KOSTENLOS — ABER ABONNIERBAR
P.b.b. — 11Z038861 M — 1040 Wien —— www.facebook.com/biorama
ausgabe 41 — februar / märz 2016. www.biorama.eu
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#armeleuteessen Lässt sich mit wenig Geld ausgewogen und nachhaltig essen? Slow Food, Poor People: Wenn von qualitativen Lebensmitteln prekär gelebt wird Entnetzung: Neue Rückzugsorte im Hamsterrad der ständigen Erreichbarkeit Marktplatz Kosmetik: Wellness fürs Gesicht
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BIOR
ErDgEsPrächE
17.30 - 23.00
Ein Jahr vor dem 10-jährigen Jubiläum haben die ERDgespräche einen perfekten neuen Veranstaltungsort gefunden. Die Halle E (ehem. Winterreithalle) im Museumsquartier bietet noch mehr Platz zum Zuhören, zur Inspiration und zum Netzwerken.
vormittagsProgramm
9.00 - 13.00
Am 3. Mai 2016 starten die ERDgespräche mit einem speziellen Frühstück in das interaktive Vormittagsprogramm mit den diesjährigen Vortragenden und den neuen Neongreen (Ad)Ventures im Impact HUB. Weitere Programmpunkte in Kürze online.
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auftakt
07 Editorial 08 Global Village Die Welt im Großen & Kleinen
inhalt
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Thema: #ArmeLeuteEssen
18 Bewusste Ernährung von wenig Geld Geht das? 20 Durch den Supermarkt hindurchschwitzen Über das Leben mit wenig Geld 26 Arme-Leute-Küchen Blicke in den Kühlschrank 30 Dumpstern Über den Wert des Weggeschmissenen 32 Urban Farming Über Grünzeugs aus Grauzonen
Magazin 36 Entnetzung Über die Sehnsucht nach Rückzug 40 Alpen und Klimawandel Freizeitforscher Peter Zellmann im Interview 42 Alpine Sommerfrische Agrotourismus in Südtirol 44 Fotostrecke Sub Zero Size Zero. Size matters.
Marktplatz 58 DIY Rezept Shakshuka 60 Pressen! Pressen! Kaffee für Hedonisten 62 Wellness fürs Gesicht Wundermittel Gesichtsmasken
Kolumnen 50 Tier der Ausgabe 54 Elternalltag 56 Glasgeflüster 64 Die Welt, die wir uns wünschen 66 Gregorianische Moral
#armeleuteessen Sich abwechslungsreich, gesund und nachhaltig ernähren, ohne dafür viel Geld auszugeben – geht das überhaupt? Wir wollen es wissen und stellen die Frage, ob Bio tatsächlich nur etwas für Besserverdiener ist.
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44 sub zero size zero. size matters. Arnold Pöschl und Sebastian Rahs waren am Kärntner Weißensee und haben einen milden Wintertag mit Männermode vom dänischen Eco-Fashion Label Knowledge Cotton verbracht.
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62 wellness fürs gesicht Sylvia Buchacher hat ihrem Gesicht einen Pflege-Boost verpasst und Gesichtsmasken getestet.
der ruf nach entnetzung Manuela Tomic hat sich über die neue Sehnsucht nach dem Rückzug Gedanken gemacht und sich mit dem Soziologen Urs Stäheli darüber unterhalten. BIORAMA Anzeige Inhaltsverzeichnis 2016.indd 1 18.01.16 12:31
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Da kommt’s her!
100 % Getreide aus der Region. In Ströck steckt pure heimische Qualität: Vom Korn bis zum Brot stammt alles aus der Region. Natur aus nächster Nähe. Das ist es, was dem Bio-Roggen-Pur von Ströck seinen unvergleichlichen Geschmack verleiht. Aber echt!
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editorial, impressum
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#armeleuteessen
Thomas Weber, Herausgeber weber@biorama.eu @th_weber
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Pflichtpraktikum Grafik / Design? Biorama sucht Praktikant_innen im Bereich Grafik / Design. Du bist in Ausbildung (oder hast diese bereits abgeschlossen) und möchtest ein Pflichtpraktikum absolvieren? Du bist motiviert, Werbung und Medien aller Art mitzugestalten und Erfahrungen zu sammeln? Du bist mit der Adobe Creative Suite vertraut, aber auch abseits des Screens gestalterisch und / oder konzeptionell tätig? Passt. Portfolio bitte an ganhoer@monopol.at
impressum HERAUSGEBER Thomas Weber CHEFREDAKTEUR Thomas Stollenwerk AUTOREN Mirjam Bromundt, Sylvia Buchacher, Karin Chladek, Chris Cummins, Iwona Dullinger, Anne Erwand, Juliane Fischer, Doris Fröhlich, Miriam Frühstück, Tina Gallach, Pia Gärtner, Yannick Gotthardt, Katharina Grabner, Christa Grünberg, Susanna Hagen, Magdalena Hiller, Micky Klemsch, Ellen Köhrer, Sophie König, Sarah Krobath, Astrid Kuffner, Sarah Latussek, Alexa Lutteri, Martin Mühl, Ursel Nendzig, Michaela Pichler, Susanne Posegga, Julia Preinerstorfer, Sebastian Rahs, Theres Rathmanner, Parvin Razavi, Werner Reiter, Teresa Reiter, Matthias Schickhofer, Jürgen Schmücking, Katja Schwemmers, Elena Seitaridis, Mara Simperler, Wolfgang Smejkal, Anna Sperber, Sarah Stamatiou, Werner Sturmberger, Erwin Uhrmann, Julia Unterlechner, Katharina Wiesler, Jörg Wipplinger, Irina Zelewitz, Helena Zottmann ART DIRECTOR Sig Ganhoer COVER Erli Grünzweil ILLUSTRATIONEN Katharina Hüttler / agentazur.com GESTALTUNG Sig Ganhoer, Erli Grünzweil, Katharina Kvasnicka LEKTORAT Wolfgang Smejkal, Adalbert Gratzer ANZEIGENVERKAUF Herwig Bauer, Micky Klemsch (Leitung), Thomas Weber DRUCK Niederösterreichisches Pressehaus, Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H. Gutenbergstrasse 12, 3100 St. Pölten PRODUKTION & MEDIENINHABERIN Biorama GmbH, Wohllebengasse 16 / 6, 1040 Wien GESCHÄFTSFÜHRUNG Martin Mühl KONTAKT Biorama GmbH, Wohllebengasse 16 / 6, 1040 Wien; www. biorama.eu, redaktion@biorama. eu BANKVERBINDUNG Biorama GmbH, Bank Austria, IBAN AT44 12000 10005177968, BIC BKAUATWW ABONNEMENT siehe Website: www. biorama.eu ERSCHEINUNGSWEISE 6 Ausgaben pro Jahr ERSCHEINUNGSORT Wien VERLAGSPOSTAMT 1040 Wien
BLATTLINIE Biorama ist ein unabhängiges, kritisches Magazin, das sich einem nachhaltigen Lebensstil verschreibt. Die Reportagen, Interviews, Essays und Kolumnen sind in Deutschland, Österreich und der ganzen Welt angesiedelt. Sie zeigen Möglichkeiten für ein Leben mit Qualität für Mensch und den Planeten Erde. Ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. Biorama erscheint sechsmal im Jahr.
foto Michael Winkelmann
Der hauptsächliche Unterschied zwischen den Arbeiterfamilien und den bürgerlichen Familien in meiner Schulzeit war eigentlich, dass es bei den einen Cola, Fanta und Sprite beim Kindergeburtstag gab und bei den anderen verdünnten Apfelsaft. Das sagt eigentlich alles.« So weit, so Klischee – so trotzdem treffend. Dieser Eintrag der Wiener Kurzprosa-Künstlerin Stefanie Sargnagel in ihrem Buch »Fitness« sagt wenn schon nicht alles, dann doch zumindest einiges über das Spannungsfeld Ernährung und Armut. Genau in dieses Minenfeld begeben wir uns auf den folgenden Seiten für unser diesmaliges Schwerpunktthema #armeleuteessen. Am Anfang standen eine Behauptung – »Bio ist nur was für Besserverdiener!« – und unsere Skepsis, ob dem denn wirklich so wäre. Genau das wollen wir uns für einen Testzeitraum von einem Monat selbst ansehen: Lässt es sich als armer Mensch ethisch vertretbar essen? Ist es Menschen am Existenzminimum möglich, sich so zu ernähren, dass das eigene Unvermögen nicht auf Kosten von Natur, Produzenten oder anderswo auf der Welt Ausgebeuteten geht? Wir wollen es ausprobieren. Bei vollem Bewusstsein, dass dieser Selbstversuch als zynisch aufgefasst werden könnte. Weder ist er so gedacht, noch machen wir uns vor, uns wirklich in die Lebenswelt wirklich armer Menschen eintauchen zu können. Und nein, auch als selbstgefällige Emporhebung der eigenen Lebensstile (Plural!) ist unser Schwerpunkt nicht misszuverstehen. Schließlich bleiben auch die allerwenigsten von uns im ökologisch oder sozial verträglichen Rahmen. Möglichst viele sollen sich an diesem Selbstversuch beteiligen, ihre eigenen Blogs aktivieren, gerne steht auch www.biorama.eu zur Verfügung. Wir werden alle Beiträge verlinken und mit dem Hashtag #armeleuteessen zusammenhalten. Auch das mögliche Scheitern ist mitgedacht. Dann wollen wir wissen: Woran scheitert’s? Inwiefern unterscheiden sich Lebensstile? Gibt es ein gravierendes Stadt-Land-Gefälle? Es muss ja nicht unbedingt Sargnagels offensive Selbststilisierung als prekäre Versandelte sein. Doch wer will, kann sich Sargnagel gar als Vorbild nehmen: Ihre Hin- und Hergerissenheit zwischen Faulheit und Fresssucht auf der einen, ihr Scheitern am Selbstoptimierenwollen auf der anderen Seite – das sagt eigentlich sehr viel.
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bild der ausgabe
08 PILLOW FIGHT DAY
Kissenschlacht Am International Pillow Fight Day treffen sich Leute in aller Welt, um sich gegenseitig Daunen (oder Polyester?) um die Ohren zu hauen. Da fliegen die Federn. Initiatorin ist das Urban Playground Movement, ein weltweites Netzwerk, gegründet, um den öffentlichen Raum spielerisch zu beleben. Das Ziel ist, die Straße in riesige Spielplätze zu verwandeln und sie zu nutzen, ohne dabei Konsumzwang zu erzeugen. »Man trifft neue und alte Freunde, vielleicht eine zukünftige Liebe und kommt zusammen, um einfach Spaß zu haben«, sagt ein Organisator. Auf der Website kann jeder ein Event anmelden und dafür eine Anleitung und Tipps erhalten. Der nächste Pillow Fight Day ist der 2. April 2016. www.pillowfightday.com
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TEXT Pia G채rtner bild Flickr (CC BY 2.0) Kenny Louie
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global village
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12 cm lang, 2,4 cm breit und 0,8 cm hoch Das sind die Maße der Spiel-Bausteine von Bioblo, ganz ohne Plastik.
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Fast zu jeder Kindheit gehören Phasen, in denen gerne mit Lego gespielt wird. Für viele Eltern haben die bunten Plastik-Bausteine dänischen Ursprungs allerdings ihr unschuldiges Image verloren. Das liegt nicht nur daran, dass Lego zum Entertainment-Konzern geworden ist, eingespannt ins Marketing für alle möglichen Global Brands der Pop-Kultur. Es hat sich auch herumgesprochen, dass das verwendete Material nicht unbedingt das umweltfreundlichste ist. Heutzutage möchte man seinen kleinen Kreativen schon ein nachhaltiges Material in die Hand geben. Drei große Kreative aus Niederösterreich haben sich die Frage auch gestellt und eine Lösung gefunden. Die nennt sich Bioblo, besteht aus einem BioWerkstoff und greift auf die stabile Wabenstruktur der Natur zurück. Das Motto: endlich coole Bausteine. www.bioblo.com
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street talk Wir fragen, fünf lebenslustige antworten.
» Was ist für dich das pralle Leben?« Karl 62, Standbetreiber
Gesund zu bleiben, den richtigen Weg zu gehen. Keine Drogen, kein Alkohol. Und wenn es möglich ist, ein bisschen reich werden.
Das pralle Leben ist für mich, wenn man kommuniziert, wenn einem etwas gelingt, wenn man jemanden glücklich machen kann.
Silke 44, Verkäuferin
Yasmin 19, Studentin
Das pralle Leben bedeutet für mich: Gesundheit, Zeit, Natur.
Familie und Freunde füllen für mich das pralle Leben.
Gerda 70, Pensionistin Das pralle Leben ist für mich, Kunst und Musik zu genießen.
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links Bild Bioblo — RECHTS Interview Pia Gärtner bild Alexa Lutteri
Jusuf 24, Marktverkäufer
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global village
fotos Documentree Films, Sharewear.se
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Film
MODE
Kochkino
Designermode zum Ausborgen
Kulinarisches Kino bei der 66. Berlinale: Ein Porträt über Noma-Koch René Redzepi.
Schweden legen Wert auf Gutes Design und auf die Umwelt. Das beweist auch diese Idee.
Der Februar ist Berlinale-Zeit in der deutschen Hauptstadt. Bei den Filmfestspielen, die 2016 schon zum 66. Mal über die Leinwand gehen, werden zwischen 11. und 21. Februar rund 400 Filme zu sehen sein. Darunter ist dieses Jahr auch ein besonders kulinarischer Film: »Noma – My Perfect Storm«. Pierre Deschamps geht damit auf einen filmischen Ausflug in die Küche von René Redzepi, Küchenchef im Noma in Kopenhagen und für viele der derzeit beste Koch der Welt. Dechamps – selbst geschult in französischer Küche – hat vier Jahre lang regelmäßig den Blick über die Schulter des Sternekochs geworfen. Der Film ist gleichermaßen persönliches Porträt des Kochs und Reportage aus einer hoch professionellen und innovativen Restaurantküche. Beim Internationalen Filmfestival von San Sebastian hat der Streifen den Preis in der Kategorie Kulinarischer Film gewonnen. Auch bei der Berlinale läuft der Film in der Sektion Kulinarisches Kino. Ziemlich sehenswert auch für alle, die nicht eines Abendessens wegen nach Kopenhagen reisen wollen.
Jeder kann sich die Mode mit dem ShareWear-Label für eine Woche ausborgen. Dann wird sie weitergereicht. Die Aktion soll zu neuem, nachhaltigerem Umgang mit Mode inspirieren. ShareWear ist Teil der Demo-Creativity-Kampagne des Landes, die 2014 gestartet wurde, um das kreative Schaffen Schwedens im Ausland zu präsentieren. Jährlich gibt es ein anderes Motto. 2016 liegt der Fokus auf Kreativität und Nachhaltigkeit in der Modeindustrie. Fotos der Designerteile werden auf Instagram gepostet und die erste Person, die ein Kleidungsstück kommentiert, kann für eine Woche Träger sein. Dann teilt man wiederum ein Foto mit dem Hashtag #sharewear, ein anderer Interessent kommentiert, und die Kette des Borgens setzt sich fort. Es ist auch möglich, als Privatperson Stücke in den Teilkreislauf zu geben. Dazu macht man einfach Fotos und versieht sie mit dem Hashtag.
www.berlinale.de
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online
Der Weg zur Krone
Handy Crash
Wer gerne komfortabel auf Bäume klettert, dem sei diese Treppe empfohlen.
Was in der Handyindustrie falschläuft, spielerisch vermittelt.
Stell dir vor, du könntest einfach so in prächtige Baumkronen steigen und von dort die Aussicht genießen. Und das, ohne dem Baum dauerhaften Schaden zuzufügen. Das Designer-Duo Thor ter Kulve und Robert McIntyre macht das möglich. »Canopy Stair« – Baumkronen-Treppe – nennt sich ihr modulares Treppensystem, das sich auch ohne Werkzeug und flexibel an größeren Bäumen befestigen lässt. Entstanden ist die Idee in einem gemeinsamen Urlaub der beiden auf den portugiesischen Azoren. Dort wurde – so heißt es – in einem Haus ohne Meerblick residiert. Um einen Blick auf den Atlantik zu erhaschen, hätte man in die Baumkronen hinaufsteigen müssen, die das Haus umgaben. Mühsam. So kam man auf die Idee einer flexiblen Leichtbau-Treppe aus Aluminiumteilen und Seilen.
Zwei Milliarden Mobiltelefone werden jährlich verkauft. Handys sind zum Wegwerfartikel geworden. Das wirkt ziemlich wahnsinnig, wenn man sich daran erinnert, dass ein Mobiltelefon noch vor 15 Jahren für sehr viele Menschen ein exotischer Luxusartikel war. Alle zwei Jahre muss für viele Handynutzer ein neues Gerät her. So sind schließlich auch die Verträge der Mobilfunkanbieter gestaltet. Das Browser-Game »Handy Crash« macht spielerisch auf die miesen Bedingungen in der globalen Handy-Industrie aufmerksam. Da geht es um sorglosen Umgang mit Rohstoffen, um immense Berge von Elektroschrott, um schlechte Lebens- und Arbeitsbedingungen für Arbeiter und um Ressourcenverschwendung im ganz großen Stil. www.handycrash.org
www.canopystair.com
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fotos Canopy Stair, Screenshot
Draussen
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GREEN BRANDS Austria
Auch auf www.biorama.eu gibt es Interessantes zu entdecken. Hier eine Auswahl aktueller Interviews, Artikel und Videos unserer Online-Dependance:
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im drittem Auszeichnungsverfahren
Mit über 80 erfolgreichen Marken (Unternehmen / Produkte / Dienstleister / Lebensmittel) in Österreich sowie bislang 55 in Deutschland, hat sich das internationale Auszeichnungsverfahren für ökologisch nachhaltige Marken bestens etabliert.
Hormonverändernde Kosmetik. In etlichen Produkten finden sich Stoffe, die den Hormonhaushalt durcheinander bringen und die Gesundheit beeinträchtigen können. Die ngo Global 2000 hat Kosmetik gecheckt. www.biorama.eu/kosmetikcheck
Im weltweit einmaligen Verfahren können Unternehmen sich nicht selbst bewerben, sondern erst nach Nominierung an einer anspruchsvollen Validierung teilnehmen. Final entscheidet dann eine hochrangige / -kompetente Jury über die Auszeichnung. Beim dritten, zweijährigen Verfahren haben neben »neuen« Marken auch die bereits ausgezeichneten die Chance, durch erfolgreiche Re-Validierung erneut geehrt zu werden und dann das Gütesiegel mit Stern zu erhalten. Bei zweimaliger erfolgreicher Re-Validierung wird dann das Gütesiegel mit zwei Sternen verliehen.
Blog: Stöpsel. In ihrem Blog Stöpsel rezensiert Irene Maria Gruber regelmäßig für Biorama Kinderbücher und Bücher für die Kinder in uns. Schließlich prägt das, was Kinder lesen, oft ein Leben lang. www.biorama.eu/category/blogs/stoepsel
Abschluss des dritten Verfahrens ist mit einer Feier beim Österreichischen Gewerbeverein Ende November 2016. Dabei wird auch das exklusive Buch der GREEN BRANDS Austria 2016 veröffentlicht und eine Persönlichkeit ausgezeichnet.
Mehr Informationen und tagesaktuell die bereits ausgezeichneten Marken auf
www.GREEN-BRANDS.org www.facebook.com/GREENBRANDS
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#Tongueoutcoosday. Unter dem Hashtag #tongueoutcoosday posten jeden Dienstag immer mehr Leute Fotos von Kühen, die ihre Zunge herausstrecken. www.biorama.eu/tongueoutcoosday
links text 41# bild 41# — RECHTS text Pia Gärtner
vel esse rem s et blanupti cati conptas que sint ina e et m ad cormodi erit erit
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die r e c yc elt en bl eed f unk t ion s ja c k en
links text 41# bild 41# — RECHTS text Pia Gärtner
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Meine Stadt
MEINE STADT: Berlin
von Felicitas Nadwornicek
Lieblingsplätze UND Eco-HotSpots
Felicitas Nadwornicek (28) lebt seit 2014 in Berlin und ist schon jetzt ganz schön verliebt in ihre Wahlheimat. In Kreuzberg arbeitet sie im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation bei Social Impact, einer Agentur für soziale Innovationen. Immer wieder geht sie auf Streifzüge durch Berlin auf der Suche nach neuen inspirierenden Orten. Einige dieser Orte stellt sie euch hier vor.
social impact lab Der Co-Working-Space von Social Impact. Mein Arbeitsplatz. Hier kommen jede Menge inspirierender Menschen mit großartigen Ideen zusammen. Wir verstehen uns als Motor für eine neue Bewegung: Wir wollen Veränderungen bewirken und all jene unterstützen, die unsere Gesellschaft positiv verändern wollen. Neben dem Co-Working finden hier Coaching, Beratung & Events von und mit Social Entrepreneurs statt. berlin.socialimpactlab.eu
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café morgenrot Das Café Morgenrot in Prenzlauer Berg ist meine liebste Adresse für einen ausgiebigen vegan-vegetarischen Frühstücksbrunch. Aus veganem Rührei, Aufstrichen, Besonderheiten wie der veganen Käse- oder Koriandercreme, Salaten und frischem Obst wähle ich gerne bis in den Nachmittag hinein aus, was glücklich macht und bezahle am Ende soviel, wie ich für richtig halte. Das Morgenrot wird in kollektiver Selbstverwaltung und ohne Hierarchien betrieben. Und die Produkte werden nicht einfach über den Großhandel bezogen, sondern nach Möglichkeit über befreundete Kollektive. Fair, gemütlich und wahnsinnig lecker! www.cafe-morgenrot.de
tempelhofer feld Der ehemalige Flughafen Tempelhof ist alles in einem und viel mehr: ein Riesenspielplatz ohne Geräte, Areal für Grillwütige, Entspannungsort und Spielwiese für Familien. Sportplatz für Kite-Skater, Inline-Skater und Fahrradfahrer auf den ehemaligen Landebahnen, bester Ort für Tänzer, Yoga-Verliebte und Picknicker. Und dann natürlich auch noch Platz für die schönste UrbanGardening-Anlage Berlins.
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Zu mir oder zu dir? antiquariat bergmannstrasse 20 Hier finden Buchvernarrte und Second-Hand-Liebhaber eine ganz wunderbare Auswahl an Lieblingsliteratur. Super sortiert, faire Preise und eine angenehme Atmosphäre, die zum Stöbern einlädt. Mein Lieblingsantiquariat in Berlin.
foodhero mit food assembly Foodhero ist ein liebevolles Café mitten in Kreuzberg im schönen Graefe-Kiez. Dort gibt es jede Menge regionaler Bioprodukte, teils zum Verkauf, teils verarbeitet zu leckeren Sandwiches und vielem mehr. Besonders gerne bin ich im Foodhero, wenn dort jeden Donnerstag die Kreuzberger Food Assembly stattfindet, bei der Obst und Gemüse aus der Region, Bio-Tofu, Ziegenkäse, Eier vom Bio-Bauernhof und weitere wechselnde Angebote direkt vom Erzeuger verkauft werden. Unter thefoodassembly.com erfährst du mehr über das geniale Konzept der Food Assembly. www.facebook.com/foodhero thefoodassembly.com/de
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Armut und Ernährung
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Thomas Stollenwerk Thomas Weber
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ILLUSTRATION
Katharina Hüttler / agentazur.com
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Ist Bio wirklich nur etwas für Besserverdiener? Muss man sich Nachhaltigkeit erst einmal leisten können? Wir wollen das nicht glauben – und machen deshalb den Selbstversuch: einen Monat möglichst nachhaltig essen am Existenzminimum. Tut es uns gleich: bloggt auf eurer Website oder auf www.biorama.eu – und wir vernetzen euch via #armeleuteessen.
io wäre Luxus und biologisch Produziertes unerschwinglich für Arme – das hören wir bei biorama immer wieder. Die Segnungen der Agrarindustrie allerdings verursachen gigantische Kosten für Umwelt und Klima. Sie können außerdem – und das gilt gerade auch für in der Region Erzeugtes – oft nur deshalb so günstig angeboten werden, weil Saisonarbeiter ausgebeutet werden, weil Tiere geschunden werden. In etwa das führen wir dann als Gegenargument an. Stimmt ja auch: Fast Fashion, Fast Food, Fast Anything ist immer irgendwie billiger, verlagert die Folgekosten in andere Gegenden oder wälzt sie auf künftige Generationen ab. Oder, wie es das Motto der Wintertagung des Ökosozialen Forums auf den Punkt bringt: »Billig gibt’s nicht. Irgendwer zahlt immer (drauf ).« Wie aber umgehen mit dem Dilemma, dass an der Supermarktkasse oder am Wochenmarkt der Blick ins Portemonnaie genauso oberflächlich wie entscheidend ist? Wenn das Geld knapp ist, liegt vielen der Griff zum konventionellen Produkt näher als der ins Bio-Regal. Alles andere wäre zwar ehrenwerter Idealismus, aber im Zweifelsfall eben auch existenzbedrohend. Aber kann es sein, mit wenig Geld zur Verfügung nur überleben kann, wer Budgetprodukte kauft, für die Produzenten gepresst werden und die letztlich meist das Gegenteil von Fair-
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trade bedeuten? Wir sind überzeugt: Nachhaltigkeit ist nicht zwingend teuer und sie darf nicht am Geld scheitern. Viele Wege, ressourcenschonend zu leben, sind sogar ganz besonders preiswert. Dazu gehört, sich auf Wesentliches zu beschränken und sich seine Bedürfnisse bewusst zu machen. So weit die Binsenweisheit. Selbstversorgung, Tauschhandel, Sharing Economy – das sind alles Ansätze, mit denen sich Geld sparen lässt. Das heisst nicht, dass man nicht Zeit und Nerven, Mühe und Fleiß einsetzen muss, um ein zufriedenes Leben irgendwie nachhaltig zu führen. Aber teuer im klassischen Sinn ist das nicht. Trotzdem, der Verdacht bleibt: Sich und seine Familie vollständig Bio zu ernähren, das schaffen womöglich nur Akademiker mit guten Gehältern, bei denen ein Joghurt eben auch 79 statt 29 Cent und ein Brot 5 statt 3 Euro kosten darf. Sich aus dem eigenen Garten zu ernähren, ist für die meisten Haushalte schlicht unrealistisch. Ist Bio für Familien mit Durchschnittseinkommen, für Studierende, für Geringverdiener, für Arbeitslose wirklich zu teuer? Wir behaupten: sich bio zu ernähren, dass muss einkommensunabhängig möglich sein. Und weil wir uns dabei gar nicht so sicher sind, machen wir den Test.
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Armut und Ernährung
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Martin Schenk
Der Selbstversuch. Einen Monat essen am Existenzminimum. Nein, der Versuch ist nicht als zynisch zu verstehen. Vielmehr wollen wir Vorurteile bekämpfen – jene der Kritiker (»Bio können sich bloß Besserverdiener leisten«) genau wie unsere eigenen (»Das geht sich irgendwie aus!«). Also stellen wir uns folgende Fragen und rufen zum kollektiven Selbstversuch auf: Kann man sich mit wenig Geld gesund und nachhaltig ernähren? Wir wollen es wissen. Im Rahmen des BIORAMA-Experiments #armeleutessen wollen wir einen Monat lang versuchen, uns von wenig Geld zu ernähren. Das soll heißen: von dem Budget, das im Rahmen der Mindestsicherung für Ernährung vorgesehen ist. Können wir davon »bio« leben? • R eicht das Geld für den Bio-Laden, für Bio aus dem Supermarkt oder müssen wir uns überhaupt von ökologisch produzierten Lebensmitteln verabschieden? • Braucht es dafür Vorratshaltung, fruchtbare Beete am Balkon oder gar einen Schrebergarten oder eine Selbsternteparzelle? • Wie lässt sich beim Lebensmittelkauf Geld sparen? • Wieviel billiger ist saisonales Essen? • Wie schwierig ist das in der Stadt? Und sind Landbewohner wirklich im Vorteil? • Sind Tauschwirtschaft, Sharing-Economy, Food-Coops etc. Modelle, die auch für armen Menschen Lösungen bieten? Wir wollen dazu einladen, es gemeinsam auszuprobieren und die Versuche online zu dokumentieren, in Artikeln, als Blog, bei Instagram und Twitter unter dem Hashtag #armeleuteessen. Gemeinsam mit Martin Schenk von der Armutskonferenz haben wir in der vorliegenden Ausgabe von BIORAMA den Schwerpunkt zum Spannungsfeld Armut und Ernährung erarbeitet. Am Ende bleibt die Frage: »Ist ein nachhaltiger Lebensstil leistbar?«. Antworten aus der Praxis wollen wir nun finden. Auf Facebook, in unserem Newsletter und auf Twitter verweisen wir auf eure Blogbeiträge. In den nächsten Ausgaben berichten wir auch in Print. Fortsetzung folgt … #armeleuteessen www.biorama.eu/armeleuteessen www.facebook.com/biorama Twitter & Instagram: @biorama_mag
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»Durch den Supermarkt hindurchschwitzen« Warum Armut kein Eigenschafts-, sondern ein Verhältniswort ist
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eine Mutter mag keine Trinkpäckchen. Nicht nur weil sie umweltschädlich und teuer sind, sondern weil sie auch mit wenig und noch dazu ungesundem Inhalt versehen sind.« Undine Zimmer erzählt von ihrer Kindheit, aufgewachsen in einer Berliner HartzIV-Familie. »Meine Mutter mag keine Trinkpäckchen, weil Trinkpäckchen arme Mütter demütigen können.« So sagt sie. »Wenn eine befreundete Mutter die kleinen Dinger aus ihrer Tasche holte, um sie ihren Kindern und vielleicht auch mir eins anzubieten, dann bekam meine Mutter noch einmal vorgeführt, dass sie solche Sachen nicht kaufen konnte, die Kindern so viel Spaß machen.« Es sei wie ein »Hamsterrad im Kopf«, sagt Maria Novotny aus Wien, die mit ihren drei Kindern über zwei Jahre am sozialen Limit leben musste. Den ganzen Tag quälen die Sorgen und das Getöse im Kopf: Miete, Heizkosten, Lebensmittel. Jetzt nur keinen Schulausflug, der was kostet! Und nichts, was kaputt geht! Und ja nicht krank werden! Und bitte nicht noch ein Problem
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im Betrieb! »Ich lebte vom einen Tag auf den andern«, erzählt Maria. »Ich war ziemlich allein mit all den Gedanken, Sorgen und Befürchtungen«. Für Familien unter der Armutsgrenze sind Wohnen, Energie und Ernährung die drei Hauptposten im Haushaltsbudget, die zusammen bereits über zwei Drittel der Gesamtausgaben ausmachen. Bei Haushalten, die weniger als 900 Euro im Monat zur Verfügung haben, steigt der Anteil von Wohnen und Energie auf 36 %, Ernährung macht weitere 20 % aus. Je weniger Einkommen, desto höher wird dieser Anteil. In Deutschland ist bei Hartz IV 143 Euro für das Essen vorgesehen, in der Schweiz 371 Franken, in der österreichischen Mindestsicherung liegt Essen in einem Topf mit anderen Ausgaben für das tägliche Leben, nach der Konsumstatistik kommt man auf eine durchschnittliche Summe von 180 Euro im Monat. Die Schuldenberatungen rechnen sogenannte Referenzbudgets aus, in denen der notwendige Bedarf eines Haushaltes ermittelt wird. Für Ernährung sehen diese – mit Ernährungswissenschaftern konzipierten Haushaltsbudgets 340 Euro / Monat vor. Also deutlich mehr als Hartz IV oder Mindestsicherung zugestehen.
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Zahle ich die Krankenversicherung oder die Miete oder die Hefte zum Schulanfang für die Kinder?
Aus den staatlichen Transferleistungen für arme Menschen ergeben sich Tagesbudgets, die für Ernährung zur Verfügung stehen:
11,20 € / Tag in der Schweiz 06,00 € / Tag in Österreich 04,70 € / Tag in Deutschland
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Erster!
Es leben die Gockel-Küken! Mit unseren „Eiern mit Liebe gemacht“ waren wir die Ersten, die männliche Küken nach dem Schlüpfen groß gezogen haben, obwohl sie keine Eier legen können. Diese Pioniertat von Ja! Natürlich wird nun zum Standard für alle österreichischen Bio-Eierproduzenten.
Mehr Infos zum Pionierprojekt:
Gibt‘s bei:
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www.janatuerlich.at
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Armut und Ernährung
23 Am Ende des Geldes ist zu viel Monat übrig In Armutshaushalten werden besonders bei länger andauernden Einkommenseinbußen anteilige Ausgaben für Bildung, Kultur, Erholung zugunsten der Ausgaben für Ernährung und Wohnung / Energie verringert. Zahle ich die Krankenversicherung oder die Miete oder die Hefte zum Schulanfang für die Kinder? Wenn es eng wird, dann gibt es nur einen Posten, der verfügbar ist: Essen. Sparen geht nur dort. »Dann hat es nur mehr Nudeln gegeben«, erzählt Maria. Jetzt geht es ihr und ihren drei Kindern wieder besser, rückblickend sagt sie: »Das Essen macht jetzt wieder Freude, kann wieder etwas Schönes sein statt dem kraftraubenden Stress zwischen Arbeit und Schlafengehen«. An Einkaufengehen im Supermarkt denkt sie besonders ungern zurück. »Ich bin da blind durchgegangen, damit ich nur das Billigste und Notwendigste mitnehme.« Einkaufen bedeutete »Zwang und schlechte Stimmung«.
24,5 % der EU-Bürger waren 2013 von Armut bedroht. Immerhin rund 120 Millionen Menschen.
Rückfahrticket in der Tasche »Arm sein ist, sich durch dieses überfüllige Warenangebot hindurchschwitzen zu müssen, wenn man einfach nur etwas einkaufen gehen will.« Das hat meine Mama immer gesagt, erzählt Undine Zimmer. »Heute redet alles über Hartz IV. Die Menschen glauben dank Supernanny das Leben am Existenzminimum zu kennen – und haben doch keine Ahnung. So wie der Entwicklungshelfer nur zu Gast in der Dritten Welt ist, so haben auch sie das Rückfahrticket immer in der Tasche.« Das mit dem Rückfahrticket ist wohl die zentrale Sache. Es gibt die freiwillig gewählte Armut, wie sie zum Beispiel von Mönchen oder Asketen praktiziert wird. Es gibt aber auch die Armut als Leben, mit dem niemand tauschen will. Freiwillig gewählte Armut braucht einen Status, der den Verzicht zur Entscheidung erhebt. Unfreiwillige Armut sieht anders aus. Armutsbetroffene Kinder haben Eltern mit den schlechtesten Jobs, den geringsten Einkommen, den krank machendsten Tätigkeiten, leben in den kleinsten und feuchtesten Wohnungen, wohnen in den schlechtesten Vierteln, gehen in die am geringsten ausgestatteten Schulen, müssen fast überall länger warten – außer beim Tod, der ereilt sie um sieben Jahre früher als Angehörige der höchsten Einkommensschicht. Fasten ist nur dann Fasten, wenn die Möglichkeit etwas zu essen offen steht, sonst ist es Hungern. Der Zustand der Unterernährung mag der gleiche sein, aber die Möglichkeiten, die die Personen haben, unterscheiden sich. Den Unterschied zwischen Hungern und Fasten macht die Freiheit. Undine erinnert sich an die Trinkpäckchen, die sie gerne als Jause in der Schule dabeigehabt hätte: »Es ist ein Unterschied, ob man sich aus verschiedenen Gründen dafür entscheidet, gewisse Dinge nicht zu kaufen,
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Fast 10 % der Österreicher können es sich nicht leisten, Freunde oder Verwandte einmal im Monat nach Hause zum Essen einzuladen.
Armut macht krank
Menschen, die in Armut leben, sind doppelt so oft krank wie Nicht-Arme. Arme Kinder von heute sind die chronisch kranken von morgen.
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wenn man weiß, man könnte es, oder etwas nicht kauft, weil man es nicht kann.«
Essen ist mehr als Nahrungsaufnahme
Ein vermögender Haushalt erbt in Österreich im Schnitt
310.000 EURO
Soziale Ungleichheit schadet: eine sozial polarisierte Gesellschaft bringt Nachteile. Nicht nur für die Ärmsten.
Es geht um einen
FreiheitsbegrifF, der auch die Freiheit der
Armut setzt sich stets ins Verhältnis. Sie manifestiert sich in reichen Ländern anders als in Kalkutta. Menschen, die in Österreich von 700 Euro im Monat leben müssen, hilft es wenig, dass sie mit diesem Geld in Kalkutta gut auskommen könnten. Die Miete ist hier zu zahlen, die Heizkosten hier zu begleichen und die Kinder gehen hier zur Schule. Deshalb macht es Sinn, Lebensverhältnisse in den konkreten Kontext zu setzen. Armut ist weniger ein Eigenschafts- als ein Verhältniswort. »Es sich nicht leisten können, Freunde zum Essen einzuladen«, ist ein Indikator der Armutsmessung der Statistik Austria. Essen ist mehr als Nahrungsaufnahme. Hier geht es nicht nur ums Geld, nicht nur darum, ob etwas im Kühlschrank ist, sondern vielmehr um die Scham, im Unglück sein Privatestes herzeigen zu wollen. Um den Versuch, die Bedrohung des eigenen Ansehens abzuwehren. Um Selbstachtung. Deshalb ist die Erfahrung gemeinsamen Essens auf Augenhöhe eine so gute Sache. Ein Kind von Langzeitarbeitslosen zu sein, kann viel bedeuten, erzählt Undine Zimmer. Am prägendsten seien vor allem die fehlenden Erfahrungen – wie ein Familienurlaub ist, wie gut ein Sonntagsessen schmecken kann und wie hilfreich in manchen Situationen spendable Patentanten sein können. »Am heftigsten vermisst man jemanden an seiner Seite, der einem jenes Grundvertrauen einflößt, das andere schon mit der Muttermilch eingesogen haben«, erinnert sich Undine. »Denn auch Chancen brauchen Mut und meist auch etwas Geld.«
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benachteiligten einschlieSSt.
Am prägendsten seien vor allem die fehlenden Erfahrungen – wie ein Familienurlaub ist, wie gut ein Sonntagsessen schmecken kann und wie hilfreich in manchen Situationen spendable Patentanten sein können.
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Die Menschen, deren Küchen wir hier zeigen, engagieren sich im Rahmen von Sichtbar Werden, einer Plattform der österreichischen Armutskonferenz, die arme Menschen vernetzt um ihre Anliegen öffentlich und sichtbar zu machen. Denn Armut bekämpft man nicht, indem man sie unsichtbar macht. www.armutskonferenz.at
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Armer Leute Küchen Wie lebt es sich kulinarisch von wenig Geld? Wir haben Mindest sicherungsempfänger besucht und sie um einen Blick in ihre Küchen und Kühlschränke gebeten.
TRAUDE Traude hat 20 Jahre in Italien gelebt und gearbeitet, kann aber krankheitsbedingt nicht mehr arbeiten. Sie lebt mit ihrem Mann in Wien. Schon viermal war sie zu Gast bei der europäischen Armutskonferenz in Brüssel, um der EU-Kommission ihre Forderungen zu präsentieren. Als einzige Armutsbetroffene ist sie Mitglied im Arbeitskreis Mindestsicherung des österreichischen Sozialministeriums. Sie spielt Theater und verkauft die Straßenzeitung Augustin, für die sie auch Kulturnachrichten schreibt. »Fad wird mir nie«, sagt die engagierte Kommunistin.
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Naja, gesund ernähren kannst du dich als Mindestsicherungsempfänger nicht. Und viel Abwechslung gibt es da auch nicht. Es ist ja seit dem Euro 2002 alles doppelt so teuer geworden.
fotos Marlene Mautner
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Was mich ärgert ist, für 125 Gramm Himbeeren mehr zu zahlen als für ein Hendl. Und dann soll man sich gesund ernähren? Früher hatte ich immer Obst im Haus. Aber bei den Preisen! Selbst gemachte Marmeladen und eingemachtes Obst bekomme ich zum Glück noch von meinem Bruder aus dem Weinviertel.
REGINA Regina ist 56 und aus gesundheitlichen Gründen pensioniert. Die Mutter von vier Kindern wohnt auf 28,5 Quadratmetern in einer Sozialwohnung, umgeben von Büchern. Sie ist Jurymitglied beim Journalismuspreis »von unten« der österreichischen Armutskonferenz und Teil des Netzwerks Sichtbar Werden.
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Werner Sturmberger
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Katharina Hüttler / agentazur.com
One man’s trash is another man’s treasure Dass Leute auf der Suche nach Essbarem Mülltonnen durchwühlen, ist nicht wirklich neu. Dass man es aus idealistischen Motiven tut, aber schon. armeleuteessen
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umpstern sehe ich als Protest gegen den Überkonsum und die geringe Wertschätzung von Lebensmitteln. Bananen, die eine kleine braune Stelle haben, werden weggeworfen, Dosen, die verbeult sind, folgen hinterher und vieles mehr«, erklärt Ivo Kultermann, Betreiber der Seite dumpstern.de. Kritik an der Lebensmittelverschwendung ist das Hauptmotiv für Dumpster-Diver, was auch eine Online-Umfrage innerhalb der Community bestätigte. Mittellosigkeit spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle – rund ein Drittel der Befragten gab aber an, auch aufgrund knapper finanzieller Mittel zu containern. In Anbetracht der weggeworfenen Mengen an genießbaren Lebensmitteln ist das Einsparungspotenzial tatsächlich recht hoch. In Wien wird täglich so viel Brot weggeworfen wie in Graz verbraucht wird, hieß es bereits 2006 in Erich Wagenhofers Doku »We Feed The World«. Dass bei den Dumpster-Divern viel Pflanzliches von der Tonne auf den Tisch kommt, liegt nicht nur dar-
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an, dass viele vegetarisch oder vegan leben, sondern hat auch pragmatische Gründe. Davon, leicht verderbliche Ware wie Fisch oder Fleisch einzupacken, ist eher abzuraten. Dem Dumpstern haftet nicht nur der Geruch des Mülls, sondern auch jener der rechtlichen Grauzone an. Während Müll vielerorts als herrenlose Sache gilt, müssen Dumpster-Diver, um an diesen zu gelangen, häufig versperrte Container oder Türen überwinden. Das wiederum ist illegal. Wie mit Dumpstern und vor allem mit jenen, die erwischt werden, umgegangen wird, ist regional unterschiedlich und hängt auch von der jeweiligen Firmenpolitik ab. »In Norwegen und Dänemark lassen einige Märkte sogar die Tonnen auf, damit sich Leute daran bedienen können. Bei uns gab es sogar schon Anzeigen, weil jemand Tomaten aus der Tonne geholt hat«, sagt Kultermann. Oberste Regel ist daher, nicht erwischt zu werden und die Fundstellen so zu verlassen, wie sie vorgefunden wurden.
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urbane landwirtschaft
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Werner Sturmberger
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Markus Sepperer
Grünzeugs aus Grauzonen Urban Gardening boomt. In Europa ist es vor allem Ausdruck eines gesundheitsbewussten oder ökologischen Lebensstils. Für viele der 800 Millionen Menschen weltweit, die städtische Landwirtschaft betreiben, ist es aber eine Frage des ökonomischen Überlebens.
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ehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten, 2030 werden es laut Schätzungen der UN bereits fünf Milliarden Menschen sein. Damit steigt auch der Bedarf an Lebensmitteln in städtischen Gebieten. Während in vielen ländlichen Regionen der Welt, auch in Europa, Formen von Subsistenzwirtschaft anzutreffen sind, sind Stadtbewohner primär auf den Kauf von Nahrungsmitteln angewiesen. Die Wirtschaftskrise, die sich in schwankenden Lebensmittelpreisen und hoher Arbeitslosigkeit und damit sinkender Kaufkraft manifestierte, hat die Versorgungssicherheit dieser Gruppe besonders stark beeinträchtigt. Die fao schätzt, dass aufgrund der hohen Lebensmittelpreise die Anzahl chronisch hungriger Menschen um 100 Millionen auf über eine Milliarde angestiegen ist. Von Urban Agriculture, vor allem in Afrika, Lateinamerika und der Karibik, erhofft sich die fao eine deutliche Verbesserung der Ernährungssicherheit und der Ernährung selbst. Kuba, wo der Pro-Kopf-Verzehr von Obst und Gemüse sogar die Empfehlungen der fao übersteigt, gilt als Musterbeispiel städtischer Landwirtschaft: In Havanna allein gärtnern rund 90.000 Menschen und 60 Prozent aller Gartenbauprodukte stammen aus (sub-)urbaner Produktion. Welchen Einfluss die wohl bevorstehende wirtschaftliche Erholung in Kuba auf die städtische Landwirtschaft haben wird, ist indes offen. Gelingt es nicht, neben vorwiegend öko-
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nomischen auch andere Motive mit Urban Farming zu verknüpfen, könnte es auch zu einem deutlichen Rückgang kommen.
Gärtnern bis der Bagger kommt Im China der 60er Jahre versuchte man, die urbane Landwirtschaft bewusst in der Städteplanung zu berücksichtigen. So stammt heute rund die Hälfte des in Peking verbrauchten Gemüses aus den Gärtnereien der Stadt selbst. Nicht überall in China funktioniert städtische Landwirtschaft allerdings so planvoll. Etwa in Chongquing, wo der Fotograf Markus Sepperer Urban Agriculture dokumentierte: »Die Stadt ist voller improvisierter Gärten. Überall finden die Leute Zwischennutzungsräume, um Salat und Gemüse anzubauen. Es gibt Gärten unter U-Bahn-Bögen, Autobahnkreuzen, aber auch auf den Dächern der hässlichen 60er-JahreBlockbauten. Dort halten die Leute auch Hühner oder Schweine.« Die knapp 30 Millionen Einwohner zählende Metropolregion am Zusammenfluss von Jangtsekiang und Jialing beschreibt er als Urbanitätswucherung. »Man kann dabei zusehen, wie Geschichte geschrieben wird, wie Ackerflächen verschwinden und sich die Stadt entwickelt. Die Schnittstelle zwischen Stadt und Land ist immer in Bewegung«, sagt er. Viele der Menschen, die in der Stadt Gemüseanbau betreiben würden, seien Bauern, die unfreiwillig zu
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Viele Menschen, die in Chongquing urbane Landwirtschaft betreiben, sind unfreiwillig zu St채dtern gewordene Bauern.
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Der Fotograf Markus Sepperer hat in der Metropole dokumentiert, wie Land zu Stadt wird.
Städtern wurden und aufgrund der Urbanisierung ihre Einkommensgrundlage verloren haben. Andere würden aus Gegenden wie Szechuan stammen und seien ihren Kindern, die in der Stadt arbeiten, nachgefolgt. Viele der oft älteren Herren misstrauen dem Essen aus den Supermärkten – was in Anbetracht der völlig unkontrollierten Anbaubedingungen des eigenen Gemüses schwer nachzuvollziehen ist – oder pflegen ihre Gärten, um aktiv zu bleiben. Wie in vielen anderen Städten sich entwickelnder Länder dient die Ernte zur Versorgung des eigenen Haushalts oder schafft durch ihren Verkauf ein Zusatzeinkommen. Anders als bei vielen Urban-GardeningProjekten im Westen spielt der Gemeinschaftsgedanke dabei keine Rolle: »Die Menschen organisieren sich nur soweit, dass sie sich nicht gegenseitig das Gemüse wegnehmen: Wenn es wächst, dann gehört es dir. Das gilt solange, bis die Bagger kommen«, so Sepperer. Davor werde aber in vielen Fällen mit Hinweistafeln gewarnt: »Bitte räumen sie ihr Gemüse weg. In zwei Wochen kommt der Bagger.«
Urban Gardening in Europa: Lifestyle oder Pragmatik? Wenn in Europa gegärtnert wird, und das wird es immer öfter, dann ist eher von Urban Gardening als Farming die Rede. Ökonomische Gründe stehen weni-
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ger im Vordergrund – häufig trifft man auf Verknüpfung aus ökologischen, gesundheitlichen und Gemeinschafts aspekten. Die Motivationen hinter solchen Bewegungen würden sich aber nicht nur regional, sondern auch individuell unterscheiden, wie Axel Timpe, Landschafts architekt und Urban Agriculture-Experte an der rwth Aachen im Rahmen eines Forschungsprojekts festgestellt hat: »Im Nordwesten Europas ist Urban Gardening vor allem eine Lebensstil-Frage«, sagt er. Oftmals würden sich »Recht auf Stadt«-Initiativen und Aspekte wie Community-Building an solche Projekte knüpfen. »In Südeuropa und Irland gab es aber auch ganz klar die Aussage, dass es ein Versuch ist die Krise zu bewältigen«, so der Experte. Eine Kleingartenkultur, wie man sie in Deutschland kennt, habe es dort vorher nicht gegeben. Die Projekte sind regelrecht aus dem Boden geschossen: In Lissabon allein soll es mittlerweile rund 70.000 Gemüsegärten geben. Die Anlagen sind dabei weniger von Zäunen, Hecken und Zierbeeten geprägt als die klassische deutsche Kleingartenkolonie oder die Schrebergärten. Der Erschließung alternativer Möglichkeiten zur Nahrungsmittelversorgung stünde dort aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Situation stärker im Vordergrund. Menschen würden in diesen Projekten angesichts hoher Arbeitslosigkeitsraten auch sinnvolle Beschäftigung und
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»Die Stadt ist voller improvisierter Gärten. Überall finden die Leute Räume, um Salat und Gemüse anzubauen.«
damit Selbstbestätigung finden. Der Mehrfachnutzen ist für Timpe auch ein essentieller Bestandteil von Urban Gardening: »Die Menschen, die wir in Sofia getroffen haben, sagten, wir machen das nicht nur für uns und nicht nur aus ökonomischen Gründen. Wir machen das hier in der Plattenbausiedlung, um den Ort zu verändern und einen zu erschaffen, an dem wir etwas gemeinsam machen können.«
Keimzelle einer gerechteren Gesellschaftsordnung? Egal in welcher Konstellation städtische Landwirtschaft betrieben wird, ein Bezug zum Wirtschafts system scheint aber immer gegeben: das Urban Gardening der wohlhabenden Regionen versteht sich auch als Kritik am bestehenden Wirtschafts- und Gesellschafts system, während das Urban Farming in jenen Regionen, die stärker von Armut oder den kapitalistischen Krisen betroffen sind, als Reaktion auf diese gelten kann. Urban Agriculture kann ein effektives Instrument sein, um die Folgen jener Krisen abzufedern. Vielleicht sogar noch mehr: Die Saat eines ökologisch wie ökonomisch nachhaltigeren und nicht zuletzt gerechteren Wirtschaftssystems, das solche Krisen nicht mehr kennt.
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inwien
Die VHS Wien lädt zur großen Abschlussveranstaltung: „SMART PARTICIPATION: Die Zukunft der Stadt mitgestalten“ mit Peter Resetarits (ORF) u.v.a. Montag, 7. März 2016, 18.30 Uhr VHS Wiener Urania | 1., Uraniastraße 1 Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe diskutieren wir die Beteiligungsmöglichkeiten in der smarten Stadt: Wie weit reichen diese, wo gibt es Entwicklungspotenziale, was funktioniert nicht? Wie muss BürgerInnenbeteiligung der Zukunft gestaltet werden? Dazu hören wir einleitend Peter Resetarits, den bekannten ORF-Bürgeranwalt. Im Anschluss diskutieren wir mit ExpertInnen und beantworten Fragen aus dem Publikum. Moderation Lisa Mayr | derStandard Eintritt frei! Anmeldung unter events@vhs.at
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Christoph Wiesner züchtet Mangalitza-Schweine im niederösterreichischen Wischathal.
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Jürgen Schmücking
Wie kommt es eigentlich, dass sich ausgerechnet von Lebensmitteln mit besonders hoher Qualität häufig kaum Leben lässt?
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ie kommt es eigentlich, dass wir zwar ständig auf der Suche nach traditionellen Lebensmittelhandwerkern und vorindustriellen Manufakturen sind? Wenn wir sie einmal gefunden haben, werden sie hip und gehyped, bis jeder Foodie ihre Namen kennt. Besucht man sie, findet man oft prekäre Existenzen und Produzenten, die kaum ihre Sozialversicherungsbeiträge bezahlen können. biorama hat sich umgesehen und fand Gründe dafür. Auf allen Seiten. Es ist eine kristallklare Nacht. Es ist auch klirrend kalt. Der Fasching ist vorbei, es ist eine stille Zeit im Lungau. Im Lungau ist auch der Fasching selbst nicht laut, aber die Zeit danach ist Entschleunigung bis zum gefühlten Stillstand. Eine Zeit des Verzichts und der Besinnung. Vor ein paar Jahren trafen sich die Leiter der österreichischen Slow Food-Gruppen zum Austausch. Eingeladen wurden sie vom Convivium – der Regionalgruppe – Lungau. Nach Einschätzung von Slow Food International gelten die Lungauer als »schwache Gruppe«. Weil
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sie nur eine Handvoll Mitglieder und wenig Ambition haben, daran etwas zu ändern. Damit begründet die– mitgliedsbeitragsabhänige – Dachorganisation ihre Einschätzung. Sieht man genauer hin, ergibt sich ein fundamental anderes Bild. Das Lungauer Convivium, so nennt Slow Food seine regionalen Gruppen, ist eine Gemeinschaft rund um die Leute vom Hiasnhof. Auf 1.250 Metern über dem Meer betreibt die Familie Naynar-Lanschützer einen Bio-Bergbauernhof mit einer Ziegenherde. Die Produkte vom Hiasnhof sind handwerkliche Unikate. Rohmilchkäse in Vollendung und auf den Käse-Karten der besten Restaurants zu finden. Es gibt wenige Slow-Food-aktivisten, die die Philosophie und die Idee von Slow Food derart stark und konsequent in ihr Denken und Handeln integriert haben, wie die Menschen, die im Lungau die Fahnen der Organisation hochhalten. Und das macht sie nicht zu einer »schwachen« Gruppe, sonder zu einer sehr starken. Einer der stärksten, die wir in Österreich haben. Nur eben nicht in
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Form hoher und steigender Mitgliederzahlen. Die Logik und die Hektik der geld- und wachstumsgetriebenen Städter sind Gunther Naynar nicht fremd. Er und seine Familie haben sich nur entschieden, bei dem Spiel nicht mehr mit zu spielen. Vor einigen Wochen wurde im Rahmen einer Charity-Veransaltung in Salzburg eine Menge Geld gesammelt, um die Arche-Projekte im Lungau zu unterstützen. Das freute Gunther Naynar zwar und brachte ihn auch zum Lächeln, nur musste der Scheck auch abgeholt werden. Also eine Stunde nach Salzburg fahren, auf die Bühne steigen, in Kameras grinsen, wieder zurück. Das muss wirklich nicht sein. Zum Glück fand sich dann doch jemand aus der Gruppe – und der Scheck konnte übergeben werden. An jenem Winterarbend waren die österreichischen Convivienleiter zum Essen eingeladen. Solche Abende gibt es regelmäßig. Normalerweise enden sie mit einem mehrgängigen Menü mit Weinbegleitung. Im Lungau gab es eine Fastenspeise. Und Quellwasser. Es war ein wunderbarer Abend. Szenenwechsel ins südliche Weinviertel. An den Hof von Isabell und Christoph Wiesner. Die beiden betreiben mit ihren vier Kindern ein kleines Selbstversorgerparadies. Kern des Hofs ist eine stattliche MangalitzaHerde, darüber hinaus laufen herum: unzählige Hühner, Puten, Wachteln, Aylesbury-Enten, Gänse, ein paar Pferde und einen Hund. Die Wiesners haben sich in Österreich, aber auch (und vor allem) international als die Top-Experten für rote, blonde und schwalbenbäuchige Mangalitza-Schweine etabliert. In Österreich und mittlerweile auch in Deutschland ist das Interesse der Medien groß, die Geschichte der außergewöhnlichen Familie zu erzählen. Aus dem Amerika, Kanada oder England kommen eher Anfragen nach professionellen Schlacht- und Verarbeitungsseminaren. Auch in Österreich bieten die Wiesners Kurse an, in denen der Ablauf einer Hofschlachtung gezeigt wird. Der Ablauf ist dabei etabliert und – prozessbedingt – immer gleich. Kurze Einführung, Bolzenschuss, Stich, Ausnehmen, grob Zerlegen, Kochen. Auch diese Seminare sind mittlerweile gut besucht. Während des Kurses wird Christoph Wiesner nicht müde, auf die negativen Aspekte industrieller Fleischproduktion hinzuweisen. Schnelles Wachstum, unkontrollierte Fütterung, Stress beim Transport ins Schlachthaus und beim Schlachten selbst. In der Tat hat mein bei
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links: Ein Göriacher Hartkäse aus dem Lungau. rechts: Thomas Eberharters Ziegenkäse fand auf dem regionalen Markt nicht genügend Absatz.
ihm das Gefühl, als würden sowohl bei ihm, wie auch beim Tier jeglicher Stress kurz vor dem Schuss abfallen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hören zu. Meist etwas betroffen, weil sie den Übergang von »so lieb« zu »so gut« noch nie so nah miterlebt haben. Aber sie hören zu. Nicken verständig, nachdenklich. Man könnte wirklich meinen, die Landkarten in den Köpfen seien in Bewegung, es könnte sich etwas ändern. Zu Hause erzählen sie dann vom Erlebten. Vielleicht auch davon, was Christoph gesagt hat. Eventuell hat der eine oder andere sogar ein Stück Fleisch mitgenommen. Den Schopf oder die Schulter. Quasi Beute. Geändert hat sich aber nichts. Nicht für die Wiesners. Vielleicht achten ehemalige Teilnehmer sogar darauf, sich nicht von den Sonderangeboten im Fleischregal des Supermarkts verführen zu lassen. Vielleicht gehen einige sogar öfter zum Fleischer oder kaufen Bio-Fleisch. Das ist alles sehr begrüßenswert. Dass auch nach dem Schlachtkurs in Wischatal Produktke von Isabell und Christoph gekauft werden, ist höchst selten und führt dazu, dass die beiden einen (zu) hohen Anteil ihrer Einnahmen aus Dienstleistung und nicht aus dem Verkauf ihrer Produkte erzielen. Die dritten im Bunde sind wieder Käser und ihr Beispiel zeigt, dass der größte Hype nichts nützt, wenn die Produktionskosten so hoch sind, dass der (regionale) Heimatmarkt mit dem Endkundenpreis überfordert ist. Da kann noch so viel in die urbanen Zentren oder gar nach Dubai exportiert werden, wenn es im Dorf nicht klappt, klappt es gar nicht. Die Rede ist hier vom Haidacherhof im Tiroler Alpbachtal. Ein Paar hat sich hier mit einer Herde Toggenburger Ziegen selbständig gemacht
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und innerhalb kurzer Zeit dem Tiroler Käsemarkt einige der besten Bio-Ziegenrohmilch-Käse-Sorten ins Regal gestellt. Am herausragendsten dabei waren entweder die ganz frischen Produkte, wie klassischer Ziegenfrischkäse und Labneh, aber auch die (extrem) gereiften Käsesorten, wie der Toggenburger, der, im Felsenkeller gereift, eine ambitioniert-wilde Oberfläche aufweist und sogar für manchen ausgewiesenen Käse-Fetischisten eine veritable Herausforderung darstellt. Kurzum, die Produkte waren grandios, aber sauteuer. Exportförderung und Messe-Teilnahmen in Dubai führten dazu, dass einige der Produkte in Bio-Läden in den Arabischen Emiraten angeboten wurden. Die Logistik dafür war alledings hemdsärmelig. Einmal im Monat ging eine Palette eines bestimmten Tiroler Mineralwassers nach Dubai. Thomas Eberharter kümmerte sich darum, dass auf diese Palette auch sein Käse gepackt wurde, der damit – mit dem Defender nach München gebracht – huckepack in den Golf flog. Versuche, die Tirolerinnen und Tiroler vom rustikalen Käse zu überzeugen, scheiterten. Das Paar versuchte sogar einen kleinen Käseund Spezialitätenladen am Wiltener Platzl in Innsbruck zu betreiben. Keine Chance. 30 Euro für einen Hartkäse, noch dazu mit einer kraterzerfurchten Oberfläche, das war den Mandern aus dem heiligen Land zuviel. Der Betrieb musste schließen. Dass es in unserer Gesellschaft angesagt ist, über nachhaltige Produkte / Produktionsweisen und Hersteller bescheid zu wissen ist – prinzipiell – eine gute Sache. Noch besser wäre die Sache, wenn der Hype auch dazu führte, dass die Produkte auch gekauft und konsumiert werden.
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Manuela Tomic
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der ruf nach entnetzung Im Hamsterrad der ständigen Erreichbarkeit schafft sich der Mensch eigene Rückzugsorte. Entnetzung macht sich breit und wird als neuer Wert gefeiert.
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ie Euphorie über digitale Vernetzung war gestern. Jetzt entstehen kleine Inseln, Sehnsuchtsorte einer Welt ohne Networking, Facebook und Smartphones. Der »Digital Detox Tourism« ist das wohl plakativste Beispiel. Damit die Besucher von der vernetzten Außenwelt abgeschnitten sind, werden hier Hotels absichtlich in Funklöcher hineingebaut – eine digitale Reinigungskultur, die in den usa, in Schottland, Deutschland aber auch in Österreich längst ihren Kundenstamm hat. Das Ziel: Ein physisches Gemeinschaftserlebnis und die Absage an den sonst so entmaterialisierten Alltag. Auch Großstädter erleben diesen Trend: Cafés werben damit, kein wlan zu haben. Und Firmen sichern ihren Mitarbeitern langsam wieder Büros mit Türen zu, abseits des Großraum-Büro-Wahnsinns. Apps und Programme werden hergestellt, nur zu dem Zweck, ihre Nutzer von sozialen Netzwerken oder Nachrichtendiensten fernzuhalten. Aber wie konnte es so weit kommen?
Ethos Vernetzung Der Soziologe Urs Stäheli forscht zum Thema Entnetzung und hat hierzu beobachtet, wie das digitale Zeital-
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ter einen Wertewandel in unserer Gesellschaft hervorgerufen hat. Die Vernetzung selbst sei mit einem Ethos aufgeladen und wurde zu einem festen Wert, sagt der Forscher. Nicht nur Organisationen, auch der Einzelne ist gefragt, sich zum begabten Netzwerker zu machen. »Der neue Geist des Kapitalismus trägt ein Begehren nach Vernetzung inne«, so Stäheli. Wer nicht gut vernetzt ist, sowohl persönlich als auch beruflich, gelte als Versager. Die festen Grenzen verschwimmen. Das Ideal, sich durch Vernetzung beruflich und privat zu bereichern, sei so zu der gesellschaftlichen Pflicht geworden, ständig erreichbar sein zu müssen. Ein Hamsterrad, dem sich keiner entziehen kann.
Die Wiederentdeckung des Ruhigen Im Berufsleben gehe der Trend noch einen Schritt weiter, sagt der Forscher. Hier herrsche das Phänomen der Übervernetzung. Darunter versteht Stäheli den Zustand der Vernetzung zum reinen Selbstzweck. Wenn man also ein Netzwerk-Treffen hat, nur um das nächste zu planen. Ob Alumni-Treffen an der Universität oder Elevator-Pitch-Treffen zur Trockenübung – Vernetzen
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Abschalten im Funkloch: Das propagiert der »Digital Detox Tourism«.
und vernetzt sein ist Pflicht. Warum, das weiß man hier nicht mehr so genau. Auch Großraumbüros und gläserne Trennwände, die unsere Arbeitswelt bestimmen, sollten anfangs mehr Transparenz und vor allem zwanglose Kontakte herstellen. Diese Architektonik der Vernetzung habe sich in großen Organisationen längst durchgesetzt, sagt Stäheli. Jetzt würden Unternehmer auch hier wieder kleine Orte der Entnetzung herstellen, so der Wissenschaftler. »Was die Anstellungspolitik angeht, gibt es eine Art Wiederentdeckung der Figur der Introversion, des Ruhigen.« Ein Mensch, der lange Zeit nicht richtig integriert werden konnte, eine vernachlässigte Ressource also. »Jetzt merken Bosse großer Unternehmen, dass jemand, der etwas zurückgezogen vor sich hinarbeitet, vielleicht zu viel interessanteren Ideen kommt als das bei einem Gruppen-Brainstorming der Fall ist.« Die Entdeckung des ruhigen, introvertierten Mitarbeiters, der nicht perfekt netzwerkt, werde also zunehmend zu einem geschätzten Wert. Ein bekanntes Beispiel: Der Software-Riese sap hat vor knapp drei Jahren in allen internationalen Standorten Menschen eingestellt, bei denen eine Form von Autismus festgestellt worden ist. Menschen, die also gute Arbeit leisten, ohne dabei die perfekten Netzwerker zu sein. Diesen Schritt von sap haben einige Unternehmen nachvollzogen
Reaktionen einer Netzwerkgesellschaft Das sich Entnetzen bedeute in der heutigen Zeit vor allem eines, sagt Stäheli: Entnetzung sei immer nur ein Moment, eine Praktik, eine Form – eine Ausnahme im
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vernetzten Alltag. Alle Entnetzungs-Angebote seien unterschiedliche Versuche innerhalb einer etablierten Netzwerkgesellschaft, mit Problemen der Übervernetzung umzugehen. Das bedeutet, dass die Netzwerk gesellschaft selbst Formen hervorbringe, mit denen auf die Übervernetzung reagiert werden könne, wie beispielsweise Apps, die den User automatisch für eine bestimmte Zeit entnetzen. Die Medienkunst versucht die Entnetzung selbst zu einem künstlerischen Produkt zu machen. Gerade die Kunst sei ein Bereich, wo Entnetzung stark honoriert werde und das Provokationspotenzial zu diesem Thema deutlich werde, sagt Stäheli.
Die Gesprächs-Nostalgiker Eine einsame Hütte im Wald, Lagerfeuer und tiefsinnige Gespräche: In Zeiten des Vernetzungs-Ethos, der Großraumbüros und der Übervernetzung ist man schnell versucht, sich nach dem »guten alten« Austausch unter vier Augen zu sehnen. Stäheli warnt hier aber vor einem nostalgischen Bild, das von dieser Vorstellung zehrt. Und das aus einem einfachen Grund: »Im Großen kann man der Vernetzung ohnehin nicht mehr entgehen. Entnetzung führt daher nie zu totaler Entnetzung, sondern schafft neue Vernetzungsformen, auf die wiederum reagiert wird.« Auch die Kommunikationskultur sei nicht mehr umkehrbar: »Ich würde das Chatten nicht automatisch als oberflächlicher oder minderwertiger bezeichnen als ein Gespräch unter vier Augen. Es ist höchstens eine unterschiedliche Kommunikationsund Ausdrucksform.«
Mosaik von Momenten Wenn man eine entnetzte Welt fordert, dann würde das bedeuten, dass man auch die medientechnische Entwicklung rückgängig machen müsste, was undenkbar sei, so Stäheli: Die Energieversorgung, Krankenhäuser, städtische Infrastrukturen, der Luftraum aber auch das Finanzsystem sind miteinander vernetzt – »man kann diese Vernetzung zwar reduzieren, aber wenn man sie ganz ausschaltet, dann sind diese Systeme nicht mehr steuerbar, weil sie keine Umweltinformationen mehr
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bekommen.« Auch hier ist Entnetzung nur ein Moment – wie der Finanzsektor zeigt. Mithilfe von Bad Banks, die als Banken isoliert sind, können Ansteckungsprozesse verhindert werden, wie sie beispielsweise in der Finanzkrise auftreten. Diese Bad Banks kaufen toxische, also risikobehaftete Wertpapiere von Banken auf, damit diese ihre Vertrauenswürdigkeit gegenüber anderen Banken und Investoren behalten und die Kreditvergabe und der Geldfluss am Laufen bleiben. »Was man an diesem Beispiel gut erkennt sind zwei Dinge«, sagt Stäheli. »Vernetzung wird als riesiges Sicherheitsrisiko verstanden und es werden Maßnahmen der Entnetzung geschaffen, die dieses Risiko eindämmen sollen.« Aber sobald man ein Risiko unter Kontrolle hat, komme eine neue Vernetzung, die wieder neue Risiken birgt. Auf den Einzelnen umgemünzt bedeutet das also in Zukunft, dass Zonen der temporären, digitalen Entnetzung geschaffen werden, die sich aber nicht zu einem neuen Bereich des Privaten aufaddieren lassen. Situativ muss das Private immer neu geschaffen werden, so Stäheli, es sei immer ein Mosaik aus vielen einzelnen Momenten innerhalb einer vernetzten Welt.
In Zeiten des Vernetzungs-Ethos, der Großraumbüros und der Übervernetzung ist man schnell versucht, sich nach dem »guten alten« Austausch unter vier Augen zu sehnen.
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nsere Fotostrecke entstand in Weißensee. Das kleine, aber feine Familienskigebiet am See bietet ideale Bedingungen für die ersten Ski-Abfahrten. Langläufer finden im Naturpark 55 Loipenkilometer und für Wanderer gibt es auch im Winter ein großes Netz an geräumten Wegen. Das eigentliche Highlight am Weißensee findet auf Kufen statt: Einmal im Jahr kommen Tausende Niederländer nach Kärnten, wenn die »Alternative Elf-Städtetour« ausgetragen wird. Das ist die Ersatzveranstaltung für die Elfstedentocht, das traditionsreiche Natureis-Langstreckenrennen zwischen elf Städten auf zugefrorenen Grachten, das – mangels Kälte – nicht jeden Winter auf den Kanälen ausgetragen werden kann. Die Models wurden eingekleidet vom dänischen Eco-Fashion Label Knowledge Cotton. www.weissensee.com
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Mit zwei Motorsägen gleichzeitig hantieren. Der Kanadier Aaron Gregg hält den Rekord im Jonglieren von Kettensägen mit insgesamt 86 gelungenen Fängen.
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ORECHROMUS NILAUTICUS:
Der Tomatenfisch
N
ein, das Gemüse schmeckt nicht nach Fisch. Und der Fisch auch gar nicht nach Grünzeug. Als in unseren Breiten erstmals ernsthaft darüber nachgedacht wurde, Orechromus nilauticus – einen ursprünglich im Nil beheimateten über das Wasser die Pflanzen düngt. Nicht verwechseln sollte man das Ganze mit ökoBuntbarsch – in Bottichen im Gewächshaus gemeinsam mit Pflanzen zu halten, passierte das logischer Kreislaufwirtschaft. Denn die Produktion ist höchst intensiv. 30 Tonnen unter dem Arbeitstitel »Tomatenfisch«. Der »Rosé Barsch« und 35 Tonnen Gemüse soll Name bezog sich allerdings nicht auf den Geschmack oder das Fleisch des Exoten (es ist Berliner Stadtfarm künftig jährlich abwerfen. rötlich hell und schmeckt in etwa so wie PanGefüttert wird zwar mit Biofutter, geheizt mit gasius). Die Tomate im Namen deutete auf Sonnenenergie und man verzichtet auf Genden Umstand hin, dass sich das robuste Tier technik und Pestizide. Ob diese Form der intenproblemlos in Gewächshäusern großziesiven Fischwirtschaft allerdings mit den Ideen hen lässt, in denen sonst hydroponisch Geder Bio-Bewegung vereinen lässt, darüber wird müse wächst – also auf Nährstofflösungen, noch heftig diskutiert. Die Spitzengastronomie jedenfalls hat der Tomatenfisch überzeugt. Im ganz ohne Erde. Aus dem Tomatenfisch Berliner »Pauly Saal« (Auguststraße 11–13) setzt wurde schließlich trotzdem der »Rosé Barsch«. Als solcher wird er nun in BerKüchenchef Arne Anker den »Rosé Barsch« immer lin-Schöneberg in der alten Malzfabrik wieder auf die Karte. Und auch andere Farmbetreigefüttert und gemeinsam mit Tomaten, ber wollen dem Berliner Vorbild folgen. Nach im Paprika, Salat und Kräutern seit kurSchweizer Bad Ragaz bereits ein Gemüsegroßhändzem auch im Hofladen der 1.800 m2 ler die Abwärme seiner Kühlhallen zur Aufzucht der afrikanischen Barsche nutzt, verhandelt Fischfarmer großen »Flagship Farm« vermarktet. Nicolas Leschke derzeit in Wien mit alteingesessenen Möglich macht diese urbane Fischhydroponischen Tomatenbauern darüber, sein System produktion das Prinzip Aquaponic: zu exportieren. In der Malzfabrik kostet das Kilo Rosé ein geschlossener Wasserkreislauf, derweil stolze 19 Euro. in welchem der Kot der Fische
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Helena Zottmann
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icpdr ,
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LET’S PLAY DANUBE ADVENTURE!
Wichtigste Zutat für den Donauschutz? Wissen. Was sind die drei wichtigsten Zuflüsse in die Donau? Wie groß ist das Donaudelta? Welcher Fisch ist der berühmteste im Donauraum? Je besser die Menschen den Fluss und den Lebensraum Donau kennen, umso bewusster wird die Notwendigkeit, den Fluss zu schützen.
So einfach ist es natürlich nicht. Donauschutz ist eine riesige Aufgabe, an der zahlreiche nationale und internationale Organisationen beteiligt sind. »Die icpdr bietet einen Tisch, an dem sich die Donauländer abstimmen und ihre Bemühungen koordinieren können«, erzählt Benedikt Mandl, zuständig für Kommunikation und Öffentlichkeitsbeteiligung am Sekretariat der icpdr, der International Commission for the Protection of the Danube River. Kinder und Jugendliche stehen dabei ganz weit oben. Mit verschiedenen Angeboten will die icpdr Bewusstsein bilden und die Aufmerksamkeit auf das Thema lenken. Daher entwickelte man ein Online-Game, das Kindern und Jugendlichen, aber auch Erwachsenen die Donau näher bringen soll. »Beim Alter gibt es keine Grenze. Das Spiel ist genauso für ältere Kinder und Erwachsene gedacht«, sagt Susanne Brandstetter, Vorsitzende der Public Participation Group bei der icpdr und Federführende bei der Entwicklung des Spiels »Danube Adventure«. In welcher Gegend entspringt die Donau? Wo fließt die Save in die Donau? Wann begann die Donaudampfschifffahrt? Wer
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diese Fragen nicht beantworten kann, sollte schleunigst das »Danube Adventure« beginnen!
Abenteuer Donau Neben dem Online-Game organisiert die icpdr seit vielen Jahren den Danube Day, der bei vielen Schülerinnen und Schülern bereits bekannt ist. Jedes Jahr im Juni findet der internationale Tag zum Schutz der Donau statt. In dieser Zeit organisiert das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft die via donau und die Stadt Wien im Auftrag der icpdr einen Aktionstag, an dem Schulklassen und Jugendorganisationen mitmachen können. Ein weiteres Tool für Bewusstseinsbildung ist die Danube Box. »Auch hier steht im Mittelpunkt, dass wir die Kinder und Jugendlichen an die Flüsse bringen und dass sie sich direkt am Fluss mit dieser Thematik auseinandersetzen«, erzählt Benedikt Mandl. Das Projekt kam im gesamten Donaueinzugsgebiet sehr gut an, vor allem auch außerhalb von Österreich: »Aus österreichischer Perspektive ist so eine Exkursion nichts Außergewöhnliches, aber für viele unserer Mitgliedsländer ist es noch
Entgeltliche Einschaltung
Donauschutz: ein Kinderspiel
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52 sehr innovativ, dass man Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gibt, selbständig Dinge zu erarbeiten«, so Mandl. »Es war spannend zu sehen, wie begeistert diese Box dort aufgegriffen wurde«, erzählt Mandl. Für Susanne Brandstetter ist das ein besonderer Grund zur Freude, denn es geht ihr »um einen Know-How-Transfer zwischen den Donauländern.«
Wissenstransfer »Da gelingt es auch sehr schön, grenzüberschreitende Bewusstseinsbildung zu machen«, sagt Susanne Brandstetter. Doch auch abseits der Schulbildung betreibt die icpdr wichtige Bildungsarbeit. Wer weiß zum Beispiel, welche wichtigen Schritte für den Donauschutz auf die Donauländer zukommen? Die Ziele im Managementplans sind für 2021 gesetzt und berühren unterschiedliche Zonen der Donau. »Jedes Land hat seine Problembereiche, jedes Land hat seine Schwerpunktprogramme und jedes Land hat seine eigenen Bedürfnisse«, so Mandl. Die icpdr bildet diese Zonen ab und definiert für die gesamte Donau diesen Managementplan. Innerhalb der nächsten sechs Jahre soll der Plan von den einzelnen Ländern umgesetzt werden.
Das Donaueinzugsgebiet umfasst 10 Prozent von Kontinentaleuropa.
Der Fluss als Teil der Stadt: Die Donau in Wien ist Transportweg, Naherholungsgebiet, Lebensraum.
Giftige Substanzen, Verbauung, Grundwasser Der Zustand der Donau wird an unterschiedlichen Parametern gemessen. Wie hoch ist der Nährstoffanteil in den Gewässerabschnitten? Wie hoch ist der Grad der Verbauung? Wie viele Haushalts- oder Industrieabwässer gelangen in die Donau? Wie gut sind umliegende Siedlungsgebiete vor Hochwasser geschützt? Um sich an die Maßnahmen zu machen, musste erst einmal gemessen und beobachtet werden. Auch das ist Teil der umfangreichen Aufgaben der icpdr. Der Fluss verbindet halb Europa miteinander und längst wurde der Nutzen dieser Lebensader erkannt. Am 9. Februar 2016 treffen sich die Donauministerinnen und -minister in Wien, wo der Maßnahmenplan offiziell vorgestellt wird. Jetzt heißt es nur noch in die Hände spucken und anpacken.
Die Donau wird auf der gesamten Strecke vielfältig genutzt, da gehört auch die Schifffahrt dazu.
Naturnahe Flusslandschaft im Rumänischen Orsova.
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Aktuelle Wasserinformationen, Hintergründe und Interviews auf
DONAU-FACTS Karl Schwaiger ist Leiter der österreichischen Delegation bei der Internationalen Kommission zum Schutz der Donau und er ist gemeinsam mit vielen anderen Menschen daran beteiligt, den Managementplan der icpdr in Österreich umzusetzen.
Sprachen werden im Donaueinzugsgebiet gesprochen
800.000 km2 groß ist das Donaueinzugsgebiet, das sind von Kontinentaleuropa
10 %
80.000.000 Menschen leben im Donaueinzugsgebiet
2857 km lang ist die Donau, damit ist sie Europas zweitlängster Fluss
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Im 21. Jahrhundert gab es bereits schwere Hochwasser, im 20. Jahrhundert waren es insgesamt
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1 Tag dauert das Errichten vom mobilen Hochwasserschutz
Stör
Der wurde zum Symbol für nachhaltiges Management des Donauraumes – sein Wohlbefinden hängt von vielen Faktoren ab.
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Wie schätzen sie den Zustand der Donau insgesamt ein? Im Wesentlichen ganz gut, das hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. An der oberen Donau bis etwa Bratislava ist Abwasserreinigung schon seit gut zehn Jahren ein weitgehend abgeschlossenes Thema, auch bei der Durchgängigkeit der Gewässer wurde viel getan: zahlreiche Wanderhindernisse für Fische wurden sukzessive beseitigt. Im mittleren und unteren Abschnitt der Donau steht weiterhin die Verringerung der Abwassereinleitungen im Vordergrund. Wird es Österreich schaffen, die Maßnahmen aus dem Maßnahmenplan umzusetzen? Ja. Unsere Ziele sind vollständig mit den donauweiten Zielen der icpdr akkordiert. Bezüglich Abwasserreinhaltung haben wir unsere Hausaufgaben gemeinsam mit Deutschland und einigen anderen Ländern gemacht, bei den Gewässerstrukturen sowie der Wiederherstellung der Durchgängigkeit gibt es aufgrund unserer großen Zahl von Wanderhindernissen nach wie vor Handlungsbedarf. Das ist unsere wesentliche Handlungsschiene. Wie sieht das bei den anderen Ländern aus? wie entwickeln sich die? sind Sie optimistisch? Vorsichtig optimistisch, allerdings ist die Situation sehr unterschiedlich. Wir haben im Donauraum eine Reihe von Staaten, die als Mitglied der EU von deren Fördermöglichkeiten im Umweltbereich sehr profitieren, und wir haben fünf Staaten, die nicht EU-Mitglied sind; wir haben – gemessen am Bruttonationalprodukt – reiche Staaten und vergleichsweise deutlich ärmere Staaten; dennoch stehen alle Donaustaaten zu den Zielen und Maßnahmen des Managementplans der icpdr und sind auch fleißig dabei im Rahmen ihrer Möglichkeiten Verbesserungsmaßnahmen für ihre Gewässer zu setzen.
Bild »0363 Danube Lock« Bruce CC BY-SA 2.0, »Danube, Vienna« jay8085 CC BY 2.0, »Romanian Tour: Dunarea, Orsova / The Danube« Christiana Bardeanu CC BY 2.0
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KARL SCHWAIGER
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elternalltag / Ursel Nendzig
Es kommt die Zeit, da geben sie einem nicht mehr die Hand. Muss man akzeptieren. Man könnte auch sagen: Loslassen. Aber das würde mich nur traurig machen.
illustration Nana Mandl, Katharina Hüttler / agentazur.com
Hand weg
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»Ich frag mich nur: wird er mir jemals wieder die Hand geben?«
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or ein paar Tagen gingen der große Sohn und ich mit Freundin A. und deren Tochter die Straße lang. Befahrene, gefährliche Straße. Beim Überqueren einer Seitenstraße schnappte sich A. die Hand ihrer Tochter und forderte ganz automatisch die meines Sohnes auch ein. Er gab sie ihr, wir überquerten im sicheren Menschenkettengang die Straße. Ich fand irrelevant. Auch ein Hosentaschenpinscher verursacht Todesangst und Todesdas ganz reizend und mitdenkend von A. Und angst verursacht Händegeben. Aber nur auch rührend, denn für mich laufen solche Straßenüberquerungen ganz anders ab. Mir gibt er sehr kurz und wenn möglich versteckt er die Hand nämlich niemals nicht. sich eher hinter mir, bevor er mit die Hand Das Handgeben ist und war schon immer gibt. Nicht falsch verstehen, das ist völlig nichts, was er gern tut. Als er Laufen lernte, okay für mich. Er geht kontrolliert und aufwar ihm meine Hand noch gut genug, einfach, merksam über die Straße, bleibt stehen, wo es weil er nicht krabbeln konnte und auf mich Sinn macht, turnt und klettert sicher bis vier Meter Höhe – wozu also Hand geben. und das Händegeben angewiesen war, wenn er vorwärtskommen wollte. Später war es ab Ich frag mich nur: wird er mir jemals wieund zu möglich, ihn in einem unaufmerksamen Moment heimlich in den Händeder die Hand geben? Was – sobald er dieses klammergriff zu nehmen, allerdings nur Hundeding abgelegt hat – wird ihn jemals wiein Extremsituationen (tumultartige Laterder dazu bringen, mir die Hand zu geben? Muss ich wirklich einmal im Monat einen Extremkletnenfeste, wuselnde Horden größerer Kinterparcours mit ihm gehen, warten, bis er fast abder, Klettergerüste über vier Meter Höhe etc.). Das ging aber auch nur, so lange rutscht und ihm dann mit meinem heimlichen Trier seinen Kopf in irgendwelche Richumphlächeln meine Hand entgegenstrecken, die er tungen reckte und durch das Getümmel dann annehmen muss, um nicht in die Schlucht zu abgelenkt war. Sobald er wieder wussfallen? Muss ich mit ihm in einen Horrorfilm gete, wo er war, Hand rausgezogen. Und hen und meine Hand in seinem Popcornsackerl verwie geschickt er das macht! Houdini stecken (von unten ein Loch hineinschneiden, das ein Scheiß dagegen. Man kann seine könnte klappen) und hoffen, dass er im spannendsten Hand nicht festhalten, selbst wenn Moment unabsichtlich meine Hand ergreift? Muss ich man das möchte. mich bei irgendeiner Turnvereins- oder Pfadfinderfeier einschleichen und warten, bis ein Gruppendynamik Es gibt eine einzige Ausnahme: förderndes Spiel ausgerufen wird, bei dem sich alle die Todesangst. Das ist, wann immer Hände geben und – zack! – hinter dem Vorhang vorhüpein Hund in Sicht ist. Die Größe fen und mir seine Hand grapschen? (bzw. Kleine) des Hundes ist dabei
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Auf gute Nachbarschaft!
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Zwei Südtiroler Weine für einen Ausflug in die österreichischste Ecke Italiens
sarah: Vom kleinsten Weinbaugebiet Italiens zu einer der TopWeinregionen des Landes, vom vermeintlichen Bauernwein zum Geheimtipp für Bordeaux-Liebhaber. Zwei miteinander verbandelte Erfolgsgeschichten, auf die man sich ein Glas gönnen darf. Die Rede ist von Südtirol und dem roten Aushängeschild des Weißweinlandes, dem Lagrein. Zwar haben inzwischen auch die Amerikaner und Winzer von Down Under die autochthone Südtiroler Rebsorte für sich entdeckt, die ausdrucksstärksten Weine stammen jedoch aus den Weingärten und Kellereien im Ursprungsgebiet, dem Bozener Talkessel. Östlich der Hauptstadt liegt der Schwarhof von Rainer Loacker. Der Bio-Pionier setzt in seinen Weingärten auf biodynamische Präparate und homöopathische Hochpotenzen und bei seinen Rotweinen auf die Reifung im großen Eichenfass. Während sich beim Einschenken des dunkelrubinroten Gran Lareyn doc manch einer an den Aderlass direkt ins Weinglas aus »Interview mit einem Vampir« erinnert fühlen könnte, kommt einem bei weiterer Annäherung Hansi Hinterseers Tirolerisches »Bärig!« in den Sinn – mit Doppel-E, versteht sich. Nach einer geschmeidigen Runde am Gaumen mit samtigen Tanninen und gut balancierter Säure sagt ein Hauch Schokolade zum Abschied leise Servus. Oder Ciao.
jürgen: Der Kalterer See hat in meinem kulinarischen Gedächtnis nicht gerade die Pole Position. Weder der See noch der Wein, der wahlweise Kalterer See oder Vernatsch hieß, je nachdem, ob ihn der eine oder der andere Opa aus dem Keller geholt hat. Beide hatten zwei Dinge in schier unerschöpflicher Menge im Keller: Kohle zum Heizen und Vernatsch. Damals waren aber auch in den Kellern anderer Großväter gigantische Vorrate an Kalterer See eingebunkert. Hätte sich damals schon jemand die Mühe gemacht, zu überlegen, wo der Wein herkommt, er wäre garantiert stutzig geworden. So ein kleines Fleckerl, so viel Wein. Wobei – eines muss man den Südtirolern schon zugute halten: Gepanscht haben sie nie. In der weinskandalgeschüttelten Nachbarschaft Österreich-Italien galt stets: »Zwischen Glykol und Ethanol liegt Südtirol«. Genug jetzt – die Kellerei Kaltern hat zwischenzeitlich ohnehin den Kalterer See neu erfunden und auf ordentliche (Terroir-)Beine gestellt. Im Solos, der Premium-Linie der Genossenschaft, haben die Kalterer präzise Bodenarbeit geleistet. Steiniger Dolomitenboden, meist Granit und Porphyr. Weiter unten steigt auch der Kalkanteil. Der Wein ist hochgradig mineralisch und überzeugt mit lebendiger Säure und feiner Frucht.
Woraus: dem Chianti Classico-Glas. Wozu: einem Südtiroler Weinkrimi von Michael Böckler. Mit wem: mit dem Bergführer beim Gipfelkreuz.
Woraus: Aus jedem Glas größer oder gleich einem Achterl und kleiner als ein halber Liter. Wozu: Speckchbrot, Bergkchas und Kchastanien. Mit wem: Mit jedem, der alle Strophen von »Dem Land Tirol die Treue« singen kann.
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Shakshuka ist nicht etwa der Titel eines Comics oder irgendeiner unbekannten und lang vergessenen Kampfsportart. Shakshuka ist der Inbegriff eines orientalischen Frühstücks und bedeutet im Arabischen so viel wie »Mischung«. Ursprünglich von tunesischen Juden nach Israel gebracht, gibt es unzählige Möglichkeiten das Grundrezept abzuwandeln. Zum Beispiel mit Schafkäse, Merguez – eine scharfe marokkanische Lammbratwurst – Spinat, Mangold, Kichererbsen oder Kartoffeln. Das Schöne an diesem Gericht jedoch ist, dass es nicht nur in Israel äußerst beliebt ist, sondern auch in den Restaurants und Straßenlokalen von Marokko, über Tunesien, dem Jemen bis nach Syrien oder Irak – gerne auch in Form eines saftigen und herzhaften Sandwiches. Dieses wunderbare, leicht feurige Gericht ist sozusagen der pure Orient und kann nicht nur zum Frühstück gegessen werden, sondern auch zum Brunch, Mittagessen oder Abendessen. Es schmeckt einfach zu jeder Zeit himmlisch gut, denn Essen verbindet und Kochen ist Liebe.
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Parvin Razavi
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Elisabeth Els
ZUTATEN
(für 4 Personen) » 2 Dosen geschälte Tomaten, in eine Schüssel leeren und grob mit den Händen zerdrücken » 1 mittelgroße Zwiebel, fein gehackt » 2 Knoblauch, fein gehackt » Je ½ grüne und rote Chili, entkernt und fein gewürfelt » 1 rote und gelbe Paprika, in Streifen geschnitten 1 rote und gelbe Paprika, in Streifen geschnitten » 1 EL Tomatenmark » 1 TL Kurkuma » 1 TL Paprikapulver » Je 1 TL Cumin und Koriandersamen, im Mörser grob zerstoßen » ½ Kaffeelöffel Safranfäden, mit einem Zuckerwürfel im Mörser zu einem feinen Pulver mahlen » 2 EL frisch gehackte Petersilie » Salz und Pfeffer » 1-2 Eier pro Person
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Etwas Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und die Zwiebel darin goldbraun braten, nach etwa 10 Minuten den Knoblauch und Gewürze sowie Safran zufügen und 2 Minuten mitanbraten. Jetzt Chili und Paprika ebenfalls in die Pfanne geben und kurz anbraten. Mit den gequetschten Tomaten aufgießen, Tomatenmark unterheben und mit 100 ml Wasser bei mittlerer Hitze etwa 20 Minuten kochen bis die Sauce eine dicke Konsistenz bekommen hat und keine überschüssige Flüssigkeit mehr vorhanden ist. Sobald die gewünschte Konsistenz erreicht wurde, die Sauce mit Salz und Pfeffer gut abschmecken, vorsichtig die Eier reinschlagen – jedes Ei zusätzlich etwas salzen - und im vorgeheizten Backofen bei 180° C etwa 10 Minuten fest werden lassen. In der Zwischenzeit etwas Weißbrot oder Pita Brot in einer Grillpfanne grillen und die fertige Shakshuka mit frischer Petersilie und dem knusprigen Brot servieren.
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Jürgen Schmücking
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Erli Grünzweil
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Pressen! Pressen! Wir reden hier nicht über Melitta-Filtertüten. Auch nicht über George Clooney. Wir reden über brauchbare Alternativen. Über die bessere Wahl. Ökologisch, ökonomisch und hedonistisch.
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ie French Press ist eine kluge Erfindung. Ich empfehle, bei dieser Bezeichnung zu bleiben. Der deutsche Begriff, Pressstempelkanne, klingt so zackig, dass einem schon im zweiten Wortdrittel die Lust auf feine Aromen vergeht. Genau darum geht es aber bei der French Press. Brühwasser und (etwas gröber gemahlenes) Kaffeepulver verbringen eine kurze gemeinsame Zeit in der Glaskanne, ehe ein feines Metallsieb den Kaffeesud nach
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unten drückt. Was bleibt, ist vollmundiger und aromatischer Kaffee. Die Methode eignet sich vor allem für Kaffee mit eleganten, filigranen Noten. Das beste Beispiel ist der Blue Mountain Coffee aus Jamaica. Der Kaffee vom stets nebelverhangenen Hausberg von Kingston ist in Espressomaschinen völlig fehl am Platz. Da helfen die teuersten Zweikreis-Alu-Hochleistungs-Maschinen nichts, sein volles Aroma entfaltet der Inselkaffee in der unscheinbaren French Press. Und nur dort. Genau wie der am besten dann, wenn es schnell gehen muss.
1 // Caffè a Casa, Bench Maji Das Caffè a Casa ist ein Juwel im Wiener Servitenviertel. Der Kaffee dort ist exorbitant gut, der Barista professionell und freundlich. Ins Sperl oder den Bräunerhof geht man ohnehin nur zum Zeitunglesen. Einer meiner Favoriten: Bench Maji Gr 2 von der Geez Miherit Coop in Äthiopien. Extrem floral. Lieber doch in der Siebträgermaschine. www.caffeacasa.com
2 // EZA, Jambo Espresso An dieser Stelle darf natürlich keiner von den Fairen fehlen. Der Jambo von EZA aus dem Weltladen kommt zwar in klassischer Fairtrade-Bio-Müsli-Aufmachung daher, überzeugt aber dann im Häferl umso mehr. 100 Prozent Arabica aus Uganda, geschmeidige Säure (trotz vulkanischem Bodens) und verführerische SchokoladeNoten. French Press-tauglich. www.eza.cc
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3 // Sonnentor, Grüner Kaffee Er ist anders. Er ist nicht braun. Nicht einmal annähernd. Er wird aus den grünen, ungerösteten Bohnen hergestellt und ist mehr Tee als Kaffee. Trotzdem sind es Arabica-Bohnen (Sorte Caturra) aus Nicaragua. Über Maschinen, French Press oder andere Zubereitungsideologien brauchen wir uns keine Gedanken zu machen. Aufgießen, ziehen lassen, genießen. www.sonnentor.com
4 // Capsima-Kapseln Viele haben sich eine günstige Nespresso-Maschine gekauft, sie durch sauteuren Kaffee postfinanziert, und sind dann draufgekommen, dass dieses System mehr Müll produziert, als sie sich vorstellen konnten. Ich meine damit sowohl die leeren Kapseln als auch den Kaffee, der aus der Maschine kommt. Damit könnte jetzt Schluss sein. Capsima hat n-taugliche Kapseln am Markt, die gut schmecken und das mit brauchbarem Umweltkonzept. www.capsima.com
5 // Sonnentor, Single Origin Nicaragua Wieder Sonnentor, wie der Grüne Kaffee. Gleiches Land (Nicaragua), gleiche Bohne (Arabica). Nur geröstet. Der Single Origin ist ein kraftvoller und vollmundiger, fast fruchtiger und von feiner Säure getragener Kaffee. Ein Hochlandgewächs aus den nördlichen Nebelwäldern der Provinz Jinotega. www.sonnentor.com
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6 // Zotter Mi(s)Chung Es wäre nicht Sepp Zotter, hieße der Kaffee einfach Kaffee. Im Ganzen heißt er »Zotter Kaffee Mi(s)Chung Ganze Bohne« und ist eine Cuvée aus Arabica-Bohnen aus dem kolumbianisch-mexikanischen Hochland. Dazu kommen Robusta-Bohnen aus Südindien. Geröstet wird nach bewährter Zotter-Manier: schonend, extrem langsam, jede Herkunft für sich und vor allem bei niedriger Temperatur. Heraus kommt: ein kräftiger, hocharomatischer Espresso (stempelkannenproofed) mit (das allerdings nur aus der Espressomaschine) zauberhafter Crema. www.zotter.at
7 // Alt Wien Kaffee, Iapar Es ist immer wieder erstaunlich und beeindruckend, was die Jungs vom Alt Wien aus ihrer Rösttrommel holen. Ein nicht allzu kräftiger, tiefdunkler Espresso mit deutlichen Noten von dunkler Schokolade, Kardamom und kandiertem Ingwer. Geht aufgrund seiner Zitrusfrische und seiner kompakten Säure auch als Refreshing Espresso durch. Ein großartiger Kaffee von Henrique Sloper aus Espirito Santo, Brasilien. Demeter-Qualität! www.altwien.at
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marktplatz Kosmetik
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Sylvia Buchacher
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Erli Grünzweil
WELLNESS FÜRS GESICHT Gesichtsmasken sind wahre Wundermittel, wenn es darum geht, strapazierter Haut in kurzer Zeit einen Pflege-Boost zu geben. Wir haben hier eine natürliche Auswahl für jedes Hautbedürfnis zusammengestellt.
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rockenheit, Rötungen und Unreinheiten sowie ein fahles Hautbild sind nur ein paar der unschönen Spuren, die eisige Minusgrade und Heizungsluft im Winter in unseren Gesichtern hinterlassen. Zum Glück gibt es Gesichtsmasken, die mit nährenden Ölen und reichhaltigen pflanzlichen Inhaltsstoffen diesen lästigen Hautproblemen den Kampf ansagen. Es tut gut, die Haut einmal pro Woche mit einem pflegenden Masken-Ritual zu verwöhnen. Sie muss auf den jeweiligen Hauttyp abgestimmt sein und darf erst nach der gründlichen Reinigung aufgetragen werden. Beim Trend des »Multi-Masking« werden mehrere Produkte gleichzeitig aufgetragen und können gezielt ihre wohltuende Wirkung entfalten. Mit diesen Masken kommt die Haut wieder ins Gleichgewicht.
1 // FRISCHZELLENKUR Wenn es schnell gehen muss, empfehlen wir die straffende Aloe Vera Firming Gel Mask von Santa Verde. Nach nur wenigen Minuten wirkt das Hautbild dank reinem Aloe Vera-Saft, Arganöl und Mäusedornextrakt straff, weich und gepflegt. www.santaverde.de
3 // SÜSSE VERSUCHUNG Am liebsten hätten wir die Radiant Flow Mark von Evole ausgelöffelt, als wir sie geöffnet haben. Roher Kakao, fein gemahlene Koksnussschalen, Mandelöl und der süße Duft von Vanille machen das Beauty-Ritual nicht nur zu einem besonderen Pflege-Erlebnis, sondern auch zu einer Duftsensation. www.greenglam.de
4 // HERBAL BEAUTY Sobald man die Intense Repair Well Aging Mask von Team Dr. Joseph aufträgt, fühlt man sich wie auf einer blühenden Almwiese im Sommer. Die intensiv pflegende Maske kann für Gesicht, Hals und Dekolleté verwendet werden und verspricht ein straffes, gesundes Hautbild. www.vitalis-dr-joseph.com
5 // GRÜNES WUNDER Es macht richtig Spaß, sich die Organic Universal Mask von Dr. Alkaitis zusammenzumischen. In Kombination mit Wasser, Ziegenmilchjoghurt oder Honig entsteht eine grüne Paste, die die Haut mit allem versorgt, was sie braucht. Grassaft und Meeresalgen wirken heilend und beruhigend. amazingy.com
2 // SUCHTPOTENZIAL
6 // EINE DOSIS MEER
Immer wenn wir auf unseren strahlenden Teint angesprochen werden, haben wir am Vorabend die Resurfacing Mask von Tata Harper verwendet. Die natürliche Maske mit Silberweidenextrakt und Rosa Tonerde regt die Zellenerneuerung an und bekämpft Entzündungen. amazingy.com
Wenn die Haut abends spannt, greifen wir am liebsten zur Aquanature Hyaluron Feuchtigkeitsmaske von Annemarie Börlind. Der Feuchtigkeitskomplex mit Hyaluronsäure und marinen Pflanzenextrakten wirkt wie ein Schluck Wasser und lässt den Teint sofort wieder prall aussehen. www.boerlind.com
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63 Apfel-Honig-Maske Einen halben geriebenen Apfel ohne Kerngehäuse mit einem Esslöffel Honig vermischen und die Paste auf das gereinigte Gesicht auftragen. Die Mischung 20 Minuten einwirken lassen und sie danach gründlich abwaschen. Diese Maske sorgt für ein klares, rosiges Hautbild.
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7 // PURES VERGNÜGEN Die Produkte von Le Pure sind so natürlich, dass man sie sogar essen könnte. Unser Favorit ist die thermo aktive tiefenreinigende Instant Liberation Mask, weil sie unsere Haut über Nacht klärt und entgiftet. Tonerde aktiviert den Hautstoffwechsel, während KaktusfruchtSamenöl revitalisiert. lepure.com
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Die Welt, die wir uns wünschen
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Experimental-Labor für Urbanismus
von wolfgang smejkal
Reihenhaus am Achterdeck
Bild Flickr, Kristoffer Trolle, CC BY 2.0
seit fünf jahren ist kopenhagen um eine attraktion reicher: auf rund 60.000 m² ist ein einzigartiger wohnkomplex der superlative entstanden. das »8 house« ist so riesig, dass sogar zwei parkanlagen zum entspannen und erholen mit in das gebäude integriert sind. Im Süden Kopenhagens, auf der Insel Amager, ist seit Mitte der 90er Jahre auf drei km² Brachfläche ein neuer Stadtteil realisiert worden. Ørestad, ein Wohn- und Arbeitsviertel für 20.000 Menschen, mit ungewöhnlichen, teils kontrovers diskutierten Bauprojekten, wie beispielsweise dem wieder abgesagten Downtown-Entwurf von Daniel Libeskind, ist mittlerweile ein Magnet für Architekturfans. Geradezu euphorisch sind dabei die Reaktionen auf das 8 House-Projekt von Dänemarks Architektur-Star Bjarke Ingels, ein monumentales, elfgeschossiges Gebäude, das im Grundriss eine Acht nachzeichnet. Mit seinen gestaffelten Wohnlösungen, waghalsigen Treppen und breiten Rampen, die als öffentlicher Parcours die einzelnen Wohnbereiche erschließen, ist das 8 House mit mehr als 1.000 Bewohnern zwar auch das größte skandinavische Wohnungsprojekt, doch setzten seine Architekten ein erstaunliches Maß an differenziertem Räumen durch. Sie schufen 125 verschiedene Wohnungstypen, wahlweise mit Maisonette, Vorgarten oder Dachterrasse, aufgeteilt auf knapp 500 Wohneinheiten; hinzu kommen zahlreiche Gemeinschaftseinrichtungen, weitere 10.000 m² Büroflächen und zum Joggen muss man nicht einmal das Gebäude verlassen. Dass es es für die Autos der Bewohner viel zu wenige Parkmöglichkeiten gibt, gehört dazu, die perfekte Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln soll das Umweltbewusstsein stärken.
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Das Entwurfskonzept überträgt die Prinzipien der Stadt auf das Gebäude, und zwar nicht nebeneinander, sondern übereinander. Dabei ergibt sich automatisch, dass das Erdgeschoss als Zone für Geschäfte genutzt wird, da diese die direkte Verbindung zur Straße und somit zum Kunden benötigt. Bewohner eines Gebäudes leben jedoch ungern auf Straßenhöhe: eine Schichtung entsteht. Gewerbeeinheiten benötigen eine gewisse Gebäudetiefe, die größer ist als die der Wohnungen. Daraus ergab sich eine freie Fläche vor den Wohnungen im ersten Geschoss. Bjarke Ingels’ internationales Architektenteam entwickelte die Idee, diese Fläche als Terrasse zu nutzen und die ersten beiden Wohngeschosse als moderne Reihenhausvariante anzubieten – mit eigenem Vorgarten an der Eingangsseite. Die freie Fläche bietet zudem den Platz für einen umlaufenden Weg, der den gesamten Gebäudekomplex erschließt und der einem bei der Betrachtung des 8 House immer wieder begegnet. In der nächsthöheren Schicht über den Reihenhäusern finden sich je nach Lage im Gebäude bis zu sechs Etagen mit eingeschossigen Apartments, in der obersten Schicht schließt das 8 House mit zweigeschossigen Reihenhäusern ab. Aus dem Prinzip der optimalen Nutzbarkeit verorteten die Architekten die Büronutzung auf der Nordseite. So bekommen die Arbeitsplätze keine blendende Sonnenstrahlung und der Bedarf an Kühlung wird auf natürliche Weise minimiert. Um die Südsonne und die Aussicht zu den Wohnungen und in den Hof zu bringen, wird die Gebäudehöhe der Südwestecke der Acht
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auf Null gebracht, eine offene Ecke entsteht, die gleichzeitig Start- und Endpunkt des um das ganze Gebäude verlaufenden öffentlichen Wegs ist. Um den Flächenverlust zugunsten der offenen Südecke zu kompensieren, wurden die Büronutzungen im Norden angehoben: Vier Geschosse mit Büros bilden die Basis für darüberliegende Wohnungen. Diese erhalten wiederum durch die höhere Basis die Möglichkeit der Orientierung nach Süden und damit eine bessere Belichtung und den erwünschten Ausblick in die Landschaft. Durch die Form der Acht wurden aus einem großen Innenhof zwei einzelne. Landschaftlich mit zwei unterschiedlichen Themen gestaltet, haben sie jeweils einen eigenen Charakter. Das Zentrum der Acht ist als besonderer Punkt – auch für Passanten – hervorgehoben. Im Kreuzungspunkt der Linien führt ein neun Meter breiter, öffentlicher Weg durch das Gebäude, dessen Wände in Gold schimmern und der mit einer Lichtinstallation aus Neonröhren die Blicke nach oben zieht. In diesem Kreuzungsbereich befinden sich die Gemeinschaftseinrichtungen: Räume, Gäste-Apartments, Lounges und eine Dachterrasse.
Seit 30 Jahren stellen wir ökologisch unbedenkliche Wasch- und Reinigungsmittel von höchster Qualität und Effizienz her und:
wir denken noch weiter.
Uni Sapon Null-Müll-Konzept
Bestes Wohngebäude der Welt – nun auch als preisgekrönter Film Auf dem Weltarchitektur-Festival in Barcelona wurde das 8 House als bestes Wohngebäude der Welt ausgezeichnet. Die Juroren zeigten sich unter anderem davon überzeugt, wie gut es die Architekten geschafft haben, den riesigen Komplex harmonisch in seine direkte Umgebung zu integrieren. Wegen seiner üppigen Begrünung auf den einzelnen Terrassen und den beiden großen Parkanlagen auf dem Dach wirke das 8 House nicht wie ein Fremdkörper im ländlichen Süden Kopenhagens, sondern passe sich stimmig ins Bild der umgebenden Wiesen und Felder ein. Gelobt wurde außerdem, dass es dem Haus sehr gut gelänge, das ruhige Leben in einer Vorstadt und die pulsierende Energie der Großstadt in einem einzigen Bau miteinander zu kombinieren. Die Filmemacher Ila Bêka und Louise Lemoine arbeiten seit zehn Jahren zusammen und haben sich mit ihrer Filmreihe »Living Architectures« international einen Namen gemacht. An der Schnittstelle von Videokunst und Architektur-Anthropologie hinterfragen sie die rein visuelle Betrachtung von Gebäuden und betonen stattdessen ihre Vitalität, wie sie von den Menschen geäußert und erlebt wird, die diese Räume bewohnen. In ihrem neuesten Werk »Infinite Happiness« (2015) sind sie in ihrer charakteristischen Herangehensweise unterschiedlichsten Bewohnern von 8 House begegnet und haben einen ebenso kreativen wie humorvollen Blick auf dieses zeitgenössische Meisterwerk der Architektur geworfen. »infinite happiness« (dokumentation von ila bêka und louise lemoine, 2015)
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1 Nicht jeder Fleck braucht ein eigenes Putzmittel = weniger Verpackungsmaterial
2 Konzentrate zum Selber - Mischen = weniger Transporte / weniger Co2 weniger Müll
3 Alle retournierten Nachfüllgebinde werden wieder befüllt =
Null Müll
SEIT 1984
Mehr Informationen unter www.uni-sapon.com
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GREGORIANISCHE MORAL / Diana Gregor-Patera
Nicht nur, weil wir uns hier besonders mit Natur auseinandersetzen, sondern weil es wahr ist, lautet der Vergleich: Der Mensch ist wie ein Baum. Er braucht tiefe Wurzeln, um am Leben zu sein.
illustration Katharina Hüttler / agentazur.com
Tief im Westen
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lamme Finger, rote Wangen, feuchtkalte Nasen. Er hat sich zwar etwas bitten lassen, aber nun ist der Winter ja doch noch gekommen. Und er ist schön. Gewaltig. Übermächtig. Reich an jahreszeitlichen Kapriolen. Und lang. Der große Rainer Maria Rilke widmete seine Zeilen zwar der Herbstsaison – aber ich finde, sie eignen sich wesentlich besser für die Zeit der kurzen Tage und langen Nächte; für die endlos erscheinenden Wochen, in denen dichte, graue Nebelschwaden schwer über den Dächern der Stadt hängen und für die Harmonie, Heimat als Schnittstelle vielen Momente, in denen die feuchte Kälte bis in die zwischen territorial verlorenem BoKnochen zu kriechen scheint. »Wer jetzt kein Haus den und unerschütterlicher innerer hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird Verbundenheit mit genau demselben, es lange bleiben.« Die Worte sind so schön, wie sie Heimat als menschliches Bedürfnis. bitter sind. Jedenfalls oft wahr. Denn wer zur WinDer deutsche Terminus Heimat reicht terzeit kein Heim hat, der ist schlicht zu bedauern. begrifflich weit über topografische Wir denken, leben und schreiben Nachhaltigkeit, Grenzen des Herkunftslandes oder GeFairness, Miteinander. Zumindest im Rahmen dieburtsortes hinaus. Er bezeichnet einen Komplex aus Emotionen, Ritualen, Perses Heftes und seiner Leserschaft. Aber wie sehr bemühen wir uns lediglich, Gutes zu tun, ohne sonen, Landschaften, Gegenständen und tatsächlich gut zu sein? Wie scheinheilig sind anderen persönlichen Bezugspunkten. wir eigentlich bei vollkommen klarem Verstand? Heimat ist die Erinnerung, in der man Teil Und wie nahe ist das, was wir hier an Good-willeines Ganzen war. Heimat ist außerdem ein Motivation vorgeben, am richtigen Leben dran? Identität stiftendes Instrument, das ZugeEtwa am Schicksal der vielen Flüchtlinge, die hörigkeit vermittelt, herstellt und aufrechtin den vergangenen Monaten in Menschenerhält. strömen nach Europa gekommen sind, um All das und noch viel mehr ist Heimat. Und hier auf ruhigere, bessere Zeiten zu hoffen? all das braucht ein Mensch, um vollkommen Der Winter ist gnadenlos. Das eigene Heim zu sein. Vollkommen glücklich, vollkommen für immer verloren. Und als wäre das noch sicher, vollkommen am Leben. Wenn wir also nicht schmerzhaft genug, fehlt denjeninächstens von Flüchtenden aus Krisengebieten lesen, ihnen gar mit Spenden und Zeit behilflich gen, die ihr physisches Zuhause aufgeben müssen, auch ein wesentlicher emotionasind, dann müssen wir den eigenen Narzissmus ler Anker: die Heimat. Und die lässt sich in der hintersten Schublade unseres Seins parken und begreifen, dass Sachspenden und guter Wille nicht beliebig ersetzen. Wenn die ursprüngliche Heimat plötznicht ausreichen, um – besonders an kalten Winlich zur apokalyptischen Fremde wird, tertagen – Nestwärme zu vermitteln. Wir müssen dann ist der Mensch nicht nur seines mehr Verständnis aufbringen – für das Ankommen, Zuhauses, sondern auch seines Bedas Sich-Wohlfühlen und das Vertrauen. Sicherheit hütet-Seins beraubt worden. Heimat und Geborgenheit können nämlich weder Deutschals sprachliches Element, Heimat als kurse, noch preiswert zu Verfügung gestellte MietRettungsboje der eigenen Identität. wohnungen oder gespendete Decken, Winterschuhe Heimat als Spiegel der Geschichte, und Windeln ermöglichen. Denn nichts ist heimeliger Heimat als Therapie für erlittene als das Gefühl, Zuhause zu sein. Und Zuhause, das ist Verluste, Heimat als geistiges Foein friedvoller Ort. Einer, der nur mit dem Herzen getoalbum, Heimat als Raum der fühlt und der Seele erfasst werden kann.
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BIO aus den Tiroler Bergen
Bio-Bergkäse
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iste Hubert Rendl, Käserme l Reith im Alpbachta
Für die Herstellung der Käse wird Bio-Heumilch verwendet.
Bergkäse ist der Klassiker in unserem Tiroler Bio-Sortiment. Etwa zehn Liter Bio-Heumilch brauchen die Senner für die Herstellung von einem Kilo Käse. Dieser Hartkäse ist der ideale Begleiter auf Bergtouren. Für den Tiroler Ursprung bürgt das Gütesiegel „Qualität Tirol“.
biovomberg.at
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Folge uns DIY-Tipp: Meine selbstgemachte Deocreme Von Julia Keith in Naturkosmetik
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Seit einiger Zeit erfahren Deodorantcremes mit Natron einen regelrechten Hype im Internet – wahrscheinlich weil Aluminiumsalze in Antitranspirantien immer wieder in der Kritik stehen und aluminiumfreie Deodorants entsprechend stärker nachgefragt werden. Und obwohl diese Deocremes bereits eine gewisse Popularität erreicht haben, sind sie noch immer fast nur in Online-Shops erhältlich. Die Wirkung dieser Deocremes basiert auf Natron, das den pH-Wert der Haut leicht nach oben verschiebt. Müffelnde Bakterien fühlen sich so an diesen Stellen nicht mehr wohl. Die Zusammensetzung der Deocremes ist angenehm übersichtlich: Neben pflanzlichen Ölen als Trägermaterial und Natron als Wirkstoff sind eine pflanzliche Stärke für die Absorption von Schweiß und gelegentlich auch Zinkoxid enthalten. Ich verwende diese Deocremes seit Jahren, auch an sehr heißen Tagen schützen sie mich glücklicherweise zuverlässig. Grundsätzlich braucht man nur eine sehr kleine Menge der Deocreme (maximal erbsengroß!), die man unter den Achseln aufträgt.
/dennsBiomarkt /dennsOesterreich
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Autoren Ariane Bille Erbse Huth Johanna Zellfelder Johannes Korten Julia Keith Renée Herrnkind Stiliana Doynova
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Kontakt
Schnelles Abendessen für die Seele Von Ariane Bille in Saisonale Rezeptideen Lange Arbeitstage. Kurze Feierabende. Wenig Zeit zum Kochen? Ich habe euch heute drei schnelle, superleckere und noch dazu gesunde Rezepte für´s Abendessen zusammengestellt, die viel mehr Spaß als schnöde TK-Pizza machen.
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