Kommunikation: Wer offen und ehrlich kommuniziert, wird auch richtig verstanden

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Ich meine, was ich sage Klartext gewinnt: Denn wer offen und ehrlich kommuniziert, wird auch richtig verstanden. Ab Seite 3

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#08 07.08.2018

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„Wenn die Sprache nicht stimmt, dann ist das, was gesagt wird, nicht das, was gemeint ist.” Das wusste schon Konfuzius. Bis heute hat sich daran nichts geändert. Denn wenn Führungskräfte ihre Mitarbeiter nicht erreichen, liegt das oft an der falschen Kommunikation. Damit Inhalte ehrlich ankommen, muss das, was gesagt wird, auch so gemeint sein, schreibt Stefan Häseli ab Seite 3

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Empathie bedeutet oft Anstrengung und Arbeit. Aber die Mühe ist es wert: Durch einen achtsamen und wertschätzenden Umgang miteinander belohnen wir uns letztlich auch selbst. In ihrem neuen Buch „EMPATHIE – Ich weiß, wie Du fühlst” gibt Dr. Monika Hein Impulse dafür, wie Sie Empathie lernen und ganz leicht in Ihrem Alltag leben können. Einen Auszug aus dem Buch lesen Sie ab Seite 5

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Gute Netzwerke zu pflegen braucht in Zeiten von Facebook & Co besondere Aufmerksamkeit. Wichtige Geschäftspartner sind nur einen Mausklick entfernt? Überlegen Sie, für wen Sie Zeit und Energie bereitstellen wollen und wen Sie unbedingt noch kennenlernen möchten. Zehn Tipps von Barbara Liebermeister, damit das Networking auch im digitalen Zeitalter klappt. Ab Seite 7

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ann eine zweieinhalbtausend Jahre alte Weisheit tatsächlich einer modernen Führungssprache zu Grunde gelegt werden? Ja, sie kann. Das zentrale Thema der Lehren des Konfuzius war die menschliche Ordnung. Und dazu gehörte die Achtung vor anderen Menschen. Für den großen Philosophen war ein moralisch einwandfreier Mensch das Ideal. Der Geist der Ehrfurcht und Lauterkeit bestimmte das Denken des sogenannten Ersten Lehrers. Das bedingte eine ehrliche und wertschätzende, klare Kommunikation ohne jede Sophistik.

Bewusstsein für Kommunikation Genau das sollte auch in den Führungsetagen der modernen Wirtschaft selbstverständlich

sein. Doch leider fehlt in vielen Unternehmen das Bewusstsein für den Einfluss der internen Kommunikation auf den Unternehmenserfolg. Dabei ist dieser nicht unerheblich, sondern oft sogar maßgeblich.

und Kunst nicht, so trifft das Recht nicht. Trifft das Recht nicht, so weiß die Nation nicht, wohin Hand und Fuß setzen. Also dulde man keine Willkürlichkeit in den Worten – das ist es, worauf es ankommt.“

Adaptiert in die moderne Kommunikation, gilt also Konfuzius’ Erkenntnis heute wie zu seiner Zeit: Wenn die Sprache nicht stimmt, ist das Gesagte nicht das Gemeinte! Und auch umgekehrt: Wenn das Gemeinte nicht dem Gesagten entspricht, stimmt die Sprache nicht. Und das hat Auswirkungen, wie Konfuzius wusste: „Ist das, was gesagt wird, nicht das, was gemeint ist, so kommen die Werke nicht zustande. Kommen die Werke nicht zustande, so gedeihen Moral und Kunst nicht. Gedeihen Moral

Unzufrieden mit dem Chef

der meist gar nichts mit der fachlichen Kompetenz des Vorgesetzten zu tun hat. Stimmt beispielsweise die Chemie nicht, ist schnell die Beziehung gestört. Noch viel mehr, wenn es dann keine Verständigungsebene gibt. Entscheidend ist also der Grund für die Unzufriedenheit. Und da lohnt es sich, etwas genauer hinzuschauen.

In einer nicht repräsentativen Umfrage des weltweit größten Stellenportals „Monster“ gaben von den mehr als 2.400 Befragten drei Viertel an, dass sie gerne einen anderen Vorgesetzten als den derzeitigen hätten. Womöglich ist diese Zahl etwas zu hochgegriffen. Denn natürlich gibt es sehr viele gute Vorgesetzte und noch mehr Mitarbeiter, die mit ihrem Chef/ihrer Chefin durchaus zufrieden sind. Der Grund der Unzufriedenheit ist sehr oft ein subjektiver,

Stein des Anstoßes ist in erster Linie das Kommunikationsverhalten des Vorgesetzten. Der größte Teil der Unzufriedenen ist vor allem damit nicht einverstanden. An erster Stelle wird hier der generelle Mangel an Kommunikation genannt: „kommuniziert zu wenig“. Nicht unwesentlich weniger oft folgt die Aussage: „kommuniziert nicht offen / nicht ehrlich / nicht verständlich / wenig wertschätzend“. Neben der

Wenn Vorgesetzte ihre Mitarbeiter nicht erreichen, liegt das oft an der falschen Kommunikation. Warum es wichtig ist, zu wissen, was man mitteilen möchte, analysiert Stefan Häseli

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So bleiben Sie im Gespräch

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fehlenden Kommunikation ist es also vor allem die Qualität der Kommunikation, die Anlass zur Beanstandung gibt.

Führungssprache – gibt es die? Wer als Vorgesetzter etwas sagt, sollte es so tun, dass es bei seinen Mitarbeitern auch richtig ankommt. Er sollte „Führungssprache“ sprechen – nicht zu verwechseln mit „Kommandosprache“. Das ist leichter gesagt als getan, denn eine eigene „Führungssprache“ gibt es nicht. Muss es auch nicht. Wohl aber kann sich jeder Vorgesetzte eine durchdachte, auf Wirkung zielende, wertschätzende Gesprächsführung im Umgang mit seinen Mitarbeitern zu eigen machen. Die fünf Gestaltungsmöglichkeiten Mitteilungen, Aussagen, Fragen, Urteile und Appelle ermöglichen unterschiedlichste Dialogausprägungen, angepasst an die verschiedensten Gesprächssituationen. Die Parameter für den richtigen Weg liefert die Zielsetzung. Denn jede Kommunikation hat ein Ziel – immer! Tiere beispielsweise kommunizieren unter der ganz klaren Prämisse Überleben. Die Botschaft lautet entweder „Hier gibt’s Nahrung. Ich habe Hunger“ oder sie dient der Fortpflanzung. Falsche Kommunikation wäre lebensbedrohlich.

Kommunikation hat immer ein Ziel Jeder gesprochene Satz sollte ein Ziel haben. Diesen Leitsatz sollte sich jeder, der eine Führungsposition innehat, wieder in Erinnerung rufen: Wir kommunizieren grundsätzlich nur mit einer klaren Zielsetzung. Gäbe es dieses Ziel BILDUNGaktuell 08/2018

nicht, bräuchten wir ja gar nichts sagen. Zielgerichtet kommunizieren ist keineswegs mit „weniger reden“ gleichzusetzen, denn auch oberflächliche Gespräche können durchaus Ziele haben, beispielsweise eine Beziehungskomponente und Warmlaufphase. Aber wer sich gar nicht bewusst ist, welches Ziel er hat, wenn er mit einem Anderen redet, läuft Gefahr, dass etwas schiefgeht. Ja, eigentlich kann er sein Ziel gar nicht erreichen, weil er es ja (vielleicht) selbst gar nicht kennt. Beherzigen wir allerdings die Binsenweisheit „Erst denken, dann reden!“, wird das Gehirn in Bewegung gesetzt. Worte werden so ausgewählt, dass sie auch mit dem Ziel der beabsichtigten Kommunikation übereinstimmen. Schließlich hinterlässt alles, was wir sagen, einen bleibenden Eindruck, unabhängig davon, ob es mit Bedacht ausgesprochen oder nur so dahingesagt wurde. Und wenn die Botschaft schon so bewusst formuliert wird, lässt sich gleich noch ein weiterer Effekt nutzen. Nämlich der der positiven Wörter. Im Gegensatz zu den negativen, können diese nämlich motivieren, weil der Sprecher selbst davon positiv beeinflusst wird.

Wenn das Ziel nicht mit der Kommunikation übereinstimmt Noch schlimmer als Kommunikation ohne Ziel ist es, wenn mit dem Gesagten ein anderes Ziel als das vorgegebene verfolgt wird. „Ich will den Mitarbeiter von diesem neuen Projekt überzeugen“ ist das verinnerlichte Ziel. Kommuniziert wird dann aber mit einer Frage: „Wie finden Sie

das?“. Hier würde man meinen, der Fragesteller operiert mit der Zielsetzung „Ich will wissen, was Sie dazu meinen“. Reagiert dann der Mitarbeiter anders als erhofft, negativ und sagt ganz ehrlich: „Ich finde es Schrott“, ist die Gegenreaktion vom Chef vorprogrammiert: „Also das sehen Sie falsch, das Projekt beinhaltet grandiose Chancen – auch für Sie.“ Hier wird subtil über die Sprache geoutet: Ich will dich haben! Aber ausgesprochen wird das natürlich nicht, sondern etwas anderes. Der Vorgesetzte bewegt sich in einem Gefahrenbereich: Das Ziel stimmt nicht mit der Kommunikation überein. Und schon ist der Samen gesät, damit in der Summe solcher Erlebnisse Mitarbeiter sagen: „kommuniziert unehrlich“. Dieses unehrlich muss nicht mal „lügen“ heißen. Oft ist es eben nur dieses dumpfe Gefühl, das hinterlassen wird. Achtung: Falsch gesendete und damit entsprechend ankommende Inhalte oder Botschaften sind grundsätzlich nicht etwa ein Problem des Empfängers, wie allzu leicht und gerne geglaubt wird. Es ist ausschließlich ein Problem des Senders dieser Informationen.

Kommunikation ist keine Einbahnstraße Wie bedeutend dieses Thema in der Führung von Mitarbeitern ist, zeigt sich in dem, was sich auf der Kommunikationsebene zwischen Führungskraft und Mitarbeitern in der Praxis tatsächlich abspielt. Gesagt ist noch nicht umgesetzt. Erst recht nicht, wenn das Gesagte zu wenig oder unverständlich ist. Denn zwischen Sa-

gen und Hören, zwischen Hören und Verstehen, zwischen Verstehen und Begreifen und letztendlich zwischen Begreifen und Umsetzen liegt jeweils eine eigene Welt! Nur mit einer klaren und verständlichen Kommunikation kann diese Aktionskette so funktionieren, dass am Ende auch das gewünschte Ergebnis herauskommt. Damit die Kommunikation zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern nicht zur Einbahnstraße wird, lohnt es sich also, kurz oder auch länger zu überlegen: Was will ich mitteilen? Was will ich erreichen? Und dann sollte ganz ehrlich genau dieses Ziel verfolgt werden – und kein verstecktes. Unehrlichkeit wird heute schneller durchschaut. Die Menschen sind hier nachweisbar kompetenter und sensibler, als sie es noch vor zwanzig Jahren waren. Sie hinterfragen die Dinge. Auch dass man den Mitarbeitern eine Sache nach bewährter Methode „verkauft“ funktioniert nicht mehr. Führungskräfte sollten deshalb ihrem Gegenüber immer mit einer wertschätzenden Haltung begegnen und regelmäßig ihre eigene Kommunikation reflektieren. Das Motto lautet: Einfach offen, zielorientiert und ehrlich sein! Denn stimmt die Sprache, ist das Gesagte auch das Gemeinte – ganz im Sinne von Konfuzius und einer guten Führungskultur. Stefan Häseli ist ausgebildeter Schauspieler und arbeitet als Kommunikationsberater. Zudem ist er Autor zahlreicher Bücher. Klick! www.stefan-haeseli.com ÒÒ Seite 4


Zeit zum Entspannen

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Können Sie noch Empathie entwickeln? Warum es für das Wohlbefinden in unserer Welt so wichtig geworden ist, innezuhalten und sich Gefühlen zu stellen, weiß Dr. Monika Hein

BILDUNGaktuell 08/2018

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mpathie zu verstärken, ist meiner Vorstellung nach kein Hexenwerk. Wenn wir diese Fähigkeit allerdings bewusst ausbauen möchten, erfordert es hin und wieder ein wenig Mut. Mut, sich betreffen zu lassen. Mut, ein Gefühl zu einer Sache, einer Situation oder einer Person aufsteigen zu lassen. Seite 5


Das bewusste Innehalten ist der erste Moment, um uns der Idee zu öffnen, dass andere Menschen anders empfinden könnten. Dieser Idee folgt der Versuch, uns wirklich und wahrhaftig dem zu öffnen, wie es anderen Menschen gerade geht. Das kann schmerzhaft sein, seltsam oder unbequem. Es kann uns aus unserer Komfortzone reißen und Dinge in ein anderes Licht stellen, als wir es gewohnt sind. Es ist ein Wagnis, innezuhalten. In unserer technisierten Welt stecken wir mitten in einem sozialen Rauschen: Uns erreicht ein Reiz – und bevor wir ihn richtig verdauen können, folgt schon der nächste, dicht gefolgt vom übernächsten. Wir nehmen in Windeseile wahr, was um uns herum passiert, immer nur an der Oberfläche mithuschend. Ob sozi-

>> Bücher zu gewinnen! Senden Sie eine E-Mail an buch@bildungaktuell.at und gewinnen Sie ein Exemplar von „EMPATHIE – Ich weiß, was Du fühlst“ Das Gewinnspiel findet unter Ausschluss des Rechtsweges statt. Barablöse ist nicht möglich. Einsendeschluss ist der 31. August 2018 BILDUNGaktuell 08/2018

Je mehr Menschen mit diesen selbst gebastelten Scheuklappen durch die Gegend laufen, desto eigentümlicher werden Situationen, desto selbstbezogener werden Konversationen, desto ignoranter werden Begegnungen. Dr. Monika Hein ale Medien oder reale Welt oder die Verquickung von beidem – ununterbrochen prasseln Meldungen, Werbung, Aufforderungen, Drohungen, Schönes und Gefährliches, kurz: Drama, Liebe, Wahnsinn auf uns ein. Wir haben daher gar keine Zeit mehr dafür, Gefühle zu fühlen oder die Gefühle anderer an uns herankommen zu lassen. Was eben noch dringlich erschien, wird sofort von einer weiteren Facette unserer tollen, lebendigen und grausamen Welt überlagert. Unsere Gefühle sind im Dauerlauf, wechseln sich in schnellem Tempo miteinander ab, kommen aus der Puste, werden flacher und heben irgendwann nur mehr kurz die Hand, wenn wir etwas wahrnehmen. Wir lassen uns nur noch selten wirklich tief berühren. Dafür bleibt oft keine Zeit. Daher brauchen wir Momente der Stille, der Ent-Spannung, um uns dessen bewusst zu werden, was gerade passiert. In sehr stressigen, hektischen Phasen meines Lebens vergesse ich immer mehr, nehme die Nöte meiner Freunde nur am Rande wahr, bin keine gute Mutter, gerate über Kleinigkeiten in Diskussionen mit meinem Partner und habe das Smartphone dauernd in der Hand, um ja nichts zu verpassen, um dem nächsten Kunden zeitnah zu ant-

worten und dem netten Kollegen noch einen interessanten Artikel zu schicken. Irgendwann merke ich dann, wie meine Lunte immer kürzer, meine Haut immer dünner wird und ich das Gefühl bekomme, keiner meiner Rollen mehr gerecht zu werden, egal in welchem Kontext. Dann wächst die Sehnsucht danach, wieder bei mir zu sein, meine Mitte zu finden. Die Formulierung „seine Mitte finden“ hat, glaube ich, einen eher schlechten Ruf, wird sie doch schnell in die Ecke „Eso- / Spiri-Kram“ geschoben. Nennen wir es, wie wir wollen – das Gefühl der Überlastung und der mangelnden Wahrnehmung kennen wir alle. Wenn Menschen das auf die Spitze treiben, nennen wir es Burn-out. Der Mensch reagiert nur noch, statt zu agieren, atmet kaum, fühlt nichts mehr. Ein gut funktionierender Roboter. Spätestens dann wird es Zeit, innezuhalten. Mir fällt in diesem Zusammenhang der Titel des Songs „STOP – in the name of love“ von den Supremes ein. Tatsächlich müssen wir uns zunächst einmal entschieden bremsen, um wieder in einen guten, liebevollen Zustand kommen zu können. Was ist mit uns passiert? Auf diesem hohen Stresslevel können wir nur noch einen kleinen Ausschnitt der Welt wahrnehmen, und zwar

den Ausschnitt, der unser direktes Umfeld abdeckt. Den, den wir für unser Überleben notwendig brauchen. In die Tiefe der Gefühlswelten anderer einzusteigen, ist uns nicht mehr möglich, weil uns die Masse an Reizen überfordert. Je mehr Menschen mit diesen selbst gebastelten Scheuklappen durch die Gegend laufen, desto eigentümlicher werden Situationen, desto selbstbezogener werden Konversationen, desto ignoranter werden Begegnungen. Darum ist es so wichtig, auf die Bremse zu treten und uns aus der Überforderung zu retten. Innehalten. Atmen. Okay, aber wie geht das? Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Menschen sich dabei unterbrechen können, sich hetzen und stressen zu lassen. Manchmal brauchen wir den liebevollen (aber energischen) Schubser eines Freundes oder einer Freundin, der oder die uns sagt: „Nun mach mal Pause!“, manchmal erkennen wir auch selbst, dass wir gerade nicht die beste Version unserer selbst leben. Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch „EMPATHIE – Ich weiß, was Du fühlst“ von Dr. Monika Hein, erschienen 2018 im Verlag GABAL. Klick! www.gabal-verlag.de ÒÒ Dr. Monika Hein ist promovierte Phonetikerin und als Sprech- und Stimmtrainerin, Sprecherin und Vortragsrednerin tätig. Sie ist zertifizierte Businesstrainerin und Businesscoach. Klick! www.monikahein.de ÒÒ Seite 6


Networking im digitalen Zeitalter Der Aufbau und die Pflege werthaltiger Geschäftsbeziehungen erfordert Zeit und Energie. Entsprechend systematisch sollten Sie beim Auf- und Ausbau ihres beruflichen Beziehungsnetzwerks vorgehen. Von Barbara Liebermeister

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on nichts kommt nichts – das gilt auch für das Networking. Denn nicht nur das Knüpfen von Kontakten, sondern auch deren Pflege erfordert Zeit und Energie. Deshalb hier einige Tipps, worauf Sie beim Business Relationship Management, also systematischen Auf- und Ausbau von Geschäftsbeziehungen, achten sollten.

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1. Nicht blind drauflos kontakten!

BILDUNGaktuell 07/2018

Der Begriff Business Relationship Management deutet es an: Der Aufbau geschäftlicher Beziehungen und deren Pflege ist nie zweckfrei. Vielmehr lautet das übergeordnete Ziel: Ihr Geschäft und das Ihres Netzwerkpartners sollen davon profitieren. Analysieren Sie deshalb genau: Zu welchen Personen und Organisationen könnte sich ein Beziehungsaufbau lohnen? Zum Beispiel, weil sie

lukrative Kunden werden könnten? Oder weil sie wichtige Empfehlungsgeber sein könnten? Oder weil sie über wertvolles Know-how verfügen?

2. Nicht Masse, sondern Klasse! Das Aufbauen und Pflegen von Beziehungen kostet Zeit. Deshalb ist es gerade im digitalen Zeitalter wichtig, sich nicht mit Gott und der Welt zu vernetzen. Studien belegen: Zu mehr als 150 Menschen kann niemand intensive Beziehungen unterhalten. Definieren Sie also Kriterien, anhand derer Sie entscheiden: Mit diesen Personen oder Organisationen will ich eine enge (Geschäfts-)Beziehung aufbauen und mit jenen nicht. Und lehnen Sie Kontaktanfragen, zum Beispiel via Xing, Facebook oder LinkedIn, auch mal ab. Denn auch fürs Networken via Social Media gilt: Nicht die Masse, sondern die Klasse der Kontakte macht‘s. Seite 7


Bevor Sie jemanden persönlich kontaktieren, sollten Sie sich fragen: Bin ich in der richtigen Stimmung dafür?

3. Zeit fürs Networking einplanen!

4. Gute Vorbereitung ist das A und O! „Wie spreche ich die Person an? Und worüber rede ich mit ihr?“ Das fragen sich Menschen oft, die jemanden kontaktieren möchten – zum Beispiel auf einer Verbandstagung. Dabei ist die Kontaktaufnahme ganz einfach. Angenommen Ihre Zielperson ist Geschäftsführer einer mittelständischen Firma. Dann schauen Sie vorab doch mal auf die Firmenwebseite? Wie präsentiert sich Ihre Zielperson dort? Steht dort eventuell ihr Lebenslauf? Wenn nicht, schauen Sie mal bei Xing oder LinkedIn. Und googeln Sie, was im Internet über Ihre Zielperson und deren Unternehmen steht. Zum Beispiel in der Rubrik „News“ von Google? Vielleicht hat sie Fachartikel geschrieben. Dann könnte ein Gesprächseinstieg sein: „Herr Meyer (oder Frau Müller), ich las vor Kurzem einen Artikel von Ihnen zum Thema x. Der hat mich inspiriert, weil ….“ Ein solcher Gesprächseinstieg schmeichelt fast jedem, und schon ist das Eis gebrochen. BILDUNGaktuell 08/2018

halb bei Personen, die Ihnen wichtig sind, zum Beispiel ein Jahr im Voraus alle zwei Monate im Kalender ein: „Müller anrufen“. Sonst ist, ehe Sie sich versehen, ein halbes Jahr verstrichen, und der lauwarme Kontakt ist wieder kalt.

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Ein gutes Netzwerk fällt nicht vom Himmel. Sie müssen es sich erarbeiten. Beschließen Sie deshalb zum Beispiel: Künftig investiere ich zehn Prozent meiner Arbeitszeit in den Auf- und Ausbau von Business-Kontakten. Wer Bekannte nie „einfach mal so“ anruft, besucht oder einlädt, baut zu ihnen keine persönliche Beziehung auf. Im Gegenteil: Die Beziehung erkaltet mit der Zeit. Dies gilt auch für Stammkunden. Auch diese sollten Sie nicht nur kontaktieren, wenn eine Vertragsverlängerung ansteht.

9. Vernetzen Sie Ihre Kontakte! 5. Wer gut drauf ist, kommt gut an! Bevor Sie jemanden persönlich kontaktieren, sollten Sie sich fragen: Bin ich in der richtigen Stimmung? Denn, wenn Sie schlecht drauf sind und eigentlich keine Lust auf Smalltalk haben, spürt Ihr Gegenüber dies – nicht nur anhand Ihrer (Körper-)Sprache. Besonders verräterisch sind Ihre Augen. Lassen Sie das Networken also sein, wenn Sie schlecht drauf sind. Oder versetzen Sie sich zuvor in eine gute Stimmung.

6. Wertschätzend kommunizieren! Das Ziel beim Netzwerken ist es nicht, kurzfristig einen Deal unter Dach und Fach zu bringen. Vielmehr geht es darum, tragfähige Beziehungen aufzubauen. Das setzt voraus, dass Sie ein echtes Interesse an der Zielperson haben. Ihr sollten Sie signalisieren: „Ich finde Sie und das, was Sie tun, interessant.“

Doch Vorsicht! Werden Sie nicht zum plumpen Schmeichler. Kommunizieren Sie auf Augenhöhe, denn sie wollen ja ein attraktiver Partner sein.

Ein Netz ist keine Schnur, sondern besteht aus vielen kreuz und quer miteinander verwobenen Fäden. Wirken Sie deshalb daran mit, auch Beziehungen zwischen Ihren Netzwerkpartnern zu knüpfen – zum Beispiel, indem Sie bei Bedarf einen Partner einem anderen empfehlen.

7. Zuerst geben, dann nehmen! Selbstverständlich geht es beim Business Relationship Management letztlich ums Geschäft. Doch überstürzen Sie nichts. Geschäftsbeziehungen müssen wachsen. Und wer stets etwas will, jedoch selten etwas gibt, wirkt schnell unsympathisch. Damit andere Menschen zu Ihnen Vertrauen fassen, müssen Sie zu Vorleistungen bereit sein. Zum Beispiel, indem Sie im Gespräch Wissen preisgeben.

8. Kontakte systematisch ausbauen! Einmal geknüpfte Kontakte müssen Sie pflegen, sonst erkalten sie. Das erfordert Zeit – Zeit, die Ihnen im Arbeitsalltag oft fehlt. Tragen Sie des-

10. Misten Sie Kontakte auch aus! Lassen Sie Business-Kontakte, die Ihnen nichts bringen, gezielt einschlafen. Denn auch das Pflegen solcher Kontakte kostet Zeit – Zeit, die Ihnen zum Auf- und Ausbau anderer wertvoller Beziehungen fehlt. Barbara Liebermeister leitet das Institut für Führungskultur im digitalen Zeitalter. Sie ist unter anderem Autorin des Buchs „Effizientes Networking: Wie Sie aus einem Kontakt eine werthaltige Geschäftsbeziehung entwickeln“. Klick! www.ifidz.de ÒÒ Seite 8


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