NA CH HA LT IG BE SS ER
Bäcker von morgen backen das Brot von heute mit dem Handwerk von gestern. So weit muss Bio gehen.
Die Ursprungs-Bäcker backen nach wiederbelebtem, traditionellem Bäckerhandwerk ausschließlich mit österreichischem Bio-Mehl, Wasser und reinsten Zutaten. Gänzlich ohne Zusatzstoffe. Sorgfältig bereiten sie den Natursauerteig zu und führen ihn mehrstufig: Immer wieder kann der Teig bei genau abgestimmten Temperaturen rasten und reifen, wird wieder mit Mehl und Wasser ergänzt und gut geknetet. Dieses Brot schmeckt einzigartig und ist bekömmlich. Mehr unter www.zurueckzumursprung.at
Biorama Nº. 16
auftakt
03 05 Editorial 06 Global Village Die Welt im Großen & Kleinen
inhalt
Cover: Brot 16 Brot weltweit eine Weltkarte voll Wert 18 Seltene Brotsorten Der neue Trend zum alten Korn 20 Brotbackmaschine Nachhaltiger Brotbackautomat 22 Brot-Boutique Brot vom Architekten
Magazin
16 back-kunst Brot ist ein Grundnahrungsmittel – gleichzeitig aber auch weit mehr als das. Jede Region hat ihre typischen Vorlieben, von europa bis Australien. Parallel zur industriellen Massenproduktion hat sich wieder eine interessante Vielfalt an kleinen Naturbäckereien entwickelt, die sich durch traditionelle Herstellungsweisen und Verwendung von ursprünglichen Getreidesorten um den erhalt einer jahrhundertealten Brotbackkultur bemüht.
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26 Urban Mining Die Stadt als Rohstoffmine 30 Urbane Gemeinschaftsgärten Landwirtschaft in die Stadt 32 Fatbikes Schneeradeln mit den Fatbikes 34 Fahrrad Tools Hausmittel gegen den Frost 36 Faire Gadgets Nachhaltige Techno-Tools 42 Grüne Schule umweltlehre und Schulfarm 46 Tonis Tipps Tipps für urbanes Hühnerhalten 50 Superhenne Hanna Wie ein Kinderbuchklassiker eine Volksschulklasse inspirierte 52 Die Welt, die wir uns wünschen Bausatz für eine Zivilisation 54 Edition Nautilus Theorien zum Aufstand 77 Speis und Trank Genuss ohne Reue: Bioweine
Marktplatz 64 68 64 72 74 urban mining Die Großstadt als Rohstofflager. Wir haben uns angesehen was hinter urban Mining steckt und was es bewirkt.
faire gadgets Digitales Leben hinterlässt ökologische Spuren – wie man den eigenen Techno-Konsum nachhaltig gestalten kann.
Kosmetik Rasur Urban Tools Reise DIY-Rezept Kürbis-Muffins Sarah Satt und ihre Rezepte Hochprozentiges
Kolumnen 56 Elternalltag 79 Paniert und tiefgekühlt 82 Und hinter mir die Sintflut
Diese Seite entspricht der Stallfläche, die eine normale Henne aus Bodenhaltung zur Verfügung hat. Hühner von Ja! Natürlich leben in Freilandhaltung und haben viel, viel, viel mehr Platz. Denn wo Ja! Natürlich draufsteht, ist artgerechte Tierhaltung drin. Mehr über unsere strengen Bio-Richtlinien unter www.janatuerlich.at
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editorial, impressum
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ie beste Nachricht zuerst: ab 2012 wird biorama alle zwei Monate erscheinen – anstatt wie bisher bloß viermal jährlich. Ja, wir freuen uns auch. Weil das aber viel Arbeit bedeutet, die wir auch bezahlen müssen, freuen wir uns noch mehr, wenn ihr diese Neuigkeit gleich nützt, um ein Abo zu bestellen – für euch selbst, als Geschenk für die beste Freundin oder gleichgesinnte Kollegen. Das kostet nicht viel und bereichert enorm. Viel Positives gibt es auch über www.biorama.eu und die beiden neuen Mikro-Blogs zu berichten: Sarah Krobaths »Bio-Mittagspause« dokumentiert den Versuch, sich im hektischen Büro-Alltag gesund und vegetarisch selbst zu versorgen (siehe auch Seite 072). In »thx4cooking« wiederum bloggt Parvin Razavi über ihren Alltag als zweifache Mutter mit dem Anspruch, ihre Familie bewusst zu ernähren. Vorbeizuschauen lohnt sich – nicht zuletzt der mitgelieferten Rezepte wegen. Weite Kreise zog unser Interview mit den beiden Initiatoren von eingutertag.org. Der alltagstaugliche Ansatz der Kampagne, den Umgang mit Ressourcen bewusster und damit schonender zu gestalten, überzeugte nicht nur uns: Einer der beiden wurde in die orf-Sendung »Club 2« geladen. Auch andere Medien, Blogs, Kommunen oder das renommierte Forum Alpbach zeigten Interesse. Einen schöneren Beweis dafür, dass es sich auszahlt, guten Ideen, notwendigen Initiativen oder auch bloß besseren Produkten eine kritische Plattform zu bieten, gibt es nicht.
Thomas Weber weber@biorama.eu
WWW.BIORAMA.EU
impressum HERAUSGEBER Thomas Weber CHEFREDAKTION Ursel Nendzig (karenziert) redaktionsleitung Maximilian Zeller AUTOREN Mirjam Bromundt, Andreea Dosa, Michael Huber, Nina Daniela Jaksch, Michael Kirchdorfer, Micky Klemsch, Franz Knipp, Sarah Krobath, Sascha Montag, Martin Mühl, Teresa Pentzold, Sebastian Rahs, Werner Reiter, Julia Schoon, Katharina Seiser, Marlene Sindhuber, Wolfgang Smejkal, Johanna Stögmüller, Jonas Vogt, Magdalena Vukovic, Maximilian Zeller FOTOGRAFIE Florian Bilek, Bernd Gossi, Nicole Fleck, Nina Daniela Jaksch, Tanya Kaindlbauer, Stefan Knittel, Teresa Pentzold, Marlies Plank, Kurt Prinz, Marlene Sindhuber, Davinia Stimson, Corinna Weigl, Michael Winkelmann MODESTRECKE Daliah Spiegel, Magdalena Vukovic ILLUSTRATIONEN Sig Ganhoer, Nana Mandl COMIC Leopold Maurer ART DIRECTOR Sig Ganhoer GESTALTUNG Sig Ganhoer, Manuel Fronhofer (Super-Fi) LEKTORAT Wolfgang Smejkal, Adalbert Gratzer ANZEIGENVERKAUF Herwig Bauer, Nina Daniela Jaksch, Micky Klemsch (Leitung), David Kreytenberg, Thomas Weber WEB Super-Fi, m-otion DRUCK Druckerei Janetschek, Gußhausstraße 24–26, 1040 Wien PRODUKTION & MEDIENINHABER Monopol GmbH, Favoritenstraße 4–6 / III, 1040 Wien GESCHÄFTSFÜHRUNG Bernhard Schmidt KONTAKT Biorama c/o Monopol GmbH, Favoritenstraße 4–6 / III, 1040 Wien; Tel. +43 1 9076766; www.biorama.eu, www.monopol.at, redaktion@biorama.eu BANKVERBINDUNG Monopol Medien GmbH, easybank, Kontonummer 20010710457, BLZ 14200 ABONNEMENT siehe Website: www.biorama.eu ERSCHEINUNGSWEISE 4 Ausgaben pro Jahr ERSCHEINUNGSORT Wien VERLAGS-POSTAMT 1040 Wien
BLATTLINIE Biorama ist ein unabhängiges, kritisches Magazin, das sich einem nachhaltigen Lebensstil verschreibt. Die Reportagen, Interviews, Essays und Kolumnen sind in Deutschland, Österreich und der ganzen Welt angesiedelt. Sie zeigen Möglichkeiten für ein Leben mit Qualität für Mensch und den Planeten Erde. Ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. Biorama erscheint viermal im Jahr.
foto Michael Winkelmann
Eigenlob und Wirkungsmacht
NACHHALTIGKEIT IM BRIEFKASTEN? BIORAMA IM ABO:
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Animal Rights
Nackte Tatsachen? Drei Jahre lang hat Regisseur Igor G. Hauzenberger Tierschützer begleitet, denen »Der Prozess« gemacht wurde. Vorwurf: Bildung einer kriminellen Organisation. Der gleichnamige Film bezieht recht eindeutig Stellung, dokumentiert den Justizskandal aber auch für jene aufschlussreich, denen die Aktivitäten der Tierschützer zu weit gehen. Er zeigt, wie schnell engagierte Bürger unter Terrorverdacht geraten. Auf der Viennale mit dem Wiener Filmpreis ausgezeichnet, seit 25. November in Österreich im Kino. www.derprozess.com
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Das neugestaltete Amtshaus in Ottensheim wurde 2010 mit dem österreichischen Bauherrenpreis ausgezeichnet.
ARCHITECTURE
Wider den Donut-Effekt Bei der »Leerstandskonferenz« in Ottensheim ging es darum, ein öffentliches Bewusstsein für ein zu lange verdrängtes Problem zu schaffen.
Ausgezeichnet Leben mit dem Österreichischen Umweltzeichen Schaut auf Umwelt und Qualität www.umweltzeichen.at
Die Rede ist von leerstehenden, ungenutzten Gebäuden und Räumen im ländlichen Raum. Durch die jahrzehntelange Siedlungserweiterung an den Ortsrändern kommt es häufig zum Donut-Effekt: Moderne Einkaufszentren wandern auf die grüne Wiese ab, während sich die identitätsprägenden Ortszentren entleeren. Wo die Einwohner fehlen, rutschen auch die Frequenzbringer wie Bäcker oder Apotheke im Zentrum mit ins »Donut«-Loch. Die Folge sind leerstehende Gebäude und Geschäftsflächen, die von den Eigentümern nicht mehr erhalten und saniert werden können. Ottensheim bei Linz hat eine Reihe von Initiativen gestartet, die sich der Neunutzung des baulichen Leerbestands widmen. Herausragendes Beispiel ist dabei das Amtshaus mit dem zur Straße offenen Gemeindesaal mitten am Marktplatz. Im Oktober 2011 fand dort die erste Leerstandskonferenz mit Vertretern aus Architektur, Raumplanung und Wirtschaft statt. Gefordert sind – da waren sich alle Beteiligten einig – eine kluge Bestandspolitik und finanzielle Anreize zur Wiederbelebung von Ortskernen und entsprechend ausgestattete Stadtumbauprogramme. Daten über Leerstände zu erheben und sichtbar zu machen, sei dabei die dringlichste Voraussetzung.
09 street talk WIR FRAGEN, 5 VEGETARIER antworten:
Nicht unbedingt, aber sie können gerne friedlich auf meinem Teller einschlafen! Stimme aus dem Off
Magdalena Studentin
Frau Schreiner Hausfrau und Mutter
Ich finde es immer schade, wenn Tiere aussterben, schließlich bin ich als Vegetarier für Artenvielfalt und möchte diese wahren. Andererseits ist es irgendwo notwendig, dass Tiere aussterben, denn es kommen ja auch neue Arten nach. Trotzdem ist es für mich nicht okay, neue Rassen zu kreieren, nur um sie zu essen.
Nein, ich möchte nicht, das Nutztiere aussterben. Denn sie sind dafür da, unsere Umwelt sowie Weiden und Wiesen in Schwung zu halten. Die Tiere sollen nicht als unsere Nahrung dienen, das ist nicht ihre Aufgabe. Ich verzichte nicht nur auf Fleisch, sondern kaufe mir auch vegane Kleidung. Besonders für meinen Sohn will ich ein gutes Vorbild sein, damit er ein bewussteres Leben führt.
Franziska Kriminalbeamtin
Sebastian Student
Ich finde es furchtbar, dass Nutztiere aussterben, aber nicht wegen dem Menschen, sondern wegen der Tiere selbst. Durch das Aussterben werden die Menschen nicht zu Vegetariern, denn das wird man aus Überzeugung! Außerdem würden die Leute dann eben ein anderes Tier essen, statt ganz darauf zu verzichten.
Das ist ja paradox, auf der einen Seite werden Tiere gegessen, auf der anderen Seite sterben welche aus, eben weil sie keiner isst. Ich weiß nicht so recht, was ich dazu sagen soll, außer dass man da in moralische Konflikte kommt. Grundsätzlich bin ich aber dagegen, dass Tiere aussterben.
Alex Tontechniker Die Auswirkung für das Aussterben sehe ich darin, dass Fleisch in Massen konsumiert wird. Fleisch von großen Einheitsrassen wird sehr viel konsumiert, von kleinen Rassen hingegen nicht. Deshalb sterben die kleinen Nutztierrassen aus. Ich esse seit 1 ½ Jahren kein Fleisch mehr, aus dem einen Grund, dass ich schlecht kontrollieren kann, wo das Fleisch herkommt. Darum ist es wichtig zu kontrollieren, wo das Fleisch herkommt. An alle Fleischesser: Besser Bio-Fleisch kaufen als Fleisch aus Großtierhaltungen.
links fotos sue Architekten, Hertha Hurnaus — RECHTS nterview und fotos Marlene Sindhuber, Nicole Nestler
» Möchtest du, dass Nutztiere aussterben?«
global village FOTOS Micky Klemsch, Tollwood
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TOLLWOOD FESTIVAL
Na Toll – Ökologisch Korrektes auf der Wiesn Dort, wo am Oktoberfest rekordverdächtig Bier getrunken wird, baut sich in der Vorweihnachtszeit das Münchner Tollwood-Festival auf. Kunsthandwerk, Kultur und Kulinarik. Dazu ein Schuss Diskussion. Das ist das Rezept, das jährlich über 1,5 Millionen Besucher anzieht. Im Sommer in den Münchner Olympiapark und seit 20 Jahren auch zur winterlichen Version des Kulturfestivals, das seit einigen Jahren auf der Theresienwiese beheimatet ist. Am 23. November startet Tollwood und bietet bis zum letzten Tag des Jahres Programm. Noch kein Weihnachtsgeschenk? Am Markt der Ideen bieten sich zahlreiche Aussteller mit ihren Kunsthandwerksideen an, das Problem zu lösen. Im Weltsalon werden ökologische und gesellschaftliche Themen aufgetischt. Das multimedial gestaltete Zelt entführt die Besucher mit interaktiver Kunst, Podiumsdiskussionen, Improtheater und Kabarett auf eine Reise durch Zeit und Raum. Bei der Tollwood-UmweltAktion »Aufgetischt« können sich die Besucher dagegen wehren, dass ihnen die Lebensmittelindustrie mittels Gentechnik und anderer Schönfärberei allerlei Unerwünschtes auf den Tisch schummelt: »Was ist da drin?« heißt das Thema im »Aufgetischt«-Pavillon, mit dem Tollwood gegen die falschen Versprechen ankämpft, die den Verbrauchern manch Speise schmackhaft machen sollen. Apropos schmackhaft: Die gesamte Festivalgastronomie ist biozertifiziert. www.tollwood.de
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Die bisher schweigende Mehrheit zeigt sich und ihre Wut im Internet.
occupy wall street
wir sind die 99 prozent Occupy Wall Street nennt sich die US-Protestbewegung, deren Anhänger mit dem Slogan »We are the 99 percent« nicht nur auf die Straße gehen. diten, die sie für ihr Studium aufgenommen haben, von unfinanzierbaren Behandlungskosten, Arbeitslosigkeit und Mehrfach-Jobs. Natürlich wäre es naiv zu glauben, dass 99 Prozent der Bevölkerung die gleichen Interessen und Bedürfnisse hätten. Es geht vielmehr um das eine Prozent, jene Superreichen, die das meiste Vermögen und einen Großteil der Wirtschaft kontrollieren, wogegen große Teile der Bevölkerung Existenzsorgen haben. Die BlogInitiatoren erklären den Titel so: »Wir machen viele Überstunden für wenig Geld und ohne Rechte – wenn wir überhaupt Arbeit haben. Wir bekommen nichts, während 1 Prozent der Bevölkerung alles bekommt. Wir sind die 99 Prozent.« wearethe99percent.tumblr.com
FOTOS wearethe99percent.tumblr.com
Der öffentliche Protest begann am 17. September, als eine Handvoll Studenten im New Yorker Finanzdistrikt im Süden Manhattans gegen die Macht der Banken demonstrierte. Erst waren es nur wenige, die einen Park nahe der Wall Street besetzten, bald aber schlossen sich immer mehr Menschen dem Camp an und der »Occupy«Protest gegen Regierung und Finanzwirtschaft setzte sich auch in anderen US-Städten fort. Gleichzeitig wurde eine eigene Seite auf dem Mikroblogging-Portal Tumblr ins Leben gerufen. Unter dem Motto »We are the 99 percent« haben seither Hunderte Menschen Beiträge ins Netz gestellt, in denen sie ihre Lebensumstände schildern und der Bewegung ein Gesicht geben. Die Autoren fotografieren sich mit handgeschriebenen Zetteln, auf denen sie ihr Leben beschreiben von ihrem ganz persönlichen Alptraum erzählen: von hohen Kre-
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ECo fooTWEAR
dänISCHE fLASCHEn-SCHUHE
foto www.hummel.dk
Der Sportbekleidungshersteller Hummel baut sein Recycling-Programm aus und fertigt nun auch Indoor-Sportschuhe aus PET-Flaschen. Hummel ist seit 1923 im Geschäft und produziert in erster Linie ernstzunehmende Ausrüstung für bei uns nicht all zu verbreitete Sportarten wie Football, Rugby oder Cricket. Neben Schuhen verkauft der dänische Hersteller auch allerlei Textilien von T-Shirts bis zu klassischer Outdoor-Bekleidung. Der allgemeine Sneaker-Trend wurde aber erkannt und genutzt: Seit einigen Jahren sieht man Hummel auch in unseren Breiten und abseits der Sportplätze immer häufiger; vor allem die überknöchelhohen Modelle mit den beiden LogoPfeilen auf der Seite. Knallbunt sind viele dieser Schuhe – nicht nur, wenn sie Teil der Haribo-Kollektion sind. Bereits 2010 setzte Hummel erstmals auch auf Nachhaltigkeit – passend zum Karma-Marketingmotto: »Was man sät, das wird man ernten«. Die Black Eyed Peas präsentierten auf ihrer The e.n.d. World Tour die HummelAktion Reth?nk, bei der es darum ging, gebrauchte PETFlaschen zu sammeln, um aus diesen Schuhe und Jerseys zu produzieren. Immerhin 11.500 Kleidungsstücke wurden damals aus den Plastikflaschen gefertigt. Berücksichtigt werden dabei nicht nur das Material, sondern auch die Produktionsmethoden. Die Aktion wurde im Rahmen des Handball World Cup 2010 in Schweden präsentiert.
In weiterer Folge fanden sich nicht nur in der Sommerkollektion 2011 einige Modelle aus wiederverwertetem Polyester, sondern Schuhe, Zip-Jacken und T-Shirts werden jetzt auch in der aktuellen Herbst / WinterKollektion präsentiert. Neu dabei ist eine IndoorschuhLinie inklusive dem Topmodel »Rebel Recycled«. Marken-Botschafter sind diesmal nicht die Black Eyed Peas, sondern Profi-Sportler wie der französische Handballer Daniel Narcisse oder Handball-Vizeweltmeister Mikkel Hansen. Im Gegensatz zu den stilsicheren Fashion-Sneakern ist das Design der Sportschuhe wie dem »Rebel Recycled« zwar nicht ganz so gelungen, aber das ist ein Problem, das funktionsfokussierte Sportartikel immer wieder haben.
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Prof. Renate Schroeder, Ko-Autorin Ursel Nendzig und das Hennei.
dIE HEnnE Und dAS EI
WAS IST LEbEn?
Als Grundprinzip ihrer Überlegungen dient Schroeder dabei die rna-Hypothese, die besagt, das die rna-Bausteine irgendwann im Laufe der Entstehung von Leben auch dazu in der Lage waren, ihren Metabolismus selbst zu steuern sich selbst zu erschaffen. Wenn die Schöpfung nun aber naturwissenschaftlich erklärt werden kann, entsteht Diskrepanz zwischen Glaube und Wissen. Schröder spricht in diesem Zusammenhang von »angewandter Bioethik« als notwendige Grundlage einer liberalen Wissensgesellschaft. Was ist Bioethik – worauf baut sie auf und welche Implikationen hat sie für unser gesellschaftliches Zusammenleben? reneé schroeder: Die Bioethik gehört zur angewandten Philosophie und dient dazu, aus den Moralvorstellungen einer Gesellschaft Handlungsempfehlungen abzugeben. Wichtig dabei ist, dass Moralvorstellungen sich ändern und für jede Gruppe von Menschen unterschiedlich sein können. So ist es in der österreichischen katholischen Gesellschaft verboten, Embryonen zur Adoption frei zu geben. Stattdessen müssen diese vernichtet werden. In anderen Ländern, z.B. usa, ist es selbstverständlich, dass man einem Paar die Möglichkeit bietet Embryonen zu adoptieren.. In Ihrem Buch stellen Sie u.a. die These auf, dass Migration auch den Genpool des Menschen verän-
dert. Welche – genetischen – Entwicklungen sehen Sie in einer globalisierten Welt auf uns zu kommen? Es ist jedem ersichtlich, dass Inzucht zu einer erhöhten Anhäufung von genetisch bedingten Krankheitsbildern führt. Je diverser und vielfältiger eine Gesellschaft ist, desto eher verdünnt sich das Auftreten von genetischen Krankheiten. Den globalen Genpool haben wir längst. Die Erde hat sich ja durch Migration bevölkert. Erst die Erfindung von Nationalstaaten und geografische Immobilität ließ genetische Nischen entstehen. Wo wird uns die Genforschung in den nächsten 100 Jahren hinführen? Und welche Rolle wird Spiritualität und Lebensphilosophie in einer Welt spielen, die theoretisch im Labor designt werden könnte? Die Genforschung und die Reproduktionsmedizin wirken einer verstärkt auftretenden Unfruchtbarkeit entgegen. Diese Welt ist wirklich nur theoretisch in den Köpfen der Menschen designt. In der Praxis findet kein Design statt, nur eine partielle Selektion gegen einzelne Krankheiten. Die genetische Manipulation der Keimbahn ist derzeit nicht erlaubt. Die Spiritualität und die Lebensphilosophie der einzelnen Individuen sollte die Basis für die Entscheidung sein, auf welche Weise diese ihre Unfruchtbarkeit oder eventuelle genetische Prädispositionen akzeptieren oder vermeiden wollen. www.dashennei.net
foto Stefan Knittel
Was kam zuerst – die Henne, oder das Ei? Eine Scherzfrage, die tief ins Spiralgerüst der DNA vordringt. Die Biochemikerin Renée Schroeder stellt in ihrem Buch die Frage nach dem Wesen des Seins und dem Ursprung der Schöpfung..
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nATIonALpARk nEUSIEdLERSEE
WInTERSCHnITT
fotos Markus Brunner
Eine feste Eisdecke, Windstille, Sonnenschein und fünf Grad unter Null braucht es – dann wird auf dem Neusiedlersee Schilf geschnitten. Gereinigt und gebündelt deckt es Dächer in ganz Europa. Wenn der See ganz zugefroren ist, der Wind steht und es die Sonne durch den Winterhimmel schafft, dann fährt Wilhelm Schiwampl mit seiner Pistenraupe aufs Eis. Schiwampl, im Brotberuf Berufsschullehrer, hat hier 340 Hektar des Schilfgürtels gepachtet und bis Mitte März Zeit. Dann beginnt die Brutzeit der Vögel und die Bewirtschaftung der Uferregion ist tabu. Schiwampls Vorfahren haben die Arbeit noch mit der Hand verrichtet. »Das Schilf wurde schippelweise zusammengebunden. Die Sicheln hatten einen verlängerten Griff, das kennen Sie vielleicht aus dem Museum. Oft wurde im Spätherbst im Wasser begonnen und im Frühjahr stand man beim Schneiden auch schon wieder im Wasser. Auch die Kinder mussten helfen. Eine schwere Arbeit!« Dafür hat Schiwampl heute 145 PS. Seine Pistenraupe wurde so umgebaut, dass sie durch den erhöhten Motor auch im Wasser schneiden könnte. Theoretisch. Denn das Schilf muss ohnehin blattlos sein – also ordentlich durchgefroren –, um geerntet werden zu können. Vor allem im hohen Norden Europas wird sein Schilf geschätzt und gekauft. In den Niederlanden, Südengland und Norddeutschland ist es seit Langem Tradition, Dächer mit Schilf zu decken. Auch als Baumaterial für Niedrigenergie-Häuser erfreut sich Schilf heute wegen seiner hohen Wärmespeicherkapazität, guten Schalldämmung und Resistenz gegen Fäulnis und Schimmel zunehmender Beliebtheit.
Es ist eine der wenigen Pistenraupen, die in der pannonischen Tiefebene zum Einsatz kommen: zur Schilferntemaschine umgebaut. Geschnitten werden darf bis Mitte März. Dann beginnt die Brutzeit der Vögel.
Früher – das zeigen alte Kalenderfotos – war auch im Burgenland fast jedes Haus, jede Scheune mit Schilf gedeckt. Heute erntet man am Neusiedlersee vor allem für den Export. Acht Firmen sind auf der österreichischen Seite des Sees aktiv, einige auch am ungarischen Ufer. Die Konkurrenz ist groß, vor allem aus China. Die Qualität aus China sei schlechter, sagt Schiwampl, die Gräser aus Fernost feiner und sehr biegsam. Der Nachteil: Die Flickarbeiten wären mit dem biegsamen Schilf sehr schwierig. Dabei sei genau das ein Argument für den nachwachsenden Baustoff: Eine Deckung hält gute 25 Jahre und richtig ausgebessert deckt so ein Schilfdach schon einmal 100 Jahre. Die holländischen Dachdecker würden deshalb zögern, das chinesische Gras einzusetzen. »Es ist erst seit zehn Jahren am Markt, niemand weiß genau, wie beständig es ist«, sagt Schiwampl, und lenkt seinen Viertonner aufs Eis. www.neusiedlersee-schilf.at
Kaum zu erwarten: der neue Sonnentor TeeAdventkalender mit seinen aufklappbaren Flügeln und idyllischen Motiven, den 24 verschiedenen Bio-Tees in Aufgussbeuteln und dem beigelegten Büchlein mit stimmungsvollen Gedanken für jeden Adventtag – ein Weihnachtstraum! Zu entdecken im gut sortierten Fachhandel und natürlich auf www.sonnentor.com
Da
wächst
die Freude.
gREEn IT
bEWUSST EInkAUfEn Warum kaufen wir was ein? Diese Frage stellte sich der Schweizer Roman Bleichenbacher und entwickelte ein Online-Produkthandbuch, das inzwischen über 100.000 Einträge zählt. Über 100.000 Einträge zählt die Datenbank, täglich kommen neue dazu. Die größte Einzelkategorie ist Kosmetik mit ca. 40 % Anteil, Lebensmittel sind über mehrere Kategorien verteilt und machen etwa die Hälfte der Einträge aus. Die Nutzung ist einfach: Der Strichcode wird eingescannt oder abgetippt und die Produktseite mit Angaben zu Inhaltsstoffen, einer Nährwert-Ampel und zusätzlichen Informationen erscheint. Im Praxistest mit 15 verschiedenen Lebensmitteln zeigten sich die Schwächen. Nur fünf wurden richtig erkannt, wobei Markenprodukte öfter gefunden wurden. Hier kommt der Benutzer ins Spiel, der die fehlenden Produkte eingeben kann. Diese Informationen werden von Experten aus Verbraucher- und Umweltschutzorganisationen ergänzt. 2.000 neue Produkte werden derzeit pro Monat neu erfasst. So ist zu hoffen, dass diese Lücke bald gefüllt ist, und der Codecheck ein fixer Bestandteil des Einkaufs wird. www.codecheck.info
d.signwerk.com
Mit dem Strichcode zu mehr Lebensmittelinformation: Codecheck.info macht es möglich.
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brot
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EINE WELTkARTE VOLL WERT… URACH —— SCHWÄBISCHE ALB
1477 sollte der Hofbäcker Frieder ein Brot backen,
durch das die Sonne dreimal scheint, um sich der Todesstrafe zu entziehen. In der Folge soll er das Brezel erfunden haben.
MOSKAU —— RUSSLAND
25.000.000 TONNEN Getreide sieht Präsident Putin als Exportobergrenze,
um den russischen Brotpreis stabil niedrig zu halten.
SÜDANATOLIEN
12.000 JAHRE ist es her, dass das Einkorn
BARCELONA —— SPANIEN
erstmals domestiziert wurde.
7.457 CM breit ist das in Barcelona
gebackene größte Brot der Welt.
ROM —— ITALIEN
36.000 KILOGRAMM Brot erzeugte eine römische Großbäckerei zu Beginn unserer Zeitrechnung.
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FLORIDA —— USA
28.000 US-DOLLAR erzielt die Versteigerung eines 13 Jahre alten Toastbrotes,
auf dem man das Antlitz der Jungfrau Maria zu erkennen glaubte.
MEXICO
116 verschiedene Rezepte kennt das »Museo Nacional de
Culturas Populares« zur Herstellung von Weizentortillas.
LIMA —— PERU
10.000 BÄCKER sind in der peruanischen Hauptstadt registriert, bei einem jährlichen pro Kopf-Verbrauch von 28 kg eine hohe Dichte.
CHILE
10 MINUTEN benötigt das traditionelle Hallula Brot aus Weizen, Wasser, Milch und Butter im Ofen.
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brot
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Abseits der Brotfabriken und Aufbackstuben der Supermärkte wird wieder vermehrt Brot aus alten Getreidesorten gebacken. Der Trend zum alten Korn beschert uns aber auch regionale Alternativen zum Reis – und mit süffigem Einkornbier das »Flüssige Brot«.
B
rot ist immer noch von der Aura handwerklicher Herstellung umgeben. Paradoxerweise ist es gerade die Großindustrie mit Ihren Brotfabriken, die mit Bildern, Logos und Werbesprüchen die Sehnsüchte nach der Urtümlichkeit im Lebensmittel weckt, diese aber nur unzufriedenstellend bedient. Zur Vereinfachung und Optimierung des Herstellungsprozesses werden heute zahllose Hilfsmittel verwendet: Backmittel, Emulgatoren, Enzyme und Frischhaltemittel machen aus Zutatenlisten ellenlange, unverständliche Inhaltsangaben – fernab von gerne verwendeten Begriffen wie Reinheit, Echtheit oder Natur. Dass die fertigen Teiglinge auch noch so weite Transportwege wie aus China oder der Ukraine antreten, bevor sie in den sogenannten Backstuben der Discounter oder in heimischen Großküchen zu frischem Gebäck endgefertigt werden, verstimmt bewusste Konsumenten immer mehr. Parallel zur industriellen Produktion von geschmacklosem Massenbrot hat sich aber in den letzten Jahren auch eine interessante Vielfalt an kleinen Naturbäckereien entwickelt. Ihre urigen Produkte kann man in feinen urbanen Naturkostläden ebenso wie auf Bauern- und Biomärkten finden. Getragen vom zunehmenden Interesse der Konsumenten an natürlichen Nahrungsmitteln und der wachsenden Akzeptanz für Bioprodukte bemüht sich die Slow-Baking-Bewegung um den Erhalt einer jahrhundertealten Brotbackkultur: traditionelle Herstellungsweisen, lange Reifezeiten der Teige und anspruchsvolle Backverfahren. Dazu kommt die Verwendung von ursprünglichen Getreidesorten anstatt hochgezüchtetem Weizen.
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Micky Klemsch
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Nana Mandl
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Unter dem Begriff Urgetreide werden in der Regel die Sorten Emmer, Einkorn, Dinkel und Urroggen zusammengefasst. Ihnen gemeinsam ist eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Schädlinge und ihr hoher Nährwert. Der vergleichsweise geringe Ertrag und die erschwerte Verarbeitung – bei Spelzgetreide muss erst die unverdauliche Schale entfernt werden – machten sie aber in den letzten Jahrzehnten für die Landwirtschaft und Industrie uninteressant. »Die Intensität eines Vollkornbrotes aus alten Getreidesorten ist wesentlich höher und damit geschmackvoller«, sagt Helma Hamader vom Meierhof. Sie muss es wissen, denn auf ihrem Betrieb im Waldviertel hat sie als Erste in Österreich Emmer und Einkorn wieder eingeführt. Gemeinsam mit Ihrem Mann, der die Landwirtschaft führt, baut sie traditionelle Sorten an. Das machen sie mit viel Ideologie als nachhaltigen und zukunftsfähigen Weg für die Landwirtschaft: pfluglose Bodenbearbeitung, Misch- und Permakultur sowie Wassersparmaßnahmen gehören dazu. Zudem werden die alten Getreide in keiner Weise züchterisch beeinflusst und damit auch lange erhalten. Ein lokaler Betrieb produziert für den Meierhof dann hervorragende Brote, die auf diversen Märkten verkauft werden. Auch Günther Weber von der Holzofenbäckerei am Lorettohof in der schwäbischen Alb bäckt wieder mit Emmer. Seinem Vollkorn-Emmer-Wecken mischt er Leinsaat bei, eine ähnlich alte Kulturpflanze. Und wer einmal probiert hat, wie seine handwerklich gefertigten Brote schmecken, wird mit aufgebackenem Brot aus dem Supermarkt nicht mehr viel Freude haben.
Aber der Trend zu alten Körnern bereichert nicht nur die Brotkultur. Einkorn- und Dinkelkörner werden vom Meierhof auch für den Lebensmittelhandel als Reisvarianten verpackt und österreichweit unter der Marke Ja!Natürlich in Bioqualität vertrieben. Die Körner lassen sich genauso wie herkömmlicher Reis verarbeiten und liefern einen wertvollen Beitrag zur Vollwerternährung. Dass man aus alten Getreidesorten auch äußerst geschmackvolles Bier brauen kann, beweist das Salzburger Brauhaus Gusswerk. Der Edelguss wird aus Einkorn und Dinkel gebraut, das im burgenländischen Seewinkel unter Demeter-Bedingungen in Mischkultur angebaut wird. Das historische Emmerbier aus dem niederbayrischen Riedenburg wird vorwiegend aus gemälzten Urgetreide hergestellt und das merkt man ihm auch an seiner Vollmundigkeit an. Nicht umsonst nannte man Bier früher ja auch das »flüssige Brot«. Chemiekonzerne und monopolistische Saatgutfirmen treiben unter dem Vorwand der Ernährungssicherheit immer intensiver die Züchtung und genetischen Veränderung von Pflanzen voran, die mit Ihrer ursprünglichen Variante nicht mehr viel gemein haben. Geschmacklicher Einheitsbrei – ob helles Baguette oder dunkles Schwarzbrot – und immer stärkere Nahrungsmittelunverträglichkeiten gehen damit einher. Schlussendlich entscheidet aber doch der mündige Konsument, gerade bei so einer elementaren Sache wie Brot. — www.meierhof.at — www.lorettozwiefalten.de — www.brauhaus-gusswerk.at — www.riedenburger.de
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Brot backen
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Text
Andreea Dosa, Maximilian Zeller
bild
De’Longhi
Die kleinste Bäckerei der Welt Es ist wieder schick, selber Brot zu backen. Die Hersteller von Brotbackmaschinen versuchen, die Backboxen wie stilvolle EspressoMaschinen zu inszenieren. Punkto Design ist noch einiges zu tun.
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er aktuelle Boom in Sachen Biobrot ist nicht nur im urbanen Raum zu spüren. Überall schießen kleine biobäuerliche Bäckereien oder gar schicke Concept-Stores aus dem Boden. Es gehört mittlerweile fast schon zum guten Ton, bei Brot auf Qualität und nachhaltige Produktion zu achten. Die oft mangelhafte Produktqualität bei den großen Bäckerei-Ketten trägt sicherlich zu diesem Trend bei. Und auch das Selberbacken steht wieder hoch im Kurs. Für bewusst lebende Menschen ist das eigene Brot längst zur unverzichtbaren Alternative geworden. Ein geeignetes Tool dafür ist zum Beispiel der »Pangourmet« von De’Longhi. Die Brotbackmaschine mischt die Zutaten, knetet den Teig, lässt ihn aufgehen und backt automatisch. 30 voreingestellte Programme bieten genügend Varianten. Im Gegensatz zu anderen Backmaschinen wurde bei diesem Modell auch aufs Design geachtet: In Silber gehalten und mit dezenten schwarzen Elementen verziert, ist der »Pangourmet« derzeit eine der optisch ansprechenderen Backboxen. Die spezielle, doppelwandige Glastür und die zusätzliche Wandisolierung reduzieren den Wärmeverlust sowie die Oberflächentemperatur und dadurch den Stromverbrauch.
Magic Box: Die Brotmaschinen von De’Longhi deuten es an – auch hier wird langsam auf Design geachtet.
www.janatuerlich h.at
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Architektur und Design
Text
Thomas Weber
bild
Martin Dvorak
Wie lässt sich ein ursprüngliches Produkt wie Brot zeitgemäß inszenieren? Ein eindrucksvolles Beispiel: die Wiener Filiale der Bio-Bäckerei »Joseph Brot«, gestaltet vom Architekten Thomas Pauli. Sie gleicht einer Galerie.
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as Produkt ist gut, seine Inszenierung dementsprechend heikel. Der Architekt Thomas Pauli stand also vor keiner leichten Aufgabe, als ihn der gelernte Fleischhauer und studierte Biologe Josef Weghaupt darum bat, eine Bäckerei-Filiale für die Wiener Innenstadt zu gestalten. Denn unter Feinschmeckern hatte sich längst herumgesprochen, dass Weghaupts »Josephbrot« ein ganz besonderes Lebensmittel ist. Im Waldviertler Ort Vitis gebacken, waren die durchwegs aus Demeter-Getreide hergestellten Köstlichkeiten bislang ausschließlich auf Märkten und in einzelnen Bioläden in Wien und Umgebung erhältlich. Eine eigene Bäckereifiliale allerdings, zumal in der geschichtsträchtigen Gegend der Inneren Stadt, musste zwar das ursprüngliche Naturprodukt in Szene setzen, dürfte aber keinesfalls rustikal oder gar volkstümlich wirken. Nicht zuletzt sollte die Filiale Offenheit und moderne Urbanität ausstrahlen – ohne dabei die historische Bausubstanz im dicht bebauten Gebiet zu missachten. Dieser Spagat ist gelungen. Der Verkaufsraum und die dahinter liegende Backstube wirken durch Glasfronten weitestgehend nach außen. Oberste Maxime des Gestalters waren Klarheit und Ruhe – selbst beim Logo. »Es muss ohne Hinterleuchtung auskommen, ohne Lichtwerbung, damit der Blick frei bleibt und nicht bereits an der Fassade abgefangen wird«, sagt Thomas Pauli. Ein durchgehender Quader über dem Eingang verbindet Eckpfeiler mit den Schaufenstern. Die bestehende Substanz wird so geöffnet und zum harmonischen Kontrapunkt. Vormals angebrachte Leuchtkästen, Tafeln und Beschriftungsflächen hat Thomas Pauli entfernt und auch im Inneren ist der Raum wieder über die sichtbaren Wandflächen präsent. So wirken die überschaubaren 48 Quadratmeter
geräumig. Wie in einer kleinen Galerie bleibt den Kunden Raum, Zeit und Ruhe, die »Kunstwerke« zu betrachten – neben Gebäck gibt es auch Joghurt, Butter, Marmeladen, Kaffee und Müsli-to-Go. Viel Licht macht jedes ihrer Details wahrnehmbar. „Wir haben ein Licht gewählt, das die natürlichen, ehrlichen Farben der Produkte zeigt und dem Farbspektrum des Sonnenlichts sehr nahe ist“, so der Architekt. Dass Paulis Wahl auf möglichst natürliche Materialien fiel – Eichenholz, Stein, gebeizter Stahl –, überrascht nicht. Ihr Einsatz sorgt für eine gewisse Dynamik, die bis ins kleinste Detail durchdacht ist: vom Gehäuse des Kundendisplays an der Kassa über den Papierkorb bis zum Schirmständer. Symmetrien (etwa bei der Beleuchtung) wechseln mit Asymmetrien (etwa beim Bogen über dem Verkaufspult oder bei der Anordnung der Einrichtung). Die Leidenschaft, mit der Josef Weghaupt seine Produkte herstellt, strahlt derart auch architektonisch bis in die letzten Winkel der Backstube – subtil, doch dominant vom zentralen Beleuchtungskörper in 24-KaratBlattgold herab. Dass die Filiale – jedenfalls einstweilen einmal – einzigartig bleibt, ist jedoch nicht allein ihrer aufwendigen Gestaltung geschuldet. Er müsse seinem Personal schließlich auch die Philosophie vermitteln, den Wert des Brots, sagt Josef Weghaupt. Im Konzept Kette scheint das nur schwer machbar. Josephbrot (Wien 1, Naglergasse 9) — www.joseph.co.at Atelier für Architektur und Design (Wien 12, Schönbrunner Straße 241/2/5) — www.artsign.at
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Urban Mining
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Mirjam Bromundt
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Altmetall Kranner & www.urbanmining.at
Perpetuum mobile Ahoi abfallfreie Welt – »Urban Mining« perfektioniert die Kreislaufwirtschaft.
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eans und T-Shirt, Acht-Stunden-Arbeitstage, Wochenenden frei und ein Schreibtischplatz an der Fensterfront – so sieht die Minenarbeit der Zukunft aus. Das Bergwerk der Ressourcenaufspürer: die Stadt mit ihren Häusern plus Infrastruktur als moderne Mine, die den klassischen (Unter-)Tagebau ablöst und deren Funde ökologisch nachhaltig für Unabhängigkeit von Rohstoffpreisen und Importen sorgen. »Urban Mining« ist der Fachbegriff für die Hebung sogenannter anthropogener – also vom Menschen geschaffenen – Sekundärlagerstätten. Steckt die wirtschaftliche Umsetzung auch noch in den Kinderschuhen, das Konzept einer lückenlosen Kreislaufwirtschaft mit dem Menschen als ressourcen- statt abfallproduzierendem Individuum scheint ein durchaus gangbares Zukunftsszenario. Alltäglicher Konsum lässt die natürlichen Rohstoffreserven schrumpfen, während sich gleichzeitig Materiallager um uns herum anhäufen. In Wien beispielsweise werden 4.500 kg Eisen, 340 kg Aluminium, 210 kg Blei und 200 kg Kupfer pro Kopf vermutet, was im Falle
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von Kupfer rund 340.000 Tonnen allein in der österreichischen Hauptstadt ausmacht. Mit nur ca. 15 Prozent der Energie des Primärprozesses kann dieses beliebig oft ohne Qualitätsverluste wieder aufbereitet werden – praktisch, reicht doch das Kupfer aus herkömmlichen Minen Schätzungen zufolge gerade noch 36 Jahre. Und genau da kommt Urban Mining ins Spiel.
Design for Recycling »Wo Urban Mining – auch wenn es nicht so genannt wurde – schon lange gelebt wird, ist beim recyceln von Glas, Papier, Altmetall und Baurestmassen«, sagt Brigitte Kranner, Geschäftsführerin des Wiener Unternehmens Altmetalle Kranner, Initiatorin des Blogs urbanmining.at und Mitveranstalterin des internationalen Urban Mining Kongresses in Bremen. Recycling ist ein notwendiger Beitrag zur zielorientierten Abfallwirtschaft, das im Sinne des Urban Mining aber nur ein Teil des Konzeptes ausmacht. Urban Mining setzt bereits beim Produktionsprozess an, denn je besser man weiß, woraus sich ein Haus, ein Kinderwagen oder die Sandwichverpackung zusammensetzt, desto besser können die Dinge auch wieder rückgebaut werden. »Design for Recycling« werden solche Zugänge genannt, die die langfristige Mehrfachnutzung im Blick haben und im Idealfall sogar im Sinne von Cradle-to-Cradle weiterverarbeitet werden können. »Vor allem bei Gütern mit langer Lebensdauer fehlen am Ende Informationen
über Art, Menge und Zusammensetzung«, sagt Paul H. Brunner, Professor am Institut für Wassergüte, Ressourcenmanagement und Abfallwirtschaft an der TU Wien, und empfiehlt eine Art Produktpass, in dem sämtliche stoffliche Informationen eingetragen werden und der in 20 bis 30 Jahren als Rohstofflandkarte dient. Dieses Katalogisieren erleichtert die Suche nach verwertbaren Materialien, denn auch die Methoden für das Aufspüren und Bewerten brauchbarer Lagerstätten sind noch nicht ausgereift. Genauso fehlt es derzeit noch an ökonomisch rentablen Verwertungstechnologien: »In Zukunft werden neue High-Tech-Prozesse zu entwickeln sein, die die komplexen Gemische, die morgen aus den heutigen Stofflagern in die Sekundärstoffwirtschaft eintreten, auftrennen können«, sagt Brunner und denkt dabei neben dem Sortieren von Müll beispielsweise an Spezifisches wie die Gewinnung von Metallen aus Ruß oder Schlacke, die bei der Abfallverbrennung entstehen. Wohnzimmer-Dekor aus Computerteilen, Aluminium für die Autoindustrie, Second-Hand-Spielsachen oder Recycling-Laufschuhe – Urban Mining fängt Materialien ab, bevor sie zu Abfall werden. Das Ziel ist der intelligente Umgang mit Rohstoffen, der über Generationen hinweg funktioniert und nur kleine Rückstände in sinnvollen Deponien anlegt. »Was gestern noch Abfall war, wird heute als wertvoller Rohstoff gesehen«, sagt Kranner und eigentlich klingt das doch nach der Lösung in Sachen nachhaltiges Umweltmanagement.
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Design aus den Ăœberresten des Technikzeitalters.
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DIe Grenzen der Selbstversorgung
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Julia Schoon
Die produktive Stadt Gemeinschaftsgärten holen die Landwirtschaft in die Stadt. Sie erproben neue Anbaumethoden, erzeugen hyperlokal Biogemüse, erden gestresste Städter. Und stiften nebenbei sozialen Frieden.
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in Kreisverkehr im Herzen Berlins. Autolärm wird von den Häusern zurückgeworfen, im Sommer steht hier die Hitze. Doch nur ein paar Schritte weiter liegt ein großer Garten, den man durch ein Tor im Zaun betritt. Üppig wachsen hier Gemüse und Kräuter – aber nicht im Boden, sondern in Kisten, Säcken, Tetrapacks. Ein Gartencafé verkauft Gemüsequiche mit frisch geerntetem Salat, die die Gäste an langen Tischen unter Bäumen essen. Was nach Utopie klingt, haben Marco Clausen und Robert Shaw mit dem Prinzessinnengarten nach Berlin-Kreuzberg gebracht: »Ein Versuchslabor für die nachhaltige Stadt von morgen« nennen sie ihren mobilen Acker, in den sie eine einst staubige Brache verwandelt haben. Bis sich ein solventer Käufer findet, dürfen sie das Grundstück nutzen. Ihr Konzept wurde sogar im deutschen expo-Pavillon in Shanghai als Beitrag zur »BalanCity« vorgestellt. Denn die beiden verfolgen Nachhaltigkeit nicht nur auf ökologischer Ebene durch den Bio-Anbau von 260, teils alten Gemüsesorten und ihren Beitrag zu einem gesünderen Stadtklima, sondern auch auf sozialer: Der Prinzessinnengarten ist ein offener Ort. Wer möchte, darf mitarbeiten. Oder, wie die Kids aus dem Kiez im Rahmen des Projektes »Stadtsafari«, ein Baumhaus bauen.
Dass sie damit einen positiven Beitrag zur Integrationsdebatte leisten – in einem dicht besiedelten Innenstadtbezirk mit knapp 15 Prozent Arbeitslosigkeit, dessen Bewohner 152 Nationen angehören und der wegen angezündeter Autos immer wieder in die Schlagzeilen gerät – hat auch die Politik bemerkt, Die Verlängerung des Pachtvertrages bekamen Shaw und Clausen zu günstigeren Bedingungen.
Experiment Selbstversorgung Das Interesse, im öffentlichen Raum zu gärtnern, ist inzwischen sehr groß, quer durch alle Bevölkerungsgeschichten. Bildungswissenschaftlerin Dr. Nadja Madlener befragte in ihrer Dissertation von 2009 Berliner Gemeinschaftsgärtner nach ihrer Motivation und erhielt ein Kaleidoskop an Antworten: Gestaltungsmöglichkeiten. Erleben der verlassenen Heimat. Einen grünen Rückzugsort in der Stadt finden. Raum zum Entdecken für Kinder. Und häufig auch: unabhängiger von einer globalisierten und industrialisierten Lebensmittelproduktion werden. In New York City wurden schon in den 70er Jahren erste Community Gardens gegründet: Vor allem in ärmeren Vierteln verwandelten Nachbarn verwahrloste Flächen in Gärten – aufgrund
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der schlechten sozialen Absicherung spielt in den USA die Selbstversorgung eine große Rolle. Heute fördert die Stadt über das Programm Green Thumb rund 600 Gemeinschaftsgärten, die zugleich wichtige Lernorte sind im Kampf gegen falsche Ernährungsgewohnheiten und Übergewicht. Madlener ist 2008 nach Wien gezogen und hat dort den ersten Gemeinschaftsgarten gegründet. Inzwischen beobachtet sie, dass die Stadt auch im sozialen Städtebau Gemeinschaftsgärten ausprobiert. »Man hat darin neue Gestaltungsmöglichkeiten für Räume erkannt, die stark konfliktbehaftet sind«, sagt sie. Flächen gäbe es genug: Sei es anstelle des Rasens, der nicht betreten werden darf, oder auf einem nicht genutzten Parkdeck. Sie müssen nur umgewidmet werden. Ein Grund, warum immer mehr Kommunen das Konzept erproben: Es kostet sie kaum mehr als einen Wasseranschluss und etwas Erde, bedeutet für das Quartier aber einen großen Zugewinn. »Wenn man mit Gärtnern spricht, hört man überall diese positive Stimmung heraus«, hat Madlener festgestellt. »Gärten finden erst einmal alle schön.« Zwei aktuelle Entwicklungen treffen in den Gemeinschaftsgärten zusammen: Der Wunsch der Bürger nach mehr Beteiligung und der Bedarf der Kommunen an solchem Engagement, weil sie manche Aufgaben einfach nicht mehr finanzieren können. Im hochverschuldeten Berlin ist das deutlich zu spüren. Um von Spenden und Projektgeldern unabhängig zu werden, haben Shaw und Clausen für den Prinzessinnengarten keinen Verein, sondern eine gemeinnützige GmbH gegründet. Neben Beet-Patenschaften finanzieren sie sich über das Gartencafé, Catering, Gemüseverkauf und zunehmend über Beratungen für Kommunen, die mehr über Grün in der Stadt und Bürgerbeteiligung lernen wollen. Rund um den Wunsch vieler Großstädter, mit eigenen Händen etwas zu pflanzen und so der Verunsicherung
durch immer neue Lebensmittelskandale etwas entgegenzusetzen, entwickeln sich ganze Geschäftszweige. So verkauft die Supermarktkette Billa Saatgut alter Sorten, das sie von Arche Noah, einem Verein zur Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt, erhält. Und das von zwei jungen Städterinnen gegründete Unternehmen »meine ernte« verpachtet saisonweise Ackerparzellen, auf denen bei Übergabe bereits 20 Gemüsesorten ausgesät sind, dazu gibt’s Beratung vom Landwirt vor Ort. Die Nachfrage ist so groß, dass aus anfangs sechs stadtnahen Standorten 2011 bereits 14 geworden sind. Für Clausen und Shaw ist ihr Garten auch ein Labor, in dem sie erproben, inwieweit Selbstversorgung in der Stadt möglich ist. Denn mit steigenden Ölpreisen wird die regionale Landwirtschaft auch ökonomisch zu einer sinnvollen Alternative unserer globalisierten Lebensmittelproduktion. »Wir müssen langsam mal umdenken!«, sagt Clausen. Katrin Bohn hat bereits eine Antwort auf die Frage, welchen Beitrag Städte zur Versorgung ihrer Bewohner leisten können: 25 Prozent. So groß ist nach ihrer Berechnung der Anteil des Obst- und Gemüsebedarfs, den die Beispielstadt London selbst decken könnte. Mit ihrem Buch über »Produktive Stadtlandschaften« gehört die Architektin zu den Vorreitern dieser Debatte. An der TU Berlin lehrt sie eine neue Generation von Landschaftsarchitekten und Stadtplanern, Flächen für urbanen Gemüseanbau zu berücksichtigen. »Das Thema wird seit etwa 15 Jahren beforscht«, sagt sie, »aber was die praktische Umsetzung angeht, stehen wir noch ganz am Anfang.« Und so sind Orte wie der Prinzessinnengarten tatsächlich Labore. Besucher aus aller Welt nehmen neue Ideen mit zurück in die Heimat – von mobilen Beeten, die auf Hausdächern und sogar an Wänden Platz finden. Eine andere Welt ist tatsächlich pflanzbar.
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Sebastian Rahs
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Hersteller
Dicke Luft Durchs Schneegestöber radeln ist längst salonfähig. Relativ neu hingegen ist der Versuch, daraus eine eigene Nische zu basteln. Ein Überblick über die jüngsten und extremsten Auswüchse des Fatbike-Segments – Winterreifen waren erst der Anfang.
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ls die damals noch kleine Fahrrad-Firma Surly – wohlgemerkt aus Amerikas Eisschrank Minnesota – 2005 mit ihrem Modell Pugsley den Spaß mit den 10 cm-plus-Reifen (Breite!) ins Rollen brachte, war allen sofort klar, dass es sich dabei um ein zukünftiges KultModell handeln würde. Der »Pug«, benannt nach dem dicken Spross der Addams Family, gilt als erstes echtes Fatbike, wobei die in der Wellenreiter-Szene der 50er Jahre sehr beliebten Balloonbikes für die Fahrt an den (Sand-)Strand, welche zwar nicht annähernd die Reifendimension besaßen, wohl aber derselben Idee zu Grunde lagen, ganz offensichtlich Pate standen. 26"-Gummis mit enormem Querschnitt, verheiratet mit extrem breiten Felgen, um sowenig Luftdruck wie möglich fahren zu können. Denn je mehr Aufstandsfläche der Reifen hat, umso weniger würde er auf losem oder weichem Untergrund einsinken. Erdacht für Fahrten auf Schnee und Sand, ein Minderheitenprogramm, könnte man meinen. Fünf Jahre nach der Einführung des Pugsleys und dem Einstieg mehrerer anderer Firmen in das vergleichsweise junge, aber enorm schnell wachsende Segment setzt Surly mit dem Moonlander und neuen, noch dickeren Laufrädern eins drauf und baut seine Vormachtstellung aus. Trivia zur Konkurrenz: Der größte Konkurrent kommt amüsanterweise aus derselben Kinderstube. Salsa Cycles, auch dem qbp-Konzern zugehörig und ebenso aus Bloomington, Minnesota,
schickt mit zwei Aluminium- und einem Titan-Modell namens Mukluk – yupik für Stiefel – die Ergänzung zu den Stählernen aus dem Hause Surly ins Rennen, genau zur richtigen Zeit, um es den Jüngern des Americana Backwood Revival zu ermöglichen, sich auch im städtischen Kontext zu Recht als Musher bezeichnen zu dürfen. Firmen, die den Bandwagon auch noch erwischt haben, wie Sandman, Speedway Cycles, Chain Reaction oder Origin8, können bei so einem Aufgebot nur in Deckung gehen. Andere nutzen das Kielwasser des großen Umiak und bieten mehr oder weniger nützliches, mittlerweile jedoch stark assoziiertes Zubehör. Allen voran Revelate Design (www.revelatedesigns.com). Von im besten Falle an einer Jeff Jones H-Bar (www.jonesbikes.com) fest montierten und Polar-erprobten Fäustlingen, sogenannten Pogies, bis hin zu maßangefertigten Frame- und Tankbags zur Erweiterung der ohnehin schon großzügig vorhandenen Transportflächen, hoffentlich bedingt durch extra breite Old Man Mountain Gepäcksträger (www.oldmanmountain.com), bietet Eric Parsons Zubehör für das große Abenteuer auf den noch größeren Rädern, natürlich handmade und straight outta Alaska. Für den Mitteleuropäer gilt nur noch, auf die Erfindung des Anwendungsgebiets frei Haus als Zubehör zu hoffen. Doch das suv hat’s ja bekanntlich auch ohne geschafft.
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Für eine angenehme Fahrt durch den Winter sollte man ein paar vorsorgliche Maßnahmen treffen. Die drei besten Hausmittel gegen Glatteis-Bretzel, Frost und Skunk-Look.
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he das Fahrrad im Frühjahr wieder aus dem Keller geholt, entstaubt und für drei Wochen zum annualen Hundert-Euro-Service beim Händler des Vertrauens gestellt werden kann, muss man es im Spätherbst erst einmal einmotten. Um sich den Mammon als auch die große Warterei (im doppelten Sinn) zu ersparen, könnte man das Fahrrad aber auch erst gar nicht wegsperren …
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Das definitiv größte Problem beim Winterradeln ist die Rutschgefahr. Gute Reifen können hier Abhilfe schaffen, lassen sich aber auch gewaltig was kosten. Den Materialfetischismus beiseite gelassen erkennt man aber gleich, dass sich die Einsatzdauer von Reifen im Format eines Nokian Hakkapeliitta W160 ohnehin auf nur wenige Tage im Jahr beschränkt. Für alle Fahrräder ohne Felgenbremsen, also Scheiben-, Trommel- oder Rücktrittbremsen, gibt es eine günstige Alternative für den finnischen Traum in schwarz. Acht bis 16 Kabelbinder gleichmäßig auf das Laufrad verteilt um den Reifen inklusive Felge gezippt, wirken Wunder beim Anfahren und Bremsen auf Schneefahrbahnen und schlecht geräumten Radwegen. Und wie immer gilt: auf den richtigen Luftdruck achten. Bei rutschigen Verhältnissen sollte dieser am unteren Ende des am Reifen angegebenen Bereichs liegen.
Die Vielzahl an Belüftungsschlitzen, welche im Sommer einen kühlen Kopf und vielen Fahrradhelmen ihr Ferengi-haftes Aussehen verleiht, ist im Winter mehr als kontraproduktiv. Nicht nur der kanalisierte Luftzug, besonders auch der sickernde Wassereintritt von oben kommt einer Foltermethode gleich. Eine einfache Duschhaube über den Helm gestülpt unterbindet beide Effekte und ist in jeder Drogerie erhältlich. Vorsicht: Die mannigfaltigen Designs verlocken zu fatalen, modischen Torheiten. Im Parkmodus dient die Haube dann einfach dem Sattel als Nässeschutz.
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Sebastian Rahs
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Studio Bezdeka
DER ÖKO GUIDE FÜR KÖLN: BILDUNG | DESIGN | ENERGIE | FÜR KINDER | KOSMETIK MÖBEL | MODE | REISEN | TRINKEN & ESSEN | WOHNEN
immergrün_11I12.indd 1
AUSGABE 2011/12
09.11.2011 13:13:38 Uhr
Der Öko Guide für Köln Von Naturkost über Wohnen bis zur Geldanlage: Mehr als 200 Adressen rund um die Themen Ökologie und Nachhaltigkeit, einmal jährlich komplett neu recherchiert. stadtrevue.de/magazine/immergruen
TETRA-pAk-koTfLügEL Mit der weit verbreiteten Verwendung von reinrassigen Sportfahrrädern als Alltagsrad und dem damit Hand in Hand gehenden Mangel an montierten Schmutzfängern hat auch der braune Streifen auf Rücken und Hosenboden wieder Einzug gehalten. Wer fest Montierte strikt verweigert, kann zu Aufsteck-Modellen greifen oder aber in den Kühlschrank. Das Verbundmaterial, aus dem der allgegenwärtige Tetra Brik gefaltet wird, eignet sich ideal für die dauerhafte Abwehr von Feuchtigkeit. Entleert und entfaltet werden die Seiten in Form gebracht, diagonal gefaltet und dann mittels Kabelbinder oder Klebeband an Sattelstütze und Unterrohr befestigt. Die schicke silberne Seite gehört dabei in Drecksrichtung, Gecks montieren sie verkehrt.
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Michael Huber
Ein Telefon fürs Gewissen Digitales Leben hinterlässt ökologische Spuren – doch den eigenen Techno-Konsum ressourcenschonend zu gestalten, ist nicht ganz einfach. Wie ich mir ein neues Handy zulegte und dabei viel lernte.
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s begann damit, dass der Ein-Aus-Knopf nicht mehr so recht wollte. Immer, wenn ich mein Mobiltelefon stilllegte, ging bald ein heftiges Drücken und ein Ratespiel los, ob und wann die beiden pixeligen Hände auf dem Display wohl wieder zum Nokia-Gruß zusammenfinden würden. Doch was hatte ich erwartet? Ich hatte mein Gerät gefühlte drei Jahre benutzt, obwohl es tatsächlich nur eineinhalb waren, denn ich hatte das Gerät nicht gerade geschont. Als jemand, der seit Jahren mit Postwurfsendungen von Elektromarktketten überhäuft wird, hatte ich eine Reparatur eines solchen Dings in eine Zone jenseits des Denkmöglichen verschoben. Selbst wenn das zerkratzte Telefon in der Werkstatt angenommen würde, käme die gewiss teurer als ein neues, durch das Bonuspunkte-System des Netzanbieters preisgestütztes Gerät. Dennoch stolperte ich über mein Öko-Gewissen. Hatte ich nicht gelesen, dass durch den skrupellosen Abbau von Rohstoffen wie Coltan, einem wichtigen Bestandteil aller Handys, ganze Landstriche im Kongo verwüstet werden? War nicht
eben erst der Skandal um die chinesischen FoxconnWerke durch die Medien gegangen, wo die schlechten Arbeitsbedingungen Leute, die scheinbar so makellose Dinge wie iPhones herstellen, in den Selbstmord trieben? Die Suche nach dem umweltfreundlichsten, sozial verträglichsten Gerät, das mit dem ökologischen Footprint eines Katzenbabys dahinschlich, sollte in den folgenden Wochen dennoch scheitern. Denn nirgendwo schrie mir ein Gerät »Ich bin nachhaltig!« entgegen.
Richtlinien für die Industrie Sogenannte Öko-Handys tauchten in den vergangenen Jahren zwar auf: Samsungs »Blue Earth«, 2009 vorgestellt, schmückte sich mit einem SolarzellenPanel zur Stromgewinnung und mit Plastikteilen aus recycelten Wasserflaschen. Motorola legte ein ebenfalls teilweise aus recycelten Flaschen gefertigtes, öko-freundliches Telefon vor, dessen Klima-Impact außerdem durch Investitionen der Firma in erneuerbare Energien ausgeglichen werden sollte. Die Geräte
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38 sind derzeit aber nur in Restbeständen zu haben. Als Verkaufsargument tauge das Öko-Image bei der breiten Masse nur bedingt, erklärte mir Samsung-Sprecherin Petra Gregorowitsch. »Wir versuchen stattdessen, alle Handys so umweltfreundlich wie möglich zu machen«. Tatsächlich strengen sich manche Elektronikkonzerne heute ernsthaft an, ihre gesamte Produktion »grüner« zu machen – auch wenn nicht nur der gute Wille dafür verantwortlich ist: Ein immer enger werdendes Netz an Richtlinien, die bei Nichteinhaltung wirtschaftliche Nachteile zur Folge haben können, lässt Umweltkriterien für die Konzerne sinnvoll erscheinen. So trat etwa 2006 die EU-weite Richtlinie zum Verbot gefährlicher Substanzen in Elektrogeräten (kurz rohs) in Kraft. Blei, Quecksilber, Cadmium, Chrom6+ und zwei bromhaltige Flammhemmer dürfen demnach in keinen neuen Elektrogeräten im EU-Raum mehr vorkommen.
Öko-dEkLARATIon dER HERSTELLER
grÜnE ElEktronik Bereits zum 17. Mal hat sich Greenpeace die Produktionskette der Elektrogeräte-Hersteller genau angesehen. Am vertretbarsten sind demzufolge Produkte von Hewlett-Packard (HP), Dell und Nokia. marktcheck.greenpeace.at
Die sogenannte »Ecodesign«-Richtlinie, 2005 erlassen und 2009 erweitert, steckt den Rahmen für die Hersteller weiter ab: Die Richtlinie beauftragt die Hersteller, die Lebenszyklen ihrer Produkte auf die »Minimierung der Umweltauswirkungen des Produkts« abzuklopfen. Die konkreten Anwendungen der Richtlinie werden von Konsortien beschlossen – bisher wurden auf dieser Basis etwa Vorgaben zum Standby-Verbrauch entwickelt. Neue Geräte wie PCs oder Fernseher dürfen demnach seit 2010 im Standby- oder Off-Modus nicht mehr als 1 Watt, ab 2013 nicht mehr als 0,5 Watt verbrauchen, wenn sie die CEKennzeichnung und damit die Marktzulassung in der EU erreichen wollen. »Die Ecodesign-Richtlinie ist die erste Umweltrichtlinie, die einen vom Markt schmeißen kann«, sagt Wolfgang Wimmer, Professor an der TU Wien und mit seiner Ecodesign Company GmbH als Berater für Firmen in Europa, Korea und den USA tätig. Allein beim Standby lassen sich laut EU-Angaben jährlich 35 Terawattstunden einsparen – »die jährliche Stromproduktion von sieben Atomkraftwerken«, wie Wimmer erklärt. Bei der Suche nach dem Handy, das ich nun langsam dringend brauchte, halfen mir die EU-Richtlinien trotzdem wenig weiter: Konkrete Ecodesign-Vorgaben wurden zwar für Waschmaschinen, Fernseher und zehn weitere Kategorien, nicht aber für Mobiltelefone ausgearbeitet. Öko-Labels wie das EU-Ecolabel (www. eco-label.com) oder der Blaue Engel (www.blauerengel.de) erfassen Unterhaltungselektronik und vor allem Handys derzeit kaum: Bei der Ausarbeitung der Kriterien für den Blauen Engel für Handys anno 2002 hatten die Initiatoren weniger den ökologischen Fußabdruck als die elektromagnetische Strahlenbelastung der Geräte im Sinn, worauf Handyhersteller das Label ignorierten. Als harte Währung können allerdings die
sogenannten »Environmental Product Declarations« gelten, die nach dem iso-Standard 14025 international vergleichbare Umweltinfos auf Basis produktspezifischer Regeln anbieten. Eine solche epd, wie sie kürzlich z.B. der Hersteller htc für das HD-Mini-Smartphone vorlegte, listet u.a. den Energieverbrauch während der gesamten erwartbaren Nutzungsdauer, gibt genaue Infos zur Materialzusammensetzung, zum Transportaufwand bei der Distribution und zur Entsorgung, ermittelt auf Basis einer von unabhängigen Dritten überprüften Lebenszyklus-Analyse. »Im b2b-Bereich sind solche epds schon zur Anforderung geworden«, erklärt Ecodesign-Experte Wimmer. Sogenannte »EcoDeclarations«, die Handy-Hersteller Nokia mittlerweile für jedes seiner Produkte zum Download anbietet, zeugen ebenfalls von einer Bewusstseinsbildung, wenn sie auch bei Weitem nicht so detailliert ausfallen wie eine genormte epd. Samsung legt mit »Product EcoDeclarations« nach, und auch Apple, lange der Buhmann der Öko-ngos, liefert heute »Environmental Status Reports« zu seinen Produkten mit. »Aus ökologischer Sicht hat sich Apple sehr verbessert«, erklärt Greenpeace-Sprecherin Claudia Sprinz, die seit 2006 an der Green Electronics-Kampagne der ngo mitarbeitet. Jedes Jahr erstellt die Organisation Rankings, die sowohl Firmen als auch einzelne Produkte einstuft; Minuspunkte gibt es für die fortgesetzte Verwendung giftiger Chemikalien, mangelnde Verwendung recycelter Rohstoffe oder lasche Energiespar-Politik. Arbeitsbedingungen werden nicht erfasst – die ngo Südwind, Initiatorin der Clean IT-Kampagne, weiß weiter von Arbeitsrechtverletzungen bei den Zulieferern der großen Firmen zu berichten.
Mut zum alten Gerät Der Ein-Aus-Knopf meines Mobiltelefons hatte bereits seinen Dienst quittiert, als sich die epds, Labels und ngo-Rankings langsam zu einem brauchbaren Einkaufsleitfaden zu verspinnen begannen. Ein neues Gerät musste also her – auch wegen der Lust, einmal so ein neues, smartes Ding zu besitzen, das jetzt alle hatten. Dass Hersteller ein künstliches Ablaufdatum in ihre Geräte einbauen, ist bei manchen Produkten gut belegt, bei anderen umstritten – jenseits dieser sogenannten »geplanten Obsoleszenz« ist aber die psychische Obsoleszenz nicht wegzudiskutieren. Der Wunsch nach neuen Gadgets untergräbt die noch so gut gemeinten Öko-Ambitionen der Hersteller. »Der korrekte Öko-Konsument sollte Mut zum alten Gerät haben«, sagt Gerhard Vogel, Vorstand des Instituts für Technologie und nachhaltige Produktentwicklung an der Wiener Wirtschaftsuniversität. »Er müsste den Mut haben, das Gerät reparieren zu lassen, auch wenn der Mechaniker sagt, das zahlt sich nicht aus.« Zwar würden neue Handys oder Kameras allein www.technoseum.de Museumsstraße 1, 68165 Mannheim
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40 durch ihre Kleinheit weniger Problemstoffe auf die Waage bringen, der zunehmende Verbrauch von Geräten mache diesen Vorteil aber wieder zunichte. Elektroschrott ist der am stärksten wachsende Müllstrom der EU – Berechnungen der EU-Kommission zufolge soll er von 8,3–9,1 Millionen Tonnen im Jahr 2005 auf 12,3 Millionen Tonnen bis zum Jahr 2020 anwachsen. Die seit 2002 von der EU geforderte getrennte Sammlung funktioniert nicht zufriedenstellend: Nur 33 Prozent des Elektromülls werden als getrennt gesammelt gemeldet. Der Großteil des Schrotts »könnte entweder in der EU ohne die gebotene Sorgfalt in Bezug auf die Umwelt behandelt oder illegal in Entwicklungsländer verbracht werden«, heißt es in einem Papier zur Überarbeitung der EU-Entsorgungsrichtlinie (weee). »Wenn Hersteller und Einzelhändler Geräte zurücknehmen, kann man ziemlich sicher sein«, sagt Reinhard Fiedler, Sprecher der Stadtreinigung Hamburg, einem Vorreiter in Sachen korrekter Entsorgung in Deutschland. »Wenn man die Geräte bei einem zertifizierten und streng überwachten Entsorgungsunternehmen abgibt, kann man ganz sicher sein. Absolute Vorsicht gilt bei sämtlichen E-Schrottsammlungen oder besonders bei den netten Männern , die vor den Eingängen der Recyclinghöfe lauern, um anliefernden Kunden ihre Altgeräte abzuschwatzen.«
das unrentabel, im Hinblick auf Ressourcen durchaus sinnvoll. Mit etwas Werkzeug, einer ruhigen Hand und dem Willen, sich Infos und Ersatzteile übers Netz zu besorgen, gehe es auch billiger, erklärte mir Markus Weiher. Der Bayer ist Mitglied einer internationalen Community, die sich über die Plattform ifixit.com austauscht: Hier sind Reparaturanleitungen für alle erdenklichen Geräte bis hin zum Iphone 4S zu bekommen, auch ein Manifest hat die Community entworfen: »Wir haben das Recht, unsere Geräte zu öffnen – auf Fehlercodes und Schaltpläne – auf eine Reparaturanleitung für alles«, heißt es da. Auch Normalos können Teil der sogenannten »Repair Revolution« sein, erklärt Weiher emphatisch: »95 Prozent der Community sind Nicht-Techniker«. Jenseits aller Fähigkeiten zum Löten und Schrauben ist es aber eine Lebensstil-Frage, ob man glaubt, das digitale Zeitalter nur mit den neuesten Geräten überleben zu können oder sich bewusst mit älteren Geräten umgibt. Analog zum Retro-Kult um alte Computer wäre es durchaus vorstellbar, dass es in absehbarer Zeit schick wird, sich mit Vintage-iPods, iPhones oder einem gepimpten Tablet-PC zu zeigen. Das Handy, das ich mir nun zugelegt habe, gebe ich jedenfalls so bald nicht wieder her.
RECHT AUf REpARATURAnLEITUng Recycling ist auch ein gutes Geschäft, und Handys sind ein besonders wertvoller Rohstoff. Die österreichische Firma Mobile Collect nutzt wohltätige Organisationen wie die Diakonie, die Jane Goodall Foundation oder die Kinderfreunde, um an ihn heranzukommen. Die ngos führen Sammelaktionen durch, für die abgegebenen Geräte zahlt Mobile Collect Spenden. Noch funktionierende Geräte werden – laut Homepage »durch externe Firmen im EU-Wirtschaftsraum« – wieder flott gemacht. Dann werden sie in alle Welt verkauft, bestätigt Bernd Kopacek, mit seiner ISL Group ein Hauptabnehmer der Aktionen. Für Kopacek, laut dem eine Tonne Althandys 6–7.000 Euro Erlös bringt, ist der Export quer durch die Welt nicht verwerflich: »Wir sind hier ja nicht im E-Schrott, sondern im Altgerätebereich tätig.« Sowohl Hersteller wie Nokia als auch ngos wie Greenpeace stehen dem sogenannten »Refurbishing« aber negativ gegenüber, weil die reparierten Handys oft in Ländern landen, wo es keine Recycling-Infrastruktur gibt – die Ressourcen, die vorgeblich bewahrt werden, landen nach kurzer Zeit erst recht auf der Müllkippe. Ich selbst hatte mein altes, zerkratztes Telefon schon zum Händler zurückgebracht, als meine Schwiegermutter mir ihr für den Eigenbedarf repariertes Gerät zeigte: Um 45 Euro hatte sie das gebrochene Display ihres Telefons im Handy-Shop ums Eck tauschen lassen – in der Null-Euro-Vertragshandy-Mentalität ist
—— www.marktcheck.at/elektronik Info-Seite der Greenpeace-Aktion »Greener Electronics« —— www.topprodukte.at Ranking energieeffizienter Produkte in zahlreichen Kategorien —— www.environdec.com Infoplattform und Verzeichnis internationaler »Environmental Product Declarations« (EPDs) —— www.tcodevelopment.com Nachhaltigkeits-Zertifizierung für Computer, Monitore, Tablets, Projektoren (mit Verzeichnis) —— www.blauer-engel.de Plattform und Datenbank des ältesten deutschen Ökolabels —— www.eco-label.com Europäisches Ökolabel, Plattform mit Produktkategorien-Verzeichnis —— www.ifixit.com Reparatur-Community, bietet genaue Anleitungen und Hilfestellungen zur Reparatur elektronischer Geräte
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Grüner Campus Malchow
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Mathias Rittgerott
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Sascha Montag
Wo der Schulleiter Vogelspinnen hält In keiner anderen Schule Deutschlands wird auf Umweltlehre so großen Wert gelegt wie auf dem »Grünen Campus Malchow«. Das Fach gehört dort zum Pflichtprogramm für alle Schüler. Sichtbares Zeichen dafür ist die eigene Schulfarm.
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ch bin froh, keine Ziege zu sein«, sagt Max mit gespielter Empörung und schiebt die Mistgabel tief in das von Pisse triefende Stroh. »Weil es im Stall so stinkt«, presst der Zehnjährige angestrengt hervor und wirft eine Ladung Mist in die Schubkarre. Sein Schulfreund Florian, der an seiner Seite schuftet, stöhnt: »Scheiße, ist der Mist schwer!« Es ist 9 Uhr morgens und die Jungen geraten mächtig ins Schwitzen. Mit ihren Klassenkameraden von der 4c haben sie heute ihren wöchentlichen Bauernhoftag auf der schuleigenen Knirpsenfarm. Der erstreckt sich zwar nur über den Vormittag, geht jedoch ganz schön in die Knochen.
Eine Ziege namens Ping-Pong Tierpflegerin Manuela Hauser, in Cargohose und grauem Kapuzenpulli, hat die Arbeit verteilt. Die gelernte Melkerin nimmt die Kinder ganz schön ran. Die Tiere seien darauf angewiesen, dass sie alles richtig machen, bläut sie den Schülern ein. So kümmern sich die beiden Kumpels Max und Florian gewissenhaft um den Stall der Ziegen Ping-Pong, Krümel und Squaw. Andere Kinder haben das Schwein aus seinem Stall gelassen, suchen im Hühnerhaus nach Eiern und scheuchen Ziegen und Schafe auf den Sportplatz, wo diese augenblicklich anfangen zu grasen. In der großen Pause werden Schüler wie selbstverständlich zwischen den Tieren Fußball spielen. Die Kinder besuchen allesamt den Grünen Cam-
pus Malchow im Bezirk Lichtenberg. Der liegt »Jwd«, »janz weit draußen«, im Osten der Stadt. Hier wird das Fach Umweltlehre unterrichtet. Die Teilnahme ist ab der ersten Klasse Pflicht; ein bis zwei Extrastunden pro Woche sind dafür im Stundenplan vorgesehen. Das macht die Schule mit ihren rund 550 Kindern einzigartig in der Republik. Unter dem Dach der Umweltlehre lernen die Kinder beispielsweise globale Umweltprobleme wie den Klimawandel kennen, sie befassen sich sowohl mit der Energieversorgung als auch mit gesunder Ernährung und toben sich in Botanik und Tierhaltung aus. Mensch und Natur bilden eine Einheit, das ist der Kerngedanke. Den Lehrplan haben die Berliner Pädagogen in zahllosen Diskussionsrunden und Debatten selbst entwickelt. »Waldsterben-Pädagogik« ist tabu, die Lehrer malen keine Weltuntergangsszenarien an die Wand. Hinter dem Schulkonzept steckt federführend Schulleiter Tobias Barthl. Er ist ein außergewöhnlicher Schulleiter. Nicht, weil er seine blonden, langen Haare zu einem Zopf bändigt und ein struppiges Kinnbärtchen trägt. Vielmehr, weil der hagere Mann zusammen mit seinem Kollegium immer neue und zuweilen eigenwillige Wege geht, um die Kinder schlauer zu machen. Als Barthl 1991 aus Elbingerode im Harz nach Berlin zog, war er sprachlos: Berliner Kinder können Hahn und Henne nicht unterscheiden, geschweige denn Ahorn von Eiche. Den Missstand wollte der Naturliebhaber
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Kinder, die in Naturschulen lernen, zeigen bessere Leistungen in Mathematik.
beheben. Wer Barthl in dessen Büro aufsucht, darf keine Angst haben. Dort glotzt einen als erster der grüne Leguan Guido an. Das unterarmlange Tier war in einer Kiste vor dem Schulgebäude abgestellt worden, als es handgroß war. »Als Guido wegen Gallensteinen operiert werden musste, habe wir festgestellt, dass er ein Weibchen ist«, erzählt Barthl. Erst war das Tier da, dann kam das Fachwissen hinzu, in diesem Fall in Form eines örtlichen Vereins von Reptilienfreunden. Tierpflegerin Hauser räumt ein, einiges über Google recherchiert zu haben. Der Rektor und sein Leguan sind aber nicht allein im Zimmer. Gleich sieben Vogelspinnen verstecken sich in kleinen Gehegen. »Alles Abgabetiere«, erklärt Barthl. Das trifft auf alle 180 Tiere zu, die in Schule und Farm ihr Zuhause haben. Kein einziges wurde gekauft. Exoten beispielsweise wurden häufig illegal gehalten, beschlagnahmt und auf dem Grünen Campus untergebracht.
Alltag ohne Pausenglocke »Die Tiere wirken wie eine Therapie«, sagt Barthl. Vorlaute Zappelphilippe werden ruhig, wenn sie sich um Hase, Huhn und Ziege kümmern. Streithammel werden friedlich, weil den Papageien verbale Provokationen schnuppe sind. Selbst zu den Vogelspinnen gewinnen Kinder Vertrauen. Von zehn Kindern, die in die SpinnenAG hineinschnuppern, bleiben drei bis vier dabei. »Das Interesse siegt über die Angst.«
Die Klassen eins bis drei werden jahrgangsübergreifend unterrichtet. Keine Schulglocke taktet den Tag in 45-Minuten-Blöcke. Statt Frontalunterricht lernen die Kinder in Projektarbeiten, Wochenplänen und Gruppenarbeiten. Kinder mit Handikap – Autisten, Sehbehinderte, Lernbehinderte – besuchen die Schule genauso wie hochbegabte. Letztere machen rund zehn Prozent der Schülerschar aus. Das alles zeigt, dass die Malchower Reformer weit mehr im Blick haben als die Umwelt. Sie lüften den Schulbetrieb kräftig durch und loten die Grenzen des Möglichen aus.
Ausgezeichnete Schule Soviel Engagement wird belohnt. 2008 wurden die Malchower mit dem renommierten Deutschen Schulpreis ausgezeichnet. Die Schule habe namentlich in den Punkten Nachhaltigkeit, jahrgangsgemischten Klassen und der Integration behinderter Kinder Außergewöhnliches geleistet. Der Grüne Campus Malchow ist gleichwohl nicht allein mit seinem Bestreben, Schüler für die Umwelt zu begeistern. So residiert beispielsweise im Westen der Stadt die Schulfarm Scharfenberg auf einer Insel im Tegeler See. Insbesondere Waldorfschulen legen eigene Gärten an, halten Bienenvölker und Schafherden. Auch international streben Schulen ins Grüne. Richard Louv führt in seinem Buch »Das letzte Kind im Wald?« zahlreiche Beispiele vor allem aus den USA
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Grüner Campus Malchow
44 titution im Schulbetrieb und wird einmal im Monat serviert. Dazu backen die Schüler eigens im Lehmofen Brot, für das sie selbstverständlich das Mehl gemahlen haben. Zwischen all den Kindern steht Jens Marschalke, 51, gewissermaßen als ruhender Pol. Er weiß Rat, wenn die Schüler vergessen haben, wo die Gießkannen stehen und wo die Heugabeln. »Sind halt Kinder«, sagt er nachsichtig. Marschalke ist einer der ehrenamtlichen Helfer, ohne die es auf der Knirpsenfarm nicht geht. Viele Eltern helfen an den Wochenenden beispielsweise beim Ausmisten und Füttern. Marschalke hingegen ist unter der Woche da und kümmert sich um Kinder und Tiere gleichermaßen. Hergeschickt wurde er einst vom Arbeitsamt. Nach anderthalb Jahren als ABM-Kraft ist er hängengeblieben. »Was soll ich zuhause herumsitzen und verblöden«, fragt er. Die Schule ist ihm zur zweiten Heimat geworden, die Kinder sind ihm ans Herz gewachsen, die 150 Euro Bezahlung kann er gebrauchen. Das Geld stammt freilich nicht aus dem Schuletat. Das gibt der nicht her. Der 400 Mitglieder starke Förderverein Malchower Grashüpfer steht seit rund 20 Jahren hinter der Schule. Er finanziert Marschalke, Tierpflegerin Hauser und eine Handvoll weiterer Helfer.
Die GieSSkanne als MaSSeinheit Fleisch- oder Pflanzenfresser? Beim Umgang mit Tieren entsteht Fachwissen.
an. Hunderte Schulen unterrichten zumindest das Fach Naturkunde und kooperieren mit örtlichen Bauernhöfen. Kinder, so Louvs Diagnose, wüssten zwar vieles über globale Umweltbedrohungen wie den Klimawandel und das Abholzen der Regenwälder. In heimischen Forsten könnten sie jedoch eine Buche nicht von einer Eiche unterscheiden. Die »direkte Vertrautheit« mit der Natur schwinde und werde ersetzt durch mediale Vermittlung, beispielsweise in beliebten Naturdokumentationen im Fernsehen. Hier setzt die Malchower Schule an. Überspitzt gesagt lernen Kinder wie Max und Florian beim morgendlichen Ausmisten, dass Wiederkäuer – ob die Ziegen auf ihrer Farm oder Kühe beim Bauern – unappetitlich stinkenden Mist und Gülle produzieren. Dass bei der Produktion von Milch und Fleisch folglich Abfälle entstehen.
Eier: aufessen oder ausbrüten? Überhaupt, die Ernährung. Gerade kontrollieren zwei Mädchen die Legekisten im Hühnerstall. »Ein Ei«, jubiliert Janine und erklärt: »Manche Eier werden im Brütschrank ausgebrütet. Da kommen Küken raus.« Die meisten Eier werden jedoch verspeist. »Die kommen beim Gesunden Frühstück aufs Brötchen. Das schmeckt.« Das Gesunde Frühstück ist eine kleine Ins-
Max und Florian haben Schubkarre um Schubkarre Mist auf den Haufen gefahren. Jetzt geht’s ans Tränken. Fünf Gießkannen Wasser schleppen sie ins Ziegengehege. Die Kannen schwappen über, so voll haben die Jungen sie gefüllt. Andere Klassenkameraden kommen leichter davon, sie müssen dem Federvieh lediglich die Trinknäpfe füllen. Die Wassermenge müssen sich die Schüler für den Theorieunterreicht merken. Draußen hat es angefangen zu nieseln. Davon bekommen die Kinder in der Futterküche im Keller des Schulhauses nichts mit. Sie schnipseln Äpfel und Karotten klein, Jaromir vermanscht in einem Eimer Kartoffeln zu Brei. »Fürs Schwein«, sagt er und stampft weiter in der Pampe herum. »Vorhin habe ich für das Frettchen Fleisch durch den Mixer gejagt.« Fleischfresser, Pflanzenfresser, der Junge weiß Bescheid. Auch, dass Bartagamen nur lebendes Futter fressen. Mit einer langen Pinzette hält er dem Kriechtier namens Geronimo eine Grille unter die Nase. Das Reptil schnappt zu, der Junge freut sich. Die Nahrungskette ist verstanden. Um 11 Uhr versammelt sich die 4c draußen unter einem Schutzdach. Die Kinder plappern fröhlich miteinander. Da lies Manuela Hauser ihnen die Leviten. »Leute, das ist nicht euer Ernst«, sagt sie, und die Kinder ziehen schweigend ihre Köpfe ein. »Es kann nicht sein, dass einem nach zehn Minuten der Rücken wehtut!« Die Arbeitsmoral sei mies gewesen. Richtig sauer wird Hauser, als ein Kind dem herumschnurrenden Kater Schinken vom Pausenbrot füttert. »Das ist viel zu salzig«, schimpft sie: »Das kann die Nieren schädigen!«
Es wird noch etwas ruhiger am Tisch. Hauser nutzt die Gelegenheit, über Salz und innere Organe zu dozieren. Das war nicht geplant, hat sich so ergeben. Jetzt übernimmt die Klassenlehrerin Sabine Kondaurow das Zepter. Zurück im Klassenzimmer spricht sie mit den Schülern über das Thema Wasserbedarf. Die Kinder sollen aufschreiben, wie viel Wasser sie heute beim Tränken der Tiere und Reinigen der Gehege verbraucht habt. 1,8 Liter schätzt ein Kind für den Wassernapf der Papageien, 70 Liter ermittelt ein anderes für Bottich bei den Ziegen. »Liter schreibt man nicht mit ie«, korrigiert Kondaurow im Vorbeigehen. Insgesamt wurden 297,2 Liter Wasser verbraucht, rechnet das Mathe-As der Klasse aus. »Wir haben doch über Hunger und Durst in Afrika gesprochen«, ruft Kondaurow ihren Schützlingen in Erinnerung. »Und wir verbrauchen fast 300 Liter für die Tiere!« Nun will sie Vorschläge zum Wassersparen hören. »Den Eimer nicht so voll machen. Dann schwappt weniger über«, schlägt ein Mädchen vor. Wasser vom Händewaschen könnten die Tiere gut trinken, so eine andere Idee. »Die Vorschläge gebe ich Manuela«, verspricht Kondaurow: »Das wird sie besänftigen.« Ein ganz normaler Tag im Fach in Umweltlehre: Erst die Tiere versorgt (Biologie und Ernährung), dann der Wasserverbrauch ermittelt (Mathe) und schließlich der Bogen nah Afrika geschlagen (Geografie und Sozialkunde). Und das alles in korrektem Deutsch und im Team.
Bessere Leistungen Laut Buchautor Richard Louv zeigen Kinder, die in der Natur und auf Schulbauernhöfen lernen, bessere Leistungen in nahezu allen Fächern. Er führt Geschichte, Erdkunde, Sozialkunde, Naturwissenschaften, Sprachen und Mathematik an, preist die höhere Lesekompetenz und die ausgeprägte Disziplin der Schüler. Ist darin einer Gründe zu finden, warum Eltern ihre Kinder an diese Schule schicken? Sie alle wollen das Beste für ihre Sprösslinge. Doch an Nachhaltigkeit und Ökologie sind keineswegs alle interessiert, raunt eine Lehrerin. Wie übrigens auch nicht alle Lehrer. Abzulesen sei dies beispielsweise daran, dass Kinder nicht ausnahmslos auf Recyclingpapier schreiben und manche für die Pause eine »Milchschnitte« mitbringen. Schließlich wählen manche Eltern diese Schule schlicht deshalb, weil der Ausländeranteil niedrig ist. Das Idealbild der Schule als Biotop erhält Kratzer. Klar ist auch: Absolventen der Schule werden in der Mehrzahl nicht grüner denken und nachhaltiger leben als ihre Mitmenschen. Barthl und sein Team sind schon zufrieden, wenn jeder zehnte Schüler es tut. — www.gruener-campus-malchow.de — www.knirpsenfarm-berlin.de
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Urban Chicken Farming
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interview
Nina Daniela Jaksch
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Tonis.at omlet.co.uk
Alles eine Frage der Haltung Ernährungsbewusste Stadtmenschen betreiben neben Urban Gardening neuerdings auch Hühnerhaltung auf Dächern und in Hinterhöfen. Wir haben uns mit dem Hühnerexperten Toni Hubmann, der sich seit 25 Jahren für Tierschutz, artgerechte Tierhaltung in Österreich einsetzt, zum Thema Hühnerwohl in Stadt und Land unterhalten.
Toni, was verbindet dich mit dem Huhn? toni hubmann: Das Thema wurde mir quasi in die Wiege gelegt. Ich bin 1957 in Graz geboren und habe mit 30 den elterlichen Betrieb übernommen. Dort begann ich meine Vision umzusetzen: artgerechte Nutztierhaltung und würdevoller Umgang mit dem Lebewesen Tier. Damals schien diese Idee von Tierwohl und Freilandhaltung noch nicht recht in die Zeit zu passen; inzwischen sind wir einen langen Weg gegangen und arbeiten heute gemeinsam mit über 200 Bauern. Du hast die Hühner-Freilandhaltung bereits jahrzehntelang praktiziert, ehe sie allgemein zum Thema wurde. Was bewegt dich heute?
Unser eigentliches Thema ist heute nicht mehr Freilandhaltung, sondern: Wie kann Freilandhaltung und das Tierwohl noch weiter verbessert werden? Für uns gilt das Bauer-Henne-Ei-Prinzip: Geht es dem Bauern gut, geht es den Hennen gut, geht es dem Ei gut. Seit mehr als 25 Jahren machen wir uns Gedanken darüber, wie wir noch ein bisschen besser werden können. Dabei stellen wir uns Fragen wie »Leben unsere Hühner so, wie sie es auch in freier Wildbahn tun würden?«, »Wie kurz sind unsere Transportwege und wie können wir noch ökologischer denken und handeln?« oder »Wie können unsere Mitarbeiter Familie und Beruf noch besser in Einklang bringen?«. Eine Landwirtschaft zu führen, heißt, nicht
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Urban Chicken Farming
48 nur an die Zukunft des eigenen Betriebs zu denken, sondern auch an die Konsumenten, Lieferanten und Partner. Und somit geht es nicht zuletzt auch um die Zukunft einer ganzen Region und all der Menschen, die hier mit uns leben und arbeiten. Wir leisten mit unserer Arbeit einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der kleinstrukturierten Landwirtschaft Österreichs. Für unsere Bauern bedeutet das die nachhaltige Sicherung und Stärkung ihrer wirtschaftlichen Existenz. Welche Elemente umfasst die artgerechte Hühnerhaltung? Wir arbeiten mit ngos und Tierschutzorganisationen zusammen, um konsequent an Verbesserungen des Tierwohls zu arbeiten. So haben wir die »Hühnergärten« entwickelt, mit großer Auslauffläche, also mindestens 10 m2 grüne Wiese pro Henne, mit Baum- und Strauchbepflanzungen rund um die Stallungen, um den Tieren im Sommer Schatten zu spenden. Hennen sind Gruppentiere und fühlen sich zusammen mit ihren Artgenossinnen am wohlsten, manchmal wollen sie aber auch ungestört sein. Im Blüh- und Fluchtstreifen, einer teilweise ungemähten Laufwiese, gelangen die Hennen sicher ins Freiland, dort können sie im Gras flanieren, sich wohlfühlen, Nützlinge und Wildkräuter picken, sich aber auch verstecken. Sehr wichtig sind auch Sandhaufen, in denen die Hennen für ihre Gefiederpflege baden können, denn »a sandbad a day keeps the doctor away«. Der Lebensraum Wintergarten, wir nennen ihn Kaltscharr-Raum, ist ein Plätzchen bei jedem Wetter, dort finden sie frische Luft und Auslauf, wenn es draußen mal nicht gemütlich ist. Im Stall selbst sitzen die Hennen auf erhöhten und ausreichend breiten Sitzstangen, sie haben Nester aus natürlicher Einstreu und bekommen bestes, pflanzliches und gentechnikfreies Futter: Mais, Weizen, Soja, Sonnenblumen- und Kürbiskernkuchen, Kalk für die Produktion der Schale usw. Die Bewegung, mehr Lebensqualität in der Stadt zu genießen, trägt viele Blüten. Green in the City bedeutet nicht nur Kräuterbeet auf dem Balkon, sondern auch urbane Tierhaltung. Hühnerhaltung in der Stadt – geht das überhaupt? Sicher gibt es bessere Plätze für Hühner als eine Großstadt, aber grundsätzlich kann man Hühnerhaltung
Das Eglu ist die ideale Art, um 2 bis 4 Hühner im Garten zu halten, egal ob in der Stadt oder auf dem Land.
Toni Hubmann hat mit seinem Freilandeierbetrieb Standards für glückliche Hühner gesetzt.
auch in der Stadt betreiben. Wichtig ist, dass es einen geeigneten Platz gibt und es den Tieren gut geht, und dass man sich vorher ein bisschen mit Hühnerhaltung beschäftigt hat. Du bist ein Pionier mit viel Erfahrung in Sachen Freilandhaltung und Experte in der Hühnerhaltung – welche Tipps gibst du Hühnerbesitzern in der Stadt? Man muss sich für die Legehennen Zeit nehmen, sie betreuen und sich mit ihnen beschäftigen. Ähnlich wie wenn man eine Katze oder einen Hund im Haus oder in der Wohnung hält. Was sind die Mindestanforderungen für die Hühnerhaltung im urbanen Raum? Die Hennen brauchen jedenfalls einen Platz zum Schlafen, einen eigenen Platz zum Eierlegen, einen Platz zum Koten und dann noch Platz für Bewegungsmöglichkeit, zum Scharren und Reinigen, das sogenannte Sandbad. Idealerweise haben sie dann auch einen Grünauslauf ins Freie zum Fressen und Spazierengehen. So könnte man unter Anleitung sicherlich auch in der Stadt Hühner in sehr kleinen Gruppen halten. Hersteller wie Omlet in England bieten hypermoderne »Eglus« für die private Eierproduktion an. Was hältst du von dieser Art von KunststoffKleingehege? Sie gefallen mir sehr gut. Sie sehen modern aus, sind sehr praktisch und entsprechen bei richtigen Aufbau und Einsatz den Ansprüchen eines Huhns. Es soll aber niemanden hindern, andere Hühnerstallungen zu kaufen oder selbst welche zu basteln. Wichtig ist die artgerechte Einrichtung und Auslegung der Stallungen, ob sie besonders stylisch sind, ist da eigentlich Neben- und Geschmackssache. — www.tonis.at — www.omlet.co.uk
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artgerechte tierhaltung
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»suPerhenne hanna« Wie ein moderner Kinderbuchklassiker eine ganze Volksschulklasse inspirierte.
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enn ich ein Bauer wäre. – Im kindlichen Gedankenexperiment schwingt wie selbstverständlich ein »dann wäre ich ein Bio-Bauer« mit. Oder: eine Bio-Bäuerin. Voraussetzung dafür ist bloß, dass die Kinder zuvor erfahren haben, wo und wie Nutztiere in der konventionellen Landwirtschaft gehalten werden. Besonders schön zeigen das die Aufsätze der Schülerinnen und Schüler der 4e, die sich am Wiener Josefinum unter Volksschullehrerin Monika Porges in einem Klassenschwerpunkt dem Thema »Artgerechte Tierhaltung« widmeten. Wichtige Impulse setzte dabei die Lektüre von Felix Mitterers »Superhenne Hanna«. biorama druckt einige gelungene Arbeiten ab – und empfiehlt das mehrfach ausgezeichnete Kinderbuch ausdrücklich; zum Beispiel als Weihnachtsgeschenk. Felix Mitterers »Superhenne Hanna« und »Superhenne Hanna gibt nicht auf« (empfohlen ab 9 Jahren) sind in der G&G Verlagsgesellschaft erschienen. PVS Josefinum Wien 14, Breitenseer Straße 31 www.josefinum.at
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Text
Wolfgang Smejkal
Die Welt, die wir uns wünschen
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www.opensourceecology.org
Bausatz für eine Zivilisation Wir können autark leben, ohne unseren Lebensstandard aufgeben zu müssen, ist die Botschaft der Open Source Ecology-Bewegung – dazu braucht es nur das Know-how und dessen Verbreitung. Ein Baukasten mit Instruktionen und Werkzeugen soll es möglich machen, sich mit DIY-Maschinen und Mikroelektronik von wirtschaftlichen Abhängigkeiten zu verabschieden.
m
arcin Jakubowsky ist Physiker, Landwirt, Erfinder und Visionär zugleich. 2003, nach Abschluss seines Nuklear-Physik-Studiums in Princeton, will der Endzwanziger anstatt eines Forschungsauftrags lieber etwas Handfestes lernen. Er kauft Land in Missouri und einen gebrauchten Traktor. Der Traktor geht kaputt, die Reparaturen verschlingen Geld, bis das Gerät schließlich ganz den Geist aufgibt. Jakubowsky ist pleite und erkennt: Funktionstüchtige Maschinen für eine nachhaltige Landwirtschaft sind mit großem Kostenaufwand verbunden. Noch im selben Jahr gründet der gebürtige Pole »Open Source Ecology« (ose), ein Netzwerk von Ingenieuren, Landwirten und Tüftlern, und stellt erste Baupläne für einen DIY-Traktor ins Internet. Gemeinsames Ziel ist das Global Village Construction Set (gvcs): Ein Baukasten-
Das GVCS ist eine Art lebensgroßes Lego-Set aus modularen Werkzeugen, mit dem ganze Ökonomien entwickelt werden können.
system von 50 industriellen Maschinen, das sämtliche Bedürfnisse einer sich selbstversorgenden Gemeinschaft von 100–200 Personen abdeckt – für 10 bis 15 Prozent des herkömmlichen Anschaffungspreises. Um die Auswahl der benötigten Gerätschaften zu treffen, zerlegte Jakubowsky das Ökosystem eines Dorfes in seine Bestandteile. Das heißt, von einfachen Straßen über Gebäude bis hin zur Energiegewinnung dekonstruierte er alles, was ein Dorf oder eine kleine Stadt bieten muss. Dann entwickelten er und sein Team Lösungen für Maschinen, Baustoffe und Architekturen, die umweltverträglicher, langlebiger und effizienter waren als alles, was gerade auf dem Markt ist. Die Erdziegelpresse beispielsweise dient dazu, Häuser aus unverarbeitetem Erdboden zu bauen. Kapazität: 16 Ziegel pro Minute, 5.000 Ziegel am Tag – genug für ein ganzes Haus. Die Pressmaschine kann aus Altmetall selbst hergestellt werden, der Bauplan steht im Internet, die dafür nötigen Ressourcen sind überall relativ billig zu erhalten. Der LifeTrac-Mehrzweck-Traktor kombiniert die Kraft eines Kompaktladers mit der Funktionalität eines Acker- oder Kettenschleppers mit verschiedenen Arbeitsaufsätzen. Der Clou dabei: Die Maschinen lassen sich wieder auseinandernehmen und zu neuen Werkzeugen zusammensetzen. Der Motor, der den Traktor betreibt, kann auf diese Weise genauso gut für eine Maschine verwendet werden, die einen Brunnen bohrt. Für alle Arbeitsgänge einer modernen Landwirtschaft genügen deshalb ein bis zwei Motoren. Dieses »Design-for-Disassembly« erlaubt dem Nutzer auch, die Werkzeuge selbst zu warten und sie sofort zu reparieren, ohne sich auf teures Service-
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Auf der Factor e Farm in Missouri werden die Geräte gebaut und getestet: Open Source-Traktor und Erdziegelpresse.
personal verlassen zu müssen. Ein Induktionshochofen wiederum ermöglicht, aus Altmetall in dezentraler Art selbst die nötigen Ausgangsmaterialien für die Open Source-Maschinen zu gewinnen. Sechs weitere Prototypen – eine hydraulische Stahlstanze, ein automatischer cnc-Brenn-Schneidetisch, 3D-Drucker, Laser-Cutter, MicroTrac und die Erdmühle sind inzwischen ebenfalls fertiggestellt und erprobt.
Open Source hardware Der Energiebedarf für die Factor e-Farm, eine Art überdachte Riesenwerkstatt mit ein paar Hühnern und Wohngebäuden, wird auf erneuerbarem Weg produziert. Die derzeitige Infrastruktur besteht aus der Aufnahme von Sonnenenergie, die in einer Solarturbine umgewandelt wird. Das Biomasse-Verflüssigungsverfahren ist für Jakobowsky ein Zukunftsweg, den er und sein Team bereits erproben. Konventionellen Biosprit sieht er kritisch: zu geringe Nettoenergiebilanz, zu viel Verschwendung von Pflanzenmaterial. Einer der nächsten Schritte ist für ihn die Entwicklung einer Open SourceDampfmaschine. Sie sei viel effizienter als ein Dieselmotor, insbesondere, wenn man sie mit mikroelektronischer Steuerung optimiert. Weitere geplante Maschinen dienen zur energiesparenden Rohstoffherstellung, etwa der Aluminiumproduktion aus Ton und Bioplastikherstellung aus Pflanzen. »Share design globally, but produce locally«, fasst der Erfinder seine Botschaft zusammen. Zentrale Schalt- und Verteilerstelle dafür ist ein eigens aufgesetzter Wiki auf der Projekt-Webseite. Hier unterrichtet man die welt-
weite Community mit Videos über tägliche Fortschritte, Menschen aus aller Welt können sich an der Weiterentwicklung der Technologien beteiligen. Eine angeschlossene Open Source-Agrarökologie hat das Ziel, das praktikabelste System dafür zu demonstrieren, 100-200 Menschen mithilfe von Permakultur zu ernähren. Jakobowsky und sein Team haben noch weitere ehrgeizige Pläne: Bis 2013 sollen alle 50 Geräte mit 3D-Designs, Schemata, Anleitungsvideos, Kalkulationen und Produkthandbüchern frei auf dem Open Source-Wiki zur Verfügung stehen. Um unabhängig zu bleiben, ist das Projekt während dieser Entwicklungphase auf Spendengelder angewiesen. Davon wird letztlich auch der zeitliche Fortschritt abhängen. Die langfristige Perspektive ist es, mit einer ökologisch angepassten und überall zugänglichen Technologie die Einstiegshürden in die Landwirtschaft zu verringern und die Gründung autarker und widerstandsfähiger Dorfgemeinschaften global zu unterstützen. Auch die Nonprofit-Organisation ted (Technology, Entertainment, Design) hat den Wert der Initiative erkannt. ted steht für gemeinnützige Ideen, die es wert sind, verbreitet zu werden: Marcin Jakubowski wurde zum »ted 2011 Fellow« gewählt. Wie bei Linux wird das Open Source-Modell früher oder später seinen Weg in die konventionelle Geschäftswelt finden, was die Technologie weiter verbilligen und die Open SourceProduktionsweise, ohne es zu wollen, immer weiter verbreiten wird, ist Jakubowsky überzeugt. Die Zeit für Open Source-Hardware scheint also gekommen. — www.opensourceecology.org
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Edition Nautilus
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interview
Wolfgang Smejkal
bild
Ute Schendel
Mut zur Wut Der Zorn auf den Kapitalismus und die Ohnmacht der Politiker geht um wie schon lange nicht. Die Edition Nautilus, ein Verlag für Politik, Kunst und Literatur aus Hamburg, liefert seit mehr als 35 Jahren Theorien und Analysen zum Aufstand.
Ü
ber ihr politisches Engagement sind Hanna Mittelstädt, Lutz Schulenburg und Pierre Gallissaires 1974 mehr zufällig als absichtsvoll als Herausgeber einer Zeitschrift und diverser Flugschriften in das Büchermachen hineingerutscht. Jahrzehntelang gelang das ohne finanzielle Absicherung, mit vielen kleineren und größeren Krisen. Seit dem überraschenden Erfolg des Krimi-Debüts »Tannöd« (über 1 Mio. verkaufte Exemplare) von Andrea Maria Schenkel vor fünf Jahren ist das politische Engagement bei Nautilus nicht geringer, dafür aber wirtschaftlich entspannter geworden. So wurde mit der Neu-Etablierung der Reihe »Flugschriften« nicht bloß ein Serientitel aus den Anfangstagen des Verlags wieder aufgenommen, dem Verleger Lutz Schulenburg geht es dabei auch um die bewusste Schärfung seiner ursprünglichen Intention, eingreifende Bücher herauszubringen. Die »Flugschriften« sollen Auswege aus der aktuellen Krise zeigen – und das sowohl mit aktuellen als auch historischen Veröffentlichungen. biorama: Der Nautilus Verlag steht seit den 70er Jahren für Bücher, die provozieren – ob Erinnerungen ehemaliger RAF-Terroristen oder Schriften von Anarchisten, Dadaisten, Surrealisten. Gibt es dafür immer noch eine Leserschaft? lutz schulenburg: Klar doch! Würde es uns andernfalls überhaupt noch geben? Die gesellschaftlichen Fragen, die sich Menschen stellen – wie soll ich leben, wovon kann ich existieren, was will ich nicht mehr und was stattdessen? – sind doch immer virulent. Wir haben immer versucht, Bücher herauszubringen, die Antworten geben, die analysieren, die dazu ermutigen, die eigenen Wünsche ernstzunehmen.
Was, denken Sie, haben Sie mit der Herausgabe dieser Bücher bewirken können? Aus Erfahrung bin ich bescheidener geworden, was die unmittelbare Wirkung anbetrifft. Aber gelegentlich wird man doch überrascht, wie durchschlagend ein Buch sein kann. Ich denke hier an das Pamphlet »Der kommende Aufstand«. Mit diesem Titel haben sie auch die »Flugschriften«, eine Reihe aus den Anfangstagen des Verlags, neu gestartet. Ist es das neue Manifest einer gewaltbereiten Bewegung, die sich von Paris und Athen bald über ganz Europa erstrecken wird?
Es tut sich weltweit mehr, als den Herrschenden lieb ist. Die Losung »Weiter so wie bisher« steht im Widerspruch zur Suche nach Alternativen.
Das hoffe ich! Besonders auch deswegen, weil die gegenwärtige kapitalistische Wirtschaftsweise zusammen mit dem Staat, der Bürokratie und ihrer Politik den Planeten ruinieren und die Zukunft der Menschheit düster erscheinen lassen. Als Individuen und als Gattungswesen sind wir herausgefordert, die Welt zu verändern, damit es auch weiterhin eine lebendige Erde gibt und nicht einen verseuchten Friedhof des Kapitals. Zum Aspekt der Gewalt: Auch wenn wir in einer Gesellschaft
55 leben, die von Gewalt geprägt ist, die nicht hinterfragt wird, muss eine emanzipatorische Bewegung ein kritisch reflektierendes Verhältnis bei der Wahl ihrer Mittel und Methoden haben. Schließlich ist die Kritik der kapitalistischen Gesellschaft eine Kritik der Gewalttätigkeit, die dem Menschen durch die Produktionsverhältnisse angetan wird. Was wird noch in den »Flugschriften« erscheinen? Auf wie viel Bände ist die Reihe ausgelegt? Für die Reihe gibt es keine Begrenzung, weder zeitlich noch inhaltlich, sie soll ein kritisches Denken beflügeln. Erfahrungen, Analysen, Theorie vermitteln. So werden im nächsten Frühjahr vier Bände zu aktuellen Fragen erscheinen: zur Finanzkrise, zur russischen Situation, ein weiblicher Blick auf die Zurichtung des Körpers und einer auf die Feinde der arabischen Revolutionen – also Beiträge zu brennenden Fragen unserer Gegenwart. Sind wir mit »Occupy Wallstreet« gerade Zeugen einer neuen Protestbewegung, die global etwas bewirken kann? Es tut sich weltweit mehr, als den Herrschenden lieb ist. Die einfältige regierungsamtliche Losung »Weiter so wie bisher« steht im Widerspruch zu der Suche nach Alternativen und den schöpferischen Kräften, die diese Abkehr freisetzt. Und »Occupy« ist ein Teil der heilsamen Unruhe, die eine revolutionäre Praxis hervorbringt. Was ein Handeln emanzipatorisch und revolutionär macht, ist, die das Bewusstsein für die Freiheit der Menschen zu schärfen, sie zu ermutigen, miteinander zu kooperieren statt der kapitalistischen Ökonomie zu gehorchen und gegeneinander zu konkurrieren. In einer freien Gesellschaft, in der die gegenseitige Hilfe vorherrscht, hört die Machtausübung über Menschen auf, und statt Menschen werden Dinge verwaltet werden. Diese neue Gesellschaft beginnt heute zu wachsen, in den Handlungen und im Denken aller. Sie sind nicht nur Verleger und Herausgeber, sondern auch Archivar und Chronist der Geschichte der Linken in Deutschland. Ist der Blick zurück lustvoller als der auf die Gegenwart? Überhaupt nicht. Der Blick zurück, das ist für mich die Verteidigung der Erinnerung. Das historische Bewusstsein erleichtert es, Vorgänge und Triebkräfte, die unsere Welt geformt haben, das Bestehende als etwas Gemachtes zu verstehen. Die Löschung des historischen Wissens ist zunächst vor allem ein Bemühen, mit dem die herrschenden Mächte ihre Ordnung verewigen möchten, als eine Art Naturzustand. Die Gegenwart sollte als Situation der Entscheidung verstanden werden, sie bietet uns die Möglichkeit, unsere Kräfte zu erproben und die herrschende Ordnung umzuwandeln. Gegenwart heißt für mich Praxis, also tun! — www.edition-nautilus.de
Raoul Vaneigem »Handbuch der Lebenskunst für die jüngeren Generationen« Ein Schlüsselwerk der aufständischen Geschichte von 1967–68, das die Parolen auf den Mauern und Plakaten des Mai 68 prägte. Poetisch, witzig, radikal: Die Perspektive der Macht, mit ihrer Hierarchie, Aufopferung und Arbeit, soll umgekehrt werden in eine Perspektive der Selbstbestimmung, Kreativität, Spontaneität und Poesie.
Holger Strohm »Friedlich in die Katastrophe. Ein Handbuch über Atomkraftwerke« Bis heute gibt es kein vergleichbares Buch, das sich derart umfassend mit allen Aspekten der »friedlichen Nutzung« der Atomenergie auseinandersetzt. 1973 erstmals erschienen, ist die »Bibel der Anti-AKW-Bewegung« seither in mehreren Überarbeitungen unerlässliches Handwerkszeug für die Argumentation.
Niels Boening »Alles auf Null. Gebrauchsanweisung für die Wirklichkeit« Wie sollen wir leben? Was können wir tun? Der Wissenschaftsjournalist Niels Boening, 44, geht solchen Grundsatzfragen nach und erörtert sie in 99 Behauptungen nachdenklich bis kämpferisch, subjektiv bis imperativ. So wird durchgespielt, wo und wofür eine kritische, intellektuelle Generation heute – nach 68, nach 89 – steht.
Unsichtbares Komitee »Der kommende Aufstand« Eine Momentaufnahme des Ist-Zustands des modernen Menschen in der westlichen Welt, die die Befreiung aus der Misere in Form von Systemzerstörung und militanten Volksaufständen sieht. Das seit 2007 existierende Manifest eines anonymen französischen Autorenkollektivs plädiert für die Bildung von Kommunen sowie die Restrukturierung der Ökonomie in kleine, lokale Einheiten.
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Manchmal kommt sich das Elternteil schon vor wie bei den Babylympics. Wer ist schneller (Laufenlernen), weiter (Selberessen), höher (Intelligentsein). Da kann man nur verlieren. Oder ein bisschen am Lack kratzen.
illustration Nana Mandl
vom sanDkastenranD
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elternalltag / Ursel Nendzig
»ER MACHT SICH MIT HANDZEICHEN, GERÄUSCHEN ODER WAHRSCHEINLICH EH SCHON GANZEN, VERSTÄNDLICHEN SÄTZEN RECHTZEITIG BEMERKBAR.«
N
eulich in der Krabbelgruppe, da erzählt die Mama von Leon, dass er – 26 Monate alt (das ist Elternsprache für zwei Jahre) – keine Windeln mehr braucht. Er macht sich mit Handzeichen, Geräuschen oder wahrscheinlich eh schon ganzen, verständlichen Sätzen rechtzeitig bemerkbar. Toll. Das Elternteil ist beeindruckt. Und fühlt sich tatsächlich ein bisschen schlecht, weil sich das eigene Kind in dieser Situation zwar bemerkbar macht, aber eben nur olfaktorisch, wenn alles quasi schon passiert ist. Am Spielplatz hat sich das Elternteil dann kurz darauf in eines dieser Sandkastenrandgespräche verstrickt. Das passiert ständig, weil es die Stille nicht aushält und immer, immer anfängt damit (»Wie – Nein, lassen wir das. heißt er denn?« – »Das ist der Jonas« – »Und wie Das Elternteil hatte langsam einen alt ist er?« – »19 Monate« – »Wow, er beschäftigt kleinen Minderwertigkeitskomplex. sich schon alleine« usw.). Bei diesem SandkastenDass diese Leons, Jonasse und Lenis aber gespräch kam ans Licht, dass Jonas mit seinen auch alles solche Streber sein müssen. Bis – auf Deutsch – eineinhalb Jahren ein wahres es eines Tages die Erleuchtung erfuhr. Es Wunder ist. Nicht nur, dass er durchschläft, seit ergab sich ganz nebenher in einem Geer sieben Wochen (= zwei Monate) alt ist. Nein, spräch mit der Mama von Leon, dem Winer isst mit Besteck, sagt »Mama« und »Papa« delfreien. Sie hatte tiefe Ringe unter den Auund gibt auf Kommando Bussis. Es braucht gen und war total frustriert, weil Leon wieder nicht extra erwähnt zu werden, dass das die ganze Nacht gestillt werden wollte. MoElternteil auch hier beeindruckt war. Denn ment. Heißt das …? Das ging runter wie Öl. Bei das Kind hat noch nie durchgeschlafen, liebt nächster Gelegenheit am Spielplatzrand wurzwar Besteck, kann auch alles damit, aber de Jonas Mutter ausgequetscht. Ja, er schläft leider nicht essen, sagt »Mama«, zu allen zwar durch. Von zwei Uhr nachts bis acht Uhr Erwachsenen außer seiner Mama und morgens, das sind sechs Stunden, die offizielle, beißt einem höchstens in den Finger, von kinderärztliche Definition von durchschlafen. wegen Bussi. Ha! Auf weitere Nachfrage kam ans Licht, dass Hatten wir den »Fall Leni« schon? er zwar mit Besteck isst. Aber nur Nudeln, ohne Leni, zu allem Überfluss wahnsinnig Sauce. Alles andere wird vom Tisch gefegt, samt niedlich, konnte mit einem halben Jahr Wutanfall. Das einzige ist das Bussi, das funktioniert krabbeln, mit zehn Monaten gehen und wirklich einwandfrei. sich mit einem Jahr aufs Töpfchen setUnd Leni? Das Elternteil nahm sich vor, auch an zen. Und zwar, wenn es wirklich anihrem Thron zu sägen, ihre Schwachstelle herauszugebracht war. Klar, dass Leni durchfinden, zu beweisen, dass sie nicht besser ist als das schlief, schon im Mutterleib, dass eigene Kind. Leider erfolglos. An Leni ist nicht zu rütsie »Mama« sagte, wahrscheinlich teln. Aber wir geben die Hoffnung nicht auf, vielleicht gleich nach der Geburt, kurz bevor entwickelt sie ja noch eine Macke wenn sie, sagen wir, sie sich Messer und Gabel brin37 Monate alt ist. gen ließ und den Mutterkuchen
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MODE
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KLEINER Bร R UND BUNTER HUND fotos und collage
Daliah Spiegel
produktion
Magdalena Vukovic
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Arthur, Helena, Julius, Noah, Sami und Hund Nala
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helena: Pulli vom Flohmarkt, Hose von Popupshop julius: Hose von Mini Rodini, T-Shirt von Living Crafts, Wolljacke von Engel, Overall von Mini Rodini
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noah: Dufflecoat von Hessnatur, Wolljacke von Engel, Cordhose von Selana julius: Overall von Mini Rodini, Pulli von Popupshop, Mütze von Ökoline by Bauer
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sami: Weste, Jacke und Gilet vom Flohmarkt arthur: Jacke und Gilet vom Flohmarkt
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links: helena: Kleid und Hose von Popupshop, Top von Lana rechts: sami: T-Shirt von Mini Rodini — julius: Wolljacke von Disana, T-Shirt von Mini Rodini
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vielen dank für die freu minimal, Wes ndliche unte tbahnstraße rstützung: mode aus de 3, 1070 Wien r natur, Barn — www.minim ˙ abitengasse 3, alwien.com 1060 Wien — www.modea usdernatur .at
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marktplatz kosmetik
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text
Magdalena Vukovic
BILD
Hersteller
Rasur für den mann Die Gesichtspflege für den Mann ist ein »haariges« Thema, das eigener Pflegeprodukte bedarf. Rasierschäume, Seifen oder Cremen sowie beruhigende und antibakterielle Pflege für danach gibt es in Hülle und Fülle. Ein kleiner Leitfaden durch die männliche Naturkosmetik.
1 // Sahnig
2 // NOSTALGISCH
3 // FLOCKIG
Ein echter Klassiker der Herrenpflege ist die Rasierseife. Dieses Exemplar des deutschen Herstellers Speick ist in praktischer Stiftform erhältlich, von zartrosa Farbe und in Silberpapier eingehüllt. Wenn man die Seife mit einem Pinsel aufschäumt, entsteht dichter Schaum, der in Ermangelung einer köstlicheren Beschreibung, einfach herstellergetreu als »sahnig« beschrieben werden kann. Der typische Speick-Duft (vom kleinen Alpenpflänzchen Speick) ist in diesem Fall natürlich nicht altbacken, sondern altbewährt und gern gerochen. www.speick.de
Diese Rasiercreme aus der For Men-Linie von Annemarie Börlind macht (am besten mit dem Rasierpinsel angerührt) einen dichten und festen Schaum, mit dem sich sehr kurze Bartstummel spielend wegrasieren lassen. Der Duft ist angenehm pudrig-holzig – in der Parfumfachsprache spricht man von Fougère – und erinnert an die Rasiercremen von damals, ohne aufdringlich zu sein. Süßholzwurzel wirkt beruhigend und Aloe Vera macht die Haut geschmeidig und hält sie feucht. Für den schönen Schaum sorgen natürliche Tenside, zum Beispiel von der Kokosnuss. www.boerlind.com
Wer eine Alternative zu besonders festen Rasiercremen sucht, hat sie wohl mit dem Rasierschaum Bio Aloe von Sante Homme gefunden. Der Schaum, der durch einen FCKW-freien Pumpspender generiert wird, ist seifig und leicht, aber dafür laut Hersteller »klingenschonend«. Bei kurzen Stoppelchen wird die Rasur sich zwar schwierig gestalten, aber bei 3-Tage-Bärten und auch bei der Entfernung lästiger Körperhaare eignet sich der Rasierschaum aus der MännerPflegeserie von Sante gut. Der Duft ist auffällig herb und bleibt auch nach dem Abwaschen länger auf der Haut. www.sante.de
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D
ie Gesichtsbehaarung oder besser noch, das Beschneiden eben jener, ist für den Großteil an Produkten im Männer-Kosmetikuniversum verantwortlich. Die Rasur ist ein Angriff auf die empfindliche Wangenund Kinnpartie, kann aber mit entsprechender Pflege zur wahren Wohltat werden. Durch das häufige Rasieren trocknet die Haut aus und winzige Verletzungen machen den Weg für allerlei Bakterien frei, die schnell zu Unreinheiten führen können. Der Rasierschaum soll die Klinge also besonders schonend über die Haut gleiten lassen und so wenig wie möglich austrocknen. Da die Haut von Männern etwas dicker ist als die von Frauen
und mehr Talg- und Schweißporen aufweist, braucht sie zwar weniger fettende Pflege, dafür aber umso mehr Feuchtigkeit. Im Anschluss an die Rasur eignen sich darum sanfte und entzündungshemmende Produkte, die der Haut helfen, geschmeidig zu bleiben. Hier hat die Naturkosmetik echte Alternativen zur herkömmlichen Kosmetik: Calendula, Hamamelis, Eibischwurzel oder Bisabolol (ein Hauptwirkstoff der Kamille) wirken beruhigend und hemmen das Wachstum von fiesen Mikroorganismen. Aloe Vera und verschiedenste hochwertige Öle halten die Haut geschmeidig, ohne den Körper mit schädlichen chemischen Duft- und Konservierungsstoffen oder billigen Mineralölen zu belasten.
4 // ERFRISCHEND
5 // NÄHREND
6 // KÜHLEND
Diese Aftershave Lotion aus der Logona-Produktreihe für Männer mit dem aparten Titel »Mann« hat zwar einen hohen Alkoholgehalt, brennt aber kaum auf der Haut und riecht angenehm frisch nach Zitrusfrüchten und Nadelhölzern, die den Träger mehrere Stunden lang begleiten. Das altbewährte Triumvirat Bisabolol, Calendula und Hamamelis hemmt das Wachstum von Mikroorganismen und ist gleichzeitig sanft zur Haut. Im Gegensatz zu jedem Aftershave-Balsam lässt ein solches Wässerchen keinerlei öligen Film auf der Haut zurück. Wer im Winter zusätzliche Feuchtigkeit braucht, muss dann aber mit einer Creme nachhelfen. www.logona.com
Mit seinem zarten, erfrischenden und vor allem geschlechtsneutralen Zitrusduft stellt dieser After Shave Balsam von Lavera eine richtige Ausnahme dar. Der Balsam nährt die Haut mit Jojoba-, Mandel-, und Sojabohnenöl. Der enthaltene Schachtelhalmextrakt, Meeres-Mineralien (Meersalz) sowie Kieselerde und diverse entzündungshemmende Pflanzenextrakte besänftigen die frisch rasierte Haut. Das Produkt verspricht auch eine Hautstraffung, die sich zwar, wie so oft nicht bestätigen lässt, aber in jedem Fall fühlt sich die Haut gut genährt an und ist für kalte Wintertage gerüstet. www.lavera.com
Das erste, was an dieser Creme auffällt, ist der Lavendelduft. Das Öl dieser unscheinbaren, aber geruchsstarken Pflanze hat einen angenehm kühlenden Effekt. Die Creme zieht schnell ein, ohne einen Film auf der Haut zu hinterlassen und erspart dem Benutzer so unangenehme Spannungsgefühle nach dem Duschen oder der Rasur. Besonders sympathisch und typisch für das KosmetikUrgestein Weleda ist der nüchterne Produktname. Man bedient sich weder englischer Power-Slogans noch flotter Packungsdesigns und so heißt die Creme schlicht und ergreifend: Feuchtigkeitscreme für den Mann. www.weleda.com
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green tech innovation
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text
Werner Reiter
bild
MobiGas
Umwelt: Opfer der Finanzkrise? Der Klimawandel geht schneller vor sich, als noch vor wenigen Jahren prognostiziert wurde. Gleichzeitig boomt eine Branche, die Lösungsansätze hat: die Umwelttechnologie.
S
chon im Vorfeld der UN-Klimakonferenz im südafrikanischen Durban Ende November hatte sich Pessimismus breit gemacht. Experten hegten wenig Hoffnung, dass ein großer Durchbruch gelingt und eine global tragfähige Lösung für die Nachfolge des Kyoto-Protokolls gefunden wird. Gleichzeitig legten sie Daten vor, denen zufolge der Klimawandel rascher vor sich geht als noch vor einigen Jahren prognostiziert. Die Internationale Energieagentur (IEA) hat Anfang November in ihrem »World Energy Outlook« eine klare
In der Trockenvergärungsanlage entsteht Biogas in mobilen Containern.
Warnung ausgesprochen, dass sich die Wirtschaft weltweit zu stark auf nicht-erneuerbare Energieträger stützt und dass dies zu weitreichenden und irreparablen Schäden führen wird.
Musterland Österreich Was den CO2-Ausstoß betrifft, ist auch Österreich kein Musterland. Seit Jahren kauft es Emissionsrechte in Form von CO2-Zertifikaten zu, da die Klimaziele im eigenen Land nicht erreicht werden. In anderen Bereichen ist Österreich vorbildlich unterwegs: Die Umwelttechnologie-Branche boomt und hat trotz der schwierigen Wirtschaftslage gute Wachstumsaussichten. Laut Angaben des Lebensministeriums hat dieser Wirtschaftszweig 2010 ein Umsatzwachstum von 11,8 Prozent und ein Beschäftigungswachstum von 5,3 Prozent verzeichnet. Die Exportquote betrug 84,7 Prozent (wobei diese wohl zum Teil auf den Emissionshandel zurückzuführen ist). Laut Statistik Austria ist das Gesamtvolumen des Umweltumsatzes über 30 Milliarden Euro. Umwelttechnologien machen einen Anteil von 17,7 Prozent aus. (Der Schwerpunkt liegt nach wie vor bei Umweltdienstleistungen.) Österreich zählt gemeinsam mit Deutschland zu den Vorreitern bei Green Tech. Laut einer Umfrage von Roland Berger erwarten die deutschen Unternehmen ähnlich hohe Wachstumsraten.
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Innovation und Vernetzung Gründe für die positive Entwicklung sind einerseits die Innovationsfreudigkeit und der hohe Forschungsanteil der Branche sowie die gute Vernetzung andererseits. In Österreich gibt es einige Cluster, in denen die oftmals sehr kleinen und hochspezialisierten Unternehmen eine Plattform zur Vernetzung finden, wie etwa im Umwelttechnik-Cluster Oberösterreich. Dessen Manager Markus Manz bestätigt, dass die Wirtschaftskrise 2008 verhältnismäßig wenig Auswirkungen auf die 127 Unternehmen hatte, die im Cluster kooperieren. Am ehesten war sie auf Grund der fallenden Rohstoffpreise in der Recycling-Branche spürbar. Er ist überzeugt: »Der Bedarf an Umwelttechnologien ist nachhaltig steigend. Viele Unternehmen brauchen umweltschonende Lösungen und sie erkennen auch, dass sich Investitionen in diesem Bereich amortisieren.« Das gilt auch für die Exporte. Gerade neue EUBeitrittsländer wie Polen müssten investieren, um die vorgeschriebenen europäischen Umweltstandards zu erreichen. Aber auch die Türkei ist ein wichtiger Markt – vor allem in den Bereichen Wasser, Abfall und Luft. Neueste Entwicklung aus OÖ ist MobiGas, eine mobil einsetzbare Biogasanlage, die kurz vor Serienreife steht. Auch Bernhard Puttinger, Chef der Eco World Styria, kann Positives berichten: »In den vergangenen fünf Jahren sind die Unternehmen im Green
Tech Valley doppelt so schnell wie die UmwelttechnikWeltmärkte gewachsen und haben über 5.500 Green Tech Jobs geschaffen. Für 2011 erwarten die Unternehmen wieder ein Umsatzwachstum von mehr als zehn Prozent.« Aktuelle Innovationen aus der Steiermark sind ein kostengünstiger Perlit-Dämmstoff, der in Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen entwickelt wurde, oder ein neues Effizienzkonzept für Biomasse-Anlagen, mit dem die Leistung um bis zu 35 Prozent gesteigert werden kann.
Green Entrepreneurship Innovationen im Umweltbereich leisten einen Beitrag zum Klimaschutz und bieten auch weiterhin wirtschaftliches Potenzial. Seit Kurzem hat die Mountain Cleantech AG ein Büro in Wien. Dieser Finanzierungspartner für Energie- und Umwelttechnologien hat von der Austria Wirtschaftsservice GmbH sechs Millionen Euro Risikokapital bekommen, die diese Entwicklung weiter vorantreiben sollen. Am 30. November 2011 findet im Wiener Hub (7., Lindengasse 56) eine Veranstaltung der Reihe twenty.twenty statt. Unter dem Titel »Greenovate! – Entrepreneurship goes green« wird über Innovationen im Umweltbereich diskutiert. — www.twentytwenty.at
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marktplatz travel tools
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von aBchasien Bis zYPern Ob im Viermannzelt oder dem Hilton Plaza, im Museum of Modern Art oder am Minigolfplatz: Nachhaltige Reise-Accessoires sind immer und überall gefragt – nur manchmal das eine mehr als das andere.
1 // EIngEHüLLT
2 // EIngESTECkT
Die technische Damen-Regenjacke aus 100 % ökologischem, Bluesign-zertifiziertem Material von Zimtstern schützt in den Alpen genauso wie an der windigen Nordsee. 6000er Wassersäule, atmungsaktiv, wasserabweisend, längerer Schnitt, schräge Nähte sowie der leichte Stoff machen die Jacke zu einer praktischen Begleiterin rund um den Globus. www.zimtstern.com
iPod oder iPhone führen durch Städte wie Sydney oder New York, versorgen mit Musik und halten Kontakt mit dem Zuhause. Damit die energiefressenden Alleskönner auch ein bisschen weiter ab vom Schuss noch zu was taugen, gibt es das nur 65 Gramm leichte und in verschiedenen Farben erhältliche »Solar Strap« von Suntrica. Eine Stunde laden, 19 Minuten sprechen oder 8 Stunden Standby. www.suntrica.com
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Mirjam Bromundt
BILD
Hersteller
3 // Eingefüllt »Emil die Flasche« heißt die geschmacksechte und wiederbefüllbare Flasche, die sich in verschiedene Designs gekleidet individuell gestalten lässt und auf jeder Reise fürs Durstlöschen sorgt: eine Öko Tex Standard 100 zertifizierte wattierte Stoff-Außenschicht, ein stabiler und thermoisolierender Becher und im Herz die Glasflasche, die in den Größen 0,3, 0,4 oder 0,6 Liter erhältlich ist. Bei der Version »Organic« ist der Stoff sogar GOTS-zertifiziert. www.emil-die-flasche.de
Ein Dutzend gute Gründe sich verantwortungsvoll zu entscheiden ...
4 // Eingewickelt Und auch das dazugehörige Essen gehört schön umweltfreundlich eingepackt. »Wrap-n-Mat« nennt sich die clevere Erfindung, die wiederverwendbar köstliche Unterwegshappen vor Verschmutzung schützt und in verschiedenen Größen und Mustern gleichzeitig als Picknickdecke dient. Fürs Bergwandern empfehlen wir die Karovariante. www.wrapnmat.com
5 // Eingedeckt Perfekt ausgerüstet ins Campingabenteuer: Eine Kurbelstirnlampe, ein Feuerstein, ein Regenmantel, eine Solardusche und eine kurbel- oder ebenfalls sonnenbetriebene Laterne beinhaltet das sicherlich von Nigel höchstpersönlich zusammengestellte »Camping Kit«, mit dem man ganz autark den Zeltplatzalltag von Kroatien bis Helsinki bestreiten kann. www.nigelsecostore.com
www.janetschek.at/nachhaltigkeit
6 // Eingesackt Ganz einfach und ohne Schnörkel: »Shit Box« nennt sich diese kleine unscheinbare Box, die das Leben bei so manch Festival oder ausgefallenen Reisen ins Niemandsland leichter macht. Der in verschiedenen Designs erhältliche Recyclingkarton kommt mit einer Tragetasche, zehn Poo Bags und ein paar Tüchern »for a happy bum«. www.thebrowncorporation.com
Ausgezeichnet mit dem Österreichischen Umweltzeichen.
konsequent ökologisch • sozial verantwortungsvoll • wirtschaftlich erfolgreich
Biorama Nº. 16
diy-rezept
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Micky Klemsch
BILD
Hannes Pirschtl
das rezept im bild. diesmal:
Kürbis-Muffins Kalt wird es und unser Körper braucht wieder mehr Energie. Warum nicht aus dem vollen Korn schöpfen? Dem Einkorn zum Beispiel. In Kombination mit Kichererbsen, Kürbis und Schafkäse bastelten wir aus dem Waldviertler Einkornreis eine pikante Art köstlicher Muffins.
Die alten Getreidesorten vom Meierhof haben uns neugierig gemacht und inspiriert, dieses Rezept auszuprobieren. Die Zutaten waren auf dem Markt recht einfach zu besorgen, den Einkornreis haben wir uns über den Online-Shop vom Meierhof gekauft.
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Der Hokkaido ist unser Lieblingskürbis: Liegt wohl daran, dass die Schale genießbar ist und wir uns das Schälen sparen. Den Kürbis, die Zwiebel und den Schafkäse schneiden wir in kleine Würfelchen von einem halben Zentimeter.
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Als wir die kleingehackte Zwiebel mit dem Knoblauch glasig braten, riecht es definitiv anders, als man es sich gemeinhin bei Muffins erwarten würde. Den Einkornreis rühren wir ein und gießen mit etwas Suppe und dem Weißwein auf. Ähnlich wie bei einem Risotto umrühren und öfters nachgießen.
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ZUTATEN (für 4 Personen) » 100 g Einkornreis » 100 g gekochte Kichererbsen » 1 mittelgroße Zwiebel » 1 Knoblauchzehe » 2 EL Olivenöl » 100 ml Weißwein » 300 ml Gemüsebrühe
» 200 g (Hokkaido-)Kürbis » 1 Ei » 40 g frisch geriebenen Parmesan » Salz, Pfeffer & Petersilie » Butter zum Einfetten
Die kleinen Kürbisstücke rühren wir ein und lassen sie ungefähr 5 Minuten weichkochen, erst danach fügen wir noch den Schafkäse, Parmesan und das Ei hinzu. Mit Salz, Pfeffer und Frisch gehacktem Petersil wird abgeschmeckt.
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Der Duft der cremigen Masse ist sehr verlockend und einen kurzen Augenblick überlegen wir, jetzt gleich abzubrechen und euch dieses Rezept als Einkorn-Kürbisrisotto unterzujubeln. Doch die Vernunft siegt und wir befüllen die eingefettete Muffin-Form.
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Der Ofen ist bereits auf knapp 200 °C vorgeheizt, im Rohr brauchen die Muffins gut 30 Minuten. Anders als in der süßen Variante geht die Masse allerdings kaum auf, beim nächsten Mal befüllen wir die runden Formen bis zum Rand.
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Es ist angerichtet. Begleitet von frischen, bunten Salaten geben diese pikanten Muffins echt was her. Die halbe Stunde Backzeit im Ofen hat sich gelohnt.
Biorama Nº. 16
Sarah Satt
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Satt statt Fett Die Mittagspause ist zu kurz für schlechtes Essen. Die Bloggerin und berufliche Werbetexterin Sarah Krobath alias Sarah Satt hat den obligatorischen Schnitzelsemmeln und Lieferpizzen im Büro den Kampf angesagt.
Sarah Krobath geht mit der Tastatur genauso geschickt um wie mit dem Kochlöffel. Sie bloggt unter sarahsatt.com und exklusiv auf biorama.eu.
Interview
Maximilian Zeller
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nter dem Motto »Man kann nicht die ganze Zeit essen. Aber darüber nachdenken.« schreibt Sarah KrobathseiteinemJahraufihremBlogwww.sarahsatt.com über das, was ihr essensmäßig durch den Kopf und vor allem durch den Magen geht. Seit Mitte September führt die 24-Jährige auch auf der Website von Biorama einen exklusiven Blog zum Thema »Bio-Mittagspause«. Dazu bereitet sie täglich im Büro mit wenigen Zutaten aus biologischem Anbau in kürzester Zeit ein eigens kreiertes Mittagessen zu, setzt es ihren Kollegen vor und stellt das Rezept garniert mit einer Kolumne umgehend online. Wie sich ein Nachmittag ohne Suppenkoma anfühlt, wie ihre Kollegen am Esstisch reagieren und wie gut sich Bio in der Mittagspause tatsächlich umsetzen lässt, erfahrt man dort. Aus gegebenem Anlass haben wir Sarah zum WordRap gebeten. Die ungeeignetste Zutat? sarah krobath: Alles, was man aufwendig schälen und lange kochen muss. Für mich persönlich auch Koriander – das Spülmittelkraut. Die dankbarste Zutat? Derzeit Zucchini. Weil sie gerade Saison haben und roh wie gekocht ein Genuss sind. Wie kauft man richtig ein? Regional und, wenn möglich, bio. Am besten mit viel Neugier und auf keinen Fall streng nach Einkaufsliste. Sonst kommt immer dasselbe auf den Teller und man verpasst vielleicht sein neues Lieblingsessen. Wie kauft man effizient ein? Ich richte mich lieber nach Saison und Angeboten statt nach der Zutatenliste eines Rezepts. Außerdem achte ich darauf, immer nur so viel Frisches zu kaufen, wie ich auch verkochen und essen kann. Verschiedene Getreidesorten, Nüsse und Hülsenfrüchte sollte man immer auf Vorrat haben. Was gehört zur Basisausstattung einer Büroküche? Ein Topf und eine Pfanne genügen für einfache und gute Gerichte. Scharfe Messer sind in den meisten Firmenküchen leider Mangelware. Zubehör wie Zitronenpresse und Küchenreibe bringt man bei Bedarf am besten von zuhause mit. Olivenöl, Essig und die wichtigsten Gewürze sollten aber schon bereitstehen. Welches Gericht ist den Kolleginnen olfaktorisch nicht zumutbar?
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Davinia Stimson
Fisch – da nützt selbst der beste Dunstabzug nichts. Gekochter Kohl hat ebenfalls Büroverbot. Andererseits, wo Schnitzelsemmel und Kebab verspeist werden, macht Kohlgeruch das Kraut auch nicht fett. Wie hältst du es mit Knoblauch und Zwiebel (Kundentermine)? Zwiebeln gehören in jedes Gericht. Ich weiß nicht, wie jemand ohne sie kochen kann. Knoblauch würde ich vor Kundenterminen nicht empfehlen, aber zum Glück gibt es genügend andere intensive Gewürze wie Ingwer oder Cumin, die sogar besser duften als viele Parfums. Wie reagieren die Kollegen und Kolleginnen, die nicht bekocht werden? Meistens mit »Mmmh, das duftet!«. Sie dürfen jederzeit gerne probieren und erhalten das jeweilige Rezept noch bevor ich es online stelle. Verwendest du eine Mikrowelle? Was spricht gegen den Mikrowellenherd? Obwohl ich es nicht darauf angelegt habe, fällt mir gerade auf, dass sie bei mir bis jetzt nie zum Einsatz gekommen ist. Es geht also eindeutig auch ohne. Ich habe nichts gegen Mikrowellen, Wasserkocher und Backöfen sind mir allerdings lieber. Wie viele Gänge vorzubereiten und zu essen gehen sich in einer Mittagspause aus? Mir ist ein ordentliches, etwas raffinierteres Gericht lieber als drei minimalistische Gänge. Außerdem soll auch noch genug Zeit zum Genießen bleiben. Ein frischer Salat als Beilage ist aber allemal drin. Vielleicht gibt es demnächst ja auch Desserts in der Bio-Mittagspause. Wie wichtig ist das richtige Getränk zum Essen für dich? Tagsüber trinke ich fast ausschließlich Leitungswasser, auch in der Mittagspause. Zum Abendessen darf es aber gerne ein gutes Glas Wein sein. Oder zu etwas Deftigem ein Bier. Mit naturtrübem Apfelsaft liegt man bei mir immer richtig – am besten natürlich aus der Steiermark. Welcher Zutat (auch wenn nicht saisonal) kannst du nicht entsagen? Nüsse – geröstet, gehackt oder zu einem Mus püriert werten sie jedes Essen auf. Sämtliche Kolumnen und Rezepte von Sarah Satt sindunterwww.biorama.at/category/blogosphaere/ biomittagspause zu finden.
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marktplatz Getränke
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Feingeistiges und
Hochprozentiges Die Feste feiern, wie sie fallen. Dazu gehört auch mal eine gute Flasche oder ein edler Tropfen. In Sachen Flüssig-Genuss haben wir Feingeistiges und Hochprozentiges für Sie probiert.
1 // (Nicht nur) für Götter und Germanen
4 // Partytauglich mit Stil
Honigwein für winterliche Hochgenüsse: Wintermet aus Bio-Honig und aromatischen Gewürzen schmeckt heiß oder auch leicht gewärmt. Damals wie heute ein Rauschtrunk bei kultischen Festen. www.hoyer-honig.de
Biowein plus Eiszeitwasser plus Erfindergeist: Acht Grad ist die erste fertig gemischte, partytaugliche BioWeinschorle in der Flasche. Spritzige Erfrischung in coolem Look. www.8-grad.net
2 // Von glücklichen Äpfeln
5 // GrüSSe von der grünen Fee
In Hessen ist Apfelwein Kulturgut; er schmeckt aber auch außerhalb des Bembels und ganz besonders gut als Heißer Fichtekranz, aus 100 % glücklichen Bio-Äpfeln, fix & fertig gewürzt und gesüßt für die kalte Jahreszeit. www.fichtekranz.de
Vom Mythos umweht und seinerzeit von Picasso, Rimbaud und anderen Kunst-Promis verehrt: Bio-Absinth wird aus biologischer Gerste, Wermutkraut, Anis und Kräutern nach einer Alt-Wiener Rezeptur aus dem 19. Jahrhundert in der Südsteiermark destilliert. www.weutz.at
3 // Für Festtagslaune Passt zu Herbstmenüs und stärkt an beschaulichen Winterabenden. Bernsteinfarbenes Winterfestbier schmeckt kräftig, malzig, fein-bitter und duftet sanft nach Honig und Pflaumen. www.lammsbraeu.de
6 // Prickelnd Der Prosecco Violette Frizzante bringt Farbe ins Glas und Stimmung in die Bude. Glera- und Raboso Trauben aus dem Piave-Tal geben ihm seine tolle Rosé-Färbung. www.rapunzel.de
Nina Daniela Jaksch
WIEN NORD
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BILD
Hersteller
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7 // Kartoffelkrafttrunk Nördlich von Maissau und westlich von Moskau, im Waldviertel also, wird er destilliert: Norderd – Pure Potato Vodka aus 100 % Bio-Kartoffeln der Sorte Lady Balfour. Ein gradliniger, klarer, purer Premium-Wodka und jeder Schluck weich am Gaumen. Schmeckt auch super mit Fruchtsaft oder als Cocktail. www.norderd.com
8 // Wein-Kubus Mit Design-Preisen ausgezeichnet: Das 3–Liter-Bag-inBox-Schlauchsystem von Hauswein ist nicht nur formschön und ökonomisch, sondern hält die guten Tropfen auch angebrochen mehr als zwei Monate lang frisch und kann leicht recycelt werden. www.hauswein.de
9 // Klassik made in München Die Münchner Brenner Max und Daniel stehen auf edle Wacholderdestillate aus Bio-Zutaten. Weich und kraftvoll, bricht The Duke Munich Dry Gin jetzt eine Lanze für die deutsche Gin-Kultur. www.theduke-gin.de
10 // Ein Likörchen in Ehren Handmade nach einem alten Hausrezept: Bio-Eierlikör aus Freiland-Eidottern, Retter Kirschbrand und Vanille. Schmeckt als Aperitif, als Longdrink, zu Eis oder einfach genüsslich aus dem Gläschen geschlürft. www.obsthof-retter.at
www.enorm-magazin.de
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Das neue Heft ist da.
TITELTHEMA ======================
Nummer 4
Nov. 2011 Jan. 2012
Beste Feinde
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Zwischen Krawall und Kuschelkurs: Wie sich Unternehmen und NGOs bekämpfen und doch zusammen arbeiten (müssen)
INTERVIEW MIT MCDONALD’S-CHEF
„Wir sind nicht grün!“ ==========================
LÄNDERREPORT USA
Occupy Wall Street: Eine Reise zu den Vorbildern ==========================
WIE FIRMEN UM TALENTE WERBEN
Sinn schlägt Dienstwagen ==========================
MODELLPROJEKT IN KOPENHAGEN
Wie Bauherren und Mieter Energie und Geld sparen
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Der Kampf des Samurai: Obdachlose als Stadtführer
Biorama Nº. 16
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Micky Klemsch
speis & trank
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Meinklang Gottfried Lamprecht
Genuss – ohne reue Während herkömmlich produzierte Weine bei Schadstoffanalysen sich regelmäßig als wahre Chemiekeulen entpuppen, kann man Bioweine garantiert rückstandsfrei genießen.
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aum ein anderes Nahrungs- oder Genussmittel wird als so facettenreich beschrieben wie der Wein: Von »ausgeprägtem Charakter« liest man, »wilder Exotik«, »herrlicher Kräuterwürze« oder »glasklarer Frucht«. Weil diese Vielfalt auch von irgendwoher kommen muss, ist es vordergründig, dass vor allem die Kombination aus Boden und Klima dafür entscheidend ist. Aber auch ein möglichst naturbelassener Anbau und die Kunst, auf »den richtigen Zeitpunkt« zu achten, spielen dabei eine wichtige Rolle. Und schließlich sollte eine sorgfältige Behandlung ohne schönigende Hilfsmittel im Keller dafür Sorge tragen, dass der Geschmack erdverbunden bleibt. Bio wäre also in allen Bereichen angesagt! Worauf verzichtet der Winzer nun im biologischen Anbau? Im Weingarten sind das vor allem synthetische Dünger und chemische Pflanzenschutzmittel. Im ökologischen Betrieb erhält die Rebe durch artenreiche Begrünung von benachbarten Mikroorganismen mineralische Nährstoffe, Wasser sowie Schutz vor Krankheitserregern und Schädlingen. Sieht man sich auf den biodynamisch bewirtschafteten Feldern von Werner Michlits im burgenländischen Seewinkel um, dann wirken sie wie bunte Biotope mit einer riesigen Pflanzenvielfalt. Gedüngt werden seine Reben mit Kompost aus der eigens dafür gehegten Viehwirtschaft, nicht umsonst ziert ein Angus-Rind die Etiketten seiner MeinklangWeine. In der Kellerwirtschaft ist der Verzicht auf Hilfsmittel nicht ganz so einfach. Es bedarf viel Fachwissen bei den chemischen und mikrobiologischen Vorgängen,
um mit Bentonit, Entsäuerungsmittel, Kupfersalzen und insbesondere schwefeliger Säure möglichst sparsam umzugehen oder ganz darauf zu verzichten. Gerade an der Schwefelung, die den Wein vor Oxidationsschäden durch zu hohen Luftkontakt schützen soll, scheiden sich die Geister der Regulationsbehörden. Eine Einigung der EU-Mitgliedsländer über die zulässige Höchstgrenze der gesundheitsschädlichen Substanz ist hier noch nicht in Sicht. Nur wenige schaffen mit handwerklichem Geschick, auch ohne Sulfit hervorragende Weine zu keltern. In Deutschland zeichnen sich besonders die Bio-Weine von Hans Gerhard Hilgert aus Rheinland-Pfalz durch Ihren schwefelfreien Ausbau aus. Als interessanten und naturnahen jungen Winzer haben wir den Steirer Gottfried Lamprecht kennengelernt. Er wirkt im Gespräch ebenso ungestüm wie die wilden Naturhefen aus dem eigenen Weingarten, durch die seine Biotrauben im Holzfass spontan vergären. Seine Weine vom Herrenhof Lamprecht ernten Top-Bewertungen – und das kann man auf allen sozialen Kanälen verfolgen: Aus dem Weingarten twittert er, seine Erlebnisse gibt es als Episoden im eigenen YouTube-Channel und die wichtigsten Informationen über seine Weine erhält man auch durch die QR-Codes auf den Weinetiketten. Willkommen in der neuen Welt des Bio-Weinbaus! — www.meinklang.at — www.hilgert-vino.de — www.herrenhof.net
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Reden wir doch mal übers Wetter. Das ist nämlich nicht nur mies, sondern macht auch Tiere kleiner. Ziemlich unfair.
Klimawandel in XS
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und hinter mir die sintflut / Johanna Stögmüller
»könnte ja sein, daSS sie glauben, die welt sei ganz in ordnung.«
E
rdbeeren, Garnelen, Karpfen, Seelachs, Hering, Frösche und Kröten, Eichhörnchen, Echsen und Vögel – das gibt’s bald alles nur mehr in klein. Mini-Eichhörnchen auf großen Bäumen, Mini-Echsen auf riesigen Steinen, Mini-Hering und Mini-Karpfen in der Fischsuppe, ganz zu schweigen von Mini-Garnelen, die noch kleiner sein werden als die winzigen Shrimps, die man in billigen italienischen Restaurants manchmal zwischen den Spaghetti findet. Und Mais, der schrumpft auch. Ganz klar: Der Klimawandel trifft die Falschen. Zwar werden die Stimmen nicht leiser, die behaupten, dass wir einem einzigen großen Schwindel aufsitzen und alles gar nicht so schlimm ist, wie es scheint. Der Klimawandel – alles nur Show? Überschwemmungen, Wirbelstürme, Hitzeperioden und Karpfen sind es sechs bis 22 Prozent, und andere klimatische Auffälligkeiten gab’s auf auch Vögel wie Spatzen und Säugetiere wie dieser Erde ja immer wieder. Kein Ding. WisRothirsch und Eisbär wurden im Laufe der senschaftler haben jetzt aber eine weitere Zeit kleiner. Die Folgen dieser Entdeckung ausgemacht: Manche Tier- und Pflanzensind weitreichend: Die Größe ist ein wesentarten schrumpfen. licher Faktor, der sich auf eine Reihe von weiteren biologischen Funktionen wie die Fruchtbarkeit, also die Fähigkeit, sich fortzupflanzen, Kleine Fische im groSSen Teich auswirkt. Kleinere Fische legen weniger Eier. Wissenschaftler der National UniversiKleinere Eier bedeuten, dass Raubfische einen ty of Singapore berichten, dass manche Teil ihrer Nahrungsbasis verlieren. Die Folgen Spezien eine verringerte Körpergröße sind ein Domino-Effekt, der sich durch die geals Reaktion auf die globale Erwärsamte Nahrungskette bis zum Menschen fortsetzen mung und erhöhte Kohlendioxidwerkann. Kleinere Fische, kleinere Fischstäbchen? Ante aufzeigen. In Laborexperimenten dere Experten halten die Schlussfolgerung, den Kliwurde zum Beispiel gemessen, dass mawandel für die Größenveränderungen mancher die Triebe und die Masse der Früchte Spezies verantwortlich zu machen, für überzogen. von mehreren Pflanzenarten – zum Solche Veränderungen seien ein normales Phänomen, Beispiel Baumwolle und Mais – mit sagt etwa ein Professor von der Universität in Tel Aviv. jedem zusätzlichen Grad um drei Es gebe keinen Grund, deswegen alarmiert zu sein. Na bis 17 Prozent schrumpfen. Bei dann … eh wieder mal alles gut. Oder? Fischen wie Lachs, Hering und
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