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EIN SCHATZ IN NEUSTIFT: Exotische Entdeckungen
BESONDERE WANDMALEREIEN: Im Kloster Neustift wurden soeben 250 Jahre alte chinesische Landschaftsbilder freigelegt
EIN SCHATZ IN NEUSTIFT
Exotische Entdeckungen
Kunst- und Kulturschätze haben sich im Kloster Neustift in großer Zahl erhalten. Die Umbauarbeiten brachten überraschende Entdeckungen zutage. Ein Besuch vor Ort.

Fotos: Oskar Zingerle
Wandmalereien in Pastellfarben, mit idyllischen Landschaften und exotischen Tieren – eine wahre Augenweide! Durch die Fenster fällt das Sonnenlicht. Ein Raum, der schlicht in seinen Bann zieht. Im Zuge der Umbauarbeiten für das neue Stiftsmuseum im Kloster Neustift wurden in einem Nebenraum der Bibliothek Schränke entfernt und die Wände auf ältere Farbschichten untersucht. Dabei machte man eine fantastische und gänzlich unerwartete Entdeckung, die den Betrachter gradewegs ins Reich der Mitte entführt: Über alle Wände des Raumes erstrecken sich nämlich qualitätsvolle Wandmalereien aus dem 18. Jahrhundert, die in den vergangenen Monaten von Restaurator Hubert Mayr freigelegt wurden. Ende Juni soll die Restaurierung, die von der Abteilung Denkmalpflege und der Stiftung Sparkasse großzügig unterstützt wird, abgeschlossen sein. Eines steht jetzt schon fest: Die Wandmalereien sind etwas ganz Besonderes.
Ein Chinesisches Kabinett. An allen vier Seiten schmücken idyllische Landschaftsbilder mit asiatischen Pflanzen und Figuren sowie chinesischer Architektur den Raum. Blumengirlanden und Rokoko-Ornamente rahmen die einzelnen Landschaftsbilder, die sich als Allegorien auf die vier Elemente Erde, Feuer, Wasser und Luft zu erkennen geben.
Eingebettet in fernöstliche Landschaften werden Ernteszenen porträtiert, ein chinesischer Vogelhändler überreicht einem Kind einen Käfig mit einem Vogel, zwei Fischerboote ruhen auf einem Fluss. Mit feinen Pinselstrichen und zarten Pastelltönen entführt der Künstler in faszinierende Schilderungen eines glücklichen Lebens. Medaillons mit exotischen Tieren und der chinesische Drache, der noch heute für Glück und Stärke steht, ergänzen das Bildprogramm.
Sehnsuchtsort China. „Bei den neu entdeckten Wandmalereien handelt sich um ein faszinierendes Zeugnis der Asien- und ChinaBegeisterung des Barocks und Rokoko“, erzählt Hanns-Paul Ties, Kurator des Stiftsmuseums. „In Europa etablierte sich damals das verklärte Bild von China als eines guten und tolerant regierten Landes, in dem die Menschen glücklich und im Einklang mit der Natur lebten.“ Genährt wurde diese China-Begeisterung durch Reiseberichte – „reale und erfundene“, wie Hanns-Paul Ties schmunzelnd ergänzt – sowie durch Schilderungen der Missionare.
In vielen weltlichen und geistlichen Residenzen wurden Räume im chinesischen Stil eingerichtet. Kaiserin Maria Theresia pflegte eine Vorliebe für fernöstliche Lackarbeiten, Seidentapeten und Porzellan und ließ in Schloss Schönbrunn in Wien gleich mehrere Chinesische Kabinette einrichten. Auch in der Hofburg von Innsbruck und dem benachbarten Adeligen Damenstift wurden auf Maria Theresias Wunsch hin mehrere Räume mit chinesischen Motiven ausgemalt.
Neustift als „Trendsetter“. In Neustift lag man also mit diesen repräsentativen Malereien im Vorraum zur prunkvollen Stiftsbibliothek durchaus im Trend der Zeit. Prälat Leopold von Zanna, der den Neustifter Bibliothekstrakt in den frühen 1770er-Jahren neu errichten ließ, kannte vermutlich die Räume in der Innsbrucker Hofburg und holte denselben Künstler nach Neustift. Sein Name ist jedoch nicht bekannt. Das Chinesische Kabinett in Neustift ist das älteste in Südtirol. Die asiatischen Malereien in der Brixner Hofburg, in den Ecktürmen des Hofburggartens und im Haus Scheuchegg in der Brunogasse sowie im Palais Menz in Bozen sind jüngeren Datums.
Schon im Mittelalter entstanden für das Stift bedeutende Kunstwerke, wie gotische Flügelaltäre oder kostbare Handschriften. Einige davon sind nach wie vor in der Pinakothek und der Bibliothek zu besichtigen. Andere hingegen wurden nach der Aufhebung des Klosters im Jahr 1807 verschleppt oder verkauft und kamen so oft über Umwege in renommierte Museen. Michael Pachers berühmter Kirchenväteraltar zum Beispiel wird heute in München verwahrt, während kostbare Handschriften und liturgische Gewänder sogar bis in die USA gelangten. In diesem Sommer werden sie in Form von Foto- und Videoanimationen nach Neustift zurückkehren. Die Sonderausstellung „Zwischen Budapest und New York. Neustifts verlorene Schätze“ wird ihre teils abenteuerlichen Geschichten nacherzählen.
Schule und Wirtschaft. War die Aufhebung des Stiftes schicksalhaft für den Verbleib zahlreicher Kunstschätze, so ist die Schulgeschichte der Neustifter Chorherren eng mit der Wiedergründung des Klosters verwoben. Der österreichische Staat hatte nämlich die Übernahme des Gymnasiums in Brixen zur Bedingung für die Wiedergründung gemacht. Gut 80 Jahre lang leiteten die Chorherren das Augustinergymnasium in der Bischofsstadt. Der wechselvollen Schulgeschichte ist daher auch einer der neuen Museumsräume gewidmet.
Dort wird ganz anschaulich von der Erfindung des Klassenfotos erzählt, das seit den 1860erJahren zum festen Bestandteil in jeder Schülerkarriere wurde. Caspar Eder, der erste Fotograf in Brixen, hielt die Buben und jungen Männer mit ihren ernsten Mienen fotografisch fest. Schülerzeitungen und andere kuriose Fundstücke aus dem Archiv hingegen verdeutlichen, dass zumindest in der Faschingszeit Scherze und Späße nicht zu kurz kamen.
Eine ganz besondere Geschichte ist jene von Franz Xaver Logwitlo-Ladú: Er stammte aus einer angesehenen Familie im Südsudan und kam 1863 als 15-Jähriger nach Brixen, um als Missionar ausgebildet zu werden, verstarb jedoch schon drei Jahre später an einer Lungenentzündung. Einer seiner Lehrer war der Chorherr Johannes Chrysostomus Mitterrutzner, der mit Unterstützung Logwits sogar wissenschaftliche Bücher über die Sprachen südsudanesischer Völker verfasste.
Nicht minder interessant und anschaulich wird die Wirtschafts-
Das Südtiroler Gesundheitswesen sucht Nachwuchs – die Claudiana bildet aus: Sechs neue Studiengänge starten im akademischen Jahr 2021/22, insgesamt 250 Studienplätze werden vergeben.
Online-Voreinschreibungen vom 28. Juni bis 2. August unter www.claudiana.bz.it
Der Campus der Claudiana neben dem Krankenhaus in Bozen

„Berufe im Gesundheitswesen sind gefragter denn je und werden es auch in Zukunft sein.“ Darüber sind sich der Präsident der Claudiana, Klaus Eisendle, Direktor Guido Bocchio und der wissenschaftliche Leiter Michael Mian einig. „Wir bilden die Fachleute aus, die benötigt werden, um die künftigen Herausforderungen im Gesundheitswesen zu meistern. Zentral ist dabei das fruchtbare Miteinander von Lehre, Forschung und Praxis, das es uns ermöglicht, neueste Methoden für die Praxis zu adaptieren und wissenschaftliche Erkenntnisse in den Berufsalltag einfließen zu lassen.“ Damit leistet die Claudiana einen wichtigen Beitrag zur konstruktiven Veränderung des Gesundheitswesens hin zu einer qualitativ hochstehenden, wirksamen Gesundheitsversorgung in Südtirol. „Die Studierenden werden bestens auf ihre berufliche Tätigkeit vorbereitet. Und das Zwischenmenschliche wird auch in Zukunft eines der wichtigsten ‚Medikamente‘ im Gesundheitssektor sein.“
Das neue Studienangebot an der Claudiana Im neuen akademischen Jahr starten insgesamt sechs neue Studiengänge: 150 Studienplätze sind für die Krankenpflege vorgesehen, 20 für Hebammen und jeweils 20 Studienplätze für Physiotherapie, Biomedizinische Labortechnik, Medizinische Röntgentechnik und Techniken der Vorbeugung im Bereich Umwelt und Arbeitsplatz. Die Unterrichtssprachen sind Deutsch und Italienisch, weshalb ein Sprachzertifikat für einen Studienplatz erforderlich ist. Wer keines hat, kann am sprachlichen Eignungstest der Claudiana am 19. August teilnehmen. Die Aufnahmeprüfung für die limitierten Studienplätze erfolgt Anfang September. Der Unterricht startet im Oktober.
Voraussetzungen für einen Studienplatz • fünfjähriges Reifediplom • Kenntnis beider Landessprachen • Freude am Umgang mit Menschen und an praktischer Arbeit • Flexibilität und Teamfähigkeit • Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein • körperliche und psychische Belastbarkeit • keine Altersgrenze


150 Studienplätze für die Krankenpflege warten auf motivierte junge Menschen Eines ist uns im vergangenen Jahr bewusst geworden: Das Gesundheitssystem und die damit verbundenen Berufszweige sind enorm wichtig – nicht nur in unsicheren Zeiten, sondern ganz besonders im Hinblick auf die Zukunft: zunehmende Alterung der Gesellschaft, wachsende Ansprüche an Behandlung, Geburtshilfe, Pflege und Rehabilitation, wissenschaftlicher Fortschritt. Um diese Herausforderungen zu meistern, müssen sich die Gesundheitsberufe fortwährend weiterentwickeln und genau dazu trägt die Claudiana maßgeblich bei. Südtirols renommierte Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe sorgt für die entsprechende Aus- und Weiterbildung, damit die Gesellschaft auch in Zukunft auf hoch qualifiziertes Gesundheitsfachpersonal zählen kann.

Im Zentrum aller Gesundheitsberufe steht der Mensch mit seinen gesundheitlichen, psychischen und sozialen Bedürfnissen
Vielfältig, zukunftssicher und verantwortungsvoll Wer sich für einen Gesundheitsberuf entscheidet, den erwarten sichere Jobaussichten. Das Gesundheitspersonal ist das pulsierende Herz in Krankenhäusern, Alten-, Pflegeheimen und Mobilen Diensten und gerade in diesen Zeiten absolut systemrelevant. Aber es gibt noch mehr Gründe, sich für ein Vollzeitstudium an der Claudiana zu entscheiden: dreijähriges Laureatsstudium in Südtirol, vielseitige Praktikumsmöglichkeiten im In- und Ausland sowie die Festigung der Mehrsprachigkeit; nach dem Studium eine große Auswahl an Spezialisierungen sowie tolle berufliche Perspektiven.
Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe Claudiana
Informationen:


Ein Kunstwerk auf dem Liftschacht: Paul Renner verwirklichte hier den „Garten des hl. Augustinus“

geschichte des Stiftes in der neu renovierten Remise präsentiert. „Das Kloster war“, wie HannsPaul Ties betont, „über Jahrhunderte ein nahezu autarker Wirtschaftsbetrieb mit zahlreichen Bediensteten.“ Zusammen mit dem Stiftsarchivar Simon Terzer konzipierte er einen Ausstellungsraum, der anschaulich von den anstrengenden Arbeiten im Laufe des Jahreskreises zu berichten weiß. Hörstationen geben auch ehemaligen Bediensteten und Handwerkern eine Stimme. Für die Gestaltung der neuen Ausstellungsräume zeichnen Alessandro Gatti und Barbara Schindler vom Designstudio DOC in Bozen verantwortlich.
Der neue Museumstrakt. In die renovierte Remise mit dem angrenzenden Museumstrakt und der neuen Verbindungsbrücke zum Bibliothekstrakt, geplant vom Architekten Matteo Scagnol aus Brixen, fand auch die zeitgenössische Kunst Eingang. Mit dieser Entscheidung stellten sich Prälat Hörstationen von oben geben ehemaligen Stiftsbediensteten und Handwerkern eine Stimme

Eduard Fischnaller und Stiftsverwalter Fabian Schenk in die jahrhundertelange Tradition des 1142 gegründeten Klosters, das sich stets auch als Auftraggeber für Kunst verstand. „Hortus Sancti Augustini“ – der Garten des heiligen Augustinus – ist der Titel des Kunstwerks, das der Vorarlberger Künstler Paul Renner für die Stahlverkleidung des Liftschachts entwarf und zusammen mit Christian Thanhäuser und Lorenzo Brivio ausführte. In Anlehnung an die klösterliche Tradition und die Flora im Stiftsgarten entstand ein zeitgenössisches Herbarium. Paul Renner schuf außerdem die Wandverkleidung in der Kunstkammer, die mit ihren schimmernden Braun- und Goldtönen an Bernstein erinnert. Die Kunstkammer zeigt mit dem „Kunstwerk des Monats“ wechselnde Kostbarkeiten.
Zudem ist im neuen Museumstrakt ein Raum für Sonderausstellungen entstanden. Derzeit sind dort Werke von Lorenzo Brivio und Christian Thanhäuser zu sehen.
Das achte Weltwunder? Wer kennt ihn nicht, den sogenannten Wunderbrunnen im Innenhof des Klosters, an dem sich Neustift selbstbewusst in die Reihe der Weltwunder der Antike einordnen ließ? Das Augustiner Chorherrenstift zählt zweifelsohne zu den bedeutendsten Klöstern des Alpenraums – und mit dem neuen Museumstrakt nun auch zu den beeindruckendsten. Mit dem ungemein exotischen Chinesischen Kabinett ist es erneut um einige Attraktionen reicher.
johanna.bampi@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info
JOB
Die Gruppe Santini mit Sitz in Bozen sucht
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