BIANCO Alpine Lifestyle Magazine Summer 2020

Page 1



«Das Vernünftige am Menschen sind die Einsichten, die er hat. Das Unvernünftige an ihm ist, dass er nicht danach handelt»

FRIEDRICH DÜRRENMATT SCHWEIZER SCHRIFTSTELLER, DRAMATIKER UND MALER (1921–1990)


4

EIN BILD

BIANCO 

SOMMER 2020


5


1000 WORTE

Fo t o g ra f i e : Ma r t i n Mü l l e r Te x t : Li nd a S o l a nk i

E

s ist nicht der Hunger, der Sophie Rois die überdimensionale Erdbeersahnetorte hinauftreibt. Die Kalorienbombe platzt als Symbol des Überflusses der alten Welt in ein gänzlich dystopisches Setting, in dem die Protagonistin, geschützt durch wie auch gefangen hinter einer unsichtbaren Wand, als einzige Überlebende der Apokalypse sich als Einsiedlerin auf der Alm in Selbstbeobachtung übt. Zu essen gäbe es genug da oben, Waldhimbeeren zum Beispiel und was die Natur sonst noch hergibt. Aber ähnlich wie jemand, der auf Diät ist, ständig von Fett und Zucker träumt, ist wohl auch das Erscheinungsbild der Torte das Resultat eines Entzugs und drückt ein Verlangen aus – die Sehnsucht nach Zivilisation, nach Normalität. Marlen Haushofers avantgardistischer Roman «Die Wand» erschien zwar schon 1963, könnte aber aktueller kaum sein. Nicht nur sind spirituelle Retreats in den Bergen zwecks Selbstfindung gerade en vogue, der Text greift auch andere Themen auf, die in der heutigen Zeit nichts an Relevanz verloren haben: die Hinterfragung unserer Wohlstandsgesellschaft, die Kritik am Patriarchat, die Versöhnung und Vereinigung von Mensch und Natur und natürlich die in dieser Situation unumgehbare Auseinandersetzung mit der Einsamkeit. Gerade in der aktuellen Lage mit Social Distancing, Quarantäne und Selbstisolation gewinnt der letzte Punkt neue Gewichtigkeit. Aber auch schon vor Ausbruch von Covid-19 erlebte das Buch einen überraschenden Boom, nachdem die französische Influencerin und bekennende Feministin Diglee es 2019 in einer Buchhandlung entdeckt und ihre Begeisterung darüber in ihrem Blog geteilt hatte. Weil danach scheinbar toute la France die Geschichte lesen wollte, musste der Verlag Actes Sud sie notfallmässig nachdrucken. Seither gilt «Die Wand» in Frankreich als Pflichtlektüre des Öko-Feminismus. Ein paar Jahre zuvor gab es auch schon einen Aufschwung, und zwar 2012, als die gleichnamige Verfilmung des bis dahin als unverfilmbar geltenden Romans mit Martina Gedeck in der Hauptrolle ins Kino kam. Im selben Jahr wurde der Stoff von Christian Nickel für das Burgtheater Wien inszeniert. Im Januar 2020 dann die Wiedergeburt auf der Bühne, diesmal unter Leitung von Clemens Maria Schönborn, ein einstündiger Monolog mit dem

Titel «Sophie Rois fährt gegen die Wand im Deutschen Theater» feiert Premiere in Berlin. Rois teilt sich die Bühne dabei nur mit einer Kuh, einem Hund und einer Katze und der rahmgeschwängerten, mit saftigen Beeren bespickten Riesentorte, die mal Jagdhütte, mal Felswand, mal Schlafgemach ist. Weil in dieser neuen, unter einer Glasglocke konservierten Realität eben alles möglich ist ausser dem Ausbruch aus ihr. Anfangs macht das der Heldin wenig aus. Sie geniesst die Stille, den Schlaf, die Natur. Endlich Ruhe, endlich allein. Doch je länger, je mehr wird ihr die Isolation zu schaffen machen müssen. Weil sie weder freiwillig noch zeitlich begrenzt ist. Von der anderen Seite der Wand winken zu Statuen versteinerte Personen, die alle tot sind, bei denen man, zumindest bei einigen von ihnen, nicht sicher sein kann, ob sie denn überhaupt je gelebt haben. Denn ein Instagram-Account mit Tausenden von Followern, ein Markenlogo auf der Brust und ein Mercedes in der Einfahrt, ist es das, was wir Leben nennen? Hingegen im spiessigen Tantenoutfit aus Cardigan, Fischgrätjupe und Lackpumps am Bistrotisch Zigaretten kettenrauchen, die irgendwann unweigerlich ausgehen werden, mit einem endlosen Gedankenstrang und niemandem ausser drei Tieren als Ohrenzeugen, ohne Aussicht auf menschlichen Kontakt, ohne Möglichkeit zur Fortpflanzung, ohne überhaupt irgendeine Perspektive, ist das denn ein Leben, für das es sich weiterzumachen lohnt? Doch der menschliche Überlebenswille stellt sich nun mal keine solchen Fragen. Das ist in dieser Robinsonade nicht anders. Selbstmord stellt für die namenlose Protagonistin so auch zu keiner Zeit eine Option dar. Vielmehr passt sie sich den neuen Umständen an, hangelt sich von Tag zu Tag, von Zigarette zu Zigarette und träumt ab und zu von Schwarzbrot, Orangen und Eiskaffee – gedanklichen Relikten aus der Vergangenheit. Den grössten Gewinn für Leser und Zuschauer stellt die Kompromisslosigkeit ihrer Überlegungen dar, ihre schonungslos ehrlichen Aussagen, wie diejenige in Bezug auf ihre Töchter: «Die beiden eher unangenehmen, lieblosen und streitsüchtigen Heranwachsenden, die ich in der Stadt zu-

rückgelassen hatte, waren plötzlich ganz unwirklich geworden.» Man stelle sich vor, eine Frau spräche in der Öffentlichkeit so von ihren Kindern. Rabenmutter, würde es sofort aus der konservativen Ecke schreien. In unserem Endzeitszenario aber: «Ich kann mir erlauben, die Wahrheit zu schreiben; alle, denen zuliebe ich mein Leben lang gelogen habe, sind tot.» Das Zwischenmenschliche basiert bekanntermassen auf Zugeständnissen. Ist das die grosse Erkenntnis, die es aus Haushofers Schrift zu ziehen gilt? Dass wir am Ende nur alleine mit uns selbst je richtig frei sind, ohne die Anwesenheit von anderen, auf die man Rücksicht nehmen müsste? Der Inhalt der Geschichte ist, ähnlich wie ein Riesenstück Erdbeersahnetorte, alles andere als leichte Kost. Sophie Rois jedoch macht aus der Dystopie eine Utopie. Mit ihrer Spiellust und der unbeschwerten Art, wie sie auf Bühne und Torte herumturnt und Bob-Dylan-Hits aus voller Brust schmettert, gelingt es ihr, uns weiszumachen, das Alleinsein sei die reinste Wonne. Sie preist die Stille der Natur an, als mache sie Werbung für Ferien in Tirol, sodass man sich beinahe wünscht, sich selber hinter die Wand teleportieren zu können. Dabei ist uns Haushofers Untergangsentwurf eventuell sogar näher, als uns lieb ist. Man stelle sich vor, eine Katastrophe, vielleicht ein neuartiges, sämtliche Mediziner und Forscher vor ein Rätsel stellendes Virus, rollt über die Erde hinweg, und nur, wer sich komplett von der Umwelt abkapselt, überlebt. Das eben genannte Szenario im Jahr 2019? Nichts weiter als ein unterhaltsames Stück Science-Fiction. Doch jetzt, im 2020, wirkt dasselbe eher wie eine unheimliche Prophezeiung. Dieser Tage ist es gespenstisch still im Deutschen Theater. Die Torte ist längst abgebaut, Sophie Rois fährt nicht mehr mit Vollgas und Karacho gegen die Bühnenwand. Das war zwar von Anfang an so geplant und ist keine Folge des Lockdowns – nebst der Premiere standen lediglich zwei weitere Daten auf dem Spielplan –, doch das Theater veranstaltet, Stand Ende Mai, zurzeit nur noch digitale Aufführungen ausgewählter Stücke. Statt live im Saal kann man das Schauspiel von zu Hause aus über den Computerbildschirm mitverfolgen, wo das Ensemble des Deutschen Theaters seine Kunst über einen Stream vorführt, geschützt durch wie auch gefangen hinter einer unsichtbaren Wand.

BIANCO

SOMMER 2020

Foto: imago images

6


MOUNTAIN DINING TÄGLICH BIS 23.00 UHR Information und Reservation unter Telefon +41 81 842 82 32 muottasmuragl.ch


Italienische Weinkultur

Mit allen von uns handverlesenen italienischen Weingütern arbeiten wir seit vielen Jahren vertrauensvoll zusammen. Dass die internationale Weinkritik unsere Meinung teilt und die feine Qualität der von uns vertretenen Weine ebenfalls schätzt, freut uns ungemein. Wir sind der festen Überzeugung, dass Auszeichnungen eine Folge von harter, kenntnisreicher Arbeit sind. Der Name CARATELLO steht für höchste Weinqualität. Wir verstehen uns als Vermittler der italienischen Weinkultur. Im kleinen Kreis von Kennerinnen und Geniessern wohl bekannt, sind unsere italienischen Weine auch in empfehlenswerten Restaurants und Hotels zu finden, die der Küche und dem Weinkeller grösste Aufmerksamkeit schenken. Piemonte

Veneto

Azelia

Buglioni

Le Macchiole

Domenico Clerico

Silvano Follador

Mastrojanni

Friuli

Aldo Conterno

Conterno Fantino

Venica & Venica

Poggio Antico

Toscana

Puglia

Castellare

Castel di Salve Sardegna

Monchiero Carbone

Fontodi

Santadi

Montevertine

Santadi

Lombardia

Ca’ del Bosco

Caratello Weine AG Zürcher Strasse 204E, CH-9014 St.Gallen T 071 244 88 55, F 071 244 63 80 info@caratello.ch, www.caratello.ch


EDITORIAL

Sounds of Silence Ein Song des amerikanischen Duos Paul Simon und Art Garfunkel. Einmal stand er sogar an der Spitze der US-Singlecharts. Die Klänge der Stille. 1964. Ist lange her. Die beiden Herren haben Jahrgang 1941. «Missing Sounds of New York» heisst eine kleine Sammlung von Soundtracks, welche die New York Public Library im Mai, in der Zeit des Lockdowns, veröffentlicht hat. Mit Geräuschen, die den Takt der Stadt ausmachen. Hupende Taxis, eine in die Station einfahrende, rumpelnde Subway. Die Rushhour auf romantisch. Der tägliche Lärm als Quelle des Trostes. Wenn es um die Stille geht, kommt der norwegische Abenteurer Erling Kagge besonders oft zu Wort. Er war nicht nur am Nordpol, am Südpol und auf dem Mount Everest, er schrieb mit «Stille. Ein Wegweiser» auch einen Weltbestseller. Einmal verbrachte er 50 Tage schweigend in der Antarktis. So lange nicht zu sprechen, sei zwar extrem, doch nach ein paar Tagen hätte er angefangen, es zu geniessen. So still wie in den Monaten des Corona-Lockdowns war die Erde noch nie. Kaum Flugzeuge am Himmel, die Strassen leer gefegt. Das durch menschliche Aktivitäten erzeugte Grundrauschen – Bohrungen, fahrende Züge, Strassenverkehr – sank um rund 50 Prozent. Das zeigen Daten von 268 seismologischen Mess­ stationen in 117 Ländern. Ausgewertet von einer Forschergruppe um den Geologen Thomas Lecocq vom Königlich Belgischen Observatorium in Brüssel. Beteiligt an der internationalen Studie war auch der Schweizerische Erdbebendienst der ETH Zürich. Vom Aussterben bedrohte Geräusche sammeln die Betreiber der Webseite «Conserve the Sound». Das Telefon mit Wählscheibe, mechanische Flipperkästen, das Propellerflugzeug aus den 1930er Jahren. 16000 Sound-Effekte hat die BBC aus ihrem Archiv ins Netz gestellt, darunter befinden sich sogar Staubsaugergeräusche, 17 verschiedene. Field Recording ist angesagt. Das Angebot reicht von der vorbeiziehenden Schafherde bis zur kräftig sprudelnden Gebirgsquelle. Beim Luxus der Stille geht es eher darum, ein bisschen die Welt zu vergessen, nichts zu tun oder nur eine Sache. In einem Buch zu lesen, in einem Magazin. Bis uns der Klang von Menschen fehlt.

WOLFRAM MEISTER HERAUSGEBER UND CHEFREDAKTOR

9


10

I N H A LT SOMMER 2020

14 APROPOS Sneakers und Uhren. 30-Sekunden-Zelt. Clutchbags in Buchform. Handgestrickte Halskrausen.

24 L E I C A U N D A L FA RO M E O Mit den beiden Marken ist ein Mann aus Salzburg eng verbunden: Andreas Kaufmann. Als Leica-Besitzer lebt er für den Kamerahersteller, als Sammler von Classic Cars liebt er Alfas 34 IM GOLDRAUSCH Dass Gold nicht mit Luxus gleichzusetzen ist, zeigt der Künstler Stefan Brüggemann 36 PA C H I F I C Rumantsch ist die schönste aller vier Landessprachen

42 FLOWERS TO ARTS Claudia Lischer und Annina Ruch sind gefragt, wenn es um florale Interpretationen von Kunstwerken geht

BIANCO

SOMMER 2020


Erleben Sie im 7132 Hotel alpine Gelassenheit.* * Finden Sie in der preisgekrönten 7132 Therme zum Ursprung Ihrer Sinne zurück. Unsere ausgezeichneten Interieurs, entworfen von den Stararchitekten Tadao Ando, Kengo Kuma, Thom Mayne und Peter Zumthor runden das Erlebnis für Sie perfekt ab. Besuchen Sie das unwiderstehlichste Luxushotel der Bündner Berge. 7132 Hotel 7132 Vals 7132.com


12

I N H A LT SOMMER 2020

48 BERGZIEGEN Welche ist die Schönste im ganzen Land? 56 KOCHBUCH Die Küche der Alpen aus kanadischer Sicht

60 NINA CAPREZ Sie geht die Wände hoch. Das ist ihre Berufung und ihr Beruf. Profikletterin Nina Caprez liebt es, in andere Rollen zu schlüpfen, sich zu verwandeln. Wie für die BIANCO-Modeaufnahmen

RUBRIKEN 9 Editorial 82 Kurz & Knapp 89 Impressum 91 Comic 98 Letzte Seite

78 H A R L E Y- D A V I S O N F A T B O Y 30 Jahre. Die Geschichte einer Ikone 94 ÜBER ALLE BERGE MIT… Kaspar Wolfensberger ist Arzt, Psychiater und Psychotherapeut. Er schreibt Kriminalromane, die alle im Wallis spielen. Im Goms

BIANCO

SOMMER 2020


DAS WESENTLICHE.

Leica Akademie – Exklusiv!

Foto-Workshop am Bernina Gran Turismo 2020. Zusammen mit dem bekannten Fotografen Dominic Nahr wird Ihnen die Leica Akademie Schweiz die Reportage- und Rennsportfotografie während drei Tagen näherbringen. Die Rennleitung gewährt uns Zugang zu exklusiven Spots in den spannendsten Abschnitten der Rennstrecke. Mehr Infos und Anmeldung unter www.leica-event.ch

Leica Camera AG I Hauptstrasse 104 I CH-2560 Nidau I SCHWEIZ | www.leica-camera.com


14

APROPOS DINGE, DIE DAS HERZ ERFREUEN

HOCHPROZENTIG BUNT Daniel Lund Savage, britischer Designer, hat es mit seiner vor vier Jahren gegründeten Firma Lund London vor allem mit den drei grossen B: Büro, Bad und Bar. Sein Beitrag zum «kleinen Schluck zwischendurch» ist ein runder Flachmann, der ein bisschen wie ein Parfum-Flakon aussieht und durchaus für Golferinnen gedacht ist. Zumindest in Samedan und seinem vor 127 Jahren gegründeten Engadine Golf Club. Das 2,5 Zentimeter schlanke Utensil fasst 145 Milliliter und besteht aus edlem Stahl. Die Farben: Mint und Pink, Dunkelgrau und Himmelblau, Weiss und Rosa. Dass Flachmänner als modische Accessoires

gelten, zeigten die beiden Luxusunternehmen Louis Vuitton (mit Monogramm-Prägung) und Hermès (im Lederetui um den Hals) bereits vor ein paar Jahren mit ihrer Kollektion. Falls es etwas weniger hochprozentig sein soll, treibt es Daniel Lund Savage noch ein bisschen bunter. Seine doppelwandigen «Flaschen», die Tee und Kaffee für 12 Stunden warm und Erfrischungsgetränke für 24 Stunden kühl halten, gibt es in zehn Farbkombinationen und in drei Grössen: klein (300 ml), grösser (500 ml, das Original) und sehr gross (750 ml). www.witracs.ch; www.lundlondon.com

BIANCO

SOMMER 2020


15

SMARTPHONE PLUS Die Idee ist grossartig, die Umsetzung äusserst gelungen, die nächste Auszeichnung garantiert. Aber mal ganz langsam: Das Smartphone, stets verfügbar und präsent, nimmt für uns die oft verlegte Lesebrille bei sich in der Hülle auf. Plötzlich sind die Gläser allzeit bereit. Wenn auf dem Handy-Bildschirm das nächste SMS oder Mail darauf wartet, gelesen zu werden. Wenn im Restaurant das Menü zu klein geschrieben ist und unscharf unleserlich wirkt. Wenn das Label im Kaschmirpullover kaum zu entziffern ist. Sandra Kaufmann, Industriedesignerin, und Monika Fink, Künstlerin, haben sich des kleinen lästigen Problems angenommen, vor allem haben sie es funktionell und attraktiv gelöst. Mit einer superleichten, zusammenklappbaren Brille, die in einer schlanken Hülle neben dem Smartphone problemlos Platz findet. Insider kennen Sandra Kaufmann und Monika Fink von ihrer Brillenkollektion Sol Sol Ito, die leicht an den filigranen Bügeln aus leichtestem Stahl zu erkennen ist. Auszeichnung nach Auszeichnung hat das Duo gewonnen, vom Swiss Design Award bis zum Red Dot Award. Und die nächs­te dürfte nicht lange auf sich warten lassen. www.readon-mobile.com www.solsolito.com

HANDGESTRICKTES GERANIUM Ein wirkliches Problem ist es nicht. Aber unangenehm trotzdem. Wenn der kurze Sommer in den Bergen plötzlich mit herbstlich-kühlen Winden überrascht. Der Halsgegend zuliebe bereits an einen Schal oder Rollkragenpullover gedacht wird. Was aber auch ein leichtes Schwitzen mit sich bringen könnte. Eine zauberhafte Lösung hat sich mit ihren bunt gestreiften Pseudo-Pullis die Stylistin Britta McCay von Balcon Preising ausgedacht. Handgestrickte Halskrausen aus einem feinen Wollmix, die blumige Namen tragen wie Dahlia, Fuchsia, Pethunia, Tulip oder Geranium. www.balconpreysing.com

GUTEN MORGEN! Wer möchte das? Frühmorgens bereits angestarrt werden. Das auch noch von seiner eigenen Tasse oder seinem Mug. Voll heissen Kaffees oder Tees. Geschaffen hat diese Objekte, die funktional, zugleich skurril und poetisch sind, die Keramik-Künstlerin Rami Kim. Früher hauchte sie Kopfskulpturen von Puppen in Stop-Motion-Animationsfilmen Leben ein. Eine inspirierende Arbeit, die entscheidend war, auf ihre Vorliebe, die Keramik, zu setzen, und verspielte Mugs zu schaffen. Mit Augen, Nasen und Mündern, mit winzigen dreidimensionalen Gesichtern. www.ramikimstudio.com


16

APROPOS DINGE, DIE DAS HERZ ERFREUEN

ZELTEN? Noch nie waren so viele Erstcamper unterwegs wie dieses Jahr. Nicht nur für sie gilt: Wichtigstes Werkzeug ist dabei – eine Fahrradpumpe. Wer im Aufbau eines Zeltes eher eine kontemplative Tätigkeit sieht, muss nicht weiterlesen. Alle anderen, die Camping vielleicht schätzen würden, wäre das mit Unterzelt, Gestänge und Überzelt komfortabler und weniger kompliziert, sollten beim Namen Heimplanet hellhörig werden. Eine japanische Firma, die ein leichtes, markttaugliches Zelt mit einfachem Set-up entwickelt hat. Es ist innerhalb von 30 Sekunden aufgebaut, hält Windstärke 9 aus und schützt selbst bei Minusgraden und Schnee vor Kälte. Das für alle Jahreszeiten gerüstete «Heimplanet»-Zelt mit seinem charakteristischen Design ist dank aufblasbarem Aussenskelett, das mit einer bis zum Boden reichenden Stoffhülle verbunden ist, sehr stabil. Die typische Form mit reichlich Platz trotz kleiner Grundfläche ist allen Zeltgrössen gemein, ob beim Erstling «Cave», bei «Wedge», «Fistral» oder «Mavericks» für extreme Bedingungen. www.heimplanet.com

2,9

EINE ZAHL & IHRE GESCHICHTE

Laut World Travel & Tourism Council (WTTC) arbeiten 330 Millionen Menschen weltweit in der Reise- und Tourismusbranche, die 10 Prozent zur globalen Wirtschaftsleistung beisteuert. Europa ist mit 50 Prozent des weltweiten Reiseverkehrs von der aktuellen Krise besonders betroffen – 9 Prozent des Bruttoinlandprodukts werden in der EU im Tourismus erwirtschaftet. Für die Schweiz ist dieser gesamtwirtschaftlich betrachtet als Einkommensquelle weniger wichtig (Anteil am BIP: 2,9 %). Gleichwohl spielt der Fremdenverkehr eine bedeutende Rolle, viele Berggebiete leben davon. Kein anderes Land in Europa ist abhängiger vom Tourismus als Georgien (30 % des BIP), gefolgt von Malta (27 %). Österreich und Spanien teilen sich Rang 9 (je 15 %). Auf Platz 10 liegt Italien (13 %).

GLATSCH WIE GLACE Bei Gelati hört der Spass unterwegs meistens auf. Nicht beim coolen Cooler von Coleman im robusten Retro-Look (54QT Steel-Belted™). Seelenruhig versorgt man da die Glace aus der Bündner Manufaktur Glatsch BALNOT in Surava. Weil das auch Tyler Malek, Head Ice Cream Maker in Portland (Oregon) macht, Autor eines aufregenden Ice-Cream-Buches («Salt & Straw», 240 Seiten). So legen wir nun neben gängigen Vollmilch- und Rahmglaces wie Vanille, Schokolade, Haselnuss oder Mocca auch mal ausgefallenere Sorten hinein, etwa Arvenholz, Popcorn, Ovo oder Heu. Wer statt Glatsch lieber ein kühles PizPalü-Bier trinkt, aus Pontresina, der höchstgelegenen Brauererei der Schweiz – geht natürlich auch. Im Coleman-Cooler aus hochwertigem Edelstahl finden 85 Dosen (0,33 l) Platz. Kühl bleibt das Bier für 120 Stunden. www.coleman.eu/de

BIANCO

SOMMER 2020


17

Fotos: Danzinelli Dario/ www.look-this-way.com

TASCHENBÜCHER? BÜCHERTASCHEN! Sorgfältige Handstickereien, verspielt bedruckte Innenfutter: Jedes Detail ist wohldurchdacht bei den Clutchbags in Buchform von Olympia Le-Tan. Einer Designerin, die von ihrer Grossmutter sticken gelernt und schon bei Chanel und Balmain gearbeitet hat. Mit ihren ausgefallenen, kleinen Handtaschen, die aussehen wie Romane, hat sich die in London geborene und in Paris aufgewachsene Modemacherin international einen Namen gemacht. Am Anfang waren es einfach die Lieblingsbücher von Olympia Le-Tan, an denen sie sich orientierte – die erste Book-Clutch war «Der Fänger im Roggen» von Jerome David Salinger. Auf die Idee, Bücher zu besticken, brachte sie die Bibliothek ihres Vaters, eines bekannten Illustrators. In einem Haus voller Bücher gross

geworden studierte Olympia Le-Tan später italienische Literatur. Fasziniert war sie als Kind schon von Büchern, die unscheinbar in Regalen stehen, innen aber hohl sind und als Geheimfach dienen. Bei den Motiven ihres Labels ging es lange um schöne Literatur, um das Cover von Klassikern – von «Moby Dick» bis «Macbeth». Inzwischen sind die Kollektionen von Olympia Le-Tan oft einem Thema gewidmet. Babar, Le Petit Prince oder The New Yorker, Musik-Alben, Film-Plakaten oder Kunstwerken. Die Auflage der Entwürfe ist jeweils auf 16 Exemplare limitiert. Auf Wunsch werden auch exklusive Einzelanfertigungen hergestellt. Wartezeit: drei Monate. www.olympialetan.com


18

APROPOS DINGE, DIE DAS HERZ ERFREUEN

VEJA V-10 WHITE PETALE BLACK Sneakers made in Brasil www.veja-store.com

NIKE AIR FORCE 1 Von den Strassen New Yorks zum alpinen Fashion-Star www.nike.com

RADO CAPTAIN COOK AUTOMATIC Design 1962 www.rado.com

P448, JOHN SCOTCH Silber-Metallic-Look, graues Wildleder www.p448.com/john-scotch

OCHS UND JUNIOR JAHRESKALENDER-UHR Weiss; Datums-, Monats- und Wochentagspunkt in Schwarz www.ochsundjunior.swiss

SINN MODELL 936 Chronograph mit 60er-Teilung bei der Stoppminute; Red Dot Product Design Award 2020 www.sinn.de

COOLES IMAGE, HIPPES DESIGN: SNEAKERS UND UHREN SORGEN FÜR SOMMERLICHE LAUNE. SETZEN ENTSCHEIDENDE AKZENTE IM ALLTÄGLICHEN LEBEN. ALS WICHTIGE ACCESSOIRES, VON DENEN MAN SICH NUR UNGERN TRENNT. WIE VON DEN ALLERBESTEN STÜCKEN. MAL STILVOLLES STATUSSYMBOL, MAL SMARTES GADGET, MAL MODISCHES STATEMENT. EIN BLICKFANG IN JEDEM FALL. BESONDERS ALS PÄRCHEN VEREINT.

TEAMWORK CARIUMA, IBI Aussenmaterial und Futter aus Bambus www.cariuma.com BÓLIDO HALO Position der Krone bei 12 Uhr www.bolido.rocks

BIANCO

SOMMER 2020


19

SATORISAN HEISEI Gaia White, recycelte Baumwolle, Nappa-Leder www.satorisan.com KLOKERS KLOK 08 Stunden, Minuten und Sekunden sind drehende Scheiben. Oben im Ziffernblatt auf einer vertikalen Linie die Uhrzeit www.klokers.com

FIAMME Leder, Wildleder. Italienisches Design aus Antwerpen www.fiammefootwear.com

SANTONI Sneaker aus elastischem, laminiertem, azurblauem Leder. www.santonishoes.com

PANERAI SUBMERSIBLE VERDE MILITARE Auf 500 Exemplare limitiert www.panerai.com

OMEGA SEAMASTER DIVER 300M 007 Edition. Daniel Craigs Uhr im 25. James-Bond-Film «NO TIME TO DIE» (Kinostart: November 2020) www.omegawatches.com

STEVE MADDEN Pitty White Leather, Plateausohle www.stevemadden. com UNIMATIC U1-SP Modello Uno, Nasa. 50 Jahre Mondlandung www.unimaticwatches.com

KOMRADS APL APFELGRÜN Veganes Leder, aus Apfelschalen und Harz

www.komrads.world SKAGEN AAREN Kulor-Modell in Neongrün www.skagen.com

EYTYS, MOTHER Canvas oder Wildleder www.eytys.com

NOMOS Tangente Sport in Blauschwarz www.nomos-glashuette.com


20

APROPOS DINGE, DIE DAS HERZ ERFREUEN

BURBERRY Arthur Sneakers, von Regen-Boots inspiriert www.burberry.com JUNGHANS Max Bill Chronoscope 027/4601.04 www.junghans.de

CONVERSE Chuck Taylor All Star Lift Clean Leather Low Top www.converse.com SOFIE D’HOORE Frida Sneaker www.sofiedhoore.be

IWC PORTUGIESER In neuer, ungewohnter Zifferblattfarbe www.iwc.com

ARI WATCH BY EVA LEUBE Deutsch-australische Woman-Power www.evaleube.com

SUPERGA Espadrille 2730 Cotropew White, 3-cm-Plateausohle www.superga.com MAILLON DE CARTIER Aussergewöhnliche Gehäuseform, Goldarmband www.cartier.ch

BIANCO

SOMMER 2020


21

GNL GLIDE’N LOCK SW1 Wave, Leder. Mit 220 Gramm ein Leichtgewicht www.gnlfootwear.com

PATEK PHILIPPE AQUANAUT 5968A Mit zwei Armbändern, Orange und Schwarz www.patek.com

ALPEN-SAFARI Zebras, Giraffen, Elefanten, Büffel, Antilopen: Noch nie war die Tierwelt der afrikanischen Savanne weiter entfernt als in diesen Wochen und Monaten. Ein Weekender für eine kleine Alpen-Safari darf es trotzdem sein, aus Alberto Favarettos diversen Kollektionen. Aussen feinstes Leder, innen smaragdgrünes Baumwolltuch, auf Wunsch personalisiert mit handgemalten Initialen. Je nach Farben des Reisegepäcks – Savanna-Collection, Jungle-Collection, Rainforest-Collection, Birds-Collection – ändert sich die Auswahl GUCCI TENNIS 1977 GG-Apfel-Print, Baumwoll-Canvas www.gucci.com

SWATCH Don’t stop me (GR183), GraffitiStoppschild auf Zifferblatt www.swatch.com

CHRÄLLELI

PRIMURY FRANK WHITE Sneakers made in Portugal www.primury.com

HESS TWO.1 Braunes Zifferblatt mit Indizes in Roségold www.hessuhren.ch

Was das bedeutet, weiss in der Schweiz jede Frau aus ihrer Meitli-Zeit – sie haben es im Chindsgi gelernt und zu Hause gemacht: Perlen resp. Chrälleli zu farbenfrohen Kettchen aufgezogen. Zum verspielten Schmuckstück fürs Handgelenk oder um den Hals. Selbstgebastelt. Für hochwertige Kollektionen von Armbändern und Ketten steht seit vier Generationen das italienische Schmucklabel Carolina Bucci, dessen Erfolgsgeschichte 1885 in einer kleinen Werkstatt in Florenz ihren Anfang nahm. Beim Perlenset FORTE Beads mit Armband und Halskette gibt es 84 Hartsteinperlen in satten Farben zum SelberAufziehen, dazu zwei 18-Karat-Goldperlen. Es sind am Schluss die wild zusammengewürfelten Farben, die das individuell angefertigte Kettchen besonders machen.

www.carolinabucci.com

der Tiere. Bei Spezial-Editionen finden sich ausschliesslich Leoparden (rotes Leder) oder Zebras (schwarzes Leder). Mit dazu passenden Accessoire, vom Gurt bis zur Handyhülle. Wilde Tiere sind auch das Motiv auf Pullovern, Badehosen und Bikinis. Wem das alles ein bisschen zu wild ist: die kobaltblaue «Linea Alpina» mit Bergmotiven aus Frankreich, Italien und der Schweiz wäre eine Alternative: Die Zermatt-, Chamonix- und Cortina-Sweaters sind aus reiner Merino-Wolle. www.verytroubledchild.com


22

APROPOS DINGE, DIE DAS HERZ ERFREUEN FARBE DES JAHRES

BLAU IST SELTEN. BLAU IST BESONDERS BLAU. Wie die Schönheit in die Welt kommt Kai Kupferschmidt, Hoffmann und Campe Verlag

FÜR DIE SONNIGEN TAGE DES LEBENS Auf der Suche nach dem richtigen Badehosen-Label landen Männer schnell bei der 1971 von Fred Prysquel in Saint-Tropez gegründeten Marke Vilebrequin. Es gibt aber auch andere Hersteller, die tolle Sachen machen. Mit guten Schnitten, schnell trocknenden Stoffen und hoher Bequemlichkeit. Drei gute Beispiele sind Andrew & Cole (Zürich), Fedeli (Monza) sowie Beach Club Apparel (Monte Carlo). Die Kollektionen des Trios bieten viel Gestreiftes für die sonnigen Tage des Lebens. Und Tierchen: Eidechsen, Krabben oder Möwen. www.andrew-cole.com www.beachclubapparel.com www.fedelicashmere.com

Blau ist die beliebteste Farbe bei Frauen und Männern. Über alle Landesgrenzen hinweg. Vom Weltraum aus gesehen, erscheint die Erdkugel in kräftigem Blau. Da sie zu drei Vierteln mit Wasser bedeckt ist, leben wir auf dem Blauen Planeten. Zahlreichen Künstlern war die Farbe Blau Inspiration: Pablo Picasso, Henri Matisse, Yves Klein. Das amerikanische Pantone Color Institute erklärte «Classic Blue» zur «Farbe des Jahres 2020», die laut Pantone-Geschäftsführerin Leatrice Eiseman für Verlässlichkeit und Zuversicht stehe, aber ebenso Lebensfreude und Optimismus vermittle. Thema dieses witzigen, kurzweiligen Buchs von 230 Seiten ist die Erkundung der Farbe Blau. Geschrieben von einem Wissenschaftsjournalisten, der fasziniert von der Farbe Blau originelle Bereiche streift (Blaue Säure, Lebende Opale, Blaue Gene) und überraschende Fragen stellt. Warum gibt es so wenige blaue Blumen? Warum kannte der Dichter Homer kein Wort für die Farbe Blau? Weshalb ist das Blaulicht der Polizei blau? Und nicht rot? Was viel auffälliger wäre. SEILBAHNEN

AUF GIPFEL IN DER GANZEN WELT WILLY GARAVENTA. Biographie des Schweizer Seilbahnpioniers Rebekka Haefeli, Verlag HIER UND JETZT Eine anschauliche, aussergewöhnliche Biographie und ein spannendes Stück Schweizer Wirtschaftsgeschichte: Willy Garaventa und seine Familie machen aus einer kleinen Firma für Holztransport und Transportseilbahnen ein führendes Seilbahnunternehmen, das nach einer Fusion zur Nummer 1 der Welt aufsteigt. KUNST UND KOMMUNIKATION

JODELN? UND AUCH NOCH DARÜBER LESEN? JODELMANIA. Christoph Wagner, Verlag Antje Kunstmann

ZUM TENNIS AN DEN STRAND Gabriel Nazoa, ein in Paris lebender junger Designer aus Venezuela, hat für die neue Strandtücher-Kollektion von ZigZag Zurich (where artists meet textiles) eine von den Linien auf Tennisplätzen inspirierte Arbeit geschaffen. Die hunderprozentig Jacquard-gewobenen Tücher aus superweicher Baumwolle sind in verschiedenen kräftigen Farben erhältich. Auch mit den typischen Linien anderer Sportarten, etwa Fussball.

Wer meint, dass es das Jodeln nur in den Alpen gibt, täuscht sich. Man findet es auch im Regenwald von Kamerun und im Kongo, auf dem Balkan oder in Georgien. Fast überall entsprang das Jodeln der gleichen Funktion: Da es lauter tönt als ein normaler Ruf, wurde es ursprünglich zur Kommunikation über grössere Entfernungen in unübersichtlichem Gelände benutzt. Die «lesenswerte Kulturgeschichte des Jodelns» (FAZ) des Musikjournalisten und Musikhistorikers Christoph Wagner ist keine trockene Angelegenheit. Sie erzählt vom ersten «Swiss National Festival» 1872 in New York wie von Hubert von Goisern, der «das Jodeln in Kombination mit Rocksounds aus den Klauen von Schunkelzwang und Alpenkitsch-Idylle befreite». «Jodelmania» greift auf 320 Seiten auf reiches Bildmaterial aus Wagners eigener Sammlung, dem «World Music Picture Archive».

www.zigzagzurich.com

BIANCO

SOMMER 2020


Carolina Kostner, Weltmeisterin, Vizeweltmeisterin, Olympiadritte, Grand Prix-Siegerin und fünfmalige Europameisterin.

Welcome to

ParadIce HIER WA RTET EIN TRAUMH AFTER W I N T E R

A U F

D I C H :

Luis Trenker Shop Zürich Pelikanstraße 5 und auf luistrenker.com


24

ANDREAS KAUFMANN L E I C A U N D A L FA R O M E O

Im roten Bereich Mit den beiden legendären Marken Leica und Alfa Romeo ist ein Mann aus Salzburg eng verbunden: Andreas Kaufmann. Als Leica-Besitzer lebt er für den Kamerahersteller, als Sammler von Classic Cars liebt er Alfas. In den Bergen fährt er sie beim Bernina Gran Turismo. Text: Wolfram Mei st er

Fo t o graf i e: G ian M arco C a s t e l b e rg u nd Jea n- Ja c q u e s Ru c ht i

BIANCO

SOMMER 2020


25

Ein Leben für den roten Punkt: Leica-Eigentümer Andreas Kaufmann. Bereits in jungen Jahren fährt er Rot, Alfasud. 2001 erwirbt er mit dem roten 1964er Alfa Romeo 2600 Touring Spider seinen ersten Classic Car.


26

ANDREAS KAUFMANN L E I C A U N D A L FA R O M E O

A

lfa Romeo ist eine legendäre italienische Marke. 1910 in Mailand gegründet, erringt die Autofirma rasend schnell Erfolge im Motorsport. Enzo Ferrari heisst der Rennleiter. 1950 und 1951 werden die ersten Weltmeistertitel in der Formel 1 gefeiert. Der Name Alfa Romeo ist auf die Anonima Lombarda Fabbrica Automobili (Alfa) zurückzuführen, welche bald einmal von Nicola Romeo übernommen wurde. Leica ist eine ebenso legendäre deutsche Marke. Dank der weltweit ersten Kleinbildkamera. Erfunden von Oskar Barnack im Jahr 1914, einem Ingenieur der Wetzlarer Ernst-Leitz-Werke. In Serie gegangen 1925. Leica steht für grossartige Reportagen von Grossmeistern der Fotografie. Für einzigartige, unvergessliche Augenblicke, die sich in unser Gedächtnis eingeprägt haben. Das Grauen des Krieges mit dem nackten vietnamesischen Mädchen, das vor einem Napalm-Angriff flieht (Fotograf: Nick Ut, 1972). Der Tod eines Soldaten im Spanischen Bürgerkrieg (Robert Capa, 1936). Der spontan eine Krankenschwes­ ter küssende Matrose auf dem Times Square zur Feier der japanischen Kapitulation im Zweiten Weltkrieg (Alfred Eisenstaedt, 1945). Das Porträt des Revolutionärs Che Guevara während einer Trauerfeier in Havanna (Alberto Korda, 1960). Ikone, Mythos, Kult. Beide Marken, Alfa Romeo wie Leica, haben eine grosse Geschichte und sind schon mehrmals totgesagt worden. Doch Totgesagte leben länger. Nicht nur im Film. Bei Leica gilt Andreas Kaufmann, 1953 in Mannheim Limitierte Leica-Editionen geboren, als Retter der Marke mit dem roten Punkt. Der Wahl-Salzburger und leidenschaftliche Hobbyfotograf hat sie mit seinem Einstieg und einer Beteiligung erst wiederbelebt. Die Mehrheit an Leica hält er inzwischen seit vielen Jahren, und seit 2010 schreibt der Kamerahersteller wieder schwarze Zahlen. Noch länger als vom «Leica-Virus» ist Andreas Kaufmann vom «Alfa-Virus» infiziert. In jungen Jahren fährt er bereits Rot, erst Alfasud, dann den 33er, schliesslich den 156er. Seinen ersten Classic Car, den Alfa Romeo 2600 Touring Spider ( Jahrgang 1964, mit Hardtop, ebenfalls rot), erwirbt er 2001. Vom einstigen Alfa-Flaggschiff sind zwischen 1962 und 1965 exakt 2255 Exemplare produziert worden. Kaufmanns Spider stammt aus einer Garage in Monza, hatte fünf Vorbesitzer, darunter einen der Brambilla-Brüder. Auf der Visitenkarte von Dr. Andreas Kaufmann steht ACM (Austrian Capital Management GmbH), Geschäftsführender Gesellschafter, Managing Partner. Sitz der Firma ist ein attraktives Gebäude in Salzburg. Die Brille auf die Stirn geschoben, wirkt Andreas Kaufmann ausgesprochen gelassen. Er sitzt an einem reichlich befrachteten Schreibtisch in seinem Büro – blaugestreiftes Hemd, passende Fliege, Jeans, am kleinen Finger ein Siegelring. Allerhand ist an die Wände gepinnt, viele Erinnerungen, unübersehbar das weltbekannte Foto von «Guerrillero heroico» Che Guevara. Vor dem Gebäude parkiert eine stattliche Anzahl Autos, auch Kaufmanns roter Alfa Romeo Stelvio, nicht der leistungsstärkste von allen, zu viel ist er auf Autobahnen unterwegs, aber mit reichlich PS. «Er lenkt sich wie ein Sportwagen.» In der grossen Einstellgarage im Untergeschoss befinden sich Einen hohen Coolness-Faktor haben die limitierten Kameraetliche Classic Cars aus der Sammlung Andreas Kaufmanns, Editionen von Leica. Wie die Leica M Monochrom 246 «Drifter» seine Vorliebe für Trouvaillen der Marke Alfa Romeo ist unmit «Synthetic Python»-Look von Lenny Kravitz. Die Leica M übersehbar. Dazu gehört auch ein Unikat aus den 1930er (Typ 262) in rot eloxierter Ausführung. Die Aluminum-ummanJahren, der Alfa Romeo 6C 1750 GTC Freestone & Webb mit telte Leica M10 Zagato. Oder die Leica CL by Paul Smith.

BIANCO

SOMMER 2020


27

Zwei Alfa-Tiere mit klassischer Alfa-Schnauze: der 1954 gebaute Alfa Romeo 1900 C Super Sprint (oben) und der Alfa Romeo Giulia TI Super aus dem Jahr 1964. Der Autotester der Zeitschrift «hobby» (1953 bis 1991) schrieb seinerzeit über das «rasante Mädchen»: «Das ist keine Giulia mehr, das ist eine richtige Rakete!»


ANDREAS KAUFMANN L E I C A U N D A L FA R O M E O

besonders auffälliger Kühlerfigur, einem Wasserflugzeug. Captain E. G. Attenborough hatte das Chassis des 6C 1750 von Alfa Romeo 1932 an der Londoner Motor Show ab Stand gekauft und mit dem Karosserie-Aufbau die britische Firma Freestone & Webb betraut. Den wunderschönen offenen Zweisitzer fuhr Captain E. G. Attenborough bis in die 1950er Jahre. Später ging der Wagen in die USA und kam erst 1995 nach Europa zurück. Der Oldtimer im Besitz von Andreas Kaufmann ist ein Stück Automobilgeschichte, ein Fahrzeug, das gern gefahren wird, beispielsweise an der Südsteiermark Leica-Liebhaberinnen Classic. Andreas Kaufmanns Autoprägung wurde in der Familie ausgelöst. Sein Onkel hatte zur Matura von seinem Vater einen Hispano Suiza mit Chauffeur geschenkt bekommen, eine heute vergessene Automarke, entstanden mit spanischem Kapital und Schweizer Technik, ein Automobil, das später als Gebrauchtwagen verhökert worden ist. Sein Vater, der Manager beim Naturkosmetikhersteller Weleda war, fuhr ebenfalls tolle Fahrzeuge, vornehmlich BMW. Einen sportlichen 503er, dann den wegen seines Rubens-Designs Barockengel genannten V8. Porsche waren damals eher etwas für Angeber. Der Geruch von Leder machte Andreas Kaufmann in jungen Jahren Eindruck, wobei ihm das je nach Marke besser oder noch besser gefiel. Vor allem bei Bentley und Rolls. Andreas Kaufmann selber beginnt mit der Golf-Klasse von VW. Den allerers­ ten zerlegt er ziemlich rasch, später, bei seinem Triumph Spitfire, fliegt die Zylinderkopfdichtung raus. Besonders stolz ist er auf seinen Mini mit Bertone-Carosserie, den Innocenti De Tomaso. Danach beginnt seine Geschichte mit den Alfas. Aufgewachsen ist Andreas Kaufmann in Schwäbisch Gmünd. Mit seinen Die französische Filmschauspielerin Brigitte Bardot. In den 1960er Jahren eine beiden Brüdern zur Bescheidenheit erzogen, lernt er früh mit Geld umzugehen. der meist fotografierten Frauen der Welt. Fünf Mark Taschengeld bekommt er pro Woche, mehr gibts nicht. Seine Tante vererbt ihm und seinen Brüdern 1998 ein Vermögen, über dessen genaue Höhe es nur Spekulationen gibt. «Sie vermachte ihnen das Frantschach-Papierwerk in Kärnten», schrieb die «Zeit», «der Verkauf soll 1,5 Milliarden Euro eingebracht haben.» Über die Erbschaft sagt Andreas Kaufmann, seine Tante habe diese ihm und seinen Brüdern «anvertraut». Sie seien auf diese Aufgabe vorbereitet worden. Mit dem Geld gründen die Brüder die Salzburger Firma ACM. In seiner Jugend ist Andreas Kaufmann links. Wie alle Anfang der 1970er Jahre will er vor allem eins, die Welt verändern. Er trägt lange Haare, studiert Politologie, Wirtschaft und Literaturwissenschaft. Ist Mitbegründer der deutschen Grünen, tritt 1981 aber wieder aus der Partei aus. Schliesslich wird er Gymnasiallehrer, unterrichtet zwischen 1983 und 1998 an einer Rudolf-Steiner-Schule Deutsch, Geschichte und Kunstgeschichte. 2002 zieht er nach Salzburg, 2003 gibt es den ersten Kontakt zu Leica, Die britische Königin Elisabeth II. Auf einer 2004 steigt er bei Leica ein. Ein Langzeitprojekt. 17-Pence-Briefmarke ist die Leica-Kundin Leica beschäftigt heute 1800 Mitarbeiter. Das Unternehmen betreibt mit einer Leica abgebildet. weltweit 80 Leica-Geschäfte, 60 eigene, 20 mit Partnern. Von Kyoto (einem der schönsten Stores) bis Porto (Boutique in einem Jugendstilhaus). Zusätzlich gibt es noch 180 «Shop in Shops», etwa im Harrods in London. In 30 Leica-Galerien werden Ausstellungen ausgerichtet und die Werke von Leica-Fotografen gezeigt. Art-Direktorin ist Karin Rehn-Kaufmann, die Frau von Andreas Kaufmann. Kaufmann ist mehr als Leica-Mehrheitseigentümer und aktiver Vorsitzender des Aufsichtsrates. Er ist der wichtigste Botschafter für Leica. Immer hängt eine seiner Kameras mit dem roten Leica-Punkt um seine Schulter. Und selbstverständlich ist Andreas Kaufmann ein besonders aktiver Instagram-Nutzer. Mit spezieller Adresse: heavyleicauser. Mit witzigen Erläuterungen: Not a fashion blogger ... Oh, I forgot, I’m not an influencer, oh, still forgot, not a public figure, I just love photography ... oh, still forgot, not a millennial. Eine schmale Treppe führt am Sitz in Salzburg zum grossen Konferenzraum, zu einer ganz besonderen Galerie von gut 100 Bildern. Andreas Kaufmann

BIANCO

SOMMER 2020

Foto: Tim Graham / Getty Images

28


29

Foto: Anoush Abrar für Muzeum Susch/Art Stations Foundation CH

Sammler von Classic Cars und Rennteilnehmer am Bernina Gran Turismo: Andreas Kaufmann, Leica-Besitzer und Alfa-Sammler, zusammen mit Kurt Engelhorn, dem Erfinder des Bernina Gran Turismo. Den grünen Alfa Romeo 2600 Sprint Zagato (1966) überlässt Andreas Kaufmann für das BGT-Rennen Klaus Hauer. Den weissen Alfa Romeo Giulia TI Super (1964), einen Sportwagen im Limousinenanzug, lenkt Andreas Kaufmann selber (oben).


30

ANDREAS KAUFMANN L E I C A U N D A L FA R O M E O

BIANCO 

SOMMER 2020


31

Der Bernina Gran Turismo: Gestartet wird in La Rösa, das Ziel befindet sich auf der BerninaPasshöhe beim Ospizio, dazwischen liegen 5,6 Kilometer Rennstrecke mit engen und lang­ gezogenen Kurven. Mit Nummer 33 der Alfa Romeo Giulietta Sprint Zagato Coda Tronca (1962) und mit Nummer 61 der Alfa Romeo 1900 C Super Sprint (1954). Beide Coupés gehören zur Sammlung von Andreas Kaufmann.


32

ANDREAS KAUFMANN L E I C A U N D A L FA R O M E O

sammelt Fotos von Leuten, die eine Leica in der Hand haben. Ein wunderschönes zeigt Brigitte Bardot mit einer Leica MP und dem Leicavit, dem Schnellaufzug. Das Bild wurde in der Nähe von Saint-Tropez aufgenommen. «Ihr Gesicht ist zum Teil von der Kamera verdeckt, im Hintergrund sieht man ihren weissen Rolls-Royce. Ein unglaubliches Bild.» Queen Elizabeth hat sich auf einer 17-Pence-Briefmarke mit einer Leica abbilden lassen. Weil darauf ihr Tragriemen falsch in die Öse eingehängt ist, bekommt sie von Leica einen Brief. Die Antwort des Hofmeisters lässt nicht lange auf sich warten. Die englische Königin ist eine der prominentesten Kundinnen von Leica. Die Begeisterung für die Marke teilen viele Stars, von Mick Jagger bis Brad Pitt. Zu den Leica-Jüngern gehört auch Brooklyn Beckham, der älteste Sohn von David und Victoria Beckham. Er hat sich eine Leica auf den Oberarm tätowieren lassen. Die legendäre Kamera gilt auch bei Jüngeren als coole Marke. Einen hohen Coolness-Faktor haben die vielen limitierten Kamera-Editionen von Leica: die rot-weiss-blaue Leica X Moncler (1500 Exemplare), die farbenfrohe Leica CL by Paul Smith (900), die Aluminum-ummantelte Leica M10 Zagato (250) oder die Leica M Monochrom 246 «Drifter» mit «Synthetic Python»-Look von Lenny Kravitz (125). Eine feine, kleine Zusammenarbeit bei Accessoires gibt es zwischen Leica und dem Berliner Brillenhersteller Mykita. Wer ein Smartphone von Huawei P30 benutzt, weiss, dass es von Leica mit einem Triple-Kamerasystem ausgerüstet worden ist, einer 40-MP-Super-Sensing-Kamera, einem 16-MP-Ultra-Weitwinkelobjektiv und einem 8-MP-Teleobjektiv. Steht bei Andreas Kaufmann der Bernina Gran Turismo an, dreht sich alles um seine Liebe zum Altmetall. Die Liebe zum Fahren am Berg und welche Alfas am besten auf der Passstrasse liegen. Aus seinem Fundus wählt er drei Coupés: den Alfa Romeo 1900 C Super Sprint (1954), den Alfa Romeo Giulietta Sprint Zagato Coda Tronca (1962) und den Alfa Romeo 2600 Sprint Zagato (1966). Alle haben sie sommerliche, italienische Farben. Den weissen Alfa Romeo Giulia ENGLISH SUMMARY TI Super, einen Sportwagen im Limousinenanzug, fährt Andreas Kaufmann selber. Schon als junger Leser der Zeitschrift «hobby» konnte er sich für den Porsche-Schreck aus dem Jahr 1964 begeistern, von dem lediglich 501 Stück gebaut A ND R E AS K AU F M A N N worden sind. Der Tester der Zeitschrift «hobby» schrieb daAndreas Kaufmann, born in Mannheim in 1953 mals über das «rasante Mädchen»: «Das ist keine Giulia mehr, and now residing in Salzburg, is widely known as das ist eine richtige Rakete!» Mit sportlichem Dreispeichenthe savior of Leica, the camera brand with the Lenkrad, einem Sportmotor mit brillantem Anzugsvermögen, red dot. He has been the majority shareholder fabelhafter, zielgenauer Kurvenführung, absolut spursicher of Leica for almost two decades, and the credit bei stärksten Bremsungen, ein Super-Sportwagen. «Die Konfor the company’s recent profitability belongs kurrenten der Giulia TI Super werden es schwer haben, mit mainly to him. But Leica is not Kaufmann’s only dem Donnerbolzen mitzuhalten.» passion that is connected to the colour red. Just Für den Bernina Gran Turismo bekommt Leica-Besitas much as he loves his cameras, he loves his zer Kaufmann die Nummer 37 aufgeklebt. Der BGT 2020 cars – his Alfa Romeos, to be precise. For this mit Start in La Rösa und Ziel auf der Bernina-Passhöhe wird year’s Bernina Gran Turismo (September 17–20) zwischen dem 17. und 20. September stattfinden. he’s chosen to drive his 1964 Alfa Romeo Giulia Ob Andreas Kaufmann persönlich daran teilnehmen TI Super. «My competitors will have a hard time kann? Im September sollten am EU-China-Gipfel in Leipzig keeping up with this thunderbolt.» You’d better ECCIA-Interessen ein Thema sein. Und Andreas Kaufmann watch out for Kaufmann and his roaring lady; ist seit Januar Chef der Luxusallianz ECCIA (European Culthey’ll be sporting the number 37. tural and Creative Industries Alliance), des europäischen Zusammenschlusses der Luxusindustrie mit gut 600 Highend-Marken und 2,1 Millionen Beschäftigten aus zwölf europäischen Ländern. Aufgrund der Corona-Pandemie ist der EU-China-Gipfel allerdings abgesagt worden.

BIANCO

SOMMER 2020


SPORT UND MODE – TR ADITION UND QUALITÄT

GIOVANOLI SPORT & MODA • SILS • W W W.GIOVANOLI-SILS .CH


34

G O L D PA I N T I N G S S T E FA N B R Ü G G E M A N N

Im Goldrausch

DASS GOLD NICHT MIT

LUXUS GLEICHZUSETZEN IST, ZEIGT DER KÜNSTLER STEFAN BRÜGGEMANN IN DER GALERIE HAUSER & WIRTH IN ST. MORITZ AUF EINDRÜCKLICHE WEISE. OBWOHL AUCH DIESES GOLD SEINEN PREIS HAT.

Tex t : Su san n e vo n Me i ss

Gold Paintings bei Hauser & Wirth in St. Moritz. Zwischen den Etagen, dem ersten und zweiten Stockwerk der Galerie, eine verbindende Gold Installation von Stefan Brüggemann. BIANCO

SOMMER 2020


© Stefan Brüggemann, Courtesy the artist and Hauser & Wirth Foto: Jon Etter

Z

uerst mache ich die Kunst, und dann muss ich sie auch noch erklären», meint der Mann im schwarzen Freizeitlook mit leiser Stimme, streicht sich mit einer Hand über seinen buschigen braunen Bart, verdreht die dunklen Knopfaugen und lächelt leicht amüsiert in die kleine Runde. Wenn der mexikanische Künstler Stefan Brüggemann vor einem seiner Werke in der Galerie Hauser & Wirth in St. Moritz zum Stillstand kommt, dann passiert sehr viel in diesem Raum: Dann überschattet eine grosse, schwarze amorphe Fläche ein noch viel grösseres glänzendes Rechteck – eine gänzlich mit Blattgold bedeckte leuchtende Leinwand. Und wenn sich der schwarze Schatten schliesslich weiterbewegt, dann entdeckt der Betrachter auf der grossen Leinwand winzig kleine Satzteile, findet ein Wort oder gar nur eine einzelne schwarze Silbe, die halb verborgen aus dem flachen, aufgerissenen GoldfolienBerg hervorlugt. «Ich mag die Arbeit mit diesen dünnen Goldblättern», fährt der charismatische Künstler in seinem sympathischen spanisch gefärbten Englisch fort, «denn sie legen den Untergrund frei, bevor man sie appliziert, ganz im Gegensatz zu Gips zum Beispiel, der einfach alles zu- und abdeckt. Blattgold bedeckt nicht, Blattgold setzt frei. Es offenbart, es enthüllt. Und derzeit enthüllt es unsere sehr fragile Welt, es reflektiert sie. Gold repräsentiert Kraft und Stärke, aber offenbart gleichzeitig auch die unsicheren ökonomischen Zeiten, in denen wir leben. Gold ist faszinierend. Es reflektiert und lässt dich reflektieren.» Stefan Brüggemann spricht sich in Fahrt, die aufmerksame Zuhörerschaft animiert ihn zu mehr. Und so geht’s schnell weiter zum nächsten Werk, das ebenfalls golden von der weissen Galeriewand herableuchtet. Dieses kleinere Bild trägt den Titel «inside». In der Leinwandmitte hebt sich hier ein feines Kreuz geformt aus unzähligen kleinen Bostitch-Klammern aus dem Goldmeer heraus. «Ja, das macht so richtig Krach, wenn man in die Leinwand hinein bostitcht, das ist ein Kraftakt, der zerstört, der transformiert – das ist Disruption pur.» Brüggemann strahlt beim Sprechen, seine Leidenschaft ist ihm ins Gesicht geschrieben: «Ich möchte schliesslich aufrütteln und zum Denken anregen», meint er nun ganz bestimmt, «meine Arbeiten sollen der Generator für Zweifel sein; denn wer zweifeln kann, ist auch fä-

hig, ich völlig frei zu entscheiden.» Sagt’s und schaut fragend in die Runde. Habt ihr verstanden? Wie man seine Umgebung so richtig heftig aufwühlen und animieren kann, hat der deutschstämmige Künstler erst kürzlich, Ende Mai, auf noch spektakulärere Weise demonstriert. Als er nämlich mitten in der Corona-Quarantäne im englischen Küstenort Folkestone eine 3-stöckige Hauswand – und zwar die der Notfor-Profit Organisation HOP Projects, die Ausstellungen und Künstler unterstützt – zur Grossleinwand umfunktionierte, die ganze Fassade in Goldfarbe tauchte und schliesslich mit schwarzer Farbe ein riesengrosses OK auf den goldenen Untergrund sprayte. «Zwei Buchstaben, die alles bedeuten können – einen Protest, eine Frage, eine Herausforderung, Hoffnung, Akzeptanz oder Resignation – es kommt einfach auf den Inhalt an, den man sich dazu denkt», erläutert der Künstler und schweigt daraufhin bedeutungsvoll. Die handlichere Version der «OK»-Arbeit ist übrigens «nur» 2 x 1,5 Meter gross und darf an die Wand gehängt werden. Stefan Brüggemann ist 1975 in Mexico City geboren («leider hat mir mein deutscher Vater seine Muttersprache nicht beigebracht»), wo er teilweise auch heute noch lebt und arbeitet. Daneben ist er in London zu hause. In der englischen Hauptstadt hat er auch die Quarantänezeit verbracht, die für ihn, wie er betont, «sehr, sehr kreativ» war. In dieser «gleichzeitig aufregenden, traurigen, aber auch inspirierenden Zeit» hat er die brandneue Serie seiner Gold Paintings mit dem Titel UNTITLED ACTION kreiert, die bis Mitte August in St. Moritz bei Hauser & Wirth zu sehen ist. Brüggemann ist kein Maler, auch kein Skulpteur, kein Filmer und auch kein Poet. Er ist alles zugleich. Er verbindet und vermischt all diese kreativen Bereiche in seinen konzeptuellen Installationen. Und diese wiederum sind meist auf Texten aufgebaut – wie auch bei den Gold Paintings. Brüggemann wählte hierzu Texte und Begriffe aus der digitalen Welt, die er zu einem Gedicht verdichtet hat, das er «Hyper-Poem Lockdown» nennt, da es während dieser Zeit entstanden ist. «Es geht dabei um das schnelle Konsumieren

von Text, um die neue Art, sich auszudrücken, um das pausenlose Scrollen, das Liken, das Deleten, das Followen, um diese eigene Sprache und um das superschnelle, oft nicht reflektierte Vernetzen von Menschen und Ideen.» Dieses Hyper-Poem ist nun die Basis geworden für seine aktuellen Werke, für seine neueste «Aktivität» – wie er das Auftragen von Goldblättchen, das er in einem Video demonstriert, liebevoll nennt. Dass Gold als Material und Farbe viele zeitgenössische Künstler von Jannis Kounellis über Danh Vo bis Rudolf Stingel inspirieren konnte, ist für Stefan Brüggemann offensichtlich. Aber es seien auch weder der Goldmeister Yves Klein noch die amerikanische Künstlerin Sherrie Levine gewesen, die ihn wirklich aufgerüttelt hätten, betont er, nein, es seien vielmehr die Goldarbeiten des deutsch-mexikanischen Künstlers und Kunsthistorikers Mathias Goeritz aus den 50iger-Jahren gewesen, die die Kunstregeln gesprengt hätten. «Goeritz hat mit seinen goldenen Werken als Erster wirklich etwas bewegt», hakt er nach, «und er hat mich auch am tiefsten beeindruckt.» Und wie schaut denn die Zukunft gemäss Stefan Brüggemann aus? Wird sie eine goldene sein? «Ich bin immer voller Hoffnung», antwortet er wie aus der Pistole geschossen, «ich bin eine offene Person, ein sehr, sehr positiver Mensch, der derzeit sehr dankbar ist.» Dankbar dafür, dass er seine Arbeiten im Engadin zeigen dürfe, dafür, dass sie in diesem einzigartigen Licht noch stärker leuchten würden, und dankbar dafür, dass er mit seiner Partnerin ein paar Tage «in dieser grossartigen Alpenwelt» verbringen durfte. Er spricht von Kontemplation, von Demut und auch von einer ganz grossen Herausforderung: «Kein Kunstschaffender, nicht einmal Leonardo da Vinci oder Pablo Picasso, geschweige denn ich selbst, hat eine Chance gegen das, was es hier draussen vor den Fenstern zu bestaunen gibt – dieses unendliche Wunder der Natur.»

www.stefanbruggemann.com Hauser & Wirth, Via Serlas 22, 7500 St. Moritz www.hauserwirth.com

ENGLISH SUMMARY

GOLD PA INT INGS Stefan Brüggemann was born in Mexico City in 1975 («unfortunately my German father didn’t teach me his mother tongue»), and shares his time between his hometown and London. He spent the pandemic lockdown in the English capital, and emphasizes that it was a «very, very creative» period for him. In this «simultaneously exciting, sad and inspiring time», he has created a brand new series of his gold paintings called UNTITLED ACTION, which are on exhibition at the Hauser & Wirth gallery in St. Moritz until mid-August. «I like working with these thin gold leaves, because they uncover the surface before you apply them, unlike plaster, for example, which simply covers everything up. Gold foil does not cover, it releases. It unveils, it reveals. And currently it reveals our very fragile world, it reflects it. Gold represents power and strength, but it also reveals the uncertain economic times in which we’re living right now. Gold is fascinating. It both reflects and lets you reflect.»

35


36

LIEBLINGSWÖRTER RUMANTSCH

_ pachific _ W _ naiv _ piz _ ueila! _ insü [ GEMÜTLICH ]

[ SCHNEE ]

[ BERGSPITZE ]

[ HOI! ]

er im Engadin ein paar Mal das wundervolle Wort «pachific» gehört hat, mit ausgesprochen langem i, wird keinen «dicziunari puter» brauchen, um die Bedeutung zu verstehen. Den erfrischenden Sinn atmet man quasi mit der Bergluft ein. Es verrät ganz ohne Geheimnistuerei, was das Leben im Hochtal ausmacht, nämlich eine natürliche Lässigkeit. Das Zauberwort klingt nach Entspannung – «pachiiiific». Alles darf gelassen und gemütlich, in aller Ruhe angegangen werden. Irgendwann stellt sich das ganz von alleine ein. Rumantsch ist die schönste aller vier Schweizer Landessprachen. Die Liste mit Lieblingswörtern ist in kurzer Zeit rasch lang und länger geworden. Nun reicht sie von «buatscha» (Kuhfladen) bis «buttatsch» (Bierbauch), von «chaun da chatscha» ( Jagdhund) bis zum «cuschinunz» (Koch), von «rumpanuschs» (Nussknacker) bis «tiracucuns» (Zapfenzieher). Seit 1938 ist Rätoromanisch Landessprache (91,6% der Schweizer haben damals für den entsprechenden Verfassungsartikel gestimmt), erst 1996 hat sie den Status einer Amtssprache erhalten. Das garantiert Schweizern, die Romanisch sprechen, im Verkehr mit der Verwaltung ihre Muttersprache zu verwenden. Gerade mal 36 709 Menschen sprechen in der Schweiz Rätoromanisch (0,5 %). Als Hauptsprachen wichtiger sind Englisch (5,8 %), Portugiesisch (3,6 %) oder Albanisch (3,1 %). Genauso wenig wie das Schweizerdeutsche ist auch die vierte Landessprache keine Einheitssprache. Romanisch ist nicht gleich Romanisch. Es wird zwischen fünf verschiedenen Idiomen unterschieden, die allesamt gesprochen (Dialekt) und geschrieben

[ B E R G A U F, F L U S S A U F WÄ R T S ]

BIANCO

SOMMER 2020


37

_ barbagiat _ _ pandsche _ tschima _ bambesch _ tudas-ch [ K AT Z E N J A M M E R ]

[ SCHNEEFLOCKE ]

[ BAUMKRONE/BAUMWIPFEL ]

[ BAUMWOLLE ]

[ DEUTSCH ]


38

LIEBLINGSWÖRTER RUMANTSCH

_ tiracucuns vierchel dal _ buttatsch cuschinunz _ zappunet

[ ZAPFENZIEHER ]

[ KÜHLERHAUBE ]

[ BIERBAUCH ]

[ KOCH ]

[ BERGPICKEL ]

BIANCO

SOMMER 2020


39

_ chastagnin _ sfradeder tschavatter _ buatscha _ capricorn [ STEINPILZ ]

[ PFUSCHEN ]

[ KUHFLADEN ]

[ STEINBOCK ]


40

LIEBLINGSWÖRTER RUMANTSCH

tremblaröla _ trenta gnir _ chaschöl _ _ schluppet _ nu flippir!

[ LAMPENFIEBER ]

[ KÄSE ]

[ GEWEHR ]

[ KEIN WORT! ]

BIANCO

SOMMER 2020


41

_ ora dal _ a raps _ furnaria chavriöl _ tschierv [ HUNDEWETTER ]

[ ZU GELD KOMMEN ]

[ BÄCKEREI ]

werden (normierte Grammatik und Rechtschreibung): das Sursilvan (Vorderrhein), das Sutsilvan (Hinterrhein), das Surmiran (Albulatal und Oberhalbstein), das Putèr (Oberengadin) und das Vallader (Unterengadin und Münstertal). Diese Vielfalt ist zum Problem geworden, als das Rätoromanische zur Amtssprache erhoben wurde. Um in der Verwaltung eingesetzt werden zu können, brauchte es eine einheitliche, gemeinsame Schriftsprache. Die hat 1982 Professor Heinrich Schmid geschaffen: das «Rumantsch Grischun». Im Kanton Graubünden mit seinen drei Amtssprachen wird Rumantsch Grischun seit 1997 für amtliche Texte verwendet, Mitteilungen im kantonalen Amtsblatt, Formulare oder Beschlüsse. Jeder Bündner Gemeinde ist aber freigestellt, welche Sprache sie zur Amtssprache, welche sie als Schulsprache bestimmen will. Im Oberengadin haben sich für Putèr als offizielle Schulsprache Sils, Silvaplana oder Zuoz entschieden. Einen zweisprachigen Unterricht mit Putèr und Deutsch bieten die Primarschulen von Bever, Celerina, Pontresina oder Samedan an. Eine deutschsprachige Primarschule mit Putèr als erster Fremdsprache führt St. Moritz. Auf diesen Seiten darf man sich ganz locker ein paar rätoromanische Wörter auf der Zunge zergehen lassen. Wer mehr wissen möchte, wer sich der vierten «lingua naziunela» annähern will: Die vor 101 Jahren gegründete Lia Rumantscha (Dachverein zur Erhaltung und Förderung der rätoromanischen Sprache) bietet verschiedenste Kurse an. www.liarumantscha.ch www.udg.ch/dicziunari/puter

[ REH ]

[ HIRSCH ]


FLOWERS TO ARTS CLAUDIA LISCHER UND ANNINA RUCH

Die Magie des Lichts,

Fotos: Werner Maeder

42

Blütenwolke für Giovanni Segantini: eingefärbtes, vibrierendes Schleierkraut.

BIANCO

SOMMER 2020


43

die Farben der Natur

Blumenzauber fßr Ugo Rondinone: kräftige Farben, fluoreszierende Plexiglasscheiben.


44

FLOWERS TO ARTS CLAUDIA LISCHER UND ANNINA RUCH

Was haben Giovanni Segantini und Ugo Rondinone miteinander zu tun? Der grosse Maler der Berge (1858–1899) mit dem Künstler (*1964), der in New York lebt und arbeitet? Was haben Claudia Lischer und Annina Ruch miteinander zu schaffen? Die beiden Floristinnen der Blumengalerie in St. Moritz? Sehr viel. Sie arbeiten zusammen und teilen sich das Faible für die Kunst. Deshalb sind sie chleierkraut, weisses, das eingefärbt worden ist. Nein, nicht ganze Büschel, gefragt, wenn es um sondern mit mehreren Farben innerhalb der einzelnen Blütenwolken. Was für eine pointillistische Wirkung sorgt, wie die sich zu einer leuchtenden florale Interpreta­ Fläche verdichtenden feinen Pinselstriche von Giovanni Segantini. Das lebendig leichte Schleierkraut verlängert die verschneite, fast frühlingshafte Hochebene der Segantinitionen von Kunst­ Berglandschaft, führt umgekehrt den Blick des Betrachters auf sie zu. Das Bild mit auffal­ werken geht. Wie bei lend hohem Horizont, im Todesjahr von Segantini entstanden, ist ein relativ kleines Werk (51,3 × 90,2 cm). Die beiden Floristinnen Claudia Lischer und Annina Ruch steckten «Flowers to Arts» im in ihrer Arbeit das Schleierkraut in das den leichten Metallrahmen umspannende, dop­ pelseitige Gittergewebe und brachten den vibrierenden Blumenzauber mit unsichtbarer Aargauer Kunsthaus Hängung zum Schweben. in Aarau. Die Magie frischer Blumen und die Werke klassischer und zeitgenössischer Künst­ ler – das ist das Thema eines gemeinsamen Projekts von «Flowers to Arts» und dem Aar­ Und Bildern von gauer Kunsthaus. 2014 als Experiment begonnen, fand 2020 die einwöchige Ausstellung «Blumen für die Kunst» zum siebten Mal statt. 15 ausgewählte Floristinnen und Floristen Giovanni Segantini waren eingeladen, ausgewählte Werke aus der Sammlung des Aargauer Kunsthauses mit oder Ugo Rondinone. floralen Kreationen zu interpretieren.

S

Tex t: Wolfram Meist er   Fotograf ie: G ian G i o van o li

Als «Hammerbild» bezeichnen Claudia Lischer und Annina Ruch das 1992 ent­ standene Werk «siebteraprilneunzehnhundertzweiundneunzig» von Ugo Rondino­ ne. Das grosse Kreisbild (210 × 250 cm) und sein florales Gegenüber zeigen in tollen Farben einen spannungsvollen Dialog zwischen Blumen und Kunst. Pfingstrosen in Pink, Löwenmaul in Gelb, Chrysanthemen, blau eingefärbt. Zwischen fluoreszierenden Plexi­glasscheiben in unterschiedlichsten Vasen Lilien und Gerbera, Blütenzweige von der Zierquitte und Zitronen. Am Horizont die aufgehende Sonne, Ugo Rondinones mit Airbrush gesprayte Kreise. Das Werk mit einem Datum als Titel (den Tag bezeichnend, an dem Rondinone ein Aquarell als Vorlage schuf ) gehört zu einer 8-teiligen Gruppe hochrechteckiger Kreisbilder. Berührungspunkte zwischen Segantini und Rondinone gibt es, gab es in Zürich. Im Restaurant «Seidenspinner» von André Stutz («fabric frontline») an der Ankerstrasse 120 im Kreis 4, das später den Namen «Segantini» bekam, weil es vom Ehepaar Simona und Gianni Segantini vom bekannten Cateringunternehmen übernommen worden war. Wer im «Seidenspinner» resp. «Segantini» einkehrte, sass bei Speis und Trank mitten in einer Installation des Schweizer Künstlers Ugo Rondinone. Einem Spiegelmosaik mit scherbenförmigen Stücken an Wand und Decke, die zeigten, was sich in der kleinen Beiz abspielt.

ENGLISH SUMMARY

FLOWE RS TO A RTS

www.blumengalerie.ch www.flowers-to-arts.ch www.aargauerkunsthaus.ch

The magic of fresh flowers and the works of classic and contemporary artists – that’s the subject of a joint project by «Flowers to Arts» and the Aargauer Kunsthaus. Recently, the one-week exhibition «Flowers to Arts» took place for the seventh time. 15 florists were invited to interpret selected works from the collection of the Aargauer Kunsthaus with their floral creations. Claudia Lischer and Annina Ruch, who run the «Blumengalerie» in St. Moritz, enjoyed delving into the artworks of Giovanni Segantini and Ugo Rondinone.

BIANCO

SOMMER 2020


45

Interpretieren Werke klassischer und zeitgenĂśssischer KĂźnstler: Claudia Lischer und Annina Ruch aus St. Moritz.


FLOWERS TO ARTS CLAUDIA LISCHER UND ANNINA RUCH

Fotos: Werner Maeder

46

«Berglandschaft» Ped et lanisquo et von ommolor Giovanni ruptaquunt Segantini: dole floral-pointillistisches conet facianihit omni Gegenüber con et ad unduciant zur Kunst.

BIANCO

SOMMER 2020


47

Kreisbild von Ugo Rondinone: spannungsvoller Dialog zwischen Kunst und Blumen.


48

PA S S E I R E R B E R G Z I EG E N WELCHE IST DIE SCHÖNSTE IM GANZEN LAND?

DIE ALLERSCHÖNSTE DER SCHÖNEN GOASSEN

Im Südtiroler Passeiertal werden Ziegen nicht nur für die Milch, Fleisch und Zucht gehalten, sondern auch für die beliebten Schönheitswettbewerbe. An der Landes-GoassAusstellung traten im November 450 Passeirer Bergziegen an, damit die Allerschönste der schönen Goassen gewählt werden konnte.

Te x t : N i e l s -Vi g g o H a u e t e r   Fo t o g ra f i e : G i a n G i o va no l i

BIANCO

SOMMER 2020


49

Die Siegerin (geboren am 12. Mai 2012, sechs Lammungen) im Besitz des Züchters Thomas Pircher aus Moos in Passeier trägt den richtigen Namen: «Schneebe», die Schöne.


50

PA S S E I R E R B E R G Z I EG E N WELCHE IST DIE SCHÖNSTE IM GANZEN LAND?

W

er von Meran her die Hochalpenstrasse durchs Passeiertal Richtung Timmelsjoch nimmt, wird nicht nur Zeuge einer atemberaubenden Landschaft. Hier, wo die steilen Hänge nichts anderes als Viehzucht zulassen, erspäht man hie und da kleine Gruppierungen von Bergziegen. Je näher man dem Joch kommt, umso abenteuerlicher der Weg, umso furchterregender die Hänge. Manch ein Bauarbeiter soll das kühne Strassenprojekt mit seinem Leben bezahlt haben. Die Ziegen jedoch scheinen da oben erst so richtig in ihrem Element angekommen. Die Leichtigkeit, mit der die Tiere Steilwände durchqueren, lässt uns erschaudern. An einem Aussichtspunkt rasten wir kurz und versuchen, ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen. Das Interesse erwidern sie nur kurz. Nach einem misstrauischen, aber doch neugierigen Blick wird weiter an Blättern geknabbert. Der kurze Blickkontakt jedoch genügt, und wir verstehen, warum die «Goasser», die

Ungleich manch anderer Rassen, die entweder weiss, braun oder schwarz sind, kann die Pseirer Goass in unterschiedlich bunten Kleidern auftreten. Geissenhalter hier, besonders stolz sind. Die Passeirer Bergziege, so sagt man, sei die schönste aller Ziegen. Über 300 Goasser soll es im Tal geben und um die 6000 Ziegen. Viel mehr als früher. Obwohl es sich kaum mehr lohnt, Geissen zu halten. Zu gering ist der Ertrag aus Milch, Käse oder Fleisch. Und die Haut, deren Leder früher Luxushandschuhe entstehen liess, ist heute nicht mehr gefragt. Gerade mal zwei Euro kann ein Fell noch erzielen. Einzig die Hörner lassen sich gut verkaufen, meist nach Österreich. Und so kam es, dass hier in dieser ansonsten gesegneten Gegend die Ziegen oft nicht wegen ihrer Milch oder für die Schlachtbank, aber auch nicht der Hörner wegen gezüchtet werden. Vielmehr machten sich die Goasser daran, ihre schönen Goassen durch Zuchtauswahl noch hübscher werden zu lassen, um dann in einer Ziegenausstellung die Schönsten der Schönen zu wählen. Deren 450 traten letzten November zur Landesausstellung an, organisiert mit einer Perfektion, von der sich die Preussen noch ein Stückchen ab-

schneiden könnten. Im Katalog erscheinen die Tiere mit ihren Lebensnummern von den Ohrmarken, beginnend mit IT021100036130, einer älteren Dame, die 2006 geboren in der Kategorie Altziegen antrat. Lammungen hatte sie schon deren zehn hinter sich, die letzte ein Jahr zuvor. Auch alte Ziegen lecken gern Salz, so sagt das Sprichwort. Gezüchtet wurde sie vom Buchschwenter Karl und ist im Besitz des Pichler Andreas Franz. Wo die Familiennamen vor dem Vornamen kommen, da ist man generell gut aufgehoben. In Moos, nicht weit von Meran, aber doch fern, besuchen wir den Tierarzt und Goasser Helmuth Gufler, also den Gufler Helmuth. Wir wollen wissen, was es mit der Pseirer Goass auf sich hat. Was macht diese Ziege so speziell? «Es sind vor allem die Farben. Ungleich manch anderer Rassen, die entweder weiss, braun oder schwarz sind, kann die hiesige in unterschiedlich bunten Kleidern auftreten. Das hat mit der ursprünglichen Züchtung aus verschiedenen Rassen zu tun, die all ihre farblichen Merkmale mitgaben, die Bündner Strahlenziege etwa oder die Schweizer Pfauenziege.» Dies hat zu einem charakteristischen Vokabular geführt. Die Einfärbige kann roat, griselt, bloob (blau), brontlt (beige-braun) oder auch fuchset sein. Interessant wird es bei den Strohleten, die mit Strahlen auf der Stirn gezeichnet sind. Eine genetisch bedingte Laune der Natur beschert den Strohleten immer helle Beine mit sogenannten Aalstreifen. Schliesslich ist da noch die Gonsete. Die ist vorne hell und hinten dunkel. Sie trägt Stiefel, also farbige Beine, die immer die hintere Farbe aufnehmen. Sehr wichtig dabei, die Stiefel müssen paarweise gleich lang sein. Dies alles stellt die Züchter allerdings vor ein Problem, denn die Farbgebung ist nicht anhand der Eltern vorauszusagen. Die Goasser können zwar die am besten gebauten Tiere für die Züchtung verwenden, aber welche Farbe und in welcher Kombination diese dabei herauskommt, das bestimmt die Natur allein. Natürlich ist nicht nur die Farbe wichtig. Die Goschn (das Maul) soll ausgeprägt sein, schön breit. Ebenso sollten die Augen etwas hervorstehen. Anders der Hintern, der sollte breit und leicht geneigt sein. Diese Merkmale mögen aussergewöhnlich scheinen, aber der breite Hintern hilft wohl bei der Stabilität im Gebirge und die breite Goschn beim Fressen. Die Augen sind wichtig für das Erspähen von Feinden. Seit einiger Zeit wandert der Wolf wieder in der Gegend. Der Bart ist auch bei den Damen erwünscht. Da ergibt sich allerdings ein Problem, denn eigentlich sollten die Tiere ein kurzes Fell haben, was sie im Schnee gegen Feuchtigkeit weniger anfällig macht,

BIANCO

SOMMER 2020


51

Die Lustige: Strohlete (mit Strahlen auf der Stirn), schwoarz. Paarweise gleiche Stiefel, fuchsete.

Die Anhängliche: Gonsete (vorne hell, hinten dunkel), brontlt (beige-braun), ausgeglichen, eine Siegerin.

Die Neugierige: Gonsete (vorne hell, hinten dunkel), brontlt (beige-braun), hinten bloob (blau).

Die SchĂśne: einfoarbig, brontlt. Augen sollen bei den Passeirer Ziegen hervorstehen.


52

PA S S E I R E R B E R G Z I EG E N WELCHE IST DIE SCHÖNSTE IM GANZEN LAND?

Die Stolze: eine von vielen Altziegen, bloob, roat, schimmelt.

Die Erstaunte: Gonsete (vorne hell, hinten schwoarz), mit langem Damenbart.

Die Misstrauische: einfoarbig, fuchsete, ausgeglichen, markantes Horn.

Die Liebenswürdige: Gonsete (vorne hell, hinten dunkel), bloob, schöner, brontlter (beige-brauner) Stern.

BIANCO

SOMMER 2020


53

Die Vorsichtige: Gonsete, schimmelt, dunkle Stiefel.

Die Forsche: Gonsete, bloob, ausgesprochen schöner Bart und schöne Goschn (Maul).

Die Freche: Gonsete, schwoarz, brontlt, mit Bart, schön kurzes Haar, wie gewünscht.

Die Posierende: einfoarbig, fuchset, wie gewünscht schwingt das Horn leicht nach aussen und öffnet sich dann.


54

PA S S E I R E R B E R G Z I EG E N WELCHE IST DIE SCHÖNSTE IM GANZEN LAND?

Parade vor der Kommission: alle Züchter müssen den Gang ihrer Geissen bewerten lassen. Das Passeiertal ist zwar die Heimat der Ziegen, aber sie sind auch im Vinschgau, Schnalstal, Sarntal und Wipptal beliebt.

Der Bart ist auch bei den Damen erwünscht. Ferner sollte der Hals der Goassen kurz sein, ebenfalls die Beine. Und der Hintern muss breit und leicht geneigt sein.

Die Überlegene: Gonsete (vorne hell, hinten dunkel) mit schönem Bart.

Die Sanfte: Strohlete (mit Strahlen auf der Stirn), schwoarz, sehr schönes Fell, Aalstreifen an den Vorderbeinen.

BIANCO

SOMMER 2020


55

DIE SCHÖNSTEN GOASSEN IM L’ATELIER GIAN GIOVANOLI IN PONTRESINA Gian Giovanolis Fotografie-Projekt der schönsten Passeirer Bergziegen in Südtirol. Die einzelnen Goassen gibt es auch in kleiner Auflage in einer feinen Edition (10 + 2 AP), gerahmt, in zwei verschiedenen Grössen. www.giangiovanoli.com

jedoch auch den Bartwuchs hemmt. Ferner sollte der Hals kurz sein und auch die Beine. Letztere wiederum sind für den bodenständigen Halt im Gebirge wichtig. Mit dem charakteristisch breiten Rahmen der Pseirer Goass wirken die Beine zusätzlich kürzer. Vielleicht, meint Gufler, würden aber die Ziegen heute etwas gar gehätschelt. Früher hätten sie fast das ganze Jahr auf der Alm verbracht, was sie stärkte und auch eine natürliche Selektion vornahm. Ihr Verdauungsapparat ist auf karge Nahrung ausgerichtet, Sträucher, Gebüsche oder Holz. Die Alpenkräuter sind ausserdem gesund, Naturheilmittel sozusagen, die gegen Würmer und andere Unannehmlichkeiten helfen. Und die Alm, die stärkte den Instinkt. Die Bergziegen lernten, wo sie bei schlechtem Wetter Schutz fanden, sie wussten, was tun, wenn eine Lawine runterkommt, oder wenn der Adler späht oder der Wolf naht. Mit dem Wohlstand einer Heimziege könnte dies verloren gehen. Seit Kurzem sorgt deshalb der Südtiroler Goaserverein dafür, dass das Wohl der «bodenständigen Goase» im Vordergrund steht. Auch sonst haben es die Ziegen nicht leicht gehabt in ihrer Geschichte. Vor allem gegen das Schaf, das nicht meckert und als Herdentier immer brav folgt, während Ziegen von Natur aus zickig und eigenwillig sind. «Goasserstolz und Huarnfiich» hiess eine Ausstellung im Museum Passeier vor einiger Zeit. Alte Konflikte um Weidegründe, der eigenwillige Charakter und eine lange Geschichte der Diffamierung haben am Ruf der Viecher genagt. Der Sündenbock war immer leicht gefunden. Der bocksfüssige und lebens­­lus­tige Hirtengott Pan wurde mit dem Christentum zum übelsten aller Gesellen, dem Leibhaftigen selbst. Das Lamm wurde Gottes und der Ziegenbock des Teufels. In Südtirol entstand so der Krampus, ein Mischwesen mit Geissenhörnern, das im Advent den

heiligen Nikolaus begleitete und die unartigen Kinder in Angst und Schrecken versetzte. Und so sollte dieses an sich wunderbare Wesen über Jahrhunderte mit unverdient schlechtem Ruf sein Dasein fristen. Daran änderte auch nichts, dass ein englischer Parapsychologe vor bald 100 Jahren mithilfe eines Ziegenbocks wissenschaftlich klären wollte, wie es um die Hexerei stand. Eine holde Jungfrau sollte den Bock in einen wunderschönen Jüngling verwandeln können, allerdings nur bei Vollmond und sofern das bemitleidenswerte Tier mit Fledermausblut eingestrichen in einem magischen Kreis herumgeführt würde. Das Experiment scheiterte. Vielleicht liegt es aber auch ein wenig am Ziegenbock, der sich den Ruf mit einem sagenhaften Liebesleben verbockt hat. Ein Bock reicht für dreissig Ziegen, erfahren wir. Er könnte auch sechzig oder sogar siebzig bedienen. Mit nur einem Dutzend würde er das Jahr über an seinem Hormonüberschuss leiden und reklamieren. Vor der Paarung parfümieren sich die Kavaliere dazu noch mit ihrem eigenen Urin, was dem ohnehin schon penetranten Geruch eine zusätzliche besondere Note gibt. Nicht auszudenken, wozu sich der schöne Jüngling vom Hexenexperiment entwickelt hätte. Seit einigen Jahren ist aber die Alm wieder beliebter geworden. Und auch der Ziegenkäse und der Braten scheinen wieder mehr Nachfrage zu haben. Vielleicht haben die schönen Passeirer Ziegen das Ihre dazugetan, und der Südtiroler Kleintierzuchtverband hat einige seiner Ziele erreicht: in der Zeit der Globalisierung eine Brücke schlagen zwischen der Landwirtschaft und den Konsumenten und die Kulturlandschaft und Identität Südtirols zu stärken. Bessere Botschafterinnen als die Passeirer Bergziege gibt es kaum. Und die Ziegenböcke hier, die müssen wohl zu den glücklichsten überhaupt zählen.

ENGLISH SUMMARY

B E AUT Y CON T EST In the South Tyrolean Passeier Valley, goats are not only kept for milk, meat and breeding, but also for the popular local beauty contests. The «Passeirer Bergziege» is said to be the most beautiful of all goats. There are over 300 «Goasser» (goat breeders) in the valley, and around 6000 goats. 450 mountain goats competed at the «Landes-Goass-Ausstellung» in November, where the most beautiful of all the beauties was chosen. In Moos, not far from Merano – although it seems far away – we visited veterinarian and Goasser Helmuth Gufler. We wanted to know more about this goat madness. What makes the local goats so special? «It’s mainly the colours. Unlike many other breeds, which are either white, brown or black, the local breed can appear in multiple colours. This has to do with its original breeding from different breeds. Each of them, e.g. the «Bündner Strahlenziege» or the «Schweizer Pfauenziege» added its typical colour characteristics.» Photographer Gian Giovanoli from Pontresina has released a series of photographs portraying the most beautiful of the Passeirer goats. Framed prints can be ordered online: www.giangiovanoli.com


MEREDITH ERICKSON G E R I C H T E U N D G ES C H I C H T E N V O N E U R O PA S G I P F E L N

Die Küche der Alpen aus kanadischer Sicht Interview: Susan n e vo n M eiss

Sie h at sich verlaufen u nd ver f ahr en, w ur de von Sc h n e e stü rmen überras c ht, wander te stundenl a ng ü b e r St o c k und Stein und ha t s ie s c hl iess l ic h gef unden ­– d ie b e st en u nd g emütlic hsten Al pen- G a sthäus er s am t i h re n kulinarischen Highl ights . Im B IA NCO erz ählt die k anadis c he Food-Autor in Me re d it h Erick son, war um s ie s ic h in die Al pen ver l i e b t h at un d waru m «Alpine C ook ing» , da s s eit August in De ut sc h erhältlich ist, entstehen musste. BIANCO

Foto: Jimmi Francouer

56

SOMMER 2020


57

Für das «Alpen-Kochbuch» eine Ricola Ice Cream kreiert: Meredith Erickson. Die Food-Autorin lebt abwechselnd in Mailand und Montreal und schreibt für die «New York Times», «Elle», «Condé Nast Traveler» und «Monocle».


58

MEREDITH ERICKSON G E R I C H T E U N D G ES C H I C H T E N V O N E U R O PA S G I P F E L N

f__ Warum gerade die Alpen? Warum wollten Sie Reiserouten,

Reportagen und Rezepte in einem einzigen Buch vereinen? Und das Ganze in den Alpen? a__ Das

ist ganz einfach: Weil ich die Alpen liebe. Ich mag die Berge, ich mag das Leben auf den Bergen. Ich mag die Ge­ schichten und Traditionen der Bergleute und ich mag ihre klare authentische Küche. Dazu kommt: Ich fahre gerne Ski, ich wandere gerne, koche gerne, schreibe gerne, erlebe gerne etwas Aufregendes und – das ist sehr wichtig – ich esse äusserst gerne gut. Für all das sind die Alpen einfach perfekt.

f__ Ihr Buch umfasst 368 Seiten, ist voller inspirierender Auf-

nahmen von Landschaften, Hütten, Gerichten und Menschen, enthält interessante und amüsante Geschichten und Wegbeschreibungen und dazu für die Alpenregionen typische und teils ungewöhnliche Rezepte. Wie lange waren Sie für dieses wahrlich gewichtige Werk unterwegs?

Bergkost – und zwar bei Bergwanderern und Skifahrern glei­ chermassen. f__ Wo haben Sie das beste Wienerschnitzel gegessen?

Ich glaube, es sind an die 250 Schnitzel, die ich in den letzten Jahren auf meinen Reisen in unzähligen Lokalen pro­ biert habe. Welches das Beste gewesen ist? Nun, man weiss ja: Das Letzte ist immer das Beste! Doch ein absoluter Favorit ist klar: Mein Lieblings-Wienerschnitzel offeriert das Restau­ rant «Wunderkammer» im «Almhof Schneider» in Lech am Arlberg. Es ist wie ein Soufflé in Öl mit geklärter Butter und Zitronen-Schnittlauch obendrauf, hat die notwendigen Luft­ blasen und ist wunderbar knusprig – ein wahrhaftiger Traum!

a__

f__ Muss ich eigentlich kochen können, um Ihre Rezepte zu

verstehen? a__ Nein, ganz im Gegenteil, die Rezepte sind einfach verständ­

a__ Alles in allem war ich sechs Jahre auf Reisen für «Alpine Cooking», habe die Reiseziele, die teils wirklich sehr abseits gelegen sind, per Zug, Bergbahn, zu Fuss und per Ski erreicht. Und das Ganze verbunden mit vielen wunderbaren Erlebnis­ sen, aber auch mit Hindernissen, Malheurs und Umwegen, die ich zum Teil ebenfalls in meine Berichte habe einfliessen lassen. Das Schönste aber am Suchen und Finden von einzig­ artigen Orten in den vier Alpenländern sind die kostbaren Begegnungen mit wildfremden Menschen, von denen einige sehr enge Freunde geworden sind, die ich weiterhin regel­ mässig besuche.

lich und einfach zu kochen. Die alpine Küche zeichnet sich ja eben gerade durch ihre Authentizität, ihre Natürlichkeit und ihre Einfachheit aus. Diese Bergfamilien leben zum Teil seit vielen Generationen auf über 2000 Metern über Meer an teils unwegsamen Orten, wo Vieh und Pflanzen die Grundlage ih­ rer Nahrung bilden. Milch, Käse, getrocknetes Fleisch, Speck, eingelegte Pflanzen – aus den simpelsten Zutaten werden oft die spannendsten Menüs, denn Isolation schafft nun mal Kreativität. Und diese grossartige Phantasie findet sich auch in «Alpine Cooking».

f__ Es gibt in Ihrer Alpen-Rezept-Bibel insgesamt 75 Koch­

seit mehreren Generationen von derselben Familie bewirtschaftet. Von welcher Gastgeber-Familie waren oder sind Sie noch immer besonders beeindruckt?

anleitungen vom Fondue Brioche über Geschnetzeltes Kalb­fleisch bis zum Tiroler Lebersalat – haben Sie auch an die Veganer gedacht? a__ Ja klar, auch für die Veganer hat die Alpenküche vorgesorgt,

denn da gibt’s die allerbesten Suppen wie zum Beispiel eine Brotsuppe, wenn’s richtig stürmt und schneit draussen, oder im Sommer eine Heusuppe wie die von Franz Musler mit essbaren Blumen obendrauf. Serviert wird diese Köstlichkeit auf der Seiser Alm in der urigen Gostner Schwaige auf fast 2000 Metern über Meer. Die Berghütte ist über die Südtiroler Grenzen hinaus bekannt für ihre hervorragende traditionelle

f__ Wie Sie im Buch betonen, werden viele der Berggasthöfe

a__ Da muss ich nicht lange denken. Da sind da die Schnei­ ders in Lech am Arlberg oder auch die Döllerers in Golling in den Salzburger Alpen. Das «Döllerer» hat vor 111 Jahren als Metzgerei begonnen; heute gehört dazu ein Familien-Hotel, ein Restaurant und etwas entfernt gelegen eine Enoteca, die lokale Spezialitäten sowie Top-Weine verkauft. Und das Gan­ ze ist unter der Führung von Andreas Döllerer zu einer der ersten Gourmet-Adressen Österreichs geworden. Das nenne ich Familien-Erfolg. Dasselbe gilt auch für Riccardo Gaspari und seine Frau Ludovica vom «El Brite de Larieto» ausserhalb von Cortina d’Ampezzo. Eine solch hervorragende gerad­ linige Küche und eine solch warme urgemütliche FamilienAtmosphäre im Lokal bringen die Gäste immer wieder und wieder zurück. Und alle kommen auch des Joghurts wegen, des Ricottas und des Tiroler Graukäses – selbst gemacht von den Gasparis aus der Milch der eigenen Kühe. f__ Haben Sie einen Lieblingsplatz in der Schweiz?

ALPEN-KOCHBUCH Prestel, August 2020, 368 Seiten, 334 farbige Abbildungen Nach Ländern geordnet. Alpen-Adressbuch. Detaillierte Karten. Fr. 49.90, € 38,–

a__ Einer ist ganz sicher das unvergleichliche «Aescher-Wild­ kirchli», das im Appenzell an einer steilen Felswand klebt. Es existiert seit 1884 und ist einer der ältesten Berggasthöfe der Schweiz. Dort oben, wo keine Strasse hinführt, wo die Sai­ son von Mai bis November dauert, dort oben habe ich meine beste Rösti gegessen. Rösti ist übrigens die Hausspezialität, denn Pas­ta und Reis würden Wasser brauchen und fliessendes Wasser gibt’s da oben nicht. Übrigens, die besten Zürcher Ge­

BIANCO

SOMMER 2020


59

Für das «Alpen-Kochbuch» sechs Jahre auf Reisen: Meredith Erickson unterwegs im italienischen Parco Naturale Alta Valsesia, dem höchsten Naturpark Europas.

schnetzeltes-Varianten dazu offerieren das Hotel «Le Grand Bellevue» in Gstaad oder das «Weisse Kreuz» und die «Kro­ nenhalle» in Zürich. f__ Sie sind mit ihrem Rucksack voller Notizen, Kamera und

Laptop von Berghütte zu Berghütte gefahren, gewandert und auf Skiern gelaufen – viele Kilometer lang. Gab’s auch Enttäuschungen, wenn Sie dann endlich am Ziel ankamen?

Ja, das gab es auch, jedoch wenige. Mehrfach jedoch war der Weg nicht ganz so einfach … zum Beispiel als ich von der Plan Maison Station in Cervinia in Italien zur Riffelalp ober­ halb von Zermatt skifahren wollte und ich auf fast 3900 Me­ tern über Meer in einen unglaublichen Schneesturm kam … und fast weggeblasen wurde, nichts mehr sehen konnte und eine 20-minütige Ski-Abfahrt schliesslich fast zwei Stunden dauerte – zwei lange angstvolle Stunden.

a__

f__ Und positive Überraschungen?

Oh ja, in Sölden beziehungsweise oben am Gaislachkogl in den Ötztaler Alpen. Da steht das «Ice Q Restaurant», das man im James-Bond-Film «Spectre» als Kulisse für eine psy­ chiatrische Privatklinik gebraucht hat. Auf meiner Hinreise stellte ich mir ein touristisches geschmackloses Restaurant vor und dann … welch Überraschung: Der elegante Glaskubus überzeugt in seiner Architektur und die zwei Restaurants mit ihrer Küche – der Mohnstrudel, den sie servieren, ist ein Hit und das Rezept musste in mein Buch! Ich war so begeistert, dass ich eine Doppelseite im «Alpine Cooking» allen JamesBond-Filmen gewidmet habe, die je in den Alpen aufgenom­ men wurden.

a__

bin ich schnell im Piemont, im Veltlin oder auch in den Dolo­ miten, wo ich viele Freunde gefunden habe. f__ Wird es ein zweites «Alpine Cooking»-Buch geben? Es feh-

len ja noch einige Regionen.

Richtig, ich muss den Jura besser bereisen, mir fehlt Deutschland, Slowenien und Alta Italia. Ja, in drei Jahren sollte das zweite Buch fertig sein.

a__

f__ Und nun eine letzte Frage an die kochende Alptrotterin –

f__ Sie leben zwischen Montreal und Mailand. Haben Sie in

haben Sie selbst auch ein Rezept beigetragen?

Kanada Skifahren gelernt? Oder in Italien?

a__

a__ Weder noch. Ich habe erst im Jahr 2012 in Lech am Arlberg

Skifahren gelernt, im hohen Alter von 28 Jahren. Und noch heute ist der Arlberg mein liebstes Skigebiet. Meine SommerLieblingsorte sind das Appenzell und das Toggenburg mit dem Säntis. Diese Gegenden sind untouristisch und sehr au­ thentisch. Das sehe ich vielleicht anders als die Schweizer, vor deren Nase diese Naturschätze liegen. Mailand, mein Hei­ matort in Europa, ist auch perfekt gelegen, denn von dort aus

Ja, ein kleines, aber einmaliges Rezept. Es ist mir nicht in den Alpen eingefallen, nicht beim Wandern oder beim Skilau­ fen, nein, es kam mir in Montreal in den Sinn, als ich in der Apotheke auf ein Medikament warten musste. Es beinhaltet weltbekannte Schweizer Bonbons aus frischen Kräutern aus dem Wallis und dem Tessin, es ist die herrlichste Abrun­ dung eines wunderbaren Mahls und es ist erfrischend und schmeckt unsäglich gut. Der Name meines Rezepts? Ricola Ice Cream. Sie finden es auf Seite 261.

ENGLISH SUMMARY

ME RE DITH E RICKSON Canadian food writer Meredith Erickson’s book «Alpine Cooking» has recently been released in German, titled «Alpen Kochbuch». Its 368 pages are filled with inspiring photographs of landscapes, huts, dishes and people, interesting and amusing stories and route descriptions – and of course recipes from the Alpine regions; some typical, some rather unusual. «All in all, I spent six years traveling for ‹Alpine Cooking›, reaching my destinations – some of which are really very remote – by train, mountain railway, on foot and on skis. I had a lot of wonderful experiences, but there were also obstacles, mishaps and detours, some of which I included in my reports. But the best thing about looking for and finding unique places in the four Alpine countries are the precious encounters with strangers, some of whom have become very close friends and whom I continue to visit regularly.» Currently, Meredith Erickson is working on a second volume of «Alpine Cooking». «I have to see more of the Jura, and Germany, Slovenia and Alta Italia are all still missing. It should take me about three more years to finish the second book.»


60

NINA CAPREZ C L I M B I N G U N D FA S H I O N

Wie verwandelt Sie geht die Wände hoch. Das ist ihre Berufung und ihr Beruf. Profikletterin Nina Caprez lebt in den französischen Alpen und liebt es, in andere Rollen zu schlüpfen, sich zu verwandeln. Wie für unsere Modeaufnahmen in der kleinen Walsersiedlung St. Antönien im Prättigau. BIANCO

SOMMER 2020


61

Voralpsee «Grenzgänger», Schwierigkeitsgrad 8a: «Eine der unzähligen schweren Ausdauerrouten, eine Traumlinie, ein Alptraum für die pumpigen Unterarme.»


62

NINA CAPREZ C L I M B I N G U N D FA S H I O N

Tü l l r o c k s u n s e t – S u s a n n e B o m m e r b y W I T R A c o n c e p t s t o r e To p s c h w a r z ( 1 0 0 % S e i d e) – S u s a n n e B o m m e r b y W I T R A c o n c e p t s t o r e B o o t s b l a c k A l a i a – Tr o i s P o m m e s Fine Jeweller y B - Dimension, Ohrring, Ket te und A rmreif, Roségold, Diamanten – Bucherer

BIANCO

SOMMER 2020


63

Oliana, Spanien, Route «American Hustle». «Eine sehr athletische, 50 Meter lange 8c im beliebten Sportklettergarten von Catalunya.»


64

NINA CAPREZ C L I M B I N G U N D FA S H I O N

Stichwort: Prada Prada ist ein kleiner Weiler im mittleren Prättigau, der zur Gemeinde Küblis gehört. Wer aus Prada kommt, dort aufgewachsen ist wie die Profiathletin Nina Caprez, dürfte sich auch für das Modehaus Prada, seine Kollektionen und die dazugehörigen Brands interessieren. Sagen wir es so: Nina Caprez hat ihr gesamtes Leben rund um das Klettern aufgebaut. Ihre Arbeit, wie sie sagt. «Um fast ununterbrochen reisen zu können, habe ich mein Leben zu Hause klein und leicht gehalten.» Der Kleiderschrank ist quasi ihr Koffer. Die Bigwall-Kletterin ist im Jahr manchmal abenteuerliche 300 Tage am Fels, verbringt 200 Nächte unter freiem Himmel. Nina Caprez trägt entsprechend funktionale, praktische Kleidung aus leistungsfähigsten Materialien. Ihre Labels sind Scarpa (für die Füsse) oder Petzl (für den Kopf ). Arc’teryx, ihr Ausrüster für Kleidung, hat auch eine klasse Lifestyle-Linie. Regelmässige Modeshootings mit den neuen Kollektionen ihrer Sponsoren gehören zu ihrem Leben, für Nina Caprez eine reizvolle Abwechslung. Sie liebt es, sich zu verwandeln, sich in immer neuen, anderen Looks zu zeigen. Wie jetzt bei den Modeaufnahmen für BIANCO. Ohne Seil, Gurt und Helm, ohne Gaskocher und Schlafsack. Mit Make-up, mit wechselnden Frisuren, mit Schmuck. Privat trägt Nina Caprez oft Ohrringe und Ketten, die sie von ihren Reisen mitgebracht hat, beispielsweise aus Mexiko. Parfüm ist für sie ein No-Go, Wimpern­ tusche hingegen ein Must. Wie der erste Kaffee am Morgen und das Stück schwarze Schoggi dazu. Wenn sie zwischen 6 und 7 Uhr in den neuen Tag eintaucht. Und eine erste halbe Stunde ganz für sich allein sein will.

FOTOGRAF: Jérémy Bernard, www.jeremy-bernard.com, STYLING: Alice Winterhalder, Samedan, St. Moritz, www.witracs.ch HAIR & MAKE-UP: Jehan Radwan, Zürich, London, Dubai, www.jehanradwan.com MODEL: Nina Caprez, www.ninacaprez.ch LOCATION: Wanna, ein kleines, feines Berghotel im Weiler Ascharina, zwei Kilometer vor dem Dorfkern von St. Antönien im Prättigau, www.wanna.ch TEXT: Wolfram Meister, www.wolframmeister.ch

BIANCO

SOMMER 2020


65

J u m p s u i t w e i s s ( 1 0 0 % L e i n e n) – L I N E L B I b y W I T R A c o n c e p t s t o r e F i n e J e w e l l e r y B - D i m e n s i o n , O h r r i n g u n d K e t t e , We i s s g o l d , D i a m a n t e n – B u c h e r e r


66

NINA CAPREZ C L I M B I N G U N D FA S H I O N

Lederhose schwarz – Citizens of Humanity Cashmere-Pullover – Henry Christ A rmreif – Aurelie Biedermann by WITRA concept store

S h o r t s w e i s s – L u i s Tr e n k e r B l u m e n b l u s e – L u i s Tr e n k e r S n e a k e r r o t – L u i s Tr e n k e r F i n e J e w e l l e r y B - D i m e n s i o n , O h r r i n g , We i s s g o l d , D i a m a n t e n – B u c h e r e r

Stichwort: Energie Blinder Konsum ist nicht ihr Ding. Nina Caprez hat klare Vorstellungen, was es für ein gutes Leben braucht: weit weniger, als die meisten Menschen glauben, was für die eigene Zufriedenheit wichtig ist. Alltagswerte, weniger der Kontostand. «Bon Vivant Hippie» Nina Caprez hat dem sicheren, konventionellen Leben in der Schweiz vor Jahren adieu gesagt. Nicht um anderswo sesshaft zu werden, sondern als Bigwall-Kletterin die Augenblicke des Glücks einzufangen. Nina Caprez («ich bin zum Klettern geboren») ist eine der stärksten Kletterinnen der Gegenwart. Aufregung und Abenteuer sind ihr Motor. Ein «big fall» sei in der Kletterei zwar nicht vorgesehen, wenn es doch passiere, man ins Seil stürze, sorge das eher für ein schönes, gutes Gefühl. Es bedeute, dass sie ans Limit gegangen, an ihre physischen Grenzen gestossen sei. «Klettern im totalen Flow», sagt Nina Caprez, «verändert meine Wahrnehmungen.» Dann spüre sie Superkräfte, ihr Atem sei trotz der körperlichen Anstrengung ruhig und ihre Muskeln würden nicht müde. Zusammen mit den Profikletterern Roger Schäli und Sean Villanueva eröffnete Nina Caprez letzten Oktober die schwerste Kletterroute im senkrechten Neuland der Eigernordwand. Ihr Name: Merci la Vie. BIANCO

SOMMER 2020


67

Rawyl, Wallis: Eine lange 7b+. «Meine erste Route am Fels nach dem Covid-19-Lockdown.»


68

NINA CAPREZ C L I M B I N G U N D FA S H I O N

BIANCO 

SOMMER 2020


69

Rawyl, Wallis: Nach dem Lockdown. «Nach sechs Wochen absolutem Felskletterverbot in Frankreich kam mir dieser Tag wie in einem Traum vor.»

Stichwort: Heimat Nina Caprez ist frisch verliebt. Und hat gerade ein bisschen genug von der Stadt. Will mehr Ruhe. Verlässt Grenoble, um zu ihrem Freund Jérémy Bernard zu ziehen, ins Skigebiet Trois Vallées, nach Béranger. Zuvor hatte sie in der «Hauptstadt der Alpen», wie die Franzosen sagen, in einer 3er-WG gewohnt, zuletzt in einem winzigen Studio unterm Dach, das sie erworben und, ganz Handywoman, frisch renoviert hat. Nina Caprez arbeitet gerne mit den Händen, malt, zimmert, verlegt Stromkabel, legt Plättli. Aufgewachsen auf einem Bauernhof in der Nähe des Rätikons, bekannt für seine MehrseillängenRouten, verliess Nina Caprez mit 22 das Land der Bergsteiger. Um nach Frankreich auszuwandern, ins Land der Sportkletterer. Um mehr und noch mehr zu klettern. In ihre alte Heimat kehrt Nina Caprez immer wieder gerne zurück. Um mit der ganzen Welt im Prättigau zu klettern. Um in Prada im Elternhaus ihre Mutter zu besuchen, die Nina als Kind und auch später immer machen liess. Mit ihr hinauf ins Maiensäss der Familie ging. Oder sonst z Berg. Der Rätikon ist ein Lieblingsgebiet von Nina Caprez geblieben. «Hier bin ich daheim, hier kann ich Kraft tanken.» K l e i d b l a u ( L e i n e n / B a u m w o l l e) – L u i s Tr e n k e r L e d e r t a s c h e b r a u n – L u i s Tr e n k e r S c h u h e r o t – L u i s Tr e n k e r


70

NINA CAPREZ C L I M B I N G U N D FA S H I O N

Stichwort: Climbing Gypsy Die vollständige Hingabe ans Klettern, der Lebensstil rund um diese Leidenschaft: Nina Caprez, 34, hübsch und selbstsicher, weiss immer, was sie will, was ihr guttut, was sie stark macht. Sie trainiert extrem hart, klettert extrem hart. Gleichzeitig lässt sie Dingen gern ihren Lauf. Sie führt ein selbstbestimmtes, eigenständiges Leben. Geniesst diese Freiheit, die ihr enorm viel bedeutet. Im Wissen um das Privileg, eine «Climbing Gypsy» sein zu dürfen. Was sie vor allem etwas macht: glücklich. Sie übernimmt die Verantwortung für all ihre Vorhaben, sucht nie nach einer Entschuldigung für das, was sie macht oder nicht. Nie fragt sie sich, was in 10 Jahren ist. Manchmal vielleicht, was aus ihr geworden wäre, wenn sie nicht klettern würde. Eine Künstlerin? Vielleicht wäre sie beim Zirkus gelandet.

Denti della Vecchia, Tessin: Eine der wenigen 8a’s von den Denti. «Der ganze Felsriegel liegt in einem Märchenwald, ein Adlerhorst, der den Lago Lugano überwacht.»

BIANCO

SOMMER 2020


71


72

NINA CAPREZ C L I M B I N G U N D FA S H I O N

K l e i d F i f t i e s ( 1 0 0 % B a u m w o l l e), P e t t y c o a t , C a r d i g a n C a s h m e r e / S e i d e – S u s a n n e B o m m e r Ballerina ras – by WITRA concept store Fine Jeweller y B - Dimension Ohrring und A rmreif, Roségold, Diamanten – Bucherer

BIANCO

SOMMER 2020


73

Oliana, Spanien, Top out «American Hustle»: «Die Route gelang mir mit einem Raster, sie wartet auf mich für einen Durchstieg ohne Sturz ins Seil.»


74

NINA CAPREZ C L I M B I N G U N D FA S H I O N

Voralpsee «Grabserberg»: «Mein absoluter Favorit. An diesem Fels habe ich gelernt, was Sportklettern ist. Und meine erste 7c, 8a und 8b+ abgehakt.» B l u s e E m i l y, b l a u g e s t r e i f t ( 1 0 0 % B a u m w o l l e), Hose Elvis bl au – Lis L areida by WITRA concept store Ta s c h e – l’a u t r e c h o s e b y W I T R A c o n c e p t s t o r e S a n d a l e , s i l b e r, Y v e s S a i n t L a u r e n t – Tr o i s P o m m e s F i n e J e w e l l e r y B - D i m e n s i o n , O h r r i n g u n d K e t t e , We i s s g o l d , Diamanten – Bucherer U h r M a n e r o m i t D i a m a n t e n – C a r l F. B u c h e r e r

Stichwort: Karriere Nina Caprez ist es gewohnt, steinige Wege zu gehen. Früh schon entdeckt sie ihre Freude an der Vertikalen. Mit 13 kommt sie in einem Kletterlager in Südfrankreich richtig auf den Geschmack. Die Mittelschule in Schiers schliesst sie als Beste des Jahres ab. Die Kunstgewerbeschule danach ist nur eine Option. Nina Caprez entscheidet sich ganz für die Kletterei. Bestreitet Wettkämpfe, schafft es in die Nationalmannschaft, holt Meistertitel und dominiert bald die Schweizer Kletterszene. Die Jugendweltmeisterschaft in Peking ist ein Höhepunkt. Dann kommt eine Schulterverletzung. Nach der Zwangspause die Einsicht, Schluss mit dem Gegeneinander und dem Kampf gegen die Uhr zu machen. In Frankreich durchsteigt Nina Caprez die Route «Ultime Démence» in der Verdonschlucht und entdeckt, wofür ihr Herz wirklich schlägt: Bigwalls, harte Mehrseillängen-Routen, ihre heutige Spezialität. Die Schwierigkeitsgrade spektakulärer Felswände werden mit Zahlen und Buchstaben gemessen. Die französische Skala hat sich hier durchgesetzt, mit 9c als aktuell schwierigster Route. Der grösste Erfolg für Nina Caprez dürfte die Bezwingung der Route «Orbayu» im spanischen Nationalpark Picos de Europa sein, mit 13 Seillängen, 500 Klettermetern und fünf Längen in den Schwierigkeiten 7c bis 8c.

BIANCO

SOMMER 2020


75

Mantel blau – Lis Lareida Hose Elvis grau – Lis Lareida Pullover Cashmere grau – Henr y Christ by WITRA concept store Boot s – Ana Blum F i n e J e w e l l e r y B - D i m e n s i o n , O h r r i n g u n d K e t t e , We i s s g o l d , D i a m a n t e n – B u c h e r e r


76

NINA CAPREZ C L I M B I N G U N D FA S H I O N

BIANCO 

SOMMER 2020


77

Stichwort: Angst Nina Caprez klettert die schwierigsten Routen der Welt. Die ihr keinen einzigen Fehler verzeihen, die ihr alles abverlangen. Angst hat sie nie, Respekt schon. Sturzgedanken schaltet sie einfach weg, die sind verboten. Die Tiefe unter sich, die Exponiertheit am Fels, blendet sie völlig aus. Ihr Selbstvertrauen ist riesig, was in diesem Sport essentiell ist. Nie denkt sie daran, was passieren könnte. Nina Caprez liebt es, an ihre Grenzen zu gehen, manchmal auch darüber hinaus. In einer Wand mit ihren mikroskopisch kleinen Tritten und Griffen zu kleben. Eine Symbiose von Körper und Fels einzugehen. Die Liebe zu den Bergen steckt Nina Caprez in den Genen. Sie war 3, als ihr Vater, ein leidenschaftlicher Bergsteiger, beim Pflücken von Edelweiss tödlich abstürzte. Das traf die Familie hart, aber Nina Caprez wollte irgendwann das Erbe weiterführen. Risiken sind kalkulierbar, nicht kopflos zu klettern, ist entscheidend. «Ich lebe gerne», sagt Nina Caprez, die genau spürt, wenn an einem Tag irgendetwas nicht stimmt und nichts erzwungen werden darf. Dann folgt sie ihrem Bauchgefühl. Wenn bekannte Kletterfreunde verunglücken, macht sie das sehr traurig. Dann versucht Nina Caprez zu analysieren. Bei David Lama, der letztes Jahr mit 29 an der Ostwand des Howse Peak im Banff-Nationalpark starb, war es ein Lawinenabgang. Bei Luce Douady, die im Juni mit 16 in der Nähe von Grenoble (Le Luisset) tödlich abstürzte, passierte das Unglück beim Zustieg zu einer Kletterroute an einer exponierten Stelle.

B l u s e ( 1 0 0 % S e i d e), H o s e ( 1 0 0 % V i s k o s e) – l’a u t r e c h o s e b y WITRA concept store Fine Jeweller y B - Dimension, Ohrring und A rmreif, Roségold, Diamanten – Bucherer U h r M a n e r o – C a r l F. B u c h e r e r

Linke Seite: B l u m e n k l e i d r o t ( 1 0 0 % B a u m w o l l e) – L u i s Tr e n k e r S c h u h e b e i g e – L u i s Tr e n k e r F i n e J e w e l l e r y B - D i m e n s i o n , O h r r i n g We i s s g o l d , Diamanten – Bucherer

ENGLISH SUMMARY

NINA CA PRE Z Nina Caprez, 34, is fully dedicated to climbing and the lifestyle that comes with it. Pretty and confident, she always knows what she wants, what’s good for her, what makes her strong. She trains extremely hard, climbs extremely hard. At the same time, she likes to let things run their course. She leads a self-determined, independent life. She appreciates her freedom and the privilege of being a climbing gypsy. Born and raised on a farm in the hamlet of Prada, near Küblis in the Prättigau, she now lives in France and is about to move in with her new partner.


78

H A R L E Y - D AV I D S O N B O O M - B I K E FAT B O Y

BIANCO 

SOMMER 2020


Seit exakt 30 Jahren erklärt ein Name alles, was man über Geschmack und Ernsthaftigkeit eines Bikers zu wissen braucht:

Die Geschichte einer Ikone Tex t : Wern er Jessne r

79

M

an musste Arnold Schwarzenegger in «Terminator 2» ernst nehmen, selbst als er mit seltsamer Frisur und splitterfasernackt in einer Biker-Bar auftauchte und einen seiner lakonischen One-Liner in hölzernem Englisch absonderte: «I need your clothes, your boots and your motorcycle.» Der Outlaw versuchte sich zwar zu wehren («you forgot to say please»), aber nach einer rituellen kleinen Prügelei bekam Schwarzenegger, was er wollte: Klamotten plus den Fat Boy. Das war im Jahr 1991, und die Harley-Davidson Fat Boy, untypisch für ein Bike stets mit dem männlichen Artikel bedacht, war zu diesem Zeitpunkt seit einem Jahr am Markt. Ob der Fat Boy ein Erfolg werden würde, war zu diesem Zeitpunkt dennoch unklar. Die erste Serie war silber, hatte gelbe Zierstreifen und quetschte aus ihrem 1338 ccm grossen V2-Motor gerade einmal 56 PS. Was das Spitzenmodell der fahraktiven Softail-Reihe auf den ersten Blick kenntlich machte, waren die flächigen Scheibenräder. Und natürlich ein Look, der das Bike breit und untersetzt wirken liess, daher auch der Name. Mächtiger Chrom-Scheinwerfer. Dicke Gabel. Breite Reifen. Dazu der unverwechselbare Sound, den Käufer gern durch eine modifizierte Auspuffanlage nachschärften. Doch wo waren die Käufer? Anfangs zeigten sie sich schüchtern. Sie wussten nicht so recht, warum sie einen Fat Boy brauchen würden. Das änderte sich, als die Entwicklungsmannschaft rund um Willie G. Davidson, Enkel des Firmengründers persönlich, farblich zur Besinnung kam. Die gelben Zierstreifen flogen raus, und die einzig wirklich korrekte Farbe für jeglichen Fat Boy hielt Einzug: Schwarz. Den Rest erledigte Arnie. Ein Produkt, das es aufs Filmplakat der «Terminator»-Serie schaffte, hatte es wirklich geschafft, und viele jener, die dieses Poster einst im Kinderzimmer hängen hatten, sollten in den nächsten Jahren für ihren eigenen Fat Boy sparen. Der ikonische Stunt mit dem Sprung in die Entlastungsrinne wäre mit dem Serien-Bike niemals machbar gewesen. Da musste Hollywood schon mit technischen Tricks und nachträglich rausretuschierten Seilen nachhelfen. Denn wenn ein Fat


H A R L E Y - D AV I D S O N B O O M - B I K E FAT B O Y

Boy etwas nicht ist, dann geländegängig. Die erste Serie fuhr so, wie man es sich vorstellen konnte: Archaisch. Rustikal. Vibrationsfreudig. Ein Bike zum Cruisen, mit einer so überschaubaren Strassenlage, dass man vor der Brillanz der TerminatorStuntmen noch heute den Helm ziehen muss. Was nichts an der Faszination für das Bike an sich ändern konnte, und natürlich ist auch der Name genial. Fat Boy, da muss man nichts mehr erklären, im Unterschied zu Dyna Glide oder Heritage Softail. Einfacher war Respekt unter Einspurigen kaum zu bekommen, höchs­ tens günstiger. Denn preislich wurde der Fat Boy von Anfang an hoch positioniert. Man musste sich dieses Bike verdienen, im Wortsinn. Zehn Jahre nach der Premiere wurde es erstmals Zeit für eine gründliche Auffrischung. Die zweite Generation bekam den neuen, 1449 ccm grossen Twin-CamMotor mit dem Kürzel 88B, wobei das B für «Balancer» steht: Hatten sie es doch tatsächlich geschafft, eine Ausgleichswelle zu installieren, die die Vibrationen auf ein Mass zurückstutzte, dass man nicht nach jeder Ausfahrt Schrauben nachziehen musste. Ein Segen damals. Auch optisch veränderte sich einiges zum Dramatischen. Harley hatte gelernt, an welchen Ecken man feilen musste, um den erwünschten Look (long and low and mean) zu erreichen, und welche Erken-

nungszeichen man besser unangetastet liess. Die Scheibenräder zum Beispiel. So konstruierte man einen neuen Rahmen, der bessere Fahreigenschaften hatte, allerdings aussah wie der alte, nämlich scheinbar ohne Hinterradfederung. Natürlich hatte sie eine, sogar mit zwei Federbeinen, aber gut versteckt. Customizer und Tuner bekamen bei sportlichen Fahrern weniger zu tun, zum Beispiel: eine nennenswerte Bremse ranzuschrauben. Die hatte der Fat Boy der zweiten Generation endlich serienmässig. Das einstige Mauerblümchen war längst zum Boom-Bike in den internationalen Schauräumen gereift und zeitweise für bis zu 10 Prozent des globalen Harley-Volumens verantwortlich. Wann immer die Verkaufskurve abzuflachen drohte, reagierte man in Milwaukee. Für den 2007er-Jahrgang stand ein auf 1584 ccm gewachsener Motor (Twin Cam 96B) an und erstmals ein Getriebe mit sechs Gängen parat. Schaltete noch immer rustikal, aber man wollte die Klientel wohl nicht verzärteln. Der Rest blieb Feinarbeit, immer wieder neue Versi-

Foto: 1991 STUDIOCANAL

80

Arnold Schwarzenegger auf einer Harley-Davidson Fat Boy im Jahr 1991 (Terminator 2).

BIANCO

SOMMER 2020


81

FAT BOY MEILENSTEINE Die behutsamen Änderungen der letzten 30 Jahre 1990 erster Fat Boy 1999 neuer 1450-ccm-Motor 2005 15-Jahre-Sondermodell mit Screaming-Eagle-Tuning 2006 1584-ccm-Motor, 6-Gang-Getriebe 2010 «Lo»-Modell mit extra niedriger Sitzbank 2012 1690-ccm-Motor 2018 1868-ccm-Motor, Showa-Federelemente, Monoshock

onen, die den dunklen Charakter betonten. Ein Bike, das Respekt einforderte, ein Bike, mit dem nicht zu spassen war. Immerhin: Ab 2011 kam ABS an Bord; etwas, das ein paar Jahre zuvor in der Gemeinde noch völlig undenkbar gewesen wäre. Generation vier (ab 2012) erfreute uns mit dem «Twin Cam 103B»-Motor mit 1690 Kubik und mittlerweile 79 PS. Und endlich hatte Harley-Davidson verstanden, dass das Geschäft erst losging, nachdem der Kunde sein Bike gekauft hatte. Umbauen, verbessern, customizen: Wenn die Leute das ohnehin machen, dann beackern wir doch dieses Feld und überlassen es nicht Fremdfirmen! Das Angebot an Zubehör ab Werk explodierte mit dieser vierten Generation. Seit 2018 ist Fat Boy fünf auf dem Markt, und er macht vieles entscheidend besser. Es ist ein Fat Boy mit den richtigen Vibes, mit Strassenlage und Fahreigenschaften, die keinen Freak mehr im Sattel benötigen, sondern bloss noch ei-

nen gestandenen Biker. Der brandneue 114er-Motor mit 1868 Kubik Hubraum hat Drehmoment in allen Lebenslagen – mehr als genug. Der dicke Bube beschleunigt so manches Sport-Motorrad aus, auch weil niemand Angst haben muss, er würde sich auf die Hinterhand stellen. Höchstens dreht der Reifen beim Beschleunigen durch – im Unterschied zum «Terminator»-Fat-Boy völlig ohne Tricks. Der lange Radstand hilft auch beim Bremsen: Das Hinterrad wird kaum entlastet und kann Verzögerung übertragen wie sonst kaum ein Bike. Der Fahrer spürt das hohe Gewicht (304 Kilo trocken!), den starken Motor, er muss das Bike bewusst kontrollieren. Wer eine Analogie aus dem Vierrad-Bereich sucht: Fat Boy ist ein Mercedes G AMG, kein Lotus Exige. Alles hier geschieht mit Kraft, manchmal sogar Gewalt. Umso mehr gilt das auch für Kurven, denn der breite Lenker und die grossen rotierenden Massen durch die flächigen, fetten Scheibenräder mit ihren

extradicken Reifen machen Fahrer-Input unumgänglich. Einen Fat Boy lässt man nicht in die Kurve kippen, man zwingt ihn in den Radius, und zwar so lang, bis die Trittbretter Funken am Asphalt schlagen. Klingt nach Arbeit? Ist es auch. Und zwar Arbeit der befriedigenden Art, so ähnlich wie Holzhacken oder Schneeschaufeln. Nach einem langen Tag mit einem Fat Boy weiss man jedenfalls, was man geleistet hat. Pünktlich zum 30. Geburtstag gibt es nun eine Jubiläums-Edition, streng limitiert auf 2500 Stück weltweit. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass er optisch zu den All-Time-Greats der Ahnenreihe gehört. Chrom ist auf ein Minimum reduziert, alles, was schwarz sein kann, ist auch schwarz, und zwar in sehr elaborierten Nuancen: Satin Black. Gloss Black. Onyx Black, das Chrom durchschimmern lässt. Das ganze Bike ist eine Doktorarbeit in Schwarz, konterkariert durch gezielte Bronze-Akzente. Dieses Bike macht Tuner arbeitslos. Ganz abgesehen von der Optik gibt es ganz handfeste Gründe, sich genau diesen Fat Boy zu gönnen. Er markiert wahrscheinlich den Höhepunkt der luftgekühlten Harley-Welt wie wir sie kennen. Stück für Stück ziehen wassergekühlte Motoren in Milwaukee ein, auch ein E-Bike gibt es ja bereits. Elektronik wie Kurven-ABS und andere Hilfssysteme erobern die letzte Bastion der Gusseisernen, beginnend bei den Touren-Modellen der Marke, und es ist bloss eine Frage der Zeit, wann diese Welle die Ikone Fat Boy erfasst. Die 4270 Franken Aufpreis zum normalen Fat Boy (ab Fr. 22580.–) sollten beim Anniversary-Modell jedenfalls gut investiert sein. Im Vergleich zu Schwarzen­ eggers Ur-Modell ist er ohnehin unverschämt günstig: Das originale Film-Bike wurde im Jahr 2018 um eine halbe Million Dollar versteigert.

ENGLISH SUMMARY

T HE BIK E F R OM T E RM I N ATO R 2 Just in time for its 30th birthday, Harley-Davidson has released an anniversary edition of its legendary Fat Boy – yes, that’s right, the bike from «Terminator 2». We all remember Arnold Schwarzenegger taking it over with one of his iconic one-liners: «I need your clothes, your boots and your motorcycle.» The anniversary edition is limited to 2500 pieces worldwide, and it’s no exaggeration to say that it’s one of the all-time greats of the series. Whatever can be black is black, and in very elaborate shades: Satin black. Gloss black. Onyx black, with a bit of chrome shimmering through. The entire bike is a doctoral thesis in black, rounded off with bronze accents, and it’s well worth paying the extra 4,270 Swiss Francs compared to the standard model (from 22,580 Swiss Francs).


82

KURZ & KNAPP Z E I C H E N D E R S O L I D A R I TÄT

19. April, 02.00 Uhr: China

22. April, 02.30 Uhr: Brasilien

16. April, 24 Uhr: USA

GIPFEL BOTSCHAFT 23. April, 00.30 Uhr: Neuseeland

17. April, 21.30 Uhr: Katar

Es war eine der schönsten Aktionen während der surrealsten Zeiten der Coronavirus-Pandemie. Entsprechend riesig fiel die Resonanz rund um den Globus aus. Zermatt wollte mit der Beleuchtung des Matterhorns ein Zeichen setzen, das Kraft und Hoffnung, Solidarität und Verbundenheit mit allen Ländern dieser Welt ausdrückt. Der Lichtkünstler Gerry Hofstetter aus Zumikon, 58, früher Banker, Helikopter-Pilot und Kunstturner, liess Nacht für Nacht verschiedene Sujets an den 4478 Meter hohen Berg projizieren. Vor allem Länderflaggen. Über fünf Wochen lang. Es sei kein Zufall gewesen, meinte Gemeindepräsidentin Romy Biner-Hauser, dass man mit Italien begonnen habe, das so nah an Zermatt liege und so stark betroffen sei. «Wir wollten die Bekanntheit des Matterhorns für unsere Botschaft nützen.» In Dubai wurde als Dank für die Aktion der Wolkenkratzer Burj Khalifa, mit 828 Metern das höchste Gebäude der Welt, mit der Schweizer Flagge beleuchtet. www.zermatt.ch/hope; www.hofstetter-marketing.com

BIANCO

SOMMER 2020


KURZ & KNAPP F O R U M PA R A C E L S U S

14. April, 21.45 Uhr: Deutschland

24. April, 23.40 Uhr: Türkei

17. April, 21.30 Uhr: Saudi-Arabien

24. April, 22.20 Uhr: Russland

SUPER MOUNTAIN MARKET Was macht der nie um eine gute Idee verlegene Mario Weichselmann, Club Manager im «Dracula» in St. Moritz, wenn im Sommer der Jazz nicht Gast sein darf im legendären, von Gunter Sachs einst ins Leben gerufenen «Dracula’s Ghostriders Club»? Wenn das Festival die Rückkehr zur Live-Musik sanft in neuen Locations angeht, auf Freiluftbühnen und in grossen Sälen? Der im «Ritz-Carlton, Berlin» ausgebildete Hotelfachmann gründet mit ein paar Leuten kurzerhand den temporären Super Mountain Market (SMM). Eine Plattform für Talente und Kreative, bei der es um lokale und regionale Produkte geht. Um Kunst, Architektur, Design, Wellness, Sportaktivitäten, Schmuck, Mode und Kunsthandwerk. Die Auswahl: kuratiert. Der Raum des SMM genial: das vor ein paar Jahren restaurierte Forum Paracelsus unterhalb der Französischen Kirche in St. Moritz Bad mit architektonisch einzigartigem Ambiente. Ein Café und eine Aperitivo-Bar gehören ebenfalls dazu. Mit dem Super Mountain Market soll Neues gewagt werden, eine Fortsetzung gleichenorts im Winter ist bereits gesichert. www.instagram.com/supermountainmarket

83


84

KURZ & KNAPP WINZER, WEINE UND EINE GUTE KÜCHE

10 Weinorte, von Fläsch bis Reichenau, und die Weine von 71 Winzern im «Alten Torkel» von Jenins. Eine Restaurant-Entdeckung in Madulain. Drei Gute-Laune-Beizer aus St. Moritz. Und ein Culinarium Alpinum in Stans.

HIGHLIGHTS AUS DER HERRSCHAFT Einen Eindruck, was die kleine, aber feine Weinbauregion zu bieten hat, kann man sich nirgends besser verschaffen als im «Alten Torkel» im Herzen der Bündner Herrschaft. Julia und Oliver Friedrich sind die neuen Gastgeber in der Weinwirtschaft in den Weinbergen von Jenins, im «Huus vum BündJulia und Oliver Friedrich ner Wii». Mit David Esser haben sie für die Küche den früheren Souschef vom «Park Hotel Vitznau» gewonnen. Alle seine Gerichte sollen explizit mit dem Wein harmonieren. Zum geschmorten Kalbsbäggli mit Kartoffelstampf oder zum knusprigen Schweinebauch mit Capuns ein Dornfelder von Jürg Obrecht (Fr. 7.–/dl). Zum gebratenen Wolfsbarsch mit Fenchel oder zur geschmorten Ofen-Rande ein Completer von Martin Donatsch (Fr. 22.–/dl). Zum Rindstatar oder zu den Schmorbratenravioli ein Blauburgunder von Hanspeter Lampert (Fr. 6.50/dl). Man nimmt Platz auf der sommerlichen Terrasse mit Pergola. Oder im urtümlichen, hohen Raum mit der hinterleuchteten Weinwand und der eindrücklichen Weinpresse aus dem Jahr 1722. Junge, aktuelle Weine von 71 Bündner Winzern lassen sich entdecken. Dazu kommen jede Menge minutiös gesammelte ältere Jahrgänge. Beim Pinot noir von Thomas Studach stehen 11 Jahrgänge zur Wahl, darunter auch Grossflaschen. Vom Pinot noir Unique von Martin Donatsch reicht die Jahrgangs­tiefe zurück bis 2001, bei den 9 Jahrgängen Monolith von Francisca und Christian Obrecht bis 2005. Die «Torkel»-Weinkarte umfasst 800 Positionen und ist nach Weindörfern geordnet. Traditionelle Halbliterflaschen (!) finden sich ebenso wie 11 Schaumweine der Region. Eine Besonderheit sind die AT-Spezialabfüllungen, die drei «Torkel»-Hausweine von Oliver Friedrich. Den kompetenten, lockeren Weinfachmann, 2013 von «GaultMillau» als «Sommelier des Jahres» ausgezeichnet, kennen Weinliebhaber von Andreas Caminadas «Schloss Schauenstein» in Fürstenau, wo er bereits auf Bündner Weine setzte. Ein weiteres Highlight sind im «Torkel» die mit «Juwelen» betitelten 5 letzten Seiten der Weinkarte, eine Selektion exklusiver Einzelflaschen. Alter Torkel, Jeninserstrasse 3, 7307 Jenins www.alter-torkel.ch

«Entdeckung des Jahres»: Paolo Casanova und seine Hirschtatar-Engadin-Interpretation.

«STÜVA COLANI»: ÜBERRASCHEND VERSPIELT Paolo Casanova ist der momentane Darling der Restaurant-Kritiker. Entsprechend stolz ist die kleinste Gemeinde des Oberengadins, dass der aus Cortina stammende Chef der «Stüva Colani» in Madulain im «GaultMillau» 2020 zur «Entdeckung des Jahres» gekürt worden ist, dass die Tester von «Michelin» ihm einen Stern verliehen haben. «Paolo Casanova kocht technisch recht aufwendig, handwerklich akkurat und bringt die mitunter zahlreichen Komponenten in seinen Gerichten geschickt in eine gute geschmackliche Balance. Die exzellenten Produkte stehen absolut im Fokus – gerne erklärt der Küchenchef seine Speisen am Tisch.» Was beim Hirschtatar (Kartoffel-Nelken-Chips, im Chiliessig eingelegte Wachteleier, Litschisauce, Currykraut-Gelee, Reiswaffel, Salbeipulver, Pistazien, Nori-Algen und Spirulina-Algen) durchaus Sinn macht. Denn vom rohen Wild ist auch beim zweiten Blick nichts zu sehen. Es verbirgt sich, erklärt Paolo Casanova in stark italienisch gefärbtem Deutsch, unter dem das Engadin darstellenden, grossen Chip, mit Inn, Wäldern und Schneebergen. Italienische Klassiker sind es nicht, die den neuen Küchenstil in der «Stüva Colani» ausmachen. Casanovas kreative Küche ist überraschend verspielt, will zeitgenössischer sein, moderner, wobei ausgesuchte Produkte als Basis selbstverständlich sind. Zur Clientel von Paolo Casanova gehört Madulains Gemeindepräsident Roberto Zanetti. Zahlreiche Gäste reisen auch aus St. Moritz an, Parkplätze sind reichlich vorhanden. Via Principela 209, 7523 Madulain Fon 081 854 18 88 www.hotelchesacolani.com

BIANCO

SOMMER 2020


85

KULINARISCHES KOMPETENZZENTRUM IM KAPUZINERKLOSTER

Gute-Laune-Beizer: das «Scarpetta»-Trio Dimitrio Kefalas, Luca Höfer und Fabian Roth.

PASTA E VINO Im Schaufenster der einstigen Schusterei fallen unzählige Kleiderbügel auf, an denen eng gelbe Tagliatelle hängen. Damit wird gezeigt, worum es im winzig kleinen «Scarpetta» geht: um Pasta. Man steht gleich mittendrin im Geschehen, einem Hauptraum mit einem Zehner- und einem Sechsertisch. An die wird man dazugesetzt und kommt mit den Nachbarn leicht ins Gespräch. Zu trinken gibt es Bier, vor allem reichlich guten Wein. Die drei Bündner Dimitrio Kefalas, Luca Höfer und Fabian Roth haben aus Spass am Kochen zusammengefunden und verbreiten nun als Beizer gute Laune. Ihre Speisekarte ist überschaubar (Bruschetta, Carpaccio di Bresaola, Pasta del giorno usw.), ihr Weinangebot wunderbar ausufernd. Mit alleine 14 Positionen bei den Schaumweinen. Weissweine sind 24 gelistet. Noch grösser ist die Auswahl bei den roten Gewächsen. Dort stehen Weine aus der Schweiz (11 Positionen), dem Piemont (46) und aus dem restlichen Italien (14) in Konkurrenz zu solchen aus Frankreich (14), Deutschland, Österreich, Portugal, Slowenien und Spanien (8). Weiter finden sich in den Weinblättern im «Scarpetta» 27 Grossflaschen. Zu den Highlights zählen für uns die roten Burgunder, die Tessiner (Klausener!) und Bündner (Studach!). Obwohl zentral an der Via Veglia in St. Moritz gelegen, ist das Lokal nicht ganz leicht zu finden. Man geht von der Via Maistra eine Gasse hoch, bis zum «Wirtshausschild», einem Stiefel, Werk des Engadiner Künstlers Gian Pedretti. Am Rande von Pontresina betreibt das Trio mit dem «Giardin» im ehemaligen Sportpavillon eine Gartenwirtschaft mit fantastischer Aussicht. Thema dort: Pizza. Und für die Wintersaison hat man eine weitere Location in St. Moritz im Auge, mit Bar und Restaurant sowie Lounge und Zigarrenlounge. Der Deal stehe zu 90 Prozent. Via Veglia 11, 7500 St. Moritz Fon 081 832 32 09 www.la-scarpetta.ch

Im über 300 Jahre alten Kapuzinerkloster im nidwaldischen Stans entsteht ein Kompetenzzentrum für die Regionalkulinarik des Alpenraums. Es nennt sich Culinarium Alpinum, Eröffnung ist am 1. September 2020. Produkte, Spezialitäten und Rezepte des Alpenraums stehen im Vordergrund. Mit Kursen und Seminaren sollen Kochkünstler und Schnapsbrennerinnen, Bäuerinnen und Metzger, Sommeliers und Verkosterinnen, Käseprofis und Bäckermeisterinnen angesprochen werden. In den Räumlichkeiten des ehemaligen Klosters, das im Herbst 2014 zur Umnutzung ausgeschrieben worden war, gibt es neu neun Schulungsräume, 14 Gästezimmer und mit dem «Refektorium» ein Restaurant mit bekanntem Leiter,

Peter Durrer, von 2010 bis 2018 Gastgeber im Luxushotel «Villa Honegg» in Ennetbürgen. Gemeinsam mit ProSpecieRara ist ein essbarer Garten mit einer Vielfalt an seltenen Obstsorten, unbekannten Beeren, vergessenen Kräutern und verschwunden geglaubten Gemüsen am Entstehen. Entlang der Klostermauern wird eine einzigartige Sammlung von Birnenspalieren aufgebaut. Das prächtige Gewölbe im Klosterkeller wird zur Heimat des Alpsbrinz der Stanser Molkerei Barmettler. Zudem wird es einen reichhaltig bestückten Klosterladen geben. Etliche Termine für Kurse sind bereits fixiert. Mit Themen wie «Die Würste des Alpenraums» (Geschichte, Zutaten, Wursten), «Mispelbrand und Kornelkirsch» (zur Vielfalt der heimischen Edelbrände), «Knollenziest und Zuckerwurzel» (wiederentdeckte und neue Gemüsevielfalt) oder «Alpine Kräuter-Kompetenz» (Räuchern mit Kräutern). Unter den Referenten befindet sich auch Dominik Flammer, Autor von «Das kulinarische Erbe der Alpen» und Projektleiter des Culinarium Alpinum. www.culinarium-alpinum.com


86

KURZ & KNAPP DREI KÜNSTLER IN DEN ALPEN

Not Vital mit seinem Turm in Susch. Doug Aitken mit seinem Spiegelhaus in Gstaad. Und Damien Hirst – nein, der ist eine Miniatur, wurde von Jérémie Maret aufs WC hinter blaues Glas gesetzt

Michelangelo hat den Carrara-Marmor berühmt gemacht. Das weisse Gold aus den Apuanischen Alpen, ein auch heute von Bildhauern gerne bearbeiteter Stein. Mit seinem jüngsten Werk aus Carrara-Marmor, einem zehn Meter hohen Turm («Tuor per Susch»), hat der Künstler Not Vital ein Wahrzeichen für Susch, für das ganze Engadin geschaffen. Nach seinen Plänen aus einem einzigen Marmorblock entstanden, ist der Turm mit die Arbeit von zwei erfahrenen Carrara-Steinmetzen aus Pietrasanta, den Tognis. Vater Umberto Togni, 80 – Not Vital kannte ihn noch aus seiner Zeit in Lucca – und sein Sohn Gabriele Togni schafften in 24 Monaten mit eigenen Händen, was anderen erfahrenen Leuten vor Ort als unmöglich erschien. Im Steinbruch mit Meissel- und Schleifarbeit aus einem Block von ursprünglich 160 Tonnen ein Meisterwerk zu schaffen: ausgehöhlt, mit

Not Vital, sein ausgehöhlter «Tuor per Susch» und die Carrara-Steinmetze Gabriele und Umberto Togni (l.).

MONOLITH AUS MARMOR

einer Grundfläche von zwei mal zwei Metern, noch immer knapp 29 Tonnen schwer. Weil das Risiko gross war, musste der Stein und die Arbeit vorfinanziert werden. Doch das im Zusammenspiel zwischen Not Vital und Gražyna Kulczyk vom Museumskomplex in Susch sowie den beiden Galeristen der Stalla Madu– lain, Gian Tumasch Appenzeller und Chasper Linard Schmidlin, entstandene Projekt war die ganze Zeit über von gegenseitigem Vertrauen geprägt. So verlief auch der 500 Kilometer lange, zwei Tage dauernde Transport aus Italien problemlos, zudem das Abladen und Aufstellen des Turms mit zwei Kränen am dafür vorgesehenen Platz in Susch. Nun steht der Monolith aus Marmor oberhalb des Museums, als eigenständiges Kunstwerk, das Besucher betreten können. www.muzeumsusch.ch

BIANCO

SOMMER 2020


87

Silikon-Hirst: Dispenser in Corona-Version für das Festival da Jazz.

DAMIEN HIRST FOR SALE Desinfektionsspender für keimfreie Hände gehören zu unserem Alltag. Seit diesem Jahr. Auch bei Konzerten. Meistens sieht das ein wenig deplatziert und billig aus. Nicht beim Festival da Jazz in St. Moritz. Aus seiner «Damien-Hirst-Plastik» hat der Künstler Jérémie Jean-Ferdinand Maret eine exklusive Corona-Version entwickelt, eigens fürs Festival. Der Silikon-Hirst auf dem WC hinter blauem Glas ist einerseits Marets ironische Hommage an Hirst, ande-

rerseits seine Kritik am Kunstmarkt – kauft keine Kunst, kauft den Künstler. Für sein Projekt «Hirst for Sale» steckte Jérémie Maret den weltweit gefeierten britischen Künstler in ein Aquarium, wie dieser das mit seinen in Formaldehyd-Behältern versenkten toten Tieren getan hat, vom Tigerhai über Schafe bis zu Schweinen und Kühen. Damien Hirsts Kopf hat Maret aus dem Internet geschaffen, der Körper ist sein eigener. Das entstandene Designob-

jekt ist, wie Jérémie Jean-Ferdinand Maret sagt, garantiert günstiger und langlebiger als jeder andere Hirst auf dem Kunstmarkt. Sein Damien Hirst gibt es als Skulptur in verschiedenen Grössen, von klein (Edition: 200, Preis: ¤ 650,–) bis lebensgross (Edition: 3; Gewicht: 300 kg, Preis: ¤ 45000,–). Zudem als Dispenser in der Corona-Version des Festivals da Jazz (¤ 1950,–), falls gewünscht, mit eigenem Logo. www.damienhirst.sale

Fotos: Doug Aitken, Mirage Gstaad, 2019, Part of Elevation 1049: Frequencies, Gstaad, Switzerland. Image courtesy of the Artist and Luma Foundation; Photo Torvioll Jashari;

SPIEL MIT SEHGEWOHNHEITEN: DOUG AITKENS SPIEGELHAUS Die Spiegelinstallation «Mirage Gstaad» von Doug Aitken ist Teil der Berglandschaft im Berner Oberland. Ein faszinierendes Bauwerk, das der in Los Angeles lebende Künstler und sein Team in drei Wintermonaten aufgebaut haben. Es war bereits in der Wüste ausserhalb von Palm Springs, dann in einer ehemaligen Staatsbank in Detroit (mit Kunstlicht) zu bewundern. Die Ranchhäusern im amerikanischen Westen nachempfundene Skulptur ist aussen wie innen mit Spiegeln verkleidet und reflektiert die Umgebung mit all ihren Jahreszeiten. Verändert sich in einer fast chamäleonartigen Form, wie Doug Aitken ausführt. «Mirage Gstaad» ist Teil der Kunstausstellung «Elevation 1049» und ab der Station Gruben oder Schönried gut zu Fuss erreichbar. www.elevation1049.org

«Mirage Gstaad»: grüne Weide im Sommer, Whiteout im Winter.


88

KURZ & KNAPP H O T E L O H N E WÄ N D E

Unter freiem Himmel einschlafen und vom Sonnenaufgang für ein Frühstück im Bett geweckt werden: Das bieten sieben spektakuläre Schweizer Pop-up-Suiten.

HIMMLISCH! EINE NACHT UNTER 1000 STERNEN «Zero Real Estate» ist auch ein Schweizer Kunstprojekt: die «Säntis-Suite» in Teufen im Appenzellerland (oben) und die «LüsisSuite» in Tscherlach auf 1300 Metern mit Aussicht auf den Walensee und die Glarner Alpen.

Die sogenannte «Säntis-Suite» liegt dramatisch theatralisch auf einer Bergwiese in ungestörter Umgebung auf 986 Metern. Zum immobilienbefreiten Hotelzimmer ohne Wände und Dach mit viel Grün als natürliche Tapete gehören ein Doppelbett mit blütenweisser Bettwäsche, Nachttischchen und passende Lämpchen sowie in Vasen eingestellte Blumen. Dank der drehbaren Holzplattform lässt sich von der «Säntis-Suite» die Aussicht in alle Himmelsrichtungen geniessen. Ob das die Hügellandschaften des Appenzellerlandes, der Alpstein und der Säntis sind

oder der nahe gelegene Wald auf der Rückseite. Geboten wird ein massgeschneideter Service mit Butler, der sich um alles kümmert, auch um Eventualitäten wie ein Back-up-Zimmer bei schlechtem Wetter. Standesgemäss hat er eine schwarze Fliege umgebunden und trägt weisse Handschuhe. Die Butler, alle lokal rekrutiert, haben unterhalb des Gürtels allerdings modische Freiheit, da dürfen es Lackschuhe, aber auch Gummistiefel und Bauernhose sein. Die Idee zu den gut gelüfteten Zimmern hatten die St. Galler Konzeptkünstler Frank und Patrik Riklin vom Atelier für Sonderaufgaben vor vier Jahren, damals hiess das Konzept noch «Null Sterne Hotel» und wurde alleine im Safiental umgesetzt. Inzwischen ist die Idee weiter gereift, auch dank der Zusammenarbeit mit sechs Ostschweizer Tourismus-Destinationen. Unter dem Namen Zero Real Estate existieren nun seit diesem Sommer ausser der «Säntis-Suite» in Teufen noch sieben weitere Suiten in atemberaubender Kulisse unter freiem Himmel und 1000 Sternen. Eine Übernachtung kostet jeweils 295 Fragen, die Nachfrage ist ungemein gross. www.zerorealestate.ch www.sonderaufgaben.ch

BIANCO

SOMMER 2020


IMPRESSUM

BIANCO, 12. Jahrgang Ausgabe Sommer 2020 HERAUSGEBER UND CHEFREDAKTOR Wolfram Meister wolfram.meister@biancomag.ch www.wolframmeister.ch BIANCO Grubenstrasse 11, CH-8045 Zürich, Fon +41 44 450 44 10 BIANCO Via Brattas 2, CH-7500 St. Moritz ART DIRECTOR Jürgen Kaffer GRAFIK Falk Heckelmann VERLAG, ANZEIGEN BIANCO Verlag GmbH Brigitte Minder Grubenstrasse 11, CH-8045 Zürich, Fon +41 44 450 44 12 brigitte.minder@biancomag.ch REDAKTION

Uina-Schlucht: 600 Meter langer Steinpfad, vor 110 Jahren in den Fels gesprengt.

ERHOLUNG UND NERVENKITZEL Für alle, denen schroffe Berge mit ihren Tälern und Schluchten eine Sehnsuchtslandschaft sind, gibt es jetzt das passende Buch: «Wanderungen durch die schönsten Schluchten der Schweiz» (at VERLAG). Von der Uina- und Quarschlucht im Unterengadin (Ausgangspunkt: Sur En) bis zur Twingischlucht im Wallis (Start beim Bahnhof Grengiols). Schluchten, Erholung und Nervenkitzel zugleich, ziehen auf der ganzen Welt Menschen in ihren Bann. Auch in den Alpen. Naturfreunde und Wanderer werden im Buch viele ihnen völlig unbekannte Tobel und Schluchten kennenlernen. Erst daheim im Fauteuil als Inspiration, dann live unterwegs unter freiem Himmel. Zu den Schluchten- und Wanderbeschreibungen kommen jeweils genaue Gebrauchsanleitungen. Wanderzeit, Höhendifferenz. Streckenlänge. Oder Angaben zur Schwierigkeit der Wanderung nach SAC-Skala. Die Anforderungen liegen fast alle im Bereich T1 und T2 (Wandern, Bergwandern), mit wenigen Ausnahmen im Bereich T3 und T4 (anspruchsvolles Bergwandern, Alpinwandern). www.at-verlag.ch

GRENZENLOSE SOMMER- UND HERBSTFRISCHE BIS 18. OKTOBER 2020 GEÖFFNET Im grosszügigen Ambiente des Suvretta House werden Sie sich erholen und den Zauber des Oberengadins im Sommer sowie als Novum auch im Herbst erleben. suvrettahouse.ch

«Hotel des Jahres 2020 / 21»

AUTOREN Niels-Viggo Haueter, Werner Jessner, Susanne von Meiss, Christoph Schuler, Linda Solanki FOTOGRAFEN Jérémy Bernard, Gian Marco Castelberg, Jon Etter, Jimmi Francouer, Mirja Geh, Gian Giovanoli, Torvioll Jashari, Werner Maeder, Martin Müller, Sebastian Magnani, Jean-Jacques Ruchti ILLUSTRATIONEN Helge Jepsen COMIC Andrea Caprez PRODUKTEFOTOS mit freundlicher Genehmigung der Hersteller COVERFOTO Gian Givanoli ENGLISCHE TEXTE Katharina Blansjaar KORREKTORAT Marianne Sievert DRUCK AVD Goldach, Sulzstrasse 10, CH-9403 Goldach Auflage Sommer 2020 20 000 Exemplare PREIS Einzelheft CHF 20.– BIANCO erscheint 2x jährlich, im Sommer und Winter Alle Rechte vorbehalten www.biancomag.ch

89


SEE YOU IN JULY 2021 FESTIVALDAJAZZ.CH

presenting partner


COMIC ALPENBITTER

91


92

COMIC ALPENBITTER

BIANCO 

SOMMER 2020


93


94

Ü B E R A L L E B E R G E M I T. . . K A S PA R W O L F E N S B E R G E R

f__ Verleger Ricco Bilger nennt Ihren «Gom-

mer Herbst» einen grossen Schweizer Kriminalroman. Sieht Sie auf Augenhöhe mit Schriftstellern wie Friedrich Glauser oder Friedrich Dürrenmatt. a__ Das ehrt mich. Macht mich aber auch verlegen. Alle Menschen bekommen gern Komplimente, doch das – das sind Grössen. f__ Dass Basler keine Baseler und Zürcher

keine Züricher … a__…

und die Menschen im Goms keine Gomser, sondern Gommer sind … f__ … wissen wir dank Ihren Wallis-Krimis.

Die erscheinen nun nach und nach als Taschenbücher und werden das Goms und die Gommer einem noch breiteren Publikum bekannt machen und näherbringen.

Im Juli ist der «Gommer Sommer», wobei das nicht mein Verdienst ist, als Taschenbuch im Kampa-Verlag herausgekommen. a__

f__ Jenem Verlag, der erst im Jahr 2018

gegründet das Werk von Georges Simenon betreut. Laut «ZEIT» der «meistgelesene, meistübersetzte, meistverfilmte, in einem Wort: der erfolgreichste Schriftsteller des 20. Jahrhunderts».

Ja, Simenon sollte man wiederlesen. Leider bin ich selber ein Langsamleser. Zumeist vertieft in eine Reihe von Büchern, die in Zusammenhang mit der Recherche zu einem neuen Buch stehen. Meine Frau ist im Gegensatz zu mir eine Schnell- und Vielleserin. Sie macht mich als Erstleserin meiner Romane auf Stellen aufmerksam, die nicht auf Anhieb verständlich sind.

a__

VIER JAHRES-

ZEITEN worden ist und nun mehr und mehr Zeit im Goms verbringt. I nt e r v i e w : Wo l f ra m Me i s t e r Fo t o g ra f i e : S e b a s t i a n Ma g na ni

f__ Wie kam es, dass das Oberwalliser

Hochtal, das Goms, mit seinen 4500 Einwohnern Schauplatz Ihrer Kriminalromane geworden ist? a__ Das hat verschiedene Gründe. Zum einen war ich als Kind mit meinen Eltern in Ernen in den Ferien. Geblieben sind mir davon lauter gute Erinnerungen. Später, als meine Kinder im gleichen Alter waren wie ich damals, zeigte auch ich ihnen auf einer Schweizreise das Goms.

BERUF Kaspar Wolfensberger, Jahrgang 1942, ist Arzt, Psychiater und Psychotherapeut. Der Stadtzürcher und Weltenbummler ist musikalischen, kulinarischen, önologischen und sonstigen Genüssen zugetan. Er lebt und schreibt im Goms und in Zürich.

f__ Inzwischen Ihre zweite Heimat. Sie leben

BÜCHER Im bilgerverlag Zürich sind bislang drei Walliser Kriminalromane von Kaspar Wolfensberger erschienen. Alle sind sie spannend, unterhaltsam und gut erzählt. Ob Gommer Sommer (2016, 380 Seiten), Gommer Winter (2017, 477 Seiten) oder Gommer Herbst (2019, 480 Seiten).

und arbeiten teils dort, teils in Zürich. a__ Vor 10 Jahren haben wir im Goms einen alten Stall übernommen. f__ Genau wie die Hauptfigur in Ihrem Krimi-

nalroman, der Üsserschwiizer Alois «Kauz» Walpen, der nach 33 Jahren bei der Kriminalpolizei Zürich entlassen und freigestellt

a__ Mein

Kauz wohnt allerdings in Müns­ ter, in einem alten Speicher eines Bauern. Wir sind in Reckingen daheim, in einem alten Strickbau, den wir innen mehr oder weniger ausgehöhlt und ausgebaut haben. Jetzt bewohnen wir drei Stockwerke, und ich kann hier in aller Ruhe schreiben. Mit Blick auf den Rotten, die Rhone, und den Galenstock.

f__ Waren Sie schon mal oben, auf dem

Gipfel?

Nein, ich bin kein Bergsteiger, kein Gipfelstürmer, allerdings liebe ich Pässe. Ich bin mehr der Wanderer und Langläufer. a__

f__ Walpen fährt Töff, eine alte BMW mit

Satteltaschen?

Ich nicht. Die habe ich ihm angedichtet. Wie auch den verwilderten Hund, Max, die Collie-Mischung. Die Figur von Kauz ist kein Abbild von mir. Auch wenn er wie a__

BIANCO

SOMMER 2020


95


96

Ü B E R A L L E B E R G E M I T. . . K A S PA R W O L F E N S B E R G E R

gnanter, einseitiger Prolog vorangestellt. In dem gleich schreckliche Morde passieren. a__ Das

ich alten Jazz hört. Eine Gemeinsamkeit ist, dass wir gerne kochen, einfache Gerichte, und gerne ein Glas Wein trinken.

ist ein bisschen wie im Film. Man wirft im Vorspann einen Köder, um den Zuschauer, den Leser anzulocken. In meinen Gommer Romanen geht es immer um Verbrechen, um Geheimnisse, die erst gegen Ende der Geschichte gelüftet werden.

f__ Nach vielen falschen Spuren, die Sie

f__ Dank Ihnen haben wir das Wort

«Doorffä» kennengelernt. a__ So

nennt man das, wenn Gommer miteinander plaudern und klatschen.

f__ Walliser?

gelegt haben.

Im Wallis, ja. In Zürich eher französische Weine. Von der Rhone, aus dem Languedoc.

a__ Über Täter und

Motive darf man lange, bis ganz am Schluss rätseln.

f__ Ihr Kauz ist Stadtzürcher. Wie Sie. Aber

Erstling, der 2016 erschienen ist, wird «Kauz» Walpen in seinem Feriendomizil von einem Erhängten empfangen, seinem Vermieter, mit dem er befreundet ist.

a__ Die Bücher kommen glücklicherweise gut an. Auch im Wallis.

Danach lebt man mit diesem Kauz gleich mit, dem Ermittler wider Willen.

Jean-Luc Bannalec Kriminalromane um Kommissar Dupin schreibt, ist Ehrenmitglied der Académie littéraire de Bretagne geworden. Seine Bücher brachten der Bretagne jede Menge zusätzliche Touristen ein – letzte Weihnachten waren 40 Leser aus Florida ausschliesslich auf den Spuren von Dupin in der Bretagne unterwegs.

a__

mit Gommer Wurzeln.

Was mir das Schreiben einfacher macht. Als Hauptfigur einen Gommer, einen Walliser Polizisten – das hätte ich mir nicht zugetraut.

a__

f__ Im «Gommer Sommer», ihrem Walliser

a__

f__ Das Goms als attraktive Kulisse für

f__ «Eine mörderische Liebeserklärung»

einen Krimi war aber von Anfang an gegeben?

hat der «Walliser Bote» über das Buch geschrieben.

a__ Überhaupt nicht. Wir waren bereits etwa fünf Jahre in unserem umgebauten Stall, als Walliser Freunde mich fragten, ob ich nicht mal ein Buch übers Goms schreiben wolle. Fachbücher sind weniger mein Ding, ein Wanderbuch kam nicht in Frage, ein Roman hingegen schon.

a__

f__ Sie hatten damals in Zürich bereits

Romane publiziert. Kriminalstücke, die naheliegenderweise in der dortigen Therapieszene spielen. Von Rezensenten sind sie als spannend und unterhaltsam gelobt worden. Als gut erzählt. a__ Ich habe spät mit Schreiben begonnen, erst mit 60. Zur Sprache hatte ich aber immer ein unverkrampftes Verhältnis, und das Schreiben ist mir immer leichtgefallen. f__ Sowohl beim ‘Gommer Herbst’ wie beim

‘Gommer Winter’ ist dem Roman ein prä-

Die Liebe zur Region ist die treibende Kraft hinter diesen Büchern.

f__ Wie in der Bretagne oder im Bergerac dürften sich auch die Tourismus-Direktoren im Oberwallis vor Freude die Hände reiben. Dank Ihren kriminalen Gommer Jahreszeiten.

f__ Jörg Bong, der unter dem Pseudonym

Natürlich werden Nicht-Gommer aufgrund meiner Bücher aufs Goms aufmerksam, auf die Schönheit des Tals. Und die Eigenarten der Gommer. Das ist durchaus beabsichtigt.

a__ f__ Als Arzt, Psychiater und Psychothera-

peut hören Sie laufend Geschichten, viele gewöhnliche, viele aussergewöhnliche.

Als Autor hingegen erfinde ich Geschichten. Denke mir Figuren und Ereignisse in meinem Kopf aus. Beschreibe aber echte Orte und Landschaften.

a__

f__ Die ersten acht Bände der Krimireihe

um Kommisar Dupin sind fürs Fernsehen verfilmt worden.

f__ Viel lokale Farbe hauchen Sie Ihren

a__

Romanen mit dem an etlichen Stellen verwendeten Gommertitsch ein. Ein Dialekt, der Ihnen nicht mit in die Wiege gelegt worden ist.

f__ Aus Bong-Bannalec ist so etwas wie

«Weerter» und «Sezz». Die sind nicht leicht zu lernen. Gommer, vertrauensvolle Gommini mit dem nötigen sprachlichen Flair, kümmern sich ums richtige Titsch, das im Goms gesprochen wird.

a__

ENGLISH SUMMARY

C RIME NOV E LS Kaspar Wolfensberger, born in 1942, is a doctor, psychiatrist and psychotherapist. A globetrotter with his roots in the city of Zurich, he is devoted to musical, culinary, oenological and other delights. He shares his time between Zurich and the high valley of Goms (Valais), where his crime novels are set. «I used to spend my childhood holidays in Ernen with my parents, and I have nothing but good memories of it. Later, when my children were about the same age as I was back then, I took them on a trip around Switzerland and showed them the Goms. And about ten years ago, we ended up buying an old barn and converted it into our second home.» Wolfensberger was already 60 years old when he took up writing. After having published some crime stories set in the city of Zurich, he was approached by friends: «We had been living in our converted barn for about five years when friends from the Valais suggested that I should write a book about the Goms. A hiking book was out of the question, but a novel seemed feasible.» He would be happy to see his stories on television or in a movie theatre one day. «My crime novels from the Goms would make a good movie plot, but they’re still waiting to be discovered.»

Meine Gommer Krimis wären vielleicht auch als Filmstoff geeignet. Sie warten aber noch auf Entdeckung.

eine Marke entstanden. a__ Das

bin ich nicht.

f__ Begleitend erscheinen Bände wie ein

bretonisches Kochbuch, «Kommissar Dupins Lieblingsrichte». Ein Bildband «Magische Bretagne. Kommissar Dupins Landschaften». Oder «Die schönsten bretonischen Sagen». Ganz ähnlich wie bei Martin Walker und seinem Bruno, Chef de police, im Bergerac. Da ergänzen «Brunos Kochbuch» und «Brunos Garten-Kochbuch» die Walker-Krimis. a__ Bei mir steht noch der «Gommer Frühling» an. Zuvor bin ich aber mit einem historischen Roman beschäftigt. f__ Steht die zu erzählende Geschichte

für den «Gommer Frühling» in ihren Grundzügen bereits fest? a__ Es

gibt ein paar vage Ideen.

f__ Die wollen Sie aber noch nicht verraten? a__ Richtig. Nur so viel: Einer der Protagonisten könnte ein im Goms tätiger afrikanischer Priester sein.

BIANCO

SOMMER 2020


Aus Liebe zum Wein. Seit 126 Jahren.

Aus Liebe zum Wein. Seit 126 Jahren.

Aus Liebe zum Wein. Seit 127 Jahren.

Aus g a be 11 — N ov e m be r 2019

Aus g a be 03 — M ä r z 2019

Aus g a be 02 — F e brua r 2020

MÄRCHENHAFT Bordeaux 2009 ITALIEN Winzer des Jahres WEINHÄNDLER Top 100

ELISABETTA GEPPETTI 30 Jahre Saffredi SILVANER AUS FRANKEN Angenehm unspektakulär ÁLVARO PALACIOS Spanisches Weinreich

WEINBOOM

L’Eroica

Gitarren-Riesling mit samtener Struktur und langem Abgang

STELLA DI CAMPALTO Pferdeliebhaberin, Quereinsteigerin und ein herausforderndes Brautgeschenk

01_SWZ_1119_U1_Titel_09sik_RZ.indd 1

30.10.19 10:43

ch f 13.50

FONTODI-DUELL Flaccianello gegen Vigna del Sorbo

ch f 13.50

ch f 13.50

Mit Vintage-Velos im Chianti Classico

BIERLAND SCHWEIZ Was beim Wein Coop und Denner, sind beim Bier Carlsberg und Heineken

ZentralSchweiz

Ein Wein voller Musik

01_SWZ_0319_U1_Titel_11sik_RZ.indd 1

27.02.19 12:49

01_SWZ_0220_U1_Titel_12sik_RZ.indd 1

30.01.20 12:16

Aus Liebe zum Wein. Seit 126 Jahren.

Aus Liebe zum Wein. Seit 127 Jahren.

Aus Liebe zum Wein. Seit 126 Jahren.

Aus g a be 05 — M a i 2019

Aus g a be 03 — M ä r z 2020

Aus g a be 09 — Se p t e m be r 2019

TOP 100 SCHWEIZER WEINHANDEL Die Rangliste, die Zahlen, die Fakten

GORGONA Weisswein von Italiens Gefangeneninsel

BORDEAUX 2010 10 Jahre danach

WINZERINNEN «Das Vertrauen von Vater musste ich mir schon erkämpfen»

WIENER WIRBELWIND Weisswein aus dem Weinviertel

HIGHLIGHTS AUS DER BÜNDNER HERRSCHAFT Von Bonaduz bis Fläsch

GRIECHENLAND Die bezaubernde Weininsel Tinos

DOURO-TAL Top-10-Weissweine des Jahrgangs 2018

DOMAINE BOURGEOIS Sauvignon blanc von der Loire und aus Neuseeland

Die 10 Must-Haves des Jahrgangs

DOMAINE DE LA MORDORÉE

Bordeaux 2018

FÊTE DES VIGNERONS

01_SWZ_0519_U1_Titel_06sik_RZ.indd 1

02.05.19 12:00

Weissweine von Corinne Buttet, Blaise Duboux und Gérald Vallélian

ch f 13.50

ch f 13.50

ch f 13.50

Im Namen der Schnepfe

01_SWZ_0320_U1_Titel_08sik_RZ.indd 1

27.02.20 08:16

01_SWZ_0919_U1_Titel_06sik_RZ.indd 1

05.09.19 12:15

JETZT KENNENLERNEN, JETZT ABONNIEREN WWW.SCHWEIZERISCHE-WEINZEITUNG.CH Aus Liebe zum Wein. Seit 125 Jahren.

Aus Liebe zum Wein. Seit 126 Jahren.

Aus Liebe zum Wein. Seit 126 Jahren.

Aus g a be 10 — O k t obe r 2018

Aus g a be 07/ 08 — Ju l i / Augus t 2019

Aus g a be 06 — Ju n i 2019

ROCCA DI FRASSINELLO Joint Venture von Castellare und Rothschild

MATHIAS BRUNNER Luzerner Qualitätsund Querdenker

DOMAINE DE L’A A wie Amour, Amitié und Aventure

CLOS MAÏA, MAS HAUT-BUIS Ein Terroir, eine Liebe, zwei Weingüter

SWISS MADE Eolis, feste Grösse der bulgarischen Weinszene

«HOHLE GASSE» Cru und Grand Cru, zwei Volltreffer

WEINTANKER ZONIN Benetton neu an Bord

Liu Bolin

Ruinart-Künstler des Jahres

CRu de L’HôpitaL Meisterwerke vom Murtensee

01_SWZ_1018_U1_Titel_09sik_RZ.indd 1

04.10.18 11:21

01_SWZ_0719_U1_Titel_12sik_RZ.indd 1

Die Gantenbeins

ch f 13.50

daVaZ-BRüdeR Bündner Herrschaft, Chianti Classico

ch f 13.50

ch f 13.50

OttigeR, KastanienBaum 10 Jahrgänge Pinot noir B Rosenau

04.07.19 10:52

01_SWZ_0619_U1_Titel_10sik_RZ.indd 1

29.05.19 09:56


BYE-BYE!

ZEPPELIN-SKIING Friedliche Vorarlberger Winterwelt. Schneeweisse Hänge und ein schneeweisser, in ungewohnter Höhe dahingleitender Zeppelin. Klein wirkend, trotz seiner Länge von 75 Metern. In der Kabine des Luftschiffs: drei Extremsportler mit wildem Vorhaben, Stefan Ager, Andreas Gumpenberger und Fabian Lentsch. Auf 3000 Metern seilen sie sich ab, 50 Meter über dem Gipfel des Kleinen Valkastiel. Um dort die unzugänglichen Steilwände mit Ski und Snowboard abzufahren. Ein Video der abenteuerlichen Aktion ist im Internet unter der Adresse zeppelin-nt.de/de/zeppelin-skiing.html zu sehen. DAS NÄCHSTE HEFT ERSCHEINT IM DEZEMBER 2020

Foto: Mirja Geh

98

www.biancomag.ch

BIANCO

SOMMER 2020




Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.