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EM-VORBEREITUNG IN SÜDTIROL: Profis zu Besuch
OPTIMALE TRAININGSBEDINGUNGEN: Die tschechische Nationalmannschaft bereitete sich in Vals auf die EM vor
EM-VORBEREITUNG IN SÜDTIROL Profis zu Besuch
Wir wohnen da, wo andere Urlaub machen. Wir wohnen aber auch da, wo sich Profis auf Sport-Großereignisse vorbereiten: In Vals war vor kurzem die Nationalmannschaft der Tschechischen Republik zu Gast, die derzeit an der Fußball-Europameisterschaft teilnimmt. Und in Natz trainierte die deutsche U21-Nationalmannschaft, die inzwischen U21-Europameister wurde.
Foto: Stepan Cerny
Am 21. Juni fuhr der FußballTross der deutschen U21Nationalmannschaft samt Trainer- und Betreuerstab in Natz vor. Ihr Ziel war es, sich optimal auf die U21-Europameisterschaft vorzubereiten. In Natz waren sie nicht zum ersten Mal: Bereits 2019 gastierte die deutsche Junioren-Elf am Hochplateau.
Die Trainingsbedingungen scheinen dort optimal zu sein, sonst hätten sie vermutlich nicht erneut Natz gewählt. Um diesen Bedingungen gerecht zu werden, bedarf es vieler Zahnräder, die möglichst geschmeidig ineinandergreifen. Bevor es aber überhaupt zum „Zahnrädern“ kommt, muss eine Ortschaft für ein Trainingslager ausgewählt werden. Hier benötigt es in erster Linie Vitamin B.
Manfred Call hat Beziehungen. Seit Jahren schon ist er in diese Branche involviert, kennt die wichtigen Kontaktpersonen, weiß, welche Knöpfe es zu drücken bedarf. Beim Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft in Passeier 2014 und auch in Eppan 2010 und 2018 hatte er bereits seine Finger im Spiel – und jetzt auch wieder. Er war die Gallionsfigur, die auch die Junioren-NatiEuropameisterliche Qualitäten. Die tschechische Nationalmannschaft gastierte in der Ferienregion Gitschberg Jochtal für fünf Tage – nur kurze Zeit nach der Abreise der Deutschen in Natz. Angereist war die Mannschaft per Boeing 737 am Flughafen von Bozen. Fürs Kommen erhält sie keine „Gage“, trägt aber auch keine Kosten für den Aufenthalt. Der Tourismusverein musste für Hotelspesen, Verpflegung sowie die Vorbereitung und Instandhaltung des Fußballplatzes aufkommen. Ausgerechnet der Fußballplatz von Vals bereitete anfangs Probleme: „Es war in den Tagen vor wertet; der Aufenthalt solle sogar wiederholt werden, betonte die Mannschaft am Tag der Abreise. Ob das Trainingslager auch die gewünschten sportlichen Erfolge bringen wird, wird sich bei der Fußball-Europameisterschaft zeigen, die zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses „Brixners“ in vollem Gange ist.
Früchte getragen hat der Südtirol-Aufenthalt bereits bei der deutschen U21-Nationalmannschaft, die die Europameisterschaft ihrer Klasse Anfang Juni für sich entscheiden konnte – die Natzner Luft hat anscheinend europameisterliche Qualitäten.

Gottfried Klement, Präsident des Tourismusvereins Natz-Schabs
onalmannschaft vor zwei Jahren erstmals nach Natz geholt hatte. „Südtirol hat eine lange Tradition, wenn es um Aufenthalte von Profifußballmannschaften geht; sowohl italienische Mannschaften als auch internationale kommen gerne in unsere Provinz“, so Call.
Großer Organisationsaufwand. Als Chef des Organisationskomitees weiß Call eben auch, welche Ansprüche eine Mannschaft stellt: Sie braucht einen perfekten Rasen sowie eine perfekte Unterkunft nahe der Trainingsstätte. Beiden Ansprüchen wurden die Natzner gerecht.
Einer, der ebenso zahlreiche Kontakte in der internationalen Fußballwelt vorweisen kann, ist der Bozner Roberto Muraro. Gemeinsam mit Gabriele Mery, dem Marketingverantwortlichen des Tourismusvereins Gitschberg Jochtal, stellten sie die Verbindung zur Nationalmannschaft der Tschechischen Republik her und konnten diese von einem Aufenthalt in der Ferienregion überzeugen. „In Absprache mit der IDM evaluierten wir, welcher Zielmarkt für uns interessant sein könnte; daraufhin kontaktierten wir den Fußballclub“, so Mery. Die Tschechen waren hocherfreut über die idealen Infrastrukturen, die Vals bieten kann. Zudem kann die Ferienregion Gitschberg Jochtal mit der tschechischen Skiläuferin und Doppel-Olympiasiegerin Ester Ledecká als Testimonial bereits eine interessante Referenz aufweisen. der Anreise sehr kalt, und der Rasen war nicht in jenem perfekten Zustand, den wir gerne gehabt hätten“, erklärt Mery.
Während die Tschechen das erste Training deshalb in Natz absolvierten – der Zustand des Platzes von Vals war für die Trainer inakzeptabel –, wurde in Vals auf Hochtouren gearbeitet. Ein Profi-Gärtner, ein sogenannter Greenkeeper, konnte den Platz immerhin noch so vorbereiten, dass das Schlimmste abgewendet wurde: Der Rasen wurde so kurz wie möglich abgeschnitten, sodass die weiteren Trainingseinheiten in Vals durchgeführt werden konnten – ganz zur Zufriedenheit der Gastgeber, aber auch der Gäste, die ebenso wie die Deutschen eine kurze Anreise zur Trainingsstätte bevorzugen. Diese hatten sie auch: Die tschechische Elf wohnte im Hotel gegenüber des Platzes.
Am Ende wurde das Trainingslager insgesamt als sehr positiv be-
Foto: Andreas Tauber Unterschiedliche Ansprüche. Ein guter Ruf der Ferienregion, aber auch viele andere Ansprüche stellen die Profis an die Veranstalter: Neben dem bereits genannten organisatorischen Aufwand geht es auch ums Geld. In Natz machte die Gemeinde 5.000 Euro für die U21 locker, für die restlichen Spesen kommt der Tourismusverein auf. Für den 1. FC Nürnberg, der im Juli bereits zum dritten Mal nach Natz kommt, waren es 10.000 Euro. „Wir müssen lediglich einen perfekten Platz zur Verfügung stellen; für die restlichen Kosten, wie etwa Hotel und Verpflegung, kommen die Mannschaften selbst auf“, erklärt der Bürgermeister von Natz-Schabs, Alexander Überbacher. In Vals hingegen hat der Tourismusverein die Kosten des Trainingslagers der Tschechen ohne Gemeindezuschüsse gestemmt. „Wir mussten den Platz zur Verfügung stellen und auch die Übernachtungskos-

Positive Trainingsbilanz: Bei der Abreise betonten die Tschechen, dass der Besuch wiederholt werden solle
ten tragen“, erklärt Mery. Auch die Gegenleistung wird je nach Mannschaft unterschiedlich geregelt. Während der Aufenthalt der U21 in Natz „nur“ Presseberichte in den lokalen und deutschen Medien generierte, setzt Vals auf zusätzliche Präsenz in den sozialen Medien. „Wir haben vereinbart, dass es täglich Posts auf den Kanälen der Tschechen geben soll, in denen wir als Ferienregion verlinkt werden“, sagt Mery. Auch die IDM setzt auf die sozialen Netzwerke: Auf ihren tschechischen Kanälen wurde die
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info_personal@altersheim-brixen.it Tel.: 0472 255 011 www.altersheim-brixen.it Präsenz der Fußballstars medial ausgeschlachtet – auf kreative Art und Weise. „Es wurden beispielsweise kurze Videos gedreht, in denen die Fußballer blind typische Südtiroler Produkte erraten mussten“, erzählt Mery. Während des gesamten Aufenthaltes waren zudem zehn tschechische Medienvertreter in Vals anwesend – unter ihnen auch vom nationalen tschechischen Fernsehsender CTV. „Wir organisierten für die Pressevertreter einen Ausflug auf den Gitschberg; dort konnten sie sich ein Bild davon machen, wo Ester Ledecká trainiert“, so Mery.
Werbeeffekt hoch zehn. Keine großen Marketingpakete buchte der Tourismusverein Natz – auch deshalb, weil diese bei der deutschen Nationalmannschaft mit einem sehr hohen Preis verbunden sind. „Allein die starke Medienpräsenz war bereits unbezahlbar; so viel Resonanz hätten wir uns nicht erwartet“, bestätigt Gottfried Klement, der Präsident des Tourismusvereins Natz-Schabs. Sogar die deutsche Zeitung „Bild“ freute sich über den Erfolg mit indirekter Südtiroler Beteiligung. Im Liveticker des EM-Finales, als Deutschland als Sieger feststand, schreibt sie: „Kuntz kämpft sich den Weg auf die Tribüne frei und umarmt gefühlt jeden der 4.883 Zuschauer. Ganz besonders wichtig sind ihm die Leute vom Tourismusverein Natz-Schabs und dem Hotel ‚Seehof‘. Dort in Südtirol bereitete sich das Team im Trainingslager auf die EM vor – wie schon 2019. Ganz herzlich knuddelt Kuntz Kult-Boss ‚Rudi‘ vom ASV Natz, nimmt ihn fest in den Arm und bedankt sich für die tollen Trainingsbedingungen und den großartigen Rasen vor Ort.“
Neben der „Bild“ wurde aber auch in den deutschen privaten Fernsehsendern wie RTL und Pro Sieben, aber auch in zahlreichen anderen wichtigen Print- und Onlinemedien über den Aufenthalt berichtet. „Ein wichtiger Beitrag für das Destinationsmarketing“, freut sich auch Bürgermeister Alexander Überbacher, „diese Berichterstattung bringt uns enorme mediale Präsenz – und das in unserem wichtigsten Tourismusmarkt.“
Ob sich das Trainingslager effektiv in Form von Buchungen auswirken wird, ist schwer zu bemessen. Dass ein solcher Trainingsaufenthalt aber eine sehr positive Werbewirkung nach außen hin hat, ist laut Tourismusverein unbestritten: „Im Rahmen des letztmaligen Trainingslagers des 1. FC Nürnberg haben wir über den Daumen gepeilt die Wertschöpfung kalkuliert und konnten ein deutliches Umsatzplus in den Beherbergungsbetrieben verbuchen“, so Klement. Auch wenn heuer coronabedingt bisher keine begleitenden Gäste die Hotelzimmer auf dem Hochplateau füllen durften, wird dies während des Aufenthalts der Mannschaft aus Nürnberg vom 3. bis 10. Juli passieren, so hofft der Bürgermeister.