmaschinen mit kräftigen Triebwerken und enormer Wendigkeit. Œuvres, die wir in seinen grossformatigen Arbeiten erkennen. Die Besinnung auf elementare Formen der Fortbewegung finden wir sehr schön in seinen Arbeiten über den CrestaSchlitten verarbeitet, ein extrem minimalistisches, extrem schnelles (und extrem gefährliches) Fortbewegungsmittel, dem er sowohl mit einem professionellen Entwurf als auch mit künstlerischer Interpretation huldigt. Hier, ungeachtet aller Virtuosität des funktionsgeleiteten Formgestalters, tritt der Mensch als Gestaltungsidealist heran, als was er ist und wie er kann: Suchend auch und prozesshaft, doch immer wieder versiert im Taktilen, Elementaren, RAW, mit festem Zugriff gebündelt, dennoch fragend auch und den Betrachter mit einbeziehend als Rezipienten des grossen Fragenkatalogs: Woher, wohin, warum?

ERSTE AUSSTELLUNG IN EUROPA Die Galerie Peter Vann präsentiert diesen Winter die europaweit erste Ausstellung mit Werken von Peter Schreyer. Vernissage: ist am 19. Dezember von 17 bis 20 Uhr GALERIE PETER VANN Somvih 24, CH-7525 S-chanf www.galeriepetervann.com 19. Dezember bis 9. Januar 2016: mo–sa 15–19 Uhr 13. Januar bis 26. März 2016: mi–sa 16–19 Uhr Oder nach Vereinbarung: Fon +41 81 850 1622

ENGLISH SUMMARY

P ETE R S C H RE YE R He is the only head of design of a major vehicle manufacturer who at the same time has a seat in the company’s executive board. But Peter Schreyer, who works for Kia/Hyundai, has an artistic passion that goes beyond designing cars. His collages tell the story of his love for the Engadine, from his private flying activities to races on a Cresta sledge. A European premiere, Schreyer’s artworks will be exhibited in the S-chanf gallery of Peter Vann this winter.

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Text: Stef an Maiwald Fotog raf ie: Fran ca Pedrazzetti

–52,5° AM KÄLTESTEN ORT DER SCHWEIZ SINKT DAS THERMOMETER IM WINTER AUF 50 GRAD UNTER NULL. DANN LIEGEN BIS ZU VIER METER SCHNEE AUF DER GL ATTALP IN DER GEMEINDE MUOTHATHAL.

Die Glattalp, ein nach allen Seiten abgechlossenes, weites Hochplateau: eine Kessellage, die dafür sorgt, dass sich die kühle Luft staut. BIANCO

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Abgeschieden, aber erreichbar: Mit Tourenskier und Schneeschuhen durch winterlichen Pulver hinauf zur Glattalphütte. BIANCO

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A

m 7. Februar 1991 wurde in den Schweizer Alpen Geschichte geschrieben – Wettergeschichte. An jenem Morgen mass ein Temperaturfühler auf der Glattalp minus 52,5 Grad. Kälter war es in der Schweiz bislang nirgends. Ein bisschen umstritten ist der Rekord zwar, denn die Bewohner von La Brévine im Jura beharren darauf, dass ihnen die kühle Bestleistung gebühre, schliesslich sei ihr Ort bewohnt und die Glattalp nicht. Auch die MeteoSchweiz erkennt den Rekord daher nicht an und besteht auf den minus 41,8 Grad, die am 12. Januar 1987 in La Brévine gemessen wurden. Jedoch: Auf der Glattalp in der Gemeinde Muothathal im Kanton Schwyz wohnen Menschen. Und zwar in der SAC-Hütte. Wenn auch meistens nur im Sommer. Welcher, keine Überraschung, kurz und kühl ist. Über die 10-Grad-Marke klettert das Thermometer nur selten, selbst im Hitzejahr 2015 nicht. Das ist bemerkenswert für einen Ort, der auf 1896 Metern liegt, also gar nicht einmal aussergewöhnlich hoch ist. Zu erreichen ist die Glattalp von einer Seilbahn von Sahli aus. Im Sommer fährt die Gondel, die acht Personen fasst, alle halbe Stunde. Und wer hält es nun hier oben aus, bei Temperaturen, die im Extremfall selbst Schnaps, Absinth und Quecksilber gefrieren lassen? Da wäre zunächst die Hüttenwartin Franziska Gwerder, die sich um die Gäste kümmert. Die Glattalp­ hütte aus dem Jahr 1927 bietet unerschrockenen Ausflüglern ein paar angenehm eingerichtete Zimmer. Denn hier oben gibt es im Sommer nicht nur erfrischende Kälte, sondern auch atemberaubende Natur. Murmeltiere, Steinadler, Frösche, Feuersalamander. Seltener Gämsen und Steinböcke. Kühe gibt es auch, rund 500, die hier die Hoch-Saison geniessen. Und manchmal sieht man sogar Huskys. Huskys? Ja, ein Veranstalter bietet Touren mit Schlittenhunden rund um die Glattalp an, was manchen gefällt, manchen aber auch nicht. Trotz dieser umstrittenen Erschliessung muss man hier keine Busladungen von Wanderern und Instant-Touristen befürchten. Stattdessen findet man echte, unverfälschte Einsamkeit, erst recht in der kalten Jahreszeit: Im Winter liegen bis zu vier Meter Schnee, was der Landschaft einen Hauch von polarer Unendlichkeit verleiht. Schneeschuhwanderer können auch

ausserhalb der bewirtschafteten Saison in der Hütte übernachten, der Winterraum ist stets geöffnet. Etwa drei Dutzend Unerschrockene nehmen in der Schneesaison dieses Angebot wahr. Überhaupt sind für Franziska Gwerder nicht die Minustemperaturen das Gefährlichste, sondern die Blitze der mächtigen Sommergewitter, vor denen es auf der Glattalp ausser der Hütte wenig Schutz gibt. Immer mal wieder wird eine Kuh getroffen. «Beim Gewitter bleibe ich jedenfalls in der Hütte.» Mit Schnee und Kälte kann man sich besser arrangieren. Es gibt auch noch ein Betonhäuschen namens Schafpferch, das zu einem Kraftwerk im Tal gehört. Durch ein langes Stollensystem rauscht Wasser vom Glattalpsee hinab. An ebenjenem Häuschen war der Temperaturfühler angebracht, der damals die Minustemperatur anzeigte. «Wir wussten schon immer, dass es hier ziemlich kalt ist – für Genaueres interessierte sich aber kein Einheimischer», sagt Lorenz Schelbert, der für das E-Werk arbeitet. Nach dem Rekord wurde der Temperaturfühler aufgerüstet, mit Jörg Kachelmanns Hilfe, der die Temperaturen dafür jeden Winter verkünden durfte. «Er verkaufte sich gut, und nebenbei machte er das Muotatal bekannt», meint Schelbert. Inzwischen kümmert sich ganz offiziell das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie um den Schweizer Kältepol. Bis minus 45 Grad sind bislang gemessen worden, der Rekord von 1991 ist also noch nicht unterboten. Minus 52,5 Grad. Das ist kälter als jeder deutsche Ort (Funtensee, –45,9 Grad, gemessen 2001, exakt am Heiligen Abend). Und der österreichische Kälterekord ist nur ein Zehntelgrad niedriger (–52,6 Grad, Grünloch, gemessen am 19. Februar 1932). Sonst aber kommt in Kontinentaleuropa nichts mit. Norwegen? Minus 51,4 Grad. Finnland? Minus 51,5 Grad. Schweden? Immerhin minus 53 Grad. Nur Grönland schlägt Österreich und die Schweiz locker. Die tiefste dort jemals gemessene Temperatur liegt bei minus 66,1 Grad, gemessen an der Wetterstation North Ice. Auf der nördlichen Hemisphäre liegt der Rekord bei –67,8 Grad. Dieser Wert wurde gleich in drei unterschiedlichen Jahren im russischen Werchojansk erreicht, einer Kleinstadt in Sibirien mit 1300 Einwohnern. Die Stadt gilt als kältester bewohnter Ort der Welt (obwohl es im Sommer deutlich

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GLATTALPHÜTTE ÜBERNACHTUNG: Mit Halbpension zahlen SAC-Mitglieder 58 Franken, andere 70 Franken. Ohne Halbpension liegen die Preise bei 20 und 32 Franken, Kinder (bis 9 Jahre) kosten 8 Franken, Jugendliche (10 bis 17 Jahre) 14 Franken ZIMMER: Es gibt vier Zimmer mit Massenlager, das Ortstock-Zimmer (18 Personen), das Höchturm- und das Pfaffä-Zimmer (je 12) und das Mären-Zimmer (9) SEILBAHN: Fahrpreise liegen zwischen 6 und 12 Franken INFORMATIONEN: www.glattalphuette.ch www.ebs-strom.ch/glattalp BUCHUNG: sacglattalp@bluewin.com

über 30 Grad plus haben kann – typisches Kontinentalklima). Unterboten wird die Temperatur nur noch von der WostokForschungsstation in der Antarktis, wo am 21. Juli 1983 minus 89,2 Grad gemessen wurden. Das ist vermutlich ein Rekord für die Ewigkeit. Der Mensch kann mit Hitze besser umgehen als mit Kälte. Die Sahara ist bewohnt, die Antarktis nicht. In den heissesten, lebensfeindlichsten Orten dieser Unscheinbare Thermometer, spektakuläre Messungen: Manchmal reicht die Skala nicht. BIANCO

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Welt siedeln Menschen. Doch Kälte macht uns mehr zu schaffen. Die wenigen Menschen, die etwa in Grönland, Alaska und dem Norden des heutigen Kanadas siedeln, mussten sich extrem anpassen (und Grönland ist gar nicht mal so kalt, wie man denkt, im Winter liegen die Temperaturen bei –20 Grad, im Sommer bei +10 Grad). Dennoch gilt die Frage, warum sich die Inuit ausgerechnet in der Kälte niederliessen, wo doch der ganze amerikanische Kontinent auf seine Besiedlung wartete, als grosses Rätsel der menschlichen Migrationsströmungen. Selbst die kleine Eiszeit von 1550 bis 1850 konnte sie nicht kleinkriegen, sie assen fettiges Fleisch von Moschusochsen, Robben, Walrössern und Walen. Bei Franziska Gwerder auf der Hütte gibt es stattdessen heisse Suppen, Kartoffelgratin und Früchtewähen. Kälte hat auch ihre guten Seiten. Sie gilt als Schmerzkiller. Patienten begeben sich in eine Kältekammer, dort herrschen bis zu minus 120 Grad, allerdings bei extrem geringer Luftfeuchtigkeit, die eine schnelle Auskühlung verhindert. Der lindernde Effekt dauert etwa eine Stunde, aber in dieser Zeit kann man mit den Patienten krankengymnastische Übungen machen, die sonst wegen ihrer Schmerzen unmöglich wären. Auch Rheuma lässt sich so behandeln. Noch interessanter ist die Leistungssteigerung durch Kälte. Athleten, die sich für wenige Minuten in eine Kältekammer begeben hatten, konnten danach Leistungssprünge im Ausdauersport verzeichnen. Mögliche Erklärung: Der frierende Körper verschwendet keine Energie für die oberflächliche Hautdurchblutung. Wer sich also im Winter auf die Glattalp­ hütte begibt, schafft vielleicht einen neuen persönlichen Liegestütz-Rekord … Und wer sich mit den übrigen Hüttengästen gut stellen will, sollte ein Heiss­ getränk zu sich nehmen, wie eine Studie verrät, die im Wissenschaftsmagazin «Science» veröffentlicht wurde: Probanden, die einen heissen Kaffee in Händen hielten, beurteilten anschliessend andere Menschen deutlich positiver, als wenn sie einen Eiskaffee hielten. Und sie waren grosszügiger. Gut, dass es bei Franziska Gwerder stets heissen Tee gibt, den Liter für 5 Franken. Warum wird es hier eigentlich so kalt? Das liegt an der Kessellage der Glattalp, einem von allen Seiten abgeschlossenen Hochplateau: Die kühle Luft

Gemeinsames Schneeschaufeln verbindet, gemeinsames Kochen noch mehr: Franziska Gwerder bewirtschaftet die SAC-Hütte wenige Wochen im Sommer, den Winter verbringt sie als Kindergärtnerin im Tal. Die Gerichte sind deftig, die Suppen heiss. Käseschnitten hats, auch Meringues mit Nidlä oder Früchtewähen.

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der Nacht zieht einfach nicht ab. Die harschesten Minustemperaturen bauen sich lange auf, weiss Franziska Gwerder: «Es muss mehrere Tage und Nächte wolkenlos bleiben. Wenn es ausserdem windstill ist, können die Temperaturen auf einen Tiefpunkt sinken.» Doch es könnte noch tiefer gehen als minus 52,5 Grad.« Es gibt da eine Senke am Glattalpsee, dort ist es kälter als am Schafpferch. Nur misst dort keiner», erklärt sie. Die SAC-Hütte liegt auf einer Erhebung etwa 50 Höhenmeter von der Messstation Schafpferch entfernt, und manchmal betragen die Temperaturunterschiede 20 Grad. Die Hütte selbst ist also vor der beissendsten Kälte schon durch ihre Lage sicher. Franziska Gwerder bewirtschaftet die SAC-Hütte nur wenige Wochen im Sommer, den Winter verbringt sie als Kindergärtnerin im Tal. Sie ist also an Menschen mit Sonderwünschen gewöhnt, und ihre Sommerfrischler sind stets hochzufrieden, wie das Gästebuch beweist. Ab und zu ist sie aber auch im Winter oben, um nach dem Rechten zu sehen und den Winterraum für die Schneetourengeher herzurichten. Es ist ein Hobby, mehr nicht. Finanziell rentiert sich die SAC-Hütte keinesfalls. Wie kam die Kindergärtnerin überhaupt zur Hütte? Schon ihr Grossvater war Hirte auf der Glattalp, heute ist es ihr Vater. Das verpflichtet, sagt sie. Als dann die Bewirtschaftung der SAC-Hütte ausgeschrieben war, dachte sie nicht lange nach. Sie war gerade 23, als sie den Zuschlag erhielt. Und mancher Älpler blickte komisch. Gut, dass sie aus einer Familie mit reichlich hochalpiner Tradition kommt. Apropos: Besonders gern kommen Familien mit Kindern hierher, denn die Glattalp ist dank der Seilbahn relativ gut zu erreichen und erfordert nicht, wie manche andere SAC-Hütte, eine anspruchsvolle Wanderung. Meistens bleiben sie nur einen Tag, bekommen am Abend eine kräftige Mahlzeit und schlafen in den Massenlagern, bevor es am nächsten Morgen wieder mit der Seilbahn ins Tal geht. Die wahre Einsamkeit allerdings, die bleibt Franziska Gwerder vorbehalten. Einmal hat sie Silvester hier oben gefeiert, mit Freunden. Durch das Stollensystem des Kraftwerks ging es rauf und wieder runter. Mehr Stille, mehr Abgeschiedenheit konnte es auf dieser Welt und um diese Zeit kaum geben.

Die «Clubhütte», so wird sie von den Einheimischen genannt, ist von Anfang Juni bis Ende Oktober durchgehend bewartet. In der kalten Jahreszeit übernachten Tourengänger im Winterraum mit 10 Schlafplätzen. Für Strom und Licht muss alle 30 Minuten der Hauptschalter bei der Küche gedrückt werden.

ENGLISH SUMMARY

FROZ EN! On the Glattalp in the Swiss municipality of Muotathal, temperatures can drop below minus 50 centigrade in winter and snow levels can easily reach up to four metres. The record holding temperature of minus 52.5 centigrade was measured in February 1991. Franziska Gwerder, hut warden on the Glattalp, knows what it takes for temperatures to drop this low: «The skies need to be clear for several days and nights. If this coincides with a windless period, temperatures can hit bottom.»


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«Wir wussten schon immer, dass es hier ziemlich kalt ist – für Genaueres interessierte sich aber kein Einheimischer» LOR EN Z SC H ELBERT

Warten auf den neuen Rekord: Nur ein zehntel Grad fehlt zur kontinentalen Bestleistung. BIANCO

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E G G

C H A I R ,

A R N E

J A C O B S E N

I l l u s t ra t i o ne n: H e l g e Je p s e n Te x t : Wo l f ra m Me i s t e r

WOHLIGE WÄRME, EIN BEQUEMER SESSEL UND DAS RICHTIGE BUCH EIN BUCHGESTALTERISCHES WUNDERWERK IN DEN WOHNZIMMERN HALTEN WIEDER STATTLICHE SESSEL EINZUG. SIE STEHEN FÜR GEMÜTLICHKEIT UND GEISTREICHE EINKEHR. ES GIBT KEINEN PERFEKTEREN ORT, UM SICH MIT EINEM GUTEN BUCH ZURÜCKZUZIEHEN.

Der ikonische Egg Chair mit seiner organischen Formgebung wurde Mitte des letzten Jahrhunderts von Arne Jacobsen für die Lobby des SAS-Hotels in Kopenhagen entworfen. Ein beliebter Wohnklassiker. Dazu passt ein geheimnissvolles Buch wie «S. – Das Schiff des Theseus» (Kiepenheuer und Witsch), ein literarisches Labyrinth, ein buchgestalterisches Wunderwerk mit eingelegten Briefen, Fotos und Zeitungsartikeln. Eine Studentin findet in der Bibliothek ein Buch, in das ein anderer Student Hunderte von Randbemerkungen gekritzelt hat, offenbar im Bemühen, der wahren Identität des unter Pseudonym schreibenden Autors V. M. Straka auf die Spur zu kommen. Zwischen den jungen Leuten entspinnt sich eine lebhafte Unterhaltung, die allein auf den Seiten des Romans stattfindet.

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D E R

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M Ü D E

M A N N ,

F L E M M I N G

L A S S E N

R O ,

J A I M E

H A Y O N

HUNKELERS NEUNTER FALL

EINE WILD-WITZIGE TOURISMUS-KOMÖDIE

Einen treffenderen Namen hätte der Architekt und Designer Flemming Lassen für seinen gemütlichen wie voluminösen Sessel aus dem Jahr 1935 nicht finden können: «Der müde Mann». Die Enkel haben ihn jetzt mit ihrem Unternehmen by Lassen neu aufgelegt und gleich die Auszeichnung «Comeback des Jahres 2015» dafür bekommen. Mit Hansjörg Schneiders neuem Hunkeler-Roman, seinem nunmehr neunten Fall («Hunkelers Geheimnis», Diogenes), wird man bis zur letzten der 208 Seiten im Lassen-Sessel sitzen bleiben. Hunkeler, Kommissar a. D., ein alter Mann auf dem Krankenbett, lässt sein Leben nochmals Revue passieren. Aber zufällig sieht er etwas, was ihm trotz Ruhestand keine Ruhe mehr lässt. Ein prominenter Banker ist im Krankenhaus unter merkwürdigen Umständen gestorben.

Zu ihrem 60-Jahr-Jubiläum präsentiert die Marke Republic of Fritz Hansen den neuen Sessel Ro, entworfen vom spanischen Designer Jaime Hayon. Dazu passt eine ziemlich verrückte, wild-witzige Geschichte wie «Der Fisch in der Streichholzschachtel» von Martin Amanshauser (Zsolnay). Eine Tourismus-Komödie, bei der sich ein Paar mit ihrem pubertären Nachwuchs auf Karibik-Kreuzfahrt befindet. Mit der gähnenden Langeweile ist es bald einmal vorbei. Der Familienvater trifft an Bord auf seine Exfreundin, das Schiff gerät in einen Orkan und schliesslich kapert eine Horde eigenwilliger Piraten das Kreuzfahrtschiff. Martin Amanshauser ist Reisejournalist, übersetzt aus dem Portugiesischen, lebt in Wien und hat unter anderem den Georg-Trakl-Förderungspreis für Lyrik bekommen (1992).

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B U T T E R F L Y - S E S S E L , F E R R A R I H A R D O Y , K U R C H A N U N D B O N E T

P A P A B E A R C H A I R , H A N S J . W E G N E R

G R A N D E P A P I L I O , N A O T O F U K A S A W A

VIER BÜCHER FÜR VIER SITZPLATZHIRSCHE Wegners Papa Bear Chair (1951) und Fukasawas Grande Papilio (2009, für B&B Italia) scheinen wie von Künstlerhand gezeichnet. Ebenso Citterios Guscioalto und Henningsens Heritage Chair. Für die vier Sitzplatzhirsche haben wir vier Bücher ausgesucht: Umberto Ecos «Nullnummer», eine rasante Kriminalgeschichte zwischen Wirtschaft, Politik und Presse (Hanser). «Erben auf Italienisch» von Piersandro Pallavicini (Folio Verlag). «Der Tote am Gletscher» von Lenz Koppelstätter (Kiepenheuer und Witsch). Sowie «Fünf Viertelstunden bis zum Meer» von Ernest van der Kwast (Marebuchverlag).

G U S C I O A L T O , A N T O N I O C I T T E R I O

EINE AMÜSANTE LEKTÜRE RUND UM EIN TESTAMENT Der BKF-Sessel, auch Butterfly Chair genannt, wurde von den Designern Antonio Bonet, Juan Kurchan und Jorge Ferrari Hardoy im Jahr 1939 entworfen, drei Argentiniern, die alle kurz bei Corbusier beschäftigt waren. Für den leichten Sessel empfiehlt sich eine amüsante Lektüre wie «Die Auferstehung» von Karl-Heinz Ott (Hanser). Es geht um Erbschleicherei, Familienbande und alte Wunden, die aufgerissen werden. Zum Personal des Romans gehören unterschiedlichste Figuren. Joschi, eigentlich Clochard, Jakob, quirliger Fernsehmann, Uli, Aussteiger irgendwo zwischen Karl Marx und verlottertem Mönch, und Linda, die Schwester. Ihren Vater haben die vier kaum noch gesehen, seit der sich von der «ungarischen Hure» pflegen lässt. Jetzt ist er tot. Und morgen früh wird das Testament eröffnet.

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H E R I T A G E C H A I R F H 4 1 9 , F R I T Z H E N N I N G S E N


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T O A ,

R É M I

B O U H A N I C H E

S T R A N D M O N ,

I K E A

VERSCHWUNDEN IN DEN SCHWEIZER ALPEN

ES GEHT AUCH SUPERGÜNSTIG

Die in Amsterdam arbeitende Übersetzerin, Schriftstellerin und Künstlerin Miek Zwamborn lebte länger im Engadin. Nun hat sie ein von hingerissenen Kritikern hochgelobtes Buch geschrieben: «Wir sehen uns am Ende der Welt» (Nagel & Kimche). Jens, der Freund und Wandergefährte der Ich-Erzählerin, ist spurlos verschwunden. Ein Rätsel, niemand weiss etwas. Sie sucht seine Lieblingsorte auf, wandert gemeinsam begangene Routen in den Schweizer Alpen ab und stösst immer wieder auf die Arbeiten des Alpengeologen Albert Heim. Dessen Anspruch, aus den Gesteinsschichten der Berge die Geschichte der Menschheit herauszulesen, nimmt sie auf, um Spuren vom Verbleib ihres Freundes freizulegen. Ein wunderbares Buch, um abzutauchen. Im von Rémi Bouhaniche für Ligne Roset entworfenen Sessel Toa.

In einem Ohrensessel für 199 Franken von Ikea lesen wir von einem Mann und einer Frau, die es im Herbst ihres Lebens wegen eines Tombola-Gewinns in ein mondänes Fünf-Stern-Hotel ins Engadin verschlägt. Im Roman «Die Kur» von Arno Camenisch (Engeler Verlag), einem szenisch in 47 Episoden erzählten Zwei-Personen-Stück, wird die Bilanz einer Ehe gezogen. Und die fällt ziemlich miserabel aus. Während sie in den paar Tagen und Nächten ihre Sehnsüchte wieder aufleben spürt und aufblüht, fühlt er sich wie auf seinem letzten Gang. Camenisch spielt mit Klischees, führt den pessimistisch-realistischen Mann und seine die Kunst und Gesellschaft liebende Ehefrau ein bisschen vor, während es um die grossen Daseins-Fragen geht. Trotzdem: Ein Vergnügen!

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P A I M I O - S E S S E L ,

A L V A R

Liebe – Sorgfalt – vernünftige Preise…

A A L T O

Was mit Liebe und Sorgfalt gemacht wurde, trägt die Handschrift desjenigen, der es geschaffen hat. Ganz besonders gilt das für unsere Weine. Jeder von ihnen ist einzigartig und unverwechselbar wie der Meister, der ihn gepflegt und zur Reife geführt hat. Azienda San Giusto a Rentennano 2013 Chianti Classico DOCG Fr. 19.80 statt 22.– Bouquet von grosser Feinheit und kristallklarem Ausdruck, Noten von Waldbeeren, feinem Rauch und schwarzem Pfeffer klingen an. Am Gaumen zeigt sich der Wein elegant, weich und sehr harmonisch. Antonio Galloni 92/100 Azienda Avignonesi 2012 Vino Nobile di Montepulciano DOCG Fr. 23.80 statt 26.50

Der Klassiker des Hauses Avignonesi ist einer der grossen Marksteine der modernen italienischen Weinwelt. Er wird ausschliesslich aus SangioveseTrauben gekeltert und reift während 18 Monaten in Barriques und in grossen Eichenholzfässern. Der Wein ist tiefgründig, gut strukturiert und lang anhaltend. Der Jahrgang 2012 ist der gelungenste der letzten 10 bis 15 Jahre. Gambero Rosso: 3/3 Bicchieri, Wine Spectator 90/100 Azienda Mastrojanni 2010 Brunello di Montalcino DOCG Fr. 42.50 statt 48.50

Der Auftakt ist samtig, ein feiner Schmelz mit gut integrierten, reifen Tanninen ist wahrnehmbar. Mastrojannis klassischer Brunello zeichnet sich aus durch ausserordentliche Feinheit und eine mit Eleganz gepaarte Dichte: ein kultivierter Kraftkerl voller Finessen und Facetten. Antonio Galloni: 97/100, James Suckling: 98/100 Parker: 96/100, Wine Spectator: 94/100

Caratello Weine AG Zürcher Strasse 204 E CH-9014 St.Gallen T +41 71 244 88 55 F +41 71 244 63 80 info@caratello.ch www.caratello.ch

…und ein Angebot für die Leser von Bianco

INGENIEUR UND BRÜCKENBAUER

2013

In den wohl bekanntesten Sessel des finnischen Architekten und Designers Alvar Aalto ziehen wir uns mit einem eben erschienenen Band aus dem auf Kunst, Fotografie und Architektur spezialisierten Verlag Scheidegger & Spiess zurück. Bei «Brücken» geht es um das Schaffen von Christian Menn, wegweisender und weltweit renommierter Ingenieur und Brückenbauer. Täglich überqueren Tausende im Auto seine Brücken, ob in Boston oder engen Bergtälern der Schweiz. Auf 352 Seiten (mit vielen Abbildungen und Plänen) werden unter anderem dreissig seiner wichtigsten Bauwerke und Projekte präsentiert. Essays von Fachkollegen wie David P. Billington, Architekturhistorikern wie Werner Oechslin und Beobachtern wie Iso Camartin erweitern das Buch zu einer umfassenden Betrachtung der Kunst des Brückenbaus.

Chianti Classico DOCG, San Giusto a Rentennano, Toscana Trauben: Sangiovese Fr. 19.80 statt 22.–

2012 Vino Nobile di Montepulciano DOCG, Avignonesi, Toscana Trauben: Sangiovese Fr. 23.80 statt 26.50 2010 Brunello di Montalcino DOCG, Mastrojanni, Toscana Trauben: Sangiovese Fr. 42.50 statt 48.50 Probierangebot: Je 1 Flasche obenstehender Weine inkl. 8% MwSt, Verpackung und Porto Bestellungen bitte per E-Mail an info@caratello.ch, Vermerk: Angebot Bianco

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Fr. 85.– statt 110.50

Angebot gültig bis 15. Februar 2016 Mengenrabatte: 3% ab 36 Flaschen, 5% ab 72 Flaschen, 8% ab 120 Flaschen. Frankolieferung ab Fr. 500.– oder ab 24 Flaschen, darunter Tansportkostenanteil: 1–12 Fl. max. Fr. 15.–, 13–23 Fl. Fr. 20.–


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ARCHITEKTUR CASA INVISIBILE

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Text: Wol fra m M ei ster Fotos: C hr i sti a n Bra ndstä tter

VERSTECK SPIELEN IM SCHNEE

KANN EIN HAUS UNSICHTBARER SEIN? ALS DIE CASA INVISIBILE DES WIENER ARCHITEKTURBÜROS DELUGAN MEISSL & ASSOCIATED ARCHITECTS (DMAA)? MIT DER VERSPIEGELTEN AUSSENFASSADE AUS ALUMINIUM?

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Niemand denkt bei diesem Ferienhaus an ein Fertighaus: Die Längswand lässt sich öffnen, genau wie herkömmliche GlasSchiebetüren. Die stillvolle Möbilierung zeigt sicheren Geschmack, Herdplatte und Spülbecken verschwinden unter einer Haube, wenn sie nicht gebraucht werden.

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Ungewöhnliche Aussenwirkung! Das verspiegelte Aluminium der Fassade nimmt die abendliche Stimmung mit Himmel, Bäumen und weiter Landschaft fast unverzerrt auf und lässt den «ContainerBungalow» Teil der Umgebung werden.

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ie Casa Invisibile steht in einem Naturschutzgebiet. Gleich hinter der österreichischen Grenze in Slowenien, zwei Fahrstunden von Wien entfernt. Nicht als Unikat für sich alleine, es sind Zwillinge, zwei Prototypen. «Container-Bungalows» mit offenem Grundriss und einheitlicher Raumgliederung. Einem Cheminée, das Bett und Tisch trennt, und einer Küche, hinter der sich Dusche und WC verbergen. Die unsichtbaren Häuser sind unterschiedlich, aber komplett ausgestattet und werden von den DMAAArchitekten selber genutzt (ebenso das umgebaute Bauernhaus ganz in der Nähe) – man will Erfahrungen für die Weiterentwicklung des Projekts sammeln. Der Casa Invisibile lag eine klare wie komplexe Idee zu Grunde: Wie lässt sich mit einfachsten Mitteln ein Haus bauen, ohne allzu viel Wohnqualität aufzugeben. «Als wir uns auf dem internationalen Markt umschauten», berichtet Dietmar Feistel, einer der DMAA-Partner, «stellten wir fest, dass es kaum wirklich hochwertige Fertighäuser gibt – und noch weniger solche zu einem raisonablen Preis.» Vor diesem Hintergrund reifte dann der Entschluss, einen eigenen Entwurf zu entwickeln und zu realisieren. Bis dahin hatte das Wiener Architekturbüro Delugan Meissl & Associated Architects (30 Mitarbeiter) vor allem mit grossartigen Prestigeprojekten auf sich aufmerksam gemacht, dem EYE Film Institute in Amsterdam (2013) oder dem Porsche-Museum in Stuttgart (2008). Die Casa Invisibile ist im Vergleich dazu ein Winzling. Zerlegbar und stapelbar. Bei Aussenmassen von 14,5 mal 3,5 Metern. Was insofern perfekt

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passt, als damit ein komplikationsloser Transport mit einem LKW möglich wird. Die in Kärnten vorgefertigte Holzkonstruktion, die sich unter der schillernden Aussenhaut verbirgt, lässt sich so praktisch schlüsselfertig an jeden gewünschten Ort bringen. Die DMAA-Architekten zeigen mit ihrer Casa Invisibile, dass sie auch im kleinen Massstab detailversessen arbeiten können, was Statik, Thermik und Optik anbelangt. Ohne dabei die angedachte Idee aus dem Blick zu verlieren: Hochwertigkeit und Kosten in einer vernünftigen Balance zu halten. Beim Boden, bei den Wänden und der Decke machte Fichte das Rennen. Ein günstiges Holz, bei dem möglichst solches mit wenig Astlöchern Verwendung fand und das, leicht lasiert, die Holzstruktur noch immer erkennen lässt. Ein Katalog bietet Kunden genügend Auswahlmöglichkeit, was den Innenraum anbelangt. Gleiches gilt für die Fassade. Wobei das verspiegelte Aluminium das Haus richtig besonders macht (und sowieso Ideengeber für den Namen war). Tatsächlich nehmen die Aussenwände die Muster von Himmel, Bäumen und Umgebung fast unverzerrt auf und machen die Casa damit im wörtlichen Sinne invisibile. Optisch geht das Haus weitgehend in der Umgebung auf und verliert wie von selbst den Charakter eines Fremdkörpers. Was die Weiterentwicklungen der Architekten anbelangt, sind einige Dinge bereits über die Planphase hinaus gediehen. Besondere Erwähnung verdient der Transport des Fertighauses. Unwirtschaftlich ist er, nicht nur, ginge es von Kärnten nach Kopenhagen. Lohnt sich ein Transport mit dem LKW nicht, nehmen die DMAA-Architekten für den Kunden Kontakt mit Fachkräften in der gewünschten Gegend auf. Und verkaufen schliesslich ein Casa-Invisibile-Planpaket für umweltfreundiche 8000 Euro. Normalerweise kos­tet die Casa Invisibile je nach Ausstattung zwischen 120 000 und 150 000 Euro.

ENGLISH SUMMARY

CASA INVIS IB LE In a Slovenian nature reserve two hours from Vienna, the Austrian firm Delugan Meissl & Associated Architects have built twin houses with mirroring aluminium facades. But the Casa Invisible is much more than just a house that blends in with its surroundings. It can be easily dismantled, stacked and transported and comes at a very attractive price: 150000 Euros, including kitchen and all.

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Treffpunkt: «Pavarotti», St. Moritz FRÜHER VERSTAND MAN UNTER « APRÈS-SKI» DAS GESELLIGE BEISAMMENSEIN BEI EINEM GUTEN GL AS WEIN. EIN MODISCHES HOCH AUF DIE ALTEN ZEITEN.

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POLINA: geblümte Jacke von Goldwin, Kapuzenjacke mit Kunstfellfutter von Kjus, Hose von Zoe Karssen by Gassmann. JONAS: Funktionsshirt von Löffler, Daunenjacke von Kjus, Skibrille von Poc.

VORHERIGE SEITE LINKS

Damenjacke mit Kunstfellkragen von Goldwin, Herrenjacke von Silvertag. RECHTS

POLINA: Mid-Layer-Jacke von Silvertag, Gürtel von Dukes by Faoro, Hose von Koral Los Angeles by Faoro. JONAS: Schiebermütze von Scarti Lab by Faoro, Kapuzenpullover und blauer Strickpullover von Yves by Globus, Weste von Monitaly by Faoro, Pullover mit Muster von Kjus, Hose von Esprit, Schuhe von Redwing by Faoro, Mütze von Schöffel.

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or 100 Jahren, als sich nur die Mutigsten die steilen Alpenhänge hin­ unter trauten, war der Wintersport noch das Privileg einer gut be­ tuchten Elite. In den Schweizer Grandhotels gab es den Tanz zum Tee (wobei selbstverständlich kaum jemand Tee trank), in den französischen Bergdörfern traf man sich abends zum «Après-Ski» – einer guten Mahlzeit und einem Glas ausgesuchten Weins. Weil der Begriff so schön mondän klang, übernahmen ihn nach dem Zweiten Weltkrieg auch die Wirte in den aufstrebenden österreichischen Win­ tersportorten. Bereits 1962 schrieb der «Spiegel» unter dem Titel «Twist am Idio­tenhang» über die Après-Ski-Eskapaden in St. Anton und Zürs, und in den 50 Jahren, die folgten, wurde es kein bisschen besser. Statt Wein und gutes Essen gab es nun Bier und Schlager, man tanzte in Skischuhen auf Tischen, grölte, soff und grabschte. Höchste Zeit, uns wieder auf die Ursprünge zu besinnen. Wir fallen nicht gleich vom Berg in die Bar, sondern machen uns hübsch und brezeln uns auf. Funktionale Kleidung trifft auf kuscheligen Strick, Silber und Gold. Ein schöner Rotwein, eine hausgemachte Pasta – und später Champagner für alle! Wie im «Pavarotti» in St. Moritz. Bei Pavarotti, der eigentlich Deny Mai­ nente heisst.

POLINA: Mid-Layer-Jacke von Schöffel, Pullover von Kenzo by Modissa, Gürtel von Dukes by Faoro, Hose von Koral Los Angeles by Faoro. UNTEN

Strickcardigan von Nigel Cabourn und Handschuhe von Hastra, beides by Faoro.

RECHTE SEITE

JONAS: Mütze von Stetson by Faoro, Schal von Schöffel, Pullover von Casa Isaac by Faoro, Hose von Globus, Daunenjacke von Silvertag.

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Pullover von Casa Isaac by Faoro. MITTE

POLINA: Mütze und Schal von Schöffel, Hemdbluse von Esprit, Weste von Bergfabel by Faoro.

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RECHTE SEITE

POLINA: Fellkragen von Globus, Pullover von Kenzo und Strickhose von Turnover, beides by Modissa, Schal von Codello by Globus, Schuhe von Navyboot, Ringe und Ohrringe von Thomas Sabo.

RECHTS

JONAS: Skibrille von Poc, Kapuzenpullover von Yves by Globus, Mid-Layer-Daunenjacke von Kjus, Jacke von Nigel Cabourn by Faoro, Hose von Esprit. POLINA: Hut von Esprit, Cashmere-Pullover von Globus, Mid-Layer-Jacke von Silvertag, Jacke mit Kapuze von Goldwin, Hose von Zoe Karssen by Gassmann.

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MODE APRÈS-SKI

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LINKE SEITE

DIESE SEITE

BEZUGSQUELLEN:

POLINA: Mid-Layer-Jacke von Schöffel, Pullover von Levi’s, Hose von Zoe Karssen by Gassmann, Skischuhe von Fischer. AUF DER BANK: Jacke von Silvertag, Handschuhe von Poc, Ski von Stöckli.

JONAS: Skibrille von Poc, Schal von Schöffel, gemusterter Pullover von Esprit, Daunenweste von Monitaly by Faoro, Daunenshorts und Leggings von Peak Performance.

esprit.com, faoro.ch, fischersports.com, gassmannzuerich.ch, globus.ch, goldwin-sports.com, kjus.com, levi.com, loeffler.at, modissa.ch, navyboot.com, peakperformance.com, pocsports.com, schoeffel.de, silvertag.ch, stoeckli.ch, thomassabo.com Fotograf: Gian Marco Castelberg, gmcastelberg.com  Assistenz Fotograf: Rita Vollenweider, ritavollenweider.com Hair & Makeup: Daniela Koller, danielakoller.com  Styling: Katharina Blansjaar, rinneke.ch  Models: Polina P. & Jonas Wi., scout-model.com  Location: Pavarotti & Friends, Plazza dal Mulin 3 , St. Moritz


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FOOD TRENDS T H E U N P L U G G E D TA S T E

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WAHRER GESCHMACK

DER SCHLAUE BAUER HAT BERGKARTOFFELN

Te x t : Da r i o C a nt o ni

DER ALPENRAUM IST VOLLER KULINARISCHER ÜBERRASCHUNGEN. EINERSEITS HABEN SICH IN DEN ZAHLREICHEN TALSCHAFTEN REGIONALTYPISCHE, ALTE UND AUTH ENTISCHE PRODUKTE UND GERICHTE ERHA LTEN, ANDERSEITS BIETEN DIE VIELEN RESTAURANTS, BEIZEN UND GOURMETTEMPEL INNOVATIVE INTERPRETATIONEN AUF BASIS DES KULINARISCHEN ERBES AN.

G

egessen wird rund um die Uhr und immer öfter auch überall. Essen ist der neue Pop, trendige Köche werden als moderne Helden gefeiert. Food Blogs schiessen wie Pilze aus dem Boden, gute Food Pics erhalten auf Instagram Tausende Likes, Kochshows jeglicher Couleur erreichen im TV traumhafte Einschaltquoten, Kochbücher sind die neuen Kassenschlager und bedienen jede Nische und jeden erdenklichen Geschmack. La Veganista Super Foods, die Veggie Family, Low Carb, Vollwert, vege­ tarisch, glutenfrei, aber auch Cupcakes, Paleokochbuch, Wurstwerkstatt, Grill-Bibel. Natürlich Landküche rauf und runter, Cook mal türkisch, indisch, koreanisch – sowieso italienisch. Aus dem Wok, schnell, frisch, einfach, für Sportler, für Babys, für Katzen, für Faule … und dann sind da noch die wohnzimmerfüllenden Bücherreihen der diversen Chefs, Gastronomen und KüchenSternchen. Das renommierte Zukunftsinstitut beschreibt im neusten Foodreport vier Foodtrends: «do it yourself», «gut & gesund», «global & fusion» und «the new classic». Diese vermischen, überlagern, ergänzen und widersprechen sich. Essen ist in aller Munde. Schliesslich ist man ja, was man isst! Für die neuen Feinschme-

cker, die sich um die Balance zwischen Genuss und Gesundheit bemühen, sich für die kulturellen Hintergründe des Essens, dessen Herkunft und Verarbeitung interessieren, hat sich mittlerweile der Begriff «Foodie» etabliert. Der Trend hat längst globale Ausmasse erreicht. Ob er eher vom urbanen oder ruralen Umfeld befeuert wird, lässt sich schwer sagen – auf jeden Fall stösst er gerade im Alpenraum auf fruchtbaren Boden. In gewissen Regionen ist man wegen der Kleinräumigkeit nie in die industrielle Produktion von Nahrungsmitteln eingestiegen. So haben sich altes Wissen und alte Techniken erhalten. Anderseits haben junge, innovative Produzenten begonnen, alte Sorten neu zu beleben und traditionelle Gerichte neu zu interpretieren. Für viele ist Essen zum Lifestyle geworden. Nicht nur für die optimale Bestückung des Weinkellers wird kein Aufwand gescheut, auch für die Suche nach dem gereiften Rohmilchkäse, dem genuinen Alpensalsiz, der blauen Kartoffel, der handgemahlenen Polenta, dem alpinen Kräutersalz, dem naturreinen Waldhonig, dem zarten Lardo usw. werden jede Menge Zeit und Geld investiert. Ein kleiner Rundblick zur alpinen Ausprägung des boomenden Foodtrends.

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Die Bergkartoffeln von Marcel und Sabina Heinrich Tschalèr im Albulatal haben dank der Hilfe von Genusstrainer und Spitzenkoch Freddy Christandl mittlerweile Zugang in die besten Schweizer Küchen gefunden und werden auch von privaten Geniessern hoch geschätzt. Die rund 30 hier angebauten alten Sorten überzeugen nicht nur als faires und innovatives Produkt, sondern in erster Linie mit ihrem individuellen Eigen­ geschmack. Boden, Klima und Terroir spielen eine wichtige Rolle. Ideal sind die alpinen Böden wegen der vielen Steine. Diese speichern Wärme, so dass der Boden auch in Schlechtwetterphasen nicht komplett auskühlt. Zwischen den Steinen befindet sich leichte, sandige Erde. Experten sprechen von alpinem Fluvisol, einem von Gletschern und Flüssen gebildeten Schwemmboden. Die konstante, eher kühle Bodentemperatur sorgt dafür, dass die Kartoffeln langsam und gleichmässig wachsen. Die Stärke kann so gut ausreifen und die Aromen sich schön entwickeln. Bergkartoffeln haben einen viel geringeren Wasseranteil als Kartoffeln aus tieferen Lagen. Das hat zur Folge, dass etwa ein Gnocchi-Teig viel weniger Mehl braucht. Auch sättigen diese Kartoffeln stärker als handelsübliche Sorten. www.bergkartoffeln.ch


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«Jungunternehmer

FOOD TRENDS T H E U N P L U G G E D TA S T E

FONDUE FÜR FOODIES

Gemeinsames Einkaufen, gemeinsames Kochen, gemeinsames Geniessen. Die Kurse auf der Gompm-Alm finden in lockerer, entspannter Atmosphäre statt. Gekocht wird auf alten Holzöfen im Freien.

FOODIE FACTORY AUF DER GOMPM-ALM Mit seiner Genusswerkstatt bietet das Meraner Land eine interessante Plattform für kreatives und experimentelles Kochen. Die Zutaten: frische, regionale und saisonale Produkte, traditionelle Rezepte, der Einfluss von mediterraner und alpiner Küche in Südtirol, eine lockere und entspannte Atmosphäre mit Werkstattcharakter. Wir treffen uns Ende August auf der Gompm-Alm mit Sternekoch Luis Haller vom Schlosshotel «Castel Fragsburg» und dem Alpwirt Helli Gufler zu einem speziellen Kochkurs. Gekocht wird auf alten Holzöfen im Freien. Einmal traditionelle Südtiroler Gerichte, dann kulinarische Interpretationen auf Basis ursprünglicher Produkte. Im Schlepptau Journalisten und junge Blogger. www.foodiefactory.it

BÜNDNERFLEISCH AUS GRAUBÜNDEN Bekanntlich weiden gar nicht so viele Rinder auf den Alpen Graubündens wie Bündnerfleisch verzehrt wird. Der geschützte Begriff sagt lediglich, dass das

Fleisch in Graubünden veredelt wurde. Dass es auch anders geht, beweist der Unterengadiner Metzgermeister Ludwig Hatecke. Die Kühe kommen direkt von der Alpweide und zu Fuss in die Schlachterei, das Fleisch wird ausschliesslich mit natürlichen Gewürzen behandelt und in Handarbeit in der Bergluft getrocknet. Dabei wird je nach Wetterlage dieses oder jenes Fenster geöffnet. Ludwig Hatecke meint, dass dieses Fleisch mit Wildfleisch verglichen werden kann. Das Rindvieh ist die ganze Zeit draussen und isst die gleichen Gräser und Kräuter wie Hirsch oder Reh. Mit ähnlicher Leidenschaft hat sich der Generationenbetrieb Brügger in Parpan der Herstellung dieser Delikatesse verschrieben. www.hatecke.ch www.bruegger-parpan.ch

SPECK AUS SÜDTIROL Haben Sie in Südtirol schon mal ein Schwein gesehen? – Ich auch nicht. Ähnlich wie beim Bündnerfleisch stammen diese nämlich meistens aus Brasilien und werden erst mit ihrer Verarbeitung zu Südtiroler Speck. Aber auch hier findet ein Umdenken statt. Wer sucht, der findet original Speck vom Südtiroler Hofschwein nach traditioneller Art geräuchert und erst noch ohne Pökelsalze.

brauchen starke Partner.» Daniel Müri und Patrick Baumann cloudscape.ch

Wenn es ein cooles Fondue-Stübli gibt, dann ist es dieses. Das «Carn & Caschiel» auf der Lenzerheide serviert zwölf verschiedene Käse-Fondues. Was man wissen muss: Küchenchef Hansjörg Ladurner war für die Auswahl zwei Jahre im Kanton unterwegs und hat jede Käsemischung eigenhändig getestet. Das Resultat: Alle Fondues werden ausschliesslich mit bestem Schweizer Käse, Weisswein, Stärke und natürlichen Gewürzen zubereitet. Keine Schmelzsalze, keine E-Nummern, null Bullshit. Dafür spannende Raritäten wie das hauseigene «Scalottas One» aus einem einzigen Käse (Bergmatter von Willi Schmid) und einem ausgezeichneten Weisswein von Gian Battista von Tscharner, das Suferser Bio-Geisskäse-Fondue (überraschend anders, fein und cremig) oder das Stein­ bock-Fondue aus den Hochalpen mit Rohmilchkäse aus Lumbrain und Splügen. www.schweizerhof-lenzerheide.ch/de/kulinarik/ carnundcashiel

ZINCARLÌN Der Zincarlìn ist ein grünlicher Roh­ milchkäse aus dem Tessiner Val di Muggio. Wie vor hundert Jahren wird er über Monate in den kühlen Kellern von Solarino gereift. Dazu wird er täglich mit Salz, Pfeffer und Weisswein eingerieben. Die seltene Delikatesse kann praktisch nur in unmittelbarer Umgebung gekauft werden. Im Jahr 2004 war es das erste Schweizer Produkt, das von Slow Food zertifiziert wurde.

Die AXA unterstützt Firmengründer/ Startup-Paket AXA Innovation Award

zincarlin.valledimuggio.ch

FRÜHSTÜCK AUS DEM GARTEN In Meran gibt es ein schickes Suite and Breakfast mit einer Handvoll Zimmer. Zur Spezialität des Hauses zählt das Frühstücksritual. Kein ordinäres Buffet, kein schnelles Abspeisen der Gäste. Nein, das

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FOOD TRENDS T H E U N P L U G G E D TA S T E

sie braucht. Für Traudl Schwienbacher ist die Natur unser grösster Lehrmeister, sie ist gratis und für jeden zugänglich. Es braucht nur eine ganzheitliche Sichtweise, man muss im Kleinen das Grosse sehen und die Einfachheit suchen. Früher oft belächelt, geben ihr die neusten Entwicklungen und Erkenntnisse recht. Vier Kreise sorgen für Gesundheit und das menschliche Wohl: was ich esse und trinke, womit ich mich kleide (unsere zweite Haut), womit ich mich umgebe (das Wohnen) und die Natur als Aussenraum.

BIANCO, 8. Jahrgang Ausgabe Winter 2015/16 HERAUSGEBER UND CHEFREDAKTOR Wolfram Meister BIANCO, Grubenstrasse 11, CH-8045 Zürich Fon +41 44 450 44 10 BIANCO, Via Brattas 2, CH-7500 St. Moritz www.biancomag.ch CHEFREDAKTION Wolfram Meister (wm) wolfram.meister@biancomag.ch Dario Cantoni (dc) dario.cantoni@biancomag.ch

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Altes Wissen, alte Techniken und junge, innovative Produzenten, die begonnen haben, alte Sorten neu zu beleben und traditionelle Gerichte neu zu interpretieren.

Frühstück wird als ausgiebige Zeremonie mit drei oder vier Gängen abgefeiert – mit Früchten, Konfitüren aus dem hauseigenen Garten und erstklassigen Produkten von kleinen, lokalen Produzenten. www.ottmanngut.it

ENGADINER LAMM Engadiner Schafe sind keine Mastschafe. Die meiste Zeit verbringen sie draussen auf der Weide. Die alte Schafrasse ist mittelgross, robust, genügsam und mit zwei bis drei Lämmern Nachwuchs pro Jahr sehr fruchtbar. Das Fleisch ist zart, mager und sehr schmackhaft. Das halbe oder ganze Lamm wird direkt beim Schäfer bestellt und kann dann abgeholt werden.

Sepp kommt noch heute alles, was aufgetischt wird, vom eigenen Bauernhof. Es ist also regional, saisonal, biologisch und artgerecht. Die Lis steht hinter den Kochtöpfen und zaubert feine Südtiroler Gerichte, während der Sepp Bauer, Metzger und Gastgeber (heisst, auch Kellner) in Personalunion ist. Gekocht wird, wenn sich die Gäste anmelden, ein einziges Menü. An diesem Tag: Schinken und Bresaola mit süsssaurem Gartengemüse, Tagliatelle mit Pfifferlingen, ein Kalbsfilet mit bunter Gemüsegarnitur und ein hausgemachter Mohnstrudel zum Dessert.

BEI TRAUDL IM KRÄUTERREICH

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BEI LIS UND SEPP AUF DEM FALSCHAUER HOF Früher waren die meisten Bauern im etwas abgelegenen Ultental zu 100% Selbstversorger – höchstens etwas Salz musste zugekauft werden. Bei Lis und

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IMPRESSUM

DAS KULINARISCHE ERBE DER ALPEN

Das kulinarsche Erbe der Alpen Dominik Flammer, Sylvan Müller, AT Verlag

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ENGLISH SUMMARY

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Traudl Schwienbacher ist Kräuterexpertin, Naturkennerin, Alpenphilosophin und zudem Gründerin der hocherfolgreichen Ultner Winterschule, die sich für den Erhalt der alten Techniken im Alpenraum einsetzt wie den traditionellen Hausbau, das Käsen, das Filzen, das Wissen um die Wirkung der Alpenkräuter und, und, und … rund um ihr Haus wachsen über 120 Wildkräuter, daraus macht sie Tees, Kosmetik, Farben, Kräutersalz. Jede Pflanze wächst dort und genau dann, wenn man

T HE U NPLU GGE D TAST E

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The Alpine region is full of culinary surprises. Many regional, old and authentic dishes and products have been preserved in its remote valleys. On the other hand, innovative restaurants and chefs have been twisting this traditional heritage with a modern approach. Be it the herbs of Traudl Schwienbacher, the twelve different Fondues in a restaurant in Lenzerheide or the slightly greenish Zincarlin cheese – there are many delicacies waiting to be discovered.

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ILLUSTRATIONEN Andrea Caprez, Helge Jepsen PRODUKTEFOTOS mit freundlicher Genehmigung der Hersteller COVERFOTO Franca Pedrazzetti

VERLAG, ANZEIGEN BIANCO Verlag GmbH Brigitte Minder Grubenstrasse 11, CH-8045 Zürich Tel. +41 44 450 44 12 brigitte.minder@biancomag.ch goldwin_230x140.pdf

FOTOS Gian Marco Castelberg, Reto Guntli, Franca Pedrazzetti, Peter Vann, Andrin Winteler, Filip Zuan

KORREKTORAT Marianne Sievert DRUCK AVD Goldach, Sulzstrasse 10, CH-9403 Goldach Auflage Winter 2015/16 20 000 Exemplare PREIS Einzelheft CHF 25.– BIANCO erscheint 2x jährlich Alle Rechte vorbehalten www.biancomag.ch

ART DIRECTOR Jürgen Kaffer

Die monumetale Triologie «Das kulinarische Erbe der Alpen» von Dominik Flammer muss hier natürlich am Anfang stehen. Es zeigt den Reichtum der Ernährung im Alpenraum, traditionelle Produkte und Techniken sowie die Menschen dahinter. Ergänzt wird das Hauptwerk mit Kochrezepten und einem umfangreichen Verzeichnis der raren alpinen Delikatessen inklusive Produzenten und Bezugsadressen. Es zeigt Kulturgeschichte, ist ein tolles Nachschlagewerk und nicht zuletzt Inspiration für Gastronomen.

AUTOREN Katharina Blansjaar, Christine Marie HalterOppelt, Stefan Maiwald, Nadine Olonetzky, Christoph Schuler, David Staretz, Raphael Suter

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10/11/15

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WEITERE MITARBEITER Rita Vollenweider, Daniela Koller ENGLISCHE TEXTE Katharina Blansjaar

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ARCHITEKTURPREIS CONSTRUCTIVE ALPS 2015

W I N T E R 2 0 1 5 / 1 6 97 ADVERTORIALS MA I E N SÄSS H OTE L [ G UA RDA VA L ] S P O RZ [ L ENZ ERH EID E ]

AUSGEZEICHNETE ARCHITEKTUR IM ALPENRAUM Der Name des Wettbewerbs ist lang: «Constructive Alps – Internationaler Preis für nachhaltiges Sanieren und Bauen in den Alpen». Der von der Schweizerischen Eidgenossenschaft und dem Fürstentum Liechtenstein vergebene Architekturpreis ist aber von beachtenswerter Bedeutung. 2015 fand er nach 2013 und 2010 zum dritten Mal statt. 32 Projekte der 350 Eingaben schafften es in die finale Runde. Eine internationale Jury (Präsident: Köbi Gantenbein) setzte drei Bauten an die Spitze. Zu den erstrangierten Bauten gehören das neu gebaute Pfarrhaus Krumbach im Bregenzerwald, das Wohnraum bei wenig Flächenverbrauch bietet und das Dorf als Kultur- und Gemeindezentrum belebt. Den zweiten Preis teilen sich das «Türalihus» und das benachbarte «Gasthaus am Brunnen», zwei historische Bauwerke im Zentrum von Valendas im Bündner Vorderrheintal. Platz 3 belegt das Bed & Break­fast «Casa Riga» im kleinen Trentino-Dorf Comano Terme. Eine Anerkennung erhielt die Berghütte «Refuge de l’Aigle» in den französi­ schen Alpen. Zu den nominierten 32 Pro­jekten zählen ebenfalls das Bed & Breakfast in Villa di Tirano im Veltlin und das restaurierte «Belwalder-Gitsch Hüs» im Wallis. wm

Die Berghütte «Refuge de l’Aigle» in den französischen Alpen (La Grave) thront exponiert über felsigem Abgrund auf 3440 Metern, sechs Stunden zu Fuss über der Zivilisation. Mikropfähle verankern das Haus im Felsen. Das Bed & Breakfast in Villa di Tirano (Veltlin) mit Hof für die Gäste.

«Casa Riga» mit sieben Gästezimmern (oben): Das Bed & Breakfast der Apfelbauern Omar und Elisa Bernardi in Comano Terme (Trentino). Ein Neubau, der in der Erde verschwindet und wie ein Strich in der Landschaft wirkt. Riga bedeutet auf Italienisch: Strich. Das restaurierte «BelwalderGitsch Hüs» aus dem Jahr 1592 in Grengiols (Wallis). Eine Wohnung kann über die Stiftung Ferien im Baudenkmal gebucht werden.

AUSSTELLUNG 32 Projekte aus dem Alpenraum, die das Finale erreicht haben, werden im Alpinen Museum in Bern gezeigt (bis 10. Januar 2016). www.alpinesmuseum.ch www.constructivealps.net

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Gleich oberhalb der Lenzerheide, wo die Natur ihren ganzen Reiz ausspielt, schlummern auf 1600 Metern 11 Maiensässe in der Bergwiese. Hinter den sonnenverbrannten Balken der bis zu 300 Jahre alten Hütten liegen alpine Schätze, die das Bergglück neu beschreiben: 50 Refugien mit individuellem Grundriss und stilvollen Akzenten aus der Bündner Bergwelt. Eine Kombination von echtem Bergerlebnis und gekonntem Luxus. Im eleganten Ambiente des Gourmetrestaurants bekocht Sie Thomas Walz,

Hotelkoch des Jahres 2014 – innovativ und fantasievoll. Grossmutters Lieblingsspeisen werden im rustikalen «Crap Naros» aufgetischt. Nach ausgiebigen Streifzügen in der Natur lässt man es sich im «Guarda Sana» gut gehen. Auch hier besinnt man sich auf die Kunst des Weglassens und setzt stattdessen auf Qualität. Das «Guarda Val» ist ein MaiensässZuhause mit Charme und Cheminée und ein absoluter Lieblingsplatz in geborgener Abgeschiedenheit.

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TRADITION UND QUALITÄT VEREINT Eine Landschaft, die Dichter inspiriert, Sportler beflügelt und Menschen beseelt: Das Engadin lässt sich ganz freimütig mit Genuss oder Nervenkitzel, mit sportlicher Ambition oder seelischer Entspannung erleben. Und alles, was es hierfür braucht, findet sich im Fachgeschäft Giovanoli Sport in Sils Maria. Seit Jahrzehnten sorgt das in dritter Generation von der Familie Giovanoli geführte Geschäft für den richtigen Auftritt in der Winter- und Sommerlandschaft des Engadins – mit hochwertiger und zeitloser Mode sowie mit ausgewählten Sportartikeln. Den Inhabern geht es dabei immer um eine dreifache Passion: um den Sport, die Berge – und um den Menschen. Darum bietet Giovanoli Sport auch eine Beratung und einen Service, die den Menschen mit seiner Persönlichkeit und seinen Wünschen ins Zentrum rückt. Deshalb lohnt sich der Weg nach Sils Maria in jedem Fall. GIOVANOLI SPORT E MODA Via da Marias 35, 7514 Sils Maria T +41 (0)81 826 52 94 · www.giovanoli-sport.ch


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ZÜRICH, TOSKANA, BERLIN UND BIG SUR I n t erview : Wo lfram M e i s t e r

des Bundes, hatte ein eigenes Pferd, den Farald, ein ausrangiertes Offizierspferd, das ich ersteigert hatte. Und es gab eine Pferdemesse damals, mit einer Gala-Show. Was mich fasziniert und interessiert hatte.

Stockwerke habe ich für mich herrgerichtet. Das heisst: Einer meiner Freunde, Heinz Julen, hat das für mich gemacht. Es hat fünf Gästezimmer. Und mehrere Studios im Haus, die ganzjährig vermietet sind. f__ Da geben Sie Einladungen und stehen

f__ Sie sind 1990 nach Zürich gegangen.

für Ihre Gäste am Herd?

Zu einer Werbeagentur mit Kunden wie Letzipark, Interio oder Officeworld. Als Junior-Werbeassistent. Ich verdiente 2700 Franken im Monat.

Nein, ich koche nicht selber, dafür kommt jeweils ein Koch. Ich schaue, dass eine schöne Flasche Wein auf dem Tisch steht. Ich habe drei Weinkühler, das ist mein Weinkeller.

f__ 1997 gründeten Sie mit einem Partner

Jobs.ch und verkauften die Plattform zehn Jahre später an eine US-Beteiligungsgesellschaft.

f__ Ihre liebsten Weine kommen aus Kali-

fornien?

Stimmt. Ganz besonders mag ich den Hillside Select von Shafer. Und mein allerliebster Rotwein ist der Hundred Acre von Jayson Woodbridge, ein rarer Cabernet und leider kaum auffindbar.

Ja, ich hatte sehr viel Glück

f__ Sie haben Jobs.ch für einen dreistelligen Millionenbetrag verkauft.

Das stimmt. Aber das Geld steht bei mir nicht im Vordergrund. Ich träume nicht von Millionen. Weder von denen, die ich gewonnen habe, noch von jenen, die wieder zerronnen sind. Was mich antreibt, sind spannende Projekte, zu denen ich eine emotionale Beziehung habe. Wie «Zermatt Unplugged».

f__ Und wenn Sie mal über alle Berge sind?

Würde man Sie ebenfalls in Kalifornien aufspüren?

Gut möglich. Wenn, dann mit grosser Wahrscheinlichkeit im «Post Ranch» an der Big Sur Coast, meinem absoluten Lieblingshotel. Es liegt etwa 150 Meilen südlich von San Francisco über dem Pazifik.

f__ Wie stark sind Sie bei «Zermatt Un-

plugged» involviert?

f__ Gibts auch Lieblingshotels in den Alpen?

Weniger als früher. Ich habe mit Rolf Furrer einen ausgezeichneten Geschäftsführer. Ich bin eher der Creative Director.

Ausserhalb der Schweiz gehört sicher das «Vigilius» in Lana in Südtirol dazu. Oder das «Chalet Zannier» in Mégève.

Wissen Sie, welche Bands, welche Musiker engagiert werden?

f__ Richtig zu Hause fühlen Sie sich eben-

falls in Berlin und der Toskana. f__ Sie sind der Erfinder von «Zermatt

Unplugged», einem Musik-Festival am Fusse des Matterhorns, an dem primär mit akustischen Instrumenten gespielt wird?

Ja, das habe ich angerissen. Im Jahr 2007. Man hat mich anfänglich dafür belächelt. Heute ist das Festival etabliert, ein Fixpunkt, ein Zermatt-Highlight im April und sehr beliebt. Aber nicht nur das – seit letztem Jahr auch profitabel.

a__

f__ Der Berner im Wallis – das ist die eine

Geschichte. Jetzt haben Sie «Zermatt Unplugged» auch noch in die Stadt gebracht, ins Zürcher «Kaufleuten». a__ Letzten

Oktober. Es war nicht einfach, eine Steissgeburt. Aber das Kind ist wunderschön geworden. Die vielen positiven Rückmeldungen haben mir richtig gut getan. Aber auch hier geht es um die immer gleichen Faktoren: keine Fantasiebudgets, dosiertes Risiko, nachhaltig gedeckte Kos­ ten. Ich muss mich wohlfühlen und dazu stehen können. Die Geschichte darf nicht an meinem Tropf hängen.

f__ Sie sind in Bern aufgewachsen. Mit Bä-

rengraben, mit Bundeshaus. Und Sicht auf Eiger, Mönch und Jungfrau.

Nein, das war ein bisschen anders. Ich bin in Köniz aufgewachsen. Mit Blick auf den Gurten. Aber im Winter sind wir ins verschneite Simmental gefahren. Dort hatte die Familie einen Hausteil gemietet. Es war einfach, aber ich habe diese Zeit in wunderbarer Erinnerung. Ein WinterWonderland. Ich stellte mir als Kind damals vor, wie es wohl wäre, ein eigenes Chalet in den Bergen zu haben. f__ Inzwischen sind Sie schon beinahe ein

Häusersammler.

Blödsinn. Ich habe 10 Jahre lang in Zermatt gelebt, Zermatt war 10 Jahre lang mein Hauptwohnsitz. Es waren intensive Jahre, und ich möchte keinen Tag missen. Ich hatte drei Gastronomiebetriebe, auch das Restaurant «Heimberg», eins der schönsten Lokale in Zermatt, das sich sogar einen Michelin-Stern erarbeitet hatte. f__ In Zermatt haben Sie sich ein Personal-

haus gekauft?

Ja, vor sieben Jahren. Die drei obersten

Klar. Das ist zu einem grossen Teil mein Job. Ich mache das sehr gerne.

An beiden Orten sehr. Am Lützowplatz in Berlin habe ich eine Bar und eine Wohnung. In der Toskana verbringe ich sehr viel Zeit in meinem Domizil, das einst dem Geschäftsführer des Diogenes-Verlags gehört hat.

f__ Steht das «Zermatt Unplugged»-Programm vom kommenden April?

Ja, es geht zwischen dem 5. und dem 9. April über die Bühne. Unter anderem wird man James Morrison, Juanes, Simple Minds, Angus & Julia Stone und Max Herre & Freunde zu sehen und hören bekommen.

f__ In Zermatt haben Sie kein Restaurant

mehr, aber in Zürich.

Ja, die «Rüsterei» in der Sihlcity. Ein Restaurant, das mir richtig Freude macht. Es ist gut geführt, hat einen guten Geschäftsführer, und ja, man kann sehr gut essen dort.

ENGLISH SUMMARY

T HOMAS ST ERC HI

f__ Kommen Sie noch zum Skifahren?

Selbstverständlich. Ich bin immer gerne gefahren, wobei sich die Prioritäten auf der Piste ein bisschen verschoben haben. Ich fahre anderthalb Stunden und bin danach etwa zweieinhalb Stunden in der Beiz. f__ Das Können, eine Konzertreihe wie das

«Zermatt Unplugged» auf die Schiene zu bringen, wird einem nicht in die Wiege gelegt.

Erstmals habe ich in Bern so etwas wie Veranstaltungsluft geschnuppert. Das war vor etwa 30 Jahren. Ich bin viel geritten, war bei der Militärpferdeanstalt

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WINTER 2015/16

K A R R I E R E 2007 verkauft Thomas Sterchi die 10 Jahre zuvor gegründete Stellenvermittlungsplattform Jobs.ch an die New Yorker Beteiligungsgesellschaft Tiger Global. Preis: ein dreistelliger Millionenbetrag. Später erwerben die Schweizer Verlagshäuser Tamedia und Ringier den Marktleader in der Online-Stellen-Branche zum Preis von 390 Millionen Franken. Ebenfalls 2007 ruft Thomas Sterchi das «Zermatt Unplugged» ins Leben. Sterchis Geschäftsaktivitäten (Internet, Film, Gastronomie) sind in der Tom Talent Holding gebündelt (Umsatz 50 Millionen Franken), die Geschäftsräume befinden sich in einer Liegenschaft der Stadt direkt am Zürichsee. 2008 beteiligt sich Sterchi beim «Zurich Film Festival». M I T A R B E I T E R 150 A U S B I L D U N G KV-Lehre, Angestellter der Militärpferdeanstalt, Auslandaufenthalt in den USA, Werbung, Verlag

Thomas Sterchi grew up near the city of Bern, with views of the local peak Gurten. The mountains won his heart at a very early age, when he spent his winter holidays in the nearby Simmental with his family. Many years later in 2007, he sold the internet job board jobs.ch, which he had founded ten years earlier, for hundreds of millions. 2007 was also the year he started the acoustic music festival «Zermatt Unplugged». Its next edition will take place from April 5 to 9, 2016 and features James Morrison, Juanes, the Simple Minds and many more.


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