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Personal Branding

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FIBO 2022

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benötigst, sind keine nach oben zeigenden Daumen unterhalb deiner Bilder, sondern echte Kunden, die bereit dazu sind, in dich als Trainer zu investieren. Denn andernfalls hast du keine Karriere, sondern nur ein sehr zeitaufwendiges und kostspieliges Hobby – was natürlich vollkommen legitim ist, wenn das dein Ziel ist. Wenn du hingegen gut von deiner Leidenschaft für Fitness leben und nicht nur überleben willst, dann solltest du dich in den sozialen Medien anders verhalten. Personal Branding lautet der Zauberbegriff. Denn nur wenn du selbst zur Marke wirst, hebst du dich von all den 08/15-Coaches ab, gewinnst das Vertrauen deiner potenziellen Klienten und arbeitest aktiv an deiner Kundenbindung.

Wie aber funktioniert Personal Branding auf den sozialen Plattformen? Hier ein paar Tipps, die sich in der Praxis bewährt haben:

1. WERTEVERMITTLUNG

Eines ist besonders wichtig. Personal Branding hat nichts damit zu tun, ob du immer eine auffällige blaue Brille trägst oder deine Mütze schief aufhast. Es hat auch nur sekundär mit deinem Logo oder deinem Slogan zu tun. Das Wichtigste bei einer Personal Brand ist, dass du deine Werte und Überzeugungen klar kommunizierst und für etwas stehst – mit einer klaren Kante. Und das muss erkennbar sein, weil du danach lebst. Die anderen beschriebenen Faktoren sind Wiedererkennungswerte. Sie werden im Lauf der Zeit ebenfalls wichtig – aber erst dann, wenn dich deine Zielgruppe auch an deinen Werten erkennt. Für dich bedeutet das: Du kannst und sollst es nicht jedem recht machen. Du musst bis zu einem gewissen Punkt polarisieren. Und du darfst auf keinen Fall versuchen, allen und jedem zu helfen. Denn wer scheinbar allen helfen kann, der steht für nichts!

Wie definierst du nun deine Werte ganz konkret? Stelle dir folgende Fragen (siehe Randspalte). Wichtig

dabei ist: Wer nicht polarisiert, verliert! Stelle dich also darauf ein, dass du als Personal Brand nicht von allen geliebt wirst. Doch erst in dem Moment, wenn du dich von der breiten Masse abhebst, wirst du auch wirklich wahrgenommen.

Du kannst dir ein Beispiel an großen Marken nehmen: Mercedes beispielsweise wird als Luxusmarke wahrgenommen und vermittelt einen gewissen Status. Under Armour steht für Fitness und Athletik. Über solche Marken oder Statussymbole bestimmter Nischen identifizieren sich Menschen nach außen hin und zeigen, wofür sie stehen. Beispielsweise vertreten auf Fitnessmessen Jungs im Muscle Shirt die Werte des Bodybuildings. Frauen im Zumba-Outfit hingegen definieren sich über einen anderen Lifestyle. Worüber definierst du dich als Trainer?

2. KOMMUNIKATION STATT AUTOMATION

Personal Branding ist keine Einbahnstraße. Zwar wird heute immer und überall von „Kunden auf Knopfdruck“ und „Kunden auf Autopilot“ gesprochen. Und ja – ein gewisses Maß an Automation ist auch wichtig und richtig, damit du dich auf dein Kerngeschäft konzentrieren kannst. Doch Coaching ist Vertrauenssache, und Ver-

trauen baust du am besten durch direkte Kommuni-

kation auf. Versuche also, jede Gelegenheit zu nutzen, direkt mit deiner Zielgruppe zu kommunizieren, und zwar persönlich. Die sozialen Medien bieten uns diese Chance. Reagiere und antworte auf Kommentare. Nutze den Messenger. Und sei dabei unbedingt authentisch. Denn die unterschiedlichsten Umfragen zeigen immer wieder: Menschen vertrauen Personen, die Authentizität vermitteln und „echt“ wirken.

Beispiele hierfür sind Influencer, die plötzlich nicht mehr nur die perfekte Welt ausmalen, sondern auch ihre Krisen oder Schwachstellen zeigen: Sie heulen plötzlich vor der Kamera und lassen auch ihr privates Umfeld mit in das Social Media Game einfließen. Das ist echt. Das möchten die Menschen sehen.

Das heißt nicht, dass du dein Privatleben von nun an Schritt für Schritt in irgendwelchen Stories und Posts präsentieren muss. Aber es bedeutet, dass du nicht schauspielern solltest. Gerade deshalb ist es eben auch so wichtig, dass du Tipp 1 im Vorfeld sorgfältig ausgearbeitet hast. Nur wer die eigenen Werte vermittelt, ist glaubwürdig. Die Menschen besitzen heutzutage einen „Bullshit-Radar“: Sie merken es, wenn du nicht ehrlich zu ihnen bist oder einfach nur hinter ihrem Geld her bist. Was uns wieder zum Thema der Kommunikation bringt. Achte darauf, mit deinen Followern zu interagieren, und nutze die Informationen, die du darüber erhältst, um stetig immer noch besseren Content für genau deine Zielgruppe zu produzieren. Du wirst sehen, schon bald wirst du dadurch ganz klar für deine Werte stehen und wahrgenommen werden.

FRAGE DICH:

• Worin bist du besonders gut?

• Mit welcher Zielgruppe arbeitest du

besonders gerne?

• Mit welchen Themen könntest du dich

den ganzen Tag beschäftigen, ohne dass es sich für dich nach Arbeit anfühlt?

• Zu welchen Themen wirst du bereits jetzt von anderen Menschen nach Rat gefragt?

• Worin grenzt sich deine Meinung zu

einem bestimmten Thema klar von anderen Personen ab?

3. KONTINUITÄT

Nichts passiert über Nacht. Ein gutes Personal Branding braucht Zeit, Geduld und Kontinuität. Entscheidend ist also, dass du eine dauerhafte und nachhaltige Präsenz beweist und aufbaust. Nur so wird es dir möglich sein, deine Werte zu vermitteln und nach und nach den in Tipp 1 angesprochenen Wiedererkennungseffekt zu erreichen. Gerade das fällt aber vielen Trainern schwer. Wir leben in einer extrem kurzlebigen Welt. Die Geschwindigkeit ist enorm. Was heute noch ein Geheimtipp war, macht morgen schon jeder. Daher erwarten wir immer schnelle Ergebnisse, aber diese gibt es nicht – egal was dir Werbeanzeigen versprechen. Zumindest gibt es keine schnellen Ergebnisse, die lange und nachhaltig bleiben.

Achte also darauf, dass du kontinuierlich an deiner Personal Brand arbei-

test. Nimm dir nicht zu viel vor, sondern nur genau das, was du auch stemmen kannst. Wenn es dir nicht möglich ist, kontinuierlich mehrere Social-Media-Kanäle zu bespielen, dann versuche es erst gar nicht. Konzentriere dich auf einen und werde dort gut darin.

Natürlich gibt es Coaches und Influencer, die gefühlt überall präsent sind. Sie haben dann aber auch meist eigene Videographen und ein Social-Media-Team, die ihnen kontinuierlich zuarbeiten. Omnipräsenz ist also definitiv nur etwas für die Big Player im Business – und vor allem nur für diejenigen, die auf eine hohe Reichweite angewiesen sind. Da du als Trainer aber im Premiumsegment unterwegs bist, ist das gar nicht relevant für dich. Sei also auf der Plattform gut, die relevant für dich ist.

Eine Sache noch: Kontinuität steht nicht nur für Regelmäßigkeit beim Posten usw., sondern auch dafür, die eigenen Werte aus Tipp 1 nachhaltig aufrechtzuerhalten.

Sei also kein Fähnchen im Wind, das sich einfach nur nach Trends richtet und Trittbrett fährt, sondern selbstbewusst genug, deinen Standpunkt zu halten und zu

verteidigen. Sonst ist deine Wahrnehmung schneller dahin, als dass du die nächste Story posten kannst. 4. DIE SPRACHE DER KUNDEN SPRECHEN Wenn du aus fremden Menschen Follower und später Kunden und echte Fans machen möchtest, dann musst du die Sprache deiner Zielgruppe sprechen. Du musst die Probleme deiner Kunden besser verstehen und beschreiben können, als sie selbst dazu in der Lage sind. Dadurch schaffst du es, deine Werte zu vermitteln und Authentizität aufzubauen (du siehst, es hängt irgendwie alles zusammen). Deine Follower und Fans müssen begreifen, dass du sie verstehst und dass du ihnen weiterhelfen kannst. Viele Trainer machen gerade hier

bedeutende Fehler. Sie schreiben über irgendwelche Studien und Evidenzen, profilieren sich über ihr Wissen, werfen mit irgendwelchen Fachbegriffen um sich oder berichten von hochkomplexen Themen, obwohl die eigene Zielgruppe vielleicht aus Fitnessanfängern besteht und einfach nur Hilfe beim Abnehmen sucht oder ihre Rückenschmerzen in den Griff bekommen möchte. Ursprung und Ansatz von Hüftbeugern interessieren sie nicht: Sie wollen nur wissen, wie sie ihre Schmerzen loswerden können. Für dich bedeutet das: Es geht nicht

um dich, sondern um deine Klienten – oder um deine potenziellen Klienten.

Im Coaching wird das als klientenzentrierte Gesprächsführung bezeichnet. In der Realität verlaufen Coachings leider PHILIPP RAUSCHER oft coachzentriert. Der Autor ist selbstständiger Mach doch einfach einmal selbst den

Ernährungsberater, Dozent, Test: Wenn du über die sozialen Medien Autor und Online-Coach. Sein

Schwerpunkt liegt auf dem neue Kunden für dein Coaching gewinBehavior Design Coaching und nen möchtest, die meisten Kommentadem Coaching neuer Verhaltensweisen für Unternehmer re, Likes und Reaktionen jedoch von und Profisportler. anderen Trainern kommen, dann ist www.philipprauscher.com das ein Indiz dafür, dass du nicht die Sprache deiner Kunden sprichst, sondern die Sprache eines Coaches. Das Gleiche gilt, wenn es nicht deine gewünschte Zielgruppe aus Tipp 1 ist, die auf deine Inhalte reagiert. Dann sprichst du einfach nur die Sprache einer fremden Zielgruppe. Doch nur, wenn du es schaffst, deiner potenziellen Zielgruppe aus dem Herzen zu sprechen, wirst du dich als Personal Brand etablieren, die für etwas wahrgenommen wird und an die sich andere Menschen und potenzielle Kunden binden und ihr Vertrauen schenken. FAZIT Wenn du über die sozialen Medien neue Kunden gewinnen möchtest, solltest du dich dort aufhalten, wo sich auch deine Zielgruppe aufhält, und deine Werte klar vermitteln. Zeige, wofür du stehst, und lass dich von diesem Standpunkt nicht abbringen. Es geht nicht darum, es möglichst allen recht zu machen, sondern darum, die bestmögliche Problemlösungskompetenz für eine klare Nische zu kommunizieren und dich damit unverwechselbar zu machen. Du musst klar für etwas stehen und dich positionieren. Denke in Reduktion statt in Erweiterung und bleibe kontinuierlich dran. Verwechsle dabei Personal Branding nicht mit Wiedererkennungsfaktoren. Sie gehören zwar dazu, bilden aber deinen Markenkern nicht ab und stehen entsprechend nicht im Mittelpunkt. Wenn es dir aber gelingt, diese Tipps in praktisches Handeln zu verwandeln, steht deinem Erfolg und deiner eigenen Personal Brand nichts mehr im Weg. W

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