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G Ä R T N E R N
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G E S T A L T E N
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G E N I E S S E N
LAUFENTEN
SCHNECKENJÄGER ZUM MIETEN
KNACKIGE SALATE
SORTEN FÜR DEN HAUSGARTEN
LESERREISE GÄRTEN BESICHTIGEN UND GENIESSEN
4 4 EMPFEHLUNGEN VON UNSEREN FACHLEUTEN
WILDBLUMEN IM GARTEN
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Edi Ed i tori a l
Liebe Leserin, lieber Leser
Daniel Gürber Geschäftsführer Bioterra
Im Verkaufsgestell für Bioprodukte locken sattrote Tomaten und grasgrüne Bohnen. Es ist Anfang Februar. Folglich prüfe ich kritisch, ob es sich wirklich um «Knospe»-Produkte handelt und, falls ja, woher diese stammen. Auf dem Papier scheint alles korrekt: Als Herkunftsländer werden Marokko und das ferne Ägypten angegeben. Dennoch lege ich die Produkte verärgert zurück. Mich stört, dass nun offenbar auch im «Bio»-Bereich alles zu jeder Zeit verfügbar sein muss. Grundsätze, die meines Erachtens den Biolandbau prägen, wie Regionalität und das Prinzip möglichst geschlossener Nährstoff-Kreisläufe, werden heute zu wenig berücksichtigt. Als Konsumentinnen und Konsumenten sind wir einmal mehr gefordert und können Labels nicht blind vertrauen. Das Gleiche gilt für den Garten. Auch hier ist Wissen entscheidend. Bioterra bietet einen grossen Wissenspool für den Bio- und Naturgarten an. Die neue Homepage – die ab Mitte März aufgeschaltet wird – dient als Informationsquelle. Wir haben sie so gegliedert, dass mit wenigen Klicks die gesuchten Antworten gefunden und dementsprechend die «richtigen» Entscheidungen getroffen werden können. Ich lade Sie herzlich ein, unsere neue Homepage www.bioterra.ch zu besuchen, und freue mich auf Ihr Feedback.
IM Team
stephanie riedi
Marianna Serena
Madlen neubauer
Traditionen und Bräuche rund um unsere Lebensmittel faszinieren und interessieren Stephanie Riedi. In dieser ersten Frühlingsausgabe von «Bioterra» stellt sie Nell Schori Dürst und ihre Wildkräuterküche vor. Seite 38.
Die Mit-Autorin des neu erscheinenden «Lexikon der alten Gemüsesorten» und Planerin der Gemüsegärten von Pro Specie Rara konnten wir für unsere neue Serie ab Seite 28 gewinnen. Entdecken Sie mit uns besondere Gemüsesorten.
Unser Angebot von Räucherkräutern in der Ausgabe Nov./Dez. stiess auf grosses Interesse und war schnell ausverkauft. Dank der guten Zusammenarbeit mit Madlen Neubauer können wir ab Seite 36 Setzlinge von Räucherpflanzen anbieten.
Titelbild: Einheimische Süssdolde, Foto: gap-photos
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in h a l t
Leserreise Bioterra
Gartenreise nach Frankreich und Deutschland am 20./21. Juni zum Jardin de Berchigranges und zur Gärtnerei Gräfin von Zeppelin ........................................................ 7 Gartensaison
Sieben Seiten Gartentipps für Bio-, Naturgarten und Balkon ...................................................... 1 0 T i t e lg e s c h i c h t e
16 Wildstauden und Zuchtformen für den Garten, empfohlen von Profigärtnerinnen und -gärtnern ...................................................... 2 0 Bio- und Naturgarten
Serie: Sandras Garten «Ich kompostiere, also bin ich» ...................................................... 1 8 Serie Gemüsegarten: «Salate mit dem gewissen Etwas» – Sorten von Pro Specie Rara für den Biogarten ...................................................... 2 8 Laufenten: Schneckenjäger zu mieten – Pia Oechslin zieht Laufenten auf und leiht sie paarweise aus ...................................................... 3 0 Einjährige Sommerblumen: Raritäten für den Blumengarten mit Leserangebot ...................................................... 3 2 Räuchern: Pflanzen zum Beruhigen, Beleben und Reinigen – eine Alternative zu gekauftem Räucherwerk mit Leserangebot ...................................................... 3 6
4 4 Wildstauden und Zuchtformen empfohlen von unseren Fachleuten
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Laufenten Fleissige Schneckenfresser zu mieten für den eigenen Garten SEite 30
neue S er i e
Gemüsegarten: Ausgewählte Salatsorten von Pro Specie Rara für den Biogarten SEite 28
Wildkräuter Frühlingsrezepte wie Blütenbutter, Kräutersuppe, Limonade
Wildkräuterküche
Frühlingshafter Wiesenschmaus Rezepte von Nell Schori Dürst ...................................................... 3 8
SEite 38
P ORT r ä T
Mira Langegger: Hüterin des Samenschatzes von Pro Specie Rara ...................................................... 4 6 RU B RIKEN Bioterra an der «Giardina»........................... 9 Notizen: Ute Studers Seite....................... 35 Beratung: Urs Streuli weiss Rat............... 4 1 Im Focus.................................................. 43 Kurse....................................................... 44 Vorschau/Impressum................................... 48 Leserservice/Bestelltalon..................... 49
Porträt Mira Langegger führt die Samen-Bibliothek von 1500 Pflanzen SEite 46
F o t o s : G a p - P h o t o s , S t e f a n W a l t e r , P r o S p e c i e R a r a , P e t e r S a m u e l J a gg i , b l i c k w i n k e l
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saison —
Kapern aus gänseblümchen – S EITE 11 Borretsch – S EITE 12 Bodenprobe – S EITE 13 Blutwurz – S EITE 13 so wird ausgesät – S EITE 14 samen vorquellen – S EITE 14 gierschpesto – S EITE 15 Keimtemperaturen von gemüse – S EITE 15 pflegeplan erdbeeren – S EITE 17 Von Ute Studer
tulpen und nArzissen
Hohe Zwiebelblüher jetzt düngen
hoch wachsende Zwiebelblumen wie Narzissen und tulpen kann man bereits zu Beginn der Blütezeit mit gaben von Kompost düngen. Das ermöglicht den pflanzen während der relativ kurzen Vegetationszeit, die Nährstoffe in den Zwiebeln einzulagern. Dadurch wird die Blüte im kommenden Jahr besonders reich.
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s sa a i s on
vitAMinreich
Kapern aus gänseblümchen gänseblümchen Bellis perennis enthalten viel Vitamin C sowie Mineral-, gerb- und Bitterstoffe, die den stoffwechsel anregen und Frühlingsmüden auf die sprünge helfen. als Kapern lassen sie sich sogar konservieren. Dazu werden zwei hände voll gänseblümchenknospen gepflückt und mit einem gestrichenen teelöffel salz bestreut. Nachdem sie einige stunden gezogen haben, kocht man sie in ½ l apfelessig kurz auf. Dann wird der sud durch ein sieb abgegossen und nochmals aufgekocht. Die Knospen in ein schraubdeckelglas geben und mit dem sud übergiessen. Nach 14 tagen sind die Kapern genussbereit.
schneefelberich
Eleganter «Schwanenhals»
Die gebogenen, weissen Blütenähren des schneefelberichs Lysimachia clethroides ziehen viele insekten an. Durch die späte Blütezeit von Juli bis september bietet der schneefelberich Bienen, hummeln und schmetterlingen Nahrung, wenn zahlreiche sommerblüher bereits verblüht sind. Die hübsche staude wächst sowohl in der sonne als auch im halbschatten, kommt auch mit Wurzeldruck gut zurecht und ist eine ausgezeichnete schnittblume.
buch
gärtnern mit töpfen Wer keinen garten hat, muss nicht aufs gärtnern verzichten. gudrun ongania zeigt in ihrem ideenreichen und praxisorientierten einsteigerbuch, wie man gemüse, Kräuter und salat in töpfen kultivieren kann. pflanzenporträts und schritt-für-schritt-anleitungen zu grundlegenden themen unterstützen einen erfolgreichen start der Kulturen. ergänzend dazu leckere rezepte für die Zubereitung des eigenen gemüses. An die Töpfe, gärtnern, los! g. ongania, haupt-Verlag, 2014, Fr. 35.–. Bestelltalon Seite 51.
Fotos: gap-photos
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S a nd r a s G arte n
, e r e i t s o p m o k Ich also bin ich vo n Sandra Web er
Erst im März gute Vorsätze fürs neue Jahr zu fassen, ist reichlich spät. Da das Gartenjahr, anders als das Kalenderjahr, aber gerade erst begonnen hat, halte ich es für legitim, mir vorzunehmen, mich besser um den Kompost zu kümmern. Als Erstes muss ich hier ein Geständnis ablegen. Es fällt mir schwer, es als Biogärtnerin zugeben zu müssen, wirklich. Aber es muss raus: Ich habe mich bisher nicht um den Kompost gekümmert. Dabei weiss ich, wie gut das Kompostieren für den Garten wäre. Und kinderleicht dazu, dachte ich zumindest, damals als Neugärtnerin. Abfälle aufschichten, warten und – simsalabim – wird daraus nährstoffreicher Humus. Dass es etwas komplizierter ist, merkte ich, als ich mit dem Garten einen alten Komposthaufen übernahm. Er hatte wenig Ähnlichkeit mit der krümeligen schwarzen Erde, die jeweils in der BBC-Doku «Garde-
ners’ World» gezeigt wurde. Es hätte mich nicht erstaunt, beim Stochern in der fauligen, schneckenverseuchten Masse auf Adventskranzskelette und mumifizierte Räbeliecht-Laternli aus den 80er-Jahren zu stossen. Und egal wie viel Laub und Karottenschalen ich auf den stinkenden Haufen türmte, aus dem Zeug wollte einfach kein Kompost werden. Schliesslich hatte ich aufgegeben und das Gartengold im Kompostierwerk gekauft. Nun aber, wo der Frühling sein blaues Band durch die Lüfte flattern lässt und Garten und Gärtnerin mit neuer Kraft erfüllt, kann ich den traurigen
Haufen nicht mehr länger ignorieren. Ich beschliesse, mir bei der Kompostberaterin Lisabeth Steiger Hilfe zu holen. Sie diagnostiziert eine Überdosis Küchenabfälle. Denn die erste Kompostregel lautet: Gleich und gleich gesellt sich nicht gern. Ein Haufen aus welkem Salat und Rasenschnitt verpappt und verfault. Nur wenn er mit trockenen, strukturreichen Materialien gemischt und immer mal wieder mit einer Mistgabel gelockert wird, entsteht das ideale Verrottungsklima. Zweitens: Komposttierchen haben weder Messer noch Gabel. Darum sollte alles auf Fingerlänge zerkleinert werden. Und drittens: Der Kompost mag es feucht und halbschattig. Zu wenig Feuchtigkeit führt zum Austrocknen, zu viel Nässe wiederum lässt das Material faulen. Darum muss der Kompost mit einem Deckel oder Vlies vor Regen geschützt und nur bei zu viel Trockenheit gegossen werden. Werden diese
step by step
Stauden teilen Das Frühjahr ist der ideale Zeitpunkt, um Stauden wie Astern, Phlox, Rittersporn, Monarda, Hosta oder Echinacea zu teilen, die man vermehren möchte, oder die zu gross geworden sind und nicht mehr so üppig blühen.
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1 Die Staude ausgraben oder aus dem Topf lösen, Erde gut abschütteln.
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Regeln befolgt, wird der Kompost auch nicht stinken, meint Lisabeth Steiger. Keinesfalls auf den Kompost gehören übrigens Asche, Speisereste und Fleisch. Auch auf kompostierbare Plastiksäcke verzichtet man besser – sogar professionelle Kompostierwerke haben Mühe, die Temperaturen zu erreichen, die nötig wären, diese zu zersetzen. Die Expertin verschreibt meinem Haufen Gesellschaft: Ein zweiter Haufen soll nun zum Sammeln dienen, während der erste Haufen reifen kann. In 6 bis 12 Monaten, je nach Witterung, meint Lisabeth Steiger, wäre mein Gartengold reif. Reifer Kompost riecht angenehm nach Walderde, hat eine krümelige Struktur und eine dunkelbraune, fast schwarze Farbe. In ihm sind nur noch schwer abbaubare Stoffe wie Holzstückchen, Avocadokerne, Nuss- und Eierschalen erkennbar. Die rötlichen Kompostwürmer haben den Kompost verlassen, dafür sind die dickeren rotbraunen eingewandert. Reifer Kompost ist ein hervorragender, langsam wirkender Dünger, der nur oberflächlich verteilt und leicht in die oberste Erdschicht eingearbeitet wird. Weitere Kompost-Ratschläge gibts im Bioterra-Gartenbuch «Mein Garten biologisch und naturnah» oder im Kompost-Merkblatt, beides über www.bioterra.ch>shop erhältlich. gärtnerlatein
Im März gibts im Gemüsegarten kaum as etwas sandr zu holen. Auf frisches, selbst Tipp angebautes Gemüse muss man trotzdem nicht verzichten. Sprossen, etwa von Kresse, Alfalfa oder Rucola, kann man auch in der Küche ziehen. Ihr hoher Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen verleiht nicht nur Gärtnerinnen neuen Schwung.
Was heisst eigentlich «Humus»?
Als Humus bezeichnet man die gesamte abgestorbene organische Bodensubstanz, die ein wichtiger Bestandteil des Bodens ist. Der Humus wird fortwährend von den Bodenlebewesen zersetzt und umgebaut. Dadurch werden die in den organischen Bodensubstanzen gebundenen Nährstoffe so verändert, dass sie in mineralischer und damit pflanzenverfügbarer Form vorliegen.
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2 Mit einem Spaten in mehrere Stücke teilen, dabei darauf achten, dass die Austriebe nicht verletzt werden.
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Teile einzeln wieder in mit Kompost angereicherte Erde setzen.
4 Die eingepflanzten Staudenteile gut angiessen.
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bl um e n g arte n
4x4 Wildstauden
für den Garten
Einheimische Wildstauden und ihre Zuchtformen sind eine Bereicherung im Blumengarten. Für den Menschen und auch für viele Insekten. Ihre Blüten beleben den Garten und lassen sich im Staudenbeet gut mit Gartenstauden kombinieren. Fachleute von Bioterra-Betrieben verraten ihre persönlichen Favoriten. Von Sarah Fas ol i n
Einheimische Wildpflanzen gedeihen und vermehren sich in der Natur ohne des Menschen sorgende Hand. Am richtigen Standort kommen sie alleine zurecht, brauchen nicht mit Wintervlies umwickelt oder mit Spezialdünger versorgt zu werden. Das kann auch im Garten von Nutzen sein. Zudem bieten sie Nahrung und Unterschlupf für viele Wildtiere. Wer seinen Garten mit Wildpflanzen und Zuchtformen davon bestücken möchte, muss dafür nicht komplett neu planen: Denn Wildstauden lassen sich auch mit Prachtstauden wie Pfingstrosen, Rittersporn oder Lupinen kombinieren, sofern sie die gleichen Ansprüche an Boden und Standort stellen. Eine gute Pflanzenwahl ist jedoch nicht immer einfach, denn die Palette ist gross: Über 3000 Blüten- und Farnpflanzenarten sind in der Schweiz heimisch. Von ihnen stammen unzählige Kultursorten ab. Welche davon sich gut im eigenen Garten ansiedeln lassen, wissen die sechs Bioterra-Experten, die als Gärtnerinnen oder Gartengestalter der einheimischen Flora
oder deren nahen Verwandten grosses Gewicht geben. Sie stellen je vier ihrer Favoriten vor und erklären, worauf es ankommt und welche Erfahrungen sie mit diesen Pflanzen gemacht haben. Ein zentrales Thema bei einheimischen Wildpflanzen ist die Frage nach dem Rückschnitt. Soll man die Samenstände abschneiden oder stehen lassen? Die Antwort hängt einerseits mit der Pflanze und ihrer Fähigkeit, sich über Samen zu vermehren, zusammen. Andererseits aber auch damit, wie gut der Garten eingewachsen ist. Wo Pflanzen dicht an dicht stehen, haben es Samenkörner schwer, ein Plätzchen zum Keimen zu finden. In einem frisch angelegten Garten stehen da die Chancen schon besser. Um sich das Wissen anzueignen, wie sich die Pflanzen im eigenen Garten entwickeln, beobachtet man sie am besten die ersten paar Jahre sehr aufmerksam. So lernt man nicht nur die ganze Pflanze, sondern seinen Garten immer besser kennen.
Buchtipp und App: Flora Helvetica, 3000 wild wachsende Blüten- und Farnpflanzen der Schweiz mit Bestimmungsschlüssel, Konrad Lauber, Gerhart Wagner, 5. vollständig überarbeitete Ausgabe 2012, Haupt-Verlag, Bern, Fr. 148.–. Flora Helvetica als App: Für iOS- und Android-Geräte. Enthält alle Bilder, Artenbeschreibungen und in der Profiversion den bewährten dichotomen Bestimmungsschlüssel. Ein Multikriterien-Bestimmungsschlüssel erlaubt das Bestimmen anhand einfacher Merkmale, Fr. 100.–
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EmpfEhlung * Veronika Kraus und Cora Barth, Stiftung Höfli
Trauben-Steinbrech und Strauss-Steinbrech Saxifraga paniculata und cotylédon Herkunft: Europäisch-nordamerikanisch und eurarktisch-alpin | Blütezeit: Mai bis Juli | Standort: Sonnig, karge Böden | Rückschnitt: Nein | Wuchshöhe: 30 bis 40 cm
Beide Steinbrecharten eignen sich für extreme Standorte wie fürs Bepflanzen von Mauern, Wegrändern und Dächern, da sie trockenresistent und frosthart sind. Ihre weissen, zarten Blüten in grosser Zahl verbreiten eine helle, luftige Stimmung und ihre immergrünen Rosetten sind auch im Winter ein Hingucker. Besonders hübsch ist die hängende Blüte des StraussSteinbrechs an einer Trockenmauer. Der TraubenSteinbrech wächst aufrecht und eignet sich auch fürs Bepflanzen von Töpfen. Nach der Blüte macht die Pflanze viele kleine Rosetten, die man problemlos abzwicken und an andere Standorte pflanzen kann. BIoTERRA
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L a u f e nte n
Schneckenjäger zu mieten Kaum ein Garten, der nicht von Schnecken geplagt wird. Indische Laufenten schaffen Abhilfe. Die fleissigen Tiere haben Schnecken zum Fressen gern. Bei Pia Oechslin kann man die sympathischen Tiere mieten. Von Sandra Web e r
In Pia Oechslins Garten in Lauerz leben Schnecken gefährlich. Kaum gucken die ersten Sonnenstrahlen über die Gipfel der Mythen, quaken rund 32 Indische Laufenten zum Halali. Emsig schnatternd, die langen Hälse suchend ausgestreckt, arbeiten Ins Herz geschlossen . . . sich die Schneckenjäger durch Wiesen, Gemüse und Stauden und machen kurzen Prozess mit allen Schleichern, die ihnen dabei unter den Schnabel kommen. Nacktschnecken haben sie zum Fressen gern. Aber auch Ameiseneier, Dickmaulrüssler, Buchsbaumzünsler und andere unerwünschte Gartengäste munden ihnen vorzüglich. Von einer solch effizienten, ökologischen und nicht zuletzt sympathischen Schädlingsbekämpfungstruppe kann man nur träumen. Oder sie mieten. Pia Oechslin – sie ist auch Mitglied von Bioterra – verleiht ihre Enten paarweise an schneckengeplagte Gartenbesitzer. «Rent en Ent», nennt sich dieses schweizweit einzigartige Geschäftsmodell. Begonnen hat alles vor etwas mehr als zehn Jahren. An Kleintierausstellungen heimsten Pia Oechslins Enten regelmässig Schönheitspreise ein. Für Aufsehen sorgten die hübschen Tiere aber auch, wenn sie den Schulgarten, den ihre Besitzerin als Kustodin betreute, von Schnecken befreiten. In der Folge bekam Pia Oechslin immer öfter Anfragen von Leuten, die sich für die Enten interessierten. «Denen bot ich jeweils an, ein Pärchen auszuleihen, damit sie die Laufentenhaltung gleich am lebenden Objekt ausprobieren konnten», erzählt sie. «Bald darauf berichtete die Lokalzeitung, andere Medien folgten und mittlerweile sind meine Tiere fast «Rent en ent»
So funktionierts
Die Enten können rund ums Jahr gemietet werden. Die Mindestmietdauer beträgt zwei Wochen, der Preis Fr. 5.– pro Tag. In den Mietkosten enthalten sind zwei Enten, ein Schlafhaus, ein Schwimmbad, Körner und Zaunmaterial. Die Enten können abgeholt oder gegen einen Aufpreis geliefert werden. Sie werden im Schlafhaus transportiert. Kontakt: Pia Oechslin, Seestr. 52, 6424 Lauerz, Tel. 041 811 47 66, pia@oechslin.eu, weitere Informationen und Kursausschreibungen unter www.piasgartenberatung.ch.vu.
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Pia Oechslin leiht Biogärtnern ihre Enten aus.
«Die Mieter sollten Freude an den Enten haben. Das Wohl der Tiere kommt an erster Stelle.» den ganzen Sommer über unterwegs.» Es ist ihr aber wichtig, dass ihre Kunden die Enten nicht nur wegen ihres Schneckenhungers in den Garten holen. «Die Mieter sollten auch Freude an den Vögeln haben», betont Pia Oechslin. «Das Wohl der Tiere kommt an erster Stelle.» Damit die Menschen und Enten die Möglichkeit haben, eine Beziehung zueinander zu entwickeln, empfiehlt sie, die Enten mindestens zwei Wochen, besser aber noch länger zu mieten. Nicht selten schliessen die Mieter die Enten dabei so sehr ins Herz, dass sie die Vögel behalten möchten. Es sind nicht nur putzige, sondern auch pflegeleichte Haustiere. Allerdings brauchen sie genügend Auslauf und eine absolut giftfreie, naturnahe Gartenstruktur. «Enten haben keine Zähne», erläutert die Entenmutter. Für die Verdauung von Körnern und Schnecken benötigten sie nebst Grünzeug auch Dreck. «Damit panieren sie die schleimigen Tiere, um sie besser schlucken zu können. Ausserdem helfen die darin enthaltenen Steinchen, die Körner im Magen zu zermalmen.» Auch brauchen die Vögel einen nicht zu flachen Badeteich. Das Wasser löscht ihren Durst, lässt die Schnecken besser durch den Hals rutschen und dient den Tieren zur Gefiederpflege. Es sollte täglich gewechselt werden, um Krankheiten zu vermeiden. Weniger geeignet sind kleine Biotope. Nicht nur fressen die Enten gerne die darin lebenden Pflanzen und Tiere, auch lässt dieses sogenannte Gründeln und ihr Kot das Wasser innert kurzer Zeit trüb werden. Abgerundet wird der entenfreundliche Garten durch Sträucher, die Schutz vor Raubvögeln bieten. Denn nebst Hunden, Mardern und Füchsen seien sie die grösste Gefahr für die gefiederten Schneckenfresser, sagt Pia Oechslin. Zumindest vor Letzteren
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enten sind herdentiere. Pia oechslin vermietet sie deshalb immer nur paarweise.
schützt ein abschliessbares Schlafhaus, das übrigens wie der Badeteich mitvermietet wird. Wer befürchtet, die enten abends durch den Garten jagen zu müssen, um sie zurück ins häuschen zu bringen, kann beruhigt sein: in der Dämmerung zieht es die enten meistens selbst zurück in ihr häuschen, solange es sauber und trocken ist. aber man muss natürlich trotzdem überprüfen, ob alle enten in Sicherheit sind. und sie am Morgen möglichst früh wieder befreien. am hungrigsten sind sie bei tagesanbruch, wenn auch am meisten Schnecken unterwegs sind. ist der Garten schneckenfrei, ernähren sich die tiere von eingeweichtem Brot, Körnern, Würmern, Käfern und Gras. Wobei schneckenfrei ein relativer Begriff ist: «Die enten reduzieren den Schneckenbestand zwar drastisch», sagt Pia oechslin, «sie rotten diese aber nicht komplett aus.» Das sei auch gut so, «denn sie gehören als Fäulnisstoffvertilger zum ökologischen Gleichgewicht», erläutert die gelernte Gärtnerin, die nebst ihrer tätigkeit als entenvermieterin und hauswirtschaftslehrerin auch regelmässig Biogartenpraxiskurse durchführt. Drei Dinge sollten entenmieter beachten: erstens fühlen sich enten nicht nur von Schnecken, sondern auch von Setzlingen und frischen austrieben magisch angezogen. hat sie das Jagdfieber gepackt, passen sie auch nicht immer auf, wo sie hinwatscheln, und können schon einmal das eine oder
andere zertrampeln. Pia oechslin rät daher, empfindliches mit einem 30 cm hohen Zaun oder einem Gitterkorb zu schützen, oder die enten den Gemüsegarten vor der auspflanzung «entschnecken» zu lassen. Zweitens sollte möglichst verhindert werden, dass sich die enten mit ihren wilden Verwandten, den Stockenten, paaren, was insbesondere in Gewässernähe passieren kann. Die daraus resultierenden Mischungen würden vom Wildhüter getötet. und drittens: Die Laufenten dürfen nicht gescheucht oder erschreckt werden. Denn Pia oechslins tiere können fliegen. Bisher sei es allerdings noch nie vorgekommen, dass einem Mieter eine ente davongeflattert wäre, sagt Pia oechslin. Sie ist sich sicher, dass die tiere nicht unter der Vermietung leiden: «ich betreibe Wildaufzucht, lasse also die enten ihre Jungen selber aufziehen», erklärt sie. Das heisst, ihre enten sind zwar haustiere, aber nicht so zahm und auf sie fixiert, wie es ein hund oder eine Katze wäre. in erster Linie ist ihnen wichtig, dass ihre Grundbedürfnisse erfüllt sind und sie andere enten zur Gesellschaft haben. Pia oechslin achtet darauf, dass die enten stets mit ihrem «Gspänli» in einen Garten kommen. enten bilden Paare, die oft ein Leben lang zusammenbleiben. «ausserdem sind sie sich das umziehen gewöhnt. ich versetze ihr Gehege regelmässig, damit sie immer wieder andere Stellen im Garten entdecken können», sagt Pia oechslin. nur tschipsi vermietet sie nicht. Der erpel folgt ihr auf Schritt und tritt. «er ist richtig feiss, weil er immer vor unserer tür sitzt, statt mit den anderen auf die Jagd zu gehen», erzählt Pia oechslin, während tschipsi zärtlich an ihrer Jacke knabbert. aber nicht nur tschipsi, auch die anderen enten fühlen sich bei Pia oechslin wohl und kehren immer wieder gern heim. Sonst wären sie vermutlich schon lange in den Lauerzersee hinuntergeflogen.
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Was zu beachten ist
Die Laufenten-Gesellschaft im Biogarten von Pia Oechslin in Lauerz.
Foto: Pia oechSLin, BLicKWinKeL
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Die enten sollten stets zur gleichen Zeit, am besten bei tagesanbruch, das häuschen verlassen können. Damit sie Schnecken verdauen können, brauchen sie Gras und Dreck und täglich frisches Wasser im Badeteich. heu und eine handvoll Körner ergänzen ihren Menüplan. ein Zaun verhindert, dass sich die tiere auf die Strasse oder in nachbars Garten verirren. Sträucher spenden Schatten und Zuflucht vor raubvögeln. Damit die enten ihre halter kennenlernen, empfiehlt Pia oechslin, viel mit ihnen zu reden. Bei einbruch der Dunkelheit müssen die tiere in ihr Schlafhaus geleitet und eingeschlossen werden. Das mit Stroh gepolsterte häuschen muss stets sauber und trocken sein. enten sind herdentiere und dürfen nie einzeln gehalten werden. Die weiblichen tiere legen fast täglich ein ei. es kann gleich verwendet werden wie ein hühnerei.
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R a r it ä te n
Blütenfülle für einen Sommer Einjährige Blumen zieren den Garten vom Sommer bis zum Herbst mit einer Fülle leuchtender Blüten. Sie ergänzen den Stauden- oder Gemüsegarten auf ideale Weise und lassen sich auch mit einheimischen Pflanzen kombinieren. Wir bieten sieben weitgehend unbekannte Schönheiten als Setzlinge aus der Biogärtnerei am Hirtenweg an.
Von Moni ka Se ith und Be at ri x M ühle thale r
Einjährige Sommerblumen sind ideale Lückenfüller oder eindrucksvolle Einzelgänger auf reinen Sommerblumenbeeten. Sie bringen Farbe in den Gemüsegarten oder schmücken vorübergehend eine Rabatte, die im Herbst mit mehrjährigen Stauden bepflanzt wird. In Kürze wachsen sie zu voller Grösse, bilden zahlreiche Blüten in leuchtenden Farben. Kreativen Gärtnerinnen und Gärtnern, die gerne immer wieder neue Gartenbilder gestalten, öffnen sie Raum für Experimente. Alle sieben Einjährigen im Angebot bieten Nahrung für unsere einheimischen Insekten.
Sonnenhungrige Geschöpfe Die meisten Sommerblumen stammen aus wärmeren Klimaregionen und brauchen deshalb sonnige, warme Plätze. Bei Hitze und Stauwärme verblühen sie allerdings ebenfalls schnell und können unter Pilzbefall leiden. Ein gut gelockerter, nährstoffreicher Boden mit einem ausgeglichenen Wasserhaushalt bietet die beste Grundlage für ihr Gedeihen. Denn als Einjährige müssen sie in kurzer Zeit starke Wurzeln und eine grosse Blattmasse bilden. Dies befähigt sie, über viele Wochen zu blühen. Ideal ist ein mit Kompost angereicherter, lockerer Lehmboden. Ein schnell wirksamer organischer Stickstoffdünger wie zum Beispiel Hornmehl erleichtert den Wachstumsstart, Langzeitdünger (Kompost oder grob gekörnte organisch-mineralische Volldünger) liefern Nach-
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schub. Beides lässt sich vor dem Pflanzen einarbeiten. Bei Bedarf kann man später organischen Flüssigdünger geben, vor allem bei der Kübelkultur. Die Nachdüngung sollte weniger stickstoffbetont ausfallen. Das Ausknipsen welker Blüten oder leichtes Zurückschneiden verzweigter Stängel verlängert die Blühdauer. Zwischen eingewachsenen Stauden entwickeln sich die Einjährigen nur bei grosszügigen Lücken gut. Günstige Nachbarn sind tief wurzelnde oder Ausläufer bildende Stauden, weil bei diesen die Wurzelkonkurrenz gering ist. Heikel ist es, einjährige und mehrjährige Stauden gleichzeitig zu setzen. Denn der kräftig wachsende Sommerflor kann Stauden, die nur langsam anwachsen, zu stark beschatten. Dann haben Schnecken ein leichtes Spiel. Im ersten Jahr wird auch bei gekonnter Kombinationsplanung das Farbenspiel nicht optimal sein, weil die jungen Stauden noch nicht oder erst wenig blühen.
Pflanzzeit ist im Mai Der Pflanzplatz wird am besten nach dem ersten Blütenflor der Stauden in der ersten Maihälfte vorbereitet. Der erwärmte, nicht mehr allzu nasse Boden muss tief gelockert werden, bevor man den Kompost oder Dünger untermischt. Pflanzzeit ist nach den Eisheiligen. Wenn in den folgenden Pflanzenbeschreibungen nichts anderes vermerkt ist, gelten die allgemeinen Aussagen zu
Standortwahl, Düngung und Pflege. Sommerflor versamt oft selbst. Doch nicht alle Arten keimen und wachsen ohne menschliches Zutun. Wir können den Nachwuchs durch Direktsaat in den bereits warmen Boden fördern oder im Haus auf dem Fensterbrett vorziehen. Die im Beet spontan gekeimten Nachkommen stärkt man nach allfälligem Ausdünnen mit Dünger, damit sie uns einen weiteren Sommer erfreuen.
Die Raritäten in unserem Angebot Spinnenblume Cleome spinosa Herkunft: Südamerika. Pflanze: Pinkrosa oder kirschrote Blüten mit weit herausragenden Staubgefässen an ständig wachsenden Trauben, Juli bis Herbst. 100 bis 150 cm hoch, sparrig. Laub dunkelgrün gefiedert. Nachzucht: Anfang April drinnen säen, in kleine Töpfe pikieren und nach den Eisheiligen pflanzen. Verwendung: In reinem Sommerflorbeet von mindestens 1 m Breite. Solitärpflanze, Schnittblume. Kombinationen: Sommerblumen, die weiss, rosa oder blau blühen, wie Scabiosa atropurpurea ‘Snowmaiden’, Verbena bonariensis, Dracocephalon moldavica, Cosmos bipinnatus, Lavatera trimestris, Salvia patens.
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Auffallend ungewรถhnlich: Die Spinnenblume.
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Wil dk räu te rkü ch e
Frühlingshafter Wiesenschmaus Ob Kräutersuppe, Limonade oder Blütenbutter: Nell Schori Dürst zaubert aus Wildpflanzen Gaumenfreuden. Wir haben die passionierte Köchin und Kräutersammlerin in ihrem Bauernhaus in Dotzigen BE besucht, um ihr bei der Zubereitung des Wiesenschmauses über die Schulter zu schauen. Von Stephani e R i e d i
Nell Schori Dürst führt das Messer wie der Samurai das Schwert: Blitzschnell und hoch konzentriert hackt sie eine Handvoll Bärlauchblätter klein. Kaum kitzelt der herb-würzige Duft die Nase, gesellt sich jener des Löwenzahns dazu, dann jener der Brennnesseln, des Spitzwegerichs sowie anderer Wald- und Wiesenspezialitäten mehr. «Neun Wildpflanzen braucht es insgesamt für die traditionelle Kräutersuppe», sagt Nell Schori, ohne Sorten und Mengen zu verraten. Die Natur diktiere das Menü, erklärt sie kryptisch. «Hauptsache, es schmeckt.» Der lockere Umgang mit Rezepten jeder Art beruht zweifellos auf langjähriger Erfahrung. Ebenso das Know-how, mit der die Köchin am Herd der profimässig eingerichteten Küche des ehrwürdigen Bauernhauses in Dotzigen BE hantiert. Seit zwei Jahren betreibt die 55-Jährige ein Wiesenschmaus-Catering und eine Table d’Hôte. «So kann ich meine beiden Leidenschaften verbinden: das Kochen und die Natur.» Pflück- und Erntefrisches holt sich Nell Schori Dürst direkt vor der Haustür. Im Gemüsegarten oberhalb des Gebäudes gedeihen Köstlichkeiten, wie es sie fast nirgends zu kaufen gibt, etwa Guter Heinrich Chenopodium bonushenricus, Randen der Sorte ‘Chioggia’, Hirschhornwegerich Plantago coronopus und natürlich diverse Tomatenraritäten von Pro Specie Rara. Auch verschiedene Beeren, ‘Berner Rosenapfel’ und zahlreiche Aromaspender locken je nach Saison. Weitere kulinarische Schätze spürt die Kräuterkundige zwischen den Anpflanzungen auf. Der
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verwinkelt-verwunschene Garten entpuppt sich in ihrer Begleitung als veritabler Feinkostladen. Beim Teich etwa gibt es Wasserdost Eupatorium cannabinum und Feld-Thymian Thymus serpyllum, am Rand des mäandernden Wegleins Vogelmiere Stellaria media, Spring-Schaumkraut Cardamine impatiens, Scharbockskraut Ficaria verna und Vergissmeinnicht Myosotis. Ihr Wissen über Wildkräuter und -pflanzen hat sich Nell Schori Dürst über Jahrzehnte angeeignet: durch Nachschlagewerke einerseits, durch die Lektüre von Fachbüchern und -zeitschriften andererseits. Die Liebe zur Natur bekam die Bauerntochter quasi mit der Muttermilch eingeflösst. «Als Kind sammelte ich Wildpflanzen und -kräuter für Mutters Teemischungen», erzählt sie, derweil sie nach dem Ausflug in den Garten wieder in der Küche werkt: Butter im Topf schmilzt und darin die Kräuter sowie eine geriebene Kartoffel kurz andünstet. Mit Bouillon ablöscht und etwas Milch beigibt. Den Deckel auf den Topf setzt und die Hitze reduziert, um die Suppe simmern zu lassen. Inspirationen für ihre kulinarischen Kreationen findet die Köchin auf Spaziergängen, Wanderungen und in Büchern, etwa in den Werken ihrer Fachkolleginnen Gisula Tscharner und Meret Bissegger. Vor rund zehn Jahren begleiteten Nell Schori und ihr Mann, der Bildhauer und Liedermacher Tom Dürst, Gisula Tscharner auf Kräuterpirsch, um anschliessend ein Menü aus gesammelten Wildpflanzen zu geniessen. «Das war für mich die Initialzündung», konstatiert sie. «Ich fing an, mit
Wildpflanzen zu experimentieren und neue Gerichte zu kreieren.» Als Kostprobe offeriert sie Gundelrebe-BlütenFrischkäse-Bällchen. Ein Gedicht! Mittlerweile sind auch die Wildpflanzen im Topf gar. Nell Schori Dürst püriert sie mit dem Stabmixer, gibt eine Prise Fleur de Sel, Muskatnuss und Pfeffer dazu und verfeinert die Suppe mit einem Schluck Rahm. Der Duft erinnert an Wiesen, Wälder und Felder, aber ebenso an längst vergangene Zeiten. Das Ur-Rezept der Neunkräutersuppe, auch Neunstärke genannt, stammt immerhin aus dem 11. Jahrhundert. Über Generationen war es Tradition, die frühlingsgrüne Spezialität an Gründonnerstag aufzutischen. Da Ostern ein variabler Feiertag ist, der nach dem alten Mondkalender bestimmt wird, landeten immer wieder andere Wildkräuter im Topf. Man pflückte, was die Natur eben gerade zu bieten hatte. Was wiederum ganz im Sinne von Nell Schori Dürst ist. «Mein Credo in der Küche lautet: frisch und saisongerecht.» Wobei ihr der sorgfältige Umgang mit den Ressourcen ebenso wichtig sei. «Ich sammle nur, was ich brauche, und verwende vorwiegend «Unkräuter», von denen es viele gibt.» Sagts und adelt die Neunkräutersuppe schliesslich mit flaumig geschlagenem Rahm, VollkornCroutons und essbaren Primel-Blüten. Voilà, der Wiesenschmaus ist angerichtet. An den nächsten Wiesenschmaus-Tafeln kredenzt Nell Schori Schweinsfilet mit Wildkräuterkruste, 15. März, und Poulet-Cordon-bleu mit Bärlauch, 12. April. Infos unter www.einstein-dotzigen.ch
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Wildkrä uter k üc he
Blütenbutter mundet himmlisch Kräuterlimonade
Blütenbutter
Nell Schori Dürst: «Ich sammle nur, was ich brauche.»
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SEt 1 | kräutEr Für atmoSphäriSchES räuchErn Mädesüss Filipendula ulmaria Boden: feucht, nährstoffreich, sonnig Blüte: weiss, Juni bis august | Höhe: 60 bis 120 cm | einheimische Wildstaude |Verwendete Teile: ganzes Kraut Heiligenkraut Santolina chamaecyparissus Boden: durchlässig, mager, sonnig | Blüte: gelb, Juli bis august | Höhe: 30 bis 50 cm Mehrjährige Pflanze | Verwendete teile: ganzes Kraut Salbei Salvia officinalis Boden: trocken, durchlässig, humos, sonnig Blüte: blau, Juni bis Juli | Höhe: 40 bis 60 cm | Mehrjährige Pflanze | Verwendete Teile: ganzes Kraut Steppenbeifuss Artemisia tridentata Boden: sandig, lehmig, sonnig | Blüte: gelb, Juli bis august | Höhe: 90 bis 120 cm Mehrjährige Pflanze | Verwendete Teile: ganzes Kraut Mariengras Hirachloe odorata Boden: feucht, mager, sonnig Blüte: grünlich, braun, Mai bis august Höhe: 20 bis 40 cm | einheimische Wildstaude | Verwendete Teile: Blätter Königskerze Verbascum densiflorum Boden: trocken, mager, sonnig | Blüte: gelb, Juli bis august | Höhe: 120 bis 150 cm | einheimische zweijährige Wildpflanze Verwendete Teile: ganzes Kraut Fr. 43.50
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Wermut Artemisia absinthium Boden: humos durchlässig, trocken, sonnig Blüte: silbrig-gelb, Juli bis September Höhe: 80 bis 120 cm | Mehrjährige Pflanze Verwendete Teile: ganzes Kraut
Engelwurz Angelica archangelica Boden: normale Gartenerde, sonnig bis halbschattig | Blüte: grünweiss, Juni bis august | Höhe: 150 bis 200 cm | einheimische, zweijährige Wildpflanze | Verwendete Teile: Wurzel
Kardamom Elettaria cardamomum Boden: nährstoffreich, feucht, halbschattig Bei über 15 °C überwintern | Höhe: 50 bis 60 cm | Mehrjährige Pflanze | Verwendete Teile: Blätter
Eberraute Artemisia abrotanum Boden: durchlässig, humos, sonnig Blüte: gelblich-weiss, Juli bis oktober Höhe: 40 bis 100 cm | Mehrjährige Pflanze Verwendete Teile: ganzes Kraut
Dost Origanum vulgare Boden: durchlässig, sonnig | Blüte: hell rosa, Juli bis September | Höhe: 30 bis 50 cm | einheimische Wildstaude Verwendete Teile: ganzes Kraut
Quendel Thymus serpyllum Boden: trocken, mager, sonnig | Blüte: purpurviolett, Juni bis august | Höhe: 5 bis 10 cm | einheimische Wildstaude Verwendete Teile: ganzes Kraut
Lavendel Lavandula angustifolia Boden: durchlässig, mager, sonnig Blüte: blauviolett, Juli bis august | Höhe: 60 bis 100 cm | Mehrjährige Pflanze Verwendete Teile: Blüte
Dost Origanum vulgare (s. unter Kräuter zum Beruhigen)
Kamille Matricaria chamomilla Boden: nährstoffreich, durchlässig, sonnig Blüte: weiss, Juni bis august | Höhe: 30 cm einjährige Pflanze | Verwendete Teile: Blüten und Kraut Johanniskraut Hypericum perforatum Boden: durchlässig, trocken, mager, sonnig Blüte: gelb, Juni bis august | Höhe 50 bis 60 cm | einheimische Wildstaude Verwendete Teile: Blütenstände Fr. 39.50
Ysop Hissopus officinalis Boden: durchlässig, trocken, sonnig Blüte: blau, weiss, rosa, Juni bis august Höhe: 20 bis 60 cm | Mehrjährige Pflanze Verwendete Teile: ganzes Kraut Pfefferminze Mentha x piperita ‘Mitcham’ Boden: feucht, nährstoffreich, halbschattig Blüte: rosa, Juni bis august | Höhe: 30 cm Mehrjährige Pflanze | Verwendete Teile: ganzes Kraut Fr. 45.50
Bestelltalon Seite 51
angEbot: räuchErStÖvchEn Stövchen aus sandfarbigem ton mit Stahlsieb der töpferei Maja Marti, Nänikon. Grösse: 10,5 cm breit, 12,5 cm hoch.
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