BIANCO Summer 2016

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«Der elementare physische Akt, eine Weinflasche zu öffnen, hat der Menschheit mehr Glück gebracht als sämtliche Regierungen in der Geschichte dieses Planeten»

JIM HARRISON AMERIKANISCHER SCHRIFTSTELLER (1937–2016)


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EIN BILD

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SOMMER 2016


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1000 WORTE

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chlicht und einfach überwältigend: dieser gigantische Eisstrom. Von archaischer Schönheit. Vom Einzugsgebiet in der Jungfrau-Region mit den imposanten Viertausendern Eiger, Mönch und Jungfrau zieht er sich auf einer Länge von 22,6 Kilometern bis in die rund 2500 Meter tiefer gelegene Massa-Schlucht im Oberwallis. Damit ist der Grosse Aletschgletscher der längste Eisstrom der Alpen. Breite ein bis zwei Kilometer. Über Jahrtausende hat er die umliegende Berglandschaft geformt. Während der letzten Eiszeit vor rund 18’000 Jahren überlagerte das Eis noch die Bergrücken zwischen Bettmer- und Riederhorn – nur die Spitzen waren eisfrei. Erkennen lässt sich dies unschwer bei einem Blick in die Natur: das damals eisbedeckte Gebiet erscheint durch die mächtige Gletscherbewegung wie abgeschliffen, während die beiden Gipfel schroffe Formen aufweisen. Von den besten View Points Hohfluh/ Moosfluh, Bettmerhorn und Eggishorn wird einem die Grösse und Einzigartigkeit des Grossen Aletschgletschers am eindrücklichsten bewusst. Hier blickt man auf den Konkordiaplatz, wo der Grosse Aletschfirn, der Jungfraufirn, der Ewigschneefirn und der Grüneggfirn zusammenfliessen. Die Eisdecke ist ganze 900 Meter dick. Auf der Ebene würden mittlere Alpenstädte wie Chur oder Bellinzona bequem Platz finden. Die gesamte Oberfläche des Gletschers misst 81,7 Quadratkilometer. Die Eismasse wiegt rund 27 Milliarden Tonnen und ist ein enormer Wasserspeicher. Das Schmelzwasser würde reichen, um jeden Erdenbürger sechs Jahre lang täglich mit einem Liter Trinkwasser zu versorgen. Es kann aber auch ganz schnell abfliessen. An einem heissen Sommertag beträgt die Abschmelzung des Eises bis zu 20 Zentimeter. Dann strömen an der Gletscherzunge, die sich auf 1560 Metern, also noch unter der lokalen Baumgrenze, befindet, pro Sekunde 60 Kubikmeter Wasser durch das Gletschertor – das sind 60’000 Liter! Auch sonst ist alles im Fluss. Die Fliessgeschwindigkeit des Eises beträgt auf Höhe Konkordiaplatz nämlich ganze 200 Meter im Jahr, beim Aletschwald sind es immerhin noch 80 bis 90 Meter. Die Fliessgeschwindigkeit ist dabei nicht gleichmässig. Am Grund und an den Rändern der Gletschermoränen wird sie gebremst. Folge davon: tiefe Gletscherspalten! Auf dem mächtigen Eisstrom mäandern auch Gletscherbäche, die sich immer wieder neue Wege suchen – teils gemächlich, manchmal reissend, nicht selten gefährlich, wenn das kalte Nass jäh vom eisigen Untergrund verschluckt wird. Perspektivenwechsel. Wir zoomen

B i l d : Da v i d C a rl i e r Te x t : Da r i o C a nt o ni

in die Bildmitte und stellen scharf. In dem von Grau, Weiss und Blau dominierten Gletscherfeld lassen sich unschwer ein paar Farbpunkte ausmachen. Leuchtendes Orange, Rot und Gelb. Helm, Sicherheitsweste, kurze Schwimmflossen. Zwei waghalsige Personen in Wetsuits auf ihrem Hydrospeed. Hydrospeeding (in den USA auch Riverboarding genannt) ist Wildwasserrafting ohne Boot. Es ist ein WildwasserErlebnis für Adrenalin-Getriebene, denen Rafting zu fremdgesteuert und BungeeSpringen zu absehbar ist. Mit dem 100 mal 80 Zentimeter grossen Styroporbrett stürzt man sich normalerweise in die Stromschnellen eines Wildwasserflusses. Schon dies bezeichnet Lonely Planet, der weltweit grösste Verlag für unabhängiges Reisen, als «Aktivität für komplett Wahnsinnige». Aber was haben sie hier oben auf dem gigantischen Gletscher zu suchen? Angesichts der lauernden Gefahren ist die Ausübung dieses Extremsports wohl eher mit russischem Roulette zu vergleichen. Was können da die eisernen Grundregeln des Hydrospeeding – nie das Brett loslassen, die Beine immer gestreckt halten und die Körperstellung einer ägyptischen Sphinx einnehmen – der puren Naturgewalt des grössten Alpengletschers entgegensetzen? Hauptgefahren: Das Schmelzwasser kann plötzlich in einem tiefen Schlund verschwinden und man ertrinkt. Zweitens, die starke Strömung kann einen abtreiben, man verschwindet in einem tiefen Schlund und ertrinkt. Oder die mit Eiswasser gefüllten Seen, welche die Kanäle nähren, können plötzlich bersten, was eine Flut mit Eisstücken und Gestein auslöst, die einen abtreibt, wonach man in einem tiefen Schlund verschwindet und ertrinkt. Eisig kalt ist es sowieso, weshalb man das Bewusstsein verlieren kann, wonach man abgetrieben wird, in einem tiefen Schlund verschwindet und … Sie wissen schon. Nichtsdesto weniger scheint das Befahren der Schmelzwasserbäche die extremste Form dieses Extremsports zu sein und der kilometerweite Aletschgletscher der perfekte «glacial spot» dafür. Das Bild wurde vom Westschweizer Abenteuer-, Reise- und Extremsportfotografen David Carlier aufgenommen. Im Bild flitzen der Bergführer Claude-Alain Gailland und der CanyoningExperte Gilles Janin nach fünfstündigem

Aufstieg elf Kilometer durch die Wasserwege des längsten Gletschers Europas. Was zeigt uns das Bild? Relativiert es den Einfluss des Menschen gegenüber der gewaltigen Natur? Ist es bloss ein weiterer Auswuchs unserer gelangweilten Gesellschaft auf der Suche nach dem ultimativen Kick? Das Sägen an einem weiteren Ast, auf dem wir sitzen? Wir werden wohl nicht mehr sehr lange so weitermachen können. Zwar hat sich der Aletschgletscher wegen seiner Grösse lange kaum verändert. Während des letzten Hochstands Ende der Kleinen Eiszeit (1860) war er aber drei Kilometer länger und 200 Meter höher als heute. Der Treibhaus-Effekt setzt dem Riesen in letzter Zeit erschreckend zu. Der jährliche Längenverlust bemisst sich auf bis zu 50 Meter, gekoppelt mit einem drastischen Rückgang an den Gletscherrändern. Entscheidend für das Fortbestehen eines Gletschers ist seine Massenbilanz, also die Differenz von Akkumulation im Nährgebiet und Ablation im Zehrgebiet. Aus einem Meter Neuschnee entsteht innert zehn Jahren nur ein Zentimeter blaues Gletschereis. Kalte Winter reichen nicht aus, um die weissen Riesen in alter Pracht erscheinen zu lassen. Für den Zuwachs sind vor allem kühle und niederschlagsreiche Sommer notwendig. Wenn Gletscher tauen, verändert sich die Landschaft. Arten verschwinden, der gefrorene Boden der Alpen wird instabil. Erdrutsche und Bergabgänge sind die Folgen. Durch die Gletscherschmelze droht Wasserverknappung – drei Viertel der Süsswasserreserven entfallen auf Eis und Schnee der Polargebiete und Gebirgsregionen. Während der Klimageschichte hat es immer wieder Vorstösse und Rückzüge von Gletschern gegeben. Der beschleunigte Gletscherschwund der letzten Jahre ist kein natürlicher Klimawandel, sondern muss dem Menschen zugeschrieben werden. Die Alpengletscher haben in den letzten 150 Jahren etwa einen Drittel ihrer Fläche verloren, wie es alte Gemälde und Fotos eindrucksvoll dokumentieren. Seit 2000 verlieren sie jährlich zwei bis drei Prozent ihres Volumens – 1970 bis 2000 war es noch ein Prozent. Von den 5000 Alpengletschern wird demnach bis zum Jahre 2050 die Hälfte verschwunden sein. Grosse Gletscher reagieren sehr langsam. Wenn wir sie betrachten, blicken wir eigentlich in die Vergangenheit. Selbst wenn die Erderwärmung sofort gestoppt würde, wäre der Rückgang nicht mehr zu verhindern. Doch welches Klima bräuchten die Gletscher, um auf ihre alte Grösse anzuwachsen? Die Prognose des Gletscherforschers Wilfried Haeberli ist ernüchternd: «Mindestens 200 feuchtkühle Sommer.»

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DER NEUE JAGUAR F-PACE

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EDITORIAL

Unterhaltung Selbstverständlich tut das gut. Sich ein bisschen aus dem Alltag davonschleichen. Seine Ohren für schlechte Nachrichten dicht machen. Geht gut ohne. Ohne Tagesschau, ohne Verkehrsmeldungen, ohne Pollenberichte, ohne Wetterprognosen. Ohne Fussball (Zürcher!) sowieso. Ein schönes Buch lässt die Zeit vergessen: «Famiglia nostrana». Auf 300 Seiten beschäftigt es sich mit dem ursprünglichen Tessin. Die Worte «einfach gut essen, lokal einkaufen, himmlisch schlafen» sagen alles. Dazu könnte der Gitarrist Max Lässer etwas grooven. «Alpesüüd­ siite» oder «Voralpeglüe»? Fürs «Bärbeli», ein anderes Stück, das Lässers kongenialer Partner, der Schwyzerörgeli-Spieler Markus Flückiger, komponiert hat, nähme er seine Manzanita OM Bariton (Long Neck) zur Hand. Wir lieben Geschichten aus den Alpen, kleine Geschichten, grosse Geschichten. Wir können uns über ein Landesforstinventar-Logbuch freuen, in dem die höchstgelegenen in der Schweiz wachsenden Bäume offiziell festgeschrieben werden (aktueller Stand: 3020 Meter, Gornergrat). Aber ebenso über die neuen Bilder von Röbi Bösch, der als einer der weltbesten Bergfotografen gilt, dessen neue Bilder aus den Bündner Bergen wir erstmals veröffentlichen dürfen. Das Sich-ins-Private-Zurückziehen, was in vielen Heften sehr gepflegt dargestellt wird, ist weniger unser Ding. Wir sind keines dieser «Weltflucht»-Magazine. Das Leben findet draussen statt, in der Welt. Und die sollte man sowieso nicht sich selbst überlassen. Wir verstehen das, was wir tun, als Unterhaltung. Stellen nicht die drängenden Fragen der Gegenwart in den Vordergrund. Veröffentlichen weder besonders globalisierungskritische noch nachhaltigkeitspredigende Berichte. Unsere vergnügliche Arbeit besteht darin, besondere Orte und aussergewöhnliche Menschen aufzuspüren. Die anderen eine Inspiration sein können. Gleich, ob wir das in kleinen oder übergrossen Bildern, in kurzen oder ausführlichen Texten ausdrücken. Jedenfalls leben wir nicht nach der Maxime vieler Journalisten, dass nur schlechte Nachrichten gute Nachrichten sind. Ob das noch zeitgemäss ist? Überlassen wir gerne Ihnen. Wer sich auf die Kunst der schönen Sinnlosigkeit bestens versteht, ist Christo, er bewegt und begeistert mit einer seiner Aktionen am Lago d’Iseo gerade mal wieder Millionen von Menschen. Wir sind keine Künstler. Wir sind Handwerker und Unterhalter. Und würden uns sehr freuen, wenn Sie BIANCO weiterhin gewogen bleiben.

WOLFRAM MEISTER HERAUSGEBER UND CHEFREDAKTOR

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I N H A LT SOMMER 2016

14 APROPOS Good & Vitalini. Jagdtrophäen für Veganer. Benzin-Zwillinge. Früchtchen-Foulards. Sonnenbrillen. Rucksäcke, die das Herz erfreuen. Bücher

22 FINDLING ÜBER DEM LAGO Ein aus dem Steilhang gewachsener Betonturm. Das Haus der de Meurons in Caviano

30 L I C H T, F O R M , W A H R N E H M U N G Robert Bösch, Bergfotograf: Neue Bilder vom Bündnerland 44 EIN REGENMANTEL FÜR EINEN GIACOMETTI Der britische Milliardär Lord David Sainsbury sass als Teenager Alberto Giacometti Modell

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presenting partner

7. juli – 7. august 2016 Diana Krall Klaus Doldinger Arturo Sandoval Avishai Cohen Justin Kauflin Othella Dallas Stanley Clarke Spyro Gyra Charles Bradley Marcus Miller Nicole Johänntgen Earth, Wind & Fire Experience Bob James Anna Rossinelli Al di Meola Bill Evans Iiro Rantala Silje Nergaard Thierry Lang st e in F Cécile McLorin Salvant Lisa Simone and more… ’s Fr

Tickets: www.festivaldajazz.ch oder 0900 441 441 host

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I N H A LT SOMMER 2016

— Coodercaster, Bill Asher (2002) —

52 ALPENMUSIK Max Lässer und seine 50 Gitarren 66 SKYRUNNING Micha Steiner bezwingt Berge. Er rennt sie hoch. Und runter. Allein gegen die Uhr

RUBRIKEN 9 Editorial 89 Adressen 91 Impressum 93 Comic 98 Letzte Seite

72 MODE Hoch hinaus. Der Sommer in den Alpen beginnt auf dem höchstgelegenen Flugplatz Europas, in Samedan im Engadin 82 KURZ & KNAPP Flims sieht Gelb. Alpen-Suiten. Alberto Giacometti. Wein-Adressen. Gin. «Thrill Walk» am Schilthorn 96 ÜBER ALLE BERGE MIT Caroline Rominger, Profigolferin

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www.engadin.stmoritz.ch www.stmoritz.ch


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APROPOS PRODUKTE, TIPPS UND MEHR

GOOD & V I TAL IN I Das St. Moritzer Label Good & Vitalini, 2014 aus der Kooperation der beiden aufstrebenden Modedesigner Danja Good und Silvano Vitalini entstanden, lässt zwei komplett entgegengesetzte Stile und Arbeitsweisen miteinander verschmelzen. In einer zeitlosen Kollektion. Auf der einen Seite steht Danja Goods avantgardistisches Design im frechen «Draping Style» – sie hat ihre Sporen bei renommierten Fashion Companies in London und New York abverdient. Als Kontrast dazu der eher klassische Couture-Stil des im Engadin aufgewachsenen Silvano Vitalini. Das Resultat: Designerstücke im faszinierenden Spannungsfeld zwischen alpiner Regionalität und kosmopolitischem Touch – qualitativ hochwertig und elegant. Sämtliche Kreationen werden aus hochwertig produzierten Schweizer Stoffen im kleinen Atelier in St. Moritz von Hand geschneidert. Das Grundthema der aktuellen Kollektion sind eigens entwickelte Digitaldrucke auf feinster Seide. Als Basis dienten historische SchwarzWeiss-Fotos aus dem Oberengadin. Plazza dal Mulin 8, 7500 St. Moritz www.goodvitalini.com

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GRIMSEL 1,513 Sekunden! Mit dem ElektroRennwagen «Grimsel» stellten Zürcher ETH-Studenten (Eidgenössische Technische Hochschule) einen Weltrekord für die Beschleunigung von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde auf. Das Rekordfahrzeug mit vier selbst entwickelten Radnabenmotoren und einem Gewicht von lediglich 168 Kilogramm (dank Leichtbauweise aus Kohlefaser-Werkstoff ) erreichte die Geschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde auf dem Militärflugplatz Dübendorf innerhalb von weniger als 30 Metern.

JAGDT ROPH Ä EN FÜR V EGA N ER

PRÄPARIERT IM PUSCHLAV Der im Trentino geborene und im Puschlav abgeschossene Bär M13, der in der ganzen Schweiz für viel Aufregung und viele Schlagzeilen gesorgt hat, steht im Mittelpunkt der Ausstellung «Vom 17. Jahrhundert bis zum M13» im volkskundlichen Museo Poschiavino. Eine Attraktion ist der zum Anfassen nahe, präparierte M13. Der erste Bär im Tal, nachdem über 100 Jahre keine Bären mehr gesichtet worden waren. Eindrücklich dargestellt sind die langen Wanderungen, die M13 in relativ kurzer Zeit unternommen hat. Unter «Missetaten» sind auf einer Tafel die Schäden gelistet, die M13 innerhalb rund eines Jahres begangen hat. Museo Poschiavino bis 28. Oktober, Di & Mi, Fr, So 14–17.30 Uhr www.museoposchiavino.ch

Darauf muss man erst mal kommen: die Trophäe an der Wand, für die kein Hirsch sein Leben lassen musste. Der italienische Designer Fabio Milito und das Design- und Architekturbüro Paula Studio, die sich zusammengetan und die Elkebana-Idee entwickelt haben, erklären zu ihrem Wandschmuck für Pflanzenliebhaber, der in seiner Einfachheit und Schönheit sprachlos macht: «Nun braucht es nur noch Zweige, ein bisschen Grün und etwas Fantasie.» Die vegane Form der Jagdtrophäe wird in Handarbeit aus Sperrholz und mundgeblasenem Glas gefertigt und ist ein Unikat. www.elkebana.com


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APROPOS PRODUKTE, TIPPS UND MEHR

PANAMA-PARTY

Moto Guzzi Typ S (1942)

BENZIN-ZWILLINGE Moto Guzzi Typ S (1942), New Imperial (1923), Indian V2 61 CI (1912): In Hochgurgl im hintersten Ötztal findet sich das spektakulärste Motorradmuseum der Alpen. Auf 2175 Metern. Mit 202 nostalgischen Zweirädern von 98 Marken. Attila und Alban Scheiber, am 28. März 1967 als Söhne des Rennfahrers und Tourismuspioniers Alban Scheiber sen. zur Welt gekommen, haben Benzin im Blut. Wie anders wäre zu erklären, dass die geschäftlich höchst erfolgreichen Zwillinge – Seilbahnunternehmer, Hoteliers, Skischul- und Sportgeschäftsinhaber, Betreiber der ins Südtirol führenden, für Motorradfahrer attraktiven Timmelsjochstrasse – 23 Millionen Euro in einen Gebäude-Komplex investieren, in dem für Europas höchstgelegenes Zweiradmuseum, das «Top Mountain Motorcycle Museum», auf 2600 Quadratmetern reichlich Platz ist. Unter dem gleichen (geschwungenen) Dach befindet sich die Mautstation der Hochalpenstrasse, die Talstation der Kirchenkar-Gondelbahn und ein Restaurant mit 280 Plätzen (plus 380 auf der Aussichtsterrasse). Schwerpunkt der Ausstellung bilden Marken wie Indian, Brough Superior, Moto Guzzi, Ducati, Puch, Harley-Davidson, Henderson und BMW. Ältestes Exponat ist ein Peugeot Model D des Jahrgangs 1904 im Originalzustand. «Wir wollten hier im Ötztal für den Sommer eine zusätzliche Attraktion schaffen», sagen die Scheibers. Eröffnung des spektakulären Motorradmuseums war Mitte April 2016. www.crosspoint.tirol/de-galerie

Henderson (1931)

Im 19. Jahrhundert dachte noch niemand an den Niedergang der Hutmode. Das waren die Glanzzeiten. Auch fürs Freiamt. Dass die letzte Traditions-Hutfabrik der Schweiz überlebt hat, ist dem 30-jährigen Julian Huber zu verdanken, der den Betrieb seines Grossvater im Jahr 2010 übernahm und wieder zum Florieren brachte. Mit Panamas, Dächlimützen, Zylindern und Uniformmützen der Schweizer Armee. Zur Sommerkollektion gehören 53 Hüte, auch Panamas für die Sommerparty. www.risa.ch

3020 EINE ZAHL & IHRE GESCHICHTE

Warum verschwinden Bäume mit zunehmender Höhe? Tiefe Wintertemperaturen oder extremer Frost sind nicht der Grund. Temperaturmessungen an der Baum­grenze zeigen, dass hauptsächlich die zu kühle Witterung während der Vegetationsperiode die Höhenlage der Baumgrenze bestimmt. Der offiziell höchstgelegene Baum der Schweiz wächst, von Gämsen noch unbemerkt, in einer Felsspalte auf 2765 Metern, ist 11 Zentimeter hoch und 10 Jahre alt. Laut Landesforstinventar-Logbuch, in dem aktuelle, bildmässig festgehaltene Funde gemeldet und eingetragen werden können, ist dieser Höhenrekord inzwischen bereits siebenmal übertroffen worden. Die drei aktuellen Spitzenreiter: 3020 Meter (Wacholder; Gornergrat, Chinischlucht, Zermatt), 2971 Meter (Lärche; Wiwannihorn, Ausserberg, Wallis), 2860 Meter (Hängebirke; Sassalbo, Poschiavo). Übrigens: die Alpen sind zu 27 Prozent bewaldet.

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FARBIGE FRÜCHTCHEN Ein Foulard aus der «Fruit Splash Collection» der Tessiner Designerin Natalia Gianinazzi. Ein Frucht­ universum, geschaffen für «Fabric Frontline». Ein Obstbaum, farbige Früchtchen, teils geschnitten, an zarten Ästen. Vier Grundfarben sind beim Foulard «Traditional Cut» (140 x 140 cm) möglich: Marino und Menta, aber auch Avorio und Pink. Sowie zwei Materialien: Seidencrêpe handrolliert (Fr. 550.–) und Seidengeorgette (Fr. 450.–). Natalia Gianinazzi hat für «Fabric Fronline» auch die Foulards «Tarocco» entworfen, eine Hommage ans Orangenpapier, ursprünglich ein Transportschutz, später Werbeträger und Sammelobjekt. Bekannt sind ebenfalls ihre Arbeiten für «Zimtstern». www.fabricfrontline.ch


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APROPOS PRODUKTE, TIPPS UND MEHR

WILDLIFE: AUG UM AUG UNTER STEINBÖCKEN Das Geheimnis von Claudio Gotsch ist einfach: Vor den Tieren da sein, erst gehen, wenn sie wieder weg sind. Der Engadiner Fotograf aus La Punt hat ein Faible fürs Wildlife und den Lebensraum von Tieren. In erster Linie ist er ein geduldiger Mensch, der getarnt mit seiner Kamera – selbst das gewaltige Teleobjektiv hat ein Tarnmäntelchen auf – stundenlang in der Natur in Lauer- und Kauerstellug warten kann, bis der richtige Moment kommt. Der Kampf zweier Steinböcke gehört zur Werkreihe «Black Edition» von Claudio Gotsch, Schwarz-Weiss-Aufnahmen von atemberaubender Intensität. «Nichts lenkt so vom Tier ab», erklärt Gotsch. Verlegt werden seine Tierbilder von der Editionsgalerie LUMAS (in über 40 Galerien weltweit). Die Werke sind als handsignierte Originale in limitierten Auflagen erhältlich. Die Preise variieren je nach Grösse.  www.engadin-foto.ch; www.lumas.com

OUT OF AFRIKA Ein Liter Sonnenlicht aus dem Sonnenglas? Das Original kommt aus Afrika. Ein mit LED-Leuchten ausgestattetes Glas, die über Solarzellen im Deckel aufgeladen werden. Tagsüber in die Sonne gestellt, werden die LED-Akkus aufgeladen, wird Energie gespeichert, die abends und nachts für viele Stunden für ein weiches, helles, nicht blendendes Licht sorgt. Eine schöne Idee, passt auch in die Alpen. Vielleicht mit getrockneten, violetten Disteln, die für eine persönliche Note sorgen.

www.haushalthaus.ch

«The Eyes of Meg»

«The Eyes of Gina»

MORE SUN, MORE FUN Swatch-Group-CEO Nick Hayek hat die Marke «Swatch the Eyes» Ende 2014 schützen lassen. Jetzt weiss man, warum. Der Bieler Uhrenkonzern setzt mit seiner Kultmarke «Swatch» auf Sonnenbrillen. Ein erster Blick zeigt Getupftes, Streifenmuster und knallige Farben. Die Kollektion spielt mit dem Wissen, dass die wenigsten Frauen mit einer Sonnenbrille auskommen. More Looks ist das Thema. Ganz easy lassen sich die Modelle mit wenigen Handgriffen verwandeln, an einen Satz Brillenbügel wechselnde Gläsersets klemmen – die Bügel in verschiedenen Farben passen zu jeder gewählten Front. Zählt man die Möglichkeiten zusammen, kommt man auf 210 verschiedene Looks. Die Modelle kosten zwischen 75 und 110 Franken. Umgesetzt hat die «Swatch»-Philosophie im Brillensektor der italienische Hersteller Safilo aus Padua (Dior, Gucci, Tommy Hilfiger). www.swatch.com/de_ch/collections/the-eyes

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RUCKSÄCKE, DIE DAS HERZ ERFREUEN

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IN DEN BERGEN, IN DER STADT –1–

1. SANDQUIST «Lars-Göran», multicolor, Cordura Preis: € 199,95

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www.sandqvist.net

2. GRIESBACH «Bobby», 4-farbig, körniges Büffelleder, schwarzes Baumwollfutter, zwei Innenfächer mit Reissverschluss, Schlüsselhalter Preis: CHF 889.– www.griesbachweb.com

3. MARC O’POLO Baumwolle, Leder Preis: € 169,90 www.marc-o-polo.com –2–

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4. BURBERRY Polyamid, Details aus Kalbsleder Preis: CHF 1095.– www.burberry.com

5. LA MARTINA Leinen und Kalbsleder, sauber gesetzte Steppnähte, vergoldete Verschlüsse Preis: um CHF 870.– www.lamartina.com

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6. COCCINELLE Mini-Lederrucksack, lange Quaste auf Vorderseite Preis: € 229,–

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www.coccinelle.com

7. MICHAEL KORS Hochwertiges Leder, silberfarbene Reissverschlüsse, verstellbare Tragriemen Preis: um CHF 349.– (Globus) www.michaelkors.com

8. SANDQUIST «Alva», offwhite, Cotton Canvas Preis: € 189,– www.sandqvist.net

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9. HERMÈS «Cityback», für Herren, Cristobal-Rinds­ leder, perfekte Masse für Laptops, zwei Reissverschlüsse fürs komplette Öffnen, mit Chevro-Leinen gefüttert Preis: CHF 6450.– www.hermes.com

10. JEROME DREYFUSS Feinstes Wildleder Preis: um CHF 570.– www.jerome-dreyfuss.com –5–

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APROPOS PRODUKTE, TIPPS UND MEHR

SKURRIL UND MENTALITÄTSNAH Urs Widmer SCHWEIZER GESCHICHTEN Diogenes Eine heiter-beschwingte, auch besinnliche Ballonfahrt übers Alpenland, mit Rast in 13 Kantonen, von Appenzell bis Zürich. In «Schweizer Geschichten», 1977 erstmals erschienen, nun neu aufgelegt, entwirft Urs Widmer (1938–2014) ein eigenwilliges, unterhaltsames Schweizer Panorama mit erdig-realen und phantastisch-versponne Facts. Skurril, aber mentalitätsnah.

MichelinG-AdaptiveSohle des Mizuno «Wave Daichi», Man.

M & M FÜR DIE BERGE Natürlich würden sich die bunten MizunoMichelin-Schuhe auch in einem alpinen SterneRestaurant ganz gut machen (wenn auch nicht in allen). Aber bei der Kooperation zwischen Mizuno und Michelin Technical Soles ging es um die Entwicklung von drei neuen Trailrunning-Schuhen. Um Bodenhaftung, Griffigkeit und Stabilität in schwierigem Gelände. Der «Wave Daichi» ist ein mittelleichter Trailrunning-Schuh mit Michelin-Laufsohle (G-Adaptive), geeignet für Mittelstrecken-Trails im Wald und am Berg sowie für schnelles Laufen auf hartem Untergrund wie Fels oder Schotter. Der «Wave Mujin 3» und der «Wave Mujin 3 G-TX» mit Twister-Laufsohlen von Michelin sind fürs Langstrecken-Trailrunning in jedem Gelände und bei jedem Wetter gedacht. Das Obermaterial des «Wave Mujin 3 G-TX» ist deshalb mit der wasserdichten, atmungsaktiven Gore-Tex-Membran ausgerüstet.

WEGWEISER DURCHS URSPRÜNGLICHE TESSIN Juliette Chrétien, Pepe Regazzi FAMIGLIA NOSTRANA www.famiglianostrana.com Nostrano heisst «das Unsrige». Das von hier, vom heimischen Ort, das Selbstgemachte. Der erdige, herbe Wein im Grotto wird als Nostrano bezeichnet, der grobe Salami aus der Hausschlachtung oder der selbst hergestellte Käse. Nostrano bedeutet aber auch rein, authentisch, unverdorben, aus einfachen Naturprodukten erzeugt. Im kleinräumigen Tessin mit seinen weit verzweigten Tälern haben sich altes Wissen und traditionelle Techniken erhalten. Andererseits haben junge, innovative Produzenten vor Ort begonnen, alte Kulturpflanzen zu beleben, traditionelle Gerichte neu zu interpretieren und sich auf vererbtes Handwerk zu besinnen. Das 304 Seiten starke Taschenbuch «Famiglia nostrana» von Juliette Chrétien und Pepe Regazzi versteht sich als Wegweiser durchs ursprüngliche Tessin (mit über 100 Reiseempfehlungen). Jedes Tal haben die beiden besucht, jedes noch so abgelegene Gehöft. Und begeisterte Vertreter des Nostrano gefunden: Pioniere des Merlots, kompromisslose Metzger und Salumieri, begnadete Bäcker und Confiseure, überzeugte Landwirte, Älpler, Hirten und Käser und herzliche Gastgeber. Einen wichtigen Teil von «Famiglia nostrana» machen die faszinierenden Bilder von Juliette Chrétien aus. Ebenso der Reichtum an schön aufbereiteter Information. Grossartig!

AUS 150 JAHREN Cordula Seger, Bettina Plattner-Gerber ENGADIN ST. MORITZ EIN TAL SCHREIBT GESCHICHTEN AS Verlag Wie das Engadin gelebt wurde, wie das Engadin gelebt wird. 40 Menschen aus Kunst und Kultur, Sport und Politik, Handwerk und Wissenschaft, Tourismus und Medizin. In 40 Geschichten aus 150 Jahren. Bergführer und Hotelier, Fotografin und Journalist, Bäuerin und Schuhhändler, Cresta-Runner und Schriftstellerin, Koch und Lebemann, Arzt und Bierbrauer. In Briefen und Lebenserinnerungen, Tagebüchern, Familienchroniken, Essays und Gedichten, in Gesprächen und Interviews haben sie ihre ganz persönliche Sicht aufs Engadin in Worte gefasst.

Mizuno «Wave Mujin 3», Woman.

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Für Sie.

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ARCHITEKTUR EIN HAUS VOLLER GEHEIMNISSE

Jêrome de Meuron, seine Frau Paola und ihr achtjähriger Sohn Demien im Living mit offener Küche und Esstisch. Auf gleicher Höhe gelegen wie der bergseitige Eingangshof mit Eisentor. Das Gefälle des Grundstücks zeigt seeseitig, wie hoch das Haus (mit unregelmässig gesetzten Öffnungen) tatsächlich ist.

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EIN AUS DEM STEILHANG WACHSENDER, MINIMALISTISCH-MODERNER BETONTURM. DAS AUF DREI GESCHOSSE ANGELEGTE HAUS FÜR EINE DREIKÖPFIGE FAMILIE. DIE DE MEURONS AUS CAVIANO. Tex t : Wo l fram Me i s t e r  Fo t o g ra f i e : G i a n Ma r c o C a s t e l b e rg

FREUNDLICHER FINDLING UBER DEM LAGO

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ARCHITEKTUR EIN HAUS VOLLER GEHEIMNISSE

Präzise Unterscheidung zwischen Öffnungen. Für den Lichteinfall (wie im Schlafzimmer), für den Ausblick (Fensterfront zum See). Hinter Kamin und offener Küche die gegenüberliegende Fensterfront mit bergseitigem Innenhof und Eingang. Schönes Detail in der seitlichen Wand: das versteckte Büro mit Computer.

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er Nachname des Architekten irritiert: Jêrome de Meuron. Deshalb drängt sich sogleich die Frage zum berühmten Namensvetter Pierre de Meuron auf, der Teil des wohl berühmtesten Schweizer Architekturbüros ist, Herzog & de Meuron in Basel. Jêrome de Meuron, Berner und Wahltessiner, antwortet darauf nicht widerwillig, aber wenig begeistert. Pierre de Meuron ist sein Onkel, er sein Neffe. Mehr nicht. Caviano ist ein anderes Pflaster als Basel. Ein Dorf am Lago Maggiore, an der Grenze zu Italien, mit Brissago auf der anderen Uferseite. Sehr beschaulich. Agaven, Olivenbäume, blühende Oleander, Palmen. Prächtig die Sicht auf See und Berge. Hier lebt Jêrome de Meuron mit seiner Familie, seiner Frau Paola, einer Italienerin, und dem achtjährigen Sohn Demien. Hier arbeitet er, nur ein paar Treppenstufen entfernt. In aller Ruhe. 2002 hat er sich mit Markus Wespi zusammengetan und ein gemeinsames Architekturbüro gegründet, 2012 stiess als dritter Partner Luca Romeo hinzu. That’s it. Alle machen alles. Ein Team, das untereinander gut funktioniert. Wir sind die paar Kurven von der Strasse am See, die nach Luino führt, hochgefahren und stehen nun vor diesem Haus, das auf den ersten Blick nicht als solches zu erkennen ist. Eingeschossig zur Strasse hin. Ein kleiner Vorplatz, natursteingepflästert. Zwei Palmen, rauer Beton, ein Eisentor. Eher abweisend als einladend. Bis das Eisentor aufgeht, man in einen sonnenbeschienenen Eingangshof blickt. Mit Steinplatten, viel Wiesengrün und rankenden Glyzinien. Rechterhand ein kleiner Sitzplatz für zwei Personen, integriert in die Mauerwand. Verglast die

gesamte Front des eigentlichen Hauses, raumhoch, ebenfalls die holzgerahmte Haustür. Dass die Casa der de Meurons ein schmaler, dreigeschossiger Turm ist, ein aus dem Steilhang gewachsenes Betonhaus, wird einem überhaupt nicht bewusst, erst recht nicht, steht man im ganz in wolkigem Grauschwarz gehaltenen Wohn- und Essraum. Wer allerdings neben dem Haus die steile Treppe zum Architekturbüro hinuntergeht, wird die Idee des Hauses viel rascher begreifen. «Wir lieben es, wenn Geheimnisse bleiben», schmunzelt Jêrome de Meuron, «wenn bei einem Haus von aussen nicht schon alles klar ist, sondern sich drinnen Überraschungen ereignen.» Drinnen wirkt alles sehr aufgeräumt, wie es Architekten, Architekturfotografen und Architekturmagazine lieben. Vieles bleibt verborgen, ist geschickt versteckt, versorgt hinter den dunklen Wänden. Das kleine Büro mit dem Computer etwa. Der bei zu viel Sonne gezogene Vorhang bei der Fensterfront zum seeseitigen Innenhof. Die Speisekammer. Ein allererster Eyecatcher ist die Küche. Ein Korpus von schlichter Eleganz, aber ein echtes Gebrauchsstück mit erstaunlich viel Abstell- und Arbeitsfläche. Wuchtig der Holztisch weiter hinten. Die passenden Holzstühle dazu, vom Hausherrn designt, finden auch am Besprechungstisch im Büro der drei Architekten Verwendung. Rutscht man zwei dieser Stühle zusammen, mutieren sie spielerisch zu einer kleinen Bank. Auf der einen Längsseite des Esstischs sitzt man auf Kissen, mit dem Rücken an den in der Mitte des Raumes befindlichen Korpus gelehnt, um den sich das Leben in diesem Raum, in diesem Haus abspielt. Mit einem inte­ grierten, im Winter befeuerten Kamin, mit einem massiven, tief gelegten, hellen Pols­ termöbel ums Eck. Von dem aus der See und die Berge zu sehen sind. Durch ein gerahmtes Fenster und eine entsprechend grosse Öffnung in der Innenhof-Mauer dahinter. Den unregelmässig, aber durchdacht gesetzten Öffnungen am Haus – sie sind klitzeklein, gross, manchmal riesig und haben alle eine Funktion – liegen präzise Berechnungen zugrunde. Es geht um das Spiel mit dem Licht, den Lichteinfall während der verschiedenen Tageszeiten, den Stand der Sonne und die daraus ent-

stehende Belichtung der Innenräume. Und es geht um den Ausblick in die Landschaft, den See, der aber nicht zwingend total, sondern durch die Architektur selektiv geregelt, gelenkt sein soll. Zugunsten der Qualität, der Atmosphäre im Wohnraum. Die Lichtwirkung ist für Jêrome de Meuron und seine Architektenkollegen Markus Wespi und Luca Romeo ein grosses Thema, ein gewichtiges Anliegen. Ähnlich aufwendig und sorgfältig gestaltet sich die Wahl des Materials. Steinsorten, Holzarten. Unterschiedliche Oberflächen und wie sie sich mit der Zeit verändern. Wie beim gewaschenen Beton des Hauses der de Meurons: Er wird sich durch die Verwitterung über die Jahre zunehmend dunkel verfärben. Die Hänge und Ufer des Lago Maggiore zählen zu Europas schönsten und teuersten Bauplätzen. Meistens geht es bei den zu bebauenden Grundstücken für die Bauherren um die Aussicht, den bes­ ten Seeblick. Etwas anders war das bei Jêrome de Meuron und seiner Familie. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Architekturbüro in Caviano sollte gebaut, im Steilhang neuer Wohnraum geschaffen werden. Ohne die bestehenden Qualitäten des Grundstückes zu beeinträchtigen. Auf einer nur gerade 128 Quadratmeter grossen, bewaldeten restlichen Fläche jenes Stück Landes, auf welchem vor vielen Jahren das Architekturatelier erstellt worden war. «Wie bei der Bebauung von Restparzellen häufig der Fall, ist die Aussenform des Baukörpers durch die baurechtlichen Rahmenbedingungen bestimmt worden», erinnert sich Jêrome de Meuron an die Anfangsschwierigkeiten. «Die Strassenbaulinie, die Waldabstandslinie, der minimale Gebäudeabstand zum Architekturatelier sowie das Grenzbaurecht zur südwestlichen Nachbarparzelle.» Das hat-


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ARCHITEKTUR EIN HAUS VOLLER GEHEIMNISSE

Das für eine dreiköpfige Familie konzipierte Haus ist auf drei Geschossen organisiert. Der WohnEss-Raum mit Blick in den seeseitigen Innenhof, einseitig geschützt mit einer von Glyzinien berankten Mauer. Optimaler Sonneneinfall. Die Stühle beim Tisch (vom Hausherrn entworfen) werden zu zweit zusammengeschoben zur Bank. Der Vorhang bleibt verborgen, wird er nicht gebraucht.

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ARCHITEKTUR EIN HAUS VOLLER GEHEIMNISSE

te schliesslich eine unregelmässige, fünfeckige Grundrissform von total 79 Quadratmetern Bruttofläche zur Folge. Ein Fünfeck, in das der Architekt schliesslich ein Rechteck von 48 Quadratmetern platzierte. Was exakt der Fläche des jetzigen Wohn-Ess-Raums entspricht. Die bei dieser Lösung entstandenen, ungenutzten restlichen Flächen waren der Auslöser für die Verwirklichung einer sehr schönen Idee, die mit den berg- und seeseitigen Lichthöfen gefunden worden war. Es sind diese beidseitig vorgelagerten, kleinen Terrassen, die ein Stück weit den Charme und die Genialität dieses minimalistischmodernen Betonhauses ausmachen, bei dem auf überflüssige Elemente bewusst verzichtet wurde. Der für eine dreiköpfige Familie konzipierte Turm, der im Steilhang wie ein Felsen, wie ein freundlicher Findling wirkt, ist auf drei Geschosse angelegt. Im Living, gleich hinter der offenen Küche, führt eine schmale Treppe zu den privaten Räumen der de Meurons. Eine Oberlichtöffnung sorgt hier für natürliches Licht auf dem Weg nach unten. Zum elterlichen Schlafzimmer und zu jenem von Sohn Demien. Beiden Räumen vorgelagert sind je eine Aussenloggia, deren Grössen zusammen der Fläche des seeseitigen Innenhofs in der oberen Etage entsprechen. Gleich neben den Schlafzimmern finden sich zur Bergseite hin ein Badezimmer und das WC. Eine weitere Treppe führt hinab ins Kellergeschoss, wo die Haustechnik untergebracht ist und sich ein Werkraum befindet. Die drei Architetti Jêrome de Meuron, Markus Wespi und Luca Romeo sind Experten für Häuser in Hanglagen. Gebäude, die mit dem Ort verwurzelt zu sein scheinen. Die fast spartanisch wirken, aber eine angenehme Atmosphäre schaffen. Eine Behaglichkeit, wie sie eher traditionellen Steinbauten zugeschrieben wird. Dass ihre Häuser sich technologisch und energetisch immer auf dem neusten Stand befinden, zählt beim Tessiner Architekturbüro zu den Selbstverständlichkeiten. Wenn es an diesem Haus etwas auszusetzen gäbe, dann, was Jêrome de Meurons Frau Paola mal gesagt hat und wir von ihrem Mann gehört haben: Manchmal sei es ein bisschen eng.

ENGLISH SUMMARY

W IN D OW SIZ ES R A NGE FR OM T INY TO HU GE You simply can’t ignore this architect’s last name: Jêrome de Meuron. Could he be, we need to ask, a relative of the famous Pierre de Meuron, co-founder of Switzerland’s most renowned architecture firm Herzog de Meuron? Yes, he answers, that’s his uncle. And that’s it. Jêrome de Meuron lives a rather different life here in the quiet village of Caviano on the shores of Lago Maggiore. The house he has built with his partners Markus Wespi and Luca Romeo for himself and his family, just a few steps up from his office, is full of surprises. First time visitors often don’t notice that the unobtrusive building is actually a three-storey concrete tower built into the steep slope of the lake side. Window sizes range from tiny to huge, and they have all been meticulously calculated to give the rooms of the house the ideal combination of light and shade throughout the day.

Künstliches und natürliches Oberlicht. Die Wand des berg­ seitigen Eingangshofs schützt das Haus zur Strasse hin. Die groben, gewaschenen Betonoberflächen werden sich mit der Zeit durch die Verwitterung zunehmend dunkel verfärben.

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L I C H T, F O R M , WA H R N E H M U N G NEUE BILDER VON ROBERT BÖSCH

Er ist ganz zart und fein und so gar nicht mächtig. Fast schüchtern verbirgt er sich hinter einem zarten Schleier, der wirkt wie aus feinster Gaze, als wär er eine Braut. Der Berg fällt nicht mit voller Wucht über uns herein, er drängt sich nicht eitel auf, er bleibt im Hintergrund. Wie der Berg heisst,

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Val Medel , 11:45, 21.11.2015

Bilder aus dem Inneren Fo t o s : Röb i B ö s c h  Te x t : B r i g i tt e U l m e r

ist einerlei. Es geht nicht um den Berg. Es geht nicht darum, wie hoch er ist und wer ihn gerade bezwungen hat. Es geht um das Bild. Es geht nicht um Information, nicht um Realismus oder Naturalismus. Es geht nicht um Schönheit. Es geht um die Saite, die das Bild in einem anschlägt.

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Vadret da Roseg, 12:20, 25.8.2015

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Am FlĂźela Weisshorn, 14:30, 12.2.2015

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Sulzfluh, Rätikon, 21:00, 14.9.2015

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Cima dal Largh, Bergell, 16:10, 17.2.2015

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Am Sentisch Horn, FlĂźelapass, 11:40, 13.2.2015

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«Ich war auf der Suche nach Bildern, die ich nicht kannte, nicht erwartete und die ich nicht bereits im Kopf hatte»

Robert Bösch (62) gilt als einer der weltbesten Bergfotografen und ist seit 30 Jahren als freischaffender Fotograf für Magazine wie «GEO», den «Stern» und «National Geographic Adventure» unterwegs. Neben Aufträgen aus Industrie, Werbung und Tourismus veröffentlichte er zahlreiche Bildbände. Der Geograf, Bergführer und Naturliebhaber prägte Werbekampagnen, etwa von Mammut und Schweiz Tourismus. 2009 erhielt er den Eiger Special Award für sein langjähriges Schaffen im Bereich der Alpinfotografie. Expeditionen als Alpinist, Fotograf und Kameramann führten ihn auf alle sieben Kontinente. 2001 bestieg er den Mount Everest. In den letzten Jahren beschäftigte sich Bösch intensiv mit der klassischen Landschaftsfotografie.

ls Robert Bösch, der Bergfotograf, sich für sein neuestes Projekt aufmachte, für das er diese Berg-Bilder schuf, wusste er nicht, was ihn erwartete. Er wusste nur, was er nicht wollte: kein kalkuliertes Bilderspektakel, keine repräsentativen Bilder, keine Sonnenaufgänge. Er, der genau weiss, wie er dem Berg den «Wow»-Effekt entlockt, wann die Viamalaschlucht am fotogensten wirkt und der Wetterlage, Standort und Uhrzeit kennt, um den Piz Bernina mit Biancograt im rötlichen Abendlicht zu verewigen, suchte einen vollkommen neuen Zugang zu seinem Sujet, den Bergen und Naturlandschaften, die er seit 30 Jahren fotografiert. Dieser Robert Bösch weiss, wie man die Natur mit der Kamera bezwingt: Planen, die Wetterprognosen studieren, die Lichtverhältnisse einschätzen, die Route organisieren, so wenig wie möglich dem Zufall überlassen – das sind die Pfeiler seiner Fotografie, für die er Preise gewann. Er aber wollte «andere» Bilder. «Ich war auf der Suche nach Bildern, die ich nicht kannte, nicht erwartete und die ich nicht bereits im Kopf hatte», sagt er. Er suchte nach unbekannten Bildern in einer Landschaft, von der er praktisch jeden Berg bei jedem Wetter kannte. Wie aber das Bekannte neu sehen? Wie verwandelt man das Bekannte wieder ins Unbekannte? Eine fast schon philosophische Frage. Sein in all den Jahren herausgebildetes feines Sensorium für Wetterstimmungen ist der Resonanzboden, auf den alles fällt, dem er begegnet. Für das Langzeitprojekt stellte er alles auf den Kopf. Er liess die Kontrolle fallen. Er wollte sich ganz von der Natur führen, sich in sie hineinfallen lassen und sich vom Beiläufigen überraschen lassen. Nichts planen. Die Bilder, die er für seinen letzten Bildband, «Moments», ausgewählt hat, sind vielleicht so etwas wie eine Initialzündung gewesen für das neue Buchprojekt «Aus den Bündner Bergen». Sie waren beiläufig entstanden, am Rand von streng durchinszenierten Auftragsarbeiten, nach anspruchsvollen Action-Fotografie-Sessions im Schnee oder am Berg. Plötzlich eine faszinierende Wolkenformation – und er schweifte kurz mit der Kamera vom Hauptgeschehen ab und stahl dabei

unwiederbringliche Zufallsbilder, die Magie verströmen. Diesmal brach er auf, um ganz bewusst das Beiläufige zu finden. Das hiess zunächst einmal alle bisherigen Parameter loslassen: Licht, Wetter, Perspektiven nicht beachten, Standorte vergessen. Nicht kontrollieren wollen. Proportionen, plastische Werte, Farbe, Dis­tanzen, Licht, Wetterprogrognosen? Beiseiteschieben. Es bedeutete, mit einer fast buddhistischen Gelassenheit ans Werk gehen. Zwei Massnahmen traf er, um seinem Ziel näher zu kommen: Er kaufte sich einen VW-Bus, mit dem es sich notfalls vor Ort stunden-, tage- und nächtelang ausharren liess, um auf den Zufall zu warten. Und er erlegte sich die Regel auf, dass er bei jedem Wetter loszog. Es war bisher Robert Böschs persönlichste Expedition, vielleicht sogar seine mutigste, denn sie mündete auch in Selbstbefragung, und sie brachte ihn an seine eigenen Grenzen. Ein berufsmässiger Kontrollfreak plant den Kontrollverlust. Es sei, so sagt er, nicht leichtgefallen, ohne Zeitplan und Routenvorstellung und unabhängig vom Wetter unterwegs zu sein, sich damit der Bergwelt auf eine Art zu nähern, die er sein Leben lang zu vermeiden versuchte. Er harrte im VW-Bus in den schönsten Tälern aus und fuhr die Passstrassen des Bündnerlands, verbrachte Nächte auf abgelegenen Alpen, war mit den Skis und schwerem Gepäck und auch ein paar Mal mit dem Helikopter unterwegs, und er blieb sich treu: Er trotzte allem Lieblichen, Schönen und Spektakulären. Daneben trotzte er auch Wind und Wetter und auch immer wieder mal bleierner Langeweile und Selbstzweifeln. Wonach suchte er eigentlich? Er wartete, schaute, zweifelte, schaute, wartete, suchte. Er hielt sich selbst den Spiegel vor, analysierte seine Herangehensweise, realisierte, wie «automatisch» er doch funktionierte, wie reflexartig er doch beim Bildaufbau arbeitete. Er widerstand dem Automatismus und versuchte, seine Herangehenweise bewusst zu verändern. Und dann begannen die Bilder ihm zuzufallen. Als er einmal wieder nachts in seinem VW-Bus wach lag, irgendwo im Nirgendwo im Bündnerland, fiel ihm das Bild mit dem Sternenregen zu.

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Dann die schrundige graue Elefantenhaut. Wasser, Gletscher, Wind haben über Jahrhunderte diese kerbige, faltige Oberfläche hinterlassen, sich eingraviert, wie die Jahre in die Haut einer alten Frau. Eine Dünenlandschaft. Sie zeichnet weiche Wellenlinien in die Landschaft, so weit das Auge reicht. Robert Böschs Projekt wurde zum lebensphilosophischen Projekt. Lässt man alle Sicherheiten los, entledigt man sich auch seiner Beschränkungen, und man geniesst Freiheit. So erging es Bösch beim Fotografieren. Die Freiheit zu sehen, was er sehen wollte – sie überträgt sich auf den Betrachter. Man sieht plötzlich zarte Frauentorsos. Wattebäusche. Lichtschleier. Choreographien von Tänzern. Robert Bösch, Geograph, Alpinist, Fotograf: Er, der für Mammut weltbekannte Werbekampagne schoss, Ueli Steck auf den Fersen folgte und seine schwindelerregenden Touren dokumentierte. Der als Kameramann und Fotograf Evelyne Binsacks Mount-Everest-Besteigung zeigte. Der Preise für seine Outdoor-Fotografie gewann. Der Action-und Adventure-Fotograf. Er fand die Poesie am Berg. Weich gerundete Oberflächen. Die geometrischen Streifen von Wolkenschwaden, die sich über der dreieckigen Bergspitze in ein abstraktes Bild verwandeln.

ENGLISH SUMMARY

ROB E RT B ÖS CH Photographer Robert Bösch rose to fame with his campaigns for Mammut and his photographs of alpinist Ueli Steck and Eveliyne Binsack’s conquest of Mount Everest Action, adventure and cutting edge mountaineering are his usual subjects. But for his newest project, the book «Aus den Bündner Bergen», he took a different approach. Instead of trying to find the big picture in the monumental landscapes of Grisons, he focused on the sidelines and the less obvious. Crammed into his Volkswagen van for hours, days, sometimes weeks, he waited for those special moments where the mountains and valleys, the rocks, the clouds and the snowy meadows would turn into poetic abstraction – a trembling mountain peak, a rain shower of light rays, a silent dialogue between rocks.

Ein Schneefeld wie ein langer Frauenrücken. Wasser, das sich im Himmel auflöst. Himmel und Erde, die sich zu einem abstrakten Bild verschmelzen. Tannen sanft eingepackt im diffusen Lichtschleier. Sublime Bilder. Sie heben sich über die Kriterien weg. Ähnlich, wie dem Betrachter bei einem Werk von Mark Rothko die Worte für ihre Empfindung fehlen, ergeht es uns beim Anblick dieser Bilder: Etwas Unermessliches, still Überwältigendes wohnt ihnen inne. Nichts Spektakuläres, aber gleichwohl etwas Grossartiges im Beiläufigen. Hier scheint nicht mehr der Fotograf Regie zu führen, sondern Wolkenschwaden, Nebel und Licht, denen sich der Bösch unterwirft. Der Philosoph Longinus beschrieb das Sublime einmal als Ausdruck einer grossen Erfahrung, die Ekstase hervorruft. Und Kant bezog das Sublime auf das Gefühl, das ein Bild beim Betrachter hervorruft. Böschs Bilder machen dem Betrachter das Sublime erfahrbar. Sie sind Katalysatoren für ein inneres Vibrieren. Ausgelöst von Bildern wie diesen. Ein Berg, der sich verzittert im Wasser spiegelt. Ein Regen von parallel verlaufenden Lichtstrahlen. Unscharfe jahrhundertalte Fels-Konturen, aufgelöst von der Langzeitbelichtung. Schroffe Bergrücken umspielende weiche Wattebäusche. Spuren im Schnee. Lichtschlenker im Mondschein. Zwiegespräche zwischen verschiedenen Felsformen. Satte Töne, zarte Lichtschleier und diffuse Konturen – Licht und Formen, von denen der Betrachter ergriffen wird. Bösch vergleicht sich mit einem «Jäger auf der Suche nach einem Tier, von dem ich nicht wusste, wie es aussah». Licht, Form, Wahrnehmung – das alte Wechselspiel, das unser Verhältnis zwischen der Aussenwelt, dem Bild und unserer Psyche prägt. So betrachtet sind seine Bilder vom Bündnerland keine blossen Ansichten. Es sind Bilder aus dem Inneren.

Aus den Bündner Bergen Robert Bösch NZZ Verlag erscheint im Oktober 2016 ca. 200 Seiten, ca. 100 grossformatige Fotografien 27 x 38 cm Leinenband mit Schutzumschlag Bis am 28.10. zum Subskriptionspreis von Fr. 118.– erhältlich, danach Fr. 138.– / € 138,– (D) / € 142,10 (A) ISBN 978-3-03810-181-9 Buch-Vernissage: 17. November in der BILDHALLE in Zürich, gleichzeitig widmet sich eine gleichnamige Ausstellung seinen neuesten Fotografien.


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ALBERTO GIACOMETTI UND SEINE ENGLISCHEN FREUNDE

Der Künstler in seiner Zelle, 1953: Alberto Giacometti hielt sein Atelier an der Rue Hippolyte-Maindron im Montparnasse-Quartier in Paris asketisch. Dennoch lagerten sich die Sedimente seiner Schaffensjahre ab.

Ein Regenmantel für einen Giacometti DER BRITISCHE MILLIARDÄR LORD DAVID SAINSBURY, 76, SPROSS DER LEBENSMITTELHÄNDLERDYNASTIE, SASS ALS TEENAGER ALBERTO GIACOMETTI MODELL. SEINE ELTERN ROBERT UND LISA SAINSBURY WAREN MIT GIACOMETTI BEFREUNDET UND SEINE SAMMLER. Te x t : B r i g i tt e Ul m e r

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Porträt des Sohns des Sammlerfreundes: «David, Head and Shoulders»,
 1955, Bleistift auf Papier.


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ALBERTO GIACOMETTI UND SEINE ENGLISCHEN FREUNDE

Feine Linien und nah an der Natur: «David, Profile», 1955, Bleistift auf Papier. David Sainsbury, das Modell, war 15-jähriger Eton-Schüler und Spross des britischen Lebensmittelhändlers, Kunstsammlers und Giacometti-Bewunderers Robert Sainsbury. David wurde von seinen Eltern nach den Sommerferien in Giacomettis Atelier abgesetzt – und ist heute eines der letzten lebenden Modelle von Alberto Giacometti.

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s war ein Septembertag 1955, und der Anblick hat sich ihm ins Gedächtnis eingraviert. «Er öffnete die Türe, stand da in Jackett und Krawatte und schaute überhaupt nicht so aus, wie ein Zögling einer englischen Privatschule sich einen Künstler vorstellt», erinnert sich David Sainsbury. Als er an der 46 Rue Hippolyte-Maindron über die Schwelle trat, erschien ihm das Atelier, «klein und heruntergekommen». Es war überfüllt mit grossen Skulpturen in unterschiedlichen Produktionsstadien, Lehmklumpen und Gipsstaub auf dem Boden, Zeichnungen an den Wänden. Eine Künstlerhöhle. Heute ist David Sainsbury 76 Jahre alt, ein namhafter Labor-Politiker und Philantrop mit einem Vermögen von schätzungsweise einer Milliarde Dollar (laut

«Forbes»), der Bücher schreibt über einen gerechten Kapitalismus. Er ist aber auch eines der letzten lebenden Modelle von Alberto Giacometti. Er erlebte ein künstlerisches Monument des 20. Jahrhunderts in dessen mythischer Wirkungsstätte, die bereits ein Magnet der Pariser Künstler- und Intellektuellenszene war und wo Künstler wie Francis Bacon, Schriftsteller wie Samuel Beckett und Intellektuelle wie Jean-Paul Sartre verkehrten. Er war auch Zeuge der mit Händen zu greifenden Selbstzweifel des Künstlers beim zeichnerischen Akt. In der britischen Zeitung «Guardian» schrieb Sainsbury kürzlich seine Apérçus nieder, welche an die Séance erinnern – und auch an Giacomettis asketischen Lebensstil und Verschrobenheit. Der Text war schlicht gehalten und kurz. Aber es war ein schöner Werbecoup für

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die Ausstellung zum 50. Todesjahr Alberto Giacomettis, die im Sainsbury Centre for Visual Arts in Norwich (East Anglia) gezeigt wird. David Sainsburys Eltern hatten die Giacometti-Sammlung – 38 Zeichnungen, Gemälde und Skulpturen aus 40 Schaffensjahren – seit 1949 aufgebaut. Es war also ein Tag im September 1955, als der 15-jährige wohlerzogene Teenager bei Alberto Giacometti sass, auf einem wackligen Stuhl, regungslos, in dem kaum 20 Quadratmeter grossen Raum. David, von hagerer Gestalt und Brillenträger, sah selber aus wie eine Giacometti-Figur, was seine Mutter auf die Idee gebracht hatte, ihn von Giacometti porträtieren zu lassen. Sie waren gerade auf der Heimreise von den Sommerferien in der Dordogne und setzten David bei ihrem Künstlerfreund ab. Lisa und Robert Sainsbury waren begüterte Lebensmittelhändler, begeisterte Kunstsammler und Bewunderer des knorrigen Bergellers; sie waren nicht die Gettys oder Peggy Guggenheim, aber besassen zu dem Zeitpunkt bereits ein gutes Dutzend Zeichnungen und Gemälde. Aus der loyalen Unterstützung seines Werks war eine Freundschaft entstanden. Seit 1949 besuchten sie ihn regelmässig auf ihren Paris-Reisen. Die Zeichnung sollte ein Geburtstagsgeschenk für Robert Sainsbury werden. Zwischen dem chaotischen Atelier von Giacometti und der streng geordneten, sauberen Welt eines Eton-Schülers lagen natürlich Welten, wenn auch beide Sphären für sich genommen für eine bestimmte Form von Askese standen. Dort die Schmiede, die ihre Zöglinge auf Macht, gesellschaftliches Ansehen und Geld trimmte. Hier die staubige, chaotische Zelle eines Mannes, der jeglichem Luxus entsagte, damit ihm nichts im Weg stand auf der künstlerischen Suche nach der absoluten Wahrheit. «Es war eine eher trostlose Umgebung. Aber es war ganz klar, dass er keinen Mittelstandskomfort suchte. Er wäre nur Ablenkung gewesen.» Während der dürre, bleichgesichtige Teenager also leicht verschüchtert und wie befohlen regungslos stundenlang auf seinem Stuhl sass, begann das Ritual. Der stumme Künstler musste, wie immer, wenn er zeichnete, in einem fast delirischen Zustand gewesen sein. Die verwitterten Augen des Künstlers umkreisten sein Modell. Hin und wieder, so erinnert sich Sains­ bury, legte Giacometti seinen Kopf in sei-

ne Hände und seufzte laut und setzte neu an. Giacomettis selbstquälerisches Suchen nach dem gültigen Bild, der Wahrheit im Menschenbildnis, sind legendär. David Sainsburys hat es erlebt. 1955, im Jahr, in dem die Freundschafts-Séance für den Sohnemann der Sammler stattfand, war Giacometti schon ein Star. Jean-Paul Sartre sah in seinem Werk seine existenzialistische Philosophie verkörpert, der Schriftsteller Jean Genet liess sich von ihm porträtierten, Alberto und seine Frau Annette gingen mit

Er seufzte laut und setzte neu an Sartre und Simone de Beauvoir in der «La Coupole» zum Dîner. Die Magazine veröffentlichten Berichte mit Bildern über diesen sonderbaren Kauz, der manchmal mit weissem Staub unter den Schuhsohlen in den Cafés von Montparnasse auftauchte, um sich mit hartgekochten Eiern, Schinken und Brot zu stärken. Doch die Sainsburys waren keine Trittbrettfahrer, die sich im Ruhm des Künstlers sonnten. Sie hatten seinen internationalen Ruhm engagiert mit befördert und Gemälde und Zeichnungen aus dem noch wenig bekannten Nachkriegswerk in einer Phase angekauft, in der er sich neu erfand. Nach dem Bruch mit den Surrealisten und dem Zweiten Weltkrieg hatte Giacometti bekanntlich einen markanten Stilwechsel in Richtung Figuration vollzogen – er versuchte, die menschliche Gestalt


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in ihrer inneren Wahrheit zu erfassen – was ihn die Beziehung zu den meisten seiner Galeristen kostete. Ab 1948 konnte er aber wieder langsam international Tritt fassen und an seinen Vorkriegserfolg anknüpfen – mit seinen Zeichnungen, Gemälden und den lebensgrossen spindeldürren Figuren aus Bronze, die immer wieder die menschliche Gestalt zu fassen versuchen, zuerst mit einer Ausstellung in New York bei Pierre Matisse, dann in der Galerie des Pariser Kunsthändlers Aimé Maeght, der ihm 1951 alle Bronzegüsse finanzierte. Nicht zuletzt mit Hilfe der Sainsburys erlebte Giacometti ab 1952 auf der britischen Insel den Durchbruch. Denn sie (und ihr Londoner Kunsthändler John

Er wollte kein Geld. Aber Annette einen Trenchcoat Hewett) waren imstande, wichtige Bilder von Giacomettis Nachkriegswerk für Ausstellungen auszuleihen. Das ICA in London (Institute of Contemporary Art), Dreh- und Angelpunkt neuester Kunstströmungen, organisierte bereits 1952 den Diskussions-Event «Points of View, Alberto Giacometti» und konnte sich beim Sammlerpaar ein Gemälde und fünf Zeichnungen ausleihen. Für die Ausstellung «Recent Trends in Realist Paintings» im selben Jahr lieh sich dasselbe Haus bei den Sainsburys das Werk «Diego Seated» (1948) aus. Giacometti wurde zusammen mit Werken von damals aufstrebenden britischen Künstlern präsentiert: Isabel

Rawsthone (die Giacomettis langjährige Freundin war), Francis Bacon und Lu­ cien Freud. Damit avancierte Giacomettis Nachkriegswerk rasch zum bevorzugten Diskussionsthema unter britischen Künstlern. Francis Bacon (er lernte Giacometti 1962 kennen und zog mit ihm durch die Bars von Soho) wurde stark von Giacometti beeinflusst wie auch Lucien Freud. Bacons «Study of a Nude» (1952/1953), von Sainsbury 1953 erworben, legt den Einfluss, den der Schweizer auf den Briten gehabt hat, offen: Das Bild zeigt eine Figur in einem geschlossenen Rahmen, in seine eigene Isolation eingesperrt. Der Paukenschlag erfolgte im Juni 1955: «Alberto Giacometti, Sculptures, Paintings, Drawings 1913–1955» im ICA war die grösste jemals in Europa gezeigte Giacometti-Ausstellung, die sein Nachkriegswerk mit einbezog und den Schweizer als einflussreichsten Künstler der Gegenwart präsentierte. Diesmal liehen die Sainsburys praktisch die ganzen Bestände ihrer Sammlung aus. Im September also der Freundschaftsdienst des Künstlers an seinen Sammlern, die Porträt-Session mit dem Sohn David. Die Sainsburys hatten den zögerlichen Künstler, der sich so ungern von seinen Werken trennte, 1949 kennengelernt – in einer Zeit, da Alberto und Annette Giacometti in ärmlichen Verhältnissen lebten. Zustande kam der Kontakt über ihren Pariser Galeristen Pierre Loeb. Sie hatten gerade das Porträt «Diego Seated» aus dem Jahr 1948 in Loebs Galerie in St-Germain erworben. Weil es nicht signiert war, empfahl der Kunsthändler, sie sollten doch bei Giacometti im Atelier vorbeischauen, um es von ihm signieren zu lassen. Wohlweislich warnte er sie, sie müssten beharrlich bleiben, denn der Künstler würde sein Bild vermutlich als unbeendet betrachten und nicht mehr aus den Händen geben. Prompt kam es zum Händel, doch sie blieben stur, und Giacometti signierte schliesslich. Während dieser Visite erwarben sie gleich noch ein paar weitere Zeichnungen, unter anderem das «Portrait of the Artist’s brother» (1948). Ab da setzte ein wahrer Giacometti-Kauf­ rausch ein. Das Gemälde «Diego» und «The Tree» (beide 1950) kamen hinzu, ausserdem Zeichnungen wie «Standing Figure» (1946), dann weitere sechs Werke, darunter «Seated Woman» (1947) und «Table in a Room» (1959.) 1955 liess sich

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Standing Woman, 1958–1959. Die Bronzeskulptur ist das Paradestßck der Giacometti-Sammlung, die David Sainsburys Eltern Lisa und Robert Sainsbury aus 40 Schaffensjahren zusammentrugen. Linke Seite: Annette Without Arms, 1964. Bronze.


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Die Quittung des Aquascutum-Trenchcoats für Annette. Inspiriert von Giacometti: Francis Bacon, Study of a Nude, 1952–1953, Öl auf Leinwand.

INFOS

Lord David Sainsbury, 60 Jahre nach seiner Porträtséance bei Giacometti, vor Werken von GiacomettiFreund Francis Bacon.

Anlässlich des 50. Todesjahrs Alberto Giacomettis zeigt das Sainsbury Centre for Visual Arts, Norwich, East Anglia, die Ausstellung «Alberto Giacometti: A Line Through Time», mit Werken und Briefen aus der hauseigenen Sammlung, sowie über 100 Werken von Giacometti und seinen französischen und britischen Zeitgenossen aus anderen Museen und Sammlungen wie der Fondation Beyeler, dem Victoria and Albert Museum und der Scottish National Gallery of Modern Art und anderen. Bis 29. August 2016.

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Robert Sainsbury ausserdem von Giacometti porträtieren. Die Beziehung wurde enger, sie teilten ein Interesse für antike Kunst aus Ägypten und etruskische und griechisch-zykladische Figuren. Giacomettis Porträtsession mit David im September 1955 – im Dezember sollte eine zweite mit Davids grösserer Schwester folgen – entsprang nicht sein bestes Werk. Die Zeichnungen sind fein und relativ nah an der Natur, weit entfernt von den vor emotionaler Spannung pulsierenden typischen Giacometti-Porträts. Aber sie sollten die Freundschaft zwischen den Sainsburys und Alberto Giacometti und seiner Frau Annette besiegeln – nicht zuletzt dank einem original britischen Trenchcoats den die Sainsburys Annette als Dank verschaffen sollten. Wie so oft wollte sich Giacometti nämlich nicht von seinen Zeichnungen trennen, weil er sie für unvollendet hielt, und schon gar kein Geld dafür. «Mein Vater insistierte, dass er ihn bezahlte, aber er wollte keinen Penny annehmen.» Schliesslich erschien Annette und begann, sich lebhaft mit Lisa Sainsbury zu unterhalten. Davids Mutter sprach fliessend Französisch, und nach einem Austausch stellte sich heraus, dass sich Annette nichts mehr in der Welt wünschte als einen Trenchcoat von Marks & Spencer. Ein Handel wurde beschlossen: Die Sainsburys würden drei Zeichnungen erhalten und im Gegenzug nach ihrer Rückkehr in England einen Regenmantel für Annette als Zahlung schicken. Die persönliche Beziehung und die Porträt-Séancen der Sainsburys setzten sich im Dezember 1955 fort. Diesmal wurde die Tochter Elizabeth, 17, ins Atelier geschickt. Es entstanden vier Zeichnungen. Sie sollten diesmal ein Weihnachtsgeschenk für Robert Sainsbury werden. Auf der zweiten Zeichnung war Giacomettis krakelige Handschrift zu lesen. «(…)Wie Sie sehen können, sind alle diese Zeichnungen missraten, genau wie die anderen, die ich gemacht habe, ich bedauere das sehr, aber wir machen hoffentlich einen neuen Versuch im neuen Jahr. Im Moment bin ich absolut nicht imstande zu zeichnen. Paris, 3. Dezember 1955.» Die Sainsburys nahmen auch diese Zeichnungen schliesslich entzückt entgegen, und Alberto nahm wieder kein Geld dafür. Diesmal zeigt sich Lisa Sains­bury mit einer kleinen, antiken ägyptischen Skulptur erkenntlich. In weiterer Korre-

spondenz dankt Alberto Giacometti für Abendessen, für Fotos und für Briefe. Im Juli 1956 entschuldigt er sich für sein langes Schweigen. «Ich war zu sehr von meiner Arbeit in Beschlag genommen, nichts ging so, wie ich wollte (…).» Ein letzter Brief, diesmal von Annette Giacometti an die Sainburys gerichtet, datiert vom 10. März 1966. Sie dankt darin für ihr Kondelenzschreiben und die Freundschaftsbezeugung. «Il est encore difficile de penser que Alberto soit parti.» Die Regenmantel-Quittung, allerdings nicht vom Allerweltskaufhaus Marks & Spencer ausgestellt, sondern vom weit edleren Geschäft Aquascutum an der Regents Street, liegt jetzt, ironisch für den konsumfeindlichen Giacometti, in einer Vitrine in den Räumen des von Norman Foster erbauten Sainsbury Centre for Visual Arts, wie ein seltenes Schriftstück. Zusammen mit den Briefen und einer Postkarte, die zwischen der Rue Hippolyte-Maindron im Bohemien- und Allerweltsviertel Montparnasse und dem Smith Square im noblen Londoner Stadtteil Westminster hin und her flogen, illustriert der leicht vergilbte Zettel die warme Beziehung zwischen Sammler und Künstler. Man dankte für Abendessen, für Geschenke und andere Liebenswürdigkeiten – und den Regenmantel. 27.60 Pfund für drei Giacometti-Zeichnungen. Ein guter Deal für die englischen Lebensmittelhändler.

ENGLISH SUMMARY

GIAC OM E T T I‘S M OD E L British billionaire David Sainsbury, 76, is one of the last living models of artist Alberto Giacometti. It was in September 1955 when the then 15 year old crossed the doorstep of 46 rue Hippolyte-Maindron in Paris. «He answered the door in a jacket and tie, looking not at all as I, an English public schoolboy, expected an artist to look.» David Sainsbury’s parents were avid collectors of Giacometti‘s work and their son’s portrayal was a friendly gesture of the artist, who refused any payment for the three drawings he made of the boy. Instead, he wished for a mackintosh for his girlfriend Annette in return. It was to be from Marks & Spencer, but the receipt now exhibited at the Sainsbury Centre for Visual Arts comes from the much pricier Aquascutum on Regent Street, a sign of the Sainsburys’ appreciation of Giacometti’s art.


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ALPENMUSIK MAX LÄSSER

«MEINE BESTEN FREUNDE UND FREUNDINNEN SIND DIE GITARREN UND IHRE VERWANDTEN. DOBROS, L AP STEELS, MANDOLINEN UND ALLES, WAS SONST NOCH SAITEN HAT»

MAX LÄSSER UND SEINE 50 GITARREN Te x t : Wo l f ra m Me i s t e r Fo t o g ra f i e : Fi l i p Zu a n

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— Manzanita OM Bariton, Long Neck (2005) —


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— Manzanita T (2004) —

— Martin 018 sunburst (ca. 1954) —

— Martin D 28 (1966) —

— Martin D 28 (1966) —

— Manzanita carved back T (2016) —

— Manzanita T, Moritz Sattler (1996) —

— Martin 0018 (1954) —


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ALPENMUSIK MAX LÄSSER

— Martin 018 (1958) —

— Manzanita Weissenborn, Mahagoni (2006) —

— Weissenborn (1927) —

— Manzanita H (1998) —

— Manzanita Reso Dobro (2011) —

— National Reso-Phonic M 1 (1991) —

— Maccaferri G40 (ca. 1953) —

«Alle ManzanitaGitarren hat Manfred Pietrzok gebaut» M AX L ÄSSE R

— Antonio Picado Classical (ca. 1990) —


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— National Tricone (ca. 1935) —


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ALPENMUSIK MAX LÄSSER

— Bill Asher Lap Steel (ca. 2003) —

— Lauda Alhambra (1981) —

— Lauda Esteve (1992) —

— Supro Folk Star Dobro (1953) —

— Fender Telecaster (1966) —

— Fender Stratocaster (1966) —

«Alpenmusik ist eng und weit, knorzig und luftig, ganz wie die Landschaft, in der sie entsteht» M A X L ÄSS E R

— Fender Jazz Bass (1974) —

— Bouzuki Fylde —


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— Fender Sub Sonic Bariton (2004) —

— Fender Bajo Sexto (ca. 1998) —

— Supro Lexington (1968) —

— Paradeis Tele (1994) —

— Gibson SG (2012) —

— Fender Tele (2002) —

— Bouzuki Trinity College —

— Mondlaute —

— Saz —


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— Pipa —

— No Name, Südafrika —

— No Name 2, Südafrika —

— Banjo Framus (ca. 1980) —

— Rickenbacher Lap Steel (ca. 1930) —

— Supro Airline (1961) —


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«Von jeder Reise habe ich eine Gitarre mit nach Hause gebracht» M A X L ÄSS E R

— Pipa —

— Gibson Lap Steel (1936) —

— Manzanita Mandolin (2010) —

— Manzanita Mandola (2012) —

— Chinesische Geige —

— Oahu Lap Steel (1954) —

— Zither —

— Autoharp —


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ALPENMUSIK MAX LÄSSER

— Gibson Mandoline A 4 (1921) —


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osdorf ist, wie der Name schon verrät: ein Dorf. Etwas ausserhalb der Universitätsstadt Göttingen gelegen. Kein Mensch kennt Rosdorf. Ausser Gitarristen. Die pilgern dorthin, aus aller Welt. Zu Manfred Pietrzok, einem begnadeten Gitarrenbauer. «Manzanita Guitars» heisst sein Label. Manzanita? Riecht nach Sonne, Wüs­te und Kakteen, ist aber ein immergrüner Strauch mit roter Rinde, der vor allem an der US-Pazifikküste wächst. Der in Kalifornien geborene Musiker und Gitarrist David Lindley hat vor vielen Jahren schon von den «Manzanita Guitars» geschwärmt und Max Lässer auf die hochwertigen Instrumente von Manfred Pietrzok aufmerksam gemacht. Inzwischen fährt der bekannteste Schweizer Gitarrist und Bandleader Jahr für Jahr nach Rosdorf, um im Gitarren-Atelier von Manfred Pietrzok (sprich: Pietschock) ein weiteres Exemplar, das im Vorjahr diskutiert, bestellt und nun abholbereit ist, in Empfang zu nehmen. Überreicht wie ein Schmuckstück, bringt Max Lässer die fertige Gitarre, das auf ihn zugeschnittene Unikat, sogleich zum Klingen. Vor einem einzigen, aufmerksamen Zuhörer: Manfred Pietrzok. Max Lässer lernte David Lindley Mitte der 1980er Jahre in New York kennen. Als er mit Andreas Vollenweider & Friends durch die USA tourte und alle im gleichen Hotel in Manhattan wohnten und der Zufall es wollte, dass sie an zwei Abenden hintereinander konzertierten. Vor wenigen Monaten erst besuchte Lässer David Lindley in Los Angeles. Auch andere Leute aus der Musikszene in Kalifornien, die ihm nahestehen. Die USA zählten für Musiker immer schon zu den interessantesen und inspirierendsten Ländern dieser Welt. Seinerzeit ging man rüber, um sich eine Gitarre zu kaufen. Max Lässer war 28, als er in Seattle seine erste eigene Platte aufnahm. Mit alten Schweizer Tänzen aus dem Engadin und dem Appenzell, die sich fast wie klassische Musik anhörten. In der Schweiz war Lässer der FolkMusik zugetan, Rock interessierte ihn auch, aber weniger. Was ihn an der FolkMusik störte, war der Mangel an örtlicher Identität – als zu englisch, als zu austauschbar empfand er sie. Besser gefiel ihm die Richtung, die andere Leute wie der britische Folksänger Martin Carthy

DISCOGRAPHIE 1:1  MAX LÄSSER UND DAS ÜBERLANDORCHESTER 4 Musiker, 4 Instrumente, 9 Songs (2015) ARR JU LAUNSAM TUNEIT?  THOMAS RABENSCHLAG & MAX LÄSSER Listige Lieder (2014) IIGSCHNEIT  MAX LÄSSER UND DAS ÜBERLAND­ORCHESTER Fondue und Glühwein, in Töne und Klänge umgesetzt (2011) ÜBERLÄNDLER  MAX LÄSSER UND DAS ÜBERLANDORCHESTER Die erste CD des Überlandorchesters (2009) ÜBERLAND-DUO MAX LÄSSER & MARKUS FLÜCKIGER Die Weiterentwicklung von Überland (2007) MADAMAX BAFO MAX LÄSSER World Music, Weiterentwicklung von Madamax I (2005) ÜBERLAND MAX LÄSSER Aus der Arbeit an der Musik zur SF-Spezial-Serie «Überland» entstanden (2001) MAGIC HOUR «MAX LÄSSER’S ARK Zusammenstellung von ruhigeren Nummern der Jahre 1985 bis 1999 (1999) MADAMAX MAX LÄSSER & MADALA KUNENE & LULU PLAATJIES World Music (1998) www.maxlaesser.com

Max Lässer mit der Manzanita T, 2004 von Manfred Pietrzok gebaut, zu der er täglich greift. «Das T steht für Tenor.»

mit Gitarre und Mandoline einschlugen. Als Vorbilder galten ihm auch der englische Gitarrist John Renbourn oder der schottische Folkmusiker Bert Jansch. Max Lässer nahm 1981 noch eine weitere Platte mit Schweizer Tänzen auf, solchen aus dem Emmental, Entlebuch und Toggenburg – handgeschriebene, in Archiven gefundene Notenblätter bildeten die Grundlage dafür. Er war sich damals sicher, dass damit die Geschichte noch nicht gegessen, an der Sache «noch mehr Fleisch am Knochen» war. Doch es sollten viele Jahre vergehen, bis er mit seiner eigenen Musik des Alpenraums den Faden wieder aufnahm und an die Bearbeitungen alter Schweizer Tänze anknüpfte. Max Lässer, der relativ spät, erst als 16-Jähriger, mit dem Gitarrenspiel anfing und erst mal eine kaufmännische Lehre auf der Bank machte, rutschte bereits in jungen Jahren in die Musikszene. Die 1970er, die Hippie-Zeit, genoss er in vollen Zügen. Lebte in Zürich in einer WG am Hechtplatz, fuhr zwichendurch


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ALPENMUSIK MAX LÄSSER

mit seinem Döschwo immer mal wieder aufs Land, irgendwo in den Thurgau, wo man ebenfalls wohnte. Er spielte bei Toni Vescoli mit. Und Walter Lietha. «Wenn der Stutz ausging, musizierten wir abends in den Schpünten. In Basel, in Zürich.» Seine allererste elektrische Gitarre war eine Hagström, «danach hatte man bald einmal eine Fender und eine Gibson». Das Leben rauschte. Lässer wurde ein gefragter Studiogitarrist («Back to Earth», «Gotthard») und gerne als Livegitarrist engagiert. Er war bei Stephan Eichers «Engelberg»-Produktion dabei und veröffentlichte unter dem Namen «Max Lässer’s Ark» mehrere Instrumentalalben wie «Into The Rainbow» oder «Earthwalk» (1987 in den vordersten Rängen der amerikanischen Jazz-Charts). Südafrika wurde aufgrund einer Einladung des englischen Labels M.E.L.T. 2000 ein interessantes wie grossartiges Thema. Begegnungen mit Sängerinnen wie Lungiswa Plaatjies und Busi Mhlongo oder dem Multiinstrumentalisten Pops Mohamed beeinflussten hörbar Lässers Musik («Between», 1996). Live wurde das Werk mit 13 Musikerinnen und Musikern zusammen mit Büne Huber unter dem Namen «No nations» aufgeführt. Zum südafrikanisch-schweizerischen Bandprojekt «Madamax» notierte die «Neue Zürcher Zeitung» zum Konzert («Welt-Volksmusik») mit Max Lässer («feinfühliger Saiten-Aficionado») im Zürcher «Moods», dass «das gelassene Spiel bald atmosphärischer, bald tänzerischer Stücke eher den Eindruck einer vergnüglichen Stubete, einer lockeren Session» erweckte. In Südafika bekam Max Lässer zwei «Gitarren» geschenkt. Mit Ölkanistern, Stücken von Holz und Velo-Bremskabeln als Saiten. «Sie konnten tatsächlich auf diesen Instrumenten spielen.» Für Lässer sind es Erinnerungsstücke. Wie die Saz, eine türkische Langhalslaute. Oder die amerikanische Warenhausgitarre aus Plastik, die im Karton samt Mini-Verstärker 100 Dollar gekostet hatte. Ein Geschenk ist die Gibson Lap Steel aus dem Jahr 1936, auf der einst der Fotograf Edward Quinn gespielt hat. Manchmal war es schwierig einer Gitarre zu wiederstehen, wie jener eines Apothekers auf La Palma, einer der Kanareninseln. Zusammengekommen sind mit der Zeit 50 Instrumente, 49 sehen Sie hier abgebildet, die 50ste im Inhaltsverzeichnis.

«Die Musik ist mit den Musikern über die Berge gewandert. Musik kennt keine Grenzen» M A X L ÄSS E R

Mit zehn Gitarren spielt Max Lässer regelmässig, eine von allen hat er am meisten in den Fingern, die Manzanita T, 2004 von Manfred Pietrzok gebaut. «Das T», erklärt Lässer, «steht für Tenor.» Die Manzanita T spielt er im Stück «Alpesüüdsiite» seines Überlandorchesters. Wer sich jetzt gleich, in dieser Sekunde, ein bisschen auf die Musik von Max Lässer einlassen, genau diese Manzanita-Gitarre hören möchte – auf der Webseite des Gitarrenbauers (www.manzanita.de) findet sich ein entsprechender Youtube-Link. Ein anderer führt zum melancholischen Stück «S’Bärbeli», das Lässers kongenialer Partner komponiert hat, der SchwyzerörgeliSpieler Markus Flückiger. Wobei hier die Manzanita OM Bariton (Long Neck, 2005) zu sehen und zu hören ist. Ein weiterer Youtube-Link («Voralpeglüe») lässt Max Lässers Manzanita H aus dem Jahr 1998, eine Slide-Gitarre, erklingen. Für Manfred Pietrzok existieren keine anderen Gitarren, die so eindringlich Emotionen und Gefühle ausdrücken können. Besonders ist nicht alleine der Ton, sondern auch die Spielhaltung: Lässer legt die Gitarre nach der Art hawaiianischer Volksmusiker auf die Oberschenkel und spielt sie mit einem «Slide-Bar», einem Stück Metall. Die Saiten verlaufen gut einen Zentimeter über den gesamten Bereich des Griffbrettes, und der recht dicke Hals, hohl, bietet zusätzlichen Resonanzraum. «Überland» hiess mal eine Spezialsendung im Schweizer Fernsehen, zu der Max Lässer die Filmmusik geschrieben hatte. Nach ein paar Folgen war bereits wieder Schluss, geblieben ist der Name. «Überland» heisst das 2001 erschienene Album mit alpiner Musik, bei der Lässer tatsächlich an die Bearbeitungen alter Schweizer Tänze vor über 20 Jahren anknüpft. An der «Expo.02» im Drei-SeenLand, deren Spuren weitgehend verwischt

sind (begehbare Wolke in Yverdon, Monolith in Murten), entstand Max Lässers «Überlandorchester» mit 11 Musikern (Gast: Hubert von Goisern), das auf der grossen Bühne der Bieler Arteplage erstmals live aufspielte und mit seiner Alpenmusik das Publikum begeisterte. An der «Expo.02» lernte Max Lässer den Schwyzerörgeli-Virtuosen Markus Flückiger näher kennen. Zwei Künstler, die ihre Instrumente aus dem Effeff beherrschen, mit unterschiedlicher musikalischer Heimat. Es war wohl Liebe auf den zweiten Blick. Max Lässer war sich der Möglichkeiten des gemeinsamen Musizierens bewusst, das Ankommen nach langen Jahren zum Greifen nah. Die beiden spielten ein Album als «Überland»-Duo ein. Es folgten «Überländler», «Iigschneit» und «1:1». Stets war Markus Flückiger mit dabei. Gemeinsam sind sie auf der Suche nach einer Musik, die mit dem Ort verbunden ist, an dem wir leben. Arbeiten sie an der Idee, eine Musik zu schaffen, die unsere musikalische Identität hörbar machen kann. Mischen harmonische und rhythmische Elemente mit Melodien, die bereits vor über 100 Jahren in unseren «Stubeten» zu hören waren. Max Lässer vermeidet dabei tunlichst das Wort Volksmusik. Er spricht lieber von Musik mit einem alpinen Charakter. Um klar abzugrenzen.

ENGLISH SUMMARY

GU ITA RS Nobody knows the little village of Rosdorf, just outside the city of Göttingen. Nobody but real guitar freaks. They travel here to visit the workshop of Manfred Pietrzok, where the famous «Manzanita» guitars are made. The Swiss band leader Max Lässer is one of the guitarists who travel to Pietrzok’s workshop year after year to collect a new instrument that he has ordered the year before. One of his favourite guitars is the «Manzanita T» which Pietrzok built for him in 2004. A Youtube link on the Manzanita website leads to a video which shows Lässer in action – combining the instrument inspired by a plant from the shores of the Pacific Ocean with melodies inspired by the Swiss Mountains.

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— Supro Double Neck Lap Steel (1951) —


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SKYRUNNING MICHA STEINER

ALLEIN GEGEN DIE UHR Tex t : St e f a n Ma i wa l d   Fo t o s : Fi l i p Zu a n

MICHA STEINER BEZWINGT BERGE. ABER NICHT EINFACH SO: ER RENNT SIE HOCH. UND RUNTER. JE SCHNELLER, DESTO BESSER. DER SPORT NENNT SICH SKYRUNNING.

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Je leichter, desto besser: Skyrunner versuchen, mit so wenig Ausrüstung wie möglich auf den Gipfel zu kommen. Jedes Gramm Gepäck kostet wertvolle Sekunden. Die besten Athleten bewältigen schwierige Passagen, für die Bergsteiger einen ganzen Tag benötigen, in ein bis zwei Stunden.

s ist immer das Gleiche: Man fragt Bergsteiger, warum sie unbedingt rauf aufs Matterhorn müssen. «Weil es da ist», lautet die übliche Antwort. «Aber das sind die Fernbedienung, die Flasche Pinot noir und den Flatscreen-TV doch auch!», ist die einzig legitime Replik. Skyrunner sehen das natürlich anders. Bei diesem recht neuen Sport handelt es sich um Bergsteigen auf Zeit. Wer zuerst oben ist, gewinnt. Manchmal ist auch nicht der Gipfel das Ziel, sondern eine Berghütte, und manchmal gibt es auch Rennen, die wieder am Start in der Ebene enden. Mal geht es ganz allein gegen die Uhr, mal werden daraus riesige Events mit buntem Rahmenprogramm gezimmert. Engländer und Italiener bevorzugen Läufe mit Bergab-Strecken, während Schweizer, Österreicher und Deutsche in ihren Veranstaltungen das reine Bergauf-Laufen bevorzugen. Die Befürworter der reinen Gipfelrennen sagen, dass die Belastung für die Gelenke beim Bergab-Rennen zu stark sei. Puristen finden, reines Skyrunning sei ohnehin nur der Gipfelsturm – und werde allein gelaufen, gegen die Uhr und gegen sich selbst. So ganz genau ist dieser Sport also noch nicht definiert. Skyrunner Micha Steiner schert sich nicht um Definitionen; er mag es vielseitig. Er rennt die Berge manchmal nur rauf und manchmal auch wieder runter, im Alleingang oder bei Grossveranstaltungen. Und im Winter nimmt der 21-Jährige sogar an Skitourenrennen teil. Immer in der dünnen Höhenluft, immer auf Zeit. Wie es ihn gepackt hat, kann er selbst nicht genau erklären. «Es kam irgendwie ganz von selbst», erzählt der gebürtige Engadiner. «Ich habe damit angefangen, ohne zu wissen, dass das überhaupt ein Sport ist.» Denn er war öfter mit seinen Eltern auf Wanderungen, und bald bemerkte er, dass man auch schneller wandern konnte als im Schritttempo. Und dann kam die Leidenschaft wie von allein. «Mich fasziniert, wie man durch Training und Übung seinen Körper für die Berge rüstet und wie schnell und effizient Bergsteigen sein kann, wenn man viel und hart trainiert.» Wer auf Zeit läuft, hat wenig Musse, an den Blumen am Wegesrand zu riechen oder die Aussicht zu geniessen. Dennoch: Skyrunning ist die ultimative Meditation, denn es erfordert das unerbittliche Verweilen im Jetzt. Ein träumerischer Flow, wie er sich beim Laufen auf gerader, ebener Strecke einstellen kann, ist hier illusorisch. Denn jeder Schritt ist anders, stets muss der Körper reagieren, und der Geist

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hat hellwach und stets präsent zu sein. Das erfordert einiges an Übung. «In den intensiven Phasen trainiere ich zweimal pro Tag», erzählt Micha Steiner. «Ich trainiere aber nicht nach einem Plan, sondern nach meinem Körpergefühl und auch nach der verfügbaren Zeit. Ich habe kein festes Programm, was bei einem Bergsport auch wenig sinnvoll ist, da wir vom Wetter und von den Verhältnissen in den Bergen abhängig sind. Ich versuche aber doch, mir Ziele zu setzen. Je nach Zeitpunkt der Saison liegt der Fokus auf Intensität oder Volumen oder Erholung.» Skyrunning ist ein extrem komplexer Sport, und das schlägt sich auch im Training nieder: «Weil man ein guter Läufer im flachen, steilen und technischen Gelände sein muss, heisst das auch, dass man viele verschiedene Aspekte im Training berücksichtigen muss.» Langstreckler, die ihr gesamtes Rennen auf relativ flachem Gelände und glattem Strassenbelag austragen, haben es da besser. Ein Aspekt, den Aussenstehende ebenfalls nicht verstehen: «Die Rennen sind unterschiedlich lang, mal dauern sie anderthalb Stunden und mal vier Stunden.» Man muss vielseitig sein und seinen Körper sehr genau kennen, um das Rennen nicht zu schnell und nicht zu langsam anzugehen. Auch hier sind Marathonläufer im Vorteil, die vorab sehr genau berechnen können, in welcher Zeit sie welche Strecke zurücklegen.

*** Die Alpen sind kein Freizeitpark: Am 13. Juli 2008 hat Skyrunning seine Unschuld verloren. Mehr als 700 Athleten starteten damals beim Zugspitzlauf. 2200 Höhenmeter, 18 Kilometer. Bergsteiger brauchen neun Stunden, um die Strecke zu bewältigen. Martin Echtler, der Sieger des Rennens, rannte an jenem verhängnisvollen Sonntag in zwei Stunden und sieben Minuten auf Deutschlands höchsten Gipfel. Das Wetter war bis kurz vor dem Start gut, doch die Vorhersage war mies, und obwohl der Wetterumschwung tagelang vorher angekündigt war, liessen sich die Läufer nicht beirren. (Der Autor war selbst an jenem Tag nur wenige Kilometer von der Zugspitze entfernt und hatte Schwierigkeiten, in orkanartigem Sturm und Regenschauern sein Fahrzeug auf der Landstrasse zu halten.) «Die letzten paar hundert Meter hat es geschneit», berichtet der Extremsportler. Bald bekam Echtler, als er die Glückwünsche entgegennahm, ein mulmiges Gefühl. Vollkommen erschöpfte und durchfrorene Teilnehmer trafen auf 2962 Metern Höhe ein. Sie hatten sich in

«Wir bezwingen nicht den Berg, sondern uns selbst», sagte einst Edmund Hillary – das ist Micha Steiners Lebensmotto. Der 21-jährige Engadiner begann in seiner Heimat, die Berge immer schneller hinaufzusteigen. Nun gehört er zu den besten Skyrunnern in der Schweiz. Am 26. Juni tritt er beim «Livigno Skymarathon» an, am 15. Juli beim «Dolomites Skyrace».

kurzen Hosen und T-Shirts durch zehn Zentimeter Neuschnee gekämpft. Viele waren erschöpft auf der Strecke liegen geblieben. Hüttenwirte alarmierten die Rettungskräfte, doch nur zwei der vier angeforderten Helikopter konnten sich durch das schlechte Wetter kämpfen. Schliesslich starben zwei Läufer an Unterkühlung. In den Berghütten mussten zahlreiche Teilnehmer reanimiert werden; bei einigen betrug die Körpertemperatur nur noch 33 Grad. «Niemand nimmt an diesen Läufen teil, um aufzugeben», berichtete ein Läufer, der medizinisch behandelt werden musste.

*** Reinhold Messner forderte nach dem verheerenden Zugspitzlauf ein Verbot des Skyrunnings. «Das Problem ist, dass gerade bei grösseren Wettkämpfen die Läufer sich in einer falschen Sicherheit wiegen und über ihre Limits hinausgehen», erklärt Micha Steiner. «Die meis­ ten Läufer bei solchen Rennen sind nicht wirklich daran gewöhnt, in den Bergen zu sein.» Er selbst war glücklicherweise noch nie in einer solchen Situation. «Beim Skyrunning ist es eine sehr wichtige Eigenschaft, sich gut zu kennen und früh genug umzudrehen. Wir sind schnell und leicht unterwegs und haben keine grosse Marge für Fehler.» Auch der Wettkampftag selbst erfordert eine gute Vorbereitung: Steiner versucht, drei Stunden vor dem Start seine letzte Mahlzeit zu essen, meistens Ha-

ferbrei und Banane und etwas schwarzen Kaffee. «Die Wettkämpfe sind sehr intensiv, und ein voller Magen würde nicht mitspielen.» Ein paar Ratschäge für Anfänger und Neugierige hat Micha Steiner auch noch: «Skyrunning ist kein Sport, der einfach trainiert werden kann – man muss die Berge lieben! Es ist physisch und psychisch sehr anstrengend, rauf- und wieder runterzurennen. Man muss es gerne tun. Aber wer es einmal ausprobieren will: Im Engadin haben wir so viele schöne Wandergipfel, die auch sehr gut im Laufstil bezwungen werden können.» Die schönste Route ist für ihn der Piz Ot. «Er ist mein Hausberg. Nach einem Arbeitstag ist es noch möglich, rauf- und runterzukommen, und er ist dennoch ein bisschen alpin.» Ist jemand, der gute Laufkondition besitzt, auch automatisch ein guter Skyrunner? «Sie haben die Basis, müssen aber noch lernen, lange Anstiege rauf- und vor allem runterzurennen.» Für Interessierte, die einmal zuschauen wollen: In der Schweiz gibt es viele Skyraces, aber das bedeutendste dürfte das «Matterhorn Ultraks» in Zermatt sein, welches auch Teil der Skyrunner World Series ist. Das «Zegama-Aizkorri» im Baskenland ist das wahrscheinlich härteste Rennen der Welt, aber auch eines der eindrücklichsten – «das ist unser Mount Everest», schwärmt Micha Steiner. Auch das «Dolomites Skyrace», bei dem er im Juli teilnehmen wird, sei äussert beeindruckend. Und was antwortet Micha Steiner nun auf die Frage nach dem Warum? «Schnell und leicht auf Berge zu steigen – das ist einfach das, was ich am liebsten tue!»

ENGLISH SUMMARY

M IC HA ST E INE R Skyrunning – running up and/or down mountains as quick as possible – is a fairly new sport and hard to define. Some races are pure peak-runs, in others, the finish line is back down in the valley. Sometimes you run against the clock alone, other races are big events where all participants depart at the same time. Engadine-born Micha Steiner doesn’t care much about definitions; he just wants to run. The 21-year-old became hooked on running up mountains when going out hiking with his family. «I started doing it without even knowing that it’s a sport.» Now one of Switzerland’s best competitors, he will run this year’s «Livigno Skymarathon» and the «Dolomites Skyrace», both in Italy.

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ZÜRICH GEHT AUS! Gemütliche Genussbeizen im Quartier und auf dem Land Wo grosse Küche für Gourmets zelebriert wird Die schönsten Tische im Grünen und mit Aussicht Wo es das Beste aus Asien und dem Orient gibt Die interessantesten Italiener und spannendsten Spanier Was die heissen Trendsetter Neues auftischen INDEX: Adressen und Telefonnummern aller Zürcher Restaurants

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MODE SOMMER IN DEN ALPEN

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DER SOMMER IN DEN ALPEN BEGINNT AUF DEM HÖCHSTGELEGENEN FLUGPL ATZ EUROPAS, IN SAMEDAN IM ENGADIN. BEVOR ES WEITERGEHT. INS HOTEL N ACH ZUOZ. RICHTUNG BERNINAPASS. AUF DEN ALBUL A. STILSICHER UND MIT DER GEWÜNSCHTEN ELEGAN Z. IN DEN TRENDFARBEN DER KOMMENDEN SAISON, WELCHE PERFEKT DIE NATUR WIDERSPIEGELN. MIT TÖNEN WIE ORANGE UND WEINROT, BL AU UND GRÜN.

Hoch hinaus Fo t o s : G i a n Ma r c o C a s t e l b e rg


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MODE SOMMER IN DEN ALPEN

VORHERIGE SEITE

LEILA: Hose, Bluse, Blazer und Tasche von Hugo Boss, Schuhe von Navyboot, Koffer von Rimowa. STEVEN: Jeans von Windsor, Gürtel, Hemd und Lederjacke von Strellson, Schuhe von Navyboot, Sonnenbrille von Götti, Koffer von Rimowa, Tasche von Longchamp. DIESE SEITE

LEILA: Hose, Blazer und Tasche von Hugo Boss. RECHTE SEITE

LEILA: Hose von Hugo Boss, Jacke von Longchamp, Tasche von Windsor, Sneaker von Navyboot. STEVEN: Hose von Tommy Hilfiger, Pullover von Hugo Boss, Jacke von Hackett, Schal von Armani Jeans, Weekender von Navyboot, Schuhe von Risch.

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VORHERIGE SEITE

LEILA: Bluse und Blazer von Hugo Boss. STEVEN: Hemd von Windsor. DIESE SEITE OBEN

STEVEN: Uhr von IWC (Big Pilot’s Watch Petit Prince – IW500916). UNTEN

LEILA: Bluse von Hugo Boss.

RECHTE SEITE

LEILA: Hose von Windsor, Bluse von Hugo Boss, Pullover von Hugo Boss, Tasche von Windsor, Schuhe von Navyboot. STEVEN: Jeans von Hackett, Gürtel von Windsor, Hemd von Strellson, Veston von Windsor, Einstecktuch von Eifen, Schuhe von Windsor, Weekender von Hackett. AUTO: Porsche 911 SC (1979)

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DIESE SEITE

LEILA: Rock, Bluse und Tasche von Sandro Paris, Uhr von IWC (Mark XVIII Petit Prince – IW327004), Schuhe von Navyboot. STEVEN: Hose von Gabriele Pasini, Pullover von Hugo Boss, Gürtel von Hackett, Tasche von Hartmann, Sonnenbrille von David Marc, Schuhe von Navyboot. RECHTE SEITE

LEILA: Rock, T-Shirt und Gürtel von Windsor, Schuhe von Navyboot, Tasche von Comma. STEVEN: Hose und Gürtel von Windsor, T-Shirt von Armani Jeans, Lederjacke von Hackett, Schuhe von Strellson, Koffer von Rimowa.

BEZUGSQUELLEN

armani.com, comma.com, davidmarc.it, gabrielepasini.it, götti.ch, hackett.com, hartmann.com, hugoboss.com, iwc.com, jelmoli.ch, longchamp.com, navyboot.com, rimowa.com, risch.ch, sandro-paris.com, strellson.com, tommyhilfiger.com, windsor.de FOTOGRAF: Gian Marco Castelberg, gmcastelberg.com  ASSISTENZ FOTOGRAF: Rita Vollenweider, ritavollenweider.com HAIR & MAKEUP: Jehan Radwan, jehanradwan.com  STYLING: Lea Kueng, leakueng.com MODEL: Leijla H., option-model.com  MODEL: Steven E., scout-model.com  LOCATION: Engadin Airport St. Moritz/Samedan, engadin-airport.ch

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KURZ & KNAPP A U S S T E L L U N G E I N E R FA R B E

FLIMS SIEHT GELB STEFAN MUNTWYLER IST KUNSTMALER, FARBFORSCHER UND SAMMLER VON PIGMENTEN AUS ALLER WELT. SEIN ATELIER WIRKT WIE EINE FARBKÜCHE. 108 VERSCHIEDENE FARBMUSTER UMFASST SEIN GELB-SPEKTRUM.

Jetzt ist seine «Farbenlehre», die den Unterschied zwischen natürlichen und synthetischen Mineral-, Tier- und Pflanzenfarben auf sinnliche Weise aufzeigt, im «weissen» Gelben Haus in Flims zu sehen. In «Gelb! Ausstellung einer Farbe». Bei der dreht sich alles um die hellste Farbe im Spektrum. Von Ährengelb bis Zitronengelb. In Kultur, Natur, Geschichte, Wissenschaft und Kunst. Spannend, wie Gelb in Kombination mit anderen Farben die Gefühlslage zum Kippen bringt. In Verbindung mit Orange und Rot hat Gelb den Farbklang des Vergnügens. Und so ist auch die ganze Ausstellung. Sie zeigt über hundert Dinge in allen Gelbtönen und erklärt, warum diese nur gelb sein können. Wer weiss schon, warum der Käse fahlgelb ist, bestimmte Vogelarten kanariengelb leuchten oder der Montag in Thailand gelb ist? Der Spannungsbogen reicht von verblüffenden

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PONTRESINA SIEHT SCHWARZ-WEISS GELB! DIE AUSSTELLUNG EINER FARBE Das Gelbe Haus, Via Nova 60, 7017 Flims Dorf www.dasgelbehausflims.ch Di–So: 14–18 Uhr (Ausstellung bis 23. Oktober) www.stefanmuntwyler-pigmente.ch

Erklärungen zu banalen gelben Alltagsgegenständen wie Aromat-Dosen oder PostIt-Zetteln über gelbe Geschichten aus dem Mittelalter bis hin zu exotischen Kunstschätzen wie eine Leihgabe des Museums Rietberg, die im mythischen Indischgelb strahlt. Ein Panoptikum mit Geschichten über Geschichten – unprätentiös und locker präsentiert. Ein besonderer Abend mit Stefan Muntwyler (Farbgeschichten Gelb. Safran, Urin und Arsen. Von Auripigment bis Zafferano, von Anilingelb bis Zinkgelb) steht noch an: Samstag, 10. September (18–20 Uhr). Und eine Erklärung sei hier noch nachgeliefert: Das weisse «Gelbe Haus» in Flims war vor der Umgestaltung durch den Architekten Valerio Olgiati mal ein altes Bauernhaus, welches verputzt und mit gelber Farbe bemalt war. Deshalb der Name.

DER FOTOGRAF UND KÜNSTLER GUIDO BASELGIA ERHÄLT DEN PONTRESINER KULTURPREIS 2016.

Baselgias Arbeiten werden deshalb während der Sommersaison an verschiedenen Orten in Pontresina gezeigt. Einerseits mit einer Plakatintervention von Luftbildern des Berninamassivs im öffentlichen Raum. Sowie mit einer Werkschau aus seinem Œuvre in der neuen Plattner & Plattner Art Gallery. In der für Pontresina konzipierten fotografischen Arbeit thematisiert Baselgia die Nähe und die Ferne. Orte, die er seit seiner Jugend kennt, werden in seinen Bildern zentral und universal. So sind der Piz Languard oder die Gletscher um Pontresina gleichermassen nah oder fern wie Orte im Altiplano oder am Polarkreis.

Guido Baselgia: LungoGuardo N° 08, 2010, Sonnenaufgang, 29. 9. 2010 Silbergelatine-Barytabzug 50x60cm, gerahmt, Edition 5

PLATTNER & PLATTNER ART GALLERY Via da la Staziun 11, CH-7504 Pontresina, Mo–Fr 9–18 Uhr www.plattnerundplattner.ch AUSSTELLUNG IM AUSSENRAUM VON PONTRESINA Kultur- und Kongresszentrum Rondo: 16.7. – 17.8. & 15.9. – 21.10. Languard Talstation: 17.8. – 1.9. Taiswald (Haltest. Surovas): 1. – 15.9. www.cultura-pontresina.ch; www.baselgia.ch


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KURZ & KNAPP ALPEN-SUITEN

Stilvoll in einer Suite übernachten. Auf einem Bauernhof mit Bergblick im Salzachtal. In historischem Ambiente an einem Dorfplatz im Vinschgau. Oder in einem Walliser Dachstock in Brig.

TAXHOF: DREI DÄCHER, EINE SUITE In drei Heustadeln, die zum «Taxhof» der Familie Unterberger gehören, verbirgt sich ein einziger Raum auf drei unterschiedlichen Ebenen, im Mittelpunkt eine Feuerstelle. Wände und Boden aus heimischer Fichte, Aussenfassade aus alten Holzträmeln. Die Badewannne im Boden eingelassen, vom Bett ein Blick auf den über 360 Jahre alten Bauernhof und in die Bergwelt. Eine Treppe führt von der mit allem Komfort ausgestatteten Heustadlsuite (55 m²) in den Wohlfühlbereich mit Wellnessbadezimmer und Sauna. Seit 1687 lebt die Familie Unterberger in ununterbrochener Erbfolge auf dem «Taxhof», pflegt auf 1000 Metern am Rande des Nationalparks Hohe Tauern im Salzburgerland Gastfreundschaft und Tradition. Der Bauernhof mit eigener Landwirtschaft, über die Jahre behutsam renoviert und erweitert, ist ein wunderbarer Rückzugsort. Die Zimmer sind mit alten Bauernmöbeln eingerichtet, die Küche in den gemütlichen Gaststuben ist «oafoch, ehrlich und guat».

Taxhof Hundsdorf 15, 5671 Bruck an der Grossglocknerstrasse, Salzburg www.taxhof.at

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ANSITZ ZUM LÖWEN: SUITEN MIT HISTORISCHEM AMBIENTE Der denkmalgeschützte «Ansitz zum Löwen» am Dorfplatz von Burgeis bei Mals im Vinschgau bietet in seinen original erhaltenen Stuben aus dem 14. und 16. Jahrhundert fünf luxuriöse Suiten. Das historische Ambiente mit hochwertigen Holztäfelungen kommt in den beiden Suiten «Fontauna» und «Clavà» besonders zur Geltung. Der Gasthof war über Jahre unbewohnt und dem Verfall preisgegeben. Im Jahr 2012 begannen die aufwendigen und kostspieligen Restaurierungs- und Renovierungsarbeiten mit Fundamentunterfangung und statischen Sicherungen der Gewölbe. 2016 erhielt der «Ansitz zum Löwen» die Auszeichnung «Historischer Gastbetrieb des Jahres in Südtirol». Gastgeber sind die Theilers, die seit 1870 das Hotel «Weisses Kreuz» gleich nebenan führen. Deshalb geniessen die «Löwen»-Gäste alle Annehmlichkeiten, die das «Kreuz» bietet. Ansitz zum Löwen Burgeis 82, I-39024 Burgeis www.weisseskreuz.it

HOTEL DE LONDRES: SUITE IM DACHSTOCK Das erste Design-Boutique-Hotel im Wallis wird als «Clubhaus» geführt und besticht nach einer umfassenden Gesamtrenovation mit stimmungsvoll eingerichteten Räumen und englischen Stilelementen der Belle Epoque (Innenarchitektur: Atelier Zürich). Das Motto des Hauses heisst: Zu Hause bei Freunden – seit 1884. Am schönsten übernachtet es sich in der Attika-Suite, im ausgebauten Dachstock in heller Tanne und weiss geöltem, gebürstetem Lärchenboden. Mit antikem Walliser Schrank, englischem Bad und Lese-Liege. Herzstück des Hotels ist die Wohnstuba (mit Bar und Terrasse). Hier gibt es Walliser Spitzenweine im Offenausschank. Der Name des 1884 von Anton und Melanie Arnold eröffneten Hotels erinnert an die Engländer, die Ende des 19. Jahrhunderts zum Bergsteigen ins Wallis kamen, zugleich ist es eine Hommage von Anton Arnold an seine langen Jahre in der Hotellerie in London. Hotel de Londres Bahnhofstrasse 17, CH-3900 Brig www.hotel-delondres.ch


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KURZ & KNAPP ALBERTO GIACOMETTI

Im Gedenken an den vor 50 Jahren verstorbenen Künstler steht im Schweizer Alpenraum das Jahr 2016 ganz im Zeichen Alberto Giacomettis. Eine Übersicht. Zu Büchern, Austellungen usw. BÜCHER

APP

AUSSTELLUNGEN

ALBERTO GIACOMETTI IN STAMPA

ALBERTO GIACOMETTI. A CASA. Skulpturen, Gemälde, Zeichnungen und Fotografien, die während Giacomettis fast jährlich wiederkehrenden Aufenthalten in seiner Heimat, in Stampa oder in Maloja entstanden sind. Beat Stutzer, der die Ausstellung kuratiert hat: «Fast jedes fünfte Exponat wurde noch nie öffentlich ausgestellt.» Ciäsa Granda, Stampa Di–So: 11–17 Uhr, Atelier-Führungen: 11, 14 & 16 Uhr www.ciaesagranda.ch

Das vielleicht schönste Buch zum 50. Todestag. Ein Fotoband im Format A3 hoch, eine Fotodokumentation auf 54 Seiten in Italienisch, Deutsch und Englisch. Im Fokus die letzten Schaffens- und Lebensjahre des Künstlers in seinem Heimatdorf Stampa. Gezeigt in 45 Fotografien von Henri Cartier Bresson, Loomis Dean, Mercedes Giovanoli, Alfredo Loprieno, Herbert Mae­ der, Gianpiero Mazzoni, Paola Salvioni Martini, Ernst Scheidegger. Fr. 30.–, Salm Verlag www.salmverlag.ch

SAMMLUNG ALBERTO GIACOMETTI

IM HOTEL RÉGINA Alberto Giacometti porträtiert 1954 Henri Matisse (1869–1954) kurz vor seinem Tod. Dazu reist er dreimal nach Nizza zum todkranken, kaum mehr arbeitenden französischen Künstler. Im «Hotel Régina» ent­ stehen mehr als dreissig Arbeiten, immer mit Bleistift auf Papier ausgeführt, nun erstmals vereint in einem Buch. Fr. 38.–, Piet Meyer Verlag www.pietmeyer.ch

DIE GIACOMETTIS. EINE KÜNSTLERDYNASTIE Das von der Fondazione Centro Giacometti herausgegebene Buch behandelt Leben und Werk der Künstler Giovanni, Augusto, Alberto und Diego Giacometti sowie von Zaccaria Giacometti, Staatsrechtler, und Bruno Giacometti, Architekt. Sie alle kommen aus Stampa, dem kleinen Bergdorf im alpinen Bergell. Fr. 48.–, Salm Verlag www.salmverlag.ch

INTERNET-ADRESSEN

GIACOMETTI ART WALK Virtuell-real erwandern lässt sich mit dieser Gratis-App die Welt und das Leben von Alberto Giacometti (iOS, Android). Auf fünf Themenrouten zwischen Sils und Chiavenna gibt es verschiedene Geschichten über den Künstler zu hören und zu sehen: Schauspieler haben Szenen aus seinem Leben im Bergell nachgespielt. itunes.apple.com/ch/app/giacometti-art-walk

Das Kunsthaus Zürich zeigt den bedeutendsten und umfangreichsten Bestand von Werken Alberto Giacomettis in einem Museum, die Sammlung der Alberto-Giacometti-Stiftung. Diese konnte 1965 dank privaten Spenden gegründet werden und besitzt heute 150 Skulpturen, 20 Gemälde und zahlreiche Arbeiten auf Papier. Etliche Werke wurden von Alberto selbst, andere von seinem Bruder Bruno Giacometti geschenkt. Kunsthaus Zürich Di: 10–18, Mi &Do: 10–20, Fr–So: 10–18 Uhr www.kunsthaus.ch

ALBERTO GIACOMETTI IN SENT In einem kleinen Berghotel, der Pensiun «Aldier» am Dorfplatz von Sent im Unterengadin, hat Gastgeber Carlo Gross seine umfangreiche Sammlung von Alberto Gia­comettis druckgrafischem Schaffen in einem kleinen Museum im Haus öffentlich zugänglich gemacht. Über 100 Lithographien und Radierungen hängen hinter Glas, schön chronologisch geordnet, beginnend bei den Arbeiten aus dem Jahr 1931. Pensiun «Aldier», Plaz 154, CH-7554 Sent www.alberto-giacometti-museum.ch www.aldier

www.centrogiacometti.ch www.giacometti2016.ch

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KURZ & KNAPP WEIN IN DEN BERGEN

Die Liebe zum Wein verbindet. Ob ein regionaler Tropfen im Glas liegt oder ein grosses Gewächs aus der weiten Weinwelt. Zwei ganz besondere Orte, sich dem Wein hinzugeben, liegen in den Bergen: im Südtirol und im Engadin.

DONATZ WINE BAR: DOPPELMAGNUM GANTENBEIN Wer im Engadin das Navigationsgerät in seinem Auto einschaltet und die Worte «Liebe» und «Wein» eingibt, wird mitten im Herzen von Samedan landen … nein, das ist natürlich Blödsinn. Man wird, geht es ums Thema Wein, sowieso am genau richtigen Ort Halt machen, an der mitten durchs Dorf führenden Strasse. Plazzet lautet die Adresse. Jetzt kann man noch die Nummer 15 oder 12 wählen, sich zwischen René (Donatz) und Dani (Matter) entscheiden, zwischen der neu eröffneten «Wine Bar» und der Weinhandlung mit sympathischer spätnachmittäglicher Degustationsmöglichkeit. Uns zieht die «Wine Bar» magnetisch an, weil wir die Weinauswahl im Restaurant «La Padella» (ebenfalls im Hotel Donatz) kennen. Unter dem Titel «Chef ’s favourite wines» nennt der leidenschaftliche Gastgeber, Weinkenner und Weinliebhaber René Donatz dort seine bevorzugten Gewächse – die Liste umfasst allein ganze 22 Seiten! In der «Wine Bar» setzt man sich zu Tisch oder zieht sich in die kleine Lounge zurück mit gläsernem Weinschrank und Bildern von übergrossen Weinzapfen an den Wänden (Château Palmer, Gaja). Die Auswahl beeindruckt selbst verwöhnte Weinnasen, sie ist noch um einiges breiter als im Restaurant und um etliche Raritäten bereichert worden. Unter den 36 Doppelmagnums sehen wir den Gian-Battista 2009 von Tscharner, den Monolith 2009 der Obrechts, den Eichholz 2006 von Grünenfelder oder den Pinot noir 2006 von Martha und Daniel Gantenbein – um nur einige Bündner Weine zu nennen. Phänomenal ist das Angebot an amerikanischen Weinen und an reifen Burgundern und Bordeaux. Man könnte sich selbstverständich auch mit einem Château Poujeaux 2009 (Fr. 68.–) bescheiden. Oder einem der 22 offen ausgeschenkten Weinen. Donatz Wine Bar Plazzet 15, 7503 Samedan/St. Moritz www.hoteldonatz.ch mo–sa 16–24 Uhr

AUENER HOF: 1000 WEINE Die Natur wirkt unberührt in diesem abgelegenen Tal in den Südtiroler Bergen. Man fährt auf einer schmalen Strasse an frisch-grünen Wiesen vorbei und durch Wälder, bis es nicht mehr weitergeht: Dann steht man vor dem «Auener Hof», einem Haus, das von Gisela Schneider und ihrem drei Jahre älteren Bruder Heinrich mit einer rechten Portion Herz geführt wird, das sie selber als weltweit erstes Wohnrestaurant bezeichnen. Natürlich steht die Küche im Mittelpunkt (und der Wein!) – das «Terra» ist Italiens höchstgelegenes Sterne-Restaurant. Auf 1622 Metern wird man nach Strich und Faden verwöhnt, die Gäste wohnen rund ums moderne, aber gemütliche Restaurant – acht Zimmer und zwei Suiten, stilvoll eingerichtet, stehen bereit. In den Weinkeller, ein Highlight, geht man die Treppe hoch. In einem hellblau erleuchteten Weinkubus («onethousandwines»), der im Raum zu schweben scheint, warten 1000 Flaschen in zwei Kammern bei Temperaturen von konstant 14 und 17 Grad, entdeckt zu werden. Gisela Schneider, die auch leidenschaftlich Sommelière ist, kennt sich nicht alleine bei den regionalen Südtiroler Schätzen unheimlich gut aus, die Gewächse im «Auener Hof» stammen aus ganz Europa. Auener Hof Auen 21, I-39058 Sarntal/Val Sarentino www.auenerhof.it

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KURZ & KNAPP 7 GINS OUT OF 65

SIEBEN GINS, DIE ES IN SICH HABEN GIN GEHÖRT ZU DEN DERZEIT ANGESAGTEN SPIRITUOSEN, DEMENTSPRECHEND ÜBERSCHWEMMEN VIELE NEUE PRODUKTE DEN MARKT. WIR HABEN KÜRZLICH DIE GELEGENHEIT BENÜTZT, 65 GINS ZU VERKOSTEN.

D

er Begriff Gin wird bei einigen modernen Produkten arg strapaziert. Gemäss der Lebensmittelverordnung muss in der Schweiz bei einem Gin der Wacholderbeerengeschmack vorherrsch­end bleiben. Mehr als zehn der de­gus­tierten Gins dürften diese gesetzliche Anforderung nicht erfüllen. Bei einigen war der Wacholdergeschmack gar nicht wahrnehmbar. Einer der Gins schmeckte nach kitschigen Himbeerbonbons, einer war total von Anis dominiert und gehörte eher in eine Pastisverkostung. Viele moderne Gins sind sehr von den unterschiedlichsten Fruchtaromen geprägt, die typischen Gin-Gewürze nur dezent eingesetzt. Zitrusschalen sind ebenfalls ein beliebtes Stilmittel. Einzelne Schnäpse schmecken so dominant nach deren ätherischen Ölen, dass im Mund eine unangenehme, adstringierende Bitterkeit zurückbleibt. Sogenannt moderne Gins sind häufig gesüsst, was wenig Sinn macht, da der Gin selten pur getrunken wird und eine erstklassige Spirituose durch die Zugabe von Zucker nur schlechter wird. Eine Besonderheit ist der per Definition leicht süsse Sloe Gin. Dieser muss einen Mindestalkoholgehalt von lediglich 25 Vol.-% aufweisen und nebst den üblichen Gin-Gewürzen Früchte des Schlehdorns enthalten. Der einzige Sloe Gin wurde von den verschiedenen Degustatoren höchst unterschiedlich bewertet. Erfreulicherweise waren unter den 65 Gins auch sehr typische, hocharomatische. Alle zeichnen sich durch eine bemerkenswerte Komplexität aus. Wacholder, Begleitgewürze und Frucht sind in Harmonie, im Gaumen entwickelt sich eine würzige, saftige Fülle die lange anhält.

DIE BESTEN SIEBEN GINS AUF EINEN BLICK: COTSWOLD DRY GIN The Cotswolds Distillery GB-Shipston-on-Stour www.cotswoldsdistillery.com MGC MELBOURNE DRY GIN The Melbourne Gin Company AU-Gembrook www.melbournegincompany.com OJO DE AQUA DRY GIN Matter-Luginbühl AG CH-3283 Kallnach www.matter-spirits.ch 1616 GIN SWISS DRY GIN Langatun Distillery AG CH-4912 Aarwangen www.langatun.ch SQUARE MILE GIN City of London Distillerie GB-London www.cityoflondondistillery.com ISLE OF HARRIS GIN Isle of Harris Distillers Ldt. GB-Tarbert www.harrisdistillery.com HERBARIUM TILIA RIGI DRY GIN Haldihof CH-6353 Weggis www.haldihof.ch

Ren é Zi m m erm an n fü h rt i n Zü rich d ie Wi r t s c ha f t « Ne u m a rk t » u nd t e s t e t f ü r d i e SCHWEI Z ER I SCHE WEI N Z E I T UN G De s t i l l a t e

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FEINE ADRESSEN

ÜBERNACHTEN ALPINE LODGING Via da la Staziun 11, CH-7504 Pontresina Fon +41 (0)81 842 01 12 www.plattnerundplattner.ch BACKSTAGE Hofmattstrasse 4, CH-3920 Zermatt Fon +41 (0)27 966 69 70 www.backstagehotel.ch BRÜCKE 49, B&B Poststrasse, CH-7132 Vals Fon +41 (0)81 420 49 49 www.bruecke.49.ch CHESA SALIS***S Fuschigna 2, CH-7502 Bever-St. Moritz Fon +41 (0)81 851 16 16 www.chesa-salis.ch CRESTA PALACE* Via Maistra 75, CH-7505 Celerina/St.Moritz Fon +41 (0)81 836 56 56 Gastgeber: Annegret & Kai Ulrich DAS INN DAVOS Promenade 116, CH-7260 Davos Dorf Fon +41 (0)81 416 33 66 www.dasinn.ch FIOR DI CAMPO Case Pedrazzini 1, CH-6684 Campo (Vallemaggia) Fon +41 (0)91 754 15 11 www.fiordicampo.ch

FRUTT LODGE & SPA Frutt 9, CH-6068 Melchsee-Frutt Fon +41 (0)41 669 79 79 www.frutt-resort.ch www.fruttlodge.ch PIZ LINARD Plazza Gronda, CH-7543 Lavin Fon +41 (0)81 862 26 26 www.pizlinard.ch SCHWEIZERHOF Voa Principala 39, CH-7078 Lenzerheide Fon +41 (0)81 385 25 25 www.schweizerhof-lenzerheide.ch 112 Jahre Tradtion und Moderne THE ALPINA MOUNTAIN RESORT & SPA CH-7064 Tschiertschen Fon +41 (0)81 868 80 88 www.the-alpina.com THE CAPRA Lomattenstrasse 6 CH-3906 Saas Fee Fon +41 (0)27 958 13 58 www.capra.ch VETTER HOTEL Seeblickstrasse, CH-7050 Arosa Fon +41 (0)81 378 80 00 www.arosa-vetter-hotel.ch VILLA FLOR Somvih 19, CH-7525 S-Chanf Fon +41 (0)81 851 22 30 www.villaflor.ch

EINKAUFEN

ESSEN

BLUMENGALERIE Via Rosatsch 9, CH-7500 St. Moritz Bad Fon +41 (0)81 832 24 94 www.blumengalerie.ch BOUTIQUE ERMENEGILDO ZEGNA Felicitas Caviezel Hotel Suvretta House, CH-7500 St. Moritz Fon +41 (0)81 836 36 20 BOUTIQUE URS JELEN Äussere Poststrasse, CH-7050 Arosa Fon +41 (0)81 377 25 26 ELLINI MODE & ACCESSOIRES Promenada 39, CH-7018 Flims Fon +41 (0)81 911 17 29 www.ellini-mode.ch FAORO Plazza dal Mulin 8, CH-7500 St. Moritz Fon +41 (0)81 833 36 45 www.faoro.ch GIOVANOLI SPORT Via da Marias 35, CH-7514 Sils Maria Fon +41 (0)81 826 52 94 www.giovanoli-sport.ch WITRA CONCEPT STORE Plazzet 18, CH-7503 Samedan Fon +41 (0)81 850 08 05 www.witracs.ch

CASA ALVA Via Visut 31, CH-7014 Trin Fon +41 (0)81 630 42 45 www.casaalva.ch DAL MULIN Piazza dal Mulin 4, CH-7500 St. Moritz Fon +41 (0)81 833 33 66 www.dalmulin.ch GLOW BY ARMIN AMREIN Promenade 115, CH-7270 Davos Platz Fon +41 (0)81 416 43 43 www.glow-davos.ch GROVEN Strada Cantonale, CH-6558 Lostallo Fon +41 (0)91 830 16 42 www.groven.ch

IGNIV BY ANDREAS CAMINADA Grand Resort Bad Ragaz CH-7310 Bad Ragaz Fon +41 (0)81 303 30 30 www.igniv.com LA POSTA Via Dogana 8, CH-23024 Montespluga Fon +39 (0)343 54234 www.albergopostaspluga.it LANTERNA VERDE Frazione S. Barnaba 7, I-23029 Villa di Chiavenna Fon +39 (0)343 38588 www.lanternaverde.com LOCANDA ORELLI CH-6781 Bedretto Fon +41 (0)91 869 11 85 www.locandaorelli.ch MEIEREI Reto Mathis CH-7500 St. Moritz Fon +41 (0)81 838 70 00 www.meierei.ch TALVO BY DALSASS Via Gunels 15, CH-7512 St. Moritz-Champfèr Fon +41 (0)81 833 44 55 www.talvo.ch

SOMMER 2016 ADVERTORIALS

FÜR AKTIVE UND GENIESSER Ein einzigartiges Hotel mit 93 Zimmern und Suiten sowie einer gastronomischen Vielfalt mit fünf Restaurants (im Sommer drei) für jeden Geschmack. Im Sommer ganz auf die Bedürfnisse von Hikern und Bikern, im Winter auf jene der Schneesportler ausgerichtet – mit interessanten Mehrleistungen wie der kostenlosen Benutzung der Bergbahnen. Geniessen Sie die aussergewöhnliche Atmosphäre und Gastfreundschaft – 365 Tage im Jahr! Wir freuen uns auf Ihren Besuch. GRISCHA – DAS Hotel Davos, Talstrasse 3, 7270 Davos Platz, www.hotelgrischa.ch

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KURZ & KNAPP SCHWINDELFREI

Von Gipfel zu Gipfel führt auf dem Glacier 3000 bei Gstaad und Les Diablerets eine 107 Meter lange Hängebrücke. Eine andere überspannt auf rund 2400 Metern im Gotthardgebiet ein Tobel. Und «Thrill Walk» nennt sich am Schilthorn ein 200 Meter langer Steg aus Stahl über dem Abrund. Eröffnung war am 9. Juli 2016.

EIN SPIEL AUS LUFT GLAS UND GITTER Dieser schmale Felstensteg am Schilthorn, 1000 Meter über Mürren hat es in sich, ist nichts für Schiesshasen oder Leute mit schwachen Nerven. Der «Thrill Walk», wie er offiziell heisst, schmiegt sich wie ein Band über 200 Meter den senkrechten Wänden des imposanten Felsmassivs entlang. Es geht über dem Abgrund in verschiedenen Abschnitten mal über einen Glasboden, mal über löchrige Viehrost-Bodengitter. Weitere kleine Mutprobe: ein 8-Meter-Nepalsteg. Am Kitzel dürfen auch Kinder teilhaben, sie können durch einem 8 Meter langen Kriech-Netztunnel (darunter 250 Meter Luft) kraxeln. Der Felsensteg beginnt an der Mittelstation Birg, führt von der Terrasse hinab. Die Stahlbau-Konstruktion entlang der Felswand schwingt sich unter der Aussichtsplattform und der Seilbahn hindurch und endet schliesslich unterhalb der Bergbahnstation. Christoph Egger, Direktor der Schilthornbahn, über das Spiel aus Luft, Glas und Gitter: «Mit dem neuen Felsensteg werden die Gäste ein noch intensiveres Bergerlebnis erfahren.» Die Kosten für die neue Touristeattraktion: 800  000 Franken. www.schilthorn.ch

SALBIT-HÄNGEBRÜCKE: FÜR ALPINWANDERER Die 93 Meter lange Hängebrücke über eine 120 Meter tiefe Schlucht beim «schönsten Kletterberg des Gotthardgebietes» (Neue Zürcher Zeitung), dem Salbitschijen, ist nicht ganz einfach zu erreichen. Die anspruchsvolle Bergwanderung in wilder Gebirgslandschaft, die alpine Erfahrung und eine gute Kondition verlangt, führt über Schneefelder, Geröllhalden und Wände mit eingemauerten Eisensprossen zur VoralpHütte und von dort weiter über teils schwierige Passagen bis zur Hängebrücke. Danach dauert es nochmals eine weitere Stunde bis zum Ziel, der Salbit-Hütte.

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IMPRESSUM

BIANCO, 9. Jahrgang Ausgabe Sommer 2016 HERAUSGEBER UND CHEFREDAKTOR Wolfram Meister wolfram.meister@biancomag.ch BIANCO, Grubenstrasse 11, CH-8045 Zürich Fon +41 44 450 44 10 BIANCO, Via Brattas 2, CH-7500 St. Moritz www.biancomag.ch

Theoretisch trägt die Hängebrücke bis zu 300 Personen. Aber aus Gründen des Benutzerkomforts wird die Zahl auf 150 beschränkt. Die erste Hängebrücke der Welt, die zwei Berggipfel miteinander verbindet – den Vorgipfel (View Point) mit dem fünf Meter höher gelegenen Hauptgipfel (Scex Rouge) –, ist 107 Meter lang und 80 Zentimeter breit, im Winter begehbar, selbst bei Windgeschwindigkeiten bis zu 200 km/h. Die Aussicht ist atemberaubend: Matterhorn, Mont Blanc, Eiger, Mönch und Jungfrau sind zu sehen. Mit der Luftseilbahn gelangen Besucher unkompliziert bis zur Station, von der es in ein paar wenigen Minuten zum View Point auf 3000 Metern hinaufgeht. Die spektakuläre Attraktion auf dem Glacier 3000 zwischen Gstaad und Les Diablerets hat sogar einen eigenen Sponsor: die Uhrenmarke Tissot. Die Kosten für das spektakuläre Bauwerk (Chefkonstrukteur der Brücke: Bernhard Seiler) beliefen sich auf 1,8 Millionen Franken.

WEITERE MITARBEITER Jehan Radwan, Rita Vollenweider

ART DIRECTOR Jürgen Kaffer

ENGLISCHE TEXTE Katharina Blansjaar

VERLAG, ANZEIGEN BIANCO Verlag GmbH Brigitte Minder Grubenstrasse 11, CH-8045 Zürich Fon +41 44 450 44 12 brigitte.minder@biancomag.ch

KORREKTORAT Marianne Sievert

REDAKTION AUTOREN Dario Cantoni, Lea Küng (Mode), Stefan Maiwald, Christoph Schuler, Brigitte Ulmer

PEAK WALK: VON GIPFEL ZU GIPFEL

Bridgeman Images. Fotos: Pete Huggins, Prudence Cuming Associated Ltd. PRODUKTEFOTOS mit freundlicher Genehmigung der Hersteller COVERFOTO Röbi Bösch ILLUSTRATIONEN Andrea Caprez, Helge Jepsen

FOTOS Röbi Bösch, Gian Marco Castelberg, Hannes Henz, Filippo Simonetti, Filip Zuan, Hannes Henz, Donatella Simonetti Alberto Giacometti (S. 44–51): Sainsbury Centre for Visual Arts. © The Estate of Alberto Giacometti (Fondation Giacometti, Paris and ADAGP, Paris), licensed in the UK by ACS and DACS, London 2016/

DRUCK AVD Goldach, Sulzstrasse 10, CH-9403 Goldach Auflage Sommer 2016 20 000 Exemplare PREIS Einzelheft CHF 25.– BIANCO erscheint 2 x jährlich, im Sommer und Winter Alle Rechte vorbehalten www.biancomag.ch Freunden Sie sich mit BIANCO auf Facebook an: www.facebook.com/biancomag

GUIDO BASELGIA

(NICHT) FERN

16. JULI — 21. OKTOBER 2016 PONTRESINA RONDO, LANGUARD Talstation, TAIS Surovas im Aussenraum frei zugänglich cultura-pontresina.ch

PLATTNER & PLATTNER ART GALLERY Mo bis Fr 9–18 Uhr, Sa/So nach Vereinbarung plattnerundplattner.ch KULTURPREIS DER GEMEINDE PONTRESINA 2016


Aus Liebe zum Wein. Seit 123 Jahren.

Aus Liebe zum Wein. Seit 122 Jahren.

Aus Liebe zum Wein. Seit 120 Jahren.

Aus g a be 0 4 — A pr i l 2016

Aus g a be 05 — M a i 2015

Aus g a be 12 / 1 — Dez e m be r 2013 / Ja n ua r 2014

RENAUD BURNIER Vom Murtensee ans Schwarze Meer BORDEAUX-EXPORT 2014 markante Einbussen weltweit DONELANS Familienclan aus Sonoma

die 100 schönsten

Unbekanntes, begeisterndes

weine der Schweiz

spanien

HERZENSANGELEGENHEIT Gaby Gianini und ihr Castello di Morcote DORIE SEAVEY Reife Spezialitäten aus der Weinbibliothek ZÜRICHSEE-WINZER Alain Schwarzenbach, Rütihof, Erich Meier

Der «Wein des Jahres» kommt aus dem Wallis

Bordeaux 2014

Klassisch die Weine, spektakulär die Schlösser Primeurverkostung des neuen Jahrgangs

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Aus Liebe zum Wein. Seit 121 Jahren.

Aus Liebe zum Wein. Seit 122 Jahren.

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Aus g a be 07/ 08 — Ju l i / Augus t 2014

Aus g a be 06 — Ju n i 2015

Aus g a be 07/ 08 — Ju l i / Augus t 2015

BERAUSCHENDER SAINT-ESTÈPHE 13 Jahrgänge Phélan-Ségur ANDREA FRANCHETTI Yves Saint Laurent des toskanischen Weinbaus COOP, DENNER, MANOR, GLOBUS UND VOLG Wie viel Schweizer Wein wird abgesetzt? Und zu welchem Preis?

WEINKONSUM PRO KOPF Vatikan schlägt alle

wird die herrschaft weiss?

DELIA VIADER Alles Familiensache

SPLASH

GRUAUD-LAROSE 58 Jahrgänge

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COMIC ALPENBITTER

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COMIC ALPENBITTER

BIANCO 

SOMMER 2016


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Ü B E R A L L E B E R G E M I T… CAROLINE ROMINGER

DER BALL FLIEGT WEITER IN DEN BERGEN I n t ervi ew: St e f a n Ma i wa l d   Fo t o g ra f i e : Fi l i p Zu a n

BIANCO

SOMMER 2016


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f__ Spielen Sie Golf lieber in den Bergen

oder im Flachland?

In den Bergen, wenn ich es wünschen könnte, denn dort fliegt der Ball viel weiter …

a__

f__ Ist das wirklich so?

Oh ja, weil die Luft dünner ist. Das macht bei mir etwa fünf bis zehn Meter mit den Eisen aus. Leider komme ich nicht mehr so oft dazu, auf meinem Heimplatz in Samedan im Engadin zu spielen. Es ist ein Traum, in einer schönen Berglandschaft zu spielen. Aber was die Turniere angeht, kann ich nicht auslesen.

a__

f__ Sie sind auf eher bergigen Plätzen auf-

gewachsen. Haben Sie dadurch Vorteile?

Ich bin in Pontresina aufgewachsen und habe das Golfspiel in Samedan gelernt. Da weht immer der Malojawind und ich bin mir sicher, das hat mir geholfen, im Wind zu spielen. Ich spiele nicht ungern im Wind.

a__

f__Was ist Ihre grosse Stärke?

Mein Spiel ist ziemlich konstant. Vor allem meine Drives sind meistens auf der Bahn. Mein Bruder sagt immer «Fast ein bisschen langweilig»! Denn bei den Herren wird sicher mehr gestreut. Mental kann ich auf viel Erfahrung zurückgreifen, da ich seit 2009 auf der Tour spiele.

a__

f__ Und gibt es irgendeinen Bereich, wo

Ihnen noch ein paar Prozent zur absoluten Spitze fehlen? a__ Mir fehlt ein Sieg. Ich arbeite daran und ich freue mich schon heute auf den Tag, an dem ich den Pokal in der Hand haben kann. Ich werde an jedem Teil meines Spiels weiterarbeiten müssen, auch mental. f__ Was für mentale Techniken nutzen Sie?

a__ Ich schlafe viel, manchmal auch einfach

einen «Power Nap» am Nachmittag nach der ersten Trainingssession. Atmungs- und Visualisierungsübungen haben mir auch sehr geholfen.

f__ Viele Pros hören Musik zum Entspannen.

Sie auch?

ne höre ich auch Radio Südostschweiz, egal wo ich auf der Welt bin. Da fühle ich mich wie zu Hause. f__ Haben Sie einen Tipp für uns Amateure,

wie man Nervosität am ersten Abschlag bekämpft?

Die Atmung ist sehr wichtig. Ein paar Mal tief ein- und ausatmen hat schon immer geholfen.

a__

f__ Welches ist der grösste Fehler der

Amateure?

Sie stehen falsch zum Ball. Sehr viele Amateure können nicht zielen. Es liegt aber wohl auch daran, dass es ihnen nie genau gezeigt wurde und sie dann angefangen haben, das mit dem Schwung zu korrigieren. a__

f__ Die berühmten Kompensationen. . .

Genau. Wenn ich zu weit rechts stehe und der Ball immer nach rechts geht, dann «würge» ich den Schwung mehr nach links, und das kann manchmal funktionieren – leider nicht immer!

a__

f__ Haben Sie golferische Vorbilder?

Mein Bruder Martin war immer ein grosses Vorbild von mir. Er ist einige Jahre vor mir ins Profilager gewechselt, da wollte ich das auch. Wir trainieren immer noch ab und zu zusammen, und ich staune, was für ein unglaubliches Ballgefühl er hat, und bewundere die Lockerheit, die er auf dem Golfplatz mitbringt.

a__

f__ Bleibt denn noch Zeit für andere Sport-

f__ Wo trainieren Sie im Winter?

a__ Ich gehe meistens nach Südafrika und dort spiele ich auch ein paar kleine Turniere der Ladies Sunshine Tour. Dort ist es im Februar und März Sommer, und die Plätze sind in hervorragendem Zustand. f__ Sie sind diplomierte Tourismus-Fach-

frau: Welches ist der schönste Platz in der Schweiz, den jeder Golftourist unbedingt einmal spielen sollte? a__ Ich

spiele immer noch sehr, sehr gerne in Samedan, dem ältesten Platz auf europäischem Festland. Ich habe dort so viele tolle Erinnerungen an meine Jugendzeit! Auch Golftouristen kann ich ihn nur empfehlen, genau wie Zürich-Zumikon, das ist ein traumhaft schöner Platz mit den bes– ten Greens in der ganzen Schweiz.

f__ Das Loch mit der schönsten Aussicht?

a__ Das erste Loch in Zuoz, wo man das ganze Tal hinauf sieht. f__ Der schönste Platz weltweit, den Sie je

arten?

gespielt haben?

Ich finde viele Sportarten spannend und ich würde auch mehr machen, wenn ich mehr Zeit hätte. Ich fahre sehr gerne Ski, ich langlaufe auch wieder sehr viel. Im Sommer gehe ich in die Berge wandern. Im Fernsehen schaue ich Ski, Eishockey, wenn Davos oder die Nationalmannschaft spielt, Tennis – und je nachdem, wo wir Schweizer noch gut sind. Ich glaube, für eine Frau schaue ich relativ viel Sport im TV …

The Links in Fancourt in Südafrika. Er gehört zu den Top-Plätzen. Wenn man dort spielt, taucht man in eine andere Welt ein. Ein Traum mit Bunkern, kleinen Wasserhindernissen und super schönen Greens.

a__

f__ Gibt es eine andere Sportart, in der Sie

a__ Ich höre gerne Musik, bin da aber nicht

gern Profi geworden wären?

so auf was Spezielles eingestellt. Sehr ger-

a__

K A R R I E R E Caroline Rominger, diplomierte Tourismus-Fachfrau, ist eine der besten Golferinnen der Schweiz, dabei war die erste Liebe der 33-Jährigen das Skifahren. Zum ersten Mal spielte die Oberengadinerin mit zwölf, und gleich sechsmal wurde sie Schweizer Meisterin im Stroke- und Matchplay. 2009 wechselte sie mit einem Handicap von +2,6 ins Profilager. R E S U L T A T E Das Jahr 2016 begann gut; zuletzt belegte sie einen starken achten Platz bei der PGA Halmstad Ladies Open in Schweden. Allerdings verpasste sie die Qualifikation zum Major-Turnier US Women’s Open H E I M P L A T Z GC Engadin in Samedan. Die Eltern und die drei Geschwister sind ebenfalls begeisterte Golfer; Bruder Martin ist Profi auf der Sunshine Tour in Südafrika.

a__ Das stimmt, die Schweiz hat noch immer nicht so viele Golfer wie im Vergleich zu anderen Ländern. Ich war gerade in Schweden, dort ist das ein Volkssport. Jeder, der ein bisschen den Schläger schwingt, nennt sich Golfer. Ich glaube aber auch, dass wir schon viel besser dastehen als noch vor einigen Jahren. In diesem Jahr sind zum Beispiel vier Schweizerinnen auf der Ladies European Tour. Eine tolle Leistung für ein kleines Land.

Ich bin früher Skirennen gefahren, aber leider war ich nie gut genug. Ansonsten wollte ich eigentlich nie Profisportlerin werden, das hat sich nach meinem Studium ein bisschen so ergeben.

a__

f__ Welcher Platz steht ganz oben auf Ihrer Wunschliste?

Ich würde sehr gerne mal den Old Course in St. Andrews spielen. Ich glaube, als Profigolfer ist das ein Muss.

a__

ENGLISH SUMMARY

CA R OLINE R OM INGER

f__ Apropos: Viele Profigolfer sind ver-

traglich dazu verpflichtet, auf Skifahren und andere «gefährliche» Sportarten zu verzichten. Sie auch? a__ Nein, denn ich fahre Ski, seitdem ich laufen kann. Für mich ist zum Beispiel das Risiko auf der Strasse viel grösser. Aber ich lebe mein Leben und denke nicht immer «wenn, wenn, wenn». Da würde man sich ja verrückt machen. f__ Die Schweiz hat bislang wenige Spit-

zenspieler hervorgebracht. Woran liegt das Ihrer Meinung?

Certified tourism specialist Caroline Rominger started playing golf when she was 12 years old. Now, at 33, she is one of Switzerland’s best female golfers. She started her professional career in 2009 with a handicap of +2.6. Though she loves what she does now, her first passion in sports was skiing: «I used to compete in races, but unfortunately I was never good enough.» Rominger’s favourite golf course in Switzerland is still her home course in Samedan, but she attributes the most beautiful hole to another course in the Engadine: «The first hole in Zuoz, from which you can see the entire valley.»


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BYE-BYE! Schäfchenzählen. Eine von 22 Zimmertüren in der zum Parkhotel «Margna» gehörenden, neu renovierten Chesa «Sarita» in Sils Baselgia im Oberengadin. Eine fotografische Inszenierung von Mark Blezinger mit grossformatigen Schwarz-Weiss-Fotografien. DAS NÄCHSTE HEFT ERSCHEINT IM DEZEMBER 2016 www.biancomag.ch BIANCO

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