Dekanatsblatt - Sommer 2020

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Die Zeitschrift des Dekanates Wilten-Land #2/März 2003

Die Zeitschrift des Dekanates Wilten Land

Sommer 2020

„Atem Gottes komm!“, dieser pfingstlicher Liedruf bekommt in der Coronakrise neue Bedeutung. Ringen doch Covid 19 Erkrankte nach Luft zum Leben. Der Atem Gottes wird im Buch Genesis als die belebende Kraft benannt. So heißt es in Genesis 2,7 Da formte Gott, der HERR, den Menschen, Staub vom Erdboden, und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen. In der Todesstunde „haucht Jesus seinen Atem aus“ und von der Begegnung mit den Jüngern wird uns erzählt „Jesus hauchte sie an“ . Der Atem, der uns leben lässt, kommt und geht ganz unspektakulär. Gleichzeitig ist er elementar wichtig für unser Leben – er fließt ohne mein Zutun und erreicht und belebt jede Zelle in mir. Vielleicht ist der Atem die basalste und einfachste Form der Gottesbegegnung. PU


Liebe Mitchristinnen und Mitchristen im Dekanat Wilten-Land! Vor einigen Wochen wäre es für uns alle unvorstellbar gewesen, am Palmsonntag, in der Karwoche und an Ostern keine gemeinsamen Gottesdienste zu feiern. Das Coronavirus hat unser tägliches Leben komplett verändert, die Art und Weise der Begegnungen total verändert. Zuerst möchte ich mein Beileid ausdrücken, allen, die durch diese Epidemie Verstorbene zu beklagen haben, ebenso möchte ich allen Erkrankten, auch denen, die zum Glück wieder gesund sind, mein Mitgefühl ausdrücken. Danken möchte ich allen, die in sogenannten systemrelevanten Berufen um uns gesorgt haben. „Ostern fällt in diesem Jahr aus“, so lauteten provokante Überschriften. Aus meiner Sicht war es gut, dass Ostern nicht verschoben wurde, wohin auch – aber wir haben Ostern in einer für uns allen noch nie erlebten Art und Weise gefeiert und erlebt, sei es im allerkleinsten Kreise oder allein als Priester, keine öffentlichen Gottesdienste. Es gab aber viele Möglichkeiten des Feierns, die für viele ungewohnt waren, die Mitfeier von Gottesdiensten im Fernsehn, Radio oder Livestream wurde angeboten, wie auch die Möglichkeit der Hauskirche in der Familie den Gottesdienst selber zu feiern, wofür dankenswerterweise viele Unterlagen erstellt wurden. Eines haben uns diese Tage gezeigt, jede und jeder trägt für sich und den Glauben Verantwortung und es ist wichtig, den eigenen Weg zu finden. Und es wurden auch gemeinsame Zeichen gesetzt, wie das Läuten der Glocken in der Osternacht in ganz Tirol um 21.30, ein Volderwalder hat mir berichtet, dass er so ein beeindruckendes Geläute aus dem ganzen Inntal noch nie gehört habt. Ich hoffe, dass viele nicht nur Einschränkungen und Verzicht erlebt haben, sondern auch solche Erfahrungen der Hoffnung. So möchte ich allen für den großen Einsatz in diesen Tagen danken, ebenso für die Begleitung anderer per Telefon, Handy, e-mail oder per Impressum: Diese Informationen werden vom Dekanat Wilten-Land für Interessierte in den Pfarren des Dekanates gestaltet. Für den Inhalt verantwortlich sind Petra Unterberger (Dekanatsassistentin) und Klara Sturm (Jugendleiterin). Die Redaktion ist erreichbar im Dekanatsbüro Wilten-Land, Klostergasse 1, Tel. 0676/6003883; bibelpasoral@tirol.com DVR: 0029874(11804)

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Brief, wie auch die Sorge für die Menschen, die unsere Unterstützung brauchen. Es war für uns alle eine Herausforderung, da wirklich niemand auf eine solche Situation vorbereitet war oder sie sich überhaupt je vorstellen konnte. Ich hoffe, dass dennoch viele Christen trotz der ungewohnten Situation erleben konnten: „Wir sind da, wir sind auch jetzt als christliche Gemeinde miteinander im Glauben unterwegs.“ Besonders beeindruckt hat mich der außerordentliche Segen urbi et orbi von Papst Franziskus am 27.3. auf dem leeren Petersplatz, wie auch seine Auslegung des Evangeliums vom Sturm auf dem See: „Mit Gott geht das Leben nie zugrunde“, aber auch seine Feststellung: „Wir haben unerschrocken weitergemacht in der Meinung, dass wir in einer kranken Welt immer gesund bleiben würden.“ Und wie machen wir weiter? Wir stehen in der Spannung zwischen dem Wunsch, dass bisherige Leben möglichst bald weiterführen zu können und der Notwendigkeit des Schutzes der Gesundheit. Da bitte ich um Gelassenheit und Geduld, es braucht kluge Regeln, wie wir den Gottesdienst feiern können, und die müssen jetzt erst erarbeitet werden. Sicher ist, dass es noch längere Zeit brauchen wird, bis wir den Gottesdienst wieder in gewohnter Weise feiern können. Vieles ist derzeit noch offen und meine Linie ist auch, nicht bei jeder „Wasserstandsmeldung“ hyperaktiv zu werden, da sich derzeit oft täglich die Situation ändert. Es braucht Behutsamkeit, Verantwortungsbewusstheit, Geduld und Kreativität, wie es ein Bischof formulierte. Auf viele Fragen, wann und wie wir konkret Gottesdienst feiern können, wie und wann wir Erstkommunion und Firmung feiern können, aber auch wie es mit Taufen und Hochzeiten weitergeht, kann ich hier und jetzt keine seriöse Auskunft geben. Wir alle brauchen aber Geduld, Rücksicht und Disziplin, und wenn wieder größere Versammlungen möglich sind, ist sicherlich sowohl ein Rückblick auf die Erfahrungen dieser Zeit, aber auch auf notwendige Änderungen unserer Seelsorge und auf unsere Lebensweise notwendig, einfach weiter so, ist sicherlich nicht sinnvoll. Gerade angesichts der Erfahrung der Sterblichkeit stellt sich die Sinnfrage und damit die Frage der Prioritätensetzung sehr deutlich. Euch allen wünsche ich Gesundheit und den Kranken Genesung, Kraft und Hoffnung. Über allem möge Gottes Segen sein, der uns begleitet in guten und in schwierigen Zeiten. Dekan Augustinus

Redaktionsschluss für das kommende Dakanatsblatt: 11. September

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Kranke besuchen – Sterbende begleiten – Trauernde trösten So lautete der Titel eines Seminars, das an drei Abenden, am 13.1., 27.1 und 3.2.2020, im Widum Rinn stattfand. Dekanatsassistentin Petra Unterberger und Sabine Antonitsch leiteten die Abende mit viel Einfühlungsvermögen und Geschick. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die praktischen Übungen zu Nähe und Distanz im Umgang mit betroffenen Personen. Wie begegne ich kranken oder gar sterbenden Menschen? Aus der Familie oder gar Fremden? Wie tröste ich Hinterbliebene? Unter den 17 Teilnehmerinnen und Teilnehmern entstanden rege Gespräche. Viel persönlicher Erfahrungsschatz wurde eingebracht, was für den einen oder anderen eine wertvolle Hilfestellung im Umgang mit bislang Ungewohntem bedeutete. Danke allen für den Mut, die Offenheit, das Vertrauen. Dankeschön für die Impulse und Beispiele, die zeigen, wie viele dieser unglaublichen Herausforderungen bereits gemeistert werden konnten und Leid gelindert wurde. Wir sind nicht allein! Elisabeth Rastbichler, PGR Obfrau Sistrans Die Motivation der TeilnehmerInnen war sehr unterschiedlich, z.Bsp. Unsicherheit und Hilflosigkeit gegenüber Kranken, Sterbenden und Trauernden, große Betroffenheit vom kürzlichen Tod naher Angehöriger, Wunsch nach fachlicher Information. Petra hat uns nicht nur theoretisches Wissen vermittelt, sondern vor allem mit praktischen Übungen einen je eigenen Zugang zu diesen Themen ermöglicht. Wir haben uns in die Rolle von Kranken und Besuchern versetzt und so erspürt, wie wichtig das einfühlsame Zuhören, das Eingehen auf die Wünsche und Bedürfnisse der Kranken, das Verstehen und Akzeptieren der Gefühle oder einfach das Dasein im Schweigen ist. Für uns alle waren diese drei Abende ein großer Gewinn. Sie haben uns sensibilisiert für Begegnungen und uns Mut gemacht, auf Kranke offener zuzugehen. Danke Petra, danke Sabine. Hedi Krapf Tulfes Die Herausforderung Kranke und Sterbende zu begleiten und Trauernde zu trösten ist für uns Menschen sehr groß. In unserer Wohlstandsgesellschaft sind diese Themen im Alltag nicht mehr sehr präsent. Der bestmögliche, respektvolle, vielleicht sogar der natürliche, Umgang mit Leben und Tod ist uns dadurch wohl oft schon verloren gegangen. „Ich möchte ja nichts Falsches machen, oder etwas Unpassendes sagen“ sind nur zwei von vielen Aussagen, welche die Angst und Sorge Vieler ausdrücken. Iris Sigl

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Ein Morgen am Trampolin

Es ist eine frühe Morgenstunde in der sogenannten Corona Zeit. Anstatt meiner gewohnten Wassergymnastik- und Schwimmübungen in einem Hallenbad, mache ich nun in einem benachbarten Garten Schwingübungen am Trampolin zu gesundheitlichen Zwecken. Eine liebe Bekannte stellt mir das große Trampolin ihrer Kinder zur Verfügung. Ich bin dankbar für diese Alternative in dieser „Zeit des Abstandhaltens und Zeit der geschlossenen Türen“. Es fühlt sich noch frisch an. Doch die Morgensonne steigt schon empor. Ich wende mein Gesicht der Sonne zu. Unter meinen Füßen gefährlich nah die Brennnesselpflanzen, über mir die mächtige Krone eines alten Nussbaums und der blaue Himmel. Vor mir zwei entzückende Apfelbäumchen in voller Blüte. Hab ich früher schon einmal bemerkt, dass die halbgeschlossenen Blüten pinkfarben sind und erst die geöffneten schneeweiß? Rundherum zwitschert es. Ich bin inmitten eines fantastischen Vogelkonzerts. Zwei Entenpaare tauchen im hohen Gras auf und watscheln schnatternd über die Straße. Im Blick zur meiner Rechten sind auch einige Pferde. Schön von Gestalt, glänzend das Fell, still fressend. Das weiße und das braune Tier, die zwei mögen sich besonders gern. Sie tauschen Zärtlichkeiten aus. Ihre Nüstern berühren sich. Sie teilen den Atem. Hab ich das schon einmal beobachtet? Als ob sie sich küssen würden. In der Ferne erspähe ich einen Hund mit dazugehörendem Frauchen. Alles ist still. Kein Flugzeug am Himmel, kein Auto auf der Straße. Da kommen noch zwei Menschen. Seinen Arm um ihre Schultern gelegt, sich gegenseitig genießend beim Morgenspaziergang. Sie strahlen Harmonie aus. Stille. Freude. Friede. Glück.

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In mein Auf- und Abfedern auf der Schwungmatte klingt ein freundliches: „Guten Morgen Elisabeth!“ Meine Nachbarin setzt sich auf die Bank an der Hauswand und hält eine Tasse duftenden Earl Grey Tee in Händen.

Langsames Aufwachen, stilles Nippen und Genießen. Ihr Gesicht und ihre Gedanken dem neuen Tag entgegen. „Wie geht es dir?“, so ihre Frage an mich. Ich, schon 20 Minuten in Schwung, sprudle heraus: „Danke gut. Ich erfahre im Moment so viel Gutes, Positives. Erlebe so viel Freude! Wie lang ist es her, dass ich so viel Zeit hatte? So viel Zeit daheim? Keinen Termin außer meinen vier Stunden Homeoffice am Tag. Selbst die sind fantastisch. Ein ungestörtes Eintauchen in Literatur, in ein neues Thema für den

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nächsten Kinderworkshop zur Kunstund Kulturvermittlung in Schulen. Himmlische Rauchzeichen – so der Arbeitstitel. Es ist eine Freude.“ - „Zudem habe ich meine Lieben um mich“, erzähle ich munter weiter. „Wir wohnen seit sieben Wochen wieder zu dritt. Unsere Tochter ist vom Auslandssemester rechtzeitig zurückgekehrt. Mein Mann arbeitet in einem systemerhaltenden Beruf, keine Existenzangst. Wie schön wir wohnen! Wir haben vier Balkone. So wanderten wir in den Tagen der Ausgangssperre immer der Sonne nach. Ringsum der Wald im satten Grün. Ich kann mich kaum satt sehen. Hab ich meiner körperlichen Gesundheit je so viel Aufmerksamkeit geschenkt? In einem halben Jahr komm ich vielleicht auf so viele Spaziergänge und Waldrunden wie jetzt in den letzten sieben Wochen. Wunderbare Gespräche mit Freunden am Telefon. Märchenstunden via WhatsAppVideotelefon mit den Nachbarkindern. Sie winken vom Balkon schräg gegenüber. Ihr Lächeln berührt mein Herz. Zeit und Muße zum Malen, Lesen, Schreiben und für andere kreative Tätigkeiten. Dinge tun, zu denen ich im Alltag fast


nie komme. Wieder Briefe mit der Hand schreiben … Weißt du, wie schön meine Handschrift ist? Wir backen viel und schenken Kuchen weiter. Kleine Aufmerksamkeiten. Duftendes selbstgebackenes Brot steht vor meiner Haustür. Danke, eine liebe Freundin denkt auch an uns! Teresa und ich kochen viel und aufwändig. Einmal am Tag ein dreigängiges Menü, nämlich dann, wenn mein Mann von einem anstrengenden Tag nach Haus kommt. Gespräche über Gott und die Welt und über uns selbst. Dann gemeinsam auf der Couch kuscheln und einen Film schauen. Auch Nahrung für Geist und Seele, Impulse jeglicher Art, kommen auf allen Kanälen. Höre ich sie jetzt besonders? Dank. Gebet. Liebe. Wann war ich das letzte Mal so zufrieden? Ich bin beschenkt.“ Und gleichzeitig sind da die Schreckensmeldungen aus nah und fern in allen Nachrichtensendungen. Angst. Unsicherheit. Bedrohliches Virus. Ich mag gar nicht mehr den Fernseher aufdrehen. Diese unglaublichen Zahlen der Erkrankten und Toten weltweit. Menschen, die derzeit Unglaubliches leisten, bis an ihre Grenzen gehen, ihre eigene Gesundheit aufs Spiel setzen, um anderen zu helfen. Und wir sind gesund! Ich trau es mich kaum auszusprechen, wie gut es uns geht, trotz dieser Krise … Gleichzeitig ist es mir ein Bedürfnis, das alles aufzuschreiben, damit ich mich später daran erinnere, dass ich genau in der Zeit so viel Schönes erleben durfte, vielleicht sogar ein Stück näher zu mir selbst finden durfte. Meine Nachbarin sitzt nachdenklich mit

der Teetasse in der Hand auf ihrer Hausbank. „Wie geht es denn dir?“, frage ich. Sie ist Porzellan-Künstlerin, fertigt wunderschönes Geschirr, hauchdünn, zerbrechlich, zum Teil vergoldet. Alles handgefertigte Einzelstücke. „Nur noch ein Auftrag ist aktuell zum Fertigstellen, keine weiteren Einnahmen in Sicht.“, so ihre Antwort. Sorgen. So ist das Leben zurzeit. Wie auf dem Trampolin. Auf und ab. Für die einen auf. Für die anderen ab. Ich entdecke für mich Dinge, die ich nach der Pandemie beibehalten möchte. Andere wissen nicht, wie sie ihre Rechnungen weiter bezahlen sollen. Andere vergehen in Angst und Sorge und Trauer um ihre Lieben. Bischof Hermann Glettler hat vor sieben Wochen eine neue E-Mail-Adresse eingerichtet alleswirdgut@dibk.at. Kinderzeichnungen und Gebete können an diese Adresse geschickt werden. Österliche Erfahrungen können geteilt werden. Diese hoffnungsfrohen Impulse werden zurzeit im „Tiroler Sonntag“ publiziert. Mögen diese Gebete erhört werden! Mögen wir lernen, mit all den Veränderungen und Einschränkungen zu leben! Möge rasch ein Impfstoff gegen das Virus entwickelt werden! Mögen alle Menschen finanziell und sozial aufgefangen werden und bald wieder Arbeit finden! Mögen wir durch diese außergewöhnliche Zeit getragen sein und alles gut überstehen! Ein Morgen am Trampolin. Gedanken. Träume. Vertrauen. Gebet. Alles wird gut. Sein Wort in Gottes Ohr. Elisabeth Rastbichler PGR Obfrau Sistrans

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Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit: eine Zeit zum Gebären / und eine Zeit zum Sterben, / eine Zeit zum Pflanzen / und eine Zeit zum Abernten der Pflanzen, … (Koh 3,1)

an seinem Arbeitsplatz. Nicht irgendwo, schon gar nicht da, wo der Ort für beisammen sein oder für Alltagsverrichtungen oder für Seele baumeln lassen ist. Man studiert am besten im Gebäude der Uni, wo die anderen Studierenden sind, eine Atmosphäre des Lernens, sich Austauschens, Fachsimpelns ist.

Dieser Text ist uns allen bekannt und wir wissen um seine Weisheit. Alles hat seine ‚richtige‘ Zeit und nur, wenn wir diesen richtigen Zeitpunkt erwarten, kann ein Vorhaben gut gelingen. Jetzt, nach oder mitten in der Coronakrise, möchte ich dem alten Text am liebsten noch eine Strophe hinzufügen, mit dem Titel: „Alles hat seinen Ort.“ Jetzt weiß ich: Man arbeitet am besten

Man unterrichtet am besten in der Schule, wo ein Klassenzimmer ist, das die Schüler zusammenbringt und -hält, wo ihre Schulsachen aufbewahrt sind, wo jede Schülerin und jeder Schüler seinen Platz hat, und ihre Banknachbarin. Man kauft am besten im Geschäft ein, in dem man die Verkäuferinnen kennt und vielleicht auch den einen oder anderen Kunden, ein paar Worte plaudern, Ware ansehen, vielleicht so-

Was die Krise mich lehrte

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gar schmecken kann. Sicher, wenn es sein muss, geht vieles auch am Computer, daheim im Wohnzimmer, online. Aber niemals kann der Computer ein Erleben ersetzen, er bleibt Ersatz, ein seelenloses Gerät. Man feiert Gottesdienst am besten in der Kirche. Man befindet sich auf heiligem Boden, ist ganz da, atmet Weihrauch, hört die Musik nicht nur, sondern spürt das Dröhnen der Orgel, singt mit. Betet, steht auf, wenn die Zeit dafür ist und alle anderen auch aufstehen, kniet nieder und spürt die harten Bänke. Man trifft Gläubige, ist dankbar und staunt, dass es auch andere Menschen gibt, die sich freuen, die ewigen Texte zu hören (von einem echten Menschen vorgetragen) und feiert miteinander das Geheimnis des Glaubens. Alles hat seine Stunde und seinen Ort. Ingrid Waibl

Germ - begehrt und ausverkauft in der Krise Sollte mich in vielen Jahren jemand, vielleicht eine Enkelin, nach der Coronakrise fragen, werde ich ihr vom Fehlen von Germ erzählen. Ein auf den ersten Blick banales Symbol, aber im Grunde von essentieller Bedeutung für unsere Essgewohnheiten. Als ich nach meiner anfänglichen Schockstarre aufgrund von überdimensional vielen Todesfällen in der Lombardei, der verordneten Quarantäne bei uns in Tirol und der Unsicherheit wie es wohl weitergehen wird, anfing, die viele freie Zeit, die mir dank homeoffice zuteilwurde, zu schätzen, beschloss ich Brot zu backen. Dafür hatte ich vorher einfach nie Zeit gefunden. Das würde mich erden, beruhigen, vielleicht das Gefühl vermitteln, ich kann mich immer noch selbst ver-

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sorgen, falls es Lebensmittelengpässe gibt. Das Problem dabei war aber, dass sehr viele Menschen dieselbe Idee hatten und Germ ständig ausverkauft war. Da entdeckte ich bei einem Einkauf eine 500g Packung Germ. Beim ersten Anblick erschien mir die Menge zu groß zu sein. Eine Woche später im Geschäft konnte ich nicht widerstehen und kaufte die Packung. Zu Hause angekommen fing ich an, Menschen anzurufen, von denen ich dachte, dass sie sich über Germ freuen würden. Und genau so war es. Da dies gerade in die Zeit von Ostern fiel, machten in den nächsten Tagen im Bekannten- und Familienkreis Osterkörbchen mit Ei die Runde. Barbara Cia Egger

Der Spruch „dem Leben Sinn geben“ gewinnt immer mehr an Bedeutung und ist in den Vordergrund gerückt. In dieser Zeit versuche ich, immer sorgfältiger diesen „Sinn“ für mich zu finden und damit zu leben. Edith Kronenberg

quarantäne eingeschlossen abgeschottet eingewickelt und gebunden isoliert und doch verbunden jeden abend brennt die kerze zieht ein netz sich übers land und die unsichtbare macht der liebe ruft auch dich zu neuem sein anders freilich als bisher steht ent-bindung uns bevor haltet durch und habt vertrauen öffnet herz und hirn und ohren traut dem leben mehr denn je hört nicht auf euch zu entrüsten für die vielen in den lagern denn gemeinsam kann’s gelingen neues wird es ist schon da PU

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Heilige Corona, bitte für uns! Diese Einfügung in die Allerheiligenlitanei war für mich neu. Diese Heilige, die „zuständig“ für Seuchen ist, habe ich der Gottesdienstgemeinde beim letzten öffentlichen Gottesdienst am 3. Fastensonntag um 10 Uhr vorgestellt. Um 11 Uhr wurde dann die Ausgangssperre über ganz Tirol verhängt. Eine mutige Entscheidung der Politiker, die ja so wie wir alle noch nie mit einer solchen gesundheitlichen, gesellschaftlichen Herausforderung umgehen mussten. Wir Christen haben uns im Gebet um Hilfe für die Verantwortlichen in Politik, Gesundheitswesen und Wirtschaft an Gott gewendet, dass sie die richtigen Entscheidungen treffen.

„Coronakrise“ Ein Wort, mit dem viel Erfahrung verbunden ist und das sicher Erinnerungen wachrufen wird. Viele Wörter stehen mit Corona in Verbindung: Verzicht: Abstand halten, Einschränkung in der Bewegungsfreiheit, viele Waren nicht kaufen können … Verbunden sein: in der Stille mit Menschen, die wir lieben und jetzt vermissen, mit der Natur, die wir vor der Haustüre haben, mit Nachbarn, die einkaufen gehen und für Senioren/innen sorgen, … Entschleunigung: Viele Unternehmungen, auf die wir verzichten müssen und durch die wir zur Ruhe, zur Innerlichkeit kommen, … Religion: die Verbundenheit mit der Pfarre, der Diözese, der Weltkirche kommt in den Gottesdiensten zum Ausdruck, die über die Medien zum Mitfeiern ausgestrahlt

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werden. Als Pfarrer erlebe ich diese Zeit fast unwirklich, ein Tag nach dem anderen vergeht wie im Traum. Ich habe mich entschlossen, gemeinsam mit der Pfarrgemeinde das „Eucharistiefasten“ auf mich zu nehmen. Ich habe von der Erlaubnis, mit vier Personen hinter zugesperrten Kirchentüren Gottesdienste zu feiern, keinen Gebrauch gemacht, sondern die Gläubigen ermutigt, Hauskirche zu feiern, mit den Kindern die Angebote der Diözese und unserer Pfarre von der Homepage herunterzuladen und das allgemeine Priestertum, das uns in der Taufe geschenkt wurde, im selbständigen Gottesdienst-Feiern mit Leben zu erfüllen. Es ist gut, dass die Bischöfe und der Papst mit uns Gottesdienst über die Medien feiern und dass wir diese Möglichkeit nicht als Zuschauer, sondern als Mitfeiernde nutzen können. Während der Übertagung der Gottesdienste beim Licht einer Kerze vor einem Kreuz laut mitzubeten und mitzusingen war für mich gewöhnungsbedürftig und ist doch spirituell bereichernd. Ich erfahre Kirche (zu Deutsch: von Gott gerufenes Volk) als weltweit betende Gemeinschaft. Die Sehnsucht nach Gemeinschaft, in der wir wieder in unseren Kirchen Gottesdienste feiern, nach den pfarrlichen Gruppen, die sich wieder im Pfarrhaus treffen können, wird von Tag zu Tag größer und damit auch die Vorfreude auf diesen Zeitpunkt. Aber ich warte noch mit Geduld und Vernunft auf diesen Zeitpunkt.

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In dieser Zeit den Menschen nur per WhatsApp, Homepage, Instagram, Facebook und analog mit Gebetsschriften in der Kirche zu begegnen, ist eine Herausforderung, die ich mit vielen aus unserer Gemeinde – Kinderlitugiekreis, Familien und Musikern/innen - gerne angenommen habe. Telefonate oft über 20 Minuten und Gespräche beim Spazierengehen mit Abstand gehören auch zu den besonderen Ereignissen dieser Zeit. Vieles ist anders: Die Begleitung der Sterbenden und der Angehörigen, Entscheidungen müssen mit dem Pfarrleitungsteam, dem Pfarrgemeinderat und den Jugendlichen per Videokonferenz getroffen werden, die Homepage wird mit Gottesdienstvorschlägen bestückt, die Kirchen werden als Begegnungsräume mit Gott offen gehalten, aber keine Gottesdienste und Sakramente werden gefeiert….. Was möge von dieser Zeit bleiben? Die Dankbarkeit für Menschen, die das Gemeinwohl in den Mittelpunkt stellen, für die Natur, die weiterhin als etwas Besonderes und Schützenswertes erfahren werden soll, für das allgemeine Priestertum, das uns einlädt, weiter in den Familien gemeinsam zu beten für die vorher so selbstverständlich erscheinenden Dinge, wie die Grundversorgung im Gesundheitswesen und mit Lebensmitteln, das Funktionieren der alltäglichen Abläufe, den Unterricht in den Schulen,….. Die Sorge für die Menschen mit ihren Problemen, der Schutz der Armen und Benachteiligten weltweit, der bessere Umgang mit den Ressourcen der Natur und die Gefahren der keine Grenzen kennenden Wirtschafts- und Konsumgesellschaft werden die Herausforderungen der nächsten Zeit für uns sein. Corona - ein Wort des Grauens, weil so viele ihr Leben lassen mussten, - ein Wort, das die Probleme, wie Flucht, Armut, Naturkatastrophen aus dem Bewusstsein und dem dringenden Handlungsbedarf der Regierenden verdrängt hat - ein Wort, das Gemeinschaft trotz Abstandhaltens, Hilfsbereitschaft, Kreativität, … hervorgebracht hat Solange es keine Medikamente und keinen Impfstoff gibt, wird uns Corona weiter beschäftigen. Ich hoffe und bete, dass der Zusammenhalt, die Dankbarkeit, die Genügsamkeit und das Nutzen der Ressourcen in unserem Land auch in Zeiten nach Corona erhalten bleiben und dass unser bewusst gelebter Glaube weiterhin und noch mehr Grundlage des Lebens sein wird. Pfr. Christoph

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ALLES HAT SEINE ZEIT - sagt Kohelet Sie WAR Sie IST Sie WIRD SEIN – meine/unsere Zeit vormit-nach Corona Sie WAR Ein Hasten und Eilen, ohne einmal zu verweilen: eine stete Gier nach mehr, ein Nehmen, ohne zu denken, was kommt nachher. Unsere Werte im Haben und nicht im Sein. Stetes Denken an sich, selten allgemein. ICH – Mensch – beherrsche die Welt, erreiche alles, vorwiegend mit Geld. Und die, die nichts haben vom vermeintlichen Glück, weder Heimat noch Brot, nur Krieg und erschreckende Not? Egal, wo sie bleiben, geht mich doch nichts an, jeder soll tun, eben wie er kann. Sie IST Kein Hasten und Eilen, wir MÜSSEN verweilen. Ein kleines Virus hat es vollbracht, dass doch ein wenig wird nachgedacht. Das Sein ist auf einmal ganz nah, Haben? Es ist doch alles da! Plötzlich heißt es rücksichtsvoll sein, andere sind wichtiger als ICH. Und dieses machtverwöhnte ICH, ist plötzlich hilflos und klein. Mit Geld kann ich jetzt nichts richten, muss auf viele Annehmlichkeiten verzichten. Und doch, es fällt mir gar nicht schwer.

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Denn ich glaube, ich hab’s begriffen, dieses ständige Trachten-nach-mehr, hat mir den wahren Sinn des Lebens genommen. Es ist ein anderes Streben entstanden, tief drinnen in mir, wieder neu entdeckt. Loslassen ist jetzt angesagt. Aufnehmen, was die Natur mir schenkt. Bewusstmachen, was längst vergraben. Sehen, was um mich herum geschieht, wie die kranke Natur doch erblüht. Das rüttelt mich wach, wo war ich denn all die Zeit? In meinem Vorbeieilen am Geschehen um mich herum. Im Vergessen um das Leid so vieler Menschen. In meinem Streben nach Macht. Sie WIRD SEIN Sicher nicht mehr so, wie sie war! Aber wie dann? Es liegt nun an mir: Umzusetzen die Gedanken in meinem Loslassen! Festzuhalten an den Vorsätzen in mei-


nem Bewusstmachen! Im anderen Streben zu bleiben! Die Entschleunigung nicht zu vergessen, die ich als wertvoll hab‘ erlebt. Nicht mehr allein ins Haben zu rennen, sondern mich mit den Anderen zum Sein zu bekennen. Zu bewahren die Erkenntnisse dieser Zeit, für die ein kleines Virus mich machte bereit! Vertrauen und Hoffnung geben mir Mut, ich bin gesund und alles wird gut!

alleine sein und konnten nicht in die Kirche gehen. Doch die Pfarre Völs hat uns gut unterstützt, denn sie hat uns alles erklärt. Meine Mama kann trotzdem Einkaufen gehen. Auch wenn ich meine Freunde, Oma und meinem Opa vermisse, bin ich froh, dass wir Radfahren können und dass wir keine Geldsorgen haben. Anna Lena 8 Jahre

Astrid Lamprecht

Wie ich die Corona Zeit erlebt habe In den ersten Tagen haben wir gedacht, dass alles in 5 Wochen vorbei ist, aber jetzt sind schon 6 Wochen um. Am 15. März ist die Ausgangssperre veröffentlicht worden. Wenn man sich vom 28. Februar in Ischgl aufgehalten hat, musste man 2 Wochen in Quarantäne gehen. Mein Papa hat schon viele Leute getestet und es waren mehr negativ als positiv. Mitte Mai sollten alle Schulen wieder aufmachen. Im Mai sollten alle Geschäfte aufmachen. Sebastian Kurz hat das alles veröffentlicht. Er ist Bundeskanzler von Österreich. Man muss von jedem einen Meter Abstand halten. Jede Musikstunde ist abgesagt worden. Alle Feste, wie das Bezirksmusikfest sind auch abgesagt worden und alle Geburtstage muss man leider alleine feiern. Die Kartage mussten wir alleine feiern und auch Ostern musste man

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Bibel am Telefon – Entdeckungen in der Coronakrise „Bibel am Telefon? Ja geht das denn? Und wenn ja, dann wie?“ Das waren meine ersten Gedanken als ich von diesem Vorhaben (Petra Unterbergers) hörte. Im Dekanat Wilten Land finden biblische Texte seit vielen Jahren ihren lebendigen, befreienden und faszinierenden Niederschlag in monatlichen Gesprächsrunden zur Zeit sind es die sogenannten Mutmacher Geschichten, im jahreszeitlichen Frauenbrunch, im adventlichen Bibelfrühstück, in biblischen Wanderwochen, in Bibliodrama Seminaren und vielem mehr. Die Bibel als konkretes Wort Gottes in unserer Welt wird immer wieder berührend und vielfältig erfahrbar gemacht durch einen gemeinsamen Austausch in den Gesprächsgruppen. Man trifft sich im Leuthaus in den vertrauten Räumen, sitzt beieinander, im Zentrum eine gestalteten Mitte mit der heiligen Schrift und kann so von Angesicht zu Angesicht und mit allen Sinnen den biblischen Texten nachspüren: Wie z.B. das Nardenöl duftet, mit dem die unbekannte Frau Jesus salbt, wie sich wohl ein Dialog zwischen Rut und Noomi anhört und welche Gedanken in Jakob aufsteigen, als er in der Nacht alleine an der Furt des Jabbok zurückbleibt.

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Doch von einem Tag auf den anderen ist dieser Form des Miteinander Bibel Teilens plötzlich vorbei. Die gesetzlichen Bestimmungen im Zuge der Covid 19 Pandemie verlangen soziale Distanz und machen ein Treffen in der Gruppe so wie wir es gewohnt waren – auf einmal unmöglich. Doch nicht nur die regelmäßigen Treffen zu den MutmacherGeschichten und anderen Veranstaltungen im Dekanat müssen abgesagt werden, unser gesamtes soziales Leben wird binnen einer Woche auf den Kopf gestellt. Wir können uns nicht mehr mit Verwandten und Freunden treffen, bis auf Lebensmittelgeschäfte, Apotheken und Drogerien sind alle Geschäfte geschlossen, es gibt keine kulturellen Veranstaltungen mehr, alle Restaurants und Cafés sind zu und auch das pfarrliche Leben ist stark eingeschränkt. Zum Einkaufen und Spazierengehen können wir wohl hinaus, aber sonst findet man uns nur mehr in den eigenen vier Wänden. Ich telefoniere nicht besonders gerne, aber in dieser Zeit habe ich das Medium Telefon wieder sehr schätzen gelernt, denn es ermöglicht den Zugang zu Familie und Freunden, die ich jetzt nicht treffen darf. Und weil alle in dieser Umbruchssituation ungewollt viel freie Zeit haben, bekommen unsere Telefonate


auf einmal eine andere Qualität. Sie sind nicht mehr nur ein schneller Austausch an Informationen oder Plauderei, sondern eine Form Beziehung zu gestalten und zu pflegen. Im Sich Zeit nehmen für den anderen, im Hinhören, im Sich jemandem anvertrauen, bekommen diese Telefonate nun eine ungewohnte Qualität und Tiefe.

Stunde mit dem Evangelium des kommenden Sonntags. Und das funktioniert dann so: Nach einer kurzen Einstimmung wird der biblische Text in mehreren Abschnitten vorgelesen, dazwischen sind alle dazu eingeladen, die eigenen Wahrnehmungen, Erfahrungen, Gedanken, Fragen, Widerstände, Berüh-

Und genauso ist es mir mit der Bibel am Telefon ergangen. Petra lädt uns einmal in der Woche zu einer Telefonkonferenz ein - das klingt vielleicht kompliziert, ist aber ein ganz normales Telefonat mit mehreren Personen - und als kleine Gruppe von sechs Frauen beschäftigen wir uns innerhalb einer

rungspunkte und Ermutigungen zu dieser Bibelstelle den anderen Zuhörerinnen mitzuteilen. Innerhalb kürzester Zeit entsteht so ein Raum, in dem vertrauensvoll gesprochen und aufmerksam hingehört und zugehört wird. Die Themen sind vielfältig: Einmal geht es um das Wort „glauben“ und seine Bedeutung, einmal um die Botschaft der

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Auferstehung und das Ringen um die passenden Worte dafür, einmal um Frieden und Vergebung. Ich bin immer wieder überrascht und berührt, welche Tiefe und Vertrautheit in solchen Gesprächen möglich wird. Vielleicht, weil man am Telefon schon aufgrund des Mediums „ganz Ohr“ ist und zugleich auch ganz bei sich selbst. Es gibt keine Ablenkungen und keine Möglichkeiten für irgendwelche Zweiergespräche. Man hat die Ohren gespitzt und hört ganz intensiv hinein in den Raum, den uns Gott mit seinem Wort eröffnet und den

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wir mit unseren Worten ertasten und füllen. Für mich sind diese wöchentlichen Begegnungen am Telefon, in denen wir miteinander die Bibel teilen, eine ganz besonderes Geschenk aus einer Zeit, die uns Covid 19 bereitet hat. Sabine Anonitsch

Impulse zum Sonntag jede Woche mit Foto und lyrischen Text www.sonntagsevangelium.at


In Patsch gedenken wir jedes Jahr dem Leiden und dem Tod des Herrn am Karfreitag mit der Karfreitagsliturgie vor unserem berühmten Ostergrab – doch heuer nicht: kein Ostergrab! Keine Liturgie! Aber „ganz ohne“ geht dann doch nicht: Ein Schreiben der Diözese brachte mich auf die Idee mit

Falgschlunger sowie mein Sohn Alexander vom Kirchturm und dem Dachbodenfenster über der Sakristei, natürlich unter Wahrung des gebotenen Sicherheitsabstandes, 5 Minuten lang ihre Ratschen weit hörbar erklingen zur Erinnerung an die Todesstunde des Herrn. Die Jugend war es auch, die in der Osternacht die Glocken läutete während in der leeren dunklen Kirche

dem Ratschen – dabei hat das Karfreitagsratschen in Patsch eigentlich gar keine Tradition, und so gab es in der Kirche auch gar keine Ratschen. Also ab in die Kellerwerkstatt und drei Ratschen gebastelt! Am Karfreitag um 14:55 ließen dann die Jugendpfarrgemeinderäte Sofia Scherer und Dominik

„Christus ist erstanden“ von der Orgel erklang. Für das folgende Jahr ist schon eine Wiederholung des Karfreitagsratschens vom Turm geplant – aber hoffentlich nicht mehr über der leeren Kirche ohne Ostergrab! Dr. Georg Wietzorrek, PGR-Obmann und Organist in Patsch"

Karfreitagsratschen in Patsch

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Ostern einmal anders

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Corona Zeit, Zeit des Abstandwahrens und der geschlossenen Türen. Die Tür zu Gott steht jedoch weit offen. Auch jetzt. Gerade jetzt. Dieses Jahr feierten wir Ostern einmal anders. Allein, mit Partner oder mit der engsten Familie vor dem Fernseher oder Radio. Öffentliche Gottesdienste waren untersagt. Im Herzen und im Glauben waren wir dennoch miteinander verbunden. Die Osterkerze brannte in unserer Kirche eine Woche lang und konnte, ähnlich dem Friedenslicht, geteilt und mit nach Hause genommen werden. Ein kontaktloser Zustelldienst des Osterlichtes wurde vom PGR für Risikogruppen angeboten. Am Palmsonntag schmückten wir spontan die Mauer, die um unsere Pfarrkirche und den Friedhof führt, mit dem Corona-Gebet von unserem Bischof Hermann Glettler. Auf eine Schnur hängten wir diese aktuellen Zeilen, seinen Dank und innige Bitten, kopiert auf farbige Blätter Papier. Wir wollten auf diesem Wege der Gemeinde von Sistrans eine kleine Freude machen, einfach einen herzlichen Ostergruß aus der Pfarre sagen. Bunte Bänder und grüne Zweige gesellten sich dazu und sollten Vertrauen, Hoffnung und Mut symbolisieren. Und im Laufe der Tage wurden der Schmuck und die Anliegen immer mehr. Es wurde zu einem Impuls, selbst mitzugestalten. So entstand im Laufe der Heiligen Woche ein buntes Bild rund um unsere Kirche, ein Reigen an farbenfrohen Bildern und Gebeten von Groß und Klein. Anbei ein paar Impressionen davon. Vergelt´s Gott fürs Mittun! Elisabeth Rastbichler, PGR Obfrau Sistrans

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Was ist los in der Jugend? Firmrally Sehr neugierig kamen die Firmlinge im Stift an. Viel gab es für sie zu entdecken, beispielsweise die einzigartige Stiftsbibliothek oder den großen Festsaal mit den Gemälden über den Ordensgründer, den Hl. Norbert von Xanten. In einem modern gestalteten Gang gab es eine digitale Präsentation zum

klösterlichen Leben der Prämonstratenser, die bei mir und bei den Jugendlichen Eindruck machte. Ein Highlight war das Treffen mit Abt Raimund Schreier. Am Samstag, den 7.3. 2020 kamen 45 Firmlinge und lernten die Vielfalt vom Stift und den Abt, ihren Firmspender besser kennen. Mit interessierten Blicken und Fragen brachten sich die Firmlinge bei den 4 Stationen ein. In der wunderschönen großen Stiftskirche gab es zum Abschluss ein gemeinsames Lied und einen Segen vom Abt. 245 Firmlinge wären für vier Firmrallynachmittage in diesem Jahr angemeldet gewesen. Prior Klemens Halder OPraem hatte die Organisation für die Firmrally übernommen. Die weiteren Termine konnten leider aufgrund der Corona-Krise nicht stattfinden.

Firmmodul Uns, dem Abt Raimund Schreier, der KJ und dem Dekanat Wilten-Land ist und war es ein Anliegen, die Stiftspfarren in der Firmvorbereitung mehr zu unterstützen. Aus diesem Grund entstand dieses zusätzliche Angebot für die Firmlinge. Es wurden zwei Nachmittage mit thematischen Stationen angeboten. Jesus, der Hl. Geist und Symbolhandlungen der Firmung waren die Stationsthemen. Am 6.3.2020 kamen 80 Firmlinge zu den 6 Stationen. Reibungslos wechselten sie zwischen den Stationen und brachten sich dort sehr gut ein. Vieles hat die Jugendlichen fasziniert. Auf drei Ereignisse vom 6.3. möchte ich kurz eingehen: Bei einer Station wurde ein starkes Seil wie ein Netz gespannt und abwechselnd durfte eine Person sich hineinlegen. Dies machte den Jugendlichen große Freude.

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Symbolisch ging es dabei um die Gemeinschaft, die den Einsatz jeder Person braucht, um sie zusammenzuhalten. Eine Station legte die Unterschiede von Ölen dar: Motoröl, Massageöl, Speiseöl.... Dies waren für die Jugendlichen gleich bekannte Begriffe und erweckten ihre Aufmerksamkeit. Mit einem langen Zündholz wurde gezeigt, wie stark Öl bei der Brennkraft hilft. Diese Kombination von Öl und Feuer (mit der Darstellung eines langen Zündholzes) faszinierte die Jugendlichen sehr. Die Botschaft der Station war: Das Chrisam-Öl ist die verstärkte Kraft Gottes, die unser Leben mit mehr Feuer und Begeisterung entflammen kann. Bei einer Station gab es Ratespiele zur Person Jesu. Als Vertiefung durften die Jugendlichen auf der Rückseite eines aufgedruckten Handys eine Nachricht an Jesus schreiben. Sogar jene, die nicht so gerne schreiben, waren bei diesem Angebot motiviert und initiativ dabei. Etwas Besonderes war, dass der Abt die Firmlinge zu Beginn begrüßte, am Ende bestärkende Worte sprach und den Segen gab. Dominik Schafferer von der JK, Prior Klemens Halder OPraem und ich, Klara Sturm, hatten diesen Nachmittag vorbereitet und organisiert. Wir sind auch dankbar für die 4 Freiwilligen, die an dem Tag die Stationen engagiert leiteten. Jugendliche, Begleiter/innen und Stationshelfer/ innen waren mit diesem Firmnachmittag sehr zufrieden.

Die heiligen Öle - Sakramentenhäuschen in Mühlbachl Südtirol

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Die Pfarre Völs rief zum Malen von Hoffnungsbildern auf. Das angegebene Bild ist eines der vielen gestatteten Bilder. Vielleicht möchten manche auch zu Hause so ein Bild gestalten und sich dadurch bestärken: https://pfarre-voels.net/at/index.php Auch bietet die Pfarre Völs wöchentlich sehr ansprechende und viele kindgerechte Texte zur Andacht für zu Hause an. Es lohnt sich, dort öfter hineinzuschauen.

Die Pfarre Igls-Vill ist ebenfalls online sehr aktiv und bemüht. Zur Osterzeit haben sie sogar selbst familiengerechte, ansprechende Filme gemacht: https://pfarre-igls -vill.at/blog/2020/04/11/kinderandacht-ostersonntag/

Gebete und Gebetsspiele für die ganze Familie Auf unserer Homepage (https://www.dibk.at/Media/Organisationen/ Dekanatsjugend-Wilten-Land) bieten wir Morgen-, Mittags- und Abendgebete zum einfachen Herunterladen an. Dies kann Kinder und Familien im Glauben bestärken und Abwechslung in Gebete bringen. Auch spielerische Ideen zu diesem Thema sind auf der Homepage zu finden, die für Kinder, aber auch für Jugendliche

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geeignet sind: Handygebet, Bibelgebetsspiel, Experimentengebet und ein Gummibärenspiel mit Würfel zum Thema Gebet.

Kreatives für zu Hause Die Kreativität stärkt die Hoffnung und Lebensfreude. Auf unserer Homepage gibt es einen Link, um gesammelte Bastelideen für Kinder und Jugendliche anzuschauen oder herunterzuladen: https://www.dibk.at/Media/Organisationen/ Dekanatsjugend-Wilten-Land/Bastelideen-fuer-zu-Hause-Osterzeit Auch auf der Facebook-Seite „Dekanatsjugend Wilten-Land“ haben wir den Link geteilt. Bischof Hermann lud am 25.3.2020 Kinder ein, Zeichnungen mit Gebeten zu verfassen und an ihn zu schicken. „Alles wird gut“, sagt er in seinem Brief an die Familien. Auch schreibt unser Bischof: „Sobald die Corona-Schutzmaßnahmen wieder vorbei sind, werden wir gemeinsam feiern.“ Wann und wo dieses spezielle Kinderfest stattfindet, wird noch bekanntgegeben.

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Gipfeltreffen der Jugendvertreter/innen mit dem Bischof Am 27.12020 traf sich Bischof Hermann mit zahlreichen Mitarbeiter*nnen aus der diözesanen Jugendarbeit im Bildungshaus St. Michael. Einer der Referenten war Jussuf Windischer mit dem Thema Glaube und Verkündigung im Jugendbereich. Spannend war für mich seine Herangehensweise. Er interviewte Menschen aus unterschiedlichen Berufsgruppen und unterschiedlichen Lebensverhältnissen zu diesem Thema. Dadurch entstand ein facettenreiches Bild der pastoralen Möglichkeiten. Bischof Hermann Glettler nahm sich einen ganzen Tag für die engagierten Mitarbeiter*innen aus dem Jugendbereich. Dies sind die Hauptaussagen von seinem Vortrag: „Lasst uns den Herz-

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schlag Jesu spüren. Gott hat ein Herz für jeden Menschen. Glauben ist lebendige Beziehung. Oft haben wir Angst vorm Scheitern, aber in das Wesentliche rutschen wir hinein. Der Hl. Geist hilft uns und sagt ‚habt Mut‘!“ Vor allem ging es an diesem Tag um eine neue Herangehensweise an die Jugendlichen. Bischof Hermann meinte, dass das Ziel nicht sei, Jugendliche für unsere Projekte zu „kriegen“, Viel mehr zähle die Frage, wo sie stehen und was ihre Anliegen sind. Dies ermöglicht Begegnungen und auch Möglichkeiten der Glaubensvermittlung. Am Nachmittag wurden mehrere Workshops angeboten. Im Seminar Liturgie ansprechend gestalten erhielten wir faszinierende Anregungen für eine sinnlich erfahrbare und erlebbare Liturgie. Einfache Licht-


effekte , eine kreative Raumgestaltung mit Tüchern und Bildern sowie ätherische Öle und Weihrauch kamen zum Einsatz. Mit dem Ziel das Wesentliche sichtbar zu machen. Die Themen der anderen Workshops waren: Bible Art Journaling – die Bibel neu und kreativ entdecken How to escape a Room – ein spanendes Spiel, das viel Adrenalin produziert Iss so! isso – zehn Löffel Weisheiten aus der Jugendarbeit Partizipation – Ideen zur Beteiligung der Jugend Inklusion Neben dieser Fülle an Fortbildungsmöglichkeiten war vor allem die vielfältige Begegnung und der Austausch miteinander eine große Bereicherung.

Die Romreise, die vom 31. August bis 4. September 2020 geplant gewesen wäre, wurde von diözesaner Seite auf nächstes Jahr verschoben. Genaueres wird im Laufe des Jahres bekanntgegeben.

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abgeschottet und durcheinander im krisenmodus isoliert und einsam oft öffnet sich die tür zum leben lädt dich ein SHALOM wird sein PU


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