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Unabhängige Monatszeitschrift für Brixen und Umgebung
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Jahrgang 21 · November 2010
Visionen für die Zukunft
Brixen 2025
Normalerweise blickt man bei einem Jubiläum zurück in die Vergangenheit. Wir tun das Gegenteil: In dieser 250. Ausgabe des „Brixner“ unternehmen wir gemeinsam mit drei Dutzend Gastautoren eine Zeitreise ins Brixen des Jahres 2025.
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Editorial
Brixen 2025 04 | Albert Pürgstaller / Hans Heiss: „Ein aufblühender Ort“ 10 | Zeno Kerschbaumer: „Brixen unendlich“ 12 | Arnold Schuler / Luis Durnwalder: „Wir brauchen freie Politiker“ 18 | Herbert Dorfmann: „Gemeinsamer Gestaltungsraum“ 21 | Zeno Giacomuzzi: „Stadt mit Herz“ 23 | Markus Lobis: „Um Zukunft zu schaffen“ 25 | Barbara Lanz / Martin Mutschlechner: „Das Ende des öffentlichen Lebens?“ 28 | Elisabeth Thaler: „Selbstverständliche Gleichstellung“ 31 | Markus Frei: „Männliche Wege“ 34 | Helmut Pranter: „Senioren-WGs und diskrete Pflege“ 36 | Roberto Scaggiante: „Avevo scelto BRIXEN, senza esitare“ 40 | Rajendra Singh Bhati: „Der Schlüssel ist die Sprache“ 42 | Artur Schmitt: „Christen brauchen eine starke Identität“ 45 | Siegfried Gatscher: „Rationalisieren und vorbeugen“ 47 | Franz Comploi: „Vom Wollen zum Können und Wissen“ 50 | Brigitte Gasser Da Rui: „Immer wieder aufs Neue lernen“ 52 | Herbert Rosendorfer: „1. Geld, 2. Geld und 3. Geld“ 53 | Konrad Bergmeister: „Bildungs- und Kulturstadt mit Strahlkraft“ 55 | Patrick Goller: „Bereit für Veränderung“ 58 | Gebhard Dejaco: „Großes Wachstum nicht erwünscht“ 61 | Josef Kerschbaumer: „Sanfte Entwicklung am Pfeffersberg“ 63 | Karl Kerschbaumer: „Verträglich für Mensch und Natur“ 67 | Peter Gasser: Mehr Lebensqualität durch den BBT“ 70 | Carmen Plaseller: „Lüsen: Leere oder Leben?“ 74 | Marlene Kranebitter Zingerle: „Die Marke Mühlbach“ 78 | Andreas Schatzer: „Verkehrsberuhigtes und lebendiges Vahrn“ 80 | Doris Brunner: „Mai sag mai“ 84 | Manuela Kerer: „2025 kunterbunte Klänge“ 86 | Heidi Troi: „Jugend mit kultureller Eigenständigkeit“ 88 | Sabina Kasslatter Mur: „Kultur vernetzt sich stärker“ 90 | Ralf Dejaco: „Sportstadt für alle“ 93 | Stefan Leitner: „Sport wird sozial“ 95 | Franz Wunderer: „Endlich Wirtschaftspolitik!“ 100 | Federico Giudiceandrea: „Passive Konsumenten oder aktive Entwickler?“ 105 | Konrad Stockner: „Nachhaltige Slow-City“ 108 | Oskar Zingerle: „Digital und individuell“ 111 | Willy Vontavon: „Nach Papier und Druckerschwärze“ 114 | „Brixner“ Thesen 2010
Jubiläum ohne Rückschau Darf man das – ein Jubiläum feiern, ohne Rückschau zu halten? Ich behaupte: Man darf nicht nur, sondern man muss. Wir sollten uns – frei nach Marie Curie – nicht mit dem beschäftigen, was in der Vergangenheit getan worden ist: Uns muss interessieren, was jetzt und in Zukunft getan werden muss. So haben wir für diese Jubiläumsausgabe einige Dutzend Gastautoren beauftragt, ihre subjektiven Visionen für das Jahr 2025 aufzuzeichnen. Dabei habe ich gelernt, dass das Wort „Zukunft“ in den Menschen eine enorme kreative Kraft entwickelt, die in unserer schnelllebigen Zeit vielleicht allzu sehr unterdrückt wird. Das Faszinierende an diesem Projekt ist, dass wir unsere Gastautoren dazu gezwungen haben, über die Zukunft nachzudenken. Einige von ihnen haben mich nach einiger Zeit angerufen: „Es ist gar nicht so einfach, Visionen zu entwickeln – aber es ist gleichzeitig unglaublich spannend!“ Der zweite Schritt war unser kleiner Jubiläums-Festakt im Tunnel der Westumfahrung, an dem diese Ausgabe erstmals präsentiert wurde und der zum Ziel hatte, dass eine erweiterte Gruppe Menschen gemeinsam darüber diskutiert, was getan werden muss, damit Brixen sich optimal entwickelt – einfach miteinander reden, ohne Zwang, dass dabei auch die absolute Mega-Idee herausschauen muss. Das Heft, das Sie in Ihren Händen halten, ist nun der dritte Schritt: Da diese Ausgabe ausschließlich Visionen für die Zukunft enthält, zwingen wir – in aller Sanftheit natürlich, wie es unsere Art ist – auch die Leserschaft zum Nachdenken über die Zukunft. Im besten Fall aktivieren wir damit die gesamte Bevölkerung, an der Gestaltung ihres Lebensraumes teilzunehmen. Brixen würde sich damit endgültig emanzipieren: Wir denken selbstständig, ergreifen eigenverantwortlich die Initiative, nehmen teil am Gestalten und bewegen etwas. Ein zu hohes Ziel? Das hängt allein von Ihnen ab.
Ihr Willy Vontavon
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BRIXEN
Brixen im Jahr 2025
„Ein aufblühender Ort“ Die Stadt sollte bis 2025 gemäßigt wachsen und „nicht aus allen Nähten platzen“, sagt der eine. Die beiden Gemeinden Brixen und Vahrn sollten bis dahin zu einer einzigen verschmolzen werden, sagt der andere. Die Seilbahn von der Stadt auf die Plose ist absolut notwendig und wird Brixen mit dem Panoramaberg Plose als Tor zum Weltnaturerbe positionieren, sagen beide. Brixen im Jahr 2025 – aus der Sicht von Bürgermeister Albert Pürgstaller und Landtagsabgeordneten Hans Heiss. Herr Pürgstaller, wie würde Brixen 2025 aussehen, wenn Sie einen Zauberstab besitzen würden? ALBERT PÜRGSTALLER: Brixen wird auch 2025 eine Stadt mit Zukunft sein. Es ist kein sterbender, sondern ein aufblühender Ort, weshalb man mit Blick auf 2025 auch den einen oder anderen Traum wagen darf, der dann vielleicht auch Realität werden wird. Wichtig ist für mich, dass die Stadt in 15 Jahren nicht aus allen Nähten platzt. Das Wachstum darf nicht ungestüm erfolgen, sondern überschaubar. Der historische Charakter muss aufrecht bleiben, ohne deswegen aber auf Lebendigkeit verzichten zu müssen. Die Bevölkerung wird bunter werden – und zwar unabhängig davon, ob wir dies wollen oder nicht. Es wird also eine stärkere Durchmischung der Kulturen geben, aber wir müssen diese Entwicklung mitsteuern, mitgestalten und begleiten. Mir ist es ein Anliegen, dass die Zuwanderer nicht assimiliert, sondern integriert werden, und dass die verschiedenen Kulturen sich entfalten können. Brixen ist heute eine Stadt mit einem relativ großen Anteil an Jugendlichen: Es sind etwa 20 Prozent. Dem gegenüber stehen 20 Prozent Senioren – das ist eine gute Mischung, und wir sollten alles tun, dass diese Mischung aufrecht bleibt, wenngleich wir wissen, dass der Anteil der Senioren aufgrund der demographischen Entwicklung wachsen wird. Damit wir für die Jugend attraktiv bleiben, muss Brixen eine hohe Lebensqualität beibehalten, gut erreichbar sein, es muss qualitative Arbeitsplätze geben, und die Stadt muss sicher sein. Wenn diese Faktoren zutreffen, fühlen sich Familien hier wohl. HANS HEISS: Die Brixner Bevölkerung wird in der Tat zunehmend 4
grauer sein; ein Drittel der Brixner ist 2025 mit Sicherheit über 65, was eine enorme Herausforderung darstellt, denn schließlich soll dieses Drittel möglichst aktiv und fit bleiben, und wir brauchen Pflegestrukturen. Es wird in 15 Jahren natürlich noch ein Altersheim geben, aber auch generationsübergreifende Einrichtungen. Die älteren Leute müssen am Gemeindeleben verstärkt partizipieren; wir brauchen nicht ‚graue Lämmer’, sondern ‚graue Panther’, die sich verstärkt in die Öffentlichkeit einschalten. Die Bevölkerung wird aber nicht nur grau, sondern auch bunt sein; auch dies bedeutet eine ungeahnte Herausforderung. Heute hat Brixen einen Migrationsanteil von etwa zehn Prozent, in 15 Jahren wird er wohl etwa doppelt so hoch sein. Allerdings müssen wir definieren, wer 2025 noch als Migrant zählen wird, denn dann werden
Albert Pürgstaller: Brixen braucht ein klareres touristisches Profil und ein differenzierteres Angebot, das von der Jugendherberge bis zum Fünf-Sterne-Hotel gehen muss. Brixen hat auch hier ein riesiges Potenzial, weil die Stadt von den Freizeitmöglichkeiten, von seinem kulturellen Profil, seiner Altstadt und von seinen Strukturen profitieren wird. Heute haben wir etwa 520.000 Nächtigungen pro Jahr; 2025 sollten wir die Millionengrenze überschreiten. Dabei muss es klar in Richtung Qualitätstourismus gehen. Auch stelle ich mir vor, dass unsere Industriebetriebe ihre Marktstellung ausbauen können, und ich erwarte mir, dass es eine stärkere Vernetzung mit dem lokalen Handwerk geben wird. Im Handel wünsche ich mir, dass es uns gelingen möge, die Ansiedelung von großen Handelsketten außerhalb der Stadt zu vermeiden und dafür die kleinen Strukturen
ist unsere Aufgabe, den Brixner Mix aus Traditionsbewusstsein und Innovation systematisch zu pflegen. Das Stadtbild wird diese Ausrichtung wiederspiegeln; auf die Gestaltung der Stadt haben wir mehr denn je unser Augenmerk zu legen und damit die über tausendjährige Tradition in ein Bild der Zukunft zu führen, in einen Lebensraum, den die Menschen gerne „beleben“. Wie sollte sich das Bildungsangebot entwickeln? Albert Pürgstaller: Es muss ausgebaut werden. Das universitäre Angebot in der Pädagogik kann noch erweitert werden; zum Beispiel könnte ich mir vorstellen, dass eine Kinder-Uni entsteht, die als Forschungs- und Innovationsfeld für die Uni dienen könnte und in der die Kinder spielend in die Forschung eingeführt werden. Da Brixen eine
„Die Professoren- und Studentenschaft der Universität muss ein Teil Brixens werden und muss diese ergrauende Stadt beleben“_ Hans Heiss viele Migranten bereits in zweiter Generation hier leben… Hans Heiss: Umso wichtiger ist die Integrationsarbeit, die hier zu leisten ist. Gewiss haben Schulen und Vereine in diesem Bereich eine wichtige Aufgabe zu übernehmen und ich stelle mir auch vor, dass die Gemeinde einen Integrationsbeauftragten bestellen sollte. Ich hoffe auch, dass die Gemeinschaften der Zuwanderer sich gut organisieren und dass dadurch Feindbilder abgebaut werden. Wie sieht es mit dem Tourismus aus?
in der Altstadt zu fördern. Lokale Produkte sollten verstärkt angeboten werden, weil wir damit Authentizität vermitteln. Hans Heiss: Im Tourismus teile ich nicht die Vision einer rasantdynamischen Entwicklung. Als Mischgemeinde, die nicht nur touristische Aufgaben hat, sind wir südtirolweit bereits auf Platz 15 bei den Nächtigungen. Wir sollten uns bei 700.000 oder 800.000 Nächtigungen einpendeln. Brixen hat die Aufgabe, als Kleinstadt von hoher Lebensqualität eine gewisse Vorbildfunktion zu entwickeln. Wir wollen aber nicht so dynamisch werden wie Bruneck; viel mehr
Kulturstadt ist, sollte der Bereich Kultur ein neues Kraftfeld in der Universität werden. Heute sind wir sehr stark museal unterwegs, also kulturverwaltend und nicht gestaltend – hier gibt es ein großes Entwicklungspotenzial. Brixen hat heute vergleichsweise wenige Akademiker. Bis 2025 muss sich dies grundlegend geändert haben, wofür wir die geeigneten Strukturen schaffen müssen. Nur durch perfekte Ausbildung schaffen wir Wettbewerbsfähigkeit. Hans Heiss: Für eine alternde Stadt ist es in der Tat wichtig, dass das Bildungssystem gestärkt wird; wir wünschen weiterhin ein Schul-
Foto: Oskar Zingerle
system auf hohem qualitativen Niveau, und die Universität wird ein kraftvoller Brennpunkt sein, sodass sie aus ihrem derzeit ein wenig verschnarchten Zustand heraus einen bewegenden Teil von Brixen bildet. Wir haben heute einen sehr freundlichen Dekan, der sich Mühe gibt, aber die Professoren- und Studentenschaft muss ein Teil Brixens werden und diese ergrauende Stadt beleben. Die Wirtschaft braucht diese Wissensgesellschaft; wir werden auch High-Tech-Exzellenzzentren im Bereich der Industrie wesentlich auszubauen haben. Im Bereich der neuen Dienstleistungen wird es eine Fülle an Online-Diensten geben, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können. Albert Pürgstaller: Die Kluft zwischen Arm und Reich wird größer, weshalb wir auch Anstrengungen im sozialen Bereich unternehmen müssen. Es reicht nicht, Wohnraum für soziale Härtefälle zur Verfügung zu stellen. Diese Familien müssen auch begleitet werden, damit wir dem
Aufbrechen größerer Eiterherde entgegensteuern können. Auch ich bin der Meinung, dass wir generationenübergreifende Strukturen schaffen müssen, weil wir es uns nicht leisten können, auch in Zukunft jeder Schicht eigene Einrichtungen zur Verfügung zu stellen. Es wird eine Änderung der heutigen Versorgermentalität in Richtung Eigenverantwortung geben müssen. Dies hat nicht nur einen finanziellen Vorteil, sondern auch einen sozialen, weil die gegenseitige Hilfsbereitschaft zunimmt.
Wie wird sich die Mobilität entwickeln?
Albert Pürgstaller: Wir brauchen eine Lösung für den Durchzugsverkehr auf der Autobahn: Entweder 2025 fahren die Autos mit Wasserstoff, womit eine Verbauung überflüssig wäre, oder wir sollten überlegen, die Autobahn und die Eisenbahn einzuhausen, damit wir den Lebensraum auf dieser Talseite erhalten können. Was die Umwelt betrifft: Ich hoffe,
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und das große Know-How im Dienstleistungsbereich Energie gut einsetzen. Es geht aber nicht nur um eine Steigerung der Einnahmen, sondern auch darum, Einsparungen vorzunehmen: Wir können und sollen uns nicht mehr alles und jedes leisten.
Wie wird sich die Stadt in Zukunft finanzieren? Albert Pürgstaller: Brixen braucht neue Finanzierungsmodelle. Allein den derzeitigen Status beizubehalten bedeutet einen sukzessiven Rückschritt. Die Finanzkraft der Gemeinden muss neu gestaltet werden – heute sind Mittelpunktgemeinden die großen Verlierer im Südtiroler Vergleich. Brixen muss deshalb an den Energiekonzessionen partizipieren
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Brixen im Jahr 2025 dass in 15 Jahren 70 Prozent der Gebäude im Klimahaus-ABereich sind; die Stadt sollte bis dahin einigermaßen energieautark sein. Hans Heiss: Brixen sollte 2025 eine Stadt sein, in der Bürgerbeteiligung eine grundlegende Rolle spielt. Wir wünschen uns eine Stadt, in der die Bürger aktiv am Gemeindeleben partizipieren. Ich stelle mir eine Gemeinde vor, die nach meiner Vision „Brixen-Vahrn“ heißen wird. Siedlungsmäßig gehören diese zwei Gemeinden längst schon zusammen. Mit Willy Brandt würde ich sagen: „Hier wächst zusammen, was zusammengehört“. Die Stadtregierung wird die Aufgabe haben, die zusätzlichen Fraktionen zu integrieren. Die Zersiedlung soll und darf nicht weitergehen; wir werden eine verdichtete Stadt haben. Ich stelle mir eine Gemeinde ohne Verkehrslärm vor; wir werden einen Mix haben von öffentlichen Verkehrsmitteln, Divisionen von Radlern und elektrobetriebene Autos. 2025 werden wir beschäftigt sein mit der Einhausung der Autobahn; die A 22
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wird zunehmend unsichtbar sein. Wir werden endlich stolz sein auf einen menschenwürdigen Bahnhof, der samt Verbindung zur Plose ein Mobilitätszentrum ist, wie es im Masterplan bereits angedacht wurde. Albert Pürgstaller: In der Tallage wird es eine weitere Deagrarisierung und die entsprechende Urbanisierung geben. Ich hoffe, dass 2025 jeder Hof noch bewirtschaftet wird – das ist aber wahrscheinlich nicht realisierbar. Unsere Fraktionen und Weiler sollten in etwa die heutigen Dimensionen behalten, wobei es in St. Andrä, Albeins und am näheren Pfeffersberg eine gewisse Entwicklung geben wird. Wieviele Einwohner sollte Brixen 2025 haben? Albert Pürgstaller: Ich gehe davon aus, dass Brixen nicht mehr als 24.000 Einwohner haben sollte. Bozen und Meran lasse ich im Bevölkerungswachstum ganz gerne den Vortritt – diese beiden Städte haben einen anderen Rhythmus, und Brixen sollte sich etwas leiser entwickeln.
Hans Heiss: Es wird auch darum gehen, dem Klimawandel zu begegnen, der bis 2025 massiv spürbar sein wird. Südtirol wird sich durch die Klimaerwärmung von der Vegetation her in einer begünstigten Situation befinden, weshalb auch Brixen besonders attraktiv sein wird. Deshalb stimme ich dem Bürgermeister zu, wenn er sagt, dass das Wachstum maßvoll gehalten werden muss. Ich bin aber überzeugt, dass wir 2025 bereits bei 25.000 Einwohnern angelangt sein werden. Wenn ich 15 Jahre in die Zukunft blicke, so wird Brixen von einer Bürgermeisterin regiert sein. Wir werden weiterhin eine Koalition haben, die von einer etwas geschwächten SVP und von deutlich gestärkten Grünen sowie von einer italienischen Partei regiert wird; mindestens zwei bis drei Migranten sitzen mit im Ratssaal. Albert Pürgstaller: Auch ich bin der Meinung, dass wir in 15 Jahren eine Bürgermeisterin haben werden – das ist durchaus möglich, weil Frauen großes Geschick im Gestalten zeigen. Ich mache auch heute schon nur positive
Erfahrungen damit. Frauen werden also stärker im politischen Leben präsent sein, aber auch die Migranten. Darauf haben sich die Parteien einzulassen. Welche Parteien nun in 15 Jahren an der Regierung sein werden, möchte ich heute nicht mutmaßen, weil es in ganz Europa derzeit einen großen Veränderungsprozess gibt. Ich wünsche mir aber auf jeden Fall, dass es verstärkt ein Miteinander der Sprachgruppen geben wird. Ich gehe davon aus, dass 2025 die heute bestehenden Barrieren verschwinden sollten. Es wird also hoffentlich keine nach Sprachgruppen getrennten Sportvereine oder Kulturvereine mehr geben. Auf den Listen der deutschen Parteien sollte es auch italienische Vertreter geben – und umgekehrt natürlich auch. Damit verschwinden die ethnischen Barrieren. Wird es zum Beispiel 2025 im Gemeinderat noch eine Übersetzung brauchen? Albert Pürgstaller: Die bräuchte es eigentlich heute schon nicht mehr, 2025 wird es aber ganz sicher keine Übersetzungen mehr geben. Der Zeitgeist wird diese Entwicklung alleine regeln. Die Identität der einzelnen Sprach- und Volksgruppen wird sich stärken, und damit wird es eine Dialogbereitschaft geben, die nicht mehr von Ängsten geprägt sein wird. Ängste führen – wie wir es teilweise heute beobachten können – zu Emotionen. Ich könnte mir übrigens gut vorstellen, dass es morgen anstatt der Theologischen Hochschule ein interreligiöses Zentrum geben könnte, in dem sich die verschiedenen Weltreligionen artikulieren können und das den Menschen eine Perspektive und eine Orientierung geben würde.
Hans Heiss: Dass 2025 auch italienische Bürger auf den deutschen Listen kandidieren werden, halte ich für eine wichtige Zukunftsoption; wir werden sehen, ob deine Partei derselben Meinung ist, aber es ist auf jeden Fall wünschenswert. Brixen könnte hier wirklich eine Vorreiterrolle spielen – ein Miteinander mit einer gewissen Lockerheit, ein Brixen-Bewusstsein, das stärker sein muss als das Sprachenzugehörigkeitsgefühl. Die ethnischen Blockbildungen, die lähmenden Sprachgruppenkonflikte, wie es sie heute in den größeren Städten gibt, sollten überwunden werden. Auch im Kulturbereich sollte man auf diese Komponente setzen: Brixen muss seine Traditionen pflegen und gleichzeitig innovative Modelle kultureller Ausbildung bieten. Brixen kann sich damit kulturell noch viel stärker positionieren: Brixen als ein Standort, in dem sich europäische Kultur ein Stelldichein gibt und wo sich im Bereich der Musikkultur, vielleicht auch des Theaters, aber vor allem in der Zusammenarbeit unterschiedlicher Kulturen etwas Neues ergibt. Es geht auch um Synergien: Die Franzensfeste könnte, da die entsprechenden Möglichkeiten vor Ort nicht zu existieren scheinen, als hochrangiges Ausstrahlungszentrum genutzt werden, um eine kulturelle Attraktion zu schaffen, die auch touristisch von Bedeutung ist. Albert Pürgstaller: Die Festung Franzensfeste ist ein gutes Stichwort: Brixen muss in Zukunft verstärkt die Funktion der Mittelpunktgemeinde wahrnehmen – das heißt, dass Brixen auch das Umfeld mitgestalten soll. Wir leben vom Umfeld, und das Umfeld lebt von uns. Wir sollten also vermehrt übergemeindlich denken, und der Raum Franzensfeste bietet sich dazu an. Was ist Ihre Meinung zur Idee der Zusammenführung der zwei Gemeinden Vahrn und Brixen? Albert Pürgstaller: Diese Idee stammt aus dem Jahr 1926, und sie ist nur daran gescheitert, dass sie der Präfekt damals verhindert hat. Die gemeinsame Gemeinde gibt es heute schon, weil sich die zwei Gemeinden in vielen Bereichen absprechen. Diese Zusammenarbeit wird in Zukunft verstärkt werden müssen. Dass es am Ende eine richtige Zusammenführung geben wird,
halte ich für unwahrscheinlich, weil dazu das Kirchturmdenken doch zu ausgeprägt ist. Welche Visionen haben Sie zur Zone Priel? Hans Heiss: Die Zone Priel ist heute eine Asphaltwüste und gleichzeitig ein Erwartungsraum für die Stadt. Die Zone sollte eine oberirdische Anbindung an den Rosslauf erhalten und unteririschen Parkraum. Ich stelle mir einen Standort für Erholung vor – die Acquarena und die zukünftige Kletterhalle sollten um weitere Strukturen ergänzt werden. Ob man dort ein Stadthotel ansiedelt, ist sorgsam zu überlegen. Die Ängste des Gastgewerbes sind vorhanden und zu berücksichtigen, aber wenn Brixen als Kongressstadt wachsen soll, ist ein Stadthotel eine denkbare Option. Albert Pürgstaller: In der Zukunft werden sich in Brixen mehrere Kernzonen herauskristallisieren: das Gesundheitszentrum in der Dantestraße, der Transportknotenpunkt am Bahnhof, den Gewerbebereich im Süden, das Bildungsangebot im Süden und Norden. Priel soll für mich ein Tourismus- und Freizeitpark werden, in dem wir die Acquarena finden, die ihr Angebot noch erweitern kann, die Kletterhalle, die im nächsten Jahr Realität werden soll, und es sollte auch ein Kino dort entstehen, das von Privaten betrieben wird. Dazu brauchen wir ein gutes Stadthotel, das in Synergie mit den bestehenden Strukturen eine Kraft entwickeln soll. Zu alldem stelle ich mir in der Zone Priel auch einen Marktplatz vor, der zum Teil die Funktion des Domplatzes übernehmen kann, weil dieser heute manchmal überstrapaziert wird. Wie soll 2025 der Hofburggarten aussehen? Albert Pürgstaller: Die Stadt bemüht sich seit 30 Jahren, den Hofburggarten öffentlich zugänglich zu machen. Vor einiger Zeit bekam die Gemeinde die Möglichkeit, den Garten anzumieten, und jetzt geht es darum, ihn in aller Sorgfalt zu gestalten. Wir müssen dabei die Denkmalpflege und das Ensemble berücksichtigen, aber es geht auch darum, neues Leben in den Garten zu bringen. Ich stelle mir vor, dass der Garten ein Ort wird, an dem die Brixnerinnen und Brixner gerne hingehen und der auch eine Attraktion für die
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Gäste sein muss. Auch in Zukunft wird der Tourismus für Brixen eine bedeutende Rolle spielen. Ich kann mir Brixen ohne Gäste nicht vorstellen, und die Gäste können andererseits nicht Angebote verlangen, die dem Bürger nicht zumutbar sind. Beim Hofburggarten gilt es also, die Synthese zwischen diesen beiden Anforderungen zu finden. Der Hofburggarten ist den Brixnern eine Herzensangelegenheit, weshalb wir sie sofort in die Entscheidungsfindung involviert haben. Hans Heiss: Der Garten ist in mehrfacher Hinsicht eine Schlüsselstelle für Brixen: Er ist ein Motor der Partizipation – die Bürgerbeteiligung hat sich an diesem Thema entzündet. Das ist für die Verwaltung eine Herausforderung, wie man am Diskussionsabend in der Cusanus Akademie gemerkt hat, aber es ist gleichzeitig ein Moment gewesen, an dem man gesehen hat, wie sehr sich die Brixner mit ihrer Stadt identifizieren. Der von der Gemeindeverwaltung organisierte Diskussionsabend war für mich eine Sternstunde für Brixen: Die
Gemeinde hat mehrere Alternativen aufgezeigt, und man hat in der Diskussion mit der Bürgerschaft bewiesen, dass man trotz verschiedener Meinungen zivil miteinander umgehen kann. Der Hofburggarten ist in einem Kontext zu sehen: Brixen wird zunehmend unruhiger und braucht einen Ruhepol – ein Herz, das nicht tot ist, sondern ruhig und kraftvoll schlägt. Mir schwebt eine Art Erholungs-, Meditationsund Besinnungsraum vor, der
Könnte der Garten neben den von Ihnen vorhin aufgezeigten Zentren in Brixen ein Zentrum der Ruhe werden, Herr Bürgermeister? Albert Pürgstaller: Nun, Zentren der Ruhe finde ich in Brixen in den vielen Klostergärten, und ich gehe davon aus, dass diese in nächster Zeit geöffnet werden. Das sind für mich wahre Zentren der Ruhe und der Meditation, in Zukunft vielleicht auch des
Wie wird sich die Plose entwickeln? Albert Pürgstaller: Die Plose hat Zukunft. Sie wird sich immer mehr als Ganzjahresdestination entwickeln – als Ski- und Wanderparadies, als Erholungsraum für alle Brixner, für die Südtiroler und für die Gäste. Ich erachte dabei eine direkte Bahnverbindung von der Stadt zur Plose als unbedingt notwendig. Ich habe die Vision, dass der Gast
„Brixen braucht neue Finanzierungsmodelle und muss deshalb an den Energiekonzessionen partizipieren“_ Albert Pürgstaller fallweise mit einer Veranstaltung aufgeladen wird. Das Umfeld des Gartens ist extrem belastet und aktiviert, weshalb der Hofgarten Ruhe ausstrahlen sollte, was von den Gästen auch gesucht werden wird. Es braucht eine subtile Lösung, mit der das Element der Ruhe mit jenem der Anregung verbunden wird.
betreuten Wohnens. Der Hofburggarten soll Ruhezonen beinhalten, aber er soll durchaus auch Treffpunkt der Brixner mit den Gästen sein. Wir brauchen nicht unbedingt marktschreierische Elemente, aber andererseits ist es sicher zu wenig, ein paar Äpfelbäume auszustellen. Es braucht etwas mehr.
mit der Eisenbahn nach Brixen kommt und sich 15 Minuten später auf 2.500 Metern Meereshöhe am Schaufenster der Dolomiten befindet – wer kann dies sonst noch anbieten? Ist die Seilbahn von Brixen auf die Plose eine wünschenswerte Vision?
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Hans Heiss: Ja, absolut. Die Plose ist ein Anti-Programm zum Kronplatz. Eine ähnliche Übernutzung des Berges brauchen wir nicht. Brixen ist eine filigrane, differenzierte Stadt, und die Plose muss dies wiederspiegeln. Die Qualität der Plose als Wandergebiet ist unglaublich – das muss man schätzen, auch als Tor zum Weltnaturerbe. Die Plose ist der Panoramaberg auf dem Weg in die Dolomiten, und die Seilbahn schafft die schnelle Verbindung dorthin.
Albert Pürgstaller: Überhaupt hat das Eisacktal als Wander- und Fahrraddestination ein gewaltiges touristisches Potenzial. Das Eisacktal kann durch den sanften Tourismus eine große Ausstrahlung haben, und Brixen ist der Hauptort. Es muss uns gelingen, ein schönes Wegenetz zu schaffen und es mit den Angeboten „Urlaub auf dem Bauerrnhof“ sowie mit den Buschenschänken zu verbinden. willy.vontavon@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info
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Hans Heiss, Historiker und Landtagsabgeordneter, Jahrgang 1952, leidenschaftlicher Brixner und Verwaltungsrat am Hotel „Elephant“. In Lebenspartnerschaft mit Elisabeth Flöss, stolz auf seine Kinder Anna (22) und Niklas (19). Studium der Geschichte / Germanistik an der Universität Innsbruck, Promotion 1986, 1985-2003 Archivar am Stadtarchiv Brixen und am Südtiroler Landesarchiv Bozen. Habilitation
an der Universität Innsbruck 2001; Lehrbeauftragter an den Universitäten Innsbruck, Trient und Hildesheim. Kulturmittler und Konzeptarbeit an Museumsprojekten (Schloss Tirol, Touriseum Trauttmansdorff). Seit 2003 für die Grünen im Südtiroler Landtag; für die Grüne Bürgerliste Herausforderer von Albert Pürgstaller bei der Gemeindewahl 2005 bis in die Stichwahl.
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Albert Pürgstaller, geboren 1954, Ausbildung zum Fachingenieur in Elektrotechnik. Von 1978 bis 1998 in verschiedenen Privatunternehmen tätig. Pürgstaller war von 1990 bis 1992 Vorsitzender des Gemeindesozialausschusses Brixen, von 1990 bis 1995 Gemeinderat in Brixen, von 1992 bis 1994 Vorsitzender des Bezirkssozialausschusses Brixen und Mitglied der Bezirksleitung, seit 1994 Landesvorsitzender der SVP-Arbeitnehmer, Mitglied der SVP-Parteileitung
und des SVP-Parteiausschusses, von 1995 bis 1998 Stadtrat für Öffentliche Arbeiten, Urbanistik und Umwelt in Brixen. 1998 wechselte er als Abgeordneter zum Südtiroler Landtag und war dort Mitglied des Landtagspräsidiums; seit 2005 ist er Bürgermeister der Stadt Brixen, Präsident des Wohnbauinstituts und Mitglied im Verwaltungsrat des Südtiroler Gemeindenverbands. Albert Pürgstaller ist seit 35 Jahren Chorleiter; er ist verheiratet, hat zwei Töchter und einen Sohn.
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Brixen unendlich Die Seilbahn nach St. Andrä ist eine Fehlinvestition und wird von einem Hochgeschwindigkeitsaufzug abgelöst. Der Strategiekreis „B-unendlich“, bestehend aus Brixner Bürgern, entwickelt Visionen, und die Stadt setzt auf sanften, anspruchsvollen Tourismus. Ein Ausblick auf seine Heimatstadt Brixen im Jahr 2025 von Zeno Kerschbaumer.
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5. November 2025. Ich fliege die Strecke Ho Chi Minh City – Pyonyang im vormaligen Nordkorea, das seit der Wiedervereinigung mit Südkorea einen enormen Aufholbedarf an Infrastruktur und Know-how verzeichnet, und natürlich ist hier auch die Mobilitätsindustrie mit der weitestgehend CO2-neutralen Technologie sehr gefragt. Der Chip im Ohrläppchen verrät mir, dass jemand mit mir Kontakt aufnehmen möchte. Ich greife in die Westentasche, ziehe die zusammengefaltete Projektionsfläche heraus, entfalte sie zu passender Größe – und ein Lächeln fliegt über mein Gesicht, denn es ist meine Nichte Sarah, die mit mir über das Leben in ihrer und meiner Heimatstadt Brixen plaudern will.
Sprachkonflikt hat sich gelöst. Sarah ist 2010 geboren und erlebt ein Brixen, für das die strategischen Entscheidungen kurz nach der Jahrtausendwende verantwortlich sind. Während sie mit mir spricht, bewegt sie sich frei im
vernetzten Haus, das es ermöglicht, dass ich immer zumindest ihren Oberkörper auf meiner papierdünnen, faltbaren Projektionsfläche sehe. Sie möchte mit mir eigentlich Englisch sprechen, aber dann einigen wir uns auf das Brixnerische. „Es ist schon erstaunlich“, denke ich mir, „bis vor nicht allzu langer Zeit hat die politisch motivierte Sprachideologie des Landes geherrscht, heute hat sich aufgrund der Überlagerung der weltweiten Kommunikationssprache Englisch der Südtiroler Sprachenkonflikt de facto von selbst gelöst.“
Seilbahn nach St. Andrä als Fehlinvestition. Sarah berichtet,
wie die öffentliche Meinung zu dem nicht enden wollenden Skandal der Seilbahn vom damaligen Bahnhof nach St. Andrä immer fordernder wird. Ich denke mir: Ach, immer noch dieses leidige Thema! Die 2011/12 getätigte Investition in eine Seilbahn vom Bahnhof zur Mittelstation in St. Andrä belastet seither und weiterhin die öffentlichen wie auch privaten Kassen.
Der gewünschte Tourismuseffekt und damit die notwendige Auslastung blieben von Anfang an weit hinter der Planung. In der Bevölkerung hatte sich relativ schnell die Erkenntnis breit gemacht, dass die Investition in Hardware am Ziel vorbeigeschossen war und eigentlich das Geld viel besser und zielführender in Software – sprich in die Attraktivität der Stadt und der Vermarktung derselben – angelegt gewesen wäre. Sarah erzählt stolz, wie sich ihr Vater im Bürger-Strategiekreis „B-unendlich“ einsetzt. Dies, sage ich mir, bestätige wieder einmal, „che non tutti i mali vengono a nuocere“. Nachdem sich die auf teure Studien aus dem Ausland beruhende Entscheidung zum Seilbahnbau als ein fataler Griff in die falsche Schublade erwiesen hatte, haben sich spontan ein Großteil jener, die an dem im Jahre 2010 erstellten 250. „Brixner“ mit ihren visionären Beiträgen zu Brixen 2025 beteiligt waren, zur Initiative „B-unendlich“ zusammengetan – mit dem nötigen Herzblut für
ihre Heimatstadt und dem ganz einfachen und natürlichen Ansatz „stärke, was schon stark ist“.
und modischer Geschäfte der Fall ist. Dieses sich Öffnen muss mit Umsicht erfolgen, und es muss nachhaltig sein, sodass Bausünden ausgeschlossen, Altes nicht unwiederbringlich zerstört wird und die Neuerungen auch längerfristig in der Zukunft Bestand haben können; diese Entwicklung lässt sich mit entsprechendem Sachverstand in Verbindung mit Auflagen steuern. So sollte zum Beispiel auf die Diversifizierung der Ladengeschäfte geachtet werden, um eine ansprechende Vielfalt sicherzustellen. Das Konzept einer Schul- und Universitätsstadt muss stärker verfolgt werden, um Brixen ein jugendliches Flair zu verleihen; ebenso müssen
verstärkte Anstregungen unternommen werden, um Unternehmen aus dem High-Tech-, Gesundheits- und Dienstleistungsbereich anzusiedeln. Daneben ist der Sektor des Qualitäts-Tourismus mit entsprechenden Hotels und Restaurants zu entwickeln, denn die Zukunft gehört auch den betuchten Best-Agern. Ich bin überzeugt, dass mit einer Mischung aus Tradition, Natur, Jugendlichkeit und hochwertigen Arbeitsplätzen eine Lebensqualität in Brixen im Jahre 2025 geschaffen werden kann, die ihresgleichen sucht.
Sanfter, anspruchsvoller Tourismus statt chinesischer Flut. Seit seinem Ursprung ist Brixen unweigerlich mit dem Thema Religion verbunden, und dies zieht sich wie ein zarter roter Faden durch seine über 1.100-jährige Geschichte. Die 1988 entstandene Initiative „Musik und Kirche“ hat diesen Faden im gesellschaftlichen Sinne intelligent weitergespannt, und eben daran anknüpfend hat diese Initiativgruppe weitere Zeichen und Initiativen gesetzt. Heute im Jahr 2025 lebt die Stadt Brixen mit und von den nach und nach entstandenen Plattformen „Gesellschaft und Kirche“, „Sport und Kirche“, „Partnerschaft und Kirche“, „Kinder und Kirche“, „Alter und Kirche“. Während ganz Europa seit zehn Jahren von einem stetig steigenden Fluss von asiatischen und insbesondere chinesischen Touristen überschwemmt wird, hat Brixen ein von der Bürgerinitiative
Mein Brixen im Jahr 2025
Werner Dander z Für das Brixen im Jahre 2025 sehe ich gute Chancen, einen kontinuierlichen Übergang aus seiner Vergangenheit in seine Zukunft zu schaffen, wenn es sich seiner Tradition, die auch seine Stärke ist, bewusst bleibt und sich gleichzeitig neuen Entwicklungen gegenüber öff10
net. Brixen ist eine habsburgisch geprägte und südländisch beeinflusste Bischofs- und Kurstadt mit einer ganz besonderen Ästhetik, die es unbedingt zu erhalten gilt; eine Stadt, die sich zwischenzeitlich auch zu einer Schul- und Universitätsstadt entwickelt hat. Der Brixner Altstadtkern stellt ein einmaliges architektonisch-historisch-kulturelles Ensemble dar, das an einigen Stellen noch einer qualifizierten Sanierung bedarf und durch die Öffnung des Hofburggartens für das Publikum nur noch weiter gewinnen kann. Gleichzeitig darf es sich der künftigen Entwicklung nicht verschließen, was bereits jetzt durch eine Vielzahl moderner Einrichtungen
erarbeitetes Alleinstellungsmerkmal als sanfter, anspruchsvoller Tourismusort. Auch der billige Slogan „Brixen, das doppelte Erlebnis“ – im Sinne von „kaufe Zwei, bezahle Eins“ – gehört schon lange der Vergangenheit an.
Mit Hochgeschwindigkeit auf die Plose. „Also“, sage ich zu
Sarah, „das mit der Seilbahn wird sich auch noch erledigen lassen“. „Ja, aber da ist Eile angesagt“, erwidert sie, „denn in drei Monaten steht die Einweihung des weltweit einzigartigen alpinen Hochgeschwindigkeitsfahrstuhls an“. In nur 33 Sekunden kann man dann von der Mobilitätszentrale im Süden der Stadt nach St. Andrä gelangen. Ich denke mir, dieses Wunderwerk der Technologie wird Brixen wiederum in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit bringen und zudem St. Andrä definitiv in die Elite jener Urlaubsorte hieven, die sportliche Aktivität das ganze Jahr über zu bieten haben, zudem auf einem autofreien Berg. „Ich freue mich schon auf meine erste Begegnung mit der Rohrpostbahn, wie sie mein Vater gerne nennt“, meint Sarah, „so können wir nun öfters auf meinen Lieblingsplatz gehen, nämlich das Wasserreich der Plose-Quelle am Südhang der Plose mit der weltweit höchsten Wasser-Lern-Welt“. – „Da muss ich bei meinem nächsten Aufenthalt in Brixen auch mal wieder hin“, unterbreche ich sie, „aber zu deinem 18. Geburtstag genehmigen wir uns ein Fläschchen vom Kuenhof“. – „Ja, gerne“, erwidert Sarah und fügt hinzu, „der Herr Pliger war erst gestern wieder groß im BrixenVision und berichtete aus seiner letzten Chinareise; im Reich der Mitte ist er ja mittlerweile eine anerkannte Größe in der Beratung zum ökologischen Weinanbau“.
BrixenVision und virtuelles Lernen. „Ja, China – als du geboren wurdest, war das noch das große Schreckensgespenst für die
einbringen sollte“. Sarah erwidert, dass sie dem Computer bereits angeordnet hätte, meine letzte Passage audiovisuell ihrem Vater
immer einmal in der Woche – physisch im Schulklassenzimmer mit den Schwerpunktthemen Kultur und Gesundheit“.
„Die Einweihung des weltweit einzigartigen alpinen Hochgeschwindigkeitsfahrstuhls steht an, in dem man in nur 33 Sekunden von der Mobilitätszentrale im Süden der Stadt nach St. Andrä gelangt“_ Zeno Kerschbaumer europäische Wirtschaft. Erst nach und nach ist man zur Erkenntnis gekommen, dass das hohe Wirtschaftswachstum eine stetige Nachfrage nach Hightech und qualitativ hochwertigen Produkten aus Europa mit sich ziehen wird“, meine ich. Ohne den Sog Chinas und der umliegenden Staaten Vietnam, Indonesien, Korea und Thailand könnten die Brixner Wirtschaftstreibenden nicht so großzügig den Strategiekreis „B-unendlich“ unterstützen. „Als Neunjährige habe ich dich einmal in Asien besucht; wann bringst du mich wieder einmal dort hin?“, bittet mich Sarah. „Wann immer du möchtest, denn vor allem im Bereich der Ernährung, der Gesundheit und des respektvollen Umgehens miteinander kann jeder von uns noch weiterhin viel von Asien lernen!“, erwidere ich, „apropos BrixenVision: Vor wenigen Wochen wurde ich von einem Freund aus der katholischen Gemeinschaft in Chengdu beglückwünscht, wie einmalig das virtuelle Dabeisein der Messe im Dom zu Brixen über den 4D-BrixenVision-Kanal gewesen sei. Schmunzelnd meinte er, dass man dafür locker etwas mehr Geld verlangen könnte. Das ist eigentlich eine interessante Erkenntnis, die dein Vater im Brixner Strategiekreis
zuzuspielen: „Sicherlich hat er sie schon erhalten und wird sich dann bei dir melden. Ich muss nun leider abbrechen“, führt Sarah weiter aus, „unsere Roboter-Haushaltsgehilfin flüstert mir soeben, dass in wenigen Minuten der heutige Unterricht im virtuellen Klassenzimmer beginnt. Morgen treffen wir uns dann – wie
Ich lehne mich im Sessel zurück, und es erwärmt mein Herz zu wissen, dass Brixen den Brixner Bürgern gefällt – eine Grundvoraussetzung, damit auch den Besuchern Brixen gefällt – und dass Brixen seine Geschichte fortschreibt. Zeno Kerschbaumer Leserbrief an: echo@brixner.info
Zum Autor
Zeno Kerschbaumer ist 1962 in Brixen geboren. Seit 20 Jahren ist er für den Volkswagen-Konzern im Vertrieb und Marketing tätig. Zahlreiche Geschäfts- und Privatreisen haben ihn in mehr als 80 Länder dieser Welt gebracht, darunter auch längere Aufenthalte in der Tschechischen Republik, in Deutschland, in Japan und seit 2009 in
Singapore als Geschäftsführer der Volkswagen Group Singapore. Seit jeher pflegt er seine Kontakte zur Heimatstadt, die er mehrmals im Jahr besucht. Seit Juni 2010 bekleidet er zudem das Amt eines Vize-Präsidenten der Europäischen Handelskammer in Singapore. Er ist auch Gründungsgesellschafter der BrixMedia GmbH.
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Brixen im Jahr 2025
SÜDTIROL
„Wir brauchen freie Politiker“ Es braucht eine stärkere EU und mehr Kompetenzen bei den Regionen, sagt der eine. Bürger, Wirtschaft und Gemeinden müssen sich ihr Dasein möglichst selbst gestalten können, sagt der andere. Der Landtag sollte in ein Volksparlament umgewandelt werden, meinen beide. Für den „Brixner“ diskutierten Landeshauptmann Luis Durnwalder und der Landtagsabgeordnete Arnold Schuler über Südtirol im Jahr 2025. Herr Landeshauptmann, wie würde Südtirol im Jahr 2025 aussehen, wenn Sie einen Zauberstab hätten und das Land sich nach ihren Wünschen entwickeln würde? LUIS DURNWALDER: 2025 ist nicht besonders fern, weshalb ich der Meinung bin, dass sich bis dahin nicht besonders viel ändern wird. Ich gehe davon aus, dass die EU bis dahin stärker sein wird als heute, und ich hoffe, dass die einzelnen Staaten weniger Entscheidungsbefugnisse haben werden und die Regionen dafür umso mehr Zuständigkeiten bekommen. Vielleicht werden wir auch die Möglichkeit haben, neue Regionen zu schaffen, sodass Makroregionen entstehen können, die aus mehreren Provinzen mit ähnlichen Interessen bestehen. Europaweit muss es hier eine Reform geben, weil heute die einzelnen Staaten ihre Regionen verschieden behandeln. Südtirol hätte die Möglichkeit, hier mit der Europaregion Tirol eine Vorreiterrolle zu spielen. Welchen Vorteil hat die Bevölkerung davon? Luis Durnwalder: Der Vorteil liegt darin, dass die Landesgrenzen noch mehr in den Hintergrund gedrängt werden; man kann grenzüberschreitend arbeiten, die Universitäten arbeiten enger zusammen. Ziel muss sein, dass Kooperationen zwischen Innsbruck und Brixen genauso reibungslos und unproblematisch funktionieren wie zwischen Bruneck und Schlanders. Es wurde in diesem Bereich schon viel getan, aber es besteht noch großes Potenzial. Auch im universitären Bereich wird inzwischen angedacht, eine grenzüberschreitende Fakultät einzurichten. Wir haben große Schwierigkeiten in der Ausbildung 12
im Bereich Medizin, und warum sollte man hier nicht den Versuch unternehmen, die Krankenhäuser in Süd- und Nordtirol als Lehrkrankenhäuser zu definieren, in denen grenzüberschreitend ausgebildet werden kann. Heute haben wir in Innsbruck nicht genügend Kapazitäten, um den notwendigen
mit sich, dass eine große Distanz entstanden ist zwischen Steuerzahler und Geldverteiler: Der Staat setzt die Steuern fest, treibt sie ein, und 90 Prozent davon gehen ans Land, das die Gelder wiederum verteilt – über die Gemeinden, über das Förderungswesen, über eigene Investitionen.
wirtschaftlich interessanter ist. Die Folge davon ist auch, dass man jene, die Förderungen wirklich notwendig brauchen würden, immer weniger erreicht, weil die Förderungen immer mehr in die Breite gehen. Wir müssen unbedingt wieder zurück zu mehr Eigenverantwortung und Eigen-
„Der Landtag muss in ein Volksparlament umgewandelt werden, weil wir mit dem derzeitigen System zu viele Politiker haben, die von der Politik abhängig sind“_ Landtagsabgeordneter Arnold Schuler Nachwuchs an Ärzten auszubilden. Grundsätzlich wird es in Zukunft eine viel tiefgreifendere Zusammenarbeit geben zwischen den universitären Strukturen. Heute sind etwa 10 Prozent der Südtiroler Bevölkerung Akademiker; dieser Wert wird auf 15 Prozent ansteigen. Der Ausbildungsstandard muss wachsen, damit wir eine moderne europäische Region werden können, die auch im Bereich Forschung und Entwicklung Impulse setzen kann. Herr Schuler, wie stellen Sie sich Südtirol im Jahr 2025 vor? ARNOLD SCHULER: Meine Vision geht in eine etwas andere Richtung: Ich träume von einem Südtirol, das auf allen Ebenen von Selbstständigkeit geprägt ist. Die Erwartung der Bevölkerung geht in diese Richtung, weshalb wir wirklich einen Paradigmenwechsel einleiten müssen, eine Veränderung der Denkweise. Bürger, Wirtschaft und Gemeinden müssen sich ihr Dasein möglichst selbst gestalten können – mit einem hohen Maß an Eigenverantwortung und Eigeninitiative. Das derzeitige politische System bringt
Damit ist bei den Bürgern eine Erwartungshaltung entstanden, die nicht mehr zu erfüllen ist. Als Vergleich möchte ich die Schweiz nennen, wo in vielen Gemeinden der Gemeindehaushalt nicht vom Gemeinderat, sondern von den Bürgern beschlossen wird. Dort bleibt aber ein Großteil der Steuereinnahmen in der Gemeinde, und es gibt somit einen direkten Bezug zwischen Steuerzahler und Geldverteiler. Bei Investitionen überlegt jeder Bürger genau, ob es diese wirklich braucht, denn diese haben unmittelbare Auswirkungen auf seine Brieftasche. In Südtirol hingegen sind die Bürger zu Bittstellern degradiert worden. Dies ist unwürdig und sollte überdacht werden. Das Problem dabei ist, dass wir Südtiroler beginnen, uns in diesem System wohlzufühlen und uns immer mehr nach den Förderungen orientieren. Ein Beispiel: 42 Prozent der Kinder werden bei uns mittlerweile von Müttern geboren, die unverheiratet sind – ein absoluter Spitzenwert in Italien, doppelt so viele wie in der Nachbarprovinz Trient. Warum wohl? Unter anderem sicher, weil sich immer mehr nach dem orientieren, was
ständigkeit und weg vom Forderungsdenken, weil ansonsten das gesamte Gesellschafts- und Gemeinschaftsgefüge in Frage gestellt wird. Bis 2025 sollte das Subsidiaritätsprinzip also voll zum Tragen kommen. Wie wird sich der Verkehr entwickeln? Luis Durnwalder: 2025 wird der Zugverkehr eine wesentlich größere Rolle spielen als heute. Der Brennerbasistunnel wird in 15 Jahren wahrscheinlich fertig gestellt sein, auf zusätzliche Autobahnen können wir verzichten, die Dörfer werden Umfahrungen bekommen haben, und die Bevölkerung wird durch Lärmschutzwände besser vor Lärm geschützt sein als sie es heute ist. Werden wir 2025 noch Vollbeschäftigung haben? Luis Durnwalder: Südtirol wird auch in Zukunft Vollbeschäftigung haben, weil wir ein kleines Land sind, das etwas geschlossener ist als andere. Dazu müssen wir allerdings auch etwas tun: Wir müssen in Ausbildung und in
Fotos: Oskar Zingerle
die Bereiche Forschung und Entwicklung investieren. Ich hoffe, dass wir nicht nur offen sind für Europa, sondern dass wir auch darauf achten, die Eigenarten und Traditionen unseres Landes zu erhalten. Ich bin sehr optimistisch, dass wir eine gesunde Entwicklung erleben werden. Wird Südtirol 2025 die Finanzautonomie haben? Luis Durnwalder: Nur dann, wenn bis dahin in ganz Italien die Steuerreform durchgeführt worden ist. Wie ich allerdings Italien kenne, wird es auch hier nur eine halbe Sache geben. Ich fürchte, die Föderalisierung Italiens geht nicht so schnell weiter wie wir es gern hätten. Wir als Land Südtirol werden nie allein die Steuerhoheit haben, bevor sie nicht alle Regionen bekommen werden, weil in diesem Fall der Wettbewerb zwischen den Regionen gestört werden könnte. Arnold Schuler: Wenn Italien jemals seinen eigenen Haushalt in Griff bekommen will, wird es seine Regionen in die Eigenständigkeit entlassen müssen. Alles andere ist nicht mehr verwaltbar, weil der Weg nach Rom zu weit ist und auf dem Weg dorthin viel Geld versickert. Aber: Wenn Südtirol von heute auf morgen die Steuerautonomie bekäme, hätten wir ein großes Problem, weil wir mit der Steuergebarung keine Erfahrung haben.
Luis Durnwalder: Wie gesagt – ich kann mir nicht vorstellen, dass Italien hier große Schritte unternehmen wird. Der Föderalismus existiert zwar auf dem Papier, aber bis 2025 wird sich in Italien konkret nicht viel tun. Der Staat wird den Regionen vielleicht die Möglichkeit geben, Zusatzsteuern selbst zu definieren, aber damit ist es nicht getan. Es muss die Steuerhoheit her. Arnold Schuler: Wir können aber auch nicht vom Staat verlangen, dass er loslässt, und gleichzeitig im Land den eigenen Zentralismus aufbauen. Auch das Land muss bereit sein, loszulassen und den Gemeinden die Eigenständigkeit zu geben. Heute haben die Gemeinden genauso wie das Land das Kostenbewusstsein verloren; gute Verwaltung ist bisher bestraft worden und nicht honoriert. Auch dies muss in Zukunft anders werden. Die Gemeinden sollten über ein bestimmtes Budget selbst entscheiden können, ohne für jede Investition zum Landeshauptmann pilgern zu müssen. Die Gemeinderäte sollten eigenverantwortlich Prioritäten setzen können. Luis Durnwalder: Lieber Arnold, ich habe immer gesagt, die Gemeinden bekommen zusammen eine gewisse Summe, und sie sollen untereinander vereinbaren, wie dieser Betrag aufgeteilt wird. Die Gemeinden waren bisher offenbar nicht in der Lage, die Aufteilung so zu gestalten, wie du es dir
vorstellst. Ich selbst kann lediglich über 25 Prozent der Gelder des 27er-Gesetzes, das kleinere Investitionen der Gemeinden regelt, verfügen. Den Rest bestimmen die Gemeinden selbst. Du hast versucht, ein neues Verteilungssystem einzuführen – ich wäre mit jedem Vorschlag einverstanden, aber die Gemeinden müssen sich einig sein, wie dieses System aussehen soll. Arnold Schuler: Wir reden aneinander vorbei. Ich denke hier nicht nur an die fixen Quoten, sondern vor allem an die Finanzierung über Sonderprogramme, deshalb wiederhole ich meine Aussage: Wenn ich an 2025 denke, dann sollte jede Gemeinde einen definierten Betrag zur Verfügung haben und selbst über ihre großen und kleinen Investitionen entscheiden dürfen – ohne um jede Investition in Bozen bitten zu müssen. Das derzeitige System hat außerdem dazu geführt, dass die Gemeinden total überschuldet sind. Herr Landeshauptmann, Sie sagen immer wieder, das Land Südtirol stehe finanziell sehr gut da und sei schuldenfrei. Aber andererseits beobachte ich, dass viele Bürger, viele Unternehmen und ebenso die Gemeinden im Gegensatz zum Land sehr wohl überschuldet sind. Was läuft falsch? Luis Durnwalder: Schauen Sie, das Land ist nicht verantwortlich dafür, dass ein Unternehmer Schulden
macht, und auch nicht, wenn sich ein Privater finanziell übernimmt. Das sind erwachsene Leute, die wissen müssen, was sie sich zutrauen können. Im Vergleich zu anderen Ländern ist der Verschuldungsgrad in Südtirol allerdings nicht so schlecht: Südtirol hatte letzthin 68 Konkurse, Nordtirol im selben Zeitraum 1.200. Arnold Schuler: Auch ich bin der Meinung, dass man die Verantwortung an der Überschuldung vieler Unternehmen nicht dem Land zuschieben darf. Allerdings möchte ich schon betonen, dass das heutige Steuersystem die Bildung von Eigenkapital in den Unternehmen bestraft. Unternehmen investieren deshalb mit einem sehr geringen Anteil an Eigenkapital, wodurch sie oft in eine schwierige Situation kommen. Eine Lösung sehe ich eigentlich nur in der Steuerhoheit, mit der man die entsprechende Regelung ändern könnte. Luis Durnwalder: Bei den Gemeinden hingegen ist die Situation etwas anders: Bis in die Sechziger und Siebziger Jahre gab es keine Mittel für Investitionen. Danach hatten die Gemeinden einen enormen Nachholbedarf; es gab eine Unmenge von notwendigen Investitionen, und vielleicht haben wir die Gemeinden zu wenig eingebremst. Andererseits waren es Strukturen, die wirklich gebraucht wurden: Schulen, Kindergärten, Kulturhäuser, 13
Warum aber hat das Land selbst keine Schulden? Luis Durnwalder: Dafür ist eine klare Entscheidung verantwortlich, die bereits Silvius Magnago
getroffen hatte und die ich als Landeshauptmann seither immer unterstützt habe: Wir wollen nicht mehr Geld ausgeben als wir einnehmen. Hätten sich auch die Gemeinden dasselbe Verantwortungsbewusstsein leisten sollen? Luis Durnwalder: Die Gemeinden hatten einen enormen Nachholbedarf an Strukturen, und sie erfahren permanent großen Druck aus der Bürgerschaft. Natürlich könnte man jetzt behaupten, dass die Gemeinden zu wenig Geld
vom Land bekommen haben, aber ich bin überzeugt, dass man mit mehr Geld das Problem nicht gelöst hätte. Arnold Schuler: Dass das Land unverschuldet ist, ist nur die halbe Wahrheit: Ob die Schulden nun beim Land oder bei den Gemeinden angesiedelt sind, ist einerlei, da es schlussendlich immer Schulden sind, die die Öffentlichkeit abzahlen muss. Die Gemeinden sind aber in den allermeisten Fällen nicht unvernünftig vorgegangen, sondern sie wurden bei gewissen Investitionen zur
Aufnahme von Darlehen geradezu gezwungen, weil das Gesetz dies so vorsah. Der Bereich Trink- und Abwasser, der etwa 40 bis 45 Prozent der 1,2 Milliarden Euro Gesamtschulden ausmacht, war unerlässlich und nur über Darlehen zu finanzieren, ebenso war das Schulbauprogramm zu einem Großteil darlehensfinanziert. Gerade am Beispiel Schulbauten kann man aufzeigen, wie trügerisch das bisherige Finanzierungssystem war: Die Gemeinden haben zwar 90 Prozent der Standardkosten für Schulbauten als sogenannten Landesbeitrag
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Dorfplätze, Strukturen für den Umweltschutz, Gemeindehäuser. Teilweise haben sich in jener Zeit Gemeinden in der Tat verschuldet. Wir haben inzwischen eine sinnvolle Lösung gefunden: Statt mittels Bankdarlehen können die Gemeinden nun ihre Investitionen über einen Rotationsfond finanzieren.
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bekommen, in Wirklichkeit hat es sich in vielen Fällen aber um Darlehen gehandelt, die zwar von den einzelnen Gemeinden über Landesbeiträge zurückgezahlt werden, diese Beiträge werden aber wieder bei der Gemeindenfinanzierung abgezogen. Das heißt, dass eine Gemeinde wie Brixen unabhängig davon, ob sie in den letzten Jahren eine Schule gebaut hat oder nicht, noch 20 Jahre lang über eine Million Euro jährlich weniger Geld zugewiesen bekommen wird. Es gibt aber auch Gemeinden, die in Geld schwimmen – jene, die eigene Stromwerke haben. Ist dies nicht hochgradig ungerecht? Luis Durnwalder: Wenn Gemeinden über eigene Einnahmen verfügen, sollte sich dies in der Zuweisung von Geldmitteln über das Land auswirken. Wie dies genau gehen soll, müssen die Gemeinden allerdings untereinander selbst vereinbaren. Arnold Schuler: Hier einen Ausgleich zu schaffen ist unmöglich, weil die Einnahmen aus dem Stromgeschäft viel zu hoch sind… Luis Durnwalder: Ein vollkommener Ausgleich ist vielleicht auch nicht notwendig, aber man muss den Gemeinden auch klarmachen, dass es nicht gerechtfertigt ist, dass sie Gelder aus der eigenen Stromproduktion erhalten und außerdem noch Geldzuweisungen vom Land. Zumindest müssen wir den Mut haben, sie aus dem Ausgleichsfond der Gemeinden auszuschließen. Arnold Schuler: Wenn wir hier nicht eine vernünftige Form finden, wird es morgen zum Krieg zwischen den Gemeinden kommen. Das Land besitzt die Gemeindeaufsicht, und es ist hier in der Pflicht, eine Lösung zu finden. Luis Durnwalder: Ich bin gern bereit, Fachleute zu beauftragen, hierzu ein geeignetes Modell auszuarbeiten. Aber andererseits höre ich immer wieder, dass die Gemeinden selbst über ihr Schicksal entscheiden wollen… Arnold Schuler: Das Modell ist bereits zu meiner Zeit als Präsident des Gemeindenverbandes ausgearbeitet worden, und 70 Prozent der Bürgermeister waren damals auch damit einverstanden. Jetzt braucht es noch den sanften Druck des Landes…
Die demographische Entwicklung wird auch in Südtirol zunehmend zum Problem. Wie kann man die Lebensumstände der Bürger gestalten, sodass die Geburtenrate ansteigt? Luis Durnwalder: Wir werden eine ständig ältere Gesellschaft, und das wird sich 2025 bereits ausgewirkt haben. Die Politik muss diese Entwicklung in ihren Entscheidungen
nicht am Mangel an Wohnungen. Wir müssen es schaffen, dass Paare mit Kindern nicht benachteiligt werden gegenüber Paaren ohne Nachwuchs. Es kann nicht sein, dass man einen schlechteren Lebensstandard hat, wenn man Kinder in die Welt setzt. Deshalb braucht es entsprechende Unterstützungsmaßnahmen des Landes. Auch müssen wir das Erbrecht in Frage stellen für Paare, die nicht
Es geht vielleicht auch um fehlende Perspektiven und Zukunftsängste… Luis Durnwalder: Es geht um die Angst, dass das eigene Kind so aufwächst, dass es in Zukunft nicht jene Unversehrtheit hat, die man sich vorstellt. Vielleicht müssen wir mit der Bevölkerung mehr reden, auf dass sie mehr Freude am Elternsein hat. Dort, wo es
„Schon heute ist es so, dass Ausländer teilweise unsere Renten bezahlen – dann ist es nur legitim, dass sie in die Entscheidungsprozesse eingebunden werden“_ LH Luis Durnwalder berücksichtigen: Die Familienverhältnisse müssen so sein, dass ältere und pflegebedürftige Familienmitglieder möglichst zuhause versorgt werden können. Wir brauchen aber auch zusätzliche Alten- und Pflegeeinrichtungen. Arnold Schuler: Die demographische Entwicklung wird in der Tat dramatische Folgen haben, und es stellt sich die Frage, ob wir es schaffen, dass das Sozialsystem nicht zusammenbricht. Die frühere deutsche Familienministerin hat einmal gesagt, Deutschland habe zwei Möglichkeiten: entweder durch starke Zuwanderung, die dazu führt, dass der Ausländeranteil dramatisch ansteigt, oder man sagt den Leuten die Wahrheit, dass das Sozialsystem in der heutigen Form eben nicht zu halten ist. Es kann nicht sein, dass eine Gesellschaft gegen Zuwanderung ist und gleichzeitig keine Kinder haben will. Wenn dann noch wie derzeit eine Steigerung der Lebenserwartung dazukommt, ist das Sozialsystem auf jeden Fall überfordert. Diese Entwicklung bedingt eine ganz große Herausforderung für die Gesellschaft, aber auch für die Politik, die die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen muss, damit die Auswirkungen zumindest abgefedert werden. Wir alle müssen umdenken. Luis Durnwalder: Wir werden der Jugend klar machen müssen, dass sie bereits heute Entscheidungen treffen muss, um im Alter abgesichert zu sein. Morgen wird es keine Selbstverständlichkeit mehr sein, Renten so zu beziehen, wie wir es heute gewohnt sind. Es stimmt, wir werden immer weniger Kinder haben, und das liegt bestimmt
verheiratet sind. Ich kenne Fälle, in denen der Lebenspartner verunglückt, die Kinder erben alles, und die Frau steht ohne Rechte da. Arnold Schuler: Es wird immer die Frage gestellt, ob sich Paare in der heutigen Zeit noch Kinder leisten können. Die Frage muss aber andersherum gestellt werden: Können wir es uns leisten, keine Kinder mehr zu haben? Die geburtenstarken Jahre waren in den Sechzigern. Seither wurde die Geburtenrate in Südtirol fast halbiert, in diesem Bereich sind wir also keine Insel der Seligen. Zudem darf beobachtet werden, dass in den vergangenen 15 Jahren die Zahl der Geburten in Südtirol in etwa stabil geblieben ist. Aber: Während vor 15 Jahren von etwas über 5.000 Neugeborenen vier eine ausländische Mutter hatten, sind es heute tausend. Ohne die ausländischen Kinder wäre die Geburtenrate noch katastrophaler. Es gibt Länder in Nordeuropa, in denen die Geburtenrate erheblich höher ist als bei uns. Könnte es nicht eine Vision der Politik sein, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Bürger hierzulande wieder mehr Kinder bekommen? Luis Durnwalder: In Südtirol hat jede Frau im Durchschnitt 1,43 Kinder. Das ist nicht viel, aber Italien und Österreich haben noch weniger. Es stimmt aber, dass es Nordländer gibt, in denen man es geschafft hat, eine Trendwende einzuführen. Sie haben schon Recht, wir müssen die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, aber zum Kinderkriegen zwingen können wir niemanden. Heute fehlt einfach die Bereitschaft dazu.
notwendig ist, müssen wir auch helfend eingreifen. Dabei geht es nicht nur um Tagesstätten – es gibt nämlich auch Mütter, die gern zuhause bleiben würden, wenn sie es sich leisten könnten. Auch die Sozialleistungen für den Mittelstand sind in diesem Sinn zu überdenken. Wenn unsere Gesellschaft zu wenige Kinder bekommt, wird sie also in Zukunft auf Immigranten angewiesen sein… Luis Durnwalder: Die Gesellschaft ändert sich. Bis 2025 wird die Anzahl der Ausländer in Südtirol zugenommen haben. Ziel muss sein, qualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen, die dann möglichst auch von EU-Bürgern besetzt werden. Ich gehe davon aus, dass wir nicht mehr in der Lage sein werden, all diese Plätze mit einheimischen Fachkräften zu besetzen. Diese Immigranten werden mit der Zeit auch das Wahlrecht haben, womit sie auch in die Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Darauf müssen wir uns rechtzeitig vorbereiten. Wenn wir glauben, mit der Ausgrenzungspolitik Zukunft gestalten zu können, dann irren wir. Schon heute ist es so, dass Ausländer teilweise unsere Renten bezahlen – dann ist es nur legitim, dass sie in die Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Welchen Anteil an Ausländern braucht und „verträgt“ eine Gesellschaft? Luis Durnwalder: Mehr als zehn Prozent Nicht-EU-Bürger sollten es nicht sein. Zurzeit haben wir in Südtirol keine großen 15
Brixen im Jahr 2025
Schwierigkeiten; wir müssen lediglich die Ängste, die gegenüber Ausländern vorherrschen, abbauen. Wir müssen miteinander anders umgehen, die Migranten in unsere Gesellschaft einbauen. Dabei müssen wir es schaffen, die gesamte Familie in unsere Gesellschaft zu involvieren – also auch die Mütter, die oftmals zu Hause bleiben. Es geht um gegenseitiges Verständnis – das geht nur, indem man miteinander redet. Ghettobildung ist kontraproduktiv. Wir wollen dies teilweise schaffen, indem wir gewisse Mehrleistungen nur gewähren, wenn es dafür eine Gegenleistung gibt: Migranten müssen die Sprache lernen, Kurse besuchen, Integrationsangebote nutzen. Wir wollen niemanden assimilieren, aber wir brauchen auch keine Parallelgesellschaften. Arnold Schuler: Südtirol hat italienweit den kleinsten Prozentsatz an Ausländern. Trotzdem ist die Angst vor Ausländern bei uns am zweithöchsten – möglicherweise liegt dies an der Geschichte unseres Landes. Ich möchte mich aber nicht festlegen, welchen Anteil wir brauchen beziehungsweise die Gesellschaft verträgt, denn dies hängt von drei Faktoren ab: Einmal geht es um die Frage der Integration. Wir müssen definieren, was wir darunter verstehen. Integration ist nicht Assimilation. Wir müssen von den Migranten bestimmte Dinge verlangen, aber wir müssen ihnen auch etwas zugestehen. Wie weit dies gehen soll und welche Spielregeln es braucht, darüber müssen wir intensiv und offen miteinander diskutieren. Zweitens: In einem Land mit nahezu Vollbeschäftigung ist Arbeitsmarktpolitik auch Einwanderungspolitik. Wir müssen uns überlegen, in welchen Bereichen es Sinn macht, zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen. Und drittens hängt dies davon ab, welches Sozialsystem wir morgen haben wollen und wie sowie wer dieses finanzieren soll. Muss sich der typische Südtiroler ändern, um gut ins Jahr 2025 zu kommen? Luis Durnwalder: Nein, eigentlich nicht. Er muss sich der Zeit etwas anpassen, er darf sich nicht in der Vergangenheit einigeln, sondern muss offen für die Zukunft sein. Es hat keinen Sinn, dass man vor allem Neuen Angst hat. Ich habe Verständnis, dass jemand, 16
der den Faschismus und den Nationalsozialismus erlebt hat, Angst vor allem Fremden hat, aber die heutige Autonomie hat uns gezeigt, dass wir Südtiroler etwas zustande bringen und dass wir bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Wir sind keine sterbende Minderheit: In den Sechziger Jahren gehörten 64 Prozent der Bevölkerung der deutschen Sprachgruppe an, heute sind es fast 70 Prozent. Wir haben eine kulturelle und wirtschaftliche Basis, die es uns erlaubt, offen zu sein für neue Strömungen und neue Lebensauffassungen. Arnold Schuler: Ich glaube, dass sich im Verhältnis zwischen Politik und Gesellschaft einiges ändern muss. Wir haben in der Bevölkerung eine Erwartungshaltung erzeugt, die auf Dauer nicht mehr zu erfüllen sein wird. Es muss gelingen, die Bürger wieder stärker mit einzubinden. Herr Landeshauptmann, wie schafft es die Politik, wieder glaubwürdiger zu sein? Luis Durnwalder: Wir haben ein Wahlsystem, das auf Vorzugsstimmen basiert, und das ist teilweise verführerisch. Jeder gestaltet seine Politik mit Blick auf die nächsten Wahlen, damit er so viele Vorzugsstimmen wie möglich bekommt. Dieses System hat zur Folge, dass nicht immer die fähigsten Leute gewählt werden und dass Entscheidungen nicht immer objektiv getroffen werden, sondern mit Blick auf das nächste Wahlergebnis. Dazu kommt, dass die Opposition viel stärker als früher ist und natürlich versucht, die Arbeit der Regierung zu kritisieren. Politik hat aber nicht nur bei uns ein Imageproblem – übrigens haben auch die Journalisten nicht den besten Ruf. Es gibt bei uns viele Politiker, die von früh bis spät arbeiten und versuchen, ihr Bestes zu geben.
verstärkt. Es hat auch zur Folge, dass vor den Wahlen Versprechungen ausgesprochen werden, die danach niemand halten kann – zum Glück hat die Bevölkerung inzwischen ein gutes Langzeitgedächtnis entwickelt. Wir brauchen also in der Tat freie Politiker – und gleichzeitig mehr Bürgerbeteiligung an den Entscheidungen. Luis Durnwalder: Ich war auch immer dafür, dass es mit Ausnahme der Verwalter keine Berufspolitiker geben sollte. Politiker sollten ihrem Beruf nachgehen, und zwei oder drei Mal im Monat setzen sie sich zusammen und definieren neue Gesetze, die dann von der Regierung umgesetzt werden. Wenn ein Landtagsabgeordneter einen eigenen Beruf hat, dann hat er einen viel engeren Bezug zur Realität – und er ist nicht mehr abhängig von den nächsten Wahlen. Damit ist er in seinen Entscheidungen freier. Ich würde
mir bei den Wahlen ein Mischsystem wünschen: Ein Teil der Abgeordneten sollte über die Vorzugsstimmen gewählt werden, ein zweiter aber über die Liste. Damit würden auch Abgeordnete eine Chance haben, die zwar sehr fähig, aber nicht besonders populär sind. Arnold Schuler: Es muss aber auch die Trennung zwischen Exekutive und Legislative erfolgen. Die Landesregierung ist heute in der eigenen Fraktion de facto in der Mehrheit und hat somit, falls sich alle an den Fraktionszwang halten, auch die Mehrheit im Landtag. Die Exekutive ist auch zur Legislative geworden, das Gleichgewicht funktioniert nicht mehr. Durch die Trennung würde der Landtag wieder zu dem, was seine ureigenste Aufgabe ist: zu einem Leitungs- und Kontrollorgan. willy.vontavon@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info
Zu den Gesprächspartnern
Luis Durnwalder, geboren 1941 in Pfalzen, Studium der Agrarwissenschaften an der Hochschule für Bodenkultur in Wien und an der Universität Florenz, Rechtsstudium an den Universitäten Wien und Innsbruck, Direktor des Südtiroler Bauernbundes (1968-1979),
Bürgermeister der Gemeinde Pfalzen (1969-1973), seit 1973 Abgeordneter im Südtiroler Landtag, Regionalassessor (1973-1989), Landesrat für Land- und Forstwirtschaft (1979-1989) und seit 17. März 1989 Landeshauptmann von Südtirol.
Arnold Schuler, geboren 1962 in Meran, ist von Beruf Landwirt in Plaus. Bereits im Alter von 20 Jahren begann seine politische Tätigkeit: 1982 bis 1985 war er im Gemeindeausschuss in Plaus, danach Bürgermeister. 2005 wurde er zum
Präsidenten des Südtiroler Gemeindenverbandes gewählt, 2008 kam er in den Südtiroler Landtag. Schuler ist verheiratet und hat drei Kinder. Er lebt nach wie vor auf seinem Hof in Plaus.
Braucht die Gesellschaft freie Politiker, die nicht mehr abhängig sind vom nächsten Wahlausgang? Arnold Schuler: Ja, davon bin ich felsenfest überzeugt. Der Landtag muss in ein Volksparlament umgewandelt werden, weil wir mit dem derzeitigen System zu viele Politiker haben, die von der Politik abhängig sind. Die Bevölkerung hat das Gefühl, dass es nur noch um Lobbies geht, was den Politikverdruss noch
Brixen im Jahr 2025
SÜDTIROL UND EUROPA
Gemeinsamer Gestaltungsraum Wir sprechen alle problemlos deutsch, italienisch und auch englisch; wir können überall in Europa problemlos studieren oder arbeiten. In Südtirol finden wir mehr hochwertige Arbeitsplätze, und Zuwanderern begegnen wir mit Respekt – und sie uns ebenso. Über die Europäische Union und Südtirol im Jahr 2025 von Herbert Dorfmann.
S
üdtirol ist ein besonderes Land. Etwas Besonderes für uns Südtiroler, aber auch ein außergewöhnliches Modell für Europa. Unser „Stückl heile Welt“, geprägt von einer bewegten Geschichte, vereint mehrere Sprachen und Kulturen. Natürlich ist unser Land, wie viele andere Regionen in Europa auch, ein Opfer der Kriege des vergangenen Jahrhunderts. Heute gibt es in der EU rund 300 autochtone Minderheiten, viele davon haben die Friedensverträge nach den beiden Weltkriegen geschaffen. Aber ich denke, wir haben unsere Situation gut gemeistert, besser als viele andere, und wir sind mit unserem Modell auch ein Vorbild in der EU.
Die Sprachkompetenz muss verbessert werden. Die Autonomie, das weitgehend konfliktlose Zusammenleben von deutsch-, ladinisch- und italienischsprachigen Bürgern, ist eine große politische Leistung, und sie immer wieder in Frage zu stellen ist meiner Meinung nach ein Fehler. In den nächsten Jahrzehnten wird es darum gehen, die Sicherheit und das Wohlbefinden im gemeinsamen Haus Südtirol zu wahren und zu stärken. Die drei Sprachgruppen sind heute Realität und werden es im Jahre 2025 umso mehr sein. So gut wie alle italienischsprachigen Mitbürger werden dann im Land geboren sein. Zu behaupten, sie seien nicht gleichwertige Südtiroler, ist bereits heute ein Unfug. Die deutsch-italienische Wirtschafts- und Kulturbrücke ist ein Vorteil für unser Land. Wenn wir diesen stärken wollen, müssen wir die Sprachkompetenz der Südtiroler verbessern. Ich denke, in 15 Jahren ist es wirklich an der Zeit, dass wir alle hier im Land problemlos deutsch und italienisch sprechen. Immer mehr Menschen werden in Europa auch beruflich 18
und privat vernetzt sein und deshalb die englische Sprache beherrschen müssen. Irgendwann werden wir Südtiroler dann dreisprachig sein, die Ladiner viersprachig. Bis 2025 sollten wir einen Schritt in diese Richtung machen.
Die Chance liegt im regionalen Bewusstsein und in einer starken EU. Die europäische In-
tegration bindet uns in die größte und bisher erfolgreichste Staatengemeinschaft der Erde ein. Sie ist eine Chance, nationale Grenzen immer mehr zu überwinden, unsichtbar und vielleicht irgendwann bedeutungslos zu machen. Deshalb hat es überhaupt keinen Sinn, wenn wir heute nach neuen Nationalstaaten in Europa schreien. Damit schreien wir indirekt auch nach mehr Staat. Die Chance für unser Land liegt aber in weniger Staat, mehr regionalem Bewusstsein und einer starken EU. Ich hoffe, dass wir hier bis zum Jahr 2025 ein paar Fortschritte machen. Wir sollten
und dann problemlos mit ihrem Abschluss irgendwo in Europa arbeiten und leben können. Sind das alles Utopien? Wenn jemand vor 20 Jahren gesagt hätte, wir sollten unsere Währungen aufgeben und ein gemeinsames Geld haben, wäre dies nicht auch damals eine Utopie gewesen? Es sollte uns gelingen, unser kleines Land selbstbewusst und erfolgreich in die große europäische Staatengemeinschaft zu integrieren. Wir haben alle Voraussetzungen dazu.
Hochwertige Arbeitsplätze und finanzielle Sicherheit garantieren. Wirtschaft und Lebens-
qualität hängen zusammen. Nur wenn Menschen Arbeit haben, sich beruflich verwirklichen und ihren Lebensunterhalt verdienen können, wird es ihnen gut gehen. Ganz abgesehen davon bleiben die öffentlichen Kassen leer, wenn es keine wirtschaftliche Tätigkeit gibt. Deshalb ist eine gute Wirtschaftsleistung eines Landes Voraussetzung
Menschen und ein Umfeld, das Unternehmen mit hochwertigen Arbeitsplätzen reizt, nach Südtirol zu kommen oder hier zu bleiben. Menschen, besonders junge, werden mobiler werden. Für gut ausgebildete Menschen wird es zunehmend normal werden, dass sie einen Teil ihrer Ausbildung und Berufserfahrung im Ausland machen. Wenn Menschen unser Land verlassen, um in der Welt Erfahrungen zu sammeln, ist dies auch eine Chance für unser Südtirol. Die meisten kehren irgendwann zurück und bereichern mit ihrer Erfahrung unser Land. Dies gilt aber auch für die umgekehrte Richtung: Ein attraktives Land wie das unsere zieht an.
Wir respektieren Zuwanderer, und sie uns. Wer heute in Europa predigt, man könne Migration von Menschen verringern, erzählt Unfug. Dann müsste man die europäische Integration zurückdrehen. 2025 wird jeder Bürger der EU, und dazu werden dann auch
„2025 werden so gut wie alle italienischsprachigen Mitbürger im Land geboren sein, und zu behaupten, sie seien nicht gleichwertige Südtiroler, ist bereits heute ein Unfug“_ Herbert Dorfmann uns beispielsweise fragen, ob die Staaten in der EU weiterhin eine eigene Verteidigung brauchen, oder ob wir nicht ein gemeinsames Heer in der EU schaffen sollten. Das würde den Frieden innerhalb Europas unumkehrbar machen. Vielleicht erreichen wir bis 2025 auch eine vollkommen harmonisierte Ausbildung, damit junge Menschen dort lernen können, wo auch immer sie wollen
für ein sicheres Sozialnetz, das Schwächere in der Gesellschaft absichern kann. Ich glaube, Hauptaufgabe der Politik bis ins Jahr 2025 wird es sein, den Menschen Arbeitsplätze und damit finanzielle Sicherheit zu garantieren. Auch hier müssen wir unsere Position im Herzen Europas nutzen: Nicht immer mehr Arbeitsplätze brauchen wir, sondern immer bessere. Dazu brauchen wir ausgebildete
die Völker des Balkans gehören, seinen Arbeitsplatz irgendwo in der EU suchen können. Ich denke, wir müssen dann diesen gemeinsamen europäischen Arbeitsmarkt noch besser ausnutzen, bevor wir unsere Grenzen für Menschen aus anderen Teilen der Welt grenzenlos öffnen. Wenn wir wirtschaftlich erfolgreich bleiben, werden wir auch in Zukunft Zuwanderung
von Menschen brauchen. Europa und besonders unser Land sollten Menschen aber nur dann aufnehmen, wenn wir ihnen hier Arbeit und Existenz bieten können. Sonst tun wir niemandem etwas Gutes, weder den Einwanderern noch uns selbst. Die Menschen in Europa dürfen nicht das Gefühl bekommen, dass mit der europäischen Integration Heimat verloren geht und unser Kontinent Heimat einer Mischgesellschaft wird. Wir sind in Europa und besonders auch in unserem Land stolz auf unsere Kultur, auf unsere Sprachen und auf unsere religiöse Identität. Diese müssen auch 2025 ganz klar erkennbar sein. Wer daher in unser Land kommt, wird sich in die Eigenheiten unseres Landes integrieren müssen. Gleichzeitig haben wir kein Recht, von Menschen Assimilation zu fordern. Andere Menschen und Völker haben andere Kulturen, andere Sprachen und andere Religionen, und es steht uns nicht zu, ihnen diese zu nehmen, nur weil sie bei uns leben. Der gegenseitige Respekt muss gewährleistet werden. Wir sollten diese unsere Position
auch den Zuwanderern klar machen: Wenn jemand verlangt, dass wir für seine Kultur und seinen Glauben unsere Grundwerte in Frage stellen, oder wenn jemand unser Verständnis von Recht und Freiheit, Gleichheit der Geschlechter oder Respekt der Gesetze nicht anerkennt, dann fühlt er sich wahrscheinlich in unserem Land nicht wohl – und ist wohl auch nicht am richtigen Platz.
leistet. Wenn wir 2025 eine offene Gesellschaft sein werden, die am gemeinsamen Haus Europa mitbaut, die Chancen nutzt und gleichzeitig sich darauf besinnt, dass wir unser kleines Land mit seiner Kultur und seiner Geschichte, seinen drei Sprachen
und seinen wirtschaftlichen Chancen erhalten und fördern müssen, dann werden wir ein erfolgreiches Land sein. Dem „Brixner“ weiterhin viel Erfolg, wir brauchen ihn. Herbert Dorfmann Leserbrief an: echo@brixner.info
Zum Autor
Europa ist nicht nur Bürokratie, sondern gemeinsamer Gestaltungsraum. Die Euro-
päische Union wird heute leider als bürokratisches Monstrum, als Regulierungsbehörde gesehen. Wir müssen dafür arbeiten, dass die Menschen im Jahr 2025 die Europäische Union als gemeinsamen Gestaltungsraum sehen und nutzen. Das ist eine gemeinsame Aufgabe, und besonders die Medien können ihren Teil dazu beitragen. Deshalb wünsche ich dem „Brixner“ noch „multos annos“ und wünsche mir, dass er seinen Beitrag zum europäischen Bewusstsein von uns Südtirolern
teht s n e t h c a n h i e W . vor der Tür...
Herbert Dorfmann wurde am 4. März 1969 in Brixen geboren. Die Grund- und Mittelschule besuchte er in Klausen. 1988 legte er im Realgymnasium in Brixen die Maturaprüfung ab. Dann zog es Dorfmann nach Piacenza zum Studium der Agrarwissenschaften. Nach dem Abschluss unterrichtete er für ein Jahr
an der Oberschule für Landwirtschaft in Auer. Nach zwei Jahren bei der Handelskammer wechselte er 1997 zum Bauernbund. 2005 bis 2009 war er Bürgermeister von Feldthurns; seit einem Jahr ist er Mitglied des Europäischen Parlaments. Herbert Dorfmann ist mit Gudrun Bacher verheiratet und hat zwei Söhne.
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STADTENTWICKLUNG
Stadt mit Herz Brixen im Jahr 2025 ist weitgehend verkehrsberuhigt und klimaneutral, die Standortsuche für die Seilbahn nach St. Andrä gestaltet sich als schwierig – ebenso wie die Arbeit im Gemeinderat. Aber Brixen verfügt auch über neue Orte der Kommunikation und über ein gut funktionierendes Vereinsleben. Ein ernst-heiterer Ausblick auf die gesellschaftliche und politische Situation der Gemeinde Brixen im Jahr 2025 von Zeno Giacomuzzi.
V
ieles ist über die letzten hundert Jahre Südtirols und damit auch Brixens gesprochen und geschrieben worden. Es ist verständlich, dass sich die Historiker mit der Geschichte dieser Zeit befasst haben und immer noch befassen. Selten befasst sich jemand mit dem Gedanken, wie Brixen und seine Gesellschaft in 15 Jahren aussehen sollten. Der Masterplan der Gemeinde Brixen hat dazu den Anstoß gegeben. Es ist erfreulich und wichtig, dass der „Brixner“ die 250. Ausgabe zum Anlass nimmt, die mittel- und langfristige Zukunft unserer Stadt anzudenken. Wie soll Brixen in 15 Jahren aussehen? Sicher keine einfache und leichte Frage.
Bestens gerüstet. Einrichtungen
wie das Diözesanmuseum in der Hofburg, die Universität, das Forum, die Acquarena und andere Sport- und Freizeitanlagen sowie soziale Strukturen wurden geschaffen. Das Fernwärmenetz, die Umfahrungsstraße, Parkhäuser und so weiter wurden gebaut. Brixen konnte in den letzten Jahrzehnten an mitteleuropäische Standards anschließen. So ist Brixen seinem dem Lamm im Stadtwappen entsprungenen Ruf, die Brixner seien „belämmert“, losgeworden – und steht heute mit seinen Strukturen und öffentlichen Einrichtungen für die Zukunft bestens gerüstet da. Unsere Gesellschaft und ihre Lebensweise sind in den letzten Jahrzehnten vielfältiger, offener und freier geworden. Dass zum Beispiel ein Bürgermeister mit Rücktritt droht, wenn das Bikiniverbot im Schwimmbad aufgehoben wird, ist heute unvorstellbar. Der allgemeine Wohlstand, neue Kommunikationsmittel, die Globalisierung, die Migration, die Überalterung der Gesellschaft und anderes mehr haben die Lebensweise auch der Brixner verändert. Die öffentliche Hand
mit ihrem Gießkannenprinzip ist zu einer großen Umverteilungsverwaltung geworden. In den letzten zwei Jahren hat die weltweite Wirtschaftskrise mit all ihren negativen Folgen auch unsere Stadt erreicht. Der Höhepunkt des jahrzehntelangen Wachstums ist jetzt sicher überschritten.
Weniger Verkehr, ausreichend Parkraum. Ich bin im Jahre 1932
geboren, und nur der liebe Gott weiß, ob ich 2025 noch durch diese Stadt spazieren werde. Aber wenn ich heute so durch die Stadt gehe, dann stelle ich mir gerne vor meinem geistigen Auge die Zukunft Brixens vor. Das hat mit meiner langen Tätigkeit in der Gemeinde und in anderen öffentlichen und privaten Unternehmen zu tun. Da entwickelt sich fast zwangsweise der politische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Blick für Gegenwart und Zukunft. 2025: Die Brixner Altstadt ist ein städtebauliches Juwel und ist gut erhalten geblieben. Die Innenstadt ist mit ihren zahlreichen Geschäften – weniger Wäschegeschäfte und mehr Vielfalt – weiterhin attraktiv. Die Verkehrsberuhigung, vor wenigen Jahrzehnten ein revolutionäres Unterfangen, war der richtige Weg und ist konsequenterweise auch auf umliegende Zonen erweitert worden. Studien in vergleichbaren Städten haben ergeben, dass die Kaufleute in den Innenstädten keineswegs einen Geschäftsrückgang zu verbüßen haben, wenn die Innenstadt von Parkplatz suchenden Autos befreit ist. Die Besucher finden im Norden, Osten und Süden der Altstadt ausreichend Parkplätze vor. Auch das Parkhaus im Westen ist durch die Umfahrungsstraße und den Mittelanschluss gut positioniert. Weiter ausgebaut wurde der öffentliche Personenverkehr. Die Citybusse sind seit
Jahren gut ausgelastet. Die Linien und die Fahrpläne haben sich verstärkt an den Bedürfnissen der Bürger orientiert.
heimes und neue Einrichtungen zur Förderung des betreuten und begleiteten Wohnens verbessert worden.
Orte der Kommunikation. Der
Keine Seilbahn nach St. Andrä.
Hofburggarten ist jetzt für alle Bürger zugänglich. Es gibt dort Strukturen für Senioren und Kinder, sodass der Domplatz – bereits jetzt Brixens gute Stube – zusätzlich einen schönen Park erhalten hat. Nachts wird der Garten zugesperrt, denn unerfreuliche Vandalenakte, die es leider immer noch gibt, machen dies unumgänglich. Am Domplatz sind einige Bänke in Kreisform zum Zusammensitzen und Konversieren geschaffen worden. Ebenfalls ist der Domplatz der richtige Ort für die neue Stadtbibliothek, die außer Büchern auch andere Medien anbietet und zur Verfügung stellt und somit einen wertvollen Beitrag zur Medienerziehung der Jugend leistet. Menschen aller Altersgruppen treffen sich hier und fühlen sich wohl. Im sozialen Bereich ist die Betreuung der Senioren durch die Neustrukturierung des Bürger-
Ich kann nicht umhin, meine Gedanken und Wunschträume auf unseren Hausberg, die Plose, schweifen zu lassen, zumal er meine Laufbahn nachhaltig begleitet hat und außerdem auch das Brixner Logo mit seinem liegenden B die Kombination StadtBerg vermittelt. Die mangelnde Auslastung der Seilbahnanlagen und der Bau einer Hotelanlage auf den Kojawiesen haben den notwendigen Anstoß zur Planung einer neuen St. Andräer Hotelzone gebracht. 2025: Die Hotels sind durch attraktive Angebote das ganze Jahr über gut ausgelastet. Zur Seilbahn von Brixen nach St. Andrä hat es ein Referendum geben, bei dem sich eine deutliche Mehrheit für den Bau ausgesprochen hat – umso mehr, als daraus für die Brixner Bürger keine finanzielle Verpflichtung entstehen sollte – die alte Ploseseilbahn lässt 21
Brixen im Jahr 2025
grüßen. Finanziert und betrieben soll die Seilbahn also von Land und Gemeinde werden. Unklar ist immer noch der Standort der Talstation: Die Millander wollen keine Seilbahnstation, weil sie eine Belastung durch zunehmenden Autoverkehr befürchten, hatten sie doch jahrelang unter den Hochspannungsleitungen zu leiden, die jetzt endlich verlegt worden sind. Eine Seilbahnstation im Zentrum der Stadt wird am Widerstand der Denkmalpflege scheitern. So bietet sich eigentlich nur der Bahnhof an, der zur Gänze neu gebaut wurde und über ein großes Parkareal verfügt, das mit der Verlagerung der Züge in die Zulaufstrecke des Brennerbasistunnels nicht mehr ausgelastet ist. Die Touristen sollten mit der Bahn nach Brixen kommen und dann direkt weiter auf den Ploseberg schweben. Mit einer solchen Lösung sind die Kaufleute nicht einverstanden, da so die Gästeströme an ihnen vorbeigelenkt werden. Eine Seilbahn nach St. Andrä gibt es also im Jahr 2025 noch nicht.
Wie leben wir zusammen? Trotz
des überhitzten Wohnungsmarktes der früheren Jahrzehnte ist bis 2025 die Verbauung der ganzen Talsohle vermieden worden. Der Bedarf an Wohnungen für die einheimische Bevölkerung war nicht mehr so groß, auch die Gewerbegebiete genügten. Es fehlen weiterhin qualifizierte Arbeitskräfte. Das Vereinsleben funktioniert auch im Jahr 2025 gut. Im kulturellen und im sportlichen Bereich sowie in der Freizeitgestaltung wird viel geboten. Die deutschen und italienischen Vereine arbeiten gut zusammen, auch wenn die Beziehungen zwischen den Volksgruppen nicht immer reibungslos verlaufen. Leider fehlt immer noch so manchen Brixnern das Verständnis der gemeinsamen Identität, der Zusammengehörigkeit und des Stolzes, Brixner zu sein. Das Altstadtkomitee ist in Altstadtfestkomitee umgetauft worden. Ursprünglich sollte sich dieses Komitee auch um verschiedene Probleme der Altstadt kümmern: den Verkehr, den Wiedergewinnungsplan, die Förderung der Wohnungen im alten Stadtkern, die Parkgebühren oder begünstigte Parkhausplätze für die Bewohner der Altstadt. Mittlerweile haben sich aber die Geschäftsleute der Altstadt aus diesem Komitee 22
zurückgezogen. So bleibt als Aufgabe nur mehr die Planung und Vermarktung des Altstadtfestes, des Weihnachtsmarktes und anderer Feste – dies zum Leidwesen der Bewohner der Altstadt, wo sich in den sanierten Altbauwohnungen immer mehr
Verschuldung der Gemeinde in den letzten Jahren gestiegen ist, so wegen des Neubaus der Bibliothek, der Neugestaltung des Hofburggartens, der Neustrukturierung des Bürgerheimes, des Baus der Kletterhalle und anderer öffentlicher Arbeiten. Die Arbeit
Hotel auf den Kojawiesen, um die angeschlagenen Beziehungen zu harmonisieren. Doch je näher die nächsten Wahlen rücken, desto mehr verhärten sich erneut die Fronten. Ein Ausweg wäre, dass die Gemeinde die Diskussion über Sachthemen auslagert.
„Die Gemeindeverwaltung ist im Jahr 2025 durch notwendige Sparmaßnahmen schlanker geworden“_ Zeno Giacomuzzi Nicht-Brixner eingekauft haben. Die katholische Kirche, die viele Jahre ihre Hauptaufgabe in karitativen Tätigkeiten und in der Integration von Menschen mit anderer Religionszugehörigkeit sah, bemüht sich verstärkt um das einheimische Kirchenvolk. Einige Klosteranlagen sind an das Land abgetreten worden, um dort öffentliche Einrichtungen unterzubringen.
Brixen ist klimaneutral. Im Be-
reich des Umweltschutzes hat sich besonders viel verändert. Die Brixner leben sehr umweltbewusst: Der Individualverkehr hat abgenommen, das Radwegenetz ist weiter ausgebaut. Entlang der Autobahn und der Eisenbahn wurden Lärmschutzwände errichtet. Auch die Brixner Luft ist vor allem wegen des gut verzweigten Fernwärmenetzes viel besser geworden. Die Stadtverwaltung hatte sich 2009 zum Ziel gesetzt, aus Brixen eine Solarstadt zu machen. Dieses Ziel ist zum Großteil durch öffentliche und private Initiativen sowie Förderungen erreicht worden. Die Stadtwerke Brixen sind als Wiedergutmachung für das enteignete Kraftwerk in der „Rundl“ inzwischen am Wasserkraftwerk in der „Hachl“ beteiligt worden und produzieren somit eigene saubere Energie. Brixen ist klimaneutral. Die Stadtwerke verhandeln gerade mit den Verantwortlichen des Brennerbasistunnels um die Nutzung des warmen Wassers aus dem Tunnel.
Schwierige Koalitionen. Die
Gemeindeverwaltung ist durch notwendige Sparmaßnahmen schlanker geworden. Die Investitionen in neue Strukturen sind rückläufig, da einerseits die Gemeindefinanzierung durch die Landesbehörden reduziert wurde und andererseits die
im Gemeinderat ist schwieriger geworden als 2010. Es gibt keine Partei mit absoluter Mehrheit, und die zu einer Mehrheit notwendigen Koalitionen sind noch schwieriger geworden. Die politischen Ansichten der verschiedenen Parteien klaffen zu weit auseinander. Auch bei einfachen Sachfragen gelingt es oft nicht, einen Konsens zu finden. Bei den letzten Gemeinderatswahlen wurde auch ein Kandidat mit Migrationshintergrund in den Gemeinderat gewählt. Dieser soll nun, so wird hinter vorgehaltener Hand gemunkelt, einen eigenen Friedhof für Muslime und Chinesen fordern, nachdem bereits mit Unterstützung der Gemeinde Gebetsräume eingerichtet wurden. Der Gemeinderat hat auf solch delikate Situationen reagiert. Schon mehrmals traf man sich unter der Leitung eines Mediators und Systempsychologen zu Klausurtagungen im Fünf-Sterne-
Damit werden Expertengruppen und Bürgerkomitees beauftragt. Sobald diese sich auf Ziele geeinigt haben, schafft die Gemeindeverwaltung die dafür nötigen operativen Voraussetzungen.
Stadt mit Herz. Natürlich ist mir
klar, dass ich in einigen Bereichen auch überzogene Vorstellungen und Visionen habe. Doch wir wollen nicht vergessen, dass unsere Stadt nicht allein aus Straßen, Häusern und Sportanlagen besteht, sondern aus den Menschen, die darin wohnen. Und lebenswert wird sie, wenn sich die Menschen mit ihr identifizieren, wenn sie sie bewahren, erneuern, lieben – so wie ich es ein Leben lang getan habe. Dann bleibt Brixen eine Stadt mit Herz, und irgendwann schau ich vom Himmel auf unser kleines Stadtl herunter und freu mich. Zeno Giacomuzzi Leserbrief an: echo@brixner.info
Zum Autor
Zeno Giacomuzzi wurde am 20. April 1932 in Neumarkt geboren. Nach dem Realgymnasium in Brixen schloss er 1958 in Florenz sein Studium der Wirtschaftswissenschaften ab. Anschließend unterrichtete er an der Handelsschule in Brixen. Von 1969 bis 1988 war er Bürgermeister von Brixen. Vor und während dieser Zeit war er auch für die Kurverwaltung, die Plose Seilbahn, die Bezirksgemeinschaft Eisacktal und
viele andere Gremien tätig. 27 Jahre lang war er Präsident der Südtiroler Volksbank (ehemals Spar- und Vorschusskasse Brixen). 1985 erhielt er das Verdienstkreuz des Landes Tirol, 1996 die Ehrenbürgerschaft von Brixen und 2009 das Ehrenzeichen des Landes Tirol. Zeno Giacomuzzi setzte sich von seiner Jugend an für Brixen ein und übernahm im Laufe seines Lebens zahlreiche ehrenamtliche Tätigkeiten.
POLITIK
Um Zukunft zu schaffen Die SVP geht in die Opposition, in Brixen findet zwei Mal jährlich eine Volksabstimmung statt – und Vetternwirtschaft wird durch hohe Transparenzstandards unterlaufen. Ein Ausblick auf die politische Entwicklung der Mehrheits- und Oppositionsparteien und der Bürgerbeteiligung in Brixen des Jahres 2025 von Markus Lobis.
W
ir schreiben das Jahr 2025. Brixen hat soeben den neuen Gemeinderat gewählt. Zum zweiten Mal hat sich der Bürgermeisterkandidat des ökosozialen Bündnisses aus Brixner Grünen, der Bürgerliste, der Arbeitnehmerpartei und dem PDP (Partito Dèmoskratìa Partei) mit komfortablen 62 Prozent der Wählerstimmen durchgesetzt. Die SVP hält konstant bei rund 19 Prozent der Stimmen, die Heimat-Liberalen aus der ehemaligen Union, der Südtiroler Freiheit und den Freiheitlichen haben mit 13 Prozent den Wählerkonsens leicht steigern können. Die Stablumiani haben ihren historischen Gründer und Namensgeber wieder in den Gemeinderat gehievt, Stablum unterstützt die ökosoziale Stadtregierung energisch von außen. Zwei Gemeinderäte der Ökologischen Zukunftsfront und eine Gemeinderätin der Tierfreunde runden die politische Vertretung der Brixner ab.
SVP geht wieder in die Opposition. Die SVP geht zum
zweiten Mal in die Opposition. Sie kann und will sich nicht mit der Tatsache anfreunden, dass auf Landesebene der ethnische Proporz und die Sprachgruppen-
zugehörigkeitserklärung nach einem langjährigen juristischen Hickhack und einer Reihe von Vertragsverletzungsverfahren zwischen dem Euroland Italien, der Europa-Regierung und der Landesregierung Ende 2021 durch die Euro-Verfassung ausgesetzt wurde und es keine statistischen Daten über die Stärke der Bevölkerungsgruppen mehr gibt. Übrigens: 2018 wurde aus der EU-Kommission die Europa-Regierung, die vom EU-Parlament und der Euroländerkammer gewählt wird. Auch auf europäischer Ebene haben die EU-Ökosozialen die Mehrheit, die aus den Grünen und den europäischen Sozialdemokraten hervorgegangen sind.
Nach der juristischen Aufarbeitung der Ära Durnwalder regiert in Bozen ein Bündnis aus PDP, Grün-Ökosozialen, der Arbeitnehmerpartei und dem Bürgerlisten-Forum. Heimat-Liberale und SVP finden sich auch auf Landesebene in der Oppositionsrolle wieder.
Zwei Mal im Jahr: Volksabstimmung. In Brixen findet zwei Mal
im Jahr eine mit elektronischen Mitteln durchgeführte Volksabstimmung über die wichtigsten Vorhaben der Gemeindeverwaltung statt. Jeder Ausgaben-
beschluss, der den Betrag von 50.000 Euro überschreitet, muss vom Wahlvolk genehmigt werden, um Rechtsgültigkeit zu erlangen. Alle Bürger, die in der Gemeinde Brixen für mindestens zwei Jahre leben, haben Wahlrecht für den Gemeinderat und Abstimmungsrecht für die Volksabstimmungen. Zur Gemeinde Brixen gehören übrigens seit der Verwaltungsreform von 2022 auch die ehemaligen
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Brixen im Jahr 2025
Gemeinden Vahrn und Franzensfeste. Bei den Ende November anstehenden Volksabstimmungen geht es heuer unter anderem um den Rückbau der Westumfahrung und die Anlage von Gärten auf aufgelassenen Straßen, die Erweiterung des Offenen Kulturzentrums in der Brunogasse, die Verwendung der Überschüsse aus den Bürger-Energieplattformen und den Abschluss des Verfahrens für die Aufnahme der Brixner Altstadt in das Weltkulturerbe der UNESCO.
Man hat sich daran gewöhnt, miteinander zu reden, seit die SVP erleben musste, was es heißt, die politische Macht zu verlieren. Alle wollen nun sachliche Debatten und keine politischen Grabenkämpfe. Die Rechte des
Das Verhältnis MehrheitOpposition? Entkrampft. Vor
Individuums wurden durch die Abschaffung des VolksgruppenZwangs gestärkt, die Verteilung von Leistungen und Wohltaten durch Politiker wurde durch eine effiziente Verwaltung ersetzt, die bei ihrer Arbeit in erster Linie die Wahrung der Bürgerrechte im Auge hat. Jeder Bürger kann in alle Verwaltungsakten Einsicht nehmen, alle Steuererklärungen der Bürger werden im Bürgernet veröffentlicht. Während früher der Gang in die Opposition für damals als deutschsprachig deklarierte Südtiroler einer Entscheidung zur
diesem Hintergrund und nach Auflösung der jahrzehntelangen SVP-Dominanz ist das Verhältnis zwischen Mehrheit und Opposition weitgehend entkrampft. Die Debatten drehen sich um die besten Lösungen für die Bürgerschaft, Klientelismus wird durch hohe Transparenz und institutionalisierte direkte Bürgerbeteiligung weitestgehend vermieden und das ehemals lähmende Gruppendenken ist der Lust an pragmatischem Gestalten gewichen.
lebenslangen Ausgrenzung von der Macht gleichkam, ist jetzt nicht mehr so leicht vorauszusehen, wie die nächsten Wahlen ausgehen werden. Parteien, Initiativen und Bürgergruppen, die sich auch in Hinblick auf
werden in einer persönlichen Datenbank festgehalten. Die Ausprägungen der Zivilgesellschaft in Vereinen und Gruppierungen werden von der ökosozialen Gemeinderatsmehrheit als Kompetenzzentren
„Man hat sich daran gewöhnt, miteinander zu reden, seit die SVP erleben musste, was es heißt, die politische Macht zu verlieren“_ Markus Lobis einzelne wichtige Themen bei den Volksabstimmungen bilden und für ihre Ziele einsetzen, können schon bei den nächsten Wahlen in die Lage kommen, selbst Regierungsverantwortung übernehmen zu können.
und wichtige Ansprechpartner eingebunden. Jeden Donnerstag Nachmittag nimmt der Stadtrat an einer Anhörung teil, bei der jeder interessierte Bürger sich für fünf Minuten Redezeit anmelden kann.
Soziale Netzwerke bringen sich ein. Die Bürgerinnen und
Was muss nun getan werden?
Bürger bringen sich stärker ein und nutzen vor allem die Möglichkeiten, sich elektronisch zu vernetzen und ihren Anliegen durch soziale Netzwerke Nachdruck zu verleihen. Es ist für einzelne Profiteure nicht mehr so einfach, das politische System für ihre Zwecke zu benutzen. Vetternwirtschaft und Kungelei, zwei Fehlentwicklungen, die auch zum Niedergang der SVP beigetragen haben, der durch die Abspaltung der SAP (Südtiroler Arbeitnehmerpartei) weiter beschleunigt wurde, werden durch hohe Transparenzstandards unterlaufen: So werden beispielsweise alle Gemeinderats- und Stadtratsitzungen im gemeindeeigenen Internet-TV-Kanal übertragen; die Erklärungen und das Abstimmungsverhalten jedes Mitgliedes des Gemeinderates
Es obliegt den Bürgern, ob sie dieses Zukunftsszenario anstreben wollen oder nicht. Und es ist nicht in erster Linie eine Aufgabe der Parteipolitik, Visionen dieser Art zu entwickeln und deren Umsetzung zu unterstützen. Es ist eher eine Aufgabe der Zivilgesellschaft, die Lust am Gestalten entdeckt und Wege findet, Debatten offen zu führen und Konsens zu schaffen – jenseits von Partei- und Interessengruppenlogik. Das Schönste an diesem von mir aufgezeigten Szenario ist, dass es die meisten von uns noch erleben werden. Wenn sie sich jetzt auf den Weg machen, wenn sie jetzt Lust am Gestalten bekommen und den gemütlichen Platz hinter dem warmen Ofen verlassen. Um Zukunft zu schaffen. Markus Lobis Leserbrief an: echo@brixner.info
Zum Autor
Markus Lobis, geboren 1962 in Brixen, freiberuflicher Projektmanager, Marketing- und Kommunikationsberater (www.lobis.it). Politisch interessiert und aktiv bis 2010. Erst schwarz, dann grün. Mitbegründer 24
des „Brixner“. BBT-Gegner und kritischer Beobachter der Südtiroler Verhältnisse. Schreiber und Blogger (www.markus-lobis.blog.de), Anhänger einer sanften Lösung für den Hofburggarten.
URBANISTIK UND GESELLSCHAFT
Das Ende des öffentlichen Lebens? Die Gemeinde muss mehr in das öffentliche Leben investieren und Gemeinschaft schaffen – dies betrifft nicht nur die Siedlungspolitik, sondern alle gesellschaftlichen Bereiche. Die Partizipation der Bevölkerung und die Zusammenarbeit in allen Fachbereichen erlauben es, dass Ressourcen frei werden und neue Potenziale entstehen. Ein Ausblick auf die Gestaltung des öffentlichen Lebens und Raumes im Jahr 2025 von Barbara Lanz und Martin Mutschlechner.
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ir leben in einer Zeit der totalen Privatisierung: Alle Energie, die wir Menschen derzeit aufbringen, wird ausschließlich in privaten Besitz investiert. Die endlose Flut von Einfamilienhäusern, genauso aber auch die vielen Baugründe, die gekauft und gehortet werden, sind Phänomene dieser Entwicklung. Neue Wohnsiedlungen tragen wenig für die Entwicklung ihrer Umgebung bei, sie schaffen kaum öffentliche Qualitäten, sondern meist nur verlorene Flächen ohne Bedeutung für unser gemeinschaftliches Leben. Wer begreift noch, dass es wichtig ist, mit seinen Nachbarn so viel wie möglich zu kommunizieren, auch mit dem Risiko von Streit, da genau diese Kommunikation Ort und Gemeinschaft definiert? Wenn wir auch in Zukunft immer weniger mit unseren Nachbarn zu tun haben wollen,
1. - 24. 12. ’10
wenn unsere Wohnsiedlungen nur private Interessen verfolgen und keine Qualitäten und Bedeutungen für die Gemeinschaft mehr haben, untergraben wir dadurch unsere Kultur und Gesellschaft.
Gemeinschaft schaffen und stärken. Sollte es der Gemeinde in
den nächsten Jahren nicht gelingen, vermehrt in das öffentliche Leben zu investieren, Gemeinschaft zu generieren und zu stärken, werden wir 2025 vor Problemen stehen, die sich nur schwer lösen lassen. Die Gemeinde muss sowohl in finanzielle, vor allem aber in menschliche Ressourcen investieren, um mit den Bürgern eine gemeinsame Vision und gemeinsame Ziele zu erarbeiten. Dies gilt für alle Bereiche: von der Strukturierung der öffentlichen Verwaltung über die Fragen der Zuwanderung, von sozialen Fragen über die Gestaltung
des Sport- und Kulturangebotes bis hin zu Verkehrs- und Wirtschaftskonzepten und der Bildung neuer Arbeitsplätze. Der Zusammenhalt in den Quartieren, Stadtteilen und Dörfern über alle Gruppen hinweg,
durch eine einseitige Siedlungspolitik, vor allem aber unter dem globalen Einfluss der Individualisierung, von dörflichen Strukturen zu Wohnorten mit loser Integration der Bewohner geworden sind, geben Zeugnis über die Folgen dieser
„Wir müssen wieder lernen, nicht nur für uns und unsere Kinder Sorge zu tragen, sondern für das Gemeinwohl“_ Barbara Lanz, Martin Mutschlechner das Zusammenspiel zwischen Gemeinde, Region, Land und Provinz sind eine wichtige Grundlage für eine bessere Zukunft. Orte wie St. Andrä, die in den letzten Jahren
gesellschaftlichen Veränderungen. Hier sind gute architektonische und städtebauliche Konzepte notwendig, um die Gemeinschaftsbildung zu unterstützen.
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Brixen im Jahr 2025
Gemeinschaft wird dabei oft mit Vereinswesen verwechselt, da diese Formen von Gemeinschaft auf den ersten Blick oft sehr ähnlich wirken: Die Verbindlichkeiten und die ethischen Regeln in diesen Gemeinschaftsformen sind aber gänzlich verschieden.
Dörfer werden zu Schlafstätten, neue Wohnzonen zu Orten ohne Eigenschaften. Die heutige Forschung spricht bei diesem Entwicklungsprozess des sich Abschließens von Capsularity, Cocooning, Individualisierung, Individuierung: Neue Freundschaftsmodelle wie Vereine und Clubs, Facebook oder Fernsehserien können diese Entwicklung hin zu losen gesellschaftlichen Verbindungen ohne persönliche Verbindlichkeiten und ohne Werte für den Ort nicht aufhalten. Heute schon können wir feststellen, dass beispielsweise unsere Dörfer immer mehr zu Schlafstätten werden, dass also dort das öffentliche Leben immer mehr abnimmt. Neue Wohnzonen in und um die Stadt werden zu „Orten ohne Eigenschaften“, ohne Bedeutung für ihre Umgebung. Bei einem der vielen Begutachtungsgespräche reagierte der Investor für eine große Wohnsiedlung in Brixen völlig überrascht auf die Frage, welche neuen Qualitäten und Werte diese Wohnanlage in die Nachbarschaft bringen wird. Diese Frage ist nicht nur legitim, sondern absolut notwendig, um eine gesellschaftlich nachhaltige Entwicklung zu garantieren. Wir müssen wieder lernen, nicht nur für uns und unsere Kinder Sorge zu tragen, sondern für das Gemeinwohl. Die Auswüchse, die dieses individuelle Leben mit sich bringen, sind längerfristig ökonomisch, ökologisch und soziokulturell nicht mehr tragbar.
Der Masterplan Brixen_Bressanone 2020 zeigt nachhaltige Zielsetzungen auf. Gerade die Arbeit am Masterplan Brixen_ Bressanone 2020 zeigt, wie wichtig interdisziplinäre Denkprozesse im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung sind. Die Partizipation der Bevölkerung, die Zusammenarbeit in allen Fachbereichen macht es möglich, gemeinsam an einer besseren Zukunft zu arbeiten. Dies gilt nicht nur für bauliche Maßnahmen, sondern vor allen Dingen für organisatorische Fragestellungen. Hier zeigt sich, dass durch eine bessere Zusammenarbeit aller Beteiligten Ressourcen frei werden und neue 26
Potenziale entstehen. Einige der baulichen Maßnahmen, die im Masterplan vorgeschlagen werden – wie beispielsweise die neue Stadtbibliothek, die Umsiedlung der Musikschule, die bessere Gestaltung der Stadteinfahrten, die Aufwertung der Flussufer – sind bereits in die Wege geleitet worden beziehungsweise werden derzeit realisiert. Die Gemeinde Brixen hat sich mit der Genehmigung des Masterplanes zu nachhaltigen Zielsetzungen verpflichtet; sie lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: Einsparen von physischen und virtuellen Ressourcen, Aufwertung aller öffentlichen Flächen, Förderung von Quartieren, Dorfgemeinschaften und Nachbarschaften, von der Stärkung von Synergien und Netzwerken bis zur Verbesserung des Gesundheits- und Sozialwesens. Zu den konkreten Maßnahmen gehören unter anderem die Verdichtung von Flächen, bevor Neuausweisungen erfolgen – mit einer klaren Definition von Grenzen und Entwicklungszonen wie etwa für die frei werdenden Militärareale. Auf diese Art und Weise bleiben der Stadt auch wertvolle Grünflächen erhalten wie die Flussufer als Naherholungszonen, die Sportzone Süd mit dem Lido als Freizeit- und Sportpark und Hofgarten, Rappanlagen und Priel als wertvolle Grünfläche nahe dem Stadtzentrum. Verkehrswege sollen dabei dahingehend optimiert werden, dass Fuß- und Radwege neben den öffentlichen Verkehrsverbindungen Priorität haben. Vorgesehen sind auch Lärmschutz für Eisenbahn und Autobahn, der Rückbau der Staatsstraße und eine bürger- und benutzerfreundliche Neukonzipierung des Verkehrsknotens Bahnhof-Busbahnhof mit Parkplatz und Parkhaus. Die Schwerpunkte für die Zukunft liegen neben dem Stadtzentrum, das durch eine gezielte Förderung des Stadttourismus und eine Wiederbelebung der Altstadt aufgewertet werden soll, vor allem in den einzelnen Fraktionen und Quartieren der Gemeinde. Hier müssen die Nahversorgung gewährleistet bleiben, ein Netzwerk von Mehrzweckplätzen soziale Funktionen übernehmen und bestehende Wohnzonen gestaltet werden. Eine bessere Verbindung des Zentrums mit dem Berg, auch durch die Schaffung eines Wegenetzes in den Quartieren und Fraktionen, bindet Naherholungsgebiete wie die Plose besser an die Stadt an. Nicht zuletzt bilden
die Koordination und Organisation von sozialen, kulturellen und sportlichen Aktivitäten einen wichtigen Schwerpunkt, der künftig nur durch Vernetzung untereinander, durch gemeinsame Strukturen und Ansprechstellen gehalten werden kann.
Arbeit an einer positiven Zukunft. Die Arbeit am Masterplan
Brixen_Bressanone 2020 erfolgt auf mehreren Ebenen unter Einbeziehung aller direkt und indirekt Beteiligten: Politische Vertreter und Gremien, Landes- und Stadtverwaltung, Fachteams sowie lokale Fachöffentlichkeit und Bürger werden in dem Prozess begleitet und moderiert. Dies schafft einen breiten Konsens, um geplante Maßnahmen und Aktivitäten auch umsetzen zu können. Ausgehend vom Leitbild und den bestehenden Fragestellungen der Interessensvertreter und der Gemeindeverwaltung sind Schwerpunkte fixiert und Fachbereiche definiert. Eine umfassende Ist-Analyse sowie Vergleiche über best practice
und benchmarking leiten Zielsetzungen und Maßnahmen für die Entwicklung der Gemeinde ab. Bewährte Methoden der wissenschaftlichen Forschung für Analyse und Datenverarbeitung stehen modernen Kommunikations- und Moderationsverfahren in einem breit angelegten Beteiligungsprozess gegenüber. Sammlung und Zusammenfassung aller Arbeitsergebnisse und vor allem Grundlage für weitere Diskussionen und Entwicklungen ist das Weißbuch, das die Zukunft der Stadt Brixen festschreibt. Wir sind überzeugt, dass uns Prozesse erwarten, die wir nur in der Theorie vorwegnehmen, aber nicht wirklich voraussehen können. Umso wichtiger ist es, früh genug Rahmenbedingungen für eine gezielte und nachhaltige Entwicklung zu schaffen. Wir denken, dass wir mit dem Masterplan Brixen_Bressanone 2020 einen Schritt in die richtige Richtung gesetzt haben. Barbara Lanz, Martin Mutschlechner Leserbrief an: echo@brixner.info
Zu den Autoren
Barbara Lanz, geboren 1972 in Bruneck, Studium der Architektur und Kunstgeschichte in Innsbruck und Rom. Sie arbeitet als freischaffende Architektin und Kunsthistorikerin, schwerpunktmäßig
in der historischen Bauforschung, sowie Planungs-, Beratungs- und Gutachtertätigkeit im Bestand und im Umgang mit historischer Bausubstanz.
Martin Mutschlechner, geboren 1969 in Innichen, Studium der Architektur in Innsbruck, gründete 2001 das Architekturstudio „Stadtlabor“ mit Sitz in Italien und Österreich: Forschung und Entwicklung im Bereich Architektur, Städtebau
und Landschaftsplanung. Martin Mutschlechner ist Mitglied der Österreichischen Plattform Architekturpolitik und Baukultur, Gastprofessor am Berlage Institute in Rotterdam und an der Leopold Franzens Universität in Innsbruck.
Brixen im Jahr 2025
FRAU SEIN IN BRIXEN
Selbstverständliche Gleichstellung Die Gemeinde Brixen drängt zum Ausgleich von Lohndifferenzen zwischen Mann und Frau, Senioren und Seniorinnen sind aktiv in die Gesellschaft integriert, mehr Straßen sind nach Frauen benannt – und Brixen hat eine Bürgermeisterin. Ein Ausblick auf die Lebensbedingungen von Frauen in Brixen im Jahr 2025 von Elisabeth Thaler.
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ie Einladung, in einem Text meine Vision, Ideen und Vorstellungen von unserer Stadt im Jahr 2025 auszudrücken, hat mich sofort angesprochen. Schließlich geht es um meine Heimatstadt, in der ich mit allen anderen Brixnerinnen und Brixnern meine Zukunft verbringen möchte. Die Lebensbedingungen von Frauen in unserer Stadt im gar nicht so fernen Jahr 2025 vor dem geistigen Auge auftauchen lassen, mir vorzustellen, wie sie im günstigsten, wie im ungünstigsten Fall aussehen, was sich im Bezug auf die Gleichstellung von Mann und Frau bewegt hat, ist eine Aufgabe, die ich nur anzureißen imstande bin. Meine Gedanken sind Splitter in einer möglichen Myriade von Themen und auch als solche zu verstehen. Auf den ersten Blick und im Vergleich zu vielen Realitäten rund um den Globus meine auch ich selbst sagen zu müssen, dass wir Frauen hier in dieser feinen kleinen Stadt schon sehr gut da stehen und vor allem in
den vergangenen Dekaden weit gekommen sind. Frauen sind zu über 60 Prozent berufstätig. Wir dürfen uns selbst verwirklichen und zeigen, was wir können. Beruf, Politik, Partnerschaft, Familie, Haushalt, Kinder und die Pflege eines Angehörigen – wir packen alles in einen 24-Stunden-Tag. Mehreres gleichzeitig tun können ist ohne Frage eine weibliche Stärke. Wir werden unserem Ruf gerecht. Nein, ich habe nicht vergessen, dass da auch noch Partner, Männer, Väter, Söhne sind, die bereit sind, alle Lasten mit uns zu teilen. Viele tun es schon heute und gehen lobenswert voran.
Frauen und Männer teilen sich Familienarbeit. 2025 werden alle
Männer und Väter ihren gleichwertigen Anteil in der Führung von Partnerschaft und/oder Familie übernommen haben. Es wird normal sein, alle Arbeit und Belastung zu teilen, genau wie alle Freuden. Frauen kämpfen nicht alleine um die Stützung des partnerschaftlichen Familien-
konzepts. Bewusstsein und bessere Voraussetzungen werden gemeinschaftlich gefordert. In 15 Jahren wird die Entscheidung von Frau oder Mann, einen Lebensabschnitt ganz der Entwicklung der Familie und damit der Übernahme aller häuslichen und erzieherischen Aufgaben zu widmen, als solche anerkannt und nicht bewertet. Weil es sich um eine fundamentale Aufgabe für die Gesellschaft handelt, gehen angemessene Vergütung und Altersabsicherung nicht verloren. 2025 gibt es noch mehr erschwingliche Betreuungsplätze für Kleinkinder mit flexiblen Angeboten, verlängerten Öffnungszeiten und familienfreundlichen Preisen. 2025 wird in allen Schulen die Fünf-Tage-Woche eingeführt sein. Es gibt Angebote der Betreuung nach dem Unterricht an der Schule. Sport und Musik, Theater und Kunst werden zu den Angeboten für Schülerinnen und Schüler aller Altersstufen gehören. Diese Nachmittaginitiativen unterstützen Familien, in denen beide
Eltern berufstätig sein wollen oder müssen. Zugleich sind sie eine gute und sichere Einnahmequelle für Schulen oder die Gemeinde, die sie mit sozialpädagogischem Personal organisiert.
kontinuierlich anwachsen. Wenn ich an Gastronomie denke, denke ich an den riesigen Weltmarkt, der seine große Auswahl an Köstlichkeiten in Brixen einbringen wird. Es wird bessere Berg-Talund Stadt-Dorf-Verbindungen geben, was für die Einwohner von Brixen und für die Einwohner der Umgebung von Brixen eine Bereicherung sein wird. Doch auch werden die besseren Verbindungen den Tourismus ankurbeln. Im kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Bereich wird Brixen in 15 Jahren, so hoffe
ich, sehr viel an Potenzial dazugewinnen. Zwar wird man nie genau sagen können, wie es wirklich in 15 Jahren in unserer Stadt aussehen wird, doch dass Brixen das Beste für sich herausholt, davon bin ich überzeugt. Was ich als eine der jüngeren Redakteurinnen aber noch erwähnen möchte, ist, dass sich Brixen im Bereich Nachtleben in den nächsten Jahren etwas mehr ins Zeug legen sollte. Denn das Nachtleben gehört genauso zu Brixen wie alles andere.
„Frauenberufe“ sind durchmischt. 2025 wird die Gender-
Verteilung in den Berufen im Erziehungsbereich (Kindergarten und untere Schulstufen) und in der Pflege, die heute noch nicht ihrer gesellschaftlichen Bedeutung angemessen entlohnt und fast reine Frauenberufe mit relativ niedrigem Sozialstatus sind, durchwandert und durchmischt sein mit männlichen Kollegen. Erziehung ist für die Gesellschaft fundamental und muss in Entlohnung und Ansehen aufgewertet werden. Kinder und Jugendliche brauchen männliche Bezüge, auch außerhalb der Familie. Pflegebedürftige haben ihr Gespür für Art und Verschiedenheit der Beziehungen nicht vergessen. In den Bereichen, wo Brixen selbst Einfluss auf Anstellung und Entgelte hat, wird es eine
Mein Brixen im Jahr 2025
Annina Ramoser: freie Redakteurin beim „Brixner“ seit Juli 2010 28
z „Wenn ich an mein Brixen im Jahr 2025 denke, dann denke ich an unsere Stadt, wie sie eingebettet in dem gewaltigen Netz der Globalisierung wächst und gedeiht. Im Laufe der nächsten 15 Jahre wird Brixen stetig an Einwohnern zunehmen. Neue Wohnanlagen und kleine Siedlungen werden rund um Brixen gebaut werden. Die Grünflächen werden allmählich den neuen Behausungen Platz machen müssen. Das Angebot in den Bereichen Gastronomie, Technologie und Freizeit wird
älteren oder alten Menschen, vor allem die vielen allein stehenden Frauen, geschätzt und respektiert wissen. Ihre Erfahrungen und ihr Wissen, ihr Blick zurück auf einen langen Lebensweg, werden von den jungen berufstätigen Eltern nachgefragt. Senioren bringen sich ein und werden gebraucht. Leih-Omas helfen bei Hausaufgaben und treffen sich mit Leih-Opas am Spielplatz, lehren Backen, Nähen, Stricken und vermitteln dabei auch Geschichte. In der Gemeinde Brixen ist eine Sammelstelle beziehungsweise Vermittlung eingerichtet, von wo aus Familien und Senioren zusammengebracht werden. Die finanzielle Realität der Seniorinnen und Senioren ist der Stadt ein großes Anliegen. Über Zuschüsse und/oder Nachlässe wird die staatliche Unterversorgung in der Rentenzeit abgefangen. Alt sein darf nicht gleich arm
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Nachbarn gewöhnt haben. Viele von uns sind über ihren Schatten gesprungen und haben gemerkt, dass das Fremde, wenn es um die innersten menschlichen Fragen geht, uns gar nicht so fremd ist. Wir können gegenseitig voneinander lernen. Die Gemeinde Brixen betreibt eine sehr aktive
Integration. Geführt wird es von einer Frau und einem Mann gemeinsam. Beispielhaft wird hier das friedliche Zusammenleben und sich gegenseitige Befruchten verschiedener Kulturen vorgelebt. Bildungszentrum, Begegnungsstätte, Bibliothek, Forschungsstätte, Schalenstein
„Die Zuwanderung lässt sich nicht aufhalten. Wir werden uns in Brixen an das Anderssein unserer Nachbarn gewöhnt haben“_ Elisabeth Thaler Jung haben Abkommen, wo Hilfe und Zeit getauscht werden. Wer hier wohnt, interessiert sich bewusst und aktiv für seine Nachbarn. Die Stärken der jeweiligen Generation sind wertvoll und geschätzt und dürfen vom anderen genutzt werden.
Brixner und „Fremde“ sind sich nicht fremd. 2025 wird das Stadtbild noch viel bunter sein. Die Zuwanderung lässt sich nicht aufhalten. Wir werden uns in Brixen an das Anderssein unserer
Politik des friedlichen Zusammenlebens, engagiert sich durch Einbinden der Immigranten über einen Beirat, offene Gesprächsforen, Angebote, beide Landessprachen und Kultur zu lernen, regelmäßige Begegnungen. 2025 wird das Haus der Solidarität in seinem heutigen Sitz immer noch da sein. Das Gebäude ist saniert und an die weitläufigen Anforderungen angepasst worden. Das Haus ist ein landesweites Zentrum für das Thema Immigration und
für Ideen und Projekte, Zuflucht auf Zeit, Starthilfe für ein besseres Morgen, Ort der Liebe und des kleinen globalen Friedens – all das und noch viel mehr ist unser Haus der Solidarität. Brixen ist stolz auf dieses Heim der facettenreichen Gemeinschaft. Das Modell strahlt weit hinaus über unsere Berge. Das Projekt HdS wird mit Geldern aus dem Landeshaushalt, dem Fonds für Europäische Integration, dem Europäischen Sozialfonds, der Gemeinden, über eigenes
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Senioren werden geschätzt und gebraucht. 2025 werden sich die
sein heißen, nach einem Leben im Dienst der Gemeinschaft. 2025 gibt es in Brixen Modelle von Mehr-Generationen-Wohnanlagen, wo gezielt ältere Menschen und junge Alleinstehende, Paare oder Familien, Wohnraum beziehen, der mit Gemeinschaftsarealen ausgestattet ist. Alt und
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Vorreiterrolle einnehmen; die Stadtführung wird die Bewusstseinsänderung in der Bevölkerung gezielt vorantreiben.
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Brixen im Jahr 2025
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Brixen hat eine Bürgermeisterin. 2025 werden sich mehr Frauen Wahlen stellen, weil sie sich selbst zutrauen, genauso gut wie Männer zu sein und führen zu können. Frauen werden von Frauen gewählt – und von Männern. 2025 wird Brixen von einer Bürgermeisterin geführt. Es ist Zeit, dass wir Frauen und Männer in Brixen einer Frau zutrauen, gemeinsam mit den Vertreterinnen und Vertretern aller politischen Richtungen gute Entscheidungen für die Zukunft unserer Stadt zu treffen. 2025 werden wir mehr Straßennamen und Plätze haben, die den Namen von Frauen tragen. Bei der Vergabe neuer Namen oder Umbenennungen werden zwischen 2010 und 2025 und darüber hinaus nur Frauennamen vergeben, um in diesem Bereich aufzuholen. 2025 werden wir mehr moderne Kunst im öffentlichen Raum sehen – Kunst, die von Frauen kreiert und gestaltet ist. Die Gemeinde hat einen Fundus, über den sie Künstlerinnen fördert.
Lohndifferenzen sind ausgeglichen. 2025 wird es keine Ar-
beit mehr geben, für die eine Frau den geringeren Lohn erhält als ein männlicher Angestellter. Sollten Differenzen festgestellt werden, kann die Gemeinde auf ihrem Hoheitsgebiet die Arbeitgeber zum Ausgleich drängen oder die Differenz übernehmen. Ihr Vorbild wird Wellen schlagen. 2025 stimmen Lohnniveaus für abhängige Arbeit und Lebenshaltungskosten wieder besser zusammen. Familien und allein erziehende Mütter leben nicht an der Armutsgrenze.
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Familiengründung und -führung werden unterstützt durch mehr Arbeitsplätze mit flexibler Zeiteinteilung und gerechter Entlohnung und Wohnraum zu familienfreundlichen Mietpreisen. In allen Bereichen, wo die Stadt Entscheidungen fällt, steht das Interesse für die Stützung von Familien im Vordergrund. 2025 wird das Wort Bildung noch stärker mit Inhalten gefüllt sein, welche die Gedanken der Ebenbürtigkeit und Gleichstellung von Männern und Frauen, von Jungen und Mädchen, die Überzeugung der befruchtenden Präsenz von fremden Kulturen und des friedlichen Zusammenlebens, die Gewissheit der Anerkennung und des Respekts vor dem Alter als Werthaltungen weitergeben, für die unser Brixen steht.
Die kritische Frauenperspektive braucht es nicht mehr. 2025
wäre es schlimm, wenn Emanzipation, Gleichstellung, Respekt, Wertschätzung und friedliches Zusammenleben immer noch viel diskutierte Themen wären und nicht selbstverständlicher Teil des Denkens und Zusammenlebens in unserer Gemeinde. Bis 2025 sind nicht viele Jahre hin. Das bedeutet, dass wir alle Brixner Bürgerinnen und Bürger brauchen – mit ihrer ganzen Kraft, ihrer positiven Energie und ihrem Willen, unsere schöne Stadt für alle, die in ihr wohnen, wachsen, lernen, lehren, arbeiten, spielen, gestalten, ruhen, entscheiden, mitgehen – nicht nur als jenen lebenswerten Ort zu erhalten, den wir kennen, sondern zu der Menschenlandschaft werden zu lassen, wo es den Blick aus kritischer Frauenperspektive nicht mehr braucht. Elisabeth Thaler Leserbrief an: echo@brixner.info
Zur Autorin
Elisabeth Thaler, aufgewachsen und beheimatet in Brixen; Studium der Erziehungswissenschaften und Geschichte, langjährige Berufs-
erfahrung als Lehrerin in Südtirol und den USA sowie als leitende Mitarbeiterin der Sozialdienste Eisacktal.
MANN SEIN IN BRIXEN
Männliche Wege Männer lernen, für sich und ihre Gesundheit zu sorgen und entdecken die Kommunikation. Männer bringen sich in von Frauen besetzten Themen und Aufgaben verstärkt ein und lernen, im „paese dei mammoni“ das Hotel „Mama & Papa“ zu verlassen. Ein Brief an seinen Sohn Iaco, zu seinem 18. Geburtstag am 3. September 2025, von Markus Frei.
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ieber Iaco, ich wünsche dir zu deinem 18. Geburtstag im Jahr 2025 alles Gute, viel Freude und Zufriedenheit und hoffe, dass dir alle Wege frei stehen, damit du als der Mann, der du sein möchtest, durch die Welt gehen kannst. Ich wünsche es dir und mir! Döt le bun por i tü 18 agn!! Ja, welches werden die Wege sein, die dir offen stehen, welche werden dir verwehrt bleiben? Wo wirst du Hindernisse antreffen, die für dich unüberwindbar sein werden, und welche kannst du mit Leichtigkeit aus dem Weg schaffen? Und überhaupt, welchen Weg willst du gehen, als Mann? Zur Zeit genieße ich es in vollen Zügen, dich, meinen „Poppo“, in die Lüfte zu schwingen, mit dir herumzutollen, dich zu knuddeln und zu „bussn“, doch dann fällt mir ein: Du bist unser Kleiner, der vielleicht als letzter „groß“ wird und sich dann nicht mehr von seinen Eltern knuddeln lässt. Und jetzt soll ich auch noch einen Sprung von 15 Jahren in die Zukunft machen und mir ausmalen, wie du sein wirst und was auf dich als „Mann“ zukommen wird… Da bleib ich doch lieber noch ein bisschen im Hier und Jetzt und betrachte dich, wie du als sturer und herzerfrischend
fröhlicher Dreikäsehoch deine ersten Schritte in die Selbstständigkeit unternimmst. Seit gerade mal zwei Monaten besuchst du den Kindergarten, hast dich für fünf Vormittage von deinem Elternhaus abgenabelt und bist voll damit beschäftigt, Freundschaften zu knüpfen. Es macht mich
haben erkannt, dass auch ihnen in vielen gesellschaftlichen und privaten Belangen einige Prozente fehlen, um die 50 Prozent – also die Chancengleichheit – zu erreichen. Männer haben sich in Bewegung gesetzt, um endlich Themen zu besetzen, die bisher nur den Frauen vorbehalten
gesellschaftliche Druck, der zum Teil auch vom eigenen Geschlecht herrührt und der Männer daran hindert, eigene Wege zu suchen. Manche Männer gehen den Weg nach außen, an die Öffentlichkeit. Sie prangern Ungerechtigkeiten an, versuchen die Rollen der Männer und speziell jene des
„Männer müssen lernen, für sich zu sorgen, Sorge für ihre Gesundheit zu tragen und sich aus der (vielfach auch gegenseitigen) ‚Abhängigkeit’ von der Frau zu lösen“_ Markus Frei glücklich und auch etwas stolz zu sehen, mit welcher Leichtigkeit du das angehst, und ich kann nur hoffen, dass diese Leichtigkeit dich auf allen weiteren Wegen begleiten möge.
Endlich ist Mann aufgewacht. Jetzt, wo ich dir diesen Brief schreibe, sind viele Männer auf dem Weg. Nach Jahrzehnten, in denen von Feminismus und Emanzipation die Rede war, die Frauen für ihre Rechte kämpften und die Chancengleichheit politischer (Gender-) Mainstream geworden ist, sind die Männer spät, aber doch aufgewacht und
waren oder ihnen einfach aufgezwungen wurden. Einige Männer suchen dabei den Weg nach innen: Sie versuchen zu erkennen, was ihre Männlichkeit ausmacht, wie sie ihre verschiedenen Rollen als Mann besetzen wollen und gehen dabei auch sehr selbstkritisch an die Sache heran. In manchen Fällen sind es die eigenen Unachtsamkeiten, die Unfähigkeit und – wieso auch nicht – die Bequemlichkeit, mit der man(n) sich von vornherein selbst aus bestimmten gesellschaftlichen und privaten Prozessen ausgrenzt. Andere Male ist es zudem der
Vaters aufzuwerten und begeben sich dadurch, medial gepusht, in einen „Geschlechterkampf“. So sehr diese „typisch“ männliche Eigenschaft der Externalisierung auch wichtig für die Sache ist, so sehr kann sie auch kontraproduktiv sein, weil sie den ewigen Geschlechterkampf belebt, Polarisierungen schafft und verhärtete Fronten hinterlässt.
Sozialer Ausgleich wird Privatsache. Ob der jetzige Zeitpunkt und die nächsten 15 Jahre für dieses Thema günstig sind, wage ich zu bezweifeln – denn auch hier könnte die Wirtschaftkrise, oder
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Brixen im Jahr 2025
besser gesagt der Vater der Krise, der ausufernde Finanz-Kapitalismus, seine Schatten vorauswerfen. Derzeit ist es der Sozialstaat, der mit seinen Gesetzen für sozialen Ausgleich sorgt und auf das Verhältnis der Geschlechter zueinander achtet. In einer globalisierten Welt wird auch dieses Thema der allmächtigen Liberalisierung unterworfen, wodurch die Gesellschaft sich der Verantwortung für dieses Themas entledigt und es der Privatsphäre, sprich Mann und Frau, alleinig überlässt. Trotzdem hoffe ich für dich, Iaco, und auch für mich, dass diese Debatten, die ja doch einige gesellschaftliche Ebenen betreffen, dazu führen, dass die Männer sich der eigenen Fähigkeiten besinnen und die neuen Anforderungen dazu nutzen, um selbst zu wachsen. Mit Selbstbewusstsein sollen sie Aufgaben sowohl im Privaten als auch in der Öffentlichkeit „wieder“ übernehmen. Männer müssen lernen, für sich zu sorgen, Sorge für ihre Gesundheit zu tragen und sich aus der (vielfach auch gegenseitigen) „Abhängigkeit“ von der Frau zu lösen. Denn diese Abhängigkeit ist das größte
Hindernis für die persönliche Weiterentwicklung.
Mann lernt seinen Körper kennen. Wie sieht das in der Realität
dann konkret aus? Was kann dir helfen, diese Eigenständigkeit zu erlangen? Ich glaube, dass ein Weg dahin die bewusste Körperlichkeit der Buben und Männer sein kann – und muss. So wie die Mädchen früh lernen, auf ihren Körper zu hören und ihn zu achten, so soll es auch für die Buben selbstverständlich sein, eine gute Wahrnehmung für ihren Körper und seine Bedürfnisse (nicht nur sexueller Natur) zu entwickeln. Wie fahrlässig klingt aus dieser Perspektive der Satz „Indianer kennen keinen Schmerz“, der den Buben unreflektiert eingeflößt wird und sie auffordert, das zu leugnen, was sie gerade spüren und was ihr Körper, aber auch ihre Seele wahrnimmt. Ebenso die Reduzierung der Körperlichkeit auf Kraft und Stärke.
Mann lernt reden. „Buben reden
nicht“, „Ein Mann ein Wort, eine Frau ein Wörterbuch“, „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ – alles Sprichwörter und Redewen-
dungen, die Vorurteile schüren und eine der wichtigsten Kommunikationsregeln verkennen: alles ist Kommunikation. Oder anders ausgedrückt: Man kann nicht nicht kommunizieren. Auch Schweigen ist Kommunikation. Es hängt dann vom Empfänger dieser sehr leisen Botschaft ab, wie er das Gesendete bewertet. Trotzdem glaube ich, dass es für die Buben sehr wertvoll ist, wenn sie speziell in der Pubertät – der nachhaltigsten Phase – Freunde und Freundinnen (so genannte peergroups) finden, mit denen sie eine gelingende und wertschätzende Gesprächsbeziehung aufbauen können. Darum, lieber Iaco, wünsche ich dir, dass du sowohl mit Männern als auch mit Frauen offene und wertschätzende Beziehungen leben kannst, die deiner Persönlichkeit den nötigen Freiraum verschaffen, um gut und zufrieden deine Tage zu verbringen – mit dem positiven Nebeneffekt der persönlichen Entwicklung und Orientierung.
Mütter, die Väter und Direktoren, die Sozialpädagogen und die gesamte Gesellschaft. Alle werfen die Buben in ein und denselben Topf. Sie verkennen dabei, dass jeder Bub für sich ein Mensch mit ganz eigenen Wesenszügen, Schwächen und Stärken ist. Es kommt dann schon auch manchmal vor, dass diese Stärken und Schwächen sich im gruppendynamischen Prozess negativ, aber auch positiv potenzieren können – aber das gibt keinem das Recht, dies zu einem allgemein gültigen Vorurteil zu erheben. Für dich, Iaco, wünsche ich mir, dass du von sogenannten Erwachsenen umgeben sein wirst, die dich als Person wahrnehmen, dich und dein Tun in den aktuellen Kontext stellen, um dann individuell auf dich einzugehen. Andererseits bist auch du und jeder einzelne Bub gefordert dazu beizutragen, dass gewisse Vorurteile entkräftet und neue positive „Vorurteile“ über Buben verbreitet werden.
„Buben reden nicht“, „Die Buben sind wild“ hört man sie immer wieder sagen – die Lehrer und
ganz ungezwungen, auch Südtirol) é il paese dei mammoni“. So, das müsste vorerst reichen
Weg vom Hotel „Mama & Papa“. Neue „Vorurteile“ entwickeln. „L’ Italia (und mit ihr, sag ich mal
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als Einleitung zu meiner nächsten Überlegung. Was ich bisher gesagt habe, ist alles gut und recht: Als Mann lernen, den eigenen Körper und sich selbst zu spüren, auf die Kommunikation zu achten. Alles gute Vorsätze, aber es braucht auch konkrete Schritte, sichtbare Zeichen und Taten (die Spezialität von uns „tatfreudigen“ Männern), um diese Vorsätze zu verwirklichen. Und was, wenn nicht eine eigene Wohnung oder eine Wohngemeinschaft – sofern sich die Mietpreise im fernen Jahre 2025 etwas oder doch drastisch „normalisiert“ haben – wären der geeignete Rahmen, um Selbstständigkeit zu erproben? Also, Iaco, pack deine Koffer – und ab in die Studentenbude oder in eine WG. Dein Zimmer im Hotel „Mama & Papa“ wird gekündigt und kann nur mehr tageweise, in Urlaubs- oder Krisenzeiten, gebucht werden. Und wehe, du bringst Woche für Woche die Wäsche zum Waschen und Bügeln nach Hause, so wie ich es mit deiner Oma gemacht habe. Zwar hatte ich dafür eine gute Ausrede – ich wollte ja nicht, dass meine Mutter von einem Tag auf den anderen ihr „Bubele“ verliert – aber bei uns wird dir diese Ausrede nichts bringen, weil wir uns als Eltern darauf vorbereitet haben und dich hoffentlich auch gut loslassen können.
Mann in der Partnerschaft. In
der Partnerschaft stoßen Weiblichkeit und Männlichkeit (oder Männlichkeit und Männlichkeit beziehungsweise Weiblichkeit und Weiblichkeit) in ihrer Reinform aufeinander. Es geht um Nähe und Distanz, um die eigenen Grenzen, Eigenverantwortung und die Fähigkeit, diese zu kommunizieren. Schlagworte wie Gleichwertigkeit und -würdigkeit, Offenheit und Vertrauen kennzeichnen eine gelingende Beziehung. Früher ging es auch um Macht und Abhängigkeiten, oben und unten, religiöse Vorschriften und staatliche Gesetze. Es geht aber auch stark um die Bewältigung und Organisation des Alltags – speziell, wenn Kinder da sind –, also um viele praktische Kompetenzen. Für den Mann heißt das, dass er aktiv und im Bewusstsein seiner Schwächen und Stärken dazu beitragen soll, dass wertschätzende Beziehung im Alltag gelebt werden kann.
Männer gemeinsam mit dem Kinderwagen durch die Stadt spazieren, am Domplatz eine Kaffee trinken, Leute treffen und dabei ganz ungezwungen mit meinem Enkelkind blödeln und ihn stolz den Bekannten zeigen könnten. Ich weiß, dass ich damit die Rechnung ohne den Wirt mache – denn wer sagt mir denn, dass du das auch willst? Wie kann ich wissen, ob unsere Vater-Sohn-Beziehung so glücklich verlaufen wird, dass wir uns eines Tages als erwachsene „Männerfreunde“ begegnen können? Es könnte ja auch durchaus sein, dass du das eigene
Geschlecht in der Liebe bevorzugst – und dann ist mein „Opa-SohnEnkel-Traum“ ausgeträumt. Es geht schlussendlich um dich, um deine Träume und Wünsche. Und mir bleibt nur die Hoffnung, dass ich dir in den kommenden Jahren bis zum noch fernen Jahr 2025 starke, feinhaarige und männliche Wurzeln gegeben habe, damit ich, wenn es demnächst soweit ist, dir auch noch die leichten, tragfähigen und natürlich männlichen Flügel verleihen kann. In Liebe, Dein Tata. Markus Frei Leserbrief an: echo@brixner.info
Zum Autor
Vater-Sohn-Beziehung. Und da
wir schon mal bei der Partnerschaft, sprich Familie, sind, will ich auch noch einen meiner sehnlichsten Wünsche los werden: Ich möchte Opa werden. Iaco, ich will dich jetzt nicht stressen, und selbstverständlich sind auch deine Schwestern dazu aufgerufen – aber ich würde es einfach schön finden, wenn wir beide als erwachsene
Markus Frei, Jahrgang 1972, stammt aus Montan und wohnt mit seiner Frau Carla Willeit und den drei Kindern Maja, Luianta und Iaco in Brixen. Markus Frei arbeitet als Erzieher im Sozialsprengel Brixen
und Klausen und ist ehrenamtlicher Vorsitzender des Vereins „Die Pfütze – mit Kindern neue Wege gehen“ sowie Elternvertreter des Kindergartens Montessori Kinderdorf.
die den Jungs Revival-Boccia- und Speckerbahnen bauen, um an die guten alten Zeiten zu erinnern. Die Muttis holen sich beim Gelatimandl mit seiner handgeschobenen Venezia-Gondel ein leckeres Wellnesseis, ohne Maibutter wegen der Figur, denn schließlich müssen sie ja noch den Parcour mit den Kids bezwingen. Im Fürstentum Stufels gibt es wieder den Stufler Kirchtig mit Pauken und Trompeten, unter der bewährten Schirmherrschaft vom Grian Baam, das Altstadtfest lebt auch noch, aber in kleinerer Form. Das Heimatmuseum ist auch eingerichtet worden, in dem das berühmt-urige Altbrixner Dialektbuch der Stufler Raber aufliegt. Stufels ist sowieso total verkehrsfrei, wie auch die Brixner Altstadt, nur ein paar auserwählte E-Autos mit Genehmigung dürfen zirkulieren. In Stufels werden einige Gasthäuser reaktiviert und zu
beliebten Stammtischtreffs für die Bürgerschaft ausgebaut. Eine Großraum-Seilbahn überquert die Stadt und karrt enorm viele Gäste auf die Plose. Und die Attraktion schlechthin ist die vor kurzem eingeweihte Kleinbahn-Tramlinie durch die Altstadt, die auch bei der Hofburg, wegen des Krippelemuseums, und am Hoftrautmannsgarten Station macht. Auch gibt es eine Anbindung zum Domplatz mit Kreuzgang, Finsterwirt und Bürgermeisterhaus. Es lebt sich gut 2025, eigentlich geht uns nichts ab, wir haben’s grün und weiterhin gute Luftqualität, vorzügliches Schalderer Wasser, keinen Durchzugsverkehr, und wir haben den Brennerbasistunnel und den altbeliebten „Brixner“ in seiner 2025. Ausgabe mit seiner bewährten Stabführung und der Mitarbeiterschar.
Mein Brixen im Jahr 2025
Willi Aricochi: freier Redakteur beim „Brixner“ seit September 2010 z Wenn ich an Brixen im Jahr 2025 denke, dann stelle ich mir vor, dass sich grundsätzlich nicht wesentlich viel verändern wird, nur ein paar Kleinigkeiten… Sicher ist es um einiges grüner geworden, die Vergabe der Kulturhauptstadt Europas ist so gut wie beschlossene Sache. Nebenbei erwähnt liegt Brixen im Herzen des Dolomiten Weltkulturerbes, weshalb
die Wahl der Jury auf Brixen fiel. Wir haben ja alle möglichen Topveranstaltungen hierher geholt, also haben wir jetzt auch die Hauptstadt der Kultur. Und darauf können wir in diesem Jahr besonders stolz sein. Mir Brixner, ha? Deshalb werden jetzt gewaltige Anstrengungen auf das Manegement der Stadt mit seinem Obermanager und Gehilfen zukommen, und die werden in erster Linie die Innenstadt samt erschlossenem chinesischem und japanischem Hofgarten betreffen. Längs des Eisacks am Neustifterweg wird eine Naherholungszone mit Abenteuer- und Fitnessparcours sowie Hochseilgarten über den Fluss errichtet, Kanu- und Raftingfahrten werden von der Neustifter- bis zur Auenhausbrücke angeboten. Elektrofahrräder und zu E-Rasenmähern umfunktionierte Kinderwagen kreuzen sich mit Papis und rockigen Opas,
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Senioren-WGs und diskrete Pflege Eine breit gefächerte Palette von Angeboten, die gut miteinander vernetzt sind und vom sozialen Umfeld unterstützt werden, ermöglichen Senioren ein weitgehend selbständiges und selbstbestimmtes Leben. Ein Ausblick auf die Wohn- und Lebensbedingungen von Senioren und pflegebedürftigen Menschen im Jahr 2025 von Helmut Pranter.
F
rau Zech ist 78 Jahre alt und lebt in einer eigenen Wohnung. Hilfe benötigt sie keine, im Gegenteil: Sie kocht mittags das Essen für ihre ältere Schwester, die nebenan wohnt, und unterstützt diese auch bei der Durchführung der täglichen Hausarbeiten. Die beiden Kinder von Frau Zech leben mit ihren Familien schon lange im Ausland. Eines Tages rutscht Frau Zech auf dem Weg zum Einkaufen aus, stürzt und bricht sich das rechte Handgelenk und den rechten Oberschenkel. Trotz guter Fortschritte bei der Rehabilitation ist Frau Zech nun nur mehr begrenzt mobil, kann die Stiegen zu ihrer Wohnung nicht mehr alleine bewältigen und schafft es nicht mehr, ihren Haushalt alleine zu führen. Ihrer betagten Schwester kann sie so natürlich auch nicht mehr zur Hand gehen. Die angestrebte häusliche Pflege ist nicht ausreichend, und eine Umsiedelung in ein Seniorenwohnheim steht aufgrund des geringen Pflegebedarfs und der damit einhergehenden niedrigen Pflegestufe nicht in Aussicht. An und für sich wäre Frau
Zech ja eigentlich noch gesund, und sie hat ihre Unabhängigkeit immer sehr genossen. Die Familie steht plötzlich und unerwartet vor einer völlig neuen Lebenssituation und kommt mit dieser Problematik nur schwer zurecht...
Möglichst selbstständig. Eine
ähnliche Situation wie diese haben wahrscheinlich viele von uns bereits einmal im eigenen Familien- oder Bekanntenkreis erlebt. Plötzlich ist ein bislang
andererseits schafft man es aber nicht, Unterstützung im notwendigen Ausmaß zu gewährleisten. Die Frage, wie man den Senioren der Zukunft ein lebenswertes Altern ermöglichen kann, ist sicher nicht ganz einfach zu beantworten. Eines ist jedoch klar: Das Ziel der Altenbetreuung soll es sein, eine möglichst selbstständige und selbstbestimmte Lebensführung mit notwendigen und sinnvollen Hilfeangeboten je nach individuellem Bedarf und abgestimmt
Dies kann nur durch ein breit gefächertes Angebot von offenen, ambulanten, teilstationären und stationären Dienstleistungen erreicht werden, die gut miteinander vernetzt sind und gleichzeitig durch das soziale Umfeld – Angehörige, Nachbarn, Bekannte – und Freiwilligendienste unterstützt werden.
Senioren leben autonom zu Hause. Selbstständige Senioren werden bei Bedarf in den Aufgaben des täglichen Lebens
„In den Wohnlagen der Gemeinde ist die Schaffung von Wohninseln für Senioren anzudenken, das heißt die Realisierung von Altenwohnungen in Form von begleitetem Wohnen oder Wohngemeinschaften“_ Helmut Pranter selbständiger älterer Mensch auf Hilfe angewiesen. Auf der einen Seite möchte es die Familie dem Angehörigen ermöglichen, so lange wie möglich zu Hause wohnen zu bleiben, und
auf die spezielle Lebenssituation, Lebensgeschichte und Persönlichkeit des Einzelnen zu unterstützen und die Teilhabe am sozialen, kulturellen und gesellschaftlichen Leben zu fördern.
punktuell von Angehörigen, Freunden und Nachbarn unterstützt, beispielsweise beim Einkaufen. Dies setzt voraus, dass Wohnanlagen zunehmend als gemeinsame Lebensräume für
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Brixen im Jahr 2025
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Jung und Alt konzipiert werden. Eine Hausnotrufanlage gehört zur Standardausstattung der Wohnung – Besuchskontaktdienste bei alleinstehenden Senioren werden beispielsweise über Freiwilligenvereine organisiert.
Aufgabe der Stützfunktion des umliegenden Territoriums – es bietet jene Leistungen an, die von der Bevölkerung gewünscht und nachgefragt werden.
Senioren leben dauerhaft im Seniorenwohnheim. Das Al-
Senioren leben zu Hause, in ten- und Pflegeheim der Zukunft Seniorenwohnungen oder WGs. weicht von seiner bisherigen Form Senioren, die verstärkt Hilfe benötigen, leben zu Hause und werden durch ambulante Dienste, wie etwa dem Haus- und Krankenpflegedienst, Rehabilitationsdienst, Essen auf Rädern, dem Hausarzt, Freiwilligen und ähnliches unterstützt. In den verschiedenen Wohnlagen der Gemeinde ist die Schaffung von Wohninseln für alte Menschen anzudenken – das heißt, die Realisierung von Altenwohnungen in Form von begleitetem Wohnen oder Wohngemeinschaften. Solcherart Wohnformen vermitteln Sicherheit, Geborgenheit, Zuhause, und sie fördern Beziehungen und Kommunikation. Je nach individuellem Betreuungs- und Pflegebedarf werden die Nutzer von Seniorenwohnungen und die Wohngemeinschaftsmitglieder durch ein konstantes Betreuungsteam eines ambulanten oder stationären Pflegedienstes begleitet. Angehörige, Freunde und Bekannte werden in die Begleitung sehr stark eingebunden; auch Freiwillige übernehmen wichtige Aufgaben wie zum Beispiel das Einkaufen, Begleitung beim Spazierengehen und Weiteres.
Senioren leben vorübergehend im Seniorenwohnheim. Zur Ent-
lastung pflegender Angehöriger und von Pflegepersonen ist in den bestehenden Alten- und Pflegeheimeinrichtungen ein angemessenes Angebot von Tages-, Nacht-, Wochenend- sowie Kurzzeitpflegeplätzen zu schaffen. Diese Betreuungsangebote garantieren eine zeitweilige Unterbringung von alten oder pflegebedürftigen Menschen mit dem Ziel, das soziale Umfeld der Pflege zu Hause zu unterstützen und zu stärken. Eine besondere Aufgabe der Dienstleister muss es auch sein, die pflegenden Angehörigen und pflegenden Personen bei der Betreuung der Personen in diesen Leistungsangeboten einzubinden und sie hinreichend zu beraten. Dadurch wird die pflegende Person befähigt, die zu Hause weiterzuführende Betreuung umfassend leisten zu können. Insofern übernimmt das Seniorenwohnheim immer mehr die
weitgehend ab. Sowohl baulich wie auch inhaltlich müssen völlig neue Ansätze geschaffen werden: Seniorenheime sollen als Lebensund Wohnräume mit viel atmosphärischer Qualität konzipiert werden. Das heißt: Weg vom institutionellen und klinischen Versorgungsmodell der heutigen Zeit hin zu „normalen“ Wohnformen mit häuslichem Charakter. Es geht vorrangig um die Humanisierung solcher Strukturen. Derartige neue Betreuungs- und Wohnmodelle sind dahingehend zu generieren, indem auf kleine Wohngruppen und Hausgemeinschaften umgestellt wird. Pflegeleistungen werden rund um die Uhr und nach individuellem Bedarf von den Fachkräften der Einrichtung erbracht, aber anders als in den traditionellen Heimstrukturen soll die Pflege in Wohn- und Hausgemeinschaften diskret erfolgen. Der Tagesablauf der Senioren und Mitarbeiter wird nicht von Pflegetätigkeiten dominiert, sondern von alltäglichen Arbeitsabläufen – wie beispielsweise gemeinsames Kochen – in Form direkter wie indirekter Beteiligung. Es gilt der Grundsatz: „Zuerst leben, dann pflegen!“ Ein Umstellen vom stark defizitorientierten auf den ressourcenorientierten Betreuungsansatz ist angesagt: Im Zentrum der Betreuung steht nicht die Frage, was der Mensch in der jetzigen Situation nicht mehr vermag, sondern jene nach seinen noch vorhandenen Fähigkeiten und wie diese bestmöglich erhalten und gefördert werden können. Übergreifendes Ziel dabei ist die Lebensqualität der Betreuten im Sinne von Normalität, Autonomie, Selbstbestimmung, Vertrautheit, Überschaubarkeit, Geborgenheit, Sinnhaltigkeit, Privatheit und Individualität. Die Integration der Familie, Nachbarn und Freunde ist dabei eine unverzichtbare Vorgabe. Seniorenwohnheime sind strukturell so zu planen, dass sie neben ihrem zentralen Standort auch die Möglichkeit zur Unterbringung von Kindergärten und Geschäften vorsehen. Die
Anbindung der Strukturen mit den dort lebenden Menschen an die Alltagsgeschehnisse und gesellschaftlichen Gegebenheiten wird dadurch zumindest teilweise ermöglicht.
Senioren im Akutkrankenhaus. Der Aufenthalt von Senioren im Krankenhaus erfolgt in einer eigenen geriatrischen Abteilung mit einer personenzentrierten Begleitung. Die ärztliche, krankenpflegerische und rehabilitative Betreuung erfolgt ausschließlich durch speziell geriatrisch ausgebildete beziehungsweise geschulte Mitarbeiter. Empathisches Verstehen, Behutsamkeit und Respekt sind oberste Gebote für einen positiven Aufenthalt im Akutkrankenhaus. Angehörige und ehrenamtliche Helfer sind als Partner unerlässlich für Lebensqualität unter diesen erschwerten Krankheitsbedingungen.
Dialog als Voraussetzungen für die Realisierung. Voraussetzung
für die Entwicklung und Realisierung von baulichen und inhaltlichen Konzepten, die den heutigen Anforderungen pflegebedürftiger Menschen gerecht werden, ist die Bereitschaft zum Dialog zwischen den verschiedenen Diensten, Institutionen und Strukturen und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit und Vernetzung. Voraussetzung ist aber auch das Interesse jedes einzelnen Bürgers, bestehende Vorurteile abzubauen, sich mit dem Thema der Betreuung von alten Menschen aktiv auseinanderzusetzen und sich im eigenen Umfeld dafür zu engagieren. Helmut Pranter Leserbrief an: echo@brixner.info
Zum Autor
Seit 1978 ist Helmut Pranter, Jahrgang 1953, als Leiter der ehemaligen Stiftung und des heute Öffentlichen Betriebes für Pflege- und Betreuungsdienste „Zum Heiligen Geist“ tätig. In den vier Altersheimen in Brixen und Klausen sorgen 270 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
für das Wohl von über 200 alten und pflegebedürftigen Menschen. Pranter ist verantwortlich für die Führung des Betriebes und arbeitet gemeinsam mit dem Verwaltungsrat an der laufenden Weiterentwicklung im Bereich der stationären Altenbetreuung in Brixen.
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“Avevo scelto BRIXEN, senza esitare” 2025 wird es keine nach Sprachgruppen getrennten Vereine mehr geben, Deutsche und Italiener werden gemeinsam watten und ihre jeweilige eigene Sprache sprechen, „senza timore di suscitare dei disagi“. Die Zeitreise des italienischsprachigen Brixners Roberto Scaggiante.
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uesta mattina, 15 ottobre 2025, ho voglia di qualcosa di diverso, che si discosti dai soliti jeans, dalla maglia nera e dalla giacca pure rigorosamente nera, e frugo nell’anta dell’armadio dove tengo i capi… diciamo sportivi. Ho ormai 80 anni, ma mi sono impegnato col solito entusiasmo a non interrompere la catena dell’allenamento quotidiano, catena intesa non come vincolo di schiavitù, ma come insieme di solidi anelli da tenere uniti gli uni agli altri. Spesso ho dovuto adattarmi alle circostanze, ma mentalmente sono “stato lì”, anche quando acciacchi od impegni di vario tipo mi impedivano di “scendere in campo”. Oggi devo giocare a tennis con un giovane (relativamente, un bel sessantenne), che una volta alla settimana mi aiuta a conservare un certo ritmo e capisce perfettamente le mie esigenze agonistiche. Sa che andrò ancora in cerca di qualche luogo in cui organizzano dei tornei per over 80, che la Giuliana mi accompagnerà e con la solita discrezione e competenza saprà miscelare incitamenti e critiche, tecniche soprattutto (sull’impegno mai). Sotto una pila di tute, vedo una vecchia felpa Robe di Kappa,
Foto: Oskar Zingerle
Brixen im Jahr 2025
Zusammenleben der Sprachgruppen
la tiro fuori e ricordo perfettamente quando l’avevo comprata. Aveva sul petto una grande scritta e proponeva due opzioni: Bressanone o Brixen, ed io avevo scelto BRIXEN, senza esitare. Sorrido nel rivederla, l’indosso, mi va ancora bene e la tengo, accompagnandola con dei pantaloni blu, tipo jeans. Preparo la mia borsa con la solita meticolosità
e vado al Tennis Club Brixen (da qualche anno divenuto l’unico circolo tennistico della città), come quasi tutte le mattine, dopo aver letto i giornali al Millanderhof e scambiato due chiacchiere con Markus. Vado in macchina, perché fa freddo e non me la sento di usare il motorino; parcheggio ed entro
al bar del club, dove mi stanno già aspettando Giorgio, Max, John, Hansjörg ed Antonio. Il tavolo del Watten è completo, ma c’è tempo per bere in pace un altro caffè, osservare le fasi del gioco, corredate da commenti vari, e subentrare insieme a Stefan, che nel frattempo era arrivato con la cara, vecchia Gazzetta dello Sport.
mir aus, dass bestens ausgebildete junge Menschen, die Brixen als Wohnort für sich und ihre neu gegründete Familie wählen, eine angemessen bezahlte Arbeit finden, die es ihnen ermöglicht, selbst eine Wohnung zu finanzieren. Ich wünsche mir, dass alte Menschen, zu denen ich dann zählen werde, in geeigneten Strukturen betreut und versorgt werden. Weiters wünsche ich mir, dass Ausländerinnen und Ausländer, die sich bewusst für Brixen
als neues Zuhause entscheiden, sich ins kulturelle und alltägliche Leben einbringen, damit sie sich dank ihrem Zutun tatsächlich zu Hause fühlen können. Dann träume ich davon, dass an der Spitze der Stadtregierung eine Frau steht, von der alle mit großer Selbstverständlichkeit sagen: „Die kann’s!“ – Ein bisschen Träumen wird wohl erlaubt sein – oder doch nicht?
Mein Brixen im Jahr 2025
Johanna Bernardi: freie Redakteurin beim „Brixner“ seit Oktober 2010 36
z Wenn ich an mein Brixen im Jahr 2025 denke, dann stelle ich mir eine Stadt mit vielleicht 22.000 Einwohnern vor (es sollten nicht mehr sein!), die den Charakter und den Charme einer Kleinstadt behalten und ausgebaut hat und in der sich alle sicher und wohl fühlen. Ich sehe eine Stadt vor mir, in der kleine und große Kinder gefahrlos und freudig gut ausgestattete und kompetent geführte Kinderhorte, Kindergärten und Schulen besuchen. Ich male
Niente “politically correct”. La nuova partita scorre fluidamente e quando siamo “un un” e tocca a me lo “schlog”, mi ritrovo un bel “Müller”, che mi dà quella piacevole eccitazione di assaporare
quel giorno, il nostro preside; eravamo rimasti a chiacchierare dopo una conferenza, eravamo rilassati, quasi allegri, ed io ero venuto fuori con un “…e se un giorno si raggiungesse un bilinguismo
anche oggi. Mi accorgo di amare sempre più questa terra in cui sono nato, e sono fiero di essere stato accettato per quel che ero e che sono diventato, impegnandomi continuamente.
“Mi accorgo di amare sempre più questa terra in cui sono nato, e sono fiero di essere stato accettato per quel che ero e che sono diventato, impegnandomi continuamente”_ Roberto Scaggiante il gusto della possibile vittoria. Poi entra Florian che mi sollecita “…il campo è libero, dai che cominciamo prima.” Mi affretto, mi preparo, riempio il thermos d’acciaio con l’acqua di Schalders, sempre fresca e gustosa e quindi varco la soglia magica del campo. È un momento bellissimo: gli anni passano, i gesti si ripetono, ma dietro quel cancello c’è un magico rettangolo in cui c’è sempre aperto uno spiraglio alla speranza ed al mistero. Cerco di giocare al meglio e trovo spesso degli spunti per delle innovazioni tecniche… Non ne posso parlare con molti, mi compatirebbero, ma con Florian, nello spogliatoio, prima e dopo la doccia, me lo posso permettere, perché lui capisce e partecipa, con attenzione e competenza. Mescoliamo l’italiano al tedesco, al dialetto, così come viene, non dobbiamo rendere conto a nessuno, niente “politically correct”, assoluta libertà e spontaneità.
“Non sopporto la toponomastica…” Poi torno a casa e, dopo il
riposino pomeridiano, un lusso che mi concedo da quando sono in pensione, mi metto al computer, a scrivere… Ogni tanto riguardo nei “Documenti” ed oggi butto l’occhio su un titolo che mi mette tenerezza: “Il sentiero di Alex”, una performance che avevo preparato insieme all’amico Willy nel 2010. Inizia con un perentorio “…non sopporto la toponomastica….” e mi viene da sorridere, perché continuo a non sopportarla, anche se c’è stata un’evoluzione in questi 15 anni: sono stati raggiunti dei compromessi e le parti hanno trovato dei punti d’intesa. Ripenso automaticamente al bilinguismo, ai miei anni di insegnamento, alla mia collaborazione con Kurt Egger, allora mio collega a Salern e divenuto poi uno dei più autorevoli esperti in materia della provincia. C’era anche Edi
perfetto, i nostri capi sarebbero contenti?” Ci siamo scambiati degli sguardi interrogativi e non siamo riusciti a darci una risposta netta. C’era come qualcosa in sospeso, un conto ancora aperto…
Mancava la vera fiducia, che va conquistata. Ne è passato
di tempo ed in me le cose sono divenute sempre più chiare. Non era l’aspetto tecnico a rappresentare il lato debole, non era l’atavica paura della perdita di identità, di confusione culturale, era qualcosa di più sottile, di più intimo, qualcosa che riguardava la sincerità ed il disinteresse della disponibilità, il coraggio di offrire rinunciando a certe prerogative, a certi presunti diritti, rivedendo certi pregiudizi. Mancava la vera fiducia, che va conquistata, che non si può assolutamente comprare, come un “cliente”. Vado avanti, rileggo altri pezzi di quella performance e ritrovo parole che condivido completamente
Il tempo vola, devo cenare in fretta per poi uscire e recarmi ad una riunione. Faccio ancora parte di diverse associazioni, tutte mistilingui, in cui però non si traduce più, in cui ci si può esprimere come si preferisce, senza timore di suscitare dei disagi. Questa sera penso di raccontare il ritrovamento del “Sentiero di Alex”. Ci sarà anche Willy e faremo una bella rimpatriata; cercherò di imitare Stefano, l’attore protagonista in occasione della premiere, quando con voce profonda diceva “…non sopporto la toponomastica…”. Non troppo tardi torno a casa e la Giuliana sta sonnecchiando alla TV; mi chiede come è andata ed io, con un vago sorriso, le dico “benissimo”. Mi preparo per la notte e prima di togliermi la felpa mi guardo ancora una volta allo specchio. Mi vedo bene con quel grande BRIXEN sul petto… Quasi quasi andrei a letto così.
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Roberto Scaggiante Leserbrief an: echo@brixner.info
Zum Autor
Mit Familienpass
Roberto Scaggiante nasce a Brixen il 25 giugno 1946 e, dopo aver superato la maturità classica al Liceo Dante Alighieri, si laurea in Lettere moderne presso l’Università di Padova. Per 40 anni insegna Italiano nelle Scuole Medie in lingua tedesca, 37 dei quali alla Oswald von Wolkenstein. Da giornalista pubblicista collabora con diversi quotidiani e riviste, da scrittore pubblica due romanzi
e scrive la sceneggiatura per una performance teatrale musicale, di cui cura anche la regia. Appassionato di sport, pratica agonisticamente sci, basket, calcio e soprattutto il tennis, disciplina che lo vede campione provinciale over 60 nell’anno in corso. È presidente del Bridge Club e del Lions Club della nostra città. È sposato con Giuliana, padre di Saro e nonno di Linda e Maria.
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Neuheiten
INTEGRATION
Brixen im Jahr 2025
„Der Schlüssel ist die Sprache“ Raja, leben Sie gern in Brixen?
Und wie fühlen sich Ihre Kinder?
RAJENDRA SINGH BHATI: Ich bin seit 1998 hier in Brixen, seit zwölf Jahren nunmehr, und habe in dieser Zeit die Entwicklung der Stadt sehr aufmerksam verfolgen können. Ich muss sagen, dass die Stadt sich in den letzten Jahren unglaublich positiv entwickelt hat. Früher ist sie mir manchmal wie tot vorgekommen, inzwischen aber ist sie äußerst lebendig und aktiv geworden, obendrein sehr sauber. Man merkt, dass die Bürger auf ihre Stadt sehr schauen. Diese positiven Meinungen höre ich auch von den vielen Touristen regelmäßig. Ich denke, Brixen ist eine der lieblichsten und lebenswertesten Städte weit und breit. Deshalb bin ich auch sehr stolz, in Brixen zu wohnen.
Für die ist es ganz anders. Sie sind hier geboren und aufgewachsen, sie fühlen sich nicht halb Ausländer und halb Brixner, sondern voll und ganz als Brixner!
Fühlen Sie sich noch als Ausländer? Ja, natürlich! Auch wenn ich jetzt schon seit längerem hier wohne, fühle ich mich als Ausländer und werde mich wahrscheinlich immer als Ausländer fühlen. Brixen ist aber zur zweiten Heimat für mich geworden. Wenn ich von einer Reise aus Indien zurückkomme und bei der Autobahn in Klausen ausfahre, dann spüre ich dieses besondere Gefühl, „Wow, ich bin in meiner Heimat zurück“. Was müsste sich ändern, damit Sie sich nicht mehr als Ausländer fühlen? Es ist das Herz, das kann man nicht ändern. Ich bin in Indien aufgewachsen, und diese Erinnerungen an meine Vergangenheit, an meine Kindheit, bleiben immer in mir. Aber ich bin gerne in Brixen und möchte hier meinen Teil der Verantwortung übernehmen – beim Gestalten der Stadt, beim Entwickeln, beim Sauberhalten. 40
Foto: Oskar Zingerle
Integration erfolgt nur über die Sprache, und Migranten sollten ihre Kultur selbstbewusst leben, sich aber auch für die Gesellschaft hier öffnen und das friedvolle Miteinander suchen – ein Prozess, der seine Zeit braucht. Ein Ausblick über die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund von Rajendra „Raja“ Singh Bhati.
Bleibt für Sie in dieser zweiten Heimat noch Raum für Ihre indische Kultur? Meine indische Kultur kann ich in Brixen nur marginal leben, ähnlich verhält es sich mit den anderen Kulturen. Das liegt aber vor allem an uns Migranten selbst. Wir sollten es schaffen, hier in der zweiten Heimat stärker zusammen zu schauen und unsere Kulturen offen und „peaceful“ zu leben, unsere Feste zu feiern und dies auch ganz selbstverständlich zu zeigen. Ich glaube nicht, dass die Stadt Brixen und die Brixner ein Problem damit hätten. Wenn 2025 noch mehr Menschen mit Migrationshintergrund hier leben, wird diese Offenheit notwendig sein, um ein friedliches Miteinander zu gewährleisten. Wie wächst die zweite Generation kulturell auf? Die Kinder lernen in der Schule die hiesigen Sprachen sowie die hiesige Mentalität und Kultur, zu Hause hingegen erleben und erlernen sie die Kultur ihrer Eltern. Das ist gut so. Die zweite Generation wird besser integriert sein als die erste, die sich noch relativ schwer damit tut. Man muss deshalb aus meiner Sicht ein wenig Geduld haben. Im Jahr 2025 könnte Integration deshalb besser funktionieren, vor allem mit dieser nun heranwachsenden zweiten Generation. Was war Ihr persönlicher „Schlüssel“ für die Integration?
Zunächst die Sprache: Ich habe, als ich nach Brixen gekommen bin, zuerst Deutsch und später auch Italienisch gelernt, weil ich Interesse dafür hatte. Wenn ich die Sprache des Landes beherrsche, so kann ich die Menschen grüßen und mich mit ihnen unterhalten. Die Ausländer sollten die Sprachen des Landes schon kennen, das ist sehr, sehr wichtig. Beide Sprachen? Zunächst eine, Deutsch oder Italienisch, damit man sich hier zurechtfindet. In einem zweiten Moment wäre es natürlich sinnvoll, auch die zweite Sprache, zumindest passiv, zu verstehen. Wie erleben Kinder mit Migrationshintergrund die oftmals vorhandenen Werte- und Mentalitätsdifferenz zwischen schulischem Umfeld mit Südtiroler Kultur und häuslichem Umfeld mit der Kultur ihrer Eltern?
Migranten haben eine sehr große Angst davor, dass ihre Kinder zu sehr die Werte der westlichen Gesellschaften übernehmen und diejenigen der eigenen Kultur entsprechend geringer leben. Eine Öffnung diesbezüglich wird es wohl nur langfristig geben. Wir brauchen Zeit. Diese Angst führt aber mitunter dazu, dass Kinder von Ausländern nicht alle Möglichkeiten von gleichaltrigen Einheimischen genießen können. Wird ihnen dadurch nicht ein Stück Zukunft bereits im Vorfeld verbaut? Gewiss. Das hängt eben sehr stark damit zusammen, dass viele Ausländer eine große Angst davor haben, sich zu öffnen. Viele könnten es nicht ertragen, dass ihre Kinder sich zum Beispiel in einen Südtiroler verlieben. Für mich als Hindu ist das weniger ein Problem, andere Kulturkreise haben diese Hemmung
viel deutlicher. Eine Öffnung geht allerdings nur sehr langsam vonstatten. Wie viele Generationen wird diese Öffnung dauern? Aus meiner Sicht mindestens zwei. Die Kinder derjenigen, die bereits hier geboren werden und aufwachsen, werden sich einigermaßen gut integrieren können. Fördert diese Haltung nicht das Entstehen von Parallelgesellschaften? Damit kommen wir auch wieder zum Thema der Sprache. Wenn wir miteinander kommunizieren können, dann kann gegenseitige Verständigung, gegenseitige Wertschätzung und das Verstehen beidseitiger Empfindlichkeiten leichter gelingen. Wenn das Interesse zur Integration, das Interesse zum Erlernen der Sprache fehlt: Wie stark soll, wie sehr darf die Gesellschaft hier entsprechende Forderungen stellen? Würde man die Sprachkenntnis an die Aufenthaltsgenehmigung knüpfen, würden Migranten Tag und Nacht lernen. Das wäre aber eine strenge und für Migranten sehr heikle Forderung, denn sie ist mit existenziellen Ängsten verbunden. Wie kann man das Interesse also wecken? Sehr schwierig: Die meisten leben hier um zu arbeiten und Geld zu verdienen, alles andere interessiert sie nur am Rande. Die Perspektive, dauerhaft hier zu bleiben, haben zwar einige, aber nicht wirklich viele. Diese Einstellung wird sich bei der ersten Generation der Immigranten kaum ändern
lassen. Auch hier gilt: Wir müssen auf die zweite Generation warten. In Sachen Migration und Integration regelt vieles die EU, einiges der Staat und mit dem neuen Integrationsgesetz künftig einiges
Sie loben Brixen in höchsten Tönen. Trotzdem sind die Brixner unzufrieden. Das ist eine Gewohnheit, wenn ich das sagen darf. Wir brauchen doch nur in die Vergangenheit zu
in Brixen positiv gelebt wird, dass die verschiedenen Kulturen sich offen, positiv und friedlich, aber auch selbstbewusst zeigen. Damit das Miteinander gut funktioniert und die Kommunikation klappt, müssen jene, die hier
„Ich hoffe, dass 2025 Multikulturalität in Brixen positiv gelebt wird, dass die verschiedenen Kulturen sich offen, positiv und friedlich, aber auch selbstbewusst zeigen“_ Rajendra Singh Bhati auch das Land. Was kann eine Gemeinde wie Brixen machen? Tja, was kann Brixen noch machen? Diese Gemeinde, diese Stadt hat so viel vorangebracht in den letzten Jahren, und ich glaube, hier ist sehr vieles möglich. Auf sehr unterschiedliche Art und Weise kann man gestalten und sich einbringen. Es liegt deshalb in erster Linie an uns Migranten, diese Chancen zu nutzen! Als Geschäftsmann habe ich selbst versucht, diese Möglichkeiten auszuschöpfen, habe dabei sehr viel Hilfe und Entgegenkommen erfahren und konnte mich dementsprechend entfalten.
blicken, dann erkennen wir, was sich in den letzten Jahren alles entwickelt hat, äußerst viel und äußerst positiv. Als Ausländer empfinde ich diesen Wandel als unglaublichen Entwicklungssprung. Wie sieht Ihre Vision für 2025 in Sachen Integration aus?
herkommen, aber auch willig sein, sich der hiesigen Gesellschaft zu öffnen, die vorhandenen Grundregeln zu akzeptieren und die Sprachen zu lernen. 2025 wird hoffentlich bereits die zweite Generation bestimmend sein, von der in diese Richtung mehr zu erwarten ist.
Ich hoffe, dass Multikulturalität
ingo.dejaco@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info
Zum Gesprächspartner
Es hängt also sehr vom persönlichen Engagement ab? Ich bin 1998 nach Brixen gekommen, konnte weder Deutsch noch Italienisch und kannte keine Leute. Die Kommunikation auf Englisch war nur bedingt brauchbar. Und damit komme ich schon wieder auf das Thema der Sprache: Ohne das Erlernen der Sprache hätte ich nicht diesen Weg der Integration beschreiten können.
Rajendra Singh Bhati wurde 1976 in Udaipur (Indien) geboren und besuchte dort die Schule; ab 1987 arbeitete er in der Tourismusbranche. Im Jahr 1998 folgte sein Umzug nach Italien, wo er zunächst in verschiedenen Gastbetrieben
als „Tuttofare“ und dann bei einem großen Fleischverarbeitungsbetrieb arbeitete. Im Jahr 2001 eröffnete er in Brixen ein Geschäft und wagte damit den Schritt in die Selbständigkeit. Rajendra Singh Bhati ist verheiratet und Vater zweier Töchter.
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KIRCHE UND GLAUBE
Brixen im Jahr 2025
Christen brauchen eine starke Identität Die Kirche im Jahr 2025 ist wie bislang unvollkommen, weil sie sich aus Menschen zusammensetzt. Die Auseinandersetzung zwischen Christen und Menschen mit anderen Weltanschauungen – und nicht nur mit andersgläubigen Menschen – wird stärker. Und es gibt viele Frauen und Männer, die zu priesterlichen Diensten berufen sind. Ein Ausblick über die Kirche und ihre Menschen im Jahr 2025 von Artur Schmitt.
W
ie soll ich mir Kirche und Religion in Brixen im Jahr 2025 vorstellen? Manchmal haben Zeitungen schon seltsame Fragen und Anliegen!!! Ich versuche mein Bestes, meine Gedanken in verständliche Worte zu fassen. Es wird wohl kein theologischer Artikel werden, sondern eher die Schilderung eines Wunschbildes von Kirche, das an allen Ecken und Enden unvollkommen und unzureichend sein wird.
Die Kirche setzt sich aus Menschen mit Stärken und Schwächen zusammen. Damit ist auch
schon das erste wichtige Stichwort gefallen. So wie in der Vergangenheit und in der Gegenwart, so wird auch die Kirche in Brixen im Jahr 2025 eine unvollkommene und unzureichende Kirche sein, denn sie wird sich aus den Menschen des Jahres 2025 zusammensetzen. Es werden Menschen sein mit Stärken und Schwächen, denen es manchmal gelingen wird, den richtigen Weg einzuschlagen, und manchmal eben nicht. Sie wird sich vom Himmelreich deutlich unterscheiden, aber sie wird, so
wie heute, die Menschen versammeln, die an dieses kommende Himmelreich glauben. Dann sehe ich, dass es in 15 Jahren Kirche in Brixen ganz einfach noch geben wird. Gut sichtbar durch ihre Gebäude, die aus dem Stadtbild nicht wegzudenken sind, und auch gut hörbar durch ihre Glocken. Es wird weiterhin Menschen geben, die diese Gebäude mit Leben füllen,
Anzahl. An einigen Feiertagen im Jahr oder bei besonderen kulturellen Veranstaltungen werden die Kirchengebäude weiterhin zu klein sein, um die religiöse Sehnsucht vieler Menschen, den Durst nach dem Göttlichen zu stillen.
Die Menschen der Kirche leben in der Gegenwart, mit Blick auf die Zukunft. Ich sehe eine Kirche, die ihr Heil nicht in der
„Vielleicht wird die Kirche in Brixen im Jahr 2025 entdecken, dass ganz viele Frauen und Männer in ihr zu priesterlichen Diensten berufen sind“_ Artur Schmitt denen die Feier ihres Glaubens wichtig ist. Die Versammlung zum Gottesdienst und zur Eucharistie wird weiterhin das Herz dieser Kirche sein. Es wird nach wie vor Menschen geben, die dem Ruf der Glocken folgen; wahrscheinlich werden es weniger sein als heute, aber immer noch eine stattliche
Wiederherstellung vergangener Verhältnisse sieht. In dieser Kirche gibt es keine verkehrte Nostalgie nach den „guten alten Zeiten“, die aus der Nähe betrachtet meist gar nicht so gut waren. Die Menschen dieser Kirche werden nicht in der Vergangenheit leben wollen, sondern in der Gegenwart und
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mit Blick auf die Zukunft. Es soll eine Kirche sein, in der Platz für die Menschen des Jahres 2025 ist, für ihre Sorgen und Nöte und für ihre Hoffnungen und Freuden. Selbstverständlich werden sie sich ihrer Wurzeln, ihres kulturellen Erbes bewusst sein, aber dieses Erbe wird sie nicht blockieren, sondern es wird sie stärken, damit sie den Herausforderungen ihrer Zeit begegnen können.
Christen brauchen eine starke Identität, um eine eigene Position vertreten zu können. Die
Christen des Jahres 2025 werden eine starke Identität brauchen. Keine übergeworfene, oberflächliche, bestenfalls noch „christentümlich“ zu nennende Identität, die alleine dazu dient, Menschen
in die Gemeinde einbringen können. Priester, die in den Augen der Gläubigen keine „Supermänner“ sein müssen, von denen nichts „Übermenschliches“ verlangt wird, die aber geprägt sind vom Glauben an Gott und der Liebe zu den Menschen. Vielleicht wird die Kirche in Brixen im Jahr 2025 entdecken, dass ganz viele Frauen und Männer in ihr zu priesterlichen Diensten berufen sind. Als Kirche wird sie sich im Klaren darüber sein, dass die vielen verschiedenen Berufungen und Fähigkeiten in der Gemeinde von Gott geschenkt sind, damit sein Wort unter den Menschen lebendig sein kann.
Die Zukunft der Kirche liegt im Ort selbst und nicht woanders. Wie kann ein solches Wunschbild von Kirche realisiert werden? Sicherlich nicht alleine! Dazu braucht es die Mithilfe vieler. Die „Grundzutaten“ der Kirche werden sich bis zum Jahr 2025 nicht wesentlich mit einem anderen Glauben zu bekämpfen. Sondern sie werden ein wirklich christliches Bewusstsein brauchen, damit sie in einer Gesellschaft, die ihre Schwierigkeiten mit zentralen Aussagen des Evangeliums, wie Frieden, Nächstenliebe, Rücksichtnahme und der Wichtigkeit Gottes im menschlichen Leben hat, eine eigene Position vertreten können. Die Auseinandersetzungen mit anderen Weltanschauungen werden im Jahr 2025 sicher stärker sein. Doch wird es nicht nur um den Konflikt mit andersgläubigen Menschen gehen. Gleich stark wird die Konfrontation mit der eigenen, europäischen Kulturgruppe sein, die ihr Leben an anderen Maßstäben orientiert als den christlichen. Kirchliche Menschen
des Jahres 2025 haben keine Angst vor anderen Menschen, sondern sie leben ihre christliche Überzeugung aus dem Wissen heraus, dass Gott allen Menschen die gleiche Würde verliehen hat und erschaffen gerade daraus eine eigene christliche Lebenskultur.
verändern: Es braucht heute, wie in 15 Jahren, Menschen, die von der Erfahrung der Gegenwart Gottes in ihrem Leben und vom Wunsch nach der Begegnung mit ihm und ihren Mitmenschen erfüllt sind. Diese Erfahrung der Gegenwart Gottes und dieser Wunsch nach Begegnung sind die Motivation für ein Mittun in der Kirche vor Ort. Genau dort, in der konkreten Gemeinde, verwirklicht sich christlicher Glaube an erster Stelle. Der Ort des gelebten Glaubens ist die erste und wichtigste Kirche, manchmal auch unabhängig von größeren zusammenhängenden Strukturen. Für eine Zukunft der Kirche in Brixen ist der Blick auf die große Gemeinschaft der Glaubenden mit ihren verschiedenen Repräsentanten zwar unerlässlich, doch liegt die Zukunft für sie eben in Brixen und nicht an einem anderen Ort. Artur Schmitt Leserbrief an: echo@brixner.info
Zum Autor
Viele Frauen und Männer sind zu priesterlichen Diensten berufen. Es wird in dieser Kirche
Frauen und Männer, Junge und Alte geben, die sich, ohne miteinander zu konkurrieren, für das Evangelium einsetzen. Gemeinsam werden sie auf diesen Jesus aus Nazareth blicken und sich fragen, was er dem Jahr 2025 zu sagen hat. Die Gemeinden in Brixen werden Priester haben, die die Erfahrungen ihres Alltags- und Familienlebens
Artur Schmitt, Jahrgang 1970, ist seit 1992 Mitglied der Gemeinschaft der Augustiner Chorherren von Neustift. Er studierte Theologie in Brixen, Bologna und Innsbruck. 1998 wurde er zum Priester geweiht und arbeitete als Seelsorger in Welschnofen,
Villanders und zwei Jahre in Sao Paulo in Brasilien. Zurzeit ist er Pfarrer von Natz und Mitarbeiter im Bildungshaus Kloster Neustift. Gleichzeitig schreibt er seine Dissertation in Pastoraltheologie an der Uni Innsbruck.
aufgehoben worden, und es gibt einen einzigen Fußballverein, einen Tennisclub, ein Jugendzentrum… und das alles ohne ethnische Trennung. Das bringt mit sich, dass es in Brixen eine echte Zweisprachigkeit der Bevölkerung gibt: Jeder spricht ganz einfach in seiner Muttersprache und wird vom jeweils anderen verstanden. Außerdem beteiligt sich Brixen an einem europäischen Wettbewerb für die nachhaltigste, umweltfreundlichste Kleinstadt. Deshalb hat zum Bei-
spiel der Citybus mehrere Linien und fährt unter anderem auch über Köstlan und die Josefsiedlung. Auch gibt es in Brixen und Umgebung keine riesigen Hotelanlagen für Massentourismus, sondern Kleinund Mittelbetriebe, die Stammgäste und Individualtouristen beherbergen. Brixen ist eine vielseitige Kleinstadt, in der die Devise „Leben und leben lassen“ keine hohle Phrase, sondern gelebte Wirklichkeit ist.
Mein Brixen im Jahr 2025
Elisabeth Stürz: freie Redakteurin beim „Brixner“ seit Februar 2005
z Wenn ich an mein Brixen im Jahr 2025 denke, dann sehe ich mich an einem sonnigen Sommertag mit meinen Kindern bei einem Obstpicknick im Hofburggarten sitzen. Nicht nur ich bin 15 Jahre älter und gescheiter, sondern auch in Brixen hat sich einiges in die richtige Richtung entwickelt. Die Sparmaßnahmen im öffentlichen Sektor haben Gutes bewirkt: Weil nicht mehr genügend Geld da war, um alle Vereine zu finanzieren, ist die Trennung nach Sprachgruppen
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GESUNDHEITSWESEN
Rationalisieren und vorbeugen Die basismedizinische und krankenpflegerische Betreuung wird im Sprengel ausgebaut, damit Gesundheitsleistungen nicht auf einer höheren und damit kostenintensiveren Betreuungsebene erbracht werden müssen als notwendig. Und die Bedeutung der Prävention nimmt zu. Ein Ausblick auf das Gesundheitswesen im Jahr 2025 von Siegfried Gatscher.
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010 bis 2025: Ein Zeitraum, der für die meisten von uns wohl über die üblichen Planungszeiträume hinausgeht. 15 Jahre sind aber andererseits doch eine Zeitspanne, für die es sich lohnt, Entwicklungstendenzen in Systemen zu erfassen, ein zu erwartendes Szenario zu entwerfen und entsprechende Steuerungsinitiativen zu ergreifen.
Die Lebenserwartung steigt, die Kosten auch. Bezogen auf das
Südtiroler Gesundheitswesen lässt sich mit Sicherheit eine demografische Entwicklung erkennen, wonach der Altersstruktur-Koeffizient von derzeit 106 auf 125 und mehr steigen wird. Dieser Altersstrukturkoeffizient misst das Verhältnis zwischen junger (0 bis 14 Jahre) und älterer Bevölkerung (65 Jahre und mehr). Eine dabei erfreuliche Nachricht für uns alle ist, dass auch die Lebenserwartung von derzeit 84,9 Jahren bei Frauen und 79,3 Jahren bei Männern bis zum Jahre 2025 erheblich ansteigen wird, und zwar mit einer abnehmenden Spanne zwischen Männern und Frauen. Die Menschen werden also älter, die Lebenserwartung steigt – und das führt zu einer längeren und auch kostenintensiveren Versorgung. Dazu kommt die Entwicklung neuer, kostspieliger diagnostischer Verfahren und Therapieformen. Diese Entwicklung wird mit hoher Wahrscheinlichkeit eine große Belastung für unser solidarisches, steuerfinanziertes Gesundheitswesen darstellen. Wollen wir weiterhin den gleichen Zugang aller Bürger und Bürgerinnen zu den Gesundheitsleistungen sichern, so gilt es, alle bestehenden Rationalisierungspotentiale in unserem Gesundheitswesen auszuschöpfen, um eine Rationierung zu vermeiden.
Integrierte Betreuungsketten schaffen. Wir werden sorgsam
darauf achten müssen, dass Gesundheitsleistungen nicht auf einer höheren und damit kostenintensiveren Betreuungsebene erbracht werden als jener, die sie angemessen erbringen kann. In diesem Sinne gilt es, die basismedizinische und krankenpflegerische Betreuung im Sprengel auszubauen, die Filterfunktion der Ärzte für Allgemeinmedizin zu stärken und eine enge Vernetzung der Krankenhausdienste mit den Sprengeldiensten und auch den Sozialdiensten anzustreben. „Integrierte Betreuungsketten schaffen“ heißt die Herausforderung der Zukunft, der wir uns stellen müssen. Dabei geht es nicht nur darum, einzelne Versorgungsepisoden zu optimieren, sondern im wahrsten Sinne ganze Patientenkarrieren über alle Schnittstellen hinweg zu steuern. So können wir nämlich nicht nur die Betreuungskontinuität verbessern, sondern auch Effizienzsteigerungen und damit
Spareffekte erzielen. Aus anderer Perspektive wird uns die zunehmende Alterung der Bevölkerung mit den damit verbundenen chronischen Erkrankungen, den Mehrfacherkrankungen und der hohen Pflegebedürftigkeit schneller als uns lieb ist dazu zwingen, ein differenziertes Angebot auch an Wohngemeinschaften, Tagesbetreuung und so weiter bereitzustellen, sowie auch auf die Ehrenamtlichkeit in Form einer unterstützenden Betreuung zurückzugreifen. Es wird auch nötig sein, nach Mitteln und Wegen zu suchen, das Pflegepotential der Familien und Angehörigen zu stärken.
Von der Krankenbetreuung zur Gesundheitsförderung. Gesund-
heitsförderung, Gesundheitserziehung und Primärprävention werden im Jahr 2025 einen wesentlich höheren Stellenwert einnehmen als heute. Bei aller Anerkennung, die dem Fortschritt der medizinischen
Geräte und Techniken zweifelsfrei zugestanden werden muss, lässt sich nicht behaupten, dass Fortschritte im Gesundheitswesen sich vor allem auf die Medizintechnik und die Spitzenmedizin zurückführen lassen. Anschnallpflicht für Autofahrer, Helmtragepflicht für Motorradfahrer, Einschränkung des Rauchens und des Alkoholkonsums haben wahrscheinlich mehr Menschenleben gerettet als hoch spezialisierte medizinische Behandlung. Es gibt Gebiete, deren Ansehen zwar gering ist, die jedoch einen entscheidenden Beitrag zur Hebung des Gesundheitszustandes der Bevölkerung leisten, wie die Vorsorgemedizin, die Psychosomatik, die Suchtbekämpfung und vieles andere mehr.
Nicht mehr nur Reparaturwerkstätte. Es erscheint erforderlich, die Gesundheitsbetreuung nicht auf den eingeschränkten Blickwinkel der Diagnose und 45
Brixen im Jahr 2025
Heilbehandlung zu reduzieren. Mit anderen Worten: Die Gesundheitsdienste sollten bemüht sein, ihr Selbstverständnis als bloße „Reparaturwerkstätte in Gesundheitsbelangen“ zu überwinden und darauf hinzuarbeiten, dass die Notwendigkeit von Reparatureingriffen abnimmt. Einen anderen Umstand gilt es zu berücksichtigen: Übertriebene Erwartungen an die Spitzenmedizin schaden auch der Prävention. Nur selten kann nämlich jahrelanges Fehlverhalten im Lebensstil durch die sogenannte „Apparatemedizin“ kompensiert werden. Es ist absehbar, dass im Jahr 2025 sich die Erkenntnis gefestigt haben wird, dass Gesundheitsförderung nur dann erfolgreich sein kann, wenn ihre Inhalte in allen Lebenswelten der Menschen verankert werden. Nicht nur das „Verhalten“ soll auf einen gesunden Lebensstil hinzielen, auch die „Verhältnisse“, die Bedingungen in allen Lebensund Arbeitsbereichen müssen so gestaltet werden, dass sie Gesundheit ermöglichen. Alle im Gesundheitswesen Tätigen werden demnach die Gesundheitserziehung als Querschnittaufgabe begreifen und wahrnehmen müssen.
EU-weiter Wettbewerb der Gesundheitsanbieter. Die Möglich-
keit grenzübergreifender Inanspruchnahme auf Gesundheitsleistungen wird in absehbarer Zeit gegeben sein. Die Herausforderungen, die sich daraus für die Südtiroler Gesundheitseinrichtungen ergeben, sind beträchtlich. Für den Bürger werden die Qualität der Behandlung und die Patientenorientierung der Behandelnden der Maßstab für die Wahl der Einrichtung sein, an die er sich wendet. Mindestens ebenso bedeutsam wie die Herausforderungen sind aber auch die
Chancen, die sich für die Südtiroler Krankenhäuser unter anderem auch durch die Zwei- beziehungsweise Mehrsprachigkeit ihrer
Krankenhaus Brixen nach dem Abschluss der Umbauarbeiten, die noch etwa fünf Jahre in Anspruch nehmen werden, einen
„Die Gesundheitsdienste sollten bemüht sein, ihr Selbstverständnis als bloße ‚Reparaturwerkstätte in Gesundheitsbelangen’ zu überwinden und darauf hinzuarbeiten, dass die Notwendigkeit von Reparatureingriffen abnimmt“_ Siegfried Gatscher Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ergeben. Ich bin zuversichtlich, dass das Krankenhaus Brixen in Verbund mit dem Krankenhaus Sterzing, den territorialen Diensten und dem Therapiezentrum Bad Bachgart beste Voraussetzungen haben, sich dieser Herausforderung zu stellen. Die Abteilungen und Dienste in unseren „Brixner“ Einrichtungen befinden sich auf einem guten Weg der Konsolidierung, decken alle Bereiche der Grund- und Schwerpunktversorgung ab und stellen bereits jetzt ein in jeder Hinsicht attraktives Angebot bereit, um eine Abwanderung der Südtiroler Patienten einzugrenzen und ausländische Patienten anzuziehen.
ausgezeichneten baulichen und Einrichtungsstandard aufweisen wird. In noch höherem Maße erfolgsbestimmend werden aber die fachliche Qualifikation und auch die Freundlichkeit, die Höflichkeit und das Einfühlungsvermögen der ärztlichen und pflegerischen Mitarbeiter und der
als „lernende Organisation“ zu verstehen und uns entsprechend zu verhalten. Denn dann, und nur dann, wird es uns gelingen, den Herausforderungen des Jahres 2025 zu begegnen und an ihnen zu wachsen. Siegfried Gatscher Leserbrief an: echo@brixner.info
Zum Autor
Qualität ausbauen. Es gilt, die
Bemühungen um kontinuierliche Qualitätsverbesserungen nicht nur aufrecht zu erhalten, sondern nach Möglichkeit noch auszubauen. Alle drei Dimensionen der Qualität sind dabei zu beaufsichtigen: die Strukturqualität ebenso wie die Ablauf- und Ergebnisqualität. Zum Thema Strukturqualität ist es wohl nicht vermessen zu behaupten, dass das
Siegfried Gatscher, Jahrgang 1953, besuchte das Franziskanergymnasium/Lyzeum in Bozen und studierte Rechtswissenschaften in Wien, Innsbruck und Padua. 1979 bis 1996 war er Amtsdirektor in der Abteilung Örtliche Körperschaften und in der Abteilung Gesundheits-
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übrigen Berufsgruppen sein. Letztlich wird es entscheidend sein, ob wir gemeinsam den Willen und die Kraft aufbringen, uns
wesen der Autonomen Provinz Bozen, ab 1996 Generaldirektor des Sanitätsbetriebes Brixen und seit 2008 ist Siegfried Gatscher Direktor des Gesundheitsbezirkes Brixen. Er ist verheiratet und Vater einer 27-jährigen Tochter und eines 18-jährigen Sohnes.
BILDUNG UND SCHULE
Vom Wollen zum Können und Wissen „Ent“-Schleunigung und „Ent“-lastung werden wertvoll. Ebenso besinnt man sich auf die „alten“ Kardinaltugenden Besonnenheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Weisheit – und die Schule ist in einem Netzwerk von Bildungsträgern integriert. Ein Ausblick auf die Bildungsund Kulturarbeit in Schule, Familie und Umfeld im Jahr 2025 von Franz Comploi.
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010 bis 2025: eine Zeitspanne von 15 Jahren. Eine Wegstrecke, in der viel geschehen, in der sich aber auch wenig bewegen kann. Was hat sich beispielsweise in etwa 15 Jahren im und um das Brixner Forum abgespielt? Es war vor ungefähr 15 Jahren, dass die Brixner Gemeindeverwaltung auf der Suche nach dem passenden Areal für ein Kulturzentrum auf dieses Objekt stieß, es 2001 als Kultur- und Kongresshaus der Bevölkerung übergab, die es seither mit Leben füllt und es wohl nicht mehr aus dem Kulturbetrieb wegdenken könnte. Szenenwechsel: Seit etwa 15 Jahren bemüht sich die Musikschule Brixen um eine neue Heimstätte für ihren blühenden Schul- und Kulturbetrieb, da die adäquate Unterbringung der etwa 1.200 Schülerinnen und Schüler in der alten Domschule und in einigen Räumen des dieser gegenüberliegenden Priesterseminars eigentlich schon lange an ihre Grenzen gestoßen und kaum mehr zu bewältigen ist. Nun scheint auch in dieses Projekt Bewegung zu kommen und sich eine Lösung abzuzeichnen. Was will ich damit sagen? In der Entwicklung einer Stadt und einer Region kann in 15 Jahren Einiges bereits konkret umgesetzt werden, das nachhaltig wirkt, wie Anderes vorgespurt werden und dann auch gelingen kann, wenn es konsequent und mit Überzeugung verfolgt wird. 15 Jahre ist also ein Zeitraum, der Veränderungen spürbar werden lässt.
Ausrichtung an den Kardinaltugenden. Bildung 2025 – Wie
kann diese aussehen? Im Zeitalter von Computer und Internet mache ich eine Definitionsanleihe in der „freien Enzyklopädie Wikipedia“, die Bildung zu umschreiben versucht „als das reflektierte Verhältnis zu sich, zu anderen und zur Welt“. Reflektieren geschieht nicht in
der Hektik, reflektieren geschieht in der Ruhe. Ruhe schafft Raum, um miteinander zu reden und aufeinander zu hören. Gehörtes und Besprochenes kann überdacht werden, aus Denken erwächst Handeln. „Ent“-schleunigung und „Ent“-lastung sind mittlerweile in aller Munde, meiner Meinung nach zu Recht – auch in und für Brixens Jugend und Brixens Zukunft. 15 Jahre sind ein guter Zeitraum, an der „Kultur des Aufwachsens“ unserer Kinder so zu arbeiten, dass sie sich verstärkt an den „alten Kardinaltugenden“ ausrichtet. Auch die kommenden Jahre werden eine zunehmend in Lebensform, Religion und Einstellung pluralistisch werdende Gesellschaft am Standort Brixen sehen: Besonnenheit oder Mäßigkeit als überlegtes und gelassenes Handeln, Gerechtigkeit als das Gespür für die jedem Menschen von Natur aus zustehende gleiche Wertschätzung und Anerkennung als Person, Tapferkeit als die Bereitschaft des überzeugten Eintretens und Handelns, Weisheit oder Klugheit als versuchte Einsicht in tiefe Zusammenhänge werden mehr denn je der Schlüssel für gelungenes Zusammenleben sein.
Freiräume schaffen. Diese Bil-
dung geht quer durch die Altersgruppen, die sozialen Schichten, die ethischen Zugehörigkeiten. Sie kann alle Menschen verbinden und eine Begegnung auf Augenhöhe ermöglichen. Und dies kann überall geschehen: durch die Stärkung der Familien, durch den Ausbau von entsprechenden Strukturen für Kinder und Jugendliche, durch das Investieren in Schulen und Ausbildungsplätze. 15 Jahre sind ein angemessener Zeitraum, (mehr) Freiräume für Ruhe, für Spiel und Bewegung in der Stadt und um die Stadt herum zu schaffen. 15 Jahre sind ein guter Zeitraum, um der Kunst und der Kultur mehr
Eigenwert beizumessen und sie von Konsum und Kommerz abzukoppeln. In 15 Jahren könnte es dann gelingen, die lebenswerte Seite der Stadt für Einwohner und für Ruhe suchende Gäste noch besser herauszuputzen, da sie dann, unter anderen von einer „akustischen Umweltverschmutzung“ (vor allem am Wochenende) befreit sein könnte.
Die Schule der Zukunft. Schulbildung 2025: Wo orte ich diese? Schule ist eine Einrichtung, die
Kinder und Jugendliche „zukunftsfähig“ macht. Diese Aufgabe wird auch die Schule in Brixen Kindern und Jugendlichen gegenüber erfüllen müssen, die vermehrt mit unterschiedlichen Biographien und kulturellen Ansätzen in der Klasse zusammengeführt werden. Diese Aufgabe ist zu leisten vor dem Hintergrund eines rapide anwachsenden „Weltwissens“ und des Anspruchs der Arbeitswelt auf ein entsprechendes flexibles Reagieren. Die Schule kann verstärkt einen Weg gehen, der das
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Brixen im Jahr 2025
Lernen als hervorstechendstes Merkmal der Wissensgesellschaft zu einer positiven, von den jungen Menschen mitgetragenen und für sie einsichtigen und sie befriedigenden Erfahrung macht. Auch
mit ihnen austauschen. Im Binom von Wissensgesellschaft und Spaßgesellschaft kommt der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit eine besondere und vermittelnde Rolle zu. Über diese
sie sind aber auch eine Zeitspanne, in der sich Einiges bewegen und erreichen lässt. „Brixen als Stadt des Dialogs“ – dieses Ziel wurde 2009 für den Masterplan 2020 formuliert. Brixen als Stadt des
„15 Jahre sind ein angemessener Zeitraum, (mehr) Freiräume für Ruhe, für Spiel und Bewegung in der Stadt und um die Stadt herum zu schaffen“_ Franz Comploi eine „Schule“ ohne Altersgrenze, bei der das Lehren und Lernen als etwas Natürliches, Notwendiges und Einfaches erfahren werden, jedoch in der Komplexität von Disziplin, Gewissenhaftigkeit, Sorgfalt und Gründlichkeit und vor allem in der Übung Ernst genommen wird. Die Schule 2025 wird mehr noch als heute in ein Bildungsnetz mit anderen Bildungseinrichtungen, seien dies Verbände, Vereine und freie Träger, eingebunden, um eine Spur mehr als heute agieren zu können und nicht reagieren zu müssen und um – auch dies ein Aspekt, dem vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt werden wird – ohne Wertminderung kostengünstiger arbeiten zu können. Die Schule wird keine „Einzelkämpferin“ mehr sein können!
Außerschulische Bildung. „Bil-
dung ist mehr als Schule“, sie ist der Ansatz einer Bildungsund Kulturarbeit außerhalb der Schule und außerhalb der Familie. Jugendliche treffen sich mit Freunden, in Gruppen, in Vereinen. Hier können sie sich an Gleichaltrigen messen, sich
kann eine starke Wertevermittlung, eine Einbindung in örtliche Entscheidungen, eine veränderte Sichtweise von Politik, verstanden als Dienst für die und an der Gemeinschaft, erfolgen. In Brixen geschieht zugegebenermaßen bereits Vieles. Gutes ist aber in besonderem Maß ausbaufähig. In Initiativen, seien sie kultureller, ökologischer oder sozialer Natur, erleben Kinder und Jugendliche ein „Gefühl der Produktivität“, sie erleben eine Bestätigung, die sie wiederum stark macht für den rauen Wind, der vielerorts eben auch weht. Programme gemeinnütziger Tätigkeit ermöglichen den Kindern und Jugendlichen die oft einzigen gemeinsamen Erlebnisse, das Erreichen eines gewollten Ziels, das Zusammenarbeiten mit Erwachsenen, die nicht (nur) Eltern und/oder Lehrpersonen sind.
Brixen als Stadt des Dialogs. Brixen hat Interesse an seiner Jugend und an deren Zukunft. Auch für 2025 gilt: Jugend braucht Zukunft, damit Brixen eine Zukunft hat. 15 Jahre sind eine kurze Zeit,
kulturellen, des schulbezogenen, des bildungsorientierten Dialogs kann 2020 wie 2025 gelten. Um
dies zu erreichen, bedarf es einer Haltung und einer Einstellung in den Köpfen aller, die dies zulässt, ja, die dies konkret will. Vom Wollen zum Können und Wissen: An dieser Haltung sollte jeder und jede für sich und in seinem Bereich arbeiten, um Brixen (s)eine Vielfalt zu erhalten und diese auszubauen. Es bleibt der Wunsch, dass Schule und Universität etwas „kultivieren“ können, was in unserer Gesellschaft knapp ist: gelassener Geist, Zeit für Gespräche und Freude am Denken und NachDenken als Herausforderung. Eine gute Investition für unsere Zukunft, der Rest folgt daraus. Franz Comploi Leserbrief an: echo@brixner.info
Zum Autor
Franz Comploi absolvierte sein Studium in den Fächern Schulmusik, Klavier-Lehrbefähigung und Orgel Konzertfach am Mozarteum in Salzburg. Außerdem studierte er Aufführungspraxis Alter Musik bei Nikolaus Harnoncourt und Cembalo bei Kenneth Gilbert. Seine musikalischen Aktivitäten sind vielfältig: Als Solist ist er bei verschiedenen Festivals aufgetreten, als Komponist hat er vor allem ladinische Chormusik geschrieben, als Juror
an verschiedenen Orgelwettbewerben teilgenommen und als Chorleiter in Salzburg und Brixen gewirkt. Er hat über Musik und Rhetorik, Liebeslieder und über musikpädagogische Themen publiziert. Franz Comploi war von 1988 bis 2005 Dozent am Salzburger Mozarteum. Seit 2004 ist er Professor an der Freien Universität Bozen und übt außerdem das Amt des Domorganisten von Brixen aus, wo er auch lebt.
die sich nun den Weg über den Brenner sparen. Der Zustrom von neuen Brixner Mitbürgern, meist mit Migrationshintergrund, machte den Bau vieler neuer Häuser erforderlich, die inzwischen sogar ein völlig neues Stadtviertel bilden. Der Stadtteil Millander Au erstreckt sich mittlerweile bis fast nach Sarns und hält inzwischen an die 1.800 Wohneinheiten, Schulen, Kindergärten und Geschäfte mit meist arabischen oder asiatischen Waren und Spezialitäten bereit. Das Projekt Naherholungszone
mit großem Badeteich musste hier leider aufgegeben werden. Von dieser Entwicklung hat jedoch der Millander Sportverein profitiert, der nun doch noch die Konzession zum Bau des dritten Fußballplatzes erhalten hat. Die einst mit viel bürokratischem und politischem Aufwand durchgesetzte Verlegung der Millander Hochspannungsleitung führt nun inzwischen wieder durch ein Wohngebiet.
Mein Brixen im Jahr 2025
Klaus Ramoser: freier Redakteur beim „Brixner“ seit Oktober 2009 48
z Wenn ich an mein Brixen im Jahr 2025 denke, sehe ich im Norden der Stadt, genau genommen in Vahrn, ein Konglomerat von meist mittelgroßen Unternehmen und Geschäften, die zusammen ein großes Einkaufszentrum bilden, was viele Eisacktaler und Pustertaler Kunden sowie zahlreiche Durchreisende anlockt. Durch die Westumfahrung ist dieses Handelszentrum auch von Süden her gut erreichbar. Die Stadt selbst profitiert davon nicht sonderlich, außer die vielen Brixner Bürger,
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Die Backstube Profanter ist die größte Biobäckerei Südtirols. Worauf achten Sie bei der Herstellung von Backwaren? Benjamin Profanter: BIO bedeutet Wohlbefinden für Mensch und Natur, denn biologische Lebensmittel sind nicht nur frei von Gentechnik, chemischen Pestiziden und Kunstdünger, sondern respektieren auch die Umwelt. Mit der Herstellung von Backwaren aus rein biologischen Zutaten wirken wir gezielt dem Trend der Schnelligkeit und der Industrialisierung entgegen. Die Gesundheit ist des Menschen wichtigstes Gut, und deshalb möchten wir Menschen für eine bewusste Ernährung sensibilisieren. Die Backstube Profanter fertigt seit über 40 Jahren Brot und Gebäck, das keinerlei belastende Zusatzstoffe für den Körper enthält, und verarbeitet die qualitativ hochwertigen Zutaten auf natürliche Art und Weise. Ebenso vermeiden wir gänzlich Geschmacksverstärker, Konservierungsstoffe, künstliche Aromen sowie Emulgatoren. Wir verzichten bereits seit Jahren auf billiges Schweinefett und verwenden stattdessen hochwertige Fette wie Butter oder kaltgepresstes Olivenöl, damit die Backwaren noch bekömmlicher und gesünder werden.
• Natursauerteige • Eigene Hausmühle • Steinöfen • Nur eigene Hausrezepte • Keimkraft-Bäcker • Südtiroler Berggetreide • BIO-logisch!
Immer mehr Menschen achten auf eine bewusste Ernährung mit biologischen Zutaten. Sehen Sie Bio als vorübergehenden Trend, oder steckt mehr dahinter? Bio ist definitiv mehr als ein Trend. Die heutige schnelllebige Zeit, geprägt von Fast Food, Stress und belastenden Umwelteinflüssen, stellt unseren Körper zunehmend auf die Probe. Deshalb sollte man sich bewusst ernähren und Zutaten auswählen, die für den Körper keine zusätzliche Belastung darstellen. Bio ist eine Lebensphilosophie und eine Einstellung zum Leben. Dass Bio immer wichtiger wird, bestätigt auch die steigende Nachfrage nach Bio-Brotware, die nicht nur besonders gesund und bekömmlich ist, sondern auch noch besonders gut schmeckt.
Foto: EOS/Frieder Blickle
Benjamin Profanter
Die Bio-Rohstoffe werden von uns bewusst ausgewählt, wobei wir besonders auf Qualität achten. Dies belegen auch die regelmäßigen Auszeichnungen unserer Produkte. BIO steht auch für faire Partnerschaften, mit denen die regionale Landwirtschaft, insbesondere Kleinbauern, gestärkt wird. Die Zutaten weisen eine geprüfte Qualität auf und stammen entweder von einheimischen Landwirten oder von geprüften Unternehmen. Die Bio-Qualität ist bei uns kein Lippenbekenntnis, sondern gesetzlich geprüfte Qualität: Die Bio-Brote unsere Backstube werden durch unabhängige Kontrollstellen geprüft und kontrolliert. Diese stellen durch jährliche Überprüfung und Stichprobenkontrollen sicher, dass unsere Produkte nur Bio-Rohstoffe gemäß der Verordnungen enthalten.
BERUFSBILDUNG
Brixen im Jahr 2025
Immer wieder aufs Neue lernen Die steigende Lebenserwartung bringt es mit sich, dass berufliche Wiedererlern- und Umlern-Auszeiten notwendig sind; Erfahrung, Kompetenz, Wissen und Können der „Älteren“ in der Gesellschaft müssen genutzt werden. Die Berufsschule „Emma Hellenstainer“ wird zum Kulturzentrum für Esskultur, in dem unter anderem ein Restaurant günstige Menüs anbietet. Ein Ausblick über die Berufsbildung im Jahr 2025 von Brigitte Gasser Da Rui.
D
er wohl berühmteste Satz des Philosophen Ludwig Wittgenstein lautet: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“. Klüger wäre es also in Anbetracht des Themas zu schweigen, aber ich habe die Möglichkeit bekommen, die Zukunft der Berufsschule „Emma Hellenstainer“ und der Berufsbildung in aller Schönheit, so als ob ich einen Zauberstab hätte, zu kreieren.
Ganzheitliche Modelle etablieren sich. Also versuche ich
zu sprechen: Eine Schule steht auch in 15 Jahren nicht isoliert und alleine da, sondern ist eingebettet in eine Gesellschaft und somit bedingt von gesellschaftlichen Veränderungen. Die Trendforschung nennt als Megatrend den „Female Shift“, den wachsenden Einfluss von Frauen auf Politik, Wirtschaft und Kultur. Die steigende Erwerbstätigkeit führt zu neuen Familienmodellen, zu veränderten Rollenmustern und in der Folge auch zu neuen Dienstleistungsinnovationen. Dienstleistungen, die Frauen bisher unentgeltlich übernahmen und übernehmen, werden zunehmend als bezahlte gesellschaftlich organisiert oder umverteilt werden müssen. Für die Schule bedeutet dies Ganztagsschulen – mit Schulmodellen, bei denen sich der Rhythmus von Anstrengung, Anspannung und Konzentration mit Entspannung, körperlicher Tätigkeit, Kreativität und selbstorganisierten Freiräumen abwechselt. Ganzheitliche Modelle und Sichtweisen, zum Beispiel in der Medizin schon stark gefordert und vorangetrieben, werden wohl auch zunehmend auf andere Bereiche übergreifen. Laut dem Konzept der Waldorfschule sollte jeder 50
und jede Jugendliche für ihre Persönlichkeitsbildung, ihre Selbstsicherheit und ihre spirituelle Entwicklung neben dem kopflastigen Lernen auch einen handwerklichen Beruf, wenigstens grundlegend, erlernen. Für die Berufsschulen im Allgemeinen würde diese Entwicklung keine großen Veränderungen bedeuten, da unsere Einrichtungen schon an den Nachmittagen und Abenden, aber auch an Wochenenden für Schüler- und Kursteilnehmer offen stehen. Das Bilden von Kopf, Herz und Hand ist unser tägliches Geschäft. Eine Frage zum Thema teure Bildungseinrichtungen: Kann es sein, dass dasselbe Kind am Morgen in die Schule geht, die am Nachmittag und Abend leer steht, am Nachmittag in die Musikschule, die am Vormittag leer steht und dessen Vater am Abend ins Vereinshaus zur Sitzung geht, das den ganzen Tag leer steht – um nur ein Szenario, wohl nicht allzu realitätsfern, zu entwerfen?
Lebenslanges Lernen. Ein ande-
rer Trend ist das „neue Altern“, was heißt, dass wir uns verabschieden dürfen von der Vorstellung der drei Lebensphasen „Bildung/Ausbildung“, „intensive Arbeitszeit“ und „Ruhestand“. Auch der Trend „lebenslanges Lernen“ bedingt ein Umdenken der obigen Kategorien. 2040 haben alle 40-Jährigen eine Lebenserwartung von 90 Jahren, werden also noch nicht in der Mitte des Lebens angekommen sein. Das bedeutet, dass berufliche Wiedererlern- und Umlern-Auszeiten notwendig sind. Auch für Akademiker kann ein Universitätsstudium nicht die Grundlage für mindestens 40 Berufsjahre sein. Die Halbwertszeit des Wissens beträgt zur Zeit fünf bis zehn
Jahre – in gewissen Sparten, beispielsweise der IT-Branche, sogar nur zwei Jahre. Neue generationenübergreifende Wohnmodelle zur gegenseitigen Unterstützung und Hilfe sind für alle, vor allem aber für junge Familien eine große Entlastung. Die Erfahrung, die Kompetenz, das Wissen und Können der „Älteren“ in der Gesellschaft muss genutzt werden – das tut ihnen und der Gesellschaft gut. Das Neu-Erlernen eines handwerklichen Berufes in einer familiären Auszeitphase kann dabei als mögliche Beitragsleistung für diese Mikrogemeinschaft gelten – zum Beispiel, wenn junge AuszeitHausmänner kochen für alle,
ältere Menschen übernehmen die Aufsicht der Kinder… Das ImmerWieder-Lernen im eigenen Beruf ist absolute Notwendigkeit. Die Berufsschulen fungieren dabei als kompetente Weiterbildungszentren, und vielleicht findet der eine oder die andere sogar dabei den neuen Traumjob.
Kulturzentrum für Esskultur. Gesundheit und gesunde Ernährung sind Megatrends. Die lokale Gewinnung von Lebensmitteln und deren umweltverantwortliche Verarbeitung sind Zukunftsaufgaben. Darin liegt für die Landesberufsschule „Emma Hellenstainer“ der wohl wichtigste Bildungsauftrag. Verantwortungsübernahme,
info Im Rahmen der Grundsteinlegung des Zubaus der Berufsschule Emma Hellenstainer im Mai 2010 haben sich Schüler und Lehrer mit Unterstützung von Hans Heiss Gedanken über eine noch fernere Zukunft gemacht. Unser Wunschmenü für die Zukunft Unser Hausaperitif „Emma“ Wertschätzender Umgang mit prickelnder Konfliktkultur und Charme Feines Carpaccio von modernster Ausstattung mariniert mit kreativen Essenzen Soufflé aus feinsten LehrerInnenqualitäten gebacken mit hoher Motivation Liaison von Wissen und Weltoffenheit mit buntem Kompetenzen-Mix abgerundet mit pfeffriger Flexibilität und Professionalität Dessertvariation von begeisterten und qualifizierten SchülerInnen auf einem Fruchtspiegel von beruflichem Erfolg und gutem Einkommen Unsere Weinempfehlung Frischer, eleganter, junger Versatilus Gut strukturierter, abgerundeter Primus
für sich und andere, das Wissen um die Auswirkung der eigenen Entscheidungen (beim Einkauf, bei der Verarbeitung und anderem), die Verantwortung für die energetischen Ressourcen, die Führung und Prägung junger Menschen dahingehend und das Schaffen und Wiedererschaffen von Vertrauen wird zentraler Auftrag sein. Essen und Trinken wird in einer sich beschleunigenden Welt unwichtig und gleichzeitig wichtig. In seiner wichtigen Form wird es zelebriert, wird zur Esskultur, zum Essdesign, wird zum ästhetischen Akt, zum multisensorischen Event, wo Genuss auch in der Gestaltung von sozialer Nähe bewusst gelebt und gefeiert wird. Die „Emma Hellenstainer“ wird also hiermit definitiv zum Kulturzentrum von Esskultur und Ernährung, wo der bewusste und verantwortliche Umgang mit Lebensmitteln, aber auch die Dienstleistung Service als rahmenschaffende ästhetisch-kommunikative Hochleistung gelehrt wird. Die Balance von Verlangsamung und Intensivierung, die Wiederentdeckung des Glücks von Geben
und Nehmen, die Hinwendung zum sinnlichen Erleben, die Schulung der Genusskompetenz, der Schwerpunkt der Ganzheitlichkeit des Menschen durch das Tun, auch in seiner spirituellen Komponente, ist uns Auftrag.
Neue Unterrichtsformen. Im
Jahre 2025 wird die „Emma Hellenstainer“ also immer noch dastehen, vergrößert um etliche Praxisräume (Küchen, Konditoreien, Bäckereien, Metzgereien und schönen Service-Sälen), im
Unsere Schüler sind junge Menschen auf dem Weg zu ihrem Beruf (nach wie vor der Großteil) und zu einer Spezialisierung, sind angehende Akademiker, die vom Wettbewerbsvorteil einer zusätzlichen handwerklichen Ausbildung wissen, sind junge und ältere Erwachsene, die dazulernen, umlernen und für sich lernen wollen – also all jene, die es immer schon wissen wollten und jene, die es endlich lernen wollen (und davon gibt es einige...).
Lernformen und wählen unter Intensivseminaren oder dem Üben und Trainieren mithilfe von Handy-Notebook-Lernheiten von zu Hause, dem Jugendzentrum, den Freiräumen der Schule und der Bar aus. Und es werden soziale kommunikative und Führungskompetenzen in wechselnden Projektteams gelernt, deren Ergebnisse den Brixnern zugute kommen. In den Praxiseinheiten lernen die Jungen von den Älteren, aber auch die Älteren von den schon fortgeschritteren Jungen.
„Das Immer-Wieder-Lernen im eigenen Beruf ist absolute Notwendigkeit. Die Berufsschulen fungieren dabei als kompetente Weiterbildungszentren, und vielleicht findet der eine oder die andere sogar dabei den neuen Traumjob“_ Brigitte Gasser Da Rui Süden von Brixen. Sie ist Teil einer Anzahl von Schulen, die gemeinsam einen Campus bilden.
Sie alle wählen ihre Fächerkombination frei, sie wählen ihren Rhythmus frei, sie wechseln die
Das Handwerk in seiner Höchstform wird von unseren Meisterinnen und Meistern in
Freitag, 3. Dezember
Atem At embe em bera be rraa ubb en ende de K de Kul ulis ul isse is see inn kl klus usiv us i e! iv e
Saisonbeginn SA 11. – SO 12. Dezember
2-Tagesskipass: 32 € 1. Jänner 2011, ca. 16 Uhr
Neujahrs-Show & Feuerwerk
Tageskarte für Einheimische: Erwachsene: 29 € , Kinder: 20 € , Senioren: 25 € Halbtageskarte ab 12.30 h. Skipass für 3 und 4 h
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Brixen im Jahr 2025
einer Atmosphäre von Konzentration und Kontemplation gelehrt. Jahrgangsklassen gehören der Vergangenheit an, die Lerngruppen bilden sich aufgrund gemeinsamer Talentschwerpunkte – die Zukunft braucht keine industriell produzierten, quasi gleichgeschalteten Menschen, sondern Menschen mit Talenten. Den individuellen Lernerfolg garantiert dabei die enge Begleitung und Beratung einer zugewiesenen, dazu gut ausgebildeten Lehrerschaft. Die Lehrer verstehen sich als Begleiter von jungen Menschen, die in ihren individuellen Stärken individuell gefördert werden müssen. Ihre Aufgabe empfinden sie als wichtig und gesellschaftlich hoch wertvoll, und sie erfüllen diesen Auftrag mit großer Achtsamkeit und aller Verantwortung, die ihnen zur Verfügung steht.
Restaurant mit Erfolgsbeteiligung für Schüler. Das Restaurant
der „Emma Hellenstainer“ bietet 2025 den Brixnerinnen und Brixnern hervorragende Gastronomie zu sozialen Preisen. Die Führung
obliegt jenen jungen Menschen, die sich als besonders talentiert und engagiert zeigen. Sie werden mittels eines Prämiensystems am Erfolg beteiligt. Die qualitative Supervision obliegt den Lehrern. Durch das internationale Netzwerk der Schule und dem regen Austausch lehren und lernen an der Schule Meister und Schüler aus aller Herren Länder. Sprachkenntnisse zu erwerben ist also nicht mit Notendruck erwirkte Notwendigkeit, sondern conditio sine qua non, um an den Kursen teilnehmen und um später im Ausland arbeiten zu können. Der Großteil der Sprachen wird im Tun erlernt. Das ist das idyllische Bild, entstanden durch die Zauberstab-Vorgabe. Das Rezept für die Umsetzung ist kurz und simpel: die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen, ihre Ideen und ihre Kreativität fördern und nutzen, die Liebe zu ihrer Tätigkeit schützen – dann geht alles seinen rechten Weg. Nun aber habe ich genug gesprochen, über etwas, worüber
man eigentlich nur schweigen sollte, sonst heißt es wohl in ein paar Jahren, wenn sich die Wirklichkeit ganz anders darstellt: si tacuisses, philosophus
mansisses (Hättest du geschwiegen, so wärst du Philosoph geblieben). Brigitte Gasser Da Rui Leserbrief an: echo@brixner.info
Zur Autorin
Brigitte Gasser Da Rui, 1956 in Brixen geboren, verheiratet, eine Tochter, ein Sohn. Besuchte das Wissenschaftliche Lyzeum und absolvierte eine Ausbildung zur medizinisch-technischen Assistentin, Studium der Pädagogik und Psychologie in Innsbruck, Ausbildung in Supervision und Coaching. Brigitte Gasser Da Rui unterricht
an der Berufsbildung; ab 1996 ist sie zuständig für Konzeption und Begleitung der Lehrerausbildung der Berufsbildung. Sie war zehn Jahre lang Präsidentin der Kommission für Chancengleichheit in Brixen. Seit 2001 ist sie Direktorin der Landesberufsschule für das Gast- und Nahrungsmittelgewerbe in Brixen.
NACHGEFRAGT
„1. Geld, 2. Geld und 3. Geld“ Herr Rosendorfer, wenn Sie an die Südtiroler Kulturlandschaft im Jahr 2025 denken: Wie sollte sie im besten Fall aussehen? Und wie im ungünstigsten Fall? Welche Entwicklungen sind zu erwarten? Und schließlich: Welche Rahmenbedingungen müssten jetzt gesetzt werden, damit sich die Kulturlandschaft in Südtirol bestmöglich entwickelt? Herbert Rosendorfer: Es sind drei gute Fragen, aber sie sind für mich schwer zu beantworten, weil ich die Südtiroler Kulturlandschaft die längste Zeit meines Lebens nur von außen betrachten konnte. Ich war geneigt, ein paar Witze zu machen, etwa, dass der günstigste Fall 2025 so aussähe, dass die Kastelruther Spatzen geschlossen in Maria Weißenstein ewiges Schweigen geloben. Und
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der schlimmste Fall, dass Joseph Zoderer wieder den Nobelpreis nicht bekommen hat und vor Zorn seinen Hut isst, worauf ihn – ohne Hut – niemand mehr erkennt. Aber nein, die drei Fragen sind zu ernst, um sie nur mit Witzen zu beantworten. Also: Die (deutschsprachige – gibt es eine italienischsprachige in Südtirol überhaupt eigentlich?) Kulturlandschaft in Südtirol wird sich in den 15 Jahren so entwickeln, wie die globale Kultur außenherum, nämlich nach unten. Die Faktoren Klimawandel, Blindheit der Politiker, Korruption, Bedrohung durch den Islamismus, Bevölkerungsexplosion, Hunger, Wasserknappheit, überhaupt Verengung der Ressourcen, die sich auch mit den – wenn überhaupt – hilflosen und halbherzigen Gegen-Anstrengungen nicht aufhalten lassen werden, und die zunehmende Brutalisierung wer-
den die Kultur, diesen teuren, nutzlosen Luxus überschatten und endlich erdrücken. Bestenfalls wird das in 15 Jahren erst randständig spürbar sein, in Südtirol mit einigen spezifischen Besonderheiten, die sich daraus ergeben, dass sich hier das Provinzialismus-Syndrom zweifach auswirkt, weil Südtirol sowohl gegen das Deutsche wie gegen das Italienische als kulturelle Provinz zu leiden sich einbildet. Im schlimmsten Fall schlagen die globalen kulturzerstörerischen Faktoren 2025 auch in Südtirol schon voll durch. Dann wird der Etat des Kulturhaushaltes umgewidmet für den Mauerbau an der Salurner Klause: gegen den Ansturm der verhungernden und verdurstenden Migranten. Die letzte der drei Fragen ist allerdings leicht zu beantworten. Prinz Eugen hat gesagt, zum Kriegführen brauche man drei Dinge: 1. Geld,
2. Geld und 3. Geld. Das gilt ohne Einschränkungen auch für die Pflege der Kulturlandschaft.
UNIVERSITÄT, BILDUNG UND KULTUR
Bildungs- und Kulturstadt mit Strahlkraft Die Fakultät der Freien Universität in Brixen bietet ein viersprachiges Lehrangebot in den wesentlichen Fächern aus den Bildungs-, Sprach- und Kulturwissenschaften – und die theologische Fakultät ist eingebunden. Von Brixen nach Neustift führt eine Bildungsmeile, und in Brixen wird universitäres Leben spürbar. Ein Ausblick auf die Universität und deren Auswirkungen auf die Stadt im Jahr 2025 von Konrad Bergmeister.
S
üdtirol, das Land im Gebirge, verbindet in einem zusammenwachsenden Europa die deutsche mit der italienischen Kultur- und Sprachgemeinschaft. Das ist eine einmalige Chance, wo die heranwachsende Generation mit verschiedenen Realismen konfrontiert wird und mit diesen wachsen kann. Dazu braucht es aber eine Begleitung, zuerst im Elternhaus, dann in der Schule, später bei der Berufsvorbereitung oder auf der Universität. Das Land Südtirol kann mit der Freien Universität Bozen ein Bindeglied zwischen den lokalen Traditionen und der weiten Welt bilden, eine Klammer zwischen der Wissenschaft (Traum) und der konkreten Umsetzung (Wirklichkeit) schaffen. Wir haben seit 1997 in Südtirol eine „Freie Universität Bozen“ mit einer Bildungswissenschaftlichen Fakultät in Brixen. Durch diese Universität kann Brixen wieder zur „Bildungs- und Kulturstadt“ weit über die Landesgrenzen hinaus werden. Brixen hat in der Vergangenheit enorm durch den Bischofssitz (Hl. Albuin verlegte den Bischofssitz 990 von Säben nach Brixen), durch das Priesterseminar (gegründet 1607), aber auch durch die Klösteransiedlungen, nicht zuletzt durch das 1142 gegründete Kloster Neustift mit seiner Bibliothek, profitiert.
Viersprachiges Lehrangebot – und die theologische Fakultät wird eingegliedert. Der Philo-
soph Karl Popper (1902-1994) meinte, dass die Zukunft nicht prognostizierbar sei, weil man – wenn die Zukunft bekannt wäre – sich ja in der Gegenwart schon richtig verhalten würde. Es lassen sich, um wieder auf Popper zurückzukommen, in der geistigen Entwicklung einer Gene-
ration, in der Bildung, Kultur, im Wirtschafts- und Umweltbereich sehr wohl bestimmte Phänomene ableiten, die für die Zukunft bestimmend sind. Unsere derzeitige Gesellschaft entscheidet über die Chancen der Nächsten. Aus diesem Grunde müssen wir jetzt die
Ladinisch und Englisch, sollten wesentliche Fächer aus den Bildungs-, Sprach- und Kulturwissenschaften angeboten werden. Es sollte auch gelingen, die theologische Fakultät des Priesterseminars einzubinden – dann hätte diese Fakultät der „Bildung
Eine Bildungs- und Kulturmeile zwischen Brixen und Neustift entsteht. Zukünftig ist nicht die Quantität an Informationen entscheidend, sondern die jungen Menschen müssen die Fähigkeiten der Kritik, des Verstehens, der Kommunikation in verschiedenen
„Brixen könnte als ‚Bildungs- und Kulturstandort’ in Europa an Strahlkraft gewinnen und eine neue Dimension für eine europäische Wissenslandschaft werden“_ Konrad Bergmeister Chancen nutzen und das Potential dieser Universität entwickeln. Die Fakultät in Brixen sollte für die Kompetenzen der „Bildungs- und Kulturwissenschaften“ entwickelt werden. Mit einem viersprachigen Lehrangebot, in Deutsch, Italienisch,
– Kultur – Sprache – Theologie“ eine große internationale Ausstrahlung. Eigentlich haben wir die Angebote, wenn auch manchmal nur in Anfängen, bereits vorliegen. Es braucht jetzt den Mut, dies zusammenzufügen und umzusetzen.
Sprachen erlernen. Da hätten wir in Brixen alle Voraussetzungen. Wir sollten zwischen Brixen und Neustift eine Bildungs- und Kulturmeile gründen. Dort könnte von der berufsbegleitenden Weiterbildung im Bildungshaus Neustift, in der Cusanus Akademie 53
Brixen im Jahr 2025
(Nikolaus Cusanus 1401-1464; Bischof und Kardinal) bis zum vollen Studium an der Universität alles angeboten werden. Zusätzlich haben wir in der Musik und dem Gesang die ausgezeichneten Musikschulen in Brixen und eine Singschule in Neustift. Die Musikkapellen von Pfeffersberg über Brixen und Umgebung, die Chöre von Brixen und Neustift haben ein hohes Niveau und sind international bekannt. Die Bibliotheken von Neustift, die Stadtbibliothek von Brixen, die Bibliothek vom Priesterseminar und die Bibliothek von der Freien Universität Bozen sowie die vielen Bibliotheken in den Schulen und Dörfern umfassen mehr als eine Million Bücher. Es sollte ein klares Konzept ausgearbeitet und unter Einbindung aller Akteure an der Freien Universität dieses Konzept gestartet und koordiniert werden. Durch ein solches Angebot würde sich auch ein neues touristisches Angebot eröffnen, denn mit einer guten Universität kommen auch gute Gäste. Ein internationaler Vortrags- und Kongressbetrieb würde sich auch gut zum
bereits vorhandenen kulinarischen Angebot, zur Wein- und Kulturlandschaft, entwickeln lassen. Eine Bildungs- und Kulturfakultät strahlt aber auch auf die Umgebung aus; sie eröffnet vielen dort wohnenden Menschen die Chance, sich Wissen anzueignen. Wissen gekoppelt mit Erfahrung ist die höchste Form des menschlichen Lernprozesses. Diese Chancen, sich Wissen anzueignen, wie wir sie haben, sind einmalig. Nur ein Achtel der gesamten Menschheit hat diese Möglichkeit!
entwickeln; dazu braucht es Studenten, die hier bleiben, und Räume zum Verweilen. Brixen könnte als „Bildungsund Kulturstandort“ in Europa an Strahlkraft gewinnen und aufbauend auf der tradierten europäischabendländischen Kultur eine neue Dimension für eine europäische Wissenslandschaft werden.
Ein letzter Gedanke: Die Welt verändern wir mit Wissen, Erfahrung und Mut, begleitet mit positivem Denken und Handeln, verpackt mit einer Portion Freundlichkeit – auch da können wir uns in Zukunft noch entwickeln! Konrad Bergmeister Leserbrief an: echo@brixner.info
Zum Autor
Universitäres Leben kehrt in Brixen ein. Die Studenten, die
Professoren und die Wissensgemeinschaft muss in diesem Brixner Talkessel auch leben und wohnen. Das ist ein langsamer Prozess, aber zu einer Universität gehört auch das universitäre Leben. Die Ecken, in denen die Studenten über Cicero (103-45 v. Chr.) diskutieren, die Räume, wo sie Ignatius von Loyola (14911556) reflektieren, und die Cafés, in denen sie über Barack Obama (*1961) streiten, sind notwendig und Teil einer Universitätsstadt. Das müssen wir in Brixen erst
Konrad Bergmeister, Jahrgang 1959, wurde in Brixen geboren; von 1978 bis 2005 studierte er Bauningenieurwesen, Volksarchitektur, Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Innsbruck, der University of Texas at Austin
und der University of Clarkson, New York. 1990 gründete er das Ingenieurteam Bergmeister, seit 1993 ist er Professor an der Universität für Bodenkultur in Wien, seit 2010 Präsident der Freien Universität Bozen.
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PLOSEBERG
Bereit für Veränderung Die Umfahrung von St. Andrä hat dem Ort einen idyllischen Dorfplatz ohne Autos geschenkt, an dem sich eine Konditorei, ein Cafè und mehrere Geschäfte angesiedelt haben. Die Seilbahn bringt Einheimische und Gäste im Fünf-Minuten-Takt von der Stadt zum Berg. Eine Vision für St. Andrä im Jahr 2025 – von Patrick Goller.
I
m folgenden Text werden Sie gemeinsam mit mir eine Reise in die Zukunft des Ortes St. Andrä in das Jahr 2025 machen. Errungenschaften und umgesetzte Visionen finden darin ihren Platz. Meine Vorstellungen stützen sich auf den Wunsch nach Veränderung. Denn was würde aus dem Ort und dem Ploseberg werden, wenn wir keine Veränderungen zulassen?
Ortskern ohne Autos. Meine Rei-
se beginnt mit meinen nunmehr 43 Jahren an einem kühlen Samstagmorgen am Dorfplatz, auf einer der Bänke sitzend. Ich erfreue mich am bewegten Geschehen
rund um mich herum. Ich denke an die Zeit zurück, als noch die Fahrzeuge das Dorfkerngeschehen prägten und an einen verkehrsberuhigten Ortskern nicht zu denken war. Nun schlendern Einheimische wie Urlauber durch die Straße, setzen sich ins Café „Am Platzl“, genießen die wunderbaren Mehlspeisen der Dorfkonditorei und schauen sich in den Schaufenstern der immer noch wenigen, jedoch ansprechenden Geschäfte um. Immer wieder beobachte ich Touristen, die staunend am Rande der „Schlucht“ stehen, die noch vor 15 Jahren durch den wilden Strauchwald und die Garagenboxen den Blick auf den Talkessel
Brixen versperrte und nicht erahnen ließ, was sich hinter den vielen Ästen verbirgt. Auch die inzwischen realisierte Umfahrung von St. Andrä, die sich durch die Schlucht zieht, tut diesem Ausblick keinen Abbruch. Die Umfahrung, die uns dieses idyllische Plätzchen Dorf im Zentrum ermöglicht hat, ist nicht die einzige Errungenschaft, die sich St. Andrä erkämpft hat. Im letzten Jahrzehnt erlangte das Dorf einen Status als „Urlaubsort“, den sich niemand von uns noch vor 15 Jahren hätte träumen lassen. Der Bau einiger Hotels sorgte damals für Furore und für sehr viel Zwist unter der Bevölkerung.
Trotz klarer Konzepte und dem Wunsch der Bauherren sowie dem Rest der zuständigen Visionäre, weg vom Massentourismus hin zu einem Qualitätstourismus zu schreiten, überzeugte viele Bewohner nicht. Allen Protesten zum Trotz setzte sich eine kleine Mehrheit durch, und erst jetzt, Jahre später, können alle wirklich erkennen, dass das gut war. Arbeitsplätze am Berg wurden geschaffen, Kooperationen zwischen Bauern und Tourismusbetrieben wurden gefestigt, ein Hausarzt hat seine Praxis bei uns eingerichtet, und eine Apotheke wurde eröffnet. Der Ploseberg hat neuen Aufschwung erfahren,
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Brixen im Jahr 2025
obwohl er doch vor Jahren noch kurz vor dem Aus stand. Der Dorfkern verwandelte sich zu einem Erlebnisort, an dem sich Alt und Jung trifft. Die Straße nach Afers wurde verlegt und führt nun unterirdisch durch St. Andrä, sodass die Kirche wieder den Dorfkern schmückt und nicht mehr durch eine Straße vom Rest des Ortes abgeschnitten ist.
Seilbahn hat sich bewährt!
Zudem wurde eine Seilbahn realisiert, die Einheimische wie Touristen im Fünfminutentakt von Brixen nach St. Andrä und weiter auf die Plose bringt. Wenn ich daran denke, wie die Planung dieser Seilbahn aufgrund der Herausforderung, sie gelungen in die Landschaft einzufügen, das Leben im Ort auf eine harte Probe gestellt hatte, so muss ich sagen, dass das realisierte Projekt sich, anders als erwartet, harmonisch in das Landschaftsbild einfügt. Die Seilbahn sollte die Brixner näher an den Hausberg bringen, doch war dies vielen nicht Grund genug, das Projekt zu unterstützen. Mit viel Idealismus, Hartnäckigkeit und gelungenen gestalterischen Konzepten konnte die Mehrheit dafür gewonnen werden. Nun prägt die Seilbahn seit sechs Jahren das Landschaftsbild, und die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Der Berg wird das ganze Jahr über von Einheimischen als Naherholungsgebiet genutzt. Auch hat sich diese Errungenschaft als wirtschaftlich wichtig erwiesen, da nun St. Andrä auch als Nebenschauplatz für große Events wie der nach wie vor jährlich veranstaltete „International Mountain Summit“ dient. Die Entscheidung, den Berg nicht zu einem „Disneyland“ mutieren zu lassen, sondern im Kern als zu pflegendes Fleckchen Natur zu erhalten, hat sich bezahlt gemacht. Das Verlegen der Hochspannungsleitungen unter die Erde unterstützte diese Vision vom Naturberg Plose.
Viel Raum für Kinder. Ich denke
an meine Kinder, die vom Mut, den die Bevölkerung bewiesen hat, am meisten profitieren. Nicht nur, dass der neu angelegte Naturbadeteich im Sommer ausgelassenes Spielen im kühlen Nass ermöglicht, sondern vielmehr die Tatsache, dass ihnen im Dorf mehr Raum gegeben wird, macht St. Andrä wieder zu einem kinderfreundlichen Ort. Der Bolzplatz und der neu angelegte Spielplatz in der Nähe der neuen Schule begeistern Kinder, Eltern und 56
Großeltern. Die Kinder können sich auf fast 400 Quadratmeter mit ihren Altersgenossen austoben. Die angrenzende Schule, die in einem neuen Gesicht erstrahlt und Raum für 75 Kindergartenkinder und zehn Schulklassen bietet, hat sich zu einem Ort der Begegnung zwischen Kindern aus den verschiedenen Fraktionen entwickelt. Buben und Mädchen aus St. Leonhard, Mellaun, Klerant, Karnol und Mairdorf treffen sich täglich, um den Vormittag gemeinsam zu verbringen. Mit Freude erkenne ich, dass diese Maßnahme die Fraktionen etwas näher
Ploseberg angeboten werden. Die breite Palette an Produkten, die von Marmeladen über Joghurt bis hin zu Brot und Eis sowie Kräutern und Fleischwaren gingen, beeindruckten ihn. Interessiert fragte er mich auch, ob ich ihm vielleicht erklären könnte, warum die Plose „gekappter Berg“ genannt wird. Ich erzählte ihm von der NATO-Station, die dem Berg den Gipfel „stahl“ und ihn dadurch optisch veränderte. Ich berichtete ihm darüber, dass er dies auch morgen vor Ort selbst erleben könne. Das Wissen über unsere Geschichte und das Stre-
Es hätte auch anders kommen können… Noch vor 15 Jahren
hätte ich jemanden, der mir über eine Entwicklung dieser Art berichtet hätte, ausgelacht und für verrückt erklärt. Die Veränderungen haben auch mich in den letzten Jahren nicht auf Anhieb überzeugt, doch haben sich die meisten von ihnen als gewinnbringend für die Einwohner unseres Dorfes und vor allem die Dorfgemeinschaft erwiesen. Dies hätte jedoch nicht so sein müssen. Andere Entscheidungen und die nach sich ziehenden Veränderungen hätten auf den Ort auch
„Das Dorf wird nicht mehr vorwiegend als Schlafort, sondern wieder als Lebensort genutzt“_ Patrick Goller aneinanderrücken hat lassen. Sie unterstützten das Vorhaben, dass das Dorf nicht mehr vorwiegend als „Schlafort“, sondern wieder als Lebensort genutzt wird und die Jugend sich wieder mehr mit dem eigenen Heimatdorf identifiziert und aktiv am Dorfleben teilnimmt. Auch zur Verfügung stehende Arbeitsplätze, vorwiegend in den Bereichen Handwerk und Tourismus, sowie den neuen Möglichkeiten des Wohnens und Lebens in den Fraktionen, ohne vom Rest des Dorfes abgesondert zu sein, machen es der Jugend leichter, an eine Zukunft im Ort zu glauben. Gestern unterhielt ich mich mit einem Urlauber, der sich seit einigen Tagen im Dorf aufhält. Er schwärmte von seiner Wanderung auf dem Archäologieweg zu den ersten Siedlungen im Brixner Talkessel, der Besichtigung der Stadt Brixen mit seiner kulturellen Geschichte und zeigte sich begeistert von der Vielfalt der Angebote durch die Kombination Stadt und Land, aber auch über die Qualität der Unterkunft und der unkomplizierten Erreichbarkeit aller „Sehenswürdigkeiten“ mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Zudem verkündete er stolz, dass er sich morgen auf den Weg ins Gebirge machen würde, weil er sich selbst ein Bild von der Einzigartigkeit des Aussichtsberges Plose und des Panoramas, von dem er in seiner Heimat bereits so viel gehört hatte, machen möchte. Um sich auf die Tour morgen vorzubereiten, war er mit seiner Frau ins Geschäft ums Eck gegangen, so berichtete er mir. Fasziniert äußerte er sich darüber, dass dort nur Produkte von Bauerhöfen am
ben danach, diese Geschichte auch für alle zugänglich zu machen, hat in den letzten Jahren ein reges Interesse für dieses Thema sowohl bei Urlaubern als auch glücklicherweise wieder bei Einheimischen geweckt. Schmunzelnd muss ich feststellen, dass St. Andrä aus seinem Schneewittchenschlaf erwacht ist. Wir waren und sind bereit für Veränderung. Auch nach dem laufenden Jahr 2025 werden neue Ideen und Konzepte ausgearbeitet. Geplant sind dabei sowohl ein Kneippweg, der den Dorfkern mit dem Naturbadeteich verbindet, wie auch neue Wanderwege im Mittelgebirge. Der Sportplatz soll vergrößert werden, um der Oberligamannschaft „ASC Plose“ und anderen Sportsektionen einen geeigneten Trainingsraum zu bieten. Die Realisierung eines Klettergartens ist bereits im vollen Gange. Es gibt zudem Gespräche, den Ploseberg als Trainingsort für die Fakultät für Sportwissenschaften zu nutzen.
negative Einflüsse haben können. So hätte es passieren können, dass ich 2025 am Dorfbrunnen sitze, sich um mich herum nur der Wind in den Blättern bewegt und sich der Dorfkern zu einer Geisterstadt entwickelt hätte. Das Skigebiet Plose hätte seine Tore geschlossen, die Almhütten ihren Betrieb eingestellt. St. Andrä hätte sich zu einer Schlafstätte für Einheimische und einem Zweitwohnsitz für betuchte Urlauber entwickelt. Geschlossene Rollläden würden das Dorfbild prägen. Arbeit könnte nur in der Stadt gefunden werden, und die Jugend würde sich oftmals entscheiden, ihrem Heimatdorf aus Frust den Rücken zu kehren. Glücklich, dass dies nicht eingetreten ist, und in der Hoffnung weiterer Veränderungen und dem Entgehen einer Stagnation mache auch ich mir bereits jetzt wieder Gedanken über meine Wünsche und Visionen für das St. Andrä im Jahre 2050. Patrick Goller Leserbrief an: echo@brixner.info
Zum Autor
Patrick Goller, Jahrgang 1982, absolvierte die Fachschule Holz und die Technikerschule für Holz mit
Schwerpunkt Betriebstechnik an der LBS Tschuggmall. Patrick Goller arbeitet als Tischler in St. Andrä.
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Großes Wachstum nicht erwünscht Im neuen Wohnbereich im Areal der Schenoni-Kaserne entsteht ein lebenswerter Wohnraum ohne Hochhäuser, und die Hochspannungsleitungen sind unterirdisch verlegt. Der Waldrand an der Ostseite bleibt unberührt, und Richtung Sarns wird kein neues Siedlungsgebiet erbaut. Ein Ausblick auf Milland im Jahr 2025 von Gebhard Dejaco.
I
n der Stadtentwicklung sind 15 Jahre eine kurze Zeit. Es sind gerade einmal drei Amtsperioden des Gemeinderates, und doch kann in dieser Zeit viel geschehen. Was wohl die meisten von uns sich wünschen, das ist ein lebenswertes Milland, ein Stadtteil, der sich mit sich selbst identifizieren kann, der zusammenwächst, mit einem lebendigen Vereinsleben. Ein Milland, das seine baulichen Grenzen bis ins Jahr 2025 nicht mehr wesentlich erweitert.
Im Areal der Schenoni-Kaserne entsteht angenehmer Wohnraum. Die nächste Ausweitung
ist ohnehin schon vorgezeichnet: Bis 2025 wird es einen Ausbau des Areals der heutigen Schenoni-Kaserne geben, für das aber ein neuer Flurname gefunden wurde. Auf diese Fläche wird sich ein wesentlicher Teilbereich der Zukunft Millands abspielen. Keine Hochhäuser sind es, die Foto: Oskar Zingerle
Brixen im Jahr 2025
MILLAND
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hier gebaut wurden, sondern eine dem Landschaftsbild angepasste Zone, die einen natürlichen und harmonischen Übergang vom Südteil der Stadt nach Milland darstellt. Hier haben dann viele Familien eine neue Heimatstatt gefunden, wo sie sich so richtig „daheim“ fühlen. In dieser Entwicklung sehe ich eine große Verantwortung künftiger Gemeindeverwalter. Nicht das Bauen als Selbstzweck darf im Vordergrund stehen, sondern die Wohnraumbeschaffung. Rund um diesen Wohnraum aber muss es eine lebenswerte Landschaft, Erholungsbereiche mit viel Grün und Spazierwegen geben, mit Sport- und Freizeitangebot, einer Aufweitung der heute sterilen Eisackufer und einer eventuellen Einbindung des zwischen Milland und Sarns noch bestehenden Biotops. Einer drohenden Verkleinerung muss deshalb in Zukunft energisch entgegengewirkt werden.
Ein optimales Milland darf nicht mehr uneingeschränkt wachsen. Die in den letzten Jahren erfolgte Verdichtung der Kubatur hat bereits vielen jungen Familien neue Wohnungen gegeben. Die nächsten 15 Jahre müssen also von einer Phase der Konsolidierung in allen Bereichen gekennzeichnet sein, von einem Zusammenwachsen, von einem Sich-Kennen-Lernen der in den letzten Jahren neu hinzu gekommenen Familien. Zur Konsolidierung gehört auch, dass der Durchgangsverkehr beruhigt wird; dies ist durch den Bau der Südspange mit einer Anbindung an die Umfahrungsstraße BrixenWest bereits erfolgt. Im Jahr 2025 darf es längst keine Hochspannungsleitungen mehr geben, die Flächen unter den heutigen Leitungen wurden urbanistisch als Kubatur bereits genutzt, weshalb die Grünflächen erhalten bleiben müssen.
Kleine Erweiterungszonen, aber keine wesentlichen Neubauten. Wenn ich an den besten Fall für Milland denke, so ist im Jahr 2025 der Waldrand an der Ostseite von Milland auch dann noch nicht angerührt. Dort ist die Karlspromenade schonend verbessert worden und zu einem beliebten Treff für Jung und Alt zu allen Jahreszeiten geworden. Auch die heute vielleicht da und dort schon angedachte Erweiterung des Siedlungsgebietes Richtung Sarns ist nicht erfolgt. Der Villseggweg und die geplante Südspange sind als absolute Grenze erhalten geblieben. Es gibt im Jahr 2025 dann zwar einige kleine Erweiterungszonen, aber bis dahin keine wesentlichen Neubauten mehr. Ich sehe dies als den optimalen Fall an, weil es sich nur dann um ein familiengerechtes Wohnen handeln kann, wenn die Menschen sich hier wohl fühlen, wenn sie gerne nach Hause kommen.
Im schlechtesten Fall: Milland platzt aus allen Nähten. Nicht
immer freilich tritt der „optimale“ Fall ein. Aber jenseits von Kompromissen (die auch möglich sind, aber nicht immer alle zufrieden stellen) kann es auch den schlechtesten Fall geben: Dann sehe ich ein Milland, das in den nächsten 15 Jahren ungehemmt weiter wächst, wo gegen Sarns hin nur noch ein schmaler Grüngürtel verbleibt. Wo auch im Areal der Schenoni-Kaserne Hochhäuser, ungenügende und sterile Grünflächen, vielleicht auch große
können. Es gilt, eine homogenere Bevölkerungsstruktur wachsen zu lassen und zu fördern, in der das gemeinsame Bewusstsein verankert ist: „Wir sind Millander“. Dann werden die Bewohner auch gemeinsam für die Zukunft einstehen. Dann wird es einerlei sein, ob es das Dorf von einst oder der Stadtteil von morgen ist. Dann wird man auch mit einer gemeinsamen Stimme nach außen sprechen, um das zu vertreten, was die hier lebenden Menschen wollen: einen lebenswerten Ort, der zwischen der nahen Altstadt
kann, die Fragen der Zukunft gemeinsam anzugehen. Man wird sich nicht aufdrängen lassen, was dem gemeinsam gesteckten Ziel entgegenläuft.
Keine halbherzigen Kompromisse sollen die Zukunft bestimmen. Zu den notwendigen
Maßnahmen der nächsten Jahre gehört es also, die Bevölkerung in den kommenden Jahren weiter in diese Richtung hin zu sensibilisieren. Dazu kann das Millander „Dorf“-Blattl ebenso beitragen wie die Vereine oder auch lose
„Die urbanistische Entwicklung zu steuern ist eine der wichtigsten, zugleich aber auch heikelsten Voraussetzungen der nächsten Jahre. Dazu gehört auch ein gewisser Mut, Nein sagen zu können“_ Gebhard Dejaco Einkaufszentren errichtet wurden, die viel Verkehr anziehen. Die Südspange fehlt immer noch, und die Hochspannungsleitungen sind aufgrund rechtlicher und finanzieller Schwierigkeiten noch immer nicht verlegt. Die Infrastrukturen wurden nicht dem Bevölkerungswachstum angepasst, die Straßen sind zu den Hauptverkehrszeiten hoffnungslos verstopft. Im Kinderhort in der Goethestraße gibt es ohnehin keinen Platz mehr, der Kindergarten in Milland ist hoffnungslos überfüllt, eine Erweiterung nicht mehr möglich, ein Neubau in weiter Ferne. Erweiterungszonen wurden gegen die Maria-am-Sand-Kirche hin bereits geplant, kurz: Milland platzt aus allen Nähten. Dem entsprechend groß ist die Unzufriedenheit der Bürger in diesem Stadtteil, der vor nicht allzu langer Zeit noch ein organisch wachsendes Dorf war. Milland wird nur als eine Schlafstätte empfunden. So ein Milland kann sich niemand wünschen. Deshalb sollte man erst gar nicht an den schlechtesten Fall denken.
und dem ländlichen Grün noch einen eigenen Platz und eine eigene Identität hat. Heute ist dies vielleicht noch gar nicht soweit, aber Milland und die Millander sind eindeutig auf dem Weg dorthin. Das ist gut so. Die kirchlichen Organisationen haben schon in der Vergangenheit viel dazu beigetragen, aber mindestens ebenso viel die Feuerwehr, die Musikkapelle, der Sportverein, der Seniorenclub und andere. Man mag sich fragen, wozu es einer eigenen Identität bedarf. Ich glaube, dass eine solche wesentlich dazu beitragen
Nur keine Halbherzigkeiten!
Gebhard Dejaco, geboren in Brixen 1941, Politikwissenschaften in Padua, Leitender Angestellter in der Südtiroler Volksbank, war in Institutionen auf Landesebene (Handelskammer, Wirtschaftsforschungsinstitut, Südtiroler Volksgruppeninstitut und Landeskommissionen) vertreten. 1974 bis 1979 Gemeinderat, danach Präsident der Stadtwerke und der
Wie leicht zu erkennen, liegt die Grundvoraussetzung für die Zukunft von Milland (aber natürlich nicht nur hier) in der urbanistischen Entwicklung. Diese zu steuern ist eine der wichtigsten, zugleich aber auch heikelsten Voraussetzungen der nächsten Jahre. Dazu gehört auch ein gewisser Mut, Nein sagen zu
Gemeinschaften. Damit rechtzeitig gegengesteuert werden kann, wenn der „worst case“, der schlechteste Fall, bevorsteht oder sich schon abzuzeichnen beginnt – und nicht erst dann, wenn er gar schon eingetreten ist. Wenn auch niemand in Milland mit dem schlechtesten Fall rechnen mag, so muss jeder doch daran arbeiten, dass nicht halbherzige Kompromisse die Zukunft bestimmen, sondern ein Milland entsteht, das dem besten aller Fälle entgegengeht.
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Gebhard Dejaco Leserbrief an: echo@brixner.info
Zum Autor
Kurverwaltung Brixen. Ehrenamtliche Funktionen in verschiedenen Vereinen. Letzthin Stadtrat für Öffentliche Arbeiten und Gemeinderatspräsident. Derzeit Präsident des Landesfischereiverbandes und des Fischereivereins Eisacktal. Als Publizist war er unter anderem freier Mitarbeiter des RAI Sender Bozen und der Tageszeitung Dolomiten.
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PFEFFERSBERG
Sanfte Entwicklung am Pfeffersberg Strukturell wird sich am Pfeffersberg nicht viel ändern, auch das Vereinswesen wird erhalten bleiben. In der Landwirtschaft ist betriebswirtschaftliche Konzentration angesagt, wobei die sanfte Erschließung im Vordergrund steht. Ein Ausblick auf den Pfeffersberg im Jahr 2025 von Josef Kerschbaumer.
A
ls Pfeffersberg wird die Talseite westlich der Stadt Brixen bezeichnet, die sich von der nördlichen Gemeindegrenze zu Vahrn bis zur südlichen Gemeindegrenze zu Feldthurns und von der Talsohle bis zum Hundskopf am Radlsee erstreckt. Der Pfeffersberg gehört seit 1928 zur Gemeinde Brixen und umfasst die Fraktion Tschötsch mit den Weilern Mahr, Pairdorf und Tötschling sowie die Fraktion Tils mit den Weilern Untereben, Pinzagen und Gereuth. Am Pfeffersberg leben etwa 900 Einwohner, aufgeteilt in etwa je zur Hälfte auf die beiden Fraktionen Tschötsch und Tils. Die Bevölkerung lebt teils von der Landwirtschaft, wobei neben dem Obst- und Weinbau in den tieferen Lagen die Viehwirtschaft vorherrscht, teils arbeitet sie im Dienstleistungsbereich, im Handwerk sowie in der Industrie und im Handel im nahegelegenen Stadtbereich.
Die Ist-Situation. Politisch und
verwaltungsmäßig ist der Pfeffersberg durch zwei Gemeinderäte im 30-köpfigen Gemeinderat von Brixen vertreten. Kirchlich besteht der Pfeffersberg aus den beiden selbständigen Pfarreien von Tschötsch und Tils, die seelsorglich von einem Pfarrer betreut werden. Weiters gibt es am Pfeffersberg acht Kirchen und Kapellen, die alle renoviert und gepflegt sind und regelmäßig für Gottesdienste benützt werden. Am Pfeffersberg gibt es einen gemeinsamen Sportverein mit mehreren Sektionen und einer bescheidenen Sportanlage in Pairdorf. Kulturell besitzt der Pfeffersberg jeweils einen Kindergarten und eine Grundschule in Tschötsch und in Tils, eine der besten Musikkapellen des Landes, eine ausgezeichnete Brass-Band, eine Böhmische und eine Kinderkapelle; weiters gibt es einen Bildungsausschuss, einen
gemeinsamen Kirchenchor, einen Theaterverein und je eine Bibliothek in Tschötsch und Tils. Am Pfeffersberg gibt es zudem zwei Freiwillige Feuerwehren. Ausgehend von dieser Ist-Situation möchte ich als Pfeffersberger folgende Vision für das Jahr 2025 wagen.
Sanfte Entwicklung und kaum strukturelle Änderungen. 2025: Der Pfeffersberg stellt landschaftlich als auf der Sonnenseite des Brixner Talkessels gelegen eine reizvolle Gegend dar, geprägt von Wiesen, Äckern, Wäldern, Obstund Weingärten, durchzogen von notwendigen Straßen und einem weitverzweigten Netz von schönen Wander- und Themenwegen, also ein ideales Naherholungsgebiet für Einheimische und Gäste. Am Pfeffersberg gibt es hauptsächlich auf Tilser Seite mehrere Gasthöfe, Buschenschänke und Urlaub auf dem Bauernhof. Strukturell wird sich diesbezüglich bis zum Jahre 2025 wenig ändern, außer dass eine eher sanfte Entwicklung stattfinden wird und die
vorhandenen Voraussetzungen als Naherholungsgebiet noch ausgebaut werden. In der Landwirtschaft wird es eine weitere betriebswirtschaftliche Konzentration geben. Das heißt, immer mehr kleinere Betriebe werden ihre Felder an größere verpachten, damit diese rationeller bewirtschaftet werden können. Durch die vorgesehene Errichtung weiterer Beregnungsanlagen wird es neben der Viehwirtschaft zunehmend mehr Wein-, Obst- und Gemüseanbau geben. Jedoch wird die Entwicklung in der Landwirtschaft vorwiegend auch von den Vorgaben der EU und des Staates Italien abhängen. Der Landwirt am Pfeffersberg wird in Zukunft flexibel sein und sich den oft schnell ändernden Umständen auf diesem Gebiet auf lokaler und internationaler Ebene anpassen müssen, was eine gediegene Ausund Weiterbildung der Landwirte erfordern wird.
Politisches Interesse und christlicher Glaube. Politisch und ver-
waltungsmäßig wird der Pfeffers-
berg innerhalb der Gemeinde Brixen sich nur behaupten können, wenn ihm bewusst ist, dass nur ein starker Zusammenhalt seiner Bevölkerung auch eine angemessene Vertretung in der Gemeindeverwaltung mit sich bringt; diese Einsicht muss allerdings in manchen Köpfen erst noch reifen. Besonders die Jugend wird sich bereits heute politisch mehr interessieren müssen, wenn sie will, dass der Pfeffersberg auch im Jahre 2025 noch gut vertreten sein wird und innerhalb der Gemeinde Brixen nicht ein Dornröschendasein fristen muss. Im kirchlichen Bereich werden die beiden Pfarreien nur noch bestehen, wenn der christliche Glaube in der Bevölkerung wach gehalten und durch ein gutes Beispiel von Seiten der Erwachsenen an die nachfolgende Generation weitergegeben wird und diese ihn auch annimmt. Voraussetzung dazu wird das Bewusstsein sein, dass der christliche Glaube dazu beitragen kann, das Leben mit letztem Sinn zu erfüllen und dem eigentlichen 61
Brixen im Jahr 2025
Ziel entgegenzuführen – und wenn auch die transzendentale Dimension der Wirklichkeit nicht vergessen wird. Die Volkskirche in der heutigen Form wird es wahrscheinlich nicht mehr geben, sondern die Kirche wird noch in kleineren Gruppen weiterleben und aus Leuten bestehen, die den Glauben ernst nehmen, sich um ein vertieftes Glaubenswissen und Glaubensleben bemühen. Wenn es ganz gut geht, werden die beiden Pfarreien noch von einem pensionierten Priester betreut werden. Mit Sicherheit werden die beiden Pfarreien, sofern sie noch als getrennte Pfarreien bestehen, der Seelsorgeeinheit Brixen-MillandPfeffersberg angegliedert sein. Der kirchliche Mittelpunkt für die Feier der Feiertagsgottesdienste wird die Kirche in Pairdorf sein. Wenn allerdings der Gottesdienstbesuch in den nächsten 15 Jahren so abnimmt wie in den vergangenen 15 Jahren, so wird im Jahre 2025 eine der kleinen Kirchen am Pfeffersberg die Gottesdienstbesucher leicht fassen können.
Wirtschaft und Schule. Wirt-
schaftlich wird es keine großen Veränderungen geben. Eine gewisse Bereicherung diesbezüglich wird es durch die hoffentlich erfolgreiche Tätigkeit des Verwaltungs- und Forschungszentrums der Gesellschaft „Haka“ in Pairdorf geben. Der Großteil der Bevölkerung wird zunehmend in der nahen Stadt in verschiedenen Berufen Arbeit finden, was allerdings eine gediegene Ausbildung der Jugend erforderlich macht. Im schulischen Bereich wird alles von der demographischen Entwicklung abhängen, das heißt davon, wie fortpflanzungsfreudig die Pfeffersberger im kommenden Jahrzehnt sein werden. Ansonsten
wird man sicher mit einem Kindergarten und einer Grundschule auskommen oder die Kinder in die Stadt bringen.
Entwicklung der Vereine. Die
Musikkapelle wird es sicher auch im Jahre 2025 noch geben, denn für Nachwuchs wird gegenwärtig bereits gesorgt; ob allerdings das
wird sich in Grenzen halten und gehalten werden, sofern man versucht, sie am Bedarf der einheimischen Bevölkerung auszurichten. Die größeren Ortschaften am Pfeffersberg werden 2025 an ein Fernheizwerk angeschlossen sein, das mit Biomasse betrieben wird. Die Lärmbelästigung durch Eisenbahn und Autobahn und
und durch den insgesamt zurückgegangenen Verkehr und den gut ausgebauten öffentlichen Verkehr stark abgenommen haben. Die Leute werden wahrscheinlich im Jahre 2025 ein etwas entschleunigteres, ruhigeres und bewussteres Leben führen, sollte sich die Prophezeiung verwirklichen, dass um das Jahr 2012 nur
„In der Landwirtschaft wird es eine betriebswirtschaftliche Konzentration geben: Kleinere Betriebe werden ihre Felder an größere verpachten“_ Josef Kerschbaumer heutige sehr hohe Leistungsniveau erhalten werden kann, wird von der Führung und vom Leistungswillen der Mitglieder abhängen. Auch der Fortbestand des Kirchenchores wird von der Entwicklung im kirchlichen und religiösen Bereich abhängen; an der Musikalität der Leute würde es jedenfalls nicht fehlen. Die Existenz des Bildungsausschusses und des Theatervereines wird auch davon abhängen, ob sich Leute dafür begeistern können und entsprechende Aktivitäten entwickeln. Die Freiwilligen Feuerwehren wird es sicher noch geben und auch brauchen; hoffentlich gibt es auch dann noch viele uneigennützige Leute, die sich für diesen wichtigen Dienst für die Gemeinschaft zur Verfügung stellen. Den Sportverein wird es sicher noch geben, denn für Sport als Freizeitbeschäftigung wird die Jugend auch in Zukunft am ehesten zu begeistern sein.
Weniger Lärmbelastung und bewusstes Leben. Die Wohn-
sonstige Straßen in der Talsohle und an den angrenzenden Hängen wird durch den in Betrieb genommenen Brennerbasistunnel, durch den Einsatz von modernem Rollmaterial, durch den vermehrten Verkehr von Elektroautos
eine einschneidende Wende im Bewusstsein der Menschen eintreten wird und nicht eine kosmische Katastrophe, wie es gewisse Propheten voraussagen. Josef Kerschbaumer Leserbrief an: echo@brixner.info
Zum Autor
Josef Kerschbaumer, geboren 1949 in Brixen, wohnhaft in Tötschling, Besuch der Mittelschule und des humanistischen Gymnasiums am Vinzentinum, Studium der Rechtswissenschaften, Diplom als Grundbuchsführer, 36 Jahre Tätigkeit als Grundbuchsführer, davon
29 Jahre als Grundbuchdirektor in Klausen bzw. Brixen; seit Mai 2010 in Pension. Seit vielen Jahren ehrenamtlich tätig als Vorsitzender des Pfarrgemeinderates und als SVPOrtsobmann in Tschötsch, zeitweise auch in anderen Bereichen und noch immer aufgeschlossen für Neues.
bauentwicklung am Pfeffersberg
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BRIXEN STADT
Verträglich für Mensch und Natur 2
025: In den vergangenen 15 Jahren sind in den verschiedenen Stadtteilen, Straßenzügen und Fraktionen von Brixen zahlreiche kleine spirituelle Zentren entstanden, initiiert und geleitet von Bewohnern, die schon seit längerer Zeit einen spirituellen Weg gehen. Dort treffen sich morgens zwischen 6 und 8 Uhr und abends zwischen 19 und 21 Uhr zahlreiche Bewohner der Nachbarschaft zur stillen Meditation. Hier ist zu dieser Zeit ein stilles Kommen und Gehen, junge und ältere Leute sitzen in stiller Versenkung und Respekt voreinander.
Orte der Stille – fernsehfrei!
Diese kleinen Schulen der Achtsamkeit und Bewusstseinsbildung sind untereinander vernetzt und haben ihr Zentrum im Dombezirk der Stadt: Dom, Pfarrkirche, Frauenkirche, Kreuzgang und Johanneskapelle sind inzwischen wahre Orte der Stille und Kontemplation geworden, die auf Stadt und Land ausstrahlen. Hier wird von den unterschiedlichsten
Kulturen und religiösen Traditionen das praktiziert, was alle gemeinsam haben: die Sehnsucht nach Glück, Frieden, gegenseitigen Respekt und Wertschätzung. Das findet seinen Ausdruck in der alltäglichen Erfahrung der Gemeinschaft im stillen Gebet, im kontemplativen Sitzen und in den sonntäglichen Festfeiern, die abwechselnd von den unterschiedlichen kulturellen und religiösen Gemeinschaften organisiert werden. Diese Praxis der Bewusstseinsbildung hat die Stadt ganz langsam verwandelt: Überall sind die verschiedensten Initiativen entstanden zur Verbesserung des Lebens und der Beziehungen untereinander. Viel Begeisterung und fast weltweite Resonanz hat dabei vor zehn Jahren die Initiative zur Abschaffung des Fernsehers hervorgerufen: Brixen ist die erste fernsehfreie Stadt Europas. Eingebunden war diese Initiative in ein Weiterbildungsprogramm zum Thema „Zeit“ – bewusster Umgang mit Zeit – Freizeit – Arbeitszeit – Muse.
Foto: Oskar Zingerle
Brixen ist die erste fernsehfreie Stadt Europas, und in zahlreichen kleinen Werkstätten in Brixen werden nachhaltige, nützliche und schöne Waren produziert. Das Bewusstsein für gesunde Ernährung und nachhaltige Gesundheit steigt, auch die Spiritualität wird neu entdeckt. Und ein Zukunftsrat entwickelt Visionen und überprüft politische Entscheidungen. Ein Ausblick auf Brixen im Jahr 2025 von Karl Kerschbaumer.
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Brixen im Jahr 2025
Gesunde Ernährung, nachhaltige Gesundheit. Eine weitere
wichtige Initiative war das Projekt zur Förderung „gesunder und nachhaltiger Ernährung“ mit dem Zentrum im Kloster Neustift: Dabei haben sich Unternehmen, Konsumenten, Bauern und Händler zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen – mit dem Ziel der Verbesserung der gesamten Nahrungsmittelkette. Ausgehend von Weiterbildungsprogrammen zu den Themen „gesunde Ernährung“ und „ökologische Landwirtschaft“ ist in Zusammenarbeit mit dem Kloster Neustift ein radikaler Umbau der bäuerlichen Betriebe erfolgt: Neben der biodynamischen Obst-, Wein-, Vieh- und Milchwirtschaft werden jetzt wieder zahlreiche Getreidesorten, Kartoffel, Obst und Gemüse angebaut. Diese Vielfalt an heimischen Produkten wird in der neu entstandenen Markthalle vermarktet. Ergänzt wird dort das Warenangebot durch Produkte, die ausschließlich aus kontrolliert ökologischer, chemie- und genfreier Landwirtschaft stammen. Parallel zu dieser Initiative ist in Zusammenarbeit mit Krankenhaus, Hausärzten und Patientenvertretern das Projekt einer „nachhaltigen Gesundheit“ entstanden. Und langsam erfolgt auch hier ein Umbau von der sogenannten Schulmedizin auf vielfältigste Alternativheilmethoden. Schwerpunkt dabei ist der Aufbau einer fundierten und flächendeckenden homöopathischen Behandlung gegenüber den chemiegestützten pharmazeutischen Behandlungsmethoden.
Energieautarkie und Eigenproduktionen. Erfolgreich war auch das Projekt „Brixen, energieautarke Stadt“. Ganz gezielt
wurde dabei zum einen auf Möglichkeiten der Energieeinsparung gesetzt, wobei in den letzten Jahren immense technologische Fortschritte erzielt wurden in
Weitere Initiativen betreffen Schule und Bildung, die menschgerechte Arbeitswelt, die Mobilität, den Tourismus, die Freizeit, Altenbetreuung, alter-
und Natur gefällt werden. Um dies zu ermöglichen, hat sich der „Zukunftsrat“ gebildet, ein beratendes Organ, das die Aufgabe hat, Visionen für die Stadt
„Ein Zukunftsrat unterbreitet der Politik Entscheidungsvorschläge und überprüft die Entscheidungen der Politik auf Nachhaltigkeit und Allgemeininteresse“_ Karl Kerschbaumer Bezug auf sparsame Maschinen in Haushalt und Arbeitswelt und auf dem Sektor der Gebäudesanierung. Zum anderen wird jetzt auch die Primärenergieversorgung ausschließlich durch alternative Energien aus Sonne, Erde und Wasser gewährleistet. Kreative technische Lösungen haben auf diesem Sektor zu einer bedeutenden Effizienzsteigerung geführt. Besonders interessant ist die Initiative „Nützlich und schön“: Die große Idee dahinter ist, in Brixen Waren herzustellen und zu verkaufen, die nachhaltig, nützlich und schön sind. Auch hier arbeiten Kaufleute, Handwerker, kreative Leute und Konsumenten eng zusammen. Auf der Grundlage einer kritischen Analyse des Kaufverhaltens haben sich zahlreiche kleine Werkstätten gebildet: Schuster, Schneider, Spielzeugmacher, Töpfereien, Schmiedwerkstätten und andere mehr. Aber auch viele kreative und handwerklich geschickte Einzelpersonen stellen die unterschiedlichsten nützlichen Waren her. Die Brixner Kaufleute bieten jetzt Bekleidung, Haushaltsartikel, Spielzeugwaren oder Souvenirs aus heimischer Produktion an.
native Wohnmodelle und die Geldwirtschaft. Allen Initiativen gemeinsam ist die Kooperation aller möglichen Beteiligten auf Basis einer gemeinsamen Vertrauensebene.
Ein Zukunftsrat entwickelt Visionen. Zum Schluss noch die
wichtigste Initiative für die Umsetzung aller Projekte – „Brixen, Stadt des Dialogs“: Im Zuge der weltweiten Krise 2008 bis 2013, die auch Südtirol und Brixen mit etwa dreijähriger Verspätung erfasst hat, sind sämtliche wirtschaftlichen, politischen, religiösen und kulturellen Strukturen arg ins Wanken geraten und vielfach eingestürzt. Neben der Rückbesinnung auf die eingangs beschriebene neue Spiritualität erfolgte in diesen Jahren die Entwicklung einer neuen Gesprächskultur auf der Grundlage des gegenseitigen Respekts und der Wertschätzung. Neue Beziehungs- und Kommunikationsstrukturen in der Politik haben es möglich gemacht, dass alle Entscheidungen der politischen Entscheidungsträger auf der Basis der Verträglichkeit für Mensch
zu entwickeln, aber auch alle möglichen Initiativen von Bevölkerungsgruppen aufzugreifen, zu bewerten, zu unterstützen und mit anderen zu vernetzen. Der Zukunftsrat unterbreitet der Politik Entscheidungsvorschläge und überprüft die Entscheidungen der Politik auf Nachhaltigkeit und Allgemeininteresse. Er sorgt für Information, fördert die Eigeninitiative und das Engagement der einzelnen und den Dialog zu allen gesellschaftlichen und kulturellen Schichten. Und so sind wir heute, im Jahr 2025, mitten in einem gesellschaftlichen Umbau, in einer sehr spannenden Zeit der Entwicklung und Stabilisierung eines neuen Bewusstseins, das sehr heilsam ist für Mensch und Natur, nach etwa 300 Jahren Ausbeutung und Missbrauch unseres Planeten und von uns selbst. Karl Kerschbaumer Leserbrief an: echo@brixner.info
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Karl Kerschbaumer wohnt und arbeitet in der Brixner Altstadt, von Beruf ist er Architekt – Büro Kerschbaumer, Pichler & Partner. Karl Kerschbaumer ist Vorstandsmitglied im Verein „heimat Brixen
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NATZ-SCHABS
Mehr Lebensqualität durch den BBT N
atz-Schabs im Jahre 2025, so wie ich es mir wünsche: Die Dörfer Natz, Schabs, Raas, Viums, Aicha und möglicherweise auch Elvas haben ihr Erscheinungsbild bedeutend verbessert. Ja, Elvas! Elvas wurde bekanntlich unter dem Faschismus 1928 von der damaligen Gemeinde Natz abgetrennt, die Verbindungen sind aber in allen Bereichen sehr intensiv – gesellschaftlich, kulturell, kirchlich –, sodass der Wunsch zur Annullierung der damaligen Entscheidung immer stärker wird. Die Dorfeinfahrten sind einheitlich gestaltet, die Dörfer sehen einladend aus und haben ihren Charakter behalten. Schöne Gehsteige und Wanderwege durchziehen unser Gebiet, viele Freileitungen sind unterirdisch verlegt, und es gibt sogar die eine oder andere verkehrsbeschränkte Zone, zum Beispiel durch Schabs.
Mehr Lebensqualität durch Lärmschutzwand und BBT. Natz-Schabs hat eine hohe Lebensqualität, die Menschen fühlen sich hier wohl. Die Vereine tragen zum
Foto: Oskar Zingerle
Der Brennerbasistunnel ist gebaut, die Riggertalschleife ebenso, und das transitgeplagte Aicha hat eine neue Lärmschutzwand entlang der Brennereisenbahn. Im Ex-Natoareal befindet sich ein Natur-Badeteich, und in Natz-Schabs haben sich ein Zahnarzt und ein Rechtsanwalt niedergelassen. Ein Ausblick auf die Gemeinde Natz-Schabs im Jahr 2025 von Peter Gasser.
Zusammenhalt bei, es gibt genügend Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Auch unter den Dörfern herrscht eine gute Zusammenarbeit. Das ehemals transitgeplagte Aicha hat aufgrund der neuen Lärmschutzwand auf der Bestandsstrecke der Brennereisenbahn im Rahmen der BBT-Umweltausgleichsmaßnahmen eine enorme Steigerung der
Lebensqualität erfahren, und die Eröffnung des Basistunnels steht unmittelbar bevor. Dadurch wird der Güterverkehr von der Autobahn und von der bestehenden Eisenbahn unterirdisch verlaufen, was für das gesamte Eisacktal von enormer Bedeutung ist. Die Grünen und die anderen BBT-Gegner werden entweder still sein (von
den MEBO-Gegnern hört man heute auch nichts mehr), oder sie werden sagen, dass durch sie viele Verbesserungen erreicht worden sind. Oder wechseln sie Meinung und behaupten, sie hätten den Brennerbasistunnel immer schon gefordert? Da die Bevölkerung eher vergesslich ist, wäre auch das vorstellbar.
Mobilität betrifft, so werden sich bis 2025 allerdings noch einige Dinge ändern, auch wenn ich nicht von einem verringerten Verkehrsaufkommen ausgehe. Allerdings glaube ich fest daran, dass der Verkehr anders geregelt wird. In der Stadt zirkulieren vermehrt nur noch öffentliche Verkehrsmittel sowie Fahrräder in alten und modernen Entwicklungsformen. Die Bewohner aus den Dörfern rund um Brixen sind über einen abrufbaren Verkehrsdienst gut an die Stadt
angebunden. Hydro- und Elektroautos werden weit verbreitet sein, und eine moderne Bahn führt direkt in das Naherholungsgebiet Plose. Neue Schutzmaßnahmen gegen die Auswirkungen von Autobahn und Zug und die CO2-Ausstöße der herkömmlichen Fahrzeuge werden umgesetzt, um die Lebensqualität der Anrainer so wenig wie möglich zu beeinträchtigen.
Mein Brixen im Jahr 2025
Andrea Bodner: freie Redakteurin beim „Brixner“ seit Februar 2007
z Wenn ich an mein Brixen im Jahr 2025 denke, sehe ich eine durchaus florierende Kleinstadt mit innovativen Ansätzen, zum Beispiel in der Mobilität. Als mich Anfang der 90er Jahre ein englischer Ingenieur in St. Andrä besuchen kam, den ich während meiner Au-Pair-Zeit in England kennengelernt hatte, sagte er mir voraus, dass in 20 Jahren unsere Bergbauen mit dem Hubschrauber die Heuernte einbringen würden. Heute sind wir weit entfernt davon. Was die
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Der neue Bahnhof in Schabs wird nicht nur von Pendlern sehr stark benutzt; auch für Touristen ist die Anreise per Bahn inzwischen selbstverständlich. Im Zusammenhang mit dem Bahnhofsbau und dem Bau der Riggertalschleife wurden auch in Schabs
allen anderen Bereichen. Die Hauptrolle spielt weiterhin der Apfel, und dem entsprechend sind die Apfelpreise entscheidend für die Ertragssituation, wobei der Weinanbau etwas aufholt. Milchbauern gibt es nur mehr wenige; diese produzieren aber
„Die Grünen und die anderen BBT-Gegner werden entweder still sein oder sagen, dass durch sie viele Verbesserungen erreicht worden sind“_ Peter Gasser Maßnahmen zur Lärmreduzierung bei Bahn und Pustertaler Straße getroffen wie die Einhausung der Bahnlinie und der SS49bis. Gerade die vormals verkehrsgeplagten Ortschaften Aicha und Schabs/ Rauth zählen deshalb aufgrund der südlichen und sonnigen Ausrichtung zu den beliebtesten Wohngegenden der Gemeinde. Insgesamt hat sich der Zuwanderungsdruck nicht gelockert; unsere Gemeinde zählt inzwischen weit über 3.000 Einwohner.
Einheitliche Tourismusdestination. Natz-Schabs und die Nach-
bargemeinden haben erkannt, dass alle davon profitieren, wenn wir uns als einheitliche Destination im „Tal der Wege“ präsentieren: Mit der schmucken Stadt Brixen, den Skigebieten Plose und Gitschberg/ Jochtal bietet Natz-Schabs Sommer- und Wintertouristen genügend Attraktionen. Die Touristiker vom „Apfelhochplateau“ ziehen an einem Strang, und es gelingt inzwischen, angemessene Preise für die qualitativ hochwertigen Leistungen zu erzielen, denn landschaftlich, klimatisch und geografisch hat das Hochplateau alle Voraussetzungen dazu. Dazu beigetragen haben auch die Bemühungen der Gemeinde, wobei die Freizeitanlage mit Natur-/Badeteich im Ex-Natoareal ein Treffpunkt der Einheimischen und Gäste ist. NatzSchabs mit seiner verkehrsgünstigen Lage am Kreuzungspunkt Eisacktal-Pustertal-Wipptal ist der Geheimtipp schlechthin für Urlaubsgäste.
Qualität in Landwirtschaft und Gewerbe. Auch in der Landwirt-
schaft lautet die Devise, Qualität zu produzieren. Das gilt sowohl im Obst- wie im Weinbau, aber auch in der Milchwirtschaft und
eine ausreichende Menge, um davon leben zu können. In unseren Gewerbegebieten sind Betriebe angesiedelt, auch einige neue, die krisenfest sind und wichtige Arbeitsplätze bieten.
Wie Natz-Schabs nicht sein sollte. Der ungünstigste Fall wä-
re, wenn der Brennerbasistunnel nicht gebaut würde, da der Verkehr, insbesondere auch der Güterverkehr weiterhin über die Autobahn und auf der bestehenden Eisenbahnstrecke vorbeidonnern würde. Die für Aicha vorgesehenen Lärmschutzmaßnahmen könnten wir uns dann für viele Jahre erträumen, ebenso die weiteren Ausgleichsmaßnahmen. Zur Verantwortung zu ziehen wären dann allerdings jene Politiker, die hunderte Millionen Euro in die Vorbereitungsarbeiten für den Bau des BBT gesteckt beziehungsweise beim Fenster hinausgeworfen haben, dann aber – aus welchen Gründen auch immer – das Projekt nicht durchziehen. Sollte auch die Riggertalschleife aufgrund finanzieller Schwierigkeiten nicht gebaut werden, wäre auch der Bahnhof in Schabs und andere begleitende Maßnahmen (Lärmschutz, Zusammenführung Rauth/Hauptort) in Frage gestellt. In allen Bereichen – Landwirtschaft, Tourismus, Handwerk – wäre es schädlich, wenn wir einen Preiskampf führen würden, anstatt auf Qualität zu setzen. Ungünstig für Natz-Schabs wären auch Schwierigkeiten der Skigebiete Plose und Gitschberg/Jochtal sowie die fehlende Bereitschaft zur Zusammenarbeit unter den Gemeinden.
Was zu tun ist. Für die positive Entwicklung der Gemeinde Natz-Schabs ist eine angemessene
verursacht wird, ist wesentlich höher als jener der Autobahn.
Die Zukunft planen. Eine große
Herausforderung für die künftigen Gemeindeverwaltungen wird es auch sein, sorgsam mit der Landschaft und der Umwelt umzugehen, keine Zersiedelung zuzulassen, damit die Dörfer ihren derzeitigen Charakter mit kurzen und sicheren Schul- und Gehwegen behalten. Verschiedene Planungsinstrumente sind auf den Weg zu bringen, damit systematisch und gezielt vorgegangen und die Entwicklung geplant und gesteuert werden kann: Bauleitplan, Gefahrenzonenplan, Landschaftsplan (bereits genehmigt), Machbarkeitsstudien Fernwärme, Ideenfindungswettbewerb ExNato-Areal, Planung Sanierung/ Umbau bestehender öffentlicher Gebäude und Infrastrukturen, Dorfeinfahrten und anderes mehr. Natz-Schabs hätte von der geografischen Lage her gesehen auch jede Voraussetzung, um einige qualitativ hochwertige Betriebe anzusiedeln. Ein sicherer und guter Arbeitsplatz wird nämlich nicht immer so selbstverständlich sein, wie es derzeit der Fall ist. Wir
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Zum Autor
Peter Gasser, Jahrgang 1964, wuchs in Viums auf. Bis zum Ende 2002 arbeitete er bei der Südtiroler Volksbank in verschiedenen Funktionen, seit 2003 ist er Direktor der Raiffeisenkasse Karneid-Steinegg (seit 2009 in Schlern-Rosengarten umbenannt) Zwischen 1998 und 1999 absolvierte Peter Gasser einen einjährigen Lehrgang im
Fach „General Management“ beim Management Center Innsbruck, und von 1998 bis 2002 studierte er Politikwissenschaften an der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck. Seit November 2007 ist Peter Gasser Bürgermeister der Gemeinde Natz-Schabs. Er ist verheiratet und Vater zweier Kinder.
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wäre aber der falsche Weg. Im Jahr 2025 möchten wir auf zwei Jahrzehnte zurückblicken, in denen richtige Entscheidungen für die Bürger und die Allgemeinheit getroffen worden sind.
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finanzielle Ausstattung notwendig. Die Umweltgelder aufgrund der Neuvergabe der Konzession des Wasserkraftwerks Brixen-Hachl und die Auszahlungen oder die Beteiligung an der Stromproduktion tragen zur Stabilität bei und ermöglichen eine Planungssicherheit für viele Jahre. Begleitende Maßnahmen sind auch beim Bau des Brennerbasistunnels schon jetzt zu setzen. Es ist nicht nur die definitive Entscheidung und Finanzierungszusicherung zum Bau nötig, damit das Verwirrspiel ein Ende hat. Der Frächterlobby muss die Stirn geboten werden, damit die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene erzwungen wird. In Italien und Deutschland muss diesbezüglich noch ein Umdenken stattfinden. Um eine Mauterhöhung auf der Autobahn für den LKW-Verkehr kommt man nicht herum, damit jetzt schon der Umwegverkehr eliminiert und erschwert wird. Die Verlagerung des Autobahn-Transitverkehrs auf die bestehende Brennereisenbahn lehnen wir ab, da die Belastung jetzt für die Bevölkerung schon unerträglich ist. Der Lärm, der in Aicha durch die Eisenbahn
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Brixen im Jahr 2025
LÜSEN
Lüsen: Leere oder Leben? Lüsen kann zu einem Schlafort oder zu einem Ort der Lebensfreude werden. Die Gemeinde kann ihre Identität verlieren oder zu einem selbstbewussten, energieautarken Tal werden, in dem Jung und Alt gerne wohnen. Ein Ausblick auf das Lüsnertal im Jahr 2025 von Carmen Plaseller.
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as Lüsnertal hat seine Besonderheiten, Eigenarten und Charakteristiken, die es kennzeichnen und abheben. Es muss sich aber auch vermehrt Risiken und neuen Herausforderungen stellen. Wie könnte es den Drahtseilakt zwischen Erhalt und Wandel schaffen?
Wo Lüsen heute hinterher hinkt. Die schlechte Verkehrsverbindung nach Brixen und die Abgeschlossenheit des Tales bargen einige Nachteile. So konnten sich Tourismus, Handel und Handwerk erst relativ spät etablieren. Lüsen gilt auch heute noch als so genannte „strukturschwache Gemeinde“. Es sind relativ wenige Arbeitsplätze, darunter kaum qualifizierte, vorhanden. Der Großteil der arbeitenden Bevölkerung pendelt und verdient ihr Brot außerhalb des Tales. Dass das Wirtschaften in einem 1.500-Seelen-Dorf, das aus sieben Fraktionen mit zum Teil sehr entlegenen Einzelhöfen besteht, nicht leicht ist, zeigen die Geschäftsschließungen der letzten Jahre. Auch in der Landwirtschaft führen die Bäuerinnen und Bauern kein einfaches Leben. Es gibt nur mehr wenige Vollerwerbs-
bauern. Die allermeisten Landwirte suchen sich ein zweites Standbein oder gehen einer Nebenerwerbstätigkeit nach.
Was Lüsen auszeichnet. Jedes
Risiko birgt aber auch Chancen. So ist Lüsen auch wegen seiner Abgeschiedenheit ein natürlich
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Die Lüsnerinnen und Lüsner spüren darüber hinaus auch ihren gesellschaftlichen Auftrag. So ist das Vereinswesen stark ausgeprägt, der soziale Zusammenhalt
sich abends und an den Wochenenden in ihre vier Wände zurück. Ihr Leben aber führen sie außerhalb des Tales, insofern sie nicht dahin ziehen. Diese Verlagerung
steigt in einer immer globalisierter werdenden Welt zudem der Wettbewerbsdruck. Die Kirche, das Dorf und seine Gasthäuser besucht die Bevölkerung nur
„Sollen Lebensstandard und Qualität der Dienstleistungen in der Gemeinde Lüsen erhalten bleiben, sind Schritte in Richtung hin zu mehr Eigenverantwortung und -initiative zu setzen“_ Carmen Plaseller groß, das gesellschaftliche Engagement hoch. Die „Lisnarinnen“ und „Lisna“ sind gesellige und „kamotte“ Leute, die wissen, wie man Feste feiert, die zusammenhalten, wenn es darauf ankommt, die mitunter aber auch recht kritisch sind.
Im ungünstigsten Fall: Lüsen als Schlafort. Im schlimmsten
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Fall könnte sich Lüsen zu einem reinen „Schlafort“ entwickeln. Die Menschen stehen morgens auf, fahren in die Arbeit und ziehen
des Lebensmittelpunktes äußert sich im sozialen Desinteresse, in einem Gefühl der gesellschaftlichen Verantwortungslosigkeit, was sich im fehlenden Engagement im Vereinswesen sowie im gesellschaftlichen, politischen und ehrenamtlichen Leben äußern würde. Die Bevölkerung tätigt ihre Einkäufe und Geschäfte in der nahe gelegenen Stadt, wodurch den lokalen Handelstreibenden Einnahmen entgehen, die für ihre Existenz wichtig sind. Für sie
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mehr sonntags, wenn überhaupt. Da das Dorf keinen eigenen Pfarrer mehr hat, fehlt neben dem kirchlichen zunehmend auch der religiöse Bezug.
Verlust des Charakters. Sollte sich
Lüsen zum „Schlafort“ entwickeln, würden Betriebe, Geschäfte und Lokale schließen – nicht nur, weil sie unrentabel würden, sondern weil die „alte“ Generation, die im Unternehmertum ihre Lebensaufgabe sah, es gesundheitlich nicht mehr schafft. Dadurch fallen nicht
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Kulturlandschaftsraum des gesamten Tales zeichnet sich durch seine Formenvielfalt aus. So findet sich in Flora und Fauna ein einzigartiger Reichtum. Bekannt und geschätzt ist das Tal auch wegen seiner landschaftlichen Besonderheiten, die von sanften Almböden über schroffe Felsformationen am Talschluss bis hin zu Hochgebirgsalmen im Gabler-Plosegebiet reichen. Nicht nur Touristen, auch Einheimische schätzen diese Naherholung quasi vor der Haustür. Umweltschonendes Wirtschaften ist neben den Touristikern auch der Gemeindeverwaltung ein Anliegen. So setzte sie mit gemeindeeigenem E-Werk und Fernheizwerk auf regenerative Energieformen und nachhaltige Akzente. Wichtige Impulse sind auch im Familienbereich gesetzt worden. So verfügt der Ort über gesicherte und kostengünstige Kindergartenplätze und eine eigene Grundschule. Dieser geschützte kleine Raum bis ins zwölfte Lebensjahr der Kinder bietet den Familien Sicherheit und eine gute Plattform für zwischenmenschliche Kontakte der unterschiedlichen Generationen.
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Synergien schaffen. Auf die Stär-
ken des Tales bauend, könnten sich kleine Kreisläufe bilden und Synergien ergeben. Das „Tal der
Wanderfreunde“ kann einen qualitativ hochwertigen Individualtourismus aufbauen, der entsprechende Arbeitsplätze schafft und als wichtiger Abnehmer für biologische Produkte heimischer Landwirte und lokaler Handelsbetriebe fungiert. Dadurch eröffnen sich für Bäuerinnen und Bauern neben dem „Urlaub auf dem Bauernhof“ neue Einnahmequellen. Sie können von den Produkten des Hofes leben, indem sie Nischen mit Gewinnspannen finden. Geschäfte und Gasthäuser bleiben auch wegen der im Tal verbleibenden Wertschöpfung als wichtige Infrastrukturen für die Dorfbewohner erhalten. Eine Spezialisierung des Handwerks auf hohem Niveau kann darüber hinaus Nischenmärkte öffnen.
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sozialen Kontakt gibt, da spielt sich auch das Leben ab – und wo Leben ist, da wird auch auf das unmittelbare Umfeld geachtet. Entsprechend wird das Landschaftsbild gepflegt, wird alte Bausubstanz erhalten, werden
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Naherholungszonen geschaffen und auf das Erscheinungsbild des Dorfes geachtet. Lüsen ist als energieautarke Gemeinde zudem unabhängig von Entwicklungen am Rohölmarkt und bezieht seine Rohstoffe aus der unmittelbaren Natur. Dadurch gewinnt Lüsen nicht nur touristisch an Wert, sondern steigert seine Attraktivität auch für Einwohner und Familien. So ist das Dorf mit Leben gefüllt, von einer gesunden Mischung der Generationen gekennzeichnet und von einem Zugehörigkeitsgefühl geprägt. Die Verbundenheit mit und das Leben unterschiedlicher Generationen im Ort motiviert auch dazu, sich einzubringen, mitzugestalten und Verantwortung zu übernehmen. So kann das Ehrenamt eine neue Blüte erleben, und über das Vereinswesen können wichtige Impulse für das Dorfleben gesetzt werden. Lüsen könnte in 15 Jahren ein Dorf sein, in dem man gerne wohnt, in dem man sich aufgehoben fühlt und in dem man sich auch einbringt – kurz: in dem man stolz ist zu wohnen.
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Brixen im Jahr 2025
nur wertvolle Infrastrukturen, sondern auch Treffpunkte des gesellschaftlichen und sozialen Lebens weg. So riskieren die jüngeren Generationen, den Bezug zum Dorf und seiner Geschichte zu verlieren, das Dorf selbst an Attraktivität und Charakter. Die Hoferben wollen nicht mehr für geringe Erträge hart arbeiten. Entweder pachten sie zusätzliche Wiesen, sodass ihre Höfe eine ausreichende Größe für den Vollerwerb erreichen, oder sie lassen die Höfe auf, ziehen weg oder stellen die Landwirtschaft ein. Dadurch verkommen nicht nur interessante Bauten und Gehöfte, auch das Landschaftsbild des Ortes, das von individuellen Einzel- und Streuhöfen gekennzeichnet ist, wird nicht mehr gepflegt und verändert sich nachhaltig. Lüsen droht ein Dorf wie jedes andere zu werden und den einzigartigen Charakter zu verlieren. Warum also in Lüsen wohnen und nicht andernorts?
tigste Kriterium für die Wohnortwahl ist, dass man sich in der eigenen Gemeinde wohl fühlt, dass man sich daheim, geborgen und aufgehoben fühlt. Dazu gehört ein intaktes soziales Gefüge, das von Wertschätzung und einem gleichberechtigten Miteinander getragen ist. Die lokalen Vereine, Verbände und Organisationen können dazu einen unverzichtbaren Beitrag
leisten. Es gilt, sie finanziell und immateriell zu unterstützen und fördern, in ihrer Entwicklung aber auch zu fordern. Umfeld und Umwelt bedürfen der Bewahrung und des Schutzes. In diesem Zusammenhang können bei der Ausarbeitung von Landschafts- und Bauleitplan sowie der Richtlinien für den Ensembleschutz Akzente in den Bereichen Nachhaltigkeit, Bewahrung, Verträglichkeit und Vertretbarkeit gesetzt werden.
Tal der Lebensfreude. Auch
bedarf es einer gewissen Sensibilisierung dafür, dass „Altes“ nicht mit „veraltet“, „Neues“ nicht mit „modisch“ und „wirtschaftlich Uninteressantes“ nicht mit „nix wert“ gleichzusetzen ist und dass „Weniger“ manchmal „Mehr“ sein kann. Sollen der Lebensstandard und die Qualität der Dienstleistungen in der Gemeinde erhalten bleiben, sind Schritte in Richtung hin zu mehr Eigenverantwortung und -initiative zu setzen. Dafür bedarf es eines gewissen Grades an Mut, aus gewohnten Denkschemen auszubrechen, um Neues zu erkennen, ungewohnte Schritte zu gehen und nachhaltige Akzente setzen zu können. Auf die größte und unverwechselbare Stärke des Tales bauend, gilt es die Unversehrtheit, Natürlichkeit und ursprüngliche Schlichtheit zu bewahren. So kann aus dem „Tal der Wanderfreunde“ ein „Tal der Lebensfreude“ werden. Carmen Plaseller Leserbrief an: echo@brixner.info
Zur Autorin
Carmen Plaseller, Jahrgang 1979, stammt aus Lüsen, wo sie auch wohnt. Sie studierte Betriebswirtschaft, Internationale Wirtschaftswissenschaften und Volkswirtschaft an der LeopoldFranzens Universität Innsbruck sowie an der LUISS Guido Carli in Rom. Carmen Plaseller arbeitete
2004 bis 2009 am Landesinstitut für Statistik, Amt für Wirtschaftsstatistik, seit Januar 2010 im Amt für Weiterbildung. Sie ist Referentin der Gemeinde Lüsen (seit Mai 2005), Mitglied diverser Gremien auf Gemeinde- und Landesebene und Redaktionsleitern des Gemeindeblattes „do Lisna“.
Brixen im Jahr 2025
MÜHLBACH
Die Marke Mühlbach Um Mühlbach zusammenwachsen zu lassen, muss das langjährige Kirchturm- und Wettbewerbsdenken in Mühlbach, Vals, Meransen und Spinges abgeschafft werden. Die Konzentration auf den Wintertourismus muss überdacht und mit neuen Schwerpunkten ergänzt werden. Eine Standortbestimmung und ein Ausblick auf die Entwicklung der Gemeinde Mühlbach bis ins Jahr 2025 von Marlene Kranebitter Zingerle.
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ein Elternhaus steht im ehemaligen Paradeis. Heute liest man schlicht Sonnleiten auf dem Straßenschild. Als dort Anfang der 70er eine Wohnbauzone ausgewiesen wurde, mitten hinein in Wiesen und grüne Hänge mit alten, wilden Rebstöcken, die im Herbst herrlich saure Trauben boten, sorgte das nicht nur für Begeisterung. Vom Shanghai-Viertel war die Rede und davon, dass der schönste Teil Mühlbachs nun verbaut würde. Für die Kinder der Panorama-Siedlung gab es zwar noch lange Zeit keinen Spielplatz, dafür aber genügend Platz zum Spielen. Ein Maisfeld, wo man sich hervorragend verstecken konnte, eine alte Esche, auf die man sich zurückziehen konnte, eine Straße, auf der man Völkerball spielen konnte und nur hin und wieder einem Auto Platz machen musste – das sind meine Erinnerungen an eine relativ unbeschwerte Zeit. Man ging zum Rodeln auf die Atzwangerwiese, und der Eislaufplatz im Valler Tal war ein begehrter Treffpunkt. Als das Freischwimmbad eröffnete, schien das (Kinder)-Glück komplett.
Heimat gestalten bedeutet auch, dass der Ort lebenswert bleibt. 35 Jahre und sieben
Legislaturperioden später ist vom Mühlbach meiner Kindheit nur mehr wenig geblieben. In der Atzwangerwiese steht das GrafMeinhard-Haus samt Kindergarten und Feuerwehrhalle, Völkerballspielen kann man in unserer Straße schon lange nicht mehr, und das Schwimmbad müsste dringend saniert werden. Auf der gegenüber liegenden Seite des Paradeises gibt es eine neue Wohnbauzone, in der seit Jahren munter gebaut wird. Und es gibt dort einen gut ausgestatteten Spielplatz, der leider nicht wirklich Platz zum Spielen bietet. Heimat gestalten steht im Verwaltungsprogramm des neuen Gemeinderates unter dem Kapitel „Übergemeindliches und überörtliche Vorhaben“. Heimat gestalten muss bedeuten, dass sich die Menschen wohl fühlen in ihrem Dorf, dass sie stolz auf ihren Ort sind. Heimat gestalten muss auch bedeuten, dass man in all dem Bestreben, die Wirtschaft zu forcieren und zu unterstützen, nicht vergisst, dass ein Dorf vor allem für seine Bewohner lebenswert sein muss.
Heimat gestalten ist in der Gemeinde Mühlbach nicht ganz einfach. Es gibt es vier Ortschaften, vier Kirchtürme, vier Standpunkte,
die unterschiedlicher nicht sein könnten, im (w)örtlichen wie im übertragenen Sinn. Jetzt ringt man verstärkt um Einigkeit. Mühlbach
Mühlbach sollte tagsüber und auch am Abend Raum für Begegnungen bieten. Kulturzirkel, Wirtschaftsgespräche, Kunstausstellungen, Konzerte, politische Diskussionen, ein Geschichtslehrpfad quer durch die Gemeinde, Stausee und Vallerbach als neue Lebensräume, die Vereine als Visitenkarten einer echten Gemeinschaft – all dies würde Mühlbach noch lebenswerter machen. Ich würde mir wünschen, dass Jung und Alt voneinander lernen, und ich würde
mir auch wünschen, dass die Menschen mit Migrationshintergrund einen würdigen Platz in der Gesellschaft gefunden haben. Wenn ich an mein Mühlbach im Jahr 2025 denke, dann verbinde ich damit keine großartigen Visionen, sondern viele kleine Aktionen, die die Zufriedenheit der Menschen mit ihrem Dorf fördern.
Mein Mühlbach im Jahr 2025
Marlene Kranebitter Zingerle: freie Redakteurin beim „Brixner“ seit Jänner 1998 74
z Wenn ich an mein Mühlbach im Jahr 2025 denke, dann denke ich an einen lebhaften Ort, in dem das Leben pulsiert und in dem es auch grüne Oasen der Ruhe gibt. Der Ortskern ist weitgehend frei vom Verkehr. Musikschule und Altersheim sind gebaut, es gibt eine ausgewogene Palette an großen und kleinen Geschäften, und es gibt Gastbetriebe, in denen sich die Menschen wirklich treffen können. Ein Wirtshaus, ein Kaffeehaus, ein Restaurant, ein Pub –
soll zur Marke werden, zum attraktiven Mittelpunkt der näheren Umgebung. Natürlich lässt sich das nicht von heute auf morgen umsetzen, denn der Weg zu dieser Einigkeit birgt so allerlei Tücken, die ihre Wurzeln in der Geschichte der vergangenen Jahrzehnte haben.
Gemeinsam auftreten heißt zusammenwachsen. Mühlbach als
eine Marke zu verkaufen würde bedeuten, dass vier Dörfer wieder
oder minder stille Übereinkunft, dass jeder Ort sein eigenes Süppchen kocht und die Zutaten dazu über das so genannte Schlüsselgeld, berechnet aufgrund der Einwohner, finanziert. Man lässt sich nicht gerne in den eigenen Kochtopf schauen, und man lässt sich schon gar nicht gerne dreinreden. Auch wenn der neue Gemeinderat inklusive der Freiheitlichen Partei um ein gemeinsames Auftreten bemüht ist, merkt man
„Mühlbach als eine Marke zu verkaufen würde bedeuten, dass vier Dörfer wieder zusammenwachsen müssen, die sich voneinander entfernt haben“_ Marlene Kranebitter Zingerle zusammenwachsen müssen, die sich aufgrund politischer Querelen und einer unterschiedlichen und etwas einseitigen wirtschaftlichen Entwicklung voneinander entfernt haben. Die Aufspaltung der Volkspartei in vier Listen, je eine Liste für jedes Dorf, war wohl der bedeutendste Meilenstein in dieser Entwicklung. 1980 waren sieben Meransner in den Gemeinderat gewählt worden, die Mühlbacher fürchteten um ihren Einfluss und darum, auf Gemeindeebene ins Hintertreffen zu geraten. Ähnlich erging es den Menschen in Vals und Spinges. Man hatte Angst, die eigenen Vorhaben nicht mehr umsetzen zu können, wenn die Vertretung im Gemeinderat derart unausgeglichen war. Offenbar traute man einander nicht wirklich. Fünf Jahre später entschied man sich dann für vier kleine Edelweißlisten und hoffte auf eine ausgewogene Zusammensetzung des Gemeinderates.
Geht’s ums Geld, wackelt die Einheit. Von dieser Kirchturm-
politik wird man sich jetzt wohl oder übel verabschieden müssen, sollte die Marke Mühlbach eine Chance bekommen. Wenn die Marktgemeinde Mühlbach touristisch überleben will, so müssen die vier Dörfer ihr gemeinsames Potenzial erkennen und auch nutzen. Es gab und gibt zwar überörtliche Vorhaben, die aus einem gemeinsamen Topf bezahlt werden, sonst aber gilt die mehr
doch immer wieder, dass die Fronten verhärtet sind. Die erneute Diskussion um das Hallenbad in Meransen, das den verheißungsvollen Namen Alpinpool trägt, reißt alte Wunden auf. Auch beim Zusammenschluss der Skigebiete und der Verwirklichung neuer Liftanlagen, die das Jochtal und den Gitschberg miteinander verbinden, herrscht nicht eitel Wonne und Sonnenschein. Immer dann, wenn es ums Geld geht, wackelt nämlich die angestrebte Eintracht. Man möchte natürlich weiterhin auf den Tourismus setzen, so wie man es schon in den letzten Jahrzehnten getan hat, denn schließlich ist dieser Wirtschaftszweig der weitaus stärkste. Rund 40 Prozent der gewerblichen Firmen sind in diesem Sektor angesiedelt, auf Platz zwei liegt relativ weit abgeschlagen mit 16,5 Prozent das Baugewerbe, auf Platz drei der Dienstleistungsbereich und erst auf Platz vier der Handel mit 14,4 Prozent. Über 620.000 Nächtigungen wurden im Jahr 2009 verzeichnet, knapp die Hälfte davon in Meransen. Mühlbach gehört im Vergleich mit anderen Südtiroler Gemeinden zur touristischen Oberliga. Jener Anteil an Nächtigungen, der auf die Wintersaison entfällt, liegt interessanterweise nur bei 45 Prozent. Das bedeutet, dass der Sommertourismus einen größeren Stellenwert hat als allgemein angenommen.
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Brixen im Jahr 2025
Der Sommertourismus muss aufgewertet werden. Und die-
sem Stellenwert muss in den nächsten Jahren unbedingt mehr Beachtung geschenkt werden, will man den Status einer attraktiven Tourismusgemeinde halten und ausbauen. Im Jahr 1996 gab es bereits eine überörtliche Arbeitsgruppe, die sich gemeinsam mit der Innsbrucker Tourismusberatungsfirma Edinger Gedanken über die Entwicklung der Gemeinde in den folgenden zehn Jahren machen und ein Tourismusleitbild entwerfen sollte. Stöbert man in den Unterlagen, so findet man dort eine Reihe an Maßnahmen, die jedoch nur zu einem geringen Teil umgesetzt wurden. Von einem Verschönerungsverein in jedem Dorf war die Rede und von der Wahrung des jeweiligen Charakters, von einer intensiven Zusammenarbeit mit der örtlichen Landwirtschaft, von einem regionalen Produktgütesiegel und von Urlaub am Bauernhof. Die Tourismuscharta, die damals entwickelt wurde, enthält elf Grundsätze. Mühlbach soll zu einer Erholungsregion werden, in der sich Einheimische und Touristen wohl fühlen – im synergetischen Nebeneinander von Landwirtschaft, Tourismus, Handel und Gewerbe kann der Schlüssel zum Erfolg liegen. Auch wenn diese Erkenntnisse bereits über 13 Jahre zurückliegen und in der Zwischenzeit eine weitere Studie erarbeitet wurde, sind sie bedeutend für die Entwicklung der Marktgemeinde Mühlbach.
Was Mühlbach zur Marke werden lässt. Was kann Mühlbach
nun zu einer Marke werden lassen? Der sympathische Ortskern des Hauptortes mit seinen Geschäften und Gasthäusern, der
weitläufige Meransner Sonnenhang, das urige Valler Tal und seine Fanealm, das kleine Spinges, das etwas im Abseits steht und eigentlich viel zu bieten hätte? Derzeit läuft die Entwicklung noch eher in die Richtung, dass die vier Ortschaften in einem Wettbewerb zueinander stehen. Dieses Konkurrenzdenken wird einem Miteinander Platz machen müssen, und dieses Miteinander darf sich nicht nur auf den Wintertourismus konzentrieren. Man wird ernsthaft und mit Weitblick darüber nachdenken müssen, was die Besonderheiten eines jeden Ortes sind, und man wird sie ins rechte Licht rücken müssen. Spazierwege, Oasen der Erholung, kulturelle Höhepunkte – vor allem der Hauptort Mühlbach hat hier Nachholbedarf, sollte er zu einem interessanten Gegenpol zu den drei Fraktionen werden. Allerdings mangelt es an einem Gesamtkonzept für das Dorf. Der Schwerpunkt des Dorflebens verlagert sich immer mehr an den östlichen Rand, während der Dorfkern ausstirbt. Dass unter diesen Voraussetzungen an eine Verkehrsberuhigung, die die Lebensqualität unweigerlich steigern würde, nur schwer zu denken ist, verwundert nicht. Der Bau der Musikschule beim so genannten alten Schulhaus, der jetzt in greifbare Nähe gerückt ist, könnte den Ortskern mit seinem wunderschönen Kirchplatz und damit auch den westlichen Teil des Marktls neu beleben. Mühlbach als kulturelles Zentrum der Gemeinde und damit als Ergänzung zu den Touristikhochburgen Meransen und Vals könnte gut für Einheimische und Touristen sein. Parkplätze in unmittelbarer Nähe des Ortskerns, eine attraktive Verbindung
zum Bahnhof, große und kleine Geschäfte, gemütliche Pubs und Restaurants wären ein zusätzliches Aushängeschild für die Marke Mühlbach.
Kulturelle Anreize schaffen. Mühlbach birgt zudem allerlei Schätze, die mehr Aufmerksamkeit verdienen, angefangen von der Mühlbacher Klause über den Wolkensteinerkeller bis hin zum kleinen Museum in der Florianikapelle. Auch was die Geschichte des Marktls angeht, gäbe es so allerlei (wieder) zu entdecken. Die vielen Brunnen im Dorf könnten zu lauschigen Plätzchen werden, und man könnte auch dem Bach mit den verschwundenen Mühlen wieder mehr Beachtung schenken. Auch am kulturellen Veranstaltungsreigen müsste dringend gefeilt werden. Die „Kunst unter den Sternen“, die Galerie 90 und das Festival der böhmischen und mährischen Blasmusik reichen nicht aus, um Mühlbach einen
kulturellen Anreiz zu verleihen. Auch die unermüdliche Tätigkeit der Vereine könnte wirkungsvoller in diesen Reigen eingebunden werden. Es bräuchte also nicht nur einen Verschönerungsverein, sondern zusätzlich eine Gruppe von Menschen, die sich dem Marktl, seiner Geschichte, seiner Kultur widmet und damit Heimat gestaltet. Heimat für die knapp 3.000 Menschen aus 30 Nationen, die in der Gemeinde leben. Es braucht keine großartigen Visionen, sondern es braucht viele kleine Aktionen, die Mühlbach durch das nächste Jahrzehnt tragen. Auch wenn vom Mühlbach meiner Kindheit nicht allzu viel geblieben ist, ein bisschen vom Paradeis ist immer noch spürbar. Marlene Kranebitter Zingerle Leserbrief an: echo@brixner.info
Zur Autorin
Marlene Kranebitter Zingerle, geboren 1969, verheiratet, zwei Kinder im Loslösealter, Berufsschullehrerin, Psychologin und (bald) Psychotherapeutin, Gemeindereferentin in Mühlbach (zuständig unter anderem für Bildung und
Kultur), Obfrau des Kirchenchores St. Helena Mühlbach, Landesleiterin der Notfallseelsorge und jahrelange Porträtschreiberin für den „Brixner“. Marlene Kranebitter Zingerle lebt seit ihrer Geburt in Mühlbach und würde nie von dort wegziehen.
gesehen. Die Gesellschaft hat einen Weg gefunden, wie verschiedene Kulturen und Religionen koexistieren können. Mühlbach ist eine starke Tourismusdestination – Sommer wie Winter. Während Meransen und Vals ihren Schwerpunkt im Tourismus gesetzt haben, ist Mühlbach als Handelsstandort gewachsen. Man hat die Einzigartigkeit des Ortskerns als Chance erkannt und entsprechende Maßnahmen zu seiner Belebung ergriffen.
Seit Fertigstellung der Straße nach Spinges ist das Bergdorf ein bevorzugter Wohnort geworden.
Mein Mühlbach im Jahr 2025
Oskar Zingerle: Fotograph und Redakteur beim „Brixner“ seit Oktober 1998 76
z Wenn ich an mein Mühlbach des Jahres 2025 denke, dann sehe ich eine Gemeinde mit gewachsenem Zusammengehörigkeitsgefühl. Es gibt gemeinsame Ziele und Visionen, die langfristiger angelegt sind als politische Amtsperioden. Die vier Fraktionen ergänzen sich besser als früher. Die hier geborenen Kinder von Zuwanderern fühlen sich als vollwertige Mühlbacher und werden von den Einheimischen nicht mehr als Bedrohung
Verkehrsberuhigtes und lebendiges Vahrn Die Autobahn im Vahrner Oberdorf wird unterirdisch verlegt, und der Bahnhof Vahrn wird wieder geöffnet. Im Dorfzentrum kehrt vermehrt Leben ein, und die Verdoni-Kaserne wird zu einem Wohn- und Geschäftsviertel, in dem sogar eine eigene Vahrner Mittelschule steht. Ein Ausblick über Vahrn im Jahr 2025 von Andreas Schatzer.
W
enn ich an Vahrn im Jahr 2025 denke, dann verbinde ich dieses Bild in erster Linie mit dem urbanistischen Leitbild, das der Gemeinderat Vahrn gemeinsam mit dem Bauleitplan im Juni 2009 genehmigt hat. In diesem von Architekt Ulrich Weger unter Berücksichtung des gesellschaftlichen Wandels und mit großer Sorgfalt ausgearbeiteten Leitbild wird die bauliche Entwicklung des Dorfes für die nächsten 30 bis 40 Jahre einer Analyse unterzogen und zukunftsweisende Vorschläge unterbreitet.
Die Autobahn wird unterirdisch verlegt. In seinen Kernaussagen zum langfristigen Entwicklungskonzept der Gemeinde Vahrn meint Architekt Ulrich Weger, dass der Ort Vahrn auf dem bereits vorhandenen Potential nur aufbauen kann, „…wenn es gelingt, die in der Ortsmitte liegenden wesentlichen Entwicklungsbarrieren zu beseitigen“. Konkret meint er damit die längerfristig realisierbare Verlegung von Autobahn und Hochspannungsleitungen sowie den Rückbau der Bahnlinie auf eine regionale Linie. Er befürchtet, dass ohne diese wesentlichen Vorhaben langfristig ein gesundes soziales und wirtschaftliches Wachstum nicht möglich sei. Die Zweiteilung der Ortschaft durch drei Hauptverkehrsadern – Bahn, Autobahn und Staatsstraße – hemmt jegliche Entwicklung und bildet folglich den Kernpunkt des Leitbildes. Dieses sieht als beste Lösung die Verlegung der Autobahn im Vahrner Oberdorf vor: Zwischen Raststätte Plose und dem Fischteich sollte die Brennerautobahn in einen 2,8 Kilometer langen unterirdischen Tunnel verlegt werden.
Der Ortskern ist belebt, der Bahnhof Vahrn wieder eröffnet. Neben diesen verkehrstechnischen Visionen ist der Wunsch
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nach einer lebendigen und offenen Dorfgemeinschaft, in der die Voraussetzung für ein gesichertes soziales Umfeld gegeben ist, ein Hauptanliegen in meinem politischen Bestreben. Dazu zähle ich auch eine solide und eigenständige Wirtschaftstätigkeit und die Erhaltung eines Lebensraumes, der sich auch bis 2025 in seiner Naturbelassenheit und Schönheit so genießen lässt. Es geht mir zudem um eine Belebung der Ortskerne durch Veranstaltungen und Vereinstätigkeiten, um „neuen“, aber auch alteingesessenen Vahrnerinnen und Vahrnern die notwendigen sozialen Kontakte zu bieten und Verbundenheit mit dem Dorf zu wecken. Konkret denke ich hier an den Ausbau des Dorfzentrums, an die Errichtung eines eigenen Altersheimes und an eine stärkere Einbindung neuer Mitbürger in das Dorfleben. Es geht mir hier auch um eine gesicherte Nahversorgung: Vahrn soll sich als autonomer und krisensicherer Wirtschaftsstandort entwickeln. Der Alltag soll durch eine umweltfreundliche Mobilität geprägt werden; dazu müssen ständige Verbesserungen im Bereich CityBus erfolgen und der Bahnhof von Vahrn wieder geöffnet werden.
Vahrn wird von den Touristen entdeckt. Es würde mich außer-
dem sehr freuen, wenn Vahrn und seine Umgebung von mehr Touristen entdeckt und als Urlaubsziel gewählt würde. Eindeutigen Aufholbedarf gibt es bei der Tourismuswerbung, denn die Gemeinde Vahrn hat viel zu bieten: Kloster Neustift, die schönen Weinberge, Spazierund Wanderwege, den Vahrner See, die Kneipp-Anlage und den Schalderer Bach, die wunderbare Wander- und Bergwelt in Schalders und Spiluck und vieles mehr. Diese Attraktionen könnten für
Foto: Oskar Zingerle
Brixen im Jahr 2025
Gemeinde Vahrn
den Tourismus stärker genutzt werden und zu einer Belebung im Dorf beitragen.
Ein Alterheim für die Senioren soll entstehen. Die Entwicklung
von Vahrn muss auch dahingehen, dass die eigene Individualität als Dorfgemeinschaft nicht ganz verloren geht und dass ein schleichender Übergang vom eigenständigen Dorf zum unauffälligen Vorort von Brixen vermieden wird. Anzeichen dafür sind zurzeit leider vorhanden. Ungünstig und menschlich sehr bedenklich empfinde ich die Zukunftsaussichten unserer älteren Mitbürger. Solange die Errichtung eines Altersheimes nicht möglich ist, müssen die Senioren von Vahrn, die ihren Lebensabend nicht mehr in ihrem Zuhause verbringen können, in Strukturen anderer Gemeinden ausweichen und somit ihr gewohntes und vertrautes Umfeld verlassen. Dorfleben und soziales Engagement erleben in der Gemeinde Vahrn schon seit einigen Jahren einen Aufschwung und lassen auch für die Zukunft viel Gutes erwarten. Die Eröffnung eines
größeren Gastbetriebes, im Sinne eines Dorfgasthauses, als gesellschaftlicher Treffpunkt und touristisches Zentrum im Dorf – hier denke ich etwas wehmütig an den Gasthof „Waldsacker“ – ist dabei einer meiner Geheimwünsche.
Neueröffnung von Betrieben. Mit der Neueröffnung verschiedener Handelsbetriebe und durch die große Nachfrage in den Gewerbegebieten stellt Vahrn einen gesuchten und reizvollen Wirtschaftstandort dar. Das reiche Warenangebot vor der eigenen Haustür kommt natürlich den Familien von Vahrn ganz besonders zugute, da Zeit, Geld und unnötige Verkehrswege gespart werden. Eine weitere Entwicklung in dieser Richtung wird auch in den nächsten Jahren zu erwarten sein.
Ziele des urbanistischen Leitbildes umsetzen. Die Frage nach
dem Setzen der richtigen Rahmenbedingungen für die Zukunft beantwortet am besten folgendes Zitat vom ehemaligen deutschen Bundeskanzler Willy Brandt: „Wir müssen das Morgen und Übermorgen im Blick haben, um genauer
zu wissen, was heute zu tun ist und welche Folgen das heutige Tun morgen und übermorgen haben wird.“ Für die Schaffung der besten Rahmenbedingungen für die Zukunft ist es daher wichtig, die Ziele des urbanistischen Leitbildes konsequent zu verfolgen. Unabdingbar sind weitere Studien und Leitbilder auch in anderen Wirtschafts- und Lebensbereichen. Ein besonderes Anliegen ist mir dabei, dass auch die Dorfbevölkerung in die Entscheidungen einbezogen wird. Es gilt dabei, viele Ideen und Vorschläge aufzufangen, sodass bei der Umsetzung eine möglichst breite Zustimmung zu erwarten ist.
Verdone-Kaserne als Wohn- und Geschäftsviertel. Wir können
zudem auf das bisher Umgesetzte weiter aufbauen: Dazu zählen das neue Dorfzentrum rund um das Haus Voitsberg, der neue Stiftsplatz von Neustift, der Fest- und Dorfplatz in Schalders, die erneuerten Bibliotheken, aber auch die Grundschulen und Kindergärten von Vahrn, Neustift und Schalders, die allesamt auf den neuesten Stand gebracht wurden. All dies bietet die besten Voraussetzungen, Gesellschaft und Kultur für viele Jahre zu pflegen. Welcher Zweckbestimmung die aufgelassene Verdone-Kaserne übergeben wird, ist noch nicht klar definiert. Sie bietet aber sicherlich die Voraussetzung, dass das Vahrner Unterdorf wieder aufgewertet wird und ein aufstrebender Dorfteil in Vahrn werden kann. Vielleicht werden im Jahr 2025 dort neben Wohnungen und Geschäften auch Dienstleistungsbetriebe und sogar auch eine Mittelschule untergebracht sein. Der südliche Teil könnte als ausgedehnte Grünzone,
teilweise als Erweiterung der Sportzone oder auch als Naherholungszone für verschiedene
Bahntrasse gezielt als regionale Bahn genutzt werden. Das öffentliche Verkehrsmittel gewinnt dann
Vahrn und Brixen schon in den letzten Jahren und sollen auch in Zukunft gepflegt und beibehalten
„Die Entwicklung von Vahrn muss auch dahingehen, dass ein schleichender Übergang vom eigenständigen Dorf zum unauffälligen Vorort von Brixen vermieden wird“_ Andreas Schatzer Freizeitaktitäten genutzt werden. Genaueres muss hier noch in öffentlichen Diskussionen wohlüberlegt, durchdacht, geklärt und geplant werden.
an Attraktivität, und der Lärm der Personenzüge hält sich für die Anrainer in Grenzen.
Steigendes Verkehrsaufkommen bewältigen. Auch die
noch über die Grenzen der Gemeinde hinausschauen und Vahrn auch als Teil des Eisacktales und engsten Nachbarn der Stadt Brixen sehen. Gute nachbarschaftliche Beziehungen und eine angenehme Zusammenarbeit prägten das Verhältnis der Gemeinden
kürzliche Absage zum E-Werk am Schalderer Bach ist als zukunftsweisende Aussage für den Schutz von Umwelt und Natur vor der wirtschaftlichen Nutzung zu werten. Mit dem Bau des Fernheizwerkes wurde bereits eine Infrastruktur für die Gemeinde geschaffen, die sowohl den Bürgern als auch der Umwelt zugute kommt. Mit City-Bus, Westumfahrung und laufenden Gesprächen mit der Direktion der Brenner-Autobahn befinden wir uns auf dem besten Weg, den ständig steigenden Verkehr in den Griff zu bekommen und unsere Lebensqualität ohne Lärm- und Abgaszuwachs zu verbessern. Welche konkrete Auswirkungen schließlich auch der Brennerbasistunnel auf die Verkehrsproblematik haben wird, ist zurzeit noch viel diskutiert. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass damit in erster Linie der Schwerverkehr eine umweltschonende, anrainerfreundliche und verkehrsberuhigende Regelung erfahren wird. Danach kann die bisherige
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Gute Nachbarschaft mit Brixen pflegen. Schließlich möchte ich
werden. Die gute Nachbarschaft wird von der Bevölkerung auch durch die Zeitschrift „Brixner“, die kontinuierlich Beiträge aus Vahrn veröffentlicht und interessantem Kommunikationsaustausch Platz gibt, wahrgenommen. Ich gratuliere dem Redaktionsteam zur 250. Ausgabe des „Brixner“ und wünsche mir, dass auch noch im Jahr 2025 viel Wissenswertes über Vahrn dabei sein wird. Andreas Schatzer Leserbrief an: echo@brixner.info
Zum Autor
Andreas Schatzer, Jahrgang 1960, ist seit seiner Geburt in Vahrn wohnhaft, verheiratet und Vater von drei Kindern. 20 Jahre lang war er als Beamter in der Gemeinde Vahrn tätig, seit dem Jahr 2000 als Freiberufler im Bauwesen und gleichzeitig Vizebürgermeister der Gemeinde.
Seit 2010 ist Andreas Schatzer der Bürgermeister der Gemeinde Vahrn. Er unterhält sich gern, wandert und ist mit dem Mountainbike unterwegs, fährt Ski und unternimmt Skitouren – und spielt immer noch gern Flügelhorn bei der Musikkapelle Vahrn.
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Mai sag mai! Alle Brixner – ja, wirklich alle! – beteiligen sich am Kulturleben. Kunst und Kultur durchwebt alle Ebenen des privaten und Üffentlichen Lebens; erobert sich neue, auch unerwartete Räume. Es wird eine Servicestelle geben, die Kulturtreibende koordinatorisch unterstßtzt und die Menschen neugierig auf Kultur macht. Und die FÜrderungen werden abnehmen – eine Angleichung Sßdtirols an die europäische Normalität. Ein Ausblick auf das Kulturleben in Brixen im Jahr 2025 von Doris Brunner.
A
chtung, dies ist eine Warnung an alle lĂśsungsfixierten Leserinnen und Leser: Was Sie nun zu sich fĂźhren, ist eine frei erfundene Vision, ohne MaĂ&#x;nahmenkatalog und Zeitschiene, ohne Kostenkalkulation und Ressourcenplanung. Falls Ihnen die Angaben zur Umsetzungswahrscheinlichkeit fehlen, blättern Sie lieber gleich ein paar Seiten weiter, dann ärgern Sie sich beim Lesen wenigstens nicht. MĂśglicherweise sind Sie als eingefleischter Brixner aber bereits etwas
abgehärtet in Sachen Visionen mit eventueller Realisierungshemmung – dann kÜnnen Sie bedenkenlos weiterlesen. Vielleicht finden Sie dann scheinbar Abwegiges gar nicht so weit weg vom Weg. Dann wären wir schon zu zweit, und die Umsetzungswahrscheinlichkeit steigt damit automatisch, zumindest im Promillebereich.
Kultur lebt und belebt. Im Jahr 2025 ist Kultur, kulturelles Schaffen oder kßnstlerische Auseinandersetzung – allein die Definition
der einzelnen Begriffe kĂśnnte sich Ăźber mehrere Seiten hinziehen – kein Fall alleinig fĂźr Akademiker und Alternative, fĂźr Existenzialisten und Experten, fĂźr Zweifler und Zornige. Kultur interessiert alle – und zwar im lateinischen Sinne des inter-esse: Alle sind mitten drin, entweder als Akteure oder Rezipienten, als ehrenamtliche UnterstĂźtzer oder private Sponsoren. Ăœber die Teilnahmequote bei kulturellen Veranstaltungen von 4,1 Prozent im Vergleich zur BevĂślkerung der Bezirksgemeinschaft Eisacktal aus
dem Jahr 2009 kann man 2025 nur mehr hinweglächeln. Dieses Interesse, dieses Verhaftetsein in der Kultur, ist deutlich spĂźrbar: Die Einheimischen und Eingeheimateten der Kulturstadt Brixen leben Kultur – alle Tage aufs Neue, im GroĂ&#x;en wie im Kleinen. Kultur durchwebt alle Bereiche und alle Ebenen, kulturelle Werte werden wie selbstverständlich mitgedacht und mitgeplant: im sozialen wie im wirtschaftlichen Gebaren, im städteplanerischen wie im Bildungsbereich, im privaten wie
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Brixen im Jahr 2025
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Stadtbibliothek in der Brunogasse – dem Treffpunkt für Literatur und neue Medien – wird als freier Kunst-Raum für spontane Kunstaktionen genutzt. Hier treffen sich Musiker zur freien Jam-Session, die Theatervereine zeigen in einer öffentlichen Probe eine Vorschau auf ihre nächste Eigenproduktion, Performancekünstler machen eine Aktion zu einem gerade heiß diskutierten politischen Thema, und die Volkstanzgruppe lädt zum offenen Tanzen. Schnell mal hier vorbeischauen, ob grad was läuft, gehört zum Stadtbesuch. Oder man und frau blickt einfach auf ihr Smartphone, wo sich das Geschehen live am Display mitverfolgen lässt. Im Hofburggarten hingegen lädt ein überkonfessioneller Meditationsweg zur Besinnung, der zugleich Kultur-Raum für die in Brixen lebenden Glaubensgemeinschaften ist. Und da man erkannt hat, dass nicht nur Jugendliche ein offenes Kulturzentrum benötigten, hat man dieses ebenso für Senioren und für Menschen mit Beeinträchtigungen erweitert. Kultur braucht Freiraum, und dieser hat sich im Brixen des Jahres 2025 wesentlich erweitert. Neben den öffentlichen und halböffentlichen Strukturen wie Museum, Theater, Galerie oder Forum Brixen erschließen sich in Brixen des Jahres 2025 völlig neue, unerwartete Räume mit und ohne Mauern, wo Begegnung (und Reibung) stattfindet. Kunst und Kultur erobern sich ihren Platz, manchmal unaufdringlich, manchmal aufdringlich – aber immer mit Achtsamkeit für das bereits Dagewesene, ohne dieses als unantastbar zu erklären. Kunst und Kultur lassen einen neuen Blick auf die so oft gesehenen Orte und Menschen entstehen. Kunst und Kultur sind nicht nur eine Perlenkette, zusammengefädelt aus einzelnen „Highlights“ und „Kulturevents“. Kunst und Kultur sind – mittendrin.
Kulturservice macht Lust auf Kultur und unterstützt Kulturschaffende. Nun, diese alles
durchdringende Kulturbegeisterung fällt natürlich nicht wie Manna vom Himmel, vielmehr wird es löffchenweise und teilweise in homöopathischen Dosen verabreicht, wobei eine Erstverschlimmerung nicht ausgeschlossen werden kann. Der Zugang zur Kultur muss geebnet, die Lust darauf bei vielen erst geweckt werden. Die Kulturvermittler der Kulturservice-Stelle Brixen machen daher im Jahr 2025 – vielleicht auch schon früher? – Kunst und Kultur für alle erlebbar: für Kinder und Senioren, für Alteingesessene und Menschen mit Migrationshintergrund, für bereits entbrannte Kulturliebhaber und jene, die noch Feuer fangen könnten. In
Kooperation mit den Museumsund Theaterpädagogen vor Ort, den Brixner Kulturschaffenden und Kulturorganisatoren jeglicher Sprachgruppe und kulturellen Zugehörigkeit, den schulischen und universitären Einrichtungen, den Bildungsträgern und den Vertretern von Jugendhäusern und Seniorenheimen entwickeln sie Appetithäppchen, die Lust auf mehr machen. Sie machen neugierig, entzünden manche Diskussion und gewinnen neue Publikumsschichten. Sie vermitteln auf Augenhöhe zwischen Bevölkerung und Kulturangebot und fördern die Auseinandersetzung mit dem künstlerischen Schaffen von früher und heute.
Die Brixner KulturserviceStelle ist aber auch ein ServiceZentrum für Publikum, Kulturschaffende und Kulturveranstalter: Sie mailt und versendet das monatliche KulturJournal samt Veranstaltungskalender und nimmt Ticketbuchungen entgegen. Sie informiert über Kulturveranstaltungen in und außerhalb der Landesgrenzen und schafft (Verkehrs)Verbindungen – schließlich muss und soll ja nicht jede Kulturveranstaltung vor die eigene Haustür geholt werden. Sie unterstützt die ehrenamtlichen Vereine bei der organisatorischen Abwicklung und Öffentlichkeitsarbeit, und diese schnaufen erleichtert
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Brixen im Jahr 2025
auf, weil sie sich nun endlich vermehrt der kreativen Arbeit zuwenden können anstatt Plakate zu kleben oder sich bei der SIAE die Beine in den Bauch zu stehen. Und schlussendlich hilft die Kulturservice-Stelle, Veranstaltungen in Brixen terminlich zu koordinieren.
Ein Netzwerk, das hält – ohne einzuengen. Koordination
und Kooperation sind jedoch auch unter den Brixner Kulturschaffenden kein Wort mehr,
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Kunstschaffenden und Veranstalter um öffentliche Mittel hat sich erhöht. Die kulturelle Vielfalt drohte verlustig zu gehen, weil die künstlerische Risikobereitschaft sinkt und die „Anforderungen“ hinsichtlich Besucherzahlen & Co. steigen. Die Gemeinde Brixen hat diese Problematik erkannt und schafft ein ideelles sowie finanzielles Gegengewicht zu kommerziell orientierter Eventkultur und Publikumsmagneten: Sie fördert die freie Szene ebenso wie neue
„Kunst und Kultur erobern sich ihren Platz, manchmal unaufdringlich, manchmal aufdringlich – aber immer mit Achtsamkeit für das bereits Dagewesene, ohne dieses als unantastbar zu erklären“_ Doris Brunner das man zwar kennt, aber nicht so gern verwendet. Die gemeinsame Nutzung von Ressourcen und die Suche nach Sparpotential war zunächst aus finanziellen Gründen schlichtweg unabdingbar geworden, einige positiven Erfahrungen und Begegnungen später ist die zunächst etwas unfreiwillige Zusammenarbeit jedoch zu einer gewollt-gewünschten geworden. So manches Vorurteil hat sich verflüchtigt, und man hat erlebt, dass Zusammenarbeit nicht den Verlust des eigenen Querdenkerschädels, den jeder Künstler glücklicherweise besitzt, bedeuten muss. So trifft sich nun Traditionelles mit Zeitgenössischem, Deutsches mit Italienischem und Indischem, Freies mit Institutionalisiertem, einheimische Eigenproduktionen mit ausländischen Gastspielen, quer über alle Sparten hinweg. Über Brixen spannt sich ein Kulturnetzwerk, das die Einzelnen hält, ohne sie einzuengen. Das nun kulturverwöhnte Publikum wird seine Ansprüche allerdings hochgeschraubt haben, während die öffentliche Förderung für manche runtergeschraubt wird.
Legitimationsdruck wird entschärft. Infolge der verschärften
ökonomischen Rahmenbedingungen ist der Legitimationsdruck gestiegen. Der Kampf der
Impulse bei bewährten Initiativen, sie legt ihr Augenmerk auch auf Nachwuchskünstler und unkonventionelle Kulturaktionen, die sowohl im Bereich Volkskultur wie auch in der zeitgenössischen Kunst geplant werden. Sie beachtet, dass Kulturarbeit nicht immer zu einem sicht- oder hörbaren Ergebnis wie ein Konzert oder eine Aufführung führen muss, ohne deshalb ergebnislos zu sein. Dies erlaubt den Brixner Kulturschaffenden eine gewisse Unabhängigkeit von rasch wechselnden Trends oder rein quantitativen Erfolgskriterien wie einen ausverkauften Aufführungssaal. Ein Innovationsfonds unterstützt jährlich ein Kulturprojekt mit hohem „Risikopotential“, aber (voraussichtlich) hohem Innovationsgrad.
Kultur hat Wert, und diesen zahlen wir auch. Weil Kultur
in Gesellschaft und Politik als wertvoll anerkannt wird, hat sie auch ihren Wert: Das subventionsgeschwängerte Südtiroler Kulturpublikum ist bereit, einen angemessenen Faire-tradePreis für eine Eintrittskarte zu zahlen. Und für Vielgeher oder Einkommensschwächere sind Kulturabos erhältlich, dann gibt es auch eine reduzierte Fahrt mit dem Zug der Kultur. Im Jahr 2025 ist Kulturarbeit nicht mehr so sternhagelgünstig zu haben
wie noch vor 15 Jahren. Und dennoch nimmt die Besucherzahl nicht ab. Ein Wunder? Nein, die Angleichung Südtirols an die europäische Normalität. Öffentliche Förderung ist dennoch unabdingbar. Würden sich Kulturschaffende nur an marktwirtschaftlichen Kriterien orientieren, wäre die Vielfalt bald dahin. Experiment, Innovation und teilweise Qualität wahrscheinlich auch. Die Landesregierung hat bis 2025 mit ihrem neuen Landeskulturplan neue Richtlinien erarbeitet und einige Löcher in ihrer Geldgießkanne gestopft, sodass der Förderungsstrahl nun gezielter fließt. Doch auch die Wirtschaft hat erkannt, dass Kultur der Nährboden für Innovation ist. Die Schaffung eines kreativ-kulturellen Umfeldes geht also nicht nur die Kultur- und Sozialpolitik etwas an, sondern auch die Wirtschaft und den Tourismus. Sie unterstützen daher verstärkt das Kulturleben der Stadt – im Wissen, dass sie damit ihren eigenen Wettbewerbsvorteil fördern und die Umwegrentabilität kultureller Veranstaltungen auch nicht vom
Konto zu verjagen ist. Und auch wenn der Geldgürtel um den Leib der Kunst dennoch ein Loch enger geschnallt werden muss, setzt sich schlussendlich doch die Einsicht durch: Im Vergleich zu anderen Regionen dieser Welt ist Südtirol immer noch ein (kultur) reiches Land.
Mai sag mai! Sie haben sich nun aufmerksam durch diesen Text gekämpft, ihre Augen wandern zur Überschrift auf der Seite vorher, und Sie wundern sich? Nun, „Mai-sag-mai“ ist der Name des Kulturfestivals, zu dem die Brixner Kulturschaffenden und Kulturveranstalter in Zusammenarbeit mit der Kulturservicestelle im Mai 2025 einladen. Auf den Straßen, Plätzen, Flüssen und Grünflächen tummeln sich alle, wirklich alle Brixner, um diese bunte Mischung aus Musik und Theater, Tanz und Performance, Literatur und bildende Kunst – und die Stille zwischendurch – mitzuerleben und mit zu gestalten. Und vielleicht, ja, vielleicht spielt Keith Jarrett, der zu diesem Zeitpunkt der Jopi Heester des Jazz ist, auf dem Flügel im
Kaisersaal der Hofburg sein „Brixen Concert“, und mit den Erlösen von den Downloads der Aufnahmen finanziert sich das
nächste Brixner Kulturprojekt. Mai sag mai! Doris Brunner Leserbrief an: echo@brixner.info
Zur Autorin
Doris Brunner, geboren 1972 in Brixen, studierte an der Universität Innsbruck Philosophie, Psychologie, Pädagogik und Germanistik (Lehramt) und absolvierte eine Ausbildung zur Fachberaterin für Angewandte Theaterpädagogik. Nach einigen Jahren Unterrichtstätigkeit an Oberschulen erarbeitete sie in Zusammenarbeit mit dem Amt für Weiterbildung die Bezirksservicestelle für die Bildungsausschüsse des Eisacktal-Wipptals an der
Volkshochschule Kulturverein Brixen und war vier Jahre als Direktorin der Volkshochschule Kulturverein Brixen tätig. Doris Brunner schreibt seit 14 Jahren für den „Brixner“ und ist seit fünf Jahren hauptberuflich in der Brixmedia als Redakteurin, Lektorin und Texterin tätig. „Nebenbei“ ist sie Autorin und Mitautorin von Kabarett- und Theatertexten („3 Engel 4 Tscharlie“ (Meran-Bozen-Brixen), „inTeam“, „Operation Schönheit“, „Net nett“ – Gruppe Dekadenz, u.a.).
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KULTURLEBEN
Brixen im Jahr 2025
2025 kunterbunte Klänge Das Kulturleben Brixens als mehrstimmiges Notenbild, als respektvolles Miteinander und geprägt von geistiger Unabhängigkeit. Kulturschaffende inspirieren sich gegenseitig, bleiben aber eigenständig. Ein Ausblick auf das Kulturleben im Brixen des Jahres 2025 von Manuela Kerer.
S
uper! Brixens zukünftiges Kulturleben ausmalen: Das gefällt mir! Mein Medium ist die Musik, also werde ich für meine Vision einmal mehr mit Noten um mich schmeißen und lade Sie ein – auf meine musikalische Reise in Brixens Zukunft!
Vieltönige Kultur. Bitte neben-
stehendes Notenbild betrachten! Sie können keine Noten lesen? Sie können Noten lesen, verstehen diese hier aber nicht? Kein Problem! Ich werde nämlich durch diese Zukunftssymphonie führen. Bitte einsteigen... Wie Sie vielleicht sehen, höre ich viele Töne, Geräusche und Klänge, wenn ich an Brixens Kulturlandschaft im Jahre 2025 denke: schrill, schräg, dynamisch extrem. Chaotisch, finden Sie? Ich auch... Aber das mag ich. Hinter jedem Chaos steht nämlich eine versteckte, hochkomplexe Ordnung. Außerdem habe ich dieses „Stück“ mehrstimmig konzipiert, ohne jedoch die Einzelstimmen festzulegen. 84
So nämlich will ich mein Brixen sehen: Viele Kulturschaffende und viele Kulturkonsumenten, die alle anders sind, sich aber nicht in Schubladen stecken lassen. Sie sind offen, gleichberechtigt, befruchten sich gegenseitig. Sie
Deshalb ist gut, dass Brixen 2025 sehr laut sein kann, zu gegebener Zeit aber wieder verklingen mag. Die Brixner werden sich Gehör verschaffen, und zwar nicht nur, wenn etwas nicht passt, sondern auch, wenn sie sich wohl fühlen.
Kulturspektakel oder medienwirksame Events. Es geht um Qualität. Zum Glück haben wir 2025 Sarrazin & Co weit hinter uns gelassen und eingesehen, dass man gerade im kulturellen Bereich aus Vielfalt nur Vorteile
„Es geht nicht annähernd nur um Sensationen, Kulturspektakel oder medienwirksame Events. Es geht um Qualität.“_ Manuela Kerer könnten alleine stehen, möchten dies aber nicht, da sie nur gemeinsam perfekt klingen. Jede Stimme gibt ihr bestes, ohne die anderen einzuengen, man inspiriert sich gegenseitig.
Miteinander mit Respekt. Kaum
Hörbares wechselt in ohrenbetäubendes Fortississimo, um kurz darauf wieder ins Nichts zu verklingen. Das eine wäre ohne das andere undenkbar; die jeweiligen Zwischenstufen schon gar nicht.
Sie wissen dabei immer, dass auch im lautstärksten Schreien das leise Wimmern des Nachbarn hörbar sein muss. Das Miteinander erfolgt in diesem „Orchester Brixen“ nämlich mit Respekt. Die hohen Instrumente wissen von ihren Stärken, die tiefen geben ihnen ein wunderbares Fundament, und alles, was dazwischen liegt, sorgt für die nötige Würze.
Vielfalt als Vorteil. Es geht nicht annähernd nur um Sensationen,
ziehen kann. Deshalb durchziehen viele bunte Klangfarben mein Stück (verschiedene Notenköpfe). Denn Brixen wird 2025 geprägt sein von Trachtengruppen, die zu wunderbarer Volksmusik tanzen, während nebenan Aktionskünstler situationsgebunden agieren und anschließend alle miteinander pasta e fagioli, Knödel und Kebab essen. Zwei Häuser weiter werden im Forum ganz neue Töne und ladinische Lyrik zu zeitgenössischem Tanz erklingen. Wider früherer
Erwartungen werden die Publikumsreihen zum Bersten gefüllt sein und Kunst und Kultur zur Verarbeitung von Finanzkrisen, politischen Rechtsrucken, sozialen oder persönlichen Nöten helfen. In der Kultur drücken sich nämlich das lebendige Selbstverständnis und der Zeitgeist einer Epoche aus; Kultur entsteht im Zusammenspiel mehrerer sozialer Kräfte. Auch wenn einige Künstler (zu Recht) Einzelkämpfer sind, so äußert sich ihr Schaffen doch auch im Miteinander (denken wir an die Betrachter eines Bildes oder das Publikum einer Aufführung). So stelle ich mir Brixens Konzertsäle, Ausstellungsräume, Festplätze, Literaturhäuser… „mehrstimmig“, VOLL und angenehm lebendig vor.
Künstlerische Freiheit. Keine
Taktstriche oder festen Rhythmen grenzen das Stück ein. Ebenso werden Kulturleistungen in der Zukunft durch ständig variierende Umgestaltungen eines gegebenen Materials entstehen, sich handfest oder geistig nie einschränken lassen. „Künstlerische Freiheit bedeutet Frei-Sein von jeder Scheuklappe, auch von der Modernität“, meinte der berühmte Komponist György Ligeti. Dies gilt natürlich auch für jeden Besucher einer Veranstaltung. Wenn sich jemand selbst und seinem Geschmack treu bleibt und gleichzeitig offen anderem gegenüber ist, so ist dies aus meiner Sicht der beste Weg, um heute hemmungslos Kultur genießen zu können. Notenzeilen öffnen sich, und am Ende meiner Brixner Symphonie werden aus wenigen viele, die sich verlieren. Genauso werde ich in ein paar Jahren mein kulturelles Brixen erfahren: weiterhin in die Zukunft weisend, mit unzähligen offenen, sich überkreuzenden Wegen.
Versuchen, was wir wollen. Sie
zeigen mir den Vogel? Sie halten mich für hoffnungslos optimistisch? Vielleicht haben Sie Recht! Wie Sie gemerkt haben, gestaltete ich meine Vision frei nach Pippi Langstrumpfs „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt...“. Jede Aussage über die Zukunft erfolgt aber notwendigerweise vom gegenwärtigen Standpunkt aus. Ansätze meines Stücks höre ich nämlich heute schon. Sie müssen wissen, dass das schlimmste Szenario von Brixen im Jahre 2025 für mich wäre, wenn wir Brixner nicht alle wenigstens versuchen würden, unsere ideale Stadt mitzugestalten. Natürlich kann ich nur für mich sprechen, aber gerade an meiner Musik, die weiß Gott nicht jedermanns Sache ist, merke ich, dass man authentischem und ernst gemeintem Schaffen offen gegenüber steht. Ich sehe so viel kreativen Reichtum um mich, dass ich oft richtig entzückt bin. Also lasst uns unser Potential auch nutzen! Ich sehe mein Glück, in einem kulturell wie wirtschaftlich reichen Land arbeiten zu dürfen, vor allem wenn ich mit Kollegen aus Israel, Indien oder auch schon Sizilien spreche. Wenn uns allen klar ist, was wir in unserer Stadt erreichen können, solange wir nur wollen, so ist aus meiner Sicht ein wichtiger Schritt getan. Alles Lebendige sucht nach einer [noch] besseren Welt, wie Karl R. Popper wusste. Eine vollkommene Gesellschaft kann es aber laut ihm nicht geben. Dennoch darf sich jeder die Zukunft in seinem Kopf erschaffen, komponieren, formen, wie er sie sich wünscht. Und man(uela) darf dabei auch hoffnungsvoll träumen. Denn wer nicht träumt, kann nicht realisieren. Manuela Kerer Leserbrief an: echo@brixner.info
Zur Autorin
Manuela Kerer, Jahrgang 1980, Komponistin, Psychologin und Juristin, staunt gern und ist ständig auf der Suche nach neuen Klängen, Überraschungen und Herausfor-
derungen. Sie bezeichnet sich als leidenschaftliche Brixnerin, besucht aber immer wieder gern Teile des Rests der Welt.
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Jugend mit kultureller Eigenständigkeit Bestehende Kulturinstitutionen für Jugendliche bleiben den finanziellen Förderungen sei Dank erhalten. Ein neues Kulturjugendzentrum bietet Jugendlichen eine Plattform – und vielleicht nehmen die Jugendlichen von morgen ihre Kultur selbst noch mehr in die Hand. Ein Ausblick auf die Brixner Jugendkultur im Jahr 2025 von Heidi Troi.
V
or dem Jahr 2012 soll ich noch Zukunftshypothesen für die Jugendarbeit oder die Kulturarbeit in der Stadt Brixen aufstellen? Ja, wer kommt denn auf so eine Idee? Und dann auch noch 2.000 Zeichen lang!? Dabei wissen wir doch alle, dass 2012 die Welt untergeht, und 13 Jahre drauf wird sie wahrscheinlich noch nicht wieder auferstanden sein.
Bestehende Institutionen bleiben. Aber gehen wir einmal davon
aus, dass Brixen nicht untergehen wird – auch nicht im Zustrom der Weihnachtsmarkt-Touristen und auch nicht im Kongressfieber. Was könnte sich da in 15 Jahren tun? Zuerst einmal: Was sind 15 Jahre in der Jugendkulturarbeit? Vor 15 Jahren war ich selbst noch nicht wirklich erwachsen. Aber die Vereine und Institutionen, die sich damals der Kinder- und Jugendkultur gewidmet hatten, gibt
Zentrum allerdings jungen Spielleiternachwuchs; es reicht, wenn meine zukünftigen Schüler mich dann mit meinen Wechseljahrslaunen ertragen müssen.)
Jugendkulturzentrum für Jugendkultur. Zusätzlich wird es
im Jahr 2025 für Jugendliche auch einen Ort geben, an dem sich Jugendkultur der Öffentlichkeit präsentieren kann: einen Ort der Begegnung zwischen Jugendlichen aller in Brixen vertretenen Sprachgruppen, an dem Jugendkultur passieren kann – gestaltet und genutzt, vielleicht sogar mitverwaltet von Jugendlichen. Dabei habe ich nicht ein Jugendzentrum vor Augen, in dem von erwachsener Hand ein „jugendliches“ Programm erdacht wird, sondern einen Ort, an dem Jugendliche ihre Werke ausstellen, Lesungen veranstalten können, an dem Jugendbands Konzerte geben können und natürlich auch
„Es gibt einen Ort, an dem sich Jugendkultur der Öffentlichkeit präsentieren kann“_ Heidi Troi es auch heute noch: Jugendliche können ein Musikinstrument lernen (sofern sie das Glück haben, einen Platz in der Musikschule zu bekommen), sie können in Brixen Theater spielen, Video filmen und tanzen. Da die Fördermittel von Land und Gemeinde gleich bleiben beziehungsweise – positiv gedacht – ansteigen, und weil 15 Jahre im Leben eines Vereins oder einer Institution nicht eine so lange Zeit sind, bestehen diese Institutionen alle auch im Jahr 2025. (Als in 15 Jahren über 50-Jährige wünsche ich mir für das Theaterpädagogische 86
Foto: Oskar Zingerle
Brixen im Jahr 2025
JUGENDKULTUR
Jugendtheater zur Aufführung kommt. Ein Ort, der manchmal zwei Monate leer stehen wird und dann wieder täglich ausgebucht ist. Da eine Gruppe sehr fähiger Leute gerade daran arbeitet, ein Konzept für ein Jugendkulturzentrum für Brixen auszuarbeiten, bin ich zuversichtlich, dass es sich bei dieser Idee nicht nur um eine Utopie handelt.
Und sonst? Die Jugendlichen von
heute sind nicht die Jugendlichen von morgen. Wir waren froh, wenn Erwachsene uns Noten in die Hand drückten und uns die Begleitung auf dem Klavier
organisierten. Heute texten Jugendliche ihre Songs und komponieren die Melodie dazu. Vielleicht nehmen die Jugendlichen von morgen ihre Kultur selbst noch mehr in die Hand? Wünschen würde
ich es ihnen – wie gesagt: ehrwürdig ergraute Pädagogen haben diese Jugendlichen dann schon in der Schule zur Genüge… Heidi Troi Leserbrief an: echo@brixner.info
Zur Autorin
Heidi Troi, Jahrgang 1972, ist Grundschullehrerin an der Montessori-Grundschule in Brixen, Theaterpädagogin und Mutter von drei Kindern. Gemeinsam mit ihrem Mann Thomas Troi leitet sie das Theaterpädagogische Zentrum Brixen (TPZ) – dieses ist 1992 aus dem „Theater im Regenbogen“ entstanden, einem Kinder- und Jugendtheaterverein, der von Heidi, Elfi und Thomas Troi
übernommen und weitergeführt wurde. Das TPZ bietet Theater-, Tanzund Videowerkstätten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an, führt unter anderem theaterpädagogische Projekte in Schulen durch und ist in der Weiterbildung in diesem Bereich tätig. Heidi Troi gründete und organisiert zudem die internationalen Kinder- und Jugendfestivals „Hollawind“ und „Sapperlot“ in Brixen.
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Brixen im Jahr 2025
Südtirols Kulturlandschaft
Kultur vernetzt sich stärker Die Kulturpolitik ist die Sozialpolitik der Zukunft, und Kultur vernetzt sich noch stärker mit Bildung. Der Landeskulturplan schreibt die kulturpolitischen Ziele, die Grundlagen der Förderung und dahinterliegenden Werte fest – und privates Kultursponsoring flankiert vermehrt die Landesförderungen. Ein Ausblick auf Südtirols Kulturlandschaft im Jahr 2025 von Bildungs- und Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur.
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in Zukunftsszenario für unsere Kulturlandschaft zu entwerfen ist ein reizvolles Wagnis. Dabei gilt es, Bewährtes beizubehalten, Neues zu gestalten und auch dem Unvorhergesehenen Raum zu geben. Wenn ich also auf die Frage nach Südtirols Kulturlandschaft im Jahr 2025 eingehe, dann beruht meine Vision selbstverständlich auf den Grundsätzen und Werten, denen mein kultur- und bildungspolitisches Programm heute schon verpflichtet ist, weil ich diese weiterhin für gültig und zukunftsfähig halte. Meine Vision einer Kulturlandschaft in 15 Jahren lässt sich, darauf aufbauend, verständlicher darstellen.
Kulturpolitik ist Sozialpolitik der Zukunft. Die Grundlage meiner politischen Arbeit ist die Überzeugung, dass Bildung und Kultur die beiden Säulen der gesellschaftlichen Entwicklung sind und bleiben. Das gilt auch und gerade für Südtirol, dessen Autonomie auf der fundamentalen Bedeutung von Kultur und Sprache beruht. Die Zukunftsforschenden gehen heute davon aus, dass Bildungsund Kulturpolitik die Sozialpolitik der Zukunft sind. Auch ich bin davon überzeugt. Es ist daher enorm wichtig, dass Südtirol die beiden Säulen Kultur und Bildung in ihrer Bedeutung erkennt und die Mittel dafür einsetzt, um sie tragfähig zu halten. Nur wenn diese beiden Bereiche alle wichtigen Themen der kommenden Jahre und Jahrzehnte in diesem Land mitgestalten, können wir für die Menschen in Südtirol, vor allem für die jungen Menschen, eine gesicherte Zukunft schaffen. Kultur ist ein wesentlicher Faktor dafür, wie Menschen miteinander umgehen, wie sie mit ihrer Umwelt, der Landschaft und mit Vergangenheit und Gegenwart umgehen, um ihre Zukunft zu 88
gestalten. Bildung gibt dafür den Menschen die nötigen Werkzeuge in die Hand und schafft offene Foren. Dies gilt vor allem für die freie Lehre und für die Forschung an der Universität. Beide Bereiche sind meiner Ansicht nach der gesellschaftspolitischen Friedensarbeit verpflichtet.
Bildung und Kultur vernetzen sich. Ein besonderes Anliegen
ist mir auch, dass Bildung und Kultur in Südtirol Hand in Hand gehen. Dazu ist es nötig, dass die Bildungsinstitutionen – vom Kindergarten bis zur Universität und zu den anderen Forschungseinrichtungen – mit der Kulturlandschaft und deren Institutionen – den Museen, Bildungshäusern, Theatern, Kulturverbänden und Vereinen bis hin zu den 130 kapillaren Bildungsausschüssen und so weiter – eng vernetzt sind und aus dieser lebendigen Zusammenarbeit einen großen Mehrwert für die Südtiroler Gesellschaft „erwirtschaften“. Ich glaube fest daran,
begriffe für die kulturelle Landschaft im Jahr 2025, in inhaltlicher Hinsicht genauso wie im Hinblick auf einen besseren Umgang mit unseren finanziellen Ressourcen.
le Bürgerinnen und Bürger des Landes gegeben sein muss. Die Kulturlandschaft muss daher auch weiterhin kapillar bis in jede Gemeinde reichen.
„Wenn für Kultur und Bildung weniger Mittel zur Verfügung stehen sollten, dann werden wir noch klarer für uns herausarbeiten müssen, was uns wichtig ist und worauf wir verzichten können und wollen“_ Sabina Kasslatter Mur dass dies möglich ist und dass wir nur auf diesem Wege die Chancen nutzen können, die wir durch die Begegnung der Kulturen und Sprachen sowie durch die aktive Zusammenarbeit innerhalb der Euregio und innerhalb Europas erreichen werden.
Worauf können wir verzichten?
Vernetzung und Kooperation sind für mich wesentliche Schlüssel-
Wenn für Kultur und Bildung in 15 Jahren weniger Mittel zur Verfügung stehen – was ich nicht hoffe –, dann werden wir Ziele und Maßnahmen überprüfen und noch klarer für uns herausarbeiten müssen, was uns wichtig ist und worauf wir verzichten können und wollen. Für mich gilt auch in eineinhalb Jahrzehnten, dass der Zugang zu Kultur und Bildung für al-
Im ersten Drittel des neuen Jahrtausends werden weite Teile der Kulturlandschaft und des Angebotes von Tausenden Ehrenamtlichen getragen. Hier geht es mir darum, auch künftig das Ehrenamt zu stärken und von kulturpolitischer Seite her alles zur Verfügung zu stellen, was dem Erreichen dieses wichtigen Zieles dient. Dies deshalb, weil Kultur ein unverzichtbarer,
Kulturelle Tradition und Innovation nicht gegeneinander ausspielen. Aus der Kultur kommen
provozierende und unbequeme Ideen, die unseren Alltag immer neu hinterfragen: Muss das alles so sein? Ginge es nicht auch anders? Denn wir richten uns nur zu gern eindimensional am Gewinnstreben, an Sparzwängen und am breiten Strom des Angepassten aus und laufen Gefahr, Menschlichkeit und Lebensfreude zu vergessen. Denken wir uns mal Theater, Konzertpodien, Museen und Galerien, Bibliotheken, denkmalgeschützte Bauten, den Musikunterricht, Kinos, Musikkapellen, Chöre und anderes weg. Dann fehlte plötzlich ein Großteil dessen, was die Kultur und Lebensart unseres Landes ausmacht – die ja, nebenbei gesagt, auch viele Gäste und damit wirtschaftliche Vorteile zu uns holt. Dabei ist es mir wichtig, kulturelle Tradition und Innovation nicht gegeneinander auszuspielen, sondern beide zu fördern und auch diese scheinbaren Gegensätze in einen konstruktiven Dialog zu bringen, von der traditionellen Volkskultur bis hin zu zeitgenössischer Kunst und Kultur. Eine tragende Rolle werden dabei die Landesmuseen und das Museion einnehmen. Gemeinsam mit den an die hundert musealen Einrichtungen und Sammlungen in Südtirol haben sie unter anderem die Aufgabe, den Menschen in
unserem Land ihren kulturellen Reichtum bewusst zu machen, indem sie ihn verwahren, erforschen und vor allem zeigen – allerdings nicht als verstaubte Depots von Kulturgütern, sondern als lebendige, wissenschaftliche Lernwerkstätten und Kulturorte. Diesen Zielen ist die Arbeit der neuen Abteilung Museen verpflichtet.
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Umfassender Landeskulturplan entsteht. Auch im Jahr 2025 sol-
len die kulturpolitischen Entscheidungen mit Unterstützung von Fachleuten getroffen werden, transparent und nachvollziehbar. Es wird zunehmend wichtiger werden, dass die Menschen die kulturpolitischen Ziele, die Grundlagen der Förderung und die Werte, die dahinter stehen, kennen und vor allem mittragen. Um dies für die nächsten Jahre zu erreichen, arbeiten die Kulturabteilungen derzeit an einem umfassenden Landeskulturplan. In diesem Zusammenhang ist es aus meiner Sicht auch sehr wichtig, dass die Wirtschaft die Bedeutung von Kultur und Bildung öffentlich und mit Überzeugung mitträgt und dies auch durch aktive Förderung und Wertschätzung zum Ausdruck bringt. Dass privates Kultursponsoring öffentliche Kulturförderung flankiert, ist dabei nicht nur eine Frage des Geldes. Es ist auch ein wichtiges kulturpolitisches Signal – ein Zeichen dafür, dass bis 2025 zunehmend auch Private bereit sind, Verantwortung für das kulturelle Leben in Südtirol zu übernehmen. Sabina Kasslater Mur Leserbrief an: echo@brixner.info
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Sabina Kasslatter Mur ist Journalistin. 1988-1993 Redakteurin, 1990-1993 Gemeindereferentin von Barbian, 1995-1999 stellvertretende Vorsitzende der ArbeitnehmerInnenbewegung in der SVP, 1993-1996 Präsidentin des Südtiroler Landtages, 1996-1998
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Vizepräsidentin, 1999-2003 Landesrätin für deutsche Schule sowie deutsche und ladinische Berufsbildung, 2004-2008 Landesrätin für deutsche Kultur, Familie und Denkmalpflege, seit Dezember 2008 Landesrätin für Bildung und deutsche Kultur.
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Brixen im Jahr 2025
SPORT
Sportstadt für alle Ein neues Sportzentrum für Sport und Bewegung lockt alle Alterstufen an, die Seilbahn nach St. Andrä findet hier ebenso ihren Standort wie Grillplätze und ein Kinderhort. Die Acquarena nützt das Warmwasser des BBT und die neue Kletterhalle erweist sich in den Spitzenzeiten als zu klein. Ein Ausblick auf die Sportstadt Brixen im Jahr 2025 von Ralf Dejaco.
H
eute ist der 11. August 2024. Ein schöner Sommertag in unserer schönen Stadt – es ist Sonntag, und ich darf meinen 80. Geburtstag feiern, ganz so wie es mir passt, umgeben von meinen Enkelkindern. Ines, David und Nora, meine drei ältesten Enkelkinder, haben sich angekündigt. Am Vormittag werden wir durch die Stadt radeln. Ich denke, das schaff’ ich noch. Auf all den neuen Radwegen, die wirklich toll angelegt wurden. Nicht zu steil, breit genug und kapillar durch den gesamten Brixner Talkessel. So wie auch früher, bin ich heute noch gerne mit der Jugend beisammen. Sport verbindet wohl Jung und Alt. Allerdings komme ich mir heute vor, als wäre ich Turnvater Friedrich Jahn – und das nicht nur, weil auch er am 11. August geboren ist. Stramme Haltung gepaart mit „frisch fromm fröhlich frei“ war unsere Turnerziehung unter Walter Kompatscher. Die Turnhallen, auch die seinerzeit von mir geplanten, waren nicht so weit von der „Jahnschen Halle“ entfernt.
Ein Sportzentrum für Jung und Alt. Hallo, da seid ihr ja – na,
alle mit dem Rad? Logisch, Opa Ralf. David möchte zuerst in das neu gestaltete Sportzentrum für Sport und Freizeit fahren. Das alte war damals schon nicht schlecht konzipiert, aber nun ist es echt top. Ausgerichtet für jedes Alter, vor allem weitgehend offen für
auch, dass auf die sportlichen Freizeitaktivitäten noch größeres Gewicht gelegt wird.
Downhill-Parcours oder doch lieber Mehrsportkarte? „Weißt
du“, meint Ines, „ich würde ja am liebsten auf die Plose fahren. Direkt von der Sportzone, denn die neue Seilbahn schafft das
cours, von dem so viele reden und der eine unglaublich magische Anziehungskraft auf viele junge Leute ausstrahlt, nicht interessiert hätte – aber in meinem Alter? Es klingelt. Sie zeigt mir am Handy die Nachricht ihres Handballtrainers mit den persönlichen Aufgaben, Trainingszeiten, Spielplan und so weiter.
„Die neue Philosophie, dass Sport in der gesamten Bevölkerung, in allen Altersstufen und zwischen den verschiedenen Sportarten vernetzt sein muss, hat sich durchgesetzt“_ Ralf Dejaco Freizeitsport, mit Gastronomie, Kinderhort, Shops, Fitness und, und, und… Die neue Philosophie, dass Sport in der gesamten Bevölkerung, in allen Altersstufen und zwischen den verschiedenen Sportarten vernetzt sein muss, hat sich durchgesetzt. Vor allem aber
in 15 Minuten”. – „Und dann?”, frage ich. „Wir fahren mit den Rädern den Downhill-Parcours bis Brixen, du hast ja auch ein Mountainbike!” Nora sieht ihre Chance, weil ich entschieden Nein sage. Es ist nicht so, dass mich dieser Par-
Da mischt sich David ein: „Ich habe eine total flexible Planung für mehrere Sportarten. Und auch zeitlich kann ich es mir einteilen wie ich will. Das ist im Programm des SSV endlich möglich – die Mehrsportkarte garantiert mehr Sport und mehr Spaß! Alles ein
Teenageralter befinden und sich in seiner Pubertät von Mama und Papa nicht viel sagen lassen. Vielleicht spielt er im Verein Fußball, geht Klettern und fährt Ski – so wie viele seiner Alterskollegen auch. Oder er betreibt eine Extremsportart wie Mountainbike Downhill oder Sky Jump und verursacht durch seinen neuen Kick den noch höheren Puls bei seinen Eltern. Auf jeden Fall wird das Jahr 2025 anders sein als das heurige – auch wenn aller Voraussicht nach nichts Weltbewegendes passieren wird. Brixen wird seine neue Kletterhalle und Bibliothek haben, vielleicht auch
ein großes Cineplexx-Kino. Ich sehe auch, wie die Umlaufbahn auf die Plose eindrucksvoll über die ganze Brixner Stadt schwebt. Sportlich gesehen hoffe ich, dass wir in unserer Stadt bis dahin einen Weltmeister oder Olympiasieger hervorgebracht haben – sei es im Skisport, in der Leichtathletik oder sonst in irgendeiner Sportart. Hauptsache, unsere Jugend hat ein greifbares Vorbild, bei dem es sehen kann, dass sich Einsatz und Training lohnt und dass sich Träume auch im realen Leben verwirklichen lassen.
Mein Brixen im Jahr 2025
Thomas Oberrauch: freier Redakteur beim „Brixner“ seit November 1994
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z Wenn ich an Brixen im Jahr 2025 denke, dann werde ich schon… lass mal überlegen… 56 Jahre alt sein. Wow! Diese Zahl macht etwas ängstlich. Denn wenn ich heute an einen durchschnittlichen 56-jährigen denke, denke ich an einen dunkel gekleideten Herrn mit grauen Haaren und Halbglatze. Ich denke aber auch an einen reifen Herrn, der längst weiß, wie das Leben funktioniert und dem nichts so schnell aus der Fassung bringen kann. Auch mein Hypothekardarlehen wird bereits beinahe abgezahlt sein. Und mein heute acht Monate alter Sohn wird sich im besten
wenig und nix zuviel – das passt! Opa, was sagst du dazu?“ Die Plose-Seilbahn startet ab der neuen Sportanlage. Wir trinken einen selbstgemachten Holundersaft in der neuen Bar und schauen auf die große Leichtathletikanlage, wo gerade der Erlebnisfamiliensporttag läuft. Die Sportzone ist echt toll. Die Halle ist dreiteilbar, ein großer Screen für die verschiedensten Events hängt von der Decke, und die Halle ist gleich groß wie die – Gott hab sie selig – alte Halle, aber eben dreiteilbar und mit vielen technischen Details für Events und gemischte Sport-Event-Veranstaltungen. Im Freien gibt es noch Kinderspielplätze und eine Brücke, die das leider noch alt gebliebene „Lido“ mit der neu gestalteten Zone verbindet. Unter den Bäumen daneben wurden einige Grillplätze gebaut, die mit Einwurfmünzen funktionieren und so die Familientauglichkeit der Sportzone abrunden. Über dem großen Parkdeck – der alte Parkplatz wurde nach oben aufgestockt – startet die neue Plose Seilbahn, die endlich St. Andrä und den gesamten Ploseberg den Brixnern näher bringen.
Technik mischt sich mit Sport. Die nahe gelegenen Millander Sportplätze sind mit einer Fußgänger-Radbrücke verbunden. Dort anschließend sind die Tennisplätze gerade im Bau, und von sechs Plätzen sind vier so überdacht vorgesehen, dass alle Seitenwände flexibel geöffnet werden können. „Das wird toll“, sagen die Kinder, „und jetzt holen wir dein Geburtstagsgeschenk im Sportshop ab – einen modernen Tennisschläger“. Sie erklären mit Begeisterung, dass dieser über eine elektronische Saitensteuerung für Top Spin oder Slice, Zählwerk und Anzeige der Ballqualität verfügt. „Super!“, meinen sie unisono. „Und mit dem kleinen grünen Knopf kannst du in der Bar einen selbstgemachten Holundersaft bestellen... Da wirst sogar du noch spielen lernen“. Überall mischt sich die Technik in den Sport. Technische Hilfen bis zum Gehtnichtmehr. Aber im Gegenzug wird in der Natur immer mehr Sport betrieben. „Und“, so sagt zumindest Ines, „nicht mehr so verrückt wie zu deinen Zeiten, Opa.“ „Verrückte gibt es immer noch, aber die Natur ist nicht immer berechenbar...“, meine ich. „Trotzdem ist der Ploseberg heute zur
schönsten und nicht mehr wegzudenkenden Natursportzone im Eisacktal geworden“, findet Ines.
Warmwasser vom BBT für die Acquarena. Wir fahren wieder
weiter gegen Norden. Ich hatte die Anbauten an die Acquarena schon gekannt – ein Hotel soll noch dazukommen. Die unendliche Diskussion ist noch im Gange. David ist so auf die neue Surfhalle abgefahren, dass ich einfach mit ihm hin muss. Und daneben die Kletterhalle – ich erinnere mich noch gut an den politischen Zankapfel – ist heute nicht mehr wegzudenken. Und, so meine Enkel, sie sei einfach zu klein. Na ja, zu den Stoßzeiten mag das wohl stimmen. Aber das große Glück für die Acquarena wird das Warmwasser des Brennerbasistunnels sein. Die Streiterei um dieses Wasser war beschämend und ist wohl noch nicht ganz vorbei; scheinbar soll es nun aber endgültig – zumindest zum Großteil – dem Brixner Hallenbad zur Verfügung stehen. „Wäre auch noch schöner“, meint die „freche“ Nora. Mit 16 Jahren kann sie vom politischen Seilziehen noch nichts wissen. Aber Recht hat sie doch!
Zum Autor
Ralf Dejaco ist seit 20 Jahren Sektionsleiter des Handball SSV Brixen, seit 14 Jahren Präsident des SSV Brixen und seit vier Jahren Präsident der F.I.G.H. (Federazione Italiana Giuoco Handball). Weiters ist er in der Internationalen Handball Federation IHF Entwicklungs- und Propagandakommission sowie Exekutivmitglied der Europäischen Handball Federation EHF. Als OK-Chef organisierte er die EM der Herren
1998 in Italien sowie die WM der Frauen 2001 in Italien mit. Als Architekt für Sportbauten plante Ralf Dejaco unter anderem die Leichtathletik- und Fußballanlage in St. Christina, die Sportzone und Kegelanlage Pfarrhof in Bozen, die Turnhalle Salern und Sporthalle Tramin sowie das Hallenschwimmbad in Mals, Latsch, Bozen, Brixen, Sterzing, Canazei (TN), das Freibad in Brixen und Klausen, die Eishalle Neumarkt und viele weitere.
Gemütlicher in der Breite, spitzer im Wesen. Wir fahren wieder weiter, und mir gehen viele Gedanken durch den Kopf! Die zum Teil verbissenen Mannschaftssportarten haben überlebt, weil sie sich wieder auf sich selbst besonnen haben und weil die Jugend, eigentlich eine unglaublich positive Entwicklung, wieder mehr an den Sport glaubt als an das Geld. Das „Gesellschaftliche“ im Sport ist wieder wichtig, und die dafür notwendigen Bauten sind von ausgezeichneten jungen Architekten auf diese Entwicklung abgestimmt. Der Sport ist gemütlicher in seiner Breite und spitzer in seinem Wesen geworden. Wir fahren wieder zurück, weil wir uns mit Helga und den anderen zum Mittagessen treffen wollen. Vorbei am Klaus-Seebacher-Stadion, das immer noch eine tolle Fußballanlage ist. Am Lido-Teich halten wir kurz an. „Wusstet ihr, Kinder, dass hier einmal ein Sporthotel stehen sollte und daneben ein Park für jedermann?“ Sie hatten noch nie was davon gehört... Ob ich das noch erleben werde? Ralf Dejaco Leserbrief an: echo@brixner.info 91
Fotos (4): Getty images
www ifchall www.ifchallenge.com
Montag*13.12.2010
Mittwoch*15.12.2010
ab 18.30 Uhr · Brixner Weihnachtsmarkt ”Come togheter” mit den Legenden ”Welcome-Dinner”
ab 13.00 Uhr · Skigebiet Plose Skirennen ”Oldstars-Race“ Abendlicher Hüttenzauber
DienstaG*14.12.2010
Donnerstag*16.12.2010
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ab 18.00 Uhr · Sporthalle Brixen Vorrundenspiele Dream Team Austria Ost : Dream Team Austria West 7-Meter-Schießen Jugendspieler Int. Allstar-Team : FC Bayern München Old Stars Galaabend
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ab 19.00 Uhr · Sporthalle Brixen Endspiele Spiel um Platz 3 Endspiel mit Ehrenanstoß und Siegerehrung mit Schecküberreichung zugunsten der Südtiroler Sporthilfe “Farewell Party”
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SPORT
Sport wird sozial Sportvereine werden zu modernen Dienstleistern, das Leistungssportangebot funktioniert nur mehr in Kooperation mit Nachbarvereinen. Sportliche Betätigung gewinnt an sozialer Bedeutung und Wert – und falls nicht, explodieren die Gesundheitskosten. Ein Ausblick auf die Entwicklung des Sports und der Sportvereine im Jahr 2025 von Stefan Leitner.
S
port und Bewegung sind in der derzeitigen Gesellschaft ganz weit oben angesiedelt und haben einen großen Stellenwert. Sport als Gesundheitserhalter, Sport als Therapiemaßnahme, Sport als Wirtschaftsfaktor, Sport als Integrationsmoment oder auch Sport als psychischer Ausgleich zur Leistungsgesellschaft. Die Liste ließe sich endlos weiterführen, bemächtigt man sich doch in allen gesellschaftlichen Bereichen des Sports und der Bewegungserziehung. Vor allem aber wird es bis auf ein paar Ausnahmen sehr schwer sein, die positive Strahlkraft des Sports zu widerlegen beziehungsweise dafür Gegenargumente zu finden.
Mehr Sportunterricht. Wenn wir
also mit diesem Wissen in das Jahr 2025 blicken, dann wird uns allen klar werden, dass es unerlässlich sein wird, sich dieser positiven Strahlkraft zu bedienen. Aus diesem Grunde werden wir in Zukunft viel mehr Sportunterricht in den Schulen finden. Das wird bereits in den Grundschulen passieren, da zum einen hier die sensiblen Phasen der Koordinationsschulung sind und hier ein kompetenter Sportlehrer die optimalen Reize setzen kann, um eine bestmögliche Entwicklung der Kinder zu garantieren. Zum anderen wird eine vermehrte Anforderung an Integration in den Schulen vorhanden sein, und diese wird sicherlich auch im Sportunterricht leichter vonstatten gehen können. Auch in den höheren Klassen wird vermehrt Bewegungsunterricht angeboten werden, weil der positive Zusammenhang zwischen Bewegung und kognitivem Lernen nachweislich vorhanden ist. Zudem kann man sich die Tatsache zu Eigen machen, dass sich im Sportunterricht leichter irgendwelche Spannungen beziehungsweise Aggressionen abbauen lassen und Konflikte somit leichter lösbar sind.
Sportvereine sind moderne Dienstleister. Im Jahre 2025 wer-
den aber auch die Sportvereine eine andere Rolle spielen. Sie werden nicht mehr als kleine Inseln für ihre Sportart oder ihre Mitglieder funktionieren, sondern sie werden sich geöffnet haben, sie werden demzufolge zu modernen Dienstleistern für Sport und Bewegung. Die Sportvereine werden den Wandel in der Gesellschaft in sich aufnehmen, sie werden vor allem den gesundheitlichen und den sozialen Aspekt in den Vordergrund schieben, die Leistungssportabteilung wird immer mehr zurückgehen und wahrscheinlich nur mehr in Kooperation mit verschiedenen Nachbarsvereinen funktionieren. Im Sportverein wird vor allem auch der Seniorensport vermehrt Einzug finden, weil durch die Veränderung in der Gesellschaft vor allem diese Bevölkerungsschicht bedient werden muss – dies vor allem, um die Leistungsfähigkeit bis ins hohe Alter zu garantieren; vor allem aber auch, um durch die verschiedenen Sportgruppen einer Vereinsamung der älteren Leute vorzubeugen. Sport hat demzufolge eine immer größere soziale Bedeutung, und diese wird aber auch immer mehr unterstrichen werden. Die Sportvereine werden sich aber auch in einem anderen Bereich ändern: Es werden immer mehr Interessensgemeinschaften entstehen, die unabhängig von ihrer Sprache nur noch die gewählte Sportart oder den gewählten Kurs als Gemeinsamkeit haben werden. Langfristige sportliche Bindung tritt in den Hintergrund, Sport als integratives Moment in der Gesellschaft wird immer mehr großgeschrieben. Vor allem wird es eine klar definierte Zusammenarbeit zwischen Sportvereinen und den Schulen geben, wo beide Seiten voneinander profitieren können.
Horrorvision: Die Sportvereine sterben aus.Viele Zukunftsforscher sehen im gesellschaftlichen Umbruch eine völlige
Umschichtung und Wertung von Sport und Bewegung. So sagen viele voraus, dass die Sportvereine und auch die Sportverbände von professionellen Anbietern wie den Fitnessstudios an den Rand gedrängt oder sogar ganz verdrängt werden. Kurzfristige Modeerscheinungen und Trends werden das Sportangebot steuern; die Bürger wollen sich nur mehr kurzfristig an Vereinigungen binden. Eine lebenslange Mitgliedschaft in einem Sportverein wird eine Utopie bleiben. Zu diesen Prognosen gesellt sich auch noch die Tatsache, dass das Volontariat und die Freiwilligkeit immer weniger wird. Aus diesem Grunde wird auch die personelle Besetzung in den Sportvereinen immer schwieriger. Die große Bürokratie und die vielen Auflagen von Seiten der öffentlichen Hand und den Behörden werden auch immer mehr zum Hemmschuh des sehr trägen Vereinswesens für die schnelllebigen Anforderungen, die im Jahre 2025 herrschen werden, wenn der worst case eintritt. Die Unternehmen und Sponsoren werden sich zurückziehen und ihr sportliches Engagement auf den Ankauf von Abos bei Fitnessstudios beschränken, die
dann den eigenen Mitarbeitern zur Verfügung gestellt werden. Die immer weniger werdende Unterstützung von Seiten der öffentlichen Hand und die Reduktion des mäzenatenhaften Sponsorings der Klein- und Mittelbetriebe in unserem Lande leitet ein Vereinssterben ein, das leider langfristig große negative Auswirkungen auf unser Sozialgefüge haben wird. Alle diese kleineren Erscheinungen werden früher oder später zur Folge haben, dass sich nur mehr die Reichen und Wohlhabenden Sport und Bewegung leisten können. Übergewicht und Fettleibigkeit wird Überhand nehmen, leichte Tendenzen sind ja bereits jetzt erkennbar. Nicht zu unterschätzen ist aber auch die Zunahme von Aggressionsverhalten – zum einen in der Schule, weil die verschiedenen Gruppen sich eher auseinanderleben als zusammenwachsen, zum anderen aber auch unter den frustrierten Bürgern auf der Straße.
Umsätze sinken, Gesundheitskosten explodieren. Was jedoch
aufgrund der immer weniger werdenden Sportkultur in Südtirol noch eine große Tragweite haben wird, ist die Abnahme der wirt93
Brixen im Jahr 2025
schaftlichen Umsätze, die direkt oder indirekt mit dem Sport zusammenhängen. Ich denke da zum einen an den Sportartikelhandel, zum anderen aber auch an die vielen Wintersportgebiete, die weniger Karten verkaufen werden. Die Kosten im Gesundheitsbereich werden jedoch langfristig explodieren, weil durch die mangelnde Bewegung Herzkreislauf-Krankheitsbilder bei jungen Leuten auftreten werden, die früher erst ab 60 Jahren zu finden waren. Die vielen psychischen Probleme unserer Gesellschaft, beispielsweise Depression und Burn Out, sind auch nicht zu vernachlässigen.
diese sich optimal und gesund entwickeln können.
Den Tsunami verhindern. Wenn
sein wird. Wenn bereits seit vielen Jahren große Konzerne wie Siemens oder Bosch in den Betriebssport investieren oder eine eigene Betriebssportabteilung in Zusammenarbeit mit einem Sportverein eröffnen, dann tun sie das nicht nur aus karitativen Gründen, sondern dahinter versteckt sich ein klares betriebswirtschaftliches Denken. Ein gesunder Mitarbeiter ist weniger krankheitsbedingt abwesend, ist leistungsfähiger und vor allem auch sozial aktiv. All diese Faktoren tragen zu einem verbesserten wirtschaftlichen Ertrag des Betriebes bei. Dieses Wissen müsste vor allem die Sanität in unserem Lande noch hellhöriger machen und im Sinne eines Präventionsdenkens den Sportvereinen in unserem Lande, die in diesen Bereichen Reize setzen, zusätzliche Förderungen zur Verfügung stellen. Damit wären die Sportvereine zum einen etwas entlastet, zum anderen könnten damit aber auch die Sanitätskosten langfristig enorm gesenkt werden.
der Spruch „Wer in den Sport investiert, der investiert in die Zukunft!“ immer wieder in den Mund genommen wird, dann bin ich überzeugt, dass die Verantwortlichen das Fingerspitzengefühl haben werden, in naher Zukunft die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sich die Veränderung im Sport – und somit in vielen Bereichen in der Gesellschaft – in die richtige Richtung entwickelt. Aufgrund der Wichtigkeit von Bewegung für die Gesellschaft, aber auch des Leistungs- und Spitzensports als Vorbildwirkung für unsere Jugend muss von Seiten der Politik alles unternommen werden, dass vor allem in den Schulen der Sportunterricht und die Bewegungserziehung nicht abnimmt, sondern konkret zunimmt. Dies muss so früh wie möglich mit ausgebildeten Sportlehrern passieren, die die Kinder in ihrer Entwicklung aufnehmen und immer die richtigen Reize setzen, sodass
Prävention fördern. Es wäre zu-
dem wünschenswert, dass der Satz „Mens sana in corpore sano“ nicht nur eine Floskel bleibt, sondern die Antriebsfeder für mehr Bewegung in unserer Gesellschaft
Südtiroler Sommermärchen. Als
einen wichtigen Schwerpunkt, den der Sport und in diesem Falle vor allem der Leistungssport bewirken kann, ist der psychologische Faktor innerhalb einer Gesellschaft. Noch immer ist uns das „Sommermärchen“ anlässlich der Fußball-WM in Deutschland
sind. Damit wird ein regionaler Stolz, aber vor allem ein Selbstbewusstsein erzeugt, mit dem wir Südtiroler mit aufgeblähter Brust durch die Welt gehen können. Dass Südtirol eine Tourismusdestination ist und der Tourismus eine wichtige Grundlage für unseren Wohlstand darstellt, ist kein
„Die Sportvereine werden den Wandel in der Gesellschaft in sich aufnehmen, sie werden vor allem den gesundheitlichen und den sozialen Aspekt in den Vordergrund schieben“_ Stefan Leitner in Erinnerung, wo eine Nation mit über 80 Millionen Menschen ein unheimliches Wir-Gefühl entwickelt haben. Wir können uns da leicht vorstellen, wie wertvoll nationale Titel, vor allem aber Medaillen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften für unsere Südtiroler Identität
Geheimnis. Über den Sport gelingt es uns immer wieder, zum einen unser Land als Marke positiv zu positionieren, aber vor allem auch uns als Wintersportdestination oder Wanderparadies anzubieten. Stefan Leitner Leserbrief an: echo@brixner.info
Zum Autor
Stefan Leitner (48) ist seit zehn Jahren Geschäftsführer der Südtiroler Sporthilfe, langjähriger Handballtrainer im Jugend- und
Leistungssport, VSS-Referent Handball und Mitglied des Sportbeirates der Gemeinde Brixen.
Mein Brixen im Jahr 2025
Ingo Dejaco: freier Redakteur beim „Brixner“ seit Jänner 2007 94
z Wenn ich an mein Brixen im Jahr 2025 denke, dann sehe ich eine Stadt, die weiterhin all ihren Bürgern eine lebenswerte Heimat ist. Die Stadt ist ob weiterer Erschließungen noch merklich gewachsen, und die Grenzen der Expansion rücken näher. Infolgedessen fokussiert der neue Masterplan 2050 auf qualitatives Wachstum durch eine zurückhaltende und umsichtige Planung in der Raumordnung, der Wirtschaft, im Sozialen. Brixen im Jahre 2025 ist eine pulsierende Stadt, in der sich die
Jugend imposant zu artikulieren vermag: Jugend- und Subkulturen müssen kein Nischendasein mehr fristen, sondern können ihrer Kreativität freien Lauf lassen, flankiert von einem universitären Flair, auf das wir lange gewartet haben. Endlich ist unsere Hochschule mehr als eine räumliche Hülse für Lehrveranstaltungen an Arbeitstagen. Brixen ist aber auch 2025 nicht verschont von all den Entwicklungen um uns herum: in Südtirol, in Europa, in der Welt. Und wir erkennen, dass wir auch
weiterhin nicht der Nabel der Welt sind. Aber die neue Brixner Bürgermeisterin weiß die Zeichen der Zeit zu deuten und wird die Herausforderungen grandios meistern: ohne Tunnelblick, dafür mit Engagement, Mut und Weitsicht.
INDUSTRIE / WIRTSCHAFT
„Endlich Wirtschaftspolitik!“ Herr Wunderer, wie gestaltet sich heute der Wirtschaftsstandort Brixen, speziell im Industriesektor?
Foto: Oskar Zingerle
In Brixen lässt sich die Forschungseinrichtung eines internationalen Spitzenunternehmens nieder, und die einheimischen Betriebe profitieren von den Forschungsergebnissen der Universität. Der Steuerdruck ist gesenkt, und die Unternehmen können vermehrt in Forschung und Entwicklung investieren. Ein Ausblick auf den Wirtschaftsstandort Brixen im Jahr 2025 und dessen Rahmenbedingungen von Franz Wunderer.
FRANZ WUNDERER: Wenn ich den Wirtschaftsstandort Brixen betrachte, so finde ich gar einige Betriebe in der Brixner Industriezone, die in Nischenbereichen weltweit die Nummer Eins sind, beispielsweise die Unternehmen Durst und Microtec. Außerdem sind dort mehrere Betriebe angesiedelt, die in ihrem Sektor ohne weiteres europa- und weltweit mithalten können, beispielsweise die Progress, Alupress, Frener & Reifer oder Holzbau. Inwieweit beeinflusst die lokale, nationale und internationale Wirtschaftspolitik den Erfolg dieser Unternehmen? Klarerweise sind wir nicht abgekoppelt von jeglicher Wirtschaftspolitik. In meinen Augen hat Südtirol allerdings noch nicht verstanden, was Wirtschaftspolitik überhaupt ist: Wir sind immer noch weit vom Verständnis entfernt, was man politisch tun müsste, um eine zukunftsfähige Wirtschaft in Südtirol zu schaffen. Es stimmt: Wir haben einen guten Stand erreicht, in Brixen und Südtirol haben die Unternehmen die Wirtschaftskrise verhältnismäßig gut überstanden – wobei ich darauf hinweisen muss, dass die Krise ja noch nicht vorbei ist. Aber ich muss auch sagen: Wir haben aus der Krise nichts gelernt, vor allem die Finanzwirtschaft. Was ist verbesserungswürdig in der Südtiroler Wirtschaftspolitik? Südtirol verwaltet den Ist-Zstand, schaut aber zuwenig in die Zukunft. Wenn die Weichen jedoch nicht jetzt gestellt werden, so hat dies Auswirkungen in der
Zukunft. Folgender Satz mag abgedroschen klingen, aber er ist zutreffend: Die Zukunft können wir nicht vorhersehen, aber wir können sie gestalten. Und das wird derzeit gar nicht oder viel zu wenig gemacht. Wir verfügen über einen sehr gut ausgestatteten Landeshaushalt, der zwar gesunken ist und auch noch weiter sinken wird – aber der überwiegende Teil des Landeshaushaltes ist bereits für Fixkosten reserviert; für Investitionen bleibt kaum noch Geld übrig. Mit Investitionen meine ich nicht die Errichtung von Gebäuden, sondern gezielte Investitionen in Bildung und Innovation. Im Jahr 2025 benötigen wir vermehrt hochqualifizierte Mitarbeiter: Da die Technik der Maschinen dann extrem komplex sein wird, benötigen wir hochqualifizierte Facharbeiter und Ingenieure, um diese zu bedienen – der Anteil an wenig ausgebildeten Mitarbeitern wird in Zukunft gering sein.
Wird im Jahr 2025 in Brixen überhaupt noch produziert werden, oder verlagert sich dieser Sektor vollständig ins Ausland? 15 Jahre sind ein überschaubarer Zeitraum, und die Produktion wird zu diesem Zeitpunkt ganz anders aussehen – wenn wir es richtig machen. Wenn wir es falsch machen, wird die Produktion so bleiben wie sie heute ist – aber dann sind wir 2025 nicht mehr wettbewerbsfähig und können in Brixen auch nicht mehr produzieren. In den Betrieben, in denen heute 100 bis 200 Menschen arbeiten, haben wir dann vielleicht die Hälfte oder gar keine Mitarbeiter mehr. Die großen Unternehmen in der Industriezone sind ja alle international tätig: Wenn die Rahmenbedingungen in Brixen oder in Südtirol nicht stimmen, könnte ja jeder von uns abwandern. Die Alupress hat beispielsweise zwei Betriebe in Deutschland und einen kleineren
in den USA: Wir kennen die dortigen Verhältnisse und wissen, wie wir dort unterstützt werden und welche Rahmenbedingungen wir dort vorfinden. Ich bin aber ein überzeugter Verfechter davon, dass neben dem High-tech auch die Produktion in Brixen stattfinden muss. Wir sollten hier nicht nur mehr im Dienstleistungssektor oder im Tourismus tätig sein. Von den größeren Industriebetrieben in Brixen hat wohl keiner ein großes Interesse, von hier wegzugehen – aber wenn die Rahmenbedingungen völlig unakzeptabel sind, bleibt uns nichts anderes übrig. Welche Rahmenbedingungen müssen denn gegeben sein, dass Brixen auch 2025 ein interessanter Wirtschaftsstandort sein wird? In erster Linie müssen wir in Südtirol und in Italien ein vernünftiges Steuersystem einführen: Wir 95
Brixen im Jahr 2025
brauchen eine Entlastung für die Bürger und für die Unternehmen – und ich betone hiermit den Begriff „Unternehmen“. In Österreich beispielsweise zahlt das Unternehmen 25 Prozent Steuern, wenn das Geld im Betrieb verbleibt; hier zahle ich zwischen 40 und 60 Prozent Steuern. Das bedeutet, dass ein Unternehmen in Österreich wesentlich mehr Möglichkeiten hat, um in das Unternehmen zu investieren. Und auch der Mitarbeiter muss mehr von seinem Geld haben, unter anderem, damit der Wirtschaftskreislauf angekurbelt wird – auch dies ist eine gute Voraussetzung für einen zukunftsträchtigen Wirtschaftsstandort. Und welche weiteren Rahmenbedingungen sind noch notwendig? Eine zweite Rahmenbedingung ist die Verminderung der ausufernden Bürokratie, die wir aufgrund der Regelungen der EU, des italienischen Staates und speziell des Landes Südtirol zu bewältigen haben. Wenn der Südtiroler Wirtschaftslandesrat aber vorschlägt, die
Anzahl der Beamten und damit vielleicht auch den Bürokratismus zu reduzieren, gibt es einen Aufschrei… Das ist nicht das Ausschlaggebende: Der Bürokratismus nimmt sicher zu, je mehr Beamte wir haben. Es liegt mir fern, jemandem zu unterstellen, dass er nicht arbeitet. Bei den Landesbeamten finden wir zudem viele hochintelligente, ausgezeichnet ausgebildete Leute: Diese kriegen dann irgendwelche Gesetzesvorgaben in die Hand und arbeiten dann an deren Anwendung. Für ihr Verständnis machen die Beamten das ja auch vollkommen richtig. Bloß sollte man sich auch die Frage stellen, welche Auswirkungen diese Umsetzung auf den Einzelnen hat und wohin der ausufernde Bürokratismus führt. Bereits vor zehn Jahren zeigte eine Untersuchung auf, dass die Bürokratie in Italien für die Betriebe einen Wettbewerbsnachteil von zehn Prozent verursacht. Wir müssen von diesen aufwändigen Vorschriften und Auflagen wegkommen, dann wird sich auch die Wettbewerbsfähigkeit eines Südtiroler Betriebes verbessern.
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Welche Rahmenbedingungen sind für eine zukunftsfähige Wirtschaft noch notwendig? Die Ausbildung muss sich in Südtirol gewaltig verändern. Wir haben beispielsweise wenig junge Leute, die in naturwissenschaftlichen Fächern ausgebildet werden, Techniker sind hier ja fast schon Exoten. Wir können aber nicht nur Pädagogen, Juristen oder Betriebswirte ausbilden, hier muss ein Umdenken bereits in den Schulen stattfinden; die Schüler sollten auch zu den technisch-naturwissenschaftlichen Fächern hingelenkt werden. Zudem müssen universitäre Strukturen wie die Eurac, das TIS oder das Fraunhofer-Institut verstärkt unterstützt werden. Wo sich eine Spitzenuniversität oder universitäre Strukturen befinden, finden sich im Umfeld auch High-TechUnternehmen – das können wir weltweit beobachten. Wenn wir aber in Südtirol kaum Forschung und Entwicklung tätigen, werden sich High-Tech-Unternehmen hier auch nicht niederlassen. Besitzt die Innovationsförderung einen noch zu geringen Stellenwert in der Politik? Sehen wir uns doch mal die Lissabon-Strategie aus dem Jahr 2000 an, die die EU bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten Wirtschaftsraum der Welt machen wollte. Hier war unter anderem vorgesehen, dass drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes in Forschung und Entwicklung fließen sollten – in Südtirol liegen wir bei 0,55 Prozent. Die Landesregierung investiert etwa 10 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung, die Südtiroler Betriebe hingegen an die 70 Millionen. Auch wenn die Landesregierung diesen Betrag um das Dreifache aufstockt – es ist immer noch zu wenig. Und die Prozessinnovation wurde bislang überhaupt nicht beachtet, es wird nur die Innovation in Produkte und Dienstleistungen gefördert. Wenn ich nun aber die Alupress als Beispiel nehme, zeigt sich folgendes Bild: Wir haben gar kein eigenes Produkt, unser Know-how liegt bei den Herstellungsprozessen. Und nur mit Prozessinnovationen bleibe ich wettbewerbsfähig, denn produzieren kann ich überall: Der hohe Automatisierungsgrad bringt mit sich, dass überall dieselbe Qualität hergestellt werden kann, und auch die Lohnkosten sind mit
dem hohen Automatisierungsgrad nicht mehr ausschlaggebend. Ich bin kein Pessimist – aber die Herausforderungen sind groß. Wenn wir nicht zukunftsfähige Rahmenbedingungen vorfinden, tritt der worst case ein: Die Standorte im Ausland erweitern sich, während in Südtirol diese Arbeitsplätze verlorengehen. Dann können wir wieder alle als Bauern mit blauem Schurz herumgehen… oder auswandern. Die Freie Universität Bozen wäre ja eine angesehene Universität, benötigt sie aber andere Fakultäten? Wenn man in Italien an erster Stelle der Universitäten steht, braucht man darauf nicht besonders stolz sein, denn international hinken selbst die besten italienischen Universitäten weit hinterher. Die Fakultäten in Brixen waren und sind sicher notwendig; in Bozen ist man, glaube ich, noch etwas in der Findungsfase – aber der neue Präsident beweist ja Weitblick und wird die Uni hoffentlich in die richtige Richtung lenken. Zudem glaube ich, dass bei der Begriffsbestimmung von Innovation und Forschung in Südtirol noch ein großes Missverständnis vorliegt: Die Grundlagenforschung wird an der Universität getätigt, die Betriebe können nun auf diese Forschungsergebnisse zugreifen und daraus innovative Produkte entwickeln. Unter Umständen greifen mehrere Unternehmen auf dieselben Ergebnisse zu und entwickeln daraus völlig verschiedene Produkte. Und im Anschluss erfolgt selbstverständlich auch die Vermarktung des Produktes: Es nützt ja nichts, innovativ zu sein und die Produkte dann nicht verkaufen zu können. Derzeit wird ja ein Technologiepark in Bozen geplant… …und dafür habe ich überhaupt kein Verständnis. Hier werden nur wieder Posten für Bürokraten geschaffen. In Südtirol haben wir keine Betriebe, die ihre eigenen Forschungsinstitute dort unterbringen oder sich gegenseitig austauschen könnten. Die Südtiroler Betriebe benötigen vielmehr eine Anlaufstelle, bei der sie sich darüber informieren können, wo sie Technologien aus der ganzen Welt herkriegen. In Bozen könnten ja nie sämtliche Technologien versammelt werden, die die unterschiedlichen
Betriebe in Südtirol benötigen. Das sind meiner Ansicht nach die Voraussetzungen, die wir in Südtirol benötigen – und wenn wir diese erfüllen, dann ist auch gewährleistet, dass wir im Jahr 2025 noch Spitzenbetriebe vorfinden, oder dass sich hier sogar neue ansiedeln. Hätte Brixen die Vorrausetzungen, um neue Spitzenbetriebe anzulocken? Brixen hat dafür viele Voraussetzungen: eine schöne Landschaft, kulturelle Einrichtungen, Einkaufsmöglichkeiten und eine gute Erreichbarkeit – die allerdings noch verbessert werden muss. Brixen wäre durchaus attraktiv, auch wenn man noch einiges optimieren könnte. Wir sollten auch nur mehr auf den Qualitätstourismus setzen – eine intakte Landschaft und Erholungsraum werden in Zukunft immer wichtiger. Die Brixner Altstadt ist für mich ein Juwel, speziell im Handelsbereich könnte man sicher noch mehr daraus machen: Wenn ich Qualitätstourismus habe, brauche ich auch
eine bestimmte Art von Geschäften. Ich fände es jedenfalls toll, wenn in Brixen Unternehmen wie beispielsweise Siemens ein Forschungsinstitut eröffnen würden. Aber natürlich muss sich die Politik auch dafür einsetzen – ein Standort muss auch vermarktet werden. Im Tourismus haben wir unter anderem durch die SMG eine tolle Werbung, und eine Folge davon war sicherlich, dass die Tourismusbranche während der Krise nicht eingebrochen ist. Genauso kann ich auch einen Wirtschaftsstandort bewerben. Allerdings müssten sich vorher einige Voraussetzungen ändern: Wir haben in Brixen derzeit einen Quadratmeterpreis von 500 Euro, es fehlen Fachexperten und eine universitäre Struktur – da kriege ich natürlich niemanden her. Nehmen wir Thüringen in Ostdeutschland als Beispiel: Dort haben sie Spitzenuniversitäten und Strukturen geschaffen, und was ist geschehen? Unternehmen haben sich dort angesiedelt. Ebendiese Rahmenbedingungen fehlen bei uns, und wir müssen sie heute schaffen, auch wenn sich die positiven Auswirkungen
davon vielleicht erst in zehn Jahren zeigen. Außerdem müssten wir den Wohnungsmarkt verändern… Welchen konkreten Einfluss hat der Wohnungsmarkt auf den Standort Brixen? In Zukunft brauchen wir hochqualifizierte Arbeitskräfte, die wir uns auch aus dem Ausland holen müssen. Die Mieten hier aber sind zu teuer; für einen Unternehmer bedeutet dies, dass er unter Umständen den Lohn erhöhen muss, damit der Mitarbeiter seine Miete zahlen kann. Speziell Brixen könnte hier schon etwas unternehmen. Die Gemeinde kann doch nicht der Industrie Wohnungen zur Verfügung stellen… Nehmen wir eine Stadt wie Wien als Beispiel: In Wien stehen genügend Mietwohnungen zur Verfügung, die Mieten sind niedrig, und daher ist Wien wesentlich attraktiver als beispielsweise München. Wenn man in Brixen Arbeitsplätze für die Zukunft
schaffen will, brauchen wir auch einen vernünftigen Mietmarkt, ansonsten werden wir uns schwer tun, Mitarbeiter herzubekommen. Und hier ist die Politik verantwortlich: Sie hat die heutige Situation vor allem durch den geförderten Wohnbau geschaffen, und nun muss sie dafür eine Lösung finden. Es gibt ja in anderen Ländern Beispiele genug, wie eine vernünftige Wohnungspolitik betrieben werden kann. Bei uns hat der geförderte Wohnbau jedenfalls dazu geführt, dass es kaum freie Mietwohnungen zu akzeptablen Preisen gibt. Kann sich das Land leisten, die Förderungen im Wohnbau zu streichen? Diese Maßnahme beträfe ja dann auch die gesamte Baubranche! Sicherlich können wir die Förderungen nicht von heute auf morgen abschaffen, aber sukzessive wäre das wohl möglich. Bei uns ist ja ohne Ende gebaut worden, der Bausektor hat geboomt, und jetzt ist er eingebrochen, was ja auch seine negativen Konsequenzen hat. Im Gegenzug
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Brixen im Jahr 2025
gibt es in anderen Bereichen zu wenige Arbeitsplätze – hier muss sich ein Gleichgewicht einpendeln. Außerdem müssen wir von der Philosophie, dass jeder ein Eigenheim – viele davon noch dazu ein hoch verschuldetes – haben muss, in Zukunft abgehen. Anstelle dessen brauchen wir Wohnungen und Häuser zu vernünftigen Mietpreisen. Wenn wir jetzt den Vergleich mit Deutschland ziehen: Sind die Mietkosten zu hoch oder ist der Lohn zu niedrig? Da müssen wir wohl über die Lohnkosten für ein Unternehmen reden: Wenn ein Mitarbeiter 1.000 Euro netto verdient, so zahlt das Unternehmen dafür 2.500 Euro – und darin liegt das Problem. Deshalb brauchen wir ja ein vernünftiges Steuersystem, das den Arbeitnehmer und das Unternehmen entlastet. Mir wäre es auch lieber, wenn ich von den 2.500 Euro dem Mitarbeiter 1.500 Euro überweisen könnte, dann hätte der auch ein Auskommen. Apropos Mitarbeiter: In Zukunft werden immer mehr Frauen einer Arbeit nachgehen, und hier brauchen wir familienfreundliche Strukturen wie Kindertagesstätten. Selbstverständlich könnte diese die Industrie finanzieren. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, könnte die Industrie ja fast alles finanzieren. Aber wenn ein Unternehmen bereits so hohe Sozialabgaben zahlen muss, dann habe ich etwas dagegen, wenn ein Unternehmen auch noch ein zweites Mal zur Kasse gebeten wird. Wird die Steuer gesenkt, kann ein Unternehmen auch andere Sachen vermehrt mitfinanzieren. Brauchen wir mehr Menschen, die unternehmerisch denken? Wir haben in Südtirol sehr gute und fleißige Mitarbeiter – das ist ein großer Wettbewerbsvorteil. Wir brauchen aber vermehrt ein stärkeres unternehmerisches Denken: Durch die ganze Überversorgung im Land wird das ja nicht gerade gefördert. Die Subventionspolitik schlägt sich auf die Menschen nieder. Allein die Einstellung „Wenn ich ein Problem habe, gehe ich zum Land“ macht dies deutlich. Ich kenne keinen anderen Ort der Welt, in dem man zur Landesregierung rennt, wenn man ein Problem hat. Aber durch diese Förderungspolitik und das Nikolausspielen 98
hat sich dies in den Köpfen festgesetzt. Wollen wir uns aber die Wettbewerbsfähigkeit bewahren, so wird ein starkes Umdenken stattfinden müssen: Ich gehe davon aus, dass der Landeshaushalt geringer wird, das Land bekommt mehr Kompetenzen, der Föderalismus wird früher oder später auch kommen – und dann kann Südtirol beweisen, ob es nicht nur verwalten, sondern auch die Zukunft gestalten kann. Junge Menschen überlegen es sich heute gut, ob sie selbständiger Unternehmer werden wollen, weil das Risiko sehr hoch ist und es sich finanziell nicht mehr
Umwelttechnologien und die erneuerbare Energie, die haben die größten Wachstumspotentiale. Nun kann klarerweise nicht jeder in dieser Branche arbeiten, aber es gibt zum Beispiel Möglichkeiten als Zulieferer. Eine der größten Herausforderungen für einen Betrieb wird zudem die effiziente Nutzung der Energie sein: Wir werden 2025 die gleiche Menge mit 50 Prozent weniger Energieaufwand produzieren müssen. Und wir müssen die Ressourcen, die wir verbrauchen, reduzieren, sowie mehr Augenmerk auf das Recycling legen. Wenn wir im Bereich der Ressourcenplanung daran denken, dass beispielsweise Gallium,
als die gängige: Ich bin von der Produktion in Südtirol sowie im mitteleuropäischen Raum überzeugt. Wir müssen aber unsere Köpfe anstrengen und intelligente Produkte herstellen, die sich eben nicht überall produzieren lassen. Wenn wir unsere Produktivität und Qualität verbessern, sind wir problemlos wettbewerbsfähig: Die Alupress hat jedenfalls noch nie die Produktion eines Druckgussteils an ein Billiglohnland verloren. Auch die Importe von China und dem gesamten asiatischen Raum werden sich relativieren. Diese Länder benötigen mit dem Anstieg der dortigen Lebensqualität ihre Produkte selbst. Natürlich
„In erster Linie müssen wir in Südtirol und in Italien ein vernünftiges Steuersystem einführen: Wir brauchen eine Entlastung für die Bürger und für die Unternehmen“_ Franz Wunderer auszahlt. Im Gegenzug bedeutet dies, dass keine neuen Arbeitsplätze entstehen… Auch das ist meiner Meinung nach ein Ergebnis der jahrelangen Überfütterung der Südtiroler Bevölkerung – es sinkt die Bereitschaft, Verantwortung und Risiko zu übernehmen. Im gleichen Atemzug wird aber der Unternehmer als Umweltverschmutzer und Ausbeuter dargestellt: Dass er ein hohes Risiko trägt, wird dabei übersehen. Wir haben in Südtirol meiner Meinung nach noch eine relativ hohe industriefeindliche Einstellung, sowohl in der Bevölkerung wie bei den Politikern. In den 30 Jahren, in denen ich nun in diesem Sektor tätig bin, hat sich das Bild zwar stark gewandelt, aber die Industrie hat noch nicht jenen Stellenwert, den sie haben sollte. Im Unternehmerverband haben wir 500 Betriebe mit 30.000 Mitarbeitern – dies ist doch kein Pappenstiel, oder?
Indium und seltene Erden, die für die Herstellung von Batterien für Elektroautos benötigt werden, zu 95 Prozent in China abgebaut werden, so wird uns bewusst, welche Engpässe im Bereich Ressourcen auf uns zukommen können. Wir müssen Auswege finden, um die Abhängigkeit von einem Land zu verhindern. Werden diese Länder uns überrollen, sei es durch das niedrige Lohnniveau wie durch das dortige Wirtschaftswachstum? Bezüglich der Verlagerung der Produktion in Billiglohnländer habe ich eine andere Einstellung
hat China derzeit ein viel stärkeres Wachstum, weil dort der Nachholbedarf enorm ist – aber auch wir in Europa haben einen Zuwachs. Die Krise hätte uns eigentlich wachrütteln sollen, um bestimmte Veränderungen durchzuführen. Veränderungen entstehen ja meistens durch eine Krise, aber eigentlich sollten wir vorausschauen und einen Wandel herbeiführen: Wandel ist etwas anderes als Veränderung. Er wird vorbeugend herbeigeführt und entsteht nicht erzwungenermaßen aus der Not heraus. Vielleicht müssen wir das aber erst noch lernen. doris.brunner@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info
Zum Gesprächspartner
Ist auch ein Umdenken beim Unternehmen selbst notwendig, oder hat er schon das notwendige Rüstzeug für die Zukunft? Es gibt solche, die eine zukunftsfähige Denkweise haben, und andere haben sie nicht. Es gibt Betriebe, die über eine strategische Planung für die nächsten fünf bis zehn Jahre verfügen, andere nicht. Wenn wir an 2025 denken, sind die zukunftsträchtigsten Industriebranchen sicherlich die
Franz Wunderer, geboren 1948 in Prad am Stilfser Joch, absolvierte die Fachhochschule Konstanz, Fachrichtung Maschinenbau, und die Technische Universität München, Fachrichtung Fertigungs- und Betriebstechnik. Franz Wunderer
arbeitete bei BMW München, Progress, Al-ko Vintl und ist langjähriger Geschäftsführer der Alupress. Im Südtiroler Unternehmerverband engagiert sich Wunderer als ehrenamtlicher Bezirksvertreter des Bezirkes Eisacktal-Wipptal.
TECHNOLOGIE
Brixen im Jahr 2025
Passive Konsumenten oder aktive Entwickler? Mikroprozessoren werden ähnlich komplex wie das menschliche Gehirn und Maschinen zunehmend intelligenter. Stimmen die Rahmenbedingungen, machen Technologie-Unternehmen – bereits bestehende oder neue – Brixen zu einer Hochburg der Hochtechnologie und Innovation. Ein Ausblick auf Technologie und Industriepolitik des Jahres 2025 in Brixen von Federico Giudiceandrea.
U
m einen Ausblick in die Zukunft der Technologie geben zu können, ist es ratsam, zu allererst in die Vergangenheit zu blicken. Die Technologie hatte immer schon entscheidenden Einfluss auf unsere Lebensqualität. In den letzen hundert Jahren und mit dem Anbrechen der zweiten industriellen Revolution, charakterisiert durch das Aufkommen der Elektrizität, der Chemie und der Verwendung des Erdöls, hat sich dieser Einfluss exponentiell ver-
stärkt. Die Lebenserwartung belief sich vor 1900 auf 50 Jahre – ein Wert, der in den 2.000 vorhergehenden Jahren nur geringfügige Steigerung erfahren hat. Im letzten Jahrhundert aber haben wir uns auf großem Fuße an eine mittlere Lebenserwartung von 80 Jahren angenähert.
Mooresche Gesetz beschreibt Entwicklung der Technologie. Der Fortgang des techno-
logischen Wachstums wurde
Ich war ein hervorragender Handwerker… …aber leider hatte ich meine Buchhaltung nicht im Griff!
quantitativ und qualitativ für verschiedene Sektoren der Technik und Wissenschaft analysiert. Aber nur für einen bestimmten technologischen Sektor konnte sogar eine Gesetzmäßigkeit dieser Entwicklung ausformuliert werden: nämlich für die mikroelektronischen Geräte. Dieses sogenannte Mooresches Gesetz hat mit großer Präzision die Evolution der Mikrochips und Speichermedien vorhergesehen.
Das Gesetz wurde 1965 von Gordon Moore, damals noch Angestellter der Fairchild Semiconductor, formuliert und prognostiziert eine Verdoppelung der Komplexität von Mikrochips alle zwei Jahre. 1968 gründete Moore in seiner Überzeugung von der Potentialität der Mikroelektronik die Firma Intel. Diese Firma entwickelte in den 70er Jahren den Mikroprozessor, einen Rechner in Miniatur, der nicht nur in Computern zur Anwendung kommt,
Franz ist handwerklich sehr begabt und bekam deshalb immer mehr Aufträge …bis er schließlich Pleite ging! Wie ist das möglich? Ganz einfach: Franz hatte seine Zahlen, sein Mahnwesen, die Liquidität seines Betriebs nicht im Griff. Mit der guten Verwaltungssoftware von OMBIS hätte sich das vermeiden lassen. Wie? Mit OMBIS Business Software, die sich in Südtirol großer Beliebtheit erfreut, hätte Franz mit minimalem Aufwand Angebote kalkuliert, Rechnungen ausgestellt und viele andere Verwaltungsarbeiten effizient erledigt. Und Franz hätte sich auf das Handwerk konzentrieren können. Lesen Sie auf www.systems.bz/franz, wie der „Pleitegeier“ trotzdem noch die Kurve gekriegt hat und nun ein erfolgreicher Handwerker und Unternehmer ist. Wollen Sie mehr über OMBIS erfahren? Schreiben Sie an ombis@systems.bz. systems ist Software-Spezialist und IT Service Leader in Südtirol.
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Unsere Vision? ! sondern auch in ganz alltäglichen Geräten, von Haushaltsgeräten bis zu Mobiltelefonen. Anhand der Entwicklungsgeschichte der Firma Intel hat sich die Wahrhaftigkeit von Moores Gesetz erwiesen: Der erste Mikroprozessor von Intel, der „4004“ von 1970, hatte 2.300 Transistoren; ein Pentium der letzten Generation hat mittlerweile mehr als zwei Milliarden Transistoren. In nur 40 Jahren hat sich also die Leistung der Prozessoren um eine Million erhöht, genau wie von Moore vorhergesagt. Dadurch, dass mit dem Einsetzen der digitalen Revolution die Entwicklung der Technologie an die Leistung der elektronischen Rechner gebunden ist, hat das Mooresche Gesetz die Evolution zahlreicher Sektoren der Technologie reguliert – von der Telekommunikation bis zur Leistungsfähigkeit von Fahrzeugen. Bei Intel ist man der Überzeugung, dass mittels des Mooreschen Gesetzes die weitere Entwicklung bis in das Jahr 2029 vorhergesagt werden kann – also bis zu dem Zeitpunkt, wo die Verkleinerung an die Grenzen der physischen Machbarkeit stößt, nämlich in den atomaren Bereich.
Maschinen werden intelligent. Aber nachdem ich die Entwicklung der Technologie bis ins Jahr 2025 vorhersagen soll, glaube ich, dass man hierfür ohne weiteres an das Mooresche Gesetz festhalten kann. In den nächsten 15 Jahren
wird die Verkleinerung der Mikropozessoren um etwa den Faktor 180 erhöht werden, womit die Zahl der Transistoren für einen Mikroprozessor auf 360 Milliarden steigen wird. Dieser Zuwachs an Komplexität wird den Mikroprozessor somit zu einer ähnlichen Komplexität führen, wie es das menschliche Gehirn mit seinen 100 Milliarden Neuronen aufweist. Es gibt Wissenschaftler der Kybernetik wie Douglas Hofstätter, die davon ausgehen, dass, sobald ein gewisses kritisches Maß an Komplexität erreicht wird, dies einen autoreferentiellen Mechanismus auslöst: Dieser hat zur Folge, dass Maschinen ein Bewusstsein von sich selbst erlangen werden. Dies ist wahrscheinlich eher Science Fiction, aber bestimmt werden Maschinen dank immer komplexeren Mikroprozessoren immer leistungsfähiger und mit Sicherheit viel „intelligenter“ als jene von heute. Diese „Intelligenz“ werden wir in Zukunft in vielen alltäglichen Geräten vorfinden, wie in unseren Autos oder unseren Häusern. Unser Alltagsleben wird um ein Vielfaches erleichtert, sogar effizienter werden: Die Maschinen erledigen für uns monotone und lästige Arbeiten, indem sie uns auf immer „intelligentere Weise“ unterstützen.
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Brixen im Jahr 2025
gung stehen. Abgesehen von irgendwelchen Katastrophenszenarien, die ich nicht in Betracht ziehen will, werden die Bürger von Brixen Zugang zu diesen Technologien haben. Die Frage, die sich aber aufdrängt, ist, ob wir passive Konsumenten dieser
„Konsumenten“ der Technologie werden und nur von jenen Möglichkeiten profitieren können, die uns diese bereitstellt. Wir würden also lediglich passive Akteure sein. Wer aktiver Akteur dieser Entwicklung sein möchte, und ich denke hierbei vor allem an unsere
Viele Regierungen haben die Wichtigkeit dieser Faktoren erkannt und unterstützen die Innovationsprozesse mittels Steuerbegünstigungen oder Förderungen sowie durch die Schaffung qualitativ hochwertiger Bildungseinrichtungen. Die
„Die hochtechnologischen Unternehmen in der Brixner Industriezone fangen bereits an abzuwandern – auf der Suche nach besseren steuerlichen und betrieblichen Bedingungen für die Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Eine aufmerksame Industrie- und Bildungspolitik können die Tendenz noch aufhalten“_ Federico Giudiceandrea Technologien werden oder aber aktiv an dieser Entwicklung teilnehmen wollen. Brixen hat in der Vergangenheit einen wichtigen Beitrag hierzu geleistet, vor allem im Bereich der Fotographie und der Optoelektronik. Ganz allgemein kann unsere Industriezone mit zahlreichen Unternehmen aufwarten, die es zu Marktführern in hochtechnologischen Nischensektoren gebracht haben. Ich glaube, Brixen kann sich im proportionalen Vergleich mit anderen Bezirken rühmen, dank dieser Tradition die größte Konzentration an hochtechnologischen Unternehmen südtirolweit aufzuweisen. Im besten Falle wird dies so bleiben, vielleicht sogar weiter ausgebaut. Gemäß eines exponentiellen Gesetzes, wie es das Mooresche ist, und wenn keine limitierenden Faktoren aufkommen, werden die bestehenden Unternehmen weiter expandieren, und neue hochtechnologisierte Firmen werden sich in Brixen ansiedeln oder sogar hier von null auf entstehen.
Oder wandern die Brixner Technologie-Unternehmen doch ab? Schlimmstenfalls werden die
limitierenden Faktoren überhand nehmen, und die technologischen Unternehmen werden abwandern, wodurch sich die Industriestruktur neben der Landwirtschaft auf Dienstleistungssektoren limitieren wird, nämlich Handel und Tourismus. Ich glaube nicht, dass solch eine Einschränkung gezwungenermaßen auch zur Einschränkung unserer Lebensqualität führen könnte. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir in diesem Fall 102
Jugend, wird dazu gezwungen, in jene Orte auf der Welt auszusiedeln, wo es gelungen sein wird, die technologische Entwicklung zu institutionalisieren.
Innovation muss sein. Aber wel-
che sind die Bedingungen, die entweder die eine oder die andere These stützen? Hier spielt die Entwicklung unserer Wirtschaft, gefördert durch die Einfachheit der Kommunikation und des Warentransports, die erst durch den technologischen Fortschritt ermöglich wurde, eine wichtige Rolle. In der Tat ist die Wirtschaft dank der oben genannten Faktoren von einer lokalen Perspektive abgekommen und zu einer globalen geworden. In der Folge konkurrieren die Unternehmen auf globalem Niveau miteinander, und daher müssen auch die Bedingungen für die Entwicklung und die limitierenden Faktoren in einem globalen Kontext gesehen werden. Die Konkurrenz zwischen den Unternehmen um die Gunst des Marktes ist die Grundlage des heutigen Wirtschaftsmodells. In dieser Konkurrenz ist es der Innovationsprozess der Produkte und der Produktionsprozesse, der den Unterschied ausmacht und der es einer Firma ermöglicht, besser zu sein als die anderen. Aber die Innovation ist an permanenter Investition in Forschung und Entwicklung gebunden, und hier fügt sich eine weitere Komponente ein, nämlich die Industriepolitik der Regionen. Ein weiterer determinierender Faktor ist an die Verfügbarkeit qualifizierter Techniker gekoppelt.
internationale Konkurrenz findet daher nicht nur im Fabrikationsprozess statt, sondern verlagert sich immer mehr in den Bereich von Forschung und Entwicklung. Diesbezüglich können Italien und unsere Provinz derzeit nicht mit den Besten mithalten. Die lokalen Betriebe müssen zum einen mit einer hohen Produktivität eine hohe Steuerlast kompensieren (die den Innovationsgrad eines Unternehmens behindert), und zum anderen herrscht ein akuter lokaler Mangel an qualifizierten Arbeitskräften.
Industrie- und Bildungspolitik müssen Abwanderung aufhalten. Dieser Kompensierung sind
Grenzen gesetzt, und es lassen sich heute schon auf lokaler Ebene erste negative Begleiter-
scheinung erkennen. Die hochtechnologischen Unternehmen in der Brixner Industriezone fangen bereits an abzuwandern – zum einen, um in neuen Märkten Präsenz zu zeigen, zum anderen auf der Suche nach besseren steuerlichen und betrieblichen Bedingungen für die Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Der Prozess ist noch nicht irreversibel, und eine aufmerksame Industriepolitik und Bildungspolitik können die Tendenz noch aufhalten. Die Politik müsste ab sofort mehr Augenmerk auf den Innovationsprozess innerhalb des Unternehmens richten, indem sie deren Wachstum und Entwicklung begünstigt. In der Tat ist es der eigene innovative Prozess innerhalb der Unternehmen, insofern dieser vom Markt – ein strenger Richter, aber unparteiisch – honoriert wird, der es ihnen erlaubt, im internationalen Konkurrenzkampf zu bestehen. In diesem Sinne muss die Politik versuchen, die bestmöglichen Bedingungen zu schaffen. Es reicht, einen Blick auf die diesbezüglich bedeutsamen Länder zu richten – jene Länder die mehr als 3 Prozent des eigenen BIP in Forschung und Entwicklung investieren – in Südtirol kommen wir gerade mal auf knapp 1 Prozent. Es gilt, deren Gesetze, deren Prozesse und Strukturen zum Vorbild zu nehmen und an unsere Bedingungen anzupassen. Nur so kann den Betrieben die Möglichkeit gegeben werden, im internationalen Wettkampf zu bestehen: Kopf an Kopf mit den Konkurrenten am globalen Markt, ohne unnötigen Ballast. Federico Giudiceandrea Leserbrief an: echo@brixner.info
Zum Autor
Federico Giudiceandrea, gebürtiger Brixner, beendete 1980 sein Studium der Ingenieurswissenschaften in Elektrotechnik in Padua. Direkt nach seinem Studium wurde gemeinsam mit zwei Freunden die Firma MiCROTEC ins Leben gerufen. Die Firma MiCROTEC produziert
optoelektronische Geräte zur Messung und Erkennung von Holzeigenschaften für die Holzindustrie und ist in diesem Bereich Weltmarktführer. Des Weiteren engagiert sich Giudiceandrea ehrenamtlich als Präsident der EOS und als Vizepräsident des Unternehmerverbandes.
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NACHHALTIGKEIT UND UMWELTSCHUTZ
Nachhaltige Slow-City Die Vermeidung von Zersiedelung bringt weniger Verkehr und weniger Verkehrsinfrastrukturen, geheizt wird mit Hackschnitzel, und Brixen nützt seine bereits gegebenen Voraussetzungen, sanften Tourismus zu etablieren. Ein Ausblick auf ein nachhaltiges Brixen im Jahr 2025 von Konrad Stockner.
U
nter Nachhaltigkeit stellt sich so mancher Mensch etwas Theoretisch-Wissenschaftliches vor, von dem man nicht so genau weiß, was es ist und mit dem man lieber nichts zu tun hat. Dabei bedeutet Nachhaltigkeit nichts anderes als einen Lebensstil des Menschen, der es ihm ermöglicht, auch morgen noch in Würde auf diesem Planeten sein Leben verbringen zu können. Es geht um zukunftsfähige Handlungsweisen und Lebensformen. Diese müssen aber, wenn Nachhaltigkeit gelingen soll, im Heute und Jetzt und nicht erst morgen zur Anwendung kommen.
Warum Nachhaltigkeit? Warum
beschäftigt sich heute alle Welt so sehr mit dem Thema Nachhaltigkeit? Es muss wohl große Zweifel darüber geben, ob unsere heutige Lebensweise den Bedürfnissen zukünftiger Generationen Rechnung trägt. Befürchtungen, dass unsere Art und Weise zu leben die Lebensgrundlagen für den Menschen von morgen arg beschneidet, nehmen zu. Der größte Kritikpunkt betrifft unseren überaus großen Energie- und Rohstoffverbrauch. Energievorkommen und verschiedenste weitere Ressourcen, auf die der Mensch mehr oder weniger angewiesen ist, gehen zur Neige, und ganz allgemein schreitet der Natur- und Umweltverbrauch rasant voran, sodass für uns und unsere Nachfahren schon bald nur mehr Brosamen übrig bleiben. Dass Handlungsbedarf besteht, dass der Mensch sein Tun und Handeln verstärkt auf dessen Nachhaltigkeit hinterfragen muss, darüber ist sich mittlerweile ein Großteil der Menschen einig. Die Meinungen gehen aber leider noch weit auseinander, wenn es darum geht festzulegen, wie diese Herausforderungen angegangen und wie sie verteilt werden.
Brixen kann das Problem mangelnder Nachhaltigkeit nicht allein lösen, aber es kann dieses Anliegen auch nicht zur Gänze an andere delegieren. Es gibt Aufgaben, die einer globalen Lösung bedürfen, aber auch solche, die nur auf lokaler Ebene erfüllt werden können. In allen wichtigen Lebens- und Arbeitsbereichen müssten auf die verschiedenen Maßnahmen, die in jüngster Zeit
auch einen Rückgang des derzeitigen sehr großen Aufwandes für die Schaffung der notwendigen Verkehrsinfrastrukturen und der dadurch beanspruchten Flächen. Gerade eine Stadt wie Brixen, die vom Verkehr sehr stark drangsaliert wird, würde dadurch im sprichwie wortwörtlichen Sinne aufatmen. Besonders im Verkehr würde uns ein Weniger einen Riesenschritt näher an das Motto „Langsamer,
nicht erneuerbaren Energieträger. Um dem Prinzip der Nachhaltigkeit gerecht zu werden, müsste auf erneuerbare Energiequellen umgestellt werden, beispielsweise auf Hackschnitzel. Die Wälder im Raum Brixen würden durchaus eine größere Nutzung vertragen, und für die Bauern gäbe es eine weitere Möglichkeit des Zuerwerbs. Im Zusammenhang mit regenerierbaren Energiequellen sei
„Ich bin mir sicher, dass die Brixner Bürger im Handumdrehen aus Brixen eine nachhaltige Stadt machen könnten, wenn sie nur die entsprechende Nachfrage an Wirtschaft und Politik stellen“_ Konrad Stockner bereits ergriffen worden sind, noch zahlreiche weitere folgen, um ein wirklich nachhaltiges Brixen zu erreichen. In der Folge versuche ich einige Tätigkeitsfelder zu beleuchten, in denen meines Erachtens noch erhebliche Verbesserungen möglich sind. Einem Vollständigkeitsanspruch kann ich allerdings nicht gerecht werden. Ich möchte auch nicht versäumen, Entwicklungen aufzuzeigen, die in punkto Nachhaltigkeit bereits in die richtige Richtung weisen.
Urbanistische Rahmenbedingungen für weniger Verkehr. Im
Bereich Verkehr muss Nachhaltigkeit nicht unweigerlich bedeuten, dass auf unseren Straßen keine Autos mehr zirkulieren dürfen. Ohne spürbare Reduzierung des Individualverkehrs wird aber unser Ziel kaum erreichbar sein. Die Vorteile sind vielseitig und konzentrieren sich nicht nur auf die Abnahme des Treibstoff- und somit des Energieverbrauchs, sondern bedeuten
Besser, Schöner“ bringen, wie es vom mittlerweile verstorbenen Vordenker Hans Glauber immer wieder postuliert wurde. Wichtige Voraussetzung, um dieses Ziel zu erreichen, ist ein effizienter öffentlicher Nahverkehr. Mit dem erfolgreichen Citybussystem wurde hier bereits ein wichtiger Akzent gesetzt. Es braucht aber auch weitreichende Maßnahmen auf anderen Gebieten – unter anderem eine konsequente Umsetzung klarer urbanistischer Rahmenbedingungen, die vor allem auf die Vermeidung von Zersiedelungen ausgerichtet sind.
Erneuerbare Energie ohne Deckmantel. Im Bereich Hei-
zung setzt Brixen nach wie vor großteils auf nicht regenerierbare Energiequellen wie Gas und Erdöl. Durch das Fernwärmesystem kann Brixen zumindest die Luftreinhaltung besser gewährleisten. Dies ist besonders wichtig für die Problemmonate des Winters. Betrieben wird das System aber mit Gas, einem
auf das Problem verwiesen, dass so manches Mal unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit versucht wird, den Teufel mit dem Belzebub auszutreiben. In den zentralen Anlagen für die Erzeugung von Heizenergie kommen immer öfter Palmöl oder andere Energieträger, die aus landwirtschaftlichen Produkten – in großem Stil in den Entwicklungsländern angepflanzt – hergestellt werden. Dabei handelt es sich zwar um erneuerbare Energieträger, aber nachhaltig ist diese Energieversorgung nicht: Zum einen wird für den weiten Transport wiederum viel Energie, und zwar fossile Energie, verbraucht, und zum anderen werden große Probleme in der Nahrungsmittelversorgung geschaffen. Die Nahrungsmittelverknappung und -verteuerung spitzt sich vor allem in diesen armen Ländern weiter zu.
Bio bringt Biodiversität. Der
beste Weg zu einer nachhaltigen Landwirtschaft ist die Umstellung auf Bio, die mit einer Reduzierung 105
Brixen im Jahr 2025
von Pflanzenschutzmitteln, des Düngereintrages, der Monokulturen einhergeht und vor allem auch besser auf die Tierschutzaspekte Rücksicht nimmt. Besonders positiv wirkt sich eine weniger intensive Landwirtschaft ganz allgemein für den Naturhaushalt und den Erhalt der Artenvielfalt aus. Eine Landwirtschaft, die eine gewisse Lebensraum- und Strukturvielfalt zulässt und verstärkt ökologische Kriterien berücksichtigt, ist der beste Garant für die Biodiversität, aber auch für einen gewissen Landschaftsreichtum – ein Potential, das gerade in Brixen eine wichtige Rolle spielt. Der Talkessel von Brixen ist von Natur aus durch seine Kleinstrukturiertheit in landschaftlicher Hinsicht gesegnet. Wenn Mängel aufzuzeigen sind, dann ist es vor allem der schlechte Zustand zahlreicher Fließgewässer, die durch Verbauungen, Begradigungen und Wasserentnahmen stark in ihren landschaftsökologischen Funktionen gestört sind. Leider sind heute auch nur mehr kleinste Überreste der ehemals im Talboden weitflächig vorhandenen Feucht- und Wasserlebensräume vorhanden. Die Schaffung des einen oder anderen neuen Trittsteinbiotops oder neuer Verbindungselemente im Biotopverbundsystem wäre deshalb nur zu begrüßen.
Sanfter Tourismus. Im Tourismus
wurde in den vergangenen Jahrzehnten unter dem Schlagwort des Qualitätstourismus auf sehr energie- und ressourcenintensive Formen gesetzt, auf Ski- und Wellnesstourismus. Neue Wege, die zu einem schonenderen und sanfteren Fremdenverkehr führen, sind anzudenken, wenn wir auch in diesem Bereich nachhaltiger werden wollen. Gutes Marketing ist gefragt, das auch diesen
und nicht nur wirtschaftlichen Ansprüchen gerecht wird. Die Voraussetzungen sind gegeben: eine wunderschöne Altstadt mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten, vielfältige Kulturlandschaft in der näheren Umgebung sowie eine facettenreiche, faszinierende Bergwelt mit den Dolomiten im Osten, im Westen die Sarntaler Alpen und im Norden die Gletscherwelt der Zillertaler Alpen. Im Bereich Naherholung könnte wohl das eine oder andere zusätzliche Angebot noch geschaffen werden, wie Naturbadeteich, Schaubauernhof, Wasserspielplatz, Verbesserung und Thematisierung des Wanderwegenetzes und anderes mehr. Ein starkes Angebot derartiger Einrichtungen innerhalb und am Rande der Siedlungsbereiche hätte möglicherweise auch einen verkehrsreduzierenden Effekt und somit eine weitere nachhaltige Wirkung.
Ja zur erneuerbaren Energie – mit Grenzen. Grundsätzlich ist die
verstärkte Nutzung erneuerbarer Energiequellen anzustreben, aber auch in diesem Bereich gibt es Grenzen, die es zu respektieren gilt. In verschiedenen Bereichen scheint sich diesbezüglich eine positive Entwicklung in der Gemeinde Brixen abzuzeichnen. Eine klare Entscheidung für den Erhalt von Natur und Landschaft haben die Gemeinden Brixen und Vahrn gefällt, indem sie den Schalderer Bach von der Wasserkraftnutzung verschonen wollen. Die Wasserkraft gilt als eine saubere Energieform. Wenn aber durch deren Nutzung sämtliche Bäche und Flüsse in Mitleidenschaft gezogen werden, dann kann diese auch nicht mehr als umweltverträglich angesehen werden. In der Photovoltaik geht Brixen ebenfalls einen annehmbaren Weg. Man versucht
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derartige Anlagen, wo immer es nur geht, auf Dachflächen anzubringen – die freie Landschaft aber soll davon ausgespart bleiben. Eine weitere Technisierung der Landschaft, wie dies nicht nur Solarzellen, sondern auch eventuelle Windenergieanlagen zur Folge hätten, wäre für eine Tourismusdestination mehr nachteil- als vorteilhaft.
Neue Systeme der Müllvermeidung. Im Bereich Müll muss darauf hingewiesen werden, dass nach wie vor viel zu viele Abfälle und damit auch wertvollste Rohstoffe im Müllverbrennungsofen und auf den Müllhalden landen. Dabei mangelt es nicht am Bemühen der Bürger und an Einrichtungen zur Mülltrennung. Es gibt aber kaum Maßnahmen zur Müllvermeidung wie verstärkte Verwendung von wiederverwertbaren Verpackungsmaterialien, Pfandsysteme und so weiter.
Brixen als Slow City. Ein wichtiges
Prinzip in der Gesamtthematik Nachhaltigkeit ist, wo immer es
geht, regionalwirtschaftlichen Kreisläufen den Vorrang zu geben. Eine wichtige Rolle spielen dabei die einzelnen Bürger, die durch ihr Konsumverhalten sehr viel bewirken können. Für die Umsetzung des Nachhaltigkeitsprinzips ist nicht nur die Politik oder die Wirtschaft verantwortlich, sondern zu einem guten Teil auch der Konsument. Ich bin mir sicher, dass die Brixner Bürger im Handumdrehen aus Brixen eine nachhaltige Stadt machen könnten, wenn sie nur die entsprechende Nachfrage an Wirtschaft und Politik stellen. Brixen hat ohne Zweifel das Potential unter die so genannten Slow Citys eingereiht zu werden. Voraussetzung dafür ist nicht nur eine nachhaltige Umweltpolitik. Slow Citys legen auch besonderen Wert auf regionale und kulturelle Identität sowie auf Gastfreundschaft, zu der auch eine qualitätsorientierte Gastronomie, Weltoffenheit und Herzlichkeit gehört. Konrad Stockner Leserbrief an: echo@brixner.info
Zum Autor
Konrad Stockner, geboren im Jahre 1961 in Brixen; Studium der Forstwissenschaften in Padua mit Schwerpunkt Ökologie und Umweltverträglichkeitsprüfung. Langjährige
Mitarbeit bei Umweltverbänden; beruflich als Landschaftsplaner im Landesamt für Landschaftsökologie tätig.
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Brixen im Jahr 2025
LOKALE WERBUNG
Digital und individuell Die Bedeutung des Internets nimmt für die Werbung weiterhin zu und eröffnet neue Möglichkeiten: Inserate in Online-Medien lassen sich mit Unternehmer-Homepages oder Werbefilmen verknüpfen, über mobiles Internet werden Werbebotschaften zielgerichtet versendet. Ein Ausblick auf die Werbung im Jahr 2025 von Oskar Zingerle.
S
eit Erfindung des Internets wird Zeitungen, Zeitschriften und Büchern das Ende prophezeit. Wir stellen fest: Allen Unkenrufen zum Trotz sind Printmedien nach wie vor beliebt, und viele Menschen mögen sich eine Zukunft ohne Zeitung oder Buch gar nicht vorstellen. Und trotzdem: Es gibt einen eindeutigen Trend hin zu digitalen Medien, der sich fortsetzen wird. Das heißt, dass Nachrichtenblätter und Magazine auf kurz oder lang umstellen müssen: Entweder sie geben ihre Druckvariante komplett auf und sind nur mehr online verfügbar, oder – so wie es der „Brixner“ und viele andere Zeitschriften machen – sie öffnen sich beiden Kanälen. In diesem Fall besteht die Möglichkeit eines Online-Auftritts in Form eines Portals, das sich von der Druckvariante vollkommen unterscheidet und auch andere Inhalte anbietet, wie zum Beispiel die BildZeitung und www.bild.de. Die zweite Variante ist, die Zeitschrift identisch der Druckvariante als virtuelles Blättermagazin online zur Verfügung zu stellen. Für den Werbekunden bringt diese Variante klare Vorteile: keine zusätzlichen Gestaltungskosten des Inserates, keinen Verlust in der Reichweite, identisches redaktionelles Umfeld und nicht
zuletzt die eindeutige Messbarkeit der Werbemaßnahme. Aber dazu später mehr.
Inserate in Online-Zeitschriften bringen Zusatznutzen. Was kann Werbung in einer Online-Zeitschrift, was sie im gedruckten Heft nicht könnte? Die einfachste Spielart ist,
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ein Inserat mit der Homepage des Werbe-Inserenten zu verlinken. Sofern es dort einen Webshop gibt, kann der Kunde das angepriesene Angebot sogar gleich bestellen. Durch die Weiterentwicklung der IP-Telefonie wird es auch möglich sein – genau genommen ist es auch heute schon möglich –, durch einen Klick auf die im Inserat angegebene Telefonnummer die Firma anzurufen, auf dieselbe Art und Weise eine E-Mail zu senden oder sich den genauen Standort sowie die passende Wegbeschreibung anzeigen zu lassen. Wenn Werbekunden heute ungern darauf verzichten, viele Bilder in ihrem Inserat zu zeigen, so könnte in Zukunft die Lösung des Problems darin liegen, den Leser selbst entscheiden zu lassen, wie viele Bilder er sehen möchte. Das heißt, er kann ein im Inserat gezeigtes Bild auswechseln, sich sozusagen durch eine Galerie im Hintergrund klicken. Einen Kurzfilm in einer „Printanzeige“ abzuspielen – auch das ist in der digitalen Zeitschrift möglich.
Keine Sorge: Zeitungen und Werber werden sich davor hüten, diese animierten und möglicherweise gleichzeitig auditiven Inhalte automatisch beim Aufschlagen einer Seite abzuspielen. Man weiß aus Erfahrung mit Internetseiten, wie nervig dies sein kann. Vielmehr ist davon auszugehen, dass Filme per Mausklick gestartet werden. Allerdings stellt sich die berechtigte Frage, welches lokal agierende Kleinunternehmen es sich leisten wollen wird, einen eigenen Werbefilm zu drehen. Nun, zum einen könnten es tatsächlich kleine LowBudget-Filmchen sein, die auch für kleinere Firmen bezahlbar sind, und zum anderen ist es in der Praxis häufig so, dass Händler solches Material von ihren Lieferanten zur Verfügung gestellt bekommen – oft sogar individualisiert mit dem Logo und den Kontaktdaten des Händlers.
Eine eigene Homepage ist für Unternehmen ein Muss. Dem
Trend der letzten Jahre folgend
wird im Jahr 2025 auch der letzte Haushalt überall in Europa über einen Breitband-Internetanschluss verfügen. Die Bedeutung des Internets für die Werbung wird exponentiell zunehmen. Eine eigene Homepage zu haben ist 2025 somit für jedes Unternehmen ein absolutes Muss, ebenso entsprechende Bannerwerbung auf den relevanten Kanälen: Nachrichten-Portale, OnlineSpielgemeinschaften, InteressenCommunities und Freizeit-Portale (Kochen, Fotografieren, Sport, Heimwerken, Mode, …), es wird hunderte solcher lokal relevanter Kanäle geben. Welche davon die passenden für das eigene Unternehmen sind, darüber werden sich die Werbeagenturen den Kopf zerbrechen und dann entsprechend beraten.
von den Communities gnadenlos platt gemacht. Denn das Kernelement des so genannten Web 2.0 ist die öffentliche Interaktion. Wer dort wirbt, muss sich bewusst sein, dass er sich auf eine basisdemokratische Plattform begibt. Hier findet nicht eine one-to-manyKommunikation (Unternehmen an Kunden) wie in der Werbung gewohnt statt, sondern eine basisdemokratische many-to-manyKommunikation. Wem es gelingt,
Im Social Web begibt sich Werbung auf eine basisdemokratische Plattform. Das Thema „So-
authentisch zu bleiben, der ist im Social Web so nah wie nirgends sonst an seiner Zielgruppe. Wem dies nicht gelingt, der wird öffentlich abgewatscht und riskiert, sein bis dahin positives Image innerhalb von Tagen vollkommen zu ruinieren. Das Social Web besteht übrigens nicht nur aus Facebook.
Mobile Werbung auf Smartphones. Werbung wird also digital und im Social Web gewissermaßen demokratisch. Darüber hinaus wird Werbung auch mobil. Das gute
Botschaft zum Beispiel genau dann abschicken, wenn sich jemand in unmittelbarer Nähe ihres Geschäftes befindet, nach dem Motto: „Wenn Sie gerade in der Brixner Altstadt sind, schauen sie mal bei XY vorbei. Noch bis 17 Uhr alle Unterhemden zum halben Preis!“ Für seine Kunden ist ein Geschäft dank iPhone auch leichter auffindbar. Es genügt, die gewünschte Sparte auszuwählen, zum Beispiel Restaurants, und
„Im virtuellen Blätternmagazin klickt man auf ein Inserat, und in Sekundenschnelle startet ein Kurzfilm samt direktem Link zur Unternehmenshomepage“_ Oskar Zingerle alte Handy entwickelt sich derzeit zum „mobile device“, mit dem man nicht mehr nur telefoniert, sondern auch noch tausend andere Dinge machen kann. Geräte wie das iPhone sind über GPS lokalisierbar – natürlich mit Einwilligung des Besitzers. Für die Werbung heißt das: Unternehmen können ihre
schon erscheinen die umliegenden Lokale auf dem Display, und das samt Telefonnummer und exakter Wegbeschreibung. Dreht man das Gerät um 90 Grad, erscheint das Sichtfeld der Kamera auf dem Display. Die genauen Standorte der zuvor angezeigten Betriebe sind dann im Bild eingezeichnet.
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cial Media“ ist ein zweischneidiges Schwert mit riesigem Potenzial aufgrund der geringen Kosten und gleichzeitig hohen Reichweite. Zum anderen birgt es aber auch enorme Risiken: Was missfällt, wird
Auch Wikis und Blogs gehören dazu, Youtube, flickr, Diskussionsforen, Skype, Microblogs à la twitter, Online- und Social-Games à la Farmville, virtuelle Welten sowie Livecasts, in denen der Bürger zum Journalisten wird.
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Brixen im Jahr 2025
Google kann den gesamten Markt beherrschen. Eine span-
nende Frage für die Zukunft der Werbung ist die Entwicklung von Google AdWords. Wie funktioniert’s? Google AdWords werden geschaltet, wenn sie thematisch zum Inhalt der Suchanfrage oder zum Inhalt einer Website passen. Der Werber hinterlegt zu diesem Zweck Stichwörter, sogenannte Keywords, die das beworbene Produkt beschreiben. Gibt ein User diesen oder auch einen ähnlichen Begriff als Suchanfrage bei Google ein, bekommt er neben den organischen Suchergebnissen auch passende AdWords-Anzeigen zu sehen. Einstellbar sind unter anderem die regionale Ausrichtung sowie die Zielsprache. Das heißt: Wird von einem Computer in Brixen der Suchbegriff „Fahrrad“ eingegeben, könnte in der Anzeigenspalte die AdWordsAnzeige eines Fahrradgeschäftes aus Brixen erscheinen. Genauso gut können Homepage-Betreiber Google AdWords auf ihrer Seite anzeigen. Für jeden Klick auf die Anzeige erhält der Betreiber einen definierten Betrag. Wenn Google seine Vormachtstellung weiter ausbauen kann, sind die Aussichten für lokale OnlineMedien also ziemlich düster. Google könnte den gesamten Markt beherrschen, die Preise diktieren und Betreiber von Internetportalen ausquetschen wie eine Zitrone. Aufgrund seiner Datensammelwut hat Google auch ein enormes Wissen über das Nutzungsverhalten und psychographische Profil seiner Nutzer. Werbebotschaften können dadurch punktgenau an jene Kunden gerichtet werden, die ein entsprechendes Anforderungsprofil erfüllen – von den
Kosten und vom Nutzen her ein optimales Szenario für ein Werbung treibendes Unternehmen und gleichzeitig das Worst-CaseSzenario für lokale Medien. Ihnen würde diese Entwicklung die finanzielle Grundlage entziehen: Die Einnahmen aus der Werbung. Die Frage ist allerdings, wie lange die Welt der Entwicklung von Google noch zusehen wird. Eine derart monströse Macht in der Hand eines einzigen privaten Unternehmens? Angst einflößend…
Radiowerbung während des individuellen Radioprogramms. Lokal tätige Unternehmen werben im Radio, und sie werden auch noch in 15 Jahren dort werben. Aber weil auch das Radio der Digitalisierung ins Auge sieht, könnten sich interessante Möglichkeiten ergeben. Bereits heute können Sie unzählige Radiosender über Internet streamen, das ist bekannt. Es gibt aber inzwischen auch Sender, die gar nicht über Funksignal senden, sondern ausschließlich über das World Wide Web. Auf diesen Sendern können Sie Ihre bevorzugten Musikrichtungen angeben und werden mit entsprechenden Musiktiteln beliefert – ihr eigenes, individuelles Radioprogramm also. Lokal agierende Unternehmen könnten auf diesen Sendern ihre Werbespots platzieren und nur in ihrem Einzugsgebiet ausstrahlen. Zusätzlich könnten sie genau nachvollziehen, von wie vielen Geräten der Werbespot abgespielt worden ist.
noch so, dass die Anzahl der Kontakte, die ein Werbeinserat generiert, nur geschätzt werden kann. Man weiß, wie viele Leser ein Medium hat, und kann so darauf rückschließen, wie viele in etwa die Werbeanzeige gesehen haben. Wie oft ein Werbeinserat am Computer angezeigt wurde, wie oft ein Banner angezeigt wurde, wie oft die Adresse auf dem iPhone abgerufen worden ist, lässt sich aber punktgenau feststellen. Noch interessanter wird die Zahl, wie viele Leser auf das Inserat geklickt haben, um sich näher über das Angebot zu informieren. Dem Werbekunden stehen damit „hard facts“ zur Verfügung, anhand derer er den Erfolg seines Inserates messen kann. Er kann Unterschiede zwischen dem einen und dem anderen Inserat feststellen und so die für ihn ideale Strategie entwickeln. Es ist auch denkbar, dass die Abrechnung des
Inseratenpreises auf diesen Zahlen basiert. Bei Bannerwerbung ist die Bezahlung nach Klicks ja bereits üblich. Werbung wird im Jahr 2025 also reicher an Werbeträgern sein. Es wird unzählige Medien geben, in denen Unternehmen werben können. Dadurch sinkt der Werbedruck des einzelnen Mediums, und der Preis für das Werbemittel, sprich Inserat, Banner oder Spot wird sinken. Um trotz geringeren Werbedrucks einen nennenswerten Effekt zu erzielen, wird der Rat von Werbeagenturen in Zukunft noch wichtiger sein. Sie haben den Überblick im Mediendschungel und können Unternehmen dabei helfen, ihre Kommunikation so zu steuern, dass die richtige Zielgruppe auf die richtige Art und Weise angesprochen wird – punktgenau. Oskar Zingerle Leserbrief an: echo@brixner.info
Zum Autor
Werbemaßnahmen sind messbarer. Und hier sind wir schon
Oskar Zingerle, geboren 1977 in Brixen, besuchte die Grundschule in Mühlbach, danach die Mittelschule im Vinzentinum und die Fachlehranstalt für kaufmännische Berufe in Brixen. Mitte der Neunziger Jahre arbeitete er in einem Realitätenbüro, seit 1998
ist er Mitarbeiter der Werbeagentur Brixmedia. Zingerle besuchte in den vergangenen Jahren mehrere berufsbegleitende Kurse und Seminare; derzeit absolviert er an der Bayerischen Akademie für Werbung und Marketing in München das Studium zum Kommunikationswirt.
z …darüber sinnieren, dass wir das Ende des Maya-Kalenders überlebt haben, und nun zählen wir schon das Jahr 2025. Vieles hat sich geändert, auch die Südtiroler Krebshilfe. Dank den großen Fortschritten in der Forschung und dem Wandel der Gesellschaft ist Krebs kein Tabuthema mehr. Dies ist eine schöne Folge des Fortschritts, Krebs ist nur mehr selten ein Todesurteil. Die Krebshilfe ist gewachsen und gewachsen, und viele junge Leute, die
den Krebs besiegt haben, haben dann aktiv angepackt und viel frischen Wind hineingebracht, der manches sogar weggeblasen hat. Eigentlich müsste man der Krebshilfe einen neuen Namen geben: Wir sind heute für alle da, nicht mehr hauptsächlich für jene, die schon krank sind. Kranke können zwischen einem breiten Angebot wählen, aber auch den Gesunden bieten wir vieles. Uns ist es gelungen, die Angebote zur Prävention um ein Vielfaches zu erwei-
tern. Es gibt Kinderbücher für die Allerkleinsten, wir arbeiten mit Grund- und Mittelschulen zusammen, und für Oberschüler müssen wir eigene Vorträge veranstalten, so groß ist das Interesse. Unser größtes Ziel sehe ich also erfüllt: Die Lebensweisen, weswegen viele Krebsarten entstehen können, haben sich geändert. Und jene, die gegen die Krankheit kämpfen oder sie besiegt haben, unterstützen wir mit allen Mitteln.
bei einem ganz wesentlichen Vorteil der Digitalisierung angelangt: der Messbarkeit von Werbemaßnahmen. Heute ist es
2025 werde ich…
Renate Daporta Jöchler, Präsidentin der Südtiroler Krebshilfe
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MEDIENKONSUM
Nach Papier und Druckerschwärze Die Politik hat erkannt, dass die Gesellschaft ein Recht auf Medienvielfalt hat und dass diese nur erhalten bleiben kann, wenn Verlage eine solide wirtschaftliche Basis haben, damit Journalisten in Würde und Freiheit arbeiten können. Denn: Der wandelnde Medienkonsum stellt für alle Redaktionen die größte Herausforderung dar. Und trotzdem: Den „Brixner“ wird es auch 2025 noch in Papierform geben, prophezeit Willy Vontavon.
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ugegeben – das Jahr 2025 scheint uns heute ähnlich weit entfernt zu sein wie eine fremde Galaxie. Und trotzdem sind diese 15 Jahre ein recht überschaubarer Zeitraum, was ein genauso langer Blick in die Vergangenheit anschaulich beweist: 1995 hatte es den „Brixner“ bereits fünf Jahre gegeben. Klaus Seebacher war Bürgermeister, das Forum Brixen in vorsichtiger Planung, und für die Acquarena suchte Klaus noch eine Finanzierung. Unsere Redaktion ist aus den engen Räumen am Großen Graben in die Kammerhube umgezogen, zehn Jahre später sollten auch diese Räume zu klein sein. Die meisten von uns können sich noch lebhaft erinnern an die Mitte der Neunziger Jahre. Die vergangenen 15 Jahre sind in einem derart hohen Tempo vorübergeflutscht, dass man sich in einem Raumschiff wähnt, das wie in einem Science-Fiction-Film in Lichtgeschwindigkeit durch die Galaxien düst.
Medienkonsum steht vor einer Revolution. So gesehen könnte
man der Versuchung verfallen zu behaupten, dass sich unser Leben 2025 mit großer Wahrscheinlichkeit ähnlich gestalten wird wie 2010 oder eben 1995. In einigen Bereichen wird dies vielleicht sogar der Fall sein, aber die Art, wie wir Medien konsumieren, wird in 15 Jahren ganz sicher vollkommen anders aussehen als heute. Das Internet und die „Mobilisierung“ der Inhalte in Richtung Smartphones und mobile Geräte wie iPads stürzen den Medienkonsum gerade in eine revolutionäre Entwicklung, die heute nur noch durch die Bandbreite der Datenübertragung gebremst wird. Diese Entwicklung stellt für alle Medien weltweit eine unglaubliche Herausforderung dar. Geschäftsmodelle der
Gegenwart werden plötzlich nicht mehr funktionieren, was auch den Journalismus in eine neue Ära versetzen wird. Gerade eben habe ich mich per Skype mit einem lieben Freund aus Baden-Baden unterhalten, der beim erfolgreichsten Radiosender Deutschlands arbeitet. Er hat mir bestätigt, dass man sich auch beim SWR3 intensiv mit der Zukunft beschäftigt – mit leichten Bauchschmerzen, weil die Revolution vielleicht keinen Stein auf dem anderen lassen wird. Die größte Herausforderung sehen die SWR3-Verantwortlichen darin, das Radioprogramm auch in Zukunft für die Jugend spannend zu gestalten. Radiosender haben sich in den vergangenen Jahren oftmals darauf beschränkt, ein gutes Musikprogramm zu liefern. Die Jugend aber konsumiert Musik heute am iPod oder am PC – oder eben im Internet, per Live-Stream. Sobald wir mit einer hohen Bandbreite und mit einem Flat-Tarif wie selbstverständlich auch am Handy ins Internet kommen werden – und glauben Sie mir, das wird keine 15 Jahre mehr dauern –, werden wir über eine drahtlose Schnittstelle in digitaler Qualität über das Handy Radiosender aus der ganzen Welt auch im Auto hören können. Die UKW-Technologie wird ähnlich antiquiert sein wie heute die VinylLangspielplatte. Heute konkurriert Radio 2000 mit Ö3 und mit dem Sender Bozen, morgen mit Tausenden Sendern aus der ganzen Welt. Der Blues-Freak aus Kastelruth wird sich – auch im Auto! – einen Sender aus New York anhören, und wenn wir Glück haben, wird Radio 2000 auch einige Hörer in New Jersey haben – aber die lokalen Werbekunden beider Sender, die das Programm finanzieren, haben nichts von dieser Globalisierung der Hörerschaft. Radiosender
werden sich also neu erfinden müssen – vom reinen Berieselungsmedium zum Service-Kanal, der dem Hörer im direkten Umfeld des Senders einen klaren Nutzen bringt, damit die lokale Werbung noch Wirkung zeigen kann.
Nachrichten „on demand“. In
15 Jahren werden wir nicht mehr die volle Stunde abwarten, um Nachrichten zu hören. Wir klicken auf einen Menupunkt und
konsumieren Nachrichten, sobald wir eben Zeit dazu haben. Wie aber kann ein Sender auf lokaler Ebene wirtschaftlich vernünftig geführt werden, wenn die Hörerschaft sich noch mehr zersplittert als sie heute schon ist und wenn Werbung vollkommen anders platziert werden muss? Werbefinanzierte Sender werden sich schwer tun, wenn der Hörer über eine im Netz downloadbare Software die Spots einfach ausblenden kann.
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Brixen im Jahr 2025 Vielleicht klicken wir aber gar nicht mehr auf einen Menupunkt, weil dies unser intuitiver Personal Computer für uns erledigt – wobei man sich unter „Personal Computer“ auch gern ein stoffähnliches Blatt vorstellen kann, das zusammenfaltbar und durch Lichtzellen energieautark ein ähnlich scharfes und helles Bild erzeugt wie es heute die Flachbildschirme liefern. Intuitiv heißt, dass der Computer am Morgen unseren Terminkalender checkt, daraus den Wecker stellt mit der je nach Schlafsituation passenden Weckmusik, die ideale Kleidung vorschlägt und, während der Besitzer gemütlich duscht, die Kaffeemaschine in Gang setzt und die Standheizung im Auto. Hat die Freundin Geburtstag, schlägt der PC eine Bestellung im Blumenladen vor. Er überprüft ständig, ob es lokal oder global Nachrichten gibt, die für sein „Herrchen“ von besonderem Interesse sein könnten. Auch in Zukunft wird der Mensch ein „Gewohnheitstier“ sein, und ebendiese Gewohnheiten lernt der PC. Auch der Konsum von Medien gehört zu den menschlichen „Gewohnheiten“ – heute wie in der Zukunft.
Ein Blick ins Jahr 2025. Also
wagen wir diesen Blick in die Zukunft der Medien – anhand eines Beispiels, wie unser Leben aussehen könnte in 15 Jahren. 6.30 Uhr. Normalerweise weckt mein PC mich erst um 6.50 Uhr, aber er hat in meinem Kalender einen Termin um 8.30 Uhr in Innsbruck entdeckt, und die Verkehrsmeldezentrale, mit der mein PC permanent verbunden ist, hat eine Baustelle am Brenner gemeldet, weshalb ich im Auto etwas mehr Zeit brauchen werde. Die Zugverbindungen nach Innsbruck sind immer noch nicht optimal; 112
der Güterverkehr auf der Bahnstrecke lässt bis zur Eröffnung des Brennerbasistunnels den lokalen Zügen wenig Raum, sodass der sonst in ganz Südtirol längst eingeführte Halbstundentakt auf der wichtigsten Strecke immer noch nicht funktioniert. Während ich
Pressemitteilungen als solche zu kennzeichnen, sodass der Leser klar unterscheiden kann zwischen Meldungen, die von einem Redakteur verfasst worden sind, und Mitteilungen, die von Pressebüros formuliert wurden. Mich interessieren Details zum Ergebnis der gestrigen Sitzung des Landtages. Von meinem Smartphone, auf dem gestern Abend zehn Minuten nach Sitzungsende eine Kurzmeldung aufleuchtete, weiß ich, dass die Reform des Landtages endlich eine Mehrheit gefunden hat; jetzt möchte ich mir während des Frühstücks die detaillierte Berichterstattung vorlesen lassen. Landtagsabgeordnete „verdienen“ in Zukunft nur noch ein Sitzungsgeld, was bedeutet, dass sie weiterhin ihrem „normalen“ Beruf nachgehen werden. Dies wird zur Folge haben, dass sich die Materialschlachten bei den Wahlen für die Kandidaten nicht mehr lohnen werden. Der Landeshauptmann begrüßt diese
Die Kurzmitteilungen sind den früher üblichen SMS nicht unähnlich – bis auf die Tatsache, dass sie auf Wunsch auch vorgelesen werden können. Über einen Sprachbefehl kann ich jede Kurzmeldung auch ausführlich erhalten – was allerdings jedes Mal einige Cent kostet. Natürlich kann ich mir die Meldungen kostenfrei auch im Internet holen, aber dann sind sie weder so aktuell noch so ausführlich, wie ich sie mir wünsche.
Redaktionen werden öffentlich finanziert. Das Geschäftsmodell
der Redaktionen hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend verändert. Die Finanzierung über die Auflage und über die Werbung hat nicht mehr funktioniert in dem Maß, dass Redaktionen und Journalisten würdig arbeiten können, und die Politik hat vor einiger Zeit erkannt, dass der Bürger ein Recht auf professionell aufgearbeitete Nachrichten hat, weshalb in Südtirol fünf landesweit
„Das Geschäftsmodell der Redaktionen hat sich verändert. Die Finanzierung über die Auflage und über die Werbung funktioniert nicht mehr in dem Maß, dass Redaktionen und Journalisten würdig arbeiten können“_ Willy Vontavon mich rasiere, schaltet mein PC automatisch zu den lokalen Nachrichten, die vor zehn Minuten live im Sender Bozen ausgestrahlt worden sind und seither jederzeit per Stream abgerufen werden können. Während ich gesund frühstücke – ja, es hat in den vergangenen Jahren tatsächlich eine radikale Trendwende in Richtung gesunde Ernährung gegeben, die in Europa sogar zum Rückzug amerikanischer Ketten à la McDonalds geführt hat –, überfliege ich die Schlagzeilen der fünf Südtiroler Nachrichtenorgane und die lokale Redaktion, die mich mit News aus Brixen und Umgebung beliefert. Mein PC hat die Flut der Nachrichten für mich gefiltert. Er blendet Nachrichten aus Bereichen aus, die ich in der Konfiguration als „nicht lesenswert“ klassifiziert hatte und die mich in den vergangenen sechs Monaten am wenigsten interessiert haben. Die Nachrichten sind seit einiger Zeit unterteilt in „Redaktionsmeldungen“ und „Meldungen aus Institutionen“. Die Verlage hatten sich darauf geeinigt, unbearbeitete
Entwicklung, wie ich aus seiner Stellungnahme entnehme, die automatisch eingespielt wird.
Alles ist vernetzt. Im Auto ist mein
Navi bereits auf die Adresse in Innsbruck eingestellt: Das Navigationssystem ist mit meinem Kalender verbunden und weiß, wohin ich muss. Mein Wagen fährt übrigens umweltfreundlich – mit Wasserstoff. Sich im Auto zu bewegen bedeutet nicht mehr, dass man die Umwelt belastet; gleichzeitig ist es aber im Vergleich zum vergangenen Jahrhundert extrem teuer geworden, weshalb die öffentlichen Verkehrsmittel einen großen Aufschwung erlebt haben. Mein PC schlägt eine Wiedergabeliste aus meiner Musikdatenbank vor, aber mir ist heute eher nach Blues zumute, weshalb ich einen Sender aus dem Mississippi-Delta aussuche, der mich gleich mit einem Kultsong von Robert Johnson überrascht. Hin und wieder leuchtet mein Smartphone auf und informiert mich in aller Kürze über Neuigkeiten aus den Bereichen Weltpolitik, Weltwirtschaft, Sport, Lokales.
agierende Redaktionen und 20 lokale Medien von der öffentlichen Hand ordentlich bezuschusst werden. Der Vermischung von Werbung und Nachricht hat die Journalistenkammer endlich einen Riegel vorgeschoben – dies hat auch zur vorhin erwähnten Teilung der Nachrichten geführt. Die Redaktionen arbeiten autonom und in großer Freiheit; die Medienvielfalt und die Emanzipierung der Redaktionen bedingt nicht nur professionelle journalistische Arbeit, sondern auch große Unabhängigkeit. Das Landesgesetz zur Finanzierung der Redaktionen sieht übrigens vor, dass ein Eigentümer nicht mehr als 10 Prozent der Redaktionen besitzen darf, um in den Genuss der Förderung zu kommen – eine Regelung, gegen die sich ein großes Verlagshaus jahrelang gestemmt hat. Medienvielfalt hat nur dann einen Sinn, wenn sie sich nicht auf wenige Akteure konzentriert. Der Journalismus hat mit dieser einfachen Regelung, die im Vergleich zu anderen öffentlichen Diensten nicht teuer ist, in Südtirol ein neues Qualitätsniveau erreicht,
um das uns halb Europa beneidet. Während ich auf meine Besprechung warte, erscheint am Smartphone die Meldung, dass soeben der neue „Brixner“ erschienen ist. Ich klappe meinen PC auf und blättere online im Magazin, das inzwischen seit 35 Jahren monatlich erscheint. Während Tageszeitungen längst auf die Druckausgabe verzichtet haben, gibt es die gedruckte Ausgabe einiger Südtiroler Zeitschriften immer noch, aber sehr oft lese ich den „Brixner“ am PC oder am Bildschirm – immer in der Blättervariante mit der gewohnten Seitengestaltung, einem Satzspiegel und vier Spalten, die die Leserschaft seit Jahrzehnten mögen. Der „Brixner“ ist eine jener 20 lokalen Redaktionen in Südtirol, die in beschränktem Ausmaß auch tagesaktuell Meldungen veröffentlicht. Diese Breaking News erscheinen aber nicht in gedruckter Form, sondern im Internet, auf Wunsch als Push-Meldungen am Smartphone und in Vernetzung mit sozialen Netzwerken, derer es mehrere gibt. Die Meldungen sind verlinkt mit kurzen Filmen, Audiodateien und Präsentationen.
Solche Verlinkungen funktionieren natürlich auch im virtuellen Blättermagazin. Der „Brixner“ ist in dieser Form nach wie vor die wichtigste Werbeplattform für lokal agierende Unternehmen. Die Rückfahrt aus Innsbruck ging schneller als erwartet. Zurück im Büro, empfängt mich mein Bildschirm mit 30 neuen Mails. Mein Smartphone ist inzwischen so smart, dass es nur noch die wichtigsten Mails empfängt – und es ist mein PC, der darüber befindet, welches Mail für mich wichtig ist. Es gibt letzthin einen Trend zur Entschleunigung, was bedeutet, dass wir nicht mehr erwarten, dass jemand eine Mail sofort liest und innerhalb von fünf Minuten beantwortet. Telefonieren ist wieder in, seit die Wissenschaft erkannt hat, dass die Kommunikation über Stimme und Sprache um Klassen besser wirkt als per Tastatur. Miteinander reden wird neuerdings nicht mehr als Zeitverschwendung gesehen, sondern als Teil einer Lebensqualität, die man sich nicht nehmen lassen will. Am Abend genehmige ich mir im Fernsehen zwei lokale Nachrichtensendungen, die vor einer
Viertel Stunde von zwei Redaktionen live ausgestrahlt wurden. Und dann – darauf hatte ich mich schon den ganzen Tag gefreut – brauche ich für eine Stunde weder einen PC noch einen Bildschirm und schon gar nicht mein Smartphone: Ich lese die Druck-
ausgabe meines „Brixners“. Die einzelnen Blätter fühlen sich gut an zwischen Zeigefinger und Daumen, und mein „Brixner“ riecht sogar noch leicht nach Papier und Druckerschwärze. Herrlich. Willy Vontavon Leserbrief an: echo@brixner.info
Zum Autor
Willy Vontavon, Jahrgang 1959, Handelsoberschule in Bozen, danach Mitarbeit bei Radio Eisack in Klausen. 1980 Gründung der „Radio S3 GmbH“, dem ersten Privatsender in Brixen, der bis 1991 sendete. 1990 Mitbegründer der „Brixmedia GmbH“, die seither den „Brixner“ herausgibt, später Mehrheitseigen-
tümer und CEO. Seit Jänner 1998 Chefredakteur. Seit 2000 VizePräsident der Journalistenkammer Trentino-Südtirol. Konzertveranstalter aus Leidenschaft (www.rocknet.bz). Verheiratet mit Claudia Troi; zwei Töchter, die er selbst als „die coolsten der Welt“ bezeichnet: Anina (17) und Lia (11).
PR-Info
BergbauWelt Ridnaun-Schneeberg: Führungen in der Weihnachtszeit Ein Informationsstand auf dem Südtiroler Weihnachtsmarkt in Sterzing sowie Führungen durch das Bergbaumuseum in Maiern: Auch in der Adventszeit bietet die BergbauWelt Ridnaun-Schneeberg seinen Besuchern Gelegenheit in 800 Jahre Bergbaugeschichte des Landes einzutauchen. Während der Weihnachtszeit wird in Maiern die Führung „Schneeberg Kompakt“ angeboten, die den Arbeitsplatz der Knappen sowohl im Schaustollen als auch in der original erhaltenen Erzaufbereitungsanlage hautnah erleben lässt. Der im vergangenen Sommer neu eröffnete Teil der Dauerausstellung „Die Entwicklung der Markscheidekunst“ kann bei dem geführten Rundgang ebenfalls besichtigt werden. In der kommenden Saison werden in der BergbauWelt Ridnaun-Schneeberg vom 1. April bis zum ersten Sonntag im November von Dienstag bis Sonntag, jeweils von 9.30 Uhr bis 15.15 Uhr, Führungen angeboten. Im August ist sie auch montags geöffnet. Geboten werden verschiedene abenteuerliche und erlebnisreiche Programme für Groß und Klein, für Familien, Schulklassen, Vereins- und Busausflüge. BeRgWeRkSFühRungen WähRend deR Zeit deS WeihnachtSmaRkteS SteRZing (25.11. – 31.12.2010) Jeden Samstag um 14.00 Uhr, jeden Sonntag und Feiertag um 10.30 Uhr Vom 6. bis 7. Dez., und vom 27. - 30. Dez. täglich Führungen um 14.00 Uhr · am 24., 25. und 31. dezember geschlossen Gruppen auf Voranmeldung erhalten auch außerhalb der angegebenen Zeiten eine Führung!
BergbauWelt Ridnaun-Schneeberg · www.bergbaumuseum.it · Maiern 48 · 39040 Ridnaun kontakt: tel: 0472 656364 oder 347 2632328 · ridnaun.schneeberg@bergbaumuseum.it 113
Impressum Unabhängige Monatszeitschrift für Brixen und Umgebung Redaktion: Brennerstraße 28, I-39042 Brixen Tel. +39 0472 060200, Fax +39 0472 060201 www.brixner.info E-Mail für Pressemitteilungen: redaktion@brixner.info E-Mail für Leserbriefe: echo@brixner.info Online-Ausgabe: www.brixen.net Verlag: Brennerstraße 28, I-39042 Brixen Tel. +39 0472 060200, Fax +39 0472 060201 E-Mail: office@brixmedia.it, www.brixmedia.it Anzeigenleitung: Sonja Messner, Tel. +39 0472 060212 sonja.messner@brixmedia.it Herausgeber, Chefredakteur und presserechtlich verantwortlich: Willy Vontavon (wv), Tel. +39 0472 060213 willy.vontavon@brixner.info Assistenz Chefredaktion: Doris Brunner (db), Tel. +39 0472 060211 doris.brunner@brixner.info Bildredaktion: Oskar Zingerle (oz), Tel. +39 0472 060210 oskar.zingerle@brixner.info Mitarbeiter der Redaktion: Marlene Kranebitter Zingerle (mk) Thomas Oberrauch (to) Annamaria Mitterhofer (amm) Manuela Kerer (mak) Dietmar Pattis (dp) Anton Rainer (ar) Anina Vontavon (av) Ingo Dejaco (id) Klaus Ramoser (kr) Annina Ramoser (ara) E-Mail: vorname.nachname@brixner.info Grafik: Verena Campestrini, Tel. +39 0472 060209 verena.campestrini@brixmedia.it Druck: Athesia Druck GmbH, Weinbergweg 7, I-39100 Bozen www.athesia.it Der nächste „Brixner erscheint um den 15. Dezember 2010 Nächster Redaktionsschluss: 6. Dezember 2010 Die Zeitschrift „Brixner“ erscheint monatlich und wird im Postabonnement 45 % Art. 2, Abs. 20/b, Ges. 662/96, Bozen zugestellt. Eintragung am Landesgericht Bozen am 29.12.1989, Nr. 29/89 R.St. Auflage: 11.000 Stück Preis Abonnement: 1 Euro Abonnentenservice: abo@brixner.info
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„Brixner“ Thesen 2010 2025 wollen wir ein Brixen ohne Barrieren zwischen den zwei Sprachgruppen: Jeder spricht seine eigene Sprache und wird vom anderen verstanden – ohne befürchten zu müssen, dass dabei die Würde des anderen verletzt werden könnte.
2025 wollen wir ein Brixen, das etwas bunter ist als heute und in dem die
ausländischen Mitbürger Respekt vor der hiesigen Kultur im selben Maß haben wie die Brixnerinnen und Brixner vor der Kultur der Immigranten. Die Stadt soll allen Kulturen die Möglichkeit bieten, sich zu entfalten – und trotzdem darauf achten, dass die eigenen Traditionen sich zwar weiterentwickeln, aber nicht dabei verloren gehen.
2025 wollen wir ein Brixen, in dem nunmehr seit 15 Jahren ein Strategiekreis besteht, der sich permanent und in direktem Austausch mit der gesamten Bevölkerung mit der Zukunft der Stadt auseinandersetzt. Diese Gruppe engagierter Menschen ist der Politik in unaufdringlicher Weise behilflich in den Entscheidungsfindungen.
2025 wollen wir ein Brixen und ein Land, das von freien Politikern regiert wird. Frei heißt, dass die Politiker Entscheidungen treffen können, ohne Rücksicht auf die verschiedenen Lobbies nehmen und ohne auf das nächste Wahlergebnis schielen zu müssen. Für die Parteien wird Demagogie ein längst nicht mehr praktiziertes Relikt aus vergangenen Zeiten sein; die Zusammenarbeit zwischen Regierung und Opposition ist von gegenseitigem Respekt geprägt.
2025 wollen wir ein Brixen, in dem es eine gesunde Mischung und eine inten-
sive Vernetzung gibt zwischen Industrie, Tourismus, Dienstleistung, Handwerk, Landwirtschaft und Handel. Die Industrie bildet ein Zentrum der Innovation, der Tourismus ist von hoher Qualität geprägt, der Handel von authentischen lokalen Produkten.
2025 wollen wir ein Brixen, in dem Kultur auf den verschiedensten Ebenen gelebt, mitgetragen und unterstützt wird. Brixens Kulturleben ist vielfältig, mutig und für alle zugänglich. Kunst und Kultur erobern sich unerwartete Räume und setzen in Bewegung.
2025 wollen wir ein Brixen, das seine ruhigen und auch seine lauten Räume
haben darf und das von jugendlichem Leben geprägt ist, weil die Universität endlich spürbar in die Stadt eingezogen ist. Brixen hat sich als europaweit bekannter „Bildungs- und Kulturstandort“ etabliert.
2025 wollen wir ein Brixen, das so gestaltet ist, dass solidarische Gemein-
schaft sich optimal entwickeln kann. Der Zusammenhalt wird nicht nur in den Familien gelebt, sondern auch in den Quartieren, Stadtteilen und Dörfern. Der Hofburggarten hat sich zu einem wichtigen Ort der Kommunikation entwickelt, in dem Einheimische und Gäste oft beisammensitzen und sich austauschen.
2025 wollen wir ein Brixen, das innovative Wohn- und Pflegestrukturen für
Senioren geschaffen hat, in denen Senioren in Würde und in größtmöglicher Selbstständigkeit altern können.
2025 wollen wir ein Brixen, in dem Frau und Mann sich in Familie und Beruf
gleichwertig fühlen. Wir wollen die höchste Geburtenrate Europas, weil Paare in der Familie eine Perspektive ohne Ängste sehen und in ihren Kindern die einzig sinnvolle Zukunft.
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... und auch wir gratulieren dem Brixner zu seiner 250. Ausgabe, wir sind seit 114 Ausgaben mit dabei und werden auch die nächsten 250 Ausgaben seine “Rückseite“ bleiben.
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