6. JAHRGANG
SPREEWALD IM JULI 2014
DIE NEUE
BLEICHE -2014-
DIE ELEMENTE DER BLEICHE
DIE NEUE
BLEICHE -2014-
EDITORIAL
Die Elementenlehre erzählt uns über die Bausteine des Seins. Sie ist eine Naturbeschreibung, wie sich Wandlungen im Bereich des Lebendigen vollziehen. Den Kindern der Römer wurde mit elfenbeinernen Schriftzeichen, den elementa, das Lesen beigebracht. Die Naturphilosophen nahmen den Begriff auf und deuteten ihn zu den "Buchstaben des Weltaufbaus" um. Den antiken vier Elementen fügten die chinesischen Naturphilosophen ein fünftes hinzu und beschrieben die Gesetzmäßigkeiten der fünf Wandlungsphasen. Martin Beyer, der sich in unserer letzten Kahnpost über den „Mut zur Lücke“ mit dem Glück beschäftigt hat, konnte feststellen, dass auch unser Glück oft von (Ver-)Wandlung abhängt. Er untersucht nun die „Elemente der Bleiche“, wie wir sie hier im Spreewald interpretieren, was sie bedeuten und wie sie auf uns wirken.
Herzliche Grüße
Ihre Christine und Heinrich Michael Clausing Burg im Spreewald im Sommer 2014
DIE NEUE BLEICHE 2014
DIE ELEMENTE DER BLEICHE VON MARTIN BEYER (TEXT) UND NIKOLAJ GEORGIEW (FOTOS)
W I L L K O M M E N
Jupiter und Hermes wandeln inkognito auf der Erde: Sie möchten die Menschen prüfen. Findet sich unter ihnen keine Gerechtigkeit, Aufrichtigkeit und Gastfreundschaft, dann soll es das gewesen sein mit den Irdischen, so will es der Göttervater.
was sie besitzen: Wasser, Wein, Brot und Fleisch. Zur Belohnung wird ihnen ein Wunsch erfüllt: Beide, in innigster Liebe verbunden, dürfen gemeinsam sterben. Nach ihrem Tod verwandeln sie sich in eine Linde und eine Eiche und leben in den Bäumen weiter.
Und tatsächlich: Die Himmlischen werden nirgends eingelassen. Einen letzten Versuch wagen sie bei zwei Alten, die in einfachen Verhältnissen leben. Bei Philemon und Baucis finden sie endlich Wärme, Freundlichkeit und Bewirtung. Das Ehepaar schürt in der Küche das Feuer und gibt den Fremden von allem,
Diese Geschichte, unter anderem von Ovid in seinen Metamorphosen erzählt, ist eine der schönsten Verwandlungsgeschichten. Denn nicht nur die Eheleute, auch ihre Gäste werden verwandelt: Die Götter werden überrascht und müssen umdenken – was einem Jupiter durchaus schwerfällt. Aber was ist mit uns?
TRAUMZEIT
V O R B E R E I T U N G
Wenn wir uns Gastgebern wie Philemon und Baucis anvertrauen, müssen wird also damit rechnen, verwandelt zu werden. Wir durchlaufen eine Schleuse aus Licht und Wärme und sind andere geworden, wenn wir sie passiert haben. Auf den ersten Blick müssen wir uns dazu nur mit einem Wirt verabreden und einkehren; eigentlich ist es aber zuallererst eine Verabredung mit uns selbst. Nötig ist die Bereitschaft, in eine Lückenzeit einzutreten, in einen Gegenalltag; nötig ist die Bereitschaft für den Sprung aus dem unaufhörlichen Strom der Verpflichtungen und
eingehenden Nachrichten und drohenden Deadlines. Ein Strom, der kein Fluss ist. Bloß, haben die meisten Menschen nicht Angst vor Veränderungen? Keine Sorge, es geht nicht immer gleich – alchemistisch gesprochen – um das Große Werk, um den Stein der Weisen. Oft ist ein wiedergefundenes Lächeln Verwandlung genug. Wir ordnen uns, richten uns neu aus. Wir erfahren einen Auftrieb aus Licht und Wärme und Geschmack und Lust, der uns erhebt und etwas Neues wahrnehmen lässt, über den eigenen Horizont hinaus.
Ein wenig Mut braucht es trotzdem: Mut zur Verabredung, zur Lücke, zur Verwandlung. Mutabor heißt der Zauberspruch:
Ich werde verwandelt werden!
LICHT
WÄRME
SALZ
WASSER
ENERGIE
E L E M E N T E N L E H R E
Was braucht es noch? Philemon und Baucis würden sagen: Nicht viel! Fünf Elemente sind es, welche die Götter zufriedenstellen: Wasser, Salz, Licht, Wärme und Energie. Fünf Elemente, die auch den Herd der Bleiche ins Herz der gesamten Anlage rücken. Herd und Feuerstelle heißen im Englischen hearth. In diesem Wort versteckt sich das Herz (heart), darin versteckt sich die Erde (earth). Und mit jedem Pulsschlag in der Küche verändert sich der Aggregatszustand nicht nur der verarbeiteten Zutaten,
sondern der gesamten Bleiche. Sie verwandelt sich, erzeugt Wellen, sie schwingt: und mit ihr die Gäste, die einen besonderen Ort gesucht und gefunden haben. In der Landtherme sind diese Elemente genauso wichtig. Der Mensch kann ohne sie nicht leben: Er ist ein Wasserwesen, er braucht Salz, er braucht Wärme und Licht, um gesund, energiegeladen und wandlungsfähig zu sein. Sein Geist braucht das alles, sein Körper, seine Haut, jede Zelle.
HINTER DEN
ELEMENTEN STECKT NOCH MEHR:
eine umfassende Ordnung und gleichzeitig ein Prinzip der Einfachheit. Damit fangen wir an: Philemon und Baucis reichen uns Wasser, wir nehmen einen Schluck ...
WASSER Meist achten wir nicht auf den Geschmack des Wassers. Es geht darum, den Durst zu löschen; das Wasser schmeckt wie sein Geschlecht: neutral, und das ist alles. Doch wir täuschen uns. Wasser bedeutet Leben, wo sonst wüsste man das besser als im Spreewald mit seinen unzählbaren Wasseradern. Wasser bedeutet Leben, aber nicht irgendein Leben:
Wasser verwandelt sich Wasser speichert alles Wasser transportiert Wasser ebnet und schleift ab und bahnt sich Wege Wasser ist ein Mythos Wasser hat eigene physikalische Gesetze Wasser ist Badewasser ist Kosmetik ist das Element aus dem wir größtenteils bestehen ist unsere Heimat Wasser nährt uns Wasser dämpft gart köchelt Wasser ist lebendig ist friedlich ist tosend ist still ist Leben. Ich lebe heißt das neue Hauswasser der Bleiche, man muss nur die Buchstaben vertauschen, um das eine in das andere zu verwandeln. Dieses Verwandlungsspiel würde Philemon und Baucis sicher gefallen.
DIE KNEIPP BECKEN
DIE NEUE LANDTHERME
DIE ORANGENE KÜCHE
SALZ Und was ist mit Salz? Salz ist doch Salz. Es fällt uns erst auf, wenn es fehlt oder wenn zu viel davon verwendet wurde. In der Zeit von Philemon und Baucis war es noch eine Göttergabe, ein kostbares Gut – heute warnen wir vor zu viel Salzkonsum. Natriumchlorid ist nicht automatisch ein Lebensmittel und erst recht keine Lebensmittlerin. Als Industrieware und in zu hohen Dosierungen ist es schädlich und belastet unseren Körper. Das Kristallsalz, das in der Bleiche verwendet wird, besteht zwar zu über 90 Prozent aus Natriumchlorid, aber es kommt auf die restlichen Prozentpunkte an. In seiner reinsten Form beinhaltet Kristallsalz 84 Elemente aus dem Periodensystem und setzt ein heilsames Resonanzspiel in unserem Körper in Gang. Salz löst sich auf, wenn wir es ins Wasser geben. Es wird zu Sole, ist Erde und Sonne zugleich. Kristallsalz ist über Jahrmillionen gespeichertes Licht, in Wasser gelöst wird es zum Sonnenelixier. Salz ist Leben und noch mehr:
Ein Salzkristall ist der platonische Körper der Erde Salz ist flüssiger Sommer auf der Haut Salz ist ein Zeichen für Verliebtheit beim Kochen Salz ist unser Salär ist ein Körnchen Wahrheit immerhin: cum grano salis.
LICHT Philemon und Baucis wissen: Ein Gericht, eine Speise beginnt nicht erst mit der Zubereitung in der Küche oder im Augenblick des Servierens. Ein Gericht beginnt mit dem ersten Sonnenstrahl, der auf eine Pflanze fällt und sie zum Wachsen bringt, ihre Früchte reifen lässt. Die Zu-Tat ist mehr als eine Beigabe, sie ist das Wesentliche. Wir nehmen nicht nur ihre Nährstoffe auf, wir essen auch das Licht, das in ihr gespeichert ist, laben uns an den Farben und Gerüchen und Geschmäckern. Wir können uns damit einen Wellenvorrat an Licht anlegen, und das beschert uns: Gesundheit, Dynamik, Gleichgewicht und Auftrieb. Denn:
Licht ist Teilchen ist Welle ist Trost ist Kraft ist Urheber aller Schatten Licht ist Proviant für die Lebensreise ist Reperaturwerkzeug ist Himmelsstrahl ist Vitamin D Licht ist Balsam für die Seele ist immer für ein Blinzeln und ein Lächeln gut. Der Spreewald, zumal im Sommer, spendet ein wunderbares Licht, und wenn er sein Füllhorn ausschüttet, herrscht an lichterfüllten Zutaten kein Mangel. Die Bleiche – in der Küche, in den Gasträumen, in der Landtherme, in jeder Lücke des Hauses – ist Resonanzkörper für dieses: Licht.
LANDTHERME LICHTSPIELE
DIE ORANGENE KÜCHE
WÄRME Ohne Wärme können wir nicht kochen. Nur: Wärme ist nicht gleich Wärme. Zu viel Wärme, also Hitze, kann ein Gericht verderben, indem es Vitamine und Nährstoffe verbrennen lässt. In der Küche der Bleiche wird das nicht passieren. Der Molteni-Herd mit seiner erdbezogenen Feuertechnik ist eine Schleuse für das gesunde Maß an Licht, Wasser, Salz und Wärme. Es kommt auf die richtige Temperatur an, und was für die Küche gilt, gilt für die Landtherme erst recht, denn thermós bedeutet: warm.
Wärme ermöglicht Leben lässt uns schwingen Wärme dehnt uns aus ist Energie Wärme bringt uns zum Kochen zum Schwitzen ist ein memento mori für den Schnee Wärme bringt uns zur Ruhe bringt uns ins Gleichgewicht Wärme schmeichelt uns Wärme ist eine Charaktereigenschaft ist ein gutes Gefühl ist im Hamam ist in der Bleiche ist die Bleiche. Die Wärme, die Philemon und Baucis den Göttern schenken, ist noch einmal etwas Besonderes. Nach einer alten Tradition müssen fremde Gäste erst ihre Identität preisgeben, wenn sie bereits verköstigt wurden, nicht schon vorher. Den Unbekannten so zu behandeln wie ein Familienmitglied: Darin steckt die Wärme zeitloser Gastfreundschaft.
P R I VAT E S PA I N E I N E R S PA S U I T E
ENERGIE Energie ist gewissermaßen das Dach für die anderen Elemente. Das Dach, aber auch der Keller, der Garten und die Wege dazwischen. Alles entsteht aus Energie und wird am Ende wieder in Energie aufgehen. Energie nimmt nie ab, sie verwandelt sich nur, sie ist das Prinzip zur Erhaltung von Kraft, von Gesundheit, von Balance.
Energie ist der große Gestaltwandler Energie spielt überall die Hauptrolle in Physik in Technik in Biologie in Sport in Wirtschaft sie bejaht sie vermittelt sie lässt uns fließen und fliegen und forschen und fragen Energie ist Körper ist Geist ist Ganzheit Energie ist eine Kraftmaschine ist eine unendliche Spirale ist Ursache ist Wirkung ist Lebensgenerator ist Energie. Als Philemon und Baucis in der Küche für Jupiter und Hermes gekocht haben, waren sie danach erschöpft. Ihre Arbeit hat sich dennoch gelohnt, weil sie von ihren Gästen etwas zurückbekommen haben: Die Erfüllung eines Herzenswunsches. Daher verwandelt sich immer auch der Wirt, wenn er auf einen Gast trifft, der seine Arbeit nicht nur würdigt, sondern mit allen Sinnen erfassen kann.
S P R E E WA L D S C H L E U S E N
VERWANDLUNG „Heute noch stehen Stamm neben Stamm sich nah’ – aus den beiden Körpern gewachsen.“ (frei nach Ovid)
Mutabor! Der Zauber hat gewirkt. Die Spuren, die Philemon und Baucis einst gelegt haben, sie reichen bis in die heutige Zeit. Der Sommerwind in den Spreewaldbäumen erzählt uns davon, und wir dürfen uns glücklich schätzen, dass Jupiter und Hermes nicht an eine andere Tür geklopft haben.
VERWANDLUNG IN PLATONISCHE KÖRPER
METATRON WÜRFEL
TETRAEDER
HEXAEDER
OKTAEDER
DODEKAEDER
IKOSAEDER
ELEMENTE ZUM MITNEHMEN - DER NEUE BLEICHE LADEN
DIE
BLEICHE KEY CODES
So ist die Heilige Geometrie aller Dinge in ihren dynamischen Prinzipien für uns Menschen angelegt. Wir haben diese Fähigkeiten, diese Elemente in Leben zu verwandeln, von der Natur.
SALZ
LICHT
K R I S TA L L STRUKTUREN
GERADLINIGE GLEICHMÄSSIGE AU S B R E I T U N G
Der elektrische Aufbau des atomaren Kristallgitters sorgt dafür, dass Salz sich auflöst, wenn wir es ins Wasser geben. Es ist Sole geworden. Erde und Sonne zugleich. Salz ohne Wasser ist der platonische Körper der Erde. Salz in Wasser gelöst wird zum Sonnenelixier.
Der Mensch kann mehr Sonnenlicht speichern als andere Lebewesen. Jedes unserer Organe kann durch Resonanz mit der Sonnenenergie einen eigenen Wellenvorrat anlegen. Dieser Wellenvorrat schafft bei Bewegung im elektromagnetischen Feld der Erde unzählige Induktionseffekte. Das bedeutet: Gesundheit, Spannkraft, Gleichgewicht, Auftrieb, Bewegung, optimale Wellenbegegnungen.
WA S S E R
FLIESSENDE WELLEN
Warum nennen wir die Erde unsere Heimat und nicht das Wasser? Wasser hält den hydro-geologischen Kreislauf auf der Erde in Gang, löst Gase und Mineralien, deren Form es allesamt annehmen kann. Es transportiert Substanzen zwischen Ökosystemen und Klimazonen hin und her. Es ist die Flüssigkeit, die die ganze Erde – uns alle – in Schwung hält: WASSER.
Foto: Andrea M. Müller
D E R A U TO R
DR. MARTIN BEYER Martin Beyer, geboren 1976, ist promovierter Germanist und arbeitet als Schriftsteller und Dozent für kreatives Schreiben und Storytelling in Bamberg. 2009 wurde er mit dem Walter-Kempowski-Literaturpreis ausgezeichnet, 2011 mit dem Kultur-Förderpreis der Stadt Bamberg. Im November 2013 wurde ihm für seine schriftstellerische Arbeit der Bayerische Kunstförderpreis in der Sparte Literatur verliehen.
WÄ R M E
ENERGIE
Martin Beyer kuratiert das jährlich stattfindende Literaturfestival Bamberg liest, zudem ist er Mitinitiator des Bildungsprojekts Märchenakademie und leitet die Unternehmung Innovation durch Sprache – Corporate Story & Creative Writing, die Beratungen und Workshops im Kreativen Schreiben und Storytelling anbietet. Im Rahmen des Spreewald-Literatur-Stipendiums verbrachte Martin Beyer im Januar 2012 einen Monat im Hotel Zur Bleiche.
www.hinter-den-tueren.de www.maerchenakademie.de
AU F S T E I G E N D E WELLEN
DER FLUSS DER N AT U R I M GOLDENEN SCHNITT FIBONACCI SPIRALE
Wärme ist die Spanne von Temperatur, in der sich menschliches Leben auf der Erde entfalten kann. Wir fühlen uns wohl, wenn wir Wärme produzieren. Wir müssen sie produzieren, um in unserem Körper die lebensbalancierende Temperatur aufrechtzuerhalten.
Energieumwandlung ist dabei das Zauberwort, denn letztlich sind alle Veränderungen, die in der Natur stattfinden, auf Energieumwandlung zurückzuführen. Mutabor: Ich werde verwandelt werden!
IMPRESSUM Herausgeber und Redaktion: Christine und Heinrich Michael Clausing ZUR BLEICHE RESORT & SPA Bleichestraße 16 03096 Burg / Spreewald, Telefon+49(0)35603-620 · Fax +49(0)35603-60292 www.hotel-zur-bleiche.com reservierung@hotel-zur-bleiche.com Fotos: Nikolaj Georgiew, www.georgiew.de stock backgrounds: shutterstock.com Text: Dr. Martin Beyer Konzept & Gestaltung: Ronald Reinsberg, Reinsberg WA GmbH Berlin, www.reinsberg.de Druck: Druckteam, Berlin
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