BILDUNGaktuell
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#05 15.05.2018
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Die besten Tipps, um das Feuer der Begeisterung zu entfachen. Ab Seite 10
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Was macht eine Führungskraft zu einem richtig guten Leader? Sie muss sich in erster Linie selbst führen können. Davon ist Stefan Dudas überzeugt. „Sie muss auch wissen, wohin das führt, was sie tut und warum sie es tut.“ Das heißt: „Eine gute Führungskraft ist immer selbstreflektiert.“ Warum es dabei nicht am Kommunikationswillen fehlen darf und es ohne Mut zur Veränderung nicht geht, erfahren Sie ab Seite 3
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In der von der Veränderung geprägten Welt, geraten wir beruflich und privat immer öfter in Situationen, in denen wir die Weichen neu stellen müssen. Das gelingt am besten, wenn wir eine Vision von unserem künftigen Leben haben. Das Problem: Vielen Menschen fehlt der Blick für sich selbst. Wie die intuitive Selbstführung hilft, Manager des eigenen Lebens zu werden, verrät Christina Seitter. Ab Seite 7
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„Natürlich wünschen wir uns alle, Mitarbeitende zu haben, die das ,Leuchten in den Augen‘ haben, die selbstverständlich mit höchstem Einsatz Top-Leistung erbringen und die noch dazu immer ausgeglichen und motiviert sind“, schreibt Robert Korp. Doch wünschenswerte Eigenschaften lassen sich nicht einfach über andere drüberstülpen. Wie Sie andere Menschen begeistern können – und zwar nicht nur im Job – lesen Sie ab Seite 10
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Selbstreflektiert
führen
Unreflektierte Führungskräfte können in einem Unternehmen viel Schaden anrichten. Um es an die Spitze zu führen, braucht es Kommunikation, Inspiration und Mut, weiß Stefan Dudas
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enn ich selbst nicht weiß, wer ich wirklich bin, was ich will und was mein Sinn dahinter ist, kann ich keine anderen Menschen führen. Wohin auch? Ohne dieser Basis bleibt eine Führungskraft einfach ein Vorgesetzter. Jemand, der anderen Menschen vorgesetzt wird, aber nicht führt, geschweige denn inspiriert. BILDUNGaktuell 05/2018
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Ein Manager organisiert eine Abteilung, plant und kontrolliert Aufgaben. Eine Führungskraft (oder etwas cooler: ein Leader) hat den Fokus auf Menschen, inspiriert, motiviert und macht vor, was er von anderen erwartet. Er muss nicht alles besser machen können, als seine Mitarbeiter. Aber er muss das Ziel und die nächsten Schritte kennen.
Inspiration geht anders! Wird in einem Unternehmen ein neues CRMSystem eingeführt, führt das bei einigen Mitarbeitern zu Ansätzen von Freudentaumel. Bei anderen produziert diese Nachricht einfach nur Angst – weil sie unsicher sind, ob sie da noch mithalten können. Dass solche menschlichen Unterschiede erkannt werden, wird von einer guten Führungskraft, einem guten KommuniBILDUNGaktuell 05/2018
Verändern? Das sollen sich mal lieber alle Anderen!
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Kommunikation ist mehr als ein Monolog Ein zweiter wichtiger Punkt für Führungskräfte ist, dass sie präsentieren und kommunizieren können. Leider denkt man bei diesem Punkt oft, dass eine Führungskraft das „automatisch“ kann. Das große Problem ist allerdings, dass die Ansprachen und Vorträge die Zuhörer meist sofort ins Wachkoma katapultieren und die Kommunikation sich oft auf Monologe beschränkt. Kommunikation heißt nicht nur sprechen, sondern auch einfühlsam zuhören können. Aber bitte nicht das antrainierte aktive Zuhören, das jeden, der es (er)kennt, innerhalb von zwei Minuten in den Wahnsinn treibt, weil der „Zuhörer“ immer schön mit dem Kopf nickt und Phrasen wiederholt, um zu zeigen, dass er zuhört.
so cool wie Google. Doch nur weil man sich einen Pingpong-Tisch, eine Rutschbahn und eine Kühltonne mit Energydrinks ins Unternehmen stellt, wird aus einem trägen Unternehmen noch lange nicht Google. Es ergibt nur ein träges Unternehmen mit Rutschbahn, PingpongTisch und Energydrinks.
Eine Führungskraft hat den Fokus auf Menschen, inspiriert, motiviert und macht vor, was er oder sie von anderen erwartet.
kator verlangt. Und wenn ein CEO vor der ganzen Belegschaft von Jahreszielen und „EBIT“ spricht, hat das nichts mit wertschätzender Kommunikation zu tun. Weil die Mitarbeiter im Lager oder der Produktion meist keinen Bezug, geschweige denn ein inneres Bild von „EBIT“ haben. Kommunikation und Inspiration geht heute anders!
Arbeits- und Lebenszeit nicht länger absitzen Ein Unternehmen wird oft als abstraktes „Gebilde“ gesehen. Eigentlich besteht ein Unternehmen aus Menschen in einer „Interessengemeinschaft“. Alle haben das Ziel, für andere Menschen etwas herzustellen, etwas anzubie-
ten oder ihr Wissen und ihre Erfahrung weiterzugeben. Und die meisten möchten dabei Freude verspüren oder zumindest etwas Spaß haben. Klingt irgendwie logisch. Doch leider hat man das Gefühl, dass sich in gewissen Unternehmen Menschen ansammeln, die mit Frust, Unlust, Ärger und Sorgen ihre Lebenszeit „absitzen“ wollen. Warum fragt man sich nicht öfters, wie wir unsere Arbeitszeit mit möglichst viel Spaß und Befriedigung erleben können? Vielleicht ja weil das nicht ins Bild der heutigen Führungskultur beziehungsweise in unsere Erfahrung von „Arbeit“ passt. Manche Unternehmen wollen nach außen „cool“ erscheinen. Wenn möglich mindestens
Führungskräfte lancieren gerne Change-Projekte, bei denen Abläufe und Verhaltensweisen geändert werden sollen. Was aber die Mitarbeiter ganz genau beobachten ist, inwieweit Führungskräfte dazu bereit sind, sich selber zu verändern. Eigentlich ist ja der Unterschied zwischen Mitarbeitern und Führungskräften gar nicht so groß. Denn alle Menschen in einem Unternehmen wünschen sich meistens das Gleiche: Sicherheit, Fairness, Wertschätzung, Klarheit, Orientierung und Sinn. Natürlich kommen hier noch individuelle Wünsche dazu, aber die Grundbausteine sind erfahrungsgemäß identisch. Auch das scheint logisch? Und ist es doch wieder nicht!
Jeder trägt für sich selbst Verantwortung Denn in sehr vielen Unternehmen wissen die Mitarbeiter nicht, wohin das Unternehmen wirklich will (und schon gar nicht, warum man dorthin will). Ist also die Führungskraft „schuld“, wenn der Mitarbeiter nicht motiviert ist? Er trägt vielleicht eine Mitschuld. Die Hauptschuld (wenn man überhaupt von Schuld sprechen darf) trägt jeder Mitarbeiter selber. Seite 4
Jeder, der unglücklich mit seiner Arbeit ist, trägt die volle Verantwortung dafür! Und Mitarbeiter, die eigentlich keinen Spaß haben an dem, was sie tun, schaden dem Unternehmen. Man darf also sagen, dass es höchste Zeit wird, dass jeder – ob Leader, Unternehmer oder Mitarbeiter - mehr darüber nachdenken sollte, ob einem das, was man da täglich acht bis 14 Stunden tut, wirklich Spaß macht. Und wenn nicht, was man an diesem Umstand sehr schnell ändern kann. Und ja: Man kann immer etwas ändern!
Mut zur Veränderung stärkt alle Beteiligten Unternehmer können in ihrem Unternehmen in kürzester Zeit sogar sehr viel verändern. Auch wenn dann die Mitarbeiter im ersten Moment oft komisch schauen… Führungskräfte können sofort beginnen, anders zu kommunizieren, anders zu führen. Und Mitarbeiter können bewusster wahrnehmen, was ihnen an ihrer Arbeit Spaß macht und was eben nicht. Und daran arbeiten, alles ins Positive zu verändern. Sollte das – durch Widerstände im Unternehmen – nicht funktionieren, bleibt immer noch die Möglichkeit, das Unternehmen zu verlassen. Genau diese Option wird von vielen Menschen aber als „mühsam“ empfunden. Doch Hand aufs Herz (und Hirn): Ist es nicht unglaublich (viel) mühsam(er), die beschränkte Lebenszeit mit etwas zu verbringen, das einem absolut keinen Spaß macht, oder das in einem Umfeld passiert, welches absolut nicht inspirierend, aufbauend und wertschätzend ist? Dabei sollte man nicht vergessen: Wir haben auf dieBILDUNGaktuell 05/2018
ser Erde nur rund 30.000 Tage zu leben. Statistisch gesehen. Davon sind wir ungefähr 13.000 Tage am Arbeiten. Und wenn wir die Sonntage hinzuzählen, an denen viele Menschen denken: „Mist, morgen ist wieder Montag“, kommen nochmals etwa 1.750 Tage dazu, an denen wir uns (wegen der Arbeit) nicht gut fühlen.
Mit Entwicklungen richtig umgehen lernen Ja, wir brauchen ein Change-Projekt. „Coole“ Firmen wie Google haben das schon länger erkannt. Diese bieten ihren Mitarbeitern ein internes Programm an, das sich u.a. mit Achtsamkeit, Emotionaler Intelligenz, Selbstwahrnehmung und Selbstvertrauen befasst. Für unsere heutige Zeit und deren Herausforderungen das perfekte Mittel. Garantiert wirksamer als nichts sagende Leitbilder, vor sich hin staubende Ping-Pong-Tische und überzuckerte Energydrinks. Der Wandel heißt nicht Industrie 4.0 oder 5.0 und auch nicht Digitalisierung X.0. Der Wandel besteht darin, dass wir uns soweit verändern, dass wir mit diesen Entwicklungen richtig umgehen können. Dies bedingt selbstreflektierte Unternehmer, Führungskräfte und Mitarbeiter. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger. Stefan Dudas ist Coach, Autor und Experte für Sinngebung. Im Dezember 2017 ist sein neues Buch „VOLL SINN – Nur was Sinn macht, kann uns erfüllen“ im BusinessVillage Verlag erschienen.
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Was ist Ihnen wirklich wichtig? Ein Leben im Lot zu führen, fällt vielen Menschen schwer. Was ihnen fehlt, ist die Balance zwischen Beruf und Privatleben. Versuchen Sie es mit der intuitiven Selbstführung – einer neuen Schlüsselkompetenz. Von Christina Seitter
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echsle ich den Job, weil ich Karriere machen möchte, oder ist mir Sicherheit wichtiger? Mache ich eine Weiterbildung oder fliege ich auf die Bahamas? Gründe ich mit meinem Partner eine Familie oder ist mir meine Unabhängigkeit wichtiger? Vor solchen Entscheidungen stehen wir in der modernen von Veränderung und sinken-
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der Planbarkeit geprägten Welt in unserem Leben immer öfter. Sich zu entscheiden, fällt vielen Menschen schwer. Denn: Wenn wir uns für etwas entscheiden, müssen wir andere Möglichkeiten verwerfen. Das können wir nur, wenn wir wissen, was uns wichtig ist. Sonst fassen wir zwar viele Vorsätze, doch ein, zwei Tage später sind sie vergessen. Denn unsere Vorsätze sind nicht in einer Lebensvision verankert. Hinzu kommt: Was in unserem Leben wirklich wichtig ist, ist nie dringend. Es ist zum Beispiel nie dringend, joggen zu gehen. Es wäre aber gut für unsere Gesundheit. Und es ist nie dringend, sich Zeit für ein Gespräch mit dem Partner zu nehmen. Es wäre aber gut für die Beziehung. Weil die wirklich wichtigen Dinge nie dringend sind, schieben wir sie oft vor uns her. Oder wir hegen die Illusion: Wenn ich alles schneller mache, habe ich auch dafür Zeit. Die Konsequenz: Wir führen ein Leben im High-Speed-Tempo. Und irgendwann stellen wir resigniert fest: Nun führe ich zwar ein (noch) ge-füllteres Leben, aber kein er-fülltes Leben.
Herausforderung: Die Balance im Leben wahren Eine solche Schieflage ist kein Einzelschicksal. Immer mehr Menschen plagt das Gefühl: Mein Leben ist nicht im Lot. Eine Ursache hierfür ist: Sie haben zwar für einzelne Lebensbereiche eine klare Perspektive, jedoch nicht für BILDUNGaktuell 05/2018
Wir müssen sozusagen „Manager“ unseres eigenen Lebens werden – also Personen, die durch ihr heutiges Handeln dafür sorgen, dass sie auch künftig ein glückliches und erfülltes Leben führen. ihr Leben als Ganzes. So wissen manche Menschen beruflich zwar „Ich will ein Top-Manager werden“. Doch privat? Andere wiederum wissen „Ich will heiraten und zwei Kinder kriegen“, doch beruflich haben sie keinen Plan. Entsprechend orientierungslos schlingern sie durchs Leben.
volle Energie auf seinen Job verwenden. Und: • Wer in einer Sinnkrise steckt (Sinn/Kultur), ist weder „lebensfroh“, noch leistungsfähig. Denn hinter allem Tun steht die Frage: Was soll das Ganze?
Dem 2010 verstorbenen Psychologen Nossrat Peseschkian, der die Positive Psychotherapie begründete, zufolge, gilt es in unserem Leben folgende vier Bereiche zu unterscheiden: „Arbeit/Beruf“, „Sinn/Kultur“, „Körper/Gesundheit“ und „Familie/Beziehung“.
Wenn wir ein erfülltes Leben führen möchten, müssen wir also für die rechte Balance zwischen den vier Lebensbereichen sorgen. Hierfür brauchen wir eine Vision von unserem künftigen Leben. Diese benötigen wir auch, weil heute viele Anforderungen an uns gestellt werden, die nur bedingt miteinander vereinbar sind. Das werden fast alle berufstätigen Mütter sofort bestätigen.
Und für all diese Bereiche brauchen wir klare Ziele, wenn wir ein Leben in Balance führen möchten, denn sie stehen in einer Wechselbeziehung zu einander. Deshalb verliert, wer zum Beispiel den Bereich „Arbeit/Beruf“ längerfristig überbetont und die anderen vernachlässigt, auf Dauer neben seiner Lebensfreude, auch seine Leistungskraft. Denn: • Wer krank ist (Körper/Gesundheit), kann weder sein Leben in vollen Zügen genießen, noch ist er voller Leistungskraft. • Wer einsam ist (Familie/Beziehung), ist weder „quietsch-vergnügt“, noch kann er seine
Voraussetzung: eine Vision von unserem künftigen Leben
In den meisten höher qualifizierten Jobs sind unregelmäßige Arbeitszeiten normal. Für berufstätige Mütter bedeutet dies: Sie können nicht mehr täglich beispielsweise Punkt 16 Uhr das Büro verlassen. Was sollen sie also tun, wenn der Kinderhort um 16 Uhr schließt? Noch ein Beispiel: Vielen Projektmitarbeitern von Unternehmen fällt es zunehmend schwer, regelmäßige private Termine wahrzunehmen. Denn immer wieder müssen sie, weil Abgabefristen nahen, länger als geplant im Büro blei-
ben. Also sind (Interessen-)Konflikte vorprogrammiert. Für solche Konflikte bietet uns das klassische Zeit- und Selbstmanagement keine Lösung – denn es berücksichtigt nicht, dass unsere größten Konflikte meist daraus resultieren, dass wir in ein Beziehungsnetz eingebunden sind. Hierfür zwei Beispiele: Ein Angestellter kann sich zwar vornehmen „Heute Abend, Punkt 18 Uhr, verlasse ich das Büro.“ Wenn sein Chef aber kurz vor 18 Uhr sagt „Dieses Angebot muss heute noch raus“, dann hat er ein Problem. Ebenso verhält es sich, wenn er sich vornimmt „Ich gehe abends regelmäßig joggen“, sein Lebenspartner aber sagt: „Wenn du schon so spät von der Arbeit kommst, dann könntest du wenigstens bei den Kindern bleiben.“ Auch dann hat er ein Problem.
Ziel: Manager des eigenen Lebens werden Das klassische Zeitmanagement tut so, als würden wir als „lonely heroes“ durchs Leben gehen. Das können wir zwar, doch ein erfülltes Leben führen wir so nicht, denn: Menschliches Leben ist Leben in Gemeinschaft. Hinzu kommt: Viele Anforderungen können wir nur mit Hilfe anderer Menschen meistern. Zum Beispiel, indem wir mit Bekannten vereinbaren: „Montags holst du meine Kinder ab, damit ich länger arbeiten kann. Dafür nehme ich deine Kinder am Dienstag mit.“ Hieraus resultiert eine weitere Herausforderung: Wir müssen sozusagen „Manager“ unseres eigenen Lebens werden – also Personen, die durch ihr heutiges Handeln dafür sorgen, dass sie auch künftig ein glückliches und erfülltes Leben führen. Seite 8
Eine Voraussetzung hierfür ist: Wir müssen heute dafür sorgen, dass wir auch künftig nicht unsere Lebensbalance verlieren. Zum Beispiel, weil • wir unseren Arbeitsplatz verlieren (Bereich „Arbeit/Leben“), • uns unser Lebenspartner verlässt (Bereich „Familie/Beziehung“), • wir einen Herzinfarkt erleiden (Bereich „Körper/Gesundheit“) oder • uns das Burn-out-Syndrom und damit die Sinnkrise packt (Bereich „Sinn/Kultur“).
Pro-aktiv handeln statt re-agieren Der erste Schritt hierzu besteht darin, dass wir eine Vision von unserem künftigen Leben entwickeln. Setzen Sie sich also regelmäßig hin und fragen Sie sich bezogen auf die vier Lebensbereiche: • Was ist mir wichtig? • Worin zeigt sich für mich ein erfülltes Leben? Und: • Was sollte ich heute tun, damit ich auch morgen ein glückliches Leben führe? Fragen Sie sich zudem (regelmäßig): Gibt es in meinem Lebensumfeld Anzeichen dafür, dass künftig die Balance in meinem Leben bedroht sein könnte? Solche Warnsignale können sein: • Zwischen Ihnen und Ihrem Lebenspartner herrscht zunehmend Schweigen. (Bereich „Familie/Beziehung“). • In Ihrem Betrieb lautet die oberste Maxime plötzlich „Sparen“ (Bereich „Arbeit/Beruf“). • Sie fragen sich immer häufiger: Was soll das Ganze? (Bereich „Sinn/Kultur“). BILDUNGaktuell 05/2018
• Sie spüren ab und zu ein Stechen in Ihrer Herzgegend (Bereich „Körper/Gesundheit“). Haben Sie diese Fragen für sich beantwortet, dann können Sie Vorsätze fassen und einen Maßnahmenplan für sich entwerfen, wie Sie diese realisieren. Und zwar ohne dass die Gefahr besteht, dass Sie Ihre Vorsätze schnell wieder vergessen haben, denn diese sind nun in einer Vision von Ihrem künftigen Leben verankert.
Intuitiv spüren, was wichtig und richtig ist Doch Vorsicht: Unsere Lebensumstände ändern sich heute sehr rasch. Deshalb genügt es nicht, einmal einen Lebensplan für sich zu entwerfen und diesen dann abzuarbeiten. Vielmehr müssen wir uns regelmäßig unsere Lebensvision ins Gedächtnis rufen und uns fragen: „Bin ich noch auf dem richtigen Weg, meine Lebensziele zu erreichen, oder sollte ich Kurskorrekturen vornehmen?“. Dann werden Sie mit der Zeit merken, wie Ihre Lebensvision immer stärker in Ihnen wirkt, und es Ihnen immer leichter fällt, sich zu entscheiden – weil Sie wissen, was Ihnen wichtig ist, und deshalb auch intuitiv spüren, was richtig ist. Christina Seitter arbeitet als Trainerin und Beraterin für die Managementberatung Müllerschön. Sie ist auf die Themen Personalauswahl und -entwicklung, Selbst- und Stressmanagement spezialisiert.
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Das Feuer der Begeisterung Zuhören, wertschätzen, überzeugen. Wie sich Menschen begeistern lassen und warum auch Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Zukunft mit mehr Freude an die Arbeit gehen könnten. Von Robert Korp
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ur wer in sich selbst das Feuer der Begeisterung trägt, kann es bei anderen entzünden…
Diese jahrtausendealte Weisheit entscheidet immer noch sehr oft über Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens. Vor Jahren durfte ich bei einem Kongress von Unternehmensberatern einer hochkarätigen Podiumsdiskussion dabei sein. „Am Leuchten in den Augen!“ war die Antwort eines der Diskutanten auf die Frage, wonach er die Entscheidung für die Anstellung eines Kandidaten oder einer Kandidatin bei vergleichbarer Qualifikation treffe. Und die Augen des Managers haben in dem Moment geleuchtet, sodass die meisten AnwesenBILDUNGaktuell 05/2018
den sofort überzeugt waren, was am heftigen Nicken im Publikum erkennbar wurde. Natürlich wünschen wir uns alle, Mitarbeitende zu haben, die das „Leuchten in den Augen“ haben, die selbstverständlich mit höchstem Einsatz Top-Leistung erbringen und die noch dazu immer ausgeglichen und motiviert sind. Das Problem bei der Sache ist nur, dass sich diese Eigenschaften nicht „anordnen“ lassen und schon gar nicht selbstverständlich sind. Also was tun? Begeisterung ist eine gesteigerte Form von „Engagement“. Menschen begeistern sich für alles Mögliche und sind dafür bereit, allerhand zu investieren: Zeit, Energie, oft auch Geld. Ob das Seite 10
Sport ist, soziales Engagement oder das Ausleben einer Sammlerleidenschaft. „Be-GEIST-erung“ bedeutet, wir haben irgendwo drinnen einen „Geist“, der uns für das eine oder andere antreibt, der uns dazu bringt, Dinge zu tun, wo wir Glücksempfinden haben. Jeder Mensch hat zumindest die Anlage, sich für etwas zu begeistern, leider ist das den wenigsten bewusst. Führungskräfte sind daher gefordert herauszufinden, was Menschen begeistert und wie diese Begeisterung idealerweise für das Unternehmen nutzbar gemacht werden kann. In seinem Bestseller „Start with Why“ führt Simon Sinek aus, wie wichtig es ist, das „Warum“ einer Idee oder eines Produktes in den Vordergrund zu stellen und führt dabei einige Beispiele aus erfolgreichen Firmen wie z.B. Apple an. So wie das Marketing von Apple darauf abzielt, eine emotionale Verbindung mit den Usern zu bilden, den Menschen das Gefühl von Besonderheit zu geben, „top of the game“ zu sein, so ist es auch für Unternehmen wichtig, den Mitarbeitenden ein starkes emotionales „Warum“ mitzugeben. Eine bekannte aber dennoch sehr illustrative Parabel veranschaulicht das: Ein Passant kommt an einer Baustelle vorbei und sieht drei Männer arbeiten. Nacheinander stellt er ihnen dieselbe Frage: „Was machst du da?“ – „Ich arbeite“, sagt der erste. „Ich baue eine Mauer“ der zweite und der Dritte gibt zur Antwort: „Ich helfe eine Kathedrale zu errichten“ und strahlt bei dieser Aussage. BILDUNGaktuell 05/2018
Behandle Menschen nicht als wertvolle Ressourcen (für ein Unternehmen), sondern behandle sie als wertvolle Menschen mit (bestimmten) Ressourcen. Dale Carnegie Finde und kommuniziere dein „Warum“! Natürlich gibt es Arbeiten, die nicht immer für Top-Begeisterung sorgen können. Aber es gibt für Führungskräfte immer wieder Möglichkeiten, für eine Umgebung zu sorgen, die dafür sorgt, dass Menschen sich bei der Arbeit wohl fühlen im Sinne von „Ich gehe gerne hin“. Unternehmenskultur, Teamgeist, Wertschätzung spielen dabei eine sehr große Rolle. Diese will aktiv gepflegt sein. Es ist wie mit einer Pflanze, die gut gedeiht, bis sie plötzlich kein Wasser mehr erhält. Dann wird sie rasch vertrocknen. Ähnlich verhält es sich mit Menschen und ihrem Engagement, wenn sie das Gefühl bekommen, sie werden nicht als wertvolle Personen wahrgenommen. „Behandle Menschen nicht als wertvolle Ressourcen (für ein Unternehmen), sondern behandle sie als wertvolle Menschen mit (bestimmten) Ressourcen. (Dale Carnegie). Hier einige der Empfehlungen von Dale Carnegie, die dazu beitragen können, Menschen für etwas zu begeistern: Geben Sie ehrliche, aufrichtige Anerkennung! Kaum etwas wirkt stärker als ehrliche Anerkennung, ausgesprochen im richtigen Moment mit der richtigen Haltung. Aber Achtung! Die Betonung liegt auf „ehrlich“. Wer Anerken-
nung als Mittel zum Zweck einsetzt wird rasch entlarvt. Interessieren Sie sich aufrichtig für andere! Je mehr sich Führungskräfte für ihre Mitarbeitenden interessieren, desto besser wird es ihnen möglich sein, auf individuelle Interessen, Motivationsfaktoren etc. Rücksicht zu nehmen. Vielleicht werden Sie jetzt denken „Ich habe ja gar nicht so viel Zeit für persönliche Gespräche mit allen meinen Teammitgliedern…“ – in Wahrheit ist dies jedoch viel eher eine Frage der Einstellung als eine Frage der Zeit. Probieren Sie es einfach aus und haben Sie Geduld mit sich selbst und den anderen. Sie werden sehen, wie mehr Ideen von Seiten ihrer Mitarbeiter kommen und sie (noch) besser zusammenarbeiten. Untrennbar mit diesem Grundsatz verbunden ist der folgende: Seien Sie ein guter Zuhörer / eine gute Zuhörerin! Die renommierte Harvard Business Review hat erst kürzlich in einem Artikel über die überraschende Wirkung der richtigen Fragen dargestellt, wie mit guten Fragen oftmals schneller eine tiefere Verbindung zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden aufgebaut werden kann. Dabei geht es nicht unbedingt um privates „Stöbern“, sondern eher um Fragen von Werthaltungen, Überzeugungen und damit Motivation. Wenn Mitarbeitende erfah-
ren, dass es ungefährlich ist, eigene Ideen einzubringen und damit vielleicht etwas sogar gegen die Überzeugung der Führungskraft vorzuschlagen, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit öfter kreative Ansätze aus allen Ebenen eines Unternehmens kommen. Gestalten Sie Ihre Ideen lebendig! Wir können besonders stark über die eigene Kommunikation wirken. Je stärker wir selbst von etwas überzeugt sind und dies auch vermitteln, desto eher können wir andere mitreißen und Begeisterung vermitteln. Begeisterung passiert nicht auf Kommando, Begeisterung kann auch nicht – jedenfalls nicht dauerhaft – über irgendwelche Motivationsseminare erzeugt werden. Begeisterung ist eine Folge von mehreren der oben beschriebenen Faktoren. Begeisterung ist vor allem eine emotionale Haltung, die geweckt werden kann, wenn wir es verstehen, Menschen bei ihrer Motivationsfähigkeit anzusprechen, wenn wir ihnen das Gefühl der Wertschätzung vermitteln, Erfolge anerkennen und diese auch feiern. Achten wir darauf, dass die Flamme lebendig bleibt, dass sie nicht langsam ausgeht, aber auch nicht zum Strohfeuer wird. Robert Korp ist Dale Carnegie Mastertrainer und Geschäftsführer von Dale Carnegie Österreich. Derzeit führen über 2.800 professionelle Trainer Dale Carnegie Kurse in fast 90 Ländern und 30 Sprachen durch. Klick! www.dalecarnegie.com ÒÒ Seite 11