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G Ä R T N E R N
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G E S T A L T E N
SOMMERGEMÜSE ZUCCHINI ALL'ITALIANA
BLÜTENKÜCHE
EIN SOMMERBUFFET FÜR LIEBE GÄSTE
GROSSE LEIDENSCHAFT
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G E N I E S S E N
FRUCHTSALBEI
10 DUFTENDE SORTEN FÜR DEN TOPFGARTEN
BLÜTENKÜCHE
EIN SOMMERBUFFET FÜR LIEBE GÄSTE
BLUTENSTAUDEN
EDITORI A L
Liebe Leserin, lieber Leser
Doris Guarisco Chefredaktorin «Bioterra»
Leidenschaft, so Wikipedia, ist eine das Gemüt völlig ergreifende Emotion. Wie sehr das auf Gartenmenschen zutrifft, habe ich kürzlich im empfehlenswerten Buch «Ein Garten ist niemals fertig» von Manfred Lucenz und Klaus Bender schmunzelnd gelesen: «Um die erste Blüte der Bart-Iris an einem strahlenden JuniMorgen zu erleben, wurde der Wecker gestellt und die Nachtruhe verkürzt.» Die beiden Männer pflegen seit vielen Jahren ihren grossen Garten am Niederrhein. Von zwei anderen über beide Ohren in Pflanzen vernarrten Freizeitgärtnern berichten wir in dieser Ausgabe von «Bioterra». Michael Schulz komponiert und choreografiert auf 3000 m2 Land eines Biobauernhofes seinen Staudengarten. «Manchmal gibt es richtig grosse Oper», erzählt er begeistert. Etwa wenn die blühenden Steppenkerzen sich in Szene setzen und die Vorübergehenden staunend stehenbleiben. Schulz sät selber aus, will von der Keimung bis zur Blüte sehen, wie die Pflanzen sich entwickeln. – Cornel Rüegg gärtnert im Kleinen, doch mit ebenso viel Herzblut. Sein Reich ist die Terrasse und er pflanzt von Kohlrabi bis Kartoffeln alles an, was essbar ist. Rüegg gesteht, er sei ein regelrechter «Veranda-Junkie». Lesen Sie den Bericht zu Michael Schulz ab Seite 18 und das Porträt von Cornel Rüegg auf Seite 54. Sich seiner gärtnerischen Leidenschaft hinzugeben, tut niemandem weh. Im Gegenteil: Gespräche über den Gartenzaun oder Besuche im Garten verbinden Menschen mit der Freude an Erblühtem. Unter www.offenergarten.ch warten über 90 Gärten auf Ihren Besuch! Ich wünsche Ihnen einen farbig fröhlichen Frühsommer mit genügend Stunden des gelassenen Nichtstuns im Garten oder auf Ihrem Balkon. Herzlich
IM TEAM
ANJA EDELMANN
UTE STUDER
SARAH FASOLIN
Seit Kurzem ist Anja Edelmann Mitglied unseres Teams auf der Geschäftsstelle von Bioterra. Als Leiterin der Administration ist sie für den Mitgliederservice und für weitere Belange unserer Community zuständig.
Wir gratulieren Ute Studer ganz herzlich zum Deutschen Gartenbuchpreis der Kategorie Gartenprosa! Ihr kostbares kleines Werk «Grashüpfer liebt Taglilie» wurde mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Das Buch ist in unserem Shop erhältlich.
Auch unsere Autorin ist preisgekrönt. Ihr Gartenreiseführer Schweiz erhielt einen 2. Platz beim Deutschen Gartenbuchpreis. Lesen Sie von ihr die Titelgeschichte über den Staudengarten von Michael Schulz ab Seite 18.
TITELBILD: PÄONIE, FOTO: BENEDIKT DITTLI
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INHALT
GARTENSAISON
7 Seiten aktuelle Gartentipps für Bio-, Naturgarten und Balkon ........................................................ 6 TITELGESCHICHTE
Der besondere Staudengarten: Michael Schulz hat mitten im Landwirtschaftsland einen prächtigen Staudengarten angelegt ......................................................18
In seinem grossen Staudengarten lässt der passionierte Gärtner Michael Schulz Blüten und Gräser nach seiner ganz persönlichen Dramaturgie tanzen.
BIO- UND NATURGARTEN
Serie: Sandras Garten – Lebensraum für Fledermäuse, Kopfstecklinge anziehen und einen Blütenkranz binden ......................................................16 Sommergemüse: Zucchini all’italiana. Kulinarischer Genuss durch Sortenvielfalt im Biogarten ...................................................... 2 8 Salbei: Fruchtig duftende Salbeisorten für den Topfgarten. Mit Leserangebot ...................................................... 3 2 Hauswurz und Co. Dickblattgewächse prunken mit ihren Blattrosetten und sind genügsam. Mit Leserangebot ...................................................... 3 4 Gestalten: Kübelpflanzen – Tipps, wie man die gesammelten Pflanzenschätze in Töpfen stimmig und sinnvoll anordnet ...................................................... 3 8 Aprikosenspalier: Das Pflanzen,
SEITE 18
Zucchini all’italiana Klein, zart und aromatisch: Ein kulinarischer SEITE 28 Sommergenuss Sommerlich genügsam: Hauswurz, Sedum, Fettblatt und Leberbalsam SEITE 34
Erziehen und Pflegen eines Spaliers
...................................................... 4 0 BLÜTENKÜCHE
Ein Fest für Augen und Gaumen Ein Blütenbuffet für liebe Gäste – mit Rezepten von Erica Bänziger ...................................................... 44 PORTRÄT
Cornel Rüegg: Leidenschaftlicher Balkongärtner und Herausgeber des Buches «Veranda Junkie» ...................................................... 5 4 RUBRIKEN Notizen: Ute Studers Seite....................... 26 Botanica........................................................ 31 Beratung: Urs Streuli weiss Rat............... 37 Offene Gärten................................................. 43 Führung Pflanzgarten Schloss Hegi......... 48 Kurse....................................................... 51 Vorschau/Impressum............................ 5 6 Leserservice/Bestelltalon........................ 57
Cornel Rüegg, Balkongärtner: «Es zieht mich zu meinen Pflanzen!»
SEITE 54
F O T O S : B E N E DI KT DI T T L I , ST E FA N WA LT E R , P RO S P E C I E R A R A , A N DR E A S T H U M M , G A P - P H O T O S
Sinnliche Blütenküche Rezepte für ein fröhlich farbiges Frühsommerfest
SEITE 44
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SAISON —
Flieder – seite 7 Oranges Löwenohr – seite 9 Wasserpflanzen – seite 9 Rose ‘Comte de Chambord’– seite 11 Acker- und Zaunwinde – seite 11 Salat vom Balkon – seite 12 Samen von Erbsen ernten – seite 13 Basilikum – seite 15 Vo n Ute Studer u n d Mar ian na S erena
ZIERLAUCH
Blüten mit Laucharoma Die hübschen violetten Blütenkugeln des Zierlauchs erfreuen nicht nur viele Insekten, sie sind auch essbar. Über Käse, Salate oder Suppen gestreut, sind die Blüten mit dem typischen Laucharoma ein echter Hingucker.
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FOTOS: GAP-PHOTOS
S A IS ON
BRENNNESSEL
Ein Hort für Raupen und Schmetterlinge Nicht nur Käferarten, Blattläuse, Minierfliegen und andere Kleintiere leben auf der Brennnessel, sondern auch 49 Schmetterlingsarten benutzen die Brennnessel für die Eiablage und als Raupenfutterpflanze. Einige der Arten sind sogar auf diese Pflanze angewiesen wie Admiral, Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge, C-Falter und Landkärtchen. Wichtig sind jedoch der Standort, die Menge und die Qualität der Pflanzen, denn jede Art hat eine besondere Brennnessel-Vorliebe entwickelt. Der Kleine Fuchs etwa bevorzugt Brennnesseln in sonniger Lage. Tagpfauenaugen suchen eher halbschattige, windgeschützte Bestände auf. Der Admiral liebt vereinzelt wachsende, eher mickrige Brennnesseln und das Landkärtchen grosse Brennnesselbestände, die im feuchten Schatten von Bäumen in der Nähe von Gewässern wachsen. Damit auch die zweite Generation Futter vorfindet, kann man die Pflanzen Ende Mai bodeneben abmähen.
FL IEDER IN DER VA SE
So blüht er lange
Damit Flieder in der Vase lange Freude bereitet, schneidet man die Zweige am frühen Morgen, wenn es noch kühl ist. Die Blätter entfernt man, da sie schnell unansehnlich werden. Ohne Blätter bleiben die Fliederblüten zudem länger frisch. Für gute Haltbarkeit schneidet man die Enden der Blütenzweige auf einer Länge von 3 bis 4 cm schräg an und taucht sie für drei Minuten in heisses Wasser, bevor man sie in die Vase stellt.
Traditionelles Kräuterwissen Gegen fast alle Übel ist ein Kraut gewachsen. In diesem Buch findet man vielfach erprobte, heilende und wohltuende Rezepte für das Wohlbefinden aus der Hausapotheke unserer Grossmütter. Man erfährt alles über Anbau und Ernte von Kräutern im Garten, auf dem Balkon oder der Fensterbank, mit Kräutersteckbriefen von A bis Z, deren Wirkstoffen, Verwendung und Konservierung. Man lernt, wie man Tinkturen, Öle, Salben und Tees selbst herstellen kann. Grossmutters Kräuterapotheke, Bewährte Hausmittel, Rezepte, Düfte und Farben aus Heil- und Würzkräutern, Renate Dittus-Bär, Ulmer-Verlag, Stuttgart, 2014, Fr. 17.90, Bestelltalon Seite 59
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S A IS ON
WILDKRÄUTER IM FOKUS
Ackerwinde und Zaunwinde
ROSENPORTRÄT
‘Comte de Chambord’
Die Rose ‘Comte de Chambord’ gehört zu den Portland-Rosen. Sie zählt zu den sogenannt Alten Rosen, ist öfter blühend, duftet wunderbar und hat ein üppiges Laub. 1863 in Frankreich gezüchtet, ist ‘Comte de Chambord’ dank ihrer Lebenskraft und ihrem herrlichen Aussehen in nahezu allen Gärten zu finden, die Alte Rosen beherbergen. Sie wächst buschig aufrecht, wird bis zu einem Meter hoch, ist von Natur aus unkompliziert und blüht den ganzen Sommer hindurch bis in den Herbst. Mit ihren grossen, reich gefüllten Blüten in reinem, satinartig schimmerndem Rosa und ihrem starken Duft ist sie ein Muss für Rosenliebhaberinnen und Roseneinsteiger.
Die Ackerwinde Convolvulus arvensis wächst ausdauernd, wird bis 1 m hoch und blüht von Mai bis Oktober weiss oder weiss-rosa. Die Zaunwinde Calystegia sepium ist ebenso ausdauernd und wächst bis zu 3 m hoch. Sie blüht von Juni bis Oktober weiss. Zum Problem werden beide durch das ausladende tiefe und breite Wurzelwerk. Aufgrund ihrer Ausläuferbildung können sie sich schnell ausbreiten und grosse Flächen in Besitz nehmen. Selbst kleinste Wurzelstückchen bilden neue Pflanzen. Beide wachsen kriechend und schlingend, wodurch sie andere Pflanzen erdrücken können. Beide lieben nährstoffreichen, verdichteten Boden. Massnahmen: - Rasen und Wiese einsäen: Sät man in stark befallenen Böden Rasen oder Wiese ein, kann man die Winden mit der Zeit in den Griff bekommen. Voraussetzung ist indes, den Rasen häufig zu mähen und bei der Wiese für Wurzelkonkurrenz mittels Rotklee zu sorgen, der den Boden tiefgründig lockert und so der Verdichtung entgegenwirkt. - Ausgraben: Meist wenig erfolgreich, da die Wurzeln sehr tief wachsen, sodass man mehrere Meter tief graben müsste. Jedes überlebende Zipfelchen bildet prompt wieder eine Pflanze. Ausgegrabenen Boden sieben. In lockerem, feuchtem Boden kann man versuchen, die Wurzeln mit den Ausläufern herauszuziehen. Nur getrocknet kompostieren oder verjauchen! - Zermürben: Man entfernt oberirdisch beharrlich und wiederholend alle Pflanzen, die sich zeigen, bis die Winden geschwächt sind. Braucht Geduld und Ausdauer. - Mulchen: Bringt leider nichts. - Abdecken mit Bändchengewebe: Die Wurzeln wachsen darunter weiter und kommen am Rand heraus.
Vegan frischer Genuss Die Protagonisten in diesem Kochbuch sind natürliche Lebensmittel biologischen Ursprungs wie Obst, Gemüse, Samenkerne, Nüsse, Pilze, Kräuter. Christine Mayr zeigt in 100 Rezepten die ganze Vielfalt der rein pflanzlichen RohkostCuisine. Alle Rezepte sind gluten- und laktosefrei, basisch und reich an Proteinen, Vitaminen, Mineralien. Ein schön aufgemachtes Buch mit tollen Rezepten. RohVegan, 100 Rezepte – natürlich, raffiniert, Christine Mayr, AT-Verlag, Aarau, 2015, Fr. 35.90, Bestelltalon Seite 59
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S A IS ON ÜBERBLICK
Arbeiten im Mai Kübelpflanzen bis nach den Eisheiligen
vor Frost schützen.
Pfingstrosen für die Vase schneidet
man, solange die Blüten noch knospig, ihre Farben aber schon erkennbar sind. Vorgezogene Sommerblumen wie Löwenmäulchen, Tagetes, Zinnien, Wicken und Ageratum werden ab Mitte Mai ausgepflanzt. Himbeeren und Brombeeren kann man mit angetrocknetem Rasenschnitt mulchen. Erdbeeren freuen sich über ein Bett aus Stroh als Unterlage. Das verhindert den Befall mit Grauschimmel und sorgt für saubere Früchte. Schwertlilien nach der Blüte teilen. Säen im Freiland ab Anfang Mai: Rüebli, Salate, Chicorée, Rettich, Radiesli, Randen, Winterlauch, Kohl, Pastinaken, Fenchel, Kardy. Ab Mitte Mai: Stangenbohnen, Buschbohnen, Zuckermais. Pflanzen im Freiland ab Anfang Mai: Artischocken, Kohl, Lauch, Salate, Krautstiel, Fenchel, Kartoffeln, Dahlien- und Gladiolenknollen. Ab Mitte Mai: Gurken, Zucchetti, Kürbis, Tomaten, Sellerie, Auberginen, Peperoni, Kardy, Neuseeländerspinat, Blumen und Kräuter. ÜBERBLICK
Arbeiten im Juni Gladiolen, die im Juni gesetzt werden,
blühen bis September.
Gewächshäuser müssen regelmässig
gelüftet und bei grosser Hitze schattiert werden. Rhabarber und Spargel darf man nur bis Johanni, 24. Juni, ernten. Danach bekommen sie zur Stärkung für das nächste Jahr Kompostgaben. Ab Mitte des Monats Herbstsalate aussäen wie Endivien, Zuckerhut und andere Zichoriensalate. Säen im Freiland: Buschbohnen, Stangenbohnen, Rüebli, Salate, Randen, Rettich, Radiesli, Zuckerhut, Federkohl, Kohlrabi, Blumenkohl, Endivien. Pflanzen im Freiland: Rot- und Weisskohl, Wirz, Rosenkohl, Brokkoli, Sellerie, Gurken, Kürbis, Lauch, Kohlrabi, Sommerblumen. ERDBEEREN
So wird die Ernte ergiebig Spätestens beim Erscheinen der ersten Blütenknospen sollte man auf das Hacken um die Erdbeerpflanzen ganz verzichten, denn Rhizomverletzungen sind oft die Eintrittspforten für Krankheiten. Gleichzeitig kann jetzt Holzwolle unterlegt werden. Dies beugt Fäulnis an den bald reifenden Erdbeeren vor.
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TOMATEN IM TOPF
Zusätzliche Nährstoffe Topfpflanzen haben den Nachteil, dass sie nicht auf aktive Bodenlebewesen zählen können, die Humuskomplexe in pflanzenverfügbare Nährstoffe umbauen, wie dies im Gartenboden geschieht. Im Topf brauchen Tomaten deshalb zusätzliche Nährstoffe. Neu gekaufte Balkonerde enthält bereits eine genügend hohe Düngergabe. Wieder verwendete Balkonerde kann auf biologische Weise mit der Zugabe von Steinmehlen und Hornspänen – beides ist überall im Gartenhandel erhältlich – aufgedüngt werden. Im Topf geschieht dann ein langsamer Umbau zu pflanzenverfügbaren Nährstoffen. Diese Startdüngung reicht den Tomaten übrigens bis in den Herbst hinein.
BASILIKUM
Ernte bis im Herbst
Kauft man ein Töpfchen Basilikum, sollte man die einzelnen Pflänzchen möglichst bald auseinander pflanzen, und zwar in einen grossen Topf, ein Balkonkistchen oder in den Garten. Die einzelnen Basilikumpflanzen brauchen einen Abstand von 7 bis 10 cm. Dies fördert ein starkes Wachstum, die Pflanzen haben genügend Platz, Wasser und Nährstoffe. Beim Ernten knipst man danach jeweils die Triebspitze oberhalb einer Blattverzweigung ab. So wächst aus einem einzigen Basilikumpflänzchen bis zum Herbst eine üppig verzweigte Staude mit dicken verholzten Stängeln und reichem Ertrag.
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SC A ST HU MDEETNG T E RLIN ARTEGNE
Michael Schulz, der virtuose Komponist des Staudengartens.
Der Garten in der Übersicht: Ein Spiel von Farben und Formen – Gartenbilder, die sich ständig verändern.
BLÜTEN UND GRÄSER IN PRÄCHTIGER FÜLLE 18
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In seinem grossen Staudengarten mitten im Landwirtschaftsland in Uettligen lässt Michael Schulz Blüten und Gräser nach seiner eigenen Dramaturgie tanzen. Ein Besuch beim ehemaligen Tänzer und passionierten Gärtner. FOTOS: BENEDIKT DITTLI
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ST A U D E NG ARTE N
«Als der Riesenfenchel zum ersten Mal sich mit seinen Blüten in Szene setzte, blieben die Leute stehen und bewunderten ihn.»
Michael Schulz: «Ich wollte immer mehr, als möglich war.»
«Der Garten ist aus purer Lust entstanden. Er sollte meine Stauden so zusammenbringen, dass sie sich in ihrem Auftritt unterstützen.» Von Sarah Fas oli n
Der Auftakt ist ein wenig dramatisch: Eine Hortensie setzt sich in Szene. Sie heisst ‘Annabelle’ und empfängt beim Eingang das Publikum mit weissen, pompösen Blüten. Also all jene, die hierherkommen, um sich ein besonderes Stück anzuschauen. Ein Stück Land, das 2009 zu einem Garten wurde. Aber auch ein Stück Tanz, eine Aufführung von Stauden und Gräsern, ein Spiel von Farben und Formen, das sich jeden Tag verändert. Jeder Besuch in Uettligen BE ist eine ExklusivVorstellung. An diesem Tag im Juli gehören auch Taglilien und Sonnenhut zum Empfangskomitee. «Frisch und freundlich soll die Ouvertüre sein», sagt Michael Schulz, Choreograf dieser Staudenkomposition. Eigentlich ist Michael Schulz Tänzer von Beruf. Obwohl er ursprünglich gerne Gartengestalter geworden wäre. Jetzt, mit 50 Jahren, kommen die beiden Leidenschaften zusammen, doch der Reihe nach. Michael Schulz wuchs in Braunschweig in Niedersachsen auf. Als sich seine Eltern ihren Traum vom Eigenheim verwirklichten, durfte sich der Sohn um die Umgebung kümmern. Die Grossmutter half ihm dabei, den 1500 Quadratmeter grossen Garten seiner Eltern zu gestalten. Sie wählten klassische Elemente: In der Mitte ein Rasen-Quadrat, das von Blumenbeeten umrandet wird. Daneben legte er einen Steingarten an und hob einen Teich aus. Die Eltern mochten nicht viel Geld für die Bepflanzung ausgeben – so säte Michael Schulz die Stauden selber aus. Die Arbeit mit Pflanzen machte ihm so viel Freude, dass er nach der Schule die Ausbildung zum Gartengestalter angehen wollte. Er fing als Praktikant in einer Baumschule an,
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um sich anschliessend an der Universität für ein GartenbauStudium einschreiben zu können. Doch nach nur drei Wochen brach er ab. Er entschied sich plötzlich fürs Tanzen, seine zweite grosse Leidenschaft. «Mitte Dreissig geht die Karriere eines Tänzers bereits zu Ende», sagt er, «deshalb dachte ich, wenn ich beruflich tanzen möchte, dann jetzt oder nie.»
SELBER AUSSÄEN AUS BUDGETGRÜNDEN In Uettligen im Garten folgt auf den Empfang in Gelb-Weiss ein grosses Rondell, in dessen Mitte ein hohes Chinaschilf aufragt. Verschiedene Helenium-Sorten, Astern und Schokoladen-Dost, der Kontrast schafft, reihen sich um das Ziergras. Das Rondell wird mit einem blauen Ring von Ysop und Helmkraut eingefasst und vom Rasen abgetrennt. Man könnte meinen, das Terrain sei hier wie auch an anderen Stellen leicht erhöht. Aber das täuscht. Das Gelände ist topfeben. Die Struktur, die unterschiedlichen Höhen werden allein durch die Pflanzen geschaffen. Schulz schaffte die Aufnahmeprüfung an der Tanzakademie Rotterdam und war schon bald auf vielen Bühnen Europas zu sehen. In seiner Stadtwohnung umsorgte er «ein ganzes Bataillon von Zimmerpflanzen». Für einen Garten reichte die Zeit nicht. In Rotterdam lernte er seinen Partner kennen, einen Berner, dem er 1996 in dessen Heimat folgt. Im Hinterhof seiner Berner Wohnung begann Schulz wieder zu gärtnern. Doch es war schattig, der Boden taugte wenig, also hielten viele Topfpflanzen Einzug, insbesondere von den Fuchsien kamen immer mehr dazu. Schliesslich pachtete
Wege mäandern durch den Garten.
Feinstrahlaster Erigeron Speciosus-Hybride.
Ă„hriger Ehrenpreis Veronica spicata.
FOTOS: BENEDIKT DITTLI
Eine aparte englische Akelei-Sorte.
Das Hohe Veilchen Viola elatior.
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SA N D R A S G ARTE N
HILFE FÜR FLEDERMÄUSE Durch den Verlust der natürlichen Lebensräume werden Gärten für Fledermäuse immer wichtiger. Wie wir die nachtaktiven Tiere unterstützen können, verrät die Fledermaus-Expertin Lea Morf. Von Sandra Weber
Dass es in unserem Garten Fledermäuse hat, fiel mir erst kürzlich auf: Es war an einem lauen Abend, an dem wir, die Beine ausgestreckt, noch etwas länger am Gartentisch verweilten, den Duft der Mondviolen genossen und nur gelegentlich aufschreckten, um eine Mücke zu erschlagen. Die letzten Schwalbenrufe waren in der Dämmerung verhallt, da flatterte etwas über unsere Köpfe, von den Schwalben am raschen, kontinuierlichen Flügelschlag zu
unterscheiden. Mehr als schwarze Schatten, die pfeilschnell über unseren Garten sausten, waren aber leider nicht auszumachen. «Zwergfledermäuse», vermutet Lea Morf, Fledermausschutz-Beauftragte des Kantons Zürich. Ich war begeistert, aber vielen Leuten sind die Tiere noch immer unheimlich. Dabei trinken Fledermäuse weder Blut, zumindest nicht in unseren Breitengraden, noch fliegen sie den Frauen in die Haare – Schauermärchen, die
STEP-BY-STEP
Am besten eignen sich die grünen, noch nicht verholzten Triebspitzen der Pflanzen, ohne Blüten und Knospen.
KOPFSTECKLINGE
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noch immer die Runde machen. Fledermäuse ernähren sich von Insekten und haben ein ausgezeichnetes Orientierungssystem, das über Echoortung funktioniert. Aber im Gegensatz zu den Wildbienen und den Vögeln, die in den letzten Jahren stark in den Medien präsent waren und entsprechend Unterstützung erhalten, bleiben die Fledermäuse weitgehend im Verborgenen – obwohl sie für die Biodiversität genau so wichtig sind. Und sie brauchen unsere Unterstützung: «Durch den Verlust der natürlichen Lebensräume und den verbreiteten Einsatz von Pestiziden sind heute rund die Hälfte der 30 Arten in der Schweiz bedroht», sagt Lea Morf. Ritzen und Spalten an Häusern und Dachstöcken, die früher Zuflucht boten, wurden vielerorts verschlossen, damit weder Kälte noch Tiere eindringen können. «Das grösste Problem ist aber, dass sich einmal dezimierte Populationen fast nicht mehr erholen.» Fledermausweibchen hätten nur alle ein bis zwei Jahre ein Junges. «Sind in einer Kolonie zu wenig Jungtiere, können sie einander nicht mehr ausreichend wärmen, während ihre Mütter auf der Jagd sind, was sich negativ auf ihr Wachstum auswirkt.» Das bedeute wiederum, dass rund 80 Prozent der Jungen bis im Herbst nicht kräftig genug seien, um ihren ersten Winter zu überleben. Lea Morf gibt mir Tipps, wie ich die geheimnisvollen Gäste unterstützen kann. Die Tiere sind mehr denn je auf naturnahe Gärten angewiesen. Und fledermausfreundliche Bauten mit Unterschlupfmöglichkeiten, wo sie schlafen und ihre Jungen aufziehen können. Je nach Art nutzen Fledermäuse dafür nebst kleinen Hohlräumen in Holzbeigen, Zwischendächern und
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Den 5 bis 7 cm langen Trieb mit einem scharfen Messer knapp unterhalb des Blattknotens abschneiden.
Viele Stauden und Kräuter wie Flockenblume, Phlox, Gelenkblume, Gamander, Seifenkraut, Immenblatt, Sedum, Minze, Salbei, Thymian, Bohnenkraut, Melisse und Rosmarin lassen sich über Kopfstecklinge vermehren. Von Mai bis Ende Juni ist der beste Zeitpunkt.
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FOTO: BLICKWINKEL
S A NDRA S G A RTE N
SANDRAS TIPP
Ein Blütenkranz fürs Haar Ob für eine Hochzeit oder ein Sommerfest – ein Blütenkranz hat etwas wunderbar Romantisches. Draht an Kopfumfang anpassen und mit Floristentape umwickeln. Blütenstängel wie zum Beispiel von Rosen, Päonien, Margeriten, Schleierkraut, Frauenmantel, Lavendel büscheln, mit Draht umwickeln, am Kranz befestigen und rundum arbeiten. Mit Haarklammern befestigen.
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Multiplexplatte mit Ansaaterde füllen. Wässern. Mit Bleistift Loch bohren, Triebe bis unter den Blattknoten einsetzen. Erde gut andrücken.
Rollladenkästen sowie hinter Fensterläden und Wandverschalungen auch spezielle Fledermauskästen. Ansonsten entsprechen die Richtlinien für den fledermausfreundlichen Garten denen des Naturgartens. Denn weil jede Fledermaus pro Nacht rund 4000 Insekten vertilgt, fühlt sie sich dort wohl, wo die Insektenvielfalt gefördert wird, also einheimische Wildstauden, Wildfruchthecken, alte Obstbäume, Trockenmauern und Totholzhaufen vorhanden sind. Besonders wertvoll sind nachtblühende Stauden wie Seifenkraut, Leimkraut, Nachtkerzen, Wohlriechendes Geissblatt, Lichtnelken, Ziertabak, Stechapfel und Silberblatt, da sie viele Nachtfalter anziehen. Mit Efeu oder Wildem Wein bewachsene Fassaden werden nicht nur wegen der zahlreichen Spinnen und Insekten, sondern auch wegen der Unterschlupfmöglichkeiten angeflogen. Weiher sind besonders beliebt: Zur Wasseraufnahme und weil sie Beutetieren und deren Larven einen Lebensraum bieten. Nur schade, dass es so schwierig ist, zu beobachten, ob die Bemühungen von Erfolg gekrönt sind. Man bräuchte schon einen Ultraschall-detektor oder ein Nachtsichtgerät, um ganz sicher zu sein. Mir bleibt nur, unter möglichen Quartieren nach Fledermauskot zu suchen. Übrigens ein idealer Pflanzendünger.
Beratung (insbes. bei Sanierungen), Lea Morf, Karin Safi-Widmer, Tel. 052 214 26 88, www.fledermausschutz-winterthur.ch Bauanleitung für Fledermauskästen www.fledermausschutz.ch Buchtipp: Ein Garten für Fledermäuse, Pala-Verlag, Darmstadt, 2013, ca. Fr. 22.90.
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Mit Folie abdecken, Folie darf Triebe nicht berühren. An halbschattigen Ort stellen, täglich mit Wasser besprühen und kurz lüften.
GÄRTNERLATEIN
Was heisst eigentlich «Gattung»?
Jede Pflanze wird einer Familie, einer Gattung und einer Art zugeordnet. So bezeichnet Lunaria die Gattung der Silberblätter, zu der die Arten Ausdauerndes Silberblatt Lunaria rediviva, Einjähriges Silberblatt Lunaria annua und Lunaria telekiana gehören. Lunaria ist zusammen mit über 300 anderen Gattungen Teil der Familie der Kreuzblütengewächse Brassicaceae.
FOTOS: BENEDIKT DITTLI, SANDRA WEBER
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N O T IZ E N
DER FÜRCHTERLICHE GEFURCHTE Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen. Arthur Schopenhauer (1788–1860)
Von Ute Studer
Es war meine Gartennachbarin, die ihn zuerst entdeckte. Sie stand auf dem Kiesweg, starrte entsetzt auf meine Bergenien und rief: «Dickmaulrüssler!» Ich hatte mich schon oft gefragt, wer eigentlich Insekten so komische Namen gibt. Welcher normale Mensch kann sich denn vorstellen, dass Blausieb, Berghexe und Blutbär Schmetterlingsnamen sind? Der Balkenschröter und der Eremit hingegen sind Käfer und der Föhrengast ist eine Wanze. Wer nur hatte sich wohl den Namen Gefurchter Dickmaulrüssler für den Käfer an meinen Bergenien ausgedacht? Und wie kann ein Tier mit diesem Namen leben, ohne in eine tiefe Depression zu verfallen? Aber: Hat ein Tier ein so dickes Maul, dann nimmt es dieses Maul sicher auch voll und ist wahrscheinlich ganz oben auf der Bestenliste der
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Schadinsekten zu finden. Während mir solche Gedanken durch den Kopf schossen, begann ich Schlimmes zu ahnen. Und schon ertönte der zweite Ausruf: «Buchtenfrass, wir müssen etwas tun!» Ich sah mir die Frassschäden an. Die Bergenienblätter sahen aus wie grosse, runde Briefmarken mit Zackenrand, so als hätte jemand mit einem Locher Konfetti aus den Blatträndern gestanzt. Wegen des typischen Buchtenfrasses nennt man den Käfer auch Fahrkartenknipser. Meine Gartennachbarin kennt sich in Schädlingsfragen gut aus und wenn sie sagt, man müsse etwas tun, ist das meist richtig. Eigentlich sieht der kleine, etwa 10 mm grosse Gefurchte Dickmaulrüssler Otiorhynchus sulcatus ganz niedlich aus, wenn er mit seinem schwarzglänzenden Panzerkörper mit den gelben Härchen und seinem langgestreckten, rüsselförmigen Kopf auf seinen dünnen Beinchen durch den Garten krabbelt. Er ist
stets zu Fuss unterwegs, denn fliegen kann er nicht. Aber, nomen est omen, das Tier nimmt den Mund gerne voll, knabbert an allem, das ihm in den Weg kommt, und mampft, bis wirklich nichts mehr da ist. Eigentlich müsste das Tier die Dickmaulrüsslerin heissen, denn es sind fast alles weibliche Tiere. Auf Männersuche und sexuellen Kontakt sind die emanzipierten Käferdamen gar nicht angewiesen. Sie legen durch Jungfernzeugung ab Juni bis zu 1000 Eier, aus denen wiederum weib-
ILLUSTRATION: CORINNA STAFFE
liche Larven schlüpfen. Diese Nimmersattinnen richten durch ihre Frasstätigkeit im Wurzelbereich grosse Schäden bis zum Absterben der Pflanzen an. Also hiess es, Sofortmassnahmen ergreifen! Karl Ploberger, der Gartenpapst aus Österreich, empfiehlt als Erstes: «Legen Sie weisse Tücher aus. Gegen Abend lassen sich die Tiere fallen und können abgesammelt werden.» Also ab ins Brockenhaus und alte Bettlaken erstehen. Ich musste sie in Streifen schneiden, denn ganze Laken passen nicht zwischen die Bergenien. Das Beet sah hübsch aus mit den weissen Streifen. Herr Ploberger hatte allerdings vergessen, darauf hinzuweisen, dass man vor diesem Tun den Wetterbericht studieren sollte. Kaum lagen die blütenweissen Lakenstreifen auf dem Boden, öffnete Petrus die Himmelsschleusen und es goss, als würde eimerweise Wasser herabgeschüttet. Zwei Tage lang. Bäche durchzogen den Garten und irgendwo dazwischen schwammen braun-schwarze Lakenfetzen. Viele Fragen gingen mir durch den Kopf: Ob Dickmaulrüssler wohl schwimmen können? Oder tauchen sie und benutzen ihren Rüssel als Schnorchel? Ob sich Dickmaulrüssler auch auf erdverschmierte Laken fallen lassen? Eher nicht, also waschen. Als die Stofffetzen dann persilweiss an der Wäschespinne im Hof hingen, schauten die Nachbarn etwas komisch. Ich murmelte als Erklärung: «Dickmaulrüssler», sah ihren Blicken aber an, dass sie damit nichts anfangen konnten, wie auch? Ich legte die Tücher wieder aus und ging gegen Abend nachsehen, wie viele ich wohl fangen konnte. Die Tücher leuchteten weiss, doch es war kein einziges Krabbeltier darauf. Ich fand sie darunter versteckt, doch sie verkrochen sich so schnell in der Laubschicht, dass ich kein einziges Exemplar erwischte. Meine Dickmaulrüssler schienen schlauer zu sein als die österreichischen des Herrn Ploberger. Ich musste mir also etwas anderes überlegen.
DICKMAULRÜSSLER: WIE MAN DEM HALBMONDFRASS EIN ENDE SETZT Vo n Jo c h en Elbs - Glatz
Der flugunfähige Dickmaulrüssler Otiorhynchus sulcatus ist ein etwa 1 cm langer Käfer mit einem typisch verlängerten Kopfteil. Alle Dickmaulrüssler sind Weibchen, da sie sich parthenogenetisch, durch Jungfernzeugung, vermehren. Die Vermehrungsraten sind dadurch hoch, die genetische Vielfalt gering, sodass es leicht zu Massenvermehrung kommt. Die Gefahr von Resistenzbildung gegen zur Bekämpfung eingesetzte Wirkstoffe ist aber gering.
Tee gegen Halbmondfrass Nach dem Schlüpfen fressen die Dickmaulrüssler bis zur Geschlechtsreife, vier bis fünf Wochen lang typische halbmondförmige Einbuchtungen in die Blattränder. Bevorzugt werden Rhododendren, Kirschlorbeer, Pfaffenhütchen, Eiben, Reben, Erdbeeren, Bergenien und andere Stauden. Mit Rainfarntee (300 g Blätter und Blüten auf 10 l Wasser) oder QuassiaSchmierseifenwasser kann ihnen ihr Futter vergällt werden. Leider muss die Behandlung nach jedem Niederschlag wiederholt werden.
Ablesen – mässige Wirkung Im Mai und Juni kann man die fressenden Käfer nachts ablesen. Den Tag verbringen sie kaum zugänglich am Fuss der Pflanzen.
Nematoden und Bakterien – ein zügiges Gespann Die engerlingartigen Larven schädigen durch Wurzelfrass sehr stark. Dagegen und gegen die Puppen können entomophage (insektenfressende) Nematoden der Art Heterorhabditis bacteriophora in einer Dichte von 500 000 pro Quadratmeter ausgebracht werden. Eigentlich töten mit den Fadenwürmern symbiotische Bakterien Photorhabdus luminescens die Dickmaulrüsslerlarven. Die Nematoden fressen wiederum die Bakterien. Bei der Anwendung der Nematoden muss der Boden mindestens 10 °C warm und wenigstens 10 Tage, besser länger, sehr feucht sein, da sich die Nematoden im Wasserfilm auf den Bodenteilchen fortbewegen.
Standort und Pflanzenwahl Der Dickmaulrüssler lebt bevorzugt in torfreichen, strukturarmen Böden. Das Moorbeet ist ihm Paradies. Das verbreitete Abdecken mit einer dicken Schicht Rindenmulch fördert seine Vermehrung. Häufige Bodenbearbeitung stört die Larven. Eine 10 cm dicke Mulchschicht aus Splitt hindert die Eiablage. Bei billigen Pflanzen zweifelhafter Herkunft ist die Gefahr, Dickmaulrüssler einzuschleppen, gross, da Dumpingpreise keine ordentliche Bestandespflege erlauben.
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Zucchini all’italiana ‘Rondini’ (unten) mit ihrem gelben Fruchtfleisch sind ein delikater Sommergenuss!
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S OMMERGEM ÜS E
In Italien erntet man Zucchini klein. Gut so, denn junge Zucchetti sind zart, aromatisch und ein Sommergenuss! Entdecken Sie mit uns die geschmackliche und optische Vielfalt der verschiedenen Sorten. Von Mari anna Sere na
Heute sind Zucchetti nicht mehr aus unserer Küche wegzudenken, doch waren sie lange Zeit gar nicht so alltäglich. Erst um 1900 wurden in Italien die ersten Zucchini auf den Markt gebracht. Zucchini ist die italienische Verkleinerungsform von zucca, dem Kürbis. Der Name weist auf die züchterische Ursprungsform hin. Eng verwandt sind die Zucchetti mit den Garten-Kürbissen, zu denen der Patisson ebenso gehört wie Ölkürbisse und kleine runde Kürbissorten. Sie alle sind in der gleichen botanischen Art Cucurbita pepo zusammengefasst. Wer je einen Zucchetto zu lange reifen liess, hat die Erfahrung gemacht, dass die Schale ebenso hart wurde wie bei Kürbissen, ihren Verwandten.
ZUCCHINI IN IHRER VIELFALT Die Sorten von Zucchetti unterscheiden sich in der Form und Farbe der Früchte. Sie wachsen im Gegensatz zu den Gartenkürbissen buschförmig und bilden keine Ranken. Auf beiden Seiten sind aber auch Zwischenformen bekannt. ‘COSTATA ROMANESCO’ Diese Sorte von Pro Specie Rara findet man häufig auf italienischen Märkten. Dort verkauft man die Früchte mit einer maximalen Länge von 15 cm, zusammen mit den grossen Blüten, die am Frucht-
‘Gelbe’
ende sitzen. Die Früchte sind auf dunkelgrünem Grund hellgrün gerippt, im Querschnitt sternförmig. Das Fruchtfleisch ist zart und geschmackvoll. Die Blüten werden entweder separat oder zusammen mit den Zucchetti als Ganzes kurz in Olivenöl gebraten, anschliessend gesalzen und warm serviert.
‘RUNDE VON NIZZA’ Dieser ungewöhnliche Zucchino ist kugelrund und sein Fleisch hat einen aus-
gezeichneten Geschmack. Die Schale ist auf grünem Grund hell gefleckt. Die Früchte werden klein geerntet, mit etwa 10 cm Länge.
‘RONDINI’ Sie sind eine Zwischenform zwischen Zucchini und Garten-Kürbissen. Die Pflanzen wachsen denn auch rankend wie Kürbisse. Die vielen kleinen, runden, dunkelgrünen Früchte mit gelbem Fruchtfleisch werden am besten jung gegessen. Lässt man sie reifer werden, wird die Schale hart, dafür sind sie für kurze Zeit lagerfähig. ‘GELBE’ Die intensiv gefärbten, leuchtend gelben Zucchetti kamen erst in den letzten Jahren auf. Die Früchte sind lang, leicht keulenförmig und besitzen eine feine Schale. Die Pflanze wächst buschförmig und ausladend. ‘VERTE DES MARAÎCHERS’ Diese Sorte wird von Pro Specie Rara erhalten und geht auf einen Genfer Marktgärtner zurück. Im Gegensatz zur Sorte ‘Costata Romanesco’ fehlen ihr die hellen Längsstreifen. Die Schale ist gleichmässig dunkelgrün gefärbt, ohne
‘Costata Romanesco’ FOTOS: FRANCA PEDRAZZETTI, BEAT BRECHBÜHL
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S A L BE I
Die Salbei-Familie wartet mit unterschiedlichsten Charakteren auf: vom aromatischen Küchenkraut bis zur duftenden Kübelpflanze. Wir bieten 10 erlesene Salbei-Arten aus der Biogärtnerei Neubauer zum Bestellen an. Von Ute Studer
Der Salbei Salvia gilt in der Gartenwelt längst als Klassiker. Nun wurde er zur Duftpflanze des Jahres 2015 gewählt. Madlen Neubauer von der Biogärtnerei Neubauer in Erlen TG bietet unseren Leserinnen und Lesern zehn ausgefallene Salbei-Arten und -Sorten zum Bestellen an. Ob als Heilpflanze und Küchenkraut wie der Echte Salbei Salvia officinalis, als Duftklassiker Muskatellersalbei S. sclarea, als nur bedingt winterharte Kübel-Salvien oder als wilde Schönheit wie der Wiesen-Salbei S. pratensis: Die grosse Salbeifamilie hat einiges zu bieten. Die entweder krautigen oder am Stiel verholzenden Salbeipflanzen sind von Australien und bis in die Antarktis auf allen Kontinenten zu Hause. Die Gattung umfasst über 900 Arten. Die meisten stammen jedoch aus den Tropen oder Subtropen Mittel- und Südamerikas. Viele davon warten noch darauf, als Gartenschätze entdeckt zu werden. Besonders die aussereuropäischen SalbeiArten fallen durch attraktive Blüten auf oder durch ihre schönen, fruchtig duftenden Blätter. In den letzten zehn Jahren wurden laufend neue Salbei-Arten aus aller Welt eingeführt. Einige gelten in ihrer Heimat als Heilpflanzen, andere werden wegen ihres Zierwertes oder Aromas geschätzt. Viele davon haben das Potenzial, zu wertvollen Gartenpflanzen zu werden.
SALBEI FÜR DEN GARTEN DER WIESEN-SALBEI Salvia pratensis ist eine der schönsten einheimischen Wildstauden. In trockenen Blumenwiesen sorgt der WiesenSalbei mit seinen dunkelblauen Lippenblüten für wunderbaren Farbkontrast zu den hell blühenden Margeriten. Er ist ein wertvoller Nektarlieferant für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge. Salvia pratensis gedeiht nicht nur in Wiesen und Kiesflächen, sondern auch gut in Töpfen und Kistchen auf dem Balkon.
DER KÜCHENSALBEI Der graulaubige Küchensalbei S. officinalis ist die bekannteste Salbei-Art. Von ihm leitet sich auch der Gattungsname ab, der aus dem Lateinischen übertragen «heilen» bedeutet. Es gibt aber eine Vielzahl weiterer graublättriger Arten. Eine davon ist der Spanische Salbei S. lavandulifolia, der eng mit dem Küchensalbei verwandt ist. Der Wuchs des mediterranen Halbstrauchs ist etwas gedrungener. Die kleinen graugrünen Blätter verströmen einen balsamischen Duft. Der Spanische Salbei ist wegen des Fehlens von Thujonen (farblose Flüssigkeiten mit mentholartigem Geruch) sogar gesünder als der Küchensalbei. Die blauen Blüten erscheinen von Juni bis Juli. Er kann als Kübelpflanze oder an geschützter Stelle im Garten an warmem, durchlässigem, kalkhaltigem, mässig nährstoffreichem Standort gepflanzt werden. Falls er in kalten Wintern zurückfriert, treibt er meist neu aus. ZWEIJÄHRIGE SALBEI-ARTEN Eine besondere Gruppe in der Salbeifamilie stellen die zweijährigen SalbeiArten dar. Der bekannteste ist der Muskatellersalbei S. sclarea, eine imposante Gartenpflanze mit grossen, graugrünen Blättern und weissen oder hellvioletten Lippenblüten, die in Ähren stehen. Im ersten Jahr bildet dieser Salbei nur eine Blattrosette und erst im Jahr danach den bis eineinhalb Meter hohen Blütenstand. Da sich dieser Salbei dankbar im Garten versamt, hat man danach immer ein- und zweijährige Pflanzen. Der Muskatellersalbei zieht mit seinem zitronigen Duft viele Insekten an. Verwendung findet er als Zierpflanze, Heilkraut, Räucherpflanze und Teekraut. Die Blüten machen sich gut als Deko oder im Salat. Aussaat ab Juli.
SALBEI FÜR DEN TOPFGARTEN DIE DUNKELSTEN BLÜTEN In den peruanischen Anden auf über 2000 Metern Höhe ist Salvia discolor, der Peruanische Salbei mit nachtblauen, fast schwarzen Blüten beheimatet. Diese wirken jedoch nicht düster, da der silbrige Hüllkelch und die weissfilzigen Blätter für einen gefälligen Hell-DunkelKontrast sorgen. Dieser Salbei bringt mit seiner extravaganten Erscheinung und seinem fruchtigen Duft eine spezielle Note in den Kräutergarten. Als Kübelpflanze frostfrei überwintern. HONIGMELONEN-DUFT Der rot blühende Honigmelonen-Salbei S. elegans ‘Honey Melon’ ist in den letzten Jahren zu einer der beliebtesten, Duftsalbei-Sorten avanciert. Seine Blätter setzen bei Berührung ein süssliches Aroma frei, das an reife Honigmelonen erinnert. Die essbaren, leuchtend roten Blüten dieses Lippenblütlers werden gerne zum Garnieren verwendet. Sie sind nicht nur dekorativ, sondern schmecken nach Honig, da sie sehr viel Nektar enthalten. Die Blüten erscheinen vom Sommer bis in den Herbst. Dieser Salbei wird bei uns als anspruchslose Kübelpflanze gehalten und überwintert frostfrei. PFIRSICHAROMA Der Pfirsichsalbei S. greggii wächst in der steinigen Erde am Rande der Wüste zwischen Texas und Mexiko auf 1500 bis 2700 Metern Höhe. Seine grünen Blätter geben ein feines Pfirsicharoma ab. Die schnellwüchsige Pflanze wird 30 bis 60 cm hoch. Von diesem Salbei gibt es viele verschiedene Kultivare, die sich in Duft und Blütenfarbe unterscheiden: S. greggii ‘Cassis’ besitzt viele lilaviolette Blüten und die Blätter haben ein herbes Cassis-Aroma. S. greggii ‘Mexiko’ blüht königsblau. S. greggii ‘Svenja’ besitzt weiss-rosa Blüten und S. greggii ‘Hot-Lips’ blüht rot-weiss. Ihre volle Blütenpracht entfalten die greggii-Arten im Spätsommer. TÜRKISFARBENE BLÜTEN Der Chamchaque-Salbei S. spec. ‘Chamchaque’ ist ein starkwüchsiger Ziersalbei aus Peru mit speziellen, wunderschönen türkisfarbenen Blüten.
LESERANGEBOT: SALBEI FÜR DEN GARTEN UND FÜR TÖPFE
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Dekorativ: Eine Vielfalt an Dickblattgew채chsen zwischen Platten.
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Reizvoll: Hauswurze zwischen Pflastersteinen.
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HA US WURZ UND C O.
Perfekt angeordnet: Rosette einer Hauswurz. Auch die Blüten sind ein kleines Wunder.
Ihre Blattrosetten bilden das ganze Jahr über ansehnliche Teppiche, über denen im Sommer kleine Blüten schweben. Dabei sind Hauswurze, Mauerpfeffer und Leberbalsam so genügsam, dass man sich entspannt im Liegestuhl zurücklehnen kann – selbst in heissen Sommermonaten. Von Carmen Hocke r
«Wie könnte man Gartenneulinge für Dickblattgewächse wie Hauswurz Sempervivum und Mauerpfeffer Sedum begeistern?» Die Antwort des Gärtnermeisters Martin Dietwyler klingt zunächst etwas nüchtern: «Mit ihrer Anspruchslosigkeit.» Zugegeben, Hauswurze zählen nicht zu den ersten Pflanzen, die einem beim Stichwort Gartenfülle in den Sinn kommen. Manch eine Gartenliebhaberin lässt sie sogar jahrelang links liegen. Bis eines Tages der Funke überspringt.
WEHRHAFT UND ANSCHMIEGSAM In Bauerngärten war die winterharte Hauswurz schon immer anzutreffen. Mit ihrem flach wachsenden, auf dem Untergrund haftenden Wurzelgeflecht nimmt sie Regenwasser auf und speichert es in den dickwandigen Blättern. Die Hauswurz ist eine Überlebenskünstlerin, die sich unterschiedlichen Bedingungen anpassen kann. Die Pigmentierung der Blätter variiert je nach Jahreszeit und Standort, ist bei Kultursorten aber auch genetisch bedingt. Mit ihren spitz zulaufenden Rosettenblättern wirken Sempervivum aus der Nähe betrachtet fast bedrohlich. Dabei gibt es
Arten wie die Spinnweb-Hauswurz Sempervivum arachnoideum, die sich buchstäblich an ihre Umgebung anschmiegen: Sie hüllen Findlinge mit ihren winzigen Rosetten ein und verschmelzen Steinplatten miteinander. Auch die Teppiche von Mauerpfeffer und Gold-Fetthenne zeichnen Wegkanten weicher oder umschliessen gekieste Sitzplätze organisch. Überall, wo sie auf Stein treffen, nehmen sie architektonischen Elementen ihre Härte. AM LIEBSTEN UNTER SICH Sempervivum und Sedum fühlen sich unter ihresgleichen am wohlsten. Die anspruchslosen, niedrig wachsenden Stauden lieben es allesamt trocken und sonnig. Ein nährstoffreicher und humoser Boden bekommt ihnen nicht. Lebendige Bilder entstehen, wenn Sorten unterschiedlicher Färbung ineinanderwachsen. In einem formal gestalteten Garten kann es reizvoll sein, die Blattrosetten bewusst architektonisch entlang eines geradlinigen Weges anzuordnen. Oder in einem schmalen Pflanzgefäss, das als Schmuckstück in einen Gartentisch eingelassen wird. In der Natur siedeln sich Dickblattgewächse
dort an, wo andere Pflanzen keine Chance haben. Deshalb sollten sie auch im Garten konkurrenzlos sein. Da sie zum Licht streben, dürfen ihre Pflanzpartner nicht zu viel Schatten werfen. Empfehlenswert ist die Kombination von Mauerpfeffer und früh blühenden Zwiebelblumen wie Traubenhyazinthe, Blaustern und Narzisse. Ziehen die Zwiebelblüher nach der Blüte ein, schliesst sich der niedrige Teppich und erfreut den Betrachter mit seinen eigenen Blüten. Grundsätzlich fühlen sich Hauswurz und Mauerpfeffer in der Nachbarschaft anderer trockenheitsliebender Stauden wie Fetthenne, Thymian und Gräser wohl. Konkurrenz lässt sich auch vermeiden, wenn man sie in Töpfe setzt und dazu Gefässe mit anderen Pflanzen arrangiert. Zu den rotlaubigen Sorten könnte beispielsweise das einjährige Rote Lampenputzergras Pennisetum rubrum einen hochsommerlichen Akzent setzen. Mag sein, dass manche Gartenbegeisterte über das Argument der Pflegeleichtigkeit zu den Dickblattgewächsen findet. Springt der Funke jedoch erst einmal über, kann er geradezu eine Sammelleidenschaft entfachen.
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GESTALTEN
SO ZAUBERN SIE
EINEN SINNLICH SCHÖNEN TOPFGARTEN Kübelpflanzen sind mobil, brauchen wenig Platz und setzen gefällige Akzente auf Terrassen, Sitzplätzen und Balkonen. Vorausgesetzt, man ordnet seine gesammelten Pflanzenschätze sinnig und stimmig an.
Von Carmen Si e g r i st
Topfgärten sind eine feine Sache. Sie bieten die Möglichkeit, auf kleinem Raum Vielfalt zu geniessen. Zudem verströmen sie im Sommer Ferienstimmung auf Terrasse und Balkon. Auch Gartenplätze, die schwierig zu bepflanzen sind, etwa wo Trockenheit, durchwurzelter Boden oder Vollschatten herrschen, können dank Töpfen mit Farben und Düften belebt werden. Überdies sind die Pflanzen im Topf vor Schneckenfrass geschützt. Klassisch für die Kübelpflanzenhaltung sind mediterrane Schönheiten, die unsere Winter nicht überstehen würden. Dabei muss man sich nicht auf die typischen Kübelpflanzen wie Olivenbaum, Oleander, Zitronenbäumchen oder Kräuter beschränken. Im Topfgarten fühlen sich auch viele Sträucher, Stauden, Wildstauden, Gräser und Rosen wohl, ja sogar Gemüse lässt sich darin ziehen. Wichtig ist die richtige Wahl der Pflanzgefässe. Diese bestehen meist aus Ton, Terracotta, Steinzeug, Kunststoff, Eternit, Holz, Beton oder Metall. Eine einheitliche Gestaltung, die sich auf wenige Materialien, Formen und Farben beschränkt, lässt den Topfgarten rund ums Haus oder auf der Terrasse attraktiver wirken. Die Materialien der direkten Umgebung wie Hausfassade, Wege und Plätze sollten bei der Topfwahl mitberücksichtigt werden.
TOPFPFLANZEN VERMEHREN SICH OFT UNGENIERT Pflanzensammler stellen nach einigen Jahren fest, dass sich die Anzahl der Töpfe auf der Terrasse wie von Zauberhand vermehrt hat. Oft geht das Gesamtbild aufgrund des Sammelsuriums an verschiedenen Gefässen verloren. Um wieder etwas Ordnung und System zu schaffen, ist eine Bestandesaufnahme hilfreich. Im Frühjahr benötigen viele Kübelpflan-
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zen einen Rückschnitt, frische Erde oder einen grösseren Topf. Dies ist der ideale Zeitpunkt, um sich einen Überblick zu verschaffen. Die vorhandenen Gefässe werden nach Farbe, Grösse und Material sortiert. Der neue Topf sollte etwa 5 cm grösser gewählt werden als der alte. Bei Pflanzengruppen achtet man auf Gemeinsamkeiten wie ähnliche Formen, Farben oder Bedürfnisse. Sedum, Hauswurz und andere Sukkulenten lieben einen heissen, sonnigen Standort und müssen seltener gegossen werden. Viele Stauden und Sommerflor dagegen mögen lieber einen Platz ohne pralle Mittagssonne. Im Schatten fühlen sich verschiedene Immergrüne und Blattschmuckpflanzen wie Hosta und Heuchera wohl. Blüten im Schatten bilden Hortensien, Fingerhut, Fuchsien, Astilben und Herbstanemonen.
GLEICH UND GLEICH GESELLT SICH GERN Ein harmonisches Bild lässt sich mit der einfachen Regel «Gleiches zu Gleichem» erzielen. Eine Sammlung aus Sukkulenten ist zum Beispiel in Tontöpfen gut aufgehoben. Diese bieten optimale Bedingungen, ohne dass Staunässe die Wurzeln faulen lässt. Grundsätzlich werden die verschiedenen Topfpflanzen nach Grösse gestaffelt angeordnet. Grosse Gefässe mit üppigen Pflanzen bilden dabei den Hintergrund, während kleinere Töpfe stufenförmig im Vordergrund platziert werden. Grosse Solitärpflanzen in edlen Gefässen sehen dagegen in Einzelstellung am besten aus. IN DIE HÖHE AUSWEICHEN Wer auf kleinster Fläche gärtnert, muss oft zwingend in die Höhe ausweichen. Geeignet sind spezielle Pflanzregale und Treppen, Rankgerüste, Tritthocker oder Bänke. Auch ein alter Holztisch bietet eine erhöhte Stellfläche für verschiedene Töpfe, die in Augenhöhe präsentiert werden, darunter findet sich Platz für Gartenzubehör und Erde. Wer die Tischfläche mit einem Lackanstrich oder einem Stahlblech schützt, verlängert die Haltbarkeit des Tisches um mehrere Jahre. Je kleiner der zur Verfügung stehende Platz ist, desto mehr sollte man auf eine einheitliche Gestaltung von Pflanzen und Töpfen achten, statt alles wahllos zu mischen.
GES TA L TE N
EMPFEHLUNGEN FÜR EINEN HARMONISCH GESTALTETEN TOPFGARTEN • Definieren Sie Ihren Stil (mediterran, ländlich, klassisch, modern) und bleiben Sie Ihrem Konzept treu. • Vor Beginn jeder Gartensaison eine Bestandesaufnahme der vorhandenen Gefässe machen. • Kaputtes und Überflüssiges weggeben. • Töpfe nach Farbe, Grösse und Material sortieren. • Klare Kübelformen in dezenten Farben wirken in
FOTO: ELKE BORKOWSKI
einer Pflanzengemeinschaft besser. • Ornamentale Muster und knallbunte Töpfe sind schwierig zu kombinieren und stehlen den Pflanzen die Show, verzichten Sie besser darauf! • Pflanzengruppen bilden, die ähnliche Bedürfnisse an Standort, Dünger- und Wasseranspruch haben. • Grosse Töpfe nach hinten, mittlere und kleinere davor anordnen.
• Auf kleinem Platz ist eine einheitliche Gestaltung wirkungsvoller als bunt Zusammengewürfeltes. • Treppen- oder Pflanzengestelle erleichtern die Höhenstaffelung auf einem schmalen Balkon. • Topfpflanzen mit besonderen Blüten oder duftenden Blättern geniesst man am besten auf Augenhöhe.
• Grosse Gehölze in schönen, ausdrucksstarken Gefässen sehen am besten in Solitärstellung aus. • Rosen benötigen für ihr Wurzelwerk einen speziell hohen Topf. • Bei Sträuchern und Gehölzen achtet man auf grosse und standfeste Gefässe, die dem Winddruck standhalten. • Hochwertige und strukturstabile Kübelpflanzenerde sorgt für einen ausgeglichenen Wasserhaushalt. • Wer für längere Zeit verreist, sollte sich die Anschaffung einer automatischen Bewässerung überlegen. • Um Staunässe zu verhindern, bedeckt man das Abzugsloch mit einer Tonscherbe oder gibt eine Drainageschicht aus Kies oder Blähton darüber. Ein dünnes Vlies verhindert, dass sich die Erde mit der Drainage vermischt. • Wer kein geeignetes Winterquartier bieten kann, weicht besser auf winterharte Kübelpflanzen aus. Diese platziert man vor dem Winter, wenn möglich, in Fensternähe oder unter Vordächern. Poröse Töpfe müssen auf Lagerhölzer gestellt werden, damit der Frost sie nicht sprengt. • Bei frostfreiem Wetter das Giessen nicht vergessen! Tipp: Hauswurze und Sedum passen gut zu alten Töpfen und Pfannen. Schauen Sie im Werkhof in die Mulde – oft finden sich die schönsten Töpfe, die jemand entsorgt hat. Vielleicht passen sie bei Ihnen perfekt ins Gesamtbild.
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Genuss pur: Reife Aprikosen naschen.
DIE SÜSSE DES SOMMERS Aprikosen schmecken nach Sommer. Vor allem, wenn die sonnenwarmen, vollreifen Früchte vom Spalier am eigenen Haus stammen. Welche Materialien es für den Bau eines Aprikosenspaliers braucht und welche Pflege die Süssen benötigen, erklärt Agrarbiologe Jochen Elbs-Glatz. Mit dunkelfuchsroter Rinde, bräunlichen Trieben, runden, immer vom Wind bewegten Blättern ist die Aprikose Prunus armeniaca ein überaus hübscher Baum, der bis zu 10 m hoch werden kann. Vollkommen ist die Pracht, wenn er sich im April mit einer Überfülle von blassrosa Blüten schmückt. Hier lauert aber auch die grösste Gefahr: Monilia laxa infiziert die Aprikose über die Stempel der Blüten, bringt Zweige zum Absterben und Früchte zum mumienartigen Verdorren. Die Herkunft der Aprikose liess sich genetisch in China lokalisieren; in Indien wurde sie schon 3000 vor Christus
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kultiviert. Heute werden in der Türkei die meisten und in Lhadakh auf über 4000 m die «höchsten» Aprikosen angebaut. Ihr Name wird vom lateinischen praecox, frühreif, abgeleitet. Beim englischen Lexikografen John Minsheu (1560–1627) findet sich die stimmige Herleitung in aprico coctus, in der Sonne gekocht. «Die Frucht, so wir Barillen heissen, die werden an anderen Orten Teutschlands Marillen, St. Johannispfirsich genent. Ist seit Mannsgedenken in einer L. Eydtgenossenschaft mächtig aufkommen», wird Rhagor 1639 im Schweizer Idiotikon zitiert. Das zeigt, dass das Schweizerdeutsche mit Baril-
len ein eigenes, dem österreichischbayerischen sehr ähnliches Wort für Aprikosen hatte und zu Anfang des 17. Jahrhunderts der Anbau hierzulande in Schwung kam.
MATERIAL UND AUFBAU Das Spalier bietet wärmebedürftigen Obstgehölzen einen geschützten Standort vor einer wärmespeichernden Mauer oder Wand. Als Spalier kann alles verwendet werden, was fest genug ist, um daran Äste und Zweige aufzubinden und Winterschutz anzubringen. Sehr wichtig ist der Abstand zur Wand, der 10 bis 20 cm betragen sollte. Die Hinter-
FOTOS: GAP-PHOTOS
A PRIKOS ENS PA L I E R
Aprikosen, Pfirsiche und Nektarinen bevorzugen eine Ostwand, um möglichst von Regen verschont zu bleiben. lüftung ist für die Gesundheit der Spalierbäume enorm wichtig. Sie lässt die Bäume schnell abtrocknen, wenn diese verregnet worden sind. Bei direkt an die Mauer gelehnten Spalierbäumen breiten sich Krankheiten, Spinnmilben, Schildläuse und andere Schädlinge schnell aus. Ein klassisches Wandspalier besteht aus Mauerankern, die den Abstand zur Wand gewährleisten und für Stabilität sorgen. Daran werden im Abstand von 40 bis 60 cm starke, waagrechte Drähte gespannt, die mit Drahtspannern nachgespannt werden können. Auf diese Drähte werden alle 20 cm senkrechte Spalierlatten mit einem Querschnitt von 10 x 20 mm gebunden oder geklemmt. Die Spalierlatten geben Anbindemöglichkeiten, wo immer nötig, und dem Spalier ein geordnetes, nach oben strebendes Aussehen.
ne ausgesetzt sind. Im Westen brauchen sie unbedingt ein Regendach. Am Südspalier haben Aprikosen nichts verloren, obwohl ihnen oft gutmeinend dieser Ehrenplatz zugewiesen wird. Im Sommer wäre es ihnen hier auch nicht zu heiss, vielmehr lauert die Gefahr im Frühling, wenn die Aprikose am wärmsten Platz vorzeitig austreibt und bei einsetzendem Frost erfriert. Eine vorzeitige Blüte, wenn noch nicht genügend Bienen fliegen oder die Blüten im Nachtfrost erfrieren, ist oft Grund dafür, dass viele Aprikosenbäumchen auch nach Jahren noch nichts tragen. Gegen beides hilft Beschatten im Winter, indem man vor das Spalier Tannenreisig hängt. Oben und unten bleibt das Spalier offen, damit freie Luftzirkulation möglich ist und einen Wärmestau verhindert.
FÜR APRIKOSEN DIE OSTWAND Ums ganze Haus herum können Spaliere angebracht werden, nur eignen sich nicht alle Ausrichtungen für alle Obstarten. Äpfel und Birnen sind relativ anspruchslos, weisen aber sehr grosse Sortenunterschiede auf. Kiwi und Reben sind sonnenhungrig, vertragen aber auch starke Sonneneinstrahlung. Sauerkirschen ist es im Süden zu heiss, doch kommen sie im Nordosten oder Nordwesten gut voran. Aprikosen, Pfirsiche und Nektarinen stehen am besten im Osten, weil sie keinen Regen vertragen und hier die längste Zeit des Tages der wärmenden, nicht brennenden Son-
PFLANZEN UND ERZIEHEN Der Bioterra-Pionier Leo Schmucki empfahl einjährige Veredlungen als Basis zur Spaliererziehung. Eine einjährige Veredlung besteht aus einem Stück Unterlage mit Wurzeln und einer einjährigen Rute, die aus dem auf die Unterlage okulierten Auge des Edelreises gewachsen ist. Also ein Stock mit Wurzeln, unten dicker, oben dünner, ca. 1,50 m lang. Einjährige Veredlungen sind im Herbst und im Frühjahr erhältlich, solange noch nicht zur Erziehung anderer Kronenformen geschnitten wurde. Der kleine Baum wird schräg vor das Spalier gepflanzt, damit die Wurzeln
Eine einjährige Veredlung im ersten Standjahr nach dem zweiten Abbiegen. Erste Rute (links), zweite Rute (rechts).
ZEICHNUNGEN: DELIA DITTLI
nicht im Regenschatten stehen, der dem Baum so nützlich ist. Die Veredlungsstelle muss ca. 20 cm über dem Boden stehen. Durchgewachsene Aprikosenbäume, die durch Berührung mit dem Boden sortenechte Wurzeln bilden, sind in ihrem Wachstum nicht mehr zu bremsen. Kräftiges Einschlämmen sorgt für lückenlosen Kontakt von Wurzeln und Boden. Die Rute, und das ist wichtig, wird an einem warmen Tag in die Waagerechte gebogen, am Spalier befestigt und im vorderen Drittel auf eine nach oben weisende Knospe angeschnitten. Das Anschneiden fördert das Wachstum und die Vitalität des kleinen Baumes, das Umlegen die Bildung von Blütenknospen und kurzem Fruchtholz. Oben auf dem Bogen macht man oberhalb einer Knospe eine kleine Kerbe, um sie kräftig austreiben zu lassen. Dieser Trieb verlängert die Stammachse und wird im Juli auf die andere Seite umgelegt. So geht es weiter, bis die erforderliche Anzahl Seitenäste für den vorhandenen Spalierraum gewachsen ist. Am Spalier entsteht eine Längskrone. Das Höhenwachstum der Aprikose lässt sich so behutsam bremsen, der Früchte-Ansatz steigern. Sollte die Vitalität der unteren Äste nachlassen, werden sie höher gebunden. Nicht zu häufiges, aber durchdringendes Wässern mit 50 bis 100 l Wasser erleichtert der Aprikose das Leben und wirkt sich positiv auf die Fruchtgrösse aus. Zur Bildung von kurzem Fruchtholz schneidet man junge Triebe auf die ers-
In den folgenden Jahren kann man weiterhin kräftige Mittelastbildner abbiegen, um das Höhenwachstum behutsam abzubremsen.
Durch einen Kerbschnitt direkt über der Knospe kann man die Triebbildung bei ungenügenden Leitästen anregen.
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EIN FEST für AUGEN und GAUMEN Kalte Tomatensuppe mit Blütenknospen (Rezept Seite46).
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FOTOS: ANDREAS THUMM, FONA-VERLAG
BLÜTENKÜC HE
Im Frühsommer steht der Garten in Blüte. Was liegt da näher, als ein Buffet mit Speisen anzurichten, die von Blüten gekrönt werden? Ob Kornblumen, Rosen oder Ringelblumen: Jede essbare Blüte verwandelt ein Gericht in einen Augenund Gaumenschmaus. Ihre Gäste werden begeistert sein!
Blattsalat mit Blüten und Mozzarella (Rezept Seite 46).
Von Stephani e Ri e d i
Der Sommer lädt geradezu ein, die Feste zu feiern, wie sie fallen. Romantische Sonnenuntergänge, milde Temperaturen, Vogelgezwitscher und die von Düften gesättigte Luft bieten den stimmungsvollen Rahmen, um das gesellige Beisammensein bis weit in die Nacht zu geniessen. Fürs leibliche Wohl bieten sich zudem Genüsse an, die nur der Sommer bieten kann: Blüten in allen Farben, Formen und Aromen. Ein Blütenbuffet, alimentiert mit Flor vom eigenen Beet, erhebt das Gartenfest zum sinnenfreudigen Sommernachtstraum. Viele Blüten, die zurzeit das Auge beglücken, beglücken auch den Gaumen. Die Kochbuchautorin Erica Bänziger zeigt anhand der folgenden Rezepte, welches Potenzial die Blütenküche birgt. «Die Gäste werden über-
rascht sein», prophezeit sie. «Selbst versierte Gärtner staunen jeweils über die unterschiedlichen Geschmacksnoten, mit denen Gartenblumen aufwarten.» Die jungen, leuchtend orangen Blüten der Kapuzinerkresse beispielsweise würzen mit ihrem scharfen, leicht pfeffrigen Gout Salate und Suppen, Quark und Kartoffeln. Rosenblätter wiederum machen sich besonders gut in Desserts. Und Ringelblumen, auch Safranrosen genannt, verleihen Reis, Suppen und Saucen nicht nur eine goldgelbe Farbe, sondern auch eine raffinierte Würze. Blüten bringen die Blumenwiese auf den Teller. Die lukullische Flower-Power ist indes keine Erfindung der Hippies, sondern eine über 2000 Jahre alte Kunst. Schon Konfuzius naschte Chrysanthemen, mexikanische Indianer
aromatisierten Eintöpfe mit Yuccablüte und Gourmets des Römischen Reichs bauten Rosen, Nelken und Veilchen in Plantagen an, um damit die Gerichte zu verfeinern. Wichtig beim Zubereiten der blumigen Köstlichkeiten ist einzig, dass nur Essbares verwendet wird, sprich Fingerhut, Nieswurz, Trompetenblumen, Herbstzeitlose und andere giftige und ungeniessbare Gewächse müssen fern des Tisches bleiben. Am besten erntet man die Blüten frisch an sonnigen Tagen, wenn der Tau gerade abgetrocknet ist. Werden sie zu lange besonnt, verflüchtigen sich ihre ätherischen Öle, die den Geschmack bestimmen. Blütenköchin Erica Bänziger: «Morgens sind Duft und Aroma am stärksten.»
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WILLKOMMEN im Schlossgarten!
Von Sandra Weber
Dieser Garten gehört niemandem so richtig und doch allen. Er liegt in der Stadt und ist gleichzeitig ein Ort der Ruhe. Er ist alt – und auch ganz jung. Die Rede ist vom Garten des Schlosses Hegi, am Rand der Stadt Winterthur gelegen. Sowohl Garten als auch Schloss können auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken: Um 1200 als Wohnturm erbaut, wurde Schloss Hegi über die Jahrhunderte unter wechselnden Besitzern ständig aus- und umgebaut. Zeitweise war es von einem Wassergraben umgeben, wurde von Pfauen bevölkert und diente gar als Jugendherberge. Aussen vor blieben dabei stets seine Nachbarn. Das sollte sich ändern, fanden ein paar engagierte Winterthurer und gründeten 2009 den Verein Schloss Hegi, um dem Schloss und seinem Park neues Leben einzuhauchen. Während die Stadt Winterthur als Besitzerin für das Museum zuständig ist, betreut der Verein heute in ehrenamtlicher Tätigkeit die Schloss-Schenke, verwaltet die Vermietung der Räumlichkeiten, organisiert kulturelle Veranstaltungen und private Anlässe und kümmert sich seit vier Jahren auch um den Garten. «Auf die Idee mit dem Garten kamen die Verantwortlichen aufgrund einer alten Tuschzeichnung, die nebst dem Schloss einen alten Gemüsegarten zeigte», erzählt Carmen Hocker, die mit Katrin Kilga-Patt, Therese Steinmann, Diana
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«Historisches bewahren und gleichzeitig nach vorne schauen» – unter diesem Motto erweckte der Verein Schloss Hegi das gleichnamige Schloss in Winterthur aus dem Dornröschenschlaf. Der Garten wurde neu gestaltet, beherbergt einen kunterbunten Mix von alten Sorten bis zu einheimischen Wildpflanzen. Eine Führung für Bioterra-Mitglieder.
Neuber und Christoph Grünig das Gartenteam bildet. Die Kulturhistorikerin Regula Zweifel wurde beauftragt, ein Nutzungskonzept zu erarbeiten, wie sie es bereits für den Garten des Schlosses Wildegg gemacht hatte. Dank der grosszügigen Unterstützung privater Spender konnten ein Gartenbauunternehmen und freiwillige Helfer im Frühjahr 2012 auf der östlich gelegenen Wiese den 800 m2 grossen Zier- und Nutzgarten anlegen. Entstanden ist nicht die Kopie eines mittelalterlichen Gartens, sondern eine zeitgemässe Neuinterpreta-tion, schlicht, übersichtlich, aber von kunterbunter Vielfalt. Wie in Wildegg setzt man auch in Hegi auf die Zusammenarbeit mit Pro Specie Rara: «Die Organisation liefert das Saatgut und stellt jedes Jahr einen Pflanzplan zusammen, der die Fruchtfolge beachtet», sagt Katrin Kilga-Patt. «Im Herbst geben wir einen Teil der Samen zurück.» Von Spargelerbsen über SchwarzenPopcorn-Mais bis zu Wildtomaten gibts kaum ein Gemüse, das im Pflanzgarten nicht vertreten ist, alles fein säuberlich beschriftet und natürlich biologisch
bewirtschaftet. Daneben trifft man auf alte Beeren-, Rosen- und Dahliensorten und Färberpflanzen. Etwa den Krapp Rubia tinctorum, welchen Napoleon im grossen Stil anbauen liess, um die Hosen seiner Soldaten zu färben, erzählt Therese Steinmann, die fast zu jeder Pflanze eine spannende Geschichte weiss. Als Ergänzung zu den Kulturpflanzen wurde letztes Jahr ein Beet mit einheimischen Wildstauden bepflanzt, auch um deren Bedeutung für Vögel, Wildbienen und andere Insekten aufzuzeigen. Unterstützung erhält das Gartenteam von Freiwilligen, die jeden Dienstagabend eingeladen sind, mitanzupacken. Dafür erhalten sie einen Teil der Ernte. Um auch Schulklassen für den Garten zu interessieren, wurde ein interaktiver Parcours eingerichtet, bei dem mit einem sogenannten Transponder verschiedene Pflanzen ausgewählt und an einem Medientisch ausgewertet werden können. Der Garten ist rund ums Jahr frei zugänglich. «Das ist uns sehr wichtig. Schliesslich lautet eines unserer Ziele, der Bevölkerung die Pflanzenvielfalt näherzubringen», sagt Diana Neuber. «Vor allem aber soll der Garten ein Begegnungsort sein, wo man sich spontan zum Arbeiten, Plaudern und Erholen treffen kann.»
Events Am 9. Mai findet von 10–16 Uhr der Setzlingsmarkt mit Sorten von Pro Specie Rara statt. Am Tag der offenen Gartentür, am 14. Juni, ist das Gartenteam von 10 bis 16 Uhr vor Ort. Infos: www.pflanzgarten.ch, Schloss Hegi, Hegifeldstrasse 125, 8404 Winterthur.
FOTOS: CARMEN HOCKER, PROSPECIERARA
FÜHRUNG
EXKLUSIV – EINE FÜHRUNG FÜR MITGLIEDER VON BIOTERRA
Schlossatmosphäre schnuppern und im Schlossgarten lustwandeln unter kundiger Führung: «Bioterra»-Leserinnen und -Leser sind herzlich eingeladen, am 28. Juni von 10 bis ca. 11 Uhr die Garten-Führung im Schloss Hegi mitzuerleben.
Der interaktive Parcours steht den Teilnehmenden zu ihrer freien Verfügung. Ab 11 Uhr sorgt die Schloss-Schenke für Speis und Trank. Preis: Fr. 20.– für Mitglieder, Fr. 25.– für Nichtmitglieder, max. 40 Teilnehmende.
ANMELDETALON
Anmeldung online unter www. bioterra.ch Ja, ich melde mich verbindlich zur Führung Pflanzgarten Schloss Hegi in Winterthur an. Termin: 28. Juni, von 10 bis ca. 11 Uhr. Kosten: Fr. 20.– für Mitglieder, Fr. 25.– für Nichtmitglieder. Anmeldeschluss: 3. Juni 2015 Name:
Vorname:
Adresse:
PLZ/Ort:
Bioterra-Mitglied: Anzahl Personen:
ja
nein
Tel.:
E-Mail: Datum:
Unterschrift:
Bitte kopieren/ausschneiden und senden an: Bioterra, Dubsstrasse 33, 8003 Zürich, Telefon 044 454 48 48, Fax 044 454 48 41, E-Mail: service@bioterra.ch, www.bioterra.ch
FOTO: CARMEN HOCKER
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P OR T R Ä T
«Es zieht mich zu meinen Pflanzen!» Auf wenigen Quadratmetern macht Cornel Rüegg in Selbstversorgung. Der «Veranda-Junkie», wie er sich nennt, ist passionierter Balkongärtner. Er pflanzt von Kohlrabi bis Kartoffeln alles an, was essbar ist. Auch zwei Hühner waren einmal zu Gast auf Rüeggs Terrasse. Von Kathari na Nü e s c h
Cornel Rüegg ist ein «Veranda-Junkie». Nach seiner Definition sind das Menschen, die auf kleinem Raum Selbstversorgung betreiben. Dabei können sie auf Gartenerfahrung zurückblicken, sind also keine blutigen Anfängerinnen und Anfänger. Es sind Menschen, die in der Stadt leben und keinen Zugang zu einem Garten haben – Balkon, Terrasse oder Zinne sind ihr Ersatzgarten und sie selbst Teil der UrbanGardening-Bewegung. Der «Veranda-Junkie» sorgt sich intensiv um seine Pflanzen, es soll ihnen an nichts fehlen. Er oder sie geht nach der Arbeit zuerst auf den Balkon, schaut nach, was sich in den letzten Stunden getan hat, verfolgt minutiös die Entwicklung vom Sprössling bis zur erntereifen Gurke. Deren Verzehr wird zelebriert, es kommt einem kleinen Festessen gleich, das eigene Gemüse schmeckt wie kein anderes. Momente, die Glückshormone freisetzen! «Einen echten Junkie erkennt man daran, dass er nicht macht, sondern es macht mit ihm. Es zieht ihn förmlich auf den Balkon zu seinen Pflanzen», sagt Cornel Rüegg. Die Pflanzenproduktion geht dabei weit über Kräuter hinaus; Kartoffeln, Zucchetti, Mangold, Salate, Tomaten, Kohlrabi oder auch Beeren sind zwingend, will man dazugehören. Blumen würden toleriert, sagt Rüegg mit einem Augenzwinkern, der Fokus liege aber klar auf der Selbstversorgung. Die Steigerung des «Junkies» ist der «Super-Junkie». Dieser Typ Balkongärtner oder -gärtnerin arbeitet mit den Kreisläufen, kompostiert, sammelt Regenwasser, hat vielleicht sogar eine sogenannte «Wurmfarm». In diesem Boxensystem leben Würmer und hier landen die Rüstabfälle. «Nach ein paar Monaten entsteht Kompost und eine Flüssigkeit, die in starker Verdünnung als Dünger eingesetzt wird», erklärt Rüegg, für den Gärtnern reines Hobby ist. Steht er nicht auf seinem Balkon, arbeitet er als Webdesigner. Er ist überzeugt: Hat man schon früh mit der Scholle zu tun gehabt – wie er als Bauernsohn –, klebt sie an einem. Über kurz oder lang
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keimt in derart Vorbelasteten der Wunsch auf, in der Erde zu graben und anzupflanzen. Rüegg, der bereits in den 1990erJahren in der Urban-Gardening-Bewegung aktiv war, ging einmal so weit, dass er zwei Hühner auf seiner damals grossen Terrasse hielt. Das Experiment funktionierte nicht: Das Gegacker ging den Nachbarn auf die Nerven und das Federvieh musste weg. Cornel Rüegg lebte bis vor Kurzem im Kreis 4 in Zürich. Dort hat er herumgetüftelt, wie er auf einem relativ kleinen Balkon den Platz am besten nutzt. Das Büchergestell, in dem er in dekorativen Weinkisten Gemüse anpflanzte oder Kartoffeln in Säcken zog, hat das Zeug, zur tauglichen Einrichtung für vertikales Gärtnern zu werden. Deshalb ist Cornel Rüegg daran, die Idee weiterzuentwickeln: Das Pflanzgerüst soll nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch ansprechend sein und idealerweise auch im Innenraum verwendet werden können. Nun steht dem Gartenaffinen ein völlig neues Gartenjahr bevor. Ende 2014 ist er von Zürich in einen noch nackten Neubau nach Horgen gezogen. Eine grosse Umstellung für ihn, der Jahrzehnte in der Stadt gelebt hat. Die lebhafte Umgebung hat er mit mehr Ruhe und Beschaulichkeit getauscht, den Stadtbalkon mit einer modernen Holz-/BetonTerrasse, Seesicht inklusive. Es wird sich zeigen, wie sich diese fürs Veranda-Gärtnern eignet. Klar ist: Auch hier wird Selbstversorgung grossgeschrieben und vielleicht sogar noch intensiver betrieben als in der Stadt. Der 50-Jährige hat eine brach liegende Fläche entlang der Bahngeleise entdeckt und die Zusage für eine Zwischennutzung erhalten. Ein paar Nachbarinnen und Nachbarn hat er bereits für sein Vorhaben begeistern können. Rüeggs Faszination fürs Balkon-Gärtnern ist so ausgeprägt, dass er ein Buch herausgegeben hat, das diesen Frühling im AT-Verlag erschienen ist. Titel – wie könnte es anders sein: – «Veranda Junkies». Lange habe er beobachtet, wie in der Stadt überall angepflanzt wurde. Das Buchprojekt reifte heran und schliesslich fand er 15 Leute, die über ihre Erfahrungen vom städtischen Balkon- und Terrassengärtnern berichteten. «Veranda-Junkies», die Einblick geben in ihr Reich, erzählen, wie alles angefangen hat, was ihnen das Gärtnern bedeutet und vieles andere mehr. Cornel Rüegg schrieb diese Geschichten auf, Fotograf Sebastian Magnani schoss die Bilder dazu und die Gartenautorin Sabine Reber unterstützte in fachlichen Fragen. Entstanden ist ein buntes, ästhetisch ansprechendes Werk mit vielen spannenden Veranda-Geschichten, Ideen und Checklisten. Letztere sollen Anfängerinnen und Anfängern helfen, Fehler zu vermeiden. «Veranda Junkies» – Cornel Rüegg, Sabine Reber, AT-Verlag, Aarau, 2015, Fr. 39.90, Bestelltalon Seite 59.
F O T O : ST E FA N WA LT E R
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LESERANGEBOTE
GÄRTNERN • GESTALTEN • GENIESSEN
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LESERANGEBOT: NEUES MERKBLATT TOMATEN: ANBAU, PFLEGE UND ERNTE
Sonnengereifte Tomaten aus dem eigenen Biogarten sind Genuss pur! In unserem Merkblatt vermitteln wir fachliches Know-how zum Anbau, zur Vorbeugung von Krankheiten und zur Ernte von gesunden und aromatischen Tomaten. Merkblatt Tomaten, 8 Seiten, Fr. 4.– Bestelltalon Seite 59
2
LESERANGEBOT: SOLARLAMPE FÜR LAUSCHIGE SOMMERABENDE
Was gibt es Schöneres, als an einem lauen Sommerabend auf dem Balkon zu sitzen und zusammen zu essen und zu plaudern oder sogar in aller Ruhe in einem Buch zu lesen? Zur Stimmung passt diese Solarlampe im nostalgischen Einmachglas. Oben auf dem Deckel befindet sich eine Solarzelle, im Innern des Deckels ein Akku und vier LEDs. Für Bioterra-Mitglieder können wir das Sonnenglas zu einem Spezialpreis von Fr. 31.90 statt Fr. 34.90 anbieten.
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Bestelltalon Seite 59
LESERANGEBOT: HAUSWURZ, MAUERPFEFFER, FETTBLATT UND LEBERBALSAM (siehe auch Seiten 34 bis 36)
In Zusammenarbeit mit Martin Dietwyler von der Erlebnisgärtnerei in Rüfenach AG bieten wir für Leserinnen und Leser von «Bioterra» fünf sonnenliebende, genügsame Stauden in Bioqualität an.
Hauswurz, Sempervivum tectorum
‘Atropurpureum’, rotlaubig * Blüte: rosa | Blütezeit: Juni bis Juli | Höhe: 10 bis 15 cm | Eine Form der heimischen Wildart aus den Schweizer Alpen, die schon seit Ende des 18. Jahrhunderts in Kultur ist.
Hauswurz, Sempervivum ‘Sioux’, grünlaubig * Blüte: rosa | Blütezeit: Juni bis Juli | Höhe: 10 bis 15 cm | Auf neutralem Boden sind die Blattrosetten hellgrün. Je saurer der Boden ist, desto mehr färben sich die Spitzen rötlich.
Mauerpfeffer Sedum album Blüte: weiss | Blütezeit: Mai bis Juni | Höhe: 5 bis 10 cm | Der Mauerpfeffer fühlt sich an sonnigen, mageren Standorten wohl und eignet sich auch zur Unterpflanzung von Solitären.
* Bei grosser Nachfrage liefern wir eine vergleichbare Sorte.
Dickrosettiges Fettblatt Sedum pachyclados Blüte: weiss bis hellrosa | Blütezeit: Juni bis Juli | Höhe: 5 bis 10 cm | Die blaugrünen Rosetten sind auch im Winter schön – in Mauerritzen, Schalen oder auf dem Dach des Gartenhauses.
Gold-Fetthenne Sedum floriferum ‘Weihenstephaner Gold’ Blüte: goldgelb, sternförmig | Blütezeit: Juni bis Juli | Höhe: 10 bis 20 cm | Eine historische Züchtung des Sichtungsgartens Weihenstephan.
Leberbalsam Erinus alpinus Blüte: pink | Blütezeit: Mai bis Juli | Höhe: 10 cm | Der Leberbalsam gedeiht an sonnigen bis halbschattigen Standorten, auf gut drainiertem, frischem Boden.
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LESERANGEBOT: SALBEI FÜR DEN GARTEN UND FÜR TÖPFE (siehe auch S. 32 bis S. 33)
Madlen Neubauer von der Biogärtnerei Neubauer bietet den «Bioterra»-Leserinnen und Lesern 10 verschiedene Salbei-Arten in Bioqualität zum Bestellen an:
FÜR TÖPFE
Salbei Salvia spec. ‘Chamchaque’ Aufrecht und stark wüchsig mit speziellen und sehr schönen türkisfarbenen Blüten | Standort: sonnig bis halbschattig, humos, verträgt keinen Frost | Verwendung: Ziersalbei
Honigmelonen-Salbei, Salvia elegans ‘Honey Melon’ Stark wachsend und blühfreudig, halbhängend | Standort: sonnig bis halbschattig, humos, sehr frostempfindlich | Verwendung: Blätter und Blüten für Tee und Tellerdekorationen
Salbei Salvia greggii ‘Cassis’ Beschreibung: schöne Kübelpflanze, pinkfarbige Blüten | Standort: sonnig, humos, durchlässig, bedingt winterhart | Verwendung: Blüten und Blätter für Tee und Tellerdekorationen
Salbei Salvia greggii ‘Mexiko’ Schöne Kübelpflanze, königsblaue Blüten | Standort: sonnig, humos, durchlässig, bedingt winterhart | Verwendung: Blüten und Blätter für Tee und Tellerdekorationen
Salbei Salvia greggii ‘Svenja’ Schöne Kübelpflanze, weiss-rosa Blüten | Standortansprüche: sonnig, humos, durchlässig, bedingt winterhart | Verwendung: Blüten und Blätter für Tee und Tellerdekorationen
Mediterraner Räuchersalbei,
Muskateller-Salbei, Salvia sclarea Aufrecht, zweijährig, duftende Blüten, dekorative Blütenpflanze | Standort: sonnig, durchlässig, mager | Verwendung: Süssspeisen, Säfte, Wein
FÜR DEN GARTEN
Salbei Salvia greggii ‘Hot-Lips’ Schöne Kübelpflanze, rot-weisse Blüten | Standort: sonnig, humos, durchlässig, bedingt winterhart | Verwendung: Blüten und Blätter für Tee und Tellerdekorationen
Peruanischer Salbei, Salvia discolor Aufrechter, lockerer Wuchs, sehr dekorative, dunkel-violette Blüten | Standort: sonnig, humos, durchlässig, frostfrei überwintern | Verwendung: Tee, Räucherund Gewürzpflanze
Wiesen-Salbei, Salvia pratensis Einheimische Wildstaude, aufrecht blühend, wertvolle Futterpflanzen für Wild-bienen, Hummeln und Schmetterlinge | Standort: trockene Magerwiesen, Borde und Kiesrabatten
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Salvia lavandulifolia Aufrechter, gedrungener und guter Wuchs Standort: sonnig, durchlässig, mager, braucht etwas Winterschutz | Verwendung: Gewürz, Tee, Räucher- und Zierpflanze
Bestelltalon Seite 59
LESERANGEBOT: BIOTERRA-GESCHENKKARTEN-SETS
Von unseren schönsten Fotos und Illustrationen: 4 Sets à 12 Karten in Geschenkverpackung. Themen: Wildpflanzen, Clematis, Blütenstauden, Illustrationen der Rubrik «Gartenkids» sowie Herbstastern Preis pro Kartenset für Bioterra-Mitglieder Fr. 17.50. Bestelltalon Seite 59
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