6 minute read

orwortV

Next Article
F. Elsensohn

F. Elsensohn

VORWORT

Dieses alpinmedizinische Jahrbuch stellt einen weiteren Meilenstein der deutschsprachigen Gebirgsmedizin dar.Dreizehn dieser weltweit einmaligen Kompendien stehen nun schon in meinem Bücherregal.Es war die anfangs unrealistisch,weil fantastisch erscheinende Idee Elmar Jennys, dessen hartnäckiges und unermüdliches Bemühen uns dann aber Jahr für Jahr ein neues schönes Jahrbuch geschenkt hat.In Wolfgang Schobersberger hat er einen würdigen,innovativen Nachfolger gefunden.Zusammen mit Günther Sumann und Peter Mair ist ihm auch diesmal wieder ein besonderes Highlight gelungen,wobei kaum jemand auch nur ahnt, welche immense Arbeit und oft frustrierende Mühen dahinter stecken. Hingegen verfügt der Vierte im Bunde der Herausgeber,nämlich der Präsident,über das besondere Privileg,sich im Erfolg dieses Jahrbuches sonnen zu dürfen,ohne auch nur einen Finger dafür gerührt zu haben.Ihm bleibt nur die schöne Aufgabe,dem Team von Wolfgang Schobersberger ebenso wie allen Autoren dieses Jahrbuches im Namen aller Mitglieder und Leser ein besonders herzliches Danke zu sagen. Neben unserem „Topprodukt“,diesem Jahrbuch,fanden in diesem Jahr 2002 noch eine Reihe weiterer Aktivitäten statt:zwei Rundbriefe,sechs Alpinärztekurse,ein Symposium zusammen mit der Wilderness Medical Society,je ein höhenphysiologisches Symposium in Tübingen sowie in Slowenien und einiges mehr.Erstaunlich eigentlich,dass uns nach bald eineinhalb Jahrzehnten Österreichischer Gesellschaft für Alpin- und Höhenmedizin noch immer nicht die Luft ausgeht und auch die Mitgliederzahlen noch immer im Steigen begriffen sind. Die Alpinmedizin oder die Gebirgsmedizin (Schweiz) oder die Bergmedizin (Deutschland) oder die Mountain Medicine (UIAA,IKAR,ISMM) erfreuen sich ganz offensichtlich ungebrochener Beliebtheit. Ist das eine neue Subspezies im unaufhaltsamen Trend zu einer immer mehr verzweigten medizinischen Spezialisierung? Vielleicht sogar auf dem Weg zu einem etablierten Zusatzfach,und wenn ja,zu welchem Mutterfach? Häufig werden dann auch Fragen gestellt wie:Welche beruflichen Möglichkeiten habe ich mit der Alpinmedizin,wie kann ich das Diplom für meine Karriere verwenden,wo gibt es Arbeitsplätze für Alpinärzte? Nur aus der Sicht eines monodisziplinären Wissenschaftsdenkens ist die Antwort vielleicht verblüffend:Die Alpinmedizin ist nämlich kein neu erfundenes Spezialfachgebiet,sondern nicht mehr und nicht weniger als ein viele traditionelle Fachgebiete übergreifender,multi- oder auch interdisziplinärer Befassungsbereich,in dessen Zentrum jedenfalls nicht die Medizin,sondern die Alpinistik steht,das Bergsteigen in all seinen bunten Erscheinungsformen.

Sind wir also bloß ein Hobby-Verein,wie das kürzlich jemand bissig bezeichnet hat? Ja und nein:Ja,weil es sich bei uns um Medizinerinnen und Mediziner handelt,die wohl stets in erster Linie Bergsteiger sind und hier eine sehr persönliche Brücke zwischen Hobby und Medizin gefunden haben. Nein,wenn man das enorme Publikum bedenkt,für das die gesundheitlichen bzw.rettungsmedizinischen Aspekte der Alpinistik eine nicht geringe Bedeutung haben:Allein 54 % aller Österreicher wandern,300.000 klettern und rund 3 Millionen betreiben Wintersport.In den österreichischen Bergen tummeln sich alljährlich immerhin an die 10 Millionen Wanderer und Bergsteiger,in den Alpen 40 Millionen,und weltweit sind es 100 Millionen. Alpinärzte sind also keine Fachärzte,sondern in erster Linie medizinisch interessierte Bergsteiger.Jeder hat dabei sein ganz persönliches Interesse,seinen sehr individuellen Bezug zur Alpinmedizin.Es kann hier daher naturgemäß auch keine Hierarchien,Abstufungen und Klassifikationen geben,etwa zwischen Diplominhabern und solchen,die nie einen Alpinärztekurs besucht haben.Wer von unserer Diplomausbildung eine elitäre Kaderschmiede erwartet,deren Absolventen perfekte medizinische Alpinartisten sein müssten,sonst wäre das Diplomabzeichen eine Blamage für unsere Ausbildung,der hat weder die Alpinmedizin noch den Sinn alpinärztlicher Tätigkeit und schon gar nicht die Zielsetzungen unserer Aktivitäten begriffen. Die zentrale Aufgabe einer Gesellschaft wie der unseren besteht also durchaus nicht in einer Elitebildung,sondern in breit gefächerter alpinmedizinischer Information und Kommunikation zwischen bergsteigenden Medizinern,im Erfahrungsaustausch,in möglichst qualifizierter Wissensvermittlung und auch in praxisrelevanter Forschung.Jeder andersgeartete Anspruch wäre illusorisch,abgehoben,realitätsfremd. Die Alpinmedizin kann uns helfen,so Oswald Ölz,die Schadensfolgen unseres seltsamen Tuns etwas besser zu verstehen und vielleicht auch manchmal zu begrenzen.Wir sollten uns jedenfalls dessen bewusst sein, dass die Alpinmedizin zwar nur einen Nischenplatz in der modernen Medizin innehat – sie betrifft aber eine der schönsten,faszinierendsten Unwichtigkeiten unseres Lebens.Lionel Terray war es übrigens,der den fantastischen Satz geprägt hat:Bergsteiger sind Eroberer des Unnützen.

Franz Berghold Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Alpin- und Höhenmedizin

Inhalt

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3

Autorenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7

Bergrettung,Traumatologie und Notfallmedizin

W. Lederer,F.J.Wiedermann,M.Baubin,G.Kroesen Spezielle Reanimationssituationen:Blitzschlagverletzung . . . . . . . . . .11

M.Lutz,P.Mair Untersuchung zu Verletzungsmuster und Verletzungsursache bei Sturz ins Kletterseil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .23

N. Huber,Th.Küpper Rehabilitation und Wiederaufbautraining nach Snowboardunfällen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .35

G.Rammlmair Medizinische Therapie am Unfallort: „Kann der Notarzt zum Risiko werden?“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .47

L.Breitfeld,W.Voelckel Der plötzliche Herztod im Gebirge und halbautomatische Defibrillatoren – grundsätzliche Überlegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .55

F. Elsensohn Automatische externe Defibrillatoren (AED) im Bergrettungsdienst – Gibt es einen Platz für AEDs im Bergrettungseinsatz? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .67

J. Gorjanc 90 Jahre Bergrettungsdienst Slowenien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .73

Alpine Sportmedizin,Bergwandern,Bergsteigen,Höhentraining

U. Boutellier Höhentraining und Höhenanpassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .81

M.Vogt,M.Flück,H.Hoppeler „Living low – Training high“:Eine effektive Höhentrainingsmethode zur Verbesserung der sportlichen Leistungsfähigkeit von trainierten Athleten . . . . . . . . . . .89

W. Domej,G.Schwaberger,G.P.Tilz,Z.Földes-Papp, U. Demel,H.P.u.R.Brezinschek Weißes Differentialblutbild und Aktivitätsmarker unter extremer Ausdauerbelastung in mittlerer Höhe . . . . . . . . . . . .105

M.Faulhaber,M.Flatz und M.Burtscher -Blocker können kardiovaskuläre Belastungsreaktionen bei akuter Höhenexposition beeinflussen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .115

H.V.Ulmer Zielantizipation,Erfahrung und Taktik bei hohen körperlichen Anstrengungen längerer Dauer –Selbsteinschätzung,Selbstüberschätzung,Sichübernehmen . . . . . . . .123

A.Müller Selbstüberschätzung und weitere Risiken für Teilnehmer an organisierten Reiseveranstaltungen,dargestellt am Beispiel des „Heliskiings in Kanada“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .131

D. Wabnig Stress bei Expeditionsteilnehmern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .147

This article is from: