BIORAMA 32

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KOSTENLOS — ABER ABONNIERBAR

P.B.B. — 11Z038861 M — 1040 WIEN —— WWW.FACEBOOK.COM/BIORAMA

AUSGABE 32 — AUGUST / SEPTEMBER 2014. WWW.BIORAMA.EU

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DIE NACHT Vom Recht auf Dunkelheit Vegan und fair produziert: Die Boxhandschuhe des Berliner Labels Vehement Verkannt, aber wichtig: Die Hummel, das pelzige Bestäubungsgenie Gesattelt und mobil: Die Packliste für eine erfolgreiche Radwanderung

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oller Eifer tragen Isabella und Julia den fertig gegangenen Brotteig im Trog aus Pappelholz zum Tisch vor dem neu aufgemauerten Holz-Backofen und beginnen zu kneten. Behagliche Wärme strahlt den beiden Kindern entgegen, als die Biobäuerin Anni Gumpold das schmiedeeiserne Türl des Ofens öffnet. Am Bauernbräuhof in Hallein wird nach alter Tradition Brot gebacken. Anni und Sepp geben ihr Wissen und ihre Begeisterung gerne an eine Gruppe staunender

Kinder und Erwachsenen weiter. Sie betreiben einen von über hundert BIO AUSTRIA-Höfen, die als Schaubauernhof Bio für alle „begreifbar“ machen. Dann wird fleißig geknetet, der Teig in die Körbe gefüllt. Daneben gibt es viel Wissenswertes über den Anbau von Bio-Getreide, handwerkliches Brotbacken, Lebensmittelzusatzstoffe und den Stellenwert des Brotes in früherer Zeit. Um diesen zu unterstreichen, hat sich Sepp Gumpold Zeit genommen, denn

auf dem Bauernbräuhof war es immer Sache der Männer, das Brot in den Ofen einzuschießen. „Bei meinem Großvater hatte das immer etwas Feierliches, Brot war heilig“, erinnert er sich und wischt die Glut mit einem Kehrbesen aus frischem Tannenreisig heraus. Mehr als Wissen Während das Brot bäckt, wird die Zeit fürs Stoffdrucken genutzt. Schwiegertochter Magdalena leitet die Teilnehmerinnen an,


Schau zum Biobauernhof! Erleben Sie „Bio“ hautnah und authentisch auf über hundert BIO AUSTRIA-Höfen. Fernab von Werbeklischees zeigen Ihnen engagierte Biobäuerinnen und –bauern, wie sie ihre Höfe bewirtschaften, ihre Tiere halten und ihren Boden pflegen. Ihr Wissen reicht von Kräuterkunde, Käse und –Broterzeugung bis hin zu den vielfältigen Zusammenhängen „des Ganzen“ auf ihren Höfen.

Weitere Informationen: www.bio-austria.at/schaubauernhof

Bio direkt am Hof erfahren Am Bio-Betrieb der Familie Gumpold in Hallein erleben Besucher den Bio-Landbau mit einem Blick aufs Ganze.

ihr eigenes „Brotdeckerl“ zu gestalten. Da ergeben sich natürlich Gespräche rund um die Bio-Landwirtschaft, die sie und Jungbauer Dominik bald übernehmen. Über die Vielfalt am Mutterkuhbetrieb, die Landwirtschaft heute, die wirtschaftlichen Zusammenhänge in dieser Welt und warum Produkte an Wert verlieren oder nicht mehr hergestellt werden, nur weil sie woanders billiger sind. An diesem vergnüglichen Nachmittag wird mehr als Brot geba-

cken: es wird Bio-Landbau im wörtlichen Sinn begriffen und zeitgemäß vermittelt. Bio-Landwirtschaft begreifen und erleben Mit dem Angebot »Schau zum Biobauernhof « bietet BIO AUSTRIA gemeinsam mit ausgewählten Bio-Höfen die Möglichkeit, die Leistungen der biologischen Landwirtschaft für das »Ganze« vor Ort im Detail zu begreifen. Die Biobäuerinnen und Biobauern vermitteln ihr Erfahrungs-

wissen und geben Einblick in ihre Arbeit in all ihren Facetten und Zusammenhängen. Das Angebot richtet sich an Gruppen interessierter Menschen, die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Landwirtschaft und unserer Umwelt auf spannende Art und Weise erleben wollen. Darüber hinaus gibt es je nach Biohof viele nützliche Tipps für das Verarbeiten von Bio-Lebensmitteln oder den eigenen Anbau von Kräutern und Gemüse im Garten.


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AUFTAKT

04 07 Editorial 08 Global Village Die Welt im Großen & Kleinen

INHALT

Schwerpunkt: Die Nacht 24 Vom Recht auf Dunkelheit Lichtverschmutzung und die Folgen für Mensch und Tier 28 Stars – they shine for you Die Sternenlichtoase Großmugl 31 Mondsüchtig Fakt oder Fiktion? Wissen rund um den Mond

Magazin 34 Falsch Reisen Reisejournalist Martin Amanshauser über sein neues Buch 37 Gesunde Selbsteinschätzung Sängerin Y’akoto über Körpergefühl und Veganismus 43 Im Ring mit Vehement Fair produzierte Boxhandschuhe 52 Verkanntes Bestäubungsgenie Alles über die Hummel 56 Street Is Murder Roadkill und Citizen Science 60 Das Anziehende an der Natur Nationalpark trifft Mode 64 Packliste Material-Fibel für Radwanderer 66 Spuren in der Seife Was haben Seife und Tierfährten gemeinsam? 70 Milchmädchenrechnung Die Ökobilanz von Milch

Marktplatz

24 na dann, gute nacht! Nachts gehen die Lichter … an. Die Finsternis zwischen Unter- und Aufgang der Sonne hat etliche Jahrtausende lang eine große Rolle für die Entwicklung des Menschen gespielt – und nun ist sie binnen weniger Jahrzehnte fast verschwunden. Lichtverschmutzung ist ein großes Thema geworden. Wo leuchten noch Sterne? Und was sagt eigentlich der Mann im Mond dazu?

74 No Ketchup Dinge, die von Innen wärmen 76 DIY-Rezept Marshmallows 80 Lost in Transpiration Wirksame Naturkosmetik-Deos

Kolumnen 40 46 68 82

Elternalltag Die Welt, die wir uns wünschen Glasgeflüster Und hinter mir die Sintflut


.32 ViennaOpen 2014 16.10.14 – 02.11.14 Mobiles Stadtlabor Karlsplatz / 1040 Wien Marxergasse 24 / 1030 Wien

Festival für Open Design, postdigitale Strategien und die hummel, das pelzige bestäubungsgenie Tief drinnen in Lippenblütlern sammeln langrüsselige Hummeln Pollen und Nektar. Was die wilden Bienenschwestern noch so alles drauf haben, wissen meist nur Eingeweihte. Laut der Weltnaturschutzunion IUCN wird ihr wirtschaftlicher Wert für die Landwirtschaft in Europa auf 22 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Zeit, sich die Hummel einmal näher anzuschaun.

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gesunde selbsteinschätzung Y’akoto, Sängerin aus Hamburg, lebt seit einigen Jahren vegan. Wir haben sie bei Happen Pappen, dem veganen Lieblingsrestaurant der Hamburger Redaktion, zum Interview getroffen.

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spuren in der seife Was haben Seife und Tierfährten gemeinsam? Kristiina Nevakivi verbindet beides in ihrer kleinen Seifenmanufaktur im finnischen Espoo zu zauberhaften kleinen Kunstwerken.

viennaopen.net


HAUPTSPONSOR

Das Festival für Stadtmenschen!

STREET-ART+STREET-SPORT URBAN GARDENING RED BULL EVENT CAR SLACKLINING WIENXTRA SOUNDBASE KINDERPROGRAMM

BABENBERGERSTRASSE 1010 WIEN W W W . ST R E E T L I F E - F E ST I V A L . A T W W W . M OB I L I T A E T SW O C H E . W I E N . A T

M I T F RE UNDLICHER UNTERSTÜTZUNG VON

BE ZA H LT E AN Z EI GE

13.+14. SEPTEMBER 2014

EINE VERANSTALTUNG VON


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EDITORIAL, IMPRESSUM

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N

achts aber strahlen die Städte. Ein geiles Glitzern Dringt aus den Ballungszentren durch alle Sphären, Daß die Sterne verblassen, der Mond ergraut.« Es ist ein wenig gewagt, anno 2014 ein Buch dem Mond zu widmen. Keine Kratervermessung der Welt, keinen Bildband, sondern einen Zyklus mit Gedichten, die allesamt um den Mond kreisen – wie unsere Fantasie, die der Himmelskörper über alle Zeitalter hinweg erregt hat, wie sonst nur die Sterne. Viele von ihnen sind für uns verschwunden und heute nur noch für Astronomen sichtbar. »Sie nennen es Lichtschmutz, und meinen den Dunst, Der die Erde umschleiert. Von ihrer Raumstation Schaut die Crew voller Wehmut herab auf das Fest.« Durs Grünbein schreibt das. In »Cyrano oder die Rückkehr vom Mond« (soeben erschienen bei Suhrkamp) hat er die Kulturgeschichte des Mondes und damit der Nacht lyrisch verdichtet. In ihrer Gesamtheit sind viele seiner 84 Gedichte auch ein Abgesang aufs Abendland, der sich wohl niemandem zur Gänze erschließt. Viel zu lückenhaft ist unsere Bildung. Was wissen wir schon von den Denkern und Philosophen, nach denen die Mondkrater und wiederum Grünbeins Gedichte heißen? Die Namen haben wir alle schon gehört. Aber wer kennt schon wirklich die Wissenschaftsgeschichte des Alls? Den Reiz mindern diese blinden Flecken dennoch nicht. Nähren sie doch – paradox – die Lust, Licht ins Dunkel des eigenen Unwissens zu bringen. Nicht zu letzt ist Grünbein dabei, natürlich, auch romantisch, wenn er vom »Gevatter Mond« erzählt oder »Woher kam luna, diese Kugel, feminin?« sinniert. »Weithin sind die Urstromtäler erhellt, elektrifiziert Die Küsten, in den Wüsten die Casino-Oasen. Tritt ein, Cyrano, in den Kristallpalast Erde.« Es ist – sind wir uns ehrlich – ganz und gar nicht gewagt, eine biorama-Ausgabe der Nacht und damit auch dem Mond zu widmen. Denn sie sind Projektionsfläche für viele unserer Begierden und Sehnsüchte. Dass wir diesen öfter einmal nachkommen, das wünschen wir uns und euch nach der Lektüre der folgenden Seiten. Geht nachts in den Wald. Wagt euch ins Ungesicherte hinaus. Macht auch einmal das Licht aus. Carpe noctem. Thomas Weber, Herausgeber weber@biorama.eu @th_weber

SAVE THE DATE! CRAFT BIER FEST WIEN 21.–22. NOVEMBER 2014 WWW.CRAFTBIERFEST.AT

IMPRESSUM HERAUSGEBER Thomas Weber CHEFREDAKTEURIN Johanna Stögmüller AUTOREN Mirjam Bromundt, Sylvia Buchacher, Iwona Dullinger, Anne Erwand, Juliane Fischer, Doris Fröhlich, Thomas Friedrich, Miriam Frühstück, Tina Gallach, Yannick Gotthardt, Katharina Grabner, Christa Grünberg, Susanna Hagen, Micky Klemsch, Franz Knipp, Gabriele Kovacs, Sarah Krobath, Astrid Kuffner, Martin Mühl, Ursel Nendzig, Dannie Quilitzsch, Sebastian Rahs, Theres Rathmanner, Parvin Razavi, Werner Reiter, Teresa Reiter, Matthias Schickhofer, Jürgen Schmücking, Mara Simperler, Wolfgang Smejkal, Sarah Stamatiou, Thomas Stollenwerk, Werner Sturmberger, Katharina Wiesler, Fredericke Winkler, Jörg Wipplinger PRAKTIKUM Stefanie Eisl, Astrid Dober, Isabell Wiedle COVERBILD plainpicture/photocake.de FOTOGRAFIE Elisabeth Els, Michèle Pauty, Arnold Pöschl ILLUSTRATIONEN Katharina Hüttler / agentazur.com GESTALTUNG Elisabeth Els, Annemarie Sauerbier, Thomas Wieflingseder LEKTORAT Wolfgang Smejkal, Adalbert Gratzer ANZEIGENVERKAUF Herwig Bauer, Wolfgang Hoffer, Micky Klemsch (Leitung), Thomas Weber WEB Super-Fi, m-otion DRUCK Druckerei Janetschek, Gußhausstraße 24–26, 1040 Wien PRODUKTION & MEDIENINHABERIN Biorama GmbH, Favoritenstraße 4–6 / III, 1040 Wien GESCHÄFTSFÜHRUNG Martin Mühl KONTAKT Biorama GmbH, Favoritenstraße 4–6 / III, 1040 Wien; Tel. +43 1 9076766; www.biorama.eu, redaktion@biorama.eu BANKVERBINDUNG Biorama GmbH, Bank Austria, IBAN AT44 12000 10005177968, BIC BKAUATWW ABONNEMENT siehe Website: www.biorama.eu ERSCHEINUNGSWEISE 6 Ausgaben pro Jahr ERSCHEINUNGSORT Wien VERLAGSPOSTAMT 1040 Wien BLATTLINIE Biorama ist ein unabhängiges, kritisches Magazin, das sich einem nachhaltigen Lebensstil verschreibt. Die Reportagen, Interviews, Essays und Kolumnen sind in Deutschland, Österreich und der ganzen Welt angesiedelt. Sie zeigen Möglichkeiten für ein Leben mit Qualität für Mensch und den Planeten Erde. Ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. Biorama erscheint sechsmal im Jahr. Biorama wird nach den Vorgaben des Österreichischen Umweltzeichens in der Druckerei Janetschek auf Lenza Top Recycling gedruckt. 100 % Recycling-Papier. Eh klar.

FOTO Michael Winkelmann

HYMNEN AN DIE NACHT


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BILD DER AUSGABE

08 CAMPAIGN FOR WOOL

PRINCE OF WOOLS Es kommt ja nicht alle Tage vor, dass sich biorama dem europäischen Hochadel widmet. Allerdings ist der königlichste aller Bio-Bauern, His Royal Highness Charles Philip Arthur George, Prince of Wales und Duke of Cornwall, auch Patron der britischen »Campaign for Wool« und hat zu einem besonderen Event geladen: In einem Blumenbeet im Garten von Clarence House, der offiziellen Residenz des britischen Thronfolgers, hat er zwei Pullover vergraben – einen aus Wolle und einen aus synthetischem Material. Wolle sei eine »vergessene Faser«, sie sei »belastbar, umweltverträglich und nachhaltig«, sagte Charles, der sich seit Jahren für den Umweltschutz einsetzt. Immerhin: Jeder Mensch produziert im Jahr bis zu 500 kg Müll, 25 kg davon sind Textilien. Bis zur »Wool Week« im Oktober werden die Pullis jetzt im königlichen Gartenbeet um die Wette verrotten. Hoch die Schaufel!


TEXT Johanna Stögmüler BILD Campaign for Wool

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GLOBAL VILLAGE

Die Bio-Bengelchen Produkte sind echte Glückskinder in der Sonnentor Familie! Naschereien und Tees, die das Beste mitbekommen haben, was Mutter Natur zu bieten hat: feinste biologische Zutaten, sonnigen Geschmack, spaßige Verpackungen ... Eine lustige Vielfalt an leckeren Sachen, die nicht nur den Kleinen schmecken! Das komplette Sortiment finden Sie in Ihrem gut sortierten Bioladen! Da wächst die Freude. www.sonnentor.com

Nur

das Beste kommt in die Schultüte!

PROJEKTE UND IMPULSE

AN ALLE, DIE’S TUN

d.signwerk.com

Der Rat für nachhaltige Entwicklung kürt bis 30. September die 100 innovativsten Ideen und Projekte für eine lebenswerte Zukunft. Die globalen Herausforderungen dieses Jahrhunderts motivieren uns zum Handeln. Wir brauchen eine neue Art des Umgangs mit der Natur, mit der Gestaltung des sozialen Zusammenlebens und des Wirtschaftens, um eine ökologisch verträgliche, soziale und lebendige Zukunft zu sichern. Die Werkstatt der Nachhaltigkeit, die aus der im Jahr 2007 gegründeten Plattform »Mission Sustainability« hervorging, gibt einen Überblick über die besten Nachhaltigkeitsansätze. Viermal wurde das Qualitätssiegel »Werkstatt N-Projekt« bzw. »Werkstatt N-Impuls« für jeweils ein Jahr bereits vergeben. Spannendes, Vorbildliches und Innovatives findet hier Anerkennung und Aufmerksamkeit und fördert den öffentlichen Diskurs. Die Online-Plattform regt zum Stöbern an und dazu, sich inspirieren zu lassen. Sie macht Nachhaltigkeit erlebbar. Teilnehmen können sowohl Privatpersonen als auch gemeinnützige oder öffentliche Organisationen, Kommunen und Unternehmen weltweit, die Bewerbungssprache ist Deutsch. www.werkstatt-n.de


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STREET TALK WIR FRAGEN, FÜNF FRÜHAUFSTEHER UND NACHTMENSCHEN ANTWORTEN.

Marek 20, Student

Kay, 68, Personal Assistant

»Night. It’s not so hot at night and you can do a lot more things at night, go clubbing and so on.«

»That’s a rather obscure question. Day I would assume. Because of the brightness, you see.«

»In der Nacht ist der Mensch ja bekanntlich nicht gern allein« Stimme aus dem Off

Christine, 28, Riesenseifenblasenmacherin »Ich bin in der Nacht und tagsüber sehr aktiv, bei Vollmond schlafe ich schlechter. Bei Vollmond sollte man die Mondphasen beachten, genauso wie beim Ernten und Einpflanzen.«

Petja, 25, Studentin »Eher Tag, aber der spätere Tag. Wenns schön langsam in den Abend übergeht. Es ist auch ein Unterschied, ob du arbeitest oder Freizeit hast bzw. was du gerade tust.«

Alexander, 30, Marken- und Kommunikationskonzepter »Tag. Nacht heißt teilweise entspannen und teilweise Gas geben, Tag ist eigentlich meistens Gas geben, würde ich sagen.«

LINKS TEXT Stefanie Eisl BILD Werkstatt N/Viva con Agua RECHTS INTERVIEW UND BILD Stefanie Eisl, Isabell Wiedle, Elisabeth Els

» TAG ODER NACHT? «


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GLOBAL VILLAGE

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ÖKORAUSCH FESTIVAL

DAS KREATIVE POTENZIAL DER ÖKOLOGIE Das Ökorausch-Festival in Köln rückt unter dem Titel »Create« die kreativen Seiten des Themas Nachhaltigkeit ins Rampenlicht. Was kann Design im professionellen Gestaltungsprozess bewegen? Und wie gestaltet man eigentlich ökologische Produkte? Was auf den ersten Blick als Stapel rechteckiger Karten daherkommt, ist ein Tool für Produktgestaltung und Produktentwicklung mit dem Ziel, einen Beitrag für eine nachhaltige Zukunft durch bessere Produkte zu leisten. Das Eco-Design-Tool besteht aus 40 Karten, die jeweils für einen ökologisch relevanten Aspekt stehen und entsprechende Anregungen im Designprozess geben. Im Rahmen des Ökorausch-Symposiums am 29. September in Köln stellen Nikolaus Marbach und Malte Koslowski das von ihnen und ihrem Kollegen Georg Dwalischwili entwickelte Eco-Design-Tool vor. Im Workshop werden mit Hilfe des Tools ausgewählte Produkte anhand von 40 Kriterien auf ihre ökologische Nachhaltigkeit hin untersucht und Verbesserungspotenziale entwickelt. Das Ökorausch-Symposium findet zum dritten Mal als Highlight während der Ökorausch-Festivalwoche (28. September bis 5. Oktober) statt.

NIGHTSWAPPING

WELTWEITER TAPETENWECHSEL

Cosmopolit Home ist eine Wohnungstausch-Plattform mit derzeit über 6.000 Unterkünften in 54 Ländern. Und so funktioniert’s: Registrieren, Unterkunft vorstellen und Tauschfreudige nächtigen lassen. Alle User starten mit einem Kontingent von sieben Nächten, mit jeder Nächtigung sammelt der Gastgeber oder die Gastgeberin Punkte, die dann gegen Nächtigungen in anderen Unterkünften getauscht werden können. Ein Algorithmus vergleicht und bewertet die Unterkünfte nach Typ, Größe, Standard und touristischer Attraktivität (in den Kategorien 1 bis 7). Cosmopolit Home garantiert für Sicherheit, indem jedes Inserat überprüft wird, Kommentare der Reisenden erweitern die Bewertung, ein Kundenservice per Mail, Telefon oder Online-Chat steht in vielen Sprachen zur Verfügung und ein Vertrag sichert den Tausch ab. Die Vermittlungsgebühr beträgt 9,90 Euro, egal wie lange der Aufenthalt dauert. Cosmopolit Home erhielt von der ETourismus-Plattform »Next Tourisme« übrigens die Auszeichnung »Start-up of the Year 2014«. www.cosmopolithome.com

TEXT Stefanie Eisl BILD Eco Design Tool, Cosmopolite Home

Du willst weg? Raus aus der Routine? Tausch deine vier Wände und erlebe Neues – von den Schweizer Alpen bis zur City von Buenos Aires.


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SNEAKER

VEJA

KEINE WERBUNG FÜR SNEAKER biorama: Veja wurde vor zehn Jahren gegründet. Was war damals die Idee? amandine chiron: Veja ist ein französisches Unternehmen, unsere Zentrale ist in Paris. Wir arbeiten mit verschiedenen kleinen, über Brasilien verteilten Produzenten und nutzen nur nachhaltige Materialien wie Bio-Baumwolle, wilden Amazonas-Gummi und natürlich gefärbtes Leder, um modische Sneaker und Accessoires herzustellen. Vom Start weg bauen wir dabei auf drei Grundprinzipien: wir verwenden nur nachhaltiges Material, arbeiten unter Fair-Trade-Bedingungen und respektieren die Rechte und Würde unserer Arbeiter. Warum produziert ihr in Brasilien und wie kontrolliert ihr die Bedingungen vor Ort? Sébastien Koop und François-Ghislain Morillion haben in Brasilien schnell Produzenten für biologische Baumwolle gefunden und Menschen, die wilden Gummi ernten – und so begonnen, an den ersten 5.000 Paar Sneakern zu arbeiten. Zertifikate sind nicht unser Ziel, aber wir halten ein Minimum an Kontrolle durch Dritte für absolut notwendig. Die von uns verwendete Baumwolle ist von IBD (Nachhaltigkeit) und Flo-Cert (Fair Trade) zertifiziert. Veja hat ein Büro mit zehn Personen

in Südbrasilien und Ghislain Morillion, einer der Gründer, lebt und arbeitet mittlerweile dort. Was beeinflusst eure Designer? Mode ist ein bewegtes Umfeld. Nachhaltige Produkte müssen bei Stil, Design, Komfort und Qualität den gleichen Standards entsprechen. Wir haben zweimal im Jahr neue Kollektionen, die unsere beiden Gründer entwerfen. Sie lassen sich dabei von ihren vielen Reisen rund um den Globus inspirieren. Veja macht keine Werbung. Wie kommuniziert ihr mit euren Konsumenten? Die Herstellung unserer Schuhe kostet rund fünfmal so viel wie bei anderen Marken. Unsere »Keine Werbung«Strategie macht es uns möglich, die Schuhe trotzdem zu einem vergleichbaren Preis in den Handel zu bringen. Selbstverständlich sind Internet und Social Media hier besonders wichtig. Es ist eine gute Möglichkeit, transparent zu sein und direkt mit unserer Community in Kontakt zu treten.

www.veja-store.com Eine längere Version dieses Interviews gibt’s auf www.biorama.eu

TEX Martin Mühl BILD Veja

Die französische Marke Veja feiert ihr zehnjähriges Jubiläum und hört nicht auf, die Geschichte von nachhaltigen Sneakern zu erzählen.


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GLOBAL VILLAGE

Kunsthaus Graz

Geheimnis Holz

Auch auf WWW.BIORAMA.EU gibt es Interessantes zu entdecken. Hier eine Auswahl aktueller Interviews, Artikel und Videos unserer Online-Dependance:

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Vom Dachwerk zum Mountainbike

05. 04. 2014 –31. 10. 2015

Schlossplatz 1, 8510 Stainz April bis Oktober: Di–So 10-17 Uhr www.museum-joanneum.at

»Welches Produkt ist in der kulinarischen Welt überschätzt?« – wir haben Kennerinnen der Kulinarik und Gourmets um Antwort gebeten. www.biorama.eu/ueberschaetztes-produkt

Holztor, St. Nikolai im Sölktal, Foto: KH. Wirnsberger

Das kürzlich veröffentlichte computeranimierte Video »It’s a Plastic World« zeigt die Auswirkungen unseres Plastikkonsums auf das Ökosystem Erde. www.biorama.eu/plastic-world

Yamuna Valenta hat einen Hühnerstall für den Balkon designed und gebaut. Mit ihrem Urban-Chicken-Projekt holt sie das Huhn in die Stadt Wien. www.biorama.eu/huhn-in-der-stadt


Fahrgemeinschaft statt Blechlawine: Dafür gibt’s bei Ecotastic Punkte.

SOCIAL STARTUP VOTING

DIGITALES BELOHNUNGSSYSTEM In der letzten Ausgabe haben BIORAMA und die Triodos Bank zur ersten Runde des Social Startup Voting aufgerufen. Nun stellen wir euch den ersten Gewinner vor: Ecotastic.

Zwischen Theorie und Praxis liegen manchmal Welten. Das betrifft auch unser ökologisches Bewusstsein und die tatsächlichen Konsequenzen, die wir daraus im Alltag ziehen. Zu dieser Erkenntnis sind auch Fabian Lindenberg, Ralf Gehrer und Anna Yukiko Bickenbach gekommen. Auch wenn es mittlerweile den meisten Menschen bewusst ist, dass man lieber zum Stoffbeutel anstatt zur Plastiktüte greifen oder den Weg zur Arbeit am besten mit dem öffentlichen Nahverkehr oder dem Rad bestreiten könnte – oft gewinnt die Macht der Gewohnheit oder schlicht die Faulheit. ein nachhaltiger lebensstil muss gelernt werden An diesem Punkt wollen die drei Jungunternehmer mit ihrer App Ecotastic ansetzen. Die Idee: mit spielerischem Charakter und der Aussicht auf Belohnungen sollen User ihre umweltfreundlichen Handlungen dokumentieren. Als Belohnung gibt es Punkte, die gesammelt als Gutschein bei den Ecotastic-Partnerunternehmen eingelöst werden können. Wenn der Jute-Beutel beim Gang in den Supermarkt mitgenommen und somit auf eine Plastiktüte verzichtet wird, macht man davon ein Foto mit der App und sammelt damit Punkte. Genauso, wer den eigenen Thermobecher mit Kaffee befüllen lässt anstatt einen Pappbecher zu nutzen. Alltägliche Handlungen sollen dadurch bewusster werden und durch das

Punktesystem erfährt man sofort eine positive Bestätigung. Das Belohnungssystem setzt zusätzlich Anreize und durch das gegenseitige Bewerten in der Community sollen weitere Ideen für umweltgerechtes Verhalten ausgetauscht werden. eine win-win-win-situation Nicht nur für den Endverbraucher ist diese App interessant – auch für Unternehmen aus der Nachhaltigkeitsbranche will Ecotastic einen Vorteil bieten. Gegen eine Gebühr, mit der sich das Ecotastic-Team finanzieren will, können Unternehmen zu Partnern werden und mit »Belohnungen« auf ihr Produkt oder ihren Laden aufmerksam machen. Momentan umfasst das Gutschein-Sortiment Belohnungen von einem gratis Heißgetränk bis hin zu Carsharing- oder Fairtrade-Shop-Gutscheinen. Wenn man so will ist Ecotastic ein NachhaltigkeitsInstagram mit Paybacksystem – und das ist durchaus positiv gemeint. Denn in einer Zeit, in der das Smartphone ein ständiger Begleiter in der vernetzten Welt ist, macht es durchaus Sinn, die reale Welt und nachhaltiges Handeln mit den Vorteilen des Web 2.0 zu verknüpfen. Wir gratulieren Ecotastic herzlich zur Fördersumme von 2.000 Euro zur Verfügung gestellt von der Triodos Bank.

mehr infos unter: www.ecotastic.de

LINKS BILD flickr.com/Premshree Pillai – CC BY-NC-SA 2.0, Screenshot »It’s a Plastic World«, Paris Tsitsos — RECHTS TEXT Claas-Hendrik Berg BILD Ecotastic

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MEINE STADT

MEINE STADT: RIGA

VON JAQUELINE PÖLZER

LIEBLINGSPLÄTZE UND ECO-HOTSPOTS

Jaqueline Pölzer betreibt mit ihrem Mann Tino – Honorarkonsul von Lettland – die Bio-Essigmanufaktur Pölzer im steirischen Brodingberg. Die beiden reisen sehr oft in die baltische Metropole Riga. Bei einem Treffen in der heurigen Kulturhauptstadt zeigte Jaqueline BIORAMARedakteur Micky Klemsch ihre Lieblingsplätze. www.essigkultur.at

restaurant mãja Das Restorans Maja im Viertel Kalnciema Kvartals ist bekannt dafür, dass hauptsächlich Ökoprodukte von lettischen Bauernhöfen der Umgebung verwendet werden. Fisch, Gemüse, Pilze, Fleisch und Gewürzkraut – alles Typische für die regionale Küche steht hier auf der abwechslungsreichen Karte. Maja heißt übersetzt Haus und steht für die häusliche Atmosphäre des Lokals. www.restoransmaja.lv

Kalnciema Kvartals Jeden Samstag findet dort ein ganz besonderer Markt statt. Eine wunderbare bunte Mischung aus Bauernmarkt, Kunsthandwerk und Tradition. Slow-Food-Mitgliedsbetriebe bieten Brot, Käse, Gemüse zum Verkosten und Kaufen an. Ein toller Betrieb ist die Käserei Soira, die besonderen Wert auf die Verwendung von Milch der alten lettischen Rinderrasse Lettische Braune legt. www.telliskivi.eu


Riija Gleich neben der Konditorei Kukotava findet sich der Shop Riija. Hier werden lokales modernes Kunsthandwerk und Souvenirartikel abseits gängiger Klischees angeboten. Von Holzspielzeug über modische Accessoires bis zu Designermöbeln reicht das breite Sortiment. www.riija.lv

Konditorei Kukotava Sehr zentral, in der Terbatas Iela 12, einer der großen Straßen der Rigaer Neustadt, liegt diese nette Konditorei. Oft muss man hier in der Schlange stehend auf seine Köstlichkeiten warten, kann dabei aber entspannt zusehen, wie die Torten und Kuchen handwerklich gefertigt werden. www.kukotava.lv

pienene Das grüne Studio Pienene im Herzen der Altstadt ist sowohl Shop als auch gemütliches Kaffeehaus. Nachhaltige Mode oder Up- und Recycling-Gegenstände von lettischen Künstlern werden hier ebenso verkauft wie Naturkosmetik und regionale Food-Spezialitäten. Im angeschlossenen Café kann man die Seele bei kleinen Speisen oder Kuchen abseits der Touristenströme baumeln lassen. www.studijapienene.lv


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BIORAMA FAIR FAIR

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Unser Team freut sich über 6.000 Besucher im Wiener MuseumsQuartier. Danke fürs Dabeisein!

»Erde schmeckt, wie Regen riecht« – das stand in diesem Jahr auf den äußerst beliebten biorama fair fair GoodieTaschen (produziert aus 60% BioBaumwolle und 40% Recycling-Polyester). Vom Regen verschont blieb der Markt für nachhaltige Produkte zwar nicht, trotzdem sorgten über 50 ausgewählte Aussteller im Indoor-Bereich und vielfältige Köstlichkeiten regionaler Bio-Produzenten für abwechslungsreiche kulinarische Genüsse und ein öko-faires Shopping-Erlebnis. Zur Nachlese auf Twitter: #fairfair14 www.fairfair.at BILD

Jürgen Schmücking & BIORAMA


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Selbstgemachtes und Eingelegtes gab’s unter anderem vom Biohof Adamah, der auch heuer wieder den Foodmarket auf der biorama fair fair organisierte.

Unikate für die Füße aus pflanzlich gegerbtem Leder: Bei Kerschbaumers konnte so manche Sommergarderobe komplettiert werden.

Das Iss-mich-Team versorgte die Besucherinnen und Besucher nicht nur mit Bio-Lammwurst-Burger – ein freundliches Lächeln gab’s nämlich auch dazu.


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ECO-FASHION-TRENDS

Zu mir oder zu dir?

...ist nicht die Frage.

Besuch uns am

ADAMAH BioHof Fest Sa.6. & So.7. Sept.

Genieße einen entspannten Tag am ADAMAH BioHof mit Musik, Kinderprogramm und vielfältigen BioGenüssen. Wir freuen uns auf dich! www.adamah.at // 02248 2224

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Das bin ich.

Das b


1 Slow-Food deluxe: Echte Genießer suchen sich ein ruhiges Platzerl und nehmen sich Zeit, um das BioEis von Hansinger zu kosten. 2 Sarah und Maggy hatten die gleiche Vision: Fair zu leben, also sich auch fair zu kleiden. Herausgekommen ist dabei ihr veganes Label Gary Mash. 3 »Kann Bio die Welt ernähren?« Über das Potenzial der biologischen Landwirtschaft diskutierte u.a. Michaela Theurl (FIBL / Institut für Soziale Ökologie, Universität Klagenfurt).

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6 Ausgaben biorama + Abo-Geschenk der Wahl um Euro 23,—* Öko-Allzweckreinigerkonzentrat inkl. Sprühflasche von Uni Sapon

Kochbuch »Vollwertküche für jeden Tag« von Johanna Wolfsberger

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1 Moderator Andreas Schindler (FM4) fragte: Dürfen wir Tiere nutzen und wie? Antworten bekam er unter anderem vom Roland Düringer (im Bild links). 2 Foodbloggerin Lisa Vockenhuber meinte auf Twitter: »Kenne übrigens sonst kaum Veranstaltungen, wo sich Leute im Freien i.d. Regen stellen, um einer Podiumsdiskussion zuzuhören.« Zusatz: »Also kaum andere, als die #fairfair14.« 3 Treffen sich ein ehemaliger Pudding-Vegetarier, eine Bio-Verfechterin, eine Vegan-FashionstoreBesitzerin, ein Mangalitza-Schweinezüchter und ein prominenter Selbstversorger in spe … eine spannende Runde diskutierte auf der biorama fair fair zum Thema »Sinn und Unsinn des Vegetarismus«.

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DIE NACHT

25 TEXT

Thomas Stollenwerk

ILLUSTRATION

Katharina Hüttler/agentazur.com

VOM RECHT AUF DUNKELHEIT Wenn es Nacht wird, gehen allerorts die Lichter an. Das erscheint uns selbstverständlich, dabei hat es nicht nur Vorteile. Lichtverschmutzung könnte noch ein großes Thema werden.

Z

ugegeben: Es gibt Angenehmeres als Dunkelheit. Wenn das Licht im Keller oder Stiegenhaus überraschend erlischt, jemand zum Spaß den Lichtschalter drückt, während man unter der Dusche steht, oder man aus Interesse oder Unvernunft während einer nächtlichen Autofahrt kurz die Scheinwerfer ausschaltet, dann verspürt man einen Moment lang das ungute Gefühl, etwas Unsichtbarem ziemlich schutzlos ausgeliefert zu sein. In der Dunkelheit wird der alltäglichste Gegenstand zur Stolperfalle, die Natur zur Fallgrube. Zum Glück ist man ziemlich selten in der Dunkelheit, schließlich gibt es die kaum noch. Brauchen tun wir sie dennoch. Die Finsternis zwischen Unter- und Aufgang der Sonne hat etliche Jahrtausende lang eine große Rolle für die Entwicklung des Menschen gespielt – und nun ist sie fast verschwunden, binnen weniger Jahrzehnte. Das ist allzu verständlich. Wer möchte sich schon vom Stand der Sonne vorschreiben lassen, wann der Tag zu Ende geht? Es gibt ziemlich plausible Erklärungen dafür, dass wir mit immer weniger Dunkelheit leben. Inzwischen gibt es allerdings auch einige Erkenntnisse darüber, was das Verschwinden der nächtlichen Dunkelheit für gesundheitliche Folgen hat, für manche stärker, für manche weniger stark, doch letztlich für alle von uns.

Nicht nur, wer nachts arbeitet oder eine Neigung zum exzessiven Feiern hat, weiß, wie anstrengend es ist, in einen Tag-und-Nacht-Rhythmus zu geraten, der mit dem natürlichen Wechsel von hell und dunkel wenig zu tun hat. Die Medizin verbindet mittlerweile eine ganze Menge von typischen Zivilisations-Krankheitsbildern mit der Verschiebung von Tag und Nacht, mit dem Verschwinden der natürlichen Dunkelheit. Schließlich dient der Schlaf der körperlichen Produktion von Melatonin, das wichtig für unser Immunsystem ist. Den ärztlichen Rat, sich Ruhe zu gönnen, kann man zwar auch im Hellen befolgen. Doch wirklich erholsamer Schlaf findet in Dunkelheit statt, ohne Ablenkung durch visuelle Reize, die auch durch geschlossene Augenlider wahrgenommen werden.

AUCH TIEREN IST ES ZU HELL Auswirkungen hat das Verschwinden der Nacht nicht nur für Menschen. Schließlich teilen wir uns die Umwelt mit allerhand Getier und Pflanzen, und so haben auch die einen Lebensraum, der nachts von beleuchteten Tankstellen, Fast-Food-Restaurants, Straßenlaternen, Werbetafeln und anderen Lichtern, Leuchten, Lampen erhellt wird. Die ökologischen Folgen sind längst keine Vermutungen mehr. Desorientierung, Beeinträchtigung der Futtersuche, gestörte soziale Interaktion, einge-


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DIE NACHT

26 Verzicht auf Licht zum Vogelschutz, das klingt einmal mehr nach einer umweltpolitischen Forderung mit überschaubaren Erfolgsaussichten. Das weiß auch Katharina Mahr: »Städtische Beleuchtung ist natürlich wichtig für unsere Sicherheit und unseren Komfort, dennoch sollte berücksichtigt werden, wo Lichtquellen wirklich nötig sind. Auf beleuchtete Werbetafeln kann man möglicherweise verzichten. Die Studie soll Entscheidungsträger ermutigen, sich über das Thema Gedanken zu machen.« Lichtverschmutzung wird erst langsam ein großes Thema. Umweltbeeinträchtigungen durch Lärm sind längst anerkannt, und wo immer Nachtflugverbote, AutobahnNeubauten oder anderes diskutiert wird, das mit Lärm zu tun hat, sind die Menschen sensibel. Wer über einem Lokal wohnt, in dem es nachts laut ist, der verleiht seinen Ansprüchen auf geruhsamen Schlaf nicht selten juristischen Nachdruck. Laternen, Schaufenster, Autos, die einen der nächtlichen Dunkelheit berauben, sind seltener die Ursache von Zwist in der Nachbarschaft.

ES WIRD RASANT HELLER

schränkte Aktionsradien, gestörte Ruhephasen durch Licht: das alles sind vielfach beschriebene Phänomene in der Biologie. Katharina Mahr ist Wissenschaftlerin an der Veterinärmedizinischen Uni in Wien und beschäftigt sich mit den Folgen von Lichtverschmutzung im Tierreich: »Wir gehen davon aus, dass sich Licht in der Nacht negativ auf die Partnerwahl weiblicher Vögel auswirkt. Die Vögel sind weniger wählerisch. Das wirkt sich wiederum auf den Reproduktionserfolg aus. Die Nachkommen sind dann weniger robust, das Immunsystem weniger gut ausgebildet, das Überleben gefährdet.« Die Verhaltens-Ökologin sorgt drei Wochen lang für künstliche Beleuchtung in der Nähe von Blaumeisen-Nestern im Wienerwald. Morgens und abends verkürzt sie die Nacht der Vögel durch Licht. Sie erhebt Daten über die Frequenz der Futtergabe, die Qualität des Futters, darüber, zu welchen Zeitpunkten die Vögel mit der Paarung beginnen, über Stresshormone und die Verwandtschaftsgrade der Nachkommen. Die gleichen Untersuchungen führt sie zum Vergleich mit Blaumeisen durch, die Nächte ohne künstliche led-Beleuchtung erleben. Das ganze passiert natürlich nicht zum Spaß. »Ist das Fortpflanzungsverhalten gestört, hätte das langfristige Konsequenzen für Wildvögel, die momentan wenig sichtbar sind, aber in Zukunft verheerende Folgen haben könnten.«

Der historische Weg von der Petroleum-Fackel über Gaslaterne, Bogenlicht, Glühfadenlampe, Hochdruck-Natriumdampflampe bis hin zur modernen Light-EmittingDiode ist kaum 200 Jahre lang. Die Kosten für Beleuchtung sind gleichzeitig gesunken und die optimale Nutzung von Licht blieb angesichts sinkender Preise und wachsender Möglichkeiten eher ein Randaspekt. Sich über Lichtverschwendung aufzuregen, das hat fast etwas Puritanisches. Allein die Stadt Wien strahlt Nacht für Nacht zwei Megawatt Lichtleistung in den Himmel. Und durch neue, energiesparende Technologien wie led-Beleuchtung bedeutet das immer mehr Helligkeit. Die durchschnittliche Effizienz von Lichtkörpern hat sich allein seit 1960 jährlich um etwa fünf Prozent erhöht. Das ist ein rasanter technischer Fortschritt. In Europa und Amerika leben etwas mehr als hundert Jahre nach Beginn des elektrifizierten Dauerleuchtens bereits zwei Drittel der Menschen in Gegenden, die als lichtverschmutzt gelten, schreibt der amerikanische Literatur- und Umweltwissenschaftler Paul Bogard in seinem kürzlich auf Deutsch erschienenen Buch »Die Nacht – Reise in eine verschwindende Welt«. Darin, nun ja, »beleuchtet« er die Kulturgeschichte des künstlichen Lichts und dessen Folgen. Die alljährliche Verschwendung durch überflüssige Außenbeleuchtung allein in der EU versieht er darin mit einem Preisschild. 1,7 Milliarden Euro könnte sich Europa danach pro Jahr sparen, wenn es auf unnützes Licht verzichtete. Doch welches Licht ist unnötig? Wo ist Beleuchtung angemessen, wo soll der Lichtverzicht beginnen? Viele unserer nächtlichen Lichtquellen dienen schließlich der Sicherheit. Noch im 19. Jahrhundert wurden in Paris Abend für Abend Seile durch die Seine gespannt, um jene, die in den damals noch dunklen Nächten das Ufer nicht rechtzeitig ausmachen konnten und in den Fluss fielen, aufzuhalten.


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LICHT PER SMS Könnten vielleicht Bewegungsmelder Teil einer Lösung des Problems der Lichtverschmutzung sein, oder rigorose Verbote beleuchteter Werbung, vielleicht Zeitschaltuhren? Schon heute gibt es einige smarte Ansätze, die Lichtverschmutzung zu reduzieren. An einigen Flecken der Erde lässt sich die Beleuchtung im Bedarfsfall per SMS aktivieren. Argumentiert wird der Schritt in die Dunkelheit meist ökonomisch. Einen anderen Weg hat Großmugl in Niederösterreich vor vier Jahren gewählt. 2010 beantragte die Marktgemeinde den Schutz ihres Sternenhimmels durch die unesco (mehr dazu auf Seite 28). Viele Orte, an denen man einen ungetrübten Blick auf die Milchstraße werfen kann, gibt es inzwischen nicht mehr – zumindest nicht in den hochindustrialisierten Gegenden der Welt. An politischen Regelungen werden wir vermutlich nicht vorbeikommen.

LICHT-POLITIK Die grundsätzliche Entscheidung der UNESCO, von Lichtverschmutzung wenig betroffene Gegenden zu schützen, lässt den Verdacht zu, dass die Verteidigung der natürlichen Dunkelheit bald auch ein größeres politisches Thema wird. Schließlich geht es dabei nicht nur um Nachbarschaftsstreitigkeiten betreffend Gartenbeleuchtung, sondern um Ökologie, Gesundheit und Energieeffizienz. Naturwissenschaftler, Umweltschützer, Mediziner benennen das Problem und umweltpolitisch Engagierte denken über Maßnahmen zur Lösung des Problems nach. Diese laufen auf eines hinaus: den Verzicht auf Licht, zumindest an der einen oder anderen Stelle. Solche Selbstbeschränkungen fin-

den in der Politik bekanntlich selten eine Mehrheit. Immer wieder gab es in den vergangenen Jahren an den Deutschen Bundestag gerichtete Petitionen gegen Lichtverschmutzung. Erfolgreich war keine. Bei der Lichtverschmutzung ist es wie bei so vielen Themen: Als in Hannover, einer mutmaßlich ebenfalls mehr als ausreichend illuminierten Stadt, vor einiger Zeit über nächtliche Helligkeit diskutiert wurde und ein Antrag zur Reduktion der Lichtverschmutzung zur Debatte stand, zeigte sich, dass die Sensibilisierung für die Folgen der Lichtverschmutzung noch nicht sehr weit gediehen ist. »Das ist der dümmste Antrag, den ich je gelesen habe. Er zeigt die ideologische Regulierungswut«, schäumte ein Konservativer. »Die Sicherheit der Bürger wird aufs Spiel gesetzt«, befürchtete ein Liberaler und Vertreter des Einzelhandels gaben zu bedenken: »Eine Verdunkelung zu fordern ist weltfremd. Licht lockt Leute und steigert den Umsatz.« Ein Recht auf Dunkelheit ist schwierig zu realisieren. Eine Debatte ist es trotzdem wert.


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STERNLICHTRESERVATE

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THEY SHINE FOR YOU Die kleine niederösterreichische Gemeinde Großmugl will die erste europäische UNESCO-Sternenlichtoase und somit Weltkulturerbe werden.


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Iwona Dullinger

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www.projekt–nightlight.net

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bwohl sich die Gemeinde Großmugl ganz in der Nähe von Wien befindet, liegt sie doch geschützt in einer Senke – umgeben von Wald (dem Ernstbrunner Wald) und Hügeln (dem Bisamberg), und ist somit abgeschirmt vom Licht der Großstadt. Deshalb ist die 1.900-SeelenGemeinde im Weinviertel aus astronomischer Sicht etwas Besonderes: »In einer perfekten Nacht in Wien sieht man vielleicht 100 Sterne – aber in Großmugl sind es in derselben Nacht 5.000«, so Günther Wuchterl, Leiter der Sternwarte des Vereins Kuffner-Sternwarte in Wien. Wuchterl war es, der vor Jahren auf Satellitenbildern einen kleinen schwarzen Fleck von wenigen Quadratmetern Größe über Großmugl entdeckt hatte. Der Fleck bedeutete, dass hier keinerlei Lichtquellen aus der Umgebung hinstrahlen. So ist das »dunkle« Großmugl und vor allem dessen Wahrzeichen, der Leeberg – mit seinen 16 Metern der größte Hallstattkultur-Grabhügel Mitteleuropas – zu einem idealen Beobachtungsplatz für viele (Hobby-) Astronomen geworden.

GROSSMUGL MACHT DUNKEL Großmugl hat selbst dafür gesorgt, dass die Bedingungen noch besser und dunkler werden: Die Kirche wird nur noch bis 22 Uhr beleuchtet und die StraßenKugellaternen wurden gegen Natriumdampflampen ausgetauscht. Laut Bürgermeister Karl Lehner sorgen diese dafür, dass das Licht nur dorthin kommt, wo es hingehört, nämlich runter – auf die Straßen. Fassaden oder Fenster hingegen würden nicht ausgeleuchtet. Die angenehmen Nebeneffekte der Natriumdampflampen: Weil weniger Energie verbraucht wird, wird das Klima geschützt und Geld gespart.

wich oder der Einstein Turm in Potsdam fanden Einzug. Die Bestätigung der Studie ist ein Meilenstein auf dem Weg zum Schutz des Nachhimmels und der nächtlichen Umwelt, denn diese Entscheidung bietet die Möglichkeit, den Sternenhimmel selbst unter Schutz zu stellen. Aber ist der Sternenhimmel wirklich »Weltkulturerbe«? »Es ist sehr wohl ein Kulturgut, seinen Blick gen Himmel zu erheben«, meint etwa das österreichische Kulturministerium. Und so möchte sich Großmugl als erste österreichische Gemeinde um den Status einer unesco-Sternenlichtoase bewerben.

EIN RECHT AUF STERNENLICHT

GENERATION STERNENLOS

Im August 2010 hat die UNESCO das Welterbe für den Schutz des Nachthimmels geöffnet: Eine Studie, die den Schutz des Nachthimmels im Rahmen des Welterbes erstmals ermöglichen sollte und an der Astronomen aus aller Welt beteiligt waren, wurde bestätigt. Drei Arten von Sternenhimmeln werden in dieser Studie anhand von 45 Fallbeispielen näher betrachtet: Orte, die zwar jetzt schon zum Weltkulturerbe zählen, aber einen astronomischen Bezug haben, wie zum Beispiel Stonehenge in England oder »Fenster zum Universum« wie die Atacama-Wüste in Nordchile, von wo aus etwa 8.000 Sterne zu sehen sind, »Sternenlichtoasen«, die für Menschen leicht erreichbar sind und einen besonderen Blick in den Sternenhimmel bieten, wie eben Großmugl. Auch herausragende Beobachtungsorte wie zum Beispiel das Königliche Observatorium von Green-

Und warum das Ganze? Wozu brauchen wir Sternenlichtreservate? »Zu viel Licht zur falschen Zeit gefährdet Pflanzen und Tiere, beeinflusst Ökosysteme, lässt Sternenhimmel verschwinden und beeinträchtigt möglicherweise die Gesundheit«, heißt es in der Wissenschaftsdokumentation »Verlust der Nacht«. Man sagt sogar, wir seien die erste Generation ohne Milchstraße. Schuld daran ist die Lichtverschmutzung. Darunter versteht man die Verschmutzung des natürlichen Lichts (Mond, Sterne) und der kompletten Dunkelheit durch künstliches Licht in der Nacht, mit negativen Auswirkungen auf Mensch und Natur. Es ist an der Zeit, Dunkelheit als ein wichtiges Gut wertzuschätzen – nicht nur für den Tourismus, sondern auch für Erholung, Bildung und Gesundheit von Tier und Mensch.

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SURFMODE-FOTOSTRECKE


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Werner Sturmberger

Fakt oder Fiktion? Um den Mond und seine Wirkung ranken sich viele Geschichten und Vorstellungen. Wirklich unstrittig sind neben seiner Existenz nur Ebbe und Flut.

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ann nur ist der richtige Zeitpunkt, um diesen Artikel zu schreiben? Der Blick in den Mondkalender von Tageszeitungen und Frauen-Magazinen hält dazu nur wenige Informationen bereit. Es ist ein guter Tag zum Putzen, Waschen und Blumen gießen. Aber ein schlechter, um Haare zu schneiden. Für schlankere Fesseln soll ich die Waden heute mit Entschlackungsöl einreiben und beim Laufen auf die Sprunggelenke achten. Feiern ist heute auch eher ungünstig – das könnte aber auch daran liegen, dass es mitten unter der Woche ist. Und überhaupt: »Wie man am angegriffenen Nervenkostüm so vieler Zeitgenossen ablesen kann, ist Vitamin-B-Mangel heute schon fast trauriger Normalzustand.« Abhilfe verspricht aber, »Sellerie über längere Zeit im Speiseplan willkommen zu heißen.«


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MOND

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JAHRHUNDERTEALTES WISSEN? Mondkalender bauen vor allem auf vier Erklärungsansätzen auf: Der Mond wirkt auf die Flüssigkeiten in Zellen von Menschen, Tier und Pflanzen wie auf das Wasser der Ozeane. Würde das so stimmen, könnte man in der Wanne ganz gut Ebbe und Flut beobachten. In den Ozeanen funktioniert das auch nur aufgrund der riesigen Wassermengen. Selbst die Wassermenge der meisten Seen ist nicht ausreichend. Abnehmender Mond wird allgemein mit Entfernen gleichgesetzt – egal ob Bauch, Haare, Mitesser, Schmutz oder Früchte vom Baum. Alles, was mehr werden soll, hat im zunehmenden Mond zu passieren. Der Mond verändert das Magnetfeld der Erde und das wirkt ja auf alles – wie genau ist nebensächlich. Man spricht überhaupt nur vage von Energien und hält sich erst gar nicht mit Erklärungsversuchen über deren Beschaffenheit auf. Der Hinweis darauf, dass es sich dabei um jahrhundertealtes Wissen handelt, das die Moderne Welt nur allzu gern verdrängen würde, reicht, um den einschlägigen Lebensratgebern Glaubwürdigkeit zu verleihen. Die suggerierte Kontinuität dieses Wissens ist aber faktisch falsch: »Das in den heutigen Mondkalendern vermittelte Wissen ist kein uraltes, empirisches Bauernwissen, wie in den Kalendern zur Legitimation der Regeln behauptet wird. Vielmehr sind es die Versatzstücke ehemals elitekultureller Welterklärungssysteme, die mehrmals aus dem jeweiligen Zusammenhang genommen und neu kontextualisiert wurden«, schreibt Helmut Groschwitz, Kulturwissenschaftler der Universität Regensburg.

GESICHERTE MONDEFFEKTE Der Mond hat keinen Einfluss auf die Geburtenhäufigkeit, das Wachstum von Pilzen oder die Qualität des Holzes. Interessant ist aber, dass erste Studien zu letzterem Thema aus dem frühen 18. Jahrhundert stammen. Auch zu diesem Zeitpunkt konnte kein Effekt nachgewiesen werden. Und um das etwas zu beschleunigen: Edgar Wunder, Geschäftsführer der Gesellschaft für Anomalistik e.V. in Heidelberg, hat mehr als 600 Studien über die Zusammenhänge von Mond und menschlichem Alltag untersucht. Ergebnis: Sie existieren nicht oder basieren auf unwissenschaftlicher Methodik. Auch die meisten Vollmond-Alltags-Anekdoten lassen sich durch »selektive Wahrnehmung« und »bestätigende Erwartung« erklären. Einzelne Phänomene wie Schlafstörungen bei Vollmond können sich gar zu »selbsterfüllenden Prophezeiungen« auswachsen.

Als gesicherte Effekte des Mondes können nur die Gezeiten und der Einfluss des Mondlichts auf nachtaktive Spezies gelten. Neben diesen beiden ist der sicherste Effekt des Mondes der auf das Kaufverhalten der Konsumenten. Das allerdings mit wechselndem Erfolg. Das Buch »Vom richtigen Zeitpunkt« von Johanna Paungger und Thomas Poppe wurde in 22 Sprachen übersetzt und verkaufte sich mehr als 2,5 Mio. Mal. Auch nach dem Mondkalender geschlagene Christbäume verkaufen sich recht gut, ebenso wie Demeter-zertifizierte Nahrungsmittel. Das kann aber auch einfach daran liegen, dass deren Herstellung nicht nur einem anthroposophischen Kalender folgt, der »irdische und kosmische Lebenszusammenhänge und Rhythmen berücksichtigt«, sondern gleichzeitig eben biozertifiziert ist. Weniger Glück ist dagegen Red Bulls »Lunaqua«-Wasser beschieden, das nur bei Vollmond abgefüllt wird. »Wissenschaftliche Messungen belegen, dass die bioenergetischen Qualitäten des Wassers bei Vollmond die stärkste Ausprägung erfahren.« Die Studien dazu sucht man genauso vergebens wie die offizielle Website, auf der dieser Satz noch vor einiger Zeit zu lesen stand. Abgefüllt wird das MondWasser aber nach wie vor. Und zum Ende noch die unumstößlichen Fakten über den Mond: Erstens – er existiert. Zweitens – er besteht aus Material der Erde und drittens – die Amerikaner haben ihn wirklich besucht. So, jetzt ist es Zeit für Entschlackungsöl und Vitamin B für das angegriffene Nervenkostüm.


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Migrazija yeah yeah

Ivan Kelly, James Rotton und Roger Culven haben in »The Moon was full – and nothing happened« mehr als hundert Studien untersucht und fanden keinerlei signifikante Effekte des Vollmonds. Hier eine Liste von Dingen, die der Mond nicht beeinflusst: 4ZZeXff\baXa UX\ ;bV^Xlfc\X_Xea 4_^b[b_\f`hf 8\ajX\fhaZXa \a AXeiXa[X\_TafgT_gXa 8agY [ehaZXa :XUhegXa :XY|aZa\fZXjT_g :XjT_g \a WXe 9T`\_\X >TgTfgebc[Xa ?l^Tag[ebc\X @XffXefgXV[XeX\Xa @beWTafV[_|ZX @beWeTgX AbgThYaT[`Xa AbgehYX Ta Cb_\mX\ bWXe 9XhXejX[e FV[_TYjTaWX_a FV[hffjhaWXa FX_Ufg`beW xUXeY|__X Haeh[X \a CY_XZX[X\`Xa IT`c\e\f`hf IXe^X[efhaY|__X

Kunst, Kultur und Aktion Ästhetisch, kämpferisch, kontrovers, lustig, politisch, radikal, sozial … 12.–28. September 2014 www.wienwoche.org facebook.com/wienwoche twitter.com/wienwoche


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REISEN

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Sarah Krobath

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Elisabeth Els

FALSCH REISEN 4__X `TV[Xa Xf @Teg\a 4`Taf[ThfXe fV[eX\Ug Th XeWX` WTe UXe! @\g haf fce\V[g WXe EX\fX]bheaT_\fg UXe W\X Hcf haW 7bjaf T_f 5XehYfeX\fXaWXe!

AD PERSONAM MARTIN AMANSHAUSER geboren 1968 in Salzburg, lebt in Wien und Berlin. Er ist Autor, Übersetzer aus dem Portugiesischen und Reisejournalist, u.a. für die Süddeutsche Zeitung. Er ist ständig unterwegs, schreibt dazwischen aber Romane und Sachbücher und jeden Freitag die Reisekolumne »Amanshausers Welt« in der Tageszeitung Die Presse. Bücher u.a.: »Alles klappt nie«, Roman (2005); »Logbuch Welt. 52 Reisegeschichten« (2007); »Viel Genuss für wenig Geld« (2009). »Falsch reisen« ist 2014 im Picus Verlag erschienen. www.amanshauser.at


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Programm einer Pressereise – prallen da nicht zwei Welten aufeinander? Klar. Wenn ich Pressereisen mit Gruppen mache, wird mir definitionsgemäß fast alles von einem Land entgehen. Ich muss diese Problematik mitdenken, und das sickert logischerweise in meine Geschichte ein. Organisierte Fahrten haben auch Vorteile. Ich begegne Menschen, die ich sonst nicht getroffen hätte. Bei Gruppeneinladungen versuche ich natürlich, wo es möglich ist, meine eigenen Wege zu gehen. Die Kolleginnen und Kollegen halten mich oft für total verschroben. Aber ich mache das ja nicht, um sozial beliebt zu sein, ich will gute Geschichten schreiben. Worauf verlasse ich mich am besten, wenn ich unterwegs möglichst viel richtig machen will? Von biorama: Es gibt zahlreiche Reiseführer mit EmpGuidebooks raten Sie im Buch ja eindeutig ab. fehlungen, wie wir auf Reisen am besten einkaufen, Auf den eigenen Forschergeist. Und dazu passt halt essen, wohnen, Orte erkunden sollen. Was ist das keine Stadtführung. Ich bin nicht gegen Guidebooks an Reizvolle an einem Buch, das uns sagt, was sich, ich besitze selbst sehr viele, vor allem wir dabei alles falsch machen? für Kurzaufenthalte. Aber man kann einen Ort nur entdecken, wenn man selbst auf die martin amanshauser: Sagt es doch gar Reise geht. Ich will doch nicht in einem Lonicht. Das Buch handelt vor allem von meikal sitzen, wo auf jedem Tisch der »Lonely nen persönlichen Fehlern. Und jeder Fehler Planet« liegt. Und mit einer Gruppe durchs impliziert sein Gegenteil. Anders gesagt, wer Nationalmuseum schlendern – das möchte meine Fehler kennt – und sich darüber in dieja in Wirklichkeit auch niemand. sem Buch eventuell sogar amüsiert – zieht ja Was machen Sie grundlegend anders, wenn unwillkürlich einen Schluss für sich selbst. Sie privat und nicht beruflich verreisen? Ich befürchte, es ist mein lehrreichstes Buch Ich nehme billige Hotels, meistens buche geworden! ich aber etwas über Airbnb, ich wohne viel Würden Sie sagen, je mehr man reist, deslieber in wirklichen Wohnungen. Ich gehe to mehr ist man auch in der Lage, falsch zu privat auch nie in Top-Restaurants und ich machen? Oder werden die Fehler mit jeder meide fast jede Sehenswürdigkeit, außer, Reise weniger? Koffer packen und Stimmt beides. Man könnte Reisen mit Tetris reisen – aber richtig! ich wollte sie schon längst sehen. Ich betrete Museen nur in Ausnahmefällen. vergleichen, man spart sich einige Fehler und Kennen Sie als Berufsreisender überhaupt noch Blamagen, aber bald ist man auf dem nächsten Level, wo Fernweh oder überwiegt das Heimweh? alles schneller wird. Ein Beispiel: Für einen Seltenflieger Fernweh nein, und Heimweh hab ich auch kaum. Eine mag es in Ordnung sein, ein Flugzeugessen zu sich zu gewisse Verzweiflung überkommt mich aber schon, nehmen. Mal was anderes. Ich kenne aber keinen einzigen wenn ich wieder einmal frühmorgens zum Flughafen Vielflieger, der Flugzeugessen anrührt. Diese ChickenSchwechat fahre. Wieso so früh? Wieso jetzt? Wieso aloder-Beef-Rechnung geht auf Dauer einfach nicht auf. leine? Wieso wieder ich? Aber spätestens am Ziel gibt Und wer reist Ihrer Meinung nach besser? Der, der sich das. Ich bin immer noch neugierig. Naja, wenn ich sich penibel vorbereitet, oder jener, der alles auf sich zukommen lässt? genauer darüber nachdenke, habe ich doch Fernweh, Wer sich zu genau vorbereitet, hat seine Reisen mit ich will einfach überall hin. Ich sehne mich nach etwas Theorien und Vorstellungen aufgeladen, egal ob sie nun Unbestimmtem, das wohl nirgends zu finden ist. interessant, richtig, zutreffend sind oder nicht. Insofern Gibt es eine narrensichere Destination, bei der erleben Leute mehr, die alles auf sich zukommen lassen. man als Reisender so gut wie gar nichts falsch maAber andererseits reist es sich als völlig Ahnungsloser chen kann? schlecht. Man sollte schon ungefähr wissen, in welcher Hongkong. Asien ist der leichteste Kontinent. Und Welt man sich befindet. Das Interesse ist die GrundvorÖsterreicher fühlen sich in Neuseeland wohl, das ist ein aussetzung – nicht das angelesene Wissen. kollektiver Erfahrungswert. Ich kenne in unserem Land Der Entdeckungsdrang eines leidenschaftlich niemanden, der enttäuscht war von Neuseeland. Reisenden und das fremdbestimmte inszenierte eit 15 Jahren ist Martin Amanshauser beruflich ständig rund um den Globus unterwegs. Dass dabei nicht immer alles nach Plan verläuft, ist klar. In seinem Buch »Falsch reisen« hat er 100 Geschichten über die Mühen des Reisens zusammengetragen. Schonungslos ehrlich, aber genauso charmant und selbstironisch erzählt der Autor von landestypischen Phänomenen und skurrilen Begegnungen, reflektiert über das »Kurzzeitgefängnis« Flughafen und klärt über die Kapitalfehler beim Buchen auf. Statt vom Reisen abzuschrecken, machen Amanshausers Erzählungen regelrecht Lust darauf. Schließlich gäbe es ohne derartige Ausrutscher weder amüsante Anekdoten für die Zuhausegebliebenen noch ein Buch wie dieses.

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BIO aus den Tiroler Bergen

Sebastian Danzl, Käsermeister Schwendt

Für den Schnittlauchkäse wird Almschnittlauch verwendet.

Spezialitäten aus bester Tiroler Bio-Heumilch – dafür stehen unsere Käsermeister mit ihrem Namen. Schließlich sind nachhaltige Berglandwirtschaft, kontrolliert biologische Produktion und achtsame Verarbeitung der Lebensmittel nicht nur Geschmacksfrage, sondern auch Lebensphilosophie. Für den Tiroler Ursprung bürgt das Gütesiegel „Qualität Tirol“.

www.biovomberg.at


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INTERVIEW MIT Y’AKOTO

INTERVIEW

Dannie Quilitzsch

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Nina Struve

» EINE GESUNDE SELBSTEINSCHÄTZUNG IST WICHTIG « Y’akoto, Sängerin aus Hamburg, lebt seit einigen Jahren vegan. Wir haben sie bei Happen Pappen, dem veganen Lieblingsrestaurant unserer Hamburger Redaktion, zum Interview getroffen.


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INTERVIEW MIT Y’AKOTO

38 biorama: Du kommst gerade aus dem Senegal zurück. Erzähl doch mal, was hast du da genau gemacht? y‘akoto: Ich arbeite mit dem Choreografen Helge Letonja an seiner neuen Kreation »Boxom«. Es ist ein zeitgenössisches Tanzstück mit europäischen und afrikanischen Bühnentänzern. Ich habe die Proben im Choreografischen Institut in der Nähe von Dakar begleitet. Das Stück wird im Oktober uraufgeführt. Du bist ja ausgebildete Tänzerin und gibst auch Tanzunterricht für Kinder. Wie wichtig ist dir der körperliche Ausdruck? Mir macht die Arbeit mit dem Körper Spaß. Als Kinder verspüren wir alle einen starken Bewegungsdrang, und als Erwachsener geht das manchmal etwas unter. Ich glaube daran, dass es eine schöne Erfahrung ist, seinen Körper kennenzulernen. Und das gelingt einem am besten, wenn man ihn bewegt. Was an der Arbeit mit Kindern begeistert dich am meisten? Generell begeistert mich an der Arbeit mit Menschen, dass man Ergebnisse wahrnehmen und sehen kann. Ich bin im direkten Kontakt mit ihnen und kann ihnen etwas Positives mitgeben. Als Sängerin braucht man eine gewisse Selbstsicherheit, um auf der Bühne zu stehen. Hat dir das Tanzen dabei geholfen? Als Musikerin braucht man viel Ausdauer und viel Disziplin. Da ist einmal das Körperliche, das Singen, aber dann auch das Musikmachen, zum Beispiel Klavierüben und -spielen, und das Texteschreiben. Das erfordert sehr viel Konzentration und Willenskraft. Ich schreibe jede Woche Songs. Einfach so, weil es Spaß macht, und weil ich besser werden will. Mittlerweile schreibe ich auch für andere Künstler. Selbstsicherheit ist dabei gut, aber eine gesunde Selbsteinschätzung ist dabei noch wichtiger. Dabei hilft mir der Tanz definitiv. Wenn du keine Angst davor hättest, was wäre etwas, was du gerne tun würdest? Aus einem Flugzeug in die Wolken springen – mit Fallschirm natürlich! In deinen Liedern singst du auch von Unsicherheiten. Sich seinen Unsicherheiten und Ängsten zu stellen, in der Öffentlichkeit zu sprechen oder sich in seinen Songtexten mitzuteilen, erfordert oft noch mehr Mut, als auf die Bühne zu gehen. Woher holst du dir Kraft, damit so umzugehen? Ich hole mir die Kraft, indem ich einfach zu mir selber stehe. Ich frage nach, wenn ich etwas nicht verstehe oder spreche es an, wenn ich mich mit einer Situation unwohl fühle. Ich kann nicht jedem gefallen, alles richtig machen schon gar nicht ... und es ist auch nicht mein Ziel.

Seit vielen Jahren lebst du vegan. Was genau hat dich dazu bewogen? Ich habe mich mit meiner Ernährungsumstellung nie unter Druck gesetzt. Als ich mit der tanzpädagogischen Ausbildung an der Lola Rogge-Schule begann, hatten wir viel Anatomie-Unterricht. Ich fing an, meinen Körper auch anatomisch wahrzunehmen und bekam ein Gefühl dafür, wie viel Arbeit mein Körper auf sich nehmen muss, um zu meinen Gunsten zu funktionieren. Ich aß ab dann kein Fleisch mehr und merkte, dass es meinem Stoffwechsel besser ging. Wenn man im künstlerischen Bereich arbeitet ist es schlimm, über lange Zeit krank zu sein. Wenn man eine Woche von einer Choreografie verpasst, kommt man schwer wieder rein. Ich hatte oft Erkältungen und Mandelentzündungen. Eine Freundin riet mir dann mal, die Milch-Produkte wegzulassen. Seit sechs Jahren habe ich keine ernsthafte Erkältung oder Grippe erlitten. Was ist dir besonders schwer gefallen bei der Umstellung? Auf was sollte man als Neu-Einsteiger achten? Mir ist nichts schwer gefallen. Es gab einfach zu viele leckere Alternativen. Auf diese habe ich mich konzentriert und mit ihnen herumexperimentiert. Ich bin ein offener Mensch. Das betrifft auch meine Ernährung. Kannst du uns deine Tricks verraten, wie du es geschafft hast, konsequent zu bleiben? Ich habe keine Tricks. Man muss sich Zeit lassen und darf sich nicht quälen. Ich war einfach kein Fleischund Milchprodukte-Typ. Meinem Körper ging es nach dem Weglassen schlagartig besser. Mittlerweile habe ich auch keinen Appetit mehr drauf. Fleischgeruch oder Käse-Fondue ist mir schlichtweg egal. Ich bin nicht dogmatisch vegan. Im Senegal zum Beispiel gab es selbstgemachten Ziegenkäse. Ich habe ihn gegessen und mich danach auch nicht schlecht gefühlt. Worauf fällt es dir besonders schwer zu verzichten? Manchmal hab ich schon Lust auf Eis oder VollmilchSchokolade. Aber dann denk ich daran, wie es meinem Magen danach gehen wird und lass es bleiben. Was hat sich verändert, wo merkst du einen Unterschied? Hat sich die Umstellung auch auf das körperliche Gefühl ausgewirkt, das ja auch als Tänzerin und Sängerin so wichtig ist? Als Tänzerin und Musikerin produziert man aus sich heraus. Dafür muss man ein gutes Körpergefühl haben, seitdem ich darauf achte, was mein Körper braucht, habe ich definitiv ein besseres Körpergefühl. Und was ist dein veganes Lieblingsgericht? Thai Curry-Kokos-Suppe. Ich kann sie zu jeder Tageszeit essen. Y’akotos neues Album »Moody Blues« erscheint am 22. August. Im Dezember geht sie dann auf Tour. Alle Termine gibt’s auf www.yakoto.de


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Es ist unglaublich, meine Damen und Herren, eine echte Sensation. Es scheint, als hätten wir es hier mit einer völlig neuen Form der Kommunikation zu tun.

ILLUSTRATION Nana Mandl, Katharina Hüttler/agentazur.com

SAGS MIT SACKERL

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ELTERNALLTAG / Ursel Nendzig

»MITTLERWEILE KANN ICH SAGEN: ICH HAB IHN GEKNACKT, DEN SACKERL-CODE.«

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uch so ein Ding, das mit dem Muttidasein kommt: das Kreisen von Sackerln. Mutti A gibt Mutti B eine Hose von Kind a mit, die Kind b zwar noch zu groß ist aber Kind c schon passen könnte und deshalb von Mutti B an Mutti C weitergegeben werden soll. Dafür wandert das Faschingskostüm (Tiger) von Mutti C über B an Kind b. Mutti D vergisst den Pulli, den Kind d beim Kindergeburtstag von Kind a nass gemacht hat, ebendort und bekommt ihn von Mutti C, die bei Kinderboutiquen. Ich hielt standhaft dieser Gelegenheit die Hose von a wieder an Mutmit Sackerln vom Biomarkt dagegen. ti C zurückgibt. Jede dieser Transaktionen bein- Neulich antwortete sie mir mit einem haltet natürlich erstens die Ware und zweitens »Tchibo«-Plastiksack. Daran grüble ich die sie umgebende Hülle in Form eines Sackerls. noch. Vielleicht muss ich mit einem ApoErst dachte ich mir nicht viel beim Sackerl thekensackerl kontern. hin- und hergeben. Aber mittlerweile kann ich Freundin B. musste sich mal von mir eine sagen: Ich hab ihn geknackt, den Sackerl-Code. Hose meines Sohnes leihen. Zurück kam sie Erst vor Kurzem habe ich zum Beispiel von in einem Sackerl aus Plastik von »Wild Repumeiner ehemaligen Klassenkameradin S. ein blic«, dem Souvenirshop im Zoo. Ich wusste Sackerl in Empfang genommen. S. ist erst gar nicht, dass sie denkt, ich fühle mich nicht seit Kurzem Mutter des kleinen V., aber sie alternativ genug für sie. Interessant. Aber lieb scheint schon eine ganz Große zu sein in von ihr, irgendwie. Sackerl. Erhielt ich meine Lieferung doch Manchen Muttis, zum Beispiel der sehr in einem Papiersackerl von Herr und Frau ängstlichen G., gebe ich alles nur in total unverKlein, einem wunderschönen, wenn auch fänglichen Sackerln, entweder vom Buchladen absolut boboesken Kindersächelchenla(Plastik) oder ganz ohne Aufdruck (Papier), um den in Wien. »Ha!«, sagte das Sackerl ihr nicht das Gefühl zu geben, ich würde denzu mir. »Ich bin zwar noch nicht lange ken, sie mache irgendwas falsch. Wäre dies mein dabei, aber ich kenne schon die guten Ziel, würde ich natürlich zu einem Sackerl vom Läden.« Und: »Ich bin aus Papier. Mir »Stoffsalon« greifen, einem Stoffgeschäft, das viekannst du nix vorwerfen.« le Biostoffe führt. »Ich kaufe nicht nur korrekt ein, ich nähe sogar selber. Und du?« würde es sagen. (Es TOTAL UNVERFÄNGLICHE wartet noch auf seinen Einsatz). SACKERL Erst am vergangenen Wochenende empfing ich A. gab mir eine Zeit lang alles eine Ladung zu kleiner T-Shirts von meinen Neffen. in kleinen, schicken PapiertäschMeine Schwägerin verpackte sie in einem pinken Riechen mit Henkeln aus Seidensen-Sack, darauf ein Herz und ein graues Schaf, das bändern von »Jacadi« und »Le zu einem weißen sagt: »Schön, dass es dich gibt.« Ich petit bateau«, zwei ultrateure habe verstanden.


Demner, Merlicek & Bergmann

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KAMPFSPORT VEGAN

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Fredericke Winkler

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Vehement

DESTROY YOUR ENEMIES, NOT YOUR PLANET Das Label Vehement aus Berlin ist weltweit der erste Anbieter von veganen Kampfsportartikeln. Damit stellen sie von vornherein klar, gegen wen sie in den Ring steigen.

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er glaubt, dass sich harte Jungs und Mädels keine Gedanken um Mensch, Tier und Umwelt machen, denkt auch nicht weiter, als das Klischee zulässt. Als ob Wut nicht lenkbar wäre und eine martialische Ästhetik gegen gute Absichten spräche. Davon abgesehen: Woher kommt wohl die Stärke von Kampfsportlern? Gerade in den kombinierten Disziplinen besteht diese nicht nur aus Muskelkraft, sondern ebenso aus Kondition und Technik. Und die kann man sich nicht über Nahrungsergänzung zuführen. Dazu benötigt man einen klaren Geist, einen gesunden Lebensstil und viel Disziplin. Von da ist der Weg hin zu veganer Ernährung und einem nachhaltigen Lifestyle dann gar nicht mehr so weit. So gesehen ist es fast ein Wunder, dass Jan Lenarz erst jetzt mit seiner Geschäftsidee für

Vehement rausrückt und vegane Kampfsportartikel herstellt. Ähnlich sieht es die Szene, die die erste HunderterCharge des Boxhandschuhs »Wolfheart X1« über Nacht fast vollständig wegkonsumiert hat. Den Rest hat sich der größte Online-Fachhändler Boxhaus unter den Nagel gerissen, der damit dem Markt ein klares Signal zugunsten des kleinen Start-ups setzte.

DIE RADIKALITÄT DES KAMPFSPORTS ALS INITIALZÜNDUNG Jan Lenarz ist selbst seit etwa zehn Jahren Thaiboxer. Begonnen hat alles in der Roten Flora, Hamburgs Wahrzeichen des linksradikalen Widerstands. »Anfangs war ich öfters im Krankenhaus, aber das hat nachgelassen,

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KAMPFSPORT VEGAN

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Jan Lenarz

nachdem ich den Verein gewechselt habe und das Training kontrollierter wurde.« Es sei eben ein ganzheitlicher Sport. Einer, in den man eintaucht, jeden Muskel bewegt, der auspowert und die Sinne schärft. Einer, für den man sein angeborenes Aggressionspotenzial kanalisiert. »Vor allem verliert man seine Angst. Erst vor Schmerzen, dann vor anderen Bedrohungen.« So kam es zu dem Slogan »Destroy our enemies, not your planet«, den Lenarz heute für Vehement verwendet. »Es geht weniger um echte Feinde, sondern um die eigenen Dämonen. Ängste und Zweifel. Wenn man nicht für etwas einsteht, ändert sich auch nichts.« Die Radikalität des Kampfsports als Initialzündung, durch die man das eigene Wertesystem prüft? Ganz klar: Veganismus ist auf seine Weise auch radikal. Als Lenarz auf der Suche nach einer Alternative zu Lederboxhandschuhen war, fand er nur minderwertige Plastikexemplare. Er hatte eine Nische entdeckt: hochwertige Kunstledervarianten, fair und vegan. Er machte sich auf die Suche nach einem Produzenten, der seine Idee versteht. »Die Farben und die Nähte sind gar nicht so einfach ohne tierische Komponenten umzusetzen«, erklärt er. Eine kleine Fertigungsstätte in Pakistan hat es dennoch geschafft. Das Ergebnis konnte von Vegan Society zertifiziert werden. Lenarz raffte sein Erspar-

tes zusammen und löste die Produktion aus. Er hatte Vertrauen in den Produzenten, der ihm Bilder schickte und bereitwillig einen Vertrag unterschrieb, der auf den ilo-Kernarbeitsnormen basierte. Von Beruf GrafikDesigner war es für Lenarz ein Leichtes, einen Webshop aufzubauen. Die Ware kam an, war von bester Qualität und verkaufte sich über Nacht. Mit dem frisch verdienten Geld bestellte er gleich die doppelte Menge. »Die zweite Charge sah dann wie die Raubkopie der ersten aus. Schlechte Verarbeitung, übelriechendes Material, der Druck war minderwertig.« Lenarz verlor den Mut und legte das Projekt auf Eis. Nur dass Vehement zu diesem Zeitpunkt schon ein Selbstläufer war. Einschlägige Foren hypen den Handschuh, der durch seine Qualität neue Zeichen setzt. Das Kunstleder wird im Gegensatz zu Leder nicht rau, müffelt nicht und ist abwaschbar: ein Aspekt, der bei häufigem Körperkontakt klar von Vorteil ist. Profiboxer sprechen sich für das Produkt aus, andere Prominente freuen sich über das nachhaltige Label, das ganz ohne Ringelpiez mit Anfassen auskommt. Letztlich war es ein weiterer sehr eindringlicher Impuls von außen, der Lenarz wieder auf Kurs brachte. Maria Gross lernte den Unternehmer im Social Impact Lab in Berlin kennen, ein Coworking-Space, in dem sich Social Entrepreneurs zum Arbeiten, Netzwerken und


Kooperieren treffen. Die Betriebswirtin und Non-ProfitManagerin leitet die Dependance in der Hauptstadt und war von Anfang an begeistert von Vehement. Sie überzeugte Lenarz davon, sich für »Social Impact Start« zu bewerben, ein von sap und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanziertes Stipendium. Und tatsächlich setzte sich Vehement durch und wurde acht Monate lang mit Coaching durch sapMitarbeiter gefördert. Gross fühlte ihre Ahnung bestätigt und bot an, einzusteigen. Heute kümmert sie sich um die wirtschaftlichen Belange, den Kontakt zu den Stakeholdern und den Vertrieb des Unternehmens. Ihre erster Arbeitsschritt war jedoch der Gang in ein Boxstudio. Sie wollte den Sport kennenlernen und wurde regelrecht überrannt davon, was das mit ihr machte. »Nach meinem ersten Training war ich körperlich völlig ausgepowert und mein Verstand war angeschaltet wie noch nie.« Inzwischen ist sie regelmäßig dort. »Kampfsport hat mich verändert. Ich gehe sicherer auf Leute zu und sie reagieren anders auf mich.«

GEMEINSAM KÄMPFEN Gemeinsam arbeiten Lenarz und Gross nun daran, Vehement auf die nächste sozialunternehmerische Stufe zu heben. Die Nachfrage ist vor allem in den usa groß. Daher haben die beiden dort eine Niederlassung gegründet und kooperieren mit einem Logistikdienstleister in Los Angeles. Durch eine Kickstarter-Kampagne im kommenden Oktober möchten sie weitere Produkte finanzieren. Mit einigen prominenten Fürsprechern wie etwa dem Profiboxer Mac Danzig oder der Punkband Boysetsfire sind sie enge Kooperationen eingegangen. Den härtesten Kampf wird Vehement

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allerdings zugunsten der Sozialverantwortung und des Umweltschutzes fechten. Die pakistanische Produktion haben sie bisher nicht besucht. Die Kontrolle der Sozialstandards ist auf die Distanz und mit den geringen finanziellen Mitteln schwer. Daher überlegen sie die Produktion nach Holland zu holen. »Mein Ziel ist, Vehement nach Fairtrade zertifizieren zu lassen. Aus tiefer Überzeugung und weil so ein Angebot im Sportartikelbereich dringend notwendig ist. Die Verbraucher sind bereit«, so Lenarz. Zum anderen schneidet ihr Kunstleder aus Polyurethan in der Ökobilanz zwar besser ab als konventionelles Leder, aber es basiert dennoch auf Erdöl. »Das übliche Recycling-Material kommt wegen der hohen Belastung der Boxhandschuhe nicht infrage. Daher konzentrieren wir uns momentan auf Post-Consumer-Recycling und denken an ein Rücknahmesystem und suchen nach Ideen, was man aus benutzten Handschuhen machen kann«, so Gross. »Wir beobachten hoffnungsvoll die Entwicklung der ganzen neuen Kunstlederarten: Kork oder Kunstleder auf Pflanzenbasis. Wir wollen lieber einen 100 % pflanzlichen Handschuh als eine Recyclingprodukt«, so Lenarz. Solche Meilensteine erreicht das Unternehmen jedoch nur langfristig und mit starken Partnern. »Wer weiß, vielleicht meldet sich ja auf diesen Artikel jemand.« Gross grinst verschmitzt. Passen würde es ja zu der Geschichte von Vehement. Und wenn Gross und Lenarz eines wissen, dann die Erkenntnis, dass sie ihren Gegner nur im Auge behalten können, wenn sie aus der Deckung kommen.

Der Wolfheart - X1


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DIE WELT, DIE WIR UNS WÜNSCHEN

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von wolfgang smejkal

WASSERSTOFF – DER TRAUM VOM ABGASFREIEN KRAFTSTOFF wasserstoff wäre als benzinersatz gut geeignet, aber eine kostengünstige infrastruktur für die speicherung und betankung war bisher nicht in sicht. das will eine britische forschungsinitiative nun ändern. Warum nicht Alkohol tanken? Oder Rapsöl in den Tank gießen? Der Gedanke, vom Erdöl unabhängig zu werden, ließ Forscher in den vergangenen Jahren immer größere Anstrengungen unternehmen, Alternativen zum fossilen Treibstoff zu entwickeln. Inzwischen gibt es sie ja auch, die Autos die Kraftstoffe auf Pflanzenbasis tanken, mit Biogas fahren oder Energie aus der Steckdose beziehen. Doch die anfängliche Euphorie über Bioethanol und die flächendeckende Einführung der Elektromobilität hat heute einer Ernüchterung Platz gemacht. Das Center for Automotive Research (car) der Universität

Duisburg geht für 2014 lediglich von 11.000 neu zugelassenen Elektrofahrzeugen in Deutschland aus. Es fehle nach wie vor an einer geeigneten Infrastruktur und die Autobauer erreichten die neuen Verbrauchs- und Abgasbestimmungen auch ohne E-Modelle. Der internationale Biotreibstoff-Handel wiederum reißt riesige Wunden ins Ökosystem und Umweltverbände fragen längst kritisch nach, wie viel Pflanzen-Treibstoff die Erde noch verträgt. Trotzdem sollen laut Grünbuch der EU-Kommission 20 Prozent der konventionellen Treibstoffe bis 2020 durch alternative Kraftstoffe ersetzt werden.

TANKBARE WASSERSTOFF-PELLETS Diese Kritik ist ein triftiger Grund für internationale Forschergruppen, sich einer anderen aussichtsreichen Sparte alternativer Energiekonzepte zuzuwenden – dem Antrieb mit Wasserstoff. Prinzipiell lassen sich hier zwei Varianten unterscheiden: die direkte Nutzung in einem Verbrennungsmotor und indirekt durch die Nutzung einer Brennstoffzelle. Wasserstoff lässt sich durch Elektrolyse von Wasser mittels Solarenergie, Wind- oder Wasserkraft gewinnen und wird in der Brennstoffzelle in chemisch gebundener Form zur Stromproduktion genutzt. Dabei werden nur Wärme und Wasserdampf freigesetzt. Die technischen Probleme bei der Speicherung von Wasserstoff galten bisher als größtes Hindernis für die breite Anwendung von Wasserstoffantrieben. Ein erfolgreiches Konzept zur einfachen Betankung von Fahrzeugen mit Wasserstoff wurde nun im staatlichbritischen Rutherford Appleton Laboratory (ral) bei Oxford entwickelt. Die Forscher haben ein Verfahren


aus der Nanotechnologie zum Patent angemeldet, das Amminboran – ein Wasserstoffhydrid – chemisch in nanoskalige Polymerfasern einbindet. Die Fasern werden in millimetergroße Mikro-Pellets zerlegt und die Hydride bei einer Temperatur von etwa 85°C chemisch daran gebunden. Für die kommerzielle Verwertung des Patents wurde 2011 die Firma Cella Energy gegründet. Der Physiker und Projektleiter Stephen Bennington erklärt: »Nach dem Abkühlen verhalten sich diese Pellets wie eine Flüssigkeit. Sie ist ungiftig, nicht aggressiv und kann bei Umgebungstemperatur gepumpt, in normalen Tanks gelagert und mit den gleichen Tankwagen wie denen für Benzin oder Diesel zu den Tankstellen gebracht werden.« Von dort pumpt man sie in den Tank der Fahrzeuge. Vom Tank gelangen sie in eine Wärmezelle, die mit der Abwärme der Brennstoffzelle eine Temperatur von etwa 85° C bereitstellt. Der Wasserstoff verliert in diesem Temperaturbereich seine Bindung an die Pellets und strömt in einen Vorratsbehälter. Mit dieser Gasmenge lässt sich nun eine nachgeschaltete Brennstoffzelle oder ein Verbrennungsmotor starten und mit dem freigesetzten Wasserstoff betreiben. Zurück bleiben die wasserstofffreien Pellets, die in einem zweiten Tank gesammelt werden. Sie müssen bei der nächsten Tankfüllung abgepumpt, mit den Nachschub liefernden Tankwagen wieder in die Produktionsanlage zurückgebracht und erneut mit Wasserstoff angereichert werden. Bennington: »Wir nutzen für die Pellets die bestehende Infrastruktur für Benzin- oder Dieselkraftstoff, die dafür mit relativ geringem Aufwand zu modifizieren ist.« Der Wasserstoff muss so nicht

mehr in Hochdrucktanks oder extrem gekühlt gespeichert werden. Cella arbeitet auch an einer Modifikation herkömmlicher Fahrzeugtanks, in dem die Wasserstoff enthaltenden Pellets durch eine Membran von den verbrauchten Pellets getrennt werden. »Borhydride haben die höchsten Wasserstoffkapazitäten aller bekannten Hydrid-Speichermaterialien«, so Bennington. »In einem Behälter von 50 Litern, was dem Tank eines Mittelklassewagens entspricht, ließen sich mit den neuartigen Materialien rund fünf Kilogramm Wasserstoff speichern. Dies würde für circa 400 bis 500 Kilometer Fahrt ausreichen. Und das bei zukünftig angestrebten Herstellungskosten der Wasserstoff-Tankfüllung von rund zehn Euro.« Das hört sich nach einem Durchbruch an, mit dem einige gravierende Probleme einer auf Wasserstoff basierenden Mobilität gelöst werden könnten. Bei Cella Energy ist man jedenfalls optimistisch, mit der Einbindung von Hydriden in Pellets einen gangbaren Weg für die großtechnische Speicherung von Wasserstoff gefunden zu haben. Die Vision vom einfach tankbaren Treibstoff ohne jegliche Emissionen scheint damit einen großen Schritt näher gerückt. Bereits jetzt haben Wasserstoffautos eine um 300 Prozent höhere Reichweite im Vergleich zu Elektroautos. Und die Gewinnung von Wasserstoff per Elektrolyse aus Wasser wäre eine nachhaltige und unbegrenzte Alternative zu fossilen Energiequellen. Als nächstes sind die Autohersteller am Zug: Nach Jahrzehnten von Prototypen und Testmodellen sollen 2015 die ersten Serienmodelle auf unsere Straßen kommen.

BILD Cella Energy

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Übergabe eines Hummelnistkastens von Projektinitiator und Leiter Bernd Strauß (links) an Kürbisbauer Rupert Hütter. Seine Kürbisfelder liegen nahe Wollsdorf in der Oststeiermark.

Hofer greift den Hummeln unter die Flügel Nach der Rettung der Bienen schwärmen Hofer und der Naturschutzbund nun aus, um den Hummeln zu helfen. Das freut auch zahlreiche steirische Kürbisbauern, die besonders auf die Mithilfe der fleißigen Bestäubungshelferinnen angewiesen sind.

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edes dritte Lebensmittel gibt es nur dank Bienen, aber durch verschiedene Umwelteinflüsse sind die kleinen Tiere akut bedroht. Da diese Situation auch für den Lebensmittelhandel bedenklich ist, hat Hofer im Rahmen seiner Nachhaltigkeitsinitiative Projekt 2020 bereits im April 2013 gemeinsam mit seinem Kooperationspartner Naturschutzbund einen Bienenschutzfonds ins Leben gerufen. Im Rahmen dessen werden jährlich ausgewählte, lokale Projekte in Österreich umgesetzt, die sich mit dem Schutz von Wildbienen und der Bewusstseinsbildung beschäftigen. Nach dem letztjährigen Einsatz für blühende Wegränder im Burgenland, widmen sich Hofer und der Naturschutzbund im Rahmen ihres mit 100.000 Euro dotierten Bienenschutzfonds heuer zwei weiteren Projekten: der Pflege von Streuobstwiesen im oberösterreichischen Naturpark Obst-Hügel-Land und dem Schutz der Hummeln in der Steiermark. DIE HUMMEL UND DER KÜRBIS – EIN PERFEKTES PAAR In der Steiermark dreht sich alles um die Hummel, denn diese leistet einen sehr wichtigen Beitrag zur Bestäubung von Kürbissen: Hummeln bestäuben nämlich fünfmal mehr Blüten pro Tag als Bienen. Das macht sie zu wichtigen Helfern auf steirischen Kürbisfeldern. Unsere ausgeräumte Landschaft macht den Hummeln das Leben jedoch schwerer und schwerer. Denn insbesondere in landwirtschaftlich intensiv genutzten Teilen der Steiermark werden ökologisch intakte Flächen immer weniger und mit ihnen die Bestände von Hum-

meln und anderen Wildbienen. Langfristig bedeutet das verminderte Ernteerträge bei Kürbiskernen. Hofer startet daher als Teil seiner Nachhaltigkeitsinitiative Projekt 2020 gemeinsam mit den Hummelexperten des Naturschutzbundes ein einzigartiges Forschungsprojekt, um den geflügelten Brummern in der Ost-Steiermark unter die Flügel zu greifen. FORSCHEN FÜR EINE SUMMENDE ZUKUNFT Beim Projekt „Hummeln im Kürbisanbau“ wird untersucht, wie wichtig Hummeln für die Kürbisernte sind. Dazu erhielten Ende Mai fünf Kürbisbauern aus verschiedenen Ecken der Ost-Steiermark je zwei Nistkästen mit Hummelvölkern. Insgesamt kamen fünf verschiedene Hummelarten zum Einsatz. In den ersten Wochen der Blütezeit im Juni untersuchten die Forscher, wie viele der eingesetzten Hummeln auch tatsächlich Blüten besuchten. Die Gartenhummel überraschte dabei als besonders fleißige und zuverlässige Kürbis-Bestäuberin. Zur besseren Vergleichbarkeit wurde eine „Kontrollgruppe“ mit drei weiteren Kürbisbauern eingerichtet: Zwei davon mussten ohne Hummelstöcke auskommen, der dritte hat seine Felder in einer ökologisch günstigen Lage, in der ohnehin zahlreiche Hummeln und nützliche Insekten vorkommen. Nach der Kürbisernte im Herbst werden die Experten gemeinsam mit den acht Bauern den Ertrag an Kürbiskernen auswerten. Um eine fundierte wissenschaftliche Aussage zur Bedeutung von Hummeln treffen zu können, ist daher eine Fortsetzung des Projekts im nächsten Jahr geplant.

Foto: © Naturschutzbund, Bernd Strauß

Die Erdhummel ist besonders fleißig: Sie bestäubt neben Lavendelauch viele weitere, wie z.B. Kürbisblüten.


DER GRÜNSPECHT HAT GUT LACHEN D

er Naturschutzbund Deutschland, der Landesbund für Vogelschutz in Bayern, der Naturschutzbund Österreich und Bird Life Österreich haben ihn allesamt zum Vogel des Jahres 2014 gekürt: den Grünspecht. Er ist auf Brachen, in Kleingartenanlagen, auf Friedhöfen oder auf Streuobstwiesen zu Hause. Hier findet er alles, was sein Vogelherz begehrt: alte Bäume, in die er seine Bruthöhlen bauen kann und Ameisen, seine Hauptnahrungsquelle. Von ihnen verputzt er täglich etwa 2.000 Stück. Mit seinem Schnabel und seiner klebrigen Zun-

ge, die bis zu zehn Zentimeter lang werden kann, spürt der Grünspecht seine Leibspeise auch in den hintersten Ecken auf. Und manchmal nimmt er sogar ein Bad in seinem Essen, um mit der Ameisensäure Parasiten im Gefieder loszuwerden – Ameisen dürften somit kein großer Fan von ihm sein. Vogelforscher hingegen finden Gefallen am Grünspecht und nennen ihn liebevoll Zorro, wegen seiner roten Kappe und der schwarzen Augenmaske, oder Lachvogel, weil sein Gesang wie ein schrilles Lachen klingt.

TEXT Isabell Wiedle BILD NABU/P. Kühn

W ILDLIFE

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WILDLIFE GLOBAL VILLAGE

LESESTOFF

WILDNIS SAMT WILD

Von September 2014 bis Februar 2015 gibt es eine Vielzahl an Veranstaltungen. Die ersten Highlights im September und Oktober an der VHS Wiener Urania (1., Uraniastraße 1, Dachsaal): Freitag, 26. 9. 2014, 18.30 Uhr: „Food & Ethics“: Vortrag von Prof. Dr. Melanie Joy Bestseller-Autorin Melanie Joy von der University of Massachusetts wird in ihrem englischsprachigen Vortrag das Konzept des „Karnismus“ vorstellen und dabei der Frage nachgehen, wieso wir manche Tiere lieben und andere essen. Im Anschluss gibt es die Möglichkeit für Fragen und ein veganes Buffet.

Montag, 13. 10. 2014, 18.30 Uhr: „Genug für 9 Milliarden? Nahrung für das 21. Jahrhundert“ Anlässlich des Welternährungstages (16.10.) präsentiert FIAN aktuelle Zahlen zur globalen Ressourcenverteilung. Anschließend Podiumsdiskussion mit: Helmut Schüller (Fairtrade Österreich), Martin Haiderer (Wiener Tafel) und Joe Taucher (Ökosoziales Forum Wien), Moderation von Johanna Stögmüller (Biorama). Im Anschluss veganes Buffet. Anmeldung unter nachhaltiginwien@vhs.at

www.vhs.at/nachhaltiginwien

Der Germanist und Redakteur Ralf Stork, dessen Kindertraum es war, Tierfilmer zu werden, nimmt uns mit auf Reisen in die Tierwelt. Auf 250 lebendig und humorvoll gestalteten Seiten lockt er uns in »Deutschland Safari« nach draußen zu »15 Reisen zu wilden Tieren«. Gleichzeitig gibt er den Leserinnen und Lesern das Gefühl, bereits mitten im Geschehen zu sein: In der feuchtdunklen Kalkberghöhle in Bad Segeberg, wo uns die Fledermäuse um die Ohren fliegen, oder beim Beobachten von seltenen Wildrindern und Przewalski-Pferden in der Döberitzer Heide, einem riesigen ehemaligen Militärgelände. Gut recherchiert und kompakt erzählt erfahren wir Informatives und Kurioses von der Ernährung bis zum Sexualleben von beinahe 20 Arten. Wann ist die beste Zeit zu reisen und wie die Versorgungslage vor Ort? Wo ist der richtige Platz für das Basislager? Diese sowie Fragen zur richtigen Vorbereitung und Anfahrt beantwortet das Buch. Erschienen in der Reihe »Cool Camping« im Haffmans & Tolkemitt Verlag.

TEXT Stefanie Eisl BILD Elisabeth Els

VHS Wien startet kostenfreie Reihe zum Thema Ernährung!

Tiere in freier Wildbahn sind in Europa rar geworden. Naturbegeisterte werden auch hierzulande fündig, ein Reiseführer zeigt wo.


Doppelsieg für Mensch & Umwelt! Druckerei am Janetschek GmbH gemeins

Ein Projekt der

rdliches mit den Biobauern Nö Waldviertel und der Ökoregion Kaindorf.

Mehr dazu unter:

GREEN IT

www.janetschek.at

MIT WASSER DAS HANDY LADEN

TEXT Franz Knipp BILD Powertrekk

Brennstoffzellen stellen auch an abgelegenen Orten Energie zur Verfügung. Eine Kurz-Kritik unseres Green-IT-Experten. Es klingt verlockend einfach: In das handgroße Gerät wird Wasser eingefüllt, ein runder Puck eingelegt, und schon kann das Mobiltelefon geladen werden. Das ist dort praktisch, wo Steckdosen rar sind. Preiswert ist diese Form der Energieerzeugung nicht. Für 6 Euro ist bei aktuellen Smartphones gerade einmal die Hälfte des Akkus aufgeladen. Zum Umweltschutz schweigt sich der schwedische Hersteller weitgehend aus, es wird nur darauf hingewiesen, dass der verbrauchte Puck dem Metallrecycling zugeführt werden kann. Er enthält 12 Gramm Aluminium, für deren Herstellung schon 30-mal so viel Energie verbraucht wurde als damit erzeugt wird. Das Laden des Mobiltelefons an der Steckdose kostet unter einem Euro pro Jahr. Um diese günstige Quelle zu nutzen, lässt sich der Akku des Geräts über einen usb-Anschluss laden. Allerdings kann man sich um den Kaufpreis auch schon ein Solarpanel mit derselben Funktionalität zulegen, die Sonne scheint dann gratis. www.powertrekk.com

CO2 -Bin dun H h umus g durc au f bau


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HUMMEL

TEXT

Christa Grünberg

ILLUSTRATION

Hatschepsut Huss

VERKANNTES BESTÄUBUNGSGENIE

Tief drinnen in Lippenblütlern sammeln langrüsselige Hummeln Pollen und Nektar. Was die wilden Bienenschwestern noch so alles drauf haben, wissen meist nur Eingeweihte.

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s ist März. Noch liegt Schnee auf Wiesen und Feldern. Doch die ersten Sonnenstrahlen erwärmen bereits Luft und Boden. Mit den ansteigenden Plusgraden beginnt der Schnee langsam zu schmelzen. Etwas regt sich da unten im ausgedienten Mäuseloch und brummt schlaftrunken vor sich hin. Eine junge Erdhummel-Königin erwacht aus ihrem sechsmonatigen Winterschlaf. Sie hat überlebt, ihr Volk ist im vergangenen Herbst zugrunde gegangen. Noch etwas träge, fliegt das schwarz-gelbe, pelzige Wildbienenexemplar nach draußen und geht, entkräftet und hungrig, auf die Suche nach Blüten mit energiereichem Nektar. Den braucht die Königin jetzt, denn sie muss ein geeignetes Nest finden und ein neues Volk gründen. Der einjährige Hummel-Zyklus hat begonnen. Nach der Eierablage und dem Schlüpfen der Larven steht deren Fütterung mit Pollen an. Auch dafür muss die Hummelkönigin wieder von Blüte zu Blüte trudeln, damit die Brut möglichst zahlreich zu helfenden Arbeiterinnen und paarungsbereiten Drohnen und Jungköniginnen heranwachsen kann. Schließlich, nachdem das Volk auf bis zu 500 Hummeln angewachsen ist, wird das Jahr im frühen Herbst zu Ende gehen – mit dem Sterben von Arbeiterinnen und Drohnen und der Vorbereitung der ausgeflogenen und begatteten Jungköniginnen auf die Winterruhe.

BESTÄUBER-QUALITÄTEN Bumblebee oder Bombus, der englische bzw. lateinische Name der Gattung Hummel, passen gut zu ihrer putzigen, rundlichen Gestalt, verraten aber nichts über ihre reiche Artenvielfalt, ihre unschlagbaren Fähigkeiten – beispielsweise ihre Anpassung an große Höhen und niedrige Temperaturen – und vor allem ihre wirtschaftliche Bedeutung. Denn womit die weltweit rund 250 und 45 einheimischen Hummelarten die meiste Zeit verbringen, ist neben der Aufnahme von Nektar vor allem das Sammeln von Pollen bzw. Blütenstaub. Das darin enthaltene pflanzliche Erbgut wird während des Flugs von einer Blütentankstelle zur nächsten verteilt, die Pflanzen »bestäubt« und ihre Vermehrung gesichert. Zwar ist die vom Menschen domestizierte Honigbiene – als wichtiger Bestäuber für rund 80 Prozent unserer heimischen Nutz- und Wildpflanzen – schon lange in aller Munde. Wenige wissen allerdings, dass auch Hummeln als Nutztiere vor den Karren gespannt werden. Laut der Weltnaturschutzunion iucn wird ihr wirtschaftlicher Wert für die Landwirtschaft in Europa auf 22 Mrd. Euro pro Jahr geschätzt. Hummeln bilden zwar wesentlich kleinere Völker als etwa Honigbienen, ein einzelnes Tier bestäubt aber nicht nur bis zu fünfmal mehr Blüten täglich, son-


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dern tut das auch noch gleichmäßiger und effektiver. Womit wir wieder bei der Erdhummel wären. In den vergangenen 30 Jahren leistete sie als Bestäuber für Tomaten in Glashäusern unschätzbare Dienste. Weil die Pollenkörner bei den Nachtschattengewächsen relativ fest verpackt in Kapseln sitzen, können sie nur durch eine spezielle Technik daraus befreit werden – und diese beherrschen Erdhummeln ganz famos: Sie beißen sich am Blütenstempel fest und erzeugen mit Hilfe ihrer Brustmuskulatur Vibrationen, um den Pollen herauszuschütteln. Der verfängt sich im Hummel‘schen Haarkleid, wird ordentlich herausgebürstet und in eigens dafür ausgestatteten Bein-»Höschen« ins Nest abtransportiert. So ganz nebenbei erfolgt beim Vibrieren auch gleich die Bestäubung.

SIEGESZUG MIT FOLGEN Tomatenblüten sind zwar selbstbefruchtend, das Blüten-Schütteln ist jedoch unerlässlich. Es funktioniert im garteneigenen Folientunnel auch, indem man selbst Hand anlegt. Im erwerbsmäßigen Tomatenanbau unter Glas ist man allerdings seit Langem auf die professionelle Hummelunterstützung angewiesen. Zu diesem Zweck werden die kleinen Brummer in den Niederlanden, in Belgien und Deutschland kommerziell gezüchtet und in die ganze Welt exportiert. Und damit fängt das eigentliche Unheil an, meinen manche Entomologen und Naturschützer. Während solche Tomatenpflanzen um 25 Prozent höhere Erträge liefern als manuell gerüttelte und die Tomaten-Industrie aufblüht, ver-

breitet sich die importierte Erdhummel in einigen Ländern ziemlich rasant – mit noch wenig erforschten Folgen. »Oft werden zur Zucht Nachfahren der türkischen Erdhummel verwendet, weil sie in Gefangenschaft am kostengünstigsten gezüchtet werden kann und die größten Völker bildet. Neben vielen generellen Positiva solch einer Hummelbestäubung wie z.B. der Vermeidung von Spritzmitteln wird diese türkische Unterart der Erdhummel aber auch in Regionen verschickt, wo die Erdhummel nicht natürlich vorkommt, zum Beispiel nach Japan, Tasmanien oder Südamerika.« Für den Salzburger Hummelspezialisten Johann Neumayer, Entomologe und Umweltbeauftragter der Diözese Salzburg, ist vor allem der globalisierte Versand problematisch. Einige Länder wie die usa haben daher auch bereits Einfuhrverbote ausgesprochen und züchten einheimische Hummeln. Wenn etwa die fremden Jungköniginnen des importierten Hummelvolks in die freie Natur entfliegen – was sich praktisch nicht vermeiden lässt – kreuzen sie sich mit heimischen Hummeln, die genetische Struktur der jeweiligen Hummelart verändert sich. Diese sogenannte Faunenverfälschung wird auch von Naturschützern wie dem oberösterreichischen Entomologen Martin Schwarz kritisch gesehen: »Unser Anliegen ist die Wahrung der Arten- und innerartlichen Vielfalt. Letztere ist bei der Vermischung bedroht.« Wie genau sich die Faunenverfälschung auf die Überlebensfähigkeit der Hummelbestände auswirkt, ist allerdings noch gar nicht geklärt – wie übrigens auch nicht die Einschleppung potenzieller Krankheitserreger.

PARTNERSCHAFT MIT ZUKUNFT An kühlen Apriltagen bestäuben Hummeln Apfelblüten, zu früher Morgenstunde auch die von Kürbissen. Die steirische Traditionspflanze stellt zwar besonders in landwirtschaftlich intensiv genutzten Teilen der Region eine wichtige Einnahmequelle der Bauern dar. Gerade dort werden allerdings ökologisch intakte Flächen und die Bestände von Hummeln und anderen Wildbienen


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HUMMEL

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weniger. Grund genug für den Bienenschutzfonds, den die Lebensmittelkette Hofer und der Naturschutzbund gegründet haben, sich der Partnerschaft von Hummel und Kürbis anzunehmen. Das Forschungsprojekt »Hummeln im Kürbisanbau« in der Ost-Steiermark will bis nächsten Herbst die große Bedeutung verschiedener Hummelarten für die Kürbisbestäubung belegen. Von den acht teilnehmenden Kürbisbauern erhielten daher sechs schon vor Wochen Nistkästen mit je zwei Völkern verschiedener Hummelarten. »Bei der Auswahl der Landwirte haben wir bewusst darauf geachtet, dass es sich um intensiv bewirtschaftete, monokulturell geführte Betriebe handelt. Gerade hier mangelt es an Bestäubern, weshalb wir ideale Bedingungen für unser Projekt vorfinden. Die Ergebnisse werden klarer und aussagekräftiger sein«, glaubt Projektleiter Bernd Strauss. Als Vergleichsfeld wurde der in ökologisch günstiger Umgebung liegende Kürbisacker von »Hummelbauer« Franz Schmidlechner unter die Lupe genommen. Er engagiert sich für Arten- und Biotopschutz und zeigt Interessierten, wie man Hummelköniginnen mit der hohlen Hand fängt. Mit der Bestäubung seiner Kürbisse hat er keine Probleme: »Wichtig sind genügend Sonnenstunden,

dann gibt es Bienen und viele andere Bestäuber, auch Wespen oder Käfer. Natürlich ist es ideal, wenn Hummeln fliegen, weil sie auch an bewölkten Tagen ihre Stärke ausspielen.« Entomologen wie Neumayer und Artenschützer wie Schmidlechner sind überzeugt, dass die Bestäubung nur dann eine Gratisdienstleistung der Natur bleibt, wenn der Mensch für geeignete Bedingungen sorgt – mit einem vielfältigen Blütenangebot über die ganze Saison, auf Wiesen, in Gärten, an Weg- und Waldrändern und zwischen Ackerflächen.


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SCHLUPFWESPE

HILFREICHER PARASIT Die Schlupfwespe hat Hunger auf Läuse, Käfer und auch Motten. Damit ist sie einer der wirkungsvollsten Helfer in Landwirtschaft, Garten und Küche.

TEXT Barbara Schrattenholzer BILD Joachim Brocks

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chlupfwespen sind flinke Insekten mit einem langgestreckten, schlanken Körper. Es gibt viele Arten, von denen die kleinsten nur zwei Millimeter groß sind und die größten stattliche fünf Zentimeter erreichen. Sie parasitieren verschiedenste Insekten wie bestimmte Schmetterlingsraupen, Käferlarven und Blattläuse und helfen so, das Gleichgewicht in der Natur zu erhalten. Die Weibchen besitzen einen Legebohrer, mit dem sie gewisse Insekten anstechen, um in ihnen ihre Eier abzulegen. Die Larven entwickeln sich dann im Körper des Wirts, der durch den Befall immer inaktiver wird. Zum Schluss werden auch die lebenswichtigsten Organe aufgefressen. Nachdem die junge Schlupfwespe geschlüpft ist, bleibt vom Wirt nur eine leer gefressene Hülle übrig. Ein Schlupfwespenweibchen kann in seiner Lebenszeit 200–1.000 Blattläuse mit Eiern belegen. Die erwachsenen Tiere ernähren sich vom Blütenstaub und Nektar der Dolden- und Korbblütler. Sie überwintern in Bodennähe unter Grasbüscheln, Mulchschichten, in der Bodenstreu oder in Moos. Ein vielfältiger Garten mit einem ruhigen, naturbelassenen Eck fördert die nützlichen Schlupfwespen. www.naturimgarten.at

21. – 22. November 2014 Expedithalle der

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ROADKILL

TEXT

Iwona Dullinger

BILD / ILLUSTRATION

Johann G. Zaller, Horst Hellmeier

STREET IS MURDER


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Ein Projekt an der Universität für Bodenkultur in Wien forscht zu tierischen Straßenopfern. BIORAMA hat mit dem Doktoranden Florian Heigl über das innovative Vorhaben gesprochen.

biorama: Euer Projekt ist eine wissenschaftliche Arbeit zum Thema Roadkill. Was bedeutet denn »Roadkill« eigentlich? florian heigl: Roadkills sind Tiere, die auf Straßen getötet wurden, meistens durch Autos und lkws. Auch »vehicle collision« ist ein häufig verwendeter Ausdruck dafür. Es gibt keine passende deutsche Übersetzung, denn der Begriff »Wildunfall« beschreibt nur Unfälle mit jagdbarem Wild. Gab es schon Daten zu Roadkills in Österreich? Ja, es gibt verschiedene Daten. Die offiziellen Daten der Statistik Austria werden durch Jäger, Polizei usw. erhoben, betreffen aber nur jagdbares Wild. Das heißt, diese Daten schließen zum Beispiel keine Igel oder Amphibien mit ein. Andere Daten beziehen sich nur auf einzelne Tiergruppen oder kleinräumige Untersuchungsgebiete. Flächendeckende Daten für alle Wirbeltiere gab es also bisher noch nicht. Wie und warum kommt es denn zu Roadkills? Warum laufen die Tiere überhaupt über die Straße? Das Zerschneiden von Lebensräumen – auch Habitatfragmentierung genannt – ist in der Ökologie ein wichtiges Thema und ein großes Forschungsfeld. Anhand der eigenen Wohnung kann man sich das am besten vorstellen: Man ist abends zu Hause, liest gemütlich ein Buch auf der Couch im Wohnzimmer und bekommt plötzlich Hunger. Man steht auf und möchte in die Küche gehen, die durch einen Gang vom Wohnzimmer getrennt ist. Man geht also Richtung Küche und plötzlich rauscht ein lkw durch den Gang. Wenn man Glück hat, ist man nur geschockt, wenn man Pech hat, ist man aber überfahren worden. So ungefähr ist das auch für Tiere: Jeden Tag müssen sie von ihren Schlafplätzen zu ihren Futterplätzen wandern und müssen dabei eventuell Straßen überqueren. Bei Amphibien ist es überhaupt so, dass sie oft zwei Mal im Jahr eine Straße überqueren müssen, wenn sie vom Winter- ins Sommerquartier übersiedeln, also zum Laichplatz und wieder zurück. Daher ist die Menge an Roadkills gerade bei Amphibienwanderungen dann durchaus massiv. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, daraus ein Bürgerbeteiligungsprojekt zu machen? Wir sind im Rahmen einer sehr gut besuchten Lehrveranstaltung an der Uni auf die Idee gekommen. In die-

ser Lehrveranstaltung sind über 400 Studierende pro Semester sinnvoll und praktisch beschäftigt. Für die Studentinnen und Studenten hat die Teilnahme an dem Projekt im Zuge der Lehrveranstaltung den Vorteil, dass sie bereits sehr bald im Studium einen Vorgeschmack auf Freilandarbeit und somit Forschungsalltag bekommen. Wir haben das dann also einfach ausprobiert – und die Studierenden waren begeistert! Nach einer Laufzeit von drei Monaten haben wir gesehen, dass es wirklich großen Bedarf gibt und man sehr viele tote Tiere auf den Straßen findet – da waren wir selbst überrascht. Deshalb haben wir die Teilnahme an diesem Projekt dann für eine breitere Masse zugänglich gemacht. Jetzt kann jeder mitmachen. Inwiefern kann jeder bei eurem Projekt mitmachen? Wir bedienen uns einer Arbeitsmethode der Wissenschaft – Citizen Science genannt –, mit der Projekte unter Mithilfe oder komplett von interessierten Amateurinnen und Amateuren durchgeführt werden. Sie melden Beobachtungen, führen Messungen durch oder werten Daten aus. Den Begriff Citizen Science gibt es erst seit 1995, die Methode selbst ist nicht neu und gab es schon, bevor Wissenschaft zur Profession wurde. Charles Darwin war zum Beispiel ein Citizen Scientist. Aber nicht jedes Forschungsfeld ist geeignet für diese Arbeitsmethode. Warum ist gerade das Thema Roadkill besonders tauglich? Vor allem dadurch, weil es jeden betrifft: Jeder, der irgendwie auf der Straße unterwegs ist, sei es jetzt mit dem Fahrrad, mit dem Auto oder zu Fuß, hat schon einmal einen Roadkill gesehen. Es gibt wenige Leute, die keine Assoziation dazu haben, deswegen eignet es sich so gut. Es ist zwar kein schönes Thema, bei dem man mit schönen Tierbildern Werbung machen könnte, aber es hat einen sehr hohen nützlichen Aspekt. Welchen? Vor allem für den Naturschutz ist dieses Projekt sehr wichtig, denn man kann die Tiere schützen, wenn man weiß, welche Faktoren Roadkills beeinflussen. Aber auch für den Menschen sind Roadkills relevant, denn Tiere auf der Fahrbahn stellen für Autofahrer eine große Gefahr und auch eine ethische Belastung dar. Nicht nur Zusammenstöße mit großen Wildtieren wie Hirsch oder Wildschwein verursachen jährlich hohe Personen-


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ROADKILL

58 GRÜNBRÜCKEN und Sachschäden – auch kleine Tiere wie Igel und Kröte können schon Schäden verursachen, da durch Ausweichund Bremsmanöver häufig Unfälle passieren. Und wie kann man diesen Gefahren für Tier und Mensch konkret entgegenwirken? Zum einen hat das Projekt – neben dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn – auch das Ziel, Leute, die mitmachen, für die Roadkill-Problematik zu sensibilisieren. Zum anderen streben wir eine Zusammenarbeit mit Behörden an, um gemeinsam die Hotspots, die wir durch unsere Analyse identifizieren können, zu entschärfen – mit Tunnels oder Grünbrücken für die Tiere zum Beispiel. Und zuletzt ist unsere Vision, die gesammelten Daten auch in Navigationsgeräte einzuspeisen: Wenn man dann mit dem Auto unterwegs ist und diese Funktion verwendet, wird man gezielt gewarnt, sollte man in die Nähe eines solchen Roadkill-Hotspots kommen. Wir wollen also nicht nur das Problem sehen, sondern auch wirklich zu dessen Lösung beitragen.

SÄUGETIERE

Eine Grün- oder Wildbrücke dient wildlebenden Tieren als Hilfsmittel, stark befahrene Verkehrswege wie Autobahnen, Bundesstraßen oder Schienen gefahrlos zu queren. Grünbrücken verbinden somit Lebensräume und versuchen, die Folgen der zunehmenden Landschaftszerschneidung zu mildern. Nicht jede Brücke und jeder Übergang, der von Tieren benutzt wird, ist eine Grünbrücke. Um eine Grünbrücke als solche zu deklarieren, muss diese außerhalb des Siedlungsgebietes liegen und nicht als Fußgängerquerung oder Weg gedacht sein. Damit Grünbrücken dann auch wirklich von den Tieren genutzt werden, müssen sie entsprechend bepflanzt sein. Hierfür werden Experten aus der Landschaftsplanung zum Einsatz gebracht. Auch seitliche Lärm- und Blendschutzeinrichtungen sind wichtig, damit die Tiere weitgehend ungestört sind. Ein bekanntes österreichisches Beispiel für eine Grünbrücke liegt im Natura 2000-Gebiet Schütt-Graschelitzen an der A2 Süd-Autobahn in Kärnten, östlich der Autobahnraststätte Arnoldstein. Diese Brücke dient unter anderem den heimischen Braunbären als Querung und wird daher auch Bärentunnel genannt.

CITIZEN-SCIENCE-PROJEKT ROADKILL Daten von 5. März bis 7. Juli 2014

VÖGEL

Igel

so groß wie Amsel

Feldhase

so groß wie Taube

unbestimmtes Säugetier

so groß wie Sperling

Marder

größer als Taube

Katze

unbestimmer Vogel

Eichhörnchen Kurzschwanzmaus

REPTILIEN

Reh

Schlange

Ratte

Eidechse

Ziesel

Blindschleiche

Dachs

unbestimmtes Reptil

Fuchs Hamster

AMPHIBIEN

Langschwanzmaus

Froschlurch

Hirsch

unbestimmte Amphibie

Wildschwein

Schwanzlurch


14

GR Au

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GREEN BRANDS Austria

biegt in die Zielgerade

MACH MIT!

Das Citizen-Science-Projekt lebt von deiner Teilnahme. WER? Smartphone-Besitzer können via mobiler Version von www.citizen-science.at mitmachen (eine App ist in Planung). Kein Smartphone- bzw. kein Internet-Empfang in der Pampa: Notiere einfach die wichtigsten Fakten (Ort – je genauer, desto besser, Datum und Uhrzeit) und fotografiere den Roadkill mit deinem Handy oder deiner Digitalkamera – zu Hause dann erst ran an die Tasten.

WO? Registriere dich auf www.citizen-science.at. Ein frei wählbarer Benutzername und eine aktive Mail-Adresse ist alles, was du brauchst. Und dann kann’s schon losgehen!

WIE? Wenn du genau weißt, was für ein Tier es ist, kannst du die genaue Bezeichnung aus dem Menü auswählen. Zusätzlich noch Foto hochladen und angeben, wie sicher du dir mit deiner Bestimmung bist und voilà – fertig ist die Eintragung. Trage nur »Amphibie«, »Säugetier« oder »Vogel« ein, wenn du nicht genau weißt, was es ist – kein Problem, denn andere Citizen Scientists können anhand deines hochgeladenen Fotos bestimmen, um welches Tier es sich dabei handelt. Als Teil der Community lernst du somit von anderen. www.citizen-science.at www.facebook.com/projekt.roadkill

Das zweite zweijährige, internationale Auszeichnungsverfahren ökologisch nachhaltiger Marken nähert sich dem Finale.

A

nfang Dezember 2014 werden im Rahmen einer Abschluss-Gala alle Unternehmen / Produkte / Dienstleister geehrt, die das anspruchsvolle Verfahren erfolgreich bestanden haben und von der Jury bestätigt wurden. Dabei wird auch das exklusive Buch der GREEN BRANDS Austria 2014 veröffentlicht. Zum erlauchten Kreis zählen bereits Alpen Adria Energie (AAE), AlmaWin, Palfinger, RIESS (Unternehmen sowie Emaille-Produkte), Das Grüne Hotel zur Post in Salzburg, Toni Bräu, Landhotel Rupertus, Klar, Biogena, DHL Express GoGreen sowie Primavera. Zum zweiten Mal erfolgreich bestanden und damit das Gütesiegel mit Stern erhalten bereits oekostrom, Römerquelle, Grasl Druck, alverde NATURKOSMETIK, elektrabregenz mit fünf Produktgruppen, Buchdruckerei Lustenau, Boutiquehotel Stadthalle, denn´s BIOMARKT, GUTENBERG, Biolandhaus Arche sowie die beiden stoColor Farben SilIn und Climasan.

www.facebook.com/GREENBRANDS www.GREEN-BRANDS.org


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NATIONALPARKS AUSTRIA FASHION SHOW

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DAS ANZIEHENDE AN DER NATUR

Das österreichische Designer-Duo km/a setzt die heimischen Nationalparks modisch in Szene. Willkommen am Catwalk der Schutzgebiete.

2014 widmet sich biorama in regelmäßigen Abständen den österreichischen Nationalparks. www.nationalparksaustria.at


TEXT 61 biorama: Ihr habt euch mit km/a auf UpcyclingJohanna Stögmüller Mode spezialisiert. Was sind die Dinge, auf die ihr bei euren Kollektionen besonders Wert legt? BILD Michèle Pauty michael ellinger: Wichtig sind die Oberflächenbeschaffenheit und die Geschichte der Materialien. Bei den Fallschirmen und Zelten, mit denen wir arbeiten, sind bereits Nähte drinnen, Ösen, Nummern draufgedruckt. Das macht jedes Ausgangsmaterial zu etwas Besonderem. katha harrer: Die Besonderheit jedes Materials wird ins Kleidungsstück transportiert und ich glaub das spürt man auch, wenn die Stücke an der Stange hängen. Es gibt dann zwar gleiche Schnitte, aber jedes Teil hat einen anderen Charakter. Was haben eure Mode und die Natur gemeinsam? michael ellinger: Gemeinsam haben sie sicher das Ausgangsmaterial. Unsere Rohstoffe kommen aus der Natur. Die Strukturen unserer Kleider Die Materialsammlung ist kann man vielleicht auch mit bereits hier bei euch im Atelider Natur vergleichen und ich er. Wie ist euer erstes Gefühl? denke, dass auch der AlterungsKann man Natur überhaupt prozess eine Gemeinsamkeit ist. anziehen? Sind nicht High-Fashion und michael ellinger: Ja, das Natur oftmals Dinge, die sich wird funktionieren. Inwieirgendwie ausschließen? fern man die Materialien dann katha harrer: Unsere nachbehandeln muss, werden Sachen dürfen auf jeden Fall wir noch sehen. Je roher man »mitleben«. die Materialien lässt, desto michael ellinger: Ich denschwieriger wird es, sie alltägke, dass die Natur der Mode lich zu tragen. Das Material übergeordnet ist, denn wir entzerfällt ganz einfach auch. Die nehmen der Natur ja nur die Rinde zerbröckelt irgendwann Materie. Die Natur füttert uns – spätestens wahrscheinlich am mit Material und mit Ideen. Ich Laufsteg (lacht). Je mehr man glaub also nicht, dass ich Natur es verkleinert, einbettet, mit und Mode vergleichen oder sie Katha Harrer und Michael Ellinger inmitten anderen Materialien wie z.B. auf eine Stufe stellen kann. Das ihres »Rohmaterials« aus den Nationalparks. Leim zusammenbringt oder wäre so, als ob ich das Werkzeug konserviert, kann es wieder mit dem fertigen Produkt vergleichen würde. tragbarer werden. Horn oder Stein sind wieder MateFür eure Upcycling-Kollektionen macht ihr euch rialien mit einer ganz anderen Beschaffenheit, die sich normalerweise selbst auf die Suche nach Materiali- nicht verändert. en. Im Rahmen des Projektes mit den Nationalparks Was ist im Zuge der Kreationen der Nationalpark arbeitet ihr nun mit Materialien, die in und rund um Signature-Outfits etwas Neues für euch? die Nationalparks gefunden wurden? katha harrer: In erster Linie sind das praktische katha harrer: Genau. Aus den Nationalparks darf ja Fragen: Wie bekommt man gewisse Materialien an den eigentlich kein Material entwendet werden. Nur »totes« Stoff? usw. Material. Deshalb wurde auch rund um die Nationalmichael ellinger: Und auch die Schwierigkeit, parks gesammelt. Alle Materialien spiegeln aber etwas das Ganze so natürlich wie möglich zu belassen. Wir Typisches des jeweiligen Nationalparks wider. Wir sind wollen ja nicht ins Kostümhafte übergehen, sondern selber gespannt, was dabei rauskommt! Ob und in wel- schon im Bereich des Tragbaren bleiben. Das ist eine cher Form wir es schaffen, daraus etwas zu kreieren. Herausforderung.


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NATIONALPARKS AUSTRIA FASHION SHOW

das Rundherum auf einen Nationalpark einwirkt. Das Schöne und Anziehende ist, dass man diesen Zyklus bzw. die sich selbst regulierende Natur sieht. Das ist ein Juwel. Das ist ein Naturschatz, den wir pflegen müssen. Modebewusstsein ist so etwas wie ein angesehenes gesellschaftliches Attribut. Kann Umweltbewusstsein zu etwas Ähnlichem werden? katha harrer: Das ist es glaube ich schon. Ich habe das Gefühl, dass das stark im Kommen ist. michael ellinger: Und Mode wird verwendet, um dieses Bewusstsein an die Leute heranzutragen. katha harrer: Auch über das Thema Essen wird viel gesprochen. Der Urban-Gardening-Trend beweist das auch ganz gut. Es ist cool, seinen eigenen Acker zu haben. Man geht dann nicht gemeinsam in den Biergarten, sondern sein Gemüse gießen.

katha harrer: Es wird Stücke geben, die man auch im Nachhinein noch tragen kann, und Stücke, die nur für die Performance kreiert werden. Da kann es eben auch sein, dass etwas direkt am Laufsteg zerfällt. Ist das nicht die Horror-Vorstellung eines jeden Designers, dass am Laufsteg die eigenen Kreationen zerfallen? katha harrer: Nein, ich finde das spannend. Wenn man es vorher in voller Perfektion hat und bei der Show, am Höhepunkt zerfällt es … eine schöne Idee. michael ellinger: Der Zerfall liegt ja auch in der Natur. Das eine wird zerstört, um Platz zu machen für etwas Neues. Mode ist ja vom Prinzip her auch etwas Morbides. Jede Sai»Es geht um die Sichtbarmachung son, der Sale ist ja im Prinzip ein der Schnittstelle von Natur und permanentes Zerstören. Die alte Kultur«, sagt Diana Gregor, Projektleiterin von »Nationalparks Austria Kollektion wird ausverkauft, um Öffentlichkeitsarbeit 2012 - 2014«. Platz für Neues zu schaffen. In der vergangenen Monaten hat Apropos Sale: Ihr sagt ja sie gemeinsam mit ihrem Team »Wir lieben langsam«. Ist das des Umweltdachverbands, den euer Statement gegen FastNationalparkverwaltungen und dem Fashion? Ministerium für ein lebenswertes katha harrer: Ja, auf jeden Österreich zahlreiche Projekte Fall. Die Rhythmen der Modeinitiiert und umgesetzt, die die welt sind einfach viel zu schnell österreichischen Nationalparks, die geworden. Da können wir nicht Natur, die Bewohner, Gerüche und Geräusche ins Rampenlicht gestellt mit und wollen auch nicht mit, haben. weil wir Produkte erschaffen, Im Rahmen der MQ Vienna Fashion die einen längeren Wert haben Natur wird Haute Couture – und widerspiegelt Week 2014 findet nun – quasi als und länger tragbar sein dürfen. auch das Morbide an der Mode. krönender Abschluss der ProjekUnseren Namen km/a haben wir treihe – die »Nationalparks Austria Fashion Show« statt. Das auch als »Kilometer im Jahr« interpretiert, also: langsam. Upcycling-Designerduo km/a alias Katha Harrer und Michael Was ist denn das Anziehende an der Natur, an den Ellinger präsentieren dort die Schönheit der heimischen Nationalparks? Nationalparks in Form exquisiter Haute Couture. Zusätzlich katha harrer: Dass einfach alles so bleiben darf, wie zur Nationalparks-Austria-Kollektion kreiert km/a zu jedem es ist. Dass Sachen zerfallen dürfen. Das komplett Natur- der sechs österreichischen Nationalparks ein extravagantes, avantgardistisches und charakteristisch einzigartiges belassene, das spürt man einfach. »Signature«-Outfit aus Naturmaterialien. Die modischen michael ellinger: Wir erschaffen ja eigentlich auf Designs werden von audiovisueller Untermalung Aus den künstliche Weise einen Nationalpark. Deswegen sind Schutzgebieten begleitet. die Nationalparks ja auch so absurd faszinierend. Wir haben so viel Natur in Österreich und müssen trotzdem »Nationalparks Austria Fashion Show« diese Inseln schaffen und einwirken drauf, dass dieser 10. September 2014 Zyklus erhalten bleibt. Es ist heute nichts Selbstver- Wien, MuseumsQuartier ständliches, diese natürlichen Verläufe zu haben, weil www.nationalparksaustria.at


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RADWANDERN

PACKLISTE Was auf der Radwanderung unter keinen Umständen fehlen sollte, erliest sich aus dieser kleinen Material-Fibel. VOLLKOFFER – Packtaschen 1 Der moderne Rucksack – als Hülle aller Habseligkeiten und Symbol für ein Leben im Freien – hat auf der Fahrradtour nur wenig Berechtigung. Die Investition in einen Gepäckträger samt passender Packtaschen macht ein Fahrrad erst zum Tourer und die Tour erst zur Freud. Front-Gepäckträger sind Geschmacksfrage, auf keinen Fall fehlen sollte eine Sattelund/oder Oberrohrtasche für den schnellen Zugriff zu Müsliriegel, Kamera und Taschentüchern.

DURSTSTRECKE – Trinkflaschen 6 Klassische Outdoor-Gebinde mit Format – à la Sigg oder Nalgene – passen nicht in herkömmliche Flaschenkörbe und führen demnach ein Stiefkinder-Dasein im Fahrrad-Mikrokosmos. Wer dennoch nicht auf geschmacksneutrales Wasser und schadstofffreie Flaschen verzichten möchte, findet beim österreichischen Spezialisten Isybe Abhilfe.

BERÜHRUNGSPUNKTE – Sattel und Pedale 2 Neben der Lenkstange stellen der Sattel und die Pedale die restlichen Berührungspunkte zum Fahrrad dar und sollten demnach mit gleicher Beachtung versehen werden. Weiche, breite Sättel scheinen auf den ersten Kilometern die bessere Wahl, beginnen jedoch ob ihrer größeren Auflagefläche schnell den Wolf zu reiben. Um einer stichprobenartigen Sattelwahl auszuweichen, lohnt es sich, einen Kernledersattel in der richtigen Breite passend einzureiten.

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1a

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GEWEIHBILDUNG – Lenkeraufsätze 3 Dem Lenker als identitätsstiftendem Element am Tourenrad sollte man besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen. Vielfältige Griffpositionen sind auf Langstrecken Pflicht und somit jeder weitere Spross am Geweih relevant. Oft machen Versuche mit günstigen »Hörnchen« am Brezel-Lenker ein nicht hundertprozentig passendes Rad auf langen Strecken erst fahrbar.

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KLEINVIEH – Pumpe, Schloss, Diverses 4

3

1b

Neben dem Standard-ReparaturEquipment wie Pickzeug, Reifenhebern und Mini-Tool sollte besonders auf längeren Fahrten noch ein Set an Ersatzspeichen inklusive Nippel-Spanner ins Gepäck. Das mitgenommene Schloss sollte – um die Nerven zu schonen – klackerfrei und stabil am Rahmen befestigt sein.

KRAFTWERK – Lichtanlage, Radcomputer 5

5

Batterielichter sind – Dank der Vielzahl an Nabendynamos mit hohen Wirkungsgraden – längst passé. Und auch der alte Radl-Tacho darf dank ausgezeichneter Tacho-Apps fürs Smartphone zu Hause bleiben. Das Telefon lässt sich per usb-Ladegerät (z.B. Tout Terrain The Plug III) am Nabendynamo mit selbstproduzierter Energie laden.

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2 TEXT

Sebastian Rahs BILD

Elisabeth Els


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LABELPORTRÄT AAMUMAA

TEXT

Tina Gallach

BILD

Aamumaa

SPUREN IN DER SEIFE

Was haben Seife und Tierfährten gemeinsam? Ganz einfach: Kristiina Nevakivi verbindet beides in ihrer kleinen Seifenmanufaktur im finnischen Espoo zu zauberhaften kleinen Kunstwerken.

E

s ist ein ständiges Geben und Nehmen: Die Natur gibt ihre Schätze, wir Menschen nutzen sie. Oft, weil wir sie sogar brauchen. Aber was wir dann daraus machen, ist in den meisten Fällen nichts Gutes: Raubbau, Wegwerfartikel, Giftstoffe, Verpackungsmüll, Umweltverschmutzung. Wir geben nichts zurück, sondern wir lassen zurück. Im Abflussrohr, im Wald, auf der Straße oder auf den großen Deponien. Bei Kristiina Nevakivi ist das anders: Sie nimmt, sie nutzt, sie liebt, was die Natur für sie bereithält. Und dann gibt sie ihr etwas zurück. Nämlich Respekt und ihr Wissen um Produkte, die gut sind. Gut für uns Menschen – und gut für die Umwelt. Sie lebt nach diesem Prinzip und lässt ihr Wissen jeden Tag in ihre Arbeit

fließen, wenn sie unter ihrem Label Aamumaa handgemachte Naturseifen herstellt, die schön aussehen und gut riechen. Es sind Produkte, die von der ersten Idee bis zum letzten Klecks Schaum auf der Hand an den Umweltschutz verschrieben sind. In ihnen ist nichts zu finden, was das ökologische Gleichgewicht stören könnte, denn das ist etwas, was Kristiina Nevakivi nicht ertragen würde. »Wir leben nur einmal, aber nach uns wird es weitere Generationen geben«, sagt sie. »Was für eine Welt wollen wir ihnen hinterlassen?« Eine Frage, die ihre Motivation genau auf den Punkt bringt. Vielleicht war es der kleine Fuchs, den sie als Kind von ihrem Vater bekommen hatte, der in ihr das Gefühl weckte, etwas zurückgeben zu können. »Seine Mutter


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war getötet worden und wir haben den Kleinen zuhause aufgepäppelt«, erzählt sie. »Aber irgendwann kam der Moment, als wir ihn wieder in die Freiheit lassen mussten.« Sie hat ihn später noch einmal im Wald getroffen. Sie standen 20 Meter entfernt voneinander und sahen sich an. Dann ging der Fuchs seiner Wege. »Das hat mir gezeigt, dass Tiere frei und wild leben wollen und müssen.«

DER GERUCH DES WALDES Kristiina Nevakivi liebt es, draußen zu sein. Sie mag den Geruch des Waldes, die Farben, die Geräusche und die Stimmung, die sie überkommt, wenn sie all das auf sich wirken lässt. Dieses Verstehen, dass da mehr ist als nur der eigene Weg. Die Überzeugung, dass es ein großes Ganzes gibt. »Ich bin im Norden Finnlands aufgewachsen, sehr ländlich, rund 80 Kilometer von Oulu entfernt. Die Natur war schon immer ein Teil meines Lebens.« Sie sei Ski gefahren, als sie klein war, erzählt sie, und erinnert sich an schneebedeckte Bäume, die im Sonnenlicht wie glänzende Zuckerhüte in die Höhe ragten. Aber was noch viel beeindruckender war: »Die Fußspuren der Tiere, die aus dem Wald kamen, um Futter zu finden.« Genau diese Fußspuren sind es, die heute die von ihr entwickelten und designten Seifen zieren: TatzenAbdrücke von Bären, Luchsen, Wölfen, Flughörnchen oder Vögeln. Dazu der sanfte Duft von Wacholder, Fichte oder Sanddorn. Wer sich mit Aamumaa die Hände wäscht, drückt im übertragenen Sinn der Natur die Pfote – ein Bild, das sich Kristiina Nevakivi gerne vorstellt, wenn sie sich Neues ausdenkt. Das Design und die Fertigung stammen überwiegend aus ihrer Hand, und auch in die Auswahl der Zutaten legt sie natürlich besondere Aufmerksamkeit. Sie benutzt nur zertifizierte, ökologisch reine, pflanzliche Rohstoffe wie Olivenöl aus Griechenland, Kokosnuss- und Sheabutter aus Afrika, Bienenwachs und Kernöle direkt aus Finnland. Allesamt den EU-Anforderungen an Naturprodukte entsprechend. Sie enthalten weder tierische Fette noch Palmöl. Auch die Verpackungen entsprechen diesen Kriterien: fsc-zertifiziertes Material für wunderschöne Seifen.

LANGANHALTEND GUTES STATT KURZLEBIGER TREND Inspiration für das alles findet sie mit geschultem Blick – natürlich – in der Natur: »Es gibt draußen so wahnsinnig viel zu sehen, dass die Ideen fast aus mir heraus ploppen wie Pilze nach einem Regen aus dem Boden«, sagt sie. »Ich probiere Neues natürlich immer erst selbst aus. Die meiner Meinung nach besten Produkte gebe ich dann noch anderen Naturvernarrten, bevor ich in Produktion gehe.« Vielleicht liegt diese Kreativität in ihrer Ausbildung begründet: Kunst, Mode und Design hat sie studiert, das schärft den Blick und

Aamumaa-Produkte gibt es im Internet über Hilla-Naturkosmetik, ein Vertrieb, der sich auf nachhaltige Kosmetik aus Skandinavien spezialisiert hat: www.hillanaturkosmetik.de www.aamumaa.com

lässt Ideen zu. Nach der Uni hat sie aber erstmal im Internetbusiness gearbeitet, doch der Gedanke, tolles Design mit Nachhaltigkeit zu verbinden, gärte auch damals schon in ihr. »Es war schon lange mein Traum, schöne Dinge zu kreieren, die langanhaltend Gutes tun und nicht nur ein kurzlebiger Trend sind.« Den Traum hat sie sich 2010 erfüllt. Zuerst in der heimischen Küche, später im Wohnzimmer, inzwischen in eigenen Produktionsräumen in Espoo. Trotz der Expansion wird bis heute aber jedes einzelne Stück liebevoll von Hand hergestellt; immer nach ihren strengen nachhaltigen Richtlinien. »Der ökologische Fußabdruck des Menschen ist grauenhaft groß«, sagt sie. »Wir vergessen meist, dass alles, was wir brauchen, aus der Natur kommt. Aber dagegen kann man etwas tun.« Darum geht sie auch noch einen Schritt weiter: Vom Erlös jeder Seife gehen 50 Cent an den World Wide Fund (wwf). Und neuerdings hat sie übrigens auch Kerzen im Angebot. Gleiches Prinzip, gleiche Optik: Schön, wohlriechend und eine wirklich gute Sache!


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GLASGEFLÜSTER / Sarah Krobath und Jürgen Schmücking

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VOLL MOND

ILLUSTRATION Nana Mandl, Katharina Hüttler/agentazur.com

DIESE BIODYNAMISCHEN WINZER LEBEN NICHT HINTER DEM MOND, SIE ORIENTIEREN SICH LEDIGLICH DARAN.

sarah: Mondkonstellationen, hausgemachte Kräuterpräparate und vergrabene Kuhhörner – klingt nach exzentrischer Gartenparty. Als solche ließe sich auch bezeichnen, was sich im Weingarten von Werner Michlits abspielt. Auf 55 Hektar wachsen in Pamhagen östlich des Neusiedlersees neben Reben Blumen und Wildkräuter, tummeln sich Schmetterlinge, Vögel und Insekten. Mit im Team ist auch eine Herde Angusrinder, deren Mist, in einem Kuhhorn verkompostiert, als Dünger ausgebracht wird. Der Name sagt es bereits: Auf dem größten Bio-Weingut Österreichs wird im Einklang mit der Natur nach Demeter-Richtlinien gewirtschaftet. Dabei ist der richtige Moment entscheidend. So wie die Gezeiten beeinflusst der Mondzyklus auch den Saftstrom in der Rebe und gibt den Zeitpunkt für den Rebschnitt vor. Für Hobbygärtner mit Mondkalender nichts Neues, für manchen Skeptiker total esoterisch. Die erfrischend leichte Cuvée burgenlandweiß 2013 aus Welschriesling, Grünem Veltliner und Muskat Ottonel dürfte beiden munden. Pfirsich- und Holunderblüten-Noten, die spritzige Säure und eigene Gärungskohlensäure machen sie zum gern gesehenen Gast auf jeder Gartenund Mondscheinparty. Bei 11 Volumenprozent kann die ruhig auch länger dauern.

jürgen: Ich musste es der Chefredakteurin Stein und Bein schwören. Mondphasen-Weine ok, aber keine Esoterik. Bitte keine Esoterik! Eh nicht. Das Wissen um die besonderen Eigenschaften bestimmter Tage ist uraltes Bauernwissen. Niedergeschrieben in ebenso alten Bauernkalendern und von den Biodynamikern unter den Winzern genutzt. Manche mehr, manche weniger. Einer derer, die sehr genau darauf achten, wie der Mond beim Schneiden oder Ernten steht, ist Alois Lageder. Lageder ist so etwas wie eine Lichtgestalt der Südtiroler Bio-Szene, und was er und sein Team in Magreid auf die Beine gestellt haben, ist überaus beeindruckend. Entsprechend groß die Freude, als ich Sarahs Empfehlung las: Pinot Grigio Porer 2013. Jetzt ist es mit dem Pinot Grigio so eine Sache. Die Weine, die diesen Namen prägten, werden viel zu früh gelesen, kommen meist aus Mittelitalien in enormer Menge auf unseren Markt und sind entsprechend günstig zu haben. Sie schmecken auch so. Der Porer ist das pure Gegenteil davon. Straffe Mineralik, kristallklare Frucht und dezenter Rauchigkeit. Ein bodengeprägter, sehr geradliniger Wein, der seine Herkunft, die steinigen und kalkhaltigen Böden der Magreider Lage Porer, nicht leugnet.

Woraus: einem Weißweinglas, das Sie zur Hand haben Wozu: Blumenkleid und Chino-Shorts. Und einem Sommersalat, am besten mit eigenem Gemüse Mit wem: allen, die in den Garten oder auf die Terrasse passen

Woraus: Zalto Universal (keine Experimente) Wozu: Ziegenfrischkäse oder Labneh mit Olivenöl Mit wem: Mit dem Winzer. Der Lichtgestalt.


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MILCH UND MILCHERSATZ

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Werner Sturmberger

ILLUSTRATION

Barbara Anna Husar

UNSCHULDIG, NAHRHAFT UND NATÜRLICH? Kuhglocken und Almrauschen im Einklang mit der Natur. Der Realität der Milchwirtschaft wird diese oft bemühte mediale Repräsentation aus ökologischer und tierethischer Sicht aber nicht gerecht.

Barbara Anna Husar, Tausendfüssler / aus der Serie: Milchflüsse, 2008 Aquarell und Bleistift auf Papier Sieben Jahre lang hat Barbara Anna Husar die Datenstränge ihrer eigenen Herde im Urgestein gesammelt. Aktuell verbindet sie Ziegennabelschnüre aus der Wüste Sinai zu einer Hängematte. Ab September wird die Mündungswiege in der Zuckerlfabrik in Wien Brigittenau zu sehen sein. www.husar.tk


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in Blick auf das Leben einer Milchkuh macht deutlich, dass sich im Bereich des menschenverschuldeten Leids einiges zum Besseren wenden ließe. »Ich halte es für eine Illusion zu glauben, dass es eine Milchviehhaltung ohne Tierleid geben kann. Auch ohne menschliches Zutun können Tiere krank werden oder sich verletzen. Die Frage ist, welches Leid ist menschenverschuldet. Dafür müssen wir Verantwortung übernehmen«, sagt Herwig Grimm, Tierethiker am Messerli Forschungsinstitut an der Veterinärmedizinischen Universität in Wien. Wenige Tage nach der Geburt werden die Kälber von ihren Müttern getrennt. Muttermilch erhalten sie meist nur in den ersten Tagen, das oft aus Nuckeleimern. Später werden sie mit Milchaustauscher, eine Art Milchersatz, gefüttert. Diese mutterlose Aufzucht der Kälber führt häufig zu Verhaltensstörungen. Bis zum Alter von zwei Wochen ist das Ausbrennen der Hornanalagen ohne Betäubung erlaubt. Die Enthornung spart Platz und reduziert das Verletzungsrisiko für Bauern und die restlichen Rinder. Stierkälber werden in Gruppen gehalten, gemästet und nach wenigen Monaten geschlachtet. Die weiblichen Kälber werden in der Regel zur Milchproduktion herangezogen. Sobald sie um das 18. Lebensmonat die Geschlechtsreife erlangen, werden sie besamt. Nach neunmonatiger Trächtigkeit kommt das Kalb zur Welt. Die Kuh wird dann zur Milchproduktion eingesetzt. Kühe müssen, um Milch geben zu können, Kälber gebären. Sie führen ein Leben in Trächtigkeit, das aber nicht allzu lang. Sie werden kaum älter als sechs Jahre. Viele werden aus gesundheitlichen Gründen geschlachtet. Mit der Milchleistung steigt auch die Anfälligkeit für Erkrankungen an Eutern und Klauen. Ihr Leben verbringen Milchkühe immer noch häufig in Anbindehaltung, Laufställe sind aber im Vormarsch. Die Weidehaltung, wie sie die mediale Repräsentation der Milchwirtschaft dominiert, ist dagegen die Ausnahme. »Im Framework der Milchwirtschaft gibt die Kuh die Milch nicht für das Kalb, sondern für andere. Dabei richtet sich die landwirtschaftliche Praxis nicht selten am Produktionsparadigma und nicht an den Tieren aus. Dies zeigt sich auch daran, dass Tiere zu Produktionseinheiten werden und als solche behandelt werden«, konstatiert Herwig Grimm.

EFFIZIENZ GEHT VOR Es gilt, mit so wenig Kühen wie möglich so viel Milch wie möglich zu produzieren. Die intensiven Haltungssysteme, die sich aus dieser Prämisse ableiten, sind aus tierethischer Perspektive kritikwürdig. Für sie spricht die hohe Jahresmilchleistung. In Österreich liegt sie bei 6.500, in Deutschland bei 7.400 Kilogramm je Kuh – Spitzenleistungen liegen gar bei 14.000 Kilogramm. Da Kühe unabhängig von der Milchabgabe Futter zu sich nehmen und dieses auch wieder verdauen und damit Emissionen, allen voran das klimaschädliche Methan produzieren, hat eine hohe Milchleistung zwei positive Effekte. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht verbessert sich das Verhältnis von Futter- zu Milchmenge und aus ökologischer jenes von Emissions- zu Milchmenge. Um solch hohe Milchmengen zu produzieren, müssen große Mengen Kraftfutter eingesetzt werden. Die Emissionsbilanz der Milchwirtschaft wächst so noch um jene Mengen, die bei Anbau, Transport und Lagerung dieser Futtermittel anfallen. Trotz Kraftfuttereinsatz kommen in Westeuropa auf einen Liter Milch 1–2 Kilogramm Treibhausgase gemessen in CO2-Äquivalenten. In Subsahara-Afrika, wo die Milchmengen besonders niedrig sind, liegt dieser Wert mehr als dreimal, in den sich entwickelnden Ländern mehr als doppelt so hoch. Problematisch am Kraftfuttereinsatz ist die Tatsache, dass es sich um Nahrungsmittel handelt, die auch für den menschlichen Verzehr geeignet sind. »Das Tolle an Wiederkäuern ist, dass sie das Nahrungsangebot für den Menschen erweitern, indem sie Unverdauliches in Nahrung umwandeln – im Fall der Milchkuh: Gras zu Milch«, sagt Werner Zollitsch vom Institut für Nutztierwissenschaften der Universität für Bodenkultur in Wien. Bei Kraftfuttereinsatz wird dieser Vorteil deutlich abgeschwächt und es entsteht eine Situation der Nahrungsmittelkonkurrenz. Zollitsch weiter: »Für den österreichischen Durchschnitt wäre eine Leistung von 6.000 Kilogramm sinnvoll. Das ist eine Menge, die man bei gutem Boden ohne zusätzliches Kraftfutter hinkrie-


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MILCH UND MILCHERSATZ

72 gen könnte.« Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sei diese Menge aber in vielen Fällen nicht ausreichend. Wie eine betriebswirtschaftlich rentable Nutztierhaltung mit einer möglichst guten Ökobilanz und daher einem möglichst geringen Impact für die Natur aussieht, lässt sich nicht allgemein bestimmen. Das ist an die konkreten Umwelt- und Fütterungsbedingungen gekoppelt: »Für Biobetriebe im Salzburger Flachgau haben wir in einem Betriebsmodell eine ideale Milchleistung im Bereich von 7.000 Kilogramm errechnet. Darüber steigen die Emissionen wegen zunehmendem Kraftfuttereinsatz wieder an«, erklärt Zollitsch.

AUF MILCH VERZICHTEN? Was aus der Realität der Milchwirtschaft deutlich wird: Milch- und Fleischproduktion sind untrennbar miteinander verbunden. Wer das Essen von Tieren ablehnt, müsste konsequenterweise auch auf Milchprodukte verzichten. Einer der Gründe, warum Kurt Schmidinger, Geophysiker, Lebensmittelwissenschaftler und Leiter der ngo Future Food, sich vegan ernährt: »Es gibt keine ethischen, gesundheitlichen oder umwelt- und ernährungsrelevanten Argumente dagegen. Im Gegenteil, es spricht alles dafür.« Es kommen zwar auch beim Anbau veganer Lebensmittel Tiere zu Schaden, doch das gilt genauso beim Anbau der Futtermittel für die Tiermast oder Milchwirtschaft. Eindeutig belegbar ist auch die bessere Ökobilanz veganer Ernährung. Sie geht mit den geringsten Emissionen und dem geringsten Ressourcenverbrauch einher. Vegane Produkte sind mittlerweile auch deutlich vielfältiger als Sprühsahne aus der Dose, Margarine oder Analogkäse auf Fertigpizzas. Auch im normalen Verbrauchsalltag gibt es zusehends Alternativen aus Soja, Reis, Mandeln und Getreide. Ökologisch betrachtet ist Soja- der Kuhmilch überlegen. Im Schnitt verursacht die Herstellung von Sojamilch nur einen Bruchteil der Treibhausgasemissionen normaler Milch. Aus der Menge an Getreide oder Soja, die an Kühe verfüttert wird, um einen Liter Milch zu produzieren, lässt sich bereits selbst ein Liter Hafer- oder Sojamilch herstellen. Auch gesundheitlich betrachtet schneidet Soja besser ab. Beide Produkte enthalten in etwa gleich viel, gleich wertvolles Protein. Sojamilch enthält kein Cholesterin, dafür viele ungesättigte Fettsäuren und zeichnet sich durch einen höheren Vitamingehalt aus. Vitamin B12, das nur in tierischen Produkten enthalten ist, wird oft zusätzlich gemeinsam mit Kalzium zugesetzt. »Milch enthält zwar sehr viel Kalzium, vor allem aber die schwefelhältigen Aminosäuren in der Milch wirken im Körper sauer und entziehen ihm Kalzium zur Säureneutralisierung. Milch ist daher effektiv eher ein Kalziumräuber«, erklärt Schmidinger.

Auch auf andere Milchprodukte muss man nicht verzichten. Es gibt Joghurt und Rahm aus Soja, Hafer oder Reis, Topfen aus Sojafrischcreme oder zerdrücktem Tofu. Veganer Käse besteht zumeist aus Mischungen aus Soja- oder Erbsenprotein, Tofu, Kartoffeloder Reisstärke und unterschiedlichen pflanzlichen Fetten. Mandelmilch, die in den usa bereits Soja überholt hat, ist aufgrund des wasserintensiven Anbaus in Kalifornien, woher vier Fünftel der Weltproduktion stammen, nicht zu empfehlen. Der Wasserverbrauch pro Mandel beträgt ca. vier Liter. Neuer Stern am Milchersatzhimmel ist Hanfsamenmilch – garantiert Laktose- und thc-frei.

REDUKTION TIERISCHER PROTEINE IST UNUMGÄNGLICH »Es gibt eine gesellschaftliche Verantwortung und die heißt Tierschutz. Die wichtigste Baustelle sind nicht neue Ställe sondern die Köpfe«, sagt Grimm. Die gegenwärtige Debatte sieht er in einem »ZentimeterTierschutz« gefangen. Die Verhandlungen über einige wenige Zentimeter mehr oder weniger in Stallungssystemen führe auf allen Seiten zu Frustrationen. Nachhaltige Lösungen könne es nur geben, wenn man die Bäuerinnen und Bauern ins Boot hole und den Handel an seine Verantwortung bei der Gestaltung des Angebots erinnere. Mit der Idee, vollkommen auf Nutztierhaltung zu verzichten, kann er sich, anders als Schmidinger, nicht anfreunden: »Das kommt einer Bankrotterklärung gleich und heißt, dass wir es nicht geschafft haben, vertretbare Haltungssysteme zur Verfügung zu stellen. Das scheint mir eine zu harte Lösung zu sein«, sagt er. Unstrittig ist aber, dass es eine drastische Reduktion tierischer Proteine in der Ernährung braucht. »Wir essen zumindest doppelt so viel tierisches Protein, wie aus ernährungswissenschaftlicher Sicht sinnvoll wäre. Das betrifft v.a. Fleisch und Milchprodukte«, erklärt Zollitsch. Abgesehen von gesundheitlichen würden sich massive ökologische Effekte einstellen: weniger Treibhausgasemissionen, weniger Flächenverbrauch für den Anbau von Tierfutter und die Nutztierhaltung selber, allgemein geringere Umweltbelastung durch Gülle und Antibiotika-Einsatz, wie sie intensive Tierhaltung mit sich bringt. Das dann niedrigere Niveau würde es auch erlauben, auf die tiergerechtere Weidehaltung zu setzen. Ein Bruch mit gängigen Konsummustern würde auch zu mehr Ressourcengerechtigkeit beitragen. »Die Ungleichheit der Ressourcennutzung kann nur durch Macht aufrechterhalten werden. Mir scheint es sinnvoller, durch Einsicht umzustellen, als durch Krisensituationen sozialer oder ökologischer Natur«, sagt Zollitsch.


MILCHFAKTEN Die Milchwirtschaft ist für knapp drei, die gesamte Viehzucht für 18 Prozent aller menschenverursachter Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Davon macht Methan in etwa die Hälfte aus.

85 Prozent der Milchproduktion entfallen auf Kühe. Sie sind die effizientesten Milchlieferanten. Bei Ziegen schlägt der hohe Kraftfuttereinsatz negativ zu Buche, bei Schafen das starke Wollwachstum.

Rund ein Viertel der 2012 weltweit produzierten 630 Mio. Tonnen Kuhmilch stammen aus der EU. Es folgen USA, Indien, China, Russland und Brasilien. In Deutschland wurden ca. 31 Mio., in Österreich 3,4 Mio. Tonnen hergestellt.

Die Michleistung einer Kuh hängt stark von den Gegebenheiten ab. In Afghanistan, Bangladesch, Ethiopien und Nigeria liegt sie bei ca. 500 kg je Kuh und Jahr. Im Iran, Peru und Vietnam bei ca. 2.000. In Österreich liegt sie bei 6.500 und in Deutschland bei 7.400. Den höchsten Ertrag liefern Milchkühe in den USA mit fast 10.000 kg pro Jahr und Tier.

Unterschiede zwischen konventioneller und Bio-Produktion sind nicht allzu groß. Haltungsbedingungen und Umweltbilanz der Bio-Betriebe sind tendenziell besser, Anbindehaltung wird nur in Ausnahmefällen gestattet, Kraftfuttereinsatz hingegen ist erlaubt. Die durchschnittliche Milchjahresleistung liegt um ca. zehn Prozent niedriger. Spitzenleistungen können aber auch bei Bio bis zu 10.000 kg erreichen.

Nur rund ein Viertel der Weltbevölkerung kann Laktose überhaupt verdauen. In Europa sind etwa ein Achtel aller Erwachsenen laktoseintolerant. In Afrika und Südamerika sind es etwa zwei Drittel der Bevölkerung, in Südostasien sogar 95 Prozent. Bis 2030 wird sich dort der Konsum von Milchprodukten mehr als verdoppeln.

BIORAMA-Autorin Sarah Krobath hat ein Buch über Käse geschrieben. In „Who the f*** is Heidi?“ erzählt sie über ihre Leidenschaft für richtig guten Käse. www.biorama.eu/heidi

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MARKTPLATZ FOOD

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NO KETCHUP Noch glühen die Kohlen, die Grillsaison ist noch nicht vorbei. Aber wir merken, dass die Abende kühler werden und haben uns bei ein paar Zutaten umgesehen, die von innen wärmen.

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eim Grillen geht es um heißer, größer, besser. Männerzeug halt. Dabei ist der grillbedingte Holzkohleverbrauch alles andere als irrelevant. Über 12.000 Tonnen verglühen wir jährlich beim bbq. Die Holzkohle kommt dabei entweder aus Serbien, Bosnien-Herzegowina oder aus Südamerika. Wir wissen aber auch, dass unsere Lebensmittelproduktion klimarelevant ist und fordern Bio, saisonale Küche, regionale Rezepte und CO2-neutrales Catering. Nur beim Grillen – da kennen wir keinen Spaß. Es ist höchste Eisenbahn, sich bei den guten Dingen umzusehen. Beim Grillen kommt außer Steaks, Gemüse, Fisch und Würstel noch jede Menge anderes Zeug auf den Teller. Köstliche Saucen, Chutneys und andere Exoten, bei denen die Bio-Versionen zu den besten überhaupt gehören. Ausprobieren, genießen und inspirieren lassen. Die meisten der hier vorgestellten Produzenten haben ein unglaublich umfangreiches Angebot.

1 // BETT AUS ROSEN Das wärmt zwar nicht, kommt aber aus einer der heißesten Gegenden des Planeten, der persischen Wüste Lut. Das Rosen-Gewürzsalz macht jedes Lammkotelett zum Erlebnis. Achtung: die Rosenblätter verbrennen auch schnell. www.lukashof.at

2 // HOT HOT HEAT Gleich vorweg: Der Chili-Sirup ist ein Hammer. Mit Sekt oder Soda sowieso. Aber auch für die feine Klinge am Grill. Zu dezent angegrillten Kürbis- oder Zucchini-Blüten zum Beispiel. Bewunderung garantiert! www.herrbrenner.at

DIY-TIPP (JETZT DOCH DAS KETCHUP) Für alle Puristen, die (zurecht) Fertig-Ketchup verweigern: Selbstgemacht von reifen Ochsenherzen und Ribiseln. Entweder so oder gar nicht. Unbeschreiblich aromatisch. Einen halben Liter Essig mit 3 Zwiebeln, 5 Knoblauchzehen, Gewürznelken, Piment, Salz, Pfeffer, Rosmarin und Zitronenschalen etwa eine halbe Stunde kochen. Dann Paradeiser mitkochen und pürieren. In der Zwischenzeit 3 kg (plusminus) Ribisel aufkochen und passieren und am Schluss Ribisel, 2 kg Tomatenmark, 1 kg Gelierzucker und die Tomatenwürzmischung vom Anfang zusammenrühen und ein paar Minuten kochen lassen. Mit Weinbrand abschmecken, abfüllen.

4 // GESCHMACKS-FREUNDE Tino Pölzer macht Essig. Grandiosen Essig. Und jetzt konsequenterweise auch Chutneys, das Rote ZwiebelChutney hier auf Basis von Zwiebel und Zweigelt. Zweigelt-Essig natürlich. Macht vor allem zur Wurstpartie eine gute Figur. www.essigkultur.at

5 // HOLLYWOOD TRIFFT BOLLYWOOD Endlich eine Curry Sauce – nämlich Dirty Harry Hot Curry Sauce –, die einerseits schön scharf ist (Dirty Harry lässt grüßen) und die andererseits auf einer Gewürzmischung basiert, die den Zauber Indiens auf den Grillteller holt. Huhn, Lamm, Rind. Egal. Namasté. www.muenchner-kindl-senf.com

3 // GOLDENE MITTE

6 // TOSKANA-FEELING PUR

Die Produktpalette »Zum Essen dazu« kann alles. Von Kuschel-Chili bis Hardcore-Sado-Maso-Chili. Die Jalapeno-Chilipaste grün ist die Sauce für die goldene Mitte. Trotzdem über die Maßen fruchtig und enorm würzig. Vor allem zu Rib-Eye. www.dazu.at

Hier haben wir das perfekte Confit – Confit di Peperoni e Cipolle – für die letzten Züge eines ausgedehnten Grillabends. Wenn der Käse kommt, hat diese süß-saure Köstlichkeit ihren großen Moment. www.laselva-bio.eu


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J端rgen Schm端cking

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Elisabeth Els


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DIY REZEPT

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Arnold Pöschl Parvin Razavi Parvin Razavi

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Arnold Pöschl

DAS REZEPT IM BILD:

MARSHMALLOWS EINE ZUCKERSÜSSE VERFÜHRUNG


ZUTATEN für eine Ofenform » 100 ml Wasser » 250 g Staubzucker » 1 Rote Rübe » 1 Prise Kardamom » 2–3 EL Rosenwasser » 1 EL Asan Bio-Pflanzenmargarine » Maisstärke und Staubzucker zum Bemehlen » 1 Beutel Agartine (entspricht 6 Blatt Gelatine)

Nicht nur in Amerika, wo sie ja schon einen gewissen Kultstatus haben und im Sommer in Zeltlagern mit viel Vergnügen auf offenem Feuer geschmort werden, auch bei uns erfreuen sich Marshmallows immer größerer Beliebtheit. Ursprünglich stammen Marshmallows aus dem alten Ägypten und wurden aus den Wurzeln des Eibisch als Medizin hergestellt. In Frankreich kam später Eiklar und irgendwann Gelatine hinzu. Der Eibisch, der in England Sumpf-Malve (marsh mallow) genannt wurde, verschwand bald ganz aus der Süßigkeit, bei uns wird aber nach wie vor Eibisch als hustenreizmilderndes Mittel verwendet. Mein Marshmallow-Rezept kommt ganz ohne Gelatine und Lebensmittelfarbe aus.

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Agartine in 100 ml Wasser auflösen, langsam aufkochen lassen und vom Herd nehmen. Staubzucker in die Küchenmaschine geben, Agartine-Flüssigkeit zufügen und mit dem Schneebesen-Aufsatz sieben Minuten auf höchster Stufe schön fest aufschlagen. In der Zwischenzeit die rote Rübe fein reiben und in einem feinmaschigen Sieb den Saft auspressen. Rübensaft, Kardamom und Rosenwasser in die Zuckermasse geben und nochmals 1–2 Minuten in der Küchenmaschine aufschlagen. Die Mischung sollte sehr dick und glänzend sein. Eine Ofenform mit Alsan fetten und mit einer Mischung aus Maisstärke und Staubzucker mehlen. Die Masse in die Form geben, glatt streichen und eine Stunde bei Zimmertemperatur fest werden lassen. Fest gewordene Masse mit einem Messer portionieren und jedes Stück ebenfalls in der Maisstärke-Staubzuckermischung wälzen.

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-Symposium 2014

Eröffnung der Mitmachausstellung DRUCKWERKSTATT 24. September, 17 Uhr im ZOOM www.kindermuseum.at

N MORGEUND AN DERSWO Jetzt nicht auf Kosten von Morgen, hier nicht auf Kosten von Anderswo Sa./So., 4./5. Oktober 2014 im Schloss Hartberg (Oststmk.)

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MIT LEIB & SEELE Meiningen | Vorarlberg

www.lisilis.at 13. September 2014

Naturgartenfest ÜBERALL, WO ES GUTE eBOOKS GIBT:

»VON EINER, DIE AUSZOG, DAS GENIESSEN ZU LERNEN«

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SPEIS UND TRANK

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Micky Klemsch

ILLUSTRATION

Katharina Hüttler/ agentazur.com

DIE SACHE MIT DER MILCH Noch nie war in den Verkaufsregalen die Auswahl an Milchprodukten so groß wie heute. Aber auch Intoleranzen gegenüber Milchzucker steigen. Ist das normal?

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n meiner Kindheit war Milch für uns Kinder der unverzichtbare Energydrink. Die weiß-blauen Packungen waren das Red Bull der 70er Jahre. Neben der normalen Milch gab es damals noch Babymilch in rosa Packungen und Variationen als Kakao- oder Vanillemilch. Ohne Milch wäre ich wohl nie so groß geworden, das hat uns die Werbung schon damals suggeriert. Als sportlicher Teenager hab ich dann mit Sicherheit auch mindestens zwei Liter Milch am Tag getrunken. Als ich heimkam von der Fußballwiese, führte mein erster Weg zum Kühlschrank und wenn ich gleich direkt aus der Packung getrunken habe, dann hab ich sie erst leer wieder abgesetzt. 20 Jahre später – die Regale waren mittlerweile mit zig Packungen mit verschiedenen Fettstufen, Haltbarkeitsdauer und aus den unterschiedlichsten Regionen prall gefüllt – machte ich im Rahmen einer Untersuchung einen Unverträglichkeitstest. Ergebnis: Mein Körper verträgt keine Milch (mehr). Milchprodukte sollten laut einer Diätologin vermieden werden. Der Yorktest war unter Medizinern aber auch etwas umstritten, weshalb ich mich selber mit einem Ernährungstagebuch austestete. Reine Milch habe ich dann ab 35 gar nicht mehr konsumiert. Aber auf Produkte wie Butter oder Käse wollte ich auf keinen Fall verzichten. Beim Verzehr kann ich keine Symptome einer Unverträglichkeit feststelllen und verzichte daher bis heute nicht auf Käse.

GENAUER HINSCHAUEN Dabei wollen mir Tierschützer immer wieder den Genuss verleiden. Zum Teil mit gar nicht so schlechten Argumenten: Eine Milchkuh muss tatsächlich laufend schwanger sein, um bis zu 350 Tagen im Jahr Milch zu liefern. So wird sie bereits zwei bis drei Monate nach der Geburt des Kalbes erneut künstlich besamt, um permanent Milchleistung geben zu können. Außerdem ist der Mensch im Kreis der Säugetiere das einzige Lebewesen, das Milch von anderen Säugern bewusst verwendet. Trotzdem mag ich auf Milchprodukte nicht gänzlich verzichten. Ich möchte nun nur etwas genauer hinschauen: Woher die Produkte kommen und wie mit den Tieren umgegangen wird. Da führt der Weg klarerweise zu Produkten von biologisch gehaltenen Tieren. Im besten Fall sogar in alpinen Bergregionen mit saftigen Wiesen. Vor einigen Jahren wurde dann auch bei meiner Mutter Unverträglichkeit von Milchzucker festgestellt. Nach fast 70 Lebensjahren war eine Umstellung ob vieler lange gepflegter Konsumgewohnheiten noch schwieriger, wenngleich die Anzahl von Ersatzprodukten heute schon enorm ist. Aber der Vergleich mit Soja-, Reis- oder Hafermilch lässt mich doch immer auf die Kuhmilch zurückgreifen – wenn man sie denn verträgt und es ethisch vertreten kann. Weil: So normal ist das Milchtrinken auf unserem Planeten nämlich gar nicht. Über 75 Prozent der Weltbevölkerung, speziell in Asien, kann Milchzucker nicht verdauen. Gerade mal in Nordamerika, Europa, Russland und Australien ist der Verzehr von Milch bei Erwachsenen normal. Und das gibt mir auch wieder zu denken.


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Sylvia Buchacher

MARKTPLATZ KOSMETIK

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Elisabeth Els

LOST IN TRANSPIRATION Schwitzen ist die natürlichste Klimaanlage der Welt und kühlt unseren Körper. Um aber unangenehmen Gerüchen vorzubeugen, stellen wir die wirksamsten Deodorants aus der Naturkosmetik vor.

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urchschnittlich verlieren wir bis zu zwei Liter Flüssigkeit pro Tag. Verantwortlich dafür sind unsere Schweißdrüsen, die bei einer zu starken Blutzirkulation unsere Körpertemperatur regulieren. Eine gute Sache, da durch die Transpiration auch viele Giftstoffe ausgeschwemmt werden. Weniger schön wird es, wenn die schweißzersetzenden Bakterien unangenehmen Körpergeruch verursachen. Der in konventionellen Deodorants eingesetzte Wirkstoff und »Geruchsblocker« Tricolosan kann jedoch zu Antibiotikaresistenzen führen und schädigt die natürliche Bakterienflora der Haut. Naturkosmetik setzt auf sanfte Alternativen, die Gerüche binden und den Schweißfluss in Schach halten. In der Achselhöhle befindet sich außerdem eines der wichtigsten Lymphzentren unseres Körpers, deswegen haben Aluminiumsalze, die zurzeit heftig diskutiert werden und die Schweißproduktion unterdrücken, an dieser Körperstelle nichts verloren.

SALBEI-TEE-KUR Salbei hilft dabei, die Schweißproduktion von innen zu regulieren. Für die Kur soll zwei Wochen lang jeden Tag 1 Liter Salbeitee getrunken werden: 3 EL Salbeiblätter mit 1 Liter Wasser aufkochen, 3 Minuten ziehen und dann abkühlen lassen. Bereits nach dem Aufstehen 1/4 Liter des Tees trinken, den Rest über den Tag verteilt.

1 // HANDGEMACHT Ein Favorit von uns ist das Bio-Cremedeodorant Blütenzauber von Mrs. Ponyhütchen. Rosen, weiße Lilien und Jasminblüten duften, Bio-Sheabutter wirkt beruhigend und glättend, Bio-Kokosöl desodoriert und Bio-Macadamiaöl pflegt die Haut. www.things-we-love-net

2 // KRAFT DER NATUR Der Deostick von Susanne Kaufmann ist ein effektives Deodorant auf Basis eines mineralischen Wirkstoffkomplexes, der die geruchsbildenden Bakterien neutralisiert, ohne dabei die Poren zu verstopfen. Perfekt für unterwegs! www.susannekaufmann.com

3 // FRISCHE-KICK Ein Roll-On-Deo sowohl für Sie als auch für Ihn ist das energetisierende Frischedeo Ingwer-Limette von Primavera. Kalamansiextrakt wirkt antibakteriell, Salbeiwasser hemmt die Bildung geruchsverursachender Bakterien, Aloe Vera beruhigt, Hamameliswasser klärt und erfrischt. www.primvaveralife.com

4 // COOLING BREAK Die Langzeitwirkung darf mit gutem Gewissen auf dem Speick Aktiv Deo Roll-On stehen. Nach einem hochsommerlichen Tag voller Termine fühlt man sich noch immer frisch wie am Morgen. www.speick.de


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5 // HITZEFREI

7 // FRESH START

Das Body Lind Natural Deo Spray von Annemarie Börlind hat uns mit seinem angenehm dezenten Duft (Feigenextrakt und Kamelienöl) und seiner starken Wirksamkeit überzeugt. www.boerlind.com

Wie ein erfrischender Zitrusregen fühlt sich das Organic Deodorant Lavender – Lemon von Pure Vegi Cosmetics an. Mit Pfefferminze und Zedernholz auch für Männer erhältlich. www.pure-vegi.com

6 // CREMEVERGNÜGEN

8 // GREEN MACHINE

Nicht umsonst sind die Wolkenseifen Deocremes innerhalb kürzester Zeit zu absoluten Kultprodukten geworden. Eine Fingerspitze der Wolkenseifen Deocreme genügt, um sich den ganzen Tag frisch und gepflegt zu fühlen. www.wolkenseifen.de

Sobald man die Fjordwind Deocreme von Waldfussel öffnet, steigt einem der Geruch einer frischen Meeresbrise nach einem heißen Sommertag in die Nase. kann auch für die Fußsohlen verwendet werden! www.waldfussel.de


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Überall diese Studien. Und dann wieder Studien, die das Gegenteil behaupten. Zahlen, Fakten und Berechnungen. Kennt sich noch jemand aus?

ILLUSTRATION Nana Mandl, Katharina Hüttler/agentazur.com

ES IST KOMPLIZIERT

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UND HINTER MIR DIE SINTFLUT / Johanna Stögmüller

»KÖNNTE JA SEIN, DASS SIE GLAUBEN, DIE WELT SEI GANZ IN ORDNUNG.«

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in Batik-T-Shirt, gegen Atomkraftwerke als die Bio-Kartoffel aus Ägypten. Aber protestieren, Müsli essen, Altpapier samvielleicht wurde Erstere in der Slowameln und seine Kinder auf eine Waldorfkei gewaschen und in Italien verpackt? Schule schicken, damit sie lernen, ihre Das kann der Knolle aus Ägypten aber Namen zu tanzen – war ja alles mal ganz einfach, auch passiert sein. Besser mal den QRdas mit dem Öko-Sein. Code scannen und via Track-Back-SysHeute ist irgendwie alles komplizierter: Denn tem alle Informationen laden. Und wird das Batik-Shirt gibt’s auch bei Primark und es einem eigentlich schwindlig, wenn man kostet 4 Euro. Batik ist eben wieder in und die rechtsdrehendes Wasser trinkt? Sagen tun machen doch eh irgendwas mit Bio-Baumwolle sie ja das Gegenteil, aber die halten uns ja – oder war das der Textilriese aus Schweden? auch für blöd. Reicht es, die Online-Petition Die Energiewende ist jedenfalls halbwegs gegen TTIP zu unterschreiben oder sollten auf Schiene. Protestiert wird jetzt per Likewir uns vor dem EU-Parlament anketten? Ist Button und Atomkatastrophen passieren Bio-Plastik die Lösung oder verrottet es nur sowieso woanders auf der Welt. Aber hey, ein bisschen schneller im Magen des Wals? die Japaner haben uns versichert, dass der Wollen wir sauberen Strom oder beklagen wir Bio-Grüntee, den sie nach Europa schicken, die vielen Vögel, deren Blut an den Flügeln der echt nicht verstrahlt ist. Windräder klebt? Vertrauen wir den Labels, SieNur damit wir uns hier einig sind: Nur geln und Zertifikaten oder graben wir uns die beim Haarewaschen das Wasser unter der Karotten selber aus? Garantiert uns jemand, dass Dusche und nach Büroschluss alle Lichter dort, wo Bio draufsteht, auch ein Filet drinnen auszumachen – sorry, das wäre echt zu ist, das ein kurzes aber glückliches Leben hatte? einfach. Wir brauchen die dicken StudiOder verzichtet man lieber auf das Tier am Teller en, die Sekundäranalysen der Analysen und rettet damit die Welt? Dürfen wir dieses Magaund alle bisherigen Publikationen des zin eigentlich noch auf Papier drucken, wenn doch Club of Rome, um dann unter BerückHolz eine gefährdete Ressource ist? Oder würden Sie sichtigung aller möglichen Außenes lieber auf ihrem in China hergestellten iPad lesen? einwirkungen eine noch nicht veriHaben Sie überhaupt genug Zeit, Geld oder Lust, sich fizierte Annahme darüber treffen zu mit solchen Themen zu beschäftigen? können, ob die 70 Kilometer vor der Oder sollten wir am Ende dieser Fragen mal mit etStadtgrenze konventionell gewachwas Leichtem beginnen? Können Sie schon ihren Nasene Kartoffel – ganzheitlich gesemen tanzen? Ich hab gelesen, das heißt jetzt »Bokwa«. hen – vielleicht doch besser wäre Stand zumindest in dieser Fitness-Studie …


Urban Gardening Wettbewerb für Wiener Balkone und Terrassen

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