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G Ä R T N E R N
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G E S T A L T E N
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G E N I E S S E N
HEILPFLANZEN SALBEN UND TEES AUS WURZELN
GRÄSER
HERBSTLICHES LEUCHTEN
KÜRBIS
WELCHER SCHMECKT AM BESTEN?
DAHLIENPARK 500 SORTEN DAHLIEN UND GANZ BIO
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EDI TORI A L
Liebe Leserin, lieber Leser
Doris Guarisco Chefredaktorin «Bioterra»
Immer wieder wagen Menschen Neues im Biolandbau – das freut mich ganz besonders. Dieter Weber und Nadia Graber in Liestal etwa haben sich entschieden, auf ihrem Biohof Obere Wanne Dahlienknollen in Bioqualität anzubieten und einen Dahlienpark zu errichten. Schweizweit sind sie die Ersten, die rund 500 Sorten Dahlien biologisch vermehren und die Knollen oder Jungpflanzen verkaufen. Ein Glücksfall für uns Gärtnerinnen und Gärtner. Lesen Sie dazu unsere Titelgeschichte ab Seite 20. Ebenso wertvoll ist die Arbeit von Annelies Timmermann. Sie baut in Holland für Sativa, Rheinau, Blumenzwiebeln in Bioqualität an. Was viele nicht wissen: In der Erzeugung von Tulpen-, Narzissen- und anderen Blumenzwiebeln kommt mehr Chemie zum Einsatz als in allen anderen Bereichen der Landwirtschaft. Unter anderem wird in grossen Mengen das äusserst umstrittene Herbizid Roundup eingesetzt. Solche konventionell erzeugten Zwiebeln sind oft schon nach einer Gartensaison erschöpft. Im Gegensatz dazu zeichnen sich Bio-Blumenzwiebeln meist durch mehr Stärke und Langlebigkeit im Garten aus. In dieser Ausgabe von «Bioterra» können wir Ihnen sechs erlesene Sorten Zierlauch aus der Produktion von Annelies Timmermann über Sativa, Rheinau, anbieten (ab Seite 42). Solche Projekte und deren Produkte sind für uns Gärtnerinnen und Gärtner wohl bereichernd, für das kostbare Gut Boden und die Bodenfruchtbarkeit jedoch sind sie wesentlich. Jeder Quadratmeter ohne Kontamination mit Pestiziden und Kunstdüngern verschiedenster Art ist ein Gewinn für unsere Zukunft. Ich wünsche Ihnen einen farbenfrohen und sonnigen Spätsommer! Herzlich
IM T E A M
BENEDIKT DITTLI Dank seinen fotografischen Künsten sind die Bilder unserer Titelgeschichten Genuss pur. Und nicht nur das: In jeder Ausgabe von «Bioterra» steckt sein gestalterisches Können, damit uns «Bioterra» Freude macht.
DIETER WEBER, NADIA GRABER Das Paar packt mit viel Freude und Elan immer wieder Neues an. Auf ihrem Biohof Obere Wanne in Liestal haben Dieter Weber und Nadia Graber einen Dahlienpark angelegt und bieten Dahlienknollen in Bioqualität an. Ab Seite 20.
TITELBILD: DAHLIE AUS DEM DAHLIENPARK , LIE STAL , FOTO: BENEDIKT DITTLI
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XAVIER ALLEMANN Beim Anblick von Gräsern kommt man ins Schwärmen. Mit ihrer grazilen Leichtigkeit bringen sie Struktur in den Garten. Xavier Allemann von «lautrejardin» bietet 9 Gräser aus seiner Gärtnerei an. Ab Seite 34.
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IN H A L T
GARTENSAISON
8 Seiten aktuelle Gartentipps für Bio-, Naturgarten und Balkon ........................................................ 8 TITELGESCHICHTE
Farbenfest des Spätsommers: Blühende Dahlien, so weit das Auge reicht – im Dahlienpark in Liestal ......................................................20
Im Dahlienpark von Dieter Weber und Nadia Graber in Liestal blühen Dahlien in vielen Farben und Formen – alle in Bioqualität SEITE 20
BIO- UND NATURGARTEN
Serie: Sandras Garten – Wildfruchthecke, Zwiebelblumen pflanzen, blumiges Kürbis-Gesteck ......................................................18 Gemüsegarten: Welcher Kürbis darf es sein? Aromatische Sorten für die Küche ...................................................... 30 Gräser: Herbstliches Leuchten und filigrane Leichtigkeit – Gräser bereichern den Garten. Mit Leserangebot ...................................................... 34 Gartenpraxis: Wurzelnackte Rosen pflanzen, eine Schritt-für-SchrittAnleitung ...................................................... 38 Schwebende Blütenbälle: Jetzt ist Pflanzzeit für Zwiebeln von Zierlauch. Angebot: 9 Sorten in Bioqualität ...................................................... 42
Gartenpraxis: Wie man wurzelnackte Rosen richtig pflanzt
SEITE 38
Kürbisvielfalt: Aromatische Sorten für unterschiedliche Gerichte SEITE 30
HEILPFLANZEN
Salben und Tees aus Wurzeln Heilmittel aus Gartenpflanzen wie Baldrian, Eibisch, Beinwell und Co. selber herstellen ...................................................... 46 PORTRÄT
Kaspar Hunziker: Präsident von Fructus, der Vereinigung zur Förderung alter Obstsorten ...................................................... 54 RUBRIKEN Leserbriefe......................................................... 6 Notizen: Ute Studers Seite....................... 28 Beratung: Urs Streuli weiss Rat............... 33 Bioterra-Leserreise im Herbst.................... 41 Im Focus......................................................... 49 Kurse....................................................... 51 Vorschau/Impressum............................ 56 Leserservice/Bestelltalon........................ 57
Kaspar Hunziker «Gelebte Vielfalt, das wünsche ich mir!»
SEITE 54
F O T O S : B E N E DI KT DI T T L I , G A P - P H O T O S, ST E FA N WA LT E R , I LLU ST R AT I O N : DE L I A DI T T L I
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Gräser für den Garten Im Spiel mit Wind SEITE und Licht
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SAISON —
Weisser Schuppenkopf – SEITE 9 Präriekerze – SEITE 10 Gartenkids – SEITE 11 Kultur-Haselnuss – SEITE 12 Kürbis-Chutney – SEITE 13 Müde Beete – SEITE 15 Nüsslisalat – SEITE 17 Kompostjauche – SEITE 17 Vo n Ute Studer u n d Mar ian na S erena
BLÜTENSCHLEIER
Aster laevis ’Calliope’ Die Glatte Aster Aster laevis ‘Calliope’ mit den leicht überhängenden Trieben ist ein faszinierender Anblick im herbstlichen Staudenbeet. Eine Besonderheit dieser Herbstaster sind die grossen, leuchtend hellblau-violetten Körbchenblüten und das rötlich überlaufene Laub, das zu den Blüten einen schönen Kontrast bietet. Je nach Sonnenbestrahlung wird sie etwa 1,2 m hoch und bevorzugt durchlässigen, kalkhaltigen Boden. Sie lockt mit ihrem zarten Duft viele Insekten an und ist auch als Schnittblume sehr beliebt. Sie ist wüchsig, standfest und blüht von September bis Oktober.
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SA I S ON
DER TIPP DES BIOGÄRTNERS
Weisser Schuppenkopf
ROSENPORTRÄT
‘Louise Odier’
Diese Historische Rose gehört zu den BourbonRosen. ‘Louise Odier’ verströmt einen lieblichen, leicht würzigen Duft. Die typischen schalenförmigen Blüten mit geviertelten Blütenblättern in dunklem Rosa zeigen einen Hauch von Violett. ‘Louise Odier’ wächst sehr kräftig mit starken Trieben und wird etwa 1,5 m hoch. Die Rose ist nur leicht bedornt und bildet einen schlanken, aufrecht wachsenden Strauch. Man kann sie auch gut als Kletterrose verwenden: Dazu bindet man die Triebe an einem Rosenbogen oder Obelisken hoch. Die Bourbonrose ist winterhart und blüht den ganzen Sommer.
Bei Bienen, Hummeln, Schwebfliegen und Schmetterlingen sind die Schuppenköpfe ausserordentlich beliebt. Für den Garten müssen die Wildstauden erst entdeckt werden. Dabei sind die gesunden, robusten, anspruchslosen Stauden bestens für den Biogarten geeignet. Mit einer Höhe von über zwei Metern ist der creme-weiss blühende Riesenschuppenkopf Cephalaria gigantea ein Gigant im Staudenreich. Nicht ganz so hoch wird der einheimische Alpenschuppenkopf C. alpina. Eher grazil wirkt hingegen der Weisse Schuppenkopf Cephalaria leucantha mit den filigran gefiederten Blättern und den skabiosenähnlichen creme-weissen Blüten, die ab Juli bis in den September an langen Stielen erscheinen. Heimisch ist dieser Schuppenkopf in ganz Südeuropa. Er liebt einen trockenen, lehmig-sandigen, sonnigen oder halbschattigen Standort und passt gut in den Hintergrund einer Staudenrabatte. Als Schnittblumen geben die Blüten bunten Sommersträussen hübsche weisse Farbtupfer. Stephan Aeschlimann Yelin, Bio-Gärtnerei Gartenwerke, Eriswil BE, www.gartenwerke.ch
Bezugsquelle: rosiers.ch
Üppigkeit auf engstem Raum Hanggärten gelten als schwierig – zu Unrecht, wie der Garten von Herbert Frei und Silvia Schindler zeigt. Inspiriert von zahlreichen Gartenreisen, haben die beiden mitten in Zürich an steiler Südlage einen eindrucksvollen, terrassierten Stadtgarten geschaffen und schildern, wie es zu diesem Entwurf kam und was sie bei der Realisierung erlebt haben. Die exponierte Hanglage wurde nicht mit baulichen Massnahmen stabilisiert, sondern mit geschickter Pflanzenwahl. Stauden, Rosen und Gehölze bereichern den Garten sowie Pflanzen aus Südafrika, Chile und dem Mittelmeerraum, die die Grenzen des klimatisch Möglichen ausreizen. Der Hanggarten eines passionierten Pflanzensammlers, Herbert Frei-Schindler, DVA-Verlag, München, 2015, Fr. 29.90. Bestelltalon Seite 59.
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S A IS ON
MEHRJÄHRIGE KRÄUTER
Jetzt ernten
Im Spätherbst sollte man mehrjährige Kräuter nicht mehr ganz zurückschneiden. Sie treiben sonst frische Triebe, die nicht mehr ausreifen können und somit nicht genug frostresistent sind.
KULTUR-HASELNUSS
Köstlich für die Küche
Gut sortierte Bio-Baumschulen, wie etwa die BioBaumschule Glauser in Noflen BE, führen einige verschiedene Kultur-Haselnusssorten im Sortiment. Die Nüsse sind im Vergleich zur wilden einheimischen Haselnuss um einiges grösser und eignen sich gut zur Ernte und Verwendung in der Küche. Beste Pflanzzeit für Haselnusssträucher ist im Oktober. TULPENZWIEBELN
Vor Mäusefrass schützen Viele Gärtnerinnen und Gärtner kennen das Problem von Mäusefrass: Wo im ersten Jahr die Tulpen wunderschön in Blüte standen, spriesst im nächsten Jahr nichts mehr aus dem Boden. Die nährstoffreichen Tulpenzwiebeln sind bei den Nagern ein sehr beliebter Winterschmaus. Daher sollte man jetzt zur Pflanzzeit die Tulpen in Drahtkörbe setzen. Sie sind sicherer als Plastikkörbe, denn die Mäuse können sie nicht so gut durchbeissen. Dazu besorgt man sich am besten engmaschiges Drahtgeflecht im Baumarkt, das auf die passende Form und Grösse zugeschnitten wird. Die Grösse wählt man so, dass 10 bis 20 Zwiebeln nebeneinander Platz haben. Der Rand des Korbes wird so nach oben gebogen, dass er bis zur Oberfläche des Gartenbodens reicht und die Zwiebeln mit etwa doppelter Höhe Erde bedeckt sind.
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SA I S ON FORSCHUNG
Hilfe für die Westliche Keiljungfer Christian Ruf, Studierender an der Zürcher Fachhochschule ZHAW, hat in seiner Abschlussarbeit am Beispiel des Riehener Spitalmattweihers untersucht, was die gefährdete Westliche Keiljungfer zum Überleben benötigt. Die Erkenntnisse seiner Feldarbeit können nun bei Biotop-Aufwertungen umgesetzt werden. Die Westliche Keiljungfer ist eine Libellen-Art, die bevorzugt an stehenden Gewässern wie Baggerseen oder Kiesgrubengewässern lebt. Ruf stellte zum Beispiel fest, dass die Larve sehr feinkörnigen Sand am Grunde des Gewässers benötigt, wo sie sich flach eingraben kann, wenn Gefahr droht. Zwei bis drei Jahre lebt und entwickelt sich die Larve am Grund von Gewässern, bevor sie sich an Land in eine Libelle verwandelt. Die Libelle fliegt ein bis zwei Monate lang.
KÜRBIS-CHUTNEY
Süss-saure Delikatesse Dieses Rezept ergibt mit den genannten Zutaten ein süss-sauer-scharfwürziges Chutney, das zu gegrilltem, gebratenem Fleisch und zu Käse schmeckt. Oder man nimmt ein paar Esslöffel davon zum Würzen und Verfeinern von Gemüsepfannen, Wokgerichten oder indischen Currygerichten. Zutaten: 1,5 kg Kürbiswürfel, 1,5 kg Apfelspalten ohne Kerngehäuse und Schale, 250 g Zwiebeln, gewürfelt, 2 Knoblauchzehen, gehackt, 100 g Rosinen, 10 g Korinthen, 100 g getrocknete Aprikosen, gewürfelt, 50 g Mandelstifte, 1 TL Ingwer, gehackt, 1 TL Paprika, scharf, 1 TL Salz, 1 EL Zimt, 1 TL Nelken, gemahlen, 1 TL Muskat, gemahlen, 1 EL Essig, 750 g Honig EIGENES BOHNENSAATGUT
Fingernageltest
Von Bohnen Phaseolus vulgaris kann man leicht eigenes Saatgut ernten. Dazu lässt man einige schöne und grosse Bohnen hängen. Wenn die Hülsenschale gelb und ganz trocken ist, erntet man sie und nimmt die Samen heraus. Diese sind erntereif, wenn sie ganz hart sind. Testen kann man mit dem Fingernagel: Drückt man ihn auf ein Samenkorn, darf der Nagel keine Kerbe hinterlassen. Die reifen Samen sollten nach dem Aushülsen noch 2 bis 3 Wochen offen herumliegen, damit sie gut austrocknen.
Alle Zutaten in einen grossen Topf geben und unter Rühren aufkochen. Hitze reduzieren und das Ganze zwei Stunden sanft köcheln lassen. Gelegentlich umrühren. Gläser mit Schraubverschluss heiss ausspülen, Chutney einfüllen und gleich verschliessen. 5 Minuten auf den Kopf stellen. Mit Etiketten versehen. Das Chutney sollte vor dem Öffnen etwa sechs Wochen durchziehen.
Genuss und Gesundheit aus dem Glas Vegane Smoothies sind schnell zubereitet und lassen sich aus frischem, rohem Gemüse, Früchten und Garten- oder Wildkräutern einfach herstellen. Die Autorin und Ernährungsberaterin Erica Bänziger stellt Rezepte vor und gibt Tipps für den Genuss der gesunden Drinks. Sie erklärt, warum die vitaminreichen, farbenfrohen Getränke dazu beitragen, unseren Säure-Basen-Haushalt im Gleichgewicht zu halten und die Entgiftung des Körpers zu unterstützen. Smoothies, Power aus der Natur, Erica Bänziger, Fona-Verlag, Lenzburg, 2015, Fr. 30.80. Bestelltalon Seite 59.
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S A ND R AS G ARTE N
HECKENSCHMAUS Wildfruchthecken brauchen etwas mehr Platz als in Form geschnittene Thujamauern. Dafür bieten sie Nahrung und Lebensraum für viele Vogel- und Insektenarten – und sind rund ums Jahr ein abwechslungsreicher Anblick. von San dra Web e r
Fährt man durch Schweizer Einfamilienhausquartiere, sieht man sie überall: die Thuja. Bestimmt würden alle Thujahecken der Schweiz aneinandergereiht der Chinesischen Mauer Konkurrenz machen. Ein Stück weit ist die Thujamanie verständlich: Schliesslich dienen Hecken in erster Linie als Grundstücksbegrenzung und Sichtschutz. Zurechtgestutzt braucht das Zypres-
STEP-BY-STEP
ZWIEBELBLUMEN PFLANZEN
sengewächs, eigentlich ein langlebiger Baum, der über 50 m hoch werden könnte, kaum Platz, ist blickdicht und erst noch immergrün. Nur finde ich den Anblick einer Thujawand fast so öde wie den einer Betonmauer. Ausserdem bietet die Thuja als Exot den tierischen Gartenbewohnern kaum etwas. Wenn es schon eine in Form geschnittene Hecke sein muss, dann lieber eine aus Liguster oder Hainbuche. Erstere unterstützt dank Blüten und Beeren Vögel und Bienen, während die Zweite gerne für den Nestbau genutzt wird. Auch die Kornelkirsche eignet sich für den Formschnitt – und ist besonders wertvoll im naturnahen Garten. Nicht umsonst wird sie auch Tierlibaum genannt. Ihre Früchte sind bei Vogelarten wie Amsel, Dompfaff, Gimpel und Rotkehlchen geschätzt, aber auch Haselmäuse
Topfboden für einen besseren Wasserabfluss mit Tonscherben bedecken.
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und Siebenschläfer tun sich daran gütlich. Die vitaminreiche Frucht eignet sich zudem für Chutneys und Konfitüre. Wegen ihrer frühen Blüte gehört die Kornelkirsche für Bienen und Schmetterlinge zu den ersten Nahrungsquellen im Jahr. Noch besser macht sie sich aber in einer nicht in Form geschnittenen Buschreihe mit weiteren einheimischen Wildfruchtsträuchern. Früher säumten solche Hecken die Felder, dienten in grauer Vorzeit in Form dornenreicher Dickichte gar dem Schutz von Siedlungen. Ihr Verschwinden war für die lokale Tierwelt ein grosser Verlust, haben sie doch praktisch für alle bei uns vorkommenden Arten Vorteile – auch für den Menschen. So eignen sich die Früchte von Brombeeren, Felsenbirnen, Hagebutten, Hasel, Schwarzdorn und Holunder auch gut für die Küche. Derweil sind die Beeren des Wolligen Schneeballs, der Heckenkirsche, des Kreuzdorns, des Faulbaums und des Pfaffenhütchens für Vögel reserviert. Schmetterlinge interessieren sich mehr für die Blätter: Fast alle einheimischen Sträucher dienen irgendeiner Art als Raupenkinderstube. Lässt man die Hecke richtig dicht wachsen, bietet sie zahlreichen Tierarten Versteckmöglichkeiten, Witterungsschutz und Nistplätze. Noch besser, wenn sie Dornen trägt: Darin sind brütende Vögel besonders gut geschützt. Im Spätherbst und Winter ist bei frostfreiem Boden die beste Zeit, Sträucher zu pflanzen. Eine Wildfruchthecke braucht etwa 3 bis 5 m Breite. Die Triebe, bei wurzelnackten Pflanzen auch die Wurzeln, um einen Drittel kürzen, schwache Triebe entfernen. Grosse Sträucher in die Mitte, kleinere an den Rand setzen. Dünger ist nicht nötig, jede Pflanze muss aber mit mindestens
Etwas mit Hornspänen angereicherte Erde einfüllen, mit Narzissen- und Tulpenzwiebeln bedecken.
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Mit Erde bedecken, Krokuszwiebeln auslegen. Topf mit Erde auffüllen.
Krokus, Narzissen, Tulpen und Co. lassen sich gut in Töpfe pflanzen. Sogar so, dass quer durch den Frühling immer etwas blüht.
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10 Litern Wasser angegossen werden. Am besten wird der Boden nach einer Neupflanzung und in den ersten zwei bis drei Jahren mit Holzhäcksel oder Laub gemulcht, um Wildkrautwuchs zu hemmen. Der Dachverband der Natur- und Vogelschutzorganisationen SVS BirdLife empfiehlt, im Umkreis von 500 m eines Obstgartens keine Wildäpfel, Weissdorn und Vogelbeerbäume zu pflanzen, da diese Wirtspflanzen des Feuerbrands sind. Abgesehen von gelegentlichem Auslichten brauchen Wildfruchthecken keine Pflege. BirdLife empfiehlt, den Schnitt zwischen November und März durchzuführen, um nistende Vogelarten zu schützen. Am besten werden die Äste zu einem Totholzhaufen aufgeschichtet – auch dies Rückzugsort für allerlei Krabbeltiere und damit Nahrung für Vögel. Robust, pflegeleicht, essbar und gut fürs grüne Gewissen: Mit Wildfruchthecken kann man nur gewinnen. Und die regen Aktivitäten ihrer zahlreichen Bewohner und der sichtbare Wandel der Jahreszeiten bieten zudem erst noch einen weit interessanteren Anblick als eine grüne Thujawand. Bezugsquellen von Wildsträuchern: www.albisboden.ch, www.biobaumschule.ch, www.fertilegärten.ch
SANDRAS TIPP
Blumiges Kürbis-Gesteck Kürbisse eignen sich auch als dekorative Gefässe für herbstliche Blumengestecke. Dazu ein Stück Steckschaum zurechtschneiden, in Wasser einlegen und in den ausgehöhlten Kürbis legen. Bestecken mit allem, was der Garten noch hergibt: Hagebutten, Rosen, Astern, Fetthenne . . .
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Mit Moos abdecken, das sieht hübscher aus.
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Im Frühjahr zeigen sich zuerst die Krokusse . . .
GÄRTNERLATEIN
Was heisst eigentlich «Gründünger»?
Eine Gründüngung schützt brach liegende Beete und die darin lebenden Organismen vor der Witterung, verhindert das Ausschwemmen von Nährstoffen, reichert den Boden an und unterdrückt Wildkrautwuchs. Zur Nachsaat im Herbst eignen sich Winterroggen, Spinat oder Nüsslisalat.
. . . dann die Narzissen und schliesslich die Tulpen.
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FARBENfest DES SPÄTSOMMERS
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Dieter Weber, der «blumige» Biobauer.
Apart zweifarbig: ‘Michael Roesch’.
Dahlien in Bioqualität gab es in der Schweiz bisher nirgends. Das hat sich geändert. Dank des Engagements von Dieter Weber und Nadia Graber gibt es sie nun in einer Vielzahl an Sorten, Farben und Formen. Ein Besuch beim Hofgut Obere Wanne und im Dahlienpark in Liestal.
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‘Tricolore’
‘Olivia’
‘Bahama Mama’
‘Engadin’
‘Edinburgh’
‘Purple Flame’
‘Magic Night’
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‘Almand’s Joy’
‘Little Willem’
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D A HL I E N
Bunt leuchtender Dahliengarten.
«Dahlien haben längst ihren Ruf als spiessige Vorgartenblumen abgelegt. Sie erleben derzeit eine regelrechte Renaissance.»
Von Sandra Web e r
Im Spätsommer entfaltet sich in Liestals Süden ein florales Feuerwerk an Farben und Formen. Die Dahlien im Schaugarten von Dieter Webers und Nadia Grabers Bio-Hof Obere Wanne öffnen ihre Blüten. Auf 4000 m2 präsentieren die beiden rund 500 Sorten: von kugelrunden Ball-Dahlien über die Dekorativ-, Kaktus- und Seerosen-Dahlien bis zu Halskrausen-, Hirschgeweih- und Pompon-Dahlien – allesamt in BioQualität. Eine Rarität. Bisher ist Dieter Weber der Einzige schweizweit, der Bio-Dahlienknollen im grossen Stil anbietet und so eine regionale und ökologische Alternative zu den ressourcenintensiv arbeitenden Züchtern und Händlern im Ausland bildet. Einkaufen muss aber auch er bei konventionellen Händlern. «Bei den Grossen in Deutschland und Holland stosse ich immer wieder auf Erstaunen und Unverständnis», erzählt Weber. «Ich wurde gar schon gefragt, ob ich auch noch mit Ross und Wagen arbeite. Die können nicht verstehen, warum ich mir die Mühe machen möchte, Blumen biologisch zu ziehen.» Für ihn als Bio-Bauern kam aber gar nichts anderes infrage. «Nun, wo wir uns ein gewisses Sortiment aufgebaut haben, gibt es allerdings nur noch wenige neue Sorten pro Jahr.» Dann etwa, wenn eine Sorte virusanfällig ist, Weber von einer Sorte eine ähnliche bessere findet oder auf eine Besonderheit stösst, die er testen möchte. Den Grossteil seiner Dahlien vermehrt er jedes Jahr selber über Stecklinge.
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Die neu eingekauften Knollen kommen vorerst an einem separaten Ort in den Boden. Im Folgejahr produziert der Bauer von diesen Pflanzen Stecklinge. Es sind dann wiederum deren Knollen, die er an seine Kunden weiterverkauft, denn erst nach diesem Prozess darf er die Pflanzen mit dem Bio-Label zertifizieren. Begonnen hat die Dahliensache eigentlich mit Sonnenblumen. Die hatte Dieter Weber nach seiner Hofübernahme 1994 als Gründüngung gepflanzt und spontan entschieden, daneben ein «Zum Selberpflücken»-Schild zu montieren. Er wurde völlig überrannt – bis zu 20 Autos seien manchmal gleichzeitig auf dem Parkplatz gestanden. «Es war, als hätten wir in ein Wespennest gestochen.» Also entschloss sich der Bio-Bauer, weitere Blumen anzubieten, Stauden und einjährige Sommerblumen wie Kosmeen, Bergastern, Skabiosen, Zinnien und eben Dahlien. Und tatsächlich lief auch dieses Projekt so erfolgreich, dass der Agronom entschied, seinen spannenden Job als Berater beim Forschungsinstitut für biologische Landwirtschaft FiBL an den Nagel zu hängen und voll und ganz auf den Hof zu setzen, den er ursprünglich nur als Nebenerwerbsbetrieb hatte führen wollen. «Da haben einige Leute gedacht: Jetzt spinnt er völlig!», sagt er schmunzelnd.
DAHLIEN SIND WIEDER BEGEHRT Es seien eigentlich stets Bauchentscheide, die er treffe. «Wenn ich den Verstand allein walten lasse, kommt es meist nicht gut. Meine Frau Nadia ist dann nicht selten die Stimme der Vernunft, die meiner Euphorie, wenn nötig, etwas Gegensteuer gibt.» Bisher hat der innovative Bauer mit seinen Bauchentscheidungen immer ins Schwarze getroffen. Erst bei der Umstellung des über 235 Jahre alten Familienbetriebs auf biologische Landwirtschaft, dann bei der Anschaffung von rund 2500 Hühnern, die er nach den strengen Richtlinien von «kagfreiland» hält und die mit ihrem Mist den nötigen Dünger für die Felder liefern, mit den Schnittblumen und
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NOCH SIND DIE TAGE DER ROSEN …
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Rosen bezaubern jede und jeden, von Schrebergärtnern über Balkongärtnerinnen bis zu englischen Gartenladys und Villenbesitzern. Auch ich bin ihrem Charme verfallen. «Noch ist die blühende, goldene Zeit, noch sind die Tage der Rosen», lauten die Zeilen eines Gedichtes des Schriftstellers Otto Roquette. Noch sind auch in meinem Garten die Tage der Rosen, aber sie sehen eher aus wie im Gedicht von Stefan George: « . . . was übrig blieb von grünem Leben». Die berühmte englische Gartenbuchautorin Vita SackvilleWest hatte sicherlich einen Gärtner, der sich mit chemischen Spritzmitteln bestens auskannte. Denn sie schwärmte einmal über ihre Rosen: «Sie verlangen so wenig und geben so viel.» So viele Freunde die Rose hat, sie hat auch viele Feinde. Es gibt kaum eine Pflanzenart, der eine so grosse Menge an feindlich Gesinnten gegenübers steht. Die einen lieben sie, die anderen haben sie zum Fressen gerne. Bei den tierischen Feinden reicht das Spektrum von Wurzelgallennematoden und wandernden Wurzelnematoden über Blatt- und Schildläuse, Rosenzikaden, Spinnmilben, Blattroll- und Gallwespen, Blattschneiderbienen bis hin zu unterschiedlichen Raupen von Schmetterlingen und unzähligen Käfern. Dazu kommen die vielen Pilze, die keineswegs die Absicht haben, in einem leckeren Pilzragout zu landen. Sie haben es hinterhältig auf unsere Königin der Blumen abgesehen. Oft beginnt es bereits im Frühjahr. Wo man eigentlich den glatten Schnitt des letzten Jahres sehen sollte, klaffen eigenartige, schwarze Löcher im Holz. Ein untrügliches Zeichen für den Befall durch die Rosentriebbohrersippe, die die Gärtner auch als Röhrenwürmer bezeichnen. Diese Unholde teilen sich in zwei Gruppen. Die einen fressen sich aufwärts der Triebspitze zu, die anderen bohren sich abwärts Richtung Wurzel. Die Rosen müssen bis ins gesunde Holz zurückgeschnitten werden.
ILLUSTRATION: CORINNA STAFFE
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Komm in den totgesagten Park und schau . . .
Komm in den totgesagten Park und schau: der Schimmer ferner lächelnder Gestade, der reinen Wolken unverhofftes Blau erhellt die Weiher und die bunten Pfade. Dort nimm das tiefe Gelb, das weiche Grau von Birken und von Buchs, der Wind ist lau, die späten Rosen welkten noch nicht ganz, erlese, küsse sie und flicht den Kranz. Vergiss auch die letzten Astern nicht, den Purpur um die Ranken wilder Reben. Und auch was übrig blieb von grünem Leben verwinde leicht im herbstlichen Gesicht. (Stefan George 1897)
Öffnen sich die ersten Rosenblüten, beginnt die Blattrollwespe ihr Unwesen zu treiben. Plötzlich tauchen eingerollte Blätter auf, die durch den Einstich der Wespe entstehen. Das Gemeine dabei ist, dass nur in jedem vierten Blatt wirklich eine Larve steckt, die man samt dem Blatt entfernen könnte. Die anderen Blätter hat die Wespe nur angestochen, um die Rosenfreundin zu ärgern. Man müsste jedes Blatt aufrollen und nachschauen, ob sich darin ein Würmchen befindet. Als Nächstes überziehen mehlig weisse Pilzspuren Blätter und Knospen, untrügliche Anzeichen für Befall mit Mehltau. Dazu tritt dann noch der Rosenrost auf die Bühne und tut so, als seien die Gartenschönheiten aus Eisen und könnten rosten. Üble gelb-orange Pusteln zeigen sich auf der Blattunterseiten, und bald darauf werden die Blätter braun und fallen ab. Hat man mit frühem Spritzen oder Ausschneiden auch diese Gefahr abgewehrt, schi-
cken die Pilzhorden härteres Geschütz ins Feld und schicken den Sternrusstau vor. Wer, ausser dieser hinterhältigen Pilzart, bringt schon Sterne mit Russ in Verbindung? Innert kurzer Zeit bilden sich schwarzbraune Flecken auf den Blättern, die gelb werden und abfallen. Während einige Rosen unbeirrt all diesen Feinden trotzen und wunderschön weiterblühen, erwischt es andere stark. Mit ein wenig guter Pflege werden sie aber nächstes Jahr im Mai wieder blühen, als sei nichts gewesen. Den Gurken und Kürbissen verzeihe ich, dass sie bei einem verregneten Herbst Mehltau bekommen. Warum nur stellen wir an die Rosen so hohe Ansprüche, dass sie bis zum Winter völlig unbeschadet bleiben sollen? So freue ich mich denn lieber an all den resistenten Rosen, die mir noch späte Blüten schenken und an manchem unansehnlich gewordenen Zweig öffnet sich tapfer eine letzte, zarte Knospe. Denn noch sind die Tage der Rosen!
ROSEN STETS WURZELNACKT PFLANZEN Von Jochen El b s-G latz
Was kann man biologisch tun, damit es gehoben sein, dass keine Rosenwurzeln umgebogen werden. Ins Pflanzloch Rosen gut geht? kommen weder Dünger noch Kompost Sortenwahl oder Rosenerde, um keine BlumentopfWählt man robuste, dem Standort ange- Situation zu schaffen. Die Rose so ins passte Rosensorten aus, hat man besse- Pflanzloch setzen, dass die Veredlungsre Chancen als mit einseitig auf Blüten- stelle etwa eine Handbreit unter der schönheit gezüchteten. Fachleute von Beetoberfläche zu stehen kommt. Gut Rosenschulen in Ihrer Nähe helfen bei einschlämmen. Aufhäufeln. der Auswahl. Die Auszeichnung ADRRose (Anerkannte Deutsche Rose) erhal- Schnitt ten Neuzüchtungen mit guter Pflanzen- Ein der Sorte angepasster, beherzter Schnitt regt das Wachstum an und gesundheit. fördert die Gesundheit. Wenn die ForsyBoden thien blühen, ist die rechte Zeit, zu Rosen haben keine besonders hohen An- schneiden. Im Herbst kürzt man nur sprüche an den Boden. Tief lockern, Kom- Allzulanges, das unter dem Schnee brepost und Steinmehl tun gut. Den Boden chen könnte. auszutauschen, wo vorher schon Rosen gestanden haben, ist unnötig. Eine Düngung dreimonatige Zwischenkultur von Tage- Zurückhaltende Düngung mit Kompost tes patula wirkt genauso gut gegen Bo- bei Bedarf reicht. Starke Stickstoffdündenmüdigkeit, wie der niederländische gung macht anfällig auf Krankheiten. Nematologe Michiel Oostenbrink schon Pflanzenschutz 1932 festgestellt hat. Läuseplagen verhindert man durch FörPflanzung derung von Blattlausfeinden, beispielsDas Pflanzloch muss so grosszügig aus- weise durch Aussäen von Puffbohnen
für Marienkäfer oder Aufhängen von Meisenkästen. Gegen Pilze hilft ein luftiger Standort am besten. Fenchelölspritzungen wirken vorbeugend. Spinnmilben werden weggeduscht. Treten sie immer wieder auf, ist wohl der Standort zu heiss und trocken.
Wässern Hier gilt: «Viel hilft viel.» Aber gezielt! Jedem Rosenstock in trockenen Zeiten einmal in der Woche 25 l Wasser zu geben, ist viel sinnvoller, als täglich mit der feinen Düse über die Blätter zu spritzen.
Winterschutz Rosen brauchen auch im Winter Luft. Das Astgerüst gegen Wintersonne zu beschatten, ist richtig, verpacken, um zu isolieren, falsch. Bei Wärmestau in der Verpackung treiben die Rosen vorzeitig aus und sterben beim nächsten Frost. Die Veredlungsstelle schützt man durch Aufhäufeln gegen Erfrieren.
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K Ü R B IS
KÜRBIS – welcher
darf es sein?
Bald ist es so weit: Landauf, landab gibt es wieder Kürbisse. Und dies in einer Sortenvielfalt, die ihresgleichen sucht. Nachfolgend ein kleiner Wegweiser durch die Welt dieser beliebten Herbstfrüchte, die botanisch zu den Beeren zählen. Von Mari anna Se re na
Kürbisse unterscheiden sich in der Form, Farbe und Grösse. Wobei dies nur die äusserlichen Merkmale sind. Für die Verwendung interessieren uns jedoch der Geschmack und die Konsistenz, die zwar nicht sichtbar, aber wichtig sind, denn nicht alle Kürbisse eignen sich für dieselbe Zubereitung. Überdies kommt die Lagerfähigkeit dazu: Die einen lagert man im Keller bis Januar, die anderen müssen in den nächsten zwei bis drei Wochen gegessen werden.
DIE BEKANNTESTEN DREI KÜRBISARTEN In unseren Breitengraden wachsen hauptsächlich drei Kürbisarten: Der Gartenkürbis Cucurbita pepo, der Riesenkürbis Cucurbita maxima und der Moschuskürbis Cucurbita moschata. Die meisten Sorten können einer dieser drei Kürbisarten zugeteilt werden, einige wenige Sorten sind Kreuzungsprodukte zweier Arten.
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DER GARTENKÜRBIS Cucurbita pepo Die bekanntesten Gartenkürbisse sind die Zucchetti. Im Alltag werden diese oft als separate Gemüseart betrachtet. Wir lassen sie hier aussen vor und verweisen auf den Beitrag in «Bioterra», Ausgabe Mai/Juni. Patissons, Sorten der Acorn-Gruppe, kleine gekerbte Sorten wie ‘Jack be little’ und ‘Sweet Dumpling’ sowie der Spaghettikürbis sind Gartenkürbisse. Sie werden oft auch als Sommerkürbisse bezeichnet. Der Name deutet darauf hin: Sie sind nicht sehr lange haltbar. Manche Sorten von Gartenkürbis werden nicht voll ausgereift geerntet; ihr Fruchtfleisch ist so zarter und feiner. Ob ein Kürbis vollreif ist, erkennt man an der Schalenhärte: Hinterlässt ein Fingernageldruck eine Kerbe in der Schale, ist der Kürbis noch nicht vollreif. Die Gartenkürbisse sind erkennbar an ihrem eckigen, harten Stängel, der
voller Stacheln ist. Sie sind oft etwas kleiner als andere Kürbisse, was sie für Kleinhaushalte besonders interessant macht. Aber mit den Zierkürbissen darf man sie nicht verwechseln! Zierkürbisse enthalten hohe Konzentrationen von Cucurbitacinen, dem Bitterstoff, der wilde Vertreter der Familie der Gurkengewächse, zu denen die Kürbisse zählen, ungeniessbar macht. In schweren Fällen können starke Lebensmittelvergiftungen auftreten. Auch unkontrollierte Kreuzungen von Zier- und Gartenkürbissen können zu bitteren Exemplaren führen. Deshalb: Für den Garten ausschliesslich sortenechtes Saatgut kaufen! Vorsicht ist geboten bei Kürbissen, die auf dem Komposthaufen aus Samenresten spontan wachsen. Beim Rüsten in der Küche empfiehlt es sich, bei jedem Kürbis ein kleines Stück Fruchtfleisch zu kosten. Bitterstoffe erkennt der Gaumen sofort.
FÜR EINE DEKORATIVE TAFEL – DIE KLEINEN RUNDEN Kleine, rundliche Gartenkürbisse sind oft Vertreter der Acorn-Gruppe: ‘Jack be little’ leuchtet orange und ist etwa faustgross, ‘Sweet Dumpling’ hat eine weissliche Schale mit grünen Streifen in den Vertiefungen der Rippen. Die Grösse dieser Kürbisse eignet sich perfekt zum Füllen. Eine Kürbishälfte pro Person präsentiert sich wirkungsvoll auf dem Teller. Aus der harten Schale kann das Fruchtfleisch einfach gelöffelt werden. Dazu den halbierten Kürbis mit einer Ricotta-Kräuter-Füllung bei 180 °C ca. eine Stunde backen.
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Im SPIEL mit WIND und LICHT Filigrane Transparenz, Leichtigkeit und die Vielfalt der Verwendung machen Gräser zu begehrten Gartenpflanzen. Xavier Allemann von der Staudengärtnerei lautrejardin in Cormérod FR bietet unseren Leserinnen und Lesern neun Gräser zum Bestellen an.
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sie singen und säuseln und bringen im Wind durch ihr Wogen Bewegung in die Gartenbeete. Gräser sind auch nicht einfach nur grün; je nach Art setzen sie starke Farbtupfer im Garten, etwa das rote Japanische Blutgras, das gelbbunte Japan-Goldbandgras oder die blaubereiften, nadelartigen Blätter des Blauschwingels. Und nicht nur die Blätter sind oft farbig, auch die Einzelblüten der Gräser zeigen sich in zarten Pastelltönen, von Creme, Beige, hellem Grün, zart bläulichem oder rosa getöntem Grau und Silberweiss bis zu kupfrigem Braun. Mit etwa 10 000 Arten und 650 Gattungen sind die Gräser eine der grössten Familien innerhalb der Blütenpflanzen. Xavier Allemann von der Bio- und Staudengärtnerei lautrejardin hat neun spezielle Gräser ausgesucht, die «Bioterra»-Leserinnen und -Leser bestellen können. Nachfolgend verrät er, was sie brauchen und wie man sie pflegt.
Von Ute Stude r
Ob die federartigen Blüten des hohen Chinaschilfs, die transparenten Rispen der Rutenhirse oder die grazilen Blütenähren der Mähnengerste: Gräser liegen im Trend. Sie sind längst von Staudenbegleitern zu Hauptdarstellern aufgestiegen und das Lieblingskind moderner Gartengestalter. Doch nicht nur die Optik macht Gräser zu begehrten Gartenpflanzen. Die grazilen Gewächse bieten auch andere Sinnesreize. Sie können beim kleinsten Windhauch wunderbare Geräusche von sich geben,
STANDORT UND BEDÜRFNISSE Gräser stellen bei richtiger Pflege eine Bereicherung für den Garten dar. Jede Grasart braucht jedoch den passenden Standort. Gräser sind oft eigenwillig. Geht man nicht auf ihre Bedürfnisse ein, sind sie entweder schnell wieder weg oder erobern mit ihren Sämlingen oder Ausläufern den ganzen Garten. Die meisten Gräser sind Sonnenkinder, die von lichten Bergwiesen oder sonnigen Grassteppen stammen. Nur wenn man ihnen diesen sonnigen bis halbschattigen Platz gewährt, entwickeln sie ihre typische Wuchsform. Schattengräser sind hingegen Bärenfell-Schwingel Festuca gautieri, Japan-Segge Carex morrowii und Wald-Marbel Luzula sylvatica. Gräser brauchen Platz, eingeklemmt zwischen hohen Stauden zeigen sie ihren Unmut deutlich. Man darf sie nicht zu dicht pflanzen und man sollte sie im Beet nach Grösse staffeln. Hochwüchsige Gräser muss man von allen Seiten bewundern können, sie verlangen eine Solitärstellung. Kleinere Gräser pflanzt man am besten in Gruppen. Ebenso wichtig wie der Standort ist die Düngung. Gräser sind keine Vielfrasse, die meisten wachsen an Standorten, die nur mässig mit Nährstoffen ausgestattet sind. Werden sie zu stark gedüngt, schiessen sie zu sehr ins Kraut und brauchen Stützen, damit sie nicht um-
fallen. Das stört ihren normalen Wuchshabitus. Ein wenig reifer Kompost im Frühling reicht in der Regel aus.
RÜCKSCHNITT UND TEILUNG Die meisten Gräser verlangen einen Rückschnitt im Frühjahr. Bis in den Winter bieten sie durch ihre Gestalt und Blattfärbung einen prächtigen Anblick. Viele bringen mit Gelb, Orange und Rottönen Herbststimmung in den Garten und sind im Winter mit Raureif filigrane, glitzernde Kunstwerke. Wichtig sind die winterlichen Gräser auch als Unterschlupf für Tiere in der kalten Jahreszeit. Ausserdem würde bei einem Rückschnitt im Herbst zu viel Regenwasser in die Stängelstoppeln laufen und im Wurzelbereich für Fäulnis sorgen. Bei höheren Gräsern werden die Halme zusammengebunden. Immergrüne Gräser wie Seggen Carex und Marbeln Luzula sowie bodendeckende Gräser wie Bärenfellschwingel Festuca gautieri benötigen keinen Rückschnitt. Gräser kann man durch Teilung vermehren. Sobald die Halme im Frühling zu spriessen beginnen, gräbt man den Wurzelstock aus und zerlegt ihn mit dem Spaten in Teile. Diese Teilstücke werden dann an der neuen Stelle in den Boden gesetzt. GRÄSER FÜR DIE KÜHLE UND DIE WARME JAHRESZEIT Die meisten Gräser fallen in zwei Kategorien: Gräser für die kühle Jahreszeit und Gräser für die warme Jahreszeit. Erstere haben im Herbst ihr kräftigstes Wachstum. Diese Gräser wachsen gerne in kühleren Regionen. Die Hauptwachstumszeit der Gräser für die warme Jahreszeit ist der Sommer. Diese Sorten wachsen gerne in Regionen mit heissen Sommern und milden Wintern. DAS POPULÄRE REITGRAS Calamagrostis Wenn in der Gestaltung des Gartens nach einem dekorativen Element gesucht wird, das strukturbildend wirkt, ohne zu dominieren, könnte Reitgras infrage kommen. Alle Sorten von Calamagrostis brauchen nur wenig Pflege und erfreuen sich wegen ihrer lang andauernden Schönheit grosser Popularität. Das einheimische Berg-Reitgras gedeiht an vielen verschiedenen Standorten im Garten und ist sogar ein Spezialist für schwierige Standorte. Es
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Gleich nach dem Kauf oder der Lieferung sollten Rosen zwei, drei Stunden ins Wasser getaucht werden.
Vor der Pflanzung entfernt man Geknicktes und Schwächliches und kürzt die Triebe auf ca. 20 cm zurück.
ROSEN STETS WURZELNACKT PFLANZEN Vo n Jo c h en Elbs - Glatz
Obwohl sie optisch weniger zu bieten haben als Containerrosen, gibt es eine Menge Gründe, Wurzelnackte den Containerrosen vorzuziehen. Mit unserer Anleitung ermuntern wir Sie, Rosen sorgfältig auszuwählen und sie wurzelnackt im Herbst zu pflanzen.
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Wurzelnackt klingt verletzlich, schutzbedürftig, heischt Hin- und Zuwendung. Wurzeln müssen es dunkel und feucht haben, weiss jede Biogärtnerin, jeder Biogärtner, und Nacktes sollte bedeckt werden, in den allermeisten Fällen. Die Containerrose tritt dagegen blühend auf, allzeit bereit, manchmal etwas zerbeult, aber unzerstörbar, wie ein ÜberseeContainer. Wieso soll man sich der permanenten Verfügbarkeit entziehen und die Pflanzzeit freiwillig auf Herbst und Frühjahr beschränken? Es sei vorausgeschickt: Alle Containerrosen waren einmal wurzelnackte Okulanten, ehe sie aus ökonomischen Gründen in Töpfe gesetzt wurden, um über die ganze Vegetationszeit, auch in Blüte, zur Pflanzung bereitzustehen. Wurzelnackte Rosen und andere Gehölze bekommt man als Wurzel-
und Sprossgerüst, ohne Blätter, ohne Blüten, und darf gespannt sein, wie sie wachsen, ihre Blätter entfalten und ob sie im ersten Jahr schon zur Blüte kommen.
DIE WURZELNACKTE ROSENPFLANZE Okulierte oder auf andere Weise veredelte Pflanzen bestehen aus einer Unterlage, die die Wurzeln bildet, und der Edelsorte, die das oberirdische Erscheinungsbild prägt. Rosen werden zumeist auf einjährige Sämlinge okuliert. Dazu wird im Juli am Wurzelhals der Unterlage ein T-förmiger Schnitt angebracht, die Rinde gelöst, ein Auge (Knospe) der Edelsorte eingesetzt und alles
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Pflanzloch tief genug graben. Die Veredlungsstelle sollte ca. 5 cm unter der Erdoberfläche sein.
verbunden. Im März des nächsten Jahres wird die Unterlage unmittelbar über der Veredlung abgeschnitten. Dieser Schnitt bleibt sichtbar und markiert die für die Pflanzhöhe wichtige Veredlungsstelle. Den Sommer durch wird pinziert, das heisst, die Triebspitzen werden ausgebrochen, um eine vorzeitige Blüte zu vermeiden und eine reiche Verzweigung anzuregen. Im Herbst werden kleine Rosenbüsche gerodet, oben und unten auf ca. 30 cm eingekürzt und bis zum Verkauf im Kühlhaus gelagert. Eine kräftige wurzelnackte Rose hat drei bis fünf kleinfingerstarke Triebe mit glatter, unverletzter Rinde, ein gut entwickeltes, ungeknicktes Wurzelwerk und sieht in keiner Weise vertrocknet oder gequetscht aus.
SORTENWAHL Wurzelnackte Rosen helfen Spontankäufe und deren oft lange nachwirkende Folgen zu vermeiden. Eine Containerrose ist schnell gekauft, weil vielleicht eine einzelne Blüte gefallen hat. Sie verblüht, der Stock bleibt, ohne dass man im Garten Platz für eine Rose hätte, von der man weder Standortansprüche noch Namen kennt. Wurzelnackte sind zu unattraktiv für Spontankäufe, es sei denn, man fällt auf die sehr bunten
ILLUSTRATIONEN: DELIA DITTLI
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Nach dem Auffüllen mit der Aushuberde die Rose gut einschlämmen. Alle Hohlräume müssen sich füllen.
Bilder herein, die Billiganbieter zu ihren wachsumhüllten Mumien ins Plastiksäckchen stecken. Weil Wurzelnackte sich erst entwickeln müssen, erfordern sie eine Auseinandersetzung mit Literatur, Sortimenten und Anbietern und führen so zu durchdachten, langlebigen Pflanzungen.
PFLANZZEIT Rosen werden idealerweise im Herbst gepflanzt, damit sie schon Wurzeln bilden können, wenn oberirdisch noch lange nichts austreibt. Das gilt für Wurzelnackte wie für Containerrosen. Christian Schultheis, Rosenzüchter, empfiehlt, im Frühling und Sommer gekaufte Containerrosen bis in den Herbst als Kübelpflanzen zu behandeln, sie dann auszuschütteln und wie wurzelnackte Rosen zu pflanzen. Das zeitige Frühjahr ist ebenfalls ein guter Pflanztermin, vor allem wenn man von Wühlmäusen geplagt ist. Sie haben dann weniger Zeit zur Verwüstung. Wichtig ist, in abgetrockneten Boden zu pflanzen. Im Matsch einbetonierten Rosen geht es nicht besser als dem Mafioso im Brückenfundament. Die Pflanzzeit ist überschritten, wenn die Rosen anfangen auszutreiben. Dann müssen sie gleichzeitig Wurzeln und Blätter bilden. Ein Stress, dem man seine Setzlinge möglichst nicht aussetzen sollte.
BADEN VOR DER PFLANZUNG Von Lagerung und Transport sind wurzelnackte Rosen, auch des seriösesten Lieferanten, oft ein wenig mitgenommen. Vor der Pflanzung sollten sie deshalb zwei bis drei Stunden ins Wasser getaucht werden, damit sich das Gewebe vollsaugen und Wasservorräte fürs Anwachsen bilden kann. Diese Vorbereitung kann durch späteres Giessen nicht leicht wieder aufgeholt werden, auch wenn das schnelle Gärtner stets behaupten. Länger, über Nacht oder gar über mehrere Tage, darf keinesfalls gebadet werden, da angejauchte Rosen nicht mehr wachsen.
SCHNITT UND KALLUS Beim Pflanzschnitt entfernt man zuerst alles Geknickte, Gebrochene, Eingetrocknete und Schwächliche an Trieben und Wurzeln. Dann schneidet man die Triebe auf zirka 20 cm zurück, möglichst auf ein nach aussen stehendes, unbeschädigtes Auge. Um das Gleichgewicht zwischen Wurzeln und Trieben zu wahren, werden die Wurzeln etwa auf die Länge der Triebe eingekürzt. Die Schnitte führt man exakt waagerecht aus, weil sich so am meisten Kallus bildet. Kallus ist das
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Die Geschichte des Zierlauchs ist relativ jung. Dabei wartet er mit einer Sortenvielfalt auf, die zu entdecken sich lohnt. Stephan Aeschlimann Yelin stellt Repräsentanten dieser Zwiebelblumen vor. Sechs erlesene Sorten bieten wir in Bioqualität zum Pflanzen im Herbst an.
SCHWEBENDE BLÜTENBÄLLE Lauch und Zwiebeln als Nutzpflanzen haben den Menschen schon vor der Antike begleitet. Bereits die Ägypter sollen dieses Gemüse aus Südpersien importiert und geschätzt haben. Lauch als Objekt der Schönheit im Ziergarten, darauf musste die Gärtnerin hingegen ein paar tausend Jahre warten. Noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts meinte der bekannte Gärtner und Pflanzensammler Reginald Farrer, dass er von der Verwendung dieser Pflanze im Ziergarten abraten würde, da diese nur Unkräuter seien und dazu auch widerwärtig stänken. Herr Farrer wäre erstaunt beim Anblick heutiger Gartenmagazine, Pflanzkataloge und Schaugärten. Überall sind die Blütenbälle in den Farben von Weiss bis Violett zu finden. Zierlauch ist zu einer der wichtigsten Blumenzwiebel avanciert nebst Tulpen und Narzissen. Die ausdrucksstarken Kugelgebilde sind einzigartig in ihrer Wirkung und leiten im Staudengarten ideal vom Frühling in den Sommer über. Die Gattung der Lauche, botanisch Allium genannt, ist fast ausschliesslich auf die nördliche Halbkugel begrenzt. Wie viele es genau sind, ist nicht bekannt; um die 700 verschiedene Arten dürften es vermutlich sein. Die grösste Vielfalt finden wir im Nahen Osten, wo besonders attraktive Lauche vorkommen. Sie wachsen dort vor allem in Halbwüsten und Felsensteppen. Die Pflanzen mussten sich der grossen Hitze und Trockenheit anpassen, indem sie sich mit der Zeit Speicherzwiebeln zulegten. Damit überdauern viele der Laucharten die pflanzenfeindliche Saison ohne Blattmasse im kühlen Boden, und treiben erst wieder aus, wenn genug Feuchtigkeit da ist. Doch nicht nur in fernen Steppen sind sie zu finden. Auch in der heimischen Flora gibt es gartenwürdige Lauch-Arten. Ganz früh im Jahr ist es der Bärlauch, der mit seinen schneeweissen Sternenblüten den Waldboden bedeckt, als ob es frisch geschneit hätte. In manchen Gärten ist er nicht gern gesehen, da er sich an schattigen Stellen intensiv ausbreiten kann und im Sommer kahle Stellen hinterlässt. Statt die Pflanze mühsam auszujäten, könnten sommerblühende Stauden, die einen kräftigen Wuchs haben, dazu gepflanzt werden, etwa der zartgelbe Klebrige Salbei oder der weisse Geissbart. Auf den dünn humusierten Kalkplatten des Juras sind auch wahre Künstler punkto Anpassung an die Trockenheit zu entdecken. Der heimische Berg-Lauch macht rosa Blüten im Hochsommer und ist zu dieser Jahreszeit besonders bei Bienen aller Art sehr beliebt. Gerade für heisse Balkone oder entlang von Südwänden ist dieser Lauch ver-
lässlich, ohne ständig mit Wasser versorgt zu werden. Der Berg-Lauch bildet keine Zwiebel in diesem Sinne und kann darum das ganze Jahr als Blütenstaude im Topf in Wildstaudengärtnereien erworben werden. Auch wenn die Schweiz vegetationsmässig kein typisches Allium-Land ist, leisteten unter anderem zwei Schweizer einen wichtigen Beitrag zu deren Erforschung. Albrecht von Haller (1708–1777) verfasste die erste Allium-Monographie. Und Edmond Bossier (1810–1885) aus Genf listete in seinem Werk «Flora Orientalis» die Arten auf, die vom östlichen Mittelmeer bis an die Grenze Indiens vorkamen.
VON ELFENBEINFARBIGEN BLÜTEN BIS STERNKUGELN Als «wahrer Schmuck der italienischen Riviera» galt im 19. Jahrhundert der Neapel-Lauch Allium neapolitanum. Es ist erstaunlich, dass diese eher bescheidene Art die Aufmerksamkeit der viktorianischen Gärtnerinnen und Gärtner auf sich zog, konnten Pflanzen in dieser Gartenepoche doch nicht bunt und gross genug sein. Offenbar existierte schon damals eine grosse Sehnsucht nach dem Mittelmeer. An der Riviera wurde der Neapel-Lauch beim Aufblühen gepflückt und mit Dampflokomotive und Schiff nach London transportiert. So stand dieser Lauch, auch als ‘Star of Bethlehem’ bezeichnet, zur Osterzeit auf den Tischchen in den Salons der Oberschicht. Bei uns im Garten sollte er an sonnigen, geschützten Stellen mit durchlässigem Boden gepflanzt werden. Im Garten kommen die weissen Sterne am besten in einem Teppich aus feinen Blattstrukturen zur Geltung. Hier bieten sich trockenverträgliche Ziergräser wie das heimische Gewimperte Perlgras, das Herbstkopfgras, oder Frühlingsblüher wie Küchenschelle und kleine Wolfsmilcharten an. Später im Jahr blühen hier verschiedene einheimische Graslilien. Der Iranische Blumenlauch Allium aflatunense ‘Purple Sensation’ ist eine stattliche Erscheinung und ein echter Klassiker im Garten. 1999 wurde die Sorte sogar zur Blumenzwiebel des Jahres gekürt. Die violetten, durchscheinenden Blütenbälle können einen Durchmesser von bis zu 10 cm haben und erscheinen von Mai bis Anfang Juni. Er bevorzugt Böden, die im Frühling genug feucht sind. Die Blätter beginnen bereits während der Blüte, sich in die Zwiebeln zurückzuziehen, da hilft alles Wässern und Düngen nicht. Dieser Zierlauch ist sehr dauerhaft und kann sich durch Selbstaussaat vermehren. Wer üppige Frühlingskompositionen liebt,
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LESERANGEBOT: ZWIEBELN VON ZIERLAUCH IN BIOQUALITÄT
Allium aflatunense ‘Purple Sensation‘ Diese Art stammt ursprünglich aus Nordpersien, die Dolde hat einen Durchmesser von über 10 cm. Sie eignet sich auch als Schnittblume gut. | Eigenschaften: Schnittblume, bienenfreundlich, verwildert | Blütezeit: Juni | Höhe: 70 cm
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Allium christophii Stammt aus dem Nordiran und bildet bis ca. 25 cm grosse Blütendolden aus dunkellila Blüten mit metallischem Glanz. Sehr imposant auch als Schnitt- und Trockenblume | Eigenschaften: Schnittblume, Topfpflanze, bienenfreundlich, verwildert | Blütezeit: Juni bis Juli | Höhe: 60 cm
Allium nigrum Die zart duftenden Einzelblüten bilden eine Dolde von ca. 5 cm Durchmesser. Die cremefarbigen Blüten mit einer grün-schwarzen (nigrum) Mitte sitzen auf einem kräftigen Stiel. Dieser Zierlauch wünscht einen sommertrockenen und sonnigen Standort. | Eigenschaften: bienenfreundlich, verwildert, Schnittblume | Blütezeit: Mai bis Juni
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Z IER L A UC H pflanzt den Iranischen Blumenlauch zwischen historische Strauchrosen, wie Rosa ‘Versicolor’ oder ‘Californica Plena’, und mit der Blauminze ‘Six Hill Giant’ zu Füssen. Etwas aus der Reihe tanzt der Goldlauch, schon wegen seiner gelben Farbe, was unter Laucharten eher die Ausnahme ist. Zu Hause ist er an kühlem Platz – in den Pyrenäen bevorzugt er gegenüber den anderen Arten einen halbschattigen Standort – der während der Blüte im Mai bis Juni nicht austrocknen sollte. Steht er zu heiss und trocken im Garten, welken die Blätter früher als normal. Auch nach der Blüte sieht Allium moly ‘Jeannine’ immer noch dekorativ aus. Die berühmte englische Gärtnerin Margery Fish schrieb, dass sie diesen kleinen Lauch sogar nur wegen seiner elfenbeinfarbenen Samenstände in ihrem Cottage-Garten pflanzen würde. Ähnlich wie der Goldlauch in Bezug auf Blütenform und Grösse ist der Einblättrige Lauch Allium unifolium. Seine Heimat ist in den USA, wo er an feuchten Abhängen bis in Höhenlagen von 1700 m ü. M. wächst. Er muss nicht in voller Sonne stehen, aber ein frischer bis feuchter Boden mit gutem Wasserabzug ist für sein Gedeihen wichtig. Die rosa Blütensterne des Lauchs wirken besonders schön in Kombination mit Sterndolden wie der Sorte ‘Roma’. Beide vereinen sich zu einem kleinen rosa Sternenhimmel im Staudenbeet.
WIE EINE HUTNADEL MIT PERLE Etwas verwirrend ist der Name des Schwarzen Lauchs, Allium nigrum. Die halbkugeligen Dolden sind alles andere als schwarz, sondern erscheinen auf langen Stängeln in milchigem Weiss. Diese Art kommt in einem weiträumigen Verbreitungsgebiet von Südeuropa bis Westasien natürlich vor.
Lokal finden sich verschiedene Formen, die unterschiedliche Merkmale aufweisen können. Einige zeigen dunkle, fast schwarze Fruchtknoten, was wohl diesem Lauch den botanischen Namen gegeben hat. Die sehr dekorativen Formen sind jedoch kaum im Handel erhältlich. Der schwarze Lauch liebt tiefgründige Böden, die im Sommer austrocknen dürfen, am besten in voller Sonne. Er fügt sich zu schönen Bildern in Kombination mit hohen, frischgrünen Wolfsmilchgewächsen, der Gelben Wiesenraute und heimischen Doldenblütlern aller Art wie dem Berg-Laserkraut. Wer indes wirklich einen fast schwarzen Lauch im Garten haben möchte, wählt den GranatLauch Allium atropurpureum. Die ausserordentlichste Art unter den Zierlauchen ist der Sternkugel-Lauch. Die metallisch schimmernden Blütenkugeln erreichen einen Durchmesser von 25 cm und mehr. Wer es nicht mit Superlativen hat, kann beruhigt sein, die Blüten wirken weder überdimensioniert noch plump. Die einzelnen Sternchen sind an feinen Stielen aufgereiht und sehen aus wie altmodische Hutnadeln, mit dem Fruchtknoten als Perle im Zentrum. An felsigen Plätzen im Gebirge des Nordiran daheim, braucht er auch bei uns einen vollsonnigen und durchlässigen Standort. Allium christophii sieht bis weit in den Sommer hinein attraktiv aus, die Samenstände sogar bis zum Herbst. Die Blütenstände des Sternkugel-Lauchs können auch getrocknet werden, in dem Fall werden diese beim Aufblühen geschnitten und aufgehängt. Wer es zusammen mit diesem Lauch im Beet aushalten will, muss natürlich Trockenheit vertragen. Der Spanische Mannstreu, Küsten-Leinkraut und verschiedene Gamander-Arten eignen sich bestens dafür.
In Zusammenarbeit mit Sativa, Rheinau, bieten wir «Bioterra»-Leserinnen und -Lesern Zwiebeln von 6 verschiedenen Allium für die Pflanzung im Herbst an.
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Allium moly ‘Jeannine‘ Der Goldlauch hat seine Heimat in den Pyrenäenwäldern und liebt etwas feuchteren Boden. Er eignet sich zur Verwilderung unter Gehölzen oder zusammen mit Wildstauden. | Eigenschaften: bienenfreundlich, verwildert, Schnittblume, Topfpflanze | Blütezeit: Mai bis Juni | Höhe: 40 cm
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Allium neapolitanum Mediterrane Lauchart mit schneeweissen, angenehm duftenden Blüten, die bereits im Frühling erscheinen. Ideal für den Steingarten und andere, eher trockene, sonnige Standorte. | Eigenschaften: bienenfreundlich, verwildert, Schnittblume | Blütezeit: Juni bis Juli | Höhe: 30 cm
Allium unifolium Dieser Zierlauch ist in Nordkalifornien beheimatet. Er bevorzugt feuchte, aber durchlässige Böden an sonnigen Standorten. | Eigenschaften: bienenfreundlich, verwildert | Blütezeit: Mai bis Juni | Höhe: 50 cm
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SALBE, TEE UND DIGESTIF AUS WURZELN Auch in der Wurzel stecken Heilkräfte. Je nach Pflanzenart wirken sie auf verschiedene Bereiche unseres Körpers. Richtig geerntet, getrocknet und verarbeitet, können sie ihre Wirkung entfalten.
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REZEPTE FÜR HEILMITTEL ZUM SELBERHERSTELLEN LÖWENZAHNWURZEL FÜR HEILTEE, IM SALAT ODER ALS GEMÜSE
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Die Inhaltsstoffe und ätherischen Öle in den Blüten und Blättern der Heilpflanzen nehmen von Mitte August an ab. Die Kräfte der Pflanzen sammeln sich in den Wurzeln. Daher ist die Erntezeit für diese im Herbst, wenn die Blätter der Pflanzen zu welken beginnen, die Pflanzen aber noch erkennbar sind. Für die Wurzelernte wählt man einen Tag, dem mehrere trockene, warme Tage vorausgegangen sind. Wer nach dem Mondkalender arbeitet, erntet bei absteigendem Mond an einem Wurzeltag; das soll die Haltbarkeit der Wurzel unterstützen. Zunächst wird die Wurzel mit einem kleinen Spaten ausgegraben. Dann reinigt man sie gründlich mit Wasser und einer Gemüsebürste, schneidet
kranke, faulige Stellen heraus und knipst zu feine Wurzeln ab. Man kann die Wurzeln frisch verwenden oder trocknen. Da dicke Wurzelstücke sehr lange zum Trocknen brauchen und folglich Schimmelgefahr besteht, spaltet man die Wurzelstücke auf. Diese können wie Dörrbohnen aufgefädelt, aufgehängt und getrocknet werden. Auch der Dörrapparat respektive die Sonne leisten gute Dienste. Gelagert werden die Wurzeln möglichst dunkel in geschlossenen Gefässen, vor Motten geschützt. Verarbeitet werden sie zu Tee, Tinktur, Salben und anderen Heilmitteln. Mit einigen Wurzeln kann man auch ein Bitterelixier ansetzen, das die Verdauung fördert.
Löwenzahnwurzel ist in jeder Zubereitung wirkungsvoll: frisch oder getrocknet als Heiltee; frisch geraffelt im Salat; gekocht wie Schwarzwurzeln als Gemüse; getrocknet, fein gemahlen und unter Meersalz gemischt als Wurzelsalz. Oder als «Muckefuck», den «Kaffee» aus Kriegszeiten: In kleinen Stückchen getrocknet, 20 Minuten bei 180 °C geröstet und gemahlen. Für den Kaffee sticht man im Herbst möglichst grosse Wurzeln aus. Löwenzahnwurzel gilt als wichtiges Ausleitungsmittel zur Entgiftung über die Leber. ©Ursel Bühring aus «Alles über Heilpflanzen», Verlag Eugen Ulmer
WURZELKRÄUTER FÜR DIE HERBSTERNTE UND IHR WIRKUNGSBEREICH: Alant Inula helenium: Bronchien, Magen, Verdauung Baldrian Valeriana officinalis: Nerven, Schlaf Beinwell Symphytum officinalis: Knochen, Muskeln Eibisch Althaea officinalis: Bronchien Engelwurz Angelica archangelica: Magen, Darm Enzian Gentiana lutea: Magen, Verdauung Löwenzahn Taraxacum officinale: Verdauung, Leber, Rheuma Meerrettich Armoracia rusticana: Verdauung, Harnwege Süssholz Glycyrrhiza glabra: Magen, Bronchien Wegwarte Cichorium intybus: Verdauung, Leber, Galle
ABBILDUNGEN: ©LUTZ-ERICH MÜLLER AUS «ALLES ÜBER HEILPFLANZEN», VERLAG EUGEN ULMER
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«Gelebte Vielfalt, das wünsche ich mir!» Kaspar Hunziker liebt Früchte, seit er als Bub auf dem elterlichen Obstbaubetrieb mithelfen durfte. Heute will der 36-Jährige Geniesser und Gärtnerinnen für seine Leidenschaft begeistern. Hunziker ist Präsident von Fructus, einer Vereinigung zur Förderung alter Obstsorten, die heuer ihren 30. Geburtstag feiert.
Von Carmen Ho c ke r
«Ich muss nicht mehr zur Schule gehen, ich weiss doch schon alles!», soll der vierjährige Kaspar Hunziker zu seiner Mutter gesagt haben. Mit dem grossen Ganzen meinte er damals die Kirschernte, bei der er schon von klein auf im elterlichen Obstbaubetrieb mitgeholfen hatte. Dass er später noch viele Jahre freiwillig zur Schule ging, lag an seiner Neugier – und an seiner Liebe zu Früchten. Letzteres war ihm als Teenager weniger bewusst, und so lotete er zunächst andere Berufsoptionen aus wie Bootsbauer und Tierarzt. Schliesslich trat er aber doch in die elterlichen Fussstapfen und absolvierte eine Lehre als Obstbauer. «Draussen zu arbeiten, befriedigt mich noch immer am meisten», erklärt der heute 36-Jährige und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: «Das merkt auch mein Umfeld. Wenn ich tagsüber draussen war, kann man mich abends besser leiden.» Schon zu Beginn der Lehre war für ihn klar, dass er noch studieren wollte. Mit vier Hektaren Land war der elterliche Betrieb eher klein, weshalb Hunziker nach einem zweiten Standbein Ausschau hielt. Auf die Berufsmatur folgte ein Hortikultur-Studium an der Fachhochschule in Wädenswil und ein Nachdiplom-Praktikum bei der eidgenössischen Forschungsanstalt Agroscope. Mittlerweile leitet er den elterlichen Betrieb und ist seit April 2015 Präsident von Fructus, einer Vereinigung zur Förderung alter Obstsorten. Unter den Mitgliedern sind viele leidenschaftliche HobbyPomologen, die sich mit detektivischem Gespür auf die Suche nach alten Sorten machen und sie bestimmen. Am jährlichen Spezialitätenmarkt im Botanischen Garten Zürich etwa können Besucherinnen und Besucher Obst begutachten lassen, dessen Herkunft sie nicht kennen. Neben diesen traditionellen Pflanzenliebhabern möchte Hunziker zukünftig auch
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Menschen ansprechen, für die Gärtnern noch Neuland ist. Und jene, die einfach offen sind für kulinarische Genüsse. Eine Aufgabe von Fructus sei, den Konsumentinnen und Konsumenten wieder die Vielfalt der Verwendungsmöglichkeiten näherzubringen. Dass alte Sorten rar geworden sind, liegt unter anderem daran, dass heutzutage rund ums Jahr vor allem frisches Tafelobst gefragt ist. In dieses Bild passt keine Mostbirne, bei deren Verzehr sich der Magen zusammenzieht. Dafür eignet sie sich aufgrund ihres hohen Gerbsäureanteils hervorragend zum Klären von Apfelsaft. In vielen Fällen führte auch mangelnde Lagerfähigkeit dazu, dass Sorten verschwunden sind. Früher verarbeitete man solche Früchte zu Saft, dörrte sie oder kochte sie ein. «Würde man sich beim Obst auf den frischen Genuss beschränken, wäre die Saison sehr kurz», gibt Hunziker zu bedenken. Wichtig sei deshalb, die alten Techniken der Konservierung wiederzuentdecken. Am Slow Food Market können Interessierte zum Beispiel «Chirschmues» degustieren, das seit Jahrhunderten aus dem Fruchtpüree der ‘Schönen von Einigen’ gewonnen wird und zwölf Stunden lang unter ständigem Rühren eindickt. Hunzikers Erfahrung ist, dass sich vor allem urbanes Publikum mit Kulinarik gewinnen lässt. Das Potenzial alter Sorten geht aber noch viel weiter. «Obstvielfalt trägt dazu bei, die Zukunft unserer Ernährung zu sichern», ist Hunziker überzeugt. Durch den globalen Austausch von Waren gibt es laufend neue Krankheiten und Schädlinge, die sich immer schneller ausbreiten. So ist die Kirschessigfliege aus Asien innerhalb von nur zwei bis drei Jahren explosionsartig aufgetreten. Umso wichtiger sei es, bei der Züchtung neuer Sorten auf eine Vielfalt an Ressourcen zurückgreifen zu können. Alte Sorten mit versteckten Eigenschaften wie Resistenz gegen Feuerbrand können somit plötzlich wieder für Neuzüchtungen wertvoll sein. Für den privaten Biogarten empfiehlt Hunziker, möglichst robuste Sorten zu wählen, die ohne Pflanzenschutz gedeihen. Oder auch ein Experiment mit Exoten zu wagen. Seine persönliche Liebe gilt etwa einem Kakibaum, den sein Grossvater aus dem Tessin mitbrachte. Im milden Weinbauklima der Kemprater Bucht am Zürichsee gedeiht dieses Ebenholzgewächs gut. Extrem winterhart ist die Indianerbanane Asimina triloba, auch Pawpaw genannt. An den Grossen Seen Nordamerikas heimisch, gedeiht dieser dekorative Baum mit seiner knallgelben Herbstfärbung auch in kälteren Lagen. Pawpaw-Fruchtfleisch ist mastig und erinnert tatsächlich an Bananen. Hätte der kleine Kaspar geahnt, welche Entdeckungen noch auf ihn warten, wäre er vielleicht weniger vorwitzig gewesen . . . Informationen zu Events rund um das 30-Jahr-Fructus-Jubiläum: www.fructus.ch/aktuell
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LESERANGEBOTE
GÄRTNERN • GESTALTEN • GENIESSEN
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Allium nigrum Cremefarbig, grün-schwarze Mitte, braucht sommertrockenen und sonnigen Standort. | Eigenschaften: bienenfreundlich, verwildert | Blütezeit: Mai / Juni | Höhe: 60 bis 80 cm
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Allium neapolitanum Schneeweisse, angenehm duftende Blüten, die bereits im Frühling erscheinen. Ideal für den Steingarten und andere, eher trockene, sonnige Standorte. | Eigenschaften: bienenfreundlich, verwildert, Schnittblume | Blütezeit: Juni / Juli | Höhe: 30 cm
Allium unifolium Bevorzugt feuchte, aber durchlässige Böden an sonnigen Standorten. | Eigenschaften: bienenfreundlich, verwildert | Blütezeit: Mai / Juni | Höhe: 50 cm Bestelltalon Seite 59
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LESERANGEBOT: FILIGRANE GRÄSER FÜR DEN GARTEN
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Berg-Reitgras Calamagrostis varia Aufrechter Wuchs, einheimisch | Blütenfarbe: gelblich-grüne Ähren | Blattfarbe: grün | Blütenhöhe: 150 cm, Blatthöhe: 40 cm | Blütezeit: Juni bis August | Standort: sonnig, halbschattig, Kalkboden, Gehölzrand, Freifläche, kommt mit Wurzeldruck zurecht, trockenheitsverträglich
Japanisches Blutgras Imperata cylindrica ‘Red Baron’ Horstig aufrechter Wuchs | Blattfarbe: grün, von den Spitzen her laufende Rotfärbung | Blütenhöhe: 50 cm, Blatthöhe: 40 cm | Blütezeit: August bis Oktober | Standort: sonnig, durchlässiger Kalkboden, nicht zu trocken, Freiflächen, Staudenrabatte
Herbstblaugras Sesleria autumnalis Halbkugelige, breite Horste | Blütenfarbe: silbrig-weiss | Blattfarbe: blaugrün | Blütenhöhe: 40 cm, Blatthöhe: 30 cm | Blütezeit: September, Oktober | Standort: sonnig, halbschattig, trockener bis frischer Kalkboden, unter Gehölzen, Gehölzrand, Freiflächen
Rasen-Schmiele Deschampsia cespitosa ‘Pixie Fountain’ Kompakter Wuchs | Blütenfarbe: silbergrün, später goldbraun, Blattfarbe: grün | Blütenhöhe: 60 cm, Blatthöhe: 40 cm | Blütezeit: Juni bis September | Standort: sonnig, halbschattig, sehr kältetolerant, Kalkboden, nährstoffreich, Gehölzrand, Freiflächen
Moor-Pfeifengras Molinia caerulea ‘Edith Dudszus’ Horstig, aufrechter Wuchs | Blütenfarbe: braunschwarz | Blattfarbe: grün | Blütenhöhe: 90 cm, Blatthöhe: 40 cm | Blütezeit: August bis Oktober | Standort: sonnig, halbschattig, Kalkboden, Gehölzrand, Freiflächen, Staudenrabatte
Moor-Pfeifengras Molinia caerulea ‘Moorhexe’ Straff aufrecht und kompakter Wuchs | Blütenfarbe: dunkelbraun | Blattfarbe: dunkelgrün, gelb im Herbst | Blütenhöhe: 60 cm, Blatthöhe: 40 cm | Blütezeit: Juli bis November | Standort: sonnig bis halbschattig, Kalk–Neutralboden, Gehölzrand, Freiflächen
Garten-Schmiele Deschampsia cespitosa ‘Tauträger’ Dichte, feste Horste, Rispen leicht überhängend, | Blütenfarbe: gelb | Blattfarbe: dunkelgrün | Blütenhöhe: 100 cm, Blatthöhe: 40 cm | Blütezeit: Juni bis Juli Standort: sonnig, halbschattig, Kalkboden, Gehölzrand, Freiflächen
Lampenputzergras Pennisetum ‘Cassian’ Aufrechter, buschiger, kompakter Wuchs Blütenfarbe: hellbraun | Blattfarbe: grün Blütenhöhe: 90 cm, Blatthöhe: 80 cm | Blütezeit: August bis Oktober | Standort: sonnig, durchlässiger Kalkboden, Freiflächen mit Steppenheidencharakter, Steinanlagen |
Hirschzungen-Rispenhirse Panicum clandestinum Gras mit einem sehr besonderen Blatt | Blütenfarbe: braun | Blattfarbe: glänzend grün | Blütenhöhe: 100 cm, Blatthöhe: 90 cm | Blütezeit: August bis November | Standort: sonnig, Kalkboden, Freiflächen, Gehölzrand mit Sonne
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