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G Ä R T N E R N
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G E S T A L T E N
ZARTER DUFT
PHLOXE FÜR DEN SOMMERGARTEN
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G E N I E S S E N
SOMMERHITZE
RUND UMS WÄSSERN – TIPPS VON A BIS Z
LAVENDEL REZEPTE VON WÜRZIG BIS SÜSS
DAS WEEKEND IM SÜDEN
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EDI TORI A L
Liebe Leserin, lieber Leser Jeden Morgen erfreue ich mich an der Schar stark wachsender Tomaten, an den vielen Gewürzkräutern und «Überraschungspflanzen», die im Hochbeet munter gedeihen. Alle diese Gewächse erstand ich auf diversen Setzlingsmärkten in der Region. Immer mehr Gärtnerinnen und Gärtner entdecken die tollen und vielfältigen Angebote der Biogärtnereien. Nebst lustvollem Einkauf bieten Märkte Expertenwissen: Man bekommt viele praktische Tipps von Fachleuten. Und das alles zu fairen Preisen. Daniel Gürber Geschäftsführer Bioterra
Die Setzlingsmärkte verzeichnen jedes Jahr mehr Kunden. Das ist eine positive und erfreuliche Entwicklung. Denn so entsteht einerseits eine Verdienstmöglichkeit für lokale Bio-Gärtnereien und andererseits helfen alle zusammen mit, die Sortenvielfalt zu pflegen sowie auch alte Sorten von Pro Specie Rara aktiv zu erhalten. Die Natur verdankt unser Engagement mit schmackhaftem Gemüse, würzigen Kräutern, duftenden Blumen und süssen Früchten. Und wir Gärtnerinnen und Gärtner erleben ein Glücksgefühl über unsere Taten. Ich wünsche allen viel Freude – im Garten und an dieser Ausgabe der «Bioterra». Und ich hoffe, dass Sie sich Zeit nehmen, all dies bewusst zu geniessen.
Ihr Daniel Gürber
IM T E A M
CORINNA STAFFE JUD
ANDREA FOSCO
STEPHAN AESCHLIMANN YELIN
Ihre Illustrationen sind immer wieder
Wir freuen uns, Andrea Fosco vorzustellen. Sie arbeitet seit Kurzem in unserem Team und ist für den BioterraShop verantwortlich. Wann immer möglich, erfüllt sie gerne die Wünsche unserer Mitglieder.
Ein erlesenes Sortiment von Blütenstauden führt Stephan Aeschlimann in seinem Betrieb Gartenwerke in Eriswil BE. Für «Bioterra» hat er 10 wunderschöne, robuste und duftende Sorten von Phlox zum Bestellen ausgesucht. Ab Seite 36.
überraschend und entlocken ein Schmunzeln.
Wir sind glücklich, Corinna Staffe als Illustratorin bei uns zu wissen. Sie lebt und arbeitet seit einigen Jahren in Lyon, Frankreich.
TITELBILD: SCHMETTERLING AUF TAGETE S, FOTO: BENEDIKT DITTLI
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IN H A L T
GARTENSAISON
9 Seiten aktuelle Gartentipps für Bio-, Naturgarten und Balkon ........................................................ 6 TITELGESCHICHTE
Garten im Tessin: Im Wochenendgarten von Renato und Monique Bonetti gedeihen Mais für Polenta und Kürbis für Gnocchi ......................................................20
Gärtnern am Weekend im Tessin. Wie geht das und was gedeiht? Ein Besuch im Garten von Monique und Renato Bonetti in Vairano SEITE 20
BIO- UND NATURGARTEN
Serie: Sandras Garten – Rosen im Biogarten, Basilikum vermehren und Kräuter-Tomaten-Focaccia backen ......................................................18 Ein blaues, wildes Blumenbeet: Die Gartengestalterin Anne Forster zeigt, wie man ein Beet ganz in Blau anlegt ...................................................... 3 0 Erdbeeren: Wir bieten 6 Sorten für den Biogarten zum Bestellen an. Im August ist Pflanzzeit für Erdbeeren. Mit Leserangebot ...................................................... 3 4 Phlox – zarter Duft im Sommergarten: Wie seinem Charme widerstehen? 10 Sorten im Angebot ...................................................... 3 6 Gartenpraxis: Wässern Wichtiges und Witziges rund ums Bewässern von A bis Z ...................................................... 4 0
Wässern im Garten: Tipps von A wie Angiessen bis Z wie Zerstäuben SEITE 40
Duftende Flammenblumen 10 erlesene und robuste Phlox-Sorten für Ihren SEITE 36 Sommergarten
SOMMERKÜCHE
Lavendel – mehr als ein Duft Rezepte für Gerichte mit Lavendel, von Brot über Lamm bis Glace ...................................................... 46 PORTRÄT
Andrea Frommherz: Lustvoll und mit viel Wissen bringt die Kursleiterin Kindern und Erwachsenen die Natur näher ...................................................... 5 4 RUBRIKEN Notizen: Ute Studers Seite....................... 28 Beratung: Urs Streuli weiss Rat............... 43 Führung Gärtnerei Blattgrün..................... 44 Im Focus......................................................... 5 1 Kurse....................................................... 52 Vorschau/Impressum............................ 5 6 Leserservice/Bestelltalon........................ 57
Andrea Frommherz, «Ausprobieren, erleben und selber machen»
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F O T O S : B E N E DI KT DI T T L I , ST O C K F O O D, ST E FA N WA LT E R , ST E P H A N A E S C H L I M A N N Y E L I N
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Sommerküche Rezepte für herzhafte und süsse Gerichte mit Lavendel
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SAISON —
Madonnenlilien – SEITE 9 Ysop – SEITE 10 Duftwicken– SEITE 11 Falscher Mehltau – SEITE 12 Rückschnitt Himbeere – SEITE 13 Japanische Weinbeere – SEITE 14 Buschbohnen ‘Oktoberli’ – SEITE 16 Johanniskrautöl – SEITE 17 Vo n Ute Studer u n d Mar ian na S erena
STAUDEN
Zweite Blüte durch Rückschnitt Bei einigen Stauden kann man nach der ersten Blüte einen Rückschnitt vornehmen, damit sie im Spätsommer nochmals blühen. Dazu schneidet man die Pflanze nach dem Verblühen eine Handbreit über dem Boden ab. Zu solchen remontierenden Stauden gehören zum Beispiel Rittersporn Delphinium, Kugeldistel Echinops, Feinstrahlaster Erigeron, Katzenminze Nepeta, Steppen-Salbei Salvia nemorosa, Sterndolde Astrantia und einige Storchschnabel-Arten Geranium. Eine ausführliche Information zur Pflege von Blütenstauden findet man unter: www.gaissmayer.de/ seiten/stauden/stauden_pflege.pdf
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SA I S ON
MADONNENLILIEN
Im August Zwiebeln stecken
HORTENSIEN
Durch Stecklinge vermehren Fast jede Hortensien-Sorte kann man leicht durch Stecklinge vermehren. Dazu schneidet man im Juli ein paar junge grüne Triebe ohne Knospen ab und zerteilt sie mit einer Schere in kurze Abschnitte mit jeweils einem Blattpaar am oberen und unteren Ende. Die unteren Blätter werden entfernt und den oberen werden die Spitzen abgeschnitten. Damit verhindert man, dass der Steckling zu viel Feuchtigkeit verdunstet. Man steckt die Triebe in eine Schale mit Anzuchterde, giesst an und stellt die Stecklinge in den Halbschatten. Hält man die Erde immer etwas feucht, bilden sich nach wenigen Wochen Wurzeln. Im ersten Winter stellt man die Jungpflanzen an einen kühlen, frostfreien Ort im Haus, da sie noch etwas frostempfindlich sind. Im nächsten Frühjahr kann man sie in den Garten auspflanzen.
Wegen ihrer reinweissen Blüten gilt die Madonnenlilie Lilium candidum als Marienpflanze. Sie ist im östlichen Mittelmeerraum beheimatet und zierte früher jeden Bauerngarten. In den letzten Jahren ist die wohlriechende Lilie etwas in Vergessenheit geraten, da ihre Pflege anspruchsvoller ist als die der anderen Lilien. Bereits im August kommt die Zwiebel in die Erde, damit die Lilie im folgenden Jahr blüht. Sie braucht Zeit, um noch vor dem Winter eine ordentliche Blattrosette zu bilden, über deren Blätter sie Nährstoffe für den Winter aufnimmt. Die Zwiebel wird nur etwa zwei Finger breit mit Erde bedeckt und braucht zur Nachbarzwiebel einen Abstand von 15 bis 20 cm. Im Frühjahr wächst der Blütenstängel, der bis zu 120 cm hoch werden kann. Die weissen, duftenden Blüten öffnen sich ab Juni. Die Madonnenlilie braucht einen sonnigen, geschützten Standort mit durchlässigem, nährstoffreichem Boden. Nach der Blüte kann man den Stiel abschneiden, aber nicht die Blätter. Im Herbst sollte man der Lilie mit Laub und Reisig etwas Winterschutz geben.
WEISSE FLIEGE
Mit Zitronenmelisse vertreiben
Den Zitronenduft der Melisse Melissa officinalis mögen die Weissen Fliegen nicht und nehmen Reissaus, wenn man das Kraut neben die gefährdeten Pflanzen setzt. Auch im Gewächshaus vertreibt die Zitronenmelisse die Weisse Fliege.
Schnittblumen selber ziehen In diesem reich bebilderten Buch zeigt die englische Gartenexpertin Louise Curley, welche Schnittblumen im Frühjahr ausgesät und gepflanzt werden können, damit man das restliche Jahr über auf herrlichen Blumenschmuck zurückgreifen kann. Vorgestellt werden über 100 Blumensorten mit Beet-Pflanzplänen. Porträts der am besten geeigneten langlebigen Blumensorten sind ergänzt mit vielen Tipps für die richtige Pflege der Blumenpracht, einem Saat- und Schnittkalender, Schädlingsbekämpfung und einem Sonderteil mit Hochzeitsblumen. Frische Blumen, Louise Curley, Gerstenberg-Verlag, Hildesheim, 2015, Fr. 37.90, Bestelltalon Seite 59
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S A IS ON
TIPP DES BIOGÄRTNERS
Ysop – der heilende Schöne
ROSENPORTRÄT
'Mme Alfred Carrière’
Diese von J. Schwartz 1879 gezüchtete Rose ist eine der besten, schönsten und winterhärtesten Noisette-Rosen. Die intensiv duftenden, weissen Blüten in der Form von Teerosen öffnen sich zartrosa und werden dann schnell weiss. Sie erscheinen den ganzen Sommer. Diese Rose ist reich blühend und eine ausgesprochen romantische Rose. Sie entwickelt üppiges glänzendes, gräulich grünes Laub an relativ unbewehrten Trieben. Sie ist sehr gesund, anspruchslos und in der Kultur unkompliziert. ‘Mme Alfred Carrière’ kann über fünf Meter hoch werden und wächst sowohl in der Sonne als auch im Halbschatten. Bezugsquelle: www.rosiers.ch
«Ist die Leber durch Traurigkeit krank, so koche er Junghühner mit Ysop und er esse sowohl den Ysop wie auch dieses Junghähnchen oft und die Traurigkeit weicht . . .», so die Äbtissin Hildegard von Bingen. Ysop wurde nicht nur von der bekannten Ordensfrau geschätzt, sondern auch von vielen weiteren Heilkundigen wie Sebastian Kneipp oder Alfred Vogel. Von Ysop verwendet man das blühende Kraut und die jungen Blätter. Wegen seiner verdauungsfördernden und leberstärkenden Wirkung wird er in der Küche zu fettreichen Speisen geschätzt. Er wird aber auch in Likör-, Tee- und Räuchermischungen eingesetzt. Auch bei den Bienen ist Ysop als Nektarpflanze sehr beliebt. Ob der bei uns bekannte Ysop identisch ist mit dem in der Bibel erwähnten, ist bei Botanikern umstritten. Sicher ist, dass sich der Name aus dem Hebräischen ezop herleitet und heiliges Kraut bedeutet. Aus seiner ursprünglichen Heimat im Mittelmeerraum wurde er bereits im frühen Mittelalter in die Klostergärten der Alpennordseite gebracht. Ysop liebt einen trockenen, kiesigen Standort an voller Sonne. Mit seinen leuchtend dunkelblauen Lippenblüten und seiner langen Blütezeit von Juli bis Oktober ist er ein attraktiver Kleinstrauch im Kräutergarten. Markus Neubauer, Biogärtnerei und Naturgärten, 8586 Erlen, www.neubauer.ch
Die Leichtigkeit der Gräser Die ornamentale Wirkung und die Formenvielfalt der beliebtesten Ziergräser sind Thema dieses Buches in der Reihe der DVA-Pflanzenmonografien. Präsentiert wird neben anderen ein Privatgarten, der vom bekannten Designer Piet Oudolf angelegt wurde. Von der Fontänenwirkung über die Kunst vieler Gräser, das Licht einzufangen, bis zu ihrem beruhigenden Rascheln wird deutlich, warum Gräser immer beliebter werden. 20 ausführliche Pflanzenporträts runden das praxistaugliche Werk ab. Gräser, Elke Borkowski, Kathrin Hofmeister, DVA, München, 2015, Fr. 37.90 Bestelltalon Seite 59
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SA I S ON
NACHTBLÜTEN
Zauberhafte Wunderblume Den Namen Wunderblume trägt Mirabilis jalapa, weil sie verschiedene Blütenfarben an einer Pflanze tragen kann. Tagsüber sind ihre Blüten welk, und erst gegen vier Uhr nachmittags wird aus der Wunderblume die «Schöne der Nacht» mit leuchtend bunten Blüten. Ihr Zitrusduft zieht vor allem Nachtfalter und Schwärmer an, die vor den Blüten schweben und mit ihren langen Rüsseln den Nektar aus den Blüten saugen. Durch die Bestäubung entwickelt die Wunderblume viele Samen. Man kann die Knollen wie Dahlien überwintern. «Die Schöne der Nacht» blüht vom Sommer bis zum Frost.
ECHINACEA
DUFTWICKEN
Da der Sonnenhut Echinacea nicht zu den langlebigen Stauden gehört, muss man rechtzeitig für Nachwuchs sorgen. Nur etwa vier Jahre dauert die Freude an den Steppenpflanzen aus Nordamerika. Von den Wildarten E. purpurea, E. paradoxa oder E. pallida kann man Samen ernten und im Frühling auf der Fensterbank Setzlinge vorziehen. Etwa 20 °C brauchen die Samen zum Keimen, und da sie Lichtkeimer sind, darf man sie nicht mit Erde bedecken. Die vielen in den letzten Jahren gezüchteten Sorten kann man nur über Wurzelschnittlinge vermehren: Im Spätherbst schneidet man eine kräftige Wurzel in rund 8 cm lange Teilstücke, bedeckt sie mit Erde und hält sie feucht.
Ab Juni erscheinen die hübschen Schmetterlingsblüten der Duftwicken. Damit sie lange blühen, brauchen sie Pflege. Verblühtes wird regelmässig entfernt. Wenn man nicht nur die Blüten, sondern auch die Triebspitzen schneidet, wird die Pflanze zur Neubildung angeregt. Nach der ersten Blütenphase häufelt man die Pflanzen 20 cm hoch mit Kompost an, damit sie mit Nährstoffen gut versorgt sind und neue Wurzeln und Triebe bilden. Das vermindert auch den Befall mit Mehltau.
Sonnenhut vermehren
Blütezeit verlängern
Pflanzen bestimmen Mit dem überarbeiteten Standardwerk «Was blüht denn da?» kann man ganz einfach 870 Pflanzen anhand naturgetreuer Farbzeichnungen identifizieren. Dazu bestimmt man mit der bewährten Einteilung nach Blütenfarbe, wobei Hinweispfeile die wichtigsten Bestimmungsmerkmale markieren. Aktualisierte Angaben zu Verwechslungsarten und alle Informationen zur Unterscheidung helfen bei der präzisen Bestimmung. Inklusive E-Book. Was blüht denn da?, 59. Auflage, Kosmos-Verlag, Stuttgart, 2015, Fr. 27.90, Bestelltalon Seite 59
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S A ND R AS G ARTE N
EINE ROSE IST EINE ROSE… Nicht umsonst wird sie die Königin der Blumen genannt. So schön die Rose ist, so hohe Ansprüche stellt sie an ihren Thron. Rosiériste Gisèle Tschanz verrät, welche pflege- leichten Sorten es für den Biogarten gibt, inklusive Tipps zur Pflege. Von Sandra Web e r
Rosen waren mir lange Zeit suspekt. Vermutlich ein Kindheitstrauma, da mein Vater bei der Rosenpflege stets nur geflucht hat. Dabei hätte ich damals so gern einen Rosenbogen gehabt, wie die Prinzessinnen im Märchenbuch. Aber ich hatte früh gelernt: Rosen sind Diven, die gehätschelt werden müssen – und dafür oft nicht einmal Dankbarkeit zeigen. Darum war mein Garten bisher rosenfrei. Mir reicht es, ein Kind und einen Ehemann zu hegen. Rosen frieren, kriegen Läuse und Sternrusstau, und man sollte sie schneiden und weiss nie so recht, wie. Den Rosenbogen konnte ich in all den Jahren
STEP-BY-STEP
BASILIKUM VERMEHREN
trotzdem nicht vergessen. In letzter Zeit ertappe ich mich immer wieder beim Studieren entsprechender Fachliteratur. Und nach und nach lege ich meine Vorurteile ab. Ja, es gibt sie, die launische Königin, die mit ihrer Schönheit und ihren Ansprüchen jede Gärtnerin um den Verstand bringt. Aber darüber hinaus gibt es noch viele andere: Kletterer
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Ca. 10 cm lange Triebe abschneiden.
und Bodendecker, für Beete und Hecken, in allen Farben des Regenbogens, für fast jeden Standort und vor allem auch viele, die hart im Nehmen sind, allen voran die Wildrosen. Einzig in lehmigen, sandigen oder nassen Böden haben alle Mühe. Also gibt es vielleicht doch eine passende für uns? «Mais oui!», sagt Gisèle Tschanz von der Bio-Rosengärtnerei Tschanz. «Es kommt nur
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Ins Wasser stellen.
Basilikum kann man nicht genug haben. Zum Glück lässt er sich leicht vermehren. Da er aus den Tropen stammt, verträgt er keinen Frost und fühlt sich an einem sonnigen, windgeschützten Platz am wohlsten.
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S A NDRAS GA RTE N
darauf an, wo der Rosenbogen steht. Das Wichtigste ist, die Sorte passend zum Standort, dem Platzangebot und der Klimazone auszuwählen.» Die Rosenexpertin empfiehlt mir die robuste, aprikosenfarbene ‘Ghislaine de Féligonde’ – «une avalanche de charme!» – oder die weisse ‘Guirlande d’Amour’, eine Züchtung aus einer Wildrose. Sie duftet, ist von Juni bis September eine Bienenweide und mit den roten Hagebutten auch im Herbst ein Blickfang. Beide kommen – ideal für unseren Garten – auch mit etwas weniger Sonne zurecht. Ein absolutes Minimum von vier Stunden brauche es aber, betont Gisèle Tschanz. Rosen mit nackten Wurzeln müssen zwischen Oktober und April in den Boden, während Containerrosen jederzeit gepflanzt werden können. Gisèle Tschanz rät, die Erde 50 cm tief zu lockern und mit etwas reifem Kompost, verrottetem Mist oder Hornmehl anzureichern. Die zuvor gut gewässerte Pflanze so tief pflanzen, dass die Veredelungsstelle 4 cm tief im Boden ist. Anschliessend abermals giessen und die Erde rund um die Triebe 15 cm hoch anhäufeln. Das schütze vor Frost und vor dem Austrocknen, sagt Gisèle Tschanz. Die ersten paar Wochen brauchen die Rosen viel Feuchtigkeit. Später sind sie vor allem auf eine regelmässige Nährstoffzufuhr angewiesen. «Am besten verteilt man Anfang März 3 l sehr reifen Kompost pro m2 auf der Erdoberfläche und harkt das Material leicht ein», rät die Rosenexpertin. Und wie siehts mit dem Schneiden aus? «Geschnitten werden Rosen zwischen Februar und März. Dabei werden alte, kranke und abgestorbene Triebe entfernt.» Der restliche Schnitt
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Nach wenigen Tagen bilden sich weisse Würzelchen.
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sei je nach Sorte wieder anders. Bei Kletterrosen zum Beispiel werden die stärksten Triebe ausgesucht und um einen Viertel gekürzt. Alle anderen Triebe werden abgeschnitten. Im Winter müssen Rosen 15 cm hoch angehäufelt und mit Tannenzweigen oder einem Vlies bedeckt werden. «Leider können auch bei der robustesten Rose Schädlinge und Krankheiten nicht ganz ausgeschlossen werden» sagt Gisèle Tschanz. Sie empfiehlt, befallene Triebe sofort abzuschneiden oder für den Biogarten zugelassene Mittel anzuwenden. Zur Vorbeugung von Blattkrankheiten sollte nicht über die Blätter gegossen werden. Ihre eigenen Rosen werden alle zwei Wochen mit einer selbstgemachten, stärkenden Jauche aus Schachtelhalm, Brennnessel, Beinwell und Farnkraut behandelt. Es bleibt also dabei: Rosen stellen Ansprüche. Aber sie sind erfüllbar. Ganz ehrlich: Ein paar Herausforderungen braucht man im Garten. Sonst würde es einem ja langweilig.
Gisèle und Alain Tschanz führen die Roseraie Tschanz in Aclens VD, www.rosiers.ch Rosenschnittkurse via Bioterra-Regionalgruppen oder Gesellschaft Schweizerischer Rosenfreunde www.rosenfreunde.ch Buchtipp: Alain Tschanz, Isabelle Erne: «Roses d’excellence – tout naturellement», Verlag Rossolis, 2009, (französisch, antiquarisch erhältlich)
SANDRAS TIPP
Kräuter-TomatenFocaccia Zum Garten-Grillplausch gehört für mich ofenwarme Focaccia mit selbst gepflückten Kräutern und Tomaten. Aus 500 g Weissmehl, ½ Hefewürfel, 1 TL Zucker, 1 TL Salz, 2 EL Olivenöl und 3 dl lauwarmem Wasser einen Teig kneten. 1 Std. zugedeckt ruhen lassen. Ca. 2,5 cm dick auswallen, auf Backblech legen. Mit dem Finger Mulden in den Teig drücken. Olivenöl, Rosmarin, Thymian, Oregano, Majoran, grobkörniges Meersalz, Pfeffer und Cherrytomaten verteilen. 30 Min. ruhen lassen. Bei 220 °C ca. 20 Min. backen. Mutige backen die Focaccia auf dem offenen Feuer!
In Kräutererde pflanzen, immer schön feucht halten.
GÄRTNERLATEIN
Was heisst eigentlich «Chaussierung»? Chaussierung ist der Fachausdruck für Kiesflächen. Sie besteht aus drei Schichten: einem 15 bis 40 cm dicken Unterbau aus Wandkies, einer 8 cm dicken, maschinell verdichteten Verschleissschicht aus Strassenkies oder Schotter und der abschliessenden Sauberkeitsschicht aus Rundkies, Sand oder Splitt.
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T E S S IN E R G ARTE N Renato Bonetti, inmitten seines Maisfeldes.
MAIS FÜR POLENTA UND KÜRBIS FÜR GNOCCHI
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TES S INER G A RTE N Der schöne Feigenblattkürbis dient als Unterlage für die Gurkenveredlung.
Ein Garten im Süden, einer im Norden. Renato und Monique Bonetti sind Selbstversorger mit verschiedenen Köstlichkeiten und alten Sorten. Wir haben die beiden im Tessin, an ihrem Zweitwohnsitz, besucht und erfahren, wie ein Wochenendgarten gepflegt wird und was darin wächst. FOTOS: BENEDIKT DITTLI
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T E S S IN E R G ARTE N
Das Rustico mit fantastischer Aussicht auf den See.
Renato Bonetti forschte nach, was in der Gegend früher angebaut wurde, was sich bewährt hat und was nicht. Von Ute Stude r
Auf den Hügelterrassen oberhalb von Gambarogno, mit fantastischem Blick auf Locarno, den tiefblauen Lago Maggiore und den Firn der Alpen, liegt der Garten von Renato Bonetti und seiner Frau Monique. Bei meinem Besuch erwarten mich die beiden mit einem Begrüssungsgeschenk: ein grosser Feigenblattkürbis, den der Hausherr gerade geerntet hat. «Kleines Haus mit viel Land» nennt er die 2006 erworbene Casetta Capra, ein Rustico im Dörfchen Vairano. Renato Bonetti, vielen Bioterra-Mitgliedern als Kursleiter bekannt, hat seine Wurzeln im Tessin, Monique in der Westschweiz. Der Vater von Renato stammt aus dem Nachbardorf Piazzogna; die Verwandten betrieben dort Nebenerwerbslandwirtschaft mit Kühen, Reben und Kastanien. Auch Renato Bonetti besitzt neben dem Rustico vom Vater geerbtes Land, rund 2000 m2. Von seinem Onkel lernte er den Umgang mit der Tessiner Sense; bis heute mäht er die Naturwiese im August nach alter Väter Sitte. Was er als Kind über den Anbau auf dem terrassierten Gelände gelernt hatte, erweiterte er im Laufe der Jahre mit grossem Interesse an der Kulturgeschichte seiner Heimat. Er forschte nach, was in der Gegend früher angebaut wurde, was sich bewährt hat und was nicht. Schon seit vielen Jahren arbeitet er mit Pro Specie Rara zusammen und ist am Erhalt alter Sorten beteiligt. Anders als in seinem Einfamilienhausgarten in Winznau SO hat er hier sauren Boden, teils Fels, teils sehr humos, aber auch feucht, und dann auch extrem trocken an sonnenexponierten Lagen. Über die Jahre hat Bonetti ausgeklügelte Anbausysteme entwickelt, vor allem auch, weil er nur alle zwei bis drei Wochen nach dem Rechten sehen kann. Sein Motto: Was kommt, das kommt! Und es kommt vieles. Eine Besonderheit muss beim Anbau berücksichtigt werden: Von Ende November bis Feb-
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ruar trifft den Garten kein Sonnenstrahl; er liegt im Bergschatten, und der Boden bleibt lange gefroren. Beim Rundgang durch den Garten begleitet uns der Gesang vieler Vögel. Ein Grünspecht hämmert an einem Baum und eine Schwanzmeise beäugt uns argwöhnisch aus der Hecke. Neben der Magerwiese plätschert ein kleiner Bach, gesäumt von Kopfweiden. Beim Näherkommen verschwindet eine Zornnatter im Gebüsch. «Die faucht manchmal ganz bissig, ist aber harmlos», sagt Bonetti und zeigt gleichzeitig auf seine Wasabikultur neben dem Bach. Dieser asiatische Rettich hat gut überwintert und sich prächtig entwickelt. Geerntet wird er wie Meerrettich. Mauereidechsen und Smaragdeidechsen sonnen sich auf den Steinen. Wir naschen ein paar köstliche Himbeeren und schnuppern an diversen Minzen, denn unter jedem Obstbaum hat Bonetti eine andere Sorte angepflanzt. In diesem Paradiesgärtlein scheint es alles zu geben: eine Wildfruchthecke, Rosen, Beeren, Trauben, Obst, Gemüse, Getreide, Blumen und sogar «Exoten» wie Oliven und Nespole.
EIN MAISFELD IN MISCHKULTUR MIT BOHNEN Die Arbeitsteilung bei den Bonettis ist klar: Er ist verantwortlich für den Anbau der Gewächse, sie für deren Verarbeitung. Dabei kann Monique Bonetti auf eine enorme Vielzahl an Zutaten zurückgreifen, denn ihre beiden Gärten sind im wahrsten Sinne Experimentierfelder. Dazu gehört auch der Rheintaler Ribelmais, der zurzeit so hoch ist, dass er weit über unsere Köpfe ragt. Diese alte Mais-Sorte aus dem Schwei-
Die einheimische Schwarze Königskerze.
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Üppiges Wachstum und ein glücklicher Gärtner.
Blühender Rainfarn und Salbei.
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TOMATEN, ACHTUNG – MONSTERPILZE IN SICHT! Der Pilzhut und der Knotenstock und Korb und Messer sind bereit. Die Stiefel und der grüne Rock, die sind mein Jägerkleid. Doch brauche ich kein Schiessgewehr, nicht Pulver und nicht Schrot. Ich komm als Freund des Walds daher und schiess kein Tierlein tot. Hoio! Welch eine frohe Pirsch! Ich schwenke meinen Filz: Ich jag’ nicht Hase, Reh und Hirsch, ich jage meinen Pilz. Kurt Oestreich (Aus «Tintling», der pilzkundlichen Fachzeitschrift)
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Letztes Jahr herrschte bei mir eine Pilzjagd der ganz anderen Art. Offen gestanden war es vor allem die Pilzangst. Angefangen hat es bereits im Juli bei den Kartoffeln meiner Nachbarin. Ich hatte mir so viel Mühe gegeben mit meinen Tomaten. Von April bis Mitte Mai habe ich sie täglich gezügelt, morgens raus auf den Balkon, abends rein aufs Fensterbrett. Als die dauernde Schlepperei endlich zu Ende war und die zarten Gewächse Bodenkontakt bekamen, gediehen sie prächtig und setzten erste
Früchte an. Und dann kamen zwei kalte Nächte und tagelanger Dauerregen. Und es kam die Angst vor dem Ungeheuer namens Phytophthora infestans, einem hinterhältigen Pilz, auf Deutsch Krautfäule. Wenn er einmal so richtig zuschlägt, hinterlässt er eine braungraue Spur der Verwüstung und vernichtet Tomatenernten in wenigen Tagen. Das mit den kalten Julinächten war nur das Vorspiel. Waren die befallenen Blätter entfernt, kehrte Ruhe ein, doch sie war trügerisch. Der Sommer war nicht
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grandios, doch die Wärme reichte für eine gute Reife aus. Jetzt hätte man sich auf die Ernte freuen, sich mit einem Glas Wein im Liegestuhl räkeln und die Abendsonne geniessen können. Schliesslich hatte man alles gemacht, damit es den Pflanzenkindern gutgeht, und eine Ruhepause verdient. Doch die Nächte wurden kälter, das Wetter nasser, und nun schlug der Monsterpilz erbarmungslos zu. Es war ein einziges Trauerspiel. Grauenhaft! Zum Glück war die Ernte im Vorjahr so überschwänglich, dass ich immer noch Sugo-Vorräte hatte. Ich habe viel über diesen Schreckenspilz gelesen, der stets zuerst die Kartoffeln befällt, bevor er sich dann die botanisch verwandten Tomaten vornimmt. Etwas Wind oder eine Spore an einem Insektenbein reicht, um den Sprung vom Kartoffelaufs Tomatenblatt zu schaffen. Neueste Untersuchungen haben gezeigt, dass der Pilz durch die Fungizideinsätze in der Landwirtschaft eine hohe geneti-
sche Variabilität entwickelt hat und immer aggressiver wird. Forscher fanden in seinen Genen 240 Millionen Basenpaare, das sind dreimal mehr als die seiner nächsten Verwandten. Damit verfügt der Pilz über ein riesiges Arsenal an unterschiedlichen «Angriffs»Genen. Zusätzlich aber besitzt dieser aggressive Killerpilz sogenannte «springende Gene», mobile Erbgutabschnitte, die in der Lage sind, im Erbgut herumzuhüpfen und auf die Abwehrreaktionen der Wirtspflanzen und die gegen ihn eingesetzten Gifte zu reagieren. Spannend ist folglich, was andere Wissenschaftler über die Tomaten herausgefunden haben, nämlich dass sie intelligent sind und untereinander intensiv kommunizieren. Wenn sie von Fressfeinden wie dem Asiatischen Baumwollwurm attackiert werden, geben sie flüchtige Chemikalien ab, die ihre Artgenossen warnen und sie veranlassen, die feindabwehrende Chemikalie HexVic zu produzieren und
in ihr Gewebe einzulagern. Toll! Aber warum funktioniert das bei der Krautfäule nicht? Ich versuche immer, mir so etwas bildlich vorzustellen. Die erste Tomate warnt mit ihrem Duftstoff: «Achtung! Monsterpilze in Sicht!» – Die etwas naive Nachbartomate fragt zurück: «Sind das auch Baumwollwürmer?» – «Ist doch egal! Produziert jetzt endlich HexVic!» – «Aber hilft das denn gegen die Monster?», fragt scheu eine Tomate aus der zweiten Reihe. – Missmutig meldet sich die Grosse an der Ecke: «Ich kenne die Kerle, da hilft nichts, auch kein HexVic.» – «Und was sollen wir jetzt tun?», fragt weinerlich die Scheue. – «Da hilft nur noch weglaufen», meint die Grosse sarkastisch. Das mit dem Weglaufen war gar nicht so falsch, nur geschah es auf andere Art. Ich entfernte alle befallenen Blätter, und weil der Befall dermassen stark war, blieb letztes Jahr von den Tomaten dann fast nichts mehr übrig.
KRAUTFÄULE: TOMATEN VOR REGEN SCHÜTZEN! Von Jochen El b s-G latz
170 Arten von Phytophthora sind bekannt. Sie haben ein breites Wirtsspektrum. P. cryptogea befällt 140 Pflanzenarten. Dagegen wirkt die Krautfäule Phytophthora infestans mit zwei Wirten, Tomate und Kartoffel, bescheiden. 1840 sprang die Krautfäule in Mexiko von wild wachsenden Solanaceae auf kultivierte Kartoffeln über und breitete sich weltweit aus. 1845 in Irland, danach überall, wo der einfache Kartoffelanbau das Getreide zurückgedrängt hatte. 1850 berichtet ein Fischentaler: Weil die ausgeschnittenen Reste fauler Kartoffeln als besonders schmackhaft galten, wurden faule Knollen mit ausgepflanzt, um die anderen zu infizieren. Eine Karikatur von Pflanzenschutz!
Sortenwahl Bei frühen Sorten und bei Kleinfruchtigen ist die Chance grösser, dass die Tomaten vor Befall von Krautfäule reifen.
Erziehung
Pflanzenschutz
Tomaten sollten vor Regen geschützt, aber luftig stehen. Ausgeizen führt zu lockeren Stauden. Single-TrossCropping, bei dem Tomaten auf 30 cm gepflanzt und zwei Blätter oberhalb der ersten Blütenrispe gekappt werden, verfrüht die Ernte. Zügiges Wachstum erhöht die Widerstandskraft. Schütteln der Tomaten erhöht den Fruchtansatz.
Magermilchspritzungen fördern die Besiedlung der Pflanzenoberfläche mit harmlosen Keimen. Fenchelöl hat eine vorbeugende Wirkung gegen die Krautfäule und riecht gut. Kurativ wirkt eine Spritzung mit 8 g Backpulver, 1 EL Rapsöl und 2 Tropfen Spülmittel auf 1 l Wasser. Von Kupferpräparaten ist abzuraten, weil sich das Kupfer im Boden anreichert. Von Krautfäule befallene Pflanzenteile müssen unbedingt in die Müllverbrennung. Beim Kartoffelgraben müssen alle, auch die allerkleinsten Knollen aufgelesen werden, da sonst diese «Überhälter» im nächsten Jahr aufwachsen und ein frühes Infektionspotenzial für die Krautfäule bilden.
Mischkultur und Mulch Durch Mulch und Mischkultur wird verhindert, dass mit dem Giesswasser Krautfäulesporen auf die Tomatenblätter gespritzt werden. Tagetes locken Bestäuber an und wirken wie Hanf direkt gegen Krautfäule. Hanf ist sehr konkurrenzstark und muss zurückgeschnitten und gemulcht werden.
Mehr Infos im Bioterra-Merkblatt: «Tomaten: Anbau, Pflege und Ernte», zu bestellen unter www.bioterra.ch./shop.
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DIE SÜSSEN ROTEN Reife, aromatische Erdbeeren direkt vom Gartenbeet sind ein sommerlicher Genuss. Umso freudiger wird die erste Ernte erwartet. Wir bieten 6 Sorten Erdbeerpflanzen in Bioqualität zum Bestellen an. Von Mari an na Se re na
FÜR GARTEN UND TÖPFE Erdbeeren selber anzubauen, bietet den Vorteil, zwischen alten und neuen Sorten wählen und ausprobieren zu können. Auch in gartenlosen Zeiten zog ich immer einige Erdbeerpflanzen in Töpfen, hängend am Balkongeländer oder stehend auf der Terrasse. Wenn sie regelmässig gegossen werden, gedeihen sie prächtig. Den Winter über können Topferdbeeren problemlos im Freien stehen bleiben. HOCHSOMMER IST PFLANZZEIT Ende Juli bis Mitte August ist die beste Pflanzzeit für Erdbeeren. Dann haben sie noch ausreichend Zeit, anzuwachsen, und geben bereits im Folgejahr einen ansehnlichen Ertrag ab. Alternativ kann man auch Mitte Mai pflanzen mit geringem Ertrag im ersten Standjahr, dafür reicher Ernte ein Jahr danach. WAS ERDBEEREN LIEBEN Erdbeeren mögen humosen und feuchten Boden. Auf schweren Böden gedeihen sie schlechter. Hier empfiehlt sich der Anbau auf Dämmen. Als Vorkultur eignen sich tiefgründig wachsende Gründüngungen, doch weder Leguminosen noch Senf. Nach Kartoffeln, Gurken, Tomaten, Sellerie, Kohlgewächsen und Hülsenfrüchten sind Erdbeeren krankheitsanfälliger. Alle diese Kulturen können von der bodenbürtigen Pilzkrankheit der Verticillium-Welke Verticillium alboatrum befallen werden. Für Topferdbeeren wählt man eine gängige Balkonerde aus dem Handel. DIE RICHTIGE PFLANZTIEFE Beim Pflanzen der Erdbeeren ist die Pflanztiefe entscheidend: Die Wurzeln dürfen nicht aus der Erde herausragen und das Herz der Pflanze, die Vegetationsspitze, darf nicht verschüttet werden. Das vorsichtige Einpflanzen fördert ein gutes Anwachsen und langfristig gesunde Pflanzen. Nach dem Pflanzen ausgiebig angiessen. Erdbeerpflanzen werden im Hausgarten im Abstand von 30 cm in der Reihe und 75 cm zwischen den Reihen gepflanzt. Als Mischkulturpartner, zwischen den Reihen oder in der Reihe zwischen den einzelnen Pflanzen, hat sich Knoblauch bewährt. Erdbeeren sollten in guten Gartenböden nur mässig mit gut ausgereiftem Kompost gedüngt werden. In Töpfen mit frischer Erde frühestens nach einem Jahr etwas Flüssigdünger, Steinmehl oder einige Hornspäne zugeben.
SORGFÄLTIG PFLEGEN Herrlich mundende Erdbeerköstlichkeiten verlangen von uns ein bisschen Pflege und Hingabe. Bis zum Winter sollten die Jungpflanzen regelmässig gehackt und von Unkraut frei gehalten werden. Mulchen schützt vor Bodenaustrocknung und fördert das humose, leicht feuchte Bodenklima, das Erdbeeren so sehr lieben. Im Frühjahr sollte nur bis Ende April gehackt werden, damit Wurzelverletzungen keine Eintrittspforten für Krankheiten bieten. Mitte Mai wird Stroh unter die Pflanzen gelegt, damit die reifenden Beeren trocken aufliegen und vor Grauschimmel geschützt werden. Während der Erntezeit ausschliesslich morgens giessen. So trocknen nasse Früchte schneller ab. Nach der Ernte folgt die wichtigste Pflegemassnahme: Kranke Pflanzen und Blätter sowie überflüssige Ausläufer werden entfernt. Bei einmal tragenden Sorten kann das ganze Laub geschnitten werden. Das Herz wird dabei sorgfältig geschützt. Gibt man zu dieser Zeit etwas Kompost auf die Pflanzen, führt dies zu frischem Wachstum und guten Blütenanlagen für die kommende Saison. EIN NEUES ERDBEERBEET Erdbeerpflanzen sollten nach drei Erntejahren durch Jungpflanzen ersetzt werden. Je länger die Pflanzen genutzt werden, umso kleiner werden die Früchte und der Ertrag nimmt stetig ab. Am einfachsten lassen sich Jungpflanzen in Töpfen ziehen. Dazu im Herbst eine oder mehrere gesunde und reich tragende Mutterpflanzen eintopfen, die zur Erntezeit ausgelesen und markiert wurden. Im folgenden Frühling alle Blütenstände entfernen, sodass sich ausreichend Ausläufer bilden können. Diese in nebenstehende Töpfe legen, eventuell mit Klammern leicht befestigen, damit rasch Wurzeln gebildet werden. Ende Juli kann so ein neues Erdbeerbeet angelegt werden. Nur alle 5 bis 8 Jahre sollten Erdbeeren wieder auf demselben Beet gedeihen.
LESERANGEBOT: 6 SORTEN ERDBEERPFLANZEN Leserinnen und Lesern von «Bioterra» bieten wir 6 Sorten Erdbeerpflanzen von Reller Bioanbau in Berneck zum Bestellen an: Bestelltalon Seite 59.
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Von Kathari na N üe s c h
«Das Leben ohne Phlox ist ein Irrtum», sagte einst der bekannte Staudenzüchter und Phlox-Kenner Karl Foerster. Mit dieser oft zitierten Aussage konnte ich bis vor einigen Jahren wenig anfangen. Phlox gehörte in die Gärten meiner tiefsten Vergangenheit. Im Bauerngarten meiner Grossmutter war er allgegenwärtig und festigte mein Bild einer altmodischen Pflanze; sie hatte in meinem damals noch jungen Staudengarten nichts verloren. Doch dann fiel mir auf einem Markt ein liebliches rosaweisses Blümlein auf, das sofort einen Ausdruck des Entzückens hervorrief. Beim zweiten Mal Hinschauen realisierte ich: Das ist ja Phlox! Damit war sie im wahrsten Sinne des Wortes entflammt, meine Liebe zur Flammenblume. Die Flammenblume, so der deutsche, meist unbekannte Name der Staude, ist im 18. Jahrhundert von Amerika nach Europa gelangt und begeistert aufgenommen worden. In Grossbritannien, Deutschland und Frankreich wurde sie rege weitergezüchtet und bald verbreitete sich Phlox in den Gärten. Ein noch weitgehend unentdecktes Reservoir von Phlox-Sorten ist Russland, wo die Kulturpflanze eine lange Tradition hat und grosse Wertschätzung geniesst. Heute sind für jede Jahreszeit unzählige Arten und Sorten im Angebot – einjährige und mehrjährige –, vom PolsterPhlox bis hin zum hohen Sommer-Phlox Phlox paniculata. Wer von Phlox spricht, meint meist Letzteren, die traditionelle Bauerngarten-Staude, die bis anderthalb Meter hoch werden kann.
PHLOX MAG ES FEUCHT Ebenfalls eine Liebe auf den zweiten Blick war Phlox für Ursula Yelin und Stephan Aeschlimann von der Gärtnerei
Gartenwerke in Eriswil. «Wir interessieren uns für Phlox, seit wir hier leben», erzählt die Gartengestalterin. Als die Familie im Emmental ankam, blühte im lange ungenutzten und zu einer Wiese und Abfallhalde verkommenen Garten ein einzelner Phlox, sonst nichts. Ein Zeichen? Der Umzug vom aargauischen Baden ins rauere Klima auf 800 Meter über Meer – ein ideales Phlox-Klima – brachte eine Umstellung des Sortiments mit sich, in dem die Flammenblume heute ein sicherer Wert ist. Phlox paniculata, dessen Sorten von Juni bis in den Herbst blühen, ist eine dankbare, zuverlässige und langlebige Staude, sofern Grundlegendes stimmt. Andernfalls ist sie anfällig auf Mehltau und die Blattfleckenkrankheit. Die Staude mag einen schweren, humosen und nährstoffreichen, feuchten Boden – jedoch keine Staunässe – und sonnige bis halbschattige Standorte. Jüngere Züchtungen, insbesondere der dem Sommer-Phlox ähnliche Grossblatt-Phlox Phlox amplifolia, sind recht anpassungsfähig und fühlen sich auch in anderen Gartenböden wohl, vorausgesetzt es sind genügend Nährstoffe und Feuchtigkeit vorhanden. «Phlox ist definitiv nichts für einen Südbalkon oder einen heissen Standort», betont Aeschlimann. Die Staude ist für eine schützende Mulchschicht dankbar. Gedüngt wird im Frühjahr mit Kompost, der Rückschnitt erfolgt im Herbst oder im Frühling. Soll die Sortenreinheit erhalten bleiben, ist es wichtig, dass die Pflanze nicht versamt. «Wer die Blüte der Staude verlängern möchte, kann einen sogenannten Vorblütenschnitt Ende Mai vornehmen. Dabei pinziert man einen Teil der Blütentriebe. Die gekappten Triebe blühen dann später»,
erklärt der Gärtner. Ein Rückschnitt nach der Blüte ist bei früher blühenden Sorten ebenfalls möglich. Mit genügend Dünger und Feuchtigkeit versorgt, blühen sie ein zweites Mal.
EIGENE SORTE ‘ELFENTURM’ Stehen zwei hübsche Phlox-Exemplare nebeneinander, kann daraus durchaus ein noch hübscheres entstehen. Das Gärtnerpaar hat besonders schöne und robuste Pflanzen ausgesucht und vermehrt. Bereits haben sie ein erstes «Gartenwerke-Phlox-Kind» hervorgebracht: Phlox paniculata ‘Elfenturm’, eine spät blühende, gesunde Sorte mit hoch aufstrebenden Blütenständen und lilafarbenen Blüten mit weisser Mitte. ‘Elfenturm’ gehört heute zum PhloxSortiment der Gärtnerei, das sich durch robuste, gesunde und stabile, sprich standhafte Pflanzen auszeichnet. Dies gilt für Paniculata- und besonders für die Amplifolia-Sorten. Im Angebot der Gärtnerei sind unter anderem Phlox paniculata ‘Düsterlohe’, eine Züchtung von Karl Foerster. Diese wüchsige, purpur-violette, früh blühende Sorte hat ihre Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Bodenverhältnisse bewiesen und trägt das Gütesiegel Perenne-Empfehlung. Das bedeutet, dass die Sorte von Experten geprüft und für empfehlenswert für den Privatgarten befunden wurde. Als sehr gesund wird ‘Uspech’ bezeichnet, eine historische Sorte aus Russland. Ihre Blüte ist violett mit weissem Stern, ihr Name bedeutet Glück – vermutlich auch Gartenglück –, denn auch ‘Uspech’ ist eine Perenne-Empfehlung. Ebenfalls sehr gesund ist die Sorte ‘Hesperis’, die an eine Wildart erinnert und bis 140 cm hoch wird. Bewährt hat sich die mit 80
Seine leuchtenden Blütendolden, von Schmetterlingen umschwärmt, machen einen Sommertag zu einem kleinen Fest. Wie dem Charme von Phlox widerstehen? Wir bieten unseren Leserinnen und Lesern ausgewählte Sorten in Bioqualität zum Bestellen an.
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LAVENDEL – mehr als ein Duft Lavendelzucker
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Noch ist der Lavendel ein Geheimtipp in der Küche. Zumindest bei uns. Die Südländer hingegen wissen Duft und Würze des Blaublühers schon lange zu schätzen. Lavendel verleiht herzhaften und süssen Gerichten eine aparte Note. Von Ute Stude r
Ein befreundeter Nachbar und Lavendelbauer tischt uns zu Wein und Baguette jeweils kleine Ziegenfrischkäse auf, die mit Lavendelhonig beträufelt und mit Lavendelblüten bestreut sind. Eine wahre Köstlichkeit, auf die wir uns schon im Voraus freuen, wenn ein Besuch in der Provence geplant ist. Lavendel als Gewürz ist nördlich der Alpen ein Geheimtipp; die meisten denken beim Duft von Lavendel an Omas Wäscheschrank. Doch in Frankreich, Italien und Spanien gehört er zum gängigen Gewürzrepertoire. Zwar setzt die Verwendung von Lavendel in der Küche Experimentierfreude voraus. Aber wer den Geschmack mag, wird von den köstlichen Rezepten angenehm überrascht sein. Unbewusst haben viele den Lavendel schon benutzt, denn er ist Teil der Würzmischung «Kräuter der Provence», die Grillgerichten, Marinaden und Käse mediterranes Flair verleiht.
GESCHMACK UND AROMA Der Geschmack von Lavendel ist frischherb-würzig und erinnert ein wenig an Rosmarin. Das Aroma variiert je nach Sorte, und ob die Blüten frisch oder getrocknet verwendet werden. Auch in verarbeiteter Form kann man die blauen Blüten geniessen, beispielsweise in Öl, Salz, Zucker oder Essig eingelegt. Damit eröffnet sich eine wahre Inspirationsquelle. VORSICHTIG DOSIEREN Lavendel kann sehr schnell dominant werden, daher sollte man ihn sparsam dosieren. Man muss sich langsam an die optimale Würzmenge herantasten, wie beim Salz, dann bekommt man mit der Zeit Routine. Besonders bei der Verwendung von ätherischem Lavendelöl ist Zurückhaltung geboten, denn ein Trop-
Mediterranes Chili-Baguette mit Lavendel
fen kann schon zu viel sein. Tipp: Lavendelöl mit Olivenöl verdünnen.
WELCHE SORTE FÜR DIE KÜCHE? Am meisten wird mit dem Echten Lavendel Lavandula angustifolia gearbeitet, aber auch die Sorten ‘Hidcote Blue’ oder ‘Munstead’ sind geschätzt. Die jungen Triebe passen gut zu kräftigen Gerichten wie Lamm, Fisch oder Eintopf. Hauptsächlich werden aber die Blüten verwendet. Da der Stängel holzig ist, nimmt man nur die abgestreiften Blüten, frisch oder getrocknet. Will man sie dekorativ über Süssspeisen oder Frischkäse streuen, kann man die äusseren Kelchblätter entfernen. Die so bearbeiteten Blüten schmücken Speisen als hübsche blaue Farbtupfer. BLÜTEN ERNTEN Die Lavendelblüten werden am Morgen geschnitten, wenn der Tau abgetrocknet ist. Der Gehalt an ätherischem Öl ist kurz vor dem Aufblühen am höchsten. Die Blütenstände werden gebündelt im luftigen Schatten zum Trocknen auf gehängt.
MEDITERRANES CHILI-BAGUETTE MIT LAVENDEL Für 4 kleinere Baguettesstangen 300 g 1 /2 1 Msp 1 TL 200 g 1 TL 5–6 EL 2 2
Weizenmehl Würfel frische Hefe (21 g) Safran, gemahlen Honig Roggenmehl Salz Olivenöl rote Chilischoten Stängel Lavendel Mehl, zum Arbeiten
Für den Vorteig das Weizenmehl in eine Schüssel geben. In der Mitte eine Mulde formen und die Hefe hineinbröckeln. Mit 2 EL lauwarmem Wasser, dem Safran, dem Honig und ein wenig Mehl verrühren, bis ein weicher Teig entstanden ist. Zugedeckt an einem warmen Ort etwa 30 Minuten gehen lassen (der Vorteig soll Risse an der Oberfläche zeigen). Das Roggenmehl, ca. 220 ml lauwarmes Wasser, Salz und 4 EL Öl zugeben und alles zu einem weichen Teig verkneten, der sich vom Schüsselrand löst. Nach Bedarf noch Wasser oder Mehl ergänzen. Abgedeckt ca. 1 weitere
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«Wäre ich eine Blume, so wäre ich eine Wildrose» Über Kopf, Herz und Hand bringt Andrea Frommherz als Beraterin und naturpädagogische Kursleiterin Kindern und Erwachsenen die Natur näher. Dabei lernen diese nicht nur etwas über Pflanzen, sondern auch über sich selbst. Von San dra Web e r
Wäre sie eine Blume, dann eine Wildrose, sagt Andrea Frommherz. Denn diese finde man oft in Hecken am Siedlungsrand, mit einem Fuss in der Wildnis, mit dem anderen bei den Menschen. Natur und Kultur – für sie keine Gegensätze, sondern Elemente, die sich ergänzen. Und so scheinen sich auch ihre zwei grossen Leidenschaften, auf den ersten Blick gegensätzlich, bestens zu vereinen: Am Vormittag im Deuxpièce vor fünfzig Menschen einen Vortrag zum Thema Führungskompetenzen zu halten und am Nachmittag mit einem Dutzend Kindern im Wald um ein Feuer zu stehen und Holunderbeersuppe zu kochen. Denn einerseits ist Andrea Frommherz Geschäftsleiterin des Bieler Informations- und Beratungszentrums Frau und Arbeit, wo sie auch als Coach und Berufsberaterin tätig ist. Andererseits leitet sie naturpädagogische Kurse für Kinder und Erwachsene und hat zur gleichen Thematik bereits vier Bücher geschrieben. Diese sogenannten Naturwerkstätten wollen Kinder und Erwachsene anregen, sich auf spielerische Art und Weise mit Wildkräutern, Steinen, Bäumen und im jüngsten Buch, das in Zusammenarbeit mit Pro Specie Rara entstanden ist, mit Samen und Gemüse zu befassen. «Als die Anfrage kam, dachte ich erst: ‹Ui, iig u Gmües?›, gesteht Andrea Frommherz lachend. Denn vor drei Jahren war sie vieles, nur keine Gemüsegärtnerin. «Aber ich bin neugierig, experimentiere gern und liebe Herausforderungen.» Also studierte sie am Wochenmarkt die Sorten- und Geschmacksvielfalt, besuchte Samendreschereien und legte ein Hochbeet mit blühenden Karotten und Salaten an. «Je länger ich mich mit dem Thema, mit diesem magischen Kreislauf des Lebens, beschäftigte, desto mehr hat es mich fasziniert. Ich hatte vorher nie überlegt, woher Rüebli ihre Samen haben. Eigentlich reisst man sie beim Ernten mitten aus dem Leben!», sagt Andrea Frommherz. «Ich glaube, wer einmal Samen zum Keimen gebracht hat, die daraus entstandenen Pflänzchen gehegt, ihre Früchte geerntet und gegessen oder wieder neue Samen gewonnen hat, nimmt Lebensmittel und
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die Natur ganz anders wahr.» Etwas, was sie auch bei ihren Kursteilnehmern immer wieder beobachten kann: «Kinder, aber auch Erwachsene, lernen am besten durch das Ausprobieren, Erleben, Selbermachen. Eben über Kopf, Herz und Hand, wie Pestalozzi schon sagte. Und so macht das Lernen auch Spass!» Sie staune immer wieder, «wie Giele u Modi stundenlang werken können, wenn sie etwas begeistert». Und auch die Eltern machen grosse Augen, wenn sie sehen, was ihre Kinder alles probieren, wenn sie es selber pflanzen, ernten und verarbeiten konnten. Randen! Chrutstiil! Dazu kommt, dass die Menüs bei Andrea Frommherz immer mit einer Prise Abenteuer gewürzt sind, kocht sie doch vom Rüebliblüteneintopf über Pastinakenchips bis zum Randenkuchen am liebsten alles auf dem Feuer. Denn: «Die Stimmung ist einfach unvergleichlich!» Stets versucht sie, in ihren Kursen und Büchern eine ausgewogene Mischung aus Geschichten, Liedern, Rezepten und Spielideen, aber auch komplexere Hintergrundinformationen zu vermitteln. So erzählt sie in einer Naturwerkstatt mehr über die Entstehung der verschiedenen Gesteine, während sie in ihrem jüngsten Buch die Themen Biodiversität und Ernährungssouveränität aufgriff. «Es ist einfach nicht fair, dass Grosskonzerne die Möglichkeit haben, Samensorten patentieren zu lassen und den Bauern, insbesondere auch in den armen Ländern, durch Hybridsaatgut oder rechtliche Grundlagen die Möglichkeit vorenthalten, ihr eigenes Saatgut zu gewinnen.» Klar spiele das im Hausgebrauch weniger eine Rolle. «Aber ich finde, schon Kinder sollten wissen, was es heisst, wenn auf einer Samenpackung F1 steht.» Ihre zwei Leidenschaften, Natur und Menschen, noch stärker zu verknüpfen, das versucht Andrea Frommherz derzeit in einer Weiterbildung zur Gartentherapeutin. «Erlebnisse in der Natur sprechen alle Sinne an und vermitteln Kindern Vertrauen in ihre Fähigkeiten. Sie schaffen einen guten Boden, auf dem Neues keimen kann.» Aber auch Erwachsenen tue Natur gut, und zwar nicht nur körperlich, sondern auch über ihre Symbolik: «Bei einem Waldspaziergang trifft man auf unzählige Bilder: Ein reissender Bach, ein Dickicht oder ein tief verwurzelter Baum können als Metaphern für persönliche Probleme, aber auch mögliche Lösungen stehen. Solche Bilder wirken weit intensiver als reine Gedankenkonstrukte.» In naher Zukunft möchte Andrea Frommherz ihre Beratungsarbeit darum vermehrt draussen durchführen. Nicht nur zugunsten ihrer Klienten, sondern auch für sich. Schliesslich gedeihen Wildrosen noch immer am besten unter freiem Himmel. Weitere Infos: www.wildrose.ch Buchtipp: Naturwerkstatt Samen und Gemüse, Andrea Frommherz, AT-Verlag Aarau, 2015, Fr. 32.90. Bestelltalon Seite 59
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LESERANGEBOTE
GÄRTNERN • GESTALTEN • GENIESSEN
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LESERANGEBOT: 6 SORTEN ERDBEERPFLANZEN IN BIOQUALITÄT < 15 mm
Leserinnen und Lesern von «Bioterra» bieten wir 6 Sorten Erdbeerpflanzen von Reller Bioanbau in Berneck zum Bestellen an (siehe auch Seiten 34 und 35):
‘Maikönigin’ Frühreif, orange bis zinnoberrot gefärbte Früchte, mild säuerlicher Geschmack, Sorte von Pro Specie Rara
‘Wädenswil 6’ Beliebteste Erdbeersorte im Schweizer Hausgarten, dunkelrote, herzförmige Früchte mit vorzüglichem Walderdbeeraroma
‘Ada’ Neuzüchtung von Ernst Niederer, frühreif, sehr aromatische, grosse Früchte mit weissem Kragen, glänzend und regenfest, starkwüchsige, grosse Pflanzen mit dicken Blütenstängeln, trotzdem leicht pflückbar
‘Petrino’ Züchtung von Peter Hauenstein, Schweiz, früh–mittelfrüh, lange Erntedauer, mittelstark wachsende Pflanze, dunkelroter kegelförmige Früchte von mittlerer Festigkeit und ausgezeichnetem Aroma, für Verarbeitung sehr geeignet
‘Dina’ Neuzüchtung von Ernst Niederer, spätreif, dunkelrote Früchte, im Innern durchgefärbt, Walderdbeeraroma, mittelgross, ertragsreich, Pflanze mittelstark wachsend
‘Immi 11’ Züchtung von Ernst Niederer, immertragende Sorte mit Früchten von Juni bis Oktober, mittelstarke, robuste Pflanzen, rote, grosse Früchte von sehr gutem Aroma und mittlerer Festigkeit Bestelltalon Seite 59
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LESERANGEBOT: SOLARLAMPE FÜR LAUSCHIGE SOMMERABENDE
Was gibt es Schöneres, als an einem lauen Sommerabend auf dem Balkon zu sitzen und zusammen zu essen und zu plaudern oder sogar in aller Ruhe in einem Buch zu lesen? Zur Stimmung passt diese Solarlampe im nostalgischen Einmachglas. Oben auf dem Deckel befindet sich eine Solarzelle, im Innern des Deckels ein Akku und vier LEDs. Für Bioterra-Mitglieder können wir das Sonnenglas zu einem Spezialpreis von Fr. 31.90 statt Fr. 34.90 anbieten. Bestelltalon Seite 59
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LESERANGEBOT: 10 PHLOX-SORTEN IN BIOQUALITÄT
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Leserinnen und Lesern von «Bioterra» bieten wir verschiedene robuste Stauden-Phloxe von Gartenwerke in Eriswil zum Bestellen an (siehe auch Seiten 36 bis 39):
Phlox paniculata ‘Eva Cullum’ Rosa mit rotem Auge, 100 cm hoch, Juli bis August, Perenne-Empfehlung
Phlox paniculata ‘Düsterlohe’ Purpur-violett, 100 bis 120 cm hoch, Juli bis August, historische Sorte, Perenne-Empfehlung
Phlox paniculata ‘Mount Fuji’ (Synonym ‘Fujiyama‘) Weiss, 120 bis 140 cm hoch, August bis September, gesund, spät blühend
Phlox paniculata ‘Uspech’ Violett mit weissem Stern, 80 bis 100 cm hoch, Juli bis September, sehr gesund, historische Sorte aus Russland, der Sortenname ‘Uspech’ heisst Glück, Perenne-Empfehlung
Phlox paniculata ‘Rijnstroom‘ Dunkelrosa, 90 bis 100 cm, Juli bis August, historische Sorte aus den Niederlanden
Phlox paniculata ‘Hesperis’ Lila, 120 bis 140 cm, Juli bis August, kleinblütige Sorte, naturpflanzenartige, der Nachtviole ähnliche Erscheinung, sehr gesund
Phlox paniculata ‘Elfenturm’ Rosa-lila, weisse Mitte, 100 bis 140 cm, August bis September, hoch aufstrebende Blütenstände, spät blühend, sehr gesund und wüchsig, eigene Auslese von Gartenwerke
Phlox paniculata ‘Starfire’ Kirschrot, 80 bis 100 cm, Juli bis August, sehr dunkles Laub, braucht mehr Feuchtigkeit und Nährstoffe, historische Sorte, für heisse Standorte nicht geeignet
Phlox amplifolia ‘Minnehaha’ Rosa-lila, Mitte dunkelrosa, 80 bis 100 cm hoch, Juni bis August, gesund, verträgt auch trockenere Standorte
Phlox amplifolia ‘Ashville 88’ Lila-rosa mit weissem Stern, 60 bis 80 cm hoch, Juni bis August, macht kurze Ausläufer, sehr gesund, verträgt auch trockenere Standorte, gut am Rand von Gehölzen Bestelltalon Seite 59
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LESERANGEBOT: BIOTERRA-SAMENTÜTE
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LESERANGEBOT: BACSACS
Der hängende Pflanzsack «Pot tuteur» (rechts) ist ideal für Rank- und Kletterpflanzen, kann aber auch für alle anderen Pflanzen verwendet werden. Mit Hilfe des Tragegurtes kann dieser Pflanzsack auch an Dachvorsprüngen angebracht werden. Der Gurt ist bis auf 80 cm verlängerbar. Bereits sind viele Samen reif für die Ernte. Wohin mit dem wertvollen Saatgut? Wir haben für Sie BioterraSamentüten gestaltet und herstellen lassen. In diese können Sie Samen von Ringelblumen, Bohnen, Salat und anderen Gartenschätzen bis zur nächsten Saison aufbewahren. Auch als Geschenk hübsch. Set à 10 Stück, Preis: Fr. 7.90
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