BIORAMA 83 – Deutschlandausgabe

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ALLES NUR GEKLONT.

Wir haben schon wieder alles auf eine Banane gesetzt.

Business as usual: Sollen Bioprodukte wie alle anderen gehandelt werden? — 12

Tropical race: Die beliebteste Banane der Welt in der Sackgasse der Evolution. — 44

Child-to-child: Der Kreislaufgedanke ist uns als Lifestyle in die Wiege gelegt.

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AUSGABE 83 — FEBRUAR / MÄRZ 2023. WWW.BIORAMA.EU — DEUTSCHLANDAUSGABE P.B.B. — 11Z038861 M — 1060 WIEN KOSTENLOS — ABER ABONNIERBAR
DAS BESTE BIOMAGAZIN AUS DER BANANENREPUBLIK
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# zweierlinie JAHRHUNDERTCHANCE NUTZEN

Infos
Studie:
Impressum: Die Grünen Wien, Würtzlerstraße 3/3, 1030 Wien. Fotos: www.bauchplan.at BÄUM DICH AUF!
Zweierlinie, Höhe Rathaus
&
wien.gruene.at/zweierlinie

EINFALTSKULTUR

Biobanane ist nicht nur ein schönes Wort, die Geschichte der Pflanze ist auch eine ganz fabelhafte. Wir haben uns die Banane passend gemacht, haben uns für einen Zweck, den die Frucht haben soll, entschieden und dann alles auf eine Banane gesetzt.

Sie ist Symbol für florierenden globalen Handel, in Europa als Tropenfrucht auch lange für Wohlstand. Eines für die zerstörerische Macht von Agrarkonzernen, für die Industrialisierung der Landwirtschaft und Landstriche, auf denen kilometerweit jede Pflanze in Plastikfolie verpackt ist. Die Anforderungen möglichst einfacher Produktion in möglichst großer Stückzahl haben – mithilfe der Pflanzenzüchtung – die Weltmarktbanane geformt. Sie ist das uniforme Produkt, das in millionenfacher Ausführung an unterschiedlichsten Standorten der Welt auf gleiche Weise aus dem gleichen Genmaterial in Monokultur produziert wird.

Aber auch ein Symbol für den Erfolg von Bio- und Fairtrade-Standards durch Nachfrage von KonsumentInnen. Bananen sind neben Äpfeln die gefragtesten Biofrüchte in Deutschland. Die Banane zeigt uns auch, dass biologischer und konventioneller Anbau keine dauerhaft tauglichen Parallelkonzepte sind. Bei denen sich alle mal so, mal so entscheiden können. Der konventionelle Bananenanbau in Monokultur bildet das Substrat für die Ausbreitung der Panama-Krankheit, der genauso Biobananen erliegen.

Nicht die Bioverbände, sondern die Welternährungsorganisation ruft seit 2018 zur Abkehr vom Anbau in Monokultur auf. Weil die Lebensgrundlage von Millionen Menschen bedroht ist: jenen, die sich von Bananen ernähren, wie auch jenen, die vom Anbau von Bananen leben – und durch den in konventionellen Monokulturen notwendigen Pestizideinsatz die von uns allen. Wenige Wege führen an Vielfalt vorbei. Wer weiß, wie eine Banane schmeckt, die natürlich überlebensfähig ist und Resistenzen gegen Krankheiten entwicklen kann? Oder sich veränderten klimatischen Bedingungen anpassen?

Hätten wir uns nicht gegen die Vielfalt entschieden, sondern Bananenkerne und Risiko gestreut, würden wir heute mehr als Banane verstehen.

Wir wünschen Gute Lektüre!

Irina Zelewitz, Chefredakteurin zelewitz@biorama.eu

IMPRESSUM

HERAUSGEBER Thomas Weber CHEFREDAKTEURIN Irina Zelewitz AUTORINNEN Iwona Dullinger, Annalena Eisfeld, Eva Goldschald, Florian Jauk, Martin Mühl, Ursel Nendzig, Jürgen Schmücking GESTALTUNG Flö Rastbichler, LEKTORAT Barbara Ottawa, COVERBILD istock. com/Anastasianurullina ANZEIGENVERKAUF Herwig Bauer, Tanja Grossauer-Ristl, Thomas Weber DRUCK Walstead NP Druck GmbH, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten PRODUKTION & MEDIENINHABERIN Biorama GmbH, Windmühlgasse 9/14, 1060 Wien GESCHÄFTSFÜHRUNG Martin Mühl KONTAKT Biorama GmbH, Windmühlgasse 9/14, 1060 Wien; www.biorama.eu, redaktion@biorama.eu BANKVERBINDUNG Biorama GmbH, Bank Austria, IBAN AT44 12000 10005177968, BIC BKAUATWW ABONNEMENT www.biorama.eu ERSCHEINUNGSWEISE BIORAMA 6 Ausgaben pro Jahr ERSCHEINUNGSWEISE BIORAMA NIEDERÖSTERREICH 2 Ausgaben pro Jahr ERSCHEINUNGSORT Wien.

BLATTLINIE BIORAMA ist ein unabhängiges, kritisches Magazin, das sich einem nachhaltigen Lebensstil verschreibt. Die Reportagen, Interviews, Essays und Kolumnen sind in Deutschland, Österreich und der ganzen Welt angesiedelt. Sie zeigen Möglichkeiten für ein Leben mit Qualität für den Menschen und den Planeten Erde. Ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. BIORAMA erscheint sechs Mal im Jahr. Zusätzlich erscheinen wechselnde BIORAMA-Line-Extentions.

BILD BIORAMA/MICHAEL MICKL 3 BIORAMA 83 EDITORIAL, IMPRESSUM

83 INHALT

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BANANENVIELFALT

An zwei Orten der Welt arbeiten Menschen am nachhaltigen Bananenanbau. Mit unterschiedlichen Konzepten. Und unterschiedlichen Bananen.

Über einen Markt im Umbruch.

20 Pestizideinsatz

Gibt es eine Reduktion im Einsatz von Pflanzenschutzmitteln?

22 Pro

Wir brauchen ein Gesetz zur Halbierung des Pestizideinsatzes in der EU, sagt Sebastian Lakner.

24 Contra

Wir brauchen kein Gesetz zur Halbierung des Pestizideinsatzes in der EU, sagt Ferdinand Lembacher.

26 Algenfutter

Rinder scheiden Klimagase aus, darunter auch viel Methan. Das lässt sich ändern.

33 Weniger Wärme wegspülen

Der »Warmduscher« hat einen Wärmetauscher zum Nachrüsten für die Dusche entwickelt.

36 Wunderhonig?

Warum Neuseelands Manukahonig so beliebt ist.

41 Schoko-Banane

Antworten zum Geschmack.

43 Tropical race

Die Banane ist existenzbedroht, heißt es. Wie groß ist das Problem?

44 Master-Banana

Die Mutter der Bananenklone.

46 Bananenvielfalt

Eine Reportage von den Philippinen und der Dominikanischen Republik.

52 Weben fürs Hier und Jetzt

Bananatex ist kompostierbar.

53 No Monkey Business

Bananenschalen als Zimmerpflanzendünger.

54 Kochbuchempfehlung

62 Rezensionen

MARKTPLATZ

58 Marktplatz Food

60 Markplatz Kosmetik

KOLUMNEN

64 Aus dem Verlag

66 Elternalltag

Editorial
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Bild der Ausgabe
Street Talk
Global Village
Big Bio
BILD ISTOCK.COM/TETIANA KOLUBAI, JÜRGEN SHCMÜCKING, SONNENTOR, VOLTA GREENTECH
46 4 BIORAMA 83 AUFTAKT

Nachhaltiges

Weltraumticket

nach Linz

Der Planet Linz – ein Ort, wo Unmögliches möglich wird. Eine Welt, die lieber unvollständig als perfekt ist. Linz ist vieles, verändert sich und wächst über sich hinaus, wird zum Planeten Linz. Wo die kleinen Dinge zählen, die uns ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Es kann und muss nicht immer alles größer, besser, schneller und weiter werden. Vielmehr geht es um den Blick auf das Wesentliche.

ALGENFUTTER

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Rinder scheiden Klimagase aus, darunter auch viel Methan. Das lässt sich ändern. 33

WARMDUSCHER

Das Start-up »Warmduscher« hat Wärmetauscher zum Nachrüsten für die Dusche entwickelt.

MĀNUKA

Wohlschmeckend, aber kein Wundermittel: Warum Neuseelands Manukahonig so beliebt ist.

Macht jetzt euer Bus- oder Zugticket zum Weltraumticket und landet auf dem Planeten Linz! Denn im Gegensatz zum Flug in ferne Galaxien kann ein Besuch von Linz schonend für die Umwelt sein. Und wird jetzt sogar belohnt: Tauscht das Öffi-Ticket beim Linz Tourismus gegen einen von 1000 Gutscheinen für Linz-Erlebnisse ein!

linztourismus.at/weltraumticket

NEUENTDECKT

Im Vorwort zur Hommage an die Kuh schreibt Herausgeber und Autor Werner Lampert vom Heute als »Abend der Beziehung zwischen Mensch und Rind« nach über 10.000 Jahren Zusammenleben in Symbiose. Denn die Rinder wurden von uns verdinglicht, und wir dadurch entwurzelt. Es folgen 480 Seiten Streifzug durch die Rinderassen der Kontinente, dazwischen Episoden aus der Kulturgeschichte der Viehwirtschaft. In der Neuausgabe (nun bei Berg & Feierabend) sind vor allem vier Seiten zu »Kuhhaltung im Zeitalter der Erderhitzung« eingeschoben. Der Verunglimpfung der Viehhaltung als Klimasünde stellt der Kuhbewunderer Lampert eine Weidehaltung gegenüber, die durch geringe Besatzdichte zu einem intakten Boden und so zum Klimaschutz beiträgt. Voraussetzung ist freilich ein massiv reduzierter Fleischkonsum.

BILD: RAMONA WALDNER
BIORAMA 83 BILD DER AUSGABE 6

Im letzten Kapitel wird – aus chronologischer Kuhperspektive – »von den Rändern der Welt«, Alaska und Patagonien, erzählt, die letzten Eroberungen der Kühe. Im argentinischen Nationalpark »Los Glaciares« leben die abgebildeten Criollos auf einer Halbinsel, die letzten ihrer ab dem 16. Jahrhundert aus Spanien nach Amerika eingeführten Rasse, die im 20. Jahrhundert in der Viehhaltung Argentiniens durch neue europäische Fleischrassen ersetzt wurde. Durch einen Gletscher ganzjährig abgeschnitten vom Rest der Welt leben sie hier unbehütet und wieder wild, erst 1988 wurde die Existenz dieser Überlebenden überhaupt bemerkt. »Sie kehrten zu ihrem Ursprung zurück«, fasst der Autor die Entwicklung zusammen. diekuh-hommage.com

»DIE KUH – EINE HOMMAGE« von Werner Lampert, Berg & Feierabend Verlag«, 2022.
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IRINA ZELEWITZ

»WAS STELLST DU DIR UNTER KREISLAUFWIRTSCHAFT VOR?«

INTERVIEWS

GERTRUD

67, Pensionistin

Ich verstehe darunter, das alles vom Ursprung wieder dorthin zurückkommt. Und dass man so produzieren und so wirtschaften soll, dass das möglich ist.

LUKAS

26, Cutter beim Film

Ein Kreislauf kann ein negativer sein – einer von Verschwendung – oder ein positiver: einer von Wiederverwertung von Material. Für mich geht es darum, darauf zu schauen, welche Ressourcen nicht wiederverwendet werden – und die dann sparsam zu verwenden.

STEFFI

30, Innenarchitektin Kreislaufwirtschaft bedeutet, dass alle Produkte nach der Verwendung wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden. In der Landwirtschaft zum Beispiel war das früher selbstverständlich. Durch die Spezialisierung ist die Kreislaufwirtschaft verloren gegangen.

CHRISTINE

56, Selbstständig

Dass alles verwendet wird und es keinen Waste of Energy gibt –also weder Verschwendung von Material noch von Arbeit. Wie in der Natur. Das bedeutet vor allem, dass die Materialien, die nicht wiederverwendet werden können, extrem teuer werden müssen. Wenn wir den Mist, den kommende Generationen erben, einpreisen würden – wenn der Markt so ehrlich wäre, würde es leicht funktionieren. Und das können wir schaffen!

STREET TALK WIR FRAGEN, 6 MENSCHLICHE ANTWORTEN.
BILD
IRINA ZELEWITZ
FLÖ RASTBICHLER
8 BIORAMA 83 STREET TALK

KASIA

34, Werbetexterin

Eine Wirtschaft, in der wir Dinge nutzen, so lange es geht, und wenn es nicht mehr geht, einen neuen Zweck für sie oder das Material, aus dem sie hergestellt sind, finden. Kreislaufwirtschaft beschreibt einen Umgang mit Material, aber auch einen Zugang zu Gegenständen und ihrer Produktion.

MICHAEL

32, Büroassistent

Kreislaufwirtschaft bedeutet, einen Tick weiter zu denken: Für mich als als Konsument zum Beispiel, mir genau anzusehen, bei welchen Unternehmen ich einkaufe.

OUTDOOR –SPORT & BIKE

Das neue »Testival« auf der Messe Wieselburg bietet ein geballtes Sporterlebnis.

»OUTDOOR – Sport & Bike« versteht sich als »Testival«, das es auf dem weitläufigen Gelände der Messe Wieselburg ermöglicht, Ausrüstung und neue Sportarten auszuprobieren und Marken und besondere Produkte kennenzulernen. »Durch die örtlichen Gegebenheiten, direkt an der kleinen und großen Erlauf, viel Grünfläche und moderne Messehallen ist das Areal ideal für Biken, Stand-up-Paddeln, Kanufahren, Klettern, Bogenschießen, Campen«, erklärt Barbara Völkl, Projektleiterin der Messe Wieselburg. Besonderes Highlight ist die KidsBikeTrophy, eine Kinderradrennserie vom Niederösterreichischen Radsportverband mit einem Hindernisparcours für die kleinen HeldInnen. »Alles kann und soll ausprobiert und getestet werden!« Der Testival-Fokus liegt auf Sportarten, die – mit richtiger Ausrüstung – das ganze Jahr über Spaß machen. Reine Wintersportarten werden auf der »OUTDOOR« (vorerst) nicht vertreten sein.

»OUTDOOR – Sport & Bike«

21. bis 24. April, Messe Wieselburg outdoor-messe.at

EUROPA: IST DAS MÜLL ODER KANN DAS BLEIBEN?

»Ausgedient – die Geschichte der modernen Wegwerfgesellschaft« ist eine internationale Ausstellung in Brüssel und eine unterhaltsame Onlineplattform. Frei nach dem Motto »Zeige mir deinen Müll und ich sage dir, wer du bist« hat das Europäische Haus der Geschichte ein Projekt umgesetzt, das die Geschichte des Mülls in Europa sichtbar macht und so auch vom sozialen Wandel erzählt. Über mehrere Jahrhunderte wird erzählt wie Müll definiert wurde, wie es zur sogenannten Wegwerfgesellschaft kam und wie sich der Umgang mit Abfall seitdem entwickelt hat. Am 18. Februar 2023 wurde in Brüssel die Ausstellung eröffnet. Für alle, die es gerade nicht nach Brüssel schaffen, gibt es mit throwaway-history.eu/en eine verspielte und informative Onlineplattform. Diese versammelt kurzweilige künstlerische Beiträge, Interviews, Texte oder auch ein kleines Spiel zu Themen wie Möbeln, Kleidung oder Menstruationsartikeln. Die Seite lädt dazu ein, immer wieder neue Zugänge zu suchen und ein bisschen weiter zu klicken. Insgesamt zehn europäische Museen sind an dem Projekt beteiligt, unter anderem das Museum of European Cultures in Berlin oder auch das Naturhistorisches Museum Wien und Volkskundemuseum Wien. Die Ausstellung in Brüssel läuft bis 15. Jänner 2024. MARTIN MÜHL

historia-europa.ep.eu/de/ausgedient

BILD CLIMATE LAB, TIME MAGAZINE
BIORAMA 83 GLOBAL VILLAGE
Zehn europäischen Museen erzählen gemeinsam die Geschichte der modernen Wegwerfgesellschaft.
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG DER MESSE WIESELBURG

WIEN:

COWORKING AN DER KREISLAUFWIRTSCHAFT

Zivilgesellschaft, Verwaltung, Industrie und Start-ups sollen sich im Climate Lab treffen, austauschen und vernetzen. Es wird vom Impact Hub betrieben und wurde durch den Klima- und Energiefonds und das Österreichische Klimaschutzministerium (bmk) gemeinsam mit der europäischen Initiative Climate-kic (steht für Knowledge and Innovation Community) und dem Energieversorger Wien Energie initiiert. Mittlerweile zählen auch die Wiener Linien oder Wirtschaftsagentur Wien zum größer werdenden fixen Netzwerk. Zu den Aufgaben des Climate Lab gehört es, Schnittstellen zwischen Unternehmen und Behörden zu bieten, Impulse anzustoßen, aber auch Start-ups und Scale-ups auf den drei Stockwerken in Wien Spittelau als Coworkingspace Raum zu bieten und Events zu hosten.

2023 liegt der Fokus der Innovationsprogramme auf zirkulären Produkten und den dafür nötigen Prozessen – »circular by design«. Da das Bauwesen eine der ressourcenintensivsten Branchen ist, wird hier neben Energie, Mobilität und Wohnen ein Schwerpunkt gelegt. Die Programme sollen Unternehmen jeder Größe in ganz Europa ansprechen, angestrebt ist eine Zusammenarbeit über Branchen und Sektoren hinweg.

climatelab.at

MARTIN MÜHL

Trendige Bio-Gewürzmischungen für Heißgetränke Einfach mal runterkommen. www.moonmilk.eu
Im neuen Wiener »Climate Lab« soll sich 2023 alles zum Thema Kreislaufwirtschaft versammeln.
Moon Milk

BIG BIO

Bio im Supermarkt? Das ist weder bei den großen Fachhandelsfilialisten, noch im konventionellen Supermarkt etwas Neues. Beide setzen verstärkt auf starke Eigenmarken. Über einen Markt im Umbruch.

Eine Zeit lang lag das »Naturkind« auf Eis. Dabei hatte Deutschlands erste Eigenmarke eines konventionellen Lebensmittelfilialisten in Bioqualität, 1986 vom traditionsreichen Handelshaus und einstigen Kolonialwarenhändler Tengelmann gegründet, zuletzt ordentlich zum Umsatz der Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann beigetragen; zumindest legen das ältere Presseberichte nahe. Als dessen Filialen mit Anfang 2017 größtenteils von Edeka übernommen wurden, landeten auch die Markenrechte für Naturkind beim Marktführer. 2019 wurde die Marke wiederbelebt, im überarbeiteten Design und mit Verpackung in grüner Wimmelbildoptik. »Die Marke hat Kraft und wir fühlen uns der Biohistorie verpflichtet, sodass Edeka Naturkind – mit Respekt vor der historischen Entwicklung der gesamten Bio-

branche und deren Standards – wieder zum Leben erweckt hat«, begründet Britta Boeck aus dem Presseteam von Edeka. Erst passierte die Wiederbelebung sanft, als ein selbständiger Fachhändler in Hamburg-Altona seinen Laden unter dem Namen Naturkind weiterführte. Auch bei Edeka selbst gibt es mittlerweile wieder mehr und mehr Bioprodukte von Naturkind an der Seite der angestammten Eigenmarken Edeka Bio. Seit 2022 wird Naturkind auch als »Fachhandelsmarke« geführt. Damit landet Naturkind bei einem ähnlichen Systemansatz wie Alnatura, das einerseits eigene Bioläden betreibt, aber auch ein gewisses Grundsortiment an Biolebensmitteln im klassischen Lebensmittel- und Drogeriehandel platziert. Konkret heißt das: Naturkind gibt es nun nicht allein bei Edeka, in den Filialen des Dis-

BILD BIORAMA, NADINE TSCHIRA
TEXT Thomas Weber
12 BIORAMA 83 BIO IM HANDEL
Längst auch in der konventionellen Handelswelt allgegenwärtig und gut sichtbar ausgelobt: Bioware.

count-Ablegers Netto und in den Budni-Drogeriemärkten, sondern in Einkaufszentren und an größeren Edeka-Standorten als Shop-in-Shop-»Naturkind-Welten« sowie als eigene »Naturkind«-Läden. Bei Letzteren handelt es sich de facto um Bioläden, in welchen auch unabhängige Herstellermarken wie Rapunzel, Mani, Lebensbaum, Allos, Davert oder Bio Planète angeboten werden. Zudem sieht sich Edeka mit seiner Marke Naturkind »grundsätzlich geöffnet« für interessierte HändlerInnen im In- und Ausland. Denkbar also, dass es Naturkind-Produkte in Zukunft auch in Tankstellenshops und selbständig geführten Bioläden gibt oder dass sie das Biosortiment in Märkten wie Österreich ergänzen, wo Edeka selbst gar nicht als Filialist tätig ist.

EIN GESCHLOSSENER MARKT WIRD GEÖFFNET

Dieses »grundsätzlich geöffnet« ist der vorerst letzte Schritt der Öffnung des in Deutschland grundsätzlich eher geschlossenen Markts für Bioprodukte. Zwar gab es in Deutschland früher als in Österreich Bioeigenmarkenprodukte im Supermarkt. Nach Tengelmann startete Rewe seine Marke »Füllhorn« bereits 1988, und ließ diese erst 2018 nach mehreren Relaunchs in »Rewe Bio« aufgehen. Doch mengenmäßig spielte das lang keine besondere Rolle und auch das Biosortiment blieb im Supermarkt überschaubar. Es dominierte der Naturkostfachhandel mit unabhängigen Bioläden, lokalen Zusammenschlüssen von LadenbetreiberInnen und wachsenden Biosupermarktfilialisten wie Dennree (Denn’s) oder Bio Company. Alteingesessene unabhängige Biomarken wie Rapunzel, Voelkel oder Sonnentor fühlen sich den kleinen Läden ideologisch nahe und fühlen – oder fühlten – sich zu »Fachhandelstreue« verpflichtet. Hochwertige Bioqualität im konventionellen Lebensmittelhandel (leh) oder gar im Discounter mit seinem eingeschränkten, schnell drehen-

»Oft ist der Preisunterschied zwischen Supermarkt und Fachhandel eher gefühlt. Der Vorbehalt ›Im Bioladen ist es teurer‹ ist nicht verallgemeinerbar.«
— Marcus Wewer, Vorstand des bölw und Ökoreferent bei Rewe

Naturkostfachhandel

Lauf Definition des Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) e. V. zeichnet ein Naturkost-/Naturwaren-Fachgeschäft ein »Sortiment aus ökologisch sinnvollen Produkten« aus. Synonym

den Sortiment und Billigpreisen, das schienen lange völlig unvereinbare Welten. Oft nahmen Bioläden Produkte von HerstellerInnen auch ganz aus den Regalen sobald diese vom konventionellen Handel gelistet wurden. Völlig stimmig schien das Prinzip Fachhandelstreue aber schon länger nicht mehr. Zumal es fachhandelstreue Marken gibt, die große familiengeführte Handelsketten ablehnen, ihre Ware aber problemlos über Amazon anbieten. 2022 brach der Umsatz des Biofachhandels erstmals empfindlich ein (um 12,5 Prozent und damit aufs Vor-Corona-Niveau). In etwa ein Viertel aller Bioprodukte wird in Deutschland aber immer noch über den Fachhandel verkauft. Gerade besonders überzeugte BiokäuferInnen zieht es in den Fachhandel.

DER BIOLADEN IST NICHT IMMER TEURER.

»Der Fachhandel hat absolut seine Berechtigung, ist aber bereits seit einigen Jahren stark unter Druck«, sagt Marcus Wewer. Bloß die guten Umsätze der Coronazeit hätten das »eine Zeit lang übertüncht«. Wewer ist einer der Doppelfunktionäre der Branche: seit 2017 bei der Rewe Group als Referent für ökologischen Landbau und die Qualitätssicherung der Bioeigenmarken zuständig und seit 2020 engagiert als Vorstand des Bundes Ökologische

Lebensmittelwirtschaft e.V. (bölw). Er hält die Krise des Fachhandels nicht ausschließlich, aber auch für ein Imageproblem. »Spannend« – und damit wohl: entscheidend – werde sein, wie sich der Preisunterschied zwischen Bio im leh und Bio im Fachhandel tatsächlich entwickelt. Denn, so Wewer: »Oft ist der Preisunterschied zwischen Supermarkt und Fachhandel eher gefühlt. Der Vorbehalt ›Im Bioladen ist es teurer‹ ist nicht verallgemeinerbar. Da zahlt es sich als KonsumentIn schon aus, genauer hinzusehen.«

1000 EIGENMARKENPRODUKTE BEI DENNREE

Eines der Rezepte, auf das sich längst auch die großen Bio- und Fachhandelsfilialisten verlassen, sind exklusive Eigenmarken. Dennree aus Töpen (Oberfranken) bietet in seinen eigenen Bioläden und den im »BioMarkt«-Verbund belieferten unabhängigen LadenbetreiberInnen mittlerweile drei bzw. vier Eigenmarken an: Unter den Labels »Königshofer« für Fleischund Wurstwaren, »Gustoni« für mediterrane Lebensmittel und »Dennree« sind in Deutschland annähernd 1000 Eigenmarkenprodukte erhältlich. Mit ihnen gelinge es »durch die Breite und Tiefe unseres Angebots verschiedenste Vorlieben abzudecken«, erklärt Andrea Zettl-Wendrich, die in Töpen das Produktmanagement leitet. In Österreich (wo Dennree 2010 den Wiener Bioladenpionier Maran Bio übernahm, später sieben Zielpunkt-Filialen weiterführte) ist man mit mittlerweile 33 Filialen aktiv – und der Eigenmarke »Denns Bio« für Milch, Eier, Butter, Kartoffeln und Bolognese-Sugo vom Junghahn. Eigenmarken sind bei Dennree aber keine neue Entwicklung. »Dennree« gibt es als Eigenmarke bereits seit 1975, als Gründer Thomas Greim unter diesem Namen eine Demeter-Frischmilch in Glasflaschen auf den Markt brachte. »Etwa ein Drittel unserer Eigenmarkenprodukte ist von Bioanbauverbänden zertifiziert«, sagt Andrea ZettlWendrich. Das heißt, dass sich auf der Verpackung die Logos der großen Verbände der biologisch wirtschaftenden Bäuerinnen und Bauern finden: Bioland, Naturland, Demeter,

»Erst durch den normalen Lebensmitteleinzelhandel wurde Bio für alle verfügbar und leistbar.«
BILD REWE, DENNREE, EDEKA 14 BIORAMA 83 BIO IM HANDEL
— Martina Hörmer, Beraterin und langjährige Geschäftsführerin von Ja! Natürlich
verwendet wird die Bezeichnung Bioladen.

Biokreis und Bio Austria. Diese fungieren als Gütesiegel, weil die Verbände ihren Mitgliedern teils deutlich strengere Vorschriften machen, als es die EU-Bio-Verordnung vorsieht; beispielsweise was die Haltungsbedingungen von Rindern, Schweinen oder Hühnern betrifft. Historisch kommt den Logos der Verbände zudem besondere Bedeutung zu. Mit ihren privatrechtlich festgelegten Regeln bürgten Naturland, Bioland oder Demeter bereits für kontrollierte Qualität bevor die EU 1991 erstmals die Standards für ökologische Landwirtschaft festschrieb..

DAS VERBANDSLOGO ALS GÜTESIEGEL

Doch auch hier ist einiges in Bewegung gekommen. Wirklich fachhandelstreu waren die Bäuerinnen und Bauern von Bioland, Naturland oder Demeter zwar ohnehin nie. Ihre Ware geht seit langem auch an die großen Biomarken von Rewe, Aldi, Kaufland & Co. Die Logos der Verbände aber waren als Bürgen für besondere Glaubwürdigkeit lange dem Fachhandel vorbehalten. Seit einigen Jahren ist dieses Vorrecht passé. Bioland gibt es sichtbar nicht mehr ausschließlich bei Dennree oder Alnatura, sondern auch bei Tegut, Lidl, Edeka, Rossmann, Müller und seit kurzem auch bei Kaufland. Naturland findet sich zusätzlich noch bei Rewe, DM, Rossmann und bald auch bei Aldi. »Weitere Handelspartnerschaften werden im Laufe des Jahres dazukommen«, kündigt Naturland-Sprecher Markus Fadl an. »Die Bioeigenmarken des Handels spielen eine wichtige Rolle dabei, Bio in die Breite zu bringen«, sagt Fadl, »sie genießen ein großes Vertrauen bei den VerbraucherInnen und stellen durch ihre große Verbreitung einen wichtigen Absatzkanal für die Rohwaren der Naturland-Betriebe dar. Zugleich gewinnt das Naturland-Zeichen durch die Präsenz im Leh bei breiten Bevölkerungsschichten an Bekanntheit.« Auch Bio-

land-Sprecher Leon Mohr betont den hohen Stellenwert der leh -Biomarken für die Verbandsmitglieder (»vor allem für diejenigen, die nicht über Direktvermarktung verfügen«).

Demeter hat für unterschiedliche Handelsgruppen und Kooperationstiefen zwar unterschiedliche Logos definiert: vom orange hinterlegten Demeter-Logo über »biodynamisch zertifiziert durch Demeter« bis »garantiert biodynamisch demeter«. Ob sich die zweifellos durchdachte Unterscheidung auch den KäuferInnen erschließt, darf aber angezweifelt werden. Jedenfalls sieht Demeter-Vorstand Alexander Gerber das Prinzip Eigenmarke durchaus kritisch: »Handelsmarken sind nicht unproblematisch, da sie traditionell Preiseinstiegsmarken sind. Zum einen passt das nicht zur Kostenstruktur der Herstellung hochwertiger Demeter-Produkte, zum anderen sind Herstellerleichter austauschbar und werden –da sie auch die unabhängigen Herstellermarken bedienen – mit ihrer eigenen Marke und ihren Kosten für Produktentwicklung und

»Etwa ein Drittel unserer annähernd 1000 Eigenmarkenprodukte ist von Bioanbauverbänden zertifiziert.«
— Andrea Zettl-Wendrich, Produktmanagerin bei Dennree
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Einst Eigenmarke von Tengelmann, nun von Edeka mit System verbreitert: »Naturkind«.

Biosupermärkte

Biosupermärkte wie Dennree (Denn’s), Alnatura, Bio Company oder Basic werden zum Naturkostfachhandel gezählt.

Marketing unter Druck gesetzt.« Faktum ist aber, dass mittlerweile fast alle namhaften und alteingesessenen BioproduzentInnen nicht mehr ausschließlich mit ihren eigenen Marken auftreten, sondern auch für die Leh -Eigenmarken produzieren. Befeuert wird diese Entwicklung auch dadurch, dass sich das LehBio durch die Kooperationen mit den Anbauverbänden »einen wahren Wettbewerb liefert, wer die bessere Biomarke hat und wer höhere Qualität bietet als gesetzlich vorgeschrieben ist«, berichtet Bölw-Vorstand Marcus Wewer.

DIE EIGENMARKE VERSELBSTÄNDIGT SICH

Dass auch der Fachhandel über besondere Glaubwürdigkeit verfügt, belegt ein Coup aus Berlin. Dort hat der norwegische Lieferdienst Oda zum Markteintritt auf den größten europäischen Markt für Bioprodukte gerade angekündigt, 400 »Bio Company«-Eigenmarkenprodukte des gleichnamigen Fachhandel-

splatzhirschen zu listen. Das Versprechen: günstiges Bio bequem online kaufen und »bis an die Türe« geliefert bekommen, »wann immer es dir passt«.

BIO IN ÖSTERREICH –EINE ERFOLGSGESCHICHTE

Bio im Supermarkt, starke Eigenmarken mit Positionierung im Premiumsegment und ein Wettbewerb um besser, regionaler, nachhaltiger – diesbezüglich gilt nicht zufällig Österreich als vorbildlich. Was einerseits daran liegt, dass der Fachhandel hier traditionell schwach ausgeprägt ist – und es durch die wachsen-

den Bio-Eigenmarken im Leh auch geblieben ist. Andererseits liegt es daran, dass die Landwirtschaftspolitik in den 90er-Jahren vor dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union erkannte, dass Bio eine Möglichkeit sein könnte, die kleinstrukturierte Landwirtschaft zu erhalten und Förderprogramme für den Umstieg auf biologische Landwirtschaft eingerichtet wurden. Und auch daran, dass die EU die Bioverordnung – und damit strenge Kontrollen – einführte und den KonsumentInnen die Angst vor dem »Bioschwindel« nahm (Einer der Sachbuchbestseller des Jahres 1990 war »Ökotricks und Bioschwindel« aus dem Wiener Orac Verlag). Und vor allem: daran dass die großen Handelsunternehmen sehr schnell das Potenzial von Bio erkannten. »In Österreich haben die größten Handelsunternehmen dieses Segment aufgebaut«, erinnert sich Martina Hörmer, die bei Rewe lange u. a. die Geschäftsführung der Bioeigenmarke Ja! Natürlich verantwortete. »Erst durch den normalen Leh wurde Bio für alle verfügbar und auch leistbar.« Billa, Spar, Hofer – alle drei Handelskonzerne setzten früh auf Bio von besonderer Qualität. Untrennbar verbunden ist diese Erfolgsgeschichte mit der Person Werner Lamperts. Unter dem Namen »Ja! Natürlich« brachte er Bio zuerst in die später von Rewe übernommenen Billa-Märkte von Karl Wlaschek. Danach überzeugte Lampert die zur deutschen Aldi-Gruppe gehörige Discountkette Hofer davon, mit »Zurück zum Ursprung« eine Biopremiummarke aufzubauen. Im Wettbewerb um besonders hohe Tierwohlstandards, Palmölfreiheit, nachhaltigere Verpackung oder noch höhere Regionalität haben sich Ja! Natürlich und Zurück zum Ursprung in ihren Ansprüchen über Jahre regelrecht nach oben aufgestachelt – und dabei viel zur Aufklärung breiter VerbraucherInnenschichten beigetragen. Marktführer für Bioprodukte ist in Österreich allerdings seit einiger Zeit Spar – mit seiner ebenfalls klar qualitativ ausgerichteten Eigenmarke »Spar Natur pur« (die mittlerweile über 1000 Produkte umfasst), mit 800 weiteren

»Handelsmarken sind nicht unproblematisch, da sie traditionell Preiseinstiegsmarken sind. Das passt nicht zur Kostenstruktur der Herstellung hochwertiger Demeter-Produkte.«
— Alexander Gerber, Vorstand bei Demeter e. V.
BILD MARZENA SEIDEL
16 BIORAMA 83 BIO IM HANDEL
Ventures into Global Agriculture FRAUKE HUBER & UWE H. MARTIN Entgeltliche Einschaltung, © Frauke Huber, Uwe H. Martin, Bildrecht Wien, 2023 23.02. – 07.05.2023 Museumsplatz 1 1070 Wien Di – So 10 – 18 h www.mqw.at Eintritt frei MQ FREIRAUM MuseumsQuartier

Bioprodukten (unter den Nicht-Bio-Eigenmarken wie »Spar veggie«, »Spar Vital« oder »Spar Premium«) und durch die Listung vieler unabhängiger Biomarken. »Wenn man die Produkte unserer Eigenmarken und alle Markenartikel zusammenzählt, dann kommen wir auf etwa 5500 Bioprodukte«, sagt Spar-Sprecherin Nicole Berkmann. Auch wenn Spar nicht alle Produktkategorien abdeckt, erreicht das Sortiment durchaus bereits das Angebot kleinerer Bioläden. »Nur weil sich die großen Handelsketten seit langem für Bio einsetzen, haben wir in

lich: »In Österreich sind die Eigenmarken des Leh s so stark und glaubwürdig, dass sie niemanden brauchen, der sie mitträgt. Ja! Natürlich ist stärker als Bio Austria. In Deutschland brauchen die Eigenmarken die Verbandssiegel für den Transfer von Glaubwürdigkeit.«

Österreich einen derart hohen Bioanteil«, stellt Gertraud Grabmann, Obfrau des ErzeugerInnenverbands Bio Austria klar. Während der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Anbaufläche in vielen EU-Ländern im einstelligen Bereich liegt, hat Österreich das EU-weit für 2030 vorgegebene Ziel von 25 Prozent Biofläche bereits erreicht..

DER TRANSFER VON GLAUBWÜRDIGKEIT

Verbandsware spielt in der Kommunikation in Österreich allerdings traditionell keine Rolle. Das sieht auch Jan Niessen, Professor für Biomarketing an der TH Nürnberg. »Die österreichischen LebensmittelanbieterInnen sind im Marketing von Bioprodukten zwar sehr versiert. Da kann man in Deutschland viel von lernen. Ambivalent wird aus deutscher Perspektive aber die geringe Bedeutung der organisierten ErzeugerInnen, also von Bio Austria am Markt gesehen.« Martina Hörmer, die nach ihrer Tätigkeit für Ja! Natürlich heute u.a. Teekanne oder die genossenschaftlich organisierte Tiroler Biomarke »Bio vom Berg« bei der Platzierung ihrer Bioprodukte berät, sieht das ähn-

Je größer der Markt für Bio, desto mehr Platz gibt es allerdings für unterschiedliche Ansätze und Positionierungen. Bei Billa beispielsweise gibt es neben Ja! Natürlich mittlerweile eine zweite, erfolgreich deutlich günstiger positionierte Eigenmarke: Billa Bio. Am offensichtlichsten ist die Bandbreite des Möglichen aber bei Spar: Bereits seit längerem listet Spar gezielt Demeter-zertifizierte Produkte. Mengenmäßig ist Demeter-Landwirtschaft in Österreich zwar nicht besonders relevant. Nichtsdestotrotz ist Demeter letztlich eine der stärksten Biomarken überhaupt – weltweit gesehen vielleicht sogar die stärkste. Und die Positionierung ist eindeutig im allerhöchsten Qualitätssegment. Dass Spar vergangenen Herbst mit einem steirischen Apfelmus sein allererstes Eigenmarkenprodukt in Demeterqualität (mit dem Adelsschlag eines orange hinterlegten Demeter-Logos am Glas) einführte, zeigt, dass Spar mittlerweile in einem Kundensegment wildert, das anderswo im Biofachhandel einkauft.

BIO – WIE WEITER?

Marcus Wewer vom Bölw sieht den Fachhandel insgesamt zwar immer noch eindeutig als Trendsetter – aber auch die Gefahr, dass dieser veraltet. Und damit Bio insgesamt. Damit das nicht passiert, müsse man stärker kommunizieren, dass »Bio nicht nur irgendwie gut ist, sondern ein elementarer Bestandteil von Klimaschutz. Die Fridays-for-Future-Generation kann Bio zwar nachvollziehen, weiß vielleicht von den Eltern, dass das gut ist. Für eine eigene Identifikation fehlt es aber. Vegan ist ja leider ein völlig konventionell besetztes Thema. Da verpasst Bio gerade einen Megatrend. Das hat auch damit zu tun, dass die Biobranche sich so lange dagegen gewehrt hat, weil die Verbände damals überwiegend von Milchbäuerinnen und Milchbauern gegründet wurden.«

BILD NATURLAND
»Die Bioeigenmarken des Handels spielen eine wichtige Rolle dabei, Bio in die Breite zu bringen.«
18 BIORAMA 83 BIO IM HANDEL
— Markus Fadl, Sprecher des Verbands Naturland

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BIORAMA 83 LAW AND ORDER

PESTIZIDVERKÄUFE EU-15 (IN TONNEN WIRKSTOFF)

kombiniert, statt komplett auf sie zu verzichten, bleibt umstritten.

Unumstritten sind allerdings nicht nur die gesundheitlichen Schäden, die Pestizide nicht nur theoretisch haben können und auch in jährlich tausenden dokumentierten Fällen haben, sondern auch die Unvereinbarkeit des derzeitigen Pestizideinsatzes mit unseren Klima- und Nachhaltigkeitszielen in Europa und der UNO. Die weltweit eingesetzte Pestizidmenge steigt seit Jahrzehnten an: zwischen 1990 und 2017 um etwa 80 Prozent. Ein weitgehender Verzicht auf Pestizide würde eine andere Art landwirtschaftlicher Produktion notwendig machen, als sie heute weltweit dominiert. Viel ist die Rede von immerhin in der EU inzwischen gesunkenen Pestizidmengen – das gilt allerdings nur von einem erst vor Kurzem erreichten Höhepunkt aus betrachtet.

Da die Europäische Union für die Jahre zwischen 2003 und 2010 keine Daten von den Mitgliedsstaaten erhoben hat, fehlen für viele Staaten die Informationen, der Vergleich mit denen um die Jahrtausendwende macht allerdings deutlich, wie schnell sich die Arbeitsweise auch in der europäischen Land -

wirtschaft verändert hat – und grundsätzlich verändern kann.

Im Rahmen der letzten Weltnaturkonferenz in Montreal Ende 2022 wurde beschlossen, die Gefährdung von Mensch und Umwelt durch Pestizide bis zum Jahr 2030 zu halbieren. Bereits ein Jahr zuvor haben sich die EU-Staaten im Rahmen der Farm-to-ForkStrategie auch zum Ziel gesetzt, den Einsatz von Pestiziden bis 2030 zu reduzieren. Damit es nicht beim hehren Ziel bliebt, hat die EU-Kommission im Sommer 2022 eine Richtlinie vorgeschlagen, die alle Mitgliedsstaaten dazu verpflichtet, Gesetze zur Umsetzung zur Halbierung des Pestizideinsatzes zu beschließen. Sowohl für als auch gegen diese gesetzliche Verankerung wird nun hart gekämpft, von Umweltorganisationen, von Saatgutherstellern und inzwischen auch von den Mitgliedsstaaten im Rat. Ausgerechnet der Bio-Europameister Österreich beispielsweise bremst – und versucht gemeinsam mit anderen Mitgliedstaaten diese auf staatlicher Ebene zu messbaren Ergebnissen verpflichtende Regelung zu verhindern. Auf den folgenden Seiten kommen zwei von vielen möglichen Positionen dazu zu Wort.

4 Millionen Tonnen Pestizide

werden weltweit jährlich ausgebracht. Fast die Hälfte davon sind Herbizide, knapp 30 Prozent sind Insektizide und etwa 17 Prozent sind Fungizide.

Mehr Informationen, u. a. zu den Entwicklungen der seit 2004 beigetretenen (und verbliebenen) EU-Staaten finden sich im Report von Foodwatch e.V. unter foodwatch.org

Herbizide Insektizide Fungizide 2011 2003 Tonnen 1998 0 50.000 100.000 150.000 200.000 250.000 300.000 1993 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020
21
Quelle: »LOCKED-IN PESTICIDES«, FoodwatchReport 2022.

BRAUCHEN WIR 2023 EIN

GESETZ ZUR HALBIERUNG DES PESTIZIDEINSATZES IN DER EU? »JA.«

… sagt Agrarökonom Sebastian Lakner. Wir brauchen verbindliche EU-weite Ziele sowie Anreize zur Einsparung von Pflanzenschutzmitteln, aber mit Augenmaß.

GASTKOMMENTAR

Moderne Landwirtschaft ist nicht ohne Pflanzenschutz möglich. In der konventionellen Landwirtschaft erfolgt dies mit den sogenannten »chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln«. Aber wie viel davon ist notwendig? Die gute Nachricht zuerst: Der Absatz von Pflanzenschutzmitteln ist – in Tonnen Wirkstoff gemessen – seit Jahren in Deutschland und der EU leicht rückläufig. Moderne Betriebe sparen Mittel, wo es geht. Sogenannte »Schadschwellen« zeigen an, ab wann der Einsatz von Mitteln auf dem Acker nicht zu vermeiden ist. Leider arbeiten nicht alle Betriebe konsequent mit diesem Prinzip. Zu häufig werden Pflanzenschutzmittel vorsorglich genutzt, um Äcker »keimfrei« zu halten. Orange Äcker im Herbst nach einer »vorsorglichen Behandlung« sollten der Vergangenheit angehören. Diese Praxis ist einer der Gründe, warum die Artenvielfalt auf den europäischen Äckern weiterhin rückläufig ist.

Es kommt darauf an Pflanzenschutz gezielter einzusetzen. Dies ist der Hintergrund der EU-Verordnung zur »Nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln« (Sustainable Use Regulation, kurz Sur ). Sie ist Teil der Farm-to-Fork-Strategie der EU-Kommission. Die Idee: Die EU setzt verbindliche Reduktionsziele und die Mitgliedsstaaten sol -

len über eigene Gesetzgebung LandwirtInnen zum Einsparen von Pflanzenschutzmitteln bewegen, einheitlich sortiert nach spezifischem Risiko der Wirkstoffe.

LandwirtInnen in der EU müssen schon jetzt komplizierte Vorschriften einhalten, die den Anbau häufig recht bürokratisch machen. Daher kommt es darauf an, gezielt und intelligent vorzugehen. Forschungsarbeiten der Eth Zürich zeigen, dass eine moderate Besteuerung von Pflanzenschutzmitteln die richtigen Anreize für Betriebe setzen könnte. LandwirtInnen müssten genau kalkulieren, ob sich der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln lohnt oder nicht. In Situationen, in denen es wichtig ist, bliebe der Einsatz weiterhin möglich, aber das vorsorgliche Spritzen von Mitteln würde teuer. Eigentlich eine zeitgemäße Idee, die die Betriebe zu mehr Nachhaltigkeit anstiftet, ohne mit der Verbotskeule zu kommen. Ein Besteuerung könnte also – wenn die Sur beschlossen wird – eine Form zur Umsetzung sein, die bürokratischen Aufwand im Alltag von LandwirtInnen reduziert.

Aktuell gibt es allerdings Spekulationen, dass die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen diese Verordnung zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln zurückziehen könnte. Die europäischen Land-

BILDER ISTOCK.COM/MATAUW, SEBASTIAN LAKNER
Sebastian Lakner Sebastian Lakner leitet den Lehrstuhl für Agrarökonomie der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Universität Rostock.
22 BIORAMA 83 PRO/CONTRA

wirtschaftsverbände nutzen die Ukraine-Krise geschickt und haben sich auf die Sur eingeschossen. Was wäre die Folge eines Rückziehers? Das Thema wäre auf EU-Ebene verbrannt und die Ewiggestrigen hätten erneut gewonnen, zu Lasten von VerbraucherInnen und der Umwelt. Nach der Aufgabe der EU-weiten Brachen 2022 eine neuerliche Nie derlage für Artenvielfalt und eine nachhaltige Landwirt schaft. Der politische Schaden wäre immens. Von der Leyen müsste sich eingestehen, dass sie politisch nicht in der Lage ist, ihre eigenen Pläne, nämlich den Green Deal in der Land wirtschaft umzusetzen. Ambitionierte Länder wie Deutsch land, die Niederlande oder die Skandinavier würden nati onale Regeln auf den Weg bringen, der Idee eines einheit lichen EU-Marktes wäre damit ein Bärendienst erwiesen.

Es kommt jetzt darauf an, die Sur-Verordnung mit Augen maß umzusetzen und intelligente Lösungen wie eine geziel te Besteuerung von Pflanzenschutzmitteln auf den Weg zu bringen. Für die Praxis sind Übergangszeiträume notwen dig. Aber wenn eine Reduktion von Pflanzenschutzmitteln erreicht werden soll, dann ist eine EU-weite Verordnung wie die Sustainable Use Regulation mit verbindlichen Zielen für alle Mitgliedsstaaten wichtig.

»Wenn eine Reduktion von Pflanzenschutzmitteln erreicht werden soll, ist eine EU-weite Verordnung mit verbindlichen Zielen wichtig.«
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Sebastian Lakner, Agrarökonom

BRAUCHEN WIR 2023 EIN

GESETZ ZUR HALBIERUNG DES

PESTIZIDEINSATZES IN DER EU?

… sagt LKÖ-Generalsekretär Ferdinand Lembacher und fordert eine Folgen- und Umsetzbarkeitsprüfung statt populistischer, gefährlicher Schnellschüsse auf Kosten von bäuerlichen Familienbetrieben, Versorgungssicherheit und Klimaschutz.

ist seit Jänner 2018 Generalsekretär der Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ). Zuvor war der 52-Jährige Pflanzenbaudirektor an der LK Niederösterreich.

Das Ziel, den nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu fördern, wird von Österreichs Landwirtschaft nicht nur befürwortet, sondern seit langem gelebt. So gelten wir in Europa und international als Vorreiter im Hinblick auf integrierte Pflanzenproduktion. Das bedeutet, dass primär alle verfügbaren vorbeugenden, physikalischen, biologischen, biotechnischen Maßnahmen (Sortenwahl, Fruchtfolge, mechanische Verfahren) genützt werden. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ( Psm ) findet als Ultima Ratio nach dem Motto »So wenig, wie möglich, so viel, wie notwendig« statt. Pflanzenschutzmittel unterliegen einem langwierigen Prüfungsund Zulassungsverfahren nach europäischen und nationalen Regeln, sehr ähnlich jenem für Medikamente. Digitalisierung ermöglicht »Precision Farming« und Tools wie den lkö-Warndienst und ist ein Ansatz, um die Psm-Menge sinnvoll zu reduzieren. Nicht zuletzt werden bereits 27 Prozent der Agrarnutzfläche biologisch bewirtschaftet.

Die pauschale Reduktion der Menge an Pflanzenschutzmitteln um 50 Prozent »querbeet«, ohne Berücksichtigung der Vorleistungen von Mitgliedsstaaten und individuelle Bewertung jedes einzelnen Wirkstoffes, ist entschieden abzulehnen. Solche ideologisch

motivierten quantitativen Ziele berücksichtigen in keiner Weise Effizienz und Risiken der Substanzen. Sie entbehren jeder wissenschaftlichen Basis und sind sogar widersinnig. Beispielsweise macht der natürliche Luftbestandteil CO², der zur Verlängerung der Haltbarkeit von Lagerfrüchten eingesetzt wird, 35 Prozent der ausgewiesenen Psm-Menge in Österreich aus, während er in anderen Ländern nicht statistisch erfasst wird. Dieses Beispiel zeigt, wie sehr die Basis hinkt. Äpfel dürfen nicht mit Birnen verglichen werden.

Politische Strategien wie der Green Deal der EU mit Farm-to-Fork stammen aus einer Zeit vor Corona und dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Ihnen liegt der Irrglauben zugrunde, dass Lebensmittel auf alle Zeiten in ausreichender Menge und Qualität verfügbar sind. Sie negieren aber vollkommen, dass wir nicht nur die Versorgungsverantwortung für eine der kaufkräftigsten Regionen der Welt tragen, sondern auch für Länder, wo die größte Sorge jene der nächsten Mahlzeit ist. Gefährden wir den ausreichenden Schutz für gesunde Pflanzen in Europa, ignorieren wir auch unsere Verantwortung zur Ernährung der wachsenden Anzahl an hungernden Menschen weltweit. Der EU-Wissenschaftsdienst und auch andere Institute haben schon vor den genannten Kri-

GASTKOMMENTAR Ferdinand Lembacher
BILDER ISTOCK.COM/DENISVESELY, LKOE/APA-FOTOSERVICE/SCHEDL
»NEIN.«
DI Ferdinand Lembacher
24 BIORAMA 83 PRO/CONTRA

sen auf die Gefahren dieser politisch motivierten Strategie hingewiesen. Demnach drohen erhebliche Ertragseinbußen, Lebensmittel-Preissteigerungen, Rückgänge der EU-Eigenversorgung und zusätzliche klimaschädliche Importe. Die negativen Effekte träfen nicht nur die bäuerlichen Familien, sondern auch das Klima und die Versorgungssicherheit der europäischen Bevölkerung. Pflanzenschutz undifferenziert zu untersagen, wäre aus unserer Sicht ein unverantwortbarer Irrsinn!

Wir fordern daher – wie auch viele andere EU-Staaten –die EU-Gremien zu einer Folgenabschätzung und zur Berücksichtigung der neuen weltpolitischen Situation auf. Die fatale Abhängigkeit, die uns bei fossilem Gas und Energie in eine so schwierige Lage gebracht hat, darf sich bei Lebensmitteln nicht wiederholen! Es wäre falsch, lediglich den populistischen Forderungen praxisferner Lobbyisten zu folgen. Vielmehr brauchen wir echte Nachhaltigkeit, eine Balance zwischen Umwelt, Wirtschaft und Sozialem. Wer ernten und essen will, muss nicht nur anbauen, sondern die Felder und Gärten auch vor Schädlingen und Krankheiten schützen. Der Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung beginnt nicht in der Küche, sondern schon auf unseren Feldern.

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» Es drohen erhebliche Ertragseinbußen, Preissteigerungen, Rückgänge der EU-Eigenversorgung und klimaschädliche Importe.«
Ferdinand Lembacher, Landwirtschaftskammer Österreich
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KLIMABEKÖMMLICH

Rinder scheiden Klimagase aus, darunter auch viel Methan. Das lässt sich ändern.

2 1 Staaten, darunter Deutschland und die USA, haben sich im Rahmen der UNKlima konferenz 2021 dazu verpflichtet, ihre Methanemissionen um 30 Prozent zu reduzieren. Österreich ist der sogenannten Methankoalition im September 2022 beigetreten. EU-Umweltkommissar Frans Timmermans hat Methan als zweitschäd -

lichstes Treibhausgas identifiziert, die neuseeländische Regierung geht sogar so weit, dass sie ab 2025 die Emissionen der zehn Millionen dort lebenden Rinder besteuern will. Und Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge beträgt der Methananteil heute fast ein Fünftel aller auf menschliches Handeln zurückgehenden Treibhausgase. Neben einer

BILD VOLTA GREENTECH
TEXT Eva Goldschald Die Rotalgen des schwedischen Startups Volta Greentech unterm Mikroskop.
26 BIORAMA 83 FUTTER

Es geht auch anders!

Reduktion des Konsums von Fleisch- und Milchprodukten, um die sich bisher nur eine Minderheit bemüht, wird auch an den Emissionen der Produkte getüftelt, unter anderem dort, wo das Methan entsteht: im Pansen der Kuh.

Am landwirtschaftlichen Versuchsgut der Universität Kiel forscht der wissenschaftliche Leiter Friedhelm Taube an der Atemluft von Jerseys, die für ihre besonders fettreiche Milch bekannt sind. Er weiß, wie sehr der Methanausstoß von Kühen davon abhängt, was sie fressen. Seit 25 Jahren erforscht er den Zusammenhang zwischen Kuh, Umwelt und Futter. Auf unterschiedlichen Flächen haben er und sein Team gemessen, wie viel Methan eine Weidekuh bei welcher Art von Futter ausstößt. Die Untersuchungen ergaben: Je mehr Kräuter, Klee und Gräser vorhanden waren, desto geringer war der Methanausstoß der Kühe. Bei Weißklee, Weidelgras und anderen Wiesenkräutern bleibt der Methanausstoß gering und zumindest die von ihm untersuchten Jersey-Rinder geben zehn Prozent mehr Milch, als wenn sie im Stall mit Soja und Mais gefüttert werden.

Während in Kiel also eher daran gearbeitet wird, die Klimavorteile von Weidehaltung zu erforschen, wird andernorts das Potenzial von Hightech-Nahrung ausgelotet. Aber für eine, die dem selbst zusammengestellten Speiseplan mancher Kühe nachempfunden ist. Denn 2005 beobachete ein Milchbauer aus Kanada, dass seine Kühe mehr Milch gaben und mehr Kälber bekamen, wenn sie die mit den Wellen angespülten Algen fraßen. Basierend auf dieser Beobachtung erforschten AgrarwissenschaftlerInnen des australischen Forschungsinstituts csiro den Zusammenhang zwischen der Verstoffwechselung von verschiedenen Algen und Methanentstehung. In Laborexperimenten konnte nachgewiesen werden, dass besonders die Fütterung mit Rotalgen die Methanproduktion um mehr als 99 Prozent reduziert.

Für die weitere Untersuchung an den Tieren fütterten die ForscherInnen 21 Stiere der Fleischrasse Hereford mit ihrer üblichen Futtermischung aus Heu, Getreide und Mais und mischten Rotalgen in unterschiedlicher Konzentration bei. Über einen Zeitraum von 21 Wochen maßen sie, wie viel Methan, Wasserstoff und CO 2 von den Tieren freigesetzt wurde. Abhängig vom Algenanteil im

Die Klimakrise:

Eine »Grad«-Wanderung in der Landwirtschaft

Die steigenden Temperaturen haben auch mich schon verleitet, darüber nachzudenken, was auf lange Sicht im Waldviertel wächst. Es gab auch erste Anbauversuche. Bei mir im Garten habe ich eine Teepflanze aus Asien gesetzt. In Produktion kann ich damit noch nicht gehen, aber wer weiß, was kommt. Fest steht, dass mit jedem Grad mehr uns auch andere Wetterextreme verfolgen werden. Trockenheit, Unwetter und Stürme werden vermehrt auf unser aller Tagesordnung stehen. Für Bäuerinnen und Bauern ist die Klimakrise eine weitere Bedrohung ihrer Existenz. Ein einziges Unwetter ist in der Lage, die monatelange Arbeit vieler helfender Hände zunichte zu machen. Umso wichtiger ist es, auf die Natur zu achten und die natürlichen Kreisläufe zu fördern. Böden, die für den Anbau in Monokultur genutzt und mit chemischen Spritzmitteln vergiftet wurden, sind meist ohne Bodenleben und neigen viel eher zu Erosion. Sie verschwinden langsam oder – bei Unwettern – mitunter auch ganz plötzlich. Biologische Vielfalt ist einmal mehr die Antwort. Entscheidend ist, dass unsere Bio-Bäuerinnen und -Bauern ihr Wissen und neue Ideen und Erfolge miteinander teilen. Ob in Sachen Bewässerung, Bearbeitung oder in der Auswahl der Kulturen und der Fruchtfolge. Hier hat sich etwa Hanf als besonders widerstandsfähige Pflanze erwiesen, die dem Klimawandel gerne ein Schnippchen schlägt.

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ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG VON SONNENTOR
Johannes Gutmann, SONNENTOR Gründer

Die Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (csIRO) ist das staatliche australische Forschungsinstitut für »wissenschaftliche und

Futter sank der Methanausstoß um 45 bis 68 Prozent. Im Test mit wenig Heu und einem Maximum an Algen reduzierte sich die Menge an Methan sogar um 80 Prozent. Diese Entdeckung schlug Wellen. Mehrere Clean tech-Start-ups aus Schweden und den USA züchten nun genau dafür Rotalgen im Meer. Eines dieser jungen Unternehmen ist das schwedische Unternehmen Volta Greentech. Allerdings produziert das Unternehmen die Algen in großen Tanks unter künstlichem Licht aus regenerativen Energien. Meerwasser kommt aus dem Ozean, geheizt wird mit der Abwärme einer Ölraffinerie in der Nähe. Algen binden genau wie Bäume CO 2. Das pumpt Fredrik Åkerman,

Die

CEO und Kogründer von Volta Greentech, einfach in die Produktionsanlage, so wachsen die Algen schneller. Seit Juni 2022 kann man in ausgewählten schwedischen Supermarktketten methan reduziertes Rindfleisch von Volta Greentech kaufen. Die Algen sind nicht biozertifiziert, das Fleisch somit auch nicht.

Anders als in der savannenartigen Landschaft Australiens wachsen in Deutschland oder Österreich Wiesenkräuter, die eine bessere Klimabilanz aufweisen als Soja und Mais.

Friedhelm Taube vom Lindhof glaubt nicht daran, dass nur die Kuh allein klimaneutral werden muss. Auch die Ernährungsgewohnheiten der Menschen müssten sich ändern. Einer von ihm im Mai 2021 veröffentlichten Studie zufolge weist die Klee-Kräuter-Gras-

Mischung je Kilogramm Milchleistung die niedrigsten Methanemissionen auf. Dabei wurden vier Ernährungssysteme verglichen, vom konventionellen Futter im Stall bis zur Kräutermischung auf der Weide. »Der Hauptgrund dafür ist die sehr hohe Verdaulichkeit dieses Weidefutters, wir füttern gewissermaßen ›Kraftfutter auf dem Halm‹«, sagt Taube. Von den Algenansätzen ist er hingegen noch nicht überzeugt. Nicht, weil es nicht funktionieren würde, sondern weil die notwendigen Mengen für die Kuhherden der Welt kaum darstellbar sein dürften und aussagekräftige Langzeitstudien bislang kaum vorliegen.

Außerdem: Betrachtet man das ganze Rinderhaltungssystem, kommt man womöglich zu anderen Handlungsempfehlungen als

BILD VOLTA GREENTECH
Volta Greentech produziert Rotalgen in großen Tanks mit künstlicher Beleuchtung. Methanreduktionskoalition wurde im November 2021 im Rahmen der Weltklimakonferenz in Glasgow von den USA und der EU ins Leben gerufen.
28 BIORAMA 83 FUTTER
industrielle Forschung«.

durch einen Fokus auf Methanemissionen. Deshalb plädiert Taube vielmehr für eine artgerechte Weidehaltung, bei der die Kühe regional und frisch fressen und dabei die Wiesen mit ihren Fladen düngen. Das ist Friedhelm Taube zufolge die nachhaltigste Weise, die Tiere zu halten. Am nachhaltigsten seien die Algen dort, wo sie etwa auf großen Höfen ohne Weidehaltung »Sojaschrot aus Übersee« ersetzen würden.

Nun ist der Vergleich mit ökologischer Weidehaltung daher vielleicht der aussagekräftigste, doch angesichts dessen, dass Weidehaltung sich nicht über Nacht als einzige Haltungsform wieder wird durchsetzen können, könnten die Algen einen relevanten Beitrag zur Reduktion der Emissionen der Viehwirtschaft insgesamt beitragen, während die Menschheit womöglich endlich beginnt, ingesamt sukzessive auf artgerechtere Tierhaltung umzustellen.

GRUNDHALTUNG STURER OPTIMISMUS

»Hartnäckig bis stur musst’ scho’ sein, wennst an Weg einschlägst, den die meisten noch nicht seh’n«, sagt Alfred K. In den 90ern hat Alfred Österreichs ersten bürgerfinanzierten Windpark mit-initiiert. Vor vier Jahren war er Mitgründer der OurPower-Energiegenossenschaft, um endlich den eigenen Strom auch selbst zu kaufen: »Unverzagt das Ziel nicht aus den Augen lassen, dann kommen schon die andern mit.« Diese gut gelaunte Tatkraft ist nicht nur menschlich ansteckend und macht einfach Spaß, sie ist tragendes Erfolgsrezept für den nachhaltigen Umbau unserer Wirtschaft.

Denn wir BürgerInnen sind’s, die mit genau dieser positiven, unnachgiebigen Grundhaltung jetzt die neue Energiewirtschaft erfinden, neu konzipieren und quasi experimentell Schritt für Schritt um- und durchsetzen. Dezentrale Energie und digitale Technik ermöglichen heute, dass jede und jeder Energie erzeugt und teilt und tauscht.

Die Regeln und Gesetze für diese neue Technik und den neuen Markt, die müssen kreativ »errungen« werden. Gesetze für den Markt »where citizens take ownership of the energy transition«, wie es – tatsächlich! – die EU-Strommarkt-Richtlinie vorschreibt, werden nicht am Schreibtisch entstehen.

Der Name »OurPower« steht für das Bewusstsein, dass wir den Weg des »taking ownership« gemeinsam, genossenschaftlich schaffen, Wege gehen, die andere noch nicht sehen (wollen). Auf ourpower.coop kaufen und verkaufen wir Strom von privat an privat. Schau Dir’s an, liebe/r LeserIn, und werde Mitglied bei OurPower!

Ulfert Höhne, Mitgründer und Vorstand der OurPower

Energiegenossenschaft SCE mbH

Info: www.ourpower.coop

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG VON OURPOWER

40 JAHRE RAMSAR KONVENTION IN ÖSTERREICH

172 Staaten haben sich mittlerweile zusammengeschlossen, um ihre Feuchtgebiete im Rahmen dieser internationalen Vereinbarung zu schützen.

Österreich ist seit 1983 Mitglied der Ramsar-Konvention und setzt sich damit bereits seit 40 Jahren für den Feuchtgebietsschutz ein. Die internationale Vereinbarung zum Schutz von Feuchtgebieten – kurz Ramsar-Konvention – ist die älteste internationale Konvention, die sich mit der Erhaltung und der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen beschäftigt. Sie wurde am 2. Februar 1971 in der iranischen Stadt Ramsar unterzeichnet und zählt aktuell 172 Vertragsstaaten. Sie befasst sich als einziges internationales Abkommen mit einem speziellen Lebensraumtyp, nämlich den Feuchtgebieten. Gemeinsam mit allen Vertragsstaaten wurde ein globales Netzwerk von derzeit 2471 »Feuchtgebieten von internationaler Bedeutung« mit einer Fläche von insgesamt 256 Millionen Hektar umgesetzt – das entspricht etwa der 45-fachen Fläche der Schweiz!

Die Konvention definiert ein Feuchtgebiet dabei in einem umfassenden Sinn: das reicht von Sümpfen, Mooren, Feuchtwiesen, Flachwasserbereichen bis acht Meter Tiefe, Seen, Flüssen und deren Mündungsbereichen, Küstenzonen wie Mangroven, Korallenriffen und Wattenmeer bis zu künstlichen, vom Menschen geschaffenen, Feuchtgebieten wie Teichen, Reis-

Die GewinnerInnen des Neptun Staatspreises für Wasser 2023 werden bei einer Preisverleihung am 15. März 2023 in Wien bekanntgegeben.

Der Neptun Staatspreis für Wasser ist der österreichische Umwelt- und Innovationspreis für nachhaltige Wasserprojekte. Er wurde 1999 als Neptun Wasserpreis gegründet, um die Bedeutung der Ressource Wasser zu verdeutlichen – speziell in den Bereichen Leben, Umwelt, Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft. 2023 wird der Neptun Wasserpreis erstmals als Staatspreis ausgelobt. Heuer gab es über 550 Einreichungen in den drei Fachkategorien WasserBILDUNG, WasserFORSCHT, WasserKREATIV sowie in den Kategorien WasserGEMEINDE und WasserWIEN.

Außerdem wird ein Hauptpreis über die drei Fachkategorien hinweg vergeben. Weitere Infos unter www.neptun-staatspreis.at

Feuchtgebiete sind Klimaschützer.
BILD BML ALEXANDER HAIDEN, NIEDERER, UMWELTBUNDESAMT
NEPTUN STAATSPREIS FÜR WASSER 2023

feldern und Stauseen. Die Ramsar-Konvention ist ein wichtiger Wegweiser, um all diese Feuchtgebiete zu erhalten und schonend zu bewirtschaften (»Wise-use-Prinzip«). Feuchtgebiete spielen in allen Wasserkreisläufen eine wichtige Rolle. Sie tragen zur Sicherung unseres Trinkwassers bei, zum Gewässerschutz und können Hochwässer abmildern. Feuchtgebiete speichern aber auch große Mengen an Kohlenstoff, weshalb wir sie auch als Klimaschützer bezeichnen. Feuchtgebiete sind essenzieller Lebensraum für Tiere und Pflanzen sowie Erholungsraum für uns Menschen. In den letzten 40 Jahren wurden 23 Feuchtgebiete in Österreich zu Ramsar-Gebieten erklärt. Sie haben eine Gesamtfläche von rund 1250 km2, was etwa 1,5 % der österreichischen Staatsfläche entspricht und bestehen aus Waldgebieten, großen Flussgebieten, Seeufern und Mooren. Anlässlich des Jubiläums werden 2023 zahlreiche Veranstaltungen stattfinden, um auf die Bedeutung dieser wichtigen Ökosysteme hinzuweisen. Das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML) beteiligt sich an den Aktivitäten. www.ramsar.at

WELTWASSERTAG 2023

Der Weltwassertag wird seit 1993 jährlich am 22. März gefeiert und seit 2003 von UN-Water organisiert. 2023 steht er unter dem Motto »Accelerating Change / Gemeinsam schneller zum Ziel«.

Ziel ist es, dem global bedeutsamen Thema Wasser Aufmerksamkeit zu widmen, unter anderem durch Veranstaltungen und gezielte Informationen.

Aktuelles zum Weltwassertag unter www.wasseraktiv.at und www.generationblue.at

DIE 23 RAMSAR-GEBIETE IN ÖSTERREICH

Mit dem Beitritt 1983 wurden fünf Ramsar-Gebiete in Österreich ausgewiesen, diese feiern auch heuer ihr 40-jähriges Bestehen:

• Neusiedler See – Seewinkel (Burgenland)

• Donau-March-Auen (Niederösterreich)

• Stauseen am Unteren Inn (Oberösterreich)

• Untere Lobau (Wien)

• Rheindelta, Bodensee (Vorarlberg)

Nach und nach kamen weitere Ramsar-Gebiete hinzu:

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WENIGER WÄRME WEGSPÜLEN

Das Start-up »Warmduscher« hat Wärmetauscher zum Nachrüsten für die Dusche entwickelt.

128 Liter Wasser pro Person beträgt derzeit der durchschnittliche tägliche Wasserverbrauch laut dem Statistischen Bundesamt in Deutschland, Tendenz steigend. Die österreichischen Wasserwerke schätzen den durchschnittlichen täglichen Pro-Kopf-Verbrauch in privaten Haushalten zurzeit sogar auf 130 Liter. Einen großen Teil macht dabei das Duschen aus. Hierzu fällt aber nicht nur viel Wasser, sondern auch Energie an, die notwendig wird, um das Wasser zu erhitzen. Doch um beim Duschen Energie zu sparen, muss nicht zwangsweise eiskalt geduscht werden, wie ein deutsches Start-up zeigt.

RESSOURCEN, DIE IM ABFLUSS VERSCHWINDEN

Warmwasser wird entweder unmittelbar bei Bedarf von einem Durchlauferhitzer erwärmt oder

in einem Boiler langsam erhitzt und gespeichert. In großen Wohngebäuden passiert das mitunter über Zentralheizungen, von der in der eigenen Wohnung kaum etwas zu bemerken ist. Großen Einfluss auf den Energieverbrauch hat aber nicht nur die Art der Erhitzung und die Dauer, sondern auch jedes Grad Duschtemperatur. Die Tägliche Dusche löst derzeit bei vielen Gedanken über Energieknappheit und Warmwasserabrechnung aus, schließlich kann man zusehen, wie man die Wärme in den Kanal spült. Genau hier setzt ein deutsches Start-up an, das den Wärmetauscher, den manche Haushalte unter Putz, also unsichtbar in der Wand oder unter Dusche oder Badewanne installiert haben, auch nachträglich nutzbar macht. Sprich ohne bauliche Veränderungen.

Dazu wird ganz einfach die Leitung verlängert und das kalte Wasser ein mal zum Boden

TEXT Florian Jauk
BILD ISTOCK.COM/TETIANA KOLUBAI
BIORAMA 83 NACHRÜSTEN 33

der Dusche und wieder retour geleitet.

Im Detail: Um die gewünschte Temperatur zu erreichen, wird kaltes und warmes Wasser in einer Mischbatterie gemischt und über den Duschhahn ausgegeben. Je wärmer der Wasserhahn eingestellt wird, desto mehr Warmwasser und folglich auch Energie wird benötigt. Doch das warme Vergnügen ist nur von kurzer Dauer: Ist das je nach Art der Erwärmung um zweieinhalb bis viereinhalb Mal teurere Warmwasser über den Körper geflossen, kommt es mit einer Resttemperatur von 35 Grad direkt in den Abfluss, wo seine Temperatur nutzlos ist. Ein Umstand, den sich die Warmduscher GmbH aus Hannover und seine Geschäftsführer Luca Helfers und Oliver Baum zu Nutze machen.

WARMWASSER OHNE ZUSÄTZLICHE ENERGIE

Sie entwickelten einen Wärmetauscher für die Dusche, mit dem das Wasser vor dem Abfluss aufgefangen wird und dessen Restwärme dazu benutzt wird, kaltes Wasser ohne zusätzlichen Energieaufwand zu erwärmen. Wärme-

rückgewinnungssysteme in der Dusche gibt es schon, allerdings müssen diese erst von einem Fachmann verbaut werden und kosten um ein Vielfaches mehr als das extern verbaubare Wärmerückgewinnungssystem aus Hannover. Dieses kommt als Set bestehend aus einem Adapter, der an die Kalt- und Warmwasserzuleitung geschraubt wird, zwei Schläuchen, die mit dem Wärmetauscher aus Edelstahl verbunden sind und einem Bambusplateau als Abdeckung für den Wärmetauscher, in dem das kalte Wasser erwärmt wird. Das funktioniert folgendermaßen: Kaltes Wasser wird während dem Duschen aus der Leitung mittels Schlauch in den Wärmetauscher geleitet, während man in der Dusche auf der rutschfesten Bambusplatte steht, auf welche das Warmwasser aus den Duschkopf prasselt. Im Wärmeumwandler wird die Resttemperatur des Warmwassers auf das zugeführte Kaltwasser übertragen und vorgewärmt zurück in die Mischbatterie geleitet wird, die nun weniger Warmwasser und damit auch weniger Energie braucht, um die gewünschte Wassertemperatur zu erreichen. Das

BIORAMA 83 NACHRÜSTEN 34
Der Warmduscher ist ein Wärmetauscher – bevor das kalte Wasser die Mischbatterie der Dusche erreicht, wird es durch die Restwärme des Wassers aus dem Duschhahn vorgeheizt.

Ergebnis ist konstant warmes Wasser mit einer Energieersparnis von bis zu 40 Prozent, wie das Unternehmen auf seiner Website angibt.

NACHHALTIG AUCH IN DER VERPACKUNG

Beim Warmduscher wird nicht nur in der Dusche, sondern auch bei der Verpackung Ressourcen gespart. Die Verpackung des Sets ist plastikfrei, das Plateau über dem Wärmetauscher aus Bambus, der Wärmetauscher selbst ist aus zwei aufeinander geschweißten Blechen aus Edelstahl, die recyclingfähig sind. Ebenfalls mitgeliefert wird eine Reinigungsbürste aus Holz mit wechselbarem Kopf und Agavenbürsten sowie der Adapter mitsamt den Dichtungen und ein vier Meter langer Schlauch, der für Trinkwasser zugelassen ist. Für die Installation wird nur ein Ring-Maulschlüssel in Größe 30 benötigt, mit dem die Mischbatterie gelöst wird und der Adapter auf der Warmwasserseite angeschraubt wird. Mit diesem wird später der Wärmetauscher mit einem Schlauch verbunden. Der Schlauch wird hierzu mit einer Schere einfach auf die gewünschte Länge gekürzt und in die Steckanschlüsse am Wärmetauscher und am Adapter gesteckt. Das System soll laut dem Unternehmen in rund zehn Minuten installiert sein, funktioniert bisher allerdings nur mit Aufputzmischbatterien, die sich im Gegensatz zu Unterputzmischbatterien vor dem Verputz befinden und an die der Adapter angeschlossen werden kann. An einer Lösung für andere Systeme und einem Warmduscher, der direkt in der Dusche verbaut werden kann, sowie einem Set für Badewannen wird derzeit noch getüftelt. Wer unsicher ist, ob eine Installation des Warmduschers in der eigenen Dusche möglich ist, kann einfach ein Foto an das Unternehmen senden, dass dann eine Einschätzungen abgibt, ob der Warmduscher angeschlossen werden kann.

Zwischen Juni und Juli 2020 gab es für den Warmduscher eine Startnext-Kampagne, bei der 13.300 Euro gesammelt werden konnten. Zusätzlich wurde das Projekt unter anderem von der Region Hannover mit 50000 Euro gefördert und kann derzeit in Serie produziert und im Onlineshop des Unternehmens für knapp 550 Euro verkauft werden. Eine Ausgabe, die sich laut den

Entwicklern durch die sinkenden Energiekosten rentiert. Sie geben eine durchschnittliche Energieeinsparung von vier Kilowatt durch den Warmduscher an. Wie hoch die jährlichen Ersparnisse ungefähr sind, kann mithilfe eines Ersparnisrechners auf der Website des Unternehmens berechnet werden. Beim Autor, der in einem dreiköpfigen Haushalt wohnt und mit Gas heizt, wäre laut dem Rechner die jährliche Ersparnis mit dem Warmduscher rund 180 Euro, beziehungsweise 315 Kilowattstunden. In rund drei Jahren wäre die Investition durch die sinkenden Energiekosten also wieder eingespart. Die HerstellerInnen des Warmduschers haben diesen weitgehend selbst reparierbar gestaltet, einzelne Komponenten sind online bestellbar und können selbst getauscht werden Kombiniert man den Warmduscher zusätzlich noch mit einem Sparduschkopf, der den Wasserverbrauch pro Minute um mehrere Liter verringern kann, kann nicht nur Energie, sondern auch Wasser gespart werden.

Demnächst soll der Warmduscher nicht nur für den Boden klassischer Duschkabinen, sondern auch für die Badewanne verfügbar sein –sprich in angepasster Größe und flexiblen Füßen für kleinere und stärker gebogene Wannenböden.

Mehr als 120 Liter

Trinkwasser

werden in Deutschland und Österreich derzeit täglich und pro Person im Haushalt verbraucht. Rund ein Drittel entfällt dabei auf die Körperpflege, wie Händewaschen und Zähneputzen, aber vor allem baden und duschen. destatis.de ovgw.at

Die Hälfte dieses Wassers wird erwärmt, bevor es im Kanal landet. Damit es eine Temperatur von 45 Grad erreicht ist ein Energieaufwand von 1000 Kilowattstunden pro Person und Jahr notwendig.

Zum Vergleich

Für einen Waschdurchgang mit einer Waschmaschine wird rund eine Kilowattstunde Energie benötigt.

Der Warmduscher im Original – zum Nachrüsten in der Dusche. Es gibt auch eine Einbauversion für Badsanierungen oder Neubau. Neu: Eine kleinere Version, damit der Warmduscher auch in die meisten Badewannen passt.
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BILD ISTOCK.COM/TETIANA KOLUBAI, WARMDUSCHER

SÜSSES VOM SONNIGEN NORDHANG

Wohlschmeckend, aber kein Wundermittel: Warum Neuseelands Manukahonig so beliebt ist.

In den weitläufigen Mānukawäldern lebt noch Neuseelands inoffizielles Wappentier, der flugunfähige Kiwi. 36 BIORAMA 83 HONIG

Wenn es Sommer wird in Neuseeland, also gegen Weihnachten, ist die Honigernte im Tasman District bereits in vollem Gange. Schon im November hat Bernhard Schneider seine mehreren Hundert Bienenvölker verteilt, den Großteil in den Marlborough Sounds und in Golden Bay. Der gebürtige Waldviertler ist Wanderimker. Bereits sein halbes Leben hat er hier am Rande des Abel-Tasman-Nationalparks in einer sonnenreichen Gegend der südlichen der beiden Inseln Neuseelands verbracht. Ganze 300 Jahre reicht die Imkerei in seiner Familiengeschichte zurück. Die Leidenschaft für das Hantieren mit Honigbienen hat er in jungen Jahren aus dem nördlichen Niederösterreich mitgebracht.

Zeitlich ist hier alles um ein halbes Jahr verrückt. Während zur selben Jahreszeit in Europa die Bienenvölker eingewintert auf den Frühling warten, haben sie am anderen Ende der Welt Hochsaison. Denn von November bis mindestens März blüht in Neuseeland die Südseemyrte. Besser bekannt ist der Strauch unter seinem Namen Manuka. Und der von den Bienen vom Nektar seiner Blüten gewonnene Manukahonig wird weltweit zu Apothekerpreisen gehandelt. 200 Euro pro Kilogramm sind keine Seltenheit. Für andere Sorten wird üblicherweise für einen Kilo 10 bis 15 Euro verlangt. Kein Wunder, dass der Manukahonig mit seinen 1700 Tonnen, die jährlich geerntet werden können, für den Inselstaat ein wichtiges Exportprodukt ist. Und nur logisch, dass Bernhard Schneider seine Völker mit dem Pickup an neue Standorte verfrachtet, wenn die Myrte am bisherigen verblüht ist. »Bevorzugt bringen wir die Bienen auf einen sonnigen Nordhang«, sagt Schneider, und erklärt: »Norden ist bei uns ja Süden.« Mit seiner Firma, der Maxx Honey Limited, exportiert er den Manukahonig auch ins Waldviertel – nach Sprögnitz an seinen Kindheitsfreund Johannes Gutmann. Der Biopionier verkauft Bernhard Schneiders Manukahonig unter seiner Marke Sonnentor.

ZUCKER SCHÄDIGT BAKTERIEN

Begehrt ist der herb-würzige, im Vergleich zu anderen Sorten weniger süß schmeckende, Manukahonig allerdings nicht allein wegen seiner – durchaus vorhandenen – kulinarischen Vorzüge, sondern wegen seiner besonders starken

Wirkung. Denn während Honig mit seiner antibakteriellen Wirkung schon seit Jahrtausenden als Heilmittel Anwendung findet, ist diese bei Manukahonig besonders stark. Beschrieben wurde das erstmals in den 1930er-Jahren. Und bereits seit längerem ist bekannt, dass der hohe Gehalt an Methylglyoxal (abgekürzt: mgo) dafür verantwortlich ist. Aber erst um die Jahrtausendwende machte sich auch die Forschung daran, herauszufinden, wie es dazu kommt. Mittlerweile ist bekannt, dass Honig über 200 Inhaltsstoffe enthält. 2008 fanden ForscherInnen der Technischen Universität Dresden heraus, dass im Nektar der Manukablüten das Kohlehydrat Dihydroxyaceton in hoher Konzentration vorhanden ist. In einer chemischen Reaktion wird es zu Methylglyoxal umgewandelt, das Zellmembranen von Bakterien schädigen kann, und deshalb antibakteriell und antiseptisch wirkt, aber in hoher Konzentration – etwa über Dieselabgase, in denen es auch enthalten ist – auch gesunde Zellen schädigen kann. »Das Methylglyoxal ist eine Zuckerabbaukomponente, die aus den Zuckern, die ja zuhauf im Honig vorhanden sind, entsteht«, erklärt Jana Raupbach. Die Lebensmittelchemikerin und Toxikologin war damals in Dresden am Projekt beteiligt und forscht mittlerweile am Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke.

Viele mögliche Vorzüge von Manukahonig sind bislang unentdeckt. 2019 etwa verwies das wissenschaftliche Journal »Antibiotics« in einer Metastudie darauf, dass bislang kein Bakterium bekannt sei, das gegen die Wirkung von Manukahonig resistent ist. Wissenschaftlich belegt ist die Wirkung von Manukahonig auf den menschlichen Körper derzeit allerdings nur in der Wundheilung. Die angesehensten Wundkliniken setzen deshalb seit Jahren erfolgreich Manukapflaster zur rascheren und besseren Wundheilung ein. Wobei da-

Bernhard Schneider war einmal Hauptschullehrer, seit fast einem Vierteljahrhundert ist er nun Bio-Wanderimker in Neuseeland.

TEXT Thomas Weber
BILD SONNENTOR
Blüht von November bis März: die Südseemyrte, besser bekannt als Mānuka.
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Schutz vor Fälschungen

Um keine Fälschung zu kaufen, wird empfohlen, auf Prüfsiegel zu achten; Biosiegel bieten durch regelmäßige Kontrollen Sicherheit.

für keimfrei gemachter Honig verwendet wird, damit die Wunden nicht mit Sporen belastet werden, die sonst mehr Schaden als Nutzen bringen könnten. Vor einer unbedachten Heimanwendung mit im Bioladen oder Reformhaus gekauften Manukahonig sei also gewarnt.

Vorsicht ist aber auch beim Kauf von Manukahonig geboten. Denn mit geschätzten

10.000 Tonnen wird um ein Vielfaches mehr gehandelt als die jährliche Manuka-Ausbeute hergibt. Mit Unterstützung der neuseeländischen Regierung haben die ForscherInnen der Technischen Universität Dresden deshalb ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Manukahonig von anderen Honigsorten und synthetischen Fälschungen unterscheiden lässt.

Die ForscherInnen raten zu Manuka-Produkten, auf denen sich anerkannte Gütesiegel

seine beiden angestellten Imker und seine Maori-MitarbeiterInnen, auf deren Land die Bienen immer wieder ausfliegen, klar an die Vorgaben aus seiner alten Heimat. »Neuseeland hat keinen Honigstandard, nur Empfehlungen«, sagt Schneider. »Wir orientieren uns klar an den EU-Honigstandards für biologische Produktion und testen regelmäßig auf Schadstoffe und Glyphosat.« Außerdem ist Schneider Mitglied im Demeter-Verband und arbeitet nach biodynamischen Prinzipien. Dabei werde »das Rundherum um den Bienenstock immer interessanter und wichtiger«: Die Energie zum Honigschleudern liefert eine Photovoltaikanlage, die Ware wird mit Hilfe von Sonnenstrom verpackt, die Seefracht CO2-kompensiert. »Aber CO2-neutral ist nicht genug. Wir müssen klimapositiv werden.« Aus dem Waldviertel weiß er: »Wenn dein Dorf brennt, dann rettest du nicht nur dein eigenes Haus.«

Rund um Ruby Bay haben Bernhard Schneider und sein Team deshalb 12.500 Bäume gepflanzt – ausschließlich solche, die ursprünglich in Neuseeland heimisch sind. Klarerweise auch: Manukasträucher und die besonders nektarreichen Cabbage Trees. »Beim Aufforsten arbeiten wir mit den PfadfinderInnen zusammen, die uns helfen, einen Verbissschutz aus mit Wachs eingespraytem Pappendeckel an den Bäumchen anzubringen. Er verhindert, dass die zarten jungen Pflanzen von Wild angefressen und beschädigt werden.«

Bernhard Schneider hält auch Gastvorträge bei Diplomkursen für ImkereimeisterInnen zu biologischer und nachhaltiger Honiggewinnung. Viele Maori besuchen diese Kurse, um durch das Handwerk eine Möglichkeit für ein sicheres Einkommen zu erwerben.

Exportgut Mānukahonig

Etwa 1700 Tonnen Mānukahonig werden jährlich in Neuseeland geerntet, weltweit gehandelt wurden (Fälschungen eingerechnet) aber in der Vergangenheit Schätzungen zufolge bis zu 10.000 Tonnen.

finden, auf denen auch der mgo-Wert auf der Verpackung angeführt wird. Bernhard Schneider sieht hier inzwischen Klarheit hergestellt, vor allem durch die Implementierung eines Standards in Neuseeland, der untersucht, ob es sich bei einem Produkt um einen »reinen« Manuka (monofloral) oder einen »Manuka-Mischhonig« (multifloral) handelt. Wobei dieser Standard nur bei neuseeländischem Manuka zur Anwendung kommt – nicht etwa bei Honig aus anderen Myrthenarten aus Australien, wie Schneider betont.

In der Golden Bay und in den Marlborough Sounds halten sich Bernhard Schneider,

Geerntet wird der Honig bevorzugt bei Neumond. Wissenschaftliche Begründung dafür gibt es keine. Doch: »Das hat mein Großvater im Waldviertel so gemacht und die Maori bei uns in der Gegend machen das traditionell genauso.« Also gibt es für Bernhard Schneider gar keinen Grund, an der bewährten Praxis etwas zu ändern.

BILD SONNENTOR
38 BIORAMA 83 HONIG

HIER SCHLÄGT DER SOMMER WURZELN.

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BANANE, SCHOKOLADE –EINE SÜNDHAFTE LIAISON

Antworten zum Geschmack.

Zugegeben, die Kombination ist nicht gerade Avantgarde. Im Gegenteil. Sie ist eher ein alter Hut. Die meisten von uns (egal aus welcher Generation) kennen sie aus ihrer Kindheit. Entweder vom Bananensplit, dem sündigen Eisdessert, bei dem Bananen der Länge nach gespalten, mit Eiskugeln angerichtet und in Schokoladesauce ertränkt werden. Im (amerikanischen) Original wären auch noch Ahorn- und Erdbeersirup im Spiel. Die haben es aber nicht nach Europa geschafft. Bananensplit ist Banane, Vanille, Schokolade. Punkt. Das zweite Produkt, das dafür verantwortlich ist, dass es sich die marriage von Schokolade und Banane in unserem limbischen System gemütlich gemacht hat, ist die Schokobanane von Casali. Die ist zwar nicht ganz so alt wie der Bananensplit, geht aber auch auf die 10er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts

zurück. Allerdings hat sich bei der Schokobanane in dieser Zeit einiges getan. Anfangs war die Füllung noch ein künstlich hergestelltes Schäumchen mit entsprechend künstlichem Geschmack. In den 60ern änderte sich das grundlegend. Zuerst kamen jahrzehntelang Chiquitas zum Einsatz, mittlerweile nur noch fair gehandelte Bananen. Vor allem aber echte. Aus sensorischer Sicht haben wir den Geschmack dieser Liaison also gelernt. Man kann auch sagen, wir haben ihn so lange probiert, bis wir ihn selbstverständlich und gut fanden. Verwendet werden für die Herstellung

(das gilt für beides, das Eis und die Schokobananen) Bananen der Sorte Cavendish. Das ist jene Sorte, die uns sofort in in den Sinn kommt, wenn wir an »Banane« denken. Kein Wunder. 99 Prozent aller Bananen, die in den europäischen Supermarktregalen landen,

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BILD ISTOCK.COM/URFINGUSS 41 BIORAMA 83 RUMKOSTEN

sind ja Cavendishs. Andere Sorten, zum Beispiel die Blaue Java-Banane, die pummeligen Zwergsorten Carinosa oder Senorita oder die schlanke Rhino Horn, die stattliche 40 Zentimeter erreichen kann, schaffen es dagegen kaum über die regionalen Bauernmärkte auf den Philippinen, in Indonesien oder in Afrika hinaus. Was echt schade ist, denn sensorisch sind diese Sorten den Cavendish-Bananen haushoch überlegen. Eleganter, süßer, cremiger. Kreative KöchInnen hätten ihre Freude damit.

Auch der Biomarkt hat einiges dazu im Talon. Vieles davon durchaus empfehlenswert. Vom Müsli-Startup Mymuesli gibt es zum Beispiel das Schoko-Bananen-Müsli. Als Zutaten sind da aufgelistet: Bananen (getrock-

net), Schokoplättchen (dunkel), Haferflocken (no, na) und Kakaopulver. Aber auch (und das sind eventuell die Dinge, die ein bissl entbehrlich wären) Schokoholic-Crunchy, Boons und Dinkelbällchen. Allesamt zwar bio und gentechnikfrei, dafür aber mit einem hohen Verarbeitungsgrad hergestellt. Gut ist das Müsli trotzdem.

Vegablum ist beim Thema Schokolade–Banane einen anderen Weg gegangen und hat einen veganen Aufstrich komponiert. Sie nennen ihn Nussliebe . Geröstete Haselnüsse, Reissirup und Banane, Kakaobutter und Kakaopulver. Das ist – zugegeben – schon ziemlich perfide. Weil langsam und schonend geröstet, was zu einer unglaublich subtilen Röstaromatik bei den Nüssen führt. Weil ausgezeichnete Rohstoffe beim Kakao verwendet werden und weil mit einem Glas Nussliebe am Tisch zumindest ein großer Wecken Brot verbraucht wird.

Sepp Zotter macht wie üblich sein eigenes Ding und zeigt den Manner-Plätzchenhirschen, wo der Bartel den Most holt. Seine Schokobanane (er nennt sie tatsächlich so) ist eine 40-prozentige Milchschokolade, mit einer formidablen Ganache aus Honig, Milch und Schokolade. Abgesehen davon, dass als sensorischer Akkord noch ein Spritzer Zitrone und eine Hauch Himbeerschokolade dazukommen, überzeugt auch die Konsistenz. Bei der originalen Schokobanane besteht immer das Risiko, dass meine eine erwischt, die etwas an Feuchtigkeit verloren hat. Dann beisst man auf ihr herum wie auf einem alten Marshmallow. Das passiert bei de Zotter-Schokobanane nicht.

Last but not least noch ein, etwas rustikaler, Do-it-yourself-Tipp: Die Nuss-Nougat-Creme auf Zimmertemperatur bringen, eine möglichst frische Banane schälen, tief eintauchen und genießen..

BILD ISTOCK.COM/URFINGUSS
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»Was echt schade ist, denn sensorisch sind diese Sorten den Cavendish-Bananen haushoch überlegen. Eleganter, süßer, cremiger. «

MIT 100 km/a

START UM 1900

Mit dem 20. Jahrhundert begann der Bananenboom auf dem Welthandel. Die Banane ist inzwischen die weltweit meistverzehrte Frucht, das könnte sich aber bald ändern. Bereits Ende der 1950er-Jahre hat ein Pilz einen Großteil der Pflanzenbestände der damals auf den Plantagen der Welt dominierenden Sorte Gros Michel befallen und durch die Panama-Krankheit, die er verursacht, dahingerafft. In den Monokulturen hatte er, wie andere Krankheiten oder Schädlinge auch, leichtes Spiel.

45 KILOGRAMM PESTIZIDE

Die in den Plantagen ohnehin gegen Schädlinge und Krankheiten eingesetzten Pestizide – heute werden auf konventionellen Bananenplantagen geschätzt jährlich 45 Kilogramm davon pro Hektar ausgebracht – konnten dem Pilz nichts anhaben. Schnell wurde die Sorte Gros Michel gegen eine andere getauscht – die Banane, die den Welthandel dominiert und die wir heute in Europa kennen, die Cavendish.

BIS ZU 1 CM

Die Cavendish war gegen den Pilz resistent, das Problem schien gelöst. Doch der Pilz hat sich (von Tropical Race TR1 zu TR4) weiterentwickelt, die Bananeklone nicht. Da wir zugunsten des Geschmacks auf eine Banane setzen, deren Kerne (Samen) weggezüchtet wurden – und die sich insofern nicht mehr natürlich weiterentwickeln kann. Die Samen von Wildbananen können abhängig von der Sorte übrigens bis zu einen Zentimeter groß sein.

100 KILOMETER

Der Erreger Namens Tropical Race hat sich seinen Namen verdient – er schaffte als TR4 zumindest in Südostasien etwa 100 Kilometer Ausbreitung pro Jahr. In Indonesien wurde er entdeckt und es wurde sichtbar, dass die Cavendish keine Resistenz gegen ihn mehr aufweist. Entsprechend hat er in Asien schon ganze Anbaugebiete zerstört – und das zumindest für Bananen, denn die Pilzsporen überleben viele Jahrzehnte in einmal kontaminiertem Boden.

2018

Der Pilz hat nun auch die ersten wichtigen Anbaugebiete Lateinamerikas er-

reicht – ExpertInnen gehen davon aus, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis weite Teile der Hauptanbaugebiete für den internationalen Handel betroffen sind und wegfallen.

18 MILLIONEN TONNEN BANANEN

Dieses Welthandelsvolumen in Tonnen Bananen wird vor allem von den Spitzenexporteuren Ecuador, Costa Rica und Guatemala gespeist. Die wichtigsten Anbaugebiete für den Export sind allerdings nicht die größten Produktionsländer. Der weltweit größte Produzent von Bananen ist Indien, aber auch in Brasilien wird viel für den Binnenkonsum produziert.

11,6 KILOGRAMM

So viele Bananen werden pro Kopf und Jahr in Deutschland gegessen. In Österreich sind es 14. Die für die Krankheit anfälligen Bananen sind derzeit laut Welternährungsorganisation die Lebensgrundlage von rund 400.000 Millionen Menschen.

BILD ISTOCK.COM/NSA DIGITAL ARCHIVE
TEXT
Irina Zelewitz
Das Tropical Race um die Dessertbanane.
43 BIORAMA 83 BEDROHTE BANANE

MASTER-BANANA

Die beliebteste Banane der Welt im Portrait.

TEXT

Die Pflanzengattung der Bananen umfasst etwa 70 Arten, die fast alle aus dem tropischen bis subtropischen Asien und westlichen Pazifikraum stammen. Nur einige davon bilden essbare Früchte und manche davon werden für die Nahrungsmittelproduktion angebaut.

troffen werden. Doch die Cavendish-Sorte bringt auch einige Vorteile mit sich: Ihre Stauden sind niedriger, lassen sich dadurch leichter ernten und sind zudem weniger anfällig für Sturmschäden. Da sie dichter gepflanzt werden können, konnten mit dieser Sorte außerdem die Flächenerträge verdoppelt werden.

crispr/Cas wird den Verfahren der sogenannten «neuen Gentechnik« zugeordnet und in den EU-Verordnungen zu genetisch veränderten Organismen reguliert.

Der Druck auf eine Neuregelung steigt, die in Form einer Deregulierung erwartet wird – während gleichzeitig kaum Mittel in die Beforschung der mit den neuen Verfahren verbundenen Risiken fließen.

Während Wildbananen voller dicker, erbsengroßer Kerne (Samen) sind, haben Kulturbananen nur sehr kleine, verkümmerte Kerne. Dadurch sind sie unfruchtbar. Und doch sind 95% der heute weltweit angebauten und gehandelten Bananen Kulturbananen der Sorte Cavendish. Benannt nach William Cavendish, dem 6. Duke of Devonshire, dessen Gärtner bereits um 1830 Bananen aus Mauritius importierte und in einem Gewächshaus anbaute.

Mithilfe von aus der Mutterpflanze gewonnenen Ablegern (abgeschnittenen Trieben) werden neue Pflanzen hergestellt. Diese sind identische Kopien ihrer Vorgänger, also Klone. Kulturbananen sind durch diese genetische Uniformität und durch den Anbau in Monokulturen besonders krankheitsanfällig.

ZWEITBESTE

Der Siegeszug der Cavendish begann erst, als in den 1960er-Jahren die bis dahin dominante Sorte durch die (von einem Pilz ausgelöste) Panama-Krankheit zerstört wurde: Die Pflanzen verwelkten, vertrockneten und trugen schließlich keine Früchte mehr. Heute wird die Gros Michel nur noch in kleinen Gebieten kultiviert.

Die Früchte der Cavendish sind kleiner und weniger geschmackvoll als die der Gros Michel und ihre Schale dünner, wodurch die Früchte empfindlicher gegen Stöße sind. Damit die Früchte unbeschadet bei den KonsumentInnen ankommen, müssen bei der Ernte und beim Transport viele aufwändige Vorkehrungen ge-

UNFRUCHTBARE FRUCHT

Seit den 1990er-Jahren ist auch die Cavendish durch eine neue, extrem virulente Weiterentwicklung des Erregers gefährdet. Alternativen zur Cavendish, die geschmacklich ähnlich und/oder resistent gegen den Erreger sind, gibt es bislang nicht. Gegenmittel gibt es ebenso wenig, denn der Pilz ist gegen Fungizide resistent. Nächste schlechte Nachricht: Gegen den Pilz resistente Bananen zu züchten, ist auch nicht möglich: Durch die verkümmerten Samen und die daraus resultierende Unfruchtbarkeit von Kulturbananen können keine Resistenzgene in Kulturbananen eingekreuzt werden. WissenschafterInnen konnten jedoch inzwischen resistente Wildbananen finden und deren natürliche Resistenzen mittels gentechnischer Verfahren in die Kulturbanane der Sorte Cavendish einführen. Zudem konnte festgestellt werden, dass die Cavendish zwar ein Resistenz-Gen besitzt, dieses jedoch inaktiv ist. Diese Resistenz soll deshalb mithilfe der Genschere crispr/Cas reaktiviert werden. Ob und wann resistente Bananen auf den Weltmarkt kommen, ist jedoch nicht nur eine Frage weiterer wissenschaftlicher Entwicklungen, sondern auch eine Frage der Akzeptanz von gentechnisch veränderten Lebensmitteln. Die einzige Alternative dazu könnte sein, die Vielfalt der Bananen zu nutzen und zu stärken, um Diversität und somit eine erhöhte Widerstandsfähigkeit der Kulturbananen zu erreichen.

BILD ISTOCK.COM/AYWAN88 44 BIORAMA 83 GENPOOL

MOORATLAS

ÖSTERREICHISCHE AUSGABE

45 Daten und Fakten zu nassen Klimaschützern 2023

Ein wenig pummelig, kurz in der Statur, aber lang im Abgang. Die Sorte Kluthuk Batu wäre ein kulinarischer Gewinn auf unseren Tellern.

46 BIORAMA 83 BANANENANBAU

BANANENVIELFALT

An unterschiedlichen Orten der Welt arbeiten Menschen am nachhaltigen Bananenanbau. Mit unterschiedlichen Konzepten. Und unterschiedlichen Bananen.

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TEXT UND BILD Jürgen Schmücking

INDONESIEN, IM SÜDEN DER INSEL JAVA

Der kleine Anhänger sieht aus, als hätte er bereits Jahrzehnte am Buckel. Ein klappriges Gestell, rostige Räder und ein hölzernes Brett, so zerfurcht und schmierig, dass österreichische LebensmittelkontrolleurInnen auf der Stelle in eine Art Schockstarre verfallen würden. Hier zerdrückt der Händler ein paar einfache Zutaten zu einer köstlichen, scharfen, süßsauren Paste mit leicht bitterer Note. Auf der Straße wird Rujak in Bananenblättern zu Obst gereicht. In Warungs, den Imbissbuden, auch zu diversen Fleischgerichten. Was die Paste so spannend macht, sind ihre Zutaten: frische Chilis, Knoblauch, grüne Mango, Palmzucker und schließlich Bananenkerne.

Damit ist der Reigen der indonesischen Bananenvielfalt auch schon eröffnet. Noch einmal zurück zu den Zutaten. Bananenkerne. Für Rujak wird ausschließlich Pisang Kluthuk verwendet, eine olivgrüne, pummelige und extrem festfleischige Banane, die – anders als hierzulande gebräuchliche Sorten – auch noch eine Menge Fruchtkerne im Fleisch hat. Seit Mitte 2016 ist sie Passagier in der Arche des Geschmacks der Slow Food Stiftung für Biodiversität.

Die Arche des Geschmacks ist eine Art Rettungskommando für gefährdete Pfanzensorten, Tierrassen und kulinarische Traditionen. Die Passagiere, die in die Arche aufgenommen werden, erhalten einen besonderen Schutz in Form von Aufmerksamkeit, Beratung und Unterstützung bei der Vermarktung.

Der Biss in die geschälte Pisang Kluthuk jedenfalls ist eine herbe Enttäuschung im doppelt wahren Wortsinn. Gerbstoff, leichte Schärfe und vor allem eine ungewohnten Bitterkeit, so präsentiert sich die stämmige Banane. Und ganz anders als wir Bananen kennen.

Die Vielfalt indonesischer Bananen ist atemberaubend. Es ist das Verdienst von Amaliah Amalia und Slow Food Yogyakarta, diesen

48 BIORAMA 83 BANANENANBAU
Kleine Plantagen mit großer Vielfalt sind arbeitsintensiv und fordern Handarbeit.

Schatz gesichtet und Ordnung in das üppige Angebot gebracht zu haben. Zwölf Sorten wurden in die Arche des Geschmacks aufgenommen. Die Früchte sind sehr unterschiedlich: verschiedene Formen und Farben, Geschmäcker und Konsistenzen. Eine dieser Sorten heißt Raja Sewu. Der dekorative Strunk besteht aus vielen kleinen, äußerst dünnen und kräftig grünen Bananen, süß genug, um ein attraktives Dessert abzugeben; eine andere Pisang Kepok, die etwas breit um die Hüfte wirkt. Sie ist gelb und ihr Fruchtfleisch ist fast schon pikant.

Warum sich Slow Food überhaupt für die Bananen und deren Vielfalt einsetzt? Weil Vielfalt die einzig dauerhaft erfolgversprechende Strategie zur Rettung der Banane überhaupt ist. In unseren (westlichen) Obstregalen finden wir in erster Linie eine Sorte. Cavendish. Diese Sorte deckt 95 Prozent des gigantischen Weltmarkts ab. Der globale Bananenmarkt hat ein von etwa

36 Milliarden Euro. Dieses Volumen kann nur in industrialisierten Bananenplantagen in Monokultur produziert werden. Monokulturen sind allerdings ideale Brutplätze für Schädlinge wie den fusarium oxysporum spp cubense Tropical Race 4, den Pilz, der weltweit Bananenkulturen befällt und zur Panama-Krankheit (oder TR4) führt. Ähnlich der Reblaus, die im späten 19. Jahrhundert die Weinreben befallen hat, bedroht TR4 die Bananenstauden dieser Welt existenziell. Slow Food geht von der Annahme aus, dass kleine Plantagen mit großer Sortenvielfalt weniger anfällig sind als Anlagen mit Monokulturen. Insofern haben das Arche-Projekt und die Bemühungen von Slow Food Yogyakarta eine weitreichende Bedeutung, die über die Förderung kleiner und regionaler ProduzentInnen hinausgeht. So viel zu Indonesien. Im Handel sind diese Sorten in Österreich und Deutschland leider nicht erhältlich.

Die Bananenclique von Yogyakarta. Die Leiterin von Slow Food Yogyakarta, Amaliah Amalia (2. von links) und ProduzentInnen präsentieren die Sorten, die in die »Arche des Geschmacks« aufgenommen wurden.
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2020 betrug in der EU der Pro Kopf-Verbrauch von Bananen 12,8 kg. Das sind knapp 80 Bananen.

Die Dominikanische Republik ist mit 579.000 Tonnen hinter Ecuador (804.000 Tonnen) weltweit der zweitgrößte Produzent von Bio-Bananen. Zusammen macht das 90 % der gesamten Weltproduktion aus.

Im selben Jahr (2019) lag die gesamte weltweite Erntemenge bei 118 Millionen Tonnen. Das ergibt einen Bio-Anteil von 1,6 %

DOMINIKANISCHE REPUBLIK, BANANENANBAUGEBIET MAO

Das Bananengeschäft boomt in der Dominikanischen Republik. Vor allem das mit Biobananen. Der karibische Inselstaat gilt am Weltmarkt als einer der größten Exporteure. Vielfalt wird allerdings ganz anders interpretiert als in Indonesien.

Ramón Medrano wandert durch seine Bananenplantage. Mittendrin bleibt er stehen und schlägt ein paar Kokosnüsse vom Baum. Es fällt auf, dass hier unglaublich viele Kokospalmen stehen. Viel mehr als man in einer Bananenplantage erwarten würde. Und da sind auch noch andere Bäume und Sträucher. Hauptsächlich Mangobäume. Irgendwo im In-

neren der Plantage sogar eine Papaya-Pflanze. Ramon erklärt, wie wichtig ihm Biodiversität und Vielfalt sind. Bei den Bananen selbst konzentriert sich Ramon auf die Sorte Cavendish. In der Dominikanischen Republik werden auch noch Criollo, Johnson, Valery oder Great Ney angebaut, Cavendish ist allerdings die Sorte, die den Markt dominiert. Die Biodiversität bei den Pflanzen in der Plantage manifestiert sich für Ramón im Boden. Alle 50 Meter bleibt er stehen, wühlt in der Erde riecht daran. Die »Spatenprobe«, wie er das nennt, ist hier eine Spur kleiner und wird mit der Machete gemacht. Die Erde riecht lebendig. An manchen Stellen ist der Boden mit Mulch bedeckt. Nicht ohne Grund. Ramon berücksich-

Waschen, waschen und wieder waschen. Das Wasser nach dem Ernten reinigt nicht nur, es kühlt auch.
50 BIORAMA 83 BANANENANBAU

tigt einfach die ökologischen Besonderheiten des Regenwaldes. Hier kann der Boden kaum Nährstoffe speichern. Hier liefern abgestorbe ne Pflanzen den lebenden die Nährstoffe. Die ser ständige Nährstoffkreislauf sorgt für die erforderliche Lebendigkeit des Bodens. Da her wird in der biologischen Landwirtschaft oft mit Mischkulturen gearbeitet. »Außerdem geben die Kokospalmen Schatten. Und dort drüben stehen ein paar Kakaopflanzen. Seht ihr sie?«

Die Bananen in der Finca Ramoncito, so der Name von Ramóns Plantage, werden strahlend grün geerntet und dann über ein ausgeklügel tes Schienensystem zur Weiterverarbeitung transportiert. Wobei die »Weiterverarbeitung« recht simpel ist. Die Bananen werden gewa schen, in standardisierte Portionsgrößen geschnitten, noch einmal gewaschen, etikettiert und in – wieder standardisierte – Bananenkisten verpackt. Dann warten sie darauf, dass sie vom lkw abgeholt werden. Nur Tage später liegen sie in den Regalen des europäischen Lebensmitteleinzelhandels.

Ramón Medranos Finca gehört zur Kooperative Banelino (Bananos Ecológicos de la

gesamte Fläche für biozertifizierten Bananenanbau beträgt ungefähr 1000 Hektar. Auf dieser Fläche werden etwa 25.000 Bananenkisten pro Woche hergestellt.

Biobananen in Deutschland oder Österreich kommen zum Großteil entweder aus der Dominikanischen Republik oder aus Ecuador. In Deutschland machte 2020 der Anteil der dominikanischen Biobananen 55 Prozent aus.

Bevor es in die Bananenkiste geht, handelstaugliche Portionsgrößen geschnitten und überflüssiges Gewicht gekappt.
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Bekannte Namen und Logos auf den Betriebsmitteln, die in der Finca verwendet werden.

EINE FRAGE DER ZEIT

Im Juli 2022

Banane statt Baumwolle mit Erdöl.

Der Manilahanf, der auf den Philippinen wächst, ist botanisch gesehen eine Banane. Und zwar die Abacá-Banane, ein weiterer Name, Musa textilis dient als Hinweis darauf, dass die Pflanze, aus der seit 2018 auch das Gewebe Bananatex – eine geschützte Marke –hergestellt wird, schon ein wenig länger als Ausgangsrohstoff für Textilien Verwendung fand.

In ihren Qualitäten ist die Abacá-Faser aber dem Hanf ähnlich – und ebenso wie er geriet sie durch den weltweiten Siegeszug der Baumwolle in Vergessenheit. Baumwolle muss allerdings, von ihrem hohen Wasserverbrauch mal abgesehen, mit erdölbasierten Beschichtungen überzogen werden, um Materialeigenschaften zu erreichen, die Abaca auch in Kombination mit Bienenwachs aufweist. Darunter

Reissfestigkeit und Wasserfestigkeit. Gleichzeitig ist das vom Schweizer Unternehmen Qwstion entwickelte Material Bananatex sogar in Meerwasser biologisch abbaubar – und kompostierbar. Um das Material allerdings zu zersetzen, »braucht es natürlich schon Mikroorganismen«, betont Qwstion-CEO Hannes Schönegger, um die Bedenken jener aus dem Weg zu räumen, die keinen Rucksack kaufen wollen, der von selbst verschwindet. In den Stores gibt es Bananatex seit 2022 auch als Meterware zu kaufen – zur Reparatur der Qwstion-Produkte, aber auch zur sonstigen Verwendung. Das passt zur Konsequenz, mit der hier Kreislaufund Open-Source-Gedanke gepflegt und weitergetrieben werden.

qwstion.com

TEXT
BILD QWESTION
52 BIORAMA 83 MUSA TEXTILIS
wurde Bananatex vom ISEGA-Institut in Aschaffenburg als kompostierbar und biologisch abbaubar zertifiziert: In 112 Tagen sind 96,1 % des Materials abgebaut.

NO MONKEY

Bananenschalen als Zimmerpflanzendünger.

»Es wird eine Zeit kommen, wo man den Acker, wo man jede Pflanze, die man darauf erzielen will, mit dem ihr zukommenden Dünger versieht, den man in chemischen Fabriken bereitet« – so der Chemiker Justus von Liebig schon 1840. Seine Prophezeiung hat sich spätestens im 20. Jahrhundert erfüllt. Den Zukauf von Dünger kann man sich aber auch ohne Kompostieranlage kategorisch sparen – und sich Dünger ganz ohne Kobashi und Wurmkiste auch in der noch so kleinen Wohnung selbst zubereiten. Zum Beispiel aus Bananenschalen. Denn wie in den Schalen vieler anderer Obst- und Gemüsesorten auch stecken in der Bananenschale einige Nährstoffe, die wichtig für die Bodengesundheit und das Pflanzenwachstum sind. Wer einen Garten hat, kann die Schale zerkleinert als Mulch einsetzen. Doch auch organischer Flüssigdünger für Zimmerpflanzen lässt sich mühe- und geruchslos zuhause herstellen.

ZUBEREITUNG FÜR 4–8 PFLANZEN

Dazu schneidet man pro Pflanze rund 100 Gramm Bananenschalen – das sind in etwa die Schalen von zwei Früchten – klein und kocht sie anschließend mit einem Liter Wasser auf. Diese Mischung lässt man über Nacht stehen und filtert dann die Schalenstücke heraus, bevor der fertige Bananensud im Verhältnis eins zu fünf zum Gießwasser hinzugefügt wird. Für die Schnellversion kann man auch einfach frische Schalen in kleine Stücke zerteilen, sie in einem offenen (denn sonst besteht hohe Schimmelgefahr!) Gefäß an einem luftigen Ort stehen lassen und trocknen lassen. Die getrockneten Schalenteile können in einem Mixer weiter zerkleinert und in die Erde gemischt werden und sorgen so für eine noch bessere Nährstoffdurchmischung. Grundsätzlich sollte man innerhalb der Vege-

tationsperiode zu Düngemitteln greifen –sprich bei den meisten Pflanzen in der ersten Jahreshälfte – und diese eher sparsam und öfter als seltener und in großen Mengen einsetzen. Die gute Nachricht: Da die Bananenschale wenig Stickstoff enthält, ist ein Überdüngen mit dem organischen Sud fast unmöglich. Die zweite gute Nachricht: Den fehlenden Stickstoff kann man seinen Pflanzen zum Beispiel durch Einarbeiten von Kaf feesatz in die Blumenerde liefern. Und jene Bananenschalen, die man nicht als Dünger einsetzt, kann man hervorragend zur Blatt pflege von großen Blättern einsetzen, indem man diese mit dem Inneren der Schale ab wischt und die Pflanzen so in einem reinigt und pflegt. Durch die Verarbeitung zum Dün ger können zahlreiche Nährstoffe, die sich in der Schale der Banane befinden, in die Erde aufgenommen werden, wo durch sich die Anzahl der Mikroorganis men erhöht, welche wiederum für effektiveren Stoffumsatz und verbesserte Wasserspei cherung sorgen. Bananenschalen enthalten beispielsweise viel Kalium, das eine wichti ge Rolle in der Regulierung des Wasserhaus halts von Pflanzen spielt und für Widerstands kraft gegen Schädlinge und Krankheiten sorgt. Auch besitzen die Schalen Magnesium, was als zentraler Baustein des Chlorophylls essenziell für den Prozess der Photosynthese ist und au ßerdem das Wurzelwachstum fördert. Egal, für welche Zubereitungsvariante man sich entscheidet, als Ausgangsmaterial emp fehlen sich Biobananen. Während Pestizide konservierend auf die Schale wirken, zersetzt sich die organische Variante schneller und man bringt nicht die künstlichen Pflanzenschutzmittel, die man ursprünglich vermeiden wollte, in die Erde und die Raumluft.

Wer im eigenen Urban Jungle die Chemiekeule schwingt, sollte nur einsetzen, was auch bedenkenlos über die Raumluft eingeatmet werden kann.

TEXT Annalena Eisfeld
BILD ISTOCK.COM/AHEKATRJYAN, UNSPLASH/RAKQAMRJOVK
BIORAMA.EU/ MISCHKULTURDUENGEN
53 BIORAMA 83 ZERO WASTE
BUSINESS

NICHT OHNE ZITRONE! Rezeptklassiker

für Zitrussucht.

Wann immer die Sehnsucht nach Zitronengerichten oder die nach Süditalien groß ist, hilft ein Zugticket. Wenn verreisen nicht drin ist, reicht manchmal auch ein Zitronen-Kochbuch aus der Gegend, wo kollektiv der Zitrone gehuldigt wird wie an keinem zweiten Ort: Von dort, der Amalfiküste (aus Minori) stammt Gennaro Contaldo, inzwischen britischer Fernsehkoch, aber nun auch Autor eines Kochbuchs rund um die (Amalfi) zitrone.

Über Contaldo steht auf dessen Website nachvollziehbar prominent: »Der Mann, der Jamie Oliver alles über die italienische Küche beibrachte, das er weiß« – und das fasst gut zusammen, was einen in »Gennaros Limoni –Italienisch kochen und backen mit Zitronen« erwartet: einfache, gute süditalienische Küche.

Einzige Einschränkung: biorama empfiehlt, von der eigentümlichen Empfehlung, ausgerechnet manche der Zutaten in Bioqualität zu kaufen, Abstand zu nehmen. Und das auf sämtliche Zutaten auszudehnen.

REZEPTE AUS:

HÄHNCHENBRATEN MIT KRÄUTERN & ZITRONE

Ich gebe immer gerne eine buttrige Paste auf das Hähnchenfleisch, unter die Haut, damit es schön saftig bleibt, und um es zu würzen. Dieses Rezept kann auch für Pute, Kapaun oder Perlhuhn verwendet werden. Die Aromen von

TEXT Irina Zelewitz
BILD ARS VIVENDI, ISTOCK.COM/NEIRFY
»GENNAROS LIMONI«, von Gennaro Contaldo, 2022, Ars Vivendi.
54 BIORAMA 83 KOCHBUCHEMPFEHLUNG

Zitrone und Kräutern kommen schön durch und machen dieses Gericht zu einem wunderbaren Sonntagsbraten. Wenn ich mit den Bratensäften eine Sauce zubereite, füge ich gerne Zitronensaft hinzu für ein besonders zitroniges Aroma, das jedoch nicht dominiert. Tatsächlich macht sich Zitrone in diesem Rezept so gut, dass Sie Hähnchen von nun an immer so werden zubereiten wollen! Als Beilage Röstkartoffeln servieren.

ZUTATEN FÜR 4 PERSONEN

• 1,6 kg Hähnchen aus Biofreilandhaltung, küchenfertig

• 1 Handvoll gemischte Kräuter (Rosmarin- und Thymianzweige, Lorbeer- und Salbeiblätter), zu einem Strauß zusammengebunden

• 2 große Karotten, längs halbiert

Für die Zitronen-Kräuter-Butter

• 150 g weiche Butter

• 2 Zweige Rosmarin, Nadeln abgezupft und fein gehackt

• 4 Zweige Thymian, Blättchen abgezupft

• 2 große Stangen Lauch, längs halbiert

• Olivenöl

• Meersalz und schwarzer Pfeffer aus der Mühle

• 200 ml Weißwein

• Saft von 1/2 Zitrone

• 2 TL Mehl

• 6 Salbeiblätter, frisch geschnitten

• 1 Knoblauchzehe, fein gehackt

• Abrieb von 2 und Saft von 1 Biozitrone – 2 Zitronenhälften beiseitegelegt

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ZUBEREITUNG

Den Backofen auf 220 °C vorheizen. Die Zutaten für die Zitronen-Kräuter-Butter zu einer glatten Paste vermengen.

Die Haut vom Hähnchen vorsichtig von der Brust lösen, beginnend am Hals. Dabei darauf achten, dass sie nicht einreißt. Drei Viertel der Zitronen-Kräuter-Butter möglichst gleichmäßig unter der Haut auf Brust und Schenkeln verteilen. Zitronenhälften und Kräutersträußchen in die Bauchhöhle füllen.

Karotten und Lauch in einem Bratenblech verteilen und mit Olivenöl beträufeln. Das Hähnchen auf das Gemüse setzen – so bleibt es beim Braten nicht am Blechboden haften. Rundherum mit Meersalz und Pfeffer würzen, mit Olivenöl beträufeln und gut einreiben. Weißwein und 60 ml Wasser angießen und alles mit Alufolie abdecken.

Die Ofentemperatur auf 200 °C reduzieren, das Hähn -

chen in den Ofen schieben und 90–100 Minuten braten, bis es durchgegart ist. Für die letzten 30 Minuten der Garzeit die Folie entfernen. Während es brät, das Hähnchen immer wieder mit den Bratensäften aus dem Blech begießen.

Das Bratenblech anschließend aus dem Ofen nehmen und die übrige Butter sofort mit einem Teigschaber auf dem Brathähnchen verteilen, damit sie darauf schmilzt. Brat-hähnchen und Gemüse vorsichtig vom Blech nehmen und vor dem Tranchieren etwa 10 Minuten auf einem Schneidebrett ruhen lassen.

Inzwischen alle Säfte vom Bratenblech mit Zitronensaft und etwa 200 ml Wasser in einem Topf auf hoher Stufe zum Kochen bringen. Das Mehl mit dem Schneebesen einrühren und die Mischung köcheln lassen, bis die Sauce leicht angedickt ist. Durch ein feines Sieb passieren, in eine Saucenkanne füllen und zu Brathähnchen und Gemüse servieren.

BILD DAVID LOFTUS
56 BIORAMA 83 KOCHBUCHEMPFEHLUNG

ZITRONENGNOCCHI

Frisch gemachte Kartoffelgnocchi essen wir zu Hause besonders gerne. Die Zugabe von etwas Zitronenabrieb sorgt für Frische und schlägt eine Brücke zur Buttersauce mit Zitrone und Minze. Als wir dieses Rezept testeten, servierte ich es meiner Familie zum Mittagessen. Die Gnocchi waren in Sekundenschnelle verschwunden und ich habe noch nie so saubere Teller gesehen!

ZUTATEN FÜR 4–6 PERSONEN

• 1 kg Kartoffeln

• 300 g Mehl (Type 405)

• 1 Bioei (Größe L), verquirlt

• Meersalz

Für die Sauce

• 100 g Butter

• 8 Minzeblätter

• 4 TL Zitronensaft (siehe oben)

ZUBEREITUNG

• Abrieb und Saft von 1 Biozitrone (Saft für die Sauce beiseitestellen)

• Reismehl zum Arbeiten

• 30 g Parmesan, gerieben, plus mehr zum Servieren

Die Kartoffeln in kochendem Wasser garen. Abgießen und leicht abkühlen lassen, dann pellen und stampfen. Mehl, Ei, ein wenig Salz und die Hälfte des Zitronenabriebs untermischen, bis ein lockerer Teig entstanden ist. Die Arbeitsfläche mit Reismehl bestäuben und den Teig darauf zu langen Würsten formen. Die Teigrollen mit einem scharfen Messer in 2 cm lange Stücke schneiden. Einen großen Topf Salzwasser zum Kochen bringen. Die Gnocchi portionsweise in das kochende Wasser gleiten lassen und jeweils etwa 1 Minute sieden, bis sie an die Oberfläche steigen.

Inzwischen für die Sauce die Butter in eine große Pfanne geben, Minze und Zitronensaft zufügen und erhitzen, bis die Butter geschmolzen ist.

Die Gnocchi mit einer Schaumkelle aus dem Wasser heben und mit ein klein wenig Kochwasser in die Buttersauce geben. Etwa 1 Minute in der Sauce schwenken, bis alle Gnocchi überzogen sind, dann den Parmesan sorgfältig untermischen und die Gnocchi sofort servieren, bestreut mit mehr Parmesan und dem restlichen Zitronenabrieb.

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HENNE ODER EIERLIKÖR?

Über Jahrzehnte fristete der Eierlikör ein Schattendasein. Verstaubte Flaschen in den Wandschränken der Großeltern. Oder irgendwo weit hinten auf einem modrigen Regal im Keller. Meist ungenießbar, weil es auch der beste Alkohol nicht schafft, die milchbasierte Crème frisch zu halten. Wenn wir früher also Eierlikör probieren mussten, war er mit hoher Wahrscheinlichkeit weit jenseits seines Zenits. Aber dann kam Phettberg. Die Frage, mit der er seine Gäste in der Show begrüßte, »Frucade oder Eierlikör«, wurde Kult und der Eierlikör erlebte eine Renaissance. In Österreich. In Deutschland war er wirklich verschwunden. Aber das ist eine andere Geschichte. Grundsätzlich gilt: Dotter, Alkohol, Milch, Staubzucker, Vanille. Alles andere ist Avantgarde. Und unnötig. Warum es trotzdem so viele verschiedene Stile und Ausprägungen beim Eierlikör gibt, liegt daran, wie mit diesen Ingredienzien zu Werke gegangen wird. Welche Eier? Welcher Alkohol? Manche schwören auf Weinbrand, andere auf Kirsch. Es gibt sogar Liköre auf Rum- oder Kornbasis. Bei der Milch muss die Entscheidung getroffen werden, ob Kondensmilch verwendet wird. Oder Obers. Fragen über Fragen.

1 KIKERI KIRSCH, Lorenz Humbel

Lorenz Humbel ist ein Schweizer Schnapsbrenner. Bioschnapsbrenner, um genau zu sein, und wenn man noch genauer ist, ist er der Schweizer Bioschnapsbrenner, der auch einen guten Riecher für spannende Liköre hat. Bei Bio eine Selbstverständlichkeit, aber man muss es trotzdem manchmal sagen: Die Eier kommen von Biohennen, und weil Lorenz Humbel eben Lorenz Humbel und somit Kirschzampano ist, setzt sich der Kikeri Kirsch aus feinstem Kirsch, Eiern und Bio-Bourbon-Vanille zusammen. Experiment gelungen. humbel.ch

TEXT UND BILD Jürgen Schmücking
BILD ISTOCK.COM/SEAMARTINI /PICTUREPARTNERS
58 BIORAMA 83 MARKTPLATZ FOOD

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SCHNABBELEI BIO-EIERLIKÖR, Spirit of Hafencity

Hamburg. Aus der Destillerie kommen drei spannende Produkte. Ein Aperitivo, der – das Meer liegt nahe – zuerst Maritivo hieß und später Mirativo heisst. Ein – nona – Gin und eben der Eierlikör. Der unterscheidet sich von allen anderen hier alleine schon dadurch, dass unglaublich viel Bourbon-Vanille es in die Rezeptur schaffte. Optisch sieht das so aus, als hätte man ein Vanillekipferl im Likör aufgelöst. Aber geschmacklich – ein Traum. Unglaublich harmonisch das Ganze. Vor allem gemeinsam mit dem Schwarzwälder Kirschwasser, das als Alkoholbasis herhält. spiritofhafencity.de

3 EIERLIKÖR, Richard Rauch (Steirawirt, Geschwister Rauch)

Auf dem Etikett steht einiges. Zum Beispiel, dass Richard Rauch Eier von glücklichen Hühnern verwendet. Und dass er bei seinem Likör heikel ist. Mit Sicherheit ist er das. Als Haubenkoch muss er das auch sein. Das Ergebnis kann sich jedenfalls sehen lassen. Zarter Vanilleton, insgesamt eine unfassbar schmeichelnde Harmonie. Verwendet werden sowohl Rum, als auch Weinbrand, was dem Ganzen eine einerseits leicht exotische, andererseits auch eine tiefgründige Note gibt. Und er wäre nicht Richard Rauch, der Haubenkoch, stünden nicht auch ein paar Empfehlungen am Label. »Passt gut zu Chai Latte oder frisch gerührtem Vanilleeis.« meinbruderderkoch.at

4 BIO-EIERLIKÖR, Dallmayer

Dallmayr ist ein Münchner NobelGreißler. Platzhirsch am Markt und exklusiver Restaurateur. Man möchte meinen, dass, was dort angegriffen wird, auch zu 100 Prozent passt. Beim Eierlikör ist das nicht ganz der Fall. Es gibt ihn fairerweise in zwei Varianten. Einmal schlicht als »Eierlikör«, und der ist genau das. Schlicht. Der andere ist (nur eine Spur) teurer und hat ein Upgrade mit Schwarzwälder Kirschwasser bekommen. Das passt. Der fruchtige Geist setzt der üppigen Cremigkeit ein ordentliches Maß an Frische und Säure entgegen, die dem Likör den nötigen Pep gibt. Bei der einfachen Variante fehlt dieser Gegenpart. Egal, einfach Zucker oder Honig dazu, Schlagobers, dann aufschlagen. Voilà: perfektes Eierlikörschäumchen. dallmayr-versand.de

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KALT & FETTIG

Fett allein versorgt die Haut nicht mit Feuchtigkeit, aber ohne Fett ist jede Feuchtigkeitsversorgung schnell passé. Das Eincremen erfolgt also nicht zuletzt, um Feuchtigkeit einzuschließen, nach der Reinigung. Schützt vor Kälte und hilft, die Strapazen des Winters vergessen zu machen.

Anakena Monoi de Tahiti

Haut- und Haaröl

Die in Kokosöl mazerierte Tiaré-Blüte sorgt für ultimatives Südsee-Feeling – egal ob als Körperöl oder um trockene Haarspitzen aufzupeppeln oder als Zutat in einer Haarmaske. Allerdings verflüssigt sich das Öl erst ab Temperaturen über 24 Grad. Nach Cosmos-Standard zertifizierte Naturkosmetik. Hergestellt in Tahiti und Frankreich. anakena.de

Kneipp Bio Hautöl

Grapefruit Olive Saflor

Frischer Zitrusduft in Bioolivenöl als Trägeröl, Safloröl und Grapefruitöl tragen auch ihre Wirkstoffe bei. Hinter dem Safloröl steht die Färberdistel, aus deren Früchten das Öl gepresst wird. Das ergibt eine nährstoffreiche Kombination, die zur Hautregeneration beitragen und so das Hautbild bei Narben, Dehnungsstreifen und Strapazen verbessern kann. Natrue-zertifizierte Naturkosmetik. kneipp.com

Weleda Skin Food & Shower Bar

Wirken alle drei wie Klassiker, nur die Skin Food ist ein echter. Auch die noch reichhaltigere zart schmelzende Skin Food Body Butter wird einer werden. Die Feste Duschpflege ist dank Shea-Butter auch cremig, und sie hält, was der Name und die ätherischen Öle von Lavendel und Vetiver verspricht: Es sollten alle als unbedingt größere Mengen in der Kommode auf Vorrat gehalten werden, wie bei Oma. Natrue-zertifizierte Naturkosmetik. Made in Switzerland. weleda.com

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TEXT
Irina Zelewitz BILD Stefan Staller
BIORAMA 83 MARKTPLATZ KOSMETIK

4Peoplewhocare Zehenschmaus

Feste Fußcreme

1 bis 3 Quadratmeter Bienenwiese werden pro Produkt gepflanzt! Denn wer Bienenwachs (mit Johanniskrautöl, Rosmarin, Salbei, Eukalyptus und Aloe) für die Zehen will, muss auch was für die Bienen tun. Natrue-zertifiziert und hergestellt in Bayern. 4peoplewhocare.de

livvegan enjoy

Body Cream for dry Skin

Nährt und pflegt trockene Haut mit Mango- und Sheabutter, zieht aber für so reichhaltige Pflege vergleichsweise schnell ein, mit Orangenblütenwasser, Süßem Duft und Natrue-Zertifikat. liv-vegan.com

i+m Blueberry Lip Care & Pflegewunder

Lippenpflege und Rich Face & Body Cream

Wertvolle Öle bilden die Lippenpflege

Mani Bio-OlivenLippenpflege mit

Bienenwachs und Sanddornöl

Die Biokosmetikpionierin Maria

Pieper produziert in Salzburg mit griechischem Olivenöl der Familie Bläuel für diese eine kleine Auswahl an Biokosmetikprodukten. Darunter die cremige Lippenpflege mit u. a. Biokokosöl. Feine Sache. Biozertifiziert nach Austria Bio Garantie. mani.bio

Primavera Lip Balm Care & Repair

»Ultra-rich & long-lasting« wird versprochen – und gehalten, wobei das kaltgepresste Biohanfsamenöl nicht nur als Wirkstoff zugefügt ist, sondern auch eines der Trägerfette. Dementsprechend herb nach Hanföl duftet der Balsam – Litsea und Zitrone machen ihn leicht fruchtig. Natrue-zertifiziert. Made in Germany. primaveralife.com

Heidelbeer und Karton allein bildet die plastikfreie Verpackung für den Stick. Dazu passend: 75 Milliliter kompakte, konzentriere intensive Pflege für trockene Haut im Gesicht und am restlichen Körper. Was von weit herkommt, ist fair-trade-zertifiziert (Aloe und Shea), was regional bezogen wird, bio (Sanddornöl). Letzteres färbt das ganze pastellgelb, womit es dann auch aussieht, wie es duftet: Sahnedessert mit tropischen Früchten. Beides Cosmos-Natural-zertifiziert. Made in Germany. iplusm.berlin

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NEU ODER NOCH GUT

Empfehlungen, Warnungen, warnende Empfehlungen. Von Neuentdeckungen und alten Perlen. Auf dass uns Weghören und -sehen vergeht.

FLORIAN ENDRES / »DIE VIER JAHRESZEITEN MIT DEN REBHÜHNERN« / Mother Willow, 2023.

man ihn auch ohne Glück leicht zu Gesicht bekommt. Der schillernde Fasanhahn ist unverkennbar. Die Fasanhenne allerdings wird leicht mit dem Rebhuhn verwechselt. Weshalb eine abschließende Gegenüberstellung der deutlich größeren Fasanhenne (1200 Gramm) und dem Rebhuhn (300–450 Gramm) fehlt. Etwas einseitig, aber ernsthaft um Aufklärung bemüht.

Vorgelesen für alle, die sich für Kinderbuch-Wissen über Wildtiere interessieren und die das eher unscheinbare Rebhuhn begeistern kann.

Dieser Tage einen Verlag zu gründen, erfordert Leidenschaft. Im vorliegenden Büchlein des neuen Verlags Mother Willow (auf Deutsch etwa: Mutter Weidenbaum) begrüßt ein illustrierter Florian seine LeserInnen auch gleich mit einem »Waidmannsheil«. Auch als Jäger treibt den Autor und Co-Verlagsgründer die Leidenschaft. Hauptdarsteller ist aber das Rebhuhn. Wir begleiten den scheuen, durch die Intensivierung der Landwirtschaft stark gefährdeten Vogel durchs Jahr. Das beginnt hier im Juni – wenn man mit viel, viel Glück am Wegesrand eine Henne mit Küken beobachten kann. 50.000 Brutpaare dieser einstigen Allerweltsart dürfte es in Deutschland noch geben. Viele JägerInnen setzen sich tatsächlich für ihren Erhalt ein. Dass die Landwirtschaft trotzdem nur positiv erwähnt wird, der Fuchs aber der Bösewicht bleibt, den es deshalb zu »entnehmen« gilt, ist tendenziös – und hängt wohl damit zusammen, dass das Buch vom Bayerischen Landesjagdverband unterstützt wird. Hinten dran finden sich vier informative Seiten über den Fasan. Das ist stimmig, als auch das ursprünglich aus Asien stammende Tier von JägerInnen gehegt, gepflegt und geschossen wird. Weshalb der Fasan nicht gefährdet ist und

Gesehen für alle, die sich am großen Krabbeln, Fressen und Gefressenwerden im Schatten einer mächtigen Eiche erfreuen können.

Urtümlich, überzeitlich, beständig; das ist die Eiche. Mehr als tausend Jahre kann sie alt werden. Und das Keimen der Stieleiche (Quercus robur), die sich Laurent Charbonnier und Michel Seydoux als Schauplatz ihrer Naturdoku ausgesucht haben, wird auf das Jahr 1810 datiert. Sollten ihr nicht Klimawandel, Motorsäge oder Wirbelsturm zu Leibe rücken, hat der Baum noch einiges vor sich. Wo genau er steht, erfahren wir nicht: irgendwo in Frankreich vermutlich, einigermaßen solitär, am Ufer eines Gewässers, das sich durch eine Waldlandschaft zieht, wie die Drohnenaufnahmen zei-

THOMAS WEBER
BILD FILMLADEN / XVERLEIH, MOTHER WILLOW, DROEMER
SEYDOUX / »DIE EICHE – UNSER ZUHAUSE« / Filmladen / X Verleih. Ab 6 Jahren. 62 BIORAMA 83 REZENSIONEN
LAURENT CHARBONNIER UND MICHEL

gen. Eigentlich ist sein Standort auch unerheblich. Denn was wir in 80 Minuten mit wortloser Opulenz ganz ohne wertenden Kommentar zu sehen bekommen, steht repräsentativ für die Natur vor unserer Haustür. Wobei der Untertitel »Unser Zuhause« natürlich die Tierwelt meint, die der Baum beheimatet, schützt und nährt. Wenn nicht gerade eine Wildsau ihre Schwarte an der Borke wetzt, ist das spektakulär, und wird sich draußen auch nicht einfach so beobachten lassen; etwa die Metamorphose des Haselnussbohrers (einem Rüsselkäfer) oder die Hektik einer Mäusefamilie, als ihr Bau und Eicheldepot von einem Frühlingsregen geflutet wird. Zwei Mal erleben wir – untermalt vom dynamischen Soundtrack – auch richtiges Drama: als der Eisvogel warnt, weil sich eine Äskulapnatter den Baum hochschlängelt, wo im Kobel das Eichhörnchen seine Jungen aufzieht und im Nest die Küken der Eichelhäher auf Futter warten; und bei der wilden Flucht eines Eichelhähers durch einen Habicht – diese Verfolgungsjagd ist richtig großes Kino.

Gratis Bio im Büro

Gelesen für alle, die sich für Kulturpflanzen interessieren, aber noch keine Ahnung haben.

Sobald man sich an den etwas bemüht lockeren Ton gewöhnt hat, ist der Blick frei auf die geballte Information von Lebensmittelverschwendung bis Pflanzenschutz, die der Science-Slammer und Biologe David Spencer hier mit Leichtigkeit auf 224 Seiten unterbringt. Nebenbei auch ein klares Plädoyer pro Biolandwirtschaft und pro grüne Gentechnik in seltener Gleichzeitigkeit; ein lesenswerter Beitrag zur Verbesserung der Diskussionsgrundlage um Pflanzenschutz und Lebensmittelsicherheit. Ein Buch zum Pflanzenverstehen.

Hol dir jetzt einen gratis Bio-Obstkorb ins Büro! Das Bio-Obst und Bio-Gemüse vom ADAMAH BioHof sorgt für vitaminreiche Jausenpausen, steigert das Wohlbefinden, die Motivation und die Gesundheit. Für kurze Zeit schenken wir jeder interessierten Firma in Wien und Umgebung einen kostenlosen Bio-Obstkorb zum Ausprobieren.

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IRINA ZELEWITZ

DAVID SPENCER / »ALLES BIO – LOGISCH?« / Droemer, 2022
THOMAS WEBER

UND SONST SO, IM BIORAMAUNIVERSUM ...

BIERFRÜHLING

Es ist wieder Craft Bier Fest in Wien!

Mia und der

Mia und der Zahnvampir

BÜCHLEIN

Mia und der Zahnvampir

Die kleine Mia lernt viel über die richtige Zahnpflege und wie man auch durch Ernährung die Gesundheit der Zähne unterstützen kann. Das Kinderbuch wurde von Monopol für die Wiener Gesundheitsförderung und deren Programm »TippTopp. Gesund im Mund und rundherum« entwickelt, von Thomas Weber geschrieben und von Clara Berlinski illustriert.

Von 14.–15. April tummeln sich neben der Speerspitze der österreichischen Kreativbrauereien viele internationale Größen der Bierwelt auf Einladung unserer KollegInnen aus dem Team Craft Bier in der Wiener Marx Halle und erwarten euch zum Verkosten, Kennenlernen, Fachsimpeln und um einfach gemeinsam Bier zu genießen. Kommt vorbei! craftbierfest.at

MAGAZIN

BIORAMA IM ABO

Jährlich sechs Ausgaben direkt in deinen Briefkasten!

Auch wenn biorama ein Gratismagazin ist, kannst du es abonnieren und bekommst jede Ausgabe nach Hause geschickt – bei einem Wohnsitz in Österreich auch unsere Line-Extension biorama Niederösterreich. Für 25 EUR im Jahr bist du dabei und unterstützt unsere unabhängige redaktionelle Arbeit. biorama.eu/abo

BILD CBF/JANA SABO
25,– +
Mia und KAI entdecken das Geheimnis gesunder Zähne
EVENT
64 BIORAMA 83 AUS DEM VERLAG
MONOPOL VERLAG

Tiroler Bio-Vinschgerlaib

Bio-Vinschgerlaib

Prämiert zum BIO AUSTRIA Produkt des Jahres 2023

Der Bio-Vinschgerlaib wird aus dem Getreide von über 30 Tiroler Bio-Bauern in der Bäckerei Therese Mölk hergestellt. Alle produzieren nach den strengen Richtlinien von BIO AUSTRIA. Das Brot wird mit Natursauerteig gebacken und mit Südtiroler Bio-Brotklee verfeinert. Für den Tiroler Ursprung bürgt das Gütesiegel „Qualität Tirol“.

biovomberg.at

HELDCHEN IN STRUMPFHOSEN

TEXT Ursel Nendzig Es gibt Kleidungsstücke, die verleihen uns Superkräfte. Und manchmal tun sie das sogar, ohne dass wir es bemerken.

Muss zugeben, ich war immer schon ein FashionVictim. Auch wenn in meinem Fall vielleicht eher die Mode das Opfer ist und ich die Täterin. Meine Mama, die sich nicht mehr an mein erstes Wort erinnern kann oder daran, wann ich laufen gelernt habe, erinnert sich zum Beispiel lebhaft daran, mit welcher Vehemenz ich als Zweijährige darauf bestanden habe, das hellviolette Unterhemd mit den dunkelvioletten Herzen zu tragen. Ich kann das Teil jederzeit vor meinem inneren Auge auftauchen lassen und mich darüber ärgern, dass es mir, wenn es nicht irgendwann vor lauter Waschen-Anziehen-Waschen zu Staub zerfallen wäre, auch nicht mehr passen würde.

Das Unterhemd jedenfalls, das ja kaum jemand jemals gesehen hat, hat mir aber trotzdem, durch die Kraft der violetten Herzen, Haltung, Stärke und Coolness verliehen. Die hätte ich ohne es nie gehabt. Sowas konnte mein Unterhemd.Der große Sohn hat diesen –manche würden sagen Spleen, ich nenne es Spürsinn – offensichtlich ebenfalls. So trug er mit zwei bis drei Jahren ausschließlich Strumpfhosen statt Hosen. Dabei gab es nur zwei im Sortiment, die ihm zusagten: Die eine war kackbraun, die andere weinrot. Diese beiden Strumpfhosen verliehen ihm wohl genau die gleichen Superkräfte wie mir einst das Unterhemd. Nur dass sie bei ihm eben sichtbar waren, sehr sogar. Er spazierte völlig unbeirrt in den Kindergarten, seine dünnen Beinchen in Kackbraun oder Weinrot engmaschig umschlossen.

Die Strumpfhosen wurden für besondere Anlässe selbstverständlich auch entsprechend mit anderen Fashion-Fundstücken ergänzt. So trug er zum runden Geburtstag seines Opas über der kack-

braunen Strumpfhose eine türkise Badehose mit drei orangefarbenen Streifen an der Seite. Ich war entzückt.

Er konnte auch genau erklären, warum er dieses und nur dieses Beinkleid bevorzugte: Erstens, die Bewegungsfreiheit. Es war ihm dadurch möglich, sich völlig ungehindert herumzurollen, zu hüpfen, zu klettern, zu laufen und zu robben, ohne, dass unten ein Luftzug hineinkommen, die Hose verrutschen oder sich gar Falten bilden konnten. Das alles waren nämlich Dinge, die der große Sohn lange Zeit nicht ertragen konnte. Seine Endgegner: verdrehte Sockennähte, Schuhe, in denen sich beim Gehen die Ferse bewegen konnte, Hosen, in die von unten Luft hineinkriechen oder die hinunterrutschen konnte.

Ebenfalls Endgegner waren (und sind es bis heute geblieben) Verkleidungen. Etwas, was ich nicht verstehen kann! Verkleidungen

sind mir sehr lieb, zumindest, solange sie nicht dafür missbraucht werden, sich »sexy« anzuziehen. Der große Sohn weigerte sich jedenfalls vehement, aber Mutti trickste das Bürschchen aus, indem sie zur weinroten Strumpfhose ein Pyjama-Oberteil kombinierte , das sie aus dem Erbsack zog (das ist jener Sack Kleidung, den mir meine Schwägerin regelmäßig vorbeibringt, weil meine Neffen wie Unkraut wachsen! Meine Söhne haben dank diesem Umstand so gut wie noch nie neues Gewand bekommen). Auf den Pyjama war eine Ritterrüstung gedruckt. Der große sah wirklich mittelalterlich aus, ohne es zu bemerken. Mein kleines, violettes Modeherz hüpfte vor Freude.

ILLUSTRATION NANA MANDL
»Endgegner: verdrehte Sockennähte, Schuhe, in denen sich beim Gehen die Ferse bewegen konnte, Hosen, in die von unten Luft hineinkriechen konnten.«
Autorin Ursel Nendzig, Mutter zweier Söhne, berichtet live aus der Achterbahn.
66 BIORAMA 83 ELTERNALLTAG

fruchtigaromatisch

FRUCHT- & GEMÜSESÄFTE von dennree

FRUCHT- & GEMÜSESÄFTE von dennree

Schmecken gut und erfreuen die Sinne: In den Fruchtund Gemüsesäften von dennree vereinigen sich verschiedene Frucht- und Gemüsesorten zu einer harmonischen Komposition. Sorgfältig ausgewählt

Schmecken gut und erfreuen die Sinne: In den Fruchtund Gemüsesäften von dennree vereinigen sich

verschiedene Frucht- und Gemüsesorten zu einer harmonischen Komposition. Sorgfältig ausgewählt und schonend verarbeitet sorgt diese fruchtig-aromatische Mischung für ein einzigartiges Geschmackserlebnis.

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