Reisemagazin Bregenzerwald - Winter 2022-23

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Aus dem Werkraum Belinda Rukschcio ist Geschäftsführerin der Handwerkervereinigung Werkraum Bregenzerwald

Das Werkraum Häuschen: ­ressourcenschonendes Bauen

CLARISSAKORK

Ein runder Korkteppich ohne Beschichtung, Bemalung oder andere Farbstoffe. Der untere Teil besteht aus Korkpartikeln und Naturkautschuk, der obere Teil aus Korkleder. Alle Materialien sind kompostierbar.

Georg Bechter Licht

Integration dreier Einbauspots im Deckenmodul der Tischlerei Geser. Die filigrane Einbauleuchte wird zu 85 Prozent in der Region gefertigt.

Mohr Polster

Fotos: Angela Lamprecht für Werkraum Bregenzerwald

Ein Wand- und ein Deckenpaneel mit textiler Bespannung, das Wandpaneel aus Reststücken gewoben. Die Knöpfe des Deckenelements, dazu passend, in den gleichen Farbtönen überzogen. Um das Element in seine Bestandteile zu zerlegen, lassen sich die Knöpfe einfach entfernen.

Tischlerei Mohr

Ein Wand- und ein Bodenelement aus heimischer Weißtanne. Das Holz ohne Äste kommt ohne Lackierung und Beschichtung aus. Ein Klapptisch und zwei Klappbänke sind in die Wand integriert. Die Beschläge der Klappmechanismen aus Schwarzstahl wurden von Peter Figer angefertigt.

Siegfried Steurer Installationen/Energietechnik

Ein altes, emailliertes Waschbecken sowie ein mehr als vierzig Jahre alter Heizlüfter. Die Verrohrungen wurden aus Kupfer gelötet bzw. aus PE-Rohren verschweißt und können rückgebaut sowie neu aufbereitet werden. Beide Objekte zeigen, dass gut erhaltene und funktionierende Geräte dauerhaft im Einsatz bleiben können.

Stipo Fußböden

Bodenelement aus Reststücken eines Eichenparketts – qualitativ hochwertig, doch bei einem größeren Auftrag übriggeblieben.

Das Werkraum Häuschen ist ein mobiler Botschafter des Werkraum Bregenzerwald. Auf nicht ganz 14 Quadratmetern gibt es Antworten auf eine wichtige Frage: Wie viel kreislaufgerechtes Bauen ist im handwerklichen Alltag derzeit möglich? Diese Frage stellte der Architekt Wolfgang Schwarzmann den Mitgliedern des Werkraum Bregenzerwald. Die Beteiligten hatten bei der Beantwortung alle Freiheiten. Nur eine Vorgabe wurde ihnen mitgegeben: Alle Einbauten sollten möglichst sortenrein und ohne Materialverlust wieder rückbaubar sein. Es kamen gebrauchte Elemente, historische Verbindungen oder übriggebliebene Materialien zum Einsatz. Aber auch digitale Technologien und neueste Forschungsergebnisse. Auf Normen, Richtlinien oder Verordnungen musste nicht geachtet werden. Zu Beginn stand die Konstruktion aus Holz, die unter Mithilfe von Lehrlingen der Zimmerei Dr’ Holzbauer aus Andelsbuch und von Kaufmann Zimmerei und Tischlerei aus Reuthe vor Ort im Werkraum Haus aufgebaut wurde. Zur Anwendung kamen traditionelle Schwalbenschwanzverbindungen, die von einem Roboter der Gerhard Berchtold Zimmerei aus Schwarzenberg gefräst wurden. Über mehrere Wochen wurde am Werkraum Häuschen gebaut. Inmitten der Architekturpreisausstellung „Constructive Alps“ und als offener Prozess sichtbar für ein interessiertes Publikum. Nach und nach füllten sich die Wände. Lehrlinge der Firma Rusch aus Alberschwende bauten aus einem rund fünfzig Jahre alten Wellblech ein Dach. Das Werkraum Häuschen ist inzwischen fertiggestellt und steht auf großen Rollen. Entweder im Werkraum Haus in Andelsbuch oder auf Reisen: Als Baukasten konzipiert, kann es stetig weitergebaut und weiterentwickelt werden. Ob als Kassahäuschen, Bar, Schauraum oder als temporäres Hotelzimmer: Mit einfachen Handgriffen und ein paar Schrauben lässt es sich umbauen und verändern. Dadurch zeigt das kleine Häuschen, dass Veränderungen Spaß machen und Freude bereiten können. So einfach ist ein Umdenken in Richtung ressourcenschonendes Bauen.

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