BIOTERRA APRIL 2016

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EDI TORI A L

Liebe Leserin, lieber Leser

Doris Guarisco Chefredaktorin «Bioterra»

In letzter Zeit habe ich oft über Gärten nachgedacht. – Wann ist ein Garten ein Garten? Wie soll ein Garten sein? Dürfen alle Pflanzen in einem Garten wachsen? Oder gibt es solche, die ausgegrenzt werden? Habe ich einen Biogarten oder einen Naturgarten? Und wie wichtig sind solche Zuschreibungen? – Je mehr ich sinnierte, desto erhellender wurde die Einsicht: Wesentlich ist die Liebe und Sorgfalt zu allem, was im Garten wächst, kreucht und fleucht. Diese Hingabe und Begeisterung für den Garten verbindet auch Sabina Meyer und Sonja Stahl. In dieser Ausgabe von «Bioterra» nehmen wir Sie mit auf einen Spaziergang durch ihre Gärten. Im einen gibt’s ein Mixed Border nach englischer Art und eine Wiese mit reicher Flora und Fauna. Im anderen blühen im April Tulpen, wachsen einheimische Gehölze sowie Wildblumen, die es trocken mögen. Die Briten haben für solche wild-romantische Gärten, in denen eine üppige Vielfalt wächst, einen sympathischen Ausdruck: «naturalised» nennen sie das. Nicht Natur, aber ein Stück Natürlichkeit, ein Stück Verwilderung im Garten. Wo sowohl Kulturpflanzen als auch Wildpflanzen zusammen gedeihen und sich verbreiten dürfen. Von Gärten handelt die gross angelegte Ausstellung im Museum Rietberg in Zürich ab 13. Mai bis 9. Oktober. Das Museum im Rieterpark präsentiert Gärten von Japan bis England und erzählt Geschichten von Menschen, die in Gärten Inspiration, Glück, Liebe, Zuflucht und Ruhe gesucht haben. Lesen Sie dazu auf Seite 58 das Porträt von Albert Lutz, Kurator der Ausstellung «Gärten der Welt» und Direktor des Museums Rietberg. Ich wünsche Ihnen vergnügliche Gartenstunden mit Momenten des Glücks und Innehaltens.

IM T E A M

ANNE FORSTER

MARTINA FÖHN

SARAH FASOLIN, BENEDIKT DITTLI

Vor drei Jahren haben wir ihren «Chopin-Garten» vorgestellt. Sabina Meyer war gleich begeistert davon. Sie engagierte Anne Forster, ihren grossen Garten in Hägglingen umzugestalten. Ab Seite 20.

Noch wenig bekannt sind die Zierpflanzen von Pro Specie Rara. Martina Föhn betreut sie und macht uns mit 6 Sorten Tagetes bekannt, die Sie für Ihre Gartenbeete bestellen können. Ab Seite 38.

Von unserem langjährigen Gestalter und Fotografen Benedikt Dittli und Sarah Fasolin, Gartenjournalistin, ist soeben das wunderschöne Gartenbuch «Traumgärten der Schweiz» erschienen. Wir bieten es unseren Leserinnen und Lesern zu einem Spezialpreis an. Seite 11.

TITELBILD: WILD-ROMANTISCHER LANDGARTEN, FOTO: BENEDIKT DITTLI

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IN H A L T

TITELGESCHICHTE

Wild-romantischer Garten: Mit einem Mixed Border, Strauchrosen und einer Blumenwiese reich an Flora und Fauna in Hägglingen ...................................................... 20 BIO- UND NATURGARTEN

Saison: 10 Seiten aktuelle Gartentipps für Bio-, Naturgarten und Balkon ........................................................ 6 Serie: Küchenkräuter Thymian: Mal süss, mal herb, mal mit einem Hauch Zitrone ...................................................... 30 Serie: Cornels Balkongarten Das kleine Salatparadies, ein Kräuterturm und Düngung der Pflanzen ...................................................... 3 2 Gemüsegarten Kartoffelsorten mit unterschiedlichen Aromen für den Anbau im Garten ...................................................... 3 4 Tagetes: Sie blühen lange, sind farbenfroh und äusserst nützlich. Angebot: 6 Sorten Tagetes von Pro Specie Rara ...................................................... 38 Serie: Alpine Flora mit Klaus Oetjen Die pelzige Frühlings-Küchenschelle Pulsatilla vernalis ...................................................... 42 Naturgarten: Sonja Stahl liess sich einen Naturgarten gestalten und ist begeistert davon ...................................................... 44

Ein gestalteter und zugleich ein wilder Garten, wo Pflanzen sich ausbreiten dürfen und Tiere in der Blumenwiese ihren Lebensraum finden. Der Garten von Sabina und Adrian Meyer in Hägglingen SEITE 20

Genussvolle Knollen Sorten mit nussigem und delikatem Aroma für den SEITE 34 Gemüsegarten Naturgarten Sonja Stahl hat sich den Traum eines Naturgartens SEITE 44 erfüllt

KRÄUTERKÜCHE

Erfrischende Minzen: Rezepte für würzige und süsse Gerichte. Angebot: 9 Minzen – 9 Aromen ...................................................... 50 PORTRÄT

Albert Lutz: Direktor des Museums Rietberg in Zürich ...................................................... 5 8 RUBRIKEN Notizen: Ute Studers Seite....................... 28 Beratung: Urs Streuli weiss Rat............... 37 Im Focus / offene Gärten............................ 41 Kurse....................................................... 55 Vorschau/Impressum............................ 61 Leserservice/Bestelltalon........................ 62

Albert Lutz «Man kann Gärten lieben, ohne selbst Gärtner zu sein» Erfrischende Minzen Rezepte sowie 9 Minzen SEITE zum Bestellen

F O T O S : B E N E D I K T D I T T L I , S T E FA N WA LT E R , S T O C K F O O D, F R A N C A P E D R A Z Z E T T I , B E AT B R E C H B Ü H L

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SAISON —

Phönizische Königskerze – SEITE 7 Weisse Johannisbeeren – SEITE 9 Moldawische Melisse – SEITE 10 Rückschnitt Kräuter – SEITE 12 Gurken anziehen – SEITE 13 Mischkultur Indianerbeet – SEITE 15 Giersch-Limonade – SEITE 17 Vo n Ute Studer u n d Mar ian na S erena

GROSSER AUFTRITT

Papaver orientale

Die grossen, seidigen Blüten des Türkenmohns Papaver orientale sind ein Höhepunkt des Gartenjahres. Wer jetzt eine der Stauden erwirbt, kann schon im Pflanzjahr mit einer Blüte rechnen. Der Türkenmohn braucht nicht viel Platz, weil das Laub im Sommer einzieht und erst im Herbst wieder austreibt. Er ist in vielen Farben erhältlich – von weiss über rosa, lachs, orange bis dunkelrot. Die Pflanzen lieben einen mit Sand und Kompost aufgelockerten Boden. Vor Schnecken und Wühlmäusen muss man sie allerdings schützen.

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SA I S ON

AUSBREITUNGSWILLIG

Das duftende Maiglöckchen Typisch für den Mai und allerliebst: das duftende Maiglöckchen Convallaria majalis mit seinen schneeweissen Blüten. Die einheimischen Stauden aus der Familie der Spargelgewächse wachsen wild, vor allem auf Waldböden und werden im Garten gerne zur Unterpflanzung von Bäumen verwendet. An einem Standort, der halbschattig, humos und nicht allzu trocken ist, breiten sie sich praktisch unbegrenzt aus. Im Beet sollte man daher vor der Pflanzung eine Wurzelsperre in Betracht ziehen. Schwere Böden muss man vor dem Pflanzen gut auflockern.

KNOSPEN WIE KLEINE STERNE

Phönizische Königskerze

Die Violette Königskerze Verbascum phoeniceum ist eine osteuropäische Wildstaude, die kleiner und zarter ist als ihre gelben, riesigen, zweijährigen Schwestern. Mit einer Wuchshöhe von 60 bis 90 cm ist sie daher ideal für kleine Gärten. Ihre violetten Blüten mit den goldenen Staubgefässen erscheinen von Mai bis August. Die Violette Königskerze liebt einen trockenen, sonnigen Standort und versamt sich leicht. Sie wird auch in mehreren Sorten und Varietäten angeboten.

HERBSTCHRYSANTHEMEN

Im Frühjahr pflanzen

Es ist ratsam, Herbstchrysanthemen Chrysanthemum x indicum und Herbstanemonen Anemone japonica von März bis Mai zu pflanzen. Setzt man sie zur Blütezeit im Herbst, riskiert man, dass sie den Winter nicht überstehen, weil sie zu wenig angewurzelt sind. Die Herbstblüher gedeihen an einem sonnigen Standort mit durchlässigem, humosem Boden.

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Ein Gartenparadies im Allgäu Mit ihrem einmaligen Pfingstrosengarten sind Werner und Johanna Müller überregional bekannt geworden. Doch das in die Landschaft eingebundene Paradies hat mehr und ganz unterschiedliche Gartenräume zu bieten, in denen Anregungen, Pflanzen und Kunstwerke von Gartenreisen aufgenommen und auf individuelle Art neu interpretiert wurden. Christa Brand ist es gelungen, die verschiedenen Stimmungen in diesem Garten zu jeder Tages- und Jahreszeit einzufangen. Ein ländlicher Garten voller Kostbarkeiten, Christa Brand, Kathrin Hofmeister, DVA, München, 2015, Fr. 29.90. Bestelltalon Seite 67.

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KRÄUTER

Rückschnitt für Wachstum Überwinterte Gewürzpflanzen wie Lavendel, Thymian und Salbei beginnen nun auszutreiben. Jetzt ist es Zeit, um ihr Wachstum mit einem Rückschnitt zu fördern. Dazu werden die Spitzen der verholzten Zweige um rund einen Drittel eingekürzt. Eine kleine Kompostbeigabe auf die Pflanzenscheibe gibt ihnen Nährstoffe für einen ganzen Sommer. ROTER KOPFSALAT

Glänzender ‘Roxy’

‘Roxy’ ist der resistente Nachfolger der alten, traditionsreichen rotblätterigen Kopfsalatsorte ‘Brauner Trotzkopf’. Die Blätter von ‘Roxy’ sind glänzend dunkelrot und leicht blasig. Er ist schossfest mit Resistenzen gegen viele Mehltaurassen. Die Sorte eignet sich für die gesamte Freilandsaison.

BALKONPFLANZEN

Über Stecklinge vermehren Überwinterte Balkonpflanzen wie Geranien Pelargonium, Fuchsien Fuchsia, Wandelröschen Lantana camara und Strauchmargeriten Argyranthemum frutescens können durch Stecklinge von jungen Trieben vermehrt werden. Die etwa 15 cm langen Stecklinge werden unten entblättert, in Töpfe mit Erde gesteckt und feucht gehalten.

Bio-Saatgut: www.sativa-rheinau.ch

HIM- UND BROMBEEREN

Jetzt zurückschneiden

Himbeeren und Brombeeren können jetzt noch zurückgeschnitten werden. Bei den Brombeeren werden die Tragruten vom letzten Jahr bodeneben abgeschnitten, die einjährigen Ruten werden aufgebunden und tragen dieses Jahr Früchte. Bei den Himbeeren muss zwischen den Sommer- und Herbsthimbeeren unterschieden werden: Sommerhimbeeren tragen wie Brombeeren an den zweijährigen Ruten und werden ebenso geschnitten. Herbsthimbeeren wie die verbreitete Sorte ‘Autumn Bliss’ tragen an den einjährigen Ruten. Alle vorjährigen Ruten werden deshalb im Frühling bodeneben abgeschnitten.

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SA I S ON GURKEN ANZIEHEN

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An Schnüren aufbinden Ende April kann man die ersten Gurken anziehen. Gurken haben ein empfindliches Wurzelsystem, das nicht verletzt werden darf. Man sät deshalb zwei Samen pro Topf und pflanzt die Setzlinge nach 3 Wochen direkt in den Garten, ohne zu pikieren. Gurkensamen keimen bei 25 bis 28 °C, nach dem Keimen kühler stellen (18 bis 20 °C). Idealerweise folgt auf die Pflanzung eine milde Wetterperiode. Ist es kalt und die Jungpflanzen wachsen kümmerlich vor sich hin, kann man bis Ende Juni nochmals direkt nachsäen. Oft erreicht man damit die besseren Resultate. In unseren Breiten lohnt es sich, Gurken gedeckt zu ziehen, sie sind dadurch besser gegen Mehltau geschützt. Empfehlenswert ist es, alle Gurkentypen an Schnüren aufzubinden. Sie wachsen gesünder. Dringend notwendig ist dies aber nur bei den langen Salatgurken.

PASTINAKEN

Doldenblüten fürs Staudenbeet

Wer seine Pastinaken in Sand eingeschlagen überwintert hat, kann versuchen, das schmackhafte Gemüse als Blütenpflanze für die Staudenrabatte zu gewinnen. Dazu gräbt man die Wurzeln jetzt im Frühjahr ein und hält sie feucht, bis sie austreiben. Pastinaken werden bis mannshoch und zeigen wunderschöne gelbe Doldenblüten, die von vielen Insekten besucht werden. Falls sie im Beet überwintert haben, lässt man einfach eine oder zwei in Blüte gehen.

GARTENKIDS

Kringelringel aus Löwenzahn Aus den Stängeln von Löwenzahn können Kinder ganz einfach kleine Kunstwerke herstellen. Dazu sucht man Löwenzahnblüten mit möglichst dicken Stielen. Die Stängel werden in etwa 5 bis 10 cm lange Stücke geschnitten und danach mit der Bastelschere an jeder Seite eingeschnitten. Je öfter man sie einschneidet, desto feiner kräuseln sie sich später. Dann füllt man eine Schüssel mit Wasser und legt die geschnittenen, geraden Stängel hinein. Innerhalb weniger Minuten kräuseln sie sich zu skurrilen Gebilden. Diese Form behalten die Stängel auch, wenn man sie wieder aus dem Wasser nimmt. Mit vielen, nebeneinander aufgereihten Exemplaren ergibt das eine kleine Ausstellung von Kunstwerken. Da der Saft der Stängel auf Händen und Kleidern Flecken hinterlässt, sollten die Kinder entsprechend angezogen sein.

Ursprünge der abendländischen Heilkunst Der bekannte Kulturanthropologe und Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl schildert in diesem Buch fundiert und packend die Ursprünge der abendländischen Heilkunde, die in der seit der Jungsteinzeit überlieferten Volksmedizin wurzelt. Es ist das Wissen des einfachen Volkes, der Wurzelfrauen, Hirten, Grossmütter und Kräutersepperl. Neben der «Wurz», der Heilpflanze, gehörten zum Heilungsprozess auch immer therapeutische Worte im Sinne des schamanischen Heilens, die sich auch mit den Krankheitsgeistern und der Verbindung zum Wesen der Pflanzen auseinandersetzten. Ur-Medizin, die wahren Ursprünge unserer Volksheilkunde, Wolf-Dieter Storl, AT-Verlag, München und Aarau, 2015, Fr. 32.90. Bestelltalon Seite 67.

FOTOS: GAP-PHOTOS, ILLUSTRATION: ANNA-LEA GUARISCO

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L Ä N D L IC H E R G ARTE N

Ein Garten wie eine zart klingende

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LÄ NDLIC HER GA RTE N

Das Lenzburg-Beet: Mit Blüten von Salvia nemorosa ‘Caradonna’, Kalimeris und Päonien (im Vordergrund).

Tiermediziner sind sie beide. Doch während Sabina Meyers Liebe vor allem den Blumen gilt, spürt Adrian Meyer in ihrem Garten im aargauischen Hägglingen den Tieren nach. Neue Impulse für die Entwicklung der Pflanzenbilder gab die Begegnung mit der Gartengestalterin Anne Forster.

Vo n Ca r m en Ho c ker

Auf dem Tisch liegt ein Buch, aus dem Notizzettel quellen: «Gärtnern mit alten Rosen» des britischen Rosenzüchters John Scarman. Die Lektüre dieses Buches weckte bei Sabina Meyer das Interesse an historischen Duftrosen. Und nachdem sie den Wochenendkurs «English gardening» im südbadischen Landhaus Ettenbühl besucht hatte, wollte sie in ihrem Garten vor allem eins haben: Rosen. Keine staksigen Edelrosen in Monokultur, sondern buschig wachsende, einmal blühende Rosen, inmitten mehrjähriger Stauden: «Ich mag wilde Gärten, keine gepützelten.» Adrian Meyers Augenmerk gilt der Blumenwiese, die sich über weite Teile des 2000 m2 grossen Gartens erstreckt. Er interessiert sich weniger für Rosen als für alles, was kreucht und fleucht. Wenn Sabina ihren Mann sucht, schaut sie zuerst nach, ob er mit seiner Kamera in der Blumenwiese robbt. In

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Eine schöne Kombination: Prärielilien und Wiesen-Salbei in der Frühlingswiese.

Gewöhnliche Prärielilie Camassia cusickii.

Der Milchstern Ornithogalum umbellatum kommt wild in der Wiese vor.

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LÄ NDLIC HEILKRÄ HER GA UTE RTE N R

«Wir mögen wilde Gärten»: Adrian und Sabina Meyer.

Prärielilien und Narzissen blühen im Frühling in der grossen Blumenwiese zusammen mit Wiesen-Salbei und anderen Wildblumen. dreizehn Jahren hat er über 500 einheimische Wildtiere im Garten fotografiert: von Schmetterlingen über Wildbienen bis zu Reptilien und Vögeln. «Sie ist die Pflanzenfrau, ich bin der Tiermann», sagt er und zählt sogleich auf, welche Tierarten er bereits dokumentiert hat. Unter anderem die seltene Weisse Turmschnecke Zebrina detrita, auch Märzenschnecke genannt. Sie kommt im Schweizer Mittelland nur an wenigen, trockenen Standorten vor. Auf der Rückseite des Hauses, an einer sandigen Böschung, summen in der Frühlingswiese Hunderte Wildbienen wie die Graue Sandbiene Andrena cineraria und die Gemeine Pelzbiene Anthophora plumipes. Bodennistende Wildbienen brauchen eine dicke Sandschicht, in die sie ihre Nisthöhlen bauen können. Je höher die Schicht ist, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, unterschiedliche Arten anzuziehen. Manche Wildbienen bohren ihre Höhlen bis zu 40 cm tief in den Boden.

MAGERE WIESE MIT REICHER FLORA Schon immer war es Sabina Meyers Traum gewesen, ein Haus mit grossem Umschwung zu haben. Auf einem Spaziergang mit ihrem Hund entdeckten sie das Wiesenstück am Rande des Dorfes. Wie einzigartig der Standort in Bezug auf Flora und Fauna ist, kristallisierte sich nach und nach heraus. Als sie die Wiese, auf der früher Schafe weideten, im ersten Frühjahr einfach wachsen liessen, wurden sie mit einer Vielfalt an einheimischen Wiesenblumen belohnt: Inmitten der Gräser zeigten sich die Blüten von Milchstern Ornithogalum umbellatum, Wiesenschaumkraut Cardamine pratensis, Feld-Witwenblume Knautia arvensis, Wiesen-Margerite Leucanthemum vulgare, Wiesen-Flockenblume Centaurea jacea, Tauben-Skabiose Scabiosa columbaria, Wiesen-Sal-

Duftende Narzissen Narcissus poeticus var. recurvus.

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NO T IZ E N

DIE QUAL DER WAHL Von Ute Stude r

Das Unvermutete erlebt man auch an Pflanzentauschbörsen. Aber bevor ich an unsere jährliche Börse gehe, gilt es eine Auswahl zu treffen. Da wird die Wahl oftmals zur Qual, muss man sich doch von Liebgewordenem zu trennen wissen. Kaum hat sich im Frühling die Erde etwas erwärmt, geht man praktisch mit der Lupe durch den Garten, um Sämlinge aufzuspüren. Man klaubt die Frauenmantelwinzlinge aus den Plattenfugen, befreit die Erdbeeren von der Invasion der Akeleien, rettet die Spornblumen beim Grillplatz vor dem ersten Feuer und zieht das Patagonische Eisenkraut aus dem Kiesweg, da es dort vor allem den Gartenordner erheblich stört. Und schon steht man vor einer schwierigen Entscheidung: Verpflanzt man den Gartennachwuchs in den eigenen Garten oder gibt man ihn schweren Herzens an die Tauschbörse? Frauenmantel hat es zwar eh schon genug, aber sie gedeihen auch im Schatten so schön. Also wird einer noch unter den Holunder an den Wegrand gepflanzt, die anderen werden sorgfältig in kleine Töpfe gesetzt, beschriftet und angegossen. Ich staune jedes Jahr, wie viel Erde ich mit

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«Garten heisst nicht nur Frühjahrsblühen und Sommerpracht, sondern heisst vor allem: die tägliche Ankunft des Unvermuteten.» Jürgen Dahl 1929–2001

diesen Pflänzchen aus dem Garten zur Tauschbörse schleppe, und befürchte, eines Tages nur noch ein grosses Loch im Garten zu haben. Unter dem Vogelfutterhaus spriessen die ersten Sonnenblumen und rufen verzweifelt: «Nimm uns bitte auch mit, wir werden ganz gross und hier ist es so eng!» Sind die jetzt von den gelben oder den schönen dunkelroten? Schon wieder so eine Entscheidung, denn die Dunkelroten würde ich gerne selbst behalten, aber das ist wie eine Wundertüte – die kleinen Sonnenblumen sehen alle gleich aus und man müsste bis zur Blüte warten, um die Farbe zu sehen, und somit sind sie ein Fall für die Töpfe. Gut, habe ich im Herbst Stecklinge vom purpurviolettblättrigen Salbei gemacht, denn der Mutterpflanze hat der Frost recht zugesetzt, während der Nachwuchs sich prächtig entwickelt. Hatte ich nicht neulich in einer Gartenzeitung eine wunderschöne Beeteinfassung mit eben diesem Salbei gesehen? Na ja, zugegeben, der Garten auf dem Foto war eini-

ges grösser als meiner, also kommt ein Setzling neben die zurückgestutzte Mutterpflanze und alle anderen in den Topf. Unbemerkt über den Winter haben sich auch die Mutterkräuter in allen Gartenecken ausgebreitet. Sie sind so schön, wenn ihre weissen Wolken im Mai über den Beeten schweben. Die auf dem Tomatenbeet kommen in die Töpfchen, und was sich auf den anderen Gemüsebeeten ausgesamt hat, wird in die Staudenrabatten verpflanzt. Dabei entdecke ich jede Menge Kosmeenwinzlinge. Ich hatte im letzten Jahr endlich wieder die hohen Kosmeen angesät und je eine in Rosa, Weiss und Dunkelrot gepflanzt. Mannshoch waren sie gewachsen. Jetzt bilden sie eine Hundertschaft. Wenige dürfen bleiben, die anderen müssen zur Börse. Und schon stehen drei grosse Körbe und zwei Eimer zum

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NO TI Z E N

Marktgang bereit. Mir brummt der Kopf vor lauter Entscheidungen, doch noch war ich dabei zu bestimmen, von welchen meiner Tomatenraritäten ich mich trennen wollte. Vierzig Stöcke haben Platz im Garten, auf meiner Fensterbank drängen sich hundert vielversprechende Setzlinge. Drei Tage habe ich für die Auswahl gebraucht und dann endlich sechzig der Südamerikanerinnen für die Börse bereitgestellt. Ich habe mir fest vorgenommen, diesmal nichts von der Tauschbörse mitzubringen, denn mein Garten ist voll. Doch schon beim Eingang kommt mir Emil mit einem Eimer freudig entgegen: «Ich habe Taglilien für dich ausgegraben, die magst du doch so!» Und dann brachte eine Frau eine Kiste mit Hauswurz. Ich konnte einfach nicht widerstehen. Als ich die Börse verliess, waren die Körbe wieder voll, und im Garten angekommen, musste ich entscheiden, wo ich all diese Schätze unterbringen wollte. Dafür brauchte ich fünf Tage, denn zuerst mussten Frauenmäntelchen, Spornblumen, Mutterkräuter und andere mehr ausgegraben und – weil keine Pflanzenbörse mehr auf sie wartete – kompostiert werden. Ich hätte sie alle locker hinbringen können . . . Manchmal ist eben nicht nur die Wahl eine Qual, sondern auch die Ankunft des Unvermuteten.

ILLUSTRATION: CORINNA STAFFE

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AB IN DEN TOPF – DOCH IN WELCHEN UND WIE?

Vo n Jo c h en Elbs - Glatz

Es ist wichtig, dass beim Säen, Pikieren und Pflanzen die Gefässe und Pflanzen zueinander passen. Ein zu kleiner Topf, der dauernd umfällt, ist genauso unsinnig wie ein viel zu grosser, in den sich noch viele Pflanzengenerationen versamen können, ehe Enge herrscht. Für ganz kleine Pflänzchen, die am besten nur an den Keimblättern angefasst werden, haben sich Multitopfplatten bewährt. Hier bringt man viele Pflänzchen auf engem Raum unter, ohne dass niedlich kleine Einzeltöpfchen durcheinanderkullern. Später sollte der Durchmesser des neuen Topfs nicht mehr als ein Viertel grösser sein als der des alten. Pflanzen suchen lieber entlang der Topfwand nach mehr Freiheit, als zuerst das vorhandene Volumen gleichmässig zu durchwurzeln. Zum Pikieren kann jede torffreie Blumenerde, ohne störende Brocken, verwendet werden. Ein kleiner Nährstoffüberschuss in der Jugend schadet meist nicht. Für sehr Empfindliches verwendet man Aussaaterde. Im Biogarten hat sich eine Mischung aus einem Teil gut abgelagertem und fein gesiebtem Kompost und einem Teil Beeterde bewährt. Bei schwerem Boden wird noch ein Teil Sand zugesetzt. Später muss die Erde den Bedürfnissen der Pflanzen angepasst werden. Mediterrane Kübelpflanzen brauchen

ein eher nährstoffarmes, aber strukturstarkes, das heisst mit vielen Steinen, Tonscherben, Blähton usw. durchsetztes Dachgartensubstrat. Den Geranien hingegen ist es gleich, wenn die Erde im Topf während des Sommers die Hälfte ihres Volumens verliert. Hauptsache, es werden genügend Nährstoffe nachgeliefert. Nasse, wassergesättigte, luftfreie Erde lieben nur Sumpfpflanzen. Die Wahl zwischen Tontopf und Plastiktopf entscheidet das Transportgewicht. Wer oft viele Pflanzen zu transportieren hat, nimmt die billigeren Plastiktöpfe und spart Giessarbeit, weil sie die Verdunstung hemmen. Tontöpfe sind im Garten schöner. Auf den an der Südseite des Schopfes gestapelten Töpfen tummeln sich Eidechsen und Wildbienen, dass man sich manchmal nicht traut, einen passenden Topf wegzunehmen. Neue Tontöpfe lassen sich gut patinieren, indem man sie mit Buttermilch einstreicht und eine Weile an einem feuchten Ort lagert. Ganz Eilige nehmen gezuckerte Buttermilch.

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Serie

K Ü C H E NKRÄU TE R Der Name

Der Echte Thymian Thymus vulgaris wird auch als Gartenthymian, Römischer Quendel oder Immenkraut bezeichnet. Herkunft

Der Thymian kommt ursprünglich aus dem westlichen Mittelmeerraum.

Friends

Thymian soll bei Nachbarpflanzen Pilzkrankheiten verhindern.

Schlechte Kollegen

Ein ungünstiger Nachbar ist Majoran. Gesundheit

Thymian wirkt antibakteriell, krampflösend, pilztötend, schleimlösend.

PS:

Thymian im geweihten Kräuterbuschen soll Unheil von Haus und Hof abwehren, so die Legende.

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KÜC HENKR Ä UTE R

MAL SÜSS, MAL HERB, MAL MIT EINEM HAUCH

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Sein würziger Duft erinnert an eine sommerliche Wanderung in den Bergen, sein Geschmack an Nonnas Küche. Der Thymian ist ein klassisches mediterranes Kraut und adelt zahlreiche Gerichte mit seinem Aroma. Der Thymian hilft überdies auch bei Husten und Erkältungen.

Von Ute Stude r

«Die nächste Grippe kommt bestimmt, doch nicht zu dem, der Thymian nimmt», lautet eine alte Volksweisheit. Denn Thymian Thymus vulgaris gibt nicht nur einer geschmorten Lammkeule die besondere Würze, sondern hat auch eine antibiotische und entzündungshemmende Wirkung bei Husten und Erkältungen. Als Gewürz gehört Thymian zu den Kräutern der Mittelmeerküche. In seinem Duft schwingt immer ein Hauch von Sommer mit. In Frankreich ist er Teil der bekannten Würzmischung «Kräuter der Provence» und des Bouquets garni. Traditionell besteht dieses Kräutersträusschen zum Aromatisieren von Bouillon, Eintöpfen und Schmorgerichten aus Petersilienstängeln, einem Lorbeerblatt und einem Thymianzweig. Thymian sollte möglichst mitgekocht oder mitgeschmort werden, damit er sein intensives, typisches Aroma entfalten kann. – Wobei es kein wirklich typisches Aroma gibt. Das zeigt sich eindrücklich in der südfranzösischen Garrigue mit ihren zahlreichen Thymiansträuchern. Von Strauch zu Strauch duften die zwischen den Fingern zerriebenen Blätter immer wieder anders – mal kampferartig, mal süsslich, mal herb, mal mit einem Hauch Zitrone oder Orange. Diese Vielfalt bietet sich auch in Kräutergärtnereien an: verschiedene Auslesen von Thymian warten mit unterschiedlichen Aromen auf.

MERKMALE DES ECHTEN THYMIAN Der Echte Thymian Thymus vulgaris, der auch Gartenthymian genannt wird, ist die bedeutendste Thymianart für die Küche und Hausapotheke. Der Echte Thymian ist ein aufrechter, stark verzweigter, immergrüner Kleinstrauch, der kalkhaltige, durchlässige Böden bevorzugt. Er wird etwa 30 cm hoch, besitzt kleine, ovale Blätter mit zurückgerolltem Blattrand. Seine Lippenblüten sind hellrosa bis hellviolett und sitzen in Quirlen an den Stängelenden. Wie schon oben erwähnt, gibt es bei den wild vorkommenden Thymianbeständen beachtliche Unterschiede bezüglich Geruch und Gehalt an Inhaltsstoffen. Auf dem Markt gibt es folglich ein grosses Spektrum von Unterarten. Alle sind Thymus vulgaris. Der Deutsche Thymian ist der Verbreitetste für die Topfkultur. Er hat nach unten eingerollte, filzig behaarte Blätter. Der Englische Thymian hat nicht den harzigen Beigeschmack wie der Deutsche und dunkelgrüne Blätter. Der Französische Thymian hat schmalere, kleinere, silbrigere Blätter als der Deutsche und ein eher liebliches Aroma. Von diesen gibt es wiederum Sorten wie den Silber-, Gold-, Zwerg-, Orangen- und Kugelthymian. Der beliebte Zitronenthymian Thymus x citrodorus ist eine Hybride aus der Gattung der Thymiane. Wild wachsen bei uns der Quendel Thymus serpyllum, der Arznei-Feld-Thymian Thymus pulegiodes, der Frühe Feld-Thymian Thymus praecox der Gebirgs-Feld-Thymian Thymus polytrichus.

ANBAU, PFLEGE UND ERNTE Thymian mag, wie alle Mittelmeerkräuter, einen sonnigen Standort mit nährstoffarmem, durchlässigem Boden. Je mehr Sonne er bekommt, desto mehr ätherische Öle kann er entwickeln. Er wird im April in Saatschalen ausgesät. Die Jungpflanzen werden sodann in Töpfchen pikiert und im Herbst an Ort und Stelle gepflanzt. Sehr wohl fühlen sie sich im Steingarten oder auf einer Trockenmauer. Thymian darf nicht neben Majoran gepflanzt werden, denn die beiden vertragen sich nicht. Milde Winter übersteht der Thymian problemlos. Bei frostiger Kälte sollte man ihn mit Tannenzweigen und Stroh etwas schützen. Generell ist Feuchtigkeit die grössere Gefahr als Kälte. Thymian kann man eigentlich immer ernten. Das regelmässige Verwenden und Entfernen der Triebspitzen oder das Ernten ganzer Zweige trägt zur Verjüngung des Strauches bei. Der beste Zeitpunkt, um Thymian zu trocknen, ist vor der Blüte. Doch lässt man ihn blühen, laben sich viele Bienen, Hummeln und Falter daran. ALS HEILKRAUT UND ZUM GENUSS Tee aus Thymian ist ein ausgezeichnetes, krampflösendes Hustenmittel. Thymianbäder wirken lindernd bei Erkältungen, Bronchitis und Asthma. In der Küche wird das Kraut in kleinen Portionen zu Fleisch- und Kartoffelgerichten, Saucen, Eintöpfen und Wild gegeben; Thymian macht schwere Speisen besser verdaulich.

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Neue Serie

C OR N E L S B ALKO N G ARTE N

DAS KLEINE SALATPARADIES Oft präsentieren sich Balkone mit wildem PflanzenDurcheinander, Vollmöblierung, kompletter Leere oder mit Geranien und Buchs standardbegrünt. Was viele nicht zu wissen scheinen: Der Balkon eignet sich bestens für den kleinen Salatgarten.

Von Cornel Rüe g g

Sich im eigenen Gärtchen über eine Reihe praller Kopfsalate beugen und den reifsten davon ernten, ist bereits ein Erlebnis. Hat man dann den frischen Salat vor sich, steht ein Genussereignis bevor, das kaum mit einem gekauften «Häuptli» zu erleben ist. Die Vorfreude auf die knackigen hellgrünen bis gelblichen Blättchen, die so sind, weil fast kein Sonnenlicht zu ihnen drang, und die kräftigen dunkelgrünen Blätter der äusseren Reihen könnte höchstens noch durch eine falsche Salatsauce getrübt werden. Dass man einen Kopfsalat und andere Blattsalate auf dem Balkon ziehen kann, halten aber leider viele für unmöglich. Dabei kann man

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einige dieser Salatsorten sogar besonders einfach vor der Balkontüre kultivieren. Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, mit der Salatsaison zu starten! Die Auswahl ist riesig und wer vor lauter Blättern den Salat nicht mehr sieht, dem hilft vielleicht ein kleines Insider-Ranking. Eine Salatsorte wächst nach, ohne dass neue Setzlinge angepflanzt werden müssen, auf Platz eins: der ‘Abruzzen’-Salat. Es ist ein dunkelgrüner, knackiger Schnittsalat mit nussigem Geschmack, dessen Blätter man fortlaufend abschneiden kann. Neue Blätter wachsen im Nu nach. Und wenn wirklich nichts mehr geht

mit dem ‘Abruzzen’, kann sogar der Stiel geerntet und als Gemüse zubereitet werden. ‘Abruzzen’-Salat kann man jetzt draussen direkt im Pflanzgefäss ansäen. Auf Platz zwei folgt der Lattich; ein Superding mit festen, knackigen Blättern, Protagonist im «Cesar’s Salad». Lattich kann als Salat, als Gemüse, kalt, warm, mit Melonenstücken, mit Käse, also eigentlich mit allem Möglichen vermischt werden. Er benötigt zudem nicht viel Platz, ist also genial für den Balkongarten. Die Setzlinge findet man auf dem Wochenmarkt oder beim Gärtner, ab und zu auch in einer Version als Zwerglattich. Auf Platz drei schafft es die Salatmischung ‘Babyleaf’, bestehend aus 5 bis 6 verschiedenen Blattsorten. Man sät die Mischung – und zwar jetzt – draussen direkt ins Pflanzgefäss, wässert wie immer, und schon nach 30 Tagen können die ersten Blätter gepflückt werden. Alle drei Salatsorten brauchen einen sonnigen bis halbschattigen Standort.

SCHNITTSALAT IST DER IDEALE BALKONSALAT. FOTOS: GAP PHOTOS, SEBASTIAN MAGNANI

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C ORNELS BA LKO NGA RTE N

Vor allem der Lattich und der ‘Abruzzen’ benötigen Platz und genügend grosse Pflanzgefässe. Die Erde muss gelockert und nährstoffreich sein. Einen prallen Kopfsalat auf dem Balkon zu ziehen, ist leider nicht ganz ohne. Er benötigt viel Platz (20 bis 25 cm Abstand), weshalb er es nicht unter die ersten drei Ränge schafft. Und was gibt es zur Zubereitung anzumerken? Dazu gibt es Theorien, Halbwahrheiten, Gebote und Verbote: Waschen, nicht waschen; nur frisch geniessen, nur erwärmt verzehren oder nein, im Gegenteil, nur roh; Blätter gerissen, nicht geschnitten und nicht im Kühlschrank lagern. Um es einfach auf den Punkt zu bringen: Am besten kommt der Salat möglichst tagesfrisch vom Garten in die Küche. Die Blätter werden nur kurz abgespült und nicht in Wasser eingelegt. Dann

VORTEIL BALKON: MEIST SCHNECKENFREIE ZONE. werden sie gerissen, nicht geschnitten. Übrig gebliebene Blätter kommen im Beutel in die Gemüseschublade des Kühlschranks; sie werden dort allerdings nicht besser. Und noch etwas zum Thema Salatwaschen: Wenn der Salat biologisch gezogen wurde, muss man sich nicht vor Pestiziden sorgen und ein kurzes Abspülen genügt vollauf. Und selbst wenn noch Humusrestchen an den frischen Blättern kleben sollten, sorgen diese möglicherweise für die Versorgung mit B12-Vitaminen, die nicht im Salat, sondern in den Mikroorganismen im Humus vorhanden sein können. Zuletzt noch eine weitere gute Nachricht: Die Schnecken – landauf, landab die meist verpönten Kriecher aller Gärtnerinnen und Gärtner – sind bekanntlich ebenfalls den Blattsalaten zugetan. Den Weg zum Balkon findet die Schnecke aber eigentlich nie. In dieser schneckenfreien Zone macht der Salatanbau auch deshalb doppelt Spass. Bio-Saatgut Salat ‘Abruzzen’: www.sativa-rheinau.ch

Kräuterturm

EIN PLATZPROBLEM AUF DEM BALKON? Ein Kräuterturm aus ein paar Töpfen könnte die Lösung sein. Drei bis vier Terracottatöpfe werden dazu mit Kräutern bepflanzt und aufeinandergestapelt. Neben der optimalen Nutzung des Platzes hat der Kräuterturm einen weiteren Vorteil: Bekanntlich verträgt sich Peterli nicht mit dem Schnittlauch, in getrennten Betten geht’s den beiden aber gut. Mediterrane Kräuter, die weniger Wasser brauchen, werden eher oben platziert, während sich die feuchtigkeitsliebende Minze in einem der unteren Töpfe wohlfühlt. Und so wird’s gemacht: Zuunterst einen Unterteller hinstellen. Darauf wird der erste, grösste Topf gestellt mit einem Durchmesser von etwa 45 cm. Er wird mit Erde bis fast zum Rand gefüllt (Erde stampfen). Hier Pfefferminze oder Zitronenmelisse pflanzen. Den zweiten, etwas kleineren Topf einfach auf die Erde des unteren Topfes stellen. Ebenfalls fast bis zum Rand mit Erde füllen und mit Kerbel, Petersilie oder Schnittlauch bepflanzen. In den dritten und vierten Topf kommen mediterrane Kräuter wie Thymian, Bohnenkraut oder Salbei.

Düngen

KOMPOSTERDE UND BIODÜNGER In frisch gekaufter Bio-Erde, wie überhaupt in allen kommerziellen Substraten, ist bereits Dünger für einige Monate enthalten. Eine solche Erde eignet sich auch für die Salate auf dem Balkon. Wenn nach einigen Wochen eine neue Salat-Folge gepflanzt wird, muss man an die Düngung denken. Eine naturnahe Lösung ist, die oberste Schicht Erde mit Komposterde zu ergänzen oder auszuwechseln. Die darin enthaltenen Nährstoffe reichen als Dünger. Hat man keine Komposterde, wird mit flüssigem Biodünger nachgeholfen. Erde, die ein gutes Wachstum ermöglicht, sollte auch Mikroorganismen enthalten. Hier kommen Zweifel auf, ob die in Plastiksäcke abgefüllte Erde, die teilweise wochenlang in der Hitze schmort, noch Mikroorganismen enthält. Das Beimengen von frischer Komposterde ist also immer zu empfehlen, oder man kauft die Erde in einer Gärtnerei, die Humus «frisch verpackt» anbietet.

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Genussvolle Knollen

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GEMÜS EGA RTE N

Von kohlartig bis nussig beschreiben Sortenexperten den Geschmack von «Gschwellti». Dass Kartoffelsorten so unterschiedlich schmecken, eröffnet Experimentierfreudigen eine unglaubliche Vielfalt. Voraussetzung für diese Geschmackserlebnisse ist der eigene Anbau. Von Mari an na Se re na

Allein die Stiftung zur Erhaltung von Kulturpflanzensorten Pro Specie Rara pflegt und baut jährlich rund 80 verschiedene Kartoffelsorten an. Neben dem Geschmack unterscheiden sich die Sorten auch in der Fleischkonsistenz, in Anbaueigenschaften, im Ertrag, im Erntezeitpunkt, in der Lagerfähigkeit und nicht zuletzt im Aussehen. Viele Sorten stammen aus einer bestimmten Region der Schweiz, schrieben da Geschichte und sind Teil eines gefährdeten Kulturgutes.

‘Parli’-Kartoffel ist der Gout und die Konsistenz: Sie schmeckt sehr gut und wie Marroni. Das Fleisch ist eher trocken, aber kompakt und nicht zerfallend. ‘Parli’ eignet sich hervorragend für Gschwellti, Gnocchi und Maluns. Die Knollen mit den tiefliegenden Augen werden idealerweise zuerst gekocht und dann geschält. ‘Parli’ ist robust im Anbau und mittelmässig ertragreich.

Schale ist so fein, dass sie man sie auch ungeschält essen kann. Traditionell wuchs diese Sorte auf sandigen, trockenen Böden auf 960 m ü. M. Die Knollen sind hellbraun, länglich und mausförmig mit weissem Fleisch.

SECHS EMPFEHLENSWERTE SORTEN FÜR DEN ANBAU IM BIOGARTEN

DIE ROTE: ‘SAFIER’ DIE FRÜHE: ‘PRÄTTIGAUER’ DIE MARRONIARTIGE:‘PARLI’ Tiefliegende Augen, rötliche Schale und eine Form wie Tannenzapfen, das sind die äusseren Merkmale der Sorte ‘Parli’. Sie war bereits 1850 in Graubünden zwischen dem Prättigau und dem Safiental verbreitet und auch bekannt unter den Synonymen ‘Vieläugler’, ‘Faveli’, ‘Wiesner’, ‘Rischer’, ‘Hänsler’ oder ‘Tannenzapfen’. Ihren Namen kriegte die ‘Parli’ von einer Maria Parli, von der in einem alten Schulbuch dokumentiert ist, dass sie einst mitsamt ihrer speziellen Kartoffel von Trin nach Mathon umzog. Das Aussergewöhnliche an der

FOTOS: FRANCA PEDRAZZETTI, BEAT BRECHBÜHL

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Wir bleiben im Bündnerland: Die ‘Frühe Prättigau’ ist eine fein schmeckende Frühkartoffel, die sich bestens für Kartoffelstock, Rösti und Gschwellti eignet (Kochtyp B). Ihre

Diese Lokalsorte war sowohl im Bündnerland als auch im Wallis bekannt, dort unter dem Namen ‘Rote Lötschentaler’. Die runden, kleinen Knollen haben eine dunkle, rötliche Schale und weisses Fleisch mit leicht mehlig kochender Konsistenz. Sie eignen sich ausgezeichnet für Rösti. Im Anbau ist die ‘Safier’ nur gering anfällig auf Krautfäule und gedeiht auch gut in feuchten Lagen.

SAATGUT KARTOFFELSORTEN: WO KAUFEN? Pflanzgut der hier beschriebenen und vieler weiterer seltener Kartoffelsorten erhalten Sie an folgenden Märkten. Das Angebot ist beschränkt und die Erhältlichkeit nicht garantiert: Frühlingsmarkt auf dem Archehof Spreitenbach, Samstag, 16. April, und Sonntag, 17. April, 11.30 bis 17 Uhr, Kirchstrasse 15, 8957 Spreitenbach ProSpecieRara-Setzlingsmarkt Wildegg Samstag, 30. April, und Sonntag, 1. Mai, 9 bis 17 Uhr, Schloss Wildegg, 5103 Wildegg ProSpecieRara- und Pro-Natura-Setzlingsmarkt in Chur Samstag, 14. Mai 2016, 8 bis 16 Uhr, Arcasplatz, 7000 Chur Weitere Informationen: www.prospecierara.ch

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T A GE T E S

Der starke Duft der Tagetes h채lt Schadinsekten fern.

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TAGE TE S

FARBENFROH UND ÄUSSERST NÜTZLICH Tagetes leuchten im Sommergarten in Gelb, Orange und Rot. Die Studentenblumen blühen lange und vertreiben im Gemüsebeet mit ihrem Duft Schadinsekten. Hansjörg Schilliger von der Biogärtnerei Effingerhort hat sechs Sorten aus Samen von Pro Specie Rara zum Bestellen angezogen.

Von Ute Studer

Die Studentenblumen Tagetes sind schmückend, blütenreich, pflegeleicht und beinahe unverwüstlich. Schon diese Eigenschaften lassen den Korbblütler zur beliebten Pflanze für Beete und Balkon avancieren. Die hübschen Blütenpflanzen mit den Sonnenfarben haben aber noch viel mehr zu bieten: Sie sind ausgesprochen nützlich im Garten, vertreiben Schadinsekten und töten Fadenwürmer. Die Heimat der 50 Wildarten liegt in den trockenwarmen Gebieten der südwestlichen USA, in Mexiko und weiter südlich bis nach Argentinien. Die Studentenblumen gehören zu den ersten Pflanzen, die die Spanier im Zuge der Entdeckung Amerikas 1573 nach Europa brachten. Von dort aus traten sie ihren Siegeszug in die Gärten der Welt an.

INTENSIV WÜRZIGER DUFT Studentenblumen erfreuen uns mit leuchtenden Blüten von Ende Mai bis zum ersten Frost. Jede Blüte hält etwa 3 Wochen, und danach erscheinen immer wieder neue Blüten. Wenn man die verblühten regelmässig entfernt, wird die Pflanze kräftiger. Für die Samengewinnung kann man einige belassen. Wegen der kräftigen Farben, die von zartem Cremeweiss, strahlendem Gelb über Orange bis zu braunroten Tönen reichen, ist sie als Sommerblume sehr beliebt. Auch zweifarbige Sorten mischen mit in diesem Farbenspektakel. Obwohl Züchter daran arbeiten, den Tagetes ihren charakteristischen Geruch zu nehmen, hat das Aroma auch heute noch immer wenig gemein mit normalem Blütenduft. Die üblichen Sorten verbreiten einen Geruch, den eine Anzahl von Gärtnerinnen und Gärtnern als unangenehm empfinden und der ihnen die drastischen Bezeichnungen als «Studentenfurz» und «Stinkerli» eingebracht hat. Es gibt hohe, mittelhohe und niedrige Sorten. Niedrige Sorten bilden schnell breite Büsche, wäh-

FOTO: GAP-PHOTOS

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Niedrige Sorten bilden eine hübsche Randbepflanzung.

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Neue Serie

A L P INE FLO RA

BÄRAPOPPA MIT FLAUMIGEM PELZ Wer sie sieht, gerät leicht in Verzückung und möchte am liebsten ihren weichen Pelz berühren. Die Frühlings-Anemone Pulsatilla vernalis trägt viele Namen, was ihre grosse Verbreitung erahnen lässt. Vo n Klau s Oet jen

GÄRTNERMEISTER KLAUS OETJEN ist seit 12 Jahren Direktor des privaten Alpengartens Alpinum Schatzalp in Davos. Der Botanische Garten Schatzalp beherbergt über 5000 Arten und Sorten.

Wenn eine Gattung weit verbreitet und auch noch sehr auffällig und attraktiv ist, hat sie im Laufe der Zeit meist viele unterschiedliche Namen bekommen. Und es dauert entsprechend lange, bis der eine in Fachbüchern geführte gültige Name gefunden ist. Dazu kommt, dass die Gattung Pulsatilla sehr vielgestaltig ist. So finden wir verwirrend viele botanische als auch deutsche Namen für die Küchenschellen, wie Kuhschelle, Teufelsbart, Wilde Männle, Petersbart, Bocksbart, Hexenbesen oder im Schwarzwald Osterglogge, um nur ein paar zu nennen. Mit der Zeit hat sich aber Küchenschelle durchgesetzt, und so werden heute auch die früheren Anemone pulsatilla botanisch schon seit einiger Zeit Pulsatilla und zu Deutsch Küchenschelle gerufen. Die Pulsatilla zählen zur Familie der

Ranunculaceae, der Hahnenfussgewächse. Wir kennen je nach Autorenauffassung etwa 40 Arten und Unterarten. Die Ranunculaceae haben so einiges gemeinsam: Alle sind mehr oder minder giftig und sie gehören zu den Schwer- und meist Kaltkeimern. Das heisst, sie brauchen unter Umständen Jahre, bis sie nach der Aussaat keimen. Wer sie ausgesät hat, sollte die Aussaatschale frühestens nach fünf Jahren entsorgen. Eine der auffälligsten Arten ist Pulsatilla vernalis (L.) Miller, die Frühlings-Küchenschelle. Auch sie trägt sehr viele regionale Namen, wie Teufelsabbiss, Haarmandli, Trübchrut, Fluor d‘ luf. Sie ist weit verbreitet, kommt von Skandinavien bis Südspanien, von Norditalien über Bulgarien bis nach Sibirien vor. P. vernalis wächst eher im sauren Milieu, auf

Die bekanntesten Pulsatilla auf der Schatzalp

ALPINUM SCHATZALP Das Alpinum besteht aus mehreren Gartenteilen und ist ab Mitte Mai bis Oktober täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ins Alpinum im Guggerbachtal kostet Fr. 5.–. www.alpinum.ch

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P. albana Kaukasus-Küchenschelle P. alpina subsp. alpina Weisse Alpen-Küchenschelle P. alpina subsp. Apiifolia Gelbe Alpen-Küchenschelle P. flavescens Gelbe Finger-Küchenschelle P. grandis Grosse Küchenschelle P. halleri subsp. halleri Hallers Küchenschelle P. halleri subsp. slavica Slowakische Küchenschelle P. halleri subsp. styriaca Steirische Küchenschelle P. montana Berg-Küchenschelle P. patens Finger-Küchenschelle P. patens subsp. trisecta fo. flavescens Gelbe Finger-Küchenschelle P. pratensis Wiesen-Küchenschelle P. turczaninowii Turczaninows Küchenschelle P. vulgaris Gemeine Küchenschelle P. vulgaris subsp. gotlandica Gotländische Küchenschelle

FOTOS: KLAUS OETJEN, BENEDIKT DITTLI

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A LPINE FL ORA

Frühlings-Küchenschelle Pulsatilla vernalis (L.) Miller

Silikatmagerrasen, in Zwergstrauchheiden und auf ungedüngten Weiden. Sie kommt in der montanen bis alpinen Zone vor, aber im Norden auch im Flachland. Sie bestätigt eine Grundregel aus der Geobotanik: Je höher wir in den Bergen kommen, desto mehr fallen wir klimatisch in zirkumpolare Regionen zurück. Reine Kalkböden verträgt P. vernalis nicht und gilt daher auch als Zeigerpflanze für saure Böden. Ihre Wuchshöhe liegt zwischen 5 und 15 cm. Sie blüht gleich

nach der Schneeschmelze, meist von März bis Juni, mit grossen, innen weissen, oder bläulich weissen Blütenglocken, die aussen leicht hellblau bis hellpurpur oder leicht violett überlaufend sein können. Selten sind sie auch rötlich oder ganz weiss. Die roten Formen kommen meist aus Skandinavien, rein weisse sind selten und wachsen in den Zentralalpen. Die anfangs nickenden Blüten öffnen sich vor allem im Verblühen strahlig. Zum Abend und

WO DIE FRÜHLINGSKÜCHENSCHELLE IN DER SCHWEIZ WÄCHST

Pulsatilla vernalis wächst im ganzen Alpenbogen, meist in den Zwergstrauchheiden in der montanen Stufe.

ILLUSTRATION: DELIA DITTLI

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bei starker Bewölkung schliessen sich die Blüten, solange sie noch nicht befruchtet sind. Die Laubblätter sind nur wenig behaart oder kahl, aber die Kelchblätter und Blüten tragen eine feine bronzegoldige, seidige Behaarung. Das hat ihr den Namen Pelzanemone eingebracht. Wie viele andere alpine und arktische Pflanzen schiebt sie ihren Samenstand zur Samenverbreitung im Verblühen etwas in die Höhe. Der hübsche flauschige Samenstand ist sehr attraktiv. Sie dürfte eines der Lieblingsmotive für Pflanzenfotografen sein. Alle Pulsatilla stehen unter Naturschutz. In Graubünden heisst sie im Volksmund wegen ihrer starken Behaarung auch Bärapauza oder Bärapoppa. Die Bestimmungsmerkmale der Küchenschellen haben es in sich. Die Botaniker nutzen die Laubblätter, sie zählen die Blattfiederchen und Laubabschnitte und schauen nach Unterschieden bei deren Formen und Behaarung. Die Laubblätter der Pelzanemone überwintern und ziehen im Winter nicht ein. Junge Blätter erscheinen erst nach oder mit der Blüte, wenn diese bestäubt ist. Bestäuber sind meist Hummeln und Falter. Die Blätter sind einfach gefiedert, mit 2 bis 3 Fiederpaaren. Die Fiederchen sind verkehrt eiförmig, 3- bis 5-lappig bis -spaltig und in 5 Abschnitte unterteilt. Im Unterland und im Garten ist die Pelzanemone meist nur sehr kurzlebig. Da eignet sich die Schwesternart Pulsatilla vulgaris, die Gewöhnliche Küchenschelle, besser als Gartenpflanze. Sie wächst auf Kalk und es gibt sie in vielen unterschiedlichen Sorten in jeder guten Staudengärtnerei.

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«LANGSAM FÜHLE UND DENKE ICH ALS GARTEN»

Im April blühen Hunderte von Tulpen, darunter, wie hier im Vordergrund, die dunkle ‘Black Jack’.

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NA TURG A RTE N

Tulpe ‘White Triumphator’ und Zypressen-Wolfsmilch. Die rundum glückliche Gärtnerin Sonja Stahl.

Der April ist Sonja Stahls Tulpenmonat. Einst eher desinteressiert an Gartenthemen, ist die Innerschweizerin heute begeisterte Naturgärtnerin. Sorgfältig notiert sie in ihrem Tagebuch, was draussen wächst, flattert, kreucht und fleucht.

«Die Tulpen haben sich fleissig vermehrt und sind fast alle in Blüte. Die neuen dunklen und hellpinkigen leuchten von Weitem. An meinem Geburtstag werden sie dann alle blühen und mir ein Ständchen halten.» Aus Sonja Stahls Gartentagebuch

Idyllisches Wasserbecken, mit Sandsteinen gestaltet.

FOTOS: BENEDIKT DITTLI

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NA T U R G ARTE N «Langsam bekomme ich ein Gartenhirn und fühle und denke als Garten. Die Bilder begleiten mich in den Schlaf. Vom Sofa aus beobachte ich mit dem Feldstecher die Details und die tierischen Gäste, so wie gestern ein Amselpaar, das im Brunnen gebadet und sich dann auf einem Ast getrocknet hat, dabei wild zeternd. Aus Sonja Stahls Gartentagebuch

ihr aber nicht im Weg. Sie sagte: «Vertrau mir, es wird toll!» Heute freut er sich, wenn er sieht, wie seine Partnerin Kraft aus dem Garten schöpft. Und auch er staunt ob all des schwirrenden und flatternden Lebens rund ums Haus. Besonders Hummeln und Wildbienen haben es ihm angetan.

DER NATUR ETWAS ZURÜCKGEBEN Auf die Naturgartenidee ist Sonja Stahl per Zufall gestossen, und zwar durch ein Buch, das ihr in die Hände geriet. Beim Durchblättern dachte sie: «Sollte ich jemals einen Garten haben, dann soll es ein Naturgarten sein.» Als sie sah, wie für ihre Wohnträume die Erde aufgerissen wurde, verstärkte sich diese Absicht. «Wenn ich der Natur etwas nehme, will ich ihr dafür etwas zurückgeben», lautet ihr Credo. Ein Verwandter legte die Gartenanlage an. Er ist gelernter Gärtner, hatte jedoch noch nie einen Naturgarten gebaut. Es sei ein Suchen und Finden gewesen, erinnert sich Sonja Stahl. Gefunden, ebenfalls durch Zufall, hat sie auch Pirmin Rohrer, den Inhaber von Naturban, einem Gartenbaubetrieb für naturnahe Gärten und Mitglied von Bioterra. Er war wie sie bei der Wildstaudengärtnerin Patricia Willi beim Einkaufen. Diese Begegnung führte dazu, dass Pirmin Rohrer das Bepflanzungskonzept im Garten Stahl-Müller übernahm. Er fragte zuerst nach den Wünschen. Die Antwort: einheimische Gehölze, Stauden, Wildrosen, Kräuter, Gräser. «Gestaltungsbausteine waren Sonjas Vorlieben, meine Inspiration, Kreativität und ein Quäntchen Fachwissen», erzählt Pirmin Rohrer. Rund 300 verschiedene Arten pflanzte er. In seiner Philosophie sind in einem naturnahen Garten auch Kulturpflanzen willkommen, solange sie sich im Gefüge der Arten tolerant verhalten; sie dürfen eine Pflanzung grazil bis spektakulär ergänzen. Dass ein Naturgarten dynamischen Prozessen unterworfen ist, erfuhr Sonja Stahl bald. Jedes Gartenjahr war bisher anders. Einige Pflanzen, wie etwa der Rittersporn, verschwanden bald, andere breiteten sich munter aus. Dem Maulbeerbaum auf der Fläche gefiel es nicht, er serbelte vor sich hin und wurde durch die klein bleibende Himalaya-Birke ersetzt. Die Garten-Novizin erlebt die Vorgänge ums Haus intensiv. Im zweiten Gartenjahr war es ihr zwischendurch fast unheim-

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lich zumute: «Diese Wucht, diese Kraft, dieses pralle Leben! Es explodierte förmlich – so dicht, so grün –, dass es mir beinahe den Atem nahm.» Inzwischen wagt sie sich, ins Geschehen einzugreifen. Pirmin Rohrer sieht es so: «Einzelne Arten zu fördern, beinhaltet immer auch, andere zurückzuweisen oder zu dämmen.» Der Gartenmensch dürfe wüchsige Arten gerne etwas zur Ordnung anhalten. «Was zu viel ist, darf ausgerissen werden – ohne zu befürchten, dass gewisse Arten gleich aussterben.» Das Saatgut aller gepflanzten Arten und manch anderes Samenkorn liege keimbereit im Erdreich und im Kies. Die Dynamik erwache stets neu. Jeder Garten entwickle sich anders, es gebe schlicht keine Schablone. «Die Spannung ist manchmal schwer auszuhalten. Sonja wird aber bestimmt Herrin über ihren Garten, ohne zur Chemie-Keule zu greifen. Sie hat Herz und ihr eigenes Gefühl für Ästhetik.» Schnecken waren anfangs ein Problem für Sonja Stahl. «Ich musste lernen, sie gernzuhaben. Sie sind Tiere und gehören in den Prozess hinein», sagt sie heute. Dass Schnecken Rittersporn und manch anderes hübsche Gewächs lieben, musste sie zuerst akzeptieren lernen. «Solche Pflanzen passen dann halt nicht in meinen Garten.» Eine kleine Ausnahme gibt es in Sonja Stahls Reich. Die Rosenliebhaberin hat sich eine kleine «gepflegte Ecke» mit Rosenbäumchen und Lavendel angelegt; auch die romantische Gartenbank fehlt nicht.

DAS BILD IM FENSTER Während es draussen wächst und gedeiht, ist das Innere des Hauses eher reduziert gehalten; klare Formen und grosse Fenstern prägen die Räume. Oft sitzt Sonja Stahl auf dem Sofa beim Fenster und schaut in die Pflanzen- und Tierwelt hinaus. Sogar die Vorhänge wechselt sie zur jeweiligen Jahreszeit, sodass sie nicht zu sehr dominieren und die Pflanzen sich im «Fensterbild» entfalten können. Mit dem Feldstecher beobachtet sie Vögel – verschiedene Meisen, Distelfinken, Spatzen, Rotkehlchen, Amseln. Um den Gewürzfenchel gaukeln Schwalbenschwänze, auf den Karthäuser-Nelken sitzen Zitronenfalter. Marienkäferlarven fressen Blattläuse. VOLLER PLÄNE Sonja Stahl hat viele Pläne. Erstmals macht sie dieses Jahr mit bei den «offenen Gärten» www.offenergarten.ch und freut sich auf Besuch. Daneben hat sie so manche Idee, was sie mit den Weidenästen anstellen möchte. Bereits liegen verschiedene geflochtene Objekte im Garten. Und überhaupt: Wenn sie einmal nicht mehr arbeite, dann gehe es richtig los! Sonja Stahl möchte ihr Reich vergrössern, den Wiesenspickel neben ihrem Haus bepflanzen und die Naturgartenbotschaft in die Region hinaustragen. Das Vorhaben hat sie beim Bauern, dem Besitzer der Wiese, schon angemeldet.

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NA TURG A RTE N

NATURGARTEN – DAS ZEICHNET IHN AUS Einheimische, standortgerechte Pflanzen sowie verträgliche Pflanznachbarn. Trockensteinmauern bieten Lebensraum für Flora und Fauna. Wasser in Form von Brunnen, Bachläufen, Teichen usw. erweitert den Lebensraum.

Kiesflächen sind trocken und arm an Nährstoffen und Habitat vieler einheimischer Pflanzen, die Insekten Nahrung liefern. Naturmaterialien für Plätze, Wege, Treppen usw.

Totholz, Ast- und Steinhaufen dienen als Brutplatz und Rückzugsort für viele Tiere. Geschlossene Kreisläufe: Das Regenwasser kann im Boden versickern oder wird zur Wiederverwendung aufgefangen.

Verzicht auf Chemie. Im Naturgarten halten sich Nützlinge und Schädlinge die Waage, die Pflanzen sind robust. Philosophie: Der Garten ist ein lebendiger, dynamischer Organismus, in dessen Abläufe möglichst wenig eingegriffen wird.

Adressen von Bioterra-Fachbetrieben Naturgarten unter: www.bioterra.ch/fachbetriebe/naturgarten

Sonja Stahl über ihren Garten: «Diese Wucht, diese Kraft, das pralle Leben!»

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KRÄ UTER K ÜC HE

Im Kräutergarten und in der Küche ist die Minze eine Besonderheit. Anspruchslos in der Pflege, unverwechselbar im Geschmack und magisch in der Wirkung. Überdies trumpft sie mit einer Sortenvielfalt auf. Rezepte mit Minzen und neun Minzenpflanzen zum Bestellen.

Judith Wyder

Die meisten kennen und lieben ihn: den unverwechselbaren würzigaromatischen Duft von frischem Pfefferminztee und seine kühlende Wirkung. Kalt ist er der ideale Durstlöscher für heisse Tage, warm beruhigt er den Magen und wirkt appetitanregend. Heilende Kraft schreibt man der Minze und ihrem ätherischen Öl vor allem bei Magenverstimmungen, Blähungen und Erkältungen zu. Doch schon der Anblick von einem Glas Tee, in dem eine Handvoll seiner fein gezackten und aufs Ende zugespitzten grünen Blättchen schwimmt, weckt in uns die Lebensgeister. Und da die Minze überdies mit einer unglaublichen Sortenvielfalt auftrumpft, sind den Geschmacksnuancen kaum Grenzen gesetzt: Die Palette reicht von fruchtig süss über leicht pfefferig bis hin zu würzig-aromatisch. Wer ein intensives Aroma favorisiert, greift zu einer Sorte mit mehr Menthol. Dazu gehören die Nadelminze oder die Pfefferminze ‘Mitcham’. Wer es dezenter mag, dürfte Gefallen an der Orangen-, Apfel- oder Feigenminze finden. Je nach Sorte verändert sich auch das Aussehen der krautigen Pflanze. Wie der Name bereits andeutet, hat die Nadelminze zum Beispiel spitze, nadelförmige Blätter. In der Biogärtnerei Neubauer in Erlen TG gibt es die unterschiedlichsten Duftnoten der Minze zu entdecken. Mehr als zehn Sorten umfasst das Angebot. Madlen Neubauer berät die Kundschaft, zeigt beispielsweise, wie man die Blätter zwischen den Fingern zerreibt, um den Duft auszukosten, erklärt, wofür welche Sorte am besten geeignet ist und was die einzelnen Sorten auszeichnet. Markus Neubauer kümmert sich um den Anbau. «Persönlich trinke ich eine Tasse mit dampfendem, kräftig-frischem Pfefferminztee am liebsten abends»,

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sagt Madlen Neubauer, da dieser die Verdauung fördere und reguliere. Wenn sie Minze einer Teemischung beifügt, bevorzugt sie hingegen eine Sorte mit einem feineren Aroma, zum Beispiel Apfel- oder Orangenminze. Gut verheiraten lässt sich die Minze mit Zitronenmelisse, Linden- und Holunderblüten sowie Hagebutten. Diesen Kräutern mischt Madlen Neubauer mit Vorliebe auch die milden Blüten unter. «Ganz vorzüglich eignen sich Blüten zudem für einen Wähenguss; sie haben ihren ganz eigenen Charme.» Dass Minze und Schokolade bestens miteinander harmonieren, wissen wir seit der Erfindung der After-EightTäfelchen in den 60er-Jahren. Die Engländer haben die beiden quasi zusammengebracht. Oft tritt die Minze auch als Geschmacksverstärker in Fruchtsalaten, in Tabouleh und in Fleischgerichten auf. Als Dip für Lammfleisch und als erfrischende Beigabe in grünen Smoothies ist die Mentha ebenfalls ein cooler Gaumenkitzler. Wenn es schnell gehen muss, peppt Biogärtnerin Neubauer eine weiche Vanilleglace gerne mit ein bisschen Minze auf – ab in den Mixer, und fertig ist das erfrischende Dessert. Was die Minze aus der Masse der Kräuter hervorhebt, ist ihre Kombination aus unverwechselbarem Geschmack, magischer Wirkung und Pflegeleichtigkeit im Anbau. Wobei beachtet werden muss, dass es auch bei den Minzen Unterschiede gibt. Zu den stark wachsenden Sorten, die im Garten geradezu wuchern und gerne Ausläufer bilden, gehören die kräftigen Pflanzen, darunter die Apfelminze und die Pfefferminze ‘Mitcham’, die Mutter aller Pfefferminzen. Es empfiehlt sich deshalb, Minzen nicht ins Staudenbeet zu pflanzen. Wer sie gerne im Zaum

behält, pflanzt sie in grosse Töpfe. Ausserdem hat die Mentha zwar gerne warm, wie Markus Neubauer ausführt, sie reagiert jedoch empfindlich auf direkte Sonneneinstrahlung und bevorzugt darum ein Plätzchen im Halbschatten sowie mässig feuchtes und lockeres Substrat. Orangen-, Feigen- und Marokkanische Minze können ebenfalls im Freien überwintern, sie sind aber etwas frostempfindlicher. Da die robuste Minze schnell nachwächst, kann sie grosszügig geerntet werden. «Es genügt, drei, vier Blattachseln stehen zu lassen», erklärt Markus Neubauer, «so ist der Ertrag am besten.» Wer Minze trocknen will, tut dies nie in der prallen Sonne, sondern an einem warmen, schattigen Ort. Und wer in den warmen Monaten eines schönen Morgens erwacht und plötzlich in Minze schwimmt, der gönne sich mit dem Ernteüberschuss ein wohltuendes Fussbad. Nach einer langen Bergtour kann ein solches wahre Wunder wirken.

REZEPTE PFEFFERMINZTEE 1 l Wasser 2–3 Handvoll Marokkanische Minze oder Pfefferminze 1 EL Zucker, oder nach Belieben

Die Minze abbrausen und einige schöne Zweige in kleine Teegläser geben. Das kochende Wasser in die Teegläser giessen und, nach Belieben, den frischen Tee etwas süssen. Heiss geniessen.

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«Man kann Gärten lieben, ohne selbst Gärtner zu sein.» Was kann ein Garten für den Menschen bedeuten? Albert Lutz, Direktor des Museums Rietberg, erzählt von seiner eigenen Gartenzeit, der Ausstellung «Gärten der Welt» und seiner Hoffnung, die er in die Gartenkultur setzt.

Von Carmen Ho c ke r

Er war vorgewarnt und konnte sich ihrem Charme doch nicht entziehen. Wie viele vor ihm vergass Albert Lutz die Zeit, während er ihren Wegen folgte und sich von ihrer Ausstrahlung vereinnahmen liess. Woran mag es liegen, dass die Gärten von Rousham noch über zweihundert Jahre später Menschen so faszinieren? Sind Gärten nicht immer auch Ausdruck des Naturverständnisses einer Epoche? Oder gibt es etwas Universelles, Verbindendes, das die Zeit überdauert? Antworten auf solche Fragen sucht die Ausstellung «Gärten der Welt», die von Mai bis September 2016 im Museum Rietberg in Zürich zu sehen sein wird. Zwei Jahre lang besuchte Albert Lutz Gärten in Europa und Asien, die für die Entwicklung der Gartenkunst eine bedeutende Rolle spielten. In enger Zusammenarbeit mit dem Literaten und Gartenhistoriker Hans von Trotha wurden Gärten und Themen herausgefiltert, die den Besucher auf einen multimedialen Spaziergang durch die Entwicklung der Gartenkultur einladen. «Wir können keine Gärten in die Ausstellung verpflanzen, aber wir können ihr Potenzial zeigen.» Um den Gartenplan des ägyptischen Tempels des Amun-Re von Karnak erlebbar zu machen, wurde eine Designerin beauftragt, die sonst Computerspiele animiert. Kunstwerke verschiedener Epochen zeigen, wie Menschen Gärten wahrnehmen und auf sie reagieren. So bannte der Impressionist Max Liebermann die Flüchtigkeit des Augenblicks in seinem Garten am Berliner Wannsee auf Leinwand. Den Schweizer Künstler Adolf Dietrich dagegen beschäftigte ein Sujet auf der gegenüberliegenden Strassenseite. Der fremd anmutende Barockgarten des Nachbarn schien so gar nichts mit den heimatlichen Bauerngärten am Bodensee gemein zu haben

und faszinierte deshalb umso mehr. Weder Eindruck noch Abbild eines Gartens sind die Blütenstaub-Felder des zeitgenössischen Bildhauers und Konzeptkünstlers Wolfgang Laib. Seine fragilen Werke sind vielmehr Sinnbild eines Gartens. «Mich fasziniert an seiner Arbeit, dass im Pollen die ganze Energie der Pflanzenwelt liegt», sagt Albert Lutz. Eine Besonderheit der Ausstellung ist, dass über die Museumsräume hinaus auch der Park bespielt wird, mit einem Wandelgarten, einem Sommerfest und Open-Air-Kino. Albert Lutz’ Erinnerungen an seine eigene Gartenzeit gehen bis in die Kindheit in Graubünden zurück. Erinnerungen an einen Garten mit Gemüse, Blumen, Obst und einem Hühnerstall. Als Bub bepflanzte er dort eigene Beete und half der Mutter beim Umschichten des Komposthaufens. Mit dem Wechsel auf die Sekundarschule und dem Eintritt ins Internat schien seine persönliche Gartenzeit zu enden. Bis zum heutigen Tag besitzt Albert Lutz keinen eigenen Garten. «Man kann Gärten auch lieben, ohne selbst Gärtner zu sein.» Schliesslich könne er als Spezialist für chinesische Kunst auch Bilder wertschätzen, die er selbst nicht imstande sei zu malen. «Sein» heutiger Garten ist der Rieterpark, in dem das Museum liegt. Auf seinem Weg zur Arbeit geht er seit fast dreissig Jahren am Morgen durch die weitläufige Gartenanlage, die Mitte des 19. Jahrhunderts entstand. Es sei inspirierend, dass das Museum inmitten solch eines Parks liege. Doch nicht nur das. Wie intensiv seine Beziehung zu ihm ist, wird deutlich, als Albert Lutz von einem lange zurückliegenden Ereignis berichtet: von «Lothar», dem Sturm, der nicht nur die hundertjährige Blutbuche, sondern auch Zedern und Linden entwurzelte. «In solch einem Moment fühlt man sich ein bisschen, als sei man selbst verletzt.» Obwohl die Zerstörung riesig war, sind die Wunden verheilt und der Garten hat eine Erneuerung erfahren. Albert Lutz wagt kaum zu sagen, dass der Park jetzt viel schöner sei. Die Geschlossenheit, die im Laufe der Jahrzehnte entstanden war, sei einer Offenheit gewichen, die den Garten einladender wirken lasse. Den Blick über den Gartenzaun betrachtet er auch im übertragenen Sinn als wesentliche Seite des Menschseins. Albert Lutz glaubt fest daran, dass Menschen durch die Liebe zum eigenen Garten auch eine Liebe zur Welt entwickeln können, mit der Einsicht, «dass die Welt schützenswert ist wie der eigene Garten». Weitere Informationen zur Ausstellung und zum Rahmenprogramm: www.rietberg.ch In Zusammenarbeit mit Bioterra findet auf dem Gelände des Museums Rietberg ein Kräutermarkt statt. Mit speziellem Gartenprogramm für Kinder. Termin: Pfingstmontag, 16. Mai, von 10 bis 17 Uhr.

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LESERANGEBOT: QUALITÄTS-WERKZEUGE FÜR BALKON UND GARTEN

Wir freuen uns, unseren Leserinnen und Lesern weitere hochwertige und nachhaltige Geräte der niederländischen Traditionsfirma Sneeboer anbieten zu können. Sie sind allesamt handgemacht, aus Eschenholz und rostfreiem Stahl und überzeugen durch höchste Qualität. Bestelltalon Seite 67.

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Gabel Great Dixter Ideal zum Lockern des Bodens, Ausstechen, Umpflanzen, auch fürs Hochbeet geeignet Länge (inkl. Kopf): 62 cm, Kopfbreite: 12 cm, Gewicht: 0,62 kg Fr. 85.10

Stauden-Spaten Great Dixter Spaten zum Ausstechen, Teilen, Umpflanzen von Stauden. Länge (inkl. Kopf): 56 cm, Kopfbreite: 12,5 cm, Gewicht: 0,60 kg Fr. 83.10

Rasenkantenstecher Zum Abstechen und Korrigieren von Grünflächenkanten. Länge (inkl. Kopf): 94 cm, Kopfbreite: 25 cm, Gewicht: 1,30 kg Fr. 125.35

Balkon-Werkzeug Kelle und Hacke in einem Gerät, ideal für die Arbeit auf dem Balkon Länge (inkl. Kopf): 40 cm, Kopfbreite: 7 cm, Gewicht: 0,28 kg Fr. 54.25

Pflanzkelle Kelle zum Pflanzen und Umpflanzen Länge (inkl. Kopf): 31 cm, Kopfbreite: 9,5 cm, Gewicht: 0,24 kg Fr. 54.25

Handspaten Für tiefes Graben und Ausstechen von Wildkräutern Länge (inkl. Kopf): 35 cm, Kopfbreite: 3,5 cm, Gewicht: 0,25 kg Fr. 54.25

Handgabel Gabel zur Auflockerung des Bodens, zum Entfernen von Wildkräutern, Ausgraben von Pflanzen und Blumenzwiebeln Länge (inkl. Kopf): 28 cm, Kopfbreite: 7 cm, Gewicht: 0,22 kg Fr. 54.25

Wrotter Gerät fürs Entfernen von Wildkräutern oder fürs Pikieren von Setzlingen Länge (inkl. Kopf): 31 cm, Kopfbreite: 3 cm, Gewicht: 0,20 kg Fr. 40.85

Kelle Great Dixter Kelle für tiefes Graben und Umpflanzen Länge (inkl. Kopf): 33 cm, Kopfbreite: 5 cm, Gewicht: 0,24 kg Fr. 54.25

Gabel- und Feldhacke Doppelhacke für verschiedene Gartenarbeiten Länge (inkl. Kopf): 34 cm, Kopfbreite: 8,5 cm, Gewicht: 0,30 kg Fr. 64.10

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Pflegeset Set für die Pflege von Gartengeräten aus Edelstahl. Bürste, Schleifblock und Leinöl. Gewicht: 1,5 kg Fr. 43.75

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LESERANGEBOT: 9 MINZEN – 9 AROMEN

Wir bieten unseren Leserinnen und Lesern neun Minzen aus der Biogärtnerei Neubauer in Erlen TG an, die sich in Wuchs, Blüte und Aroma klar unterscheiden. Faszinierende Genussvielfalt für Teemischungen, Gerichte und Desserts. Siehe auch Seiten 50 bis 54. Bestelltalon Seite 67.

Apfelminze Mentha rotundifolia Die Blätter dieser pflegeleichten europäischen Sorte sind behaart und mit ihrem fruchtigen und weichen Aroma eignet sie sich besonders für Teemischungen und Desserts. Im Wuchs ist die 50 cm hohe Pflanze kräftig, bildet Ausläufer und hat kleine, zartrosa Blüten. Fr. 5.50

Feigenminze Mentha spec. Ihre länglichen Blätter und rosa Blüten geben jedem Dessert einen besonderen Geschmack, besonders zur Geltung kommt sie in einem Fruchtsalat. Sie wird 50 cm hoch und gehört zu den bescheidenen und niedrig wachsenden Arten. Fr. 5.50

Ingwerminze Mentha gentilis ‘Ingwer’ Ihre grün-gelb gefärbten Blätter und rosa bis hellvioletten Blüten zeichnen sich durch eine zarte Schärfe und einen zitronigen Abgang aus. Mit diesem besonderen Aroma verfeinert sie Desserts. Sie gehört zu den schwach wachsenden und eher zierlichen Minzesorten. Fr. 5.50

Orangenminze Mentha x piperita var. citrata ‘Orange’ Sie zählt, wie der Name schon sagt, zu den fruchtigen und mentholarmen Sorten. Mit ihrem eher säuerlichen Aroma ist sie der ideale Begleiter in Schokoladedesserts, eignet sich aber auch für Tees und Sirups. Fr. 5.50

Nadelminze Mentha cervina Mit ihren nadelförmigen Blättern unterscheidet sie sich optisch von anderen Minzearten. Sie besitzt einen stark mentholhaltigen Geschmack, weshalb sie in der Dosierung in Teemischungen, Desserts und Sirups zurückhaltend verwendet werden sollte. Fr. 5.50

Pfefferminze Mentha x piperita ‘Mitcham’ Englische Pfefferminzart mit rosa Blüten, die mit ihrem sehr intensiven Aroma zu den kräftigsten Minzesorten gehört und auch als «Mutter der Pfefferminze» bezeichnet wird. Die 50 cm hohe Pflanze ist kräftig im Wuchs und wandert gerne durch den Garten. Fr. 5.50

Thaiminze Mentha species Asiatische Minze mit dunkelgrünen, eher kleinen Blättern, die sehr fruchtig und aromatisch sind und vielen Gerichten, vor allem asiatischen, das besondere Etwas verleihen. Ein radikaler Rückschnitt hält die Pflanze gesund. Fr. 5.50

Marokkanische Minze Mentha spicata var. crispa ‘Marokko’ Leicht süss und sehr erfrischend im Aroma. Sie ist die beliebteste Minze, ein wahrer Energiespender und kommt traditionell in nordafrikanischen Tees mit Schwarz- und Grüntee zur Anwendung. Sie liebt einen warmen, aber nicht zu sonnigen Standort. Fr. 5.50

Bergminze Calamintha nepeta Diese kriechende und dekorative Pflanze ist trotz ihres kräftigen Minze-Aromas keine eigentliche Mentha und somit eine Alternative für jene, die keine wuchernden Minzearten haben möchten. Sie bevorzugt einen sonnigen bis halbschattigen Standort sowie durchlässigen Boden. Fr. 5.50

FOTOS: GAP-PHOTOS, NEUBAUER

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