BIORAMA #60 – Deutschlandausgabe

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ausgabe 60 — April / Mai 2019. www.biorama.eu

ohne verlauf

BEISPIELHAFTES AUS EUROPA Nachahmenswerte Politik, Unternehmen, Initiativen, Haltung. Dancing Cows: Wie sie DänInnen glücklicher machen. Schwerpunkt Eco-Fashion: Mode entsteht aus Material und Arbeit. Nosex-Kosmetik: 8 µ Pflege ohne Geschlecht.

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Bio r a m a 60

E d i t o r i al , Im p r e ssu m

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Beispielhaftes von nebenan

W

enn wir heute von Europa reden – und damit meinen wir nicht allein die Europäische Union –, dann bauen wir gedanklich auf eine Erfolgsgeschichte. Noch könne man vom Erfolgsmodell Europa sprechen, wie wir immer wieder mahnend von ZeitgenossInnen mit weltpolitischem Horizont hören. Wenn wir heute von Europa reden, dann meinen wir auch Mitbestimmung, Mitmachen und Miteinander. Und natürlich das große Wort Demokratie.

Irina Zelewitz, Chefredakteurin zelewitz@biorama.eu

Thomas Weber, Herausgeber weber@biorama.eu @th_weber

Europa werde, auch das ist zu hören, die Welt nicht retten. Nicht mehr. Dieses mehr ist vor allem relativierend gemeint. Weil andere Weltgegenden viel schneller wüchsen, mehr Schaden anrichten, ein größeres Umweltproblem darstellen würden. Und dementsprechend zur Lösung globaler Probleme letztlich auch größere Hebel betätigen können. Unkompliziert, vielleicht auch undemokratisch und dann effektreich verordnet jedenfalls. So wollen wir uns Europa nicht ausmalen. Denn viele Ansätze dazu, die Nachhaltigkeitswende endlich in der nötigen Breite anzugehen, müssen gar nicht mehr erst erdacht werden. Sie sind längst da. Mitunter allerdings, ohne dass man wenige Kilometer weiter davon weiß. Initiative ist viel, Wissen ist mehr, Vernetzung lautet die Antwort. Die theoretische Variante glühender EuropäerInnen dazu nennt sich Spill-over. Sprich: Was in einem Land, in einer Region funktioniert, wird durch Kontakte, durch Handel, durch Wissens­ transfer, wenn es attraktiv ist, auch woanders gelingen.

Bilder  Michael Mickl

Was hier furchtbar theoretisch klingt, haben wir versucht, mit Leben zu füllen – nachahmenswerte Politik, Unternehmen, Initiativen, Haltungen aus verschiedenen Ecken Europas vorzustellen. Das ist im Grunde nicht wesentlich anders als in den allermeisten anderen biorama-Ausgaben auch. Vorbildliches und Inspirierendes von nebenan stellen wir nun schon seit 2005 regelmäßig zur Diskussion. Nur dass wir uns in dieser Ausgabe selbstbewusst auf unser Europa konzentrieren, um zu zeigen, wie viel Beispielhaftes es hier gibt, für das es sich zu interessieren und für das es zu wählen lohnt! Wir wünschen gute Lektüre!

impressum HERAUSGEBER Thomas Weber CHEF­REDAKTEURIN Irina Zelewitz AUTORINNEN Alina Birkel, Irene Maria Gruber, Paula Emilia Huppertz, Ursel Nendzig, Sabine Schlimm, Jürgen Schmücking, Thomas Stollenwerk, Sven Strasser, Jonas Vogt GESTALTUNG Michael Mickl, Lisa Weishäupl Lektorat Mattias Feldner COVER­­BILD Illustration: Michael Mickl ANZEIGEN­ VERKAUF Herwig Bauer, Micky Klemsch (Leitung), Bernadette Schmatzer, Thomas Weber DRUCK NP Druck Gesellschaft mbH, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten PRODUKTION & MEDIEN­ INHABERIN Biorama GmbH, Wohllebengasse 16 / 6, 1040 Wien GESCHÄFTSFÜHRUNG Martin Mühl KONTAKT Biorama GmbH, Wohllebengasse 16 / 6, 1040 Wien; www.biorama.eu, redaktion@ biorama.eu BANK­VERBINDUNG Biorama GmbH, Bank Austria, IBAN AT44 12000 10005177968, BIC BKAUATWW ABONNEMENT siehe Website: www.biorama.eu ERSCHEINUNGS­WEISE 6 Ausgaben pro Jahr ERSCHEINUNGS­ORT Wien. BLATTLINIE Biorama ist ein unabhängiges, kritisches Magazin, das sich einem nachhaltigen Lebensstil verschreibt. Die Reportagen, Interviews, Essays und Kolumnen sind in Deutschland, Österreich und der ganzen Welt angesiedelt. Sie zeigen Möglichkeiten für ein Leben mit Qualität für den Menschen und den Planeten Erde. Ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. Biorama erscheint sechs Mal im Jahr.


Bior ama 6 0

B i l d d e r Ausgab e

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Bild Vorname Nachname

Pa poriatur, omnis volupta ssimodi tatusam, est, ut optam fuga. Et est, intur moluptas dolupta dolorem estrum fugit idelentotat lam que dolore pa voloriatet aliquiatur, temquiducim restiur autes utes ex es magnihi ctiore mo eatur, ut faceprati quas sinciae conem. Aximporent most, offic tem volese ex esciisi minimus que nus perio blab in cum illesequam fugitas vollestrume vendeli aernam, quia et aut etur? Is pliatae maionse quaturis reped explatquos quo ipsam harunt optam et que es in reperem apictatur? Undae conseque conectatem et ut alit prae velique simodio erspedi gnatur, voloria nis ut eosam, coreiust anditate volorpore quates dit ventem vendaectatem et plam, experum quos alia volupta quiam, num volut verum ut quid que que et eatiunt ut quame velitia cullaccus sint. Ut volest qui nis eumquisci ute ommoluptat accae erferumquam et la si to mi, officia tureptat venihit volorit accuptatiur, volum, abo. Irina Zelewitz

Bild  culti var413 u nter CC-BY 2.0

Bild der Ausgabe Headline


#Poppynightmare: Sei kein schlechter Einfluss! In Südkalifornien, im Walker Canyon des Temescal-Gebirges, blüht jeden Frühling der Klatschmohn. Heuer so prächtig wie schon lange nicht mehr. Das ist nicht nur optisch ein Gewinn, sondern auch ökologisch, denn verantwortlich für den vielen Mohn war ein ungewöhnlich feuchter Winter in einer sonst regelmäßig von Dürre bedrohten Gegend. Es hat nicht lang gedauert, bis sich ganz Instagram für das Phänomen begeisterte, und wer konnte, machte sich auf den Weg, um auch ein Selfie vor spektakulärer Blütenszenerie zu ergattern. Allein in Lake Elsinore, einer Kleinstadt am Eingang des Canyons, sind in den vergangenen Wochen Zehntausende BesucherInnen angekommen, haben den Verkehr komplett lahmgelegt und auf der Jagd nach dem besten Selfie die Vegetation niedergetrampelt. Der Zugang zum Canyon wurde nun Mitte März für ein Wochenende geschlossen, dann wieder geöffnet – wie das Ganze weitergehen soll, ist unklar. Der kalifornische Instagram-Kanal @waterproject ruft mit einer Drohnenaufnahme der diesjährigen »superbloom« dazu auf, die Hauptwege nicht zu verlassen, und ergänzt: »Don’t be a bad Influencer, hehe!« Irina Zelewitz

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Au f takt

60 Inhalt

03 Editorial

Global Village 16 Mein Fluss: die Donau 11

Schwerpunkt: Europa 18 Fern von Romantik Wie eine Stadt den Kohleausstieg nützt, um sich neu zu positionieren 22 Glücklich wie tanzende Kühe Was Dänemark exportieren sollte 24 Die kleinen Seelen der Ägäis Fische fangen, aber richtig 30 Blühendes Polen Blumenwiesen fürs Stadtklima 33 Kinder erlesen Europa Buchtipps von Irene Maria Gruber

Schwerpunkt: Fair Fashion 36 Ecofesch radeln Modestrecke mit Faltrad 45 Die gute neue Bluejeans Eco-Denim aus Europa 48 Fair Fashion Warum Mode durchsichtig sein muss 52 Stoff oder Rohstoff Altkleidersammlung neu gedacht

Magazin 59 Wo teilt es sich besser? Carsharing auf dem Land 62 Grüner Strom ist nicht

gleich grüner Strom

36 eco-fashion

20 Seiten Special: Was macht Fair Fashion fair? Wie entsorge ich alte Kleidung richtig? Was passiert mit aussortierten Textilien? Warum sind Daten auch im Modebusiness die Basis für sinnvolle Kreislaufwirtschaft? Außerdem: 8 europäische Denim Labels, die organic und fair vereinen.

Philipp Rehulka im Interview 80 Immer wieder Für Elise Lang Lang interpretiert Klassiker neu

Marktplatz 71

Marktplatz Food: Feta

74 Marktplatz Kosmetik: Kosmetik ohne Geschlecht

Kolumnen 78 Strassergut kocht gut 82 Elternalltag

Bilder  Michèle Pauty, Jü rgen Sc hmücking , Isto ck. com/Tic kcha roe n04, Ire ne Maria Grube r

54 Am Anfang ist das Material Das Prinzip Cradle to Cradle


24 Kleine Fische

Außerhalb Griechenlands haben es kleine Fische wie die Atherinas schwer. Dabei spricht für den Kleinen Ährenfisch nicht nur, dass sich seine Bestände schnell erholen. Er schmeckt auch köstlich – im Ganzen frittiert. Eine Reportage über vorbildliche Fischerei in der Ägäis.

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wo teilt es sich besser?

kinderbücher zu europa

Das geteilte Auto ist auf dem Land angekommen. Was braucht es, damit Carsharing auch abseits der Ballungsräume wirklich funktioniert?

Der Erfolg eines geeinten Europas ist von einer positiven Einstellung zukünftiger Generationen dazu abhängig. Aktuelle Kinderbücher zum Thema Europa.

AT RISK

MAY 23 rd - 29 th 2019

www.ethnocineca.at


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Wir müssen reden …

LeserInnen an und über uns Mails, Tweets und hoffentlich Liebesbriefe an die Redaktion – und unsere Antworten.

Betrifft:

LeserInnenbriefe in biorama 57 (Oktober/ November 2018) »Sehr geehrte Damen und Herren! Wir haben heute zum ersten Mal Ihr Magazin erhalten. Hängenge­ blieben sind wir sofort bei den LeserInnenbriefen auf Seite 6 und hier bei einer Zuschrift, die in typischer Facebook- oder Twitter-Manier verfasst ist. Daraufhin wollten wir das Heft sofort in die Tonne werfen, weil wir dachten, wieder nur einseitige Meinungen von ›Über-Grünen‹-Spinnern. Gott sei Dank haben wir den anschließenden Kommentar Ihrer Redaktion dazu gelesen und waren beruhigt. Wir danken Ihnen dafür.« – Hans-Peter Zagel und Brigitte van Gaever, per Mail

Wir tragen gerne zur Beruhigung bei, solange es dann nicht zu ruhig wird, denn: LeserInnen­briefe zu LeserInnenbriefen sind das Beste, das einer solchen Rubrik passieren kann.

wunderbar recherchiert und interessant. Und das neue Format ist handlich und praktisch! Gefällt mir! Die folgenden sechs Ausgaben von biorama habe ich hiermit abonniert! Ich freue mich darauf!« – Sieglinde Binder-Knoll, Wien, per Mail

Wir freuen uns riesig über neue LeserInnen! Und: Wir würden auch Abokündigungsbegründungen abdrucken, leider bekommen wir so gut wie nie welche – also Begründungen. Betrifft:

Biorama-Abo »BIORAMA gehört so sehr zur spannenden Alltagsbildung, dass ich einen Anfall bekomme, wenn Leute mir gegenüber klugscheißen wollen – aber nicht einmal biorama gelikt haben, mitverfolgen oder sich die Printausgabe checken, und sei es nur, um sie weiterzugeben. Aber: Leut’ mit einem biorama-Abo, die sind das ›neue Sexy‹. Danke und Respekt dem Team.«

6 Ausgaben Biorama

25,–

biorama.eu/abo

– Joey H. Auersperg, empfiehlt BIORAMA auf Facebook Betrifft:

»Das SprieSSende Klassenzimmer«

Wir sind beschämt, das ist zu viel. Ein sehr respektvolles Danke zurück!

in biorama 59 (Februar/März 2019)

Coffee to go – again

»Als wiedergewonnene, aus früheren Zeiten auch begeisterte Leserin möchte ich mich für die neue Ausgabe bedanken! ›Das sprießende Klassenzimmer‹ hat mich als Lehrerin sogleich in den Bann gezogen. Keine Hochbeete, die ja eigentlich einer Versiegelung gleichkommen. Ich werde versuchen, mit dem Verein Ackerdemia Kontakt aufzunehmen. Auch der Artikel zum Thema Nagellack ist

Betrifft:

auf biorama.eu »Warum muss man heutzutage beim Kaffeetrinken unbedingt gehen? Das Müllproblem lässt sich ganz einfach lösen, wenn man sich Zeit nimmt, sich gemütlich hinsetzt beim Kaffeetrinken und ein schönes Kaffeehäferl verwendet oder eine schicke Espressotasse. So einfach geht’s.« – Ingrid Leutgeb-Born, per Mail

Bitte mehr davon an redaktion@biorama.eu!

Bilder Istock.co m/Pi xe lfi t

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Le se r i n n en m e in u n g


NACHHALTIGKEIT SCHENKEN MIT MANI Feinste Olivenspezialitäten in tollem Design als Mitbringsel für die nächste Party oder zum Essen mit Freunden!

Griechischer Olivengenuss trifft auf Genial gewürzter Olivengenuss Lebensfreude „Mit den gewürzten Olivenspezialitäten wird Ihre mediterrane Küche noch vielfältiger. Wir haben viel Wert auf einzigartige Kreationen gelegt, die nicht alltäglich sind“, erklärt Geschäftsführer Felix Bläuel

Drei neue MANI Olivenprodukte bieten ein besonderes Geschmackserlebnis. Die grünen und Kalamata Oliven sind in hochwertigem nativem Olivenöl extra eingelegt. Ausgeklügelte Gewürzkombinationen mit Fenchelsamen, rosa Pfeffer, Chili und Aceto Balsamico bringen Würze auf den Teller. Nach der schonenden traditionellen Ernte werden die Früchte auf natürliche Weise entbittert, ohne die Zugabe von Konservierungsstoffen. Alle Zutaten stammen aus kontrolliert biologischem Anbau. Die Köstlichkeiten eignen sich pur als Vorspeise, in Salaten, Saucen, Marinaden oder auf Bruschetta. @ManiOlivenOel I www.mani.bio

Engagement für Mensch und Natur Die österreichische Familie Bläuel begann vor rund 40 Jahren, Kleinbauern in der griechischen Mani von den Vorzügen des ökologischen Landbaus zu überzeugen und hat bis heute über 300 Bauern bei der Umstellung begleitet. So entstand das erste ökologisch erzeugte Olivenöl Griechenlands überhaupt. In respektvoller, fairer Zusammenarbeit mit Kleinbauern trägt das Unternehmen zum Erhalt des traditionellen Olivenanbaus bei und fördert die Biodiversität in den Hainen. Der Schritt von der EU-Bio-Zertifizierung zur Naturland Öko und Fair Zertifizierung ist eine logische Entwicklung für den Bio-Pionier und unterstreicht das vielfältige ökologische und soziale Engagement


Heublumenmilch als höchster Standard DIE BESTE MILCH * MACHT DEN BESTEN KÄSE. So BIO wie wir sind, machen wir aus unserer besten Heublumenmilch unsere neue Käsevielfalt. Die mit der grünen Kuh.

Mit der Einführung von Österreichs breitester Palette an Käse und Milch­produkten aus bester BioHeu­blumenmilch setzt Ja! Natürlich einmal mehr neue Maßstäbe – hinsichtlich Frische, Freilauf für die Kühe und Verarbeitung. Die »Grüne Kuh« auf allen Packungen ist Symbol für diesen höchsten Tierwohl Standard der weit über die gesetzlich vorgeschriebenen Bio-Kriterien hinaus geht: • 365 Tage Freilauf zu jeder Jahreszeit • garantiert keine Anbindehaltung • mindestens 150 Tage Weidegang • Fütterung mit 100% heimischen Bio-Gras, Bio-Heu und Bio Getreide • Keine Silage Fütterung • Täglich frisch vom Bauern abgeholt und besonders schonend verarbeitet • 100% Gentechnikfrei Mit der nötigen Zeit der Reifung wird aus der Ja! Natürlich Heublumenmilch ganz ohne Zusatzstoffe oder künstlichen Aromen die neue Bio-Heublumen-Käsevielfalt.

Gibts bei:

*Diese Milch geht über die EU-BIO-VO hinaus und erfüllt zusätzlich das Regulativ der ARGE Heumilch. Darüber hinaus besteht ein generelles Verbot der Anbindehaltung. Ja! Natürlich garantiert 365 Tage/24 Stunden Freilauf für alle Milchkühe. Die Milch wird täglich frisch abgeholt.

Entgeltliche Einschaltung

#grünekuh janatuerlich.at


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LERNEN VON EUROPA : GASSENGESPR ÄCH

street talk Wir fragen, 5 nachbarschaftliche Antworten.

»Welche Umweltschutz­ maSSnahme in der EU findest du nach­ ahmenswert?«

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lou

17, Schülerin Ich habe gehört, dass in Norwegen spezielle Steuern von Unternehmen gezahlt werden müssen, wenn sie ihre Produkte nicht recyceln. Ich denke, wir müssen die Leute dazu bewegen, mehr zu recyceln. Und Steuern für Unternehmen könnten ein Anreiz sein, Produkten ein neues Leben zu geben.

sigrid

18, Studentin Ich finde es zum Beispiel sehr cool, dass in Norwegen Autos mit Benzin- und Dieselmotoren nicht mehr zugelassen werden.

Michael

in terview und Bilder  al ina birke l

stefan

28, PhD-Student Gratis Öffis sind sicher eine gute Idee – und mehr Parkplätze außerhalb der Stadt und eine bessere öffentliche Anbindung. Wien hat eh schon ein gut ausgebautes Netz an Fahrradwegen, ich würde noch Verkehrsverbotszonen in der Innenstadt einführen, damit man den Verkehr aus der Stadt rausbekommt.

Jimmy

21, Student Also in Deutschland ist es fast wie hier in Österreich. In Italien sind sie ein bisschen schlechter in der Mülltrennung und in der Sauberhaltung von Städten. Das sollten Italien und die anderen südlicheren Länder besser machen.

54, arbeitet in der Forstsektion des Ministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus Ich bin in der Forstwirtschaft tätig und da gibt es die Nachhaltigkeit ja schon lange – da übernehmen auch immer wieder Länder was voneinander. Aber dass ein Land Vorreiter ist und alle anderen nachrangig, glaube ich nicht – jeder wird sein eigenes Konzept entwickeln müssen. Deutschland und auch Österreich sind hier allerdings Vorzeigemodelle, europäische Länder bemühen sich insgesamt sehr – wenn Sie andere Industrieländer wie die usa anschauen, ist das dort nicht so ein großes Thema.


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LERNEN VON EUROPA: Global Village

BioJung Pflanzen Markt

frankreich

Dein Zigarettenstummel ist die ANtwort Das französische Unternehmen GreenMinded sammelt, reinigt und verwertet Zigarettenstummel. Drei Städte machen bisher mit.

26. & 27. April sowie 3. & 4. Mai Hol dir die Pflanzen für dein Gartenparadies beim BioJungpflanzenmarkt am ADAMAH BioHof in Glinzendorf. Eine vielfältige Auswahl an Gemüse-, Kräuter und Blütenpflanzen sowie spannende Feldrundfahrten und Kräuterführungen erwarten dich! www.adamah.at/jungpflanzenmarkt

Über fünfeinhalb Billionen Zigarettenstummel werden weltweit im Jahr weggeworfen. Kompostierbar sind sie zwar nicht, recycelbar aber schon: Das französische Non-Profit-Unternehmen GreenMinded macht genau das. In den Städten Lille, Vincennes und Saint-Tropez werden die Filter gesammelt. Anschließend werden sie in der Aufbereitungsanlage »MéGO!« in der Bretagne gereinigt und das »saubere« Plastik wird herausgetrennt. So enden nur acht Prozent eines Zigarettenstummels im Sondermüll – die restlichen 92 Prozent sind wiederverwertbar: Aus dem recycelten Plastik werden zum Beispiel Möbel oder Stiftehalter hergestellt. Die Sammelstationen von GreenMinded bestehen aus Aschenbechern, die unterhalten: Die Zigarettenstummel können in eines von zwei Löchern geworfen werden, über denen eine Frage und Antwortmöglichkeiten angebracht sind. Am Füllstand des Aschenbechers sieht man dann zum Beispiel, ob die RaucherInnen Netflix oder Kino bevorzugen. ALINA BIRKEL


frankreich

Multitalent Alge

Bilder  Gree nmind ed, S ue z

Mikroalgen können viel: Unter anderem Stadtluft reinigen und zur Energiegewinnung dienen. Sie schauen aus wie Werbesäulen, dienen aber einem anderen Zweck: Die Säulen, die die französischen Unternehmen Suez und Fermentalg entwickelt haben, beherbergen Mikroalgen. Sie sind mit Wasser und einer Algenkultur gefüllt, die CO2 aus der Luft filtert und in Sauerstoff umwandelt – Photosynthese aus der Säule. Dabei wachsen und vermehren sich die Algen. Anschließend werden sie ins Abwassersystem abgeleitet und in Kläranlagen herausgefiltert. Als Biomasse können sie schlussendlich zur Energiegewinnung verwendet werden. Je nach Größe und Standort kann eine Säule zwischen einer und 10.000 Tonnen CO2 pro Jahr umwandeln. Im Vergleich dazu können 100 Bäume etwa eine Tonne CO2 jährlich aufnehmen. Getestet werden sie an vier Orten in Paris und in umliegenden Gewerbegebieten. Die Ergebnisse von zwei Säulen wurden bereits ausgewertet und sind laut Suez positiv: Eine Säule im Stadtgebiet filtert besonders effektiv Stickstoffoxide (NOx) aus der Luft, eine andere im Industriegebiet nimmt vor allem CO2 auf. ALINA BIRKEL


HR

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LERNEN VON EUROPA: Global Village

GENUSSFEST 2019 4. - 5. MAI | 10 - 18 UHR

DAS SPIEL MIT DEM ESSEN AUSSTELLUNG 15.03. - 17.11.

Schloss Hof, 2294 Schloßhof 1 Schloss Niederweiden, 2292 Engelhartstetten, Niederweiden 1 www.schlosshof.at | T: +43 (0)2285 20 000

Gratis Busshuttle | täglich Bahnhof Marchegg - Schloss Hof - Schloss Niederweiden

gr0SSbritannien

Den Pfotenabdruck reduzieren Das britische Unternehmen Yora verkauft Hunde­ futter aus Insekten. Proteinreich und spart jede Menge Ressourcen. 20 Prozent der weltweit hergestellten Fisch- und Fleischprodukte werden an Haustiere verfüttert. Um den Ressourcenverbrauch, der in der Futterproduktion entsteht, zu reduzieren, hat das britische Unternehmen Yora ein neues Hundefutter entwickelt: Es besteht zu 40 Prozent aus Proteinen, die aus Insekten hergestellt werden. Die Insekten werden in den Niederlanden von dem Unternehmen Protix gezüchtet und anschließend zusammen mit Haferflocken, Kartoffeln und Gemüse von Yora zu Trockenfutter verarbeitet. Für die Rezeptur hat Yora gemeinsam mit TierernährungsexpertInnen verschiedene Rezepte entwickelt und an Hunden getestet. Das Endprodukt beinhaltet alle Nährstoffe, die ein Hund braucht – und schmeckt. Die Zutaten tragen dazu bei, dass der Ressourcenverbrauch im Vergleich zu konventionellem Hundefutter um ein Vielfaches geringer ist: Beispielsweise benötigt man für zehn Kilogramm Hundefutter aus Rindfleisch 2100 Quadratmeter Land. Verwendet man Insekten, sind es laut Yora nur noch 45. ALINA BIRKEL


Bodenseeraum

Die Möglichkeit einer Rettungsinsel

Bilder Yora Pet Foo ds fo r the Plane t Ltd. , andr eas ha mme r

Ausgehend vom Bodenseeraum entsteht ein deutschlandweites Netz aus künstlichen Biotopen – als Lebensraum für Vögel. Wer Peter Berthold einmal begegnet ist, weiß: Dieser Mann ist von seiner Sache – der Vogelwelt – beseelt. Nach dem Hören seiner fundierten Schwärmerei über die »Faszination Vogelzug« – die ihn von Aristoteles bis zur globalen Klimaerwärmung führt und die als Hörbuch vorliegt – möchte man dem langjährigen Direktor der Vogelwarte Radolfzell folgen, sich auf Graugänse schwingen und wie Nils Holgersson mit den Gänsen davonfliegen. Doch nicht Smirre der Fuchs, sondern die intensive Landwirtschaft ist der wahre Feind der Vogelvielfalt, weil sie die Landschaft ausräumt, eintönig und artenarm macht. Seit zwölf Jahren schon knüpft der bald 80-Jährige deshalb an einem Netz von künstlichen Lebensräumen. Ausgehend vom baden-württembergischen Bodenseeraum und unterstützt von der Heinz-Sielmann-Stiftung entstanden bereits 100 Biotope: selten gemähte Naturwiesen oder ein Weiher auf einem ehemaligen Maisacker (siehe Bild). Tausende solcher Biotop-Projekte sollen es deutschlandweit werden: »ein Flickenteppich von Rettungsinseln für Vögel und Insekten, der womöglich das Artensterben stoppen könnte« (swr). Thomas Weber


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LERNEN VON EUROPA: Mein FLUSS

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MEIN Fluss:

Donau

Menschen und Kleinstädte entlang der Donau Normalerweise lassen wir an dieser Stelle Menschen ihre Städte anhand von Lieblingsplätzen und Eco-Hotspots porträtieren. In dieser Ausgabe geht es ausnahmsweise um einen Fluss.

DANUrB Im Projekt Danube Urban Brand haben sich Heidi Dumreicher und Michael Anranter zwei Jahre lang darum bemüht, mit Menschen aus Kleinstädten entlang der Donau ins Gespräch zu kommen. Um in die Gespräche hineinzufinden, forderten sie ihre Interviewteil­ nehmerInnen auf, Fotos von jenen Plätzen und Orten zu machen, die ihnen besonders wichtig erscheinen. Was soll bleiben? Was soll verändert werden? Diese Fragen gaben die beiden Wissenschaftler ihren InterviewteilnehmerInnen mit auf den Weg. Übergeordnetes Ziel des Projekts war es, Gemeinsamkeiten zu finden, Unterschiede anzumerken und sie in Hinblick auf eine sozial verträgliche Tourismusstrategie zu überwinden. Als Basis dafür stellt DANUrB das eigene, gelernte Verständnis von Kultur­erbe und lokaler Verankerung in den Vordergrund. interreg-danube.eu/danurb

Sturovo, SloWakei

»Eigentlich bin ich für den Naturschutz; davon haben wir alle etwas. Der Schutz des Großen Kormorans geht meiner Meinung nach aber etwas zu weit. Die Bestände haben sich nicht nur erholt, sondern in einem Maße zugenommen, dass die Fischbestände gefährdet sind. Wir merken das vor allem in den Nebenflüssen. Der Große Kormoran ist ein ausgefuchster Jäger – bis zu 40 Meter tief kann er tauchen. Faszinierend, oder?« – Branoslaw

Novi Sad, Serbien

»Noch im Sozialismus haben sich einige hier schwimmende Ferienhäuser gebaut. Obwohl die meisten dieser schwimmenden Häuser einst illegal gebaut wurden und Eigentum verpönt war, sind die meisten der noch intakten schwimmenden Häuser heute in Privatbesitz. Einige werden von den BesitzerInnen selbst genutzt, andere als Ferienhäuser vermietet. Oder als Bar für die AnglerInnen und SchwimmerInnen, die hier in den Morgen- und Abendstunden vorbeiziehen.« – Milica


Sturovo, SloWakei

»In unserer Fischereischule gibt es junge und ältere SchülerInnen. Erst nach vier Jahren ist man für das abschließende Examen bereit – dafür kennt man dann aber jeden Fisch, der in der Donau schwimmt. Ein Teil der Prüfung ist theoretisch, der zweite ist praktisch. Unsere SchülerInnen lernen nicht nur das Angeln, sondern auch Fischzucht. Dabei arbeiten wir mit anderen Einrichtungen zusammen. Sie betreuen Warm- und Kaltwasserfische und schützen unsere Umwelt.« – Piotr

Vidin, Bulgarien

»Manchmal sitze ich hier und schaue über die Donau nach Rumänien. Ich war in Craiova und Calafat; beide Städte sind wunderschön. Und die Leute sind sehr gut dort, die streben wirklich nach vorne. Vor allem gehe ich mit meiner Tochter gerne nach Craiova – zum Einkaufen. Klamotten kaufen wir dort; und Schuhe. Ich bin so begeistert davon, dass ich nun dem rumänisch-bulgarischen Zentrum hier beigetreten bin. Dort lernen meine Tochter und ich die Kultur und Sprache kennen. Bald wird sie auch zum Studium nach Rumänien gehen. Durch die Brücke ist alles einfacher geworden.« – Prolet

Backa Palanka, Serbien

»Ein großes Unternehmen hier in der Region war einst Eigentümer von unserem Resort. Für seine Kunden und auch für seine Mitarbeiter aus dem ganzen Land wollte man hier ein Erholungszentrum bauen: Sport stand im Vordergrund. Nach dem Krieg wurde das Grundstück verkauft und auch das Unternehmen ist heute nicht mehr in der Hand der ehemaligen Besitzer. Mein Bruder und ich dachten uns: Hey, lass uns das versuchen. Bisher sind die Nächtigungsraten ganz gut – wir haben viele Hochzeiten bei uns. Dafür geben die Leute hier sehr viel Geld aus.« – Marina

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LER NE N VO N EU RO PA : Eine Stadt nach de m Kohlezeitalt er

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Fern von Romantik

text Jonas Vogt

Das Ruhrgebiet ist ein Extrembeispiel für den Strukturwandel: Mitte der 50er-Jahre arbeiteten dort knapp 470.000 Menschen in der Kohleförderung, fast noch einmal so viele in der Schwerindustrie. Heute arbeiten in ganz Deutschland noch knapp 20.000 Menschen in der Kohleförderung. Braunkohle wird in Deutschland aktuell noch in drei (nach mancher Zählung auch vier) Revieren abgebaut: im Rheinischen, im Lausitzer und im Mitteldeutschen Revier. Das Rheinische Revier ist das mit Abstand bedeutendste.

A

uf den ersten Blick ist Eschweiler eine mittelgroße Stadt, wie sie es in Deutschland unzählige Male gibt. 55.000 EinwohnerInnen, viel Industriegeschichte, Stadtteile voller Einfamilienhäuser und eine Handvoll kleinerer Burgen. Und doch besuchen mittlerweile internationale Delegationen die Stadt. Denn sie hat vielen anderen Kommunen etwas voraus: Eschweiler hat einen Plan. Die Stadt, 15 Kilometer östlich von Aachen gelegen, gewann 2019 den Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie »mittelgroße Stadt«. Und Eschweiler ist vor allem ein Beispiel dafür, wie umfassend der Nachhaltigkeitsbegriff ist, wenn man ihn ernst nimmt. Spricht man über Nordrhein-Westfalen, Deutschlands bevölkerungsreichstes Bundesland, fällt schnell der Begriff »Strukturwandel«. Ein großes Wort, und seine Bedeutung ist in der öffentlichen Wahrnehmung ein wenig verzerrt. Es lässt Assoziationen an das Ruhrgebiet aufsteigen, an rauchende Schornsteine und Männer, die mit schwarz verschmierten Gesichtern aus dem Schacht steigen. Und tatsächlich ist die Metropolregion im nördlichen Nordrhein-Westfalen ein Extrembeispiel. Das heißt aber nicht, dass sich Nordrhein-Westfa-

len nicht an vielen anderen Stellen zwangsläufig verändert, wenn auch etwas leiser und weniger beachtet. Eschweiler liegt in den weiten, flachen Landschaften des westlichen Rheinlands. Die Wiege des rheinischen Bergbaus liegt hier. Noch ist es das Land der Braunkohle, die mit riesigen Schaufelradbaggern im Tagebau abgebaut wird, die Landschaften verändert und für immer prägt. Eschweiler stelle sich den Herausforderungen des Strukturwandels besonders erfolgreich, hieß es in der Begründung der Jury für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis. Deutschland wird bis 2038 aus der Kohle aussteigen und damit viele kleine bis mittlere Städte dazu zwingen, sich wirtschaftlich auf neue Beine zu stellen. So wie eben Eschweiler, das in direkter Nähe zum Tagebau Inden und dem Kraftwerk Weisweiler liegt. 2030 soll Inden »ausgekohlt« werden, wie es in der Fachsprache heißt. Damit verschwinden der Tagebau, das Kraftwerk – mit ihnen 1000 Arbeitsplätze.

Die Krise als Chance Die Stadt beschloss, aus der Not eine Tugend zu machen, und erarbeitete eine langfristi-

Bilder  Istock.co m/Kruwt, Istock.co m/lu s hi k

Der Begriff »Nachhaltigkeit« umfasst sehr viel mehr als Umweltthemen, wenn man ihn ernst nimmt. Die Stadt Eschweiler hat das verstanden.


Rheinisches Braunkohlerevier

Blüten für die Bienen!

Lausitzer Braunkohlerevier

© Otto Hahn, hahn-film.de

Mitteldeutsches Braunkohlerevier

Wildbienen brauchen unsere Hilfe – jetzt Fördermitglied werden: l.duh.de/foerdern Ja, ich interessiere mich für die Arbeit der Deutschen Umwelthilfe. Bitte informieren Sie mich kostenlos:

per E-Mail: mit dem regelmäßigen Newsletter. Diese Einwilligung kann ich jederzeit für die Zukunft unter info@duh.de widerrufen. per Post: mit dem vierteljährlichen Umweltmagazin DUHwelt sowie aktuellen Sonderthemen. Vor- und Zuname

geb. am

PLZ, Wohnort

Straße

AZ 2019 biorama 2

ge Strategie. Ursprünglich sollte das Projekt »Eschweiler 2030« heißen – eben in Anspielung auf das Schließungsdatum des Tagebaus. Der Name verschwand, die langfristigen Überlegungen nicht. Im Juni 2018 legte Eschweiler nach zweieinhalbjährigen Beratungen seine Nachhaltigkeitsstrategie vor, die sich an den 17 »Sustainable Development Goals« der Vereinten Nationen orientiert. Beim Begriff »Nachhaltigkeit« denken Menschen vor allem an Umweltthemen. Nachhaltigkeit ist aber ein allumfassender Denkansatz, der jeden Teil des Handelns beeinflusst. »Nachhaltiges, kommunales Handeln muss sozial und ökonomisch sein und die Umwelt schützen, sowohl in Eschweiler als auch in den Ländern des Globalen Südens«, heißt es in der Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt. Das heißt aber eben auch: viele komplizierte Ziele, die sich teilweise widersprechen. Nicht alles, was langfristig gut für die Umwelt ist, ist kurzfristig sozial. Weshalb eine Nachhaltigkeitsstrategie eben breit angelegt sein muss. In Eschweiler – aber auch anderswo – erfolgt das durch ein Stufensystem. Zum Beispiel: Ein strategisches Ziel (»Im Jahr 2030 ist Eschweiler für Beschäftigte und nachhaltige, innovative

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Telefon für Rückfragen

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Datenschutz ist uns wichtig: Die Deutsche Umwelthilfe e.V. verarbeitet Ihre in dem Bestellformular angegebenen Daten gem. Art. 6 (1) a) und b) DSGVO für die Zusendung der gewünschten Informationen. Die Nutzung Ihrer Adressdaten und ggf. Ihrer Interessen für postalische, werbliche Zwecke erfolgt gem. Art. 6 (1) f) DSGVO. Einer zukünftigen, werblichen Nutzung Ihrer Daten können Sie jederzeit widersprechen. Weitere Infos zum Datenschutz: www.duh.de/datenschutz

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umwelthilfe

umwelthilfe

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LER NE N VO N EU RO PA : Eine Stadt nach de m Kohlezeitalt er

Die »mittelgroße Stadt« liegt in Deutschland, hat zwischen 20.000 und 99.999 EinwohnerInnen. Darunter ist es eine Klein-, darüber eine Großstadt. In Deutschland gibt es 619 Mittelstädte, ein Drittel davon liegt in Nordrhein-Westfalen. Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis 2019 ging neben Eschweiler (Kategorie »mittelgroße Stadt«) an Münster (Kategorie »Großstadt«) und Saerbeck (Kategorie »Kleinstadt«). Alle Preisträ­gerInnen­ kommunen liegen damit in Nordrhein-Westfalen.

Eine bis heute große Herausforderung in Wirtschaftsunternehmen weiterhin ein attrakEschweiler sei das relativ geringe Durchtiver Standort«) wird in mehrere operative Zieschnittseinkommen der Bevölkerung, sagt le (»Im Jahr 2030 ist das ›Industriedrehkreuz Schuster, die Bedrohung durch den StrukturWeisweiler‹ mit rund 200 Hektar Gewerbewandel sei daher natürlich umso größer. »Jeund Industriefläche (…) entwickelt«) unterteilt doch wurde in Eschweiler Nachhaltigkeit von und dann mit Maßnahmen unterfüttert. Die operativen Ziele reichen von einer Leerstandsquote unter 5 Prozent über Bür­gerInnenbeteiligung bei Gute Nachhaltigkeits­strategien allen Planungsprozessen bis hin bieten Menschen nicht nur zu kleinteiligen Umweltanliegen abstrakten Nutzen in ferner (»5 Prozent der Eschweiler Bür­ gerInnen engagieren sich im Jahr Zukunft, sondern machen ihr 2025 in einem Projekt für soliLeben ganz konkret besser. darische, ökologische Landwirtschaft«). Nachhaltigkeit heißt in Eschweiler genauso, 30 Prozent mehr Arbeitsplätze zu schaffen, wie die Hälfden entscheidenden AkteurInnen, allen vorte des Verkehrsaufkommens CO2-neutral zu an vom Bürgermeister Rudi Bertram, nicht als eine zusätzliche Bürde, sondern als ein Lögestalten. sungsweg erkannt.« Für die Umsetzung nachAn manchen Punkten bleibt Eschweilers haltiger Veränderungen sei die UnterstütNachhaltigkeitsstrategie ein wenig vage (»Es zung der Verwaltungsspitze von entscheidenwird geprüft, welche …«), und stellenweise der Bedeutung, sagt Schuster. Insbesondere in müssen die Maßnahmen auch erst noch entwikleinen und mittelgroßen Städten werde das ckelt werden. Dafür sind die Vorgaben an anNachhaltigkeitsengagement wohl vielfach daderen Stellen sehr klar: 2022 sollen städtische von abhängen, ob es Unterstützung von oben Gebäude vollständig mit erneuerbarer Energibt oder nicht. gie versorgt werden. Im aktuell Die Stadt Eschweiler verfolgt das Ziel Nachim Bau befindlichen Wohngebiet haltigkeit weder aus romantischen Gründen »Neue Höfe Dürwiß« sollen die noch zum Selbstzweck. Bürgermeister Bertram CO2-Emissionen gegenüber dem betont immer wieder, dass er keine Wohlfühlherkömmlichen Siedlungsbau um politik betreibe: Es gehe darum, langfristig den die Hälfte reduziert werden, zum sozialen Frieden zu erhalten. Und das ist vielBeispiel durch wiederverwerteleicht noch ein weiterer Aspekt, den Eschweiten Beton. Diese Art des Wohnler zeigt: Gute Nachhaltigkeitsstrategien bieten baus ist ein Prestigeprojekt, dem Menschen nicht nur abstrakten Nutzen in ferEschweiler den Namen »Faktor ner Zukunft, sondern machen ihr Leben ganz X«-Strategie gegeben hat. Diese konkret besser. Gerade manche notwendige Strategie soll für alle NeubaugeUmweltschutzmaßnahmen seien in der Bevölbiete gelten. kerung und der Wirtschaft nicht gerade beliebt, Unterstützung von oben sagt Schuster. »Umso mehr sehe ich Kommunen in der Verantwortung, Nachhaltigkeit den Und noch etwas hat Eschweiler, Menschen als etwas Positives zu vermitteln.« das die Stadt – zumindest für dieEben Investitionen in Bildungsangebote oder se Größe – besonders macht: Seit Herbst 2018 in frühkindliche Betreuung, die Bereitstellung schaut Jan Schuster als »Koordinator für komerschwinglichen Wohnraums oder aber auch munale Entwicklungspolitik« darauf, wie es Projekte zur Erhöhung der Attraktivität von um die Umsetzung der Ziele steht. Schuster ist Stadtteilen durch Grünflächen. Auch das sei Geograf, und redet man mit ihm über seine AufNachhaltigkeit. gaben, ist er durchaus Realist.

Bilder  Deu tsche r Nachha ltig kei ts prei s/Ralf Rahmeier

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Frohe Ostern!

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LER NE N VO N EU RO PA : Dä ne m ar k

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Glücklich wie tanzende Kühe

Nirgendwo in Europa sind die Menschen glücklicher als in Dänemark. Was das mit dem gemeinsamen Zelebrieren des »Tags der tanzenden Kuh« zu tun haben könnte, erklärt die britische Journalistin Helen Russell.

H

appy? Auf einer Skala von zehn?« Niemand, der Helen Russell in ihrem ersten Jahr in Dänemark über den Weg lief, blieb von dieser Frage verschont. An der Seite ihres Mannes wagte die Londoner Lifestylejournalistin den Sprung übers Meer – in die dänische Provinz. Was die gestresste Großstädterin, deren Job es stets gewesen war, die Glücksversprechungen des hedonistischen Konsums auf Hochglanzseiten abzufeiern, an Dänemark besonders reizte: Es galt – und gilt – als das glücklichste aller europäischen Länder. Sechs Jahre später hat sie dort einen fünfjährigen Sohn, zwei einjährige Zwillinge und eine gesunde Work-Life-Balance gefunden. Ihre Glücksbücher sind globale Bestseller.

»

biorama: Ich muss diese Frage einfach stel-

HELEN RUSSELL berichtet für britische Medien wie »The Tele­graph«, »The Observer« und »The Independent« aus ihrer Wahlheimat Dänemark, wo die vormals gestresste Londonerin beruflich wie privat ihr Glück fand.

len. Auf einer Skala von eins bis zehn: Wie glücklich sind Sie gerade? Helen Russell: Es war ein langer Winter und ich habe sehr kleine Kinder, die nicht so viel Schlaf zulassen, wie ich gerne hätte, deshalb würde ich sagen, dass ich aktuell bei acht stehe. Wenn wir von den DänInnen lernen wollen: Was wären die allerersten Schritte auf dem Weg zum Glück? Wir müssen, glaube ich, verstehen, dass das etwas Zeit und auch einige Anstrengungen braucht – und dass Glücklichsein nicht bedeu-

tet, dass wir an jedem einzelnen Tag euphorisch die Hände gen Himmel reißen. Es geht darum, ein gutes Leben zu führen und darauf zu achten, dass es eine Balance zwischen lohnender Arbeit, Aufregendem und Zeit für Familie und FreundInnen braucht. Sie haben Großbritannien und Dänemark im Vergleich: Welche Auswirkungen hat es auf unser Glück, wenn wir in einem Wohlfahrtsstaat wie Dänemark leben? In einem Wohlfahrtsstaat zu leben bedeutet, dass – zumindest in der Theorie – alle versorgt sind. Deshalb ist das Level des Vertrauens höher, weil du dir nicht dauernd Sorgen machen musst, dass dir deine NachbarInnen etwas stehlen, um selbst etwas zu essen auf den Tisch zu bekommen, einfach weil die Grundbedürfnisse aller zum größten Teil vom Staat abgedeckt werden. Das bedeutet, dass du mit deutlich weniger Angst leben kannst und den Kopf frei hast, glücklich zu sein. Der südafrikanische Begriff Ubuntu beschreibt ein Glückskonzept, das sich grob mit »I am because you are« zusammenfassen lässt – dass ich nicht glücklich sein kann, wenn irgendjemand rund um mich unglücklich ist. Ein Wohlfahrtsstaat ist wohl ein Schritt in diese Richtung – darin kümmern wir uns um unsere gemeinsame Humanität. Alle tragen etwas bei und du lernst etwas besser teilen.

Bilder  Istock.co m/ge rard kou denbu rg , si mo n me yer

interview Thomas Weber


Auch Selbstdisziplin dürfte ein Schlüssel zum Glück sein, zumindest wenn wir es schaffen, abends keine beruflichen Mails mehr zu checken. Macht uns Digital Detox glücklicher? Bis zu einem gewissen Grad, ja. Eine Studie des dänischen Happiness Research Institute hat herausgefunden, dass typische Facebook-UserInnen während eines einwöchentlichen Sabbaticals von der Website um 55% weniger gestresst waren. Wir wurden einfach nicht für Social Media oder einen 24-stündigen Nachrichtenstrom geschaffen. Aufs Erste scheint es etwas absurd, wie Sie in Ihrem Buch beschreiben, dass das gemeinsame Feiern des »Tags der tanzenden Kuh« einen positiven Einfluss auf das Glück der DänInnen haben könnte. Nun ja, der »Tag der tanzenden Kuh« ist nicht weniger als ein Abfeiern der einfachen Freuden des Lebens: Es bringt Leute zusammen, draußen, man erfreut sich bewusst an der Natur und verbringt gemeinsam Zeit. Außerdem schauen wir Kühen dabei zu – also Wesen, die sich eigentlich eher gleichmütig durch die Landschaft bewegen –, wie sie aus purer, animalistischer Freude und Aufregung außer sich sind, wenn sie nach einem langen Winter das erste Mal auf die Weide dürfen und im Grünen herumtollen. Das ist witzig anzusehen, altmodisch und basic, aber es ist eine Wonne, das miterleben zu dürfen. Und wie gesagt: Alle feiern gemeinsam – und es ist erwiesen, dass Gemeindeveranstaltungen die Menschen glücklicher machen und die Bindung innerhalb der versammelten Gruppe stärken. Wenn ich Ihr Buch richtig verstanden habe, dann dürften es vor allem gemeinsame Rituale und ein eher fixer Terminplan im eigenen Freizeitverhalten sein, welche die Menschen in Dänemark so besonders glücklich machen. Absolut. Was in Dänemark so ganz anders ist als in Großbritannien, ist das gemeinsame Ausüben von Sport, das sind die gemeinsamen Gruppenaktivitäten – in Vereinen oder Verbänden. Es gibt 80.000 davon in Dänemark und jeder ist im Durchschnitt in 2,8 davon Mitglied. Das hält einen aktiv, schafft Geborgenheit und Zusammenhalt. Studien belegen, dass du eher an einer Sache dranbleibst, wenn du es mit anderen Menschen teilst – einfach weil es so mehr Spaß macht und du Gleichgesinnte

oder andere Teammitglieder nicht »im Stich lassen« möchtest. Außerdem stiftet das Sinn. Dem australischen Happiness Institute zufolge verbessert es unsere Lebensqualität, ein Hobby zu haben. Und uns herauszufordern oder etwas Neues auszuprobieren schafft neue neuronale Verbindungen im Gehirn. Auch an der San Francisco State University wurde gezeigt, dass es uns glücklicher macht, wenn wir uns neue Fertigkeiten aneignen. Haben diese Erkenntnisse und die professionelle Beschäftigung mit Glück Ihre eigenen Hobbys verändert? Haben Sie sich neue gesucht? Es macht uns glücklicher, kreativer, energetischer, fokussierter, weniger gestresst und sogar weniger anfällig für Depressionen, wenn wir das ganze Jahr über Zeit in der Natur verbringen; auch das haben Studien gezeigt. Ich habe mich also wirklich um Hobbys bemüht, bei deren Ausübung ich draußen bin, unabhängig vom Wetter. Im Zuge meiner Recherche habe ich unter anderem Radfahren, Laufen, Yoga und – vielleicht zu ehrgeizig – Kochen für Fortgeschrittene ausprobiert. Ich bin einem Chor beigetreten, was ich wirklich geliebt habe, auch wenn ich wirklich keine Ahnung hatte, was genau ich da auf Dänisch gesungen habe. Dieser Prozess hat mir einige erstaunliche neue Bekanntschaften beschert und einen Crashkurs in dänischer Kultur. Die Hobbys, bei denen ich geblieben bin, sind experimenteller Tanz, weil das gut ist, mich aus meiner Komfortzone zu stoßen, und ich mich da als Teil einer Community fühle, und Standup Paddle Boarding – das ist eine großartige Möglichkeit, Zeit in der Natur zu verbringen, und außerdem tragen die negativen Ionen des Wassers nachweislich zu unserem Wohlbefinden und unserer Gesundheit bei. Ich gehe auch sehr viel, jeden Tag. Apropos Gehen, meine letzte Frage: Werden die BritInnen glücklicher sein, wenn sie die EU verlassen haben? Leider nein, das bezweifle ich – obwohl es Großbritannien im »World Happiness Report« der Vereinten Nationen 2019 vom 19. hinauf auf den 15. Platz geschafft hat. Dass wir die EU verlassen, stimmt mich wirklich traurig. Ich fühle mich definitiv als Teil Europas und war immer stolz darauf, Teil der EU gewesen zu sein.

»Dancing Cow Day« Bekannt auch als »Organic Cow Day«, hat es der Tag, an dem die Bio­kühe nach dem Winter im April das erste Mal auf die Weide dürfen, zu großer Popularität geschafft. Bis zu 250.000 Menschen besuchen Events in ganz Dänemark und feiern dabei den Frühlingsbeginn. Welche Freude es macht, den tollkühnen Rindviechern zuzusehen, zeigen zahllose Youtube-Videos.

»Hygg Hygg Hurra! Glücklich wie die Dänen« von Helen Russell ist als Taschenbuch im S. Fischer Verlag erschienen, übersetzt von Andrea Kunstmann.

»Atlas of Happiness: The Global Secrets of How to Be Happy« 2018 von Hodder & Stoughton veröffentlicht, erscheint Ende 2019 ins Deutsche übersetzt im Kindler Verlag.

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LER NE N VO N EU RO PA : GRIECHE N LA N D

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Die kleinen Seelen der Ägäis Atherinas sind kaum größer als ein kleiner Finger. Sie leben in großen Schwärmen und ihre Bestände gelten, im Vergleich zu manchen Artgenossen, als stabil. Kleine Fischereien in Griechenland werfen ihre Netze nach ihnen aus und sind damit ökologisches Vorbild für eine ganze Industrie.


text und bild Jürgen Schmücking

A

cht ägyptische Fischer, die ihr Handwerk beherrschen. Ein griechischer Kapitän, der seit 35 Jahren zur See fährt und die Ägäis praktisch im Blut hat. Ein alter Kutter, der genauso heißt wie das Dorf, in dem sein Hafen liegt: Agios Georgios. Eine Nacht außerhalb der Komfortzone und mit erstaunlichen Erkenntnissen. Über Europa, die Fischerei und über das Fischen am unteren Ende der Nahrungskette. Am frühen Abend, kurz vor Sonnenuntergang, kehrt Ruhe ein, am Steg von Agios Georgios. Die Ausflugsboote der TouristInnen sind längst im Hafen, die TouristInnen, viele sind es hier ohnehin nicht, verteilen sich auf die Handvoll Tavernen im Dorf. Am Steg sitzen ein paar Männer und flicken Netze. Sie warten auf ihren Kapitän. Auf »Käpt’n Lambros« und auf die Nacht. Und sie hoffen auf guten Fang. Etwa zwölf Stunden werden sie im Meer zwischen der Insel Evia und dem griechischen Festland kreuzen und ihre Netze einholen. Die Art, wie sie fischen, ist jahrhundertealtes Handwerk. Was sie fangen, ist nicht mehr das Gleiche wie noch vor zehn Jahren. Die Menge der gefangenen Fische wird ebenso kleiner wie die Fische selbst. Kleine Ährenfische und Bastardmakrelen. Der Großteil des Fangs wird aus diesen beiden Fischarten bestehen. Was sonst noch im Netz landet, wird man sehen. Außerhalb Griechenlands (und Teilen der Türkei) haben es kleine Fische wie die Atherinas, die Kleinen Ährenfische, nicht einfach. Der Markt will große, feste und vor allem grätenfreie Filets. »Nose to tail« beim Fisch ist im Mainstream noch nicht angekommen. Dabei wäre es ökologisch viel sinnvoller, vermehrt kleine Fische auf die Speisekarte zu setzen. Einfach weil sie kürzere Reproduktionszyklen haben und sich daher schneller erholen als Kabeljau, Thun oder Seeteufel. Von der geschmacklichen Horizonterweiterung dieser im Ganzen frittierten Winzlinge ganz zu schweigen.

Exkurs: Am Grund der Bürokratie Lambros Paugeros‘ Fischgründe liegen in der Ägäis. Genauer gesagt im nördlichen Golf von Evia. In der Sprache der Bürokraten und Diplomaten gehört das zum fao-Fanggebiet 37. Untergebiet 3 (Östliches Mittelmeer), Bereich 37.3.1 (Ägäis). In diesem Bereich gelten die beiden Fischarten, die Lambros‘ Fang noch vor

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Ägäis Das Ägäische Meer, benannt nach Aigeus, dem sagenumwobenen König Athens, ist der nordöstliche Teil des Mittelmeers zwischen Griechenland und der Türkei. Von den Ägäischen Inseln – bekannt sind vor allem Kreta, Lesbos und Euböa – gingen im Altertum viele kulturelle Entwicklungen aus.


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IN WIEN DAHEIM – IN EUROPA ZUHAUSE

„Was das Institut für den Donauraum und Mitteleuropa (IDM) auszeichnet, ist der besondere Blick auf den Donauraum – mit all seinen Widersprüchen, seiner Vielfalt und seinen Herausforderungen. Mit unserer Expertise zu Mittelund Südosteuropa setzen wir uns für ein vereintes Europa auf Augenhöhe ein. Dafür steht das IDM seit 1953.“ Vizekanzler a.D. Dr. Erhard Busek, Vorsitzender des IDM

Wo setzt das IDM seine Schwerpunkte? > Der Donauraum im Fokus > Die Zukunft der Europäischen Union > Beziehungen zur Nachbarschaft der Europäischen Union > Soziale Herausforderungen in Mittel- und Südosteuropa Was macht das IDM? > Wir bieten regionale Expertise.

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Foto: Johannes Ortner /flickr.com (CC BY-NC 2.0)

> Wir forschen und kooperieren – grenzübergreifend und interdisziplinär.

LERNEN VON EUROPA: GRIECHENLAND

einem Jahrzehnt dominiert haben, als überfischt und gefährdet: Sardellen und Sardinen. Der Fischer spürt den Rückgang deutlich. Die fao spricht von massiven Bestandsreduktionen (teilweise um mehr als 50 %). Vor allem durch pelagische Schleppnetze, die es durch ihre Größe und Struktur auf Schwarmfische abgesehen haben. Sowohl für Sardinen als auch für Sardellen gibt es daher Fangquoten, um sicherzustellen, dass sich die Bestände erholen können. Mit durchwachsenem Erfolg. 2017 hat die EU eine von der Kommission in Auftrag gegebene Studie präsentiert, der zufolge 93 % der mediterranen Bestände als überfischt gelten. Lambros kennt diese Studie nicht. Er sieht nur, dass ihm keine Sardellen und Sardinen mehr ins Netz gehen. Um etwa acht Uhr werden die Taue gelöst. Die Netze sind am Boot verstaut, die Akkus der Signalbojen aufgeladen, die Beiboote festgezurrt. Alles ist an seinem Platz. Lambros Paugeros, der Käpt’n, beobachtet das Treiben an Bord und schenkt sich die dritte Tasse Kaffee aus seiner Thermoskanne ein. Plötzlich wird es hektisch. In der Mitte des Bootes wird Platz gemacht. Ein paar Kisten werden zusammengestellt, eine Holzplatte daraufgelegt. Weitere Kisten als Sitzgelegenheiten rund um den provisorischen Tisch gestellt, dann kommt die Pfanne. Frisch gegrillter Fisch. Kleine Makrelen, ein paar Sardellen, ein paar, von denen keiner wusste, wie sie heißen. Eine Schüssel Couscous und Tomaten. Für den Couscous gibt es einen Löffel, die Fische werden mit der Hand gegessen.


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Routinierte Teamarbeit, bei der jeder Handgriff sitzt: das Einholen der Netze.

Dann beginnt die Arbeit der Fischer. An bestimmten Koordinaten werden Netze ausgelegt und mit Signalbojen markiert. Früher wurde dafür eine gasbetriebene Flamme verwendet. Heute leuchten hundert kleine leds mit einer Strahlkraft, dass man die Bojen auch vom Festland aus sehen könnte. Lambros braucht das nicht. Er findet seine Bojen. Auch ohne dass sie leuchten wie ein Weihnachtsbaum. Kurz vor Mitternacht werden die ersten Stellnetze vom Vortag eingeholt. Der Fang. Ein Beiboot holt dabei die Netz-Enden von der Boje ins Boot, dann übernehmen die schnellen Seilwinden. Erst ganz zum Schluss stellen sich die Fischer in einer Reihe an der Bordwand auf und ziehen den Rest des Fangs an Bord. Davor zieht ein kleiner Lastenkran das gefüllte Netz über die Reling und entleert das Netz über einem Auffangbehälter. Es ist ein bizarrer, lebendiger Anblick, wenn Tausende von Kleinen Ährenfischen, keiner größer als ein kleiner Finger, über das Deck gehievt werden. Ein silbern glänzender Klumpen mit klitzekleinen zappelnden Fischen. Das Wasser im Auffangtank brodelt, und der Schiffsboden ist übersät mit Quallen und kleinen Fischen. Nach einer knappen halben Stunde ist alles vorbei. Die Netze sind leer, das Wasser in den Tanks wird abgelassen, die

Fische werden sortiert, verpackt und auf Eis gelegt. Im Laufe der nächsten Stunden wird sich das noch ein oder zwei Mal wiederholen. Dann, um etwa drei Uhr morgens, kehrt auch an Bord der Agios Georgios etwas Ruhe ein. Die Seemänner ruhen sich in der Kajüte aus, einer sitzt am Bug und schaut in den Himmel, andere versuchen, auf den klammfeuchten Netzen am Heck ein wenig Schlaf zu finden. Um halb vier liegt ganz zart süßlicher Marihuana-Duft in der Luft. Gegen sieben Uhr läuft die Agios Georgios im gleichnamigen Hafen ein. Der Kutter wird vertäut, die Ladung gelöscht. Lambros schnappt sich einen Sack mit etwas größeren Fischen und schlendert nach Hause. Das Team aus Ägypten macht das Boot klar.

Käpt’n Lambros hat genug Ein paar Tage später treffe ich Lambros noch einmal. In einem kαφενείο, einem Kaffeehaus, in dem sich die älteren Herren des Dorfes auf einen eleniko, einen griechischen Mokka, treffen und Τάβλι, also Backgammon spielen. Wir sprechen über den Fang in dieser Nacht (wirklich zufrieden ist Lambros damit nicht), über die Fangmethoden (die sich – zumindest seit er selbst hinausfährt – nicht geändert ha-

Atherina boyeri (Kleiner Ährenfisch) Mit maximal zehn Zentimetern Körperlänge ist der schlanke Schwarmfisch weit verbreitet. Im östlichen Atlantik findet man ihn ebenso wie im Mittelmeer, im Schwarzen Meer, im Kaspischen Meer sowie mancherorts auch in der Nordsee. Gegessen wird er vor allem im Ganzen frittiert.


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LER NE N VO N EU RO PA : GRIECHE N LA N D

28 Teil in seinen Netzen landen, gehören in Griechenland zu den Klassikern der hellenischen Küche. Die Zubereitung ist einfach. Sie werden einfach im Ganzen frittiert und in einer Schüssel mit einer halben Zitrone serviert. Außerordentlich einfach, und trotzdem gibt es kaum ein Gericht, das stärker mit dem Meer verbunden wäre als ein Teller Atherinas. Atherina boyeri, so der wissenschaftliche Name der Kleinen Ährenfische, werden in Griechenland entweder über »beach seines«, das sind Wadennetze, die vom Land aus eingeholt werden, gefangen oder mit Stellnetzen, wie Lambros und seine Crew sie verwenden. Der Beifang hängt dabei stark vom restlichen Fischbestand des Gebiets ab. Im Fall unserer gemeinsamen Nacht auf See war er praktisch null. Die Fischereiprofis vom wwf sehen das ähnlich und stellen dem kleinen Schwarmfisch ein – ökologisches – Unbedenklichkeitszeugnis aus: »Die Art ist kurzlebig und widerstandsfähig gegenüber Fischerei, da sie sich schnell reproduziert und daher schnell wieder erholen kann. Es werden wie gesagt oft Stellnetze (Kiemennetze) eingesetzt, die moderate Beifänge und RückwürDie Fische, die hier durch die Luft wirbeln, sind die letzten, die ins Netz gingen.

ben), über die Fischbestände (er meint, dass seit 2008 alles weniger und die Fische kleiner werden) und über seine Crew. Es sind Ägypter, sagt er. Sie haben das Meer und das Fischen im Blut. Sie sind gut in ihrem Job. Womit eigentlich alles gesagt ist. Wer arbeitet nicht gerne mit Profis. Die Fische aus Lambros‘ Fang werden auf den Märkten auf Evia und in die ansässigen Tavernen verkauft. Der Gewinn reicht, um der Crew einen fairen Lohn zu zahlen, die Familie zu versorgen (Lambros ist verheiratet und hat zwei Töchter) und um das Boot in Schuss zu halten. Mehr will er auch nicht. Lambros wirkt tiefenentspannt und grundzufrieden mit sich und seinem Leben. Die industriellen Fangschiffe mit ihren Schürfnetzen, die Treibnetze im Pazifik oder die Grundschleppnetze, die sich durch den Atlantikboden pflügen und dort keinen Stein auf dem anderen lassen, gehören nicht zu seiner Welt. Die Kleinen Ährenfische, die zum großen


fe aufweisen und keine gefährdeten Arten betreffen (also zum Beispiel Robben, Schildkröten, Haie oder Ähnliches). Ebenso werden langfristige Auswirkungen auf das Ökosystem sowie Lebensraumeffekte als unwahrscheinlich angesehen«, meint Axel Hein, der Fisch­ experte des wwf Österreich. Kurz zusammengefasst: Was Lambros und seine maghrebinischen Matrosen aus dem Meer holen, ist nachhaltig. Auch wenn die Männer das Wort so nie verwenden würden. Es ist auch essenzieller Teil europäischer, mediterraner Kultur. Allein die Art, wie die Fischer ihre Netze flicken, ist ein Handwerk, das weit in die Geschichte des Mittelmeers und seiner Menschen zurückreicht. Fangquoten und andere Regulative sind wichtig, keine Frage. »Das Meer braucht eine Pause« lautet der Untertitel einer österreichischen TV-Serie über die Vorzüge regionalen Fischkonsums. Damit trifft sie den Nagel auf den Kopf. Die Fischbestände müssen die Chance haben, sich zu erholen. Aber würden mehr Fischer so handeln wie Lambros Paugeros aus Agios Georgios, müssten die Pausen nicht so lange sein.

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E r l eNE  LER nd N Lo VOrNem EUip ROsu PAm: P ol en

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Blühendes Polen Mit Know-how aus NachbarInnenländern hat die polnische Meadow Foundation bisher über 200 Flächen mit Wildblumenwiesen begrünt – gegen Smog, für mehr Biodiversität und ein besseres Stadtklima.

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ie Meadow Foundation ist eine Non-Profit-Organisation, mit einem Social Business im Kern: Sie verkauft Saatgutmischungen online und direkt an Firmen, bietet Workshops an, pflanzt die Wiesen aber auch selbst. Das Telefon-Interview mit biorama führt Gründer Maciej Podyma vom Traktor aus. BIORAMA: Sie sagen, Sie erfinden Wild-

Maciej Podyma Der Biologe Maciej Podyma ist Gründer der 2014 entstandenen Meadow Foundation und Vater zweier Kinder.

blumenwiesen neu – ist das notwendig? Maciej Podyma: Ja, wir bringen sie nämlich in die Städte und ermöglichen so auch StadtbewohnerInnen, etwas zur Biodiversität beizutragen. Außerdem nützen wir Technologie, um zu zeigen, wie die Menschheit Blumenwiesen dort auf eine neue Art nützen kann: gegen Smog und um das Stadtklima auszugleichen und als Lebensraum für unverzichtbare Tiere. Es gibt so viele verschiedene Zwecke. Sie sagen, Sie »befähigen« BürgerInnen, ihr Leben, ihr Zuhause und ihre Stadt zu entgiften. Wie machen Sie das? Wenn man eine Idee hat, braucht man zur Umsetzung immer noch das passende Werkzeug. Wir bieten einen Einstiegsguide für Individuen, für ngos oder Kommunen an. In einem nächsten Schritt bieten wir auf unserer Website auch eine Schablone für Finanzierungsansuchen an. Was konnte bisher umgesetzt werden? Wir haben auf diese Weise in Polen schon 50

bis 60 Wildblumenwiesen im Entstehen unterstützt. Über 150 haben wir gleichzeitig während der vergangenen vier Jahre selbst angelegt. Unsere Entwicklungsphase ist damit nun in einem ersten Schritt abgeschlossen und wir wachsen schnell. Auf welcher Datenbasis arbeitet die Meadow Foundation? Beispielsweise nützen wir Satelliten, um uns bei der Planung zu helfen. Und zwar einfach Open-Source-Daten der Europäischen Weltraumagentur (esa). Etwa um herauszufinden, wo in einer Gegend wie viel Feuchtigkeit vorhanden ist. Wo ist ein guter Platz, um zu beginnen? Wo wird eine Wildblumenwiese den größten Impact haben? Das Budget ist immer begrenzt, man muss Prioritäten setzen. Wenn man ins Blumenwiesen-Business einsteigt, kann man unterschiedliche Technologien nützen, um herauszufinden, welcher Mix am besten geeignet ist, um Luftverschmutzung einzufangen und zu neutralisieren. Wir haben

Bilde r Mead ow Fo u ndation

interview Irina Zelewitz


31 mit einem Mix aus 300 Pflanzen gestartet und einige Labors gebeten, diesen zu überprüfen. Auf Basis der Ergebnisse haben wir ihn zuerst auf 160 reduziert, dann auf 25 bis 30. Im Detail hängt das dann vom Typ der Mischung ab.

»Wenn man ins Blumenwiesen-Business einsteigt, kann man unterschiedliche Technologien nützen.« – Maciej Podyma Sie verwenden Saatgutmischungen abhängig vom Einsatzgebiet? Bisher arbeiten wir in Polen mit drei Arten von Mix, mit Saatgut von polnischen und deutschen AnbieterInnen. Ganz einfach aus dem Grund, dass wir in Polen bisher keine so große Saatgutbank haben. Aber schon jetzt arbeiten wir am Aufbau eines Netzwerks mit SaatgutpartnerInnen in anderen europäischen Staaten, etwa Großbritannien. Grundsätzlich finden Sie in ganz Mitteleuropa einen bestimmten Grundbestand an Wildblumen, derzeit konzentrieren wir uns auf Polen. Wir wollen aber expandieren und dazu werden wir auch mit SaatgutherstellerInnen aus den jeweiligen Zielländern zusammenarbeiten, um die Biodiversität nicht zu beeinträchtigen. Wenn wir ein Projekt in Deutschland umsetzen, werden wir auch entsprechende deutsche Wildblumen einsetzen. Wie finanzieren Sie das Anlegen der Wiesen? Auf der Kommunalebene haben wir in Polen in einigen Städten die Abstimmungen gewonnen, bei denen BürgerInnen wählen können, in welche Projekte öffentliches Geld fließt. Wir sitzen in Warschau, 56 der 150 Wildblumenwiesen wurden dort angelegt – manche sind ganz klein, andere erstrecken sich über 100 Hektar. Nach den ersten Jahren in Warschau ist Nachfrage auch in Krakow und anderen Städten entstanden. Es hat gefunkt – und wir haben gleichzeitig viel von anderen Ländern gelernt, die schon Saatgutbanken aufgebaut und Wissen darüber gesammelt haben, welche Sorten man pflanzt, um etwa das Bodenleben zu verbessern. In Po-

len war da wenig zugängliches Wissen, wir mussten also einfach bei den NachbarInnenländern fragen. Und jetzt geben wir das Wissen, erweitert um unsere Erkenntnisse, zurück. In Deutschland gibt’s für das, was wir machen, vier oder fünf Organisationen oder Unternehmen – für die einzelnen Schritte. Unser Programm beinhaltet sie alle, wir bündeln also viel Know-how, wir wissen mittlerweile mehr als unsere europäischen LehrerInnen. Wie groß ist der positive Effekt einer Wildblumenwiese? Wir wissen es derzeit noch nicht. Aber wenn du einen Hektar Blumenwiese pflanzt, kannst du dadurch 100 Kilogramm Staub einfangen. Pro Quadratmeter sind es also drei bis zehn Gramm. Gleichzeitig ist es auch eine Kostenersparnis in der Wartung: Denn eine Wildblumenwiese muss nur ein bis zwei Mal im Jahr gemäht werden. Alleine der Ressourcenverbrauch für die Mahd ist dadurch geringer – drei bis sechs Mal weniger Treibstoff, Zeit und Geld müssen aufgewendet werden. Derzeit untersuchen wir, wie genau sich die Wiesen auf die Biodiversität auswirken. Gibt es legale Einschränkungen der Möglichkeiten, mit denen Sie zu kämpfen haben? In Polen gibt es kaum nationale Gesetze, die hier Probleme machen, sondern es sind eher lokale Rechtslagen, die ein Problem darstellen. Das größte davon sind eigentlich die Straßen, weil die Leute hier Sicherheitsbedenken haben. Alle meinen, kurz geschnittener Rasen wäre sicherer – so sehen üblicherweise die Straßenränder in Polen aus. Es gibt mittlerweile ausreichend Studien, die das widerlegen. De facto muss man nur mit den Leuten reden, sie mit wissenschaftlichen Ergebnissen konfrontieren und schauen, dass man bei einer Behörde ein Gegenüber findet, das grundsätzlich offen für konstruktive Vorschläge ist.

Mehr zum Projekt auf laka.org.pl/english Dieses Projekt ist Teil des Ashoka-Netzwerks und als gefördert Fellowship für Social EntrepreneurInnen. Mehr Projekte auf ashoka-cee.org


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K i n d e r b ü ch e r z u Eur opa und de r Eu

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Kinder erlesen Europa Wie erklärt man Kindern Europa? Erste Blicke über die eigenen Grenzen hinweg erhalten buchaffine Kinder früh, doch Titel, die ihnen den Sinn der EU näherbringen, gibt es zu wenige. Aber es gibt sie. TEXT & Bild Irene Maria Gruber

Vielfalt ist positiv »Frauenpower made in Europe« (P. Bachmann, Ars Edition, ab 10) porträtiert mutige, kluge und fantasievolle Europäerinnen aus diversen Lebensbereichen, darunter Hildegard von Bingen, Niki de Saint Phalle, Jane Goodall und Hannah Arendt – ein eindrucksvoller Beweis, wie vielfältig Europa ist. Interesse für die feinen Unterschiede der Länder weckt »Pinipas Abenteuer. Eine himmlische Pfannkuchensuche durch Europa« (M. Grolms/A. Kuhn, Gruhnling, ab 5). In Rom vermisst die Frittata schmausende Urlauberin Greta ihre Leibspeise. So begibt sich Freundin Pinipa auf Pfannkuchensuche, aber weder die spanische Tortilla oder die Crêpes in Frankreich noch die englischen Pancakes sind zufriedenstellend. Während der Reise entstehen eine Sammlung vieler – erstaunlicherweise sehr ähnlicher – Rezepte und ein wunderbares kleines Reisewörterbuch. Essen verbindet.

Zwei Sachbücher, zwei Zugänge »EU for you! – So funktioniert die Europäische Union« (W. Böhm/O. Lahodynsky, G&G Verlag, ab 13) erklärt die Institutionen der EU und welche Entscheidungen dort getroffen werden – und warum das alles auch Kinder interessieren sollte. Zwei österreichische Europajournalisten liefern Sachwissen, wollen aber auch die Bedeutung der EU im Alltag erfahrbar machen. In Exkursen konkretisieren sie, wie schwierig und gleichzeitig notwendig Beschlüsse der EU sind; das Beispiel der Fischfangquoten etwa, die das Artensterben verhindern sollen, zeigt, dass die Entscheidungen oft auch in unser tägliches Leben eingreifen. Leider gleicht der informativste Titel, den es derzeit am Markt gibt, zu sehr einem Schulbuch. »Wir machen Sommerurlaub am Mittelmeer und fahren Ski in den Alpen. Wir singen den Sommerhit auf Spanisch, essen heute Pizza und morgen Döner. Wir fiebern im Fußball mit Barcelona oder Liverpool und träumen davon, mal eine Weile auf Island zu leben. Europa? Ist die meiste Zeit ganz selbstverständlich da.« Was macht Europa aus? Was fürchten wir? Was wünschen wir uns von Europa und was hat die EU mit alledem zu tun? »Fragen an Europa« (G. Grotrian/S. Schädlich, Beltz & Gelberg, ab 12) beschäftigt sich mit 60 Fragen von Jugendlichen, die anhand von anschaulichen Grafiken und kurzen Texten beantwortet werden. Es geht darum, ein Gefühl für dieses vielfältige Europa zu entwickeln. Die EU ist nur für einzelne Kapitel von Belang.


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K i n d e r bü ch er z u Eur opa und der Eu

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Das Verbindende suchen, nicht das Trennende

Musik und Bilder verbinden Fern aller Sprachbarrieren ist die Musik wie eine zweite Muttersprache, und gemeinsam mit anderen zu singen – auch in Sprachen, die man nicht beherrscht – macht Sinn. »Singen verbindet« (F. Schlosser, Carus Verlag) ist eine feine Sammlung europäischer Kinderlieder in verschiedenen SpraWenn uns etwas an chen. Wie die Musik wirken auch der Europäischen Bilder verbindend. »Zeichnen für ein Europa« (Scheffler, Beltz & Union liegt, sollten Gelberg) ist ein Zeitdokument, für wir unsere Kinder das 45 Illustratoren Bild und Text Der in England lefür sie begeistern. beisteuerten. bende, aus Deutschland stammende Axel Scheffler, unermüdlicher Sprecher für das Projekt Europa und Kämpfer gegen den Brexit, schreibt: »Vielleicht kann dieses Buch weitere Dialoge in Schulen und Familien anstoßen – über Geschichte, Politik und die Zukunft, in der die Kinder einmal leben werden – und unterstreichen, dass Frieden, Demokratie und unsere Art, zu leben, niemals als selbstverständlich betrachtet werden sollten.«

Migration, ein für die EU heikles Thema, wird in vielen Kinderbüchern thematisiert, ein sehr gelungenes ist »Die Flucht« (F. Sanna, Nord Süd, ab 4). Aus der Perspektive eines Kindes wird vom Weg einer traumatisierten Familie aus einem Kriegsgebiet nach Europa erzählt. Im quirligen Buch »Alle da!« (A. Tuckermann/T. Schulz, Klett Kinderbuch, ab 5) wird unser reiches Zusammenleben dokumentiert. Den Kindern sei es egal, wer was ist oder wer woher kommt – für sie sei wichtig, etwas zusammen zu machen und aufeinander zu achten. »Vorurteile können entstehen, weil manche sich vor fremden Menschen fürchten. Die Angst kann richtig groß werden. [...] Wer viel Angst hat, fürchtet Fremdes und Neues. Bei den meisten Kindern ist es anders: Sie sind neugierig auf alles Neue und wollen es kennenlernen.« Ähnlich verhält es sich vermutlich auch mit der Europäischen Union: Wenn uns etwas an ihr liegt, sollten wir unsere Kinder dafür begeistern.


Kurhaus Schärding Verschreib dir ein neues Lebensgefühl Ärzten und Gelehrten war es schon immer klar: Der menschliche Darm ist die geheime Zentrale des Körpers, wenn es um Gesundheit und Wohlbefinden geht. Nur wer seinen Darm versteht und ihn pflegt, schafft die Grundlage für ein besseres und gesünderes Leben. Viele Beschwerden, die man im Magen vermutet, liegen oft eine Etage tiefer. Überfordert vom Ernährungs- und Lebensstil der heutigen Zeit, ruft er laut und meist schmerzhaft um Hilfe. Aufbauend auf dem 4-S-Prinzip: Säubern, schonen, schulen, substituieren tragen im Kurhaus Schärding die Expertise und jahrzehntelange Erfahrung in der ganzheitlichen Naturheilkunde entscheidend zur inneren Gesundung bei. Also in diesem Sinne: Dein Darm ist der Sitz deiner Seele– höre auf ihn!

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E c o -Fas h io n

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Hemd: Zerum Hose: über Green Ground Schuhe: Glein

Bluse: anzüglich Hose: Anukoo Schuhe: Veja über Zerum


EcoFesch Radeln 20 Seiten Mode und Material:

> »Fast Fashion«: Mael und Hannah radeln in Eco-Fashion durch Ottakring. > Slow Jeans: 8 ausgewählte europäische Denimmarken, die den Klassiker in der Eco-Variante herstellen. > Transparente Kette: Offenlegung begründet Vertrauen. > Kapitaler Rohstoff: Wohin mit deiner aussortierten Kleidung? > Mächtiges Wissen: Für Circular Fashion braucht es verfügbare Daten.

Bilder Michèle Pauty Models Hannah und Mael

Das Faltrad – in den 70ern noch als »Klapprad« für Camper zu Kultstatus gekommen – hat nunmehr den städtischen Lebensraum erreicht. Die aktuelle BikeGeneration trägt wesentlich zur urbanen Mobilität bei.

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Biorama 60

Jetzt hat

Morgenstund nicht immer

Eco-Fashion

Die EZA-Weltläden verkaufen faire Mode der Eigenmarke Anukoo und derzeit bekommt man hier auch noch die Restbestände des Labels »Göttin des Glücks«. Beide Labels sind gots- und fairtrade-zertifiziert. Anukoo produziert in Indien, Bolivien und Peru; die Mode von »Göttin des Glücks« wird in Indien und Mauritius hergestellt. anukoo.com

dasselbe im Mund! MIT ZEPTRE ELL E R AUFSETR IDEEN VO L L

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Pulli: Anukoo

Bei Glein in Wien Neubau steht Direkthandel im Zentrum. Im Sortiment finden sich T-Shirts, Strickware, Schuhe, Taschen und Geldbörsen, außerdem fertigt Glein Massivholzmöbel nach Maß und von Hand. Alle Produkte werden in Europa produziert, bei jedem Produkt wird online gelistet, ob und nach welchem Standard der Rohstoff zertifiziert ist und wo genau produziert wird – in allen Fertigungsschritten. glein.wien

Brompton H6R-D 16 Zoll/6 Gang Alu 12,9 kg ¤ 1.689,– de.brompton.com

Zusammengefaltet passt ein Faltrad in den Kofferraum, ist leicht verstaubar und darf in Tramway, Bus und Bahn als Gepäckstück befördert werden.


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Lo E C ro e-Fas m i phsum io n

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Mantel: LangerChen über Green Ground Rock: Zerum

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Angefangen hat alles mit einem T-Shirt, mittlerweile produziert Zerum aber auch anderes – zum Beispiel Kleider und Jacken. Die Baumwolle stammt aus Griechenland und der Türkei und ist gots-zertifiziert. Gestrickt wird der Stoff in Österreich, weiterverarbeitet und bedruckt in Ungarn. Mittlerweile gibt es Zerum-Shops in Graz, Linz, Salzburg und Wien. zerum.at

Von kleinen, originell gefalteten Bikes bis zu Falträdern in den Dimensionen eines Mountainbikes sowie E-Versionen reichen die aktuellen Modelle.


Overall: Raincombi Schuhe: Veja über Zerum

NASCHSPORTSWEAR

Female Founder macht Multifunktionsjacken – für Jedermann.

Fast alles spricht fürs Fahrradfahren, der innere Schweinehund mitunter dagegen. Gegen die Schlechtwetterausrede hilft der wasserdichte Overall, der sich leicht zu einem Regenparka umwandeln lässt. Die Materialien zur Herstellung des atmungsaktiven RAINCOMBI-Overalls sind »Oeko-Tex 100«-zertifiziert, ökologisch imprägniert mit »Bionic-Finish® eco« und stammen aus Schweden. Gefertigt wird in einer Genossenschaft in Tschechien. raincombi.at

NASCHSPORTSWEAR ist ein nachhaltig und fair produzierendes Label für Sportmode. Seine Multifunktionsjacken zum Klettern, Laufen und Radfahren sind zu 100% aus recyceltem Material – und kreislauffähig. Stirnband: Fitico Overall: Raincombi

Fitico produziert Sportkleidung aus alten Fischernetzen. Die Aufbereitung der Netze erfolgt in Slowenien, in Italien wird der Kunststoff zu dem Nylongarn Econyl verarbeitet, aus dem in Portugal Sport­ hosen, Sport-BHs, T-Shirts und Jacken genäht werden. fitico-sportswear.com

Lange Lebensdauer. Wird die Jacke beschädigt, schickst du sie wieder zurück und lässt sie reparieren. Ist gar nichts mehr zu machen, wird sie einfach zu einem anderen Produkt umfunktioniert. So hat jeder sein eigenes NASCHSPORTSWEAR Unikat mit garantiert langer Lebensdauer. NASCHSPORTSWEAR wurde 2018 von Nadine Schratzberger (27) gegründet. Sie ist Absolventin der renommierten ESMOD in München, sowie der Universität der angewandten Künste in Wien.

nasch-sportswear.com


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E C o -Fas h io n

42 Green Ground in Wien Alsergrund war bei seiner Gründung 2008 das erste Modegeschäft in Wien, das ausschließlich ökologische und faire Mode im Angebot hat. Derzeit führt Green Ground 20 verschiedene Labels – alle fairtrade- und biozertifiziert. Mit Basics, Jeans und ausgewählten ausgefalleneren Kleidungsstücken soll das Sortiment möglichst viele unterschiedliche KundInnen ansprechen. greenground.at

Im Familienbetrieb Anzüglich in Wien Mariahilf stammen alle Kleidungsstücke aus der eignen Schneiderei in Peru, in der ausschließlich Biobaumwolle verarbeitet wird – und zwar von Frauen, die zum Teil gehörlos sind und über ihren Arbeitsplatz auch Ausund Fortbildungen erhalten. Anzüglich ist nicht zertifiziert, wird aber regelmäßig kontrolliert – unter anderem von der ada, der Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. anzueglich.at

Mantel: LangerChen über Green Ground Hose: Green Ground


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Hemd: über Green Ground Hose: Glein

Kleid: anzüglich Tasche: Glein

Tern Joe Tour L 27,5 Zoll/27 Gang Alu 16,7 kg ¤ 1.327,–

Und statt vom Campingstellplatz zur Dusch­ kabine fährt man 2019 mit den coolen Flitzern in die Arbeit oder zum Shoppen. Eine riesige Auswahl findet man bei dasfaltrad.at


JETZT MITRADELN & GEWINNEN! Die neue Fahrrad-Aktion lädt ganz Österreich ein, sich mehr auf‘s Rad zu schwingen.

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Bio r a m a 60

E c o fash i on : Den im

45 Text Paula Emilia Huppertz

Die gute neue Bluejeans Wie unterscheidet sich nachhaltiger Denim von konventionellem? Diese acht europäischen Jeansmarken versuchen, Umwelt und Mensch zu schonen. Eine Jeans für viele Körper – bei Selfnation wird jedes Paar auf Onlinebestellung maßgeschneidert.

S

eit der Entstehung des Denim im französischen Nîmes hat sich bei der Jeansproduktion einiges getan – leider nicht nur Gutes: Der Einsatz von genetisch verändertem Saatgut, Pestiziden und ein hoher Wasserverbrauch beim konventionellen Baumwoll­anbau sowie giftige Färbe- und Bleichmethoden machen Jeans zum echten Umwelt- und Gesundheitsrisiko. Diese acht Slow-Fashion-Labels möchten es anders machen: Sie alle nutzen ressourcen- und umweltschonende Materialien und Verfahren und bemühen sich offensichtlich um Transparenz des Produktionsprozesses.

MUD Jeans Diese Hosen können nicht nur gekauft, sondern durch eine monatliche Zahlung auch gemietet werden. Bei der »Lease A Jeans«-Option bleibt die Hose im Besitz des niederländischen Unternehmens und kann nach Ende des Leasing-Zeitraums zurückgegeben werden. Anschließend wird sie als Vintage-Hose angeboten oder in einem der ältesten Unternehmen Spaniens (Tejidos Royo) zu neuem Denim recycelt. mud Jeans bestehen aktuell zu 23–40 Prozent aus recyceltem Denim-Material.

Bilder  Se lfnation, MUD Jea ns

Fairjeans Die Freiburger Marke hält ihre Jeanskollektion mit nur drei Herren- und zwei Damenmodellen bewusst minimal. Es besteht aber die Möglichkeit, bei Farbe (Blau oder Schwarz), Material (100 Prozent Baumwolle oder mit zwei Prozent Elastan) und Waschung (Raw Denim oder Used Look) zu wählen. Die gots-zertifizierte Biobaumwolle wird in der Türkei angebaut und gewebt und in Polen weiterverarbeitet.

MUD Jeans werden mit Denim aus recycelter BCI- und Biobaumwolle sowie Tencel hergestellt.


E c o -Fash io n : den im

Der »DetoxDenim« von Armed Angels wird mit Laser-Methoden ohne giftige Chemikalien aufgehellt.

Armed Angels

Selfnation

Die Kölner Marke startete im Frühling 2019 die groß angelegte Kampagne »Touch nothing toxic«. Damit macht sie zur Denim-Hochphase mit einer #DetoxDenim-Kollektion auf das Thema »giftige Jeans« aufmerksam. Für die Färbung wird etwa künstliches Indigo genutzt, wodurch Wasser eingespart und auf schädliche und schwermetallhaltige Lösungsmittel verzichtet werden kann. Die Firma ist Mitglied der Fair Wear Foundation (fwf) und verwendet gots-zertifizierte Fairtrade-Baumwolle aus Indien. Für Stretch-Jeans wird Tencel Lyocell eingesetzt, eine moderne Cellulosefaser aus Holz und umweltschonende Alternative zu Spandex, das aus nicht erneuerbaren Kunstfasern auf Mineralölbasis besteht.

Alle Jeans der Züricher Marke werden maßgefertigt und nur auf Bestellung produziert, um Überproduktion zu reduzieren. Online gibt es eine Anleitung zum Maßnehmen. Außerdem können Stoff, Bundhöhe und Schnitt sowie Länge des Beines individuell gewählt werden. In diesem Jahr erscheint die sogenannte Zero Waste Selvedge – das erste Modell der Marke mit recycelter Baumwolle (31 Prozent) und charakteristischer Webkante. Sie besteht zu 88 Prozent aus recycelten Materialien (Lyocell, Baumwolle, Elastan), die restlichen zwölf Prozent sind Biobaumwolle. Das gots-zertifizierte Familienunternehmen Candiani fertigt den Denim auf traditionellen Webstühlen in Italien.

Bleed

Die Macher verbindet neben einem nachhaltigen Lifestyle vor allem ein sportlicher und so sind auch ihre Kollektionen. In Helmbrechts in Oberfranken werden seit 2008 vegane ÖkoJeans entworfen und in Europa produziert. Die gots-zertifizierte Biobaumwolle für die Hosen stammt aus Afrika und der Türkei.

E.L.V. Denim e.l.v. steht für East London Vintage – und das ist Konzept. Im Osten der britischen Hauptstadt werden mit geringem Wasser- und Energieverbrauch aus alten Vintage-Jeans moderne Hosen kreiert. Textilien zu nutzen, die sonst im Müll landen, schont Rohstoffe und somit die Umwelt. Die Jeans haben außerdem einen unverkennbaren Style: Jedes Paar besteht aus den Hälften zweier unterschiedlicher Vintage-Jeans, die mittig auf dem Bein vernäht sind.

Kuyichi

Das neueste sommerliche Damenmodell des bayerischen Modelabels Bleed besteht aus dünnem Baumwoll-/Elastan-Gewebe in Jeans-Optik.

Gegründet wurde die Firma mit Hauptsitz in Utrecht von der ngo Solidaridad und war 2001 nach eigener Aussage die erste, die Biobaumwolle verwendete. Die »Used Look«-Modelle werden, wie bei anderen der hier genannten Marken, mit innovativen Techniken erzielt. Im Vergleich zu herkömmlichen Finish-Methoden wie Bleichen und Steinwaschung werden so bis zu 95 Prozent Wasser, 40 Prozent Energie und 90 Prozent chemischer Stoffe eingespart.

Nudie Jeans Der schwedische Hersteller verspricht seinen KundInnen lebenslang kostenlose Reparaturen ihrer Jeans. Falls kein Reparatur-Shop in der Nähe ist, können kostenlos Reparatur-Kits bestellt und online Reparaturtipps eingeholt werden. Neben der Hauptkollektion werden unter dem Namen »Nudie Jeans Re-Use« gereinigte und reparierte Secondhand-Nudie-Jeans angeboten.

Die HerstellerInnen raten dazu, eine Dry-DenimNudie-Jeans vor der ersten Wäsche bis zu acht Monate einzutragen.

Bilder Armed Angels, Bleed/Paula Bartels, Nudie Jeans

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Schwedisches Design mit grüner Seele

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E c o -Fash io n : Fa ir e Mo de

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Mode muss sein Der Bereich Fashion hinkt in der Zertifizierung nach sozialen und ökologischen Standards anderen Branchen hinterher. Was KonsumentInnen trotzdem erwarten können.

Mehr zum Thema »bio« als Standard in der Mode im Guide »Gütesiegel für Anfänger und Fortgeschrittene«, einer von BIORAMA in Kooperation mit Südwind zusammengestellten Auswahl der gängigsten und aussagekräftigsten Gütesiegel im Bereich Fashion: Biorama.eu/ eco-fashion-siegel

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ashion-Labels sind immer öfter eco, sie arbeiten fair, grün, nachhaltig und regional. Die Vorstellungen davon, was das bedeutet, gehen weit auseinander – bei KonsumentInnen wie ProduzentInnen. Standards gibt es wenige, umfassende Zertifizierungen sind selten und stecken in mancher Hinsicht noch in den Kinderschuhen. Die Modebranche ist angesichts dessen, wie intensiv seit einigen öffentlichkeitswirksamen Skandalen der letzten Jahre (der Einsturz des Rana Plaza, Mikroplastik im Menschen und überall in der Umwelt durch Kunstfaserabrieb, gigantische Müllstrudel im Meer) mit sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit Marketing betrieben wird, doch richtig weit hinten. Vor allem im Vergleich zu den Bereichen Lebensmittel und auch Kosmetik. Wer Mode nachhaltig einkaufen will, ist in der Auswahl im Vergleich zum konventionellen Sortiment noch stärker eingeschränkt und die Standards und Kriterien sind komplex, die Produktionsketten, in denen diese nachweisbar eingehalten werden sollen, lang.

Im Bereich Mode ist es also besonders mühsam für EndverbraucherInnen, die wissen wollen, was sie kaufen. In puncto Chancen auf Nachvollziehbarkeit könnte man zusammenfassen: kunststofffrei und bio vor fair und regional.

Wer darf hier »fair« sagen? Das Gütesiegel Fairtrade hat das Wort fair nicht für sich gepachtet, betonen sowohl Lisa Muhr, ehemalige Co-Geschäftsführerin des biofairen Pionier-Labels »Göttin des Glücks«, als auch Hartwig Kirner, Geschäftsführer von Fairtrade Österreich. Was heißt fair produziert in Europa? Fairness liegt so sehr im Auge der BetrachterInnen wie Regionalität. Fair ist als Adjektiv schnell auf ein Produkt geklebt, mit einer Fairtrade-Zertifizierung des Rohstoffs oder Transparenz über die Einhaltung von Arbeitsstandards in dessen Verarbeitung hat das aber noch nicht zwangsläufig zu tun. Manchmal wird unter fair verstanden, dass das Produkt vom Feld bis zur Schneide-

Bild ist ock.com/Kerrick

Text Irina Zelewitz


rei in Europa produziert wird. Manchmal, dass die Label-GründerInnen sich persönlich von den für sie angemessenen Arbeitsbedingungen in Zulieferbetrieben im In- und Ausland überzeugt haben. Manchmal, dass die letzten Arbeitsschritte wie Aufdrucke und Konfektionierung in derselben Stadt stattfinden, in der auch der Laden der Modemarke betrieben wird. Manchmal bedeutet es noch weniger. Zu oft wird man auf Websites, bei Gesprächen mit den VerkäuferInnen von Eco-Fashion in Shops und auf Märkten im Dunkeln über die Details gelassen. »Wenn eine Designerin zu mir sagt, sie näht selbst, dann ist das ja schön, aber das hat für mich nichts mit der Frage nach Nachhaltigkeit oder Fairness zu tun«, lautet hierzu Lisa Muhrs Zusammenfassung. Auch Andrea Reitinger von der eza Fairer Handel GmbH – unter anderem Betreiberin der Marke Anukoo und auch Muhrs ehemaliger Zulieferbetrieb und Produktionspartnerin – sieht den Regionalitätshype kritisch: »Regional und global sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden, es geht doch bitte darum, dass menschenwürdige Arbeitsbedingungen weltweit durchgesetzt werden.«

E R D E E I N F I L M V O N N I K O L A U S G E Y R H A L T E R

Zertifikate kosten Sich als Label selbst eine Zulieferkette aufzubauen, über die man zuverlässige Aussagen treffen kann, ist also viel Arbeit. Die Arbeit mit zertifiziertem Material nimmt einem das zumindest teilweise ab, ist aber auch nicht gratis. Viele AnbieterInnen geben diese Kosten als Grund dafür an, nicht über entsprechende Zertifizierungen zu verfügen. Zumindest im Bereich Fairtrade lässt Kirner dieses Argument höchstens halb gelten: »Wenn man über die Kosten der Zertifizierung spricht, sind die Kontrollkosten vernachlässigbar. Der größte Posten sind die sogenannten Compliance-Kosten. Das heißt, sich an die Standards zu halten und das auch nachzuweisen.« Die Kontrollkosten, wie Kirner es nennt, also das, was die Zertifizierung selbst kostet, belaufen sich laut Kirner je nach Firmengröße auf 1800 bis 3000 Euro. »Wir haben eine Extralösung für sehr kleine Firmen, die dann nur ein Drittel bezahlen. Dazu kommen dann noch die Lizenzgebühren, die an uns abzuführen sind. Das sind 1,5 % vom Großhandelspreis.«

AB 17. MAI IM KINO


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E r l e nd Lo r em ip su m

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Wie viel kostet die Zertifizierung, wenn ein eher kleines Label biofairzertifizierte Mode anbieten will? Lisa Muhr, ehemalige Geschäftsführerin des Labels Göttin des Glücks: »Bei uns waren es grob 2000 bis 3000 Euro für Fairtrade im Jahr, und noch einmal 3000 Euro fürs GOTS-Zertifikat.«

Ein weiterer Grund, nicht auf Fairtrade-Material zurückzugreifen, ist die Auswahl an Materialien, Qualitäten und Mustern. »Ich kann nicht sagen: Da hab ich einen karierten Stoff, der gefällt mir, den möchte ich jetzt in Fairtrade-Qualität«, erläutert Kirner einen Umstand, der für Labels eine Einschränkung darstellt. »Grundsätzlich kann man schon Muster bestellen. Aber die schnelllebige Modebranche mit bis zu zwölf Kollektionen im Jahr ist schwierig mit der Zertifizierung zu vereinbaren.« Im Basisbereich funktioniere das viel besser, so etwa bei einfachen Produkten wie Heimtextilien und Taschen mit kurzen Wertschöpfungsketten. Auf die Frage, was er denn Labels rate, für die Fairtrade aus diesen Gründen keine Option darstelle, sagt Kirner ganz direkt: »Da würde ich dann beispielsweise Richtung Biobaumwolle gehen. Und hier zum gots-Standard.«

Regional ist näher Regional produziert oder einfach nur »regional« kann auch in der Mode alles und nichts heißen, wobei ein Großteil der in der Textilindustrie verarbeiteten Rohstoffe und auch Stoffe schlicht nicht in Europa produziert wird. Und auch bei den Arbeitsschritten in Europa bzw. der EU kann man nicht davon ausgehen, dass in allen Teilen Europas gleich hohe Standards eingehalten werden.

Hartwig Kirner betont: »Europa heißt auch nicht: Das Optimum ist erreicht. Aber wenn man weiß, dass es in Europa unter anständigen Bedingungen produziert ist, dann darf das auch fair heißen. Es ist ja gut, wenn Unternehmen versuchen, ihre Lieferketten besser zu machen.« Nur bestehe die Gefahr, schränkt Kirner ein, dass es beim Versuch und beim guten Willen bleibe: »Es ist gerade im Textilbereich schwierig, durch die ganze Kette dafür zu sorgen, dass es anständig zugeht. Ich hab immer Bauchweh, wenn jemand sagt ›Da vertrau ich meinen VorlieferantInnen‹.« HerstellerInnen beziehen sich mit dem Schlagwort regional oft einfach nur auf den letzten Produktionsschritt eines Stücks – das Nähen – sowie auf die Vermarktung. Das T-Shirt ist dann also mitunter so regional produziert wie ein Dessert aus tropischen Früchten. Das gilt besonders für Textilien aus natürlichen Materialien – allen voran für Baumwolle. Lisa Muhr meint dazu: »Wenn die ProduzentInnen angeblich regionaler und fairer Fashion selbst nicht wissen, wie ihr Rohstoff produziert wird, wie der Stoff daraus gewebt wird, sondern nur, wo genäht wird oder dass sie selbst nähen, ist das nicht genug. Das Ziel muss sein, dass die Entwicklung dieser nun etwa zehn Jahre alten Branche in weiteren zehn Jahren dort ist, dass die gesamte Kette zumindest nachvollziehbar ist.«

Bild ist ock.com/e se melwe

2017 wurden in Österreich 732 Tonnen Fairtrade-Rohbaumwolle in Form von Bekleidung und Textilien gekauft, 72 % davon in Bioqualität, das resultierte in 0,9 Millionen US-Dollar Direkteinnahmen für die Produzentenorganisationen. Die Direkteinnahmen setzen sich aus dem Mindestpreis, dem Bioaufschlag und der Fairtrade-Prämie zusammen. In Deutschland waren es 2017 6.956 Tonnen – und davon 86 % in Bioqualität.


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E c o -Fash io n : Altkl eider

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Stoff oder Rohstoff?

Ein minimalistischer Lebensstil wird immer beliebter und beginnt oft im Kleiderschrank. Aber was passiert mit der aussortierten Kleidung?

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ussortieren wird gefeiert wie nie. Unter dem Stichwort »Closet Cleanout« finden sich bei Google aktuell etwa 179.000.000 Suchergebnisse. Auch auf Netflix, wo einem in »Tidying Up with Marie Kondo« eine japanische Bestsellerautorin beibringt, wie man seinen Besitz aussortieren und ordnen kann. Und wie geht es nach dem Frühjahrsputz im Kleiderschrank mit dem Aussortierten weiter? Für intakte Altkleider gibt es bekannte und beliebte Möglichkeiten: der Verkauf auf Flohmärkten oder über Apps wie Kleiderkreisel, das Verschenken oder Tauschen in der Familie, im Freundeskreis oder bei Tauschpartys. Aber die wohl am häufigsten genutzte Option ist die Spende in einen Altkleidercontainer. Dort können auch beschädigte Textilien abgegeben werden. In den Restmüll gehört nur sehr stark verschmutzter Textilabfall. Die Altkleider wer-

den in diesem Fall verbrannt und gehen für den Wertstoffkreislauf verloren. Alttextilien können in den meisten Fällen aber als Rohstoff genutzt werden, wodurch Sekundärrohstoffe gewonnen werden und somit die Umwelt geschont wird.

Klappe auf, Kleidung weg – oder? Altkleider – auch kaputte – sollten möglichst sauber und gebündelt in Tragetaschen, Schuhe paarweise gebündelt in den Container geworfen werden. Es kann passieren, dass einem das aussortierte T-Shirt in einem Secondhand-Laden wiederbegegnet. Laut Website des Deutschen Roten Kreuzes (drk) werden nur zehn Prozent der Spenden in den Kleiderkammern oder Kiloshops an Bedürftige weitergegeben. Denn die Kammern in Deutschland und Österreich sind bereits überfüllt. Die restlichen 90 Prozent

Bilder Istock.co m/Jul ian J Ro ss ig

Text & Bild Paula Emilia Huppertz


werden an Verwertungsunternehmen wie Soex verkauft. Der Erlös wird dort eingesetzt, wo die kleiderspendensammelnde Organisation Geld benötigt. Beispielsweise werden so Jugendarbeit, Suchtdienst, Betrieb der Kleiderkammern oder ehrenamtliche Bereitschaften finanziert. In den Verwertungsanlagen werden die Textilien nach Qualität sortiert: Knapp 55 Prozent werden als Secondhand-Ware verkauft, 35 Prozent als nicht mehr tragbar eingestuft und durch Downcycling zu Dämmstoff, Malervlies oder Putzlappen – und die restlichen zehn Prozent werden als Müll entsorgt. Die 55 Prozent secondhandfähiger Kleidung werden abhängig von der Qualität auch ins Ausalnd verschifft, etwa nach Italien, Rumänien, Afrika und Pakistan. Einerseits können sie dort durch billige Preise den regionalen Textilmarkt zerstören, andererseits bleiben auch durch Altkleidercontainer, deren Inhalt in Afrika landet, die Ressourcen im Kreislauf und werden nicht verschwendet.

Warum möchte H&M meine Altkleider? Seit ein paar Jahren gibt es zunehmend auch große, konventionell produzierende Textilunternehmen wie h&m, die Altkleider sammeln und mit Recycling werben. Die gespendete Kleidung wird in diesem Fall ebenfalls an Textilsortieranlagen weiterverkauft. Alttextil ist eine Ressource und mit Ressourcen lässt sich Geld machen. Wer vor hat, aussortierte Kleidung bei Modegeschäften abzugeben, sollte man sich vorher gut informieren, was mit den aus den Textilverkäufen erzielten Beträgen geschieht – denn das ist nicht immer ganz transparent, die Höhe der Einnahmen, soweit veröffentlicht, bisher mäßig beeindruckend. Abzuwarten bleibt, wie sich in dieser Hinsicht beispielsweise eine neue Zusammenarbeit zwischen dem milliardenschweren Modekonzern Zara (Inditex) und dem drk entwickelt. Seit 21. März 2019 können Altkleider beim Take-back-Programm zunächst in einer Hamburger Filiale abgegeben werden. Der Erlös geht dabei komplett an das drk. Nachhaltigkeit ist ein Lifestyletrend und Recyclingaufrufe sind auch eine Marketing­ strategie. Die Kampagnen suggerieren, dass Textilrecycling eine gut funktionierende Lösung ist, die Kleidung einem geschlossenen Wertschöpfungszyklus zugeführt und zu neuer Kleidung verarbeitet werden kann.

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Allerdings funktioniert Recycling hier oft anders, als sich das wohl viele vorstellen. In den seltensten Fällen entsteht beispielsweise aus einem »alten« T-Shirt ein gleichwertiges Kleidungsstück. Besonders bei Mischtextilien ist dies nicht der Fall. Die Recyclingvorgänge wären dabei zu aufwändig und zu teuer. Die Stiftung Warentest schreibt, dass die Verarbeitung von Altkleidern zu neuen Kleidungsstücken nur möglich ist, wenn diese hundertprozentig aus Baumwolle bestehen und weder Aufdrucke noch Reißverschlüsse besitzen. Außerdem werden KundInnen durch Rabattgutscheine als »Belohnung« für Kleiderspenden letztlich mit »gutem Gewissen« zu Neukäufen angeregt.

Wertschätzen und nutzen, was bereits da ist Daher zurück zu Kondos Methode, bei der es darum geht, sich auf das zu konzentrieren, was man bereits besitzt und behalten möchte. Nach dem Aussortieren folgt die Organisation und Pflege des eigenen Besitzes – mit dem Ziel, diesen anschließend mehr wertzuschätzen. Doch auch während einer Aufräumaktion kann man sich die Frage stellen, ob bestimmte

Textilien nicht als Putzlappen im eigenen Haushalt weiterverwendet werden können. Alttextilien können außerdem zu Abschminkpads oder Bienenwachstüchern upgecycelt werden. Und die Reparatur kaputter Kleidungsstücke bleibt immer noch eine der nachhaltigsten Optionen. Vorausgesetzt, man kauft überhaupt nur, was man wirklich auch tragen möchte.

Bei Spenden sollte darauf geachtet werden, die Kleidung nur in Container von gemeinnützigen Organisationen wie dem DRK oder der Caritas zu geben. Container gewinnorientierter BetreiberInnen sind oft gar nicht oder nur undeutlich beschriftet.


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Am Anfang ist das Material

Recycling

Text Sabine Schlimm

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aller weltweit entsorgten Kleidung wird zu Materialien für neue Kleidungsstücke recycelt. (2015)

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in T-Shirt, gestern gekauft, das heute schon nicht mehr »joy sparkt« – weg damit. Ausmisten ist Volkssport geworden, die Textilverwertungsbranche spürt es an den Jahr für Jahr wachsenden Mengen an Altkleidern. Aber was heißt schon alt? Viele Kleidungsstücke, die im Container landen, sind kaum getragen. Die Modeindustrie verschlingt ungeheure Ressourcen und scheidet sie nach kürzester Zeit als Müll wieder aus. Oder im besten Fall als Putzlappen oder Dämmmaterial für Autos. Ein armseliges Ende für den ungeheuren Einsatz von Wasser, Energie, Chemikalien und nicht zuletzt Arbeitskraft, den die Herstellung von Kleidung erfordert.

Herausforderung Textilrecycling Warum geht das nicht besser? Problem 1: Der Materialmix. Die meisten Kleidungsstücke bestehen aus Mischgeweben wie Wolle mit Polyacryl oder Baumwolle mit Elastan. Und selbst T-Shirts aus Baumwolljersey werden in der Regel mit einem Polyesterfaden genäht. Diese Mischungen lassen sich kaum

noch in sortenreine Materialien trennen und wiederverwerten. Problem 2: Die Sortierung. Im Moment wird der Inhalt von Altkleidercontainern meistens von Hand sortiert. In der Regel ist aber für das menschliche Auge nicht erkennbar, woraus ein Kleidungsstück besteht. Selbst wenn es aus vollständig recyclingfähigen Materialien hergestellt wurde, landet es mit großer Wahrscheinlichkeit im großen Haufen für den Schredder. Nora Sophie Griefahn ist Geschäftsführerin des Vereins Cradle to Cradle e. V., der sich für die Entwicklung geschlossener Materialkreisläufe einsetzt und der Textilindustrie gerade erst einen Jahresschwerpunkt gewidmet hat. Sie erklärt: »Es reicht eben nicht, sich erst am Ende der Produktlebensdauer zu überlegen, was man mit den Materialien anfangen kann. Es muss von Anfang an mitgeplant werden.«

Putzlappen? Da muss doch mehr gehen. Genau dieser Gedanke treibt auch Ina Budde um. »Ich habe mich immer gefragt: Was ist ei-

Bilder Istock.co m/Blackred, Istock. com/da -vo oda, Isto ck. com/fleaz

Am Ende auch. Mode ist eine Einbahn­straße in Richtung Müll, auf der immer schneller gefahren wird. Die Plattform circular.fashion will sie zu einem Rundweg umbauen – mithilfe von Informationen.


Material im Kreislauf »Neues« Material

Damit Kleidung gleichwertig recycelt werden kann, müssen alle Beteiligten jederzeit wissen, woraus sie besteht.

Circular Design

KundIn

Second Hand

gentlich die dauerhaft nachhaltige Lösung?«, erzählt die Modedesignerin und Beraterin. »Denn selbst wenn wir beispielsweise immer mehr Biobaumwolle verwenden, verbrauchen wir trotzdem eine Menge Ressourcen und haben am Ende nur noch Abfall.« Schon als Studentin entwarf sie daher Kollektionen, bei denen nicht nur der Prozess bis zum fertigen Kleidungsstück unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten geplant war, sondern auch das Ende der Nutzung und das Recycling gleich mitbedacht wurden. Die Idee ließ sie nicht los, und nach Ende ihres Studiums fing sie an, Modefirmen zu beraten, die ihre Produkte kreislauffähig gestalten wollen. Sie recherchierte Materialien, die sich ohne Qualitätsverlust recyceln lassen, machte sich Gedanken über ressourcensparende Schnitte und sprach vor allem immer wieder mit VerwerterInnen, um zu erfahren, was eigentlich technisch möglich ist. »Es gibt heute Methoden, die denen beim Papierrecycling ähneln. Dabei werden Stoffe in ihre molekularen Bestandteile zersetzt und zu neuen, hochwertigen

Es geht ums Ganze! Transparent arbeiten, menschenwürdig produzieren, die Umwelt schonen, fair handeln. Zeitgemäße Styles und die Geschichten dahinter. Dafür steht Anukoo – die Modemarke von EZA Fairer Handel. www.anukoo.com


E c o -Fash io n : Cir cul a r Fa sh io n

Fasern ausgesponnen. Aber dazu müssen definierte Ausgangsmaterialien bei den richtigen Verwertungsfirmen landen.«

Nachhaltigkeit braucht Informationen

Modelle aus einer kreislauffähigen Kollektion, die Ina Budde zusammen mit Jan ’n June entwickelt hat. Alle Kleidungsstücke sind so konzipiert, dass die Materialien getrennt und ohne Qualitätsverlust recycelt werden können.

legen, die in jedes Kleidungsstück eingenäht wird. Sie leitet die KäuferInnen auf die Plattform, wo sie Auskunft über Herkunft und Verarbeitung, aber auch Pflegehinweise bekommen. Wird das Kleidungsstück aussortiert, können sie wiederum scannen und nachsehen, was jetzt damit passieren soll. Nimmt die Marke das Teil zurück, um es entweder in eigenen Secondhand-Shops erneut zu verkaufen oder an spezialisierte Verwertungsfirmen weiterzuleiten? Oder soll es in den Altkleidercontainer wandern? Dann könnten im nächsten Schritt die Sortierbetriebe anhand der ID erkennen, aus welchen Materialien es besteht und wo es recycelt werden kann.

Und genau das ist der Knackpunkt: Die Informationen über ein Kleidungsstück und seine Materialien begleiten nicht seinen gesamten Lebensweg, sondern gehen normalerweise unterwegs verloren. Budde erzählt: »Mir war schnell klar, dass es eine Plattform geben müsste, die den Informationsfluss garantiert: auf der die EndkundInnen sehen, wo sie die Kleider zurückgeben können, und die Sortierfirmen nachschauen können, was für ein Material sie vor sich haben und wo es dafür die technischen Endlich im Kreis denken Möglichkeiten zum Recycling gibt.« 2017 begann sie, diese Plattform unter dem Zugegeben, das ist Zukunftsmusik. Ob Sortie­ Namen circular.fashion selbst aufzubauen, gererInnen einmal im großen Stil IDs scanfördert von einem Start-up-Stipendium der nen werden, hängt davon ab, ob sich das cirFreien Universität Berlin. Inzwischen arbeitet cular.fa­shion-System durchsetzt und die ID sie mit einem achtköpfigen Team in Berlin an zum Industriestandard wird. Parallel arbeitet der Weiterentwicklung. Was genau bietet die Ina Budde an einer Software, die auch bei KleiPlattform? dungsstücken ohne ID die MaterialzusammenIn der Materialdatenbank können Desigsetzung erkennen soll. nerInnen und HerstellerInnen kreislauffähige Genau das ist aus Sicht von Nora Sophie GrieMaterialien vom Stoff bis zum Knopf mit den fahn von Cradle to Cradle e. V. entscheidend: entsprechenden Bezugsquellen recherchie»Wenn Materialkreisläufe funktionieren solren. Außerdem finden sich Infos über Verwertungsbetriebe, die in »Mir war schnell klar, dass der der Lage sind, die entsprechenden Fasern auch in gleichbleibenInformations­fluss von der der Qualität zu recyceln. Herstellung zu VerbraucherInnen Die Sammlung von Designrichtlinien enthält eine Fülle von und Sortierbetrieben Ideen, wie Kleidungsstücke so garantiert werden muss.« entworfen werden können, dass – Ina Budde sie möglichst wenige Ressourcen verbrauchen, eine möglichst lange Lebensdauer haben und restlos recycelbar werden. Das können Schnitte sein, len, müssen die Recyclingfirmen von vornhedie kaum Materialreste produzieren, oder Entrein mit eingebunden werden. Sie müssen in würfe für Kleidungsstücke, bei denen die beZukunft vor allem Rohstoffe verwerten, statt sonders beanspruchten Stellen extra verstärkt sich als reine Abfallunternehmen zu betrachsind. Manchmal sind die Lösungen auch ganz ten. Aber dafür braucht es andere Logistiksyssimpel, wie die Verwendung von Knöpfen oder teme, und eine Plattform wie circular.fashion Innenfutter, die so auf das Hauptmaterial abgeist dafür ein gutes Beispiel.« stimmt sind, dass sich alles zusammen recyceln Aktuell haben erst einzelne Designstudios als lässt. Diese Ideen können die Nut­zerInnen der PilotkundInnen mit circular.fashion gearbeitet, Plattform verwenden und in eigene Entwürfe darunter das Hamburger Label Jan ’n June, das umsetzen. sein Augenmerk auf ökologische, faire Kleidung Für fertige Designs können sie nach Prüfung legt. Aber das Interesse an Know-how zu kreisder Kreislauffähigkeit eine scanbare ID anlauffähiger Mode ist auch bei etablierten kon-

Bilder M axi mi lian Probst, Ethical Fashion Be rli n/Me ss e Frankfurt

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ventionellen Modemarken wie Hugo Boss oder Zalando groß, die bei Ina Budde Workshops buchen. Denn auch bei den Großen ist längst angekommen, dass die etablierte Mode-Einbahnstraße vor allem eines ist: Verschwendung, nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus ökonomischer Sicht. Damit sich das System ändert, muss sich allerdings das Denken ändern, und zwar bei allen Beteiligten. Deshalb plant das Team um Ina Budde für April 2019 eine Crowdfunding-Kampagne. Sie soll ihre Idee einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen. Und irgendwann ist es vielleicht sogar möglich, die aktuell kostenpflichtige Plattform zu öffnen, damit sich das Know-how zu kreislauffähiger Mode schneller verbreiten kann.

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WENZEL BECK

Mantel, Kleid, Jacke oder Weste? Alles in einem! Das Kleidungsstück aus einer kreislauffähigen Kollektion, die Ina Budde zusammen mit Jan ’n June entwickelt hat, kommt ohne Knöpfe und Futter aus und besteht aus einem biologisch abbaubaren Polymermaterial.

© Lukas Beck

09.05.2019

WIE WIR.– 20:00 Uhr > Großer ORF. Sendesaal Eintritt: jeweils EUR 19,– Livestream

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Wo teilt es sich Besser? Vom Carsharing in der Stadt und auf dem Land.

Christian Wagner Manager der Klimaund Energiemodell­ region Schwarzatal

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er Traum vom eigenen Auto wird seltener geträumt. Der Sehnsuchtsort junger Menschen ist immer seltener der Fahrersitz eines Autos als eine entfernte Destination. Denn Reisen sind den jungen, mobilen Leuten von heute deutlich wichtiger als das eigene Kfz. Nur 27 Prozent der Unter-25-Jährigen im Autoland Deutschland sind bereit, Abstriche bei Urlaubsreisen zu machen, um sich ein Auto leisten zu können. Das wurde 2018 in einer Studie am Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach erhoben. Im Jahr 2010 waren es noch 46 Prozent. In deutschen Städten wollen gar nur 22 Prozent der jungen Leute von heute zugunsten eines Autos auf Reisen verzichten. »Die Bedeutung von privatem Pkw-Besitz und die emotionale Bindung zum Auto sind bei den 18- bis 25-Jährigen zunehmend rückläufig. Allerdings gibt es auch bei der jungen Generation große Unterschiede zwischen Stadt- und LandbewohnerInnen«, heißt es in der Studie über die junge Generation und die Mobilität der Zukunft. In Städten stehen heute verschiedene Möglichkeiten bereit, um auch ohne eigenes Auto mobil zu sein. Das gilt europaweit. Zu den klassischen öffentlichen Verkehrsmitteln haben sich Fahrdienstvermittler wie Uber oder Taxify gesellt, kommerzielle und städtische Leihradanbieter, Elektroscootersysteme und unterschiedlichste Carsharing-Angebote. Per App

und Kreditkarte lassen sich Verkehrsangebote nutzen, von denen man vor einem Jahrzehnt nur vage träumen konnte. Langsam erobern neue Mobilitätskonzepte auch den ländlichen Raum. Die Bedürfnisse auf dem Land sind allerdings andere als in der Stadt und der private Pkw erscheint vielerorts deshalb noch immer als einzig alltagstauglicher Schlüssel zur individuellen Mobilität.

Ist Carsharing auf dem Land überhaupt praktisch? Im Konzept geteilter Autos steckt viel Potenzial. Auch auf dem Land. Nur unterscheiden sich Carsharing-Modelle in ländlichen Gefilden häufig von jenen im städtischen Raum. Denn für die meisten UserInnen von Carsharing-Systemen in Großstädten bedeutet Carsharing, sich den Standort eines Autos via App anzeigen zu lassen, es per Smartphone und Keycard zu entsperren, es zu benutzen und es dann dort abzustellen, wo die Benutzung endet und man einen Parkplatz findet. Free-Floating-Systeme nennt man diese Art von Carsharing. Die größten Anbieter, Car2Go des Daimler-Konzerns und Drive Now von BMW, fusionieren gerade zu Share Now. Frei fließende Sharing-Flotten fahren derzeit in sieben deutschen Großstädten sowie in Wien. Wer einen Account hat und seine Kreditkartendaten angegeben hat, kann die Autos der Anbieter nutzen. Die meisten ländlichen Carsharing-Konzepte funktionieren anders, nämlich

Bilder  Istock.co m/Tickcharoe n04, Conrad He ss ler

Text Thomas Stollenwerk


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stationsgebunden und mit einem geschlossenen NutzerInnenkreis, erklärt Christian Wagner, Manager der Klima- und Energiemodellregion Schwarzatal im südlichen Niederösterreich: »In den geschlossenen Systemen, die es mittlerweile in vielen ländlichen Regionen gibt, ist der NutzerInnenkreis meist überschaubar. NutzerInnen zahlen einen Betrag als Grundgebühr und zusätzlich eine Gebühr pro Stunde oder pro Kilometer, wenn sie ein Auto nutzen.« Mit der Anonymität städtischen Carsharings habe das eher wenig zu tun, berichtet er: »Das Interessante ist, dass dieses ländliche Carsharing in geschlossenen Systemen am periphersten Land am besten funktioniert. Dort, wo sich die NutzerInnen kennen. Denn dort erhält dieses System eine soziale Komponente. Da ruft man dann den Vornutzer an und sagt: Franz, du hast deinen Schirm vergessen, oder: Franz, das Auto ist ja ganz schmutzig.«

Sharing-Autos ersetzen Privatautos Was im niederösterreichischen Schwarzatal gilt, spiegeln auch Zahlen aus anderen Regionen wider. So ist stationsbasiertes Carsharing mittlerweile an 740 Orten in Deutschland verfügbar. Und diese stationsgebundenen Systeme scheinen tatsächlich eine Menge Privatautos zu ersetzen. »Im stationsbasierten Carsharing besitzen heute schon 70 bis 80 Prozent der KundInnen kein eigenes Auto mehr. Städte und Gemeinden sollten vor allem diese Variante durch die flächendeckende Einrichtung von Car­sharing-Stationen im öffentlichen Raum

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fördern«, findet Gunnar Nehrke, Geschäftsführer des Bundesverbands Carsharing in Deutschland. Der Lobbyist ist überzeugt: »Immer mehr Menschen wollen verantwortungsvoll mit der Ressource Auto umgehen und die Verkehrswende praktisch mitgestalten.« Das weiß man auch in Österreich. Der Verbund von 19 ländlichen Gemeinden, für den Christian Wagner arbeitet, wird vom österreichischen Klima- und Energiefonds bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen finanziell gefördert. Teil der regionalen Klimaschutzstrategie ist der Ausbau von Sharing-Systemen für Elektroautos. Christian Wagner bietet Workshops für Kommunen und E-Mobili-

»Da ruft man dann den Vornutzer an und sagt: Franz, du hast deinen Schirm vergessen.« – Christian Wagner über ländliches Car-Sharing ty-Interessierte, um Carsharing und Elektroautos im ländlichen Raum zum Durchbruch zu verhelfen. Allein im österreichischen Bundesland Niederösterreich sind inzwischen über 90 Elektroautos im Sharing-Betrieb verfügbar. Wagner kann erklären, was E-Car-Sharing-Systeme für ländliche Kommunen und ihre EinwohnerInnen attraktiv macht. »Da gibt es ganz unterschiedliche NutzerInnentypen. Zum Beispiel den klassischen Studenten, der nur am Wochenende in seiner Heimatgemeinde ist und dann stundenweise ein Auto benötigt. Dafür ist ein E-Car-Sharing perfekt geeignet. Es kann auch für bestimmte Berufsgruppen praktisch sein. Ich kenne einen Lokaljournalisten, der für seine Recherchen regelmäßig in verschiedene Gemeinden in seiner Umgebung fahren muss und das mit einem Sharing-E-Auto macht. Dann gibt es Ehepaare, deren Kinder aus dem Haus sind und die deshalb nicht mehr zwei Autos brauchen, sondern nur noch eines. Falls dann doch einmal beide ein Auto benötigen, ist das E-Car-Sharing eine sinnvolle Ergänzung zum eigenen Auto.«

Sharing als Verein oder als Geschäft Die BetreiberInnen von geschlossenen und stationsbasierten ländlichen Elektro-Car-Sha-

ring-Systemen sind meist eigens gegründete Vereine oder ländliche Gemeinden, erklärt Wagner. »Jedenfalls niemand, der betriebswirtschaftlich Gewinn machen muss. Häufig übernimmt die Gemeinde eine Ausfallhaftung gegenüber der Bank oder gegenüber dem Leasing­geber. Über die Grundgebühr und die Nutzungsgebühren werden die Leasingraten der Autos abgedeckt. Das funktioniert in vielen Gemeinden so, dass sich Kosten und Einnahmen in etwa die Waage halten.« Das vereinsmäßig oder kommunal organisierte Carsharing funktioniert so gut, dass auch kommerzielle Carsharing-Anbieter neben den großen Ballungszentren zunehmend ländliche Gebiete in den Blick nehmen. So sind die Autovermietung Europcar und die österreichische Porsche Bank gemeinsam in diesen Markt eingestiegen.

Das Auto der Community Sie richten ihr Angebot Sharetoo an Gemeinden, aber auch größere Wohnanlagen und Unternehmen, die ihren BewohnerInnen oder MitarbeiterInnen gemeinschaftlich genutzte Autos zur Verfügung stellen wollen. »Communitys können ihre Wunschautos frei aus unserem Fuhrpark wählen – zudem bieten wir ihnen ergänzende Angebote für zusätzliche Kurz- und Langzeitmieten«, erklärt Inés Kaufmann, Geschäftsführerin von Europcar Österreich. Südlich von Wien betreibt das Unternehmen mit dem Projekt Ecarregio an 17 ländlichen Standorten Elektroautos im Sharing-Betrieb. In anderen Regionen setzen die Gemeinden eher auf Benziner und Dieselautos. Insgesamt sorgt Carsharing allerdings für mehr Elektroautos auf den Straßen. So ist der Elektroautoanteil im Sharing-Betrieb in Deutschland laut Bundesverband Carsharing 50-mal höher als der Elektroanteil an der gesamten deutschen Pkw-Flotte. Ob elektrisch oder durch einen Verbrennungsmotor angetrieben: Geteilte Autos können dabei helfen, Geld zu sparen und für weniger Autos auf Straßen und Parkplätzen zu sorgen. Das gilt in der Stadt wie auf dem Land. Gerade auf dem Land, wo öffentliche Verkehrsmittel eher spärlich unterwegs sind, kann Carsharing dabei helfen, individuelle Mobilität zu ermöglichen und Budgets zu schonen – zum Beispiel für die Reisekasse.


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Grüner Strom ist nicht gleich grüner Strom Strom und Herkunftsnachweise werden in Europa getrennt gehandelt. So kann Strom aus fossilen Quellen oder Atomkraft als Ökostrom verkauft werden. Wie geht das?

Text Thomas Stollenwerk

Was ist ein Herkunftsnachweis für Strom? Bei den Herkunftsnachweisen handelt es sich um elektronische Dokumente, die dazu dienen, gegenüber den Stromendverbrau­ cherInnen nachzuweisen, dass bestimmte Anteile bzw. Mengen des Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugt wurden.

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Geschäftsführer des österreichischen Kleino Ökostrom draufsteht, ist nicht unwasserkraft-Erzeugers Mein Alpenstrom. bedingt Ökostrom drin. Das liegt daran, dass Strom und die Nachweise über seine Herkunft in der EuropäBIORAMA: Was ist ein Herkunftsnachweis ischen Union separat gehandelt werden könfür Strom? nen. So können Unternehmen, die mit Strom Philipp Rehulka: Wenn Sie Strom herstellen, handeln, Strom aus fossilen oder atomaren dann erstellen Sie die Kilowattstunde und den Quellen durch zugekaufte Öko-HerkunftsHerkunftsnachweis. In Österreich ist es so, dass nachweise »begrünen«. Diese Nachweise Sie für jede Kilowattstunde einen Herkunftsstammen aus Kraftwerken, die zwar Strom aus nachweis erstellen. Zum Beispiel in einem ökoerneuerbaren Energiequellen erzeugen, ihn logischen Kleinwasserkraftwerk. Der Nachweis aber nicht als solchen vermarkten. Denn die besagt dann zum Beispiel: Diese KilowattstunHerkunftsnachweise separat zu verkaufen ist de wurde im Kleinwasserkraftwerk Frohnleiten manchmal lukrativer. Für die Ökostrom-Heram 11. 2. 2019 erzeugt. Sie könnten auch Herkunftsnachweise gibt es eine Nachfrage bei kunftsnachweise für Strom erzeugen, der aus jenen Stromanbie­terInnen, die zwar gerKohlekraftwerken oder einem Atomkraftwerk ne Ökostrom vermarkten wollen, jedoch nur kommt. In Deutschland und Norwegen ist es Strom aus fossilen Quellen oder so, dass Sie nur einen HerkunftsAtomkraft bieten können. Benachweis erzeugen müssen, wenn treiberInnen von Kraftwerken, Sie Ökostrom produzieren. Für die in denen Strom aus regeneratischmutzigen Stromerzeugungsarven Energiequellen erzeugt und ten gibt es keinen Herkunftsnachdirekt an EndverbraucherInnen weis. Deutsche Konsu­mentInnen vermarktet wird, sehen im gefinden auf ihrer Rechnung deshalb trennten Handel von Strom und eine andere Stromkennzeichnung Herkunftsnachweis einen Wettals auf einer österreichischen. In Philipp Rehulka bewerbsnachteil. Worin der beÖsterreich ist jede KilowattstunGeschäftsführer, steht, erläutert Philipp Rehulka, de aufgezeichnet. In DeutschMein Alpenstrom

Bilder  Istock.co m/KF)Gal ore, Me in A lpenstrom/Heldentheate r

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land steht dort nur, wie viel Prozent Ökostrom ist. Der Rest ist Graustrom, also Strom ohne Herkunftsnachweis.

Don’t give

Woher stammen die Herkunftsnachweise für Ökostrom, der eigentlich Graustrom ist? Aus unterschiedlichen Quellen. In Norwegen und Finnland zum Beispiel gibt es große Off­ shore-Windkraftanlagen, die Ökostrom erzeugen, diesen Strom aber zum Teil an die Industrie in der direkten Umgebung verkaufen. Und die Industrie sagt: Wir brauchen eure Herkunftsnachweise nicht. Die führen nur zu höheren Energiepreisen. Und so bleiben diese Herkunftsnachweise übrig und gelangen in den europaweiten Handel. Die sind dann weitaus günstiger als die österreichischen Herkunftsnachweise. So können StromhändlerInnen sehr einfach den Grau­strom, den sie irgendwo gekauft haben, mit finnischen oder norwegischen Herkunftsnachweisen grünwaschen und ihn als Ökostrom verkaufen. Gibt es in Deutschland etwa keine Nachfrage nach Strom mit Herkunftsnachweis? Natürlich gibt es dafür auch in Deutschland einen Markt. Wenn StromanbieterInnen dort KundInnen gewinnen, die bereit sind, für Ökostrom zu bezahlen, verwenden sie natürlich Herkunftsnachweise. Aber es gibt eben auch in Deutschland viele StromabnehmerInnen, die den Strom auch ohne Herkunftsnachweis kaufen. Zum Beispiel Unternehmen, die den höheren Energiepreis nicht an ihre KundInnen weiterreichen wollen. Die kaufen dann den Strom ohne Nachweis. Wenn Sie in Deutschland einen Stromanbieter haben, der zum Teil Ökostrom produziert, dann würde ja dessen Stromkennzeichnung so aussehen, dass eben ein Teil als Ökostrom ausgewiesen wird und der andere Teil als Graustrom. Wenn der Balken, der den Ökoanteil zeigt, ohnehin schon nicht vollständig grün ist, dann kann der Strom­ anbieter sich überlegen, ob er nicht den ausgewiesenen Ökostromanteil verringert, um mit dem Verkauf des reinen Herkunftsnachweises einen hohen Marktpreis zu erzielen. Was ist die Folge des separaten Handels mit den Herkunftsnachweisen? Wenn Sie in einen Stromtarifkalkulator schauen, sehen Sie dort, dass 90 Prozent der Strom­ anbieterInnen einen grünen Balken haben. Sie

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müssen sich wirklich anstrengen, um AnbieterInnen zu finden, die Ihnen nicht zu 100 Prozent Ökostrom liefern können. Aber viele der AnbieterInnen bieten eben grüngewaschenen Strom. Nun stehen wir und einige andere Unternehmen vor der Schwierigkeit, unseren KundInnen erklären zu müssen, was unseren Ökostrom zu echtem Ökostrom macht. Und auch, weshalb der teurer ist, nehme ich an. Wir erzeugen unseren Strom selbst, inklusive Herkunftsnachweis. In dem Moment, in dem alle anderen StromanbieterInnen denselben grünen Balken haben wie wir und demnach ebenfalls Ökostrom anbieten, sinkt automatisch die Bereitschaft der KundInnen, für Ökostrom mehr zu zahlen. Das ist aus KundInnensicht nachvollziehbar. Wieso sollte man zu teureren AnbieterInnen gehen, wenn im Tarifkalkulator fast alle Wie kommt es zum getrennten AnbieterInnen einen grünen BalHandel von Strom und ken haben? Das heißt: Es gibt bei Herkunftsnachweis? vielen Stromanbie­ terInnen ein Die Grundlage dafür, dass Strom Interesse, genauso grün auszuseund der Nachweis über seine hen wie die AnbieterInnen echten ökologische Herkunft getrennt Ökostroms. Und daraus ergibt sich gehandelt werden können, ist die eine gewisse Zahlungsbereitschaft EU-Richtlinie 2001/77/EG aus für die Herkunftsnachweise. Der dem Jahr 2001. Die damalige Liberalisierung des europäischen Preis für die Nachweise entsteht Elektrizitätsmarkts hatte unter europaweit durch Angebot und anderem die Erhöhung des Anteils Nachfrage. erneuerbarer Energien zum Ziel. Die betreffenden EU-Richtlinien wurden von den Mitgliedsstaaten der EU teilweise sehr unterschiedlich umgesetzt.

In Österreich werden Herkunftsnachweise für elektrische Energie auf Basis jedes Energieträgers ausgestellt und zur Stromkennzeichnung verwendet. In Deutschland werden Herkunftsnachweise nur für elektrische Energie auf Basis erneuerbarer Energieträger ausgestellt. Für Strom, der nach dem deutschen Erneuerbare-Energien-Gesetz (eeg) gefördert wird, wird jedoch kein Herkunftsnachweis ausgestellt. Das soll die mehrfache kommerzielle Verwertung der positiven Umwelt- und Klimaeigenschaften von Strom aus erneuerbaren Quellen im Sinne eines Doppelvermarktungsverbots verhindern.

Gibt es StromanbieterInnen, die sich darauf spezialisiert haben, Graustrom mit grünem Herkunftsnachweis anzubieten? Ja, es gibt einige reine StromhändlerInnen, die das tun. Das ist ja auch legal. Deshalb erhebe ich auch nicht den Vorwurf eines Betrugs. Ich spreche lieber von einem Schwindel. Wer für Strom mit Herkunftsnachweis zahlt, zahlt zumindest indirekt für Ökostrom. Nun könnte man fragen: Wo ist das Problem? In einer Welt, in der man sich mit dem Minimum zufriedengibt, ist es sicher besser, das zu tun, als

»Für Verbrau­cherInnen ist ja das Label Ökostrom eine Art Gütesiegel. Stellen Sie sich vor, Sie würden ein Biohuhn kaufen, bekämen aber in Wahrheit ein fürchterliches Industriehuhn.« – Philipp Rehulka

Ökologisch hergestellter Strom

s gen elbst Her erierte k nac unfts r hw ­ eis

gar nichts zu tun. Aber für VerbraucherInnen ist ja das Label Ökostrom eine Art Gütesiegel. Stellen Sie sich vor, Sie würden ein Biohuhn kaufen, bekämen aber in Wahrheit ein fürchterliches Industriehuhn, auf das erst ganz am Ende der Produktion ein Biosiegel aufgeklebt wurde. Ich würde das einen Schwindel nennen. Um bei Ihrem Vergleich zu bleiben: Das Biosiegel könnte man in dem Fall ja nur auf das Industriehuhn kleben, weil irgendjemand ein Biohuhn gekauft hätte, das nicht als solches ausgewiesen wurde. Ja. Es gibt allerdings KundInnen, denen es wichtig ist, den Strommarkt bewusst zu verändern. Wenn ich mich damit zufriedengebe, dass mein Strom einen grünen Herkunftsnachweis trägt, sich dadurch aber überhaupt nichts an seiner

Bilder Istock.co m/pre ss ure UA

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eco fashion

sustainable design

organic food

Stromanbieter generiert keine Herkunftsnachweise

Zukauf von Herkunfts­ nachweisen an der Börse

Wie läuft der Handel mit Herkunfts­nachweisen ab? In den EU-Staaten sowie assoziierten Staaten wie Norwegen werden die Herkunftsnachweise zentral ausgestellt und erfasst. In Deutschland ist dafür das Umweltbundesamt zuständig, in Österreich E-Control. Über die in Brüssel ansässige gemeinsame Association of Issuing Bodies (aib) wird der internationale Transfer der Herkunftsnachweise abgewickelt.

zuge­ er kauft ­ fts n u k r He eis w h nac

Der Handel mit den Nachweisen findet an Börsen statt, wie der Handel mit Strom auch. Die relevantesten Handelsplätze für Strom in Europa sind European Energy Exchange (eex) in Leipzig und European Power Exchange (epex) in Paris. Für Österreich ist auch Energy Exchange Austria (exaa) in Wien von Bedeutung.

Erzeugung ändert, weil es die Herkunftsnachweise im Überfluss gibt und sie aus Norwegen oder Finnland kommen, dann reicht das vielen kritischen KonsumentInnen einfach nicht. Wo müsste man aus Ihrer Perspektive gesetzlich ansetzen, um die Situation zu verändern? Es gibt die EU-Richtlinie zum Stromhandel und zur Stromliberalisierung. Die ist die Basis des Ganzen. Die müsste so abgeändert werden, dass der getrennte Handel von Kilowattstunden und Herkunftsnachweisen nicht mehr möglich ist. Abgesehen davon könnten auf nationaler Ebene – denn EU-Richtlinien werden ja in nationalen Gesetzen umgesetzt – die Gesetze so geändert werden, dass nur mehr ein gekoppelter Verkauf von Kilowattstunden und Herkunftsnachweisen erlaubt ist.

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Das sind die strahlenden Gewinner: Das Projekt „Fäkalschlamm­ analyse in Katastrophengebieten“ gewann nicht nur in der Kategorie wasserFORSCHT, sondern über­zeugte auch das Publikum bei der Preisverleihung des Neptun Wasserpreises.

Wasser Preisgekrönt: Der Neptun Wasserpreis

Alle zwei Jahre zeichnet der Neptun Wasserpreis zum Wasser aus, die zu positiver Veränderung beitragen: Dabei reicht die Bandbreite von Kunstwerken über lebensrettende Erfindungen bis zu Bewusstseins- und Bildungskampagnen. Insgesamt wurden über 800 Projekte eingereicht. Am 13. 3. 2019 fand in feierlichem Rahmen im Wiener Odeontheater die Verleihung des Neptun Wasserpreises statt.

Der Neptun Wasserpreis Der Neptun Wasserpreis ist der österreichische Umwelt- und Innovationspreis zu Themen rund ums Wasser. Er wurde 1999 gegründet und zeichnet Projekte in den Bereichen Leben, Umwelt, Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft aus. Träger des Neptun Wasserpreises sind das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT), die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW), der Österreichische Wasserund Abfallwirtschaftsverband (ÖWAV) sowie die teilnehmenden Bundesländer.

Entgeltliche Einschaltung DES BMNT

bild BMNT/Paul Gruber

Zeit, das Wasser in den Mittelpunkt zu stellen! Wasser ist der Quell des Lebens und unser wichtigstes Lebensmittel – der Neptun Wasserpreis schärft den Blick für die lebenswichtige Ressource Wasser.


Die Preisgekrönten In drei Fachkategorien und zwei Publikums­ kategorien wurden Projekte ausgezeichnet.

WasserFORSCHT Forschung und Entwicklung aus Wirtschaft und Wissenschaft

HAUPT­ PREIS

Das Proje kt vom Pub wurde likum zu m Hauptsie ger gekürt.

WasserKREATIV Kunst und Kultur zum Thema Wasser »floating #1« der Künstlerin Daria Tchapanova ist eine poetische und visuelle Hommage an das Wasser. Die Videoarbeit zeigt wie die Gezeiten den Rhythmus des Alltags bestimmen und stellt das Ungleichgewicht des weltweiten Umgangs mit Wasser dar.

WasserBILDUNG (Bewusstseins-)Bildung und Wissensvermittlung Das »WER WIE WASser – Mitmachbuch« ist ein gemeinsames Projekt von Lustenauer Kindern und Erwachsenen. Wie kommt das Wasser in unseren Wasserhahn? Wieso ist Grundwasser nicht schmutzig? Verbrauchen wir eine ganze Badewanne voll Wasser am Tag? Das Kritzelbuch befasst sich auf 80 Seiten mit alltäglichen Fragen rund um das Thema Wasser und soll die Neugierde für das Thema Wasser wecken.

WasserWIEN Bilder und Video zu »Brunnen in Wien« Über 300 Einreichungen erhielt der beliebte Foto-Preis. Aus den besten zehn Einreichungen wurden im Jänner drei Werke gekürt, hier zu sehen: Das Gewinnbild der Hobbyfotografin Alexandra Lhotak vom Schönbrunner Rundbassin im Abendlicht.

bilder ÖRK/Lynette Nyman IFRC, Daria Tchapanova, Marktgemeinde Lustenau, Alexandra Lhotak, Innsbrucker Kommunalbetriebe, Christian Forcher, lifeofmatt92

In der humanitären Hilfe und in der Entwicklungszusammenarbeit spielt die sichere Behandlung von Fäkalschlamm eine wichtige Rolle. Gemessen und analysiert kann der Erfolg aber erst seit 2017 werden – seit das mobile Feldlabor zur Fäkalschlammanalyse entwickelt wurde. Platz 1 für das Projekt vom Österreichischen Roten Kreuz.


WasserGEMEINDE

Das Innsbrucker Wasser wird in einem riesigen unterirdischen See gesammelt, der für BesucherInnen aus hygienischen Gründen nicht zugänglich ist. Der 3D-Film macht einen Besuch möglich.

Engagement österreichischer Gemeinden und Städte »Ziel des Projektes war die Erlebbarmachung des gesamten Weges des Innsbrucker Trinkwassers. Der Film soll außerdem Bewusstsein für die Qualität des Innsbrucker Trinkwassers schaffen und verdeutlichen, welche Leistungen dazu beitragen, dass die Qualität erhalten bleibt«, heißt es bei den IKB, den Innsbrucker Kommunalbetrieben. Der Film nimmt das Publikum mit in die Innsbrucker Wasserwelt. Wir begleiten den Wassertropfen auf seiner 10-jährigen Reise vom Karwendel-Gebirge bis zur Wasserleitung in der Wohnung und zur Kläranlage oder eben bis zur Stromerzeugung. Nur rund ein Drittel des Wassers aus dem Berg wird zur Trinkwasseraufbereitung genutzt, der Rest erzeugt saubere Energie für ganz Innsbruck. Der Film kann als 3D-Film mit einer VR-Brille oder einfach mit einem Cardboard am Smartphone gesehen werden.

Die Reise des Wassers Georg Willi ist Bürgermeister der Stadt Innsbruck – das Projekt »Die Reise des Wassers« gewann beim diesjährigen Neptun Wasserpreis in der Kategorie WasserGEMEINDE. Österreich ist ein gesegnetes Land, wenn es um Trinkwasser geht. Wissen die Menschen über den richtigen Umgang mit Wasser Bescheid? Die Sensibilität rund ums Wasser ist generell schon sehr hoch – und trotzdem wird Wasser oft als selbstverständlich wahrgenommen. In Innsbruck bieten wir höchste Wasserqualität direkt aus der Leitung. Das ist ein hohes Gut und unser wichtigstes Lebensmittel! Worum geht es beim Projekt? Es geht um Wissensvermittlung. Zunächst möchte ich die Kinder erreichen. Wenn sie den Wert von Wasser einmal er-

ktiv Wassertbaew erb Fotowet

Aufgepasst – nach der Preisverleihung ist vor der Einreichung! Von 15. April bis 31. Mai können begeisterte Foto­ grafInnen beim wasseraktiv Foto­ wettbewerb einreichen! Schnapp dir die Kamera und fang den Wasserfrühling ein! Nähere Infos gibt’s unter www.wasseraktiv.at.

kennen und ihre Verantwortung für diesen Kreislauf wahrnehmen, dann werden sie das ein Leben lang richtig machen und selbst auch vermitteln. Aber auch der Gedanke an den Wasserkreislauf ist wichtig: Chemische Verschmutzungen wie Gifte aus dem Baugewerbe, aus Labors und auch die kleinen Farb- und Chemie-Reste beim Heimwerken dürfen nicht in den Wasserkreislauf gelangen, denn diese Verschmutzungen können in der Kläranlage nicht vollständig entfernt werden. Welche Rolle spielen Auszeichnungen wie der Neptun Wasserpreis? Es ist eine Anerkennung und ein Anreiz für andere Initiativen und Projekte, die sich für Bewusstseinsbildung zum Thema Wasser einsetzen. Ich finde das wichtig und bedeutend und natürlich freue ich mich auch persönlich, dass das Innsbrucker Projekt ausgezeichnet wurde. Was wünschen sie sich? Ich möchte, dass der Film den Menschen ihre Verantwortung klar macht und dass – obwohl wir in einem wasserreichen Land leben – sauberes Wasser keine Selbstverständlichkeit ist.


Ei like! Auch unsere Ostereier sind „Hahn im Glück“-Eier. Sie stammen ausschließlich von Legehennen, deren Brüder ebenfalls artgemäß aufgezogen werden. Und gefärbt wird nur mit Naturfarben wie Karmin, Gelbwurz, rotem Paprika und Indigopflanze. Mehr auf zurueckzumursprung.at

KREISLAUF DES LEBENS Echte Nachhaltigkeit heißt: Artgerechte Tierhaltung


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6 Brüder, Feta­licherseits Wer jemals länger als einen Tag in Griechenland war, erkannte, dass man ihm nicht entkommen kann. In der traditionellen Taverne, an der Strandbar, wenn man bei GriechInnen zum Essen eingeladen ist und sogar am Frühstücksbuffet: Feta.

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nd dazu essen wir den weißen Käse« wurde in unserer (überdurchschnittlich griechenlandaffinen) Familie zum geflügelten Wort und zum Gaudium der Kinder. Aber was ist dieser Feta eigentlich, ohne den die GriechInnen nicht leben können? Warum ist er auch bei TouristInnen so beliebt, dass er einen Fixplatz in heimischen Supermarktregalen hat? Um Feta zu erklären, genügen ein paar Begriffe. Erstens: Schaf oder Ziege. Eigentlich meistens Schaf, manchmal Ziege. Das ist essenziell, weil bis Oktober 2002 Feta praktisch überall und aus jeder Milch hergestellt werden durfte. Dagegen wollten sich die GriechInnen schützen und verpassten dem Feta einen gesetzlichen Rahmen zum Schutz des Namens und der Herkunft. Die EU-Kommission machte mit und seither ist der Feta Grieche durch und durch. Alle anderen Salzlakenkäse hießen von da an Pheta, »Käse nach Balkanart«, Hirtenkäse oder Schipkakäse. Sogar »Salatkäse nach griechischer Art« war und ist auf manchen Verpackungen zu finden. Was alle gemeinsam haben, ist die Salzlake. Das ist das identitäts- und geschmacksstiftende Milieu, in dem der Brocken an den Mann und an die Frau gebracht wird. Der Käse erhält dadurch seinen unverwechselbaren und intensiven Geschmack.

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Text & Bild Jürgen Schmücking

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bio-verde: Original griechischer Ziegenkäse

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bio-verde scheint den Käse für Kuhmilchallergiker zu positionieren. Unter dem Produktnamen »Original griechischer Ziegenkäse« steht noch einmal »aus reiner Ziegenmilch« und gleich darunter »ohne Kuhmilch«. Warum er trotzdem nicht Feta heißen darf, liegt daran, dass zwar die hochwertige Bioziegenmilch aus Griechenland kommt, aber in Deutschland gekäst wird. Der Käse selbst ist cremig, vollmundig und nicht ganz so intensiv wie seine Brüder. Perfekter Salatkäse.

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Natürlich für uns: BIO FETA

Griechische Mischmilch von Schafen und Ziegen, in Griechenland gekäst, griechische Bio-Kontrollnummer. Der Käse ist blütenweiß, butterweich, ausgesprochen harmonisch und von mittlerer Intensität. Auch dieser Feta eignet sich perfekt für Koriatiko – den hellenischen Salat mit grob geschnittenen Tomaten, Zwiebeln, Oliven und Unmengen Olivenöl.

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Alnatura: FETA – griechischer Schafskäse

90 % Schafmilch. 10 % Ziegenmilch. Das ist für Feta ein ungewöhnliches Verhältnis, führt aber dazu, dass der Käse mild und harmonisch wirkt. Die beiden Molkereien, die den Käse liefern, heißen Vasilitsa und Euroklydon und sind eigentlich kleine, gewerbliche Betriebe, die über ein hochinteressantes Sortiment verfügen. Der Käse ist fest (etwas fester, als man es vielleicht gewöhnt ist, der Biss ist aber spannend und gut) und intensiv. Am besten mit Baguette und Olivenöl.

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Sulguni

Der Bruder vom Kaukasus (mit archaischen Wurzeln). Das Wort könnte aus dem Tatarischen kommen. Sulug war (Betonung auf war) der Topfen, der entstand, indem man die Erstlingsmilch von Schafen in deren Plazenta füllte und in heißer Asche vergrub. Heute entsteht Sulguni deutlich moderner, schmeckt expressiv und wird von Georgiern verwendet, um ihre Chatschapuris (überbackene Käsebrote) zu verfeinern.

ja! Natürlich: Feta

Einfach nur Feta. Passt ja auch alles. Griechische Ziegen- und Schafmilch, griechische Salzlake, griechische Käserei. ja! Natürlich ist »nur« der Importeur, und dafür sollte man dem Laden unendlich dankbar sein. Der Feta ist hochgradig intensiv und trotzdem ausgewogen. Weich und doch leicht brüchig. Der ja!-Natürlich-Käse kann übrigens exzellent reifen. Das mhd sollte dafür nicht einmal ansatzweise ein Anhaltspunkt sein. Wenn die Verpackung dicht ist, sprich weder Luft noch Keime den Feta erreichen, kann er – mit großem Genuss – auch noch drei bis vier Jahre nach »Ablauf« konsumiert werden.

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Minerva: Bio-Feta

Es nützt nichts. Sämtliche Informationen zum Käse – vom Hersteller bis zum Markennamen –stehen in griechischen Lettern auf der Verpackung. Unsere Bitte daher: das Bild gut einprägen und beim nächsten Griechenland-Urlaub danach suchen. In den Masoutis-Märkten (eine Supermarktkette in Griechenland) findet man den Käse mit Sicherheit. Die Größe und die Verpackung ermöglichen, dass viel Lake verwendet werden kann. Was wiederum dazu führt, dass der Käse mehr Charakter hat und länger reifen kann.

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Mar k t pl atz Ko sme tik

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Nosex-Kosmetik Das AnwenderInnengeschlecht ist bei den folgenden acht Naturkosmetikprodukten nicht der entscheidende Faktor.

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assen wir einmal dahingestellt, ob das Geschlecht derer, die sie benutzen, bei jenem erheblichen Teil der Kosmetikprodukte, die sich gezielt entweder an Männer oder an Frauen richten, wirklich eine Rolle spielt. Die unterschiedlichen Hautbedürfnisse lassen sich meistens nicht am besten am Geschlecht festmachen, sondern schlicht am Hauttyp. Oder etwa am Geschmack betreffend Duft und Anwendungskomfort – nicht zuletzt an der Bereitschaft, sich das Bad mit 50 verschiedenen Produkten zuzustellen. Auch diese Bereitschaft wird womöglich immer geschlechtsunabhängiger. Daher folgt praktische und nachhaltige Naturkosmetik für ein übersichtliches Badezimmer. Und wenn schon unisex, warum dann nicht auch gleich möglichst multifunktional.

Text Irina Zelewitz


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Die in Deutschland handgemachte free dive Rasierseife von Valloloko mit Limette, Menthol und blauer Tonerde eignet sich laut HerstellerInnen für den ganzen menschlichen Körper. Sie ist iciada-zertifiziert und kommt schon in der passenden Schale. valloloko.de

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Die Grundzutat in der edlen Biokosmetik von Soavo ist Berglavendel aus der Steiermark, der von Hand geerntet und traditionell destilliert wird. Das Moisture Face Oil mit dezentem Duft versorgt reichhaltig, wo das gewünscht ist. Das Active Body Wash könnte gut Badeschaum, Duschgel und Gesichtsreinigung ersetzen. Soavo ist Biokosmetik nach Austria-Bio-Garantie. soavo-skincare.com

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Creams of the Stone Age stellt Biokosmetik nach der Paleo-Philosophie her: möglichst naturbelassen und ohne industriell verarbeitete Zutaten. Sie ist außerdem personalisierbar: Pro Pumpenhieb emulgiert sie mit etwa einem Milliliter Pflanzenöl, das zur eigenen Hautqualität passt. Zertifiziert nach dem cosmos organic Standard. creamsofthestoneage.com

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Mit Skin Food und Skin Food light gibt es nun die Neuauflage eines Klassikers des Naturkosmetikpioniers Weleda in zwei Varianten, beide für trockene Körper- und Gesichtshaut. Neu für unreine Gesichtshaut: das mattierende Fluid. Naturkosmetikzertifiziert nach dem Natrue-Standard. www.weleda.ch

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Das arabica-kaffee-öl von balmyou besteht ausschließlich aus der Pressung von gerösteten Arabica-Bohnen aus Uganda. Kaffeeöl wirkt regenerierend und feuchtigkeitsspendend und kann für Haut und Haar verwendet werden. Zertifiziert ist der Tausendsassa nach dem Natrue-Standard, vegan ist er außerdem. balmyou.com

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Die Gesichtscreme Haselnuss von Schau Auf Di vereint Haselnussöl mit Sheabutter und duftet subtil nach Rose. Schau Auf Di rührt seine Biokosmetik von Hand in Österreich – zertifiziert nach BIO-Austria-Garantie. schauaufdi.net

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Bild Michael Mickl


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UnD sonst so, im bioramaUniversum ... Print

Event

BIORAMA Niederösterreich, die Dritte

CRAFT BIER FEST Wien

dein Erweitere sen is W bieriges it den m h c ä im gespr en! BrauerInn

Nach zwei sehr erfolgreichen Regionalausgaben von biorama geht im Mai 2019 die dritte Ausgabe von biorama Niederösterreich an den Start. Das Bundesland, das Wien umgibt, bietet schließlich eine ganze Menge Dinge, die es wert sind, aus biorama-Perspektive erzählt zu werden. Für NiederösterreicherInnen, WienerInnen, und alle anderen eigentlich auch.

Fünf Jahre gepflegte Biervielfalt: Das Craft Bier Fest feiert Geburtstag in der Marx Halle Wien.

Eines von vielen Highlights: Das Ottakringer Brauwerk und Brew Age haben vor einigen Monaten gemeinsam ein belgisches Dubbel gebraut und dieses anschließend in unterschiedlichen Holzfässern reifen lassen. Das Ergebnis wird der breiten Öffentlichkeit erstmals in der Marx Halle präsentiert. Freitag und Samstag, 3. und 4. Mai, 16 bis 23 Uhr.

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»Micky halbiert sich« In einem sehr persönlichen Buch schreibt unser Kollege Micky Klemsch bei Kremayr & Sche­ riau über den ewigen Kampf mit den Kilos und den Emotionen: Jo-Jo-Effekt, Diätwahnsinn, Alltagsprobleme, Hoffnungen und Enttäuschungen. Offen und berührend erzählt er aus seinem Leben als dicker Mensch und vom Kampf mit dem Gewicht: Nicht immer eine Erfolgsstory – aber eine ehrliche Geschichte.

Bilder Christo ph ada me k

Neben der Speerspitze der österreichischen Kreativbrauer finden wieder viele internationale Größen der Bierwelt den Weg in die Wiener Marx Halle. Auf der Leitveranstaltung der österreichischen Kreativbierszene können neue Biere entdeckt und verkostet werden, ergänzt wird der Genussevent durch Kulinarik und FachausstellerInnen.


abo

team

25,–

jährlich im abo!

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»Schwarzweiss buch Milch« Von Thomas Stollenwerk ist gerade im Residenz Verlag »Schwarzweissbuch Milch« erschienen. Es geht um die Licht- und Schattenseiten des Geschäfts rund um den Rohstoff Milch. Seit dem Wegfall der EU-Milchquoten setzt die Milchwirtschaft auf Produktionssteigerung, mit dem Wachstum ändern sich die Methoden der Tierhaltung. Doch welche Form der Milchproduktion wünschen sich Bäuerinnen und Bauern und die VerbraucherInnen? Wie gesund ist Milch? Wieso boomt Milch überhaupt?

Event

BIORAMA Fair Fair

Sustainable Goods: Der bunte Markt für Eco-Fashion, Design, Naturkosmetik und feinste Biolebensmittel. Ein Markt voller überraschender und interessanter Produkte aus dem biorama -Universum. Eine Bühne mit abwechslungsreichem Diskussions- und Kulturprogramm, Kinderunterhaltung, Kino, Musik – indoor und outdoor! Gutes Essen und nette Leute. Das alles macht eine biorama Fair Fair aus – seit 2012 an wechselnden Locations. Entdecke Dinge, die das nachhaltige Leben einfacher und schöner machen! Freitag bis Sonntag, 31. Mai bis 2. Juni 2019. #Fairfair19, fairfair.at

im Wiener Sophienspital

erstmalig im al Sophienspit ner ie W im siebten k ir z e Gemeindeb t .a fairfair


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STRASSER g u t ko ch t g u t

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Text & Bild Sven Strasser

Schneckt k stlich! Großer Genuss, kinderleicht in der Zubereitung: Die Weinbergschneckenvariationen.

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ls Fastenspeise hat sie lange Tradition, es gibt aber keinen Grund, sie nicht das ganze Jahr über in den Speiseplan zu integrieren. Die »Helix Pomatia« hat auf 100

Gramm gerade einmal 60 Kalorien, davon circa 16 Gramm Eiweiß. Sprich: Sie ist ideal für eine bewusste, abwechslungsreiche und kalorienreduzierte Kost.


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Weinbergschnecke im Weinteig mit Misosuppe Leichte Vorspeise, definitiv nicht alltäglich. Rezept für 4 Personen: 19,80 Euro • 700 ml Misosuppe

• 50 g Frühlingszwiebeln

• 16 Stück Weinbergschnecken • 1 Karotte (schon gekocht) • 150 g Melanzani

• 1 EL Sesamöl • 1 EL Sonnenblumenöl

• 50 g Stangensellerie

Weinteig: Strassergut kocht gut – seit Ausgabe 56 auch im BIORAMA. Und zwar Gerichte, die nicht jeden Tag auf dem Teller landen, aber nachkochbar sind. Zu kalkulierten Preisen: Der Gastronom Sven Strasser berechnet jedes Gericht nach den aktuellen Preisen des österreichischen Lebensmitteleinzelhandels – allerdings nur umgerechnet auf die Gramm, die für 4 Portionen benötigt werden. Mit den Resten soll wieder gekocht werden.

Weinbergschnecken im Speckmantel mit Spinat und Erdapfelknusper Dem Spinat kann man je nach Saison Bärlauch, Neuseeländer Spinat und/oder Malabarspinat zugeben. Rezept für 4 Personen: 20,90 Euro • 24 Stück Weinbergschnecken • 20 g Butter • 2 EL Kräuteröl

• 1/8 Liter Milch

• 1 Knoblauchzehe

• 2 Erdäpfel, speckig

• 24 Scheiben Jausenspeck

• Salz, Pfeffer, Muskatnuss,

• 1 Dotter

• 70 g Dinkelmehl

• 200 g Spinat (TK)

• 1 Eiklar

• 10 g Stärke

• 20 g Mehl

• 100 ml Weißwein

• Salz, Pfeffer

• 1 EL Sonnenblumenöl

• Öl zum Frittieren

Melanzani in 2 mm dicke Scheiben schneiden und von beiden Seiten in Sesam- und Sonnenblumenöl anbraten. Auf Küchenrolle geben und mit Salz und etwas Sojasoße würzen. Das Gemüse putzen und in hauchdünne Scheiben schneiden. Misosuppe erhitzen. Das Dotter mit dem Wein, Mehl und Stärke zu einem Teig rühren. Eiklar mit etwas Salz zu steifem Schnee schlagen und unter die Masse heben. Teig 10 Minuten ruhen lassen. Weinbergschnecken trockentupfen, mit der gebratenen Melanzani umwickeln und durch den Teig ziehen. Im 170° C heißen Öl goldgelb ausbacken. Das Gemüse kurz in der heißen Suppe erhitzen und mit den Schnecken servieren.

Zimt, Zitronenschale • Öl zum Frittieren

Knoblauchzehe schälen, fein hacken und mit dem Kräuteröl vermengen. Weinbergschnecken damit 1 Stunde marinieren. Erdäpfel in feine Streifen schneiden, salzen, Wasser ziehen lassen und auf einem Küchentuch trocknen. Im heißen Fett goldgelb ausbacken. Die Butter in einem Topf erhitzen und das Mehl einrühren. Aufschäumen und mit der kalten Milch aufgießen. Weiterrühren und mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss abschmecken. Wenn die Béchamel andickt, den aufgetauten Spinat unterrühren und erhitzen. Mit etwas Zimt und Zitronenabrieb abschmecken. Marinierte Schnecken in die Speckscheiben wickeln und in einer Pfanne mit etwas Öl kräftig anbraten. Bezugsquellen: Andreas Gugumuck, Rosiwalgasse 44, 1100 Wien


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Immer wieder für Elise Zurück zum Anfang: Mit »Piano Book« kehrt Lang Lang zu seiner ersten Begeisterung für die Musik zurück.

Text Martin Mühl

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iederholung und Variation sind dominierende Themen, wenn Lang Lang über sein Schaffen spricht. Mit seinem neuen, im April erscheinenden Album »Piano Book« kehrt er zurück in seine eigene Kindheit, an den Beginn seiner Begeisterung für Musik. »Diese Stücke sind eine starke künstlerische Inspiration und es war mir wichtig, dass die nächste Generation »Dies ist nur an MusikerInnen diese bereits kennt und das erste Mal, fühlt, wenn sie anfängt, sich mit dem Insdass du die trument zu beschäftigen.« Noch mehr als vielleicht sonst ist es ihm bei diesem AlStücke lernst bum ein Anliegen, keine Gruppe von Ex– du wirst sie, pertInnen anzusprechen, sondern weit dawenn du älter rüber hinaus Menschen zu erreichen. Eine Zugänglichkeit, die wohl auch zu seiner wirst, wieder angenehmen Marktposition ist geführt hat. und wieder Die Auswahl der Stücke besteht aus großen Klassikern – allerdings in einer anlernen.« genehmen Breite quer über Kontinente – Lang Lang und Jahrhunderte. Beethovens »Für Elise«, Yann Tiersens »La Valse d’Amélie« oder Ryuichi Sakamotos »Merry Christmas, Mr. Lawrence«. Er wählte Titel aus, in denen er für sich genommen Meisterwerke sieht, die alle Zeit überdauern werden: »Es mag so scheinen, als wären einige der Stücke, simpel und einfach erlernbar. Sie sind aber gleichzeitig extrem komplex, wenn man sie mit einem gewissen Anspruch

spielen will. Bei vielen der Stücke, die ich als Kind erlernt habe, hat mein Lehrer schon damals zu mir gesagt: ›Dies ist nur das erste Mal, dass du die Stücke lernst – du wirst sie, wenn du älter wirst, wieder und wieder lernen.‹«

JUgendlichkeit Hier kommen sein sportlicher Ehrgeiz und eine Jugendlichkeit zum Vorschein: »Es ist eine Herausforderung, diese bekannten Stücke auf einzigartige Weise zu interpretieren, aber eine, von der ich überzeugt bin, dass ich ihr gewachsen bin.« Und ja, es ist ihm gelungen, diese Klassiker auf einen entwaffnend einnehmenden Punkt zu bringen. Dass er gerade junge Menschen zur Musik bringen will, hat einen Grund: »Musik hat mein Leben verändert und ich hoffe, dass sie das Leben vieler verändert. Wenn man sich mit Musik beschäftigt, beginnt man, sich um die Musik zu kümmern, und die Musik wird sich um einen kümmern. Gerade wenn man in einer benachteiligten Umgebung lebt.« Ähnlich begeistert spricht er von seinem nächsten Projekt, Bachs »Goldberg-Variationen«: »Mit jeder Wiederholung und jeder Variation hat man die Möglichkeit zurückzublicken und man spielt gleichzeitig im Jetzt wie auch in der eigenen Vergangenheit und kann so das eigene Spielen reflektieren.«

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Lob-Lob-Lob Wenn es um Erziehung geht: Ich habe die absolute Elternweisheit erlangt und einen ganz konkreten, todsicheren Plan geschmiedet, den ich sogar verraten werde. Er hat mit Tschernobyl zu tun.

Autorin Ursel Nendzig, Mutter zweier Söhne, berichtet live aus der Achterbahn.

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or zwei Wochen war meine Freundin C. bei mir. Sie ist neu, ihre Tochter F. ist erst ein Dreivierteljahr alt. Als sie schon fast am Gehen war, fragte sie mich, in Sag-mal-welche-Poposalbe-hast-du-eigentlich-benutzt-Tonfall (ich weiß, das fragen sich Frisch­eltern, meine Weisheit dazu: Inotyol): »Noch zwei Sachen: Bestrafen, Loben?« Natürlich gibt es hierzu eine ganz klare Antwort, die sich in einem kurzen, prägnanten Satz erschöpft, zumindest für Jesper-Juul-treue Eltern: beides urschlecht. Damit kann aber niemand was anfangen, deshalb probierte ich es mit der Wahrheit: »Ich halte mich an die drei Säulen erfolgreicher Elternschaft: Erpressen, Bestechen, Verwöhnen.« Das chen auf den Boden, natürlich nur Lieblingswar für C. als Mutter einer Nulljährigen natürlich gewand, koche flaumige Topfenknödel und nicht zufriedenstellend, immerhin ist die kleine jeder bekommt seine Lieblingsbeilage (der F. (einstweilen) weder manipulativ noch jamGroße Zwetschkenröster, der Kleine Apfelmert sie wegen Fernsehen noch sagt sie, dass mus), sie müssen niemals aus dem falschen ihre Mama ein Arschloch sei. Häferl oder vom falschen Teller oder gar mit Nachdem ich aber zum heiligen Gral der absoluten Mutterweisheit vorgedrungen bin, weiß ich, dass ich recht habe. Man könnte meinen, »Später einmal werden sie zu ich hätte die Weisheit selbst mit ihren PartnerInnen sagen, der Muttermilch aufgesogen, hätwie viel besser ich war.« te mich meine Mutter gestillt und nicht mit Pulvermilch gefüttert (80er-Jahre, Tschernobyl). Vieldem falschen Löffel essen. Ich lobe sie auch für jeleicht war auch gerade in dieser Pulverden Scheiß. Ich sage nicht: »Spinnst du, wieso hast milch das Körnchen Weisheit versteckt, du ihn aus dem Stockbett getreten?« Sondern: »Ach, vielleicht war es die Strahlung, keiner wie toll, dass ihr zusammen im Stockbett wart.« Der kann es sagen. Jetzt aber zu meinem Effekt: Sie finden mich unschlagbar toll und später super Erziehungskonzept. einmal werden sie zu ihren PartnerInnen sagen, wie Erpressen und Bestechen sind da­rin viel besser ich war und lockerer und netter und auch eher ein Hobby. Mein Hauptaugendie Topfenknödel seien besser gewesen. merk liegt auf Verwöhnen. Ich verMit den Folgen des Lob-Lob-Lob-Verwöhnprowöhne meine Söhne nach Strich und gramms muss ich ja dann nicht leben, sondern die. Faden. Ich mach ihnen immer PopVoraussetzung ist natürlich, dass sie für die erfolgreicorn, wenn sie das wollen. Ich zwinche PartnerInnenfindung nicht auf ihre Manieren angege sie nie dazu, sich zu waschen. Sie wiesen, sondern fesch genug sind, um trotz ihrer mangelndürfen immer einen Kaugummi den Erziehung jemanden zu finden. Derweil schaut es ganz haben. Ich kuschle sie morgens gut aus. Drücken Sie mir die Daumen. wach, lege ihnen Gewandmänn-

illust rat ion Nana Mandl

Text Ursel Nendzig


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