BIORAMA #39

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Alles Roggen.

100 % Getreide aus der Region. In Ströck steckt pure heimische Qualität: Vom Korn bis zum Brot stammt alles aus der Region. Natur aus nächster Nähe. Das ist es, was dem Bio-Roggen-Pur-Weckerl von Ströck seinen unvergleichlichen Geschmack verleiht. Aber echt!

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Rückblick Das War Die BIORAMA Fair Fair. Erstmals in Ottakring begeisterte unser Markt für Mode, Bio-Street Food und nachhaltiges Design die Besucher der Brauerei.

BIORAMA-Talk über die Umwelt-Enzyklika des Papstes

Ofenkartoffel-to-Go, ein Klassiker!

Begeistert: Atheistin Renée Schröder

Die Ottakringer Brauerei als Eco-Fashion-Tempel

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100 % Bio, kuratiert vom Biohof Adamah

Fairfair.at #fairfair16

Mehr als 100 der Nachhaltigkeit verschriebene Aussteller

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Biorama Nº. 39

auftakt

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inhalt 18

07 Editorial 08 Global Village

Wir feiern die 10

18 Die ersten 10 Jahre Was bisher geschah 20 Was wurde eigentlich aus …? Wir nehmen die Spur wieder auf 22 Landwirtschaft der Zukunft Lebensmittelproduktion 2025 27 Supermarkt der Zukunft Wie wir 2025 einkaufen werden. 30 Mode 2025 Drei Fragen zur Mode-Industrie 32 10 bedrohte Tiere Arten, die 2025 ausgestorben sein werden

Magazin 34 Norderoogsand Wie eine Nordsee-Insel entsteht 36 Urwälder Europäische Waldlandschaften 46 Sinn City: Die Stadt als Hügel Architektonische Gedankenspiele 50 Kleingedrucktes Nur bedingte Gütesiegel 52 Zirbenwald im Gletschereis Österreichs größter Gletscher 59 Erste Ölung Ölproduktion aus Chia-Samen 63 Gehen. Sehen. Verstehen Die Stadt zu Fuß erkunden 66 Unkraut vergeht nicht Fünf winterharte Kräuter

Marktplatz 72 DIY-Rezept Ein orientalischer Imbiss 74 Gin, Ginn, Dschinn & Ginnie Die Biogeister aus der Flasche 76 Natürliche Haarpracht Natürliches für die Haare

wir feiern die 10 Biorama blickt zurück auf sein erstes Jahrzehnt und wagt den Blick voraus. Was bringt die nahe Zukunft? Wir haben mit Experten über die Erwartungen an das Jahr 2025 gesprochen, viele Fragen gestellt und viele Antworten erhalten. Einige davon finden sich im Heft. Weitaus mehr noch auf www.biorama.eu

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Kolumnen 68 Glasgeflüster 70 Speis & Trank 78 Elternalltag 80 Die Welt, die wir uns wünschen 82 Gregorianische Moral

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52 gletscher Nirgendwo wird einem der Klimawandel so deutlich vor Augen geführt wie am Gletscher. Das Eis der Pasterze hat diesen Sommer eine Jahrtausende alte Zirbe freigegeben.

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kräuter Wir zeigen winterharte Kräuter, die auch auf kalten Fensterbänken überleben.

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gin Auf dem Marktplatz hat sich Jürgen Schmücking diesmal edlen Wacholder-Bränden gewidmet.

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25 Jahre uMweltzeichen in Österreich:

Martin macht natur zum erlebnis.

nachhaltigkeit Macht Österreich iMMer lebenswerter.

martin hartmann sensibilisiert im nationalpark Gesäuse schülerinnen und schüler für naturschutz. Dafür trägt der nationalpark seit 2011 das umweltzeichen bildung. Das zeichnet einrichtungen aus, die besonderen Wert auf die Qualität der lernkultur, ein soziales Klima und die Gesundheit der schülerinnen und schüler legen.

Entgeltliche Einschaltung

Darauf sollten sie bei bilDungseinrichtungen achten: --- Verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen --- Methodenvielfalt beim Kursangebot --- Barrierefreier Zugang --- Gute Anbindung an öffentlichen Verkehr mehr infos unter bmlfuw.gv.at/umwelt und umweltzeichen.at

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Biorama Nº. 39

editorial, impressum

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Wir feiern die 10!

Thomas Weber, Herausgeber weber@biorama.eu @th_weber

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Große Freude haben wir mit ihm, dem Cover unserer Jubiläumsausgabe. Das handgeschmiedete Lettering und Design stammt vom renommierten Wiener Typeund Grafikdesignstudio Typejockeys – exklusiv hergestellt für biorama. Hoch die Tassen und vielen Dank an Anna, Michael und das Team! www.typejockeys.at

impressum HERAUSGEBER Thomas Weber CHEFREDAKTEUR Thomas Stollenwerk AUTOREN Mirjam Bromundt, Sylvia Buchacher, Karin Chladek, Chris Cummins, Iwona Dullinger, Anne Erwand, Juliane Fischer, Doris Fröhlich, Miriam Frühstück, Tina Gallach, Yannick Gotthardt, Katharina Grabner, Christa Grünberg, Susanna Hagen, Micky Klemsch, Ellen Köhrer, Sophie König, Sarah Krobath, Astrid Kuffner, Sarah Latussek, Alexa Lutteri, Martin Mühl, Ursel Nendzig, Michaela Pichler, Susanne Posegga, Julia Preinerstorfer, Sebastian Rahs, Theres Rathmanner, Parvin Razavi, Werner Reiter, Teresa Reiter, Matthias Schickhofer, Jürgen Schmücking, Katja Schwemmers, Elena Seitaridis, Mara Simperler, Wolfgang Smejkal, Anna Sperber, Sarah Stamatiou, Werner Sturmberger, Erwin Uhrmann, Julia Unterlechner, Katharina Wiesler, Jörg Wipplinger, Irina Zelewitz, Helena Zottmann COVERBILD Typejockeys ILLUSTRATIONEN Katharina Hüttler / agentazur.com ART DIRECTOR Sig Ganhoer GESTALTUNG Elisabeth Els, Sig Ganhoer, Erli Grünzweil, Katharina Kvasnicka LEKTORAT Wolfgang Smejkal, Adalbert Gratzer ANZEIGENVERKAUF Herwig Bauer, Micky Klemsch (Leitung), Thomas Weber WEB Super-Fi DRUCK Niederösterreichisches Pressehaus, Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H. Gutenbergstrasse 12, 3100 St. Pölten PRODUKTION & MEDIENINHABERIN Biorama GmbH, Wohllebengasse 16 / 6, 1040 Wien GESCHÄFTSFÜHRUNG Martin Mühl KONTAKT Biorama GmbH, Wohllebengasse 16 / 6, 1040 Wien; Tel. +43 1 9076766; www. biorama.eu, redaktion@biorama.eu BANKVERBINDUNG Biorama GmbH, Bank Austria, IBAN AT44 12000 10005177968, BIC BKAUATWW ABONNEMENT siehe Website: www. biorama.eu ERSCHEINUNGSWEISE 6 Ausgaben pro Jahr ERSCHEINUNGSORT Wien VERLAGSPOSTAMT 1040 Wien BLATTLINIE Biorama ist ein unabhängiges, kritisches Magazin, das sich einem nachhaltigen Lebensstil verschreibt. Die Reportagen, Interviews, Essays und Kolumnen sind in Deutschland, Österreich und der ganzen Welt angesiedelt. Sie zeigen Möglichkeiten für ein Leben mit Qualität für Mensch und den Planeten Erde. Ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. Biorama erscheint sechsmal im Jahr.

foto Michael Winkelmann

Entgeltliche Einschaltung

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ir sind super. Ja, eh. Allzu sehr selbstbeweihräuchern wollen wir uns auf den folgenden Seiten unserer 10-Jahres-Jubiläumsausgabe trotzdem nicht. Nicht dass wir nicht stolz wären auf Erreichtes, unseren guten Ruf, tolle Berichte, Interviews oder Events und laufende Kooperationen. biorama orientiert sich trotzdem zuvorderst an der Zukunft. Nach einem Rückblick auf die erste Dekade (Seite 18) und einer Recherche, in der wir uns angesehen haben, was aus dem einen oder anderen Projekt oder Produkt, Personen oder Start-ups so geworden ist, die wir seit 2005 in unserem Magazin oder auf www.biorama.eu vorgestellt haben (ab Seite 20), blicken wir also bewusst nach vorne. Wie sieht die Welt in zehn Jahren aus? Über die Landwirtschaft der Zukunft (Seite 24) haben wir etwa Branchenvertreter, Kritiker und Vordenker befragt. Unserem Anspruch als Realos mit fundiertem Wissen und unstillbarer Wissbegierde entsprechend reicht die Bandbreite derer, die zu Wort kommen, vom der Agrarindustrie nahestehenden Deutschen Bauernverband (dbv) über Biobauern bis zu denen, die aus Überzeugung ganz bewusst den steinigen Demeter-Weg eingeschlagen haben. Von Peer Schader wiederum, dem Betreiber des Supermarkt-Blogs, wollten wir eine Einschätzung, wie die Supermärkte, Bio- und Hofläden der Zukunft aussehen (Seite 26) und mit dem Ernährungssoziologen Daniel Kofahl haben wir über die Küche 2025 gesprochen. Werner Sturmberger hat sich die Entwicklungen in der Mode-Branche genauer angesehen (Seite 30). Auch das Listicle zelebrieren wir mit Hingabe und voll auf die 10! Tina Gallach widmet sich 10 Tieren, die der Mensch bis 2025 aller Voraussicht nach ausgerottet haben dürfte (Seite 32). Matthias Schickhofer stellt uns 10 europäische Urwälder vor, die nicht nur erhaltens-, sondern auch besuchenswert sind (ab Seite 36). Mirjam Bromundt hat sich 10 Gütesiegel angesehen, an denen wir das eine oder andere auszusetzen haben (Seite 50). Wir sind super, genau. Darum: Kritisiert uns, bucht bei uns, diskutiert mit uns. Damit das so bleibt. Danke.

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bild der ausgabe

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LEBENSZEICHEN 2016

Kampf gegen Windmühlen Indiens Hunger nach Energie wächst. Die chronische Energieknappheit des Schwellen-Subkontinents führt dazu, dass bereits Regenwald gerodet wird, um Windkraftanlagen aufzustellen. Die Regierung fördert den Ausbau von Wind-, Sonnen- und Bioenergie. Und weil diese Technologien als besonders nachhaltig gelten, sind sie von Umweltverträglichkeitsprüfungen ausgenommen. Der Fotograf Jörg Bäthling dokumentiert die verheerenden Folgen für die Landbevölkerung, denen durch Kraftwerksprojekte vielerorts die Lebensgrundlage entzogen wird, wie hier auf der Insel Sagar im GangesDelta in Westbengalen. Unterschiedlichste Quellen von Energie in aller Welt zeigt der Kalender »Lebenszeichen 2016« der Gesellschaft für bedrohte Völker. www.gvbv.de

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Text Michaela Pichler bild Jörg Bäthling

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Global village

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Auch auf www.biorama.eu gibt es Interessantes zu entdecken. Hier eine Auswahl aktueller Interviews, Artikel und Videos unserer Online-Dependance:

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Downshifting: lovos – Nachhaltigkeit nach dem Hype. Vergesst alles, was ihr über lohas wusstet, die lovos sind gekommen, um zu bleiben, auch nach dem Hype. www.biorama.eu/downshiftinglovos-nachhaltigkeit-nach-dem-hype

GREEN IT

text Michaela Pichler bild Mary Sewell / University of Auckland, Marlene Mautner

ACKERBAU STATT BERGBAU Wenn kaputtgeht, was kaputtgehen soll. Ein historischer Abriss der geplanten Obsoleszenz – die Geschichte des beabsichtigten Zerfalls, von 1920 bis heute. Wenn kaputtgeht, was kaputtgehen soll. www.biorama.eu/geschichte-obszoleszenz

Mikroplastik – 5 Produkte, in denen wir Plastik kaum erwarten. Das fast unsichtbare Material ist unser täglicher Begleiter, schleicht sich heimlich ein und ist schwer wieder loszuwerden. www.biorama.eu/mikroplastik-5-produkte

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Seltene Erden aus Pflanzen zu gewinnen ist eine realistische Vision. Wachsen die Rohstoffe der High-Tech-Industrie bald auf Feldern? An der TU Freiberg wird das Extrahieren der Seltenen Erde Germanium aus Pflanzen erforscht. Das Element steckt in moderner Halbleiter-Technologie, und ist damit ein wichtiger Rohstoff. Wir haben uns mit Oliver Wiche unterhalten, der am Projekt PhytoGerm der TU Freitstadt beteiligt ist. Wächst das Innenleben unseres Smartphone bald auf dem Feld nebenan? »Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass man mit der richtigen Bodenbehandlung und Wahl der richtigen Pflanzenart mehrere Zielelemente gleichzeitig aus Biomasse gewinnen könnte. Ein solcher Prozess wäre auf Flächen interessant, auf denen Nutzungseinschränkungen bestehen. Ich denke hier an Böden der Bergbaufolge, die als Nahrungslieferanten undenkbar sind.« Bisher mangelt es noch an rentablen Verfahren, Elemente wie Germanium aus Pflanzen zu extrahieren. www.tu-freiberg.de

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11 street talk Wir fragen, fünf genügsame antworten.

» Wo siehst du dich in 10 Jahren und was tust du heute schon dafür?« Mario 30, Volontär

Annika 22, Studentin

Eigentlich hab ich schon Probleme zu planen, was ich nächste Woche machen werde. Aber im Moment würde ich mich in zehn Jahren im Social-Media-Bereich sehen, vielleicht als Content Manager.

In zehn Jahren bin ich in Versailles als Historikerin angestellt, deshalb studiere ich jetzt auch Geschichte.

Die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in Zukunft sehnen, könnten jetzt sein. Stimme aus dem Off

Ich hoffe, ich bin in zehn Jahren immer noch so gesund wie heute. Darum achte ich auf eine bewusste Ernährung und viel Bewegung.

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Lucia 30, Produktionsleiterin

Liliane 13, Schülerin

In zehn Jahren gibt es hoffentlich ein besseres Europa. Ich engagiere mich für Flüchtlinge und thematisiere das auch in verschiedenen Kreisen, um mehr Bewusstsein zu schaffen.

Ich sehe mich in zehn Jahren als Musical-Darstellerin oder Schauspielerin, deshalb mach ich das auch schon jetzt als Hobby.

text Michaela Pichler bild Marlene Mautner

Josef 65, Pensionist

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global village

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»Eine Idee von Glück«

Nur so eine Idee Carlo Petrini und Luis Sepœlveda haben gemeinsam ein Buch über das Recht auf Genuss geschrieben. »Genuss ist das wichtigste Menschenrecht.« Schräge These. Es gibt wichtigere Rechte, sollte man meinen. Auf der Welt wird gehungert, es fehlt an Zugang zu Trinkwasser und täglich sterben Menschen durch Gewalt. Was ist das also für ein entrückter Rotweintrinker, der sich dem Schutz teurer Lebensmittel widmet und vom Menschenrecht auf Genuss faselt? So könnte man über Carlo Petrini denken. Der italienische Gründer von Slow Food hat mit dem chilenischen Schriftsteller und Greenpeace-Aktivisten Luis Sepœlveda ein Buch geschrieben, das gerade in deutscher Übersetzung erschienen ist. Darin fordern die beiden mehr Genuss für alle. Die Autoren sind nicht so borniert wie ihre These vermuten lässt. Gleich zu Beginn machen sie klar, dass die Forderung nach Genuss keine exklusive, sondern eine umfassende und integrative Forderung ist. Ja, sie finden, die »Pseudo-Linke« unserer Tage habe die Forderung nach Genuss für alle allzu lange schon vernachlässigt und vertage den Genuss auf einen Zeitpunkt irgendwann nach der Revolution. Fast wie die Kirche, die den Genuss auf einen abstrakten Ort, den man nach dem Tod erreicht, verschiebt. Petrini und Sepœlveda argumentieren auf der Ebene idealistischer Leitmotive, wenn sie Genuss zur politischen Kategorie erheben. »Eine Idee von Glück« ist eine Pamphlet dafür, dem Genuss mehr Bedeutung zu schenken. Dann würde alles humaner, besser. Letztlich geht es dann doch viel um gute Lebensmittel und einen angenehmen Lifestyle. Die Frage, ob mehr Genuss für den Einen auch mehr Genuss für den Anderen bedeutet, wird nur gestreift. Es geht aber auch nur um eine Idee von Glück.

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Klimakonferenz 2015

#klimawandeljedentag Social Media kann mehr als vernetzen. Diese Instagram- und Twitter-Accounts bringen die Klimakonferenz in deinen Feed. Vom 30.11. bis 11.12. findet die 21. UN-Klimakonferenz in Paris statt. Social Media-Plattformen bieten mit den richtigen Accounts die Möglichkeit, der KlimaschutzDebatte zu folgen. @everydayclimatechange bei Instagram macht den Klimawandel visuell sichtbar. Der amerikanische Reportage-Fotograf James W. Delano hat den Account ins Leben gerufen, um sein Anliegen mit der Insta-Community zu teilen. Sechs Fotografen halten für inzwischen 32.000 Abonnenten den Klimawandel auf sieben Kontinenten mit der Kamera fest, Der Gründer hat klare Vorstellungen davon, was sein Account kann und was nicht. James Delano ist kein Freund von LikeAktivismus oder »Slacktivism«, wie er es nennt. Der Instagram-Account soll stattdessen mehr Bewusstsein für den Klimawandel erzeugen und auf die Tatsache hinweisen, dass wir alle davon betroffen sind – egal mit wie vielen Likes. hashtag: #cop21

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Mirjam Weichselbraun

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Global village

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umweltfreundliche jeans

Denn es ist ein schmutziges Geschäft

foto Patagonia, Bleed

Die Outdoor-Marke Patagonia hat sich vorgenommen, den Denim-Markt zu verändern. Der Hersteller von Outdoor-Kleidung, der heißt wie die Region im Süden Argentiniens, eigentlich aber aus Kalifornien stammt, verwendet schon seit 1996 nur Baumwolle aus biologischem Anbau. Keine schädlichen Düngemittel, keine Pestizide oder Herbizide. Bei den Patagonia Denim-Jeans kommt nun auch ein neues Verfahren beim Färben zum Einsatz. Bei konventionell hergestellten Jeansstoffen werden Unmengen von Chemikalien benötigt. Die Verfahren beim Färben mit synthetischem Indigo-Farbstoff sind zudem energie- und wasserintensiv. Dass die Textilproduktion zumeist auch unter sozial prekären Bedingungen stattfindet – längst kein Geheimnis. Bei Patagonia soll das nun anders laufen. Möglich macht das die Abkehr vom Indigo-Färben. Wo früher

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lange Produktionsstraßen nötig waren, um den Farbstoff während mehrerer aufeinanderfolgender Färbe-, Spülund Waschvorgänge unter enormem Wassereinsatz in die Jeans zu bringen, ermöglichen heute Farbstoffe auf Schwefelbasis das Färben bei weitaus geringerer Abwasserbelastung. Laut Patagonia wird durch das neue Verfahren der Wasserverbrauch in der Produktion um 84 % gesenkt. Der Energieverbrauch soll um 30 % und der CO²-Ausstoß um immerhin 25 % sinken. Und während viele Jeans per Sandstrahl oder Bleichmittel schon ab Werk einen Used-Look verpasst bekommen, sind die fairtrade-zertifizierten Hosen von Patagonia einfach blau. www.patagonia.com

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Seit 30 Jahren stellen wir ökologisch unbedenkliche Wasch- und Reinigungsmittel von höchster Qualität und Effizienz her und:

wir denken noch weiter.

Uni Sapon Null-Müll-Konzept

1 Nicht jeder Fleck braucht ein eigenes Putzmittel = weniger Verpackungsmaterial

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vegan fashion

Deine neue Lederjacke aus Kork Als veganer Ersatz für Leder macht sich die Rinde der Korkeiche gut. Eine Lederjacke ist mehr als nur ein irgendein Kleidungsstück. Eine Lederjacke hat man ewig. Eine Lederjacke wird von Jahr zu Jahr weicher und individueller. Eine Lederjacke passt zu fast jedem Wetter. Und: Eine Lederjacke wird aus toten Tieren gemacht. Und das ist für viele Menschen ein Problem. Das bayerische VeganModelabel Bleed hat sich deshalb auf die Suche nach dem idealen Ersatz für Leder gemacht, ist fündig geworden und stellt nun Jacken aus Kork her. Die Jacken fühlen sich tatsächlich sehr lederähnlich an. »Während Weinkorken entweder direkt aus der abgeschälten Rinde herausgestanzt oder aus dem gewonnen Kork-Granulat gepresst werden, wird unser Rohmaterial in dünnen Platten aus der Rinde herausgeschnitten und auf einem textilen Träger fixiert. Dadurch erhält es einen glatten Griff und ist extrem flexibel«, erzählt Lena Grimm von Bleed. www.bleed-clothing.com

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Konzentrate zum Selber - Mischen = weniger Transporte / weniger Co2 weniger Müll

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Meine Stadt

MEINE STADT: Portland

von Dominik Lukas-Schmidt & Navae Lukas

Lieblingsplätze UND Eco-HotSpots

Dominik Lukas-Schmidt ist der Gründer der internationalen Booking und PR-Agentur Rola Music, die für internationale Acts Tourneen in Europa bucht und Künstler betreut. Seiner Frau Navae Lukas ist Strategie-Beraterin mit holistischem Ansatz, speziell für Frauen. Die beiden leben in Portland und genießen die gesunden und glücklichen Seiten des Lebens. www.rolamusic.com, www.navaelukas.com

Nach der Mode geht’s weiter zur back to eden bakery, einer 100 % glutenfreien und veganen Bäckerei, die besonderen Wert auf biologische Zutaten und eine nachhaltige Praxis legt. Gegründet wurde sie von John Blomgren und Garret Jones 2007, die beschlossen hatten, ihren Rasen in einen Gemüsegarten und die Garage in eine professionelle Küche zu verwandeln.

prana ist eine ganz besondere Kleidungs- und Lifestyle-Company. Die Vision dahinter begann mit dem Wunsch, Firmen am Markt zu finden, die nicht mehr von der Welt nehmen als sie geben können. Deshalb fing man an, Kleidungsstücke zu produzieren, die gut aussehen, lange halten und möglichst umweltschonend sind. Bei der Herstellung werden keine giftigen Chemikalien oder Färbemittel verwendet, prAna achtet daneben auch auf einen möglichst geringen Energie- und Wasserverbrauch.

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2002 entwickelten Studenten das Konzept, das Beste aus den Universitätscafés mit qualitativ hochwertigen, biologischen Teesorten zu kombinieren. Ihr erstes Café, townshend’s tea shop, öffnete dann 2006 in der Alberta Street, Portlands Künstlerviertel. Mit natürlichen Farbakzenten, viel Holz und recycleten Antiquitäten bietet der Teeladen mit angeschlossenem Café ein angenehmes Zuhause-Gefühl.

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Ein weiterer Lieblingsladen, der als Abstecher perfekt in den Tagesablauf passt, ist harlow. Dabei handelt es sich um ein biologisches Restaurant, das täglich eine Speisekarte mit glutenfreien, veganen oder vegetarischen Leckereien bietet. Sehr zu empfehlen sind auch die Saft-und Smoothie-Bar, die hausgemachten Cocktails, Bier-und Weinsorten, die jeden Geschmack abdecken.

Transparenz

Vielfalt

Qualität

Zu guter Letzt kommen wir zum new seasons market. Wir haben während unserer ganzen Reisen noch nie einen Shop dieser Art gesehen. Der New Seasons Market ist ein Lebensmittelladen, der mehr zu bieten hat als gesundes Essen. Das Oregon Business Magazine zählt den Shop zu den grünsten Firmen in ganz Portland, da 10 % ihrer Einnahmen für wohltätige Zwecke gespendet werden. Durch die enge Zusammenarbeit mit den regionalen Bauern weißt du im New Seasons Market immer, woher dein Essen kommt.

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Sie finden unser gesamtes Sortiment auf www.tasteandbeauty.at

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10 Jahre Biorama

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Wir feiern die 10! Vor 10 Jahren ist die erste Ausgabe von biorama erschienen. Das Magazin für nachhaltigen Lebensstil ist als Teil der Bio-Bewegung mit- und über diese hinausgewachsen. Und mittlerweile weit mehr als ein Magazin. Was bisher geschah.

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urück zum Ursprung also, wir schreiben das Jahr 2005. Die Welt ist definitiv eine andere: George W. Bush, Tony Blair, Saddam Hussein – und Angela Merkel gerade frisch zur Bundeskanzlerin gewählt. Kein Mensch kennt Facebook, die Wirtschaft brummt und in Wien erscheint die allererste Ausgabe von biorama, damals eine kompakte Service-Broschüre anlässlich der von der ama veranstalteten »Bio-Aktionstage«, die den Konsum von Bio-Produkten aus Österreich schmackhaft machen sollen. biorama – der Name stammt vom späteren ersten Chefredakteur Martin Zolles – versteht sich anfangs noch mehr als kompetent recherchierter Einkaufsbegleiter denn als hintergründiges Magazin und darüber hinaus. Obwohl bereits die Reaktionen auf Ausgabe 1 durchwegs positiv sind, liegt die Idee nach erstmaligem Erscheinen eineinhalb Jahre brach. Zu viel haben alle Beteiligten zu tun, das Projekt biorama bleibt vorerst links liegen. 2006 wird es vom Grazer Visionär Milo Tesselaar anders gedacht und gewissermaßen neu erfunden. Als erster Herausgeber macht er biorama zum unabhängigen und kritischen Magazin, das sich einem nachhaltigen Lebensstil verschreibt. Die Reportagen, Interviews, Essays und Kolumnen sind in Deutschland, Österreich und der ganzen Welt angesiedelt. »Sie zeigen Möglichkeiten für ein Leben mit Qualität für Mensch und den Planeten Erde«, heißt es auch 2015 noch auf www.biorama.eu, »ohne dabei den Zeigefinger zu erheben«. Und daran hat sich auch

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nichts geändert. Von Ausgabe 2 an ist biorama als Plattform für den gesamten deutschsprachigen Raum gedacht, kooperiert weit über die Bio-Szene hinaus mit sozialen Initiativen und Szenen, Messen und Händlern. Stoßrichtung: lohas, jene Zeitgenossen, die schwammig unter dem Begriff Lifestyle of Health and Sustainability zusammengefasst werden. Der Anspruch: Genuss mit gutem Gewissen. 2010 verabschiedet sich Tesselaar nach zehn Ausgaben, Chefredakteurin Ursel Nendzig – heute gefeierte Sachbuchautorin und immer noch beliebte Kolumnistin (»Elternalltag«) bei biorama, geht in Karenz. Thomas Weber, der fünf Jahre zuvor die Idee für die allererste Ausgabe gehabt hatte, übernimmt als Herausgeber. Sein Vorsatz: Mehr als bisher auch kontroverse Themen angehen. Noch mehr als bisher versteht sich biorama nun als Vernetzungsplattform für Menschen aus unterschiedlichsten Szenen und Nischen, als Hub und Schnittstelle in Sachen gelebter Nachhaltigkeit. Ein paar Ausgaben später – bereits unter Chefredakteurin Johanna Stögmüller – erlebt biorama seinen ersten Shitstorm. Am Cover einer Schwerpunktausgabe zum Thema Hinterland, also den abgelegenen Landstrichen abseits der Städte, zeigt das Magazin am Cover einen Badeanzug des Labels »Hinterland«, präsentiert auf einem von hinten abgelichteten weiblichen Frauentorso. Beim Biohof Adamah, mit seinen Bio-Kistln ein langjähriger wichtiger Vertriebspartner und auch in unseren Email-Inboxen langen Beschwerde-Mails ein. Der Vor-

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links: So sah 2005 die allererste Ausgabe von Biorama aus. rechts: Seit 2012 jährlich im Programm: die Biorama Fair Fair als Messe für alles rund um bewusstes Leben.

wurf: Sexismus. Ein bayerisches Biohotel will aus dem Verteiler gestrichen werden. Ein Wiener Lokal – der Wiener Diwan – meint, die Gäste würden das Magazin am Klo liegen lassen. Heiliger Onan! Wir diskutieren, diskutieren, diskutieren. Auch an Ausgabe 17 erinnern wir uns oft. Das Schwerpunktthema Verpackung – am Cover symbolisiert eine mit Luftpolsterplastik umwickelte Banane die Perversionen der Verpackungsindustrie – hat die einschlägig bewanderte Autorin Andrea Lunzer kuratiert. Eineinhalb Jahre später wird sie sich mit »Lunzers Maßgreißlerei«, Wiens erstem verpackungsfreien Supermarkt, selbstständig machen. Verpackung bleibt einer der bis heute am häufigsten nachgefragten thematischen

Regelmäßig laden wir die Leser zur Safari. Im Herbst 2013 haben wir eine Rinderschlachtung miterlebt.

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Schwerpunkte (»Macht doch mal was zum Thema Verpackung!«). Keine Ausgabe verlinken wir so oft in Mails und sozialen Netzwerken (alte Ausgaben von biorama sind auf www.issuu.com/biorama verfügbar). Auch Ausgabe 18 – wir widmen uns dem Thema »Nachhaltig Hochzeit feiern« – setzt einen unternehmerischen Impuls. Die Torte fürs Cover backt Franka Rothaug, die sich wenig später mit Wiens erstem »Allergiker Café« selbständig macht. Das Thema Ernährung beschäftigt biorama lange bevor in unseren Breiten die ersten Food Trucks aufkommen, der Hype um Street Food und die FoodieBewegung anschwillt. Angst vor kontroversen Themen hat biorama da keine. Auf unseren Leser-Safaris besuchen wir gemeinsam mit interessierten Lesern Betriebe, Produktionsstätten, Biobauernhöfe. Die ausführliche Foto-Reportage in Ausgabe 23 über unseren Schlachttag am Archehof (wir haben im Zuge einer Lesersafari ein Mangalitza-Schwein geschlachtet) führt dazu, dass biorama in einigen rein veganen Geschäften seither nicht mehr vertrieben wird. Auch okay. Dass uns auch Vegetarier und Veganer ausdrücklich für unsere Art der Fleisch-Thematisierung loben, macht uns allerdings stolz. Auch an Ausgabe 24 stoßen sich so manche Zeitgenossen. Karin Wasners Erfahrungsbericht über den Anbau von Tabak im eigenen Garten (davor hatte sie fast ein Jahr darüber auf www.biorama.eu gebloggt) finden nicht alle vertretbar. »Im Fadenkreuz: Jagd« heißt es in Ausgabe 26. Kuratiert von Thomas Stollenwerk, seit Anfang 2015 auch Chefredakteur, fragen wir uns: »Ist die Jagd in ihrer derzeitigen Form noch gesellschaftsfähig?« Unser breiter journalistischer Zugang wird von Jägern wie Jagdkritikern gelobt. Ja, wir sind der Meinung, dass gemeinsam geredet und verhandelt werden muss, wenn es darum geht, die Gesellschaft weiterzubringen. Dass manche Leserinnen, aber auch Kunden angeekelt auf das Cover unserer Ausgabe 35 und das Tampon auf dem Titel unseres Menstruations-Schwerpunkts reagieren, überrascht uns dann doch. Da hätten wir uns schon weiter geglaubt. Wir diskutieren, diskutieren, diskutieren. Wir feiern, feiern, feiern. Und leben jetzt bewusst.

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10 Jahre Biorama

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Sophie König, Michaela Pichler

WAS WURDE EIGENTLICH AUS …

... MyMuesli? MyMuesli wurde 2007 von drei Studenten gegründet und galt damals als die Frühstücksinnovation am Markt. Bereits in Ausgabe#4 berichtete Biorama über die Pioniere, die ein unscheinbares Produkt wie Müsli zum Lifestyle-Produkt und sogar zum Geschenkartikel erhoben. Ganz nebenbei verhalft das Start-Up auch noch Trends wie Customized Food und Food-Abonnements zum Durchbruch. Wer hätte gedacht, dass es 2015 Müsli-Flagshipstores in innenstädtischen Toplagen gibt?

... den LOHAS? In Ausgabe #2 ging es den lohas an den Bio-BaumwollKragen. Dieser Medienbegriff ist nach wie vor in aller Munde und im Gegensatz zum Hipster noch nicht für tot erklärt worden. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet das Nachhaltigkeitsmarketing, das in den lohas die perfekte Zielgruppe sieht: ethisch-korrekt, nachhaltigbewusst und mit dem nötigen Kleingeld in der Tasche. Einen Lifestyle of Health and Sustainability muss man sich nämlich auch 2015 erstmal leisten wollen. Einfacher hat man es da als lovos-Anhänger. Noch nicht gehört? Das ist der Lifestyle of Voluntary Simplicity. Der propagiert den Verzicht, verklärt als einfaches Leben. schon gewaltig.

… dem Sustainable Dance Floor? In Ausgabe#2 erklärte Biorama mit dem niederländischen Science-Projekt »Sustainable Dance Club« einen autarken Dancefloor zum Energielieferanten der Zukunft. Die Bewegungen der tanzenden Meute werden durch den speziellen Bodenbelag in Strom verwandelt und versorgen damit den ganzen Club. Aus der Idee, den ersten energieeffizienten Club zu erhalten, entstand schnell das Konzept des Dancefloors als Verkaufsziel. Mittlerweile heißt der Wunderboden »Energy Floors« und wird an internationale Kunden wie Google, Shell und Coca-Cola verkauft – vielleicht auch, um schlechtes Öko-Gewissen rein zu dancen!

... Ökorausch, Heldenmarkt und Co? Der Ökorausch, Deutschlands erste nachhaltige Messe, 2008 in Köln gestartet, musste dieses Jahr eine Pause einlegen. Wie es nächstes Jahr weiter geht, steht in den Sternen. Der Heldenmarkt ist dafür umso größer geworden. In acht deutschen Großstädten findet jährlich die größte Verbrauchermesse für nachhaltigen Konsum statt. Beide Projekte haben uns übrigens als Inspiration für unseren eigenen Pop-Up Markt gedient. Die Biorama Fair Fair hat inzwischen schon vier Mal stattgefunden.

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... der Lesersafari? Seit der ersten Biorama Lesersafari in den Nationalpark Donau-Auen vor vier Jahren lädt Biorama regelmäßig zur Safari. Stressfrei schlachten, Bruderhähne verkosten,

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Wein lesen, Müll sammeln, Wurst machen, Bier brauen... Wir haben uns schon so einiges angesehen und für interessierte Leser Türen geöffnet. Aktuelle Termine finden sich auf www.biorama.eu.

… Polly Higgins? Mit ihrer Mission zählt Polly Higgings zu den visionärsten Köpfen der Welt. 2013 interviewen und porträtieren wir die Aktivistin in Biorama#24. Damals wie heute ihr Ziel: den Ökozid, die ökologische Massenzerstörung, als fünftes Verbrechen gegen den Frieden gesetzlich strafbar zu machen. Als »Anwältin der Erde« veröffentlichte sie 2014 das Buch »I dare you to be great«, worin sie ihre Visionen von einer besseren Welt schildert und zum allgemeinen Ökozid-Boykott aufruft.

… Twitter? Die Social-Media-Plattform Twitter ging am 16. Juli 2006 als erster Mikroblogdienst in die Online-Startlöcher. Biorama bezeichnete es 2011 in der Ausgabe#15 als Nachrichtenagentur des Widerstands, die als Leitmedium für politische Bewegungen wie dem Arabischen Frühling zum schnellst möglichen Vernetzen kaum wegzudenken war. 304 Millionen monatlich aktive Nutzer zählt Twitter 2015 weltweit, nur 128.000 davon sind aus Österreich, ganze 3,7 Millionen Deutsche nutzen dafür den Online-Dienst. Zahlen, die deutlich beweisen: Twitter ist aus dem Kritik-Zirkel in den Mainstream gewachsen. Biorama ist seit April 2011 bei Twitter.

... den Gebrüdern Stitch? Die Gebrüder Stitch verkaufen in ihrem Wiener »Arsch-

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salon« Maßjeans aus Bio-Baumwolle für jeden. 2010 schafften sie es in Biorama #12. Seit Mike und Moritz Stitch vor fünf Jahren ihren ersten Salon von ihrem letzten Geld eröffneten, hat sich einiges getan. Inzwischen sind die beiden Social-Entrepreneure auch in der Gastronomie unterwegs. Eine Wiener Vorstadt-Institution, den Heurigen, haben sie mit dem »Gschupftn Ferdl« biologisch zertifiziert in die Innenstadt geholt. In ihrer »Vollpension« verkaufen Senioren Essen und Trinken an Großstadt-Hipster. Gerade planen die Stitches die Expansion ihres Hosenimperiums nach Berlin.

... Biolife? In Biorama #3 präsentierten Thomas Miksits und Alexander Jiresch 2007 ihr Start-Up, das Automaten mit gesundem Essen befüllte. Heute sind sie die Köpfe hinter dem Bio-Grünteegetränk All I Need – und erfolgreich auf Expansionskurs.

... Bio Maran? Über die Marans haben wir schon häufig berichtet. Josefine und Stefan Maran haben 1998 im noblen Wien Döbling ihren eigenen Bio-Supermarkt eröffnet. 2010 verkauften die Pioniere der österreichischen BioSupermarkt-Szene ihre sechs Filialen an den deutschen Bio-Großhändler Dennree. Aus den Bio-Maran-Märkten wurden Denn’s Filialen. 2013 machten die Marans wieder auf Supermarkt. Diesmal ganz vegan, als Maran Vegan. »Für uns war es selbstverständlich, dass vegan eine höhere Stufe in der Nachhaltigkeit ist, als bio«, erklärt Stefan Maran im aktuellen Biorama Interview www.biorama.eu/maran-interview

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Landwirtschaft 2025

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interviews

Thomas Weber, Thomas Stollenwerk

illustration

Katharina Hüttler / agentazur.com

Der Blick in die Zukunft

WIE GEHT’S WEITER IN DER LANDWIRTSCHAFT?

Gerhard Zoubek

Andrée Herrnkopf

Werden sich bis 2025 Großproduzenten auch im BioSektor breit gemacht haben? Nein, die Großkonzerne und Agrarmultis werden sich gewiss nicht durchsetzen. Dinosaurier trampeln zwar vieles nieder, aber letztlich bleiben sie selbst liegen. In zehn Jahren werden noch viel mehr Menschen regionale Bio-Lebensmittel zu einem fairen Preis einkaufen. Der anonyme Warenaustausch in den heutigen Supermärkten wird mehr und mehr einer persönlichen, fairen Begegnung zwischen Bio-Produzenten und Konsumenten weichen. Welches Bild werden Kinder, die 2025 in die Schule kommen, vom Bauern haben? »Man lernt nicht für die Schule, sondern fürs Leben.« Und die Bio-Landwirtschaft spiegelt die vielen spannenden Zusammenhänge des Lebens wider. Wer die Landwirtschaft versteht, versteht auch das Leben besser. So gesehen wird sich die Wichtigkeit einiger heutiger Schulfächer relativieren und in Zukunft die Landwirtschaft und Ernährung einen höheren Stellenwert im Schulsystem einnehmen. Auf welche Abnehmer wird die Landwirtschaft in zehn Jahren treffen? Die Kunden werden nicht mehr zwischen anonymen Massenregalen herumirren, sondern aktiv an der Landwirtschaft teilhaben. Sie werden vom Feld bis zum direkten Vertrieb aktive Mitgestalter und faire Partner sein. Kurz: Die klassische Mauer zwischen Produzenten und Konsumenten wird endlich verschwinden

Demeter ist vielleicht die bewussteste Form der nachhaltigen Landwirtschaft. Droht sie im AgrarBusiness unter die Traktorräder zu kommen? Nein, ganz im Gegenteil. Denn als biodynamische Demeter-Markengemeinschaft haben wir wirklich mächtige Verbündete: die Verbraucher. Sie suchen Qualität und fragen mehr und mehr Demeter-Lebensmittel nach. Demeter ist das Ferment im (Öko-)Teig für die Landwirtschaft der Zukunft, denn viele Innovationen in der ökologischen Landwirtschaft kommen aus dem Biodynamischen. Kann Landwirtschaft vegan sein? Sie kann – aber sie sollte nicht vegan sein. Für Demeter ist die Tierhaltung auf den Bauernhöfen charakteristisch. Dafür gibt es viele gute Gründe – und im Verband auch einen intensiven Gedankenaustausch und wichtige Weichenstellungen für eine immer bessere Tierhaltung von der Züchtung bis zum Schlachten. Warum halten wir Tiere? Die Antwort lässt sich auf einen Nenner bringen: Weil die Kuh wirkt – fruchtbar für den Boden, prägend für den Hof, seelisch für den Menschen. Inwiefern wird sich Demeter 2025 von Demeter 2015 unterscheiden? Es ist spannend, einen Blick in die Zukunft zu werfen: Wir werden einerseits tendenziell größere Betriebe haben und andererseits viele kleinere, die sehr arbeitsintensiv mit höchsten Umsätzen sehr produktiv arbeiten. Die Betriebe werden wieder vielfältiger werden.

Adamah Biohof

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Demeter Deutschland

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Landwirtschaft 2025

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Felix zu Löwenstein

Peter Pascher

Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft

Deutscher Bauernverband

Bis 2025 soll die Weltbevölkerung auf rund acht Mrd. Menschen anwachsen. Wie muss die Landwirtschaft aussehen, um so viele Menschen satt zu machen? Sie muss endliche Ressourcen so nutzen, dass diese auch hunderte Jahre später noch zur Verfügung stehen und nicht in einem Strohfeuer für die Ernährung der acht Mrd. verbrannt werden. Das wird nur mit einer ökologischen Landwirtschaft möglich sein. Wie werden sich Anbauflächen durch den Klimawandel verlagern? Naheliegenderweise wird die globale Erwärmung zuerst dort Landwirtschaft unmöglich machen, wo es am wärmsten ist. Dort leben die Menschen, die am wenigsten zur Treibhausgas-Produktion beigetragen haben. Bei uns wird Landwirtschaft möglicherweise noch ertragreicher. Wir sollten uns dann über Massen von »Wirtschaftsflüchtlingen« nicht wundern, die alles, was wir im Moment erleben, als Kinderspiel erscheinen lassen. Welche Rolle kommt künftig Alten Sorten und alten Nutztierrassen zu? Eine Landwirtschaft, die auf Monokulturen und immer weniger Nutztierrassen setzt, ist äußerst verwundbar, weil wenig stabil. Ich hoffe, dass wir das verstehen, ehe das genetische Potenzial unwiderrufbar verschwunden ist. Werden wir 2025 bereits kriegerische Auseinandersetzungen um fruchtbares Land erleben? Wir haben sie doch längst. Denn wie anders denn als Krieg gegen die Armen kann man das Landgrabbing bezeichnen, das sich Millionen von Hektaren unter den Nagel reißt, um Treibstoff, Tierfutter und Luxusprodukte für den reichen Norden, arabische Staaten und boomende Volkswirtschaften in Südostasien produzieren zu lassen!

Was sind die großen Entwicklungen auf dem Agrarsektor, die sich bis 2025 abzeichnen? Vor allem züchterische Fortschritte und moderne Technik bringen in Feld und Stall hohe Effizienzsteigerungen und sorgen gleichzeitig dafür, dass Arbeit durch Kapital ersetzt wird und die Betriebe immer größer werden. In den nächsten Jahren wird der technische Fortschritt besonders stark von der Digitalisierung der Landwirtschaft angetrieben. Hauptursache ist die rasant wachsende Verbreitung von Smartphones, Tablets und Apps in der Landwirtschaft, die in Verbindung mit intelligenter sensor- und satellitengestützter Landtechnik ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Bis 2025 dürften wir in Lage sein, den Nährstoffbedarf jeder einzelnen Pflanze exakt zu bedienen und das Wohl der Tiere noch besser zu fördern. Wird im Jahr 2025 ein ttip-Verfahren mit den usa in Kraft sein? Wenn die Vernunft auf beiden Seiten des Atlantiks siegt, wird das angestrebte Handelsabkommen zwischen der EU und den usa schon binnen der nächsten drei Jahre Wirkung entfalten können. Das könnte vor allem den Handel mit Agrarprodukten und Nahrungsmitteln beflügeln, der zwischen der EU und den usa bislang nur eine relativ geringe Rolle spielt. Die Europäische Union hat ihre Stärken im Export vor allem bei hochwertig verarbeiteten landwirtschaftlichen Produkten. Die Landwirte in der EU könnten davon profitieren. Wer werden die Gewinner des Strukturwandels in der Landwirtschaft sein, und wer seine Verlierer? Die Gewinner des Strukturwandels sind die Verbraucher. Sie profitieren von qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln zu günstigen Preisen. Die Verbraucher sind aber auch Verlierer. Denn durch den landwirtschaftlichen Strukturwandel verlieren viele ländliche Räume ein Stück an Vitalität in den Dörfern. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft erfolgt weitgehend sozial verträglich. Die aufgebenden Betriebe müssen deshalb nicht unbedingt die Verlierer sein, wenn attraktive Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft gefunden und die Flächen an zukunftsfähige Wachstumsbetriebe verpachtet werden.

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Gerti Grabmann Bio Austria

Wird im Jahr 2025 unter »Bio« noch das Gleiche zu verstehen sein wie heute? Die biologische Landwirtschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten stetig weiterentwickelt und wird auch in Zukunft durch Innovation einer ständigen Transformation unterliegen. Insofern werden wir es in zehn Jahren mit einem anderen Bio zu tun haben – quasi mit einer neueren, aktuelleren Version. Die Grundsätze der ökologischen Landwirtschaft aber sind im Kern zeitlos. Sind biologischer Landbau und Gentechnik auf alle Zeiten unvereinbar? Die ablehnende Haltung der Biolandwirtschaft gegenüber der grünen Gentechnik ist ja nicht dogmatisch, sondern darin begründet, dass sie nicht mit unseren Prinzipien und unserer Vision einer zukunftsfähigen Landwirtschaft vereinbar ist. Und die Erfahrungen mit dem Anbau von Gentech-Pflanzen in den letzten 15 Jahren bestätigen unsere schlimmsten Befürchtungen: Die bislang am Markt befindlichen Gentech-Pflanzen schaffen keine neuen Lösungen, sondern bringen neue Probleme und Abhängigkeiten mit sich und beschleunigen damit in erster Linie die Industrialisierung der Landwirtschaft. Was muss Bio von konventioneller Landwirtschaft lernen (und umgekehrt)? Jeder Bauer hat seine Gründe, warum er diese oder jene Bewirtschaftungsform betreibt. Fest steht aber, dass wir uns gut überlegen sollten, welche Art von Landwirtschaft die globalen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft am besten meistern kann. Naturgemäß bin ich der Meinung, dass Bio-Landwirtschaft die notwendigen Voraussetzungen dafür mitbringt. Das zeigt sich etwa im Umgang mit natürlichen Ressourcen, im Erhalt bzw. der Steigerung der natürlichen Bodenfruchtbarkeit oder in den Bereichen des vorbeugenden Pflanzenschutzes, der Tiergesundheit oder der Unkrautregulierung. Dort und in vielen anderen Bereichen hat der biologische Landbau zukunftsfähige Lösungen, die mit den großen globalen Herausforderungen kompatibel sind.

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Einkaufen 2025

interview

Sophie König, Thomas Weber, Thomas Stollenwerk

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Kathrin Auer, Peer Schader

Der Blick in die Zukunft

Wie geht’s weiter im Supermarkt?

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er Journalist Peer Schader betreibt mit seinem Supermarkt-Blog ein unterhaltsames Portal rund um die allseits verbreiteten Lieferanten für Alltagsbedarf. Wir haben den Berliner gefragt, wie die Zukunft der Supermärkte aussieht.

biorama: Werden wir in Zukunft unseren Kühlschrank per Smartphone einkaufen lassen oder werden wir weiter selbst zum Supermarkt gehen? peer schader Ich glaube, da gibt es kein EntwederOder. Auch wenn ich mir nicht so sicher bin, ob ich meinen Lebensmitteleinkauf von meinem Kühlschrank erledigt haben möchte, der dann ja nicht nur Internetanschluss bräuchte, sondern auch wissen müsste, auf was ich Appetit habe. Realistisch ist, dass die Artikel,

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die regelmäßig gebraucht werden, per Lieferung nach Hause kommen; und wenn wir uns fürs Kochen inspirieren lassen wollen, gehen wir weiter in den Super- oder Biomarkt. Vom Biobauern bis zum Discounter experimentieren gerade viele mit Online-Portalen. Wer gerät eigentlich am stärksten unter den Wettbewerbsdruck des Online-Handels? Händler, die sich gar nicht auf Online-Bestellungen einstellen, begehen einen schweren Fehler. Ich glaube, jede Handelskette muss auf die eine oder andere Weise einbeziehen, dass sich die Bedürfnisse der Kunden ändern. In den großen SB-Verbrauchermärkten werden immer seltener Kühlschränke und Fernseher gekauft, weil die Leute Elektronik online ordern und sich nach Hause bringen lassen. Gut möglich, dass auch klassische

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Einkaufen 2025

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Peer Schader Journalist

Supermarkt-Sortimente stärker unter Druck kommen, weil die Leute keine Lust aufs Schleppen haben und weniger Getränke oder Hundefutter im Laden kaufen. Eigenmarken sind im Lebensmitteleinzelhandel weiter auf dem Vormarsch. Die großen Ketten haben mittlerweile eigene Marken für Bio, Vegan, Billig, Gourmet … In Großbritannien bietet Planet Organic sogar eine Paleo-Eigenmarke an. Hält der Trend an und werden Erzeuger hinter den Eigenmarken immer unsichtbarer und austauschbarer? Für die Supermarktketten ist es ein großer Vorteil, sich über Eigenmarken zu definieren – die dann freilich auch die Qualität erfüllen müssen, die die Kunden erwarten. Das wird den ganz großen Marken auf Dauer nicht so sehr schaden wie kleinen, weniger etablierten. Es gibt sicher Grenzen für die Supermärkte, wie weit eine Differenzierung gehen kann. Aber in diese Nische stoßen speziellere Handelskonzepte wie Planet Organic oder Veganz, indem sie Nischen ernst nehmen und sich über eigene Marken für konkrete Zielgruppen profilieren. Wie steht es um die verpackungsfreien Supermärkte, die in Großstädten eröffnen? Ist das Konzept vielleicht auch etwas für große Ketten? Ich bin nicht sicher, ob sich eigenständige verpackungsfreie Supermärkte im großen Stil durchsetzen können – einzelne Märkte in großen Städten vielleicht schon. Aber es ist wahrscheinlich, dass diese Idee in immer mehr Läden integriert wird. In vielen Supermärkten südlicher Länder gehört es seit jeher zum Angebot, sich Nüsse oder getrocknete Früchte selbst abzufüllen. Das klappt auch mit Nudeln und Müsli prima. Wieso nicht auch bei uns? Bio war in Deutschland jahrzehntelang Angelegen-

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heit des Fachhandels. Inzwischen gibt’s Bio bei jedem Discounter. Was wird aus dem Bioladen? Ich hoffe, dass Bioläden weiter eine Alternative zum klassischen Discount-Bio bieten, indem sie kleine Hersteller fördern und auf Trends reagieren bzw. offener für Neuerungen sind als das im Mainstream möglich ist. Die Konzepte werden sich weiterentwickeln, neue Schwerpunkte finden – so wie Planet Organic und As Nature Intended in Großbritannien bzw. Ekoplaza und Marqt in den Niederlanden. Schon über die Atmosphäre im Laden und die Breite des Angebots lässt sich das ja steuern. Regionalität finden alle super. Die Supermarkt-Riesen reagieren mit Eigenmarken. Dabei spricht sich langsam herum, dass Regionalität nichts über Qualität aussagt. Was wird der nächste große VerkaufsTrick? Der Trend zur Regionalität dürfte wohl noch eine Weile anhalten. Natürlich sind da auch die Kunden in der Pflicht, sich nicht von einfachen Tricks über den Tisch ziehen zu lassen, sondern sich zu informieren: Was bringt es wirklich, regional einzukaufen – und wo? Es kommt halt nicht alles vom idyllischen Bauernhof nebenan, den sich viele Verbraucher vorstellen. Haben Produzenten eigentlich in Zukunft noch eine Chance, ihre Produkte unabhängig zu vermarkten, oder sind Supermärkte mit 90 Prozent Eigenmarken-Anteil im Regal die Zukunft? Der Druck wächst auf jeden Fall. Wenn jeder Supermarkt allerdings bloß sein eigenes Etikett auf dasselbe Produkt klebt, das es mit anderem Label auch bei der Konkurrenz gibt, gewinnt keiner. Ich glaube, die Händler sind gut beraten, sich Hersteller als Partner ins Boot zu holen und über Produktneuerungen und -entwicklungen gemeinsam zu beraten. Umgekehrt brauchen Produzenten starke Argumente, mit denen sie den

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Geht Liebe durch den Mixer?

Ich hoffe, dass Bioläden weiter eine Alternative zum klassischen DiscountBio bieten, indem sie kleine Hersteller fördern.

*Im deutschsprachigen Raum lt. GfK-Entertainment GmbH 03/2014-02/2015.

Preisaufschlag für ihre Markenprodukte rechtfertigen können: besondere Rezepturen, Rohstoffe und Herstellungsprozesse zum Beispiel. Spätis oder Sonntags-Shopping sind mancherorts Alltag und andernorts Mangelware. Werden wir in einigen Jahren flächendeckend rund um die Uhr einkaufen gehen können? In welche Richtung wird sich das entwickeln? Da gibt es in Deutschland sicher weiterhin großen Widerstand von Gewerkschaften und Kirchen. In den großen Städten sind viele Läden ja jetzt schon bis kurz vor Mitternacht geöffnet. Womöglich ist die Zahl der Kunden, die dienstagmorgens um halb vier noch ein Joghurt kaufen wollen, auch gering – erst recht in kleineren Gemeinden. Es gibt jetzt schon Riesen-Verbrauchermärkte, in denen jedes erdenkliche Produkt des alltäglichen Bedarfs gekauft werden kann. Wird der Lebensmittelmarkt im eigentlichen Sinne über kurz oder lang verschwinden? Nein, ich glaube eher, dass die Entwicklung in zwei unterschiedliche Richtungen geht: große, europäische Ketten, die den Mainstream bedienen, zugleich aber Platz für Nischenmärkte lassen, die sich voll und ganz den Bedürfnissen ihrer speziellen Zielgruppe verschreiben und dadurch im Markt behaupten können. Sicher ist, dass sich der Lebensmittelmarkt in den kommenden Jahren noch einmal deutlich verändern – und womöglich konzentrieren – wird. Schon weil die beiden Konzepte Discount und Supermarkt eine immer größere Schnittmenge haben werden, weil sie kontinuierlich modernisieren, um attraktiv zu bleiben.

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Mode 2025

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Der Blick in die Zukunft

Drei Fragen zur Zukunft der Modewirtschaft Wird die Produktion auch zukünftig an den Standorten mit den niedrigsten Lohnniveaus stattfinden? Die Textilindustrie bleibt abhängig von manueller Arbeit. Gerade bei Kleidungsstücken, die nur aufgrund des Volumens rentabel sind – z.B. beim Fünf-Euro-TShirt –, sind die Margen der Nähereien eng. Mehr als den häufig nicht existenzsichernden Mindestlohn zu zahlen ist in der Regel nicht möglich. Selbst niedrige Mindestlöhne würden dort, wo es keine Verdienstmöglichkeiten gibt, bereits eine Verbesserung darstellen, wie Wolfgang Uchatius, der dem H&M-Shirt rund um den Globus folgte, erklärt. Die Textilproduktion sei, so Thorsten Rolfes, Leiter Unternehmenskommunikation von C&A Europa, trotz aller Probleme für viele Entwicklungsländer auch eine Chance, am Weltmarkt teilzunehmen und so weitere Entwicklungsschritte anzustoßen. Ein Teil der Textilproduktion (und ihrer Katastrophen) findet aber auch in Europa – Italien, Osteuropa, Türkei – selbst statt. Durch die kurzen Lieferwege können Retailer rascher auf die Nachfrage reagieren. Manche Labels

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lassen aufgrund der höheren ökologischen und sozialen Standards exklusiv in Europa produzieren. Welche Technologien werden künftig relevant sein? »Die Textilindustrie ist gezwungen, neue Materialien zu finden. Mit den im Moment vorhandenen natürlichen Ressourcen ist die steigende Nachfrage nicht zu decken«, sagt Ute Ploier, Designerin und Leiterin des Studiengangs Fashion & Technology an der Kunstuniversität Linz. Als vielversprechend gilt die aus Holz gewonnene, leinenähnliche Lyocell-Faser. Es wird aber auch an der Herstellung von Fasern durch Bakterien geforscht. Unter den Fertigungstechnologien stößt 3D-Druck auf großes Interesse. Auch wenn die Technologie noch am Anfang steht und man bisher auf textile Kunststoffe beschränkt ist, eröffne sie neue Chancen: »Wenn es gelingt, Kleidungsstücke zu drucken, spart man damit Transportwege und kann regional relativ unabhängig produzieren«, so Ploier. Der anhaltende Trend zu nachhaltigerer Baumwolle dürfte kurzfristig einen größeren Impact haben: Im Vergleich zu konven-

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Werner Sturmberger

tioneller Baumwolle stellt sie eine klare ökologische und soziale Verbesserung dar. C&A und H&M wollen bis 2020 komplett auf Bio- bzw. nachhaltigere Baumwolle umstellen. Aktuell liegt der Anteil von Bio-Baumwolle an der Weltproduktion unter einem Prozent. Wird sich das Konsumverhalten ändern? Weniger Fast-Fashion, mehr Nachhaltigkeit? »Für den deutschen Markt kann ich sagen, dass das wertmäßige Volumen stabil oder leicht rückläufig, die Stückzahl aber angestiegen ist. Die Menschen kaufen nicht weniger, geben aber weniger Geld dafür aus«, erklärt Rolfes. Durch Niedrig-Preis-Politik und FastFashion-Trend, so Ploier, werde ein permanenter Konsum befeuert. Die Verantwortung für die Kaufentscheidung liege aber schlussendlich bei den Konsumenten: »Reicht es, einmal einen schönen, gut gemachten Mantel eines lokalen Designers zu kaufen oder will ich doch lieber zehn Billigprodukte pro Saison?« »Nachhaltigkeit in der Mode«, so die Designerin und Mode-Expertin Valerie Lange, »heißt auch einfach mal zu verzichten bzw. bewusster und klüger einzukaufen. Nachhaltige Mode muss man sich aber auch leisten können. Für viele Menschen ist das leider keine Option.« Wie Rolfes ist sie davon überzeugt, dass die Garderobe der meisten Menschen wie gehabt ein Mix aus langlebigen Klassikern und saisonalen Teilen sein wird. Eine Revolution im Kundenverhalten zeichnet sich nicht ab, eher evolutionäre Schritte, wie Rolfes beschreibt: »Die Konsumenten werde kritischer und aufgeklärter. Der Preis spielt aber nach wie vor eine Rolle, natürlich müssen auch Form und Farbe stimmen. Allein mit dem Label Bio lässt sich kein Kleidungsstück verkaufen.«

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Bedrohte Arten

32 Eisbär, Löwe und Schildkröte – Tiere, die zwar weit weg leben, die aber trotzdem irgendwie dazugehören. Unvorstellbar, dass es sie in absehbarer Zeit nicht mehr geben könnte.

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10 TIERE, DIE ES 2025 NICHT MEHR GEBEN WIRD

aut dem World Wide Fund for Nature (wwf) hat es naturbedingtes Artensterben schon immer gegeben. Seit dem 17. Jahrhundert ist es aber überwiegend der Mensch, der die biologische Vielfalt zerstört. Diese zehn Tiere könnten in zehn Jahren verschwunden sein, auch wenn das natürlich niemand so ganz genau vorhersagen kann.

Nördlicher Spinnaffe

Eisbär

Weltweit gibt es rund 25.000 Eisbären in 19 Populationen. Weil ihr Lebensraum aber seit Jahren schrumpft, fehlen mehr und mehr Gebiete für die Robbenjagd. Dazu kommen Meeresverschmutzung, mehr Schifffahrt, mehr Touristen und die Gasförderung. In der Beaufortsee und im Nordwesten Kanadas sind die Eisbären seit dem Jahr 2000 um rund 40 Prozent zurückgegangen. 2004 wurden 1.500 gezählt, zuletzt nur noch 900.

Schuppentier

Zusammengerollt sieht es aus wie ein großer Tannzapfen, aufrecht wie ein kleiner Dinosaurier. Seinen Schuppen werden medizinische Eigenschaften nachgesagt, sein Fleisch gilt als Delikatesse, sein Blut als Wundermittel. Darum muss das Schuppentier sterben. Inzwischen gehört es zu den am meisten gewilderten Säugetieren der Welt. Die Insektenfresser leben in Asien und dem südlichen Afrika.

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Er gehört zu den Klammerschwanzaffen, lebt in den Regenwäldern des südöstlichen Brasilien und zählt zu den bedrohtesten Primaten Südamerikas – und zu den hundert am stärksten vom Aussterben bedrohten Arten überhaupt. Stark fortschreitende Waldrodung und Besiedlung verkleinert und zerstückelt den Lebensraum des nördlichen Spinnaffen stark. Es soll noch zwölf Populationen mit insgesamt 800 Tieren geben.

Löffelstrandläufer

Der Wattvogel mit breitem Schnabel lebt in Ostasien. Im Winter zieht er entlang der Pazifikküste in die Überwinterungsgebiete in Süd- und Südostasien. Aber: Er steht vor dem Aussterben. Von rund 220 Brutpaaren 2009 waren 2012 noch zirka 100 übrig. Der Grund: vor allem Habitatverlust entlang der Zugroute. So wurde etwa eines der wichtigsten Gebiete bei Saemangeum in Südkorea zum Teil eingedeicht, weitere Gebiete sollen folgen.

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Tina Gallach

Kahlkopfgeier

Etwa seit 1999 bricht der Bestand der Kahlkopfgeier auf dem indischen Subkontinent katastrophal ein und wird auf nur noch wenige Hundert geschätzt. Allein in Indien nahm seine Verbreitung zwischen 2000 und 2003 um 94 Prozent ab. Grund ist vermutlich der Gebrauch des Entzündungshemmers Diclofenac bei Hausrindern und Wasserbüffeln, der für den aasfressenden Vogel giftig ist.

Nördliches Breitmaulnashorn

Das seltenste Großsäugetier der Welt steht kurz vor dem Aus. Ein Bulle lebt mit zwei Kühen in einem Reservat in Kenia, ein älteres Weibchen in einem Zoo in San Diego. Das war’s. Die natürliche Fortpflanzung wird wohl nichts mehr. Allerdings gibt es im Berliner Leibnitz-Institut das Sperma eines Bullen, das in die Eizelle eines Weibchens eingepflanzt werden könnte, die dann von einem Südlichen Breitmaulnashorn-Weibchen ausgetragen werden könnte.

Echte Karettschildkröte

Fleisch, Eier, Schildpatt – drei Dinge, die die Echte Karettschildkröte für Wilderer interessant machen. Die Pazifische Karettschildkröte ist besonders nördlich von Madagaskar, in Indonesien und vor der Nordostküste Australiens heimisch. Die Karibische oder Atlantische Karettschildkröte lebt in den Gewässern der Karibik. Beide Unterarten sind vom Aussterben bedroht.

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Rothund

Der Rothund ist ein in Asien verbreiteter Wildhund, der über verschiedenste Klimazonen vom Altai und der Mandschurei bis nach Indien und Indonesien verbreitet ist. Allerdings wird sein Bestand inzwischen auf weniger als 2.500 Tiere geschätzt. Hauptursachen für den anhaltenden Bestandsrückgang sind die Zerstörung des Lebensraums und die Übertragung von Krankheiten durch verwilderte Haushunde.

Stummelfußfrosch

Vom bunten Stummelfußfrosch gibt es noch etwa 110 Arten – die inzwischen alle als stark gefährdet gelten. 67 sind akut vom Aussterben bedroht, 30 sollen verschollen sein. Nur zehn Arten gelten als in ihrem Bestand stabil. Der massive Rückgang wird auf Infektionen durch Pilze zurückgeführt, deren vermehrtes Auftreten mit dem Klimawandel in Zusammenhang steht.

Fischkatze

Die Population der wilden Fischkatze ist heute um 50 Prozent kleiner als noch zu Beginn der 90er Jahre. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckte sich einst vom Süden Nepals und Nordosten Indiens über Bangladesch bis nach Thailand und Sri Lanka. Allerdings wird ihr Lebensraum immer kleiner. Inzwischen wird ihr Bestand auf weniger als 10.000 adulte Tiere geschätzt.

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Wildlife

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Michaela Pichler

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Martin Stock

Meanwhile auf Norderoogsand

Dänemark

Inseln sind wachsende Welten. Der beste Beweis: Norderoogsand im Wattenmeer.

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m Wattenmeer wächst seit 1999 eine neue Insel aus dem Nichts – also fast. Was das Besondere an Norderoogsand ist, verrät uns Martin Stock. Er arbeitet als Biologe im Nationalpark Wattenmeer und gilt als Entdecker von Norderoogsand.

Ab wann gilt eigentlich so eine Sandbank als Insel? Es gibt keine wirklich klare Definition. Der Inselbegriff ist sehr weit gefasst. Muss er auch, weil er die Atolle in den Malediven genauso beschreiben muss wie eine Insel im Wattenmeer. Man kann eigentlich sagen, alles was dauerhaft aus dem Wasser herausguckt und von Wasser umgeben ist, ist eine Insel. In diesem speziellen Fall kann man aber von einer Düneninsel sprechen. Wie hat sich denn die Pflanzenwelt auf Norderoogsand bisher entwickelt? Das Besondere ist, dass dieses Anwachsen dort unglaublich schnell gegangen ist. Ganz zu Beginn, 2004, als sich die ersten kleinen Dünen gebildet haben, hat man dort fünf Arten gezählt. Als sich die Insel dann wirklich gebildet hat, ist die Zahl ganz schnell in die Höhe gegangen. 2012 waren es schon 55 Arten, ein Jahr später 70 und das ist dann seitdem so geblieben.

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Deutschland

Und welche Tierarten gibt es auf der Insel? Die Insel ist überwiegend eine Möweninsel mit Brutvögeln, vor allen Dingen sind es Silbermöwen und Heringsmöwen. Aber es brüten dort auch weitere Arten wie die Mantelmöwe, Austernfischer, Heiderenten oder Sandregenpfeifer. Besonders ist auch ein Wanderfalke, der sich schon 2008 angesiedelt hat und dort jedes Jahr brütet. Und es sind natürlich auch Seehunde dort, im Norden der Insel ist ein sehr großer Seehund-Liegeplatz. Wie geht es jetzt weiter mit der Insel? Wird sie noch wachsen? Aktuell ist sie achteinhalb Hektar groß. Es macht den Eindruck, als würde sie sich hier einpendeln. Das ist aber sehr schwer zu prognostizieren, weil der Meeresspiegel steigt und davon sehr viel abhängt. Diese Sande beginnen dann nämlich an den Außenseiten zu erodieren und würden sich damit langsam aber sicher wieder auflösen. Sie könnten aber auch weiter nach Osten wandern, die Insel könnte also mitwandern. Wenn die Erosion stark ist, kann es auch sein, dass sie einfach verschwindet. Aber ich vermute mal, dass sie standhalten wird.

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GREEN BRANDS Austria startet in die nächste Runde

Mit über 80 erfolgreichen Marken (Unternehmen / Produkte / Dienstleister / Lebensmittel) in Österreich sowie bislang 55 in Deutschland, hat sich das internationale Auszeichnungsverfahren für ökologisch nachhaltige Marken bestens etabliert. Im weltweit einmaligen Verfahren können Unternehmen sich nicht selbst bewerben, sondern erst nach Nominierung an einer anspruchsvollen Validierung teilnehmen. Final entscheidet dann eine hochrangige/-kompetente Jury über die Auszeichnung.

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Europas letzte urwälder

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Verwunschene Wege in Mitteleuropas Paradieswälder Der Umweltschützer und Fotograf Matthias Schickhofer hat für seinen neuen Bildband (»Unser Urwald. Die letzten wilden Wälder im Herzen Europas«, Brandstätter Verlag) 77 magische Waldorte im Herzen Europas bereist und fotografisch dokumentiert.

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Matthias Schickhofer

Das Retezat-Gebirge, Rum채niens 채ltester Nationalpark

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Europas letzte urwälder

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oben: Die Urwaldinsel Vilm im Rügischen Bodden, Ostsee unten: Das wilde Kamptal im Nordzipfel Österreichs, dem Waldviertel

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Das Buch »Unser Urwald – Die letzten wilden Wälder im Herzen Europas« von Matthias Schikhofer erscheint im Verlag Brandstätter. oben: Der Biogradsko Jezero-See im Biogradska Gora-Nationalpark, Montenegro unten: Der größte Fichten-Urwald der Alpen im Schweizer Muotatal

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10 Jahre Biosphärenpark Wienerwald: Ein Erfolgsmodell feiert Geburtstag

Entgeltliche Einschaltung Bild BPWW /  Lammerhuber, Moser

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m die einzigartige und wertvolle WienerwaldLandschaft für kommende Generationen zu schützen und zu erhalten, zeichnete die unesco vor zehn Jahren den Wienerwald als Biosphärenpark aus. Seit dem versteht sich dieser als Lebensregion, in der Mensch und Natur gleichermaßen ihren Platz finden. Mit Bildungs- und regionalwirtschaftlichen Initiativen wie z. B. den Partnerbetrieben, der Wiesenmeisterschaft oder der Weinprämierung legte das BiosphärenparkManagement von Beginn an großes Gewicht auf eine nachhaltige, landwirtschaftliche Bewirtschaftung und Bewusstseinsbildung. Im Rahmen von mehr als 1.000 Führungen, Aktionen und Veranstaltungen – darunter der »geo Tag der Artenvielfalt« wurde die heimische Natur für knapp 30.000 Menschen lebendig. Die mehr als 9.000 geleisteten Arbeitsstunden von rund 4.000 freiwilligen HelferInnen bei Trockenrasenpflegeaktionen zeigen vom Erfolg der Arbeit in den letzten zehn Jahren.

»Wir werden auch in den kommenden Jahren an dem Erfolgskonzept Biosphärenpark festhalten und ver­stärkt auf regionale und klimafreundliche Produkte setzen. Gemeinsam mit bestehenden und künftigen Partnerbetrieben soll die Produktpalette erweitert werden. Den Auftakt bildete heuer die Biosphärenpark-Jubiläumsschokolade der Firma Hanauer«, gibt DI Andrea Moser einen Ausblick. Genuss und Naturschutz lässt sich gerade im Wienerwald einmalig verbinden, lädt die außergewöhnliche Kulturlandschaft geradezu zu Spaziergängen und kleinen Wanderungen ein. Deshalb hat das BiosphärenparkManagement anlässlich des zehn jährigen Bestehens für Natur- und Genussfreunde zwei Wanderführer publiziert. Das Wanderbuch »Biosphärenpark Wienerwald – Natur, Wandern und Genuss«, das u. a. durch die Weinbaulandschaften von Klosterneuburg bis in die Thermenregion führt. Auf den sorgsam ausgewählten Wanderrouten lassen sich seltene Tier- und Pflanzenarten neben beeindruckenden Kulturgütern entdecken. Weiters finden sich Tipps und Anregungen für Einkehrmöglichkeiten entlang der Strecken. Der Jubiläumsfolder »10 Jahre – 10 Routen« präsen-

Genuss und Natur

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Biosphärenpark Wienerwald (UNESCO-Modellregion für Nachhaltigkeit): Der Wienerwald wurde 2005 mit dem UNESCO-Prädikat Biosphärenpark ausgezeichnet und ist damit einer von 651 Biosphärenparken in 120 Staaten und europaweit der einzige am Rande einer Millionenstadt. Er umfasst eine Fläche von 105.000 Hektar und erstreckt sich über 51 niederösterreichische Gemeinden und sieben Wiener Gemeindebezirke. Rund 815.000 Menschen sind in dieser Lebensregion zu Hause. Die durchgeführten Projekte sollen möglichst alle Aspekte der Nachhaltigkeit beinhalten, also Ökologie, Ökonomie, Soziales und Kulturelles berücksichtigen.

tiert außergewöhnliche Ausblicke auf die Landschaft und Einblicke in bemerkenswerte Projekte mit den Partner­institutionen und -gemeinden. Machen Sie mit und erwandern Sie sich einen Korb voller Genussschmankerl aus dem Biosphärenpark Wienerwald und Partnerinstitutionen. Mehr Infos zum Biosphärenpark Wienerwald und den Wanderführern zum Download finden Sie unter www.bpww.at

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Wasser Aktiv

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Helena Zottmann

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Wasser in Bewegung Foto-wettbewerb der Plattform »wasseraktiv« Fröhliches Planschen, Erfrischung am Bach, Freiheit am Wasser – so lesen sich die Titel der Einsendungen beim Foto-Wettbewerb »Wasser bewegt«. Viele hundert Bilder zeigen heuer zum fünften Mal, was die Menschen am Wasser fasziniert.

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»Wasser aktiv« ist eine Wissens- und Aktionsplattform, auf der regelmäßig Veranstaltungen und Tipps rund ums Wasser veröffentlicht werden. Das Thema Wasser betrifft jeden Menschen und jeder Mensch sollte einfachen Zugang zu Informationen sowie die Möglichkeit zur Mitsprache haben. Aus diesem Grund entwickelte das BMLFUW diese Plattform und bietet seither Informationen zu unseren Gewässern und wie ihre Qualität noch verbessert werden kann, sowie zu Öffentlichkeitsbeteiligung oder interessanten Veranstaltungen. www.wasseraktiv.at

Entgeltliche Einschaltung

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er Mensch besteht zu einem Großteil aus Wasser, sollte jeden Tag genug trinken und möglichst sorgsam mit der wichtigen Ressource Wasser umgehen – so weit so bekannt. Was die Menschen ganz persönlich mit dem Thema verbinden, kann man an den Einsendungen des Fotowettbewerbs ablesen: Entspannung, Spaß und Erholung. Bis Ende August konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf der Plattform »wasseraktiv« und auf dessen Instagram-Kanal ihre Bilder einreichen. Die meisten Bilder wurden wohl vom heißen Sommer inspiriert, sieht man doch vorrangig planschende Kinder, nasse Gesichter oder erfrischende Gebirgsseen. Anfang September wurden die besten Bilder in fünf Kategorien gekürt. Bereits zum fünften Mal fand der Wettbewerb statt, der jedes Jahr mehr Einsendungen verzeichnet – heuer waren es 958 Bilder. Mit professionellem Blick auf fotografische Details suchte das Jurorenteam die besten heraus. Seit 2011 veranstaltet das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) auf seiner Wissens- und Aktionsplattform »Wasser aktiv« diesen Fotowettbewerb, wobei jedes Jahr ein anderer Fokus gelegt wird.

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Wasser Aktiv

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Preisgekrönt Wir werfen einen Blick in die fünf Kategorien und zeigen einen Ausschnitt jener Bilder, die von der Jury heuer ausgezeichnet wurden. Auf www.wasseraktiv.at kann man sich alle Bilder gesammelt ansehen. Wir gratulieren allen Gewinnerinnen und Gewinnern ganz herzlich.

»Wasserdetails« – Wurzer Clothilde

»Freizeit und Wasser« – Christian Schram

»Pflanzen und Tiere« – Erika Höfler

»Mensch und Wasser« – Willi Steurer

»Wasserlandschaft« – Michaela Huber

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Sonderpreis der »klimaaktiv mobil«-Initiative »Mit dem Rad ins Bad« – Josef Hinterleitner

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fakten zum wasser

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Das dreiköpfige Jurorenteam kürte in einem mehrstufigen Auswahlverfahren die Gewinnerbilder in fünf Kategorien. Sie sind selbst Fotografinnen und Fotografen und verlassen sich bei der Bewertung der Fotos auf ihr Fachwissen und ihre Erfahrung.

der Fläche Österreichs ist von Wasser bedeckt

Rita Newman »Die Machart und Zugänge der Einreichungen sind so unterschiedlich – vom Weitwinkel-Familien-Idyll am Wasser bis zur Makroaufnahme eines Wassertropfens ist alles dabei. Ich konzentriere mich auf Idee, Wirkung, Komposition und die Originalität des Zugangs. Natürlich spielt auch die Technik eine Rolle, aber nachdem es ein Amateurwettbewerb ist, darf ich nicht zuviel Wert auf diesen Aspekt legen. Generell gilt, je mehr Kriterien ein Bild erfüllt, umso höher werte ich es.«

lang ist das Netz aus Flüssen und Bächen in Österreich

92 km³ Wasser regnet es in Österreich jedes Jahr, das entspricht dem doppelten Volumen des Bodensees

60 %

76.700 km

3.000

Trinkwasserleitungen verlaufen durch Österreich, davon gehen 58.000 in ländliche Regionen und 18.700 in Städte

Menschen sind in der österreichischen Wasserwirtschaft beschäftigt, davon sind 2.100 Arbeiterinnen und Arbeiter und 900 sind Angestellte

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Peter Burgstaller »Das Niveau ist in den letzten Jahren extrem gestiegen. Einerseits liegt das am Equipment – die Kameras werden besser und leistbarer und das macht auch die Bilder optisch professioneller. Andererseits wird inzwischen fast jedes Foto bearbeitet. Der Unterschied zwischen einem Profi-Fotografen und einem Amateur wird immer kleiner. Für mich persönlich ist Fotografie ein längerer Denkund Auswahlprozess: Bildausschnitt, Equipment, Momente spielen eine wichtige Rolle. Erlaubt ist alles und wenn die Idee hinter dem Bild sehr gut ist, dann lasse ich auch ein Handyfoto gelten.«

Astrid Knie »Ich wähle nach Qualität aus und danach wie lange mein Blick hängen bleibt, zum Beispiel ob das Bild eine Geschichte erzählt, ob es einen Witz hat – es kann technisch noch so gut sein, wenn es mich nicht anspricht oder wenn die Idee dahinter fehlt, schaue ich es mir gar nicht allzu lange an. Mir ist der Bezug zum Thema wichtig: es geht um Bewegung. Das muss das Bild einfach beinhalten.«

Bild Klaus Engelmayer, Peter Burgstaller, Yara Coca Dominguez

100.000 km

der österreichischen Stromproduktion stammt aus Wasserkraft

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zitiert

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Sinn City

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Heidi Dumreicher Michael Anranter Alexandra Überbacher

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In den 90er Jahren entwickelte ein US-Architekt das Modell »Nachhaltiger Stadthügel«. Wir haben uns seine Vision von damals noch einmal angesehen.

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or etwa 20 Jahren machte sich der Architekt Richard Steve Levine daran, eine Vision für nachhaltige Stadtplanung zu entwickeln. Gemeinsam mit dem Institut Oikodrom stellte er 1999 seinen nachhaltigen Stadthügel als Überbauung einer Gleislandschaft im 15. Bezirk im Westen Wiens vor. Das Konzept von damals ist auch heute noch innovativ und einzigartig. Wir haben uns mit Levine getroffen, um sein Konzept nach heutigem Wissen zu reflektieren.

Gehen wir zurück an den Anfang. Welche Vorteile haben Hügel für die Gestaltung von Stadt? In der modernen, nicht nachhaltigen und ebenen Stadt müssen sich Architekten in einem eng gespannten administrativen und ökonomischen Korsett bewegen und haben weder Raum noch Notwendigkeit, innovative Lösungen vorzuschlagen. Tatsächlich aber sind die meisten bedeutenden Städte der Vergangenheit organisch gewachsen und erst in der Auseinandersetzung zwischen Bauherren, Natur und Mensch zu dem geworden, was sie so bedeutend gemacht hat. Ohne Kontexte, ohne die topografischen Unterschiede fehlt den Architekten eine Quelle der Inspiration. Auch deshalb entstehen in

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den großen Ebenen immergleiche Fassaden: ein einziges Haus wird oft hundertfach gebaut. Die Natur wird hier übergangen. Die Rücksichtnahme auf die Topografie eines Hügels ist eine planerische Herausforderung. Aber sie schafft Diversität und Identität. Beides scheinen mir zentrale Aspekte für eine nachhaltige Stadtplanung. Der Stadthügel soll besonders nachhaltig sein. Warum? Eine nachhaltige Stadt kann an verschiedenen Orten errichtet werden. Der Vorteil von Hügeln ist, dass undefinierte Orte und Orientierungen ganz ohne architektonischen Einfluss entstehen. Jede Straße, jeder Weg muss an die spezifischen Eigenheiten angepasst werden. Es entstehen einzigartige Winkel, Kurven und Steigungen. Außerdem gibt ein Hügel stets neue Sichtachsen und Perspektiven preis. Wer auf einen Hügel hinaufsteigt, wird immer wieder aufs Neue belohnt. Wer unten steht, hat ein klar definiertes Ziel vor Augen. Das Übertragen einer bestimmten Form funktioniert so nicht mehr und Planer sehen sich mit immer neuen Herausforderungen konfrontiert. Deshalb stellt die Form eines künstlichen Hügels eine zeitgenössische Anpassung historischer Stadtformen dar. Wenn man sich das Projekt Stadthügel genauer anschaut, dann wird klar, dass Wasser im Konzept eine große Rolle spielte. Tatsächlich spielte Wasser eine wesentliche Rolle als Leitsystem des Stadthügels. Vom höchsten Punkt des Hügels floss Wasser in die tiefer gelegenen Lagen. Wasserfälle, Rinnsale und Kanäle waren vorgesehen. Außerdem sollte Regenwasser zentral gesammelt und nutzbar gemacht werden. Wassertürme wurden als Speicher geplant.  ›

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Das Wiener Stadthügel-Modell von 1999.

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Das wichtigste Element allerdings stellte ein zentraler Brunnen dar. Den nannten wir Energiebrunnen. Errichtet am Hauptplatz sollte die Höhe des Springbrunnens den Bewohnern zeigen, wie viel Energie aus eigener Produktion noch zur Verfügung stand. Wenn der Springbrunnen nicht mehr hochsprang, dann war das ein Indikator dafür, den eigenen Verbrauch zu überdenken. In den 90er Jahren war die Stadt Wien noch nicht bereit für ein solches Projekt. Was hat sich an der Situation heute veändert? Seit wir zwischen 1994 und 1999 am Projekt »Nachhaltiger Stadthügel« arbeiteten, gab es einige Fortschritte, die eine Realisierung heute attraktiver machen würden. Computerprogramme machen die Verwendung alternativer Energien programmierbar und benutzerfreundlich – ein massiver Vorteil! Zusammen mit einigen Fortschritten in der Baubranche ist es möglich, wesentlich günstiger Projekte dieser Größenordnung zu realisieren. Fortschritte gab es auch bei den erneuerbaren Energien: moderne Häuser brauchen heute nur noch ein Viertel der Energie von Häusern in konventioneller Bauweise – der Energiebrunnen würde wohl durchgehend »voll« anzeigen. Besonders wichtig ist allerdings, dass erneuerbare Energien populärer geworden sind. Endlich haben wir realisiert, dass unsere Städte ein großes Potenzial haben, Nachhaltigkeit ins Zentrum der Gesellschaft zu rücken. Wie würden Sie heute den »Nachhaltigen Stadthügel« für das 21. Jahrhundert fit machen? Vor kurzer Zeit hatte ich die Möglichkeit, mit Kollegen der isee (International Society of Ecological Economies) zusammenzuarbeiten. Diese Gruppe von Ökonomen sucht nach alternativen Wirtschaftsformen, um das Menschsein mit der Umwelt wieder in Einklang zu bringen. Ökologische Ökonomie wird an Bedeutung zunehmen und kann die klassische wachstumsorientierte Ökonomie bestimmt bald ersetzen. Es heisst, dass der urbane Raum das größte Potenzial hat, alternative Wirtschaftsformen zu erproben. Im Sinne nachhaltiger Stadtplanung sollten Stadtplaner das unterstützen und entsprechende Räume von Anfang an mit einplanen.

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Porträt: Richard S. Levine Geboren 1939 ist Richard S. Levine einer der Pioniere nachhaltiger Architektur. Als Entwickler einiger Patente zur Nutzung von Solarenergie revolutionierte Levine 1974 mit seinem Raven Run Solar House den Einsatz erneuerbaren Energien im Hausbau. Seiner Zeit voraus kombinierte er verschiedene Möglichkeiten zur Gewinnung und Speicherung von nachhaltigen Energien. Bis heute wird in der Fachwelt auf sein Haus Bezug genommen. Auch theoretisch und politisch blieb Levine nicht untätig: Er entwickelte die Grundlagen für das heute weithin bekannte Sustainable Area Budget,ähnlich dem ökologischem Fußabdruck, und verfasste weite Teile der Aalborg Charter. Seit 1994 forscht er gemeinsam mit Oikodrom an theoretischen und praktikablen Beispielen für die nachhaltige Stadt, von China bis zum Mittelmeer. Levine lehrt an der University of Kentucky.

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10 Gütesiegel

50 Ökologisch nachhaltig, sozial verantwortlich, gentechnikfrei, ohne Chemie oder aus der Region: Gütesiegel vermitteln Sicherheit. Obwohl Produkte mit Siegel ihren nackten Pendants vorzuziehen sind, lohnt sich ein skeptischer Blick auf die Details – zum Beispiel bei diesen zehn Siegeln.

Kleingedru c

Das ama Gütesiegel zeichnet Lebensmittel aus Österreich aus. Im Gegensatz zum ama Biosiegel bedeutet das AMA Gütesiegel »konventionelle Tierhaltung bzw. Fütterung«, so Nunu Kaller von Greenpeace, was also Fleisch aus Massentierhaltung mit AntibiotikaVerabreichung bedeuten kann. »Zudem ist die gentechnikfreie Fütterung freiwillig, was unserer Meinung nach verpflichtend sein sollte«, so Kaller.

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Die Better Cotton Initiative ist eine Initiative zur Verbesserung des Baumwollanbaus, der sich Großkonzerne wie Adidas, Ikea oder H&M angeschlossen haben. »Es gibt keine Kriterien bezüglich organischem Baumwollanbau und genmanipuliertes Saatgut ist erlaubt«, so die Clean Clothes-Kampagne, »ebenso der Einsatz von Pestiziden«. bci-Kriterien gelten zudem nur für direkte Zulieferbetriebe und nicht für die gesamte Wertschöpfungskette.

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Energy Star zertifiziert energieeffiziente Elekt03 rogeräte und soll Herstellern einen Anreiz bieten, deren Energieverbrauch zu senken. Allerdings melden Konzerne ihre Geräte selbst zur Zertifizierung an und führen auch die Kontrollen selbst durch. Zudem hat das Label nicht wirklich Aussagekraft, denn »über 70 Prozent der elektrischen Geräte, die heute verkauft werden, erfüllen die Kriterien«, so Greenpeace. Marine Stewardship Council zertifiziert nachhaltige Fischerei. »Es ist in seinen Standards aber viel zu schwach und schwammig formuliert«, sagt Nunu Kaller. »Erschöpfte Bestände dürfen unter Umständen weiter befischt werden und was als solcher Bestand gilt, ist schwächer als in nationalen Regelungen.« Ein Errei-

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chen von 60 Prozent der vorgeschriebenen Standards genügt zur Zertifizierung und Grundschleppnetze zählen noch immer nicht als zerstörerische Fischereiform. »Zudem fehlt es an unabhängigen Kontrollen«, so Christina Loch, Gründerin des Biobranchenbuch.

Öko-Tex 100 ist ein Zertifizierungssystem für Textilien, »extrem verbreitet, irreführend und aus unserer Sicht Konsumententäuschung«, so Nunu Kaller. »Die Schadstoffbelastung wird erst im Endprodukt getestet, was giftige Chemikalien im Produktionsweg erlaubt, die wieder ausgewaschen werden«, so Kaller. Dies verlagert die Umweltverschmutzung in die Erzeugerländer, wo die Standards niedriger sind. Es ist ein reiner Labortest, deshalb »finden keine Betriebsprüfungen statt«, sagt Christina Loch und »Standards für Arbeitsbedingungen fehlen«.

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pefc – Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes zertifiziert nachhaltige Waldbewirtschaftung. Jedoch sind sich wwf, Greenpeace, bund und nabu einig: »Das Siegel stellt keinen glaubwürdigen Nachweis für verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung dar«. pefc ist qualitativ immer so schwach wie der schwächste nationale Standard, Rechte von Indigenen werden nicht berücksichtigt und zudem sind Biozide, Vollbaumnutzung sowie maschinelle Bodenbearbeitung erlaubt. Kontrollen sind unzureichend, Zertifikate werden ohne Vor-Ort-Prüfung vergeben und das Beschwerdesystem ist mangelhaft.

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Labels mit Regionalbezug, wie »Unsere Heimat« oder »Aus unserer Region« vermitteln Gutes aus der Umgebung. In Wirklichkeit stammen diese Produk-

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Mirjam Bromundt

u cktes te aber meist gar nicht aus der Region, denn die ist kaum definiert. Über Qualität sagen die Labels ohnehin nichts aus.

safe zertifiziert delfinfreundlich gefangenen Thunfisch. »Mithilfe bestimmter Fangtechniken verhindert man, dass auch Delfine ihr Leben lassen«, sagt Christina Loch. Trotzdem »spielen Nachhaltigkeit und Selektivität der eingesetzten Fangmethoden keine Rolle«, so die Verbraucherzentrale Bundesverband. Zudem kann Safe-Thunfisch in größerem Umfang andere Beifänge verursacht haben oder aus überfischten Beständen stammen.

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Biorama wird 10! Jane & Tschek wünschen alles Gute!

Saga Furs ist eine Marke und ein Zertifizierungssystem, das tierschutzgerechten Pelz verspricht. »Wir sind überzeugt, dass sich Pelz von Saga-Farmen nicht durch hohe ethische Standards auszeichnet«, nimmt Vier Pfoten zur Auszeichnung Stellung, »sondern vielmehr der üblichen tierschutzwidrigen Praxis der Pelzbranche entspricht«. Die Zertifizierung basiert auf unzureichenden Minimalvorgaben des Europarates: In der EU fehlen nämlich Richtlinien mit Detailvorgaben für die Haltung von Pelztieren, sodass winzige Gitterkäfige erlaubt sind.

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utz zertifiziert Kaffee, Tee und Kakao. »Es ist ein von der Industrie für den Markt geschaffenes Nachhaltigkeitsprogramm«, sagt Bernhard Zeilinger von Südwind, »welches in erster Linie die steigende Nachfrage durch höhere Erträge sichern soll. Es begnügt sich mit der Einhaltung der Mindestanforderungen an Arbeitsrechten bzw. Umweltschutz und ist wenig ambitioniert«.

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Nationalparkranger Georg Granig am Fundort der Zirbe.

Zirbenwald im Gletscher-Eis Der höchste Berg Österreichs und der größte Einzelgletscher der Ostalpen liegen ganz nah beieinander. Dort kann man dem Gletscher beim Schmelzen zusehen und den Klimawandel zu begreifen versuchen. Kein Wunder, dass dieser Ort die Besucher magisch anzieht.

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eim Gletscher muss man sogar im Hochsommer eine Mütze aufsetzen, denn es weht ein kalter Winterwind. Auf 2.369 Metern über dem Meeresspiegel stehen die Besucher, lehnen am Geländer und blicken von dort aus auf zwei Monumente der österreichischen Bergwelt: den Großglockner und die Pasterze. Ranger Georg Granig steht lässig mit kurzen Ärmeln am Geländer, er ist den kalten Wind bereits gewöhnt. Der Nationalpark-Ranger führt jeden Arbeitstag Touristengruppen zur Pasterze oder zu anderen Sehenswürdigkeiten im Nationalpark Hohe Tauern. Sein Beruf ist Wissensvermittlung und Bewusstseinsbildung. Granig macht seine Arbeit schon ziemlich lange und er weiß, wie er seine

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Zuhörer fesseln kann. Er erzählt Geschichten von bitteren Heilkräutern, die man zur Abwehr des Bösen in Türschwellen einmauerte oder er berichtet lebensnah von den Glockner-Rennen, die noch bis in die 50er Jahre ausgetragen wurden.

Outdoorschule Hochgebirge Der Nationalpark ist eine riesige Erlebnisschule, die bei gutem Wetter draußen stattfinden kann. Kinder und Erwachsene erleben hier, was Naturschutz heißt oder wie sich der Klimawandel auswirkt. Letzterer wird den Besuchern gerade bei der Pasterze bewusst. Zuletzt war die Pasterze um 1850 an ihrem Höchststand, damals

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»Ewiges Eis« – Der erste Name der Pasterze geht auf I. Holtzwurm zurück, der 1612 Kärntens erste moderne Karte verfasst hatte. In dieser Karte nannte er die Pasterze »glacies continua«, Latein für »ewiges Eis«. – Das Wort Pasterze oder Basterzen bezeichnete bis ins 19. Jahrhundert weniger den Gletscher selbst als das almwirtschaftlich genutzte Gebiet in der Umgebung. – 1850 war der letzte Höchststand der Pasterze, seit damals ging das Eis um 250 Höhenmeter zurück. – Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) schätzt, dass Österreichs kleinere Gletscher bis zum Ende des Jahrhunderts verschwunden sein werden. Größere, wie die Pasterze, werden, wenn auch völlig verändert, im nächsten Jahrhundert noch vorhanden sein.

reichte das Eis fast bis auf 2.500 Meter. Seither ging der Gletscher um 250 Höhenmeter zurück. Dieses Verhältnis wird einem erst bewusst, wenn man die Zahnradbahn zum Gletscherweg hinunterfährt. Dort, wo sich die Talstation der Bahn befindet, stand vor 50 Jahren noch das Eis. Heute führt ein Weg noch viele Höhenmeter hinab, bis man nach 20 Minuten Gehzeit das Warnschild erreicht: »Sie befinden sich nun auf dem Gletscher«. Ab jetzt dürfen nur mehr die gesicherten und regelmäßig überprüften Wege begangen werden, je weiter man sich dem Eis nähert, umso eher sind die Steine lose oder das Eis darunter schon weggeschmolzen. Seit Jahrmillionen graben sich hier die Eismassen durch die Felswände und schieben wie ein Bagger Geröll und Gestein vor sich her. Gefährliches Terrain. Schon viele Unvorsichtige hat der Gletscher verschlungen. Ranger Georg Granig steht auf einem großen Stein und hüpft demonstrativ. »Wenn so ein schwerer Stein noch gehalten wird, dann wird er mich auch noch aushalten«, scherzt er. Wenige Meter von ihm entfernt ist eine Senke, in die unaufhörlich nasser Schutt rinnt. Man kann es plätschern hören. Im Geröll wurde vergangenen Sommer ein Baum gefunden, den der Gletscher vor vermutlich 6.000 Jahren begrub. Die Stelle befindet sich bereits außerhalb der Gletscherzone, heuer konnte der Baum geborgen werden. Es handelt sich um eine Zirbe von 1.700 Kilogramm, nach ersten Untersuchungen mehr als 100 Jahre

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Die Zirbe aus dem Gletscher wurde nach der Bergung nahe der Glocknerstraße zwischengelagert. Derzeit wird sie in Innsbruck untersucht.

alt. »Ich schätze aber, dass sie noch viel älter ist. Zirben können sehr alt werden«, meint Granig. Wie alt sie tatsächlich war, wird derzeit an der Universität Innsbruck untersucht.

Historie im Zeitraffer Im Laufe der Jahrmillionen führte die Pasterze mal mehr und dann wieder weniger Eis. »Jeder Klimawandel bisher war durch natürliche Prozesse bedingt, jetzt ist zu Zweidrittel der Mensch schuld. In einer globalen Perspektive gibt es sehr viele Menschen, die davon sehr schwer betroffen sein werden«, erklärt Gletscherforscher Gerhard Lieb von der Universität Graz. Er misst seit 25 Jahren jeden Herbst den Gletscherstand. »Eigentlich müsste beim derzeitigen Temperaturniveau die Pasterzenzunge noch viel kürzer sein als sie jetzt noch ist«, sagt Lieb. Das Eis ist heuer wieder um viele Meter zurückgegangen, im Durchschnitt der letzten Jahrzehnte waren es 40–50 Meter jährlich. Der Rückgang des Eises wirkt sich zwar nicht aufs kontinentale Klima, dafür auf das Lokalklima aus. Dort wo vor 50 Jahren noch das Eis stand, wachsen heute schon die ersten Nadelbäume. »Das Glocknerhaus, das Gasthaus an der Glocknerstraße auf 2.150 Meter, würde von Natur aus im Wald stehen«, sagt Lieb. Dass dort heute aber keine Bäume stehen, ist einmal mehr dem Menschen zuzuschreiben: »Für die Gewinnung von Weideflächen wurde die Wald-

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pasterze

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Privat, Wikimedia Commons

Pasterze mit Großglockner um 1900 und 2015.

grenze massiv nach unten gedrückt.« Die Zirbe wurde sogar noch einige Höhenmeter tiefer entdeckt, etwa 2.000 Meter über dem Meeresspiegel. Schreitet der Gletscherrückgang wie erwartet voran, könnten dort bald wieder junge Zirben aufkommen. Dafür muss sich aber erst ein Boden bilden, auf dem die Samen keimen können und das wird noch einige Jahrzehnte dauern. »Die Trends, die wir seit den 1980er Jahren verzeichnen, werden sich weiter fortsetzen.« Damit bestätigt Lieb, was sich ohnehin jeder gedacht hat. Das Eis wird weiter zurückgehen, der Gletscher Jahr für Jahr kleiner werden. Ob dort in den nächsten Jahren noch weitere Bäume geborgen werden, kann aber niemand abschätzen. Das bleibt eine Frage des Zufalls, denn die meisten potenziellen Funde haben die Scherkräfte des Gletschereises wohl nicht überlebt. »Dort war vor tausenden Jahren wahrscheinlich ein Wald und wir haben nur einen einzelnen Baum gefunden. Die anderen zehn Bäume, die in der Nähe gestanden sind, wurden alle zermalmt und sind längst im Völkermarkter Stausee oder im Varazdinsko Jezero in Kroatien sedimentiert.« Auch menschliche Funde kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen. Kein Knochen kann diesen Kräften standhalten. »Die Leichen, die da sicherlich drin

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waren, wurden im Eis zermalmt. Was der Gletscher von den Verunglückten übrig lässt, ist lediglich Bergausrüstung und Schnapsfläschchen.«

Ein Blick auf die Ewigkeit 10 bis 15 Jahre dauert es etwa, bis sich Schneereserven am Berg zu kompaktem Gletschereis verdichtet haben. Schneeschicht über Schneeschicht, bis der Druck so groß wird, dass es sich unter dem eigenen Gewicht zu Eis verformt. Ranger Granig erinnert sich an den Jahrhundertsommer von 2003: »Damals hatten wir einen so heißen Sommer, dass die Eisschneereserven von 14 Jahren in einem Sommer weggeschmolzen sind.« Warme Sommer sind also des Gletschers Verderben, wenn man es so emotional sagen will. Gerhard Lieb kann dem emotionalisierten Bild des Gletschers nur wenig abgewinnen. »Gletscher werden schon fast wie eine bedrohte Tierart wahrgenommen«, wundert er sich ein wenig. Doch nach wie vor kommen jedes Jahr tausende Touristen, die einen Blick auf das Eis werfen wollen. Vielleicht liegt die Faszination am Gefühl der Ewigkeit, das man hier zu spüren bekommt und das vor den eigenen Augen dahinschmilzt. »Und dann muss man eben erkennen, dass ein Gletscher doch nichts Ewiges ist.«

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chia

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Thomas Weber

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Max Wegscheidler

In unseren Breiten ist der mexikanische Salbei mittlerweile für seine Samen und unter dem Namen Chia bekannt. In der Steiermark presst die Ölmühle Fandler nun Chia-Öl daraus. Wir waren bei der ersten Pressung.

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chon beim Aufschneiden der Chia-Säcke lässt Max Lembäcker auch die Katze aus dem Sack: Nein, wie man das korrekt ausspricht, dieses Chia, das weiß er auch nicht. Und das weiß auch sonst niemand in der Ölmühle Fandler mit hundertprozentiger Sicherheit. Für Pressmeister Lembäcker ist es schlicht »Kia«, Peter Schloffer, einer der Geschäftsführer des Familienunternehmens und hier in der Gegend so eine Art »Öl-Guru«, macht eher ein gedehntes »Tschiiia« daraus. Es ist klar: Die Verarbeitung von Chia, den Samen des mexikanischen Salbeis, hat hier in der Steiermark keine lange Geschichte. Trotzdem haben Schloffer und Lembäcker schon über zwei Jahre, also bereits lange vor dem vorläufigen Höhepunkt des Hypes um das angebliche »Superfood« damit herumprobiert, gepresst, gekostet. Und auch wenn Chia reich an Proteinen, Vitaminen und Omega3-Fettsäuren ist: Man muss kein Gesundheitsapostel sein, um dem Ergebnis ihrer Experimente einiges abgewinnen zu können. Zwar spricht für Chia-Öl u.a., dass es nicht besonders intensiv schmeckt – leicht nussig wie Leinöl, vielfältig einsetzbar –, am überzeugendsten schmeckt das leicht nachgereifte, trotzdem immer noch milde Öl eines länger zurückliegenden Pressversuchs. »Ja«, nickt Pressmeister Lembäcker, »das Öl wird spannender, wenn es ein paar Monate Zeit hatte.« Wochentags haben nicht nur der Shop und die Schauküche der Ölmühle Fandler (Prätis 1, 8225 Pöllau) geöffnet. Durch eine Glasfront können Besucher auch den Pressmeistern bei der Arbeit auf die Finger schauen. www.fandler.at

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Wie alle anderen Ölfrüchte werden die aus Brasilien importierten Bio-Chiasamen im Rohstofflager trocken und kühl gelagert. Die Überraschung: Auch bei einem Familienbetrieb wie Fandler sieht so ein Lager aus wie bei Ikea.

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Vor dem Erwärmen müssen manche Früchte, Kerne und Saaten noch zerkleinert werden. 6 bis 8 Tonnen verarbeitet Pressmeister Max Lembäcker an einem 8-bis-10-Stunden-Tag. Das Tagwerk: 250 Liter Öl.

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chia

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Die zerkleinerten Chia-Samen werden nun in der Wärmepfanne behutsam auf 40 bis 60 Grad erwärmt. Vom Rösten würden man erst ab 80 Grad Celsius sprechen. Das Ziel: die Restfeuchtigkeit langsam zum Verdampfen zu bringen.

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Zwei Jahre hat Max Lembacher mit Chia experimentiert. Von Vorteil war dabei, dass Chia und Leinsamen über ähnliche Eigenschaften verfügen und Leinöl das wichtigste Produkt der Ölmühle Fandler ist.

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Ein geschulter Geruchssinn – schmeckt etwas modrig? – ist nun ebenso erforderlich wie ein gutes Gehör. Wie die erwärmten Chia-Samen rieseln, verrät dem Pressmeister, ob diese »reif« zum Pressen sind.

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Nun beginnt der eigentliche Pressvorgang: Schaufelweise wird die Chia-Masse händisch in in die Stempelpressen gefüllt. Sie ist warm, weil keine Röstung stattfand, man spricht später dennoch von »kaltgepresstem« Öl.

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Zwischendrin sorgen Metallplatten immer wieder für eine optimale Druckverteilung. Genau genommen wird Chia (wie Mohn, Leinsamen, Sesam, Raps und Hanf) gequetscht.

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Die Hydraulikpumpe drückt mit wohldosiertem Druck von 80 bar von oben nach unten.

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Das ausgepresste Öl rinnt – ungefiltert! – in die dafür vorgesehenen Behälter. Schwebestoffe setzen sich erst später beim Lagern ab. Auch später muss Chia-Öl nicht gekühlt werden und ist bis zu ein Jahr haltbar.

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Max Lembäcker entfernt den »Press­ kuchen«, der beim Chia eigentlich nicht als fester »Kuchen«, sondern nur als eine Art Satz übrig bleibt – aus der Stempelpresse. Er wird zu Mehl verarbeitet.

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Schwebestoffe und Fruchtteilchen werden nicht gefiltert, sondern sinken im Tank beim Lagern zu Boden (im Bild erkennbar als weißer Bodensatz, auch »Trub« oder »Mus« genannt).

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»Walk 21«

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Gehen. Sehen. Verstehen. Das Zufußgehen ist nicht nur die einfachste Möglichkeit, von A nach B zu gelangen, sondern auch die Chance, eine Stadt kennen und verstehen zu lernen.

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Katharina Kvasnicka

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eitgenössische Bewegungen der Stadtentwicklung wie Smart City und New Urbanism gestehen erstmalig der Bevölkerung das eingeforderte Mitspracherecht bei der Weiterentwicklung ihrer Umwelt zu. Dazu ist aber ein entsprechendes Wissen notwendig, welches man durch aufmerksames Zufußgehen und Beobachten erlangen kann. Hier folgt eine Anleitung, wie eine solche Stadterkundung aussehen könnte:

Equipment Du benötigst bequeme Schuhe, ein Notizbuch, eine Kamera oder ein Smartphone. Andere Gadgets kannst du getrost zu Hause lassen, denn die Stadt braucht deine volle Aufmerksamkeit. Geh alleine oder such dir ein paar gleichgesinnte Abenteurer – dann gehst du los: setze einen Fuß vor den anderen und dokumentiere mittels Schreiben, Skizzieren und Fotografieren deinen Weg.

Route Je nachdem, wieviel Zeitbudget du hast, erforsche deine direkte Umgebung, deinen Bezirk oder wandere vom Stadtzentrum an die Peripherie. Es ist überraschend, welche Distanzen in ein paar Stunden zurückgelegt werden können. Egal welche Strecke du wählst, es gibt unterschiedliche Landschaften, historische Entwicklungen und soziale Phänomene zu entdecken. Entweder überlegst du dir im Voraus eine Route. Das können Straßen sein, die du noch nie betreten hast, möglicherweise auch dein Weg in die Arbeit, den du in einem neuen Blickwinkel betrachten möchtest. Oder du lässt dich treiben und entscheidest an jeder Straßenkreuzung neu, in welche Richtung dein Weg weiterführt. Es geht nicht darum, möglichst effizient ein Ziel zu erreichen, sondern die Beschaffenheit der Umwelt wahrzunehmen. Architektur, Wegeführungen und Straßensituationen bereiten auf die nachfolgenden Stationen vor. Denn ein Platz oder ein markantes Gebäude steht immer im Zusammenhang mit seiner Umgebung.

Beobachten Urbane Landschaften sind keine homogenen Gebilde. In Beton, Stein und Asphalt werden kulturelle, politische und wirtschaftliche Entwicklungen eingeschrieben. Stadtstrukturen, architektonische Stile und der Umgang mit Freiraum geben Aufschluss über unterschiedliche Denk- und Handlungsweisen, die erst beim Zufußgehen erkannt werden. Heute ist es nicht mehr selbstverständlich, Vorinformationen über das Ziel anhand des Anmarschwegs zu sammeln. Wir verlassen die U-Bahnstation oder das

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Katharina Hüttler / agentazur.com

Auto und kommen an Orte, ohne ihren räumlichen Kontext zu kennen. Das alltägliche Zufußgehen und damit das Verständnis für die Umgebung beschränken sich auf einen minimalen Radius. Je weiter in die Stadt vorgedrungen wird, desto dichter werden die Informationen am Weg. Die »alte Welt« besteht aus Orten, die durch ein Netzwerk aus Straßen, Gassen und Durchgängen verbunden sind. Topografie, Kleinklima, Materialien, Gerüche, Geräusche und Besucher erschaffen die spezielle Identität eines Raums. Seine Geschichte wird dem aufmerksamen Beobachter nicht entgehen und es wird klar, dass er nur im Zusammenhang mit seiner Umgebung zu verstehen ist. Versuche, auf deinem Spaziergang die typische Elemente deines Standorts zu erfassen und überlege, was dem folgen wird. Durch unsere Prägung aus Erfahrungen und Literatur haben wir ganz bestimmte Erwartungshaltungen. Aber werden diese Vorstellungen von der Stadt tatsächlich erfüllt?

Fotos: Corbis, www.picturedesk.com

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»Walk 21«

Nachbetrachtung Nachdem du eine Fülle von Eindrücken und Informationen gesammelt und dokumentiert hast, kommt nun der letzte Schritt des Spaziergangs. Versuche deine Aufzeichnungen zu ordnen. Es ist hilfreich, den Rundgang in einen Stadtplan einzuzeichnen. Hier kannst du deine Vermutungen betreffend unterschiedlicher Gebäudefunktionen, Stadtstrukturen und Verbindungen überprüfen. Ordne deine Skizzen, Fotos und Beschreibungen den einzelnen Wegstrecken zu. Bald lassen sich Sequenzen zusammenfassen, die in einfachen Landschaftsbildern dargestellt werden können. Dabei ist zu hinterfragen, inwieweit das entstandene Bild den tatsächlichen Gegebenheiten entspricht. Denn dein persönlicher Hintergrund hat einen wesentlichen Einfluss auf deine Wahrnehmung. Wenn du nach deinem Spaziergang nun Lust bekommen hast, deine Erfahrungen und Eindrücke mit anderen zu teilen und dich mit Fachleuten und Interessierten auszutauschen, ist die »Walk 21« eine geeignete Möglichkeit. Die Konferenz findet im Oktober in Wien statt und gehört zu einer internationalen Veranstaltungsreihe, die sich mit dem Gehen und entsprechenden Aspekten der Stadtentwicklung auseinandersetzt. Bezahlte Anzeige

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Walk 21 Vienna 2015 Stepping ahead – 16. International Conference on Walking and Liveable Communities 21. bis 23. Oktober 2015, Wiener Rathaus walk21vienna.com

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Fotos: Corbis, www.picturedesk.com

Manuels großes Hobby ist Badminton. Mindestens ein bis zwei Mal pro Woche trainiert er deshalb professionell mit ausgebildeten TrainerInnen in einer Sporthalle der Stadt Wien. Badminton ist ein schneller Wettkampfsport und wird nach festen Regeln gespielt – anders als das klassische Federball. Es erfordert wegen der Schnelligkeit und der großen Laufintensität eine hohe körperliche Fitness. Ob alleine für sich oder gemeinsam im Verein – sportliche Betätigung und Bewegung sind wichtig, um gesund zu bleiben. In den Sportstätten der Stadt Wien finden Sie das ganze Jahr beste Trainingsbedingungen vor.

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Professionelle Vereine Das PWer in Wien aktiv sein will, findet gute Bedingungen vor, um sich körperlich zu betätigen. Herzstück des Angebots sind die Kurse des

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Sportamts und die mehr als 3.000 Sportvereine. Sie ermöglichen, regelmäßig Sport in einem professionellen Rahmen mit gut ausgebildeten TrainerInnen zu betreiben. Rund 70 anerkannte Sportarten wie Fußball, Handball oder Volleyball sind in Wien organisiert. Die MA 51 hilft bei der Suche nach dem passenden Verein.

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Kräuter

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Sarah Latussek

Unkraut vergeht nicht Diese Heil- und Gewürzpflanzen beweisen große Stärke – indem sie bei richtiger Pflege selbst den kältesten Temperaturen des Winters trotzen.

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1 Estragon (Artemisia dracunculus) Der Korbblütler wurde früher auch Schlangen- oder Drachenkraut genannt. Seine schmalen, langen Blätter duften leicht nach Anis und sollten kurz vor der Blüte Ende Mai bis Mitte April geerntet werden, da sie in dieser Zeit am aromatischsten sind. Wird er kurz vor Einbruch des Winters bis knapp über den Boden gekürzt, kann dieser dem »russischen Estragon« nichts mehr anhaben - »deutscher« und »französischer« Estragon hingegen ist unter einer Schicht Laub oder Stroh sicher.

2 Schnittlauch (Allium schoenoprasum) Schnittlauch fühlt sich in seiner Saison von Mai bis August an sonnigen Plätzen gleichermaßen wohl wie an schattigen. Seine geringen Ansprüche kommen Kräuterliebhabern auch in der Winterpflege zugute: Wird er vor der kalten Jahreszeit komplett geerntet und mit luftdurchlässigem Material wie zum Beispiel Nadelzweigen abgedeckt, erträgt er je nach Sorte sogar Minusgrade bis zu –25 °C. Nach dem reichlichen Düngen im nächsten Frühling zeigt er sich schließlich wieder in voller Blüte.

3 Echter Thymian (Thymus vulgaris) Das Lippenblütengewächs mit bitter-süßlichem Aroma kann in Speisen frisch verwendet werden – gut getrocknet schmeckt man es aufgrund seiner erhöhten Würzkraft schon in den kleinsten Mengen heraus. Medizinisch eingesetzt, hat Thymian dank seiner ätherischen Öle und Bitterstoffe eine krampf- und schleimlösende

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Wirkung auf die Atmungsorgane. Auch im Garten zeigt es seine Fähigkeiten: Der Strauch übersteht den Winter problemlos im Freien und muss lediglich mit Stroh oder Tannenzweigen abgedeckt werden, wenn es draußen etwas länger kalt ist als gewöhnlich.

4 Echter Salbei (Salvia officinalis) Der Lippenblütler mit flauschiger Oberfläche gedeiht von Juli bis September und bewährt sich als entzündungshemmendes Heilmittel ebenso wie zum Verfeinern mediterraner Gerichte. Da Echter Salbei besonders geschmacksintensiv ist, sollte er in der Küche nur in Maßen verwendet werden. In seinen jungen Jahren ist die Widerstandsfähigkeit von Salbei noch nicht vollständig entwickelt, sodass er mit Jute, Vlies oder Laub abgedeckt werden muss. Ist er nicht in einen Kübel, sondern in die Erde gepflanzt, können ihm später Temperaturen bis rund –15 °C auch ohne zusätzlichen Schutz nichts anhaben.

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EXKLUSIVE EVENTS RUND UMS BIER

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5 Echter Lavendel (Lavandula angustifolia) Gern wird die violette Pflanze mit ihrem starken Geruch zur Beruhigung eingesetzt, auch Tee oder süßen Gerichten verleiht sie eine individuelle Note. Die charakteristische Spezies der französischen Provence hat ihre Blütezeit zwischen Juni und August und muss rechtzeitig vor dem Winter zurückgeschnitten werden, damit sie diesen mühelos überdauern kann. Unbedingt beachten: Anders als im Sommer bekommt Lavendel in den frostigen Monaten ein allzu sonniger Standort nicht gut, da er an diesem schnell austrocknet. Tipp: Kräuter sollten im Winter nur an frostfreien Tagen gegossen werden, da sonst die Erde gefrieren und daraufhin austrocknen kann.

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glasgeflüster / Sarah Krobath und Jürgen Schmücking

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FLASCHENPOST

illustration Nana Mandl, Katharina Hüttler / agentazur.com

Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was verkosten: 2 Rotweine aus dem Süden.

sarah: Mit Griechischem Wein verhält es sich bei den meisten Menschen wie mit Sirtaki – er bleibt dem Tavernenbesuch im Urlaub vorbehalten. Das mag zum Einen den zungenbrecherischen Namen griechischer Winzer und regionaler Rebsorten geschuldet sein, liegt zum Anderen aber wohl daran, dass er in unserem Handel völlig unterrepräsentiert ist. Schade, sehr sogar! Inzwischen macht die Wiege des europäischen Weinbaus ihrem Namen nämlich mit trockenen Weinen abseits von billigem Retsina und lieblichen Roten alle Ehre und damit auch ihren Mittelmeernachbarn Konkurrenz. Die fruchtigwürzige Bio-Cuvée Kodix 2011 von Zacharioudakis vermählt die Global Player Cabernet Sauvignon und Merlot mit der autochthonen kretischen Rebsorte Kotsifali. Das Ergebnis ist ein rubinrotes Big Fat Greek Wedding, bei dem auch ohne handgefüllte Dolmades bei Sonnenuntergang der Funke überspringt. Dörrpflaumen und Amarenakirschen, Feigen, Nüsse und Zimt mit einer Prise Vanille und einer leichten Sherrynote. Liest sich wie die Einkaufsliste zum Früchtebrotbacken, macht aber viel mehr Spaß – vom fruchtigen Antrunk über die gute Tanninstruktur bis zum langen, zartbitteren Abgang. Vielleicht schafft es Griechenland ja doch noch unter die Top-Destinationen in der Weinabteilung.

jürgen: Hach, was bin ich für so eine Empfehlung dankbar. Natürlich kenne ich Brigitte und Domenico von Casa Caria. Ich kenne nur nicht jeden Wein, den die beiden importieren. Der empfohlene – der Langhe Barbera von Cascina Corte – hat alles, was mich anspricht. Eine spannende Rebsorte. (Dolcetto hat mich in einer Runde übender Spitzensommeliers einmal richtig gut dastehen lassen, weil ich sie blind erkannt habe. Hat also immer einen gewissen Startvorteil.) Bio sowieso und ein witziges Etikett mit einem springenden Hasen. Der Hase hat zwar sicher eine viel profanere Bedeutung, aber irgendwie sieht er aus wie die berühmte Skulptur vom springenden Hasen auf Château SmithHaute Lafitte im Bordelais. Der Barbera von der Cascina Corte kostet einen Bruchteil und schmeckt um ein Vielfaches besser als der noble Franzose. So zeigt also der Hase die lange Nase. Quasi. Blitzsauber, viel rote Beerenfrucht, schwarzer Pfeffer. Unkompliziertes Vergnügen und hoher Trinkspaßfaktor. Ein sensationell universeller Begleiter für piemontesische Käseteller. Und ja, man kann dort auch wohnen. Den Wein kenne ich mittlerweile, die Herberge nicht. Ich bin aber felsenfest davon überzeugt, dass er dort noch besser schmeckt.

Woraus: dem Bordeaux-Glas, das immer mindestens halb voll sein sollte. Wozu: gut gereiftem Käse und einem Abend ohne Pläne. Mit wem: dem Weinhändler des Vertrauens, der den Wein doch bitte ab sofort anbieten möge.

Woraus: Universalglas. Eher klein. Wozu: Finanziera. Der klassische Innereien-Eintopf aus dem Piemont. Wenn irgendwie geht, mit geschmorten Hahnenkämmen. Mit wem: mit meinem Hasen (political correctness egal). Sie weiß Bescheid.

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BIO aus den Tiroler Bergen

Bio-Bergkäse

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iste Hubert Rendl, Käserme l Reith im Alpbachta

Für die Herstellung der Käse wird Bio-Heumilch verwendet.

Bergkäse ist der Klassiker in unserem Tiroler Bio-Sortiment. Etwa zehn Liter Bio-Heumilch brauchen die Senner für die Herstellung von einem Kilo Käse. Dieser Hartkäse ist der ideale Begleiter auf Bergtouren. Für den Tiroler Ursprung bürgt das Gütesiegel „Qualität Tirol“.

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Speis und Trank

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Micky Klemsch

Erlebniswelten bei Genussproduzenten boomen seit Jahren. Die Crowd ist dankbar und hilft auch immer öfter bei der Finanzierung.

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aben sie schon einmal die World of Styx besucht? In Obergrafendorf kann man in die Welt der Naturkosmetik eintauchen. Die Rohstoffe riechen, den Produktionsprozess verfolgen und am Ende der Tour auch noch den Shop besuchen. Busweise kommen sie, die neugierigen Konsumenten. Genauso wie zu Sonnentor nach Sprögnitz. In die Kräutererlebniswelt des Ökopioniers kommen fast 40.000 Menschen im Jahr. Riechen, Erleben, Einkaufen und danach noch im angeschlossenen Biogasthof einkehren. Das Schokoladentheater von Josef Zotter im steirischen Bergl kann man in diesem Bezug vielleicht schon als Pilgerstätte bezeichnen. Der mündige Konsument schaut sich gerne an, wie seine Lieblingsprodukte entstehen und nachhaltig arbeitende Betriebe lassen sich dabei gerne in die Karten schauen – alles soll transparent sein. Im besten Fall verlässt der Gast – nach intensivem Shopping – den Betrieb ja auch als Markenbotschafter. Von den fast 90.000 Fans, die Zotter auf Facebook folgen, waren die meisten wohl schon zumindest einmal im Schokoladentheater und können sich somit viel stärker mit ihrem Lieblingsunternehmen identifizieren. Gerade bei Herstellern von Biolebensmitteln ist diese Verbindung zwischen Produzenten und Konsumenten sehr intensiv. Immer mehr Unternehmer sehen in dieser Zielgruppe auch das Potenzial, um neue Investitionen aufzustellen. Denn genau dieses Klientel ist es auch, das immer mehr an Banken zweifelt. Nach all den Skandalen und bei niedrigen Zinssätzen sucht man nach Alternativen. In Österreich gründet sich gerade die Bank für

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Nana Mandl

Gemeinwohl, in Deutschland gibt es die gls Gemeinschaftsbank bereits seit 1974. Anleger können selbst entscheiden, wofür ihr Geld eingesetzt wird. Man kann zwischen Bildungsprojekten in Entwicklungsländern, landwirtschaftlichen Initiativen, fairem Handel oder Ähnlichem wählen. Über die Entwicklung der Projekte wird dem Anleger laufend berichtet.

Geld von der Crowd Warum aber nicht auch gleich direkt in das Unternehmen meines Vertrauens investieren? Als der Biohof Adamah 2011 eine weitere Solaranlage auf den Dächern der Lagerhallen installierte, um autarker wirtschaften zu können, hat man sich an die Kunden gewandt. Die Investitionssumme für die Photovoltaik wurde gut verzinst. Aber nicht in Geld, sondern in Naturalien. Für 100 Euro Einlage hat man Lebensmittelgutscheine im Wert von 150 Euro bekommen, die man im Laufe von 10 Jahren sukzessive einlösen kann. Das entspricht einer effektiven Verzinsung von fünf Prozent. Eine ähnliche Verzinsung hat auch Norbert Hackl für seine LaboncaGenussscheine in Aussicht gestellt. Das damit finanzierte Weideschlachthaus wurde erst in diesem Sommer eröffnet. Kunden profitieren nicht nur von der gesteigerten Fleischqualität, sondern eben auch von der attraktiven Verzinsung. Ich selber erwäge nun in die steirische Schafnase zu investieren. Klingt fast wie Schweinebauch-Termingeschäft, ist es aber nicht. Die Schafnase ist ebenso wie der Kronprinz eine Apfelsorte, die von der Essigbrauerei Pölzer verarbeitet wird. Seit 25 Jahren wird hier schon biologisch gewirtschaftet. Nun will man sich bei soviel guten Äpfeln auch an die Produktion und Vermarktung von Bio-Cider und weiteren veganen Bioprodukten machen. Dazu braucht es aber Investitionen in Gerätschaft und Marketing. Hier ist wieder die Crowd aufgerufen. Das kürzlich verabschiedete Alternativfinanzierungsgesetz bietet mit Nachrangdarlehen hier neue Möglichkeiten und attraktive Verzinsung. Gut für beide Seiten. Den Betrieb möchte ich mir dann aber auch einmal ansehen. www.essigkultur.at

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DANIELA ZEIGT DEM WASSER, WO’S LANG GEHT NACHHALTIGES DENKEN MACHT ÖSTERREICH IMMER LEBENSWERTER. Daniela Fuchs-Hanusch beginnt jeden Morgen mit einem Schluck frischem Leitungswasser und köpfelt im Sommer mit Freude in Österreichs klare Bergseen. Um beides auch in Zukunft genießen zu können, engagiert sich die international anerkannte Wasserforscherin für eine innovative Wasserversorgung, bei der möglichst kein Tropfen verloren geht. Wie wir nachhaltige Trinkwasseranlagen fördern, lesen Sie auf wasseraktionsprogramm.bmlfuw.gv.at – einem Teil der Lebensgrundlagenstrategie.

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Ein orientalischer Imbiss

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Parvin Razavi

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Elisabeth Els

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Es gibt viele Gründe, warum Menschen ihre Heimat verlassen. Oft ist es aber keine freiwillige Entscheidung, alles zurückzulassen: die geliebte Familie, die Freunde, den Beruf, das soziale Netzwerk, die eigene Identität. In einem fremden Land angekommen, muss man sich erst mal den neuen Gegebenheiten anpassen, die Herausforderungen annehmen und den eigenen Platz in einer neuen Welt finden. Was wird uns aber immer an zu Hause erinnern? Für die meisten Migranten wird die eigene Kultur über die eigene Küche definiert. Das Bewahren von über Generationen entstandenen Familienrezepten ist ein wichtiger Aspekt für viele, denn nichts erinnert mehr an zu Hause als ein Stück der eigenen Esskultur – der Duft und der Geschmack der eigenen Heimat auf dem Teller. Wenn man mal länger in einem anderen Land gelebt hat, kennt man dieses Gefühl und umso schöner ist es, wenn wir versuchen, voneinander zu lernen und zu profitieren. So schwer ist es eigentlich gar nicht, denn Essen verbindet und Kochen ist Liebe.

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ZUTATEN » 3 Lawash-Brote (dünne persische Fladenbrote) oder Tortillas » 1 Kürbis ca. 500 g » 600 g Zwiebeln, in dünne Scheiben geschnitten » 1 kleine Knoblauchzehe, gepresst » 1 kleine Zimtstange » 3–4 Jungzwiebel, geputzt » 2 gestrichene TL Ras el Hanout*

» 1 EL gehackte Salz-Zitrone oder Zeste einer ganzen Zitrone » 2 EL gehackte Petersilie » 1 gehäufter TL Sumach » 200 g Griechisches Joghurt » 150 g Humus » 1 EL Za’atar** » Olivenöl » Salz und Pfeffer

Kürbis halbieren, entkernen, mit Ras el Hanout sowie etwas Olivenöl einreiben und bei 190°C Heißluft etwa 20 Minuten im Ofen backen. Kurz vor Ende der Backzeit auch die Jungzwiebel (etwa 5 Minuten) im Ofen mitbacken.

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Joghurt mit 1 EL Olivenöl und Za‘atar verrühren und beiseite stellen.

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In der Zwischenzeit Zwiebel und Zimtstange in 5 EL Olivenöl bei mittlerer Hitze unter ständigem Rühren etwa 25 Minuten anbraten.

Sobald der Kürbis durch ist, das Fruchtfleisch herauskratzen und mit Zwiebel, Sumach, Petersilie, Salz-Zitrone, Knoblauch, Salz und Pfeffer würzen und alles gut miteinander vermengen. Fladenbrote quadratisch zuschneiden, je 2 Brote mittig mit der Kürbis-Zwiebelmischung füllen, mit etwas Olivenöl bestreichen und bei mittlerer Hitze in einer Pfanne knusprig braten. Tortillas ganz lassen, ebenfalls mittig belegen und zusammenklappen.

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Die fertigen Fladen in kleine handliche Portionen schneiden und mit Humus, Joghurt sowie Jungzwiebel servieren.

* e ine marokkanische Gewürzmischung aus Koriander, Cumin, Zimt, Piment und Kardamom. ** eine in Israel und Palästina oft verwendete Mischung aus wildem Thymian, Oregano und Sesam.

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marktplatz food

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Jürgen Schmücking bild

Elisabeth Els

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Gin, Ginn, Dschinn E

igentlich ist der Hype vorbei. In den angesagten Hipster-Bars von Berlin, Hamburg und Wien spricht man nur mehr gelegentlich vom Gin. Der Tross der Aufmerksamkeit ist weitergezogen und kann sich nicht so recht zwischen Vodka, Wodka und Shochu entscheiden. Die beste Zeit also, innezuhalten und zurückzuschauen. Was blieb, was ist wert, zu bleiben? Denn ohne ihn geht gar nichts. Auch, wenn sich die jungen Barkeeper mit ihren Salafistenbärten jetzt anderen Geistern zuwenden. Who cares? Denn wie gesagt – ohne Gin geht gar nichts. Das Geile am Höhenflug des Gin war und ist der Umstand, dass sich auch kleine Brenner des Wacholdergeists annahmen, charaktervolle und individuelle Gins auf den Markt brachten und damit – zumindest sensorisch – ein gewichtiges Gegengewicht zu den Industriespritern von Bombay Sapphire bis Gordon & Co. lieferten. Und die Gins der Kleinen waren oft auch bio. Einige darunter mittlerweile Klassiker, wie der White Socks, den der Schweizer Lorenz Humbel für den deutschspra-

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UND Ginnie chigen Markt importiert. Oder die Münchner Jungs und ihr duke, der mit seiner zarten Hopfennote das Thema regionaler Charakter auf das Gin-Tapet brachte. Hier wollen wir uns ein paar etablierte Destillate – sprichalte Hasen – und ein paar Innovationen genauer anschauen.

1 // Destillerie Josef V. Farthofer, O-Gin Das ist der älteste unter den alten Hasen. Bereits mehrfach prämiert, einmal als Best of bio-Gin von den bioHotels, dann wieder bei der International Wine & Spirits Competition. Immer wieder überzeugt der Mostviertler mit seiner Präzision, der leichten Ingwer-Note, die dem Gin eine strahlende Frische (und einen Hauch Exotik) gibt. Grandioser Gin & Tonic-Gin. Bitte keine Diskussion über das »und« zwischen Gin und Tonic. Manche schlucken es, andere versteifen sich darauf. Beide haben recht.

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2 // Organic Distillery, Ginn & Ginnie

4 // KOVAL, Dry Gin

Es sind Bruder und Schwester. Zwei Gins aus einem Haus (nämlich der Organic Distillery von Christine Brugger in Fischbach am Bodensee), die verschieden sein sollen. Ziel erreicht. Die beiden sind so unterschiedlich, dass man meine könnte, dass da ein anderer Vater … (lassen wir das.). Gemeinsam haben beide: sie sind Produkte handwerklicher Arbeit, sind nur sehr beschränkt verfügbar und sogar die leeren Flaschen sind begehrte Sammlerobjekte. Der Ginn ist für ihn. Also für den Gaumenmacho, der auf herbe, harzige Akzente steht und die feinen Töne eher retronasal – also quasi von hinten – wahrnimmt. Ginnie ist feiner. Jasmin, Nelke, Lavendel. An ihr kann man sich nicht sattriechen. Soll man auch nicht. Was man ebenfalls nicht sollte: Tonic. No. Never ever. Einfach nur riechen.

Den macht auch ein Österreicher. Halt einer, der – der Liebe wegen – in Chicago lebt. Robert Birnecker ist Klosterneuburg-Absolvent. Kennt sich also mit Früchten und Brennen aus. Berühmt (und berüchtigt) ist koval für seine Whiskys. Erstklassiker Bourbon, Hirse statt Weizen. Und dann der Gin. Sorry, Dry Gin. Mit noblem Understatement steht nur »small batch. organic« drauf. Kleine Menge also, aber die kann was. Mit 47 Prozent nicht von der zart besaiteten Seite, aromatisch dafür filigran bis geht nicht mehr. Neben Wacholder (muss laut EU-Verordnung dominieren) sind da auch Blüten von wilden Blumen, Waldkräuter und weißer Pfeffer. Sehr gelungenes Flaschendesign im Übrigen.

3 // Dwersteg Destillerie, Mo-Gin Die Dwersteg-Destillerie ist ein deutscher Familienbetrieb. Die »Kinder« sind umtriebig, der Vater laut, voller Tatendrang und Lebensenergie. Die Mutter destilliert. Und wie. Da kamen schon die besten und schrägsten Sachen aus dem Labor der Tüftlerin. Vor ein paar Jahren zum Beispiel ein sensationell fruchtiger und alles italienische in den Schatten stellender Limoncello. Den Gin hat die Familie heuer auf der Branchenmesse BioFach vorgestellt. Ein durchdachtes, ausgewogenes und kristallklares Destillat, Typ London Dry Gin, das jedes Tonic aufwertet. Auch hier wieder: Blütenduft. Lavendel.

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5 // Lorenz Humbel, The Clouds Gin Hin und wieder gibt es Getränke, bei denen die Form und Ausstattung der Flasche einen glasklaren Hinweis auf den Inhalt bietet. Der Clouds ist da ein Idealbeispiel dafür. Die Flasche ist quaderförmig und massiv. Sie wiegt – gefühlt – ungefähr gleich viel, egal, ob sie voll ist oder nicht. Jedenfalls hat man eine mächtige und kantige Flasche in der Hand, und das ist genau das, das auch den Gin beschreibt. Das Schweizer, genauer Züricher Destillat ist expressiv, vollmundig, anhaltend und bietet Ecken und Kanten. Ein Renaissance-Gin, der sich die Welt einfach nimmt. Im Gin Tonic verliert er einen Teil dieser Eigenschaften, aber im Gin-Basil-Smash, dem Drink mit dem frischen, zerdrückten Basilikum, läuft er zur Hochform auf.

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Marktplatz Kosmetik

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Sylvia Buchacher bild

Elisabeth Els

1 // HAIRLICH Das Fennel Papaya Voluminzing Shampoo von Stop The Water While Using Me! fordert zum Wassersparen auf und riecht herrlich erfrischend. Papaya ist reich an Antioxidantien und stärkt das Haar, während Fenchel es wieder zum Glänzen bringt. Die stylische Verpackung ist recycelbar und macht sich ziemlich gut in unserem Badezimmer. stop-the-water-while-using-me.com

2 // BLICKFANG

Natürliche Haarpracht Der Naturkosmetik-Trend ist längst auch auf unseren Köpfen angekommen. Doch die große Auswahl an natürlichen Haarprodukten ist oft überfordernd. Die folgende Auswahl bringt Haare garantiert wieder zum Glänzen.

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aare sind unser schönstes Accessoire. Immer mehr Konsumenten investieren viel Zeit und Geld in ihre Haarpflege und vertrauen dabei häufig auf Produkte ohne Zusatzstoffe wie Silikone, Parabene oder Sulfate. Silikone sorgen zwar für Glanz und eine verbesserte Kämmbarkeit, haben jedoch keine nachhaltige Pflegewirkung und legen sich nur äußerlich auf die Haarstruktur. In der Naturkosmetik werden stattdessen hochwertige Öle, Shea-Butter und Weizenproteine eingesetzt, die tief in die Haarstruktur eindringen, pflegen und für Geschmeidigkeit sorgen. Wer sich entschließt, auf natürliche Haarpflegeprodukte umzusteigen, sollte wissen, dass die Haare anfangs einige Wochen glanzlos und strohig aussehen können, da sie sich erst von den zuvor verwendeten Schadstoffen befreien und regenerieren müssen. Auch auf umweltschädliche Sulfate wird gänzlich verzichtet, da diese biologisch schwer abbaubar sind und die Haarfasern schneller austrocknen. Lauter gute Gründe, sich für eine natürliche Haarpflege zu entscheiden.

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Das Haar-Öl von Nashi Argan ist zu 100 % bio-zertifiziert und duftet so himmlisch, dass wir es am liebsten am ganzen Körper verwenden würden. Traditionell von Hand hergestellt, baut es die Haarwurzeln wieder auf und stimuliert dabei auch die Kopfhaut. Zusatzplus: Auch beim Verpackungsmaterial wird streng auf Nachhaltigkeit geachtet. www.nashiargan.it

3 // KRÄUTERGARTEN Das Bier gut für unsere Haare ist wissen wir. Die fabelhafte Wirkung des Haarbalsam mit Melisse und Hopfen von Styx hat uns jedoch selbst überrascht. Diese Cremespülung repariert geschädigtes und strapaziertes Haar und ist dabei besonders sanft zur Kopfhaut. Kurz einwirken lassen, ausspülen und Komplimente für Glanz und Volumen einkassieren. www.styx.at

4 // BUSY BEE Das neue Queen Bee Hair Honey von Lush macht uns zwar nicht zu Beyoncé, aber wir lieben dieses StylingProdukt trotzdem. Einfach eine Fingernagel-Spitze vom Wachs zwischen den Fingern erwärmen und sanft in das Haar einarbeiten. Pflegendes Mandelöl, Rooibos, Zimt und Honig verwandeln störrische Strähnen in Hollywood-Hair. Aus 100 % natürlichen Zutaten. www.lush.at

5 // WUNDERWAFFE Grüner geht es wirklich nicht mehr! Alle Verpackungen von O’right sind 100 % kompostierbar und enthalten Pflanzensamen, die sich bei richtiger Pflege in ein Bäumchen verwandeln. Wir empfehlen das Dandelion Sensitive Shampoo, weil es speziell für Kinder und empfindliche Kopfhaut geeignet ist. Der Hauptinhaltsstoff Löwenzahn reinigt sanft und gründlich und hinterlässt einen angenehm dezenten Duft. Ecocert-zertifiziert. www.oright.at

6 // TRAUMPFLEGE Wenn es einmal etwas schneller gehen soll, verwenden wir einfach das Silky Leav In von Rivelles. Natürliche Extrakte und Öle erwecken unser stumpfes, glanzloses Haar wieder zum Leben und machen es schön geschmeidig. Tipp: Sparsam verwenden und in die trockenen Haarlängen und Spitzen einmassieren. www.rivelles.com

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9 // HAUPTSACHE NATÜRLICH 7 // WIDERSPENSTIGE ZÄHMUNG Das Shampoo Repair von Susanne Kaufmann ist definitiv ein neues Lieblingsprodukt. Bockshornklee und Weizenkeime reparieren Haarschäden und bereits nach wenigen Anwendungen merkt man, dass die Haare wieder gesünder erscheinen. Aminosäuren der Seide spenden viel Feuchtigkeit und sorgen für Geschmeidigkeit. Bei diesem Wundermittel, darf man den Conditioner ruhig mal weglassen. www.susannekaufmann.com

8 // GLANZ UND GLORIA Mit dem Nourishing Hair Hydratant Ultra von sans [ceuticals] bändigen wir unsere störrische Mähne und versorgen sie mit einer Extraportion Pflege und Feuchtigkeit. Baobab und Hibiskusextrakt verleihen Glanz und machen diese luxuriöse Haarcreme zu einem absoluten Must-Have. Shea-Öl schützt das Haar zusätzlich vor schädlichen UV-Strahlen. www.greenglam.de, www.sansceuticals.com

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Die Urlaubs-Saison ist leider vorbei, aber unsere BeachWaves schauen noch immer so aus wie vor ein paar Monaten am Strand von Paros. Das haben wir dem Elderflower Salt Spray von Less is More zu verdanken. Es sorgt mit Altausseer Bergkernsalz, Aloe Vera und Holundersamenöl für mehr Volumen und Griffigkeit und eignet sich auch perfekt für Hochsteck- und Flechtfrisuren. www.lessismore.at

KOKOSÖL-HAARKUR 2 bis 3 Esslöffel Kokosöl kurz erwärmen und mit 1 Esslöffel Honig verrühren. Die fertige Mischung in ein Fläschchen füllen und kräftig schütteln. Anschließend die Kur im nassen Haar verteilen, den Ansatz aussparen. Das Haar mit einem Handtuch umwickeln und die Kokos-Honig-Mischung eine halbe bis eine Stunde einwirken lassen. Danach gut mit Wasser und Shampoo ausspülen.

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illustration Katharina Hüttler / agentazur.com

Meine ganze Kindheit wollte ich so sein wie alle anderen. Das ging mit meiner Familie aber nicht. Achtung: vielleicht ein etwas therapeutischer Text.

Normal. Nicht.

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elternalltag / Ursel Nendzig

»Dass wir weder einen Gameboy noch Barbies noch tausend Hörkassetten hatten, das kam mir alles irgendwie komisch vor.«

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ls ich klein war, begleitete mich ein Gedanke fast dauernd: Wieso können wir nicht einmal was normal machen? Es war der Wunsch, so zu sein wie alle anderen. Meine Eltern aber waren – und sind – nie so wie alle anderen. Wenn mein Kindergartenfreund Martin mich zu sich nach Hause einlud, war ich immer von deren Haus begeistert. Es war nicht nur schön, sondern wandern, und zweimal waren wir in vor allem eins: fertig. Wir lebten immer auf einer der Schweiz. Schifahren gingen wir am Baustelle. Mein Papa ist der begnadetste Handkleinen Schlepplift im Nachbardorf (wir werker, den es weltweit gibt. Er kann einfach alles: treppelten natürlich neben der Lifttrasse Mauern, Fließen legen, Möbel bauen, elektrische den Hang hinauf, die normalen Leute beLeitungen verlegen, Fenster selber zimmern und nutzten den Schlepplift). Einmal machten einsetzen, Klos wegreißen und woanders einwir tatsächlich Sommerurlaub auf Sizilien. bauen – einfach alles. Bevor ich wusste, dass das Wir fuhren natürlich mit der Bahn hin und eigentlich nicht üblich ist, habe ich mich immer mein Papa (der auch noch ein begnadeter Sportler ist) machte dort Extrembergtourgefragt, wozu es Handwerker gibt, denn unser Haus hat nie einer betreten. Auch nicht zum en, während wir uns sonnten. Zurück nach Dachdecken, nicht zum Garagenbau, nicht Hause fuhren er und mein Bruder mit dem zum Pflastersteine verlegen und schon gar Fahrrad. Immer irgendwie anders als die andern. Die selbstgestrickten Pullis. Das selbstnicht zum Ausmalen oder Tapezieren. Wenn ich also bei Martin war, war ich irgendwie gemachte Vollkornbrot. (Ich erinnere mich an das extreme Glücksgefühl, als wir irgendwann neidisch. Nicht, weil ich unser Haus nicht gut fand, aber weil ich gemerkt habe, dass einen Toaster hatten, so, wie alle anderen auch!) wir eben anders wohnten und waren, etDass wir weder einen Gameboy noch Barbies was freakiger vielleicht. Irgendwann war noch tausend Hörkassetten hatten, das kam mir unser Haus dann so gut wie fertig und alles irgendwie komisch vor. Interessant, dass es dann sind wir umgezogen in eine neue mir, mich zurückerinnernd, vor allem eines vorBaustelle. kommt: Extrem super. Interessant auch, wie viel davon ich heute – nach Wenn mein anderer Kindergartenfreund Mirko vom Urlaub erzählte, war meiner »Hauptsache-anders-Hauptsache-Mainstream-Hauptsache-nicht-Vollkorn«-Phase – ganz ich auch voll neidisch. Wieso konnten genauso mache wie meine Eltern. Natürlich betritt wir nicht mal normal Urlaub machen, so, wie sich das in den 80ern gehörte? unser Haus hin und wieder ein Handwerker (meistens Ins Reisebüro gehen, mit dem Finger mein Papa!) und natürlich machen wir öfter als alle auf ein Angebot zeigen, Luftmatratfünf Jahre Urlaub. Aber ich denke, meine Söhne haben auch genug Anlässe zu denken: Bitte, können wir nicht zen einpacken und Badeurlaub maeinmal was normal machen? Natürlich. Nicht. chen. Wir gingen in der Umgebung

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die welt, die wir uns wünschen

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von wolfgang smejkal

das »internet of things (iot)« steht für eine vision, in der das internet in die reale welt hinein verlängert wird und alltagsgegenstände ein teil des internets werden. Bereits vor einem Jahrzehnt wurde das »Internet der Dinge« vom Fraunhofer-Institut zu einem der Top-Themen angewandter Forschung ausgerufen und seitdem beflügelt es die Fantasie von Forschern und Ingenieuren. Das Ziel des IoT ist es, die Informationslücke zwischen der realen und virtuellen Welt zu minimieren. Der Großteil an Daten wurde bisher in irgendeiner Weise von Menschen erzeugt. Das Internet der Dinge erweitert dieses System nun – Objekte und Alltagsgegenstände verbinden sich mit dem Internet, kommunizieren und stellen Daten zur Verfügung. Um ein solches Netzwerk der Dinge zu ermöglichen, werden verschiedene Konzepte und Technologien verwendet. Ein wesentlicher Bestandteil davon sind intelligente physische Objekte, die Informationen aus der Umwelt aufnehmen und verarbeiten. Dazu müssen sie sowohl mit physikalischen oder chemischen Sensoren als auch mit Informationsund Kommunikationstechnik ausgestattet sein. Hierbei wird das neue Internet-Protokoll IPv6 eine wesentliche Rolle spielen.

ge, Logistikeinrichtungen, Kühlschränke, Beleuchtung, Bekleidung – einfach alles, was man sich sonst noch vorstellen kann – durch Sensoren aller Art vernetzt sein. Die Miniaturisierung von elektronischen Bauteilen macht es möglich, alle Gegenstände mit kleinsten Computerbauteilen und Sendern oder Funketiketten (rfid) auszustatten. Das IoT wird von Experten als ein milliardenschwerer Zukunftsmarkt gesehen – die Entwicklung dieser »vierten industriellen Revolution« wird also mit atemberaubender Geschwindigkeit weitergehen und unser aller Leben von Grund auf verändern. Das IoT wird Auswirkungen haben auf unsere Arbeit, unser Zusammenleben, auf Transport, Produkte und deren Herstellungsprozesse, Dienstleistungen, auf Gesellschaft und Politik gleichermaßen. In der totalen Digitalisierung können Chancen wie Risiken stecken. Einerseits geht es um Datensicherheit, vor allem aber um die Humanität des Fortschritts und damit um eine wesentliche gesellschaftliche Frage. Nicht nur Smartphones oder Smart Watches lassen sich abhören und hacken, auch fahrende Autos, Drohnen und Flugzeuge, Fabriken oder Kraftwerke. Je digitaler die Infrastruktur, je größer das Internet der Dinge, je mehr Daten und Prozesse in Rechenzentren ausgelagert werden, desto anfälliger werden sie auch für Cyber-Angriffe. Während Forschung und Industrie danach streben, diese Herausforderungen in den Griff zu bekommen, entwickeln sich Konzepte und Ansätze des IoT weiter, die dann wieder in neue Anforderungen münden. Ein solcher Trend ist die Integration sozialer Netzwerke in IoT-Lösungen. Demnach können Social Media dafür sorgen, dass IoT-Objekte zu aktiven Akteuren im Internet werden. Eine Peer-To-Peer-Wirtschaft, in der vernetzte Dinge getauscht, verliehen, verschenkt,

50 Mrd. vernetzte Dinge – oder mehr Nach Schätzungen der Experten des ieee (Institute of Electrical and Electronics Engineers), jener internationalen Organisation, die sich um die Schaffung von Normen und Standards in der Internet-Technologie kümmert, werden bis 2020 bereits 50 Mrd. Dinge – neben PCs und Smartphones auch Maschinen, Fahrzeu-

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vertrieben oder verkauft werden, führt zu nachhaltigem Nutzen und Win-Win-Situationen: Die Entlastung des Einen ist die Freude des Anderen.

Sensoren für alle Auch das Thema Energiesparen wird bei der Entwicklung von IoT-Endgeräten in den Vordergrund treten. Eine neue Generation von kostengünstigen, internetfähigen Messgeräten ermöglicht bereits heute, dass Wasserqualität und Qualitätsschwankungen kontinuierlich gemessen und kommuniziert werden. Innovative Sensoren messen dabei den Anteil von Giftstoffen im Trinkwasser mithilfe von Bakterienkulturen und lösen im Notfall Alarm aus. In New York trägt das Projekt »Don’t flush me« mit Hilfe einer IoT- Anwendung dazu bei, die innerstädtischen Wasserkanäle vor Verschmutzung zu bewahren. Wann immer die Abwasserkanalstände – per Sensor gemessen – eine kritische Höhe überschreiten, wird direkt die Nachbarschaft gewarnt, damit sie vorerst kein weiteres Abwasser in den Kanal leitet. Das »Air Quality Egg« ist ein eiförmiges Gerät, das über wlan von einem Außensensor die jeweiligen lokalen Werte zur Kohlen- und Stickstoffmonoxidbelastung erhält und diese in Echtzeit über das Internet an den Open DataService Opensensors schickt. Über die Plattform Xively werden die Daten visuell aufbereitet und für jedermann zugänglich gemacht. Gemäß einer Studie der Klimaforschergruppe Carbon War Room kann das Internet der Dinge dazu beitragen, den CO²-Ausstoß jährlich um 9,1 Gigatonnen, was rund 17 Prozent der jährlichen Emissionen entspricht, zu senken. Das wäre ein Riesenschritt auf dem Weg zur Klimarettung, der vor allem durch den Einsatz intelligenter Geräte im Energiebereich, bei der Verkehrsplanung und in der Landwirtschaft gelingen könnte. Wir stehen eigentlich erst am Anfang einer gewaltigen Entwicklung. Noch braucht es für viele Anwendungsbeispiele an einem Punkt immer noch einen Menschen, der die Verwendung der übermittelten Daten zur weiteren Nutzung koordiniert. Erst wenn Geräte und Maschinen ganz ohne unser Zutun Handlungen in Gang bringen oder ausführen, ist das »Internet of Things« laut Definition voll entwickelt. Einige verantwortungsbewusste Design-Experten haben jetzt beschlossen, ein Manifest aufzusetzen, in dem sie für sich und andere einen Verhaltenskodex festgelegt haben. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit und immer willkommen für Anmerkungen oder Erweiterungen, verpflichten sie sich darin zum Beispiel, nur Produkte zu entwickeln, die einen wirklichen Nutzen für den Menschen haben, die allen Beteiligten zugute kommen und die gewissen Sicherheits- und Datenschutzrichtlinien entsprechen.

Würzen statt

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Gönnen Sie dem Salzstreuer eine Auszeit und versuchen Sie sich stattdessen an unseren drei aufregenden Mischungen. Adios Salz!-Mischungen. In den Sorten „Gartengemüse“, „scharf“ oder „mediterran“ lassen Sie den Kochlöffel tanzen. Zu entdecken im BioFachhandel, in allen Sonnentor Geschäften und im Webshop.

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GREGORIANISCHE MORAL / Diana Gregor

illustration Katharina Hüttler / agentazur.com

Irgendwo zwischen Facebook und Farmers’ Market, zwischen Performen und Parfümen, zwischen Autopilot und Autodidakt haben wir es verloren: Unser Bauchgefühl.

Wirklich schade um uns!

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»Einmal nicht zum Bio-Huhn gegriffen kann nachhaltiges Mobbing zur Folge haben. «

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ann haben wir eigentlich verlernt, wir zu sein? Obwohl das Diktat der Gegenwart unaufhörlich Natürlichkeit heraufbeschwört und alles möglichst unbehandelt, roh und naturbelassen daherkommen soll, scheint nichts so artifiziell wie der Mensch selbst und dessen derzeitige Vorlieben, Bedürfnisse und Wünsche. Und wieso wird inzwischen der Alltag in dieses enge Korsett aus apodiktischen Regeln und perfektionistischen Standards gezwängt, das jegliche Leichtigkeit ausschließt? Wer hat beschlossen, dass wir Entsprechendem zu entsprechen haben, uns zu Mensch-Tagen und Mischwährend wir dabei zugleich tiefenentspannt und entTagsätzen, zu Burn-Out-Blödianen und Am-Limit-Lebenden. Scheitern schleunigt aussehen sollen? Wir – die Generation, die Kultbegriffe wie Swag, Chillax und Yolo geprägt ist tabu, Niederlage etwas für Verlierer und für alle Zeiten als Lebensmaximen festgelegt und wer sein Kleinkind nicht auf Basis hat – waren noch nie weiter von Ungezwungenheit von Montessori, Bildung für nachhaltige Entwicklung und Situationsansatz und Flexibilität entfernt als zur aktuellen Stunde. Was ist nur (mit uns) passiert? Wir leben in einer fördert, dem sollte das Jugendamt einen vollkommen schizophrenen Welt. Einerseits solBesuch abstatten. Unser Leben ist ungelen wir echt, authentisch und ungekünstelt sein. mütlich geworden. Und gnadenlos zwangAndererseits wird nichts mehr dem Zufall überhaft. Alles ist plötzlich Wissenschaft, Philosophie und Religion. Wer heute als lassen – minutiös gezupfte Augenbrauen, aalJungmutter nicht stillt, hat lebenslang Geglattes Haupthaar, den Hipster-Vollbart bis auf wissensbisse. Einmal nicht zum Bio-Huhn die kleinste Borste getrimmt, ein straffer Popo, volle Lippen, goldbraune Haut, rasierte Gegreifen kann nachhaltiges Mobbing zur Folnitalien, definierte Oberarme, der makellose ge haben. Und wehe dem, der seine Freizeit Retortenpartner aus der elitären Online-Danicht bereits wochenlang vor- und durchplant. ting-Plattform, personalisierte Bio-Schuhe Der muss dann nämlich so tun, als blicke er besamt atmungsaktivem Schuhbett, synthetriebsam in seinen Smartphone-Kalender auf tische Tofu-Burger garantiert allergenfrei, der Suche nach einem freien Zeitfenster, das es ein Helm für den Scooter, einen für das eigentlich nicht (mehr) gibt. Wir sind vollkomFahrrad und wieder einen anderen für men wahnsinnig geworden: Propagieren unentdas Snowboard. Wer Weiß trägt, der darf wegt Tugenden wie Freiheit und Toleranz, liken das nur, wenn er nicht droht, sich anzumit Vehemenz Ursprünglichkeit und Echtheit patzen. Und einen stromlinienförmigen und simulieren souverän Individualismus. In der Körper hat, denn Weiß trägt auf. Und Theorie. dick auftragen schickt sich nicht. Jedes In Wahrheit sind wir absurd angepasst, nebuSelfie wird vor Veröffentlichung retulös naturverbunden und gleichen einander wie ein schiert, gecropped, weichgezeichnet Ei dem anderen. Wir unterliegen stets dem eigens auferlegten Kontrollzwang – E-Mails und Statusund etlichen Filtern unterzogen. Und Updates verlangen schließlich Unmittelbarkeit. Wir selbst nach dieser Prozedur bleibt es zählen kompromisslos Kalorien, sind stolz auf den ein Vabanque-Spiel, ob es letztlich wirklich profilbildtauglich ist. Wir Grad unserer täglichen Erschöpfung und können uns sollen leistungsfähig sein, effizient, noch nicht mal beim Sex unkontrolliert hingeben. Schade eigentlich. Das Leben könnte so heimelig sein! effektiv. Die Arbeitswelt degradiert

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