BILDUNGaktuell
Das eMagazin f端r Management, Personalwesen und Weiterbildung
#05 14.05.2013
psYCHOLOGIE
der wille
als weg
Ein Medienprodukt der karp | communication company
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Eifer, Ehrgeiz und Empathie finden sich schon in der Kindheit. Wichtige Erkentnisse 端ber die Selbstdisziplin lesen Sie ab Seite 10
» Themen. Autoren. Inhalte. Unternehmen lassen oft viel Geld auf der Strecke, wenn sie Flüge, Hotels oder Mietautos buchen. Das muss nicht sein. Travel-Management-Experte Hannes Schwarz kennt die Tücken, wenn es um Geschäftsreisen geht. Seine Tipps, wie Sie die Kosten in Zukunft besser schlank halten können, lesen Sie ab Seite 3
Kulturmanagerinnen und Kulturmanager sind Allrounder, die bei Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik den richtigen Ton treffen, aber auch Bedürfnisse von Künstlern innerhalb eines realistischen Rahmens erfüllen müssen, schreibt Silke Anger, Expertin für Kulturmanagement. Was Manager noch alles über ihre Arbeit im Kunstbetrieb wissen sollten, lesen Sie ab Seite 8 „Selbstdisziplin ist ein Schlüssel zu einem erfolgreichen Leben“, sind Roy Baumeister und John Tierny überzeugt. In ihrem Buch untersuchen sie die „Macht der Disziplin“, berichten über Studien und darüber, wie wir selbst unseren Willen steuern können. Ein Auszug ab Seite 10
Fotos: FCm Travel Solutions, grow.up Managementberatung, Polzer, Campus Verlag
Ein Unternehmen ist nur so gut wie seine Mitarbeiter. Darum gilt es, bei Einstellungsgesprächen die Besten herauszufiltern. Dafür sollte man die richtigen Fragen stellen können, raten Uta Rohrschneider und Henrieke Flachmann. Einen Fragenkatalog finden Sie ab Seite 5
TreffpunkT wissen. roadshow 2013 wien | Mittwoch, 22. Mai 2013, Courtyard by Marriott Wien Messe
Mitarbeiterbindung: wien Tipps für Ihr Retention Management Lernen, netzwerken, Mittagessen. Auf der Skillsoft Roadshow 2013 erfahren Sie, wie Sie mit konkreten Maßnahmen die Mitarbeiterbindung aktiv steuern und welche Rolle Personalentwicklung und eLearning dabei spielen können. Die Veranstaltung dauert von 12 –14:30 Uhr, inkl. Lunch. Die Teilnahme ist kostenlos.
Impressum Herausgeber: Alexander Karp karp | communication company Layout & Grafik: Anton Froschauer Redaktion & Anzeigenverwaltung: Siegfriedgasse 52/19, 1210 Wien E-Mail: redaktion@bildungaktuell.at Web: www.bildungaktuell.at
Medieninhaber & Herausgeber: karp | communication company www.karp.at Siegfriedgasse 52/19, 1210 Wien Grundlegende Richtung: Journalistisch unabhängige Berichterstattung und Hintergrundberichte zu den
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Themen Aus- und Weiterbildung, Karriere, Lernen, Bildungspolitik. Hinweis: Bei allen personenbezogenen Bezeichnungen gilt die gewählte Form für beide Geschlechter. Alle im Inhalt angeführten Preisund Terminangaben sind vorbehalt-
lich Druckfehler und Änderungen. Bezahlte Texte sind als „Werbung“ gekennzeichnet. COPYRIGHT: Alle Rechte vorbehalten. Übernahme und Nutzung der Daten bedarf der schriftlichen Zustimmung des Herausgebers.
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Reisen und sparen Teil 2 der Serie: Die Anforderungen im Bereich Business Travel werden immer komplexer. Rasch wechselnde Rahmenbedingungen auf dem Geschäftsreisemarkt machen es selbst erfahrenen Travel ManagerInnen nicht leicht, den Überblick zu wahren und die Geschäftsreisekosten im Unternehmen schlank zu halten. Von Hannes Schwarz. Was heute noch gilt, ist morgen oft schon passé. Mitverantwortlich dafür ist der steigende Kosten- und Konkurrenzdruck auf Seiten der Leistungsträger. Das förderte auch ein kürzlich für Mitglieder von HQ (Headquarters Austria) veranstalteter Experten-Round-Table zum Thema „Schlankheits-Tipps fürs Travel Management“ zutage. Denn im Kampf um Kunden setzen Airlines und Hotels zunehmend auf Direktvertrieb. Doch so nachvollziehbar der Wunsch nach einem direkten Draht zum Kunden ist, so nachteilig wirkt er sich auf Geschäftsreise-Ausgaben im Unternehmen aus, wenn dadurch Leistungs- und Preis-Vergleiche vernachlässigt werden. Auch der Trend zum „Filetieren“ der Ticketpreise geht zu Lasten der Transparenz, seit die Big Player nach
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dem Vorbild der Billig-Airlines dazu übergehen, jede Leistung extra zu berechnen. Viel Geld auf der Strecke lassen Unternehmen auch beim Einkauf von Flügen, Hotels oder Mietwägen. Dabei können über Optimierung des Travel Managements Geschäftsreisekosten oft um bis zu 30 Prozent abgespeckt werden. ■ Hannes Schwarz ist Managing Director des internationalen Geschäftsreise-Spezialisten FCm TRAVEL SOLUTIONS, in Österreich exklusiver Partner der Dr. Richard/COLUMBUS Gruppe. FCm bietet großen und kleinen Unternehmen umfassende Travel-Management-Lösungen – von der Planung, Buchung und Abrechnung bis zur detaillierten Analyse und Optimierung. Klick! http://at.fcm.travel
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9 Tipps vom Travel-Management-Experten 1. Geschäftsreise-Bereich direkt dem CEO unterstellen 2. Travel Policy klar definieren und „von oben nach unten“ leben 3. interne Genehmigungs-Prozesse vereinfachen 4. Abläufe automatisieren (von der Buchung bis zur Abrechnung) 5. Hoteleinkauf auf wenige Ketten beschränken
6. für weniger komplexe Reisen Online-Portale einbeziehen, die Leistungen vergleichen können 7. Reporting-Daten fürs Controlling nutzen 8. Firmenkreditkarten einsetzen 9. Geschäftsreisebüro-Expertise einbeziehen
Web-Tipp: Mehr zu den Themen Geschäftsreisen, Travel Management, Reise und Tourismus lesen Sie im Internet unter Klick! www.travelbusiness.at
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Gesch채ftsreisen. Travel Management. Airlines. Hotels.
Was Business Traveller und Frequent Flyer wissen sollten.
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SIND SIE DER BESTE FÜR UNS? Wie Unternehmen im Bewerbungsgespräch die Mitarbeiter finden, die sie suchen. Von Uta Rohrschneider und Henrieke Flachmann BILDUNGaktuell 05/2013
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Kriterien, die der Bewerber unbedingt erfüllen muss und Kriterien, die zusätzlich wünschenswert sind. Die Ergebnisse der Anforderungsanalyse bilden die Basis für die Ableitung geeigneter Interviewfragen. Erarbeiten Sie vor allem für die erfolgskritischen Muss-Eigenschaften der Bewerber Fragen, mit denen Sie diese in Erfahrung bringen können.
Wer richtig fragen will, muss wissen, wen er sucht
Strukturiert und systematisch – Gespräche richtig führen
Die erste Frage im Personalauswahlprozess muss sein: Wen suchen wir eigentlich? Um wirklich alle erfolgskritischen Aspekte zu berücksichtigen, empfehlen wir, eine Anforderungsanalyse durchzuführen. Nehmen Sie die Stelle in einem ersten Schritt genau unter die Lupe und legen Sie fest: 1. Welche Ziele soll der Bewerber in der Position erreichen? 2. Welche Aufgaben muss der Bewerber erfüllen, um die Positionsziele zu erreichen? 3. Was muss der Bewerber „können“ und „wollen“, um die Aufgaben der Position gut zu erfüllen?
Eine gute Struktur ist das A&O in Einstellungsgesprächen. Erstellen Sie in der Vorbereitungsphase einen Interviewleitfaden, machen Sie sich Notizen zu den Fragen, die sich aus dem Lebenslauf der Bewerber ergeben. Arbeiten Sie am besten mit zwei Interviewern und verteilen Sie die Bereiche, zu denen jeder Fragen stellt, z. B. ein Interviewer, fachliche, methodische Fragen, der andere Persönlichkeits- und motivationsbezogene Fragen. Nutzen Sie im Interview Ihre vorbereiteten Fragen, um alle wichtigen Aspekte zu beleuchten. Wichtig ist, dass Sie alle erfolgskritischen Merkmale bei allen Bewerbern abfragen. Machen Sie sich Notizen zu den Aussagen der Bewerber, um diese später miteinander zu vergleichen. Eine der wichtigsten Regeln über- »
Legen Sie aus den erarbeiteten Eigenschaften Muss- und Kann-Kriterien fest. Bestimmen Sie BILDUNGaktuell 05/2013
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Der Bewerber steht im Mittelpunkt des Gesprächs und ihm gehören ca. 80 % der Redezeit. Das heißt für Sie: Fragen, fragen, fragen! Uta Rohrschneider
Der Erfolg im Unternehmen beginnt mit der Einstellung des richtigen Mitarbeiters. Die Interviewmethode ist bei der Personalauswahl das meistgenutzte Verfahren um herauszufinden, ob der Kandidat zum Unternehmen, zu den zukünftigen Aufgaben und dem Team passt. Wir stellen Mitarbeiter häufig auf Basis ihrer fachlichen Kompetenz und Erfahrung ein, aber gerade die „weicheren Faktoren“ wie soziale Kompetenz, Lernbereitschaft und Motivation entscheiden langfristig darüber, ob diese den Beruf mit Freude, Engagement und Erfolg ausüben. Für den Erfolg Ihrer Einstellungsinterviews ist es daher entscheidend, mit gezielten Fragen den Bewerber als Persönlichkeit kennenzulernen.
Am Ende des Bewerbungsgesprächs sollten Sie wissen, wie lernbereit, motiviert und selbstkritisch Ihr potenzieller Mitarbeiter ist
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haupt: Reden Sie nicht zu viel! Der Bewerber steht im Mittelpunkt des Gesprächs und ihm gehören ca. 80 % der Redezeit. Das heißt für Sie: Fragen, fragen, fragen! Sie wollen den Bewerber kennenlernen. Geben Sie keine Hinweise zu dem, was Sie als Antwort hören wollen. Überprüfen Sie immer wieder, ob Sie den Kandidaten richtig verstanden haben. Fragen Sie gezielt nach. In der Nachbereitungsphase werten Sie das Gespräch und Ihre Notizen aus und erstellen ein individuelles Stärken-/ Schwächen-Profil der Bewerber als Entscheidungsgrundlage.
Gezielt fragen Nachfolgend finden Sie Beispiele für Fragen zur Motivation, Selbstreflexion, Potenzial und Lernbereitschaft. Lassen Sie sich von diesen Fragen bei der Erarbeitung Ihrer eigenen Fragen anregen, um die „passenden“ Bewerber zu finden.
Fragen zur Motivation
» Worauf freuen Sie sich, wenn Sie morgens zur Arbeit fahren?
» Was motiviert Sie besonders? » Wie motivieren Sie sich, wenn Sie einmal keine Lust haben? » Was hat auf Sie eine demotivierende Wirkung? » Was macht Ihnen besonders viel Spaß?
Fragen zur Selbstreflexion
» Was zeichnet Sie als Person aus? » Was denken Sie, wie Sie auf andere Personen wirken? BILDUNGaktuell 05/2013
» Welche drei Worte beschreiben Sie am besten? » Worüber ärgern Sie sich? » Warum sollte sich ein Team freuen, dass Sie kommen?
Fragen zur Lernbereitschaft
» Wie gerne setzen Sie sich mit neuen Wissensinhalten auseinander?
» Aus welchen Fehlern haben Sie etwas gelernt?
» Auf welche Ihrer Leistungen sind Sie besonders stolz?
» Wo sehen Sie eigenen Entwicklungsbedarf? » Wann lernen Sie gerne? Fragen zum Potenzial
» Was sind Ihre kurz-/mittel- und/oder langfristigen Ziele?
» Wie werden Sie Ihre Ziele erreichen? » Welche Talente schlummern in Ihnen, z. B.
„Suchen Environment Improvement Technician für Vision Clearance „SuchenEnvironment Environment „Suchen Engineering Projekte.“ ImprovementTechnician Technician Improvement fürVision VisionClearance Clearance für EngineeringProjekte.“ Projekte.“ Engineering (Gesucht: Reinigungskraft zum Fensterputzen.)
(Gesucht: Reinigungskraft zum Fensterputzen.) (Gesucht: Reinigungskraft zum Fensterputzen.)
weil Sie sie noch nicht einsetzen konnten? » Gibt es etwas, worin Sie sehr gut sind? Wenn ja, was? Und wie sind Sie so gut geworden? » Wo sehen Sie Gründe für Ihren beruflichen Erfolg? ■ Uta Rohrschneider ist Geschäftsführerin der der grow.up. Managementberatung. Henrieke Flachmann ist Beraterin und Trainerin bei der grow.up. Managementberatung. Buchtipp: „Erfolgserprobte Einstellungsinterviews (Rohrschneider, Haarhaus, Friedrichs, Lohmer; Verlag BusinessVillage, 2013)
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kunst managen Es sind die kreativen Menschen, die unendlichen Möglichkeiten, aber auch die begrenzten Mittel, die einem im Kulturmanagement begegnen. Worauf es ankommt, weiß Silke Anger
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lerisch-kreativen Menschen und Inhalten, zum anderen durch häufig knappe finanzielle Ressourcen, die zur Umsetzung zur Verfügung stehen. Hier müssen angehende Kulturmanagerinnen und -manager zwischen sehr unterschiedlichen Welten vermitteln: Auf der einen Seite stehen Fördergeber und Sponsoren mit ihren Erwartungen und Ansprüchen, auf der anderen Seite Künstlerinnen und Künstler, die
möglichst ungestört Produktives schaffen sollen und wollen. Der dritte und nicht zu vernachlässigende Parameter ist das Publikum, ohne das die Veranstaltung keine ist. Auf dieser „Drehbühne“ agiert der Kulturmanager, die Kulturmanagerin, sie sind Allrounder, die bei Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik den richtigen Ton treffen, Bedürfnisse von Künstlern innerhalb eines realistischen »
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Führung im Kulturbetrieb unterscheidet sich – entgegen häufiger Einschätzung – nicht wesentlich von Leadership-Aufgaben in Wirtschaftsunternehmen. Der Einsatz von Strategien zur Unternehmensentwicklung wie gezielte Projektplanung, Steuerung und Controlling sind auch im Kulturbereich unumgänglich. Branchenspezifische Besonderheiten entstehen zum einen durch den Umgang mit künst-
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Rahmens erfüllen und das Publikum durch gezielte Kommunikationsmaßnahmen ansprechen sowie durch einen reibungslosen Veranstaltungsablauf in Begeisterung versetzen. Kulturmanager und -managerinnen kommen meist dann zum Einsatz, wenn Probleme zu lösen sind. Und das muss man aushalten können. Unabdingbare Skills sind neben inhaltlich/künstlerischem Know-how, einem Sinn für betriebswirtschaftliches Denken und Handeln und einem ausgeprägten Organisationstalent also vor allem die Fähigkeit, auch in hektischen Situationen Ruhe zu bewahren und den Blick fürs Wesentliche nicht zu verlieren. Für das Meistern schwieriger Situationen ist eine ausgeprägte Kommunikationskompetenz von Nöten. Aufgrund der Vielfalt in der Branche ist eine Generalisierung fast unmöglich: Zum Kulturbetrieb gehören renommierte große Häuser, internationale Festivals, Landestheater, Kleinstbühnen, Filmproduktionen usw. Dementsprechend groß ist die Bandbreite der Führung, denn in der freien Szene unterscheiden sich Unternehmenskultur und finanzielle Rahmenbedingungen natürlich massiv von hochsubventionierten Repräsentationsbetrieben. In Bezug auf die Zusammenarbeit mit Künstlern und Kreativen sind herkömmliche Vorurteile zu hinterfragen. Viele Künstlerinnen und Künstler sind heutzutage ihre eigenen Manager. Kreatives Denken und Handeln und ein Bewusstsein für betriebswirtschaftliche Zusammenhänge oder öffentlichkeitswirksame Präsentationen schließen sich nicht aus – ganz im Gegenteil. In der Zusammenarbeit von BILDUNGaktuell 05/2013
Kulturmanagern mit Künstlern ist daher eine klare Abgrenzung der Zuständigkeiten und ein respektvoller Umgang wichtig. Die künstlerische Gestaltung sollte in erster Linie bei den Kunstschaffenden liegen, Kulturmanager treten als Ermöglicher auf, die im Dialog zum gemeinsamen Ergebnis kommen. Kulturmanagement in einer globalisierten und digitalisierten Welt bedeutet nicht nur, sich in Kommunikation und Publikumsbindung den Herausforderungen des Web 2.0 zu stellen, sondern auch, offen für neue Finanzierungsformen zu sein wie etwa Crowdfunding. Die Veränderung der kulturellen Arbeitswelt hinsichtlich ortsunabhängigem Arbeiten und Rezipieren auf der einen Seite sowie einer zunehmenden Verschmelzung von Beruflichem und Privatem andererseits, bergen die Gefahr, über die eigenen Grenzen zu gehen. Diese Gefahr ist im Kulturbereich ohnehin stark gegeben, da hier Idealismus und Selbstverwirklichung häufig stärker motivierend wirken als beispielsweise die monetäre Entschädigung oder Arbeitszeiten. Burnout-Prävention im Kulturbereich ist daher ein wichtiger inhaltlicher Punkt für zukünftige Curricula. ■ Silke Anger, MAS, leitet den Universitätslehrgang Kulturmanagement (MAS) an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw). Die Bewerbung für die Aufnahme in den Universitätslehrgang ist noch bis 15. Mai 2013 möglich. Klick! www.mdw.ac.at/ikm/ � aufbaustudium/
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WER WILL,
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Es gibt einen Zusammenhang zwischen Selbstdisziplin und Erfolg. Interessante Erkenntnisse zum Thema von Roy Baumeister und John Tierney
BILDUNGaktuell 05/2013
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Menschen mit guter Selbstdisziplin scheint es besser möglich, stabile und befriedigende Beziehungen zu anderen Menschen zu knüpfen. Roy Baumeister, John Tierney nung. Die Kinder, denen dies gelang, lenkten sich meist durch etwas anderes ab. Die Experimente wurden in den sechziger Jahren durchgeführt und erregten damals ein gewisses Interesse in der Fachwelt. Durch Zufall machte Mischel viele Jahre später jedoch eine faszinierende Entdeckung. Seine Töchter besuchten dieselbe Schule, an der er die MarshmallowExperimente durchgeführte hatte. Mischel hatte die Versuche längst abgeschlossen und sich anderen Themen zugewandt, doch über seine Töchter hörte er immer wieder von ihren Mitschülern. Dabei stellte er fest, dass die Kinder, die nicht auf das zweite Marshmallow hatten warten können, sowohl in der Schule als auch außerhalb mehr Probleme zu haben schienen. Um zu überprüfen, ob sich dahinter ein Muster verbarg, spürte Mischel rund hundert der ursprünglichen Testteilnehmer auf. Und in der Tat bekamen diejenigen Jugendlichen, die im Alter von vier Jahren mehr Willenskraft gezeigt hatten, in der Schule bessere Noten. Wer als Kind eine ganze Viertelstunde auf seine Belohnung gewartet hatte, erzielte beim Test für den Hochschulzugang durchschnittlich um fast 10 Prozent bessere Ergebnisse als andere, die »
Wer sich selbst antreiben kann, hat große Vorteile. Dazu gehören nicht nur bessere Noten in der Schule, mehr Geld in Beruf und Alter, sondern auch bessere Gesundheit
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In der Psychologie sind geniale Theorien billig zu haben. Viele Menschen meinen, die Wissenschaft mache Fortschritte, wenn jemand ein brillantes neues Gedankengebäude errichtet, aber so funktioniert sie leider nicht. Eine Theorie aufzustellen ist nicht weiter schwer. Jeder hat seine Lieblingstheorie, um zu erklären, warum wir was wie tun, und viele Psychologen müssen sich bei der Präsentation einer neuen Theorie Sätze anhören wie: »Das hat doch schon meine Oma gewusst.« Aber wirkliche Fortschritte werden nur dann erzielt, wenn jemand eine Möglichkeit findet, eine Theorie in der Praxis zu überprüfen. Das tat zum Beispiel Walter Mischel. Er und seine Kollegen beschäftigten sich gar nicht mit Fragen der Selbstregulation, und es sollte Jahre dauern, ehe sie die Ergebnisse ihrer Untersuchungen überhaupt in einen Zusammenhang mit der Selbstdisziplin und der Willenskraft brachten. Mischel ging der Frage nach, wie Kinder lernen, die Befriedigung eines Bedürfnisses aufzuschieben, und entwickelte kreative Experimente, um den Prozess bei vierjährigen Kindern zu beobachten. Er brachte sie einzeln in einen Raum, zeigte ihnen ein Marshmallow und bot ihnen einen Handel an: Er werde den Raum verlassen, und die Kinder konnten das Marshmallow jederzeit essen. Aber wenn sie warteten, bis er zurückkam, versprach er ihnen zur Belohnung ein zweites Marshmallow. Einige Kinder steckten das Marshmallow in den Mund, kaum dass er den Raum verlassen hatte, andere widerstanden der Versuchung eine kurze Zeit, wieder andere warteten eine geschlagene Viertelstunde auf ihre Beloh-
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Schaut nicht auf die Uhr, schaut in eure Herzen. Wer dort nur ein Fünkchen von Willenskraft findet, sollte dieses entzünden und weiterentwickeln
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der Versuchung bereits nach einer halben Minute erlegen waren. Die Kinder mit größerer Willenskraft waren beliebter bei ihren Klassenkameraden und Lehrern. Sie verdienten mehr Geld. Sie wiesen einen besseren Body-Mass-Index auf und waren seltener übergewichtig. Sie hatten weniger Drogenprobleme. Dies war umso erstaunlicher, als Ergebnisse aus Experimenten in der frühen Kindheit nur selten Aufschluss über die persönlichen Eigenschaften im späteren Leben geben. Genau diese Erkenntnis war es auch gewesen, die der Freudschen Psychoanalyse den Todesstoß versetzt hatte, denn diese hatte frühkindliche Erlebnisse als Grundlage der erwachsenen Psyche gesehen. Als Martin Seligman in den neunziger Jahren die Forschungsliteratur auswertete, fand er keinen Hinweis darauf, dass Erlebnisse aus der Kindheit Auswirkungen auf die Persönlichkeit im Erwachsenenalter haben, von schweren Traumata und Unterernährung einmal abgesehen. Besaß jemand ein sonniges Gemüt oder war er ein Griesgram, so ließ sich das eher auf angeborene Eigenschaften zurückführen. Es kann durchaus sein, dass die Willenskraft, sich einem Marshmallow zu widersetzen, eine genetische Komponente hat, aber sie schien auch erlernbar. Es war einer der seltenen Fälle, in denen sich ein Vorteil aus der Kindheit ein Leben lang auszahlt. Das ist umso bemerkenswerter, wenn man sich die Vorteile der Selbstdisziplin insgesamt ansieht. Genau das tat Roy Baumeister in seinem Fachbuch Losing Control, das er 1994 mit seiner Frau Dianne Tice von der Case Western
University und seinem Kollegen Todd Heatherton von der Harvard University veröffentlichte. „Mangelhafte Selbstregulation ist die gravierendste gesellschaftliche Krankheit unserer Zeit“, schrieben sie und verwiesen auf hohe Scheidungsraten, häusliche Gewalt, Verbrechen und eine Vielzahl weiterer Probleme. Das Buch regte weitere Experimente und Untersuchungen an, unter anderem die Entwicklung einer Skala zur Messung der Selbstdisziplin in Persönlichkeitstests. Als Psychologen die Noten von Studenten mit rund drei Dutzend Persönlichkeitseigenschaften verglichen, stellten sie fest, dass Selbsdisziplin die einzige Eigenschaft war, die in direktem Zusammenhang mit den Noten stand. Selbst der Intelligenzquotient und das Ergebnis des Hochschulzugangstests gaben weniger Aufschluss über die späteren Leistungen an der Universität. Intelligenz stellte zwar offen-
sichtlich einen Vorteil dar, doch die Untersuchung zeigte, dass die Selbstdisziplin wichtiger war, da sie den Studenten half, regelmäßig an ihren Vorlesungen teilzunehmen, ihre Hausaufgaben rechtzeitig zu beginnen sowie mehr Zeit auf ihr Studium und weniger auf ihre Freizeitgestaltung zu verwenden. Am Arbeitsplatz werden Führungskräfte mit größerer Selbstdisziplin von ihren Mitarbeitern und Kollegen besser bewertet. Menschen mit guter Selbstdisziplin scheint es besser möglich, stabile und befriedigende Beziehungen zu anderen Menschen zu knüpfen. Sie zeigen mehr Empathie und sind eher in der Lage, Dinge aus der Sicht der anderen zu sehen. Sie sind emotional gefestigter und neigen weniger zu Angst, Depression, Paranoia, Psychosen, zwanghaften Verhaltensweisen, Essstörungen, Alkoholproblemen und anderen psychischen Leiden. Sie reagieren weniger häufig mit Ärger,
und wenn, dann werden sie seltener aggressiv, weder verbal noch physisch. Menschen mit mangelnder Selbstdisziplin schlagen dagegen ihre Partner eher und begehen mit größerer Wahrscheinlichkeit eine ganze Reihe anderer Delikte. Das Muster war eindeutig, wie June Tangney nachwies, die in Zusammenarbeit mit Baumeister ein Maß für Selbstdisziplin in Persönlichkeitstests entwickelte. Bei der Untersuchung von Häftlingen stellte sie beispielsweise fest, dass diejenigen Straftäter mit mangelnder Selbstdisziplin nach ihrer Haftentlassung mit größerer Wahrscheinlichkeit erneut straffällig wurden. Der beste Beweis stammt jedoch aus dem Jahr 2010. In einer beispiellosen, langfristig angelegten Untersuchung verfolgte ein internationales Forscherteam eintausend neuseeländische Kinder von der Geburt bis zum 32. Lebensjahr. Um die Selbstdisziplin verlässlich zu messen, griffen die Wissenschaftler zu verschiedenen Methoden (Beobachtungen der Wissenschaftler selbst, Berichte von Eltern und Lehrern sowie Selbstbeschreibungen der Kinder). Dann verglichen sie die Ergebnisse mit einer Vielfalt von Verhaltensweisen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Wer als Kind über ein höheres Maß an Selbstdisziplin verfügte, war im Erwachsenenalter gesünder, hatte mit geringerer Wahrscheinlichkeit Übergewicht oder Geschlechtskrankheiten und sogar gesündere Zähne (zur Selbstdisziplin gehören offenbar auch regelmäßiges Zähneputzen und die Verwendung von Zahnseide). Die Selbstdisziplin hatte zwar keine Auswirkungen auf Depression im Erwachsenenalter, doch führte » Seite 12
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ihr Mangel häufiger zu Alkohol- und Drogenproblemen. Je unbeherrschter die Teilnehmer im Kindesalter waren, umso weniger verdienten sie als Erwachsene, umso weniger Geld hatten sie auf dem Konto oder für die Altersvorsorge zurückgelegt und umso geringer war die Wahrscheinlichkeit, dass sie in den eigenen vier Wänden lebten. Kinder mit mangelnder Selbstdisziplin waren als Erwachsene häufiger geschieden oder Alleinerziehende, vermutlich weil sie nicht die Disziplin aufbrachten, eine langfristige Beziehung einzugehen. Wer dagegen schon als Kind eine angemessene Selbstdisziplin aufgewiesen hatte, lebte später mit größerer Wahrscheinlichkeit in einer stabilen Ehe und erzog seine Kinder in einem gemeinsamen Haushalt. Und schließlich landeten Teilnehmer, die sich schon als Kinder nicht be-
herrschen konnten, später eher im Gefängnis: Von den Teilnehmern, die als Kind die geringste Selbstdisziplin mitgebracht hatten, waren 40 Prozent im Alter von 32 Jahren mindestens einmal mit dem Gesetz in Konflikt gekommen, im Vergleich zu 12 Prozent der Testpersonen, die als Kinder ein hohes Maß an Selbstdisziplin an den Tag gelegt hatten. Diese Unterschiede hingen zwar zum Teil auch mit der Intelligenz, der ethnischen Herkunft und der sozialen Schicht zusammen, doch die Willenskraft stellte mit Abstand den einflussreichsten Faktor dar. In einer Nachfolgeuntersuchung erhoben dieselben Wissenschaftler Daten zu den Geschwistern in derselben Familie und verglichen sie mit den Daten von Kindern aus ähnlichen Familien. Wieder ging es denjenigen, die als Kinder unbeherrschter gewesen waren, im Erwachsenenalter durchgängig schlechter: Sie hatten mehr gesundheitliche Probleme und weniger Geld in der Tasche und saßen mit größerer Wahrscheinlichkeit im Gefängnis. Die Resultate hätten nicht eindeutiger ausfallen können: Selbstdisziplin ist eine entscheidende Stärke und ein Schlüssel zu einem erfolgreichen Leben. ■ Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch „Die Macht der Disziplin“ (Campus Verlag, 2012). Roy Baumeister ist Francis Eppes Eminent Professor of Psychology an der Florida State University. Er ist einer der bekanntesten Psychologen und Autor zahlreicher Bücher. John Tierney ist Autor und Wissenschaftsjournalist. Klick! www.campus.de �
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