BIORAMA 77 Deutschlandausgabe

Page 11

B IO R A M A 7 7

NE U T R AL I TÄT

11

DAS TREIBHAUS UND SEIN EFFEKT In europäischen Glashäusern werden inzwischen immer häufiger exotische Früchte und Gemüse gezogen. Rechnet sich das?

BILD KLEIN-EDEN

K

leintettau ist nur der Anfang. Zumindest, wenn es nach dem wissenschaftlichen Leiter des Projekts »Klein-Eden«, Ralf Schmitt, geht: Auf 3500 Quadratmetern wachsen hier in Bayern Kakaofrucht, Maracuja, Mango, Papaya, Guave, Sternfrucht und sogar Jackfruit im Glashaus – gefördert vom Staat Bayern und der Europäischen Union und inzwischen auch begleitet von einiger medialer Aufmerksamkeit. 2013 wurde begonnen, mit knapp 200 tropischen Früchten und Gemüse zu experimentieren. Seither hat Gärtnermeister Schmitt in Kooperationen mit Forschungseinrichtungen Kulturen und Anbauweisen adaptiert, das meiste verworfen und weitergetüftelt. Manch exotische Fantasie muss also gleich vorweg enttäuscht werden: »Mango, Banane und Co. brauchen spezielle Standorte oder werden Riesenbäume. Wir verfolgen nur mehr Sachen, bei denen wir einen hohen Ertrag auf kleiner Fläche erzielen.« Dieser Kalkulation ist inzwischen auch einer der Tausendsassa unter den regionalen Exoten in spe zum Opfer gefallen: Der beliebte Flei-

schersatz Jackfruit braucht zu viel Platz, Pflege und Zeit, um in Klein-Eden irgendwann absehbar gewinnbringend kultiviert zu werden: »Wir haben Jackfruit schon auch noch stehen – geschmacklich funktioniert ihr Anbau optimal. Aber den Aufwand zahlt uns keineR.« Generell hätten sich verholzende Kulturen aus den genannten Gründen als schwierig herausgestellt, man konzentriert sich derzeit auf Papaya, Sternfrucht und Guave.

BIOTOPFPAPAYA NACH PROTOKOLL Seit 2017 sind allerdings die Früchte aus dem Tropenhaus biozertifiziert und werden unverarbeitet und auch zu Fruchtmus verarbeitet – dann aber ohne Biozertifikat – gehandelt. »Die Spritzmittel, die für solche Kulturen weltweit eingesetzt werden, sind in Deutschland gar nicht zugelassen. Für uns war daher klar, dass wir von Anfang an biologisch wirtschaften wollen, statt erst nach ein paar Jahren auf Bio umzustellen. Der Prozess war unkompliziert, weil wir die Kriterien wunderbar einhalten können«, verneint Schmitt die Frage, ob der Preis

TEXT Irina Zelewitz


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.