So entstehen unter Zeitdruck gute Lösungen

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BILDUNGaktuell

Das eMagazin für Management, Personalwesen und Weiterbildung

#02 13.02.2018

Ich brauche eine Idee!

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Spontanität, Improvisation und Kreativität: So entstehen unter Zeitdruck gute Lösungen. Ab Seite 7

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„Führungskräfte müssen lernen, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr zu vertrauen, sie müssen mehr coachen und unterstützen und weniger kontrollieren. Der Erfolg in der Digitalisierung steht und fällt mit dem Vertrauen der Führungskräfte”, schreibt Dr. Dorothee Ritz, General Managerin von Microsoft Österreich. Warum erfolgreiche digitale Transformation mehr braucht als nur die richtige Technik, lesen Sie ab Seite 3

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Wer mit seinen persönlichen Ressourcen verantwortungsvoll umgehen und auf kritische Situationen nicht gestresst, sondern effektiv reagieren kann, gewinnt Gelassenheit. Das schreibt Management-Trainer Dr. Jens Tomas und zeigt zehn Wege, wie Sie durch besseres Selbstmanagement dem Hamsterrad entkommen können. Ab Seite 5

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Gerade in der heutigen Zeit, die durch Ambivalenz, Ungewissheit und Unsicherheit geprägt ist, braucht es neben einer zielorientierten Planung auch oft Ideen, die ad hoc gefunden werden müssen. „Geht es darum, abgesehen vom eigenen Kreativitätspotential, schnell eine kreative Lösung zu finden, so kann man sich Methoden bedienen, die eingefahrene Denkmuster aufbrechen”, schreibt Mag. Anton Six. Wie das geht, lesen Sie ab Seite 7

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Digital denken und führen Führen im digitalen Wandel bedeutet, das Unternehmen flexibler und agiler zu machen. Was es dazu braucht? Die richtige Technik – und Führungskräfte, die das produktive Miteinander mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beherrschen. Von Dr. Dorothee Ritz

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ede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Die digitale Transformation beginnt in Unternehmen mit der technischen Ausstattung und einer geeigneten IT-Infrastruktur. Obwohl es damit noch lange nicht getan ist, bleiben weitere Schritte oftmals aus. Aber nur wer es schafft, sein Unternehmen wirklich „digital zu denken“, wird auch in Zukunft im globalen Wettbewerb bestehen. Und nur wer erkennt, dass digitale Transformation neben technologischem vor allem auch kulturellen Wandel bedeutet, wird seine Organisation erfolgreich in die digitale Zukunft führen.

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Unternehmenskultur als Schlüssel für erfolgreiche Mensch-Technik-Teams Ähnlich wie im Bildungsbereich, wo es nicht reicht, Schülerinnen und Schüler mit Tablets auszustatten, ohne gleichzeitig auch geeignete Rahmenbedingungen für das Lernen der Zukunft zu schaffen, reicht es auch in Organisationen nicht aus, lediglich die nötige IT-Ausstattung bereitzustellen. Um den Wandel aktiv zu gestalten, braucht es Führung und eine entsprechende Unternehmenskultur, um Mensch und Technik zu einem unschlagbaren Team werden zu lassen. Aber wie führt man Mitar-

beiterinnen und Mitarbeiter richtig, in Zeiten, in denen sie vor allem Handlungs- und Entscheidungsspielraum brauchen, um rasch auf veränderte Umweltbedingungen reagieren zu können? Wie wird man den grundlegenden Bedürfnissen nach Freiheit, Kreativität und Selbstentfaltung gerecht und erreicht trotzdem die Unternehmensziele? Eines steht fest: Digital Leadership ist eine komplexe Aufgabe, die paradoxerweise gerade auch darin besteht, Komplexität zu reduzieren, um Unternehmen flexibler und agiler

zu machen. Denn die Welt da draußen dreht sich immer schneller. Junge Hightech-Unternehmen drängen mit aller Macht in gewachsene Märkte und stellen dabei die Spielregeln in allen Branchen auf den Kopf. Innovationen sind über Nacht weltweit verfügbar und Verbraucherverhalten manifestiert sich in Echtzeit. Laut dem Marktforschungsunternehmen IDC müssen heute schon zwei Drittel der Unternehmen mit stark veränderten Kundenanforderungen umgehen. Und das ist erst der Anfang. In Zukunft gilt es, sich eng mit der Welt des Kunden zu vernetzen und seine individuellen BeSeite 3


Führen im digitalen Wandel: Vertrauen statt Kontrolle Um Entscheidungen zu beschleunigen, Innovationen schneller auf den Markt zu bringen und immer differenziertere Kundenbedürfnisse erfüllen zu können, müssen wir starre Hierarchien auflösen und Verantwortung in Teams delegieren, die nahe am Markt und am Kunden agieren. Um entscheidungsfähiger zu werden, müssen Angestellte sowohl hervorragend qualifiziert sein als auch jederzeit auf das gesamte Wissen der Organisation zugreifen können. Dafür müssen wir Silodenken und Herrschaftswissen radikal abschaffen und Transparenz und Vernetzung fördern. Führungskräfte müssen lernen, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr zu vertrauen, sie müssen mehr coachen und unterstützen und weniger kontrollieren. Der Erfolg in der Digitalisierung steht und fällt mit dem Vertrauen der Führungskräfte – dem Vertrauen in die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und dem Vertrauen in neue Technologien, Cloud Services und IT-Infrastrukturen. Bei Microsoft unterstützen wir den Kulturwandel durch ineinandergreifende Maßnahmen und neue Rahmenbedingungen, wie z.B. flexibles Arbeiten, Führungsinstrumente wie Management by Objectives sowie eine Bürogestaltung, die verschiedensten Anforderungen und Bedürfnissen gerecht wird. Das gibt unseren BILDUNGaktuell 02/2018

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dürfnisse maßgeschneidert und in kürzester Zeit zu erfüllen.

nehmen: Erst die gelungene Kombination aus innovativer Unternehmenskultur und zeitgemäßen High-Tech-Strategien sorgt für wirkungsvolle Wachstumsimpulse in den Bereichen Produktivität, Kreativität, Engagement und Zusammenarbeit.

IT-Infrastruktur als Basis für Digital Leadership

Neue Formen der Zusammenarbeit erfordern auch neue Regeln, die wir uns erst gemeinsam erarbeiten müssen. MitarbeiterInnen die unentbehrlichen Freiheiten für innovative Ideen sowie die nötige Richtung und Motivation, um zu unseren Unternehmenszielen beizutragen.

Kommunikation wird wichtigste Führungsaufgabe Neue Formen der Zusammenarbeit erfordern auch neue Regeln, die wir uns erst gemeinsam erarbeiten müssen. Ich bin fest davon überzeugt, dass Kommunikation zur wichtigsten Führungsaufgabe überhaupt wird – auch um Ängste abzubauen und Begeisterung für den Wandel zu erzeugen. Denn einerseits fordern gerade junge Talente heute mehr Freiheit und Eigenverantwortung, andererseits ist die Arbeit in oft nur noch virtuell existierenden Teams eine echte Herausforderung. Wir dürfen auch das Beharrungsvermögen gewachsener Strukturen nicht unterschätzen. Oft macht es Sinn, neue Ideen in kleinen Einhei-

ten zu erproben und Erfahrungen transparent zu teilen. Inspiration liefern Kooperationen mit Startups, Inhouse-Labs und Pilotprojekte mit freiwilligem Charakter. Aber auch wenn wir den Kulturwandel in kleinen Schritten beginnen, so müssen wir ihn mit aller Konsequenz vorantreiben.

Mensch, Technik und Organisation – Rädchen, die ineinandergreifen Der Kulturwandel erfordert nicht nur Zeit und Geduld, sondern auch Investitionen – in Technologien, die die Zusammenarbeit produktiver machen, in moderne Arbeitsplätze und in hoch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das belegt auch unsere aktuelle Studie, in der wir uns das Zusammenspiel von Unternehmenskultur und dem Einsatz von Technologie bei österreichischen und europäischen Unternehmen angesehen haben. Auch wenn wir die Studie erst in wenigen Tagen veröffentlichen werden – eines kann ich bereits vorweg-

Investitionen in eine sichere und agile IT-Infrastruktur sind die Basis aller Digitalisierungsbemühungen. Cloud Computing ist die Voraussetzung für alle Zukunftskonzepte – vom Internet der Dinge und Industrie 4.0 über vernetzte Wissensarbeit bis zur intelligenten Nutzung großer Datenmengen. Die gute Nachricht ist: Diese Investitionen sind vergleichsweise gering. Mit skalierbaren Lösungen aus der Cloud können sich auch kleine Unternehmen IT-Kapazitäten leisten, die bisher Konzernen vorbehalten waren. Mittelständler können in Märkte vordringen, die ihnen bisher mangels technischer Möglichkeiten verschlossen waren. Wenn sie außerdem den Mut aufbringen, weitere Schritte zu gehen, digital zu denken und ihren MitarbeiterInnen das nötige Vertrauen entgegenzubringen, steht ihnen der Weg zu „Digital Leadership“ weit offen. Dr. Dorothee Ritz ist seit 2015 Geschäftsführerin von Microsoft Österreich. Davor verstärkte sie als General Manager Consumer & Online die Geschäftsleitung von Microsoft Deutschland. Klick! www.microsoft.com ÒÒ Seite 4


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Gelassen arbeiten Der Weg aus der Stressfalle gelingt am besten durch besseres Selbstmanagement. Von Aufschieberitis bis Zeitdruck – 10 hilfreiche Tipps, um endlich aus dem Hamsterrad zu entkommen. Von Dr. Jens Tomas.

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on Terminen getrieben, den Deadlines hinterherhetzend und ständig in Erwartung neuer Aufgaben, die die ganze wackelige Tagesplanung zum Einsturz bringen könnten: So sieht der Arbeitsalltag mittlerweile oft aus. Viele haben zwar schon von den Gefahren des Dauerstresses gehört – der Kollege ist vielleicht schon einem Burn-out zum Opfer gefallen – trotzdem rennen sie einfach weiter im Hamsterrad. Wer Erfolg haben will, muss den Stress eben aushalten können, oder? Falsch! Genau hier liegt der Knackpunkt. Entgegen der populären Meinung, ständiges Beschäftigtsein wäre ein Statussymbol, machen Multitasking und Durcharbeiten nicht nur nicht erfolgreich. Im Gegenteil: Motivation sowie Produktivität werden gehemmt und über kurz oder lang die Qualität der Ergebnisse gesenkt.

Der Weg zu mehr Erfolg im Job heißt also nicht mehr zu arbeiten, sondern sich selbst besser zu managen: Wer mit seinen persönlichen Ressourcen verantwortungsvoll umgehen und auf kritische Situationen nicht gestresst, sondern effektiv reagieren kann, gewinnt Gelassenheit. Ich zeige Ihnen zehn Wege, wie Sie genau das erreichen können.

1. Zielmanagement Die oberste Regel, um gelassener an eine Sache heranzugehen, ist, sich bewusst zu machen, was Sie wirklich wollen. Klingt trivial, ist es aber nicht. Die meisten arbeiten einfach jeden Tag ihre Aufgaben ab und haben am Abend trotzdem nicht das Gefühl, etwas bewegt zu haben. Klar, für denjenigen, der nicht weiß, wo er hinwill, ist jeder Weg der falsche.

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Definieren Sie also bewusst Ihre persönlichen Ziele. Erst die Antwort auf die Frage, warum wir unseren Job machen, gibt diesem auch einen individuellen Sinn.

2. Gekonnt Priorisieren Diese Regel ergibt sich aus der vorigen. Wenn Sie Ihr Ziel klar vor Augen haben, können Sie auch einschätzen, welche Tätigkeiten Sie dorthin führen, und welche nur „Beiwerk“ sind. Setzen Sie sich also Prioritäten danach, was Sie Ihrem individuellen Ziel näherbringt. Allerdings nicht mehr als drei, denn wenn alles wichtig ist, ist eigentlich alles egal.

3. Zeitdruck lösen Prioritäten zu setzen heißt, anderes zurückzustellen. Stellen Sie sich vor, Ihr Chef gibt Ihnen eine Deadline vor, die Sie auf keinen Fall überschreiten dürfen. Doch rechts und links des Weges lauern noch Aufgaben, die Sie doch „mal eben noch“ erledigen könnten? Schluss damit! Nur Ihre Hauptaufgabe ist in diesem Moment wichtig. Ziehen Sie sich an einen ruhigen Ort zurück oder informieren Sie Ihre engsten Kollegen, dass Sie in den nächsten zwei Stunden nicht gestört werden wollen. E-Mails und Anrufe werden umgeleitet. Sie werden sehen: Im Endeffekt sind Sie auf diese Art nicht nur konzentrierter, sondern auch wesentlich schneller.

4. Delegieren Manchmal kommen wir an einen Punkt, an dem auch das Priorisieren nicht mehr hilft. Es müssen einfach mehrere Dinge gleichzeitig geschehen. Dann gilt: Kommunizieren Sie. Geben BILDUNGaktuell 02/2018

Sie Dinge ab, verteilen Sie. Es bringt nichts, wenn Sie unter einem Berg von Arbeit versinken, während der Kollege vielleicht gerade Leerlauf hat, aber einfach nicht weiß, dass Sie in zeitliche Bedrängnis kommen. Ein weiteres Plus: Allein der Gedanke, dass Sie nicht alleine an der Aufgabe hängen, erhöht die Gelassenheit und triggert einen Motivationsschub.

5. Routinen schaffen Im alltäglichen Wahnsinn helfen Routinen, wiederkehrende Aufgaben schnell, sicher und ohne viel Aufwand zu erledigen. Legen Sie beispielsweise fest: „Meine Mails lese ich jeweils nur zur vollen Stunde“ oder „Jeden Morgen mache ich als erstes 30 Minuten Akquise“. Sobald Ihnen die Abläufe in Fleisch und Blut übergegangen sind, verlieren Sie darüber weder Zeit noch Nerven.

wäre und wie Sie verhindern, dass es soweit kommt. » Wenn Sie an einen schwierigen Punkt kommen, werfen Sie nicht gleich den Stift ins Korn. Machen Sie noch fünf Minuten weiter. So fällt der Einstieg am nächsten Tag leichter.

7. „Entspanner“ einbauen Müssen Sie sich bei der Arbeit auf oft wechselnde Anforderungen und Gesprächspartner einstellen? Oder führen Sie oft schwierige Kundengespräche? Dann bauen Sie zwischendurch Tätigkeiten ein, die Sie ohne groß nachzudenken erledigen können, aber sofort Erfolge sichtbar machen. Ein prominentes Beispiel ist die Ablage. Diese Tätigkeiten lassen uns herunterfahren. Wir sehen das Ergebnis, das sorgt für Ruhe und Aufschwung.

8. Motivation dauerhaft oben halten 6. Aufschieberitis beenden Ein großes Projekt steht bevor. Doch statt uns hochmotiviert draufzustürzen, vertagen und verschieben wir. Warum? Wer anfängt, kann scheitern, darum. Was aber kurzzeitig Erleichterung verschafft, ist auf Dauer emotionaler Stress. Je länger wir prokrastinieren, umso höher der Druck. Von außen und innen. Wer die Aufschieberitis endlich beenden will, sollte sich an folgende Tipps halten: » Erlauben Sie sich, Fehler zu machen. Ein erster Entwurf muss nicht perfekt sein, er muss erst mal nur da sein. » Schreiben Sie auf, was im schlimmsten Fall passieren kann. Überlegen Sie, was dann zu tun

Dauerhaft für unsere Arbeit zu brennen, ist eine der größten Hürden im Joballtag. Trotzdem müssen wir Sie nehmen. Denn Motivation lässt Aufgaben nicht als unüberwindbare Blockaden erscheinen, sondern als spannende Herausforderung. Sie hält uns nach Tiefschlägen bei der Stange und sorgt für Ergebnisse, die überzeugen. Motivieren können Sie sich zum Beispiel, indem Sie sich Tagesziele setzen. Der Clou daran: Da es Ihre eigenen Vorgaben sind, gehen Sie mit mehr Feuereifer an die Sache als bei Vorgaben „von oben“.

9. Pausen machen Das Sandwich zum Mittag schnell am Rechner essen oder den Spaziergang in der Pause aus-

fallen lassen, um schneller wieder an die Arbeit zu kommen? Das ist keine gute Idee. Was kurzfristig vielleicht schnellere Ergebnissen bringt, führt langfristig zu Leistungsabfall bis hin zur Krankheit. Das Gehirn braucht Pausen, um sich zu regenerieren. Genauso wichtig: gutes und bewusstes Essen für eine optimale Nährstoffzufuhr. Wenn im Hintergrund schon die ExcelTabelle flimmert, ist eine genussvolle Mittagspause kaum möglich.

10. Die 30-Minuten-Regel „Wo ist die Zeit schon wieder geblieben?!“ Kennen Sie diesen Gedankengang? Den ganzen Tag sind wir unglaublich beschäftigt, aber haben abends trotzdem das Gefühl, wenig geschafft zu haben. Dieser Trick schafft Abhilfe: Teilen Sie Ihre Arbeitszeit in 30-Minuten-Abschnitte ein. Jeder Aufgabe widmen Sie sich genau eine halbe Stunde. In dieser Zeit wird nichts anderes gemacht. Sie konzentrieren sich voll und ganz, aber nach 30 Minuten ist Schluss und Sie wenden sich etwas anderem zu. Zur Kontrolle dient ein Timer, der klingelt, sobald die Zeit abgelaufen ist. Am Ende des Tages wissen Sie genau, was Sie geschafft haben. Durch das kurze, aber maximal konzentrierte Arbeiten an einem Projekt kommen Sie insgesamt schneller vorwärts. Dr. Jens Tomas ist Keynote-Speaker, Autor und Management-Trainer. Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt er sich mit Sozialpsychologie und wissenschaftlich fundierten Kommunikationsmodellen. Klick! www.jenstomas.de ÒÒ Seite 6


„Houston wir haben ein Problem.“ So ähnlich ertönte damals die Nachricht aus der Raumfähre des Fluges Apollo 13 in der Leitzentrale der NASA. Dieser Flug, Teilprojekt eines großen Raumfahrtprogrammes, war durch mehrere Pannen gekennzeichnet. Unter anderen begannen die Lebenserhaltungssysteme der Raum-

kapsel zu versagen, die Raumfahrer drohten zu ersticken. Eine schnelle Umgehungslösung in der Leitzentrale musste gefunden werden. Ein Vorgesetzter leerte aus einem Korb Utensilien, die auch auf der Raumkapsel vorhanden waren, auf einen Tisch. Die anwesenden Techniker begannen umgehend zu improvisieren, um daraus eine spontane aber treffende Lösung anzufertigen. Auf Anweisung der Leitzentrale bastelten die Raumfahrer sodann aus Klebeband, Plastiktüten, Flugplänen und einer Socke einen lebenserhaltenden Adapter. Obwohl in Projekten versucht wird, die Risiken in einem Vorhaben möglichst vorab zu antizipieren, so sind wir oft mit einer Situation konfrontiert, die eine ra-

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erade in der heutigen Zeit, die durch Ambivalenz, Komplexität und Unsicherheit geprägt ist, bedarf es neben einer zielorientierten Planung auch oft an Ideen, die ad hoc gefunden werden müssen. Spontanität, Improvisation und Kreativität sind sodann gefragt.

Wo bleiben die zündenden Ideen, wenn man sie braucht? Wie eingefahrene Routinen, Denkmuster und Ängste ausbremsen – und es dennoch gelingen kann, Geistesblitze zu entwickeln. Von Mag. Anton Six.

Die Kunst der Kreativität BILDUNGaktuell 02/2018

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sche Lösung benötigt. Was sind nun die Grundlagen, das eine solche entstehen kann? Unter Druck eine gute Lösung zu finden, erfordert zunächst spontan zu sein. Emotionale Einstellungen, wie Versagensängste, eingelebte Routinen und eingefahrene Denkmuster lassen oft zögern, ungezwungen aus sich herauszutreten. Bereits die Verletzung eines einfachen Musters lässt unser Gehirn laut aufschreien. Er trinkt seinen Kaffee mit Milch und …? Wir erwarten Zucker. Das schreibt sogar im Moment des Lesens unser vorausblickendes Denken vor. Phillip Holcomb und John Kounios legten in einer klinischen Studie Probanden unter anderen den Satz „Er trinkt seinen Kaffee mit Milch und Hund“ vor und maßen die EEG-Reaktionen (Elektroenzephalografie) der Gehirne der Probanden. Je abweichender das Muster verletzt wurde, desto lauter protestierten diese. Spontan zu sein bedeutet, gerade in dem Moment, wo es darauf ankommt, die richtige Einstellung an den Tag zu legen und nicht zu verharren. Kann ein Unternehmen spontan sein? Nein, es sind die MitarbeiterInnen, die auf einen Umstand hin spontan reagieren. Lebt das Unternehmen aber in festgefahrenen Routinen, sind im Unternehmen Fehler tabu usw. so werden es die MitarbeiterInnen tunlichst unterlassen, spontan zu reagieren. Gerade in der schnelllebigen Projektwelt kann diese Einstellung fatale Folgen nach sich ziehen. Der Zeitdruck kann es zudem erforderlich machen, dass wir improvisieren müssen. Eine BILDUNGaktuell 02/2018

schnelle Umgehungslösung ist zu finden. Wegweisende Anregungen zu einem gelingenden Improvisieren in der Gruppe erhalten wir unter anderem aus dem Improvisationstheater. Erste Ursprünge lassen sich bis in das antike Griechenland zurückverfolgen, die heutigen Formen hingegen wurden vorrangig durch den britischen Dramaturgen und Schauspiellehrer Keith Johnstone beeinflusst. Ein Improvisationstheater zeichnet sich durch Szenen ohne einen geschriebenen Dialog aus. Das Stück wird, oft einer Vorgabe aus dem Publikum und sodann der eigenen Kreativität folgend, spontan gespielt. Der Ablauf basiert aber auf klar festgelegten und einstudierten Regeln. Diese helfen uns genauso, wenn wir in einem Projekt, zum Beispiel im Rahmen eines Brainstormings, eine schnelle Lösung finden müssen. Zu diesen Regeln zählen, unter anderen: » Wir stehen nun auf einer Bühne, alles ist möglich » Sei achtsam und höre aufmerksam zu » Deine Aufgabe ist es, dein Gegenüber mit deinen Gedanken zu inspirieren » Verstecke dich nicht, aber dränge dich auch nicht auf Kosten deines Gegenübers in den Vordergrund, beides wird dem Publikum nicht gefallen » Verwende keine Killerphrasen » Traue dich, zu scheitern Der Wert einer schnell gefundenen Lösung hängt letztlich vom Grad ihrer Originalität ab. Diese wird bestimmt durch unser eigenes Po-

tential, aus dem Gewohnten ausbrechen, Grenzen zu überwinden und das Undenkbare zu tun, ganz einfach kreativ zu sein. Kreativität ist eine Kraft, die uns ein Leben lang begleitet, aber über die Jahre hinweg zu schwinden droht. Aufbauend auf einem Kreativitätstest, den er für die NASA entwickelte, führte der amerikanische Psychologe George Land eine interessante Langzeitstudie durch. In der Regel erreichten lediglich zwei Prozent der Erwachsenen, die diesen Test absolvierten, die Einstufung „hoch kreativ“. Wie sah dies aber bei fünfjährigen Kindern aus? Hier konnten rund 98 Prozent als „hoch kreativ“ eingestuft werden. Aufgrund von Folgeuntersuchungen konnte Land zeigen, dass unser kreatives Potential durch Schule, Ausbildung, Beruf usw. schleichend verloren geht. Dasselbe gilt für Projekte. Bereits mit der Planung eines Projektes beginnen wir einen blinden Fleck zu entwickeln, der unseren Blick über den Tellerrand sukzessive einschränkt. Geht es darum, abgesehen vom eigenen Kreativitätspotential, schnell eine kreative Lösung zu finden, so kann man sich Methoden bedienen, die eingefahrene Denkmuster aufbrechen. Dazu zählen Techniken wie die Bisoziation, der phantastische Perspektivenwechsel oder die Arbeit mit Bildsymboliken und Analogien. Die Bisoziation verbindet Gedanken, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, zu einer neuen Idee. Folgendes Beispiel möchte ich zur Illustration anführen. Was hat ein Inkubator für Frühgeborene mit dem Geländewagen „Toyota 4Runner“ zu tun? Vordergründig gar nichts.

Da aber in Entwicklungsländern mit Inkubatoren aus Amerika und Europa, aufgrund der technischen Tauglichkeit wie den klimatischen Bedingungen und der mangelnden Wartbarkeit wenig anzufangen war, kam der Bostoner Arzt Jonathan Rosen auf die Idee, diese Inkubatoren aus Bestandteilen des „Toyota 4Runners“ zu fertigen. So mag nun wohl auch ein Socken im Rahmen eines hochtechnisierten Raumfahrtprojektes keinen hohen Stellenwert einnehmen, aber genau in der richtigen Verbindung war er in diesem Projekt ein wesentlicher Bestandteil einer überlebensnotwendigen Lösung. Und wie viele Socken haben Sie heute schon zweckentfremdet? Mag. Anton Six ist Berater, Lektor, Trainer für Kreativität und Künstler. Seine Schwerpunkte liegen in den Themen der kreativen Ideenfindung sowie in der Stärkung des kreativen Potenzials von Unternehmen als auch einzelnen Personen. Seine Workshops sind stets begleitet von kabarettistischen Untermalungen. Denn nur mit einer heiteren Einstellung sind wir in der Lage, die großartigen Ideen in unserem Leben zu finden. Er hält am 19.11.2018 das Seminar „Projekte zwischen Struktur und Spontanität“. Weitere Infos und Anmeldung zum Seminar unter www.wifiwien.at/243028 Klick! www.antsix.com ÒÒ Klick! www.wifi.at/managementforum ÒÒ Seite 8


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