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Haus & Garten
Jahrgang 31 · April 2020
Unabhängige Monatszeitschrift für Brixen und Umgebung
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Brixen bleibt zu Hause
Warten auf den Neustart POLITIK & GESELLSCHAFT: Interview mit LH Arno Kompatscher MENSCHEN & MEINUNGEN: Armin Mutschlechner im Portrait KUNST & KULTUR: Interview mit LR Philipp Achammer WIRTSCHAFT & UMWELT: Interview mit Walter Steinmair
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Editorial
Politik & Gesellschaft >>> 04 04 | ARNO KOMPATSCHER: „Gestärkt aus der Krise“ 10 | Häusliche Gewalt: „Enormer Erschöpfungspegel“ 14 | Albert Pixner: „Es ist still geworden in den Kirchen“ Menschen & Meinungen >>> 18 18 | PORTRAIT: Armin Mutschlechner 23 | Pro & Contra: Denunzieren in Corona-Zeiten sinnvoll? 24 | Gastkommentar: Sabine Cagol und Roger Pycha 26 | Umfrage: Sehnsucht nach Schule? Kunst & Kultur >>> 28 28 | PHILIPP ACHAMMER: „Kultur muss weitergehen“ 31 | Musik: Goffriller-Orchester in Mexiko 32 | Corona: Kultur online – geht das? Freizeit & Sport 38 | SPORT IM CORONA-RHYTHMUS: Stillstand
>>> 38
Wirtschaft & Umwelt 44 | WALTER STEINMAIR: „Zeit zum Umdenken“ 48 | Die Wirtschaft leidet: Umgehen mit der Krise 50 | Betriebsportrait: Immobilienwerkstatt
>>> 44
Extra 55 | Haus & Garten
>>> 55
NEU! Brixner ePaper – die kostenlose „Brixner“-APP
Die Zeit danach Landeshauptmann Arno Kompatscher bringt es im Interview auf den nächsten Seiten auf den Punkt: Wie langsam oder schnell wir in eine Art Normalität zurückfinden, hängt nicht vom Staat oder von der Landesregierung ab, sondern von uns und unserem Verhalten. Inzwischen dürfte jeder von uns verstanden haben, dass dieses Virus unseren Alltag noch einige Zeit beeinträchtigen wird. Die bisherigen drastischen Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung des Virus haben gewirkt, und die Politik wird jetzt Schritt für Schritt diese Maßnahmen zurücknehmen – auch deshalb, weil es sonst dramatische Auswirkungen auf die Wirtschaft geben wird. Nach jedem einzelnen Schritt wird aber die Politik genau prüfen, ob die Zahl der Infektionen sich nicht wieder erhöht – und das wiederum hängt davon ab, ob wir alle mit großem Verantwortungsbewusstsein die einzelnen Lockerungen mittragen. Die derzeitige Zahl der täglichen Neuinfektionen in Südtirol ist sehr ermutigend, aber jetzt geht es darum, alles zu tun, um dieses Ergebnis nicht zu gefährden. Ich habe das Gefühl, dass wir Brixner uns bisher sehr vernünftig verhalten haben. Das hat begonnen mit viel Disziplin in der Zeit der Ausgangssperre, und in diesen Tagen wird die soziale Gesinnung der Brixner noch klarer sichtbar, denn die allermeisten tragen sogar beim Spazierengehen einen Mundschutz. Wenn sich jeder von uns – JEDER! – so verhält, dass er auf keinen Fall jemanden infizieren würde, dann profitieren alle – ALLE! – von einer rascheren Rückkehr zur Normalität. Das ist notwendig, denn es gibt auch bei uns sehr viele Menschen, die unter der derzeitigen Situation sehr leiden: Viele Unternehmen waren gezwungen, Mitarbeiter in den Lohnausgleich zu entsenden, was bedeutet, dass sie am Ende des Monats mit erheblich weniger Geld auskommen müssen. Viele haben ihren Job ganz verloren, und auch viele Unternehmer haben jetzt Existenzängste. Wir haben es selbst in der Hand. Helfen Sie mit! Ihr Willy Vontavon
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Politik & Gesellschaft
VIDEOKONFERENZ MIT LH ARNO KOMPATSCHER
„Gestärkt aus der Krise“ Wird es in diesem Sommer und Herbst in Südtirol Touristen geben? Wird das Land nach der Krise geplante Projekte auf Eis legen oder verschieben? Warum hat Südtirol statistisch mehr Todesfälle zu beklagen als Italien oder Österreich? Landeshauptmann ARNO KOMPATSCHER erklärt in einer Videokonferenz mit dem „Brixner“ auch, warum der „Maskenskandal“ diese Bezeichnung überhaupt nicht verdient.
LH ARNO KOMPATSCHER: Wie sich der Tourismus entwickeln wird, hängt nicht von der Lage in Südtirol ab oder von der Landesregierung, sondern von der epidemiologischen Entwicklung in Italien und in der Welt. Und wie sich das Virus bei uns verbreiten wird, hängt auch nicht von der Südtiroler Landesregierung ab, sondern von der Bevölkerung und ihrem Verhalten. Alles hängt also davon ab, wie diszipliniert wir alle in den nächsten Wochen und Monaten sein werden. Wir werden jetzt schrittweise mehr zulassen; das bedeutet aber auch, dass wir immer mehr darauf angewiesen sind, dass es ein allgemeines Verantwortungsbewusstsein gibt, damit die Situation nicht wieder kippt und wir eine zweite Welle erleben. Um zu Ihrer Frage zurückzukommen: Wenn sich die Zahlen in Italien jetzt ständig verbessern, wird die italienische Regierung auch den Regionen immer mehr Entscheidungsfreiheiten lassen. Dabei ist interessant zu beobachten, dass jedes Land etwas anders verfährt. Deutschland und Österreich scheinen etwas gelassener mit dieser Krise umzugehen ... Unsere eigene Situation in Südtirol wird in der Tat auch davon 4
abhängen, ob sich die Systeme zwischen den Ländern in den nächsten Wochen annähern: Die Sicherheits- und Schutzstandards müssen sich einander ähneln, damit die europäischen Staaten sich gegeneinander wieder vertrauen. Damit würden Reisebeschränkungen ihren Sinn verlieren. In aller Kürze: Ich glaube, dass die Hotelbetriebe in Südtirol irgendwann im Juni wieder öffnen können – natürlich mit entsprechenden Sicherheitsvorschriften. Ob dann aber auch schon genügend Gäste kommen werden, ist eine andere Frage. Nehmen wir an, es gibt europaweite Schutzstandards, und der europäische Gast kann wieder nach Südtirol einreisen: Wie verwaltet man in den nächsten Monaten die Landesgrenzen, um die eigenen Bürger zu schützen? Bei der kürzlich stattgefundenen Videokonferenz mit den Regionenpräsidenten gab es in einer Frage großen Konsens: Den Verkehr zwischen den Regionen will man im Moment möglichst vermeiden. Es wird also in den nächsten Wochen nicht nur die Mobilität zwischen den italienischen Regionen eingeschränkt bleiben, sondern auch zwischen den Staaten. Im Moment traut eben keiner dem anderen. Dieses Misstrauen verfliegt aber meiner Meinung nach, sobald sich alle Länder auf ähnliche Sicherheitsstandards und auf deren Umsetzung geeinigt haben. Sobald
alle dieselben Standards haben, verlieren Grenzkontrollen ihren Sinn. Die Corona-Krise stellt auch die politischen Verwaltungen vor noch nie dagewesene Herausforderungen, wobei es praktisch keine Erfahrungswerte gibt, auf die man aufbauen kann. Ist eine solche Krise für die Politik ein Lernprozess? Ende Februar hat mich ein Redakteur von „Zeit Online“ interviewt, und ich habe damals erklärt, in einer solchen Situation seien Regierungen gezwungen, „auf Sicht“ zu fahren. Inzwischen ist dieses Zitat x-fach verwendet worden, weil die Realität eben genau so ist. Auch wir Politiker haben keine Glaskugel. Wenn zumindest die berühmten Experten sich sicher wären, hätten es die Regierungen leichter, ihre Entscheidungen nach deren Aussagen zu richten. Aber auch für die Virologen ist dieses Virus vollkommen neu, und sie haben schon mehrmals ihre Meinung dazu ändern müssen. In diesem Sinn müssen wir uns täglich orientieren an den Erkenntnissen, die eintreffen, und unsere Entscheidungen müssen immer wieder nachjustiert werden. Das ist die große Herausforderung, die aber an und für sich leistbar ist. Die viel größere Herausforderung ist, den Menschen zu erklären, dass dieses Nachjustieren nicht eine Bestätigung des vermeintlichen Unvermögens der
Foto: Oskar Zingerle
Herr Landeshauptmann, werden wir heuer in Urlaub fahren? Werden Ausländer und Italiener Südtirol als Urlaubsland wählen können?
Politik ist, sondern dass es der vollkommen außergewöhnlichen Situation geschuldet ist. Wenn Sie aus heutiger Sicht die Entscheidungen und die Entwicklung der vergangenen zwei Monate kritisch hinterfragen: Was würden Sie mit dem heutigen Erfahrungsschatz jetzt anders machen? Das ist eine gute Frage. Im Nachhinein fragt man sich ja immer im Leben, ob man etwas hätte besser machen können – so auch hier: Hätten wir einige Entscheidungen früher treffen sollen – oder vielleicht überhaupt nicht? Alles in allem bin ich mir aber sicher, dass wir in Südtirol gut und mu-
„AUF SICHT“ REGIEREN: LH Arno Kompatscher erklärt, warum jetzt politische Entscheidungen immer wieder nachjustiert werden müssen
tig gehandelt haben, weil wir im Tourismus schnell reagiert haben. Dass Italien alle Skilifte gesperrt hat, ist auf Südtirol zurückzuführen. Südtirol war zudem die einzige Provinz Italiens, die alle Hotels gesperrt hat – mit Ausnahme der Unterbringung von Personen, die die jetzt zulässigen Tätigkeiten ausüben müssen. Das italienische Lockdown-Modell ist dann europaweit kopiert worden: Man hat überall Bars, Restaurants, Schulen gesperrt und Veranstaltungen verboten. Irgendwann hat man aber meiner Meinung nach in Rom das wahre Ziel aus den Augen verloren; ich habe das Gefühl, es ging nur noch darum, der Bevölkerung durch massive Freiheitseinschränkungen zu de-
monstrieren, dass die Regierung die Situation im Griff hat. Man hat den Menschen erklärt, je mehr ihre Freiheit eingeschränkt ist, desto sicherer ist es. Das hat zu einer Spaltung der Gesellschaft geführt: Auf der einen Seite gab es jene, die uns anflehen, die Regeln ja nicht zu lockern, und auf der anderen Seite gibt es jene, die sagen, dass wir unbedingt die Regeln lockern müssen, weil sonst unsere Wirtschaft kaputtgeht. Wenn ich unsere eigene Vorgehensweise kritisch hinterfrage, dann in dieser Frage: Es darf nicht darum gehen, dass eine Regierung Stärke demonstriert, sondern, wie wir mit der größtmöglichen Effizienz die Verbreitung dieses Virus verhindern können. Und dazu
können wir auch Tätigkeiten des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens zulassen – aber immer unter der Voraussetzung, dass sich damit das Virus nicht ausbreiten kann, also mit klaren Regeln. Diese Botschaft hätten wir viel früher bringen müssen. Persönliche Schutzmaßnahmen wie eben Masken und ein persönliches Verhalten der Vorsicht würden bei vielen Tätigkeiten ausreichen, wenn sich alle daran hielten. Ich wiederhole: Es geht nicht darum, die Leute einzusperren, sondern darum, die Verbreitung des Virus zu vermeiden. Oder, konkret: Ob es eine 200-Meter-Regel oder eine 5-Kilometer-Regel gibt, ist vollkommen egal, sofern sich die Leute richtig verhalten.
Im Bewusstsein, dass jede Statistik ihre Tücken hat: Ich habe den heutigen Stand der Todesrate (18. April) im Vergleich zur Bevölkerungszahl analysiert, wobei ich feststellen musste, dass Südtirol mit statistisch 459 Toten auf eine Million Einwohner im Vergleich zu anderen Ländern eine sehr hohe Todesrate hat: Italien hat 376, Belgien 445, Spanien 416 und Frankreich 286. Die Lombardei ist natürlich ein Hotspot mit 1.178 Toten auf eine Million Einwohner, die Emilia Romagna hat 651, aber das Veneto hat zum Beispiel nur 209. Worauf ist das zurückzuführen? Ich glaube, das liegt ganz einfach daran, dass wir in Südtirol viele 5
Foto: Oskar Zingerle
Politik & Gesellschaft
Infizierte haben, was wiederum daran liegt, dass das Virus sich bei uns mit dem Wintertourismus sehr früh verbreitet hat. Wir hatten sehr viele Wintersportler aus der Lombardei und auch aus den Hotspot-Gemeinden, die hier die Weiße Woche verbracht haben. Auch bei uns gab es also Gemeinden mit extrem hoher Dichte an Infizierten. Wir werden das in den nächsten Wochen und Monaten genau analysieren, aber man geht im Moment davon aus, dass wir am Ende, gemessen an der Zahl der Infizierten, eine ähnliche Sterblichkeitsrate haben werden wie andere europäische Regionen. Ich begründe meine Meinung durch die Tatsache, dass wir mit den Intensivstationen nie in eine absolute Notlage gekommen sind. Uns sind die Therapiebetten nie ausgegangen, auch wenn wir eine Zeitlang knapp davor waren – weshalb wir einige Patienten ins Ausland transportiert haben. Es gibt aber einen zweiten Grund, warum die Anzahl der Todesfälle im Vergleich hoch scheint: Wir hatten einige kritische Situationen in Altersheimen. Mir sagen die Statistiker, dass ein Vergleich der Todesraten in diesen Wo-
LH Arno Kompatscher: „Ob es eine 200-Meter-Regel oder eine 5-Kilometer-Regel gibt, ist vollkommen egal, sofern sich die Leute richtig verhalten“ chen eigentlich sinnlos ist. Besser ist es, am Ende des Jahres die Sterblichkeitsraten zu vergleichen; da sind die Zahlen dann aus-
sagekräftiger. Und trotzdem: Es gab leider viele Menschen, und das stimmt mich sehr traurig, die durch dieses Virus Lebensmonate verloren haben, und da nützt es auch nichts, wenn man darauf hinweist, dass die meisten durch ihre Vorerkrankungen und durch das hohe Alter auch ohne Virus wahrscheinlich im Sommer oder Herbst verstorben wären. Bei den Altersheimen gab es aber kein einheitliches Bild der Problematik: Brixen hat das Bürgerheim sofort gesperrt; heute hat man dort die Situation gut im Griff. Andere Altersheime scheinen zugewartet zu haben und hatten bald sehr viele Todesfälle. War Südtirol hier zu zögerlich? Es hat zurückblickend vielleicht einige nicht optimale Situationen gegeben, ja. Wir haben bei den Altersheimen eine sehr föderale Führungsstruktur: Es gibt private Organisationen und öffentlich geführte Altersheime, und jeder ist sehr autonom. Ich bin davon überzeugt, dass alle sich nach bestem Wissen und Gewissen bemüht haben, die richtigen Entscheidungen zu treffen, aber dass es hier nicht von Anfang an ein einheitliches Vorgehen gab, hat sich möglicherweise nachteilhaft ausgewirkt. Wie schätzen Sie die Situation ein – wie wird der Neustart in den nächsten Wochen aussehen?
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In der vorhin genannten Regionenkonferenz habe ich erklärt, dass wir bei allen Überlegungen ein Ziel prioritär behandeln müssen: Wir müssen jetzt vermeiden, dass die Wirtschaft in die Knie geht, weil wir damit die Existenzen von vielen Menschen riskieren. Und gleichzeitig müssen wir verhindern, dass es eine zweite Welle von Infektionen gibt. Ziel ist es also, jene Tätigkeiten wieder zuzulassen, die das Risiko neuer Infektionen nicht maßgeblich erhöhen. Sobald wir zum Beispiel feststellen, dass die einzigen Neuinfektionen in Altersheimen oder in Krankenhäusern entstehen, hat es keinen Sinn, wenig risikobehaftete Tätigkeiten weiterhin zu verbieten. Also ist es sinnvoll, Risikocluster zu bilden, die dann die Basis bilden für die weiteren Entscheidungen. Wir haben in den letzten Tagen bereits mit der Öffnung begonnen; jetzt gehen wir Schritt für Schritt weiter. Allerdings muss man schon anmerken, dass es noch Monate dauern wird, bis wir in einem Restaurant eng beisammensitzen werden. Und auf den Macchiato, den wir in einer Menschentraube stehend am Budel der vollgestopften Bar einnehmen, werden wir auch noch eine Weile warten müssen. Jene Bars, die aber das Glück haben, über einen Außenbereich zu verfügen, werden relativ bald wieder ihre Tätigkeit aufnehmen können – unter der Voraussetzung, dass der Kellner mit einem
Mundschutz serviert. Es geht also vor allem um das „Wie“ und nicht um das „Wann“. Der Tourismus als wichtigster Südtiroler Wirtschaftsmotor kommt mit der Corona-Krise arg ins Stottern. Welche Auswirkungen wird das haben? Das mag jetzt überraschend klingen, ich bin aber absolut überzeugt davon, dass Südtirol aus dieser Krise im internationalen Wettbewerb mittel- und langfristig gestärkt hervorgehen wird. Die Probleme, die Urlauber aus ganz Europa in den letzten Wochen bei der Rückkehr von Fernreisen hatten, werden dazu führen, dass sehr viele die Vorteile von Urlaubsdestinationen wieder erkennen, die sie mit der Bahn oder mit dem eigenen Auto erreichen. Auch ist es uns durch die schnellen Entscheidungen gelungen, Südtirol wiederum als sicheres Land zu positionieren, dem es immer um Qualität geht – auch in Bezug auf die Gesundheit unserer Gäste. Man erzählt mir sogar, dass Stammgäste aus Deutschland den Hotelier angerufen haben mit der Bitte, dass er ihnen die Rechnung
für den heurigen Urlaub zusendet, obwohl sie nicht kommen werden, weil sie ihren Stammbetrieb in dieser schwierigen Situation nicht allein lassen wollen. Südtiroler Betriebe haben in sehr vielen Fällen eine enorm starke
bekommen werden, damit wir im nächsten Frühjahr und Sommer dann wieder richtig durchstarten können. Wir werden aber ordentliche Hilfsnetze aufstellen für die Tourismuswirtschaft, und wir werden niemanden fallenlassen.
meiden werden, weil sie ihnen zu unsicher sind? Wenn, dann ist das eine kurzfristige Problematik. Anfangs werden wir die Leute möglicherweise sogar zwingen müssen, auf das
„Es hat in den Altersheimen zurückblickend vielleicht einige nicht optimale Situationen gegeben, ja“_ LH Arno Kompatscher Gästebindung! Das Problem ist aber die heurige Sommersaison, die sehr begrenzte Zahlen bringen wird. Es könnte aber sein, dass wir Südtiroler für unseren Urlaub die tollen Südtiroler Hotels wiederentdecken ... Ja, das wird auch passieren. Trotzdem werden das für den Südtiroler Tourismus ein paar schreckliche Monate, und viele Hoteliers werden sich überlegen, ob sie überhaupt aufsperren wollen. Ich hoffe aber, dass wir eine halbwegs gute Wintersaison
Das Land Südtirol ist dank der Leistungen der vorhergehenden Generationen sehr gut aufgestellt und hat eine extrem hohe internationale Kreditwürdigkeit. Wir können es uns damit leisten, jetzt das notwendige Geld in die Hand zu nehmen, um in diesem Jahr jene zu stützen, die große Schwierigkeiten bekommen. Und danach starten wir wieder durch. Südtirol hatte ja in den letzten Jahren – auch durch den Tourismus – ein steigendes Verkehrsproblem. Glauben Sie, dass Pendler in Zukunft die öffentlichen Verkehrsmittel eher
eigene Auto umzusteigen, weil dies epidemiologisch einfach sicherer ist. In der derzeit gültigen Verordnung steht ja zum Beispiel drin, dass Handwerker die jeweilige Baustelle individuell anreisen müssen. Sollte dies nicht möglich sein, müssen alle im Auto Schutzmasken tragen. Aber sobald sich die Lage wieder etwas beruhigt hat, wird jeder Pendler den Vorteil der öffentlichen Verkehrsmittel wieder erkennen. Die Individualisierung des Verkehrs wird nur sehr kurzfristig sein. Auf politischer Ebene hat sich im Landtag die Opposition in der
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übernommen haben, politisches Kleingeld sammeln wollen, ist für mich sehr enttäuschend.
Eine solche Krise ist für die politische Minderheit immer problematisch, weil sich das öffentliche Interesse auf die Regierung fokussiert. Für Regierungsparteien hingegen ist eine Krise immer die Chance, sich zu profilieren. Es gibt ein Buch von Marietta Slomka über dieses Phänomen: „Kanzler lieben Gummistiefel“. Für die Opposition ist es in einer Krise nicht angenehm, weil die Bevölkerung sich erwartet, dass auch die Politik zusammenhält. Ich habe also Verständnis für die schwierige Lage der Opposition. Dass man aber jetzt nach wenigen Wochen in teilweise völliger Unkenntnis der Lage und in völliger Verkennung der Dramatik der Situation von hinten aus vollem Rohr auf die handelnden Personen schießt, die vorne an der Front stehen, das ist absolut inakzeptabel. Dass es Leute gibt, die auf dem Rücken von Beamten, die Verantwortung
Das ist in der Tat kein Skandal. Fakt ist: Wie die meisten europäischen Regionen, sind auch wir ohne Schutzkleidung und ohne Schutzmasken dagestanden. Punkt. Der italienische Zivilschutz, der übrigens beim selben Hersteller auch 15 Millionen Masken bestellt hat, hat uns erklärt, er sei nicht in der Lage, uns damit zu versorgen; also müsst ihr euch selbst helfen. Und da kommt ein Angebot ins Haus, dass es Schutzkleidung und Masken gibt, allerdings mit chinesischer Zertifizierung. Die Europäische Union hat bereits vorher die Grundregel aufgehoben, dass importierte Schutzkleidung unbedingt über ein europäisches Zertifikat verfügen müsse – eben aufgrund der absoluten Notlage. Also haben wir den Zivilschutz gebeten, einen Flugtransport zu organisieren, und wieder kam nach einigen Tagen des Hinhal-
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Sie nehmen Bezug auf den „Maskenskandal“, wenn man ihn überhaupt so nennen soll ...
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FASSADE
Politik & Gesellschaft
ersten Phase außergewöhnlich ruhig verhalten, aber in letzter Zeit ist der Ton rauer geworden. Ist das demokratiepolitisch notwendig oder ganz einfach in einer solchen Krisensituation anstrengend?
LH Arno Kompatscher: „In Rom ist es vielen sauer aufgestoßen, wie es dem kleinen Land Südtirol mit Hilfe Österreichs gelungen ist, den Transport der Schutzmasken zu organisieren“ tens die Rückmeldung, dass sie frühestens in zwei Wochen dazu in der Lage seien. Meine Antwort war: Zwei Wochen ohne jegliche Schutzkleidung – das ist inakzeptabel und viel zu riskant. Mit Hilfe Österreichs ist es uns dann gelungen, den Flug sehr schnell zu organisieren, und ich erlaube mir zu behaupten, dass es in Rom sehr vielen sauer aufgestoßen ist, dass es dem kleinen Land Südtirol mit Hilfe Österreichs gelungen ist, diesen Transport zu organisieren. Nachdem die Lieferung eingetroffen war, wurde der Sanitätsbetrieb benachrichtigt, dass ein Teil der Masken nicht die Qualität haben soll, die wir uns erhofft hatten: Sie haben den Standard KN95, aber sie sitzen nicht richtig. Also gab es die Meldung an die Mitarbeiter, dass sie nur dort verwendet werden dürfen, wo Masken des Standards FFP1 Verwendung finden. That’s it – das ist die ganze Geschichte. Detail am Rande: Hätte der Zivilschutz die Masken gekauft und nicht der Sanitätsbetrieb, gäbe es verwaltungsrechtlich gar kein Problem, weil der Zivilschutz bei Schutzkleidung derzeit auf jegliche Zertifizierung verzichten kann – die Sanitätsbetriebe hingegen nicht. Und trotzdem: Ich finde es richtig, dass die Abläufe von einem Untersuchungsausschuss genau überprüft werden, weil es bei einem Teil der Masken effektiv diesen Schönheitsfehler der schlecht sitzenden Passform gegeben hat. Dieses Problem mit chinesischer Ware haben aber heute alle Länder, Bayern, Holland, Frankreich, und alle fragen sich, in welcher Form sie die Ware trotzdem einsetzen können. Und alle kaufen sie nach wie vor in China ein. Bei uns hinge-
gen schießt die Opposition aus vollen Rohren. Eine lückenlose Darstellung des Sachverhaltes zu verlangen ist die heilige Pflicht der Opposition. Ich wiederhole: Wenn aber jenen, die an der Front stehen und täglich Entscheidungen treffen müssen, aus politischem Kalkül in den Rücken geschossen wird, ist das inakzeptabel. Südtirol wird den heimischen Unternehmen langfristig unter die Arme greifen müssen. Werden Landesprojekte zurückgestellt? Ganz im Gegenteil! Unser Konjunkturprogramm läuft ja in drei Phasen ab. In der ersten Phase geht es um unmittelbare Schaffung von Liquidität in Form von Zahlungsaufschüben von Steuern und Vereinbarungen mit den Banken zur Stundung von Krediten sowie zur Bereitstellung fast zinsloser Kredite, für die das Land garantiert. In der zweiten Phase geht es um Soforthilfe für Härtefälle, und in der dritten geht es dann um Konjunkturmaßnahmen, zu denen natürlich auch die Investitionen gehören. Insgesamt sind das gewaltige Summen, für die wir uns verschulden werden. Zudem bin ich grad mit Rom in Verhandlung, weil ich unsere jährliche Beitragsleistung zur Solidaritätstilgung der Staatsschulden aussetzen möchte – das sind pro Jahr knapp 500 Millionen Euro. Es hat mich einigermaßen überrascht, dass die ersten Signale aus Rom in dieser Hinsicht nicht negativ waren. Wir haben dafür aber auch gute Argumente, denn Südtirol muss verfassungsrechtlich garantierte Leistungen erbringen, zum Beispiel den Gesundheitsdienst, den wir mit dem jetzt sinkenden
Steueraufkommen trotzdem finanzieren müssen. Außerdem haben wir die Möglichkeit, regionale Bonds auszugeben; darüber laufen derzeit ebenfalls Verhandlungen. Südtirol hat ein aaa-Rating, was bedeutet, dass wir nur ganz niedrige Zinsen zahlen müssten.
hielt die Internetverbindung den Erfordernissen der User stand. War Südtirol in diesem Bereich schlecht vorbereitet? Einige werden sich über meine Aussage ärgern, aber ich habe wirklich das Gefühl, dass die digitale In-
haben wir richtigerweise immer den Anspruch, Klassenbeste zu sein, und in vielen Bereichen sind wir das auch. Wir wissen aber auch, dass es für die nächsten Jahre weitere Investitionen in diesen Bereich braucht, vor allem in peripheren Lagen.
„Auf den Macchiato, den wir in einer Menschentraube stehend am Budel der vollgestopften Bar einnehmen, werden wir noch eine Weile verzichten müssen“_ LH Arno Kompatscher Der Südtiroler Haushalt kann diese Schulden also verkraften. Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Die Voraussetzungen sind absolut gegeben, das geplante Investitionsprogramm nicht zu kürzen – ganz im Gegenteil: Wir wollen Investitionen vorziehen, weil wir damit die Konjunktur ankurbeln, denn die meisten Aufträge gehen ja an lokale Unternehmen. Die Digitalisierung erfuhr in dieser Krise einen unerwarteten Schub, aber nicht überall
frastruktur der Situation insgesamt überraschend gut standgehalten hat. Das Datenvolumen hat sich massiv erhöht, und trotzdem ist der Datenverkehr nur sehr selten an seine Grenzen gekommen. Schauen Sie, ich haben in den letzten Wochen sehr viele Videokonferenzen gemacht, und zwar an vielen verschiedenen Standorten, und es hat fast immer reibungslos funktioniert. Ich kann Ihnen versichern, dass es in anderen Regionen Italiens ganz anders aussieht, auch in den Hauptstädten. In Südtirol
Zukunftsforscher behaupten, die Gesellschaft werde ihre Denkweisen ändern. Wenn Sie einen Zauberstab hätten: In welchen Bereichen würden Sie sich effektiv einen Paradigmenwechsel der Südtiroler wünschen? Nun, vielleicht sind diese Zukunftsforscher ein bisschen zu optimistisch, wenn sie glauben, dass wir alle als bessere Menschen und als bessere Solidargemeinschaft aus dieser Krise herauskommen werden. Ich selbst bin da hin- und
hergerissen, denn man musste leider feststellen, dass diese Krise nicht nur das Gute der Menschen akzentuiert hat, sondern auch das Schlechte. Es gibt viele Leute, die jetzt ungemein positive und solidarische Initiativen starten, aber es gibt auch Leute, die mit dieser Krise besonders aggressiv geworden sind. Meine persönliche Hoffnung ist, dass die Bevölkerung nach dieser unschönen Zeit erkennt, in welchem Paradies wir in Südtirol leben. Wir haben vor der Krise verlernt, bewusst wahrzunehmen, wie schön unsere Landschaft und wie enorm hoch die Lebensqualität in Südtirol ist. Ich hoffe ebenso, dass wir erkennen, wie wichtig es ist, dass wir uns als Gemeinschaft mit viel Eigenverantwortung gegenseitig unterstützen – das ist gerade jetzt wichtig, wo jeder Einzelne dazu beitragen kann, dass wir so schnell wie möglich aus dieser Krise wieder herauskommen.
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Politik & Gesellschaft
BRIXEN/SÜDTIROL
„Der Erschöpfungspegel wird enorm sein“ Das neuartige Coronavirus zwingt uns für viele Wochen in den Hausarrest – und damit auch jene, deren Zuhause nicht nur Schutz bietet, sondern gerade auch Ort der Gewalt ist. Vor welchen Herausforderungen stehen durch die Corona-Ausnahmesituation Opfer von häuslicher Gewalt, und wie können sie sich helfen lassen? BARBARA WIELANDER, ANNA MARIA SPELLBRING und MIRIAM FASSNAUER vom Frauenhausdienst Brixen im Gespräch mit dem „Brixner“.
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ie räumliche Enge wirkt wie Zündstoff: Von Gewalt Bedrohte sind jetzt den Tätern von früh bis spät ausgeliefert. Die Opfer sind Frauen und Kinder, die geschlagen werden, die zuhause missbraucht werden, die vor allem auch psychischer Gewalt ausgeliefert sind. Bei den Frauen, die sich laut ASTAT-Erhebung im Jahr 2018 an eine der vier landesweiten Frauenhausdienste in Bozen, Meran, Brixen und Bruneck wandten,
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waren die Täter in 64 Prozent der Fälle der Ehemann oder Lebensgefährte und in acht Prozent ein Verwandter, mit dem man meist ebenso zusammenwohnt. Aus China wissen wir bereits, dass es in der Quarantänezeit einen massiven Anstieg an häuslicher Gewalt gegeben hat. Der Alltag außer Haus ist daher auch so etwas wie ein Zufluchtsort, wenn zu Hause Schläge, Konflikte und Eskalation zur Norm gehören. Und vor allem bietet er die Möglichkeit, sich Hilfe zu holen. Die Corona-Ausgangsbeschränkungen stellen auch die Sozialarbeiterinnen, die im Auftrag des Brixner Frauenhausdienstes gefährdete Frauen und deren Kinder unterstützen, vor neue Herausforderungen. Der Frauenhausdienst ist unterteilt in eine Beratungsstelle für Frauen in Gewaltsituationen, die sich in der Brixner Romstraße neben dem Gesundheitssprengel befindet, und dem Frauenhaus, dessen Standort aus Sicherheitsgründen geheimgehalten wird. Bereit zum Interview, das wir coronabedingt über eine Videokonferenz geführt haben, erklärten sich Barbara Wielander, Leiterin des Frauenhausdienstes Brixen, und ihre beiden Teamkolleginnen Anna Maria Spellbring, DiplomPädagogin in der Beratungsstelle, und Miriam Fassnauer, Sozialpädagogin im Frauenhaus. Frau Wielander, was hat sich im Frauenhausdienst coronabedingt verändert?
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BARBARA WIELANDER: Über das Frauenhaus sind wir 24 Stunden am Tag erreichbar und gewährleisten normalerweise eine Rund-umdie-Uhr-Aufnahmemöglichkeit, selbst mitten in der Nacht. Jetzt zu Corona-Zeiten dürfen auch wir
Während ihres Aufenthalts im Brixner Frauenhaus hat die Zeichnerin mit diesem Bild ihren Gefühlen Ausdruck verliehen: „Gewalt ist nie die Lösung“ selbstverständlich keine Frauen mehr aufnehmen. Dazu haben wir Mitte März ein Rundschreiben vom Innenministerium erhalten, das neben dem Aufnahmeverbot auch die Schaffung von Alterna-
tiven beinhaltet. Mit Hilfe der entsprechenden Landesämter ist es uns gelungen, dafür drei Ferienwohnungen an einem anonymen Ort zu finden. Dort dürfen Frauen mit ihren Kindern
COVID-19 Schutzelemente bei Bedarf auch jetzt in der Ausnahmesituation aufgenommen werden. Seit Inkrafttreten dieses Rundschreibens hatten wir in Brixen eine Aufnahme. ANNA MARIA SPELLBRING: Ein zweites Rundschreiben des Innenministeriums ging auch an die Polizei- und Carabinieridienststellen mit dem Inhalt, gerade jetzt in der Corona-Ausnahmesituation besondere Aufmerksamkeit dem Thema häusliche Gewalt zu schenken, entsprechend schnell einzuschreiten und unbürokratisch Hilfe zu gewährleisten – was ja in Italien normalerweise doch sehr langwierig und schwerfällig ist, im Unterschied zu beispielsweise Ös-
kommt, braucht es eine Anzeige, Zeugen, Belegung, Ermittlungen. Und schließlich braucht es einen Richterspruch – alles sehr langwierig und schwerfällig. Ob der Inhalt dieses Rundschreibens auch nach Corona noch aktiv bleibt, muss sich noch zeigen. Wie verfahren Sie mit einer von Gewalt betroffenen Frau, die sich an Sie wendet und die positiv auf Covid-19 getestet wurde? Barbara Wielander: Dazu haben sich auch Vertreter der Carabinieri bei uns erkundigt, aber in einem solchen Fall müsste die Sachlage klar sein: Wer positiv getestet wird, der wird von der Sanität erfasst und sollte damit ganz vorrangig das Recht haben, in den QuarantäneAufnahmehäusern in Gossensaß und in Brixen im ehemaligen Kurhaus Guggenberg untergebracht zu werden. Im Quarantäne-Haus ist die Frau aus der Gefahrenzone. Wenn der Mann nicht weiß, wo sich die Frau aufhält, ist sie dort gut aufgehoben.
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Das Leben im Quarantäne-Haus kommt somit jenem im Frauenhaus nahe? Barbara Wielander: Die gegenwärtige Ausnahmesituation, dass wir nicht rausgehen, keine Menschen zu uns einladen dürfen, dass wir sehr zurückgezogen und abgeschottet leben müssen – das ist eigentlich die Realität einer Frau im Frauenhaus, auch zu NichtCorona-Zeiten. Und zudem dürfen sie niemandem verraten, wo sie sich aufhalten. Wäre es fairer, die Täter zu isolieren und nicht die Opfer?
terreich, wo die Polizei direkt intervenieren und den Täter unmittelbar vom Tatort entfernen darf. Wir haben zwar das „Wegweisungsgesetz“ und das „Verbot der Annäherung“, aber bis es zu diesen Maßnahmen
MIRIAM FASSNAUER: Ein ganz klares Ja! Gerade jetzt in dieser Ausnahmesituation wird das deutlich. Daran arbeiten wir von den Frauenhausdiensten schon seit Jahren. Die beste Lösung wäre immer, den Täter zu isolieren. Das wäre für alle einfacher: für die Mutter, die ihr soziales Netz erhalten könnte, für die Kinder, die weiterhin in ihre Schulen gehen und ihre Freunde behalten könnten. Zusätzlich zur erlebten Gewalt, zum sonst schon geschwächten Selbstwert, muss die Frau auch noch ein ganz neues soziales Netzwerk aufbauen, ihr gewohntes Umfeld hinter sich lassen. Oft müssen die Frauen sogar ihren Wohnort wechseln. Wie erreichen Frauen in CoronaZeiten Ihren Dienst?
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Barbara Wielander: Ein weiterer Grund, warum betroffene Frauen langeApril aushalten und erdulden, ist Inserat
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immerhin geht die Gewalt meistens vom Partner, vom Vater ihrer Kinder aus. Dann ist eine Trennung oft eben auch ein Sprung ins kalte Wasser – auch existenziell. Oft werden die Frauen auch vom Misshandler bedroht, dass er sie umbringen werde; und diese Konsequenz gibt es ja leider für viele von Gewalt betroffenen Frauen in Italien und auch hier in Südtirol. Hinzu kommt das geschwächte Selbstwertgefühl einer Frau, die jahrelang in einer Gewaltsituation gelebt hat.
Barbara Wielander: „Die psychische Gewalt wird auch jetzt in Corona-Zeiten dominieren“ nach meiner Erfahrung auch der, dass sie niemandem Unannehmlichkeiten bereiten wollen. Diese Frauen erleben Gewaltsituationen meist nicht erst seit Corona. Aber gerade jetzt sind diese Frauen der Meinung, es sei nicht der Moment, um aktiv zu werden; sie werden kommen, wenn die Ausnahmezeit vorbei ist. Miriam Fassnauer: In der Hausarrest-Zeit ist es auch wichtig, auf die sozialen Medien hinzuweisen. Wir haben eine Facebook-Seite:
Erfahrungen heraus. Und gerade über sexualisierte Gewalt reden die Frauen wenig, weil immer noch davon ausgegangen wird, dass der Geschlechtsverkehr eine Ehepflicht ist, was ja nicht stimmt. Barbara Wielander: Der Erschöpfungspegel mancher Frauen nach dieser Corona-Ausnahmesituation wird also enorm sein. Miriam Fassnauer: Für die Kinder ist die Situation jetzt auch sehr erdrückend: Sie befinden sich in
Barbara Wielander: Sehr schlimm ist es ja auch, wenn der Mann androht, sich selbst etwas anzutun. Damit will er der Frau die ganze Verantwortung auferlegen. Wie holen Sie die Frauen aus ihrer Gewaltsituation heraus? Barbara Wielander: Entweder die betroffene Frau kommt selbst zu uns, oder der Kontakt wird über die Polizei oder die Sanitätseinheit hergestellt. Dann startet auch in Corona-Zeiten das normale Prozedere: Gespräch mit der Frau, abklären, was braucht sie, was wünscht sie, man bietet ihr Lösungen an, unter anderem auch einen Platz im Frauenhaus oder jetzt in
„Für Frauen, die von Gewalt bedroht im Frauenhaus leben, ist immer CoronaAusnahmesituation“_ Barbara Wielander, Leiterin des Frauenhausdienstes Brixen
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Anna Maria Spellbring: Unsere Beratungsstelle ist aufgrund der strengen Corona-Maßnahmen natürlich geschlossen, aber wir sind telefonisch immer erreichbar. Es gehen auch Anrufe ein, wobei sich aber herausgestellt hat, dass die Anzahl sich seit Beginn der Corona-Krise nicht maßgeblich verändert hat. Wie wir vom Frauenhausdienst schon vermutet hatten, holen sich die Frauen nicht sofort Hilfe, sondern sie werden vorerst ausharren, erdulden, aushalten. Das kennen wir sonst auch von der Weihnachtszeit, wo die Frauen erst nach den Feiertagen Kontakt zu uns aufnehmen. Vielleicht haben sie auch nicht die Möglichkeit, sich zu melden, weil sie der konstanten Kontrolle zu Hause ausgesetzt sind. Wir haben deshalb auf Südtiroler Amtsebene mit den zuständigen Funktionärinnen und mit dem Beirat für Chancengleichheit eine Kampagne gestartet, um Frauen zu ermutigen, uns trotz der Ausnahmesituation zu kontaktieren, wenn sie Hilfe brauchen.
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Frauenhaus Brixen, auch hier können die Frauen mit uns in Kontakt treten über private Nachrichten. Und es gibt die App „1522“ – das ist der nationale Notruf, wo Frauen anonym chatten können oder sich Hilfe suchen. Bei der App „1522“ wird der Chatverlauf automatisch gelöscht, wenn man die App schließt; das heißt, er ist nicht mehr nachverfolgbar, sollte der Partner das Handy kontrollieren. Denn leider ist gerade die Kontrolle des Handys durch den Mann sehr häufig. Anna Maria Spellbring: Dazu fällt mir auch die sexualisierte Gewalt ein, die gerade in diesen Ausnahmezeiten sehr stark sein wird. In der häuslichen Isolation werden sich Energien anstauen, sodass die Forderung nach den ehelichen Verpflichtungen vielleicht stärker in den Vordergrund gedrängt werden könnte. Das ist meine Vermutung, auch aus meinen bisherigen
jenen Räumen, wo die Gewalt passiert. Und niemand ist vor Ort, der darauf schauen kann, dass die Konflikte nicht eskalieren. Weshalb gerade jetzt auch die Nachbarn hellhörig sein sollten: Gerade in Kondominien oder in Reihenhäusern bekommt man ziemlich viel mit. Nachbarschaftshilfe und Zivilcourage sind jetzt besonders wichtig. Wer Auffälligkeiten wahrnimmt, wie anhaltende Schreie von Frauen und Kindern oder Gewaltausbrüche von Männern, der darf nicht zögern und muss sofort die Behörden benachrichtigen, die zurzeit ja aufgefordert sind, sehr schnell zu handeln und einzugreifen. Wie erklären Sie sich das lange Zuwarten der betroffenen Frauen? Anna Maria Spellbring: Da gibt es viele Gründe. Die emotionale Situation spielt eine große Rolle;
einer entlegenen Ferienwohnung. Sie muss dann entscheiden, ob sie das Angebot annimmt. Hat sich das Leben im Frauenhaus in Corona-Zeiten verändert? Miriam Fassnauer: Im Frauenhaus suchen die Frauen nach wie vor Gespräche, und sie erhalten diese auch – jetzt in Corona-Zeiten natürlich unter Einhaltung des Sicherheitsabstandes, der Hygieneregeln und mit Mundschutz. Aber der Gemeinschaftsaspekt im Frauenhaus, dass sich Frauen untereinander austauschen und dass die Kinder miteinander spielen, ist jetzt durch die CoronaSituation ausgeschaltet. Das Leben im Frauenhaus, wo jede Frau wie in einem Kondominium ihre eigene Wohnung hat, läuft ansonsten normal weiter, weil dieses Leben eben auch ohne Corona schon stark eingeschränkt ist. Was sich noch verändert hat, ist das Leben
Herkunftsfamilie zurückgehen mussten, wo es Gewaltverhältnisse von Seiten des Vaters gibt. Wo brauchen Sie bei Ihrer Arbeit noch Unterstützung?
Miriam Fassnauer: „Mit der App ’1522‘ können Frauen anonym chatten, und der Verlauf wird automatisch beim Verlassen gelöscht“ außerhalb, zum Beispiel, dass die Gerichte geschlossen sind, und Termine beim Anwalt oder auch beim Psychologischen Dienst können nicht wahrgenommen werden. Viele Frauen haben auch sehr große Ängste, sich zu infizieren oder dass sich ihre Kinder anstecken. Zur Angst vor dem Gewalttäter kommt die Angst vor dem Virus hinzu.
Anna Maria Spellbring: „Von häuslicher Gewalt betroffene Frauen sind es gewohnt auszuhalten und melden sich erst, wenn die Ausnahmezeit vorbei ist“
Anna Maria Spellbring: Kinder sind besonders gefährdet, sich einer Infektion auszusetzen, wenn sie jetzt in Corona-Zeiten zwischen den getrennt lebenden Eltern hinund hergebracht werden. An uns wandte sich etwa eine an Krebs erkrankte, getrennt lebende Mutter, die vom Rechtsanwalt ihres Ex-Mannes bedroht wurde, weil sie ihr Kind nicht zum Vater lassen
wollte. Sie hatte Angst, dass sie sich womöglich auch in Lebensgefahr begibt, sollte das Kind sich mit dem Virus infizieren. Aber sie hat da keine Handhabe, weil eben das Dekret gilt. Weitere prekäre Fälle, mit denen wir in den letzten Wochen des Hausarrests zu tun bekamen, sind etwa jene, wo junge Frauen aufgrund der Corona-Dekrete wieder in die
Anna Maria Spellbring: Dass Frauen häusliche Gewalt aushalten, ist von unserer Kultur her zu erklären, weil die Rollen noch so zugeschrieben sind. Männliche Gewalt wird in der männlichen Gesellschaft zugelassen. Es braucht dazu einen Paradigmenwechsel; daran muss noch viel gearbeitet werden. Wir vom Frauenhausdienst leisten nicht nur operative Tätigkeiten, sondern diesbezüglich auch politische Arbeit, die leider nur sehr zögerlich auf fruchtbaren Boden fällt, was allgemein das Dilemma der Frauenbewegung ist. Es reicht nicht, dass Frauen sich bewegen, um die Gesellschaft zu ändern; es muss auch jemand Platz machen für diese Bewegung. Denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist eine Männerangelegenheit: 90 Prozent der Gewalt geht von Männern aus. sabine.peer@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info
WIR FREUEN U N S AU F S I E ! Noch steht nicht fest, wann die Acquarena wieder öffnen kann. Doch der Sommer kommt gewiss. Gerade laufen die Vorbereitungen im Freibad, damit alles für Sie bereit ist, wenn der Sommer in der Acquarena einzieht. Sie haben ein Abo? Wenn Sie möchten, wird Ihr Abonnement verlängert. Oder Sie erhalten einen Gutschein für jene Zeit, in der Sie die Acquarena nicht besuchen konnten. Bis bald in der Acquarena!
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„Es ist still geworden in den Kirchen“ Das Virus Covid-19 trifft uns alle mit voller Wucht. Auch die Verantwortlichen der Diözese mussten unverzüglich handeln und von einem Tag auf den anderen die Gottesdienste in den Kirchen untersagen. Der „Brixner“ im Gespräch mit Dekan ALBERT PIXNER, der im Herbst Brixen verlassen wird.
I
n der langen Geschichte des Christentums sind heuer zum ersten Mal alle Kirchen geschlossen. Über die Medien können die Gläubigen „virtuell“ an den Gottesdiensten teilnehmen. Das eigentliche Anliegen der Kirche, den Glauben in der Gemeinschaft zu leben, findet so aber nicht mehr statt. Papst Franziskus spendet außertourlich auf dem leeren Petersplatz neben dem Pestkreuz den Segen „Urbi et Orbi“ für die Stadt und den Weltkreis. Das Bild des einsamen alten Mannes wird in die Kirchengeschichte eingehen, und es wird sich so mancher fragen, wie lange noch die Kirche, deren Aufgabe es ist, zu trösten und Angst zu nehmen, aus der Ferne für die Menschen da sein wird. Der Dekan von Brixen, Albert Pixner, erlebt diese Zeit in Sorge um die Gläubigen, blickt aber auch hoffnungsvoll in die Zukunft. Herr Dekan, Wirtschaft und soziales Leben sind in der CoronaKrise abgetaucht. Wie erleben Sie das in der Kirche? ALBERT PIXNER: Es ist still geworden. Mitteilungen kommen per EMail und Telefon; Pfarrkirche und Dom sind zwar offen, außer, wenn Gottesdienst gefeiert wird, weil das geschieht ja unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Es ist einsam geworden auf dem Domplatz. Außer den Kontrollorganen sind kaum Leute unterwegs. Schade finde ich, dass das Brixner Wappen im Beet vor der Gemeinde heuer nicht den Frühling einläutet. Die Blumenpracht fehlt mir sehr. Wir sind ja völlig unvorbereitet in diese Krise geschlittert. Wie schnell haben Ihre Vorgesetzten reagiert? Was die Diözese betrifft, haben Bischof Ivo und Generalvikar Eugen
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INTERVIEW
Dekan Albert Pixner: „Vermissen werde ich von Brixen die Menschen, mit denen ich in den 14 Jahren zusammengewachsen bin“ Runggaldier sehr schnell reagiert. Am Donnerstag, 5. März, kam bereits eine erste Mitteilung, dass folgende Vorsichtsmaßnahmen zu beachten sind: keine großen Menschenansammlungen, der Abstand von einem Meter muss eingehalten werden, und wer gesundheitlich angeschlagen ist, soll zu Hause bleiben und den Gottesdienst über Radio oder Fernsehen mitfeiern. Außerdem verordnete man verpflichtende Handkommunion, kein Weihwasser, kein Friedensgruß mit Handreichen, ebenso beim Beileidwünschen; alle Gruppentreffen wurden abgesagt. Bald darauf wurden die Regeln verschärft und die Kirchen geschlossen. Wie tief trifft Sie die Tatsache, dass die Kirchen geschlossen sind, dass religiöse Gemeinschaft praktisch nicht mehr stattfindet?
Das alles macht schon betroffen. Kirchliches Leben vollzieht sich ja in der Gemeinschaft. Ich bin ein Gemeinschaftswesen, so haben wir das schon in der Gemeinschafts- und Bürgerkunde in der Oberschule gelernt. Die ersten Christen haben sich in Erinnerung an Jesus in Privathäusern getroffen, haben von den Lebenserfahrungen erzählt, die die Apostel mit ihm gemacht haben, und sie haben gebetet und das Brot gebrochen. Es waren Hauskirchen im Kleinen. Was wir schon länger feststellen und was auch nachdenklich macht, ist, dass gerade die Gemeinschaft unter den Gottesdienstbesuchern im Abnehmen ist. Eine beachtliche Ausnahme sind die Trauergottesdienste, und hoffentlich bleibt das lange so! Lesen Sie täglich die Messe?
Ich feiere täglich allein die hl. Messe in der Pfarrkirche, die Abendmesse, und die Sonntagsmesse, und ich fühle mich da mit den Menschen verbunden, die zuhause mithören und mittun. Das Gebet gilt stellvertretend allen, gerade den Kranken, und all denen, die ihr Vertrauen auf Gott setzen und vielleicht gerade in dieser Situation neu zu ihm finden. Jeden Tag rufen wir vor dem Segen die Heiligen um ihre Fürsprache an und beten das Allgemeine Gebet, das in Notzeiten täglich gebetet wurde und das unseren Eltern und Großeltern noch sehr vertraut war. Von Leuten, die den Pfarrsender einschalten (Brixen: 89.50 MHz), hören wir öfters positive Rückmeldungen. Bei uns ist es Brauch, dass für die Verstorbenen zum Jahrtag des Sterbedatums ein Gedächt-
nisgottesdienst gehalten wird. Wie schaut das jetzt in der Praxis aus? Bisher bestellte Gedächtnisgottesdienste werden gelesen, und ich erinnere dabei namentlich an die Verstorbenen. Zwei Dinge fallen mir auf: Die Angehörigen bevorzugen vorwiegend die Vorabendmesse am Samstag oder vor Festtagen, um ihrer verstorbenen Angehörigen zu gedenken. Weiters scheint es nicht allen ein Anliegen zu sein, in der Pfarrgemeinde die Erinnerung ihrer Verstorbenen wachzuhalten. Ich frage mich, wie weit manche Leute dabei an ihre engsten Angehörigen und Freunde denken. Oder gilt der Spruch „Aus den Augen, aus dem Sinn“? Nehmen die Menschen, denen der Glaube etwas bedeutet, Kontakt zu Ihnen auf? Die Menschen sind im normalen Alltag sehr beschäftigt. Kontakt suchen sie dann, wenn sie etwas brauchen: wenn ein Kind zu taufen ist, wenn es um die Erstkommunion der Kinder geht, Paare kirchlich heiraten möchten oder die Trauerfeier für einen Verstorbenen ansteht. Das ist auch in dieser Zeit Realität. Sonst kommen mitunter Menschen mit Lebens- und Glaubensfragen. Dazu nehmen sie gerne die Aussprachemöglichkeit im Beichtzimmer im Dom an. Diese Erfahrung machen andere Priester und ich, die wir regelmäßig zum Beichtgespräch und zur Aussprache im Dom anwesend sind. Wenn ja, worunter leiden diese Personen besonders, was vermissen sie? Zurzeit vermissen sie die Teilnahme an der Messfeier und den Kommunionempfang, die stille Anbetung des Allerheiligsten, aber auch das Treffen mit anderen Menschen, das gerne bei einer anschließenden gemütlichen Plauderstunde in einem Kaffeehaus fortgesetzt wird. Es geht um die Gemeinschaft und das nicht Alleinsein, und ich finde das gut so. Taufen, die Erstkommunion oder eine Hochzeit kann man verschieben. Nicht verschoben werden können die Beerdigungen. Es gibt keinen Trauergottesdienst mehr, keine Rosenkränze, den Abschied nur mit den engsten Familienangehörigen. Wie erleben Sie die Situation auf dem Friedhof?
Es macht mich betroffen bei Todesfällen, denn es muss alles in kurzer Zeit geschehen, wo Menschen im vorgeschriebenen Abstand voneinander stehen, sich nicht die Hände reichen können oder ein anderes Zeichen der Nähe setzen. Es dürfen zehn Personen an der Verabschiedung teilnehmen, und es kann passieren, dass oft nicht einmal alle nächsten Angehörigen daran teilnehmen, weil es derer zu viele gibt oder weil Familienangehörige in Quarantäne sind. Das Schwerste für die Familienangehörigen ist, dass sie den Verstorbenen in seiner Todesstunde nicht begleiten konnten und so kein wirklicher Abschied möglich war. Die Trauerfeier wird sehr schlicht gehalten und dauert ungefähr eine Viertelstunde, in der ich die Gebete spreche. Für viele ist es schwierig, sich damit abzufinden, dass der Trauergottesdienst zu einem späteren Zeitpunkt stattfindet. Wenn diese Ausgabe erscheint, ist das Osterfest, das wichtigste Fest im Kirchenjahr, schon vorbei. Können Sie für die Gläubigen noch ein paar Worte der Zuversicht und der Hoffnung sprechen? Ostern ist kein einmaliges Geschehen, sondern jeder Sonntag ist ein „kleines Osterfest“, weshalb sich dieser Tag von den anderen Tagen abheben sollte – deswegen auch der Wunsch für einen erholsamen, gesegneten Sonntag. Ich hoffe und wünsche mir, bei allem was wir in diesen Tagen entbehren mussten und was uns auch menschlich und wirtschaftlich Sorgen bereitet, dass wir uns an das dankbar erinnern und es pflegen, was uns in den Familien und in der Gemeinschaft gut getan hat. Ostern ist nicht ausgeblieben, denn das Licht ist stärker als das Dunkel, das Leben stärker als der Tod. Aus dieser Hoffnung dürfen Christen leben, und das werden wir hoffentlich an Kinder und Enkel weitergeben.
Sie haben einmal gesagt: „Wenn der Rucksack zu schwer wird, dann muss man ihn auspacken.“ Was möchten Sie auspacken? Den Rat hat mir ein Mitbruder gegeben, der mich spirituell und menschlich begleitet. Er gab mir den Rat: „Wenn der Rucksack zu schwer wird, dann nimm einen ‚ringeren‘.“ Was ich auspacken möchte – darüber möchte ich nicht sprechen. Ich bitte um Verständnis dafür. Können Sie jetzt schon sagen, was Sie von Brixen vermissen werden und wieso Sie sich auf Schenna freuen? Vermissen werde ich sicher die Menschen, mit denen ich im Verlauf der 14 Jahre zusammengewachsen bin, die zu mir Vertrauen hatten, denen ich vertrauen konnte. Vermissen werde ich die wertvollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Hausgemeinschaft im Widum, die Feste, die wir miteinander feiern konnten und das gute Miteinander mit den Mitbrüdern und Ordensgemeinschaften. Gerne werde ich mich an die Rorate-Ämter, das kulturelle Le-
ben, die vielen schönen Konzerte und das harmonische Zusammenspiel von kirchlicher und politischer Gemeinde erinnern. Pfarrei, Dom und Ordensgemeinschaften sehe ich immer als Ergänzung in der Verkündigung, den Feiern und der Begegnung mit den Menschen. Welche Pfarrgemeinde hat ein so breites Angebot wie Brixen? Auf Schenna mit den dazugehörigen Pfarreien Hafling, Verdins und Tall freue ich mich aber auch. Als Pfarrer werde ich da ungefähr 3.700 Einwohner betreuen. Ich werde neue Menschen kennenlernen, die bisher gemachten Erfahrungen weitergeben, den Glauben mit ihnen teilen und das weiterführen, was der geschätzte Pfarrer Herrmann Senoner und vor ihm mein leider viel zu früh verstorbener Mitschüler Luis Profanter zum Segen der Menschen in Schenna getan haben. Eines will ich nicht verheimlichen: Ich komme meiner Heimat St. Martin in Passeier, wo ich meine Wurzeln habe, damit etwas näher. hildegard.antholzer@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info
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Herr Dekan, im Herbst werden Sie Brixen als Dekan verlassen und die Pfarrgemeinde in Schenna übernehmen. War das Ihr Wunsch? Ja, bedingt durch das große Arbeitsfeld mit den vielen Anforderungen und das Älterwerden habe ich den Bischof um die Entpflichtung von dieser Aufgabe in Brixen mit dem ausgedehnten Dekanat Brixen-Rodeneck gebeten.
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Lebensmittelgutscheine für Notfälle z 118.633 Euro hat die Gemeinde Brixen an staatlichen Geldern erhalten, mit denen Einzelpersonen oder Familien unterstützt werden können, die durch den CoronaNotstand vorübergehend ohne Einkommen sind. Der Brixner Stadtrat reagierte sehr schnell: Am 7. April hat Rom die Gelder überweisen, einen Tag später genehmigte der Stadtrat die entsprechenden Kriterien, und ab 9. April wurden bereits die ersten Gutscheine verteilt. Bis Redaktionsschluss sind 62.500 Euro an 182 Antragsteller
ausgegeben worden. „Angesucht haben Einzelpersonen genauso wie Familien, darunter Saisonarbeiter, Beschäftigte in Schnellimbissen und Selbstständige, etwa Friseure, sowie Personen, deren Arbeitseingliederungsprojekte nicht verlängert wurden“, erklärt Monika Leitner (im Bild), die vom Stadtrat mit der Abwicklung beauftragt wurde. Der Andrang sei in den ersten beiden Tagen groß gewesen – es gab 200 Telefonate und 30 Gesuche pro Tag. „Jetzt hat es deutlich nachgelassen, aber
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Anfang Mai wird es eine zweite Welle von Ansuchen geben.“ wv
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Situation im Bürgerheim stabil z In den Heimen des ÖBPB „Zum Hl. Geist“ wurden bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe 27 Bewohner auf Covid-19 getestet. Bei sieben Bewohnern war der Abstrich positiv, ein Bewohner ist in Abklärung. Zusätzlich ist ein Bewohner, der sich schon länger im Krankenhaus befindet, positiv getestet worden. Von den Mitarbeitern wurden 25 getestet, vier davon waren positiv, drei sind in Abklärung. Die erkrankten Mitarbeiter sind in der Zwischenzeit genesen, auch von den Bewohnern sind fünf wieder gesund. Zwei Bewohner werden in der Isolierstation im Bür-
kurz
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gerheim betreut, es geht ihnen den Umständen entsprechend gut. „Die Situation in unseren Heimen ist also sehr stabil“, erklärt die Direktorin des ÖBPB dem „Brixner“. Das Krisenmanagement habe offenbar ausgezeichnet funktioniert, denn die Anzahl der positiv Getesteten ist vergleichsweise gering, und Todesfälle aufgrund Corona habe es keine gegeben. „Die Kraft liegt in der Gruppe: Wir haben eben ausgezeichnete Mitarbeiter“, sagt Summerer, „und auch im Organisationsmanagement und in der internen Kommunikation waren wir gut vorbereitet.“ Besser als in
Die KVW-Ortsgruppe Vahrn ruft zum gemeinsamen Häkeln und Stricken von zu Hause aus auf. Die unterschiedlichen Quadrate von 15 mal 15 oder 20 mal 20 Zentimeter sollen nach der Pandemie zu Decken zusammengenäht und für einen guten Zweck verkauft werden. Info: Martha Pattis, Tel. 347 4519214.
anderen Seniorenheimen? „Nein“, sagt Summerer, „alle geben ohne Zweifel ihr Bestes; wir hatten vielleicht auch ein bisschen Glück.“ Jetzt hofft Summerer, dass es bald wieder möglich sein wird, dass
die 140 freiwilligen Helfer wieder in die Heime dürfen: „Diese Freiwilligen leisten Großartiges.“ Besonders die sozialen Kontakte werden von den Bewohnern der Heime vermisst. wv
Um Einzelpersonen oder Familien zu unterstützen, die durch die Corona-Krise in Geldnot geraten sind, hat die Gemeinde Brixen 118.633 Euro vom Staat erhalten. Lebensmittelgutscheine können beantragt werden über gutscheine.buonispesa@brixen.it oder Tel. 0472 062146 und 0472 062031.
Auch wenn der Lehrbetrieb an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen derzeit aufgrund der Corona-Krise ausgesetzt ist, laufen in diesen Wochen die Planungen für das kommende Studienjahr an, das mit 1. Oktober 2020 beginnen wird. Interessierte können sich ab sofort inskribieren.
NACHGEFRAGT
„Gemeinsame Vorgangsweisen“ HERBERT DORFMANN, Südtirols Abgeordneter im Europäischen Parlament, über die späte Antwort der EU auf die Corona-Krise, die Debatte um die Finanzierungsmittel und wichtige nächste Schritte. Herr Dorfmann, warum hat es so lange gedauert, bis man in Brüssel gemerkt hat, dass jetzt Solidarität gefragt ist? Wir als Europäische Union sind manchmal etwas realitätsfern. Wir haben erst spät verstanden, wie man in dieser Situation Solidarität vor Ort zeigen kann. Es ist aber zu einfach zu sagen, dass es die EU war, die nichts getan hat. Dort, wo die EU keine Zuständigkeit hat, beispielsweise im Gesundheitsbereich, gab es kein Interesse der Mitgliedsstaaten für eine europäische Koordination. Wo die EU hingegen Zuständigkeiten hat, gab es trotz der Debatten gute Antworten.
Was ist Ihre Einschätzung zum ersten Abkommen zu den Schuldeninstrumenten? Man muss in einer solchen Situation realistisch sein, und ich glaube, dass diese Übereinkunft der Finanzminister zunächst genügt. Sie befriedigt die derzeitigen Notwendigkeiten der Staaten. In der Zeit nach Corona wird es jedoch darum gehen, die Volkswirtschaften wieder aufzubauen. Dort wird es weitere Solidarität und Instrumente brauchen. Die bisher beschlossenen Finanzmittel sind bestimmt nicht ausreichend. Glauben Sie, dass es für die sogenannte Phase 2 der Locke-
rungen eine europaweite Lösung geben wird? Nicht jede Maßnahme muss europäisch koordiniert werden, beispielsweise die Wiedereinführung des Schulbetriebs. Hier bin ich für einen lokalen Zugang. Außerdem sind nicht alle Mitgliedsstaaten gleich stark von der Krise betroffen. Aber: In Bereichen, die eine europäische Dimension haben, wie Reisebeschränkungen oder die Mobilität von Studenten und Arbeitern innerhalb von Europa, sollten die Staaten sich auf gemeinsame Vorgangsweisen einigen. anina.vontavon@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info
BRIXEN
Wir bleiben zu Hause z Die Ausgangsbeschränkungen sind in dieser Form eine völlig neue Erfahrung für uns. Manche sind vielleicht wie paralysiert, und andere nutzen die Zeit, ihr Leben neu zu sortieren. Wieder andere lassen ihrer Kreativität freien Lauf oder nutzen die Ruhezeit, um sich zu erden, zu regenerieren. Einige „Brixner“-Leser lassen uns an ihren Erfahrungen teilhaben, haben uns Fotos oder Videos zugesandt (wie zum Beispiel Elisa Geiser, Kilian Pider, Magdalena Thaler und Medea Fabbricotti sowie Matthias Thaler). Martina Peintner hat mit ihrem Mann eine Wandmalerei bei sich zuhause übermalt und schreibt uns: „Momentan sind wir wie Raupen in unseren Kokons gefangen und warten nur darauf, bis wir wie wunderschöne Schmetterlinge wieder in die Freiheit entlassen werden. Das Schöne daran für mich ist, dass eine Raupe noch nicht wissen kann, welch wunderschönes Leben sie erwartet. Ich hoffe, dass dieses Bild für die Menschen (die langsam ungeduldig werden) ein kleiner
Martina Peintner
Mutmacher ist.“ Naturlehrer und Freigeist Stefan Braito möchte wertvolle Tipps aus seinem Erfahrungsschatz mit unseren Lesern teilen: „Erschaffe dir sinnvolle Routinen: Sie beruhigen deinen ‚unruhigen‘ Verstand. Denn das, was wir tun, und das, was wir nicht tun, hat größeren Einfluss auf das Erleben der derzeitigen Situation als wir uns manchmal noch bewusst sind. Was jetzt wirklich einen Unterschied macht, ist Nüchternheit. Anders gesagt: einen klaren Verstand und ein offenes Herz bewahren. Sich von der Situation berühren lassen, aber nicht zerstören. Und Fakten aus verschiedenen Informationsquellen sammeln, aber sich nicht
Kilian Pider
Magdalena Thaler
Elisa Geiser
darin verzetteln. Dann gilt es, Prioritäten zu setzen, einen Plan zu schmieden und sich mit Mut nach vorne zu bewegen.“ oz
Medea Fabbricotti 17
Ein Mensch, der polarisiert Provozieren, um bewusst zu machen, um Grenzen aufzuzeigen: ARMIN MUTSCHLECHNER spricht Dinge an, die mancher nicht so gerne hört. Dabei weiß der Tausendsassa, der mit seiner Familie in Mühlbach lebt: Wer austeilt, der muss auch einstecken können.
E
in Porträt über jemanden zu schreiben, dem man nicht gegenübersitzen, dem man nicht in die Augen schauen kann, wo man die feinen Nuancen des Gesprächs nicht wirklich spüren kann – das ist ungewohnt. Und es ist seit über 20 Jahren das erste Mal, dass ein Portrait für den „Brixner“ auf diese Weise entsteht. Trotzdem kann es gelingen – vor allem, wenn man den Gesprächspartner von Kindesbeinen an kennt.
Auf einer Wellenlänge. Beim
ersten Telefonat werkelt Armin Mutschlechner gerade in der Sakristei herum. Pfarrer Hugo Senoner möchte die Messen in der Karwoche über YouTube mit den Menschen zu Hause teilen. Die Technik hat da so ihre Tücken. Aber er bleibt dran, und am Gründonnerstag klappt es
auch wenn er sich, wie er sagt, manchmal in einer moralischen Zwickmühle befindet. Provozieren, um bewusst zu machen, um Grenzen aufzuzeigen. „Schließlich sind wir alle die Gesellschaft, die Gemeinde.“ Freunde macht er sich damit nicht. Auch dann nicht, wenn er mit seiner Provokation recht hat. Trotzdem lässt er sich nicht von seinem Weg abbringen. Wer austeilt, der muss auch einstecken können. Und einstecken, das musste und muss er oft. Es ist nicht so, dass ihm das nichts ausmachen würde. Er lebt mit seiner Familie, seiner Frau und seinen drei Kindern in Mühlbach, wo im Grunde jeder jeden kennt. „In einem Dorf spürt man Anfeindungen noch ein bisschen intensiver.“ Einstecken, wenn man austeilt, das sei schon in Ordnung, wenn es um die Sache
„Lockerlassen, nachgeben, etwas aufgeben, das ist nicht das Meine“_ Armin Mutschlechner dann endlich. Mitfiebern. Eine ganze Stunde lang. Hoffen, dass die Verbindung hält. Schließlich Erleichterung und Freude, auch über den himmlisch anmutenden Gesang der Solistin. Mit Pfarrer Senoner ist Armin Mutschlechner „auf einer Wellenlänge“, wie er sagt. Vielleicht, weil beide hin und wieder unkonventionelle Wege gehen. Vielleicht auch, weil beide im Grunde Einzelkämpfer sind. Armin Mutschlechner ist kein bequemer Mensch und ein Mitläufer schon gar nicht. Vielmehr ist er ein Mensch, der polarisiert. Weil er Dinge anspricht, die mancher nicht so gerne hört. Weil er provoziert. Er muss das einfach tun, 18
geht. Jemanden „aus dem Verkehr ziehen zu wollen“, weil er sich auf die Seite von Asylwerbern stellt, eine Hetzkampagne gegen ihn zu starten – das hat dann nichts mehr mit Fairness in einer Auseinandersetzung zu tun. Armin Mutschlechner hat sich zur Wehr gesetzt. Oft schon. Manchmal auch, weil er Angriffe herausgefordert hat. Gerechtigkeitsempfinden ohne Rücksicht auf persönliche Verluste. Und dann gibt es da noch eine andere Seite. Er bringt sich ein, übernimmt Verantwortung für einen 17-jährigen Asylwerber oder die Sachwalterschaft für einen älteren alleinstehenden Menschen. Arbeit, die man nicht immer sieht und
die man ihm vielleicht auch nicht zutraut. Ja, Armin Mutschlechner kann auch still und leise und uneigennützig agieren.
Art Brothers-Kraxentrouga. Mutschlechner war auch einer der „Art Brothers-Kraxentrouga“. Zusammen mit Luis Seiwald sorgte er für eine Reihe schräger Aktionen, manche zum Schmunzeln, andere zum Kopfschütteln, aber alle, um Aufsehen zu erregen und „über Absurdität Ernsthaftes zu fokussieren“. Die Kraxentrouga waren Kinder ihrer Zeit – einer Zeit, als vieles noch langsamer und analoger war. Sie haben Original Südtiroler Markengülle in Flaschen abgefüllt und im Römischen Parlament präsentiert, sind mit einer Kuh mit Namen „Miss“ ins Museion marschiert, um vor den opulenten Bildern von Renate Hirsch zu posieren, und sie haben Franz Pahl während seines Kippenberger-Frosch-Hungerstreiks Fastenknödel serviert. Sie wurden bewundert, oft auch belächelt, lieferten Komisches und Geniales zum Nachdenken: die Mahnwache vor dem Kapuzinerwastl ohne jeden Hintergedanken, die Fresszettel zum 56. Geburtstag des Südtiroler Künstlerbundes. Mittlerweile ist es still geworden um die beiden, ihre Zeit scheint vorbei zu sein.
Kindheit und Jugend. Geboren
wurde Armin Mutschlechner in Meran; die ersten fünf Lebensjahre verbrachte er mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder weit abgeschieden auf 2.000 Metern Meereshöhe in Weißenbrunn im hintersten Ultental. Sein Vater hatte dort beim italienischen Energiekonzern Enel Arbeit gefunden. Kindergarten gab es dort keinen, und im Winter war man komplett von der Außenwelt abgeschlossen. 1974 kam die Familie dann nach Mühlbach.
Foto: Oskar Zingerle
Menschen & Meinungen
PORTRAIT
Nach der Mittelschule hat Armin Mutschlechner eine Schlosserlehre absolviert; nicht, weil das sein Traum gewesen war, sondern weil „man“ der Meinung war, dass das für ihn das Beste sei. Er hätte eigentlich viel lieber die Kunstschule in Gröden besucht. Gar einige Male sei er drauf und dran gewesen, alles hinzuschmeißen. Lehrjahre sind aber keine Herrenjahre, damals noch ein bisschen weniger als jetzt. Die Achtzigerjahre waren wirtschaftlich schwierig, die Hierarchie im Betrieb unumstößlich. Die persönlichen Befindlichkeiten eines Lehrlings spielten oft keine Rolle. Zum Militär wollte Armin Mutschlechner, als es an der Zeit war, nicht. Der Zivildienst interessierte ihn aber. „‚Iatz spinnt er total‘ – haben die Leute damals gesagt.“ Er ließ sich nicht beirren, wollte etwas lernen, anstatt irgendwo sinnlos Wache zu schieben. Bei der Musterung schickte
UNKONVENTIONELLE WEGE ALS EINZELKÄMPFER: Aber Armin Mutschlechner kann auch still und leise und uneigennützig agieren
man ihn zum Psychiater; zudem brauchte es ein seitenlanges Motivationsschreiben, „und ich wurde zum Maresciallo in die Carabinierikaserne von Mühlbach zitiert“. Im Juni 1989 begann er dann seinen Dienst bei „La Strada – Der Weg“ in Bozen. 120.000 Lire pro Monat, Unterkunft in einer Wohngemeinschaft mit anderen Zivildienern, Geld für die Verpflegung extra. 15 Monate lang, „ich wäre auch länger geblieben“, tat er alles, was ihm aufgetragen wurde. Er machte Nachtdienst in der „Piccola Casa“, einer Wohngemeinschaft für Kinder und Jugendliche aus einem sozial schwierigen Umfeld, und er betreute und pflegte alte Menschen im Altersheim. Klare Unterweisungen habe es keine gegeben, lediglich ein „es wird schon gehen“, und schon gar nicht eine Ausbildung. „Die hätte es aber gebraucht – vor allem, was den Umgang mit alten Menschen betraf, mit ihren Bedürfnissen und Eigenheiten.“ Er wurde ins kalte
Wasser geworfen, in einem für ihn ungewohnten, weil italienischen und städtischen Umfeld.
Sozial und kulturell. Während des
Zivildienstes bestand er die Gesellenprüfung, kehrte aber nach der Zeit bei „La Strada“ nicht mehr in seinen Beruf zurück. Für ein Jahr arbeitete er als Präfekt im Vinzentinum in Brixen. „La Strada – der Weg“ hatte in ihm die Begeisterung für den sozialen und kulturellen Bereich geweckt. Weg von der Arbeit in der Werkstatt, hin zur Auseinandersetzung mit Menschen und ihren Eigenheiten. Er war einige Jahre „Mädchen für alles“ bei der Theatergruppe Dekadenz, kümmerte sich um Bühnenbau und Plakatierung und später auch um das Programm, „und das war bestimmt kein Achtstundenjob“. Von 1997 bis 2011 war Armin Mutschlechner dann im Jugendhaus Kassianeum in der offenen Jugendarbeit tätig: Prävention, Elternarbeit, Kulturarbeit – die
Arbeit war vielfältig und herausfordernd. Er hat sich dabei an außergewöhnliche Projekte gewagt, Grenzen ausgelotet. „Leinen los – das Juze sticht in See“ war so ein Projekt. Mit einer Gruppe von Jugendlichen auf einem Segelschiff die Ostsee zu erkunden erfordert Mut. Über Erlebnispädagogik den Zugang zu Jugendlichen zu bekommen war sein Ansatz. Keine Scheu vor Konfrontation, vor Reibereien, vor Grenzen. Ganz oft hat es sich ausgezahlt. Das Fundament für seine Arbeit suchte er in einer Reihe von Ausbildungen: ein ESF-Kurs für soziokulturelle Animation, damals einer der ersten ESF-Kurse überhaupt, später dann ein Lehrgang zum akademischen Berater für Abhängigkeitserkrankungen und ein Anti-Gewalt-Training. Seit 2012 begleitet er Jahr für Jahr Jugendliche mit dem „Zug der Erinnerung“ nach Ausschwitz. Gemeinsam gegen das Vergessen. Wenn er sich auf etwas einlässt, dann voll
und ganz mit einem ausgeprägten Hang zum Detail. Lockerlassen, nachgeben, etwas aufgeben, das ist nicht das Seine. Zur Zeit arbeitet er an einem Buch, das die Geschichte von Mühlbach von 1900 bis nach dem Zweiten Weltkrieg von einem anderen Blickwinkel aufarbeitet, genährt von vielen kleinen Begebenheiten. Unzählige Quellen hat er überprüft, jetzt wird geschrieben und zusammengefügt. Und im September wird es dann das Buch geben – ein Buch, das einen Blick in die Seele eines Dorfes gewährt. Manche Quellen wurden bisher nämlich verfälscht rezipiert. Den Vorschlaghammer wird Armin Mutschlechner dabei weglassen: Er wird mit Bedacht vorgehen, weil ihm Mühlbach am Herzen liegt.
marlene.kranebitter@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info 19
Menschen & Meinungen
BRIXEN/MALLORCA
Gesichtsschutzmasken für Palma z Die Brixnerin Laura Tollio lebt seit mittlerweile über fünf Jahren in ihrer Wahlheimat Mallorca. Sie arbeitet dort für ein Michelin-StarCatering, derzeit in Form von Smartworking von zuhause aus. Auch die Mittelmeerinsel ist nämlich von der Corona-Pandemie nicht verschont geblieben. Gesichtsschutzmasken fehlen genauso wie in allen anderen betroffenen
Gebieten, und genau wie hierzulande zeigt sich die Solidarität und Hilfsbereitschaft der Menschen: Laura Tollio näht mit 54 weiteren Personen täglich Gesichtsschutzmasken für das Personal der Sanitätseinrichtungen. „Das Material – Stoffe und Bänder – wird uns vom Zentralkrankenhaus Son Espases in Palma zur Verfügung gestellt“, schreibt uns Laura aus Mallorca,
die – wie ihre Mitstreiter – das Material dann zu jeweils 50 Masken verarbeitet. Täglich produziert die Gruppe somit rund 900 Masken. Solche und ähnliche Initiativen blühen in fast allen betroffenen Corona-Gebieten gerade auf. Sie zeigen eindrucksvoll, welch ungeahnten Kräfte eine Gesellschaft mobilisieren kann, wenn es darauf ankommt. oz
M&M Menschen & Meinungen BRIXEN/SALZBURG
Journalist mit Brixner Wurzeln z Ralf Hillebrand mag Multitasking: Neben seinem Vollzeitjob bei der österreichischen Tageszeitung „Salzburger Nachrichten“ ist der Brixner als Lehrbeauftragter an drei Universitäten im Land tätig. Hillebrands beruflicher Werdegang war bereits in seiner Kindheit vorgezeichnet: „Zur WM 1994 verfasste ich mit acht Jahren ein selbstgebasteltes Magazin, in dem ich Berichterstattungen für jedes Spiel festhielt“, erzählt Hillebrand. Schon früh wusste er, dass es ihn für den Beruf in die Ferne ziehen würde. „Ich bin meinen Eltern Waltraud und Werner sehr dankbar, dass sie mir dies ermög-
kurz
notiert
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licht haben. Gleichzeitig gaben sie mir das Gefühl, dass ich jederzeit nach Hause zurückkehren kann.“ Mit 19 Jahren verschlug es den Brixner nach Salzburg, wo er sein Studium in Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt Journalistik absolvierte und als freier Journalist unter anderem für die Landespressestelle Salzburg und ein Sportwirtschaftsmagazin sowie als Pressefotograf für Orange und Mercedes beschäftigt war. Noch in der Studienzeit und dann auch nach seinem Abschluss arbeitete Hillebrand im ORF-Landesstudio Salzburg als Musikredakteur, und
Im Alter von 86 Jahren verstarb am 24. März im Jesuheim in Girlan der Priester Peter Zelger. Von 1992 bis 2009 war er Dompropst an der Kathedrale von Brixen. Seit 1994 war er geistlicher Rektor der Nikolaus-Cusanus-Akademie. Er wird in Brixen beigesetzt.
mittlerweile ist er seit fast zehn Jahren bei den „Salzburger Nachrichten“ tätig, aktuell im Medienressort. 2019 war ein besonders erfolgreiches Jahr für ihn: So wurde eine seiner Lehrveranstaltungen an der Fachhochschule St. Pölten
zur Besten des Jahres erklärt, und er schaffte es als einziger NichtÖsterreicher in die Top 10 der Wahl Österreichs bester Medienjournalisten, die das Medienmagazin „Der Österreichische Journalist“ jährlich vergibt. av
Mehrere Ehrungen konnte der Männerchor Neustift auf seiner 61. Vollversammlung vornehmen: Für die 40-jährige Tätigkeit als Chormitglied wurde Wolfgang Huber geehrt, für die 15-jährige Tätigkeit Thomas Lanthaler. Der ehemalige Chorleiter Rudi Chizzali wurde zum Ehrenchormitglied ernannt.
Vor dem Corona-Versammlungsverbot hatte sich der Seniorenclub Raas zur Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen getroffen. Zum Obmann gewählt wurde Helmut Michaeler; mit ihm sitzen im Ausschuss Anton Bampi, Erika De Val Michaeler, Josefine Eisenmann Zingerle und Aloisa Faller Überbacher.
O o op s
LAMMento
mein Hoppala
Marco Facchin, Musiker und Musiklehrer
Wie lang ist er schon da? Wie viele andere musste auch ich mich in dieser Zeit schnell mit Plattformen für Videokonferenzen vertraut machen. So warte ich einmal geduldig auf den nächsten Schüler, um eine Unterrichtsstunde abzuhalten. Die Plattform habe ich rechtzeitig geöffnet, alles ist griffbereit. Da die Unterrichtsstunde erst in einer Viertelstunde beginnt, übe ich ein bisschen: Bach, ein verdammt schwieriges Werk. Scheitern ist dabei viel wahrscheinlicher als Gelingen. Meine Vorfahren aus dem Veneto haben mich geprägt, das Fluchen ist in meiner DNA; selbstverständlich nur dann, wenn ich alleine bin. Vollkonzentriert blende ich meine Umgebung aus: nur Bach, das Erbe meiner Vorfahren und ich. Plötzlich nehme ich Geräusche wahr, die ich nicht zuordnen kann, drehe mich zum Rechner und sehe das grüne Licht der Kamera. Sie beobachtet mich wie ein Zyklop – und durch sie mein Schüler! Wie lange ist er schon „da“? Nach einem Augenblick der Stille gratuliert er mir zur schönen Musik. Verlegen entschuldige ich mich für mögliche verbale Ausrutscher. Er meint, er habe außer Musik nichts gehört. Manche Menschen haben ein großes Herz.
Leser kochen für Leser
mmh!
Sunneggs plentane Kasknödl > Zutaten für 5 Personen 750 g grobes Buchweizenmehl 100 g Weizenmehl 1 Stange Lauch, kleinwürfelig geschnitten 150 g Speck, gewürfelt eine Handvoll Schnittlauch ½ l Wasser, 150 g Öl 150 g Gorgonzola, 50 g Butter
eventuell Öl und Wasser nachgießen. Die Masse zu kleinen Laibchen formen, je ein Klößchen Butter und Gorgonzola auf die Laibchen geben und im Knödelteig einwickeln. 15 Minuten nicht ganz zu sprudelnd kochen lassen. Die Knödel auf gedünstetem Kraut anrichten.
Meeting mit Ding „Also lasst uns unsere Videokonferenz beginnen. Danke für eure Zeit!“, sagt der Franz euphorisch, und dabei hält er demonstrativ eine inzwischen halbleere Flasche Corona in die Kamera. Moment, sag ich, Frieda ist noch nicht da, aber Franz hört mich nicht – aha, ich muss in den Systemeinstellungen noch irgendwas blockiert haben. „Mein PC macht grad ein Update“, schreibt Frieda inzwischen in unsere WhatsApp-Gruppe, „bin’s gleich.“ Nach einer gefühlten Stunde – „Blup!“ – erscheint nun auch Frieda am Bildschirm, aber eigentlich interessiere ich mich mehr dafür, was da im Hintergrund in ihrem Wohnzimmer alles zu sehen ist – das ist ja höchstinteressant! „Höchste Zeit!“, sagt der Franz mit leerer Corona-Flasche schon ein bisschen genervt. „Zeit! Eit! Eit!“, sagt Frieda, worauf ich ihr erkläre, dass sie den Kopfhörer verwenden muss, sonst gibt es ein Echo. Echo. Cho. Cho. „Ach so“, sagt sie, „dann nehme ich eben die Ding, die Stöps ...“ – und weg war sie. Deine Kopfhörer haben kein Mikro, erklär ich ihr, also hören wir dich nicht, worauf sie die Stöpsel wieder entfernt. Fernt. Ernt. Ernt. „Macht nix“, sagt der Franz, „wir verstehen uns schon trotzdem. Tzdem. Dem. Dem. „Also“, sagt er, „wir müssen uns ein bisschen beeilen, ich hab nicht mehr viel Akku!“ Und dann sagt er nix mehr, denn sein Gesicht erstarrt im Bildschirm, als würde er urplötzlich vom Möbius-Syndrom befallen sein. „Wir haben Franz verloren“, sagt Frieda, „was machen wir jetzt?“ Keine Ahnung, sag ich. Vielleicht steht im Kühlschrank noch ein Corona?
> Zubereitung Lauch, Weizenmehl, Speck und Schnittlauch mit dem Buchweizenmehl vermischen; Wasser und Öl hinzufügen, salzen. Gut durchkneten, damit die Masse bindet (sich zu gut Südtirolerisch wie „Malta“ anfühlt);
Alexander Thaler, Chef vom Restaurant Sunegg in Kranebitt, hat aus der Not eine Tugend gemacht und aus der häuslichen Quarantäne seinen Followern in den sozialen Medien leckere Rezepte vorgekocht, darunter die Plentanen Knödel seiner Oma – aus einer Zeit „als die Leut‘ noch nicht viel gehabt haben“. Haben auch Sie ein besonderes Rezept, das Sie unseren Lesern nicht vorenthalten möchten? rezept@brixner.info
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Menschen & Meinungen
Freunde und Gönner Raimund Seebacher, Johann Thaler, Maria Pedratscher, Luciano Perli, Claudio Agostinis, Erika Maria Plankensteiner, Giuseppina Bau, Rosa Trocker, Johannes Messner, Hilda Oberhofer, Richard Michaeler, Johann Molling, Maria Alberta Zennaro, Hedwig Helfer, Margareth Karl Ippoliti, Irmgard Jaist, Margareth Jaist, Adolf Balzarek, Günther Sottoperra, Hartwig Peer, Wilhelm Burger, Achim Kirchler, Annamaria Waldner, Alma Oberhauser, Günther Baumgartner, Thomas und Romana Klapfer, Ludwig und Edith Scheiber, Christa Eisenstecken, Josef Pius Gritsch, Josef Kusstatscher, Richard Mair, Stefanie Leitner, Karin Zwischenbrugger, Barbara Malisova Pauletto, Jakob und Isabella Engl, Hartmann und Carla Sottsas, Karin Sader, Veronika Sabetta Mair, Renate Mair, Eduard Weissteiner, Oswald Fischnaller, Roland Kerschbaumer, Riccarda Gentile, Luis und Christine Ruedl, Herbert und Dorothea Gasser, Grüner Baum GmbH, Johanna Ebensberger, Paul und Gertrud Zanon, Roman und Lorena Psaier, Philipp Gummerer, Andrea Pichler, Irene Eller, Gertrud Markart, Valentin Schrott, Hans und Christa Pichler, Markus Haller, Richard Duml, Franz und Luciana Colombi, Engelbert Gatterer, Thomas Schraffl, Hannes
Hofer, Helmuth Schranzhofer, Herbert Hinteregger, Otmar Perkmann, Günther Michaeler, Franz Hinteregger, Gabriela Kaneider, Sebastian Ostermayer, Rita Oberrauch, Werner Hinteregger, Sabine Niederstätter, David Daporta, Anna Maria Kiebacher, Luzia Rigger, Verena Stockner, Martina Gasser, Walter Windisch, Wilhelm Gruber, Heidi Wierer, Gertrud Lechner Grünfelder, Valtrude Eisenstecken Egger, Giorgio Siniscalchi, Anwaltssozietät Delueg Gebhard, Georg Kaser, Verena Zöschg, Fabian Tirler, Agata Federspieler, Astrid Wolfsgruber, Marlene Maurer, Roland Erardi, Maria Anna Deltedesco, Hilda Maria Holzer, Elfriede Fischnaller, Erhard Markart, Walter Brida, Christine Hofer, Artur Tschiesner, Erwin Knapp, Walter Leitner, Philipp Fallmerayer, Siegfried Kerschbaumer, Erich Mussner, Albin Sigmund, Peter Paul Niederegger, Paul Tschurtschenthaler, Oswald Untermarzoner, Irmgard Larcher, Pem.bz GmbH, Dolores Tauber, Brigitte Thöni, Petra Auer, Margareth Solderer, Josef und Maria Hofer, Karin Amort, Reinhold Radmüller, Josefina Hinteregger, Oskar und Irene Mitterrutzner, Helmut Kuen, Elmar und Erna Steinegger, Brigitte Aricochi, Konrad Wieser, Josef Matzneller, Christoph Gostner, Miriam Zenorini, Hanna Obletter, Horst Peintner, Os-
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Mühlbach, Pustertaler Straße 30 info@moebel-rogen.it
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wald Gruber, Paul Auer, Hubert und Monika Klement, Hermann und Klara Leitner, Margareth Leitner Vorhauser, Karin Goller, Dominik Dorfmann, Johann Gamper, Waltraud Unterleitner Brugger, Helmuth und Maria Agreiter, Kurt Unterweger, Hannes Huber, Gottfried und Erika Braun, Plose Metallbau KG, Angelika Hummel, Jakob und Sonja Kompatscher, Werner und Gertrud Silgoner, Markus und Monika Hilpold, Paolo Trotter, Franz und Annelies Messner, Hermann und Hedwig Sigmund, Genovefa Rastner, Maria Hinteregger, Wolfgang und Adolfine Heidenberger, Hannelore Unterthiner Zingerle, Erika Kerschbaumer, Giorgio Bragagna, Rudolf Chizzali, Maria Anna Oberrauch, Renzo Paolo Pacher, Wilhelm Weissteiner, Günther Egger, Claudio Zorzi, Elisabeth Mayrhofer, Andreas Girtler, Peter Paul Hirn, Maria Gasser, Scantamburlo & Co., Gretel Demetz, Hotel Tratterhof GmbH, Gertrud Moret, Georg Hofmann, Katrin Waldboth, Dorit Kessel, Hubert und Edeltraud Kaser, Hermann Prosch, Luis Fischnaller, Ivo Kompatscher, Helga Kircher, Paula Bacher, Martha Pürgstaller, Andrea Hauser, Andreas Gostner, Peter Dabringer, Leonhard Psaier, Franz Wierer, Rosa Klammer Mayr, Karl Franzelin, Franz Kerschbaumer, Josefine und Alois Zingerle, Giuseppe
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Polidori, Anton Planatscher, Josef Pfeifhofer, Johann Hofer, Irma Prosch, Peter Zingerle, Agricole-Guy Beverley, Tomaso Pietro Lintner, Klaudia Pastura, Domenicangelo Lapadula, Josef Mulser, Barbara Rabensteiner, Alfred Dalla Torre, Elisabeth Pezzei, Hermann Priller, Frieda Abfalterer, Erwin Pernthaler, Waltraud Fulterer, Hansjörg Stampfer, Margareta Staudacher, Josef Rossmann, Myriam Nössing, Laura Tauber, Albert Pixner, Josef Larcher, Erwin Pernthaler, Klara Oberhauser
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Diese Liste enthält alle Freunde und Gönner des „Brixner“, die ihren Beitrag bis 23. April 2020 überwiesen haben bzw. deren PostErlagscheinsquittung uns bis zu diesem Tag erreicht hat.
Sie wollen „Freund“ oder „Gönner“ unserer Zeitschrift werden? Südtiroler Volksbank:
IBAN IT76 X 05856 58220 070570164004
Raiffeisenkasse Eisacktal: IBAN IT57 A 08307 58221 000300005452
Südtiroler Sparkasse:
IBAN IT68 T 06045 58220 000000855000
BancoPosta:
IBAN IT76 V 07601 11600 000042779405
Pro& Contra Ist es sinnvoll, Leute zu denunzieren, die die derzeitigen Corona-Regeln missachten? Der Hintergrund:
Tiefgreifende Krisen bringen das Beste einer Gesellschaft zum Vorschein, aber sie fördern gnadenlos auch schlechte Eigenschaften zu Tage. Fast täglich erreichen unsere Redaktion anonyme E-Mails mit Fotos von irgendwelchen Menschen, die anscheinend gegen die Corona-Regeln verstoßen. Wir ignorieren die E-Mails und befördern sie in den virtuellen Papierkorb. Die Freiheitlichen haben aber eine Pressemitteilung zu diesem Thema veröffentlicht – samt Fotodokumentation zu obdachlosen Menschen.
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OSCAR FELLIN, Die Freiheitlichen: „Gleichbehandlung für alle!“
Ja Es geht nicht darum, zu denunzieren, sondern für Gerechtigkeit zu sorgen. Abgesehen davon, dass wir uns schon in einer weitgehenderen Lockerungsphase der Maßnahmen befinden sollten, damit unsere Wirtschaft nicht völlig gegen die Wand gefahren wird, gelten Regeln für alle. Die Ausgangssperren bestehen nun mal auf dem gesamten Staatsgebiet und müssen von allen eingehalten werden. Während Bürger und Besitzer von Handelsgeschäften für Kleinigkeiten bestraft, man kann fast schon sagen schikaniert werden – an jeder Ecke Carabinieri, Polizei und Militär –, bleiben manche Gruppen anscheinend von Kontrollen verschont. Hier geht es nicht darum, jemandem Schikane zu wünschen, sondern um die Tatsache, dass sie Regelverstöße begehen und von Kontrollen nicht ausgenommen werden sollen. Gleichbehandlung für alle! Warum soll sich der allergrößte Teil der Bevölkerung an die Regeln halten, zu Hause bleiben, nur mit gutem Grund das Haus verlassen, öffentliche Parkanlagen nicht nützen und soziale Kontakte meiden, und einzelne Gruppen eben nicht? Bürgermeister Peter Brunner berichtete der „Südtiroler Tageszeitung“, dass die Übernachtungsstätten für die Betroffenen zwar auch tagsüber geöffnet sind, man die Bewohner allerdings nicht dazu verpflichten wolle, auch tagsüber dort zu sein, denn schließlich könne man diese nicht einfach einsperren. Es stellt sich die Frage, warum man dies von der ganzen Bevölkerung verlangen kann, aber von manchen Ausnahmen nicht, die zudem mit ihren Regelbrüchen die Gesundheit anderer gefährden. z
MARGOT MAYRHOFER, Schauspielerin: „Denunziantentum vergiftet die Gesellschaft“
Nein Schon im Kindergarten haben wir gelernt, dass es uns nicht weiterbringt, andere zu verpetzen. Mit dem, der die Dinge nicht selbst klärt und stattdessen immer gleich zur Tante rennt, will irgendwann keiner mehr spielen. Vom Schaden, den die Gruppe dadurch genommen hat, gar nicht zu reden. Jetzt, in diesen unsicheren Zeiten, scheint das Denunziantentum wieder aufzublühen: Obwohl sich der Großteil der Bevölkerung diszipliniert an die Regeln hält, bespitzeln Hobbypolizisten unter dem Deckmantel der Zivilcourage ihre Mitmenschen. Da werden spielende Nachbarskinder und der joggende Bekannte fotografiert und diese scheinbaren Verstöße gegen Recht und Ordnung der entnervten Polizei vorgelegt. Dabei geht es den Denunzianten wohl weniger um die Gesundheit der Menschen, sondern um ein paar Momente der Genugtuung. Oder ist es Neid? Die Angst vor der unsicheren Zukunft? Durch argwöhnisches Kontrollieren wird sich dieses Problem aber nicht lösen lassen, im Gegenteil: Es wird noch schlimmer. Denunziantentum vergiftet die Gesellschaft, schafft Misstrauen und macht uns letztendlich krank. Dabei brauchen wir gerade jetzt das Gefühl des Miteinanders, um diese Krise mit allen persönlichen Einschränkungen zuversichtlich und geduldig aushalten zu können. Wer in diesen Tagen wirklich etwas zur Krisenbewältigung beitragen möchte, sollte mal für die ältere Nachbarin einkaufen gehen, oder er meldet sich bei alleinstehenden Bekannten. Damit „Südtirol hält zusammen“ nicht nur eine leere Floskel bleibt. z
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Menschen & Meinungen
Gastkommentar: Sabine Cagol und Roger Pycha
Depression ist kein Fall für Schokolade Die Weltgesundheitsorganisation hat für 2020 die Depression an die zweite Stelle der Krankheiten gesetzt, die die Menschheit am meisten beeinträchtigen. An erster Stelle stehen die Herz-Kreislauferkrankungen. Allerdings verschiebt die aktuelle Covid-19-Pandemie alle Vorhersagen: Die tausenden Todesopfer weltweit sind vor allem alte bis sehr alte Menschen mit schweren Vorerkrankungen am Herzen, am Kreislauf und an der Lunge. Nach der Corona-Krise wird deshalb die Gesundheitsstrategie der WHO neu zu schreiben sein: Schlagartig wird die Depression zur Weltkrankheit Nummer eins geworden sein. Die Corona-Krise selbst bildet für Menschen mit einer psychischen Erkrankung einen zusätzlichen Stressor und wird von vielen Patienten als hochbelastend erlebt. Gesundheitliche, berufliche, wirtschaftliche Unsicherheit und Ungewissheit verstärken Ängste – diese spielen im Hintergrund vieler psychischer Erkrankungen eine Rolle, können Depressionen aufschaukeln. Fehlende soziale Kontakte und Isolation verstärken Depressions-Tendenzen. In einer
Depression wird alles Negative im Leben vergrößert wahrgenommen und ins Zentrum gerückt, so auch die Sorgen und Ängste wegen des Corona-Virus. Depressiv Erkrankte fühlen sich erschöpft und neigen dazu, sich ins Bett zurückzuziehen. Dieses Verhalten bewirkt aber eine Zunahme des Erschöpfungsgefühls und der Depressionsschwere.
22 Prozent der Italiener klagen über große Reizbarkeit, 14 Prozent beschreiben Partner- und Familienkonflikte, zehn Prozent Essstörungen. Nur 28 Prozent der Befragten sind mit dem Leben in der Krise versöhnt. Die Umstände, die am meisten belasten, sind zu 51 Prozent die mangelnden sozialen Kontakte, zu
„Die Corona-Krise selbst bildet für Menschen mit einer psychischen Erkrankung einen zusätzlichen Stressor und wird von vielen Patienten als hochbelastend erlebt“_ Roger Pycha Es ist deshalb sehr wichtig, in Quarantäne der Versuchung zu widerstehen, früher ins Bett zu gehen oder sich tagsüber hinzulegen. Ganz im Gegenteil: Frühes Aufstehen, am besten um eine Stunde früher als üblich, hilft, die Depression zu bekämpfen. Auch eine durchdachte Tagesstrukturierung hilft sowie all die anderen Tipps, die es zum guten Überstehen dieser Krise gibt. Depressiven Menschen fehlt aber häufig die Energie dazu. Deshalb stellt die „European Alliance Against Depression“ das internet-
Zum den Autoren Roger Pycha ist Primar des Psychiatrischen Dienstes Brixen und seit 2018 Koordinator des Netzwerks psychischer Gesundheit im Südtiroler Sanitätsbetrieb. Seit 1994 ist er Mitglied des Südtiroler Fachkomitees für Psychiatrie. Seit März koordiniert er das Hilfswerk „Psyhelp Covid-19“.
Sabine Cagol ist Psychologin und Psychotherapeutin; sie leitet die EOS-Fachambulanz für psychosoziale Gesundheit im Kindes- und Jugendalter in Bruneck. Sie ist Präsidentin der Berufskammer der Psychologen Bozen und Leiterin der Europäischen Allianz gegen Depression in Südtirol.
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basierte Programm „iFightDepression“ der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung. Das Tool ist für Menschen mit leichteren Depressionsformen ab 15 Jahren geeignet. Es unterstützt Betroffene beim eigenständigen Umgang mit den Symptomen der Depression und gibt Hinweise für den Alltag. Normalerweise setzt
„iFightDepression“ eine Begleitung durch einen Arzt oder Psychotherapeuten voraus. Aufgrund der Krise ist das Programm nun für sechs Wochen auch ohne Begleitung zugänglich. In diesem Zusammenhang sind neueste Erkenntnisse zu den Folgen der Corona-Krise und deren Unterschiede zwischen Italien und Deutschland sehr interessant. Der Nationale Rat der italienischen Psychologenkammern hat eine Studie in Auftrag gegeben, die das Istituto Piepoli dieser Tage beendet hat. Nach sechs Wochen Lockdown sind psychische Folgeschäden deutlich: 72 Prozent aller Italiener leiden ausgeprägt unter der Krise; am stärksten trifft es Frauen zwischen 35 und 55. Angststörungen führen die Liste der Beschwerden mit 42 Prozent an – ganz offensichtlich die Angst um die eigene Gesundheit, um das Überleben und um Angehörige. Vor dem Corona-Virus litten in Europa 14 Prozent aller Menschen an Angststörungen, wie eine breit angelegte Metaanalyse von Wittchen 2010 ergab. Zur Zeit klagen 24 Prozent der befragten Italiener über Schlafstörungen, normalerweise sind es sieben Prozent. Depressionen, die vorher zu 6,9 Prozent vorkamen und in Europa vor Covid-19 die zweitwichtigste Krankheit nach Herz-Kreislaufbeschwerden darstellten, sind in Italien auf 18 Prozent angestiegen und schlagartig die bedeutsamste Störung jenseits von Covid-19 geworden.
31 Prozent reine psychische Belastungen, zu 27 Prozent der Bewegungsmangel an der Frischluft, zu 24 Prozent räumliche Enge, zu 20 Prozent Arbeitsmangel und zu neun Prozent erzwungenes Zusammenleben. In Deutschland hat die „Covid snapshot Monitoring Studie“ COSMO, die bundesweit Daten über Menschen in der Krise zusammenträgt, soeben etwas andere Ergebnisse erbracht. Im Vordergrund der Beeinträchtigungen stehen auch dort Angststörungen, die ja auch die weltweit häufigsten seelischen Beschwerden darstellen und in der Krise dramatisch anwachsen. Sie betreffen aber am stärksten junge Männer zwischen 30 und 40, die in der rush-hour des Lebens stehen und mit beruflicher Karriere und sozialer Anerkennung beschäftigt sind. Beides ist im Augenblick durch den Lockdown, der in Deutschland ja etwas sanfter geschieht als in Italien, gefährdet. Berufliche und wirtschaftliche Zukunftssorgen beschäftigen überhaupt die Deutschen mehr als die Angst um den möglichen Tod ihrer Angehörigen; die Rezession ist ihr Schreckgespenst. Die Isolation verstärkt die Angst, das zunehmende Alter hingegen mindert sie: Deutsche beiderlei Geschlechts über 60 haben weniger Angst um ihre eigene Gesundheit und noch weniger um wirtschaftlichen Ruin. Für Italien sagt David Lazzari, der Präsident der Nationalen Psychologenkammer, eine vor allem psychische Notsituation voraus.
info Die Psychologischen Dienste des Südtiroler Sanitätsbetriebes stehen allen Menschen für telefonische Beratungen ganz allgemein und speziell auch zum Umgang mit eventuellen psychischen Belastungen und Unsicherheiten rund um Covid-19 telefonisch zur Verfügung: Bozen: Tel. 0471 435001, Mo-Fr 8:30-12 Uhr und 14-16:30 Uhr Meran: Tel. 0473 251000, Mo-Do 8-12 Uhr und 14-16 Uhr, Fr 8-12 Uhr Bruneck: Tel. 0474 586220 Mo-Fr :.30-12 Uhr und 14-17 Uhr Brixen: Tel. 0472 813100 Mo-Do 8-12 Uhr und 14-16 Uhr, Fr 8-12 Uhr Für dringende Fälle ist zudem der landesweite Dienst für Notfallpsychologie rund um die Uhr täglich unter der Telefonnummer 366 6209403 erreichbar.
Die besten wissenschaftlich belegten Mittel, damit umzugehen, seien psychologische Eingriffe und Psychotherapien. Darauf sei Italien aber nicht vorbereitet: 80 Prozent aller Betroffenen riskierten im Augenblick, ohne geeignete Hilfe zu bleiben. Enrico Zanalda, Präsident der italienischen Gesellschaft für Psychiatrie, unterstreicht, wie rasch die psychiatrischen Dienste ihre Tätigkeit auf Telefon, Skype, WhatsApp und Internet verlagert haben, um psychisch Kranken trotz mangelnder persönlicher Kontakte beizustehen. Dennoch nimmt der Verbrauch von Beruhigungsmitteln deutlich zu. Psychisch Kranke, erklärt er, sind auch aufgrund ihrer Zigarettenrauchgewohnheiten stärker gefährdet, schwer an Covid-19 zu erkranken. Ulrich Hegerl, der Präsident der „European Alliance Against Depession“ mit inzwischen weltweiter Verbreitung und Sitz in Leipzig, ergänzt: „Depression ist die zweitgrößte Gefahr nach Covid-19. Bei Depression darf nicht auf Psychotherapie und auf antidepressive Medikamente
verzichtet werden. Depression ist kein Fall für Schokolade.“ Besonders in dieser Krisenphase sind psychisch kranke Menschen auf die Stabilisierung durch psychotherapeutische Behandlungen und psychiatrische Kuren angewiesen, und zwar nicht nur, wenn sie suizidgefährdet sind. Die Psychologen und Psychiater in Südtirol halten auch in dieser Zeit Kontakt zu ihren Patienten. Das ist jetzt besonders wichtig! Das persönliche Treffen von Patienten ist derzeit aber nur bei einer klinischen Dringlichkeit sinnvoll; staatsweit sind ja soziale Kontakte auf das absolut Notwendige einzuschränken. Die Behandlungen können aber telefonisch oder im Videoanruf durchgeführt werden, um die Patienten und Therapeuten zu schützen. Grundsätzlich sollen Menschen, die eine medikamentöse Therapie einnehmen, diese in der besonders schwierigen Lage nicht unterbrechen. Antidepressiva wirken, wenn man sie absetzt, bis zu drei Wochen nach. So kann das Bild einer raschen Heilung ohne Medikament entstehen, das sich nach Wochen in einen Rückfall
wandelt. Da Depressionen und Angststörungen im Frühling meist intensiver auftreten, gibt es einen zweiten guten Grund, den medikamentösen Schutz nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Aber nicht nur Menschen mit einer psychischen Vorerkrankung leiden. Natürlich können der wechselnde Druck, die Langeweile, die Erschöpfung, das Grübeln, die Angst, die Anspannung und die aggressive Entladung bei sozialer Isolation eine emotionale Achterbahn darstellen. Bei einigen ist das Entstehen einer neuen psychischen Erkrankung zu befürchten; so sehr ist die kollektive Befindlichkeit durch den Ausnahmezustand aus dem Gleichgewicht gebracht. Andererseits ist es beeindruckend, wie langjährige Patienten, die sich aufgrund ihrer Schwierigkeiten intensiv mit den eigenen Emotionen beschäftigen mussten, besonders routiniert und günstig mit der Situation umgehen können. Angstpatienten sind im Augenblick an den hohen Pegel von Unsicherheit angepasster als der Durchschnitt der Bevölkerung. Sie
haben bereits viele Krisenzeiten hinter sich, sind zu Experten im Umgang mit schwierigen Gefühlen geworden und wissen sich oft sehr gezielt zu helfen. Sie kennen aber auch ihre Grenzen. Sie wissen, dass es Momente gibt, in denen sie es alleine nicht mehr schaffen. Auch Betroffene, die an Depressionen leiden, können ihre eigene Erschöpfung meist so gut einschätzen, dass sie regelrecht spüren, ob sie den Beistand von Fachleuten benötigen. Inzwischen ist alles ganz einfach geworden, mit geringster Hemmschwelle: Anmeldungen, Erhebungen der Vorgeschichte, aber auch Diagnosestellungen und Behandlungen gelingen auf telefonischem Weg. Es genügt, anzurufen und die eigene Lage zu schildern. Das verlangt jetzt eigentlich weniger Zivilcourage als die früheren persönlichen Treffen mit den Experten. Diese Chance ist zu nutzen, wenn sie notwendig erscheint. Leserbriefe an: echo@brixner.info
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Menschen & Meinungen
UMFRAGE
Sehnsucht nach Schule? Als einer der ersten von den einschränkenden Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie betroffenen Bereiche haben Südtirols Schulen bereits am 5. März ihre Tore dichtgemacht. Fernunterricht lautet seither die Devise. Wie kommen Schüler und Studenten mit der neuen Situation zurecht?
„Ich habe Hausaufgaben bekommen und kann selbst entscheiden, wie viel ich jeden Tag davon abarbeiten möchte.“ Aivie Giovanoli hat sich „über die von der Lehrerin zugesandten Videos mit Bastelanleitungen für Ostern und den Vatertag sehr gefreut. Unsere Lehrerin hat eine Internetseite eingerichtet, auf der wir uns mit Themen auseinandersetzen können. Das ist eine coole Abwechslung! Ich vermisse die Schule und meine Freunde aber sehr. Langweilig wird mir trotzdem nicht. Ich spiele, höre Musik oder lese“.
Das Arbeiten von zu Hause aus empfindet Leo Bernardi als „angenehm. Es ist aber anstrengender, als den Stoff in der Schule durchzumachen. Ich arbeite online mit dem Programm Microsoft Teams, was gut funktioniert. Wenn ich Fragen habe, kann ich diese über das Programm online an meine Lehrer stellen. In Englisch haben wir bereits drei Videokonferenzen gemacht. Ich finde, wir lernen derzeit fast gleich viel als direkt in der Schule“. 26
Anna Sofia Andreetto kommt „mit dem Fernunterricht gut zurecht. Meine Lehrerinnen schicken uns sehr tolle Sachen. Ich erledige meine Aufgaben am Vormittag, und am Nachmittag spiele ich mit meiner Schwester. Es gefällt mir, neue Dinge zu lernen. Ich suche Videos und Fotos zu Themen, die mir gefallen. Ohne Schule habe ich mehr Zeit, um Neues zu lernen. Ich vermisse aber die Schule, meine Freunde und Lehrerinnen sehr“.
Valeria Purzers Tag fängt mit ein bisschen Sport an. „Dann erledige ich die Schulaufgaben, wobei ich weniger geliebte Fächer gerne aufschiebe. Das führt nach einigen Tagen natürlich zu Stau und somit Stress. Die Motivation war am Anfang der Quarantäne-Zeit etwas leichter zu halten, und auch für die Matura zu lernen ist etwas in den Hintergrund gerückt. Irgendwie fehlt mir der Druck der Lehrer. Ich werde mir die Woche in Zukunft besser einteilen, um produktiver zu werden.“
„Zu Hause ist es manchmal ziemlich langweilig, auch wenn wir viel im Garten spielen“, sagt Leni Gasser. „Trotzdem vermisse ich meine Freundinnen. Das Aufgabenmachen funktioniert manchmal gut und manchmal nicht so gut. Ich kann mich oft schlecht konzentrieren, auch weil mich mein kleiner Bruder immer wieder ablenkt. Meine Mami muss mich immer wieder zum Weitermachen überreden. In der Schule geht das viel einfacher.“
Die ungewöhnliche Situation erfordert auch im Schulalltag von Theresa Schatzer eine gewisse Anpassungsfähigkeit: „Ich finde diese neue Situation eine spannende Herausforderung zum normalen Unterricht. Unsere Lehrpersonen gestalten den Fernunterricht sehr interessant und abwechslungsreich. Ich komme damit gut zurecht, hoffe aber, dass die Schule bald wieder beginnt, da es mein letztes Jahr am Mühlbacher Herz-Jesu-Institut ist. Für die Zukunft könnte ich mir diese Form des Unterrichts vorstellen, würde aber den normalen Unterricht bevorzugen.“
Die besondere Schulsituation ist für Klemens Peintner „eine sehr interessante Abwechslung. Die Motivation ist teilweise gegeben; falls nicht, zeigen meine Lehrer auch Verständnis, und man scheint sich netterweise gemeinsam durchzukämpfen. Jedoch fehlt mir das soziale Umfeld sehr, und darum hoffe ich, dass dieser Ausnahmezustand so schnell wie möglich aufhört. Eine Art des Teleunterrichts in Zukunft im regulären Unterricht wiederzufinden fände ich sehr interessant und eine willkommene Abwechslung“.
Die Routine des Schulalltags vermisst auch Anna Gasser: „Mein Tag ist vollgepackt mit Freizeitaktivitäten und Hausaufgaben. Ich genieße die Zeit mit meiner Familie, und wir spielen jetzt öfter ‚Mensch-ärgere-dich-nicht‘. Der Fernunterricht ist hin und wieder echt stressig, und es fällt mir manchmal schwer, mich für die Schulaufgaben zu motivieren. Ich hoffe deshalb, dass die außergewöhnliche Schulsituation bald ein Ende hat und freue mich schon, meine Freunde wiederzusehen.“
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Kunst & Kultur
„Kultur muss weitergehen“
Foto: Oskar Zingerle
IM GESPRÄCH MIT LANDESRAT PHILIPP ACHAMMER
Gemeinsam mit Kulturlandesrat PHILIPP ACHAMMER analysiert der „Brixner“ die Folgen der Corona-Pandemie, mit denen die Südtiroler Kulturszene im heurigen Jahr zurechtkommen muss. Der Landesrat erklärt, warum die Landesregierung eine Soforthilfe beschlossen hat und wie man in den nächsten Monaten mit Härtefällen vorgehen wird. Herr Landesrat, aus meiner Sicht wird der Kulturbetrieb als letzter Bereich wieder in die „Normalität“ zurückfinden, weil Menschenansammlungen verständlicherweise riskant sind. Wie werden sich die Dinge aus heutiger Sicht entwickeln? Wie schafft man die Gratwanderung, im richtigen Moment Veranstaltungen wieder zuzulassen? LR PHILIPP ACHAMMER: Es ist tatsächlich damit zu rechnen, dass jene Bereiche, die große Menschenansammlungen mit sich bringen, deutlich später wieder in eine gewisse Normalität zurückfinden werden. Laut staatlichen Bestimmungen gilt der „stato di emergenza“ bis zum
Frage, in welcher Form kulturelle Tätigkeit trotz der Unmöglichkeit physischer Präsenz weitergeführt werden kann. Wird es beim 31. Juli bleiben? Der Notstand läuft im Moment bis Ende Juli, aber ich bin davon überzeugt, dass das öffentliche Leben generell auch danach noch eingeschränkt sein wird. Distanzregelungen und Vorsichtsmaßnahmen werden in allen Bereichen im Sommer bestehen bleiben. Schauen Sie, in München ist das Oktoberfest inzwischen abgesagt worden – das erklärt alles. Die Frage ist also, ob Veranstaltungen nach dem 31. Juli zumindest eingeschränkt stattfinden
„Den Kulturbetrieb trifft diese Krise wirklich hart“_ LR Philipp Achammer 31. Juli; damit steht inzwischen mal fest, dass bis zu diesem Tag öffentliche Veranstaltungen an und für sich gar nicht zugelassen sind. Für die Zeit danach müssen wir sehen, mit welchen Vorsichtsmaßnahmen wie zum Beispiel Sicherheitsabständen man arbeiten kann. Wir wissen aber, dass viele Initiativen im heurigen Jahr mehr oder weniger undenkbar sind – Musikfestivals zum Beispiel. Sie haben also vollkommen recht, den Kulturbetrieb trifft diese Krise wirklich hart. Das betrifft Künstler, Kulturbetriebe und viele ehrenamtliche Kulturorganisationen. Dazu gesellt sich die für mich ebenfalls zentrale 28
können und wie die entsprechenden Einschränkungen aussehen werden. Das kann heute noch niemand beantworten. Abstandsregelungen sind ja in den allermeisten Kulturlocations ziemlich unmöglich ... Richtig. Und trotzdem: Unabhängig von den Möglichkeiten und Einschränkungen müssen wir dafür sorgen, dass der Kulturbetrieb wieder ins Laufen kommen kann. Gerade die letzten Wochen haben gezeigt, dass Kultur nicht nur „analog“ stattfinden kann, sondern auch „digital“. Ich merke aber sehr deutlich, auch durch
entsprechende Mitteilungen über die sozialen Medien, dass sich viele Künstler jetzt in einer existenziellen Notlage befinden – und da hat man wenig Nerven, sich kulturell zu betätigen. Wie kann die Politik helfend eingreifen? Nun, Sofortmaßnahmen hat es bereits gegeben. Wir wollten sofort agieren, weil es uns wichtig war, den verschiedenen Akteuren sehr schnell zu signalisieren, dass wir sie in dieser Krisensituation ganz sicher nicht ihrem Schicksal überlassen. Das große Problem im Kulturbereich liegt nämlich daran, dass es bei uns – wie in ganz Italien – praktisch keine soziale Absicherung für Künstler gibt. In Österreich und Deutschland gibt es eine Künstlersozialkasse, in die die Künstler einzahlen können – dadurch sind sie auch in derartigen Situationen sozial abgesichert. Eine entsprechende Absicherung wird bei uns in Südtirol schon sehr lange diskutiert, auch wenn es eigentlich ein staatliches Thema wäre. Die Corona-Krise hat aber deutlich gezeigt, dass wir uns nicht auf eine römische Lösung verlassen können und versuchen müssen, auch eine lokale Lösung anzupeilen, vielleicht über eine regionale Zusatzrente. Es ist nämlich nicht akzeptabel, dass Künstler in einer solchen Krise ohne jegliche Einnahmen und ohne jegliche Unterstützung gelassen werden. Eine Soforthilfe war uns auch deshalb sehr wichtig. Sie nehmen Bezug auf die 600 Euro?
Wir wissen, dass das in den allermeisten Fällen viel zu wenig ist, aber es ist ein Anfang. Ich möchte aber betonen: Das ist eine Notmaßnahme, ein erster Schritt. Darüber hinaus brauchen wir weitere Maßnahmen, weil es ohne Zweifel Härtefälle geben wird, die wir zwischenzeitlich absichern müssen. Künstler leben sehr oft von der Hand in den Mund – sie finanzieren ihr Leben von einer Produktion zur nächsten. Hat ein Schauspieler oder ein Musiker keinen Auftritt, bleiben auch die Einnahmen aus. Wenn ein Bildhauer keine Interessenten hat, verkauft er kein Werk. Auch wenn sie von einigen kritisiert worden ist: Die Soforthilfe von 600 Euro hat für riesige Resonanz
VIDEOKONFERENZ MIT LR PHILIPP ACHAMMER: „Hat ein Schauspieler oder ein Musiker keinen Auftritt, bleiben auch die Einnahmen aus“
gesorgt, was für mich ein klarer Beweis dafür ist, dass es viele Künstler gibt, die dieses schnelle Geld unbedingt gebraucht haben.
dass wir im Kulturassessorat auch belegte Kosten zulassen werden für Veranstaltungen, die nicht stattfinden konnten. Kulturveran-
wenn die Veranstaltung letztendlich nicht stattfinden kann. Träger ohne Gewinnabsicht müssen wir auf jeden Fall schadlos halten;
Keine Organisation muss um die eigene Existenz als Kulturbetrieb fürchten“_ LR Philipp Achammer Aber es braucht weitere Gelder für Härtefälle, das ist uns natürlich bewusst. Auch Vereine bringt die derzeitige Situation in Schwierigkeiten. Ja, natürlich. Den Kulturbetrieben haben wir inzwischen erklärt,
stalter sollten also genau dokumentieren, welche Kosten ihnen entstehen aufgrund oder trotz dieser Situation. Wenn ich einen Ganzjahresbetrieb habe mit fix angestelltem Personal, dann muss dieses Personal auf jeden Fall gezahlt werden. Wenn Produktionen abgesagt werden müssen, entstehen häufig Kosten, auch
keine Organisation muss um die eigene Existenz als Kulturbetrieb fürchten. Wir werden einen Härtefonds errichten, mit dem wir Ausgleichsfinanzierungen gewähren werden. Diese Krise führt uns auch klar vor Augen, welche wirtschaftliche Bedeutung die Kultur in
einem Land wie Südtirol hat, denn vom Kulturbetrieb leben nicht nur Kulturvereine und Künstler, sondern auch Techniker, Cateringfirmen und die entsprechenden Mitarbeiter. Viele davon haben nun monatelang keine Arbeit. In der Tat, und es ist im Moment, wie gesagt, sehr unsicher, wann alle Veranstaltungen wieder erlaubt sein werden. Firmen können für ihre Mitarbeiter die Lohnausgleichskasse in Anspruch nehmen, auch wenn das eine unschöne Lösung ist. Für solche Fälle haben wir in der Landesregierung das zweite Paket geschnürt, den Härte- und Konjunkturfonds. Hier wird es Unterstützungen für 29
Kunst & Kultur
Foto: Oskar Zingerle
spezifische Sektoren geben, die unter dieser Situation besonders leiden. Wie finanziert das Land die enormen Kosten aller Unterstützungsmaßnahmen? Wir müssen jetzt gewaltige Summen aufbringen, und wir stellen uns natürlich auch die Frage, ob man das als Verwalter verantworten kann. Es gilt aber der Grundsatz: Jenen, die unfreiwillig durch Corona in eine Notsituation kommen, müssen wir helfen. Das Land wird sich also verschulden müssen, aber dafür gibt es auch
LR Philipp Achammer: „Es gilt der Grundsatz, jenen zu helfen, die unfreiwillig durch Corona in eine Notsituation gekommen sind“ gute Gründe, denn die Empfänger verwenden diese Gelder ja nicht, um irgendwelchen Luxus anzu-
schaffen, sondern um wiederum ihre Kosten zu decken – Mieten, Personal, Fixkosten. Damit sto-
ßen wir den Wirtschaftskreislauf wieder an, was auch für die Autonome Provinz notwendig ist, weil dadurch ja wieder Rückflüsse und Steuereinnahmen ermöglicht werden, und damit können wir dann wiederum den Kulturbetrieb der kommenden Jahre finanzieren. Würden wir jetzt also nicht eingreifen, hätten wir in den nächsten Jahren keine Möglichkeit zur Förderung von Kulturinitiativen mehr – damit würde der Kulturbetrieb brachliegen. Das können und wollen wir uns nicht leisten. Die Corona-Krise wird möglicherweise die Gesellschaft nachhaltig verändern. Wenn Sie einen Zauberstab hätten: In welche Richtung sollte ein Paradigmenwechsel gehen? Was ist aus Ihrer Sicht bisher falsch gelaufen? Nun, wir waren in den letzten Jahren in einer Phase, wo es immer um „höher, schneller und weiter“ ging. Mit Corona kam plötzlich ein Moment, der alles zum Stillstand brachte, und jeder sitzt zu Hause. Vielleicht sollte es in den nächsten Jahren darum gehen, unseren Alltag „langsamer, nachhaltiger und intensiver“ zu erleben. Regionalität und Nachhaltigkeit wird noch viel mehr zum Leitmotiv werden. Was den Kulturbereich anbelangt: Bertolt Brecht hat in der „Dreigroschenoper“ gemahnt, zuerst komme das Fressen und dann die Moral. Wir müssen in diesem Sinne darauf achten, dass Kultur in den nächsten sorgenvollen Jahren von vielen nicht als elitäre Luxusthematik betrachtet wird, denn Kultur hat für die Entwicklung einer Gesellschaft eine enorme Bedeutung. Außerdem ist Kultur ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor. Ich hoffe, dass die Bevölkerung diese Bedeutung auch in schwierigen Jahren erkennt.
willy.vontavon@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info 30
MUSIK
Mexikanischer Traum Das Jugendsinfonieorchester Matteo Goffriller hat es geschafft: Bevor das heimtückische Virus Covid-19 dafür sorgte, dass die Schotten dicht gemacht wurden, durfte es einen grandiosen Erfolg in Mexiko feiern.
S
tephen Lloyd steht die Freude noch ins Gesicht geschrieben. Der Gründer und Leiter des in Brixen beheimateten Jugendsinfonieorchesters Matteo Goffriller ist Ende Februar glücklich und auch etwas stolz zurückgekehrt von einer überaus erfolgreichen Konzertreise nach Mexiko. Keine zwei Wochen später wäre so ein Unterfangen nicht mehr durchführbar gewesen: Grenzen wurden geschlossen, Flüge gecancelt, ganze Fluglinien stillgelegt.
Anruf aus Mexiko. Begonnen
hatte das musikalische Abenteuer im Februar vorigen Jahres mit einem Anruf aus Mexiko. Am Telefon meldete sich José Luis Chan Sabido vom Verein „Kunst & Music Yucatán“, der das Orchester nach Mérida einlud. „Man kann sich meine Überraschung vorstellen“, schmunzelt Stephen, „aber das Rätsel wurde bald aufgelöst.“ Sabido hatte auf Vermittlung des Orchestermitglieds Esther Unterfrauner eines der Videos auf YouTube gesehen und war derart begeistert, dass er kurzerhand beschloss, das Orchester nach Mexiko einzuladen. „Sabido hatte in Wien Dirigieren und Geige studiert, dort einige Jahre gelebt, ist aber schlussendlich nach Mexiko zurückgekehrt“, weiß Stephen zu berichten. Sabidos Tochter absolvierte ein Musikstudium in Graz und spielte mit Esther Unterfrauner im Universitätsorchester Graz, das letztes Jahr in Mexiko auftrat. Der Kreis schließt sich. So klein kann die Welt sein!
Viele Monate Vorbereitung. „An-
fangs hatten meine Frau und ich schon ein wenig Angst vor dem Aufwand, der zu bewältigen sein würde“, sinniert Stephen, „aber die Einladung war zu verlockend, als dass wir sie ausschlagen konnten.“ Es galt, günstige Flüge zu buchen – Kosten, die vorerst die Mitglieder selbst berappen mussten. Visa mussten ausgefüllt werden, ein Begleitteam war aufzustellen und Proben festzusetzen.
Stephen Lloyd (ganz links im Bild) mit seinem Jugendsinfonieorchester Matteo Goffriller im prachtvollen „Teatro José Paón Contreras“ von Mérida auf Yucatán Es begann eine siebenmonatige Vorbereitungszeit mit viel Unterstützung von enthusiastischen Eltern, Freunden und Sponsoren wie dem „Verein zur Erhaltung des historischen Zentrums der Stadt Mérida“, der das Projekt auch finanziell mitgetragen hat. So stiegen am 20. Februar 46 junge Musiker samt ihren zum Teil sperrigen Musikinstrumenten und sieben Betreuern in ein Flugzeug nach Mexiko. Nach dem anstrengenden 36-stündigen Flug mit drei Zwischenstopps hatte man gerade mal einen Tag, um sich vom Jetlag zu erholen, denn am 22. Februar fand der erste Auftritt im prachtvollen „Teatro José Paón Contreras“ von Mérida auf Yucatán statt. Sabido hatte sich zwei unterschiedliche Programme gewünscht. „Am ersten Abend durften wir Wiener Klassik im weitesten Sinne darbieten, C. W. Glucks ‚Furientanz‘, das 23. Klavierkonzert von Wolfgang Amadeus Mozart und die 8. ‚Unvollendete‘ Sinfonie von Franz Schubert. Außerdem hatten wir noch Gershwin und zwei Stücke von zeitgenössischen mexikanischen Komponisten eingeübt, namentlich Roberto Abraham Mafud und Gabriel Chan Sabido“, erzählt Lloyd. Stehende Ovationen
und sich überschlagende Kritiken erhielten die Youngsters auch am zweiten Konzertabend, an dem sie Werke aus dem italienischen Repertoire zum Besten gaben: die Ouvertüre zu Bellinis „Norma“ – ein Fagottkonzert von Vivaldi, wobei der junge Fagottist Augusto Palumbo besonders herausragte. Danach folgte „Gabriel‘s Oboe“ und eine Suite von Ennio Morricone mit wiederum zwei Stücken von mexikanischen Komponisten zum Abschluss. Begeistertes Lob erhielt das Orchester ebenso vom Bürgermeister der Stadt Mérida nach zwei didaktischen Konzerten vor 2.500 Schülern, verbunden mit einer umgehenden Einladung, in zwei Jahren wiederzukommen.
Der zweite Tag. Die folgenden
Tage waren gefüllt mit einer perfekt organisierten Sightseeingtour zu den antiken Maya-Stätten und einem entspannenden Strandbesuch in Cancún. „Eine solche Reise bedeutet, den kulturellen Austausch wirklich zu vollziehen“, ist der Dirigent überzeugt, „es sind unvergessliche Erlebnisse, die den Horizont erweitern. Neue Freundschaften entstehen und alte vertiefen sich.“ Genauso empfanden es auch die Jugendlichen, die diese Erfahrung niemals missen möch-
ten. Aylin Mayr schwärmt vom „atemberaubenden Publikum“, von der „tollen Gemeinschaft“ erzählt Katalin Schmidhammer, die Einfachheit und Gastfreundschaft bleibt Maria Ellemunt in Erinnerung sowie die Begeisterungsfähigkeit und Professionalität von Stephen Lloyd und seiner Frau Irene Troi. Raphael Lloyd genoss das Zusammengehörigkeitsgefühl jenseits der Sprachbarrieren, für Nadja Meraner sind die Erlebnisse mit den Orchestermitgliedern unvergesslich, und Patrick Delugan denkt noch heute an die Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft der Mexikaner. „Diese wunderbare Reise hat natürlich auch einen besonderen Stellenwert, weil das Coronavirus nun alles in Frage stellt“, seufzt Lloyd, „wir hoffen, dass die Konzertreihe in Südtirol stattfinden kann, wo wir am 31. Mai im Forum Brixen einen Auftritt geplant haben.“ Vorsorglich wurden Ersatztermine fixiert am 4., 5. und 6. September, jeweils für Brixen, Toblach und Algund. Bleibt zu hoffen, dass auch das Südtiroler Publikum in den Genuss der Darbietungen der fantastischen „Goffrillers“ kommt. irene.dejaco@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info 31
BRIXEN / SÜDTIROL
Kunst & Kultur
Kultur online – geht das? Das Corona-Virus macht Veranstaltungen den Garaus, und Kultur findet derzeit ohne Publikum, dafür per Stream aus dem eigenen Wohnzimmer statt. Technisch absolut machbar, aber: Ist das Online-Erlebnis vergleichbar mit der analogen Version? Der „Brixner“ hat einige Videos und Streams in den letzten Wochen verfolgt und mit den Akteuren gesprochen. In einem Punkt sind sich die Künstler einig.
E
s ist keine leichte Zeit für Kulturschaffende und -liebhaber. Seit dem 9. März mussten in Italien sämtliche Veranstaltungen abgesagt werden. Neben den beträchtlichen wirtschaftlichen Einbußen, die vielen Künstlern ihre Lebensgrundlage entziehen, raubt dies Besuchern auch die Möglichkeit, Kultur zu genießen – sei es Konzert, Theater, Kinobesuch, Lesung. Um die Zeit in Isolation zu überbrücken, werden Projekte teilweise online umgesetzt – auch in Brixen. Wie schafft man es jedoch, trotz Distanz eine Beziehung zum Publikum aufzubauen, und kann sich
das Erlebnis eines Livestreams dem physischen Besuch einer Veranstaltung annähern?
„Neisn’s Quarantine Ensemble“. Online finden sich zahlreiche Videos und Livestreams von Musikern, die die Zeit in Isolation nutzen. Unter ihnen ist der Brixner Cellist Nathan Chizzali. Er filmt seit über einem Jahr die eigenen Konzerte. Während der Isolation kam ihm dabei eine Idee: Er begann, alleine Ensembles zu spielen und die jeweilige Tonspur getrennt aufzunehmen. „Anfangs war es etwas schwierig, das richtige Zusammenspiel zu finden. Aber
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Hubert Dorigattis „South Tyrol United“ spätestens bei der vierten Tonspur macht es natürlich viel Spaß, weil man dann das Endprodukt quasi schon hört.“ Das Ergebnis nennt sich „Neisn‘s Quarantine Cello Ensemble“, bestehend aus: vier Versionen des Nathan Chizzali. In den Videos gibt er klassische Musik zum Besten, tritt dabei immer in verschiedener Kleidung (und Frisur!) auf und zaubert quasi ein faszinierendes Quartett ins Wohnzimmer. Während Chizzali dank Technologie einen Weg findet, seine One-Man-Show zu vervierfachen, startet Hubert Dorigatti im März einen Aufruf, um Südtirols Musikszene online zu versammeln. „Wir waren die Vorreiter mit diesem Projekt, und ich freue mich, dass es so gut ankam“, erzählt er. Über 60 Künstler, darunter auch einige Brixner, sind seinem Aufruf gefolgt. Durch das Projekt „South Tyrol United“ wurde der Song „Say Bye“ in den jeweiligen Wohnzimmern der Künstler aufgenommen. Ein Vorteil der sozialen Medien: Distanzen verschmelzen, und Musiker, die sich vorher nie begegnet waren, finden so zusammen. Auch andere Musiker nutzen die sozialen Medien als Plattform für ihre Auftritte: Während Max von Milland von München aus ein Live-Konzert auf Instagram gibt, verschafft Markus „Doggi“ Dorfmann seinen Zuschauern einen Zeitvertreib über Facebook Live.
Wenn die Essenz fehlt. Dem Musikbereich fällt es noch vergleichsweise leicht, die Zeit in Isolation zu überbrücken. Für das Theater fehlt allerdings eines der wichtigsten Elemente: das Publikum. Das Theaterpädagogische Zentrum (TPZ) macht zwar online Theater, indem einige Schauspieler in einem Video ihre Lieblingsszenen aus den letzten Jahren nachspielen. Auch hier gilt: alles von zu Hause aus. „Wir haben mittlerweile einige Onlineprojekte gestartet. Es ist jedoch absolut nicht vergleichbar mit dem analogen Theater. Es fehlt die Interaktion mit dem Publikum“, so Heidi Troi, künstlerische Leiterin des TPZ. Gleich zwei Bücher hat Heidi Troi im Februar veröffentlicht, und die Premierenlesung für ihren Krimi „Feuertaufe“ sollte eigentlich Anfang März stattfinden. Dann, einen Tag vor der Veranstaltung, trat das neue Gesetz in Kraft. Sie beschloss, ihre Lesung online zu halten, und so saß sie am Tisch, mit ihrem Buch, Speck und Rotwein. Vor sich sah sie anstelle des erwarteten Publikums eine Kamera; auch sie ist lediglich per Livestream mit ihrem Publikum verbunden. „Ich war mir nicht sicher, ob das was wird“, sagt sie, „aber am Ende lief es eigentlich gut.“ Ihr Kinderbuch „Lola reicht‘s“ las sie kurze Zeit später, wieder online, für die ZETT.
Heidi Troi
Nathan Chizzali
Formate wie diese scheinen gut zu funktionieren – auch, weil dadurch Menschen außerhalb von Brixen teilnehmen konnten. „Es scheint Menschen außerdem online einfacher zu fallen, Fragen zu stellen“, so Troi. Allerdings fällt ihr auf, dass die Leute grundsätzlich online weniger für Kultur zugänglich zu sein scheinen.
Kultur online – ein Zukunftsmodell? Jein. Je nach Branche kann
sich die Kultur zwar besser oder schlechter online verlagern, und innovative Projekte können so entstehen. Auf lange Sicht können Veranstaltungen aber nicht ersetzt werden. „Online kommen die Emotionen einfach nicht so gut
an, und ich freue mich schon wieder, echte Konzerte besuchen zu können!“, sagt Hubert Dorigatti. Auch Nathan Chizzali pflichtet dem bei: „Hoffentlich sehen wir uns wieder auf Konzerten, wenn das hier vorbei ist. Ich glaube, dass Menschen Kultur nun mehr zu schätzen wissen.“ Hier scheinen sich die Kulturschaffenden einig: Sie freuen sich schon auf den Zeitpunkt, wenn Veranstaltungen wieder analog stattfinden können. anina.vontavon@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info
Alle Videos und Livestreams findet man im ePaper des „Brixner“, auf den YouTubeKanälen der Künstler sowie auf ihren Social-Media-Accounts.
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MALEREI
Kunst & Kultur
Weiblicher Akt z Die Künstlerin Astrid Gamper ist eine von drei Gewinnerinnen bei der fünften Ausgabe der Kunstausstellung „Arte è Donna“ im Diözesanmuseum von Terni vom 7. bis 15. März. Sie lebt und arbeitet seit 2000 in Klausen, wo letztens ihre vielbeachtete Personale „Unter die Haut“ im Stadtmuseum zu bewundern war. Und es ist in der Tat viel nackte Haut, die Astrid Gamper auch im Siegerbild des diesjährigen Wettbewerbs für ausschließlich weibliche Künstlerinnen zeigt. Eher als Haut werden Häutungen
dargestellt, filigrane Striche und zarte Schraffuren, die den Frauenakt nur andeutungsweise freigeben, verletzlich, vielschichtig. Der nicht klar konturierte Körper scheint um sich selbst gewickelt zu sein, was vieles bedeuten kann, das mit dem Frausein heute zu tun hat: Verwirrung, Unsicherheit, existenzielle Not, aber auch Schutz vor Unbill wie den Pandemien unserer Zeit. ird
K&K Kunst & Kultur
MUSIK
Gletscherquartett auf Eis gelegt z Eigentlich sollte Manuela Kerer jetzt in Neuseeland sein, um der Aufführung ihres preisgekrönten Werkes „Gletscherquartett“ beizuwohnen im Rahmen der „World New Music Days ISCM“. Auch das Konzert in Südkorea muss ausfallen sowie die Aufführung im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten der Cusanus Akademie. Diverse Festivals in Deutschland und Österreich sind gestrichen und damit gleich zwei Aufträge als Dozentin in Kompositionswerkstätten. Die Uraufführung ihrer Oper „TOTEIS“ konnte glücklicherweise vom 13. März auf den 5. September
kurz
notiert
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verschoben werden. Wie für alle Künstler, bedeuten die Coronavirus-Ausfälle auch für Manuela Kerer massive Einbußen sowohl künstlerischer als auch finanzieller Natur. „Begegnungen mit hervorragenden Musikern sind extrem wichtig für meine künstlerische Laufbahn“, unterstreicht Kerer. Abgesehen von Honorarverschiebungen bedeuten die Absagen mitunter auch Tantiemenverluste, weil mit den Aufführungen auch Radio- und TV-Übertragungen verbunden sind. „Zur Zeit arbeite ich im Homeoffice, was ich ja gewohnt bin – ich habe Aufträ-
ge und muss Verträge einhalten, auch wenn das nicht ganz leicht ist neben der Betreuung der Kinder“, seufzt Manuela Kerer. Sie nimmt die Wertschätzung in dieser Krisenzeit sehr wohl wahr und
will optimistisch bleiben. „Aber uns Künstlerinnen bereiten diese Ausfälle schlaflose Nächte“, gibt Kerer zu bedenken, „denn wir haben keine Lobby, die der Politik Forderungen stellen würde.“ ird
Anfang April hätte Ingrid M. Lechner mit ihrem Soloprogramm „Willkommen“ Premiere in der Dekadenz feiern sollen. Nach den Absagen mischt die findige Schauspielerin Facebook auf und gibt als „Elli Schmitz“ im „flotten Beratungskanal von nebenan“ abstrus witzige Tipps und Tricks.
Für die „Brixner Tage des Buches“ haben Tiziana Campagnoli und Kathrin Gschleier vom Zentrum Narrativ in Zusammenarbeit mit dem Stadtmarketing den zweisprachigen Literaturwettbewerb „Ex libris“ für Oberschüler lanciert. Die Preisverleihung der sechs Sieger wird im Herbst nachgeholt.
Die Auswirkungen der CoronaPandemie haben auch das Eisacktaler Volkstheater veranlasst, die seit Wochen laufenden Vorbereitungen für das Freilichttheater schweren Herzens abzubrechen. „Romeo und Julia – Ohne Tod kein Happy End“ von Michael Niavarani wird im Sommer 2022 nachgeholt.
NACHGEFRAGT
„Eine wohltuende Bestätigung“ Frau Messner, die Kritiker haben sich auch in der Saison 2019/20 in überschwänglichen Lobeshymnen ergangen über das außergewöhnliche Programm des „Kulturverein Brixen Musik“… Es ist in der Tat so, dass wir kontinuierlich wachsendes Interesse feststellen und stets ein begeistertes Publikum erleben. Nicht nur bei Highlights wie das Neujahrskonzert, sondern – das betone ich bewusst — bei den „intimeren“ exquisiten Konzerten wie das junge Marmen Quartet oder Manuela Kerers Trautonium-Projekt. Das ist eine wohltuende Bestätigung für den
guten Riecher von Josef Lanz und unser Bemühen, Klassik einer breiten Öffentlichkeit näherzubringen. Besonders gelungen erweist sich die Idee der Schulkonzerte? Maßgeblich für den Erfolg ist das Interesse der Schulen und Lehrpersonen. Hier konnten wir gute Kooperationen etablieren wie mit dem Vinzentinum, das sich auch als Veranstaltungsort für Abendkonzerte bewährt hat. Ich erinnere mich an die Rückmeldung eines Musiklehrers, wie motiviert die Schüler nach einem solchen Konzert wieder das eigene Instrument in die Hand genommen haben – der Funke war übergesprungen!
Das Coronavirus hat in letzter Sekunde doch auch die KlassikReihe erwischt: Der Liederabend mit Ilker Arcayürek und Daniel Heide am Klavier musste leider abgesagt werden. Ersatztermin möglich? Den Sicherheitsabstand im Forum Brixen hätten wir eigentlich mühelos garantieren können, doch der Sänger hat letztendlich doch verständlicherweise abgesagt. Wir bemühen uns um einen Ersatztermin, denn Ilker Arcayürek möchten wir unseren treuen Klassik-Freunden nicht vorenthalten. irene.dejaco@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info
Foto: Oskar Zingerle
CLAUDIA MESSNER, Präsidentin des „Kulturverein Brixen Musik“, über wachsendes Interesse an Klassik, erfolgreiche Schulkonzerte – und bedauerliche Absagen.
Zuhause WIR
PLANEN IHR
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THEATER
z Einen Tag nach der Premiere von „Tom auf dem Lande“ von Joachim Goller wurden die ersten Beschränkungen bezüglich Corona-Krise bekannt: „Aufführungen sind nur möglich, wenn der Abstand von einem Meter gewährt bleibt, hieß es damals“, berichtet Anna Heiss, die Leiterin des Kleinkunstkellers. Die Gruppe Dekadenz stand vor einer schwierigen Entscheidung: schließen, Minimalbetrieb anpeilen, Livestream starten? Man entschied im Team mit Präsidentin Doris Brunner, den Betrieb einzustellen, fast zeitgleich mit dem staatlich verordneten Lockdown, der das Aufführungsverbot bis Sommer verlängert. „Besonders leid tut es mir um die vielen Konzerte, die Premiere von Ingrid M. Lechners ‚Willkommen‘ oder die Jazzlesung mit Adele Neuhauser“, bedauert Anna Heiss. Sie ist mit Norbert Dalsass am Knobeln für Ersatztermine, und auf der Facebook-Seite der Gruppe gibt es Hinweise zu verschiedenen Online-Angeboten
Foto: Oskar Zingerle
Kunst & Kultur
Deka-Tales
im Bereich darstellender Kunst. Zusätzlich werden „Deka-Tales“ gepostet: Die Mitglieder der Dekadenz erzählen Anekdoten aus 40
Jahren Vereinsgeschichte. Apropos Verein, hier noch ein Teaser: Nach der hoffentlich regulär erfolgten Eröffnung der Herbstsaison
werden die 40 Jahre des Vereins ird „dekadent“ gefeiert.
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MUSIK
Konzerte online z Wie andere Kulturträger, muss auch die Brixner Initiative Musik & Kirche alle bis Ende Juli geplanten Veranstaltungen absagen. „Außergewöhnliche Projekte wie ‚Morimur‘ und die Oratorien von Johann Nepomuk Hummel und von Antonio Vivaldi werden im Spätsommer und Herbst nachgeholt werden“, sagt Vizepräsident Konrad Eichbichler, „ebenso die Aufführungen mit dem preisgekrönten Calmus Ensemble und dem Ingenium Vokalensemble.“ Die für August und den Herbst geplanten Veranstaltungen hat die Initiative noch nicht abgesagt, wobei die weitere Planung nur unter Berücksichtigung der rechtlichen Situation und der allgemeinen Lage der Musiker möglich sein wird. „Darunter fallen Anton Bruckners 4. Symphonie durch das Nationale Rumänische Jugendorchester“, erklärt Eichbichler, „sowie Beethovens Neunte durch den World Youth
Choir in Sterzing anlässlich des 250-Jahr-Jubiläums von Ludwig van Beethoven.“ Die Initiative hofft, dass Konzerte mit weniger Aufführenden schon im August stattfinden können, so auch das vom Kulturverein Brixen Musik organisierte Sommerkonzert in der Hofburg. „Als Alternative
während des Stillstandes können die Musikfreunde auf unserer Internetseite (www.musikkirche. it) qualitativ hochwertige Videos von 60 vergangenen Konzerten ansehen“, freut sich Eichbichler. Auf dem YouTube-Kanal „Suedtirol in Concert“ finden sich auch zahlreiche Südtiroler Ensembles
und Mitschnitte von hochkarätigen Konzerten des Kulturvereins. „So halten beide Vereine Kontakt mit dem Publikum und bieten Kultur auf hohem Niveau – bis es wieder möglich sein wird, Musikgenuss gemeinsam zu erleben“, hofft Konrad Eichbichler. ird
NEU IM REGAL Kaputte Erzählung Enrico De Zordo ist das klassische verkannte Genie. Er ist Schriftsteller, kann aber von seiner Berufung nicht leben. Seine Texte zeugen von großer Sensibilität und von einer geradezu seismographischen Antenne für die Befindlichkeiten der Menschen, in Südtirol im Besonderen, selbstredend weltweit übertragbar. Seine zweite Publikation nennt sich „Divertimenti tristi“ und liegt seit kurzem in deutscher Übersetzung auf. Der Titel „Traurige Vergnügungen“, ein Oxymoron, ist kongenial abgestimmt auf den melancholischen, philosophisch indoktrinierten Sprachkünstler De Zordo, der ohne Weiteres zu berühmten Exponenten der heimischen Dichtung wie N. C. Kaser und Gerhard Kofler zu zählen ist. Das Werk besteht aus 111 Prosastücken in drei Abschnitten, für die De Zordo die Gattung der „kaputten Erzählungen“ erfindet. „Man werfe eine Erzählung aus dem Dachbo-
Enrico De Zordo: Traurige Vergnügungen, alpha beta Verlag
denfenster, sammle die Brocken auf und klebe sie mit Tesafilm zusammen“, schreibt der Autor im Prolog. So entstanden wundersame Geschichten von kauzigen Alten, von Adlern, die zu Truthähnen mutieren, von Südtiroler Zetteln und anderen Sackgassen.
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Freizeit & Sport
SCHLIESSUNG DER SPORTSTÄTTEN: Vereine, Athleten, Trainer und Skigebiete sind von den Ausfällen gleichermaßen betroffen
SPORT IM CORONA-RHYTHMUS
Stillstand
Gesundheit und Wirtschaft stehen im Vordergrund, wenn es um die Auswirkungen des Coronavirus geht. Doch auch das sportliche Leben unserer Stadt leidet unter den Folgen.
A
ls Mitte März die ersten sportlichen Veranstaltungen abgesagt werden mussten, hoffte man noch auf ein baldiges Ende des verordneten Stillstands. Mittlerweile scheint sich der Tunnel, an dessen Ende die Sportvereine ihre normale Kurs- und Trainingstätigkeit wieder aufnehmen können, beträchtlich verlängert zu haben. Auch der Veranstaltungskalender der nächsten Monate lichtet sich aus sportlicher Sicht zunehmend – ob aus Mangel an Planungssicherheit, aus Ungewissheit über die Verfügbarkeit von Sportanlagen oder aufgrund von Entscheidungen der nationalen Fachverbände.
Traumhafte Pisten. Die Bedin-
gungen auf der Plose hätten für das Brixner Stadtlerrennen nicht idealer sein können. Traumhafte Schnee- und Wetterbedingungen, die Organisation voll am Laufen, die Piste fürs Rennen reserviert, Sponsoren und Prämierungen gesichert, die Einschreibungen 38
gestartet. Vermehrt wollte der Wintersportverein auch die Brixner Unternehmen zur Teilnahme gewinnen – doch dann musste der Sektionsleiter Wolfgang Meraner die enttäuschende Nachricht bekanntgeben: Die schnellsten Skifahrer unserer Stadt werden erst 2021 wieder gekürt. Die Kinder und jugendlichen Schneeathleten hatten sich den ganzen Winter lang auf die Landes- und Italienmeisterschaften vorbereitet, den krönenden Abschluss der Saison für Rennfahrer, Trainer und Eltern. Angesichts der hervorragenden Pistenverhältnisse bei frühlingshaften Temperaturen wären diese Wettkämpfe heuer besondere Leckerbissen gewesen. Im Mai sollte die Renngruppe dann bereits mit den gemeinsamen Sommeraktivitäten wie Wandern, Rafting und anderem mehr starten. Alles bereit hatte ebenso für die Kleon-Trophy am 22. März gestanden, aber Anfang März musste auch diese winterliche
Traditionsveranstaltung ersatzlos gestrichen werden. Hannes Kleon bedauert nicht nur die Absage seines Rennens: „Sehr viele und sehr beliebte Skirennen finden in den Frühlingsmonaten statt. Vereine, Athleten, Trainer und Skigebiete sind von den Ausfällen gleichermaßen betroffen“, so Kleon.
Auf dem Trockenen. Hart ge-
troffen vom Coronavirus sind auch die Brixner Schwimmer und Wasserfreunde: Seit Anfang März dürfen sie nicht mehr ins Wasser – sportlich gesehen ist das für sie eine Katastrophe. Viele Wettkämpfe wurden gestrichen, sei es auf Landes- als auch auf nationaler Ebene. „Das Wassergefühl leidet bei einem Schwimmer bereits nach wenigen Tagen der ‚Abstinenz‘“, so der Nachwuchstrainer Matthias Dalfovo, „viel schlimmer ist jedoch, dass jahrelange Aufbauarbeit durch die sich abzeichnende monatelange Schließung der Schwimmbäder in
großem Ausmaß zunichte gemacht wird.“ Die jungen Nachwuchsathleten der Wassersportvereine, ob Schwimmer oder Triathleten, erhalten von ihren Trainern zur Zeit Programme für zuhause, um sich wenigstens einigermaßen fit zu halten. Ein beträchtlicher finanzieller Verlust ist für die Schwimmvereine der Ausfall sämtlicher Kursaktivitäten, vom Babyschwimmen und den Kinderkursen übers Aquajogging bis hin zur Seniorengymnastik. Normalerweise ist die Nachfrage gerade im Frühjahr groß; ob man dann wenigstens im Freibad wieder durchstarten kann, wissen heute nur die Götter. Sprichwörtlich ins Wasser fällt jedenfalls die vierte Auflage des Acquarena Cups am 23. und 24. Mai. Dieses mittlerweile etablierte und im Norden wie im Süden sehr beliebte internationale Schwimmmeeting des Schwimmclubs Brixen hätte knapp 700 Athleten für zwei Wettkampftage nach Brixen und in die Acquarena führen sollen
zone Süd zudem am 24. Mai sein: Das 38. Brixia Meeting wurde von den veranstaltenden Vereinen SG Eisacktal und SSV Brixen, Sektion Leichtathletik, zwar nicht definitiv abgesagt, sondern nur verschoben. Ob es jedoch am Ende der Saison nachgeholt werden kann, bleibt vorerst offen. Die Notbremse gezogen haben auch die Organisatoren des „Brixen Dolomiten Marathon“. Sie haben die bereits 500 gemeldeten und noch möglicherweise teilnehmenden Läufer, die am 4. Juli die verschiedenen Strecken auf die Plose bewältigen wollten, auf 2021 vertröstet. Sollten es die Umstände erlauben, so werden sich am 3. Juli wenigstens die Frauen beim „Women’s run“ treffen.
Foto: Oskar Zingerle
Leere Tore. Fußballfans schmerzt
und wird diese wohl erst 2021 wieder begrüßen können. Und auch die VSS-Meisterschaften, für deren Organisation der SSV Sektion Schwimmen am 6. Juni verantwortlich zeichnen sollte, stehen auf der Kippe.
Wo laufen sie denn? Menschen-
leer zeigt sich auch die Sportzone Süd. Die Leichtathleten, die sich normalerweise mehrmals pro Woche auf dem Gelände tummeln, machen zur Zeit ihre Hausaufgaben, sprich Home-Trainingsprogramme. Ilse Ogriseg von der Sektion Leichtathletik des SSV Brixen: „Wir haben für die älteren Athleten sogar individuelle Programme zusammengestellt. Wie weit unsere Leichtathleten diese auch ausführen können und werden, weiß ich nicht. Manchen wird schlicht und einfach der Balkon oder ein Stück Garten dafür fehlen.“ Wann der normale Trainingsbetrieb wieder aufgenommen werden kann, ist noch unbekannt. Leer wird die Sport-
landesweit die Absage des Regionenturniers, das Ende April mit 77 Teams und 2.000 Spielern aus allen italienischen Regionen heuer 26 Südtiroler Fußballplätze gefüllt hätte. Stilvoll vorgestellt im Meraner Stadttheater und ausgetragen in fünf Städten und Umgebung, verhieß auch die 59. Ausgabe, ein Highlight des Amateurfußballs zu werden. Zwar mischten die Südtiroler Teams bei diesem Turnier nie wirklich an der Spitze mit, doch sorgte die heimische Frauenmannschaft immer wieder für Überraschungen: 2019 kickte sie sich bis ins Halbfinale durch. Auf lokaler Ebene waren die Fußballmannschaften gerade dabei, zu ihren ersten Turnierspielen anzutreten, als das Coronavirus zuschlug. So spielten die Damen beispielsweise in der Serie C zum letzten Mal Mitte Februar, die weiblichen Jugendmannschaften Anfang März, teilweise ohne Publikum. Online-Workshops sollen die Spielerinnen zu Hause einigermaßen in Form halten. Der gesamte Spiel- und Trainingsbetrieb auf dem Feld ruht und liegt für die nächste Zukunft im Ungewissen.
Online-Workouts. Durch die
zahlreichen Trainingsvideos im Internet surfen zur Zeit auch die Brixner Badmintonspieler auf der Suche nach Anleitungen, sich fit zu halten für die zukünftigen Spiele, die südtirol- und italienweit vorerst abgesagt wurden. Ohne geeignetes Spielfeld ist es für sie schwierig, ihre Sportart auszuüben, denn im Freien stören bereits geringe Luftströmungen den Flug des leichtgewichtigen Federballs. Sektionsleiter Giovanni Zomer bedauert darüber hinaus, dass die „Familytrophy“ Mitte März
dem Virus zum Opfer fiel: „Halle, Mensa, Geschenke der Sponsoren – alles stand bereit. Die Familytrophy ist nämlich ein besonderes Turnier, bei dem zum Beispiel die jüngsten Spieler mit irgendeinem Verwandten teilnehmen können und bei dem es hauptsächlich um den Spaßfaktor geht.“ Auch auf dem Tanzparkett bewegt sich derzeit nichts. Die Trainer der Sektion Tanzsport des SSV Brixen versuchen, mit Online-Kursen und Videos etwas Abwechslung und Regelmäßigkeit in den Trainingsalltag ihrer Tänzerinnen und Tänzer zu bringen. Offiziell beendet hat man die Saison noch nicht – trotz der Absage einiger Stages im März und der geplanten Tanzreise nach Stuttgart. Die für Mai im Forum angesetzte Schlussaufführung hat man mittlerweile auf Anfang September verschoben. Beweglichkeit und Kraft zu erhalten ist für die Kunstturner im Hausarrest das Gebot der Stunde. Vor allem die Leistungsturner bauen, wie viele andere Wettkampfsportler, auf Regelmäßigkeit und Konstanz und versuchen, im häuslichen Ambiente ihr Möglichstes zu tun. Einige Wettkämpfe wie die Gesamttiroler Meisterschaft sollen zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden; bei den Landesmeisterschaften rechnet man eher mit einer Streichung für das laufende Jahr.
Leere Kassen. Sorgen bereiten
Gabi Mellauner, der Sektionsleiterin Turnen im SSV Brixen, aber auch die finanziellen Folgen der Zwangspause. Neben dem beliebten Schauturnen fallen die geplanten Leistungs- und Kinderturnkurse zur Gänze aus; die hauptberuflichen Trainer hingegen müssen weiter bezahlt werden. Und wie man mit den Forderungen der Eltern umgehen soll, die einen Teil ihrer Jahresbeiträge zurückverlangen, weiß man selbst noch nicht. Das ist ein Dilemma, das übrigens sehr viele Vereine und Sportarten trifft: Fehlende Kurseinnahmen einerseits, Fixkosten für Strukturen und hauptberufliche Mitarbeiter andererseits. Auch die Eiskunstläufer hatten Ende März 250 Kinder aus ganz Italien beim Helmuth-Kerer-Cup begrüßen sollen; mit dem größten Event ihrer Saison sind gleichzeitig Einnahmen verloren gegangen. Sämtliche Kursangebote für Kinder und Erwachsene sind auf Eis gelegt, der fest angestellte Trainer muss jedoch trotzdem bezahlt
werden. Abgesehen davon, dass die knapp 45 Leistungsathleten ohne Trainingsstätte sind, fürchtet man, die längere Ruhepause könne die Schließung der Eishalle im Sommer mit sich bringen und damit auch die geplanten Trainingscamps mit Gästen aus Rom und Rumänien zu Fall bringen. Hoch hinaus will und kann zur Zeit auch in der Kletterhalle niemand. Vorläufig bis Ende Mai sind alle Wettkämpfe ausgesetzt; auf die Italienmeisterschaften und eine Wettkampfveranstaltung in Bruneck setzt man noch Hoffnungen, die regionale Reihe hat man sozusagen bereits abgeschrieben. Das Fehlen der Kurs- und Trainingsaktivitäten und der vielen treuen Besucher hinterlässt natürlich leere Kassen, zumal der AVS als Betreiber der Kletterhallen Brixen und Bruneck nicht weniger als 13 Fixangestellte beschäftigt und diesen liquiditätsmäßig unter die Arme zu greifen versucht, bis die Lohnausgleichskasse zahlt.
Alle im selben Boot. Wissend,
dass es in diesen Wochen und gewiss auch vielen Monaten danach gravierendere Probleme für unsere Gesellschaft geben wird als jene, die mit dem Sport verbunden sind, tragen die Vereinsvertreter doch ihre Verantwortung und sorgen sich um Existenz und Weiterführung ihrer Aktivitäten. Ihre Sorgen ähneln sich: Einnahmen fehlen, Kurse können nicht abgehalten werden, Athleten können nicht trainieren, Jahresbeiträge werden zum Teil zurückgefordert, Fixangestellte müssen bezahlt werden und sollen ihren Arbeitsplatz nicht verlieren. Und die Sponsorensuche wird sich in nächster Zukunft auch nicht einfach gestalten. Trotzdem ist ihre Botschaft klar: Unsere Gesundheit steht vor allen anderen Interessen, und alle wollen dazu beitragen, dass wir so bald als möglich zu unseren gewohnten Abläufen zurückkehren können – sei es aus sportlicher Sicht auch noch so schmerzlich. Für die Zeit nach Corona hoffen und vertrauen die Brixner Vereine auf die Solidarität in unserer Gesellschaft, auf die Hilfe der Gemeinde- und Landesverwaltung und auf die vielen Ehrenamtlichen und Brixner Unternehmen, die ihre Vereinstreue auch bisher bewiesen haben.
sabine.dejakum@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info 39
BRIXNER SPORTVEREINE
z Dass die Auswirkungen des Coronavirus und der damit verbundenen Einschränkungen auch vor unseren Sportvereinen nicht Halt machen, weiß Stadtrat Andreas Jungmann, zuständig für den Bereich Sport in der Gemeinde Brixen, nur zu gut, denn schließlich erlebt er als Gemeindepolitiker das Geschehen vor Ort hautnah und ist als stets offener Ansprechpartner bekannt. „Krisenmanagement ist an allen Ecken und Enden gefragt, heute und wohl auch noch in den
kommenden Monaten“, resümiert Jungmann zwischen einer Videokonferenz und der nächsten, „auch die Gemeindeverwaltung ist am Rechnen und Planen. Die uns verfügbaren Mittel werden durch Corona reduziert, doch im Rahmen unserer Möglichkeiten werden wir sicher versuchen, unseren Vereinen unter die Arme zu greifen, wobei man nicht vergessen darf, dass die Spielräume der Gemeinden von den grundlegenden Gesetzen des Staates abhängig sind und wir auch die
F&S
Foto: Oskar Zingerle
Freizeit & Sport
Sport in Nöten
Entscheidungen der Landespolitik zu berücksichtigen haben.“ sde
Freizeit & Sport RADSPORT
Ausfahrt im eigenen Garten z Der Winter war für einen Rennradfahrer wie Martin Bergmeister nahezu ideal: Bereits im Februar war er in Bozen und Umgebung regelmäßig mit dem Rad unterwegs, abwechselnd mit seinem Training auf den Loipen unseres Landes. Ende April hätten 800 Kilometer durch Italien auf den Brixner Langstreckenspezialist gewartet, das sogenannte „Race across Italy“ – ein Wettkampf, an dem Bergmeister schon mehrmals teilgenommen hat. Nun sitzt der Radfahrer wie alle anderen seiner Zunft, ob Hobbyfahrer oder Profi, zuhause auf seinem Rad auf der Rolle und blickt ins Tal,
kurz
notiert
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während er seine Form einigermaßen zu halten versucht. Drei- bis viermal pro Woche fährt Bergmeister so seine „Runden“, die natürlich um einiges kürzer ausfallen als es unter normalen Bedingungen der Fall wäre. Stabilisationsübungen gehören zwar zum täglichen Programm, ansonsten versucht Martin aber, die sportlichen Ziele eher auszublenden. Ob nämlich die knallharte „Ultracycling Dolomitica“ mit 16.000 Höhenmetern über die Dolomitenpässe im Juli oder das „Race across Austria“ im August stattfinden werden, wagt zur Zeit niemand zu beurteilen. „Man muss
sich abfinden, hoffen und vor allem mithelfen, dass sich diese Situation so bald als möglich ändern kann“,
so Bergmeisters Credo dieser Tage. Mehr als in anderen Jahren widmet er sich heuer der Gartenarbeit. sde
Die Tour of the Alps, deren Start die Bischofsstadt im April in den Mittelpunkt der Rennradprofis stellen sollte, musste verschoben werden. Zumindest hofft man zurzeit noch auf einen Ersatztermin 2020. Sollten alle Stricke reißen, so treffen sich Nibali & Co. erst 2021 in Brixen.
In Brixen und Innsbruck hätten im Juli die Europameisterschaften der U20-Herren mit 16 qualifizierten Mannschaften stattfinden sollen. Zu einer Absage sah man sich bislang nicht gezwungen; bei Redaktionsschluss wird eine Verschiebung auf die erste Jännerhälfte 2021 ins Auge gefasst.
Im Zeichen von Corona haben die Brixner Fußballdamen der Serie C-Mannschaft ein besonderes Zeichen gesetzt und einen Teil ihrer Mannschaftskasse dem Bürgerheim Brixen gespendet – aus Solidarität der jungen Sportlerinnen mit der besonders betroffenen älteren Generation.
NACHGEFRAGT
„Zunächst natürlich ein Schock“ Frau Letrari, wie haben Sie bisher die Einschränkungen des täglichen Lebens und vor allem der sportlichen Aktivitäten erlebt? Mir ist es wie vielen anderen ergangen: Zu Beginn erschienen mir die Gefahren durch das Virus nicht so groß, persönlich vertraute ich auf meine Abwehrkräfte. Meine Trainingsaktivitäten waren in der ersten Zeit auch noch nicht besonders eingeschränkt; erst mit der Schließung aller Schwimmbäder sogar für Profi-Athleten traf es mich voll. Zunächst war das natürlich ein Schock! Angesichts der Entwicklungen ringsum erkannte ich dann aber bald, dass
im Moment Ziele für die Gemeinschaft Vorrang haben vor persönlichen Ambitionen.
weiß, wann wieder geschwommen werden kann und wann welche Wettkämpfe ausgetragen werden.
Was bedeutet die derzeitige Situation konkret für Ihre sportliche Laufbahn? Nun, als Schwimmerin ohne Wasser dazustehen ist natürlich mehr als schlimm. Man verliert das Wassergefühl sehr schnell, und Trockentraining kann kein Training im Wasser ersetzen. Wenn diese Situation über längere Zeit andauert, leidet die Arbeit der vergangenen Jahre darunter, und das ist schon entmutigend. Zudem steht auch für die nächsten Monate noch alles in den Sternen: Niemand
Trotzdem lassen Sie den Kopf nicht hängen? Nein, keinesfalls. Es gilt, nach vorne zu blicken, positiv zu bleiben und sich anzupassen. Ich möchte mit gutem Beispiel vorangehen, mithelfen und Mut machen zum Durchhalten. Ich halte mich zuhause fit, meine sommerliche Trainingspause ist sozusagen vorverlegt. Sobald es wieder möglich ist, möchte ich wieder voll durchstarten.
Foto: Speedo
LAURA LETRARI sitzt als Schwimmerin ohne Wasser sprichwörtlich auf dem Trockenen. Eine harte Zeit – und doch sind die Prioritäten für sie klar.
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TRIATHLON
Freizeit & Sport
Olympia wartet
FUSSBALL
Trainer gesucht – und gefunden z Anfang April war bekannt geworden, dass die erste Fußballmannschaft des SSV Brixen sich von ihrem Trainer Renè Rella trennen wird. Nur zwei Wochen später hat der SSV mit seinem bisherigen und langjährigen Jugendtrainer Raffaele „Raffa“ Trovato einen Nachfolger gefunden. „Im SSV ist er ein geschätzter Trainer, und er konnte mit seinen Mannschaften in den vergangenen Jahren immer wieder tolle Erfolge feiern – zum Beispiel
den Einzug ins Viertelfinale bei der Junioren-Italienmeisterschaft oder den Sieg bei der Regionalmeisterschaft. Immer wieder ist es ihm gelungen, talentierten Jugendspielern den Sprung in die erste Mannschaft zu ermöglichen“, schreibt der SSV Brixen. Es ist zu erwarten, dass der SSV angesichts der wirtschaftlichen Entwicklungen seinen Kader vor allem mit jungen Spielern aus den eigenen Reihen planen wird.
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oz
z Eigentlich wollte Verena Steinhauser im Mai nach Japan aufbrechen, sozusagen zur Generalprobe für die Olympischen Spiele. Die Qualifikation hätte die Brixner Triathletin ja in der Tasche, doch Corona hat ihr einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. Nicht nur Olympia ist abgesagt – auch sonst hängt zur Zeit alles in der Luft, und Verena weiß nicht, ob, wo und wann auf nationaler oder internationaler Ebene Wettkämpfe stattfinden werden. Mitte März, nach der Rückkehr aus Florida, wohin sich die italienischen Triathleten für ein zweiwöchiges Trainingslager und einen anschließend geplanten, letztendlich dann abgesagten Wettkampf begeben hatten, durfte Steinhauser zwei Wochen lang ohnehin nur zuhause trainieren. Am Ende der häuslichen Quarantäne stand dann jedoch nicht die Rückkehr ins Freie auf dem Programm: Aufgrund der verschärften Bestimmungen blieb der Hausarrest sozusagen aufrecht. „Es
ist nicht leicht, die notwendige Motivation für das Heimtraining zu finden“, so Verena, „denn das Indoor-Training ist einerseits sehr anstrengend, andererseits fehlen mir die konkreten Ziele.“ Dennoch begibt sie sich täglich in die Garage, spult Kilometer um Kilometer im Rollentraining herunter, läuft ums Haus und absolviert ihr Kraft- und Stabilisationstraining, um zumindest die Muskulatur zu erhalten. „Durchhalten und die Regeln befolgen – das ist im Moment die Devise“, so Steinhausers Botschaft, „und wenn wir fit und gesund bleiben, besiegen wir die Krise umso leichter.“ sde
Das schnellste Snowboard z Roland Fischnaller alias „Fisch“ mischt in der internationalen Snowboardszene an vorderster Front mit: Als stärkster italienischer Fahrer stand er in den vergangenen Jahren immer wieder auf dem Podest des Gesamt-Weltcups, fünfmal auf dem zweiten und zweimal auf dem dritten Platz. Die heurige Weltcup-Saison hätte Fischnaller nicht besser beenden können: Er holte sich die Gesamtwertung, gewann drei Rennen (Bannoye, Cortina d’Ampezzo und Pyeongchang) und die kleine Kristallkugel im Parallel-Riesentorlauf. Die beiden letzten Rennen fehlten dabei coronabedingt, und auch die Feier, mit der die Villnößer ihren erfolgreichen „Fisch“ feiern wollten, musste verschoben werden. Die Zeichen für eine
erfolgreiche Saison standen für Fischnaller bereits im Herbst gut: Das Material passte zu 100 Prozent, der Sommer auf dem Stilfserjoch war ideal gewesen, das Training im Herbst verlief ohne Unterbrechungen, und Fischnaller, mit seinen knapp 40 Jahren ja nicht mehr der Jüngste seines Fachs, verspürte so wie gut wie keine körperlichen Beschwerden. Auch Trockentrainer Berni Thaler und die beiden Mannschaftstrainer Rudi Galli und Alessio Amorth hatten den nun erfolgreichsten Wintersportler Italiens der Saison 2019/2020 optimal betreut. Trotzdem ist der Villnößer Snowboarder „auf dem Boden geblieben“, ist im Sommer wie im Winter in den Bergen unterwegs und bringt sich sogar als Bergretter ein. sde
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SNOWBOARD
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Wirtschaft & Umwelt
DIE CORONA-KRISE UND IHRE AUSWIRKUNGEN AUF DIE WIRTSCHAFT
„Zeit zum Umdenken“
WALTER STEINMAIR, Honorarprofessor für italienisches Finanz- und Steuerrecht an der Universität Innsbruck, analysiert im Gespräch mit dem „Brixner“ die möglichen Auswirkungen der Corona-Krise auf die Südtiroler Unternehmen und auf die Staatsfinanzen. Herr Steinmair, die Corona-Krise stellt die Wirtschaft vor große Herausforderungen, und zwar weltweit … WALTER STEINMAIR: Es ist in der Tat gerade deshalb eine vollkommen außergewöhnliche Krise, weil sie weltweit zuschlägt, in allen Regionen der Erde nahezu zeitgleich. Es ist zudem schon mindestens 80 Jahre her, dass eine Krise uns so hart trifft und gleichzeitig auch uns allen ganz ungeschminkt den Spiegel vorhält. Könnten Sie für uns einen Blick in die Zukunft wagen? Wie wird es uns in einem Jahr gehen? Wir alle stehen ohne Zweifel vor gewaltigen Herausforderungen. Wenn wir eine sehr optimistische Prognose wagen wollen, dann könnten wir in ungefähr eineinhalb Jahren wieder in etwa die Situation wie vor der Krise erreichen. Ich vermute aber eher, dass diese Krise länger andauern
Und diese Pandemie hat natürlich auch gravierende wirtschaftliche Auswirkungen. Die vergangenen fetten Jahre haben in Südtirol zu einem intensiven Investitionsschub geführt – vor allem im Tourismus. War das aus Ihrer Sicht auch aufgrund des leergefegten Arbeitsmarktes eine gesunde Entwicklung? Südtirol hat in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung erlebt, auch weil in der Vergangenheit mit Bedachtsamkeit und zukunftsorientiert gewirtschaftet und investiert worden ist. Im restlichen Staatsgebiet war das leider weniger der Fall; in Italien wurde sicherlich über die Verhältnisse gelebt. In diesem Sinn könnte man sagen, dass Südtirol für eine Krisensituation – die in dieser Form natürlich völlig unerwartet war – vorgebaut hat. Die Schulden Italiens sind von 2008 bis 2019 um 750 Milliarden Euro gestiegen, während es ein Wirtschaftswachs-
zu viel und zu riskant investiert worden. Man hat in einigen Fällen zu wenig darauf geachtet, ob die Schulden auch tragbar sind, ob also trotz Rückzahlung der Kreditraten noch eine Reserve bleibt für schwierigere Zeiten. Es gibt aber auch Gründe für diese exzessive Risikoneigung: Die Finanzkrise von 2008 hat wegen der notwendigen Rettungsmaßnahmen dazu geführt, dass die Zinsen für Kredite fast auf Null gesenkt wurden. Manche Unternehmer und auch Privatpersonen ließen sich dadurch zu riskanterer Kreditaufnahme verleiten. Ist das Mantra des ewigen Wirtschaftswachstums nach der derzeitigen Krise noch zukunftsfähig? Das war es nie. Die Wirtschaftsentwicklung kennt immer Zyklen. Diese Krise reicht über einen konjunkturbedingten Rückschlag aber
„Diese Krise hält uns allen ganz ungeschminkt den Spiegel vor“_ Walter Steinmair wird. Viel zu viel ist noch unklar – insbesondere auch, was die medizinische Seite anbelangt. Es gibt ständig neue Erfahrungswerte aus den Krankenhäusern, die zeigen, wie heimtückisch dieses Virus ist. Die geballte naturwissenschaftliche Intelligenz der Menschheit kämpft gegen dieses Virus an; es ist dies ein Wettrennen zwischen dieser Intelligenz und dem Virus – mit ungewissem Ausgang. 44
tum von lediglich 150 Milliarden gegeben hat – inflationsbereinigt gab es also de facto fast überhaupt kein Wachstum. Südtirol ist – auch dank der Autonomie und des Mailänder Abkommens – einen vollkommen anderen und viel erfolgreicheren Weg gegangen. Allerdings ist auch bei uns nicht alles eitel Sonnenschein: In Südtirol ist teilweise in der Hotellerie
weit hinaus. Sie ist „exogener“ Natur und in ihrer Dauer nicht kalkulierbar. Schon jetzt ist ein Paradigmenwechsel spürbar: Auch Private sehen nun, dass sie mehr Risikovorsorge betreiben müssen, und das gilt auch für den Staat als Ganzes. Italiens Verschuldung hat inzwischen 136 Prozent des Bruttoinlandproduktes erreicht, und mit der derzeitigen Krise wird die Verschuldung mit großer Wahr-
scheinlichkeit auf 160 Prozent anwachsen. Und was tut Italien in diesen Tagen? Es lehnt den europäischen Stabilitätsmechanismus ab, weil damit möglicherweise Auflagen verbunden wären, die Italien nicht einhalten will. Die italienische Politik hatte immer schon Probleme mit ehrlicher Selbstkritik und neigt häufig dazu, die Schuld auf andere abzuschieben, auf politische Gegner im Inland oder im Ausland. Wer aber nicht zu Selbstkritik fähig ist, der wird aus Fehlern nicht lernen. Welche Entscheidungen müsste Italien treffen, um die eigene Situation zu verbessern? Es wären ganz grundlegende Schritte zu setzen. Als erstes müsste Italien die Verfassung ändern – sie ist nicht mehr zeitkonform und entspricht nicht den heutigen Herausforderungen. Die heutige Parteienlandschaft bedingt, dass es mit dem derzeitigen Wahlrecht keine stabilen Mehrheiten gibt. Instabiltät in der Politik kann sich ein verschuldetes Land aber nicht leisten. In der Folge werden vor den Wahlen Geschenke an die Wähler verteilt – Geschenke, die sich das Land nicht leisten kann. Man denke nur an den „Reddito di cittadinanza“ oder an die Rücknahme der dringend erforderlichen Pensionsreform. Es ist wohl auch eine Frage der Mentalität … Ich glaube, man kann keinem Land, keinem Volk pauschal formulierte Verhaltensweisen zuschreiben. Auffallend ist aber, dass sich in Italien bestimmte
Zur Person WALTER STEINMAIR aus Bozen ist Honorarprofessor für italienisches Finanz- und Steuerrecht an der Universität Innsbruck. Geboren 1947 in Gsies, 1968 Reifeprüfung im Humanistischen Gymnasium/ Lyzeum in Bruneck. 1973 Promotion zum Doktor der Rechtswissenschaften nach Studium in Innsbruck, Padua und Modena. 1977 Reifeprüfung für Rechnungswesen und Handel in Bozen. Steinmair gründete gemeinsam mit Partnern 1979 die Bozner Steuerkanzlei Pichler-Steinmair-Knoll und die Interconsult GmbH.
Verhaltensmuster immer wieder wiederholen. Das heißt nicht, dass dieses Verhalten notwendigerweise auch in Zukunft fortgeführt wird, aber es müssen einfach bestimmte Strukturen grundlegend geändert werden. Wenn Italien und seine Bürger nicht die Kraft aufbringen, die eigene Denkweise kritisch zu hinterfragen und zu ändern, dann nützt auch eine mögliche Entschuldung des Staates nichts, denn danach beginnt die Verschuldung von Neuem. Zu rügen ist dabei nicht nur die „gewährende“ Politik, sondern auch die „fordernde“ Bevölkerung. Und mit der EU haben wir eine weitere Ebene: Dort stellt Italien nun weitreichende Forderungen, die aber so wohl nicht erfüllt werden können, denn dann werden andere mit ähnlichen Forderungen kommen. Italien wünscht sich natürlich eine Vergemeinschaftung der Schulden. Das wird aber wahrscheinlich nicht passieren; nicht nur wegen des möglichen Nachahmungseffektes, und weil dies möglicherweise nicht finanzierbar wäre. Insbesondere müssten sich die regeltreuen Länder dann fragen, weshalb sie in der Vergangenheit all diese Entbehrungen auf sich genommen haben. Ich bin neugierig, ob sich in dieser Grundsatzfrage ein Kompromiss finden lässt. Davon hängt letztendlich auch das Schicksal der EU ab. Gibt es international Beispiele, wie sich ein hochverschuldeter Staat erfolgreich stabilisiert hat?
BESCHEIDENHEIT UND VORSICHT: „Diese Krise hat gezeigt, dass wir nicht auch den letzten Cent verplanen dürfen“ (Walter Steinmair)
Ja, zum Beispiel Irland. Die Strategie damals war unter anderem eine drastische Senkung der Unternehmenssteuern, was dazu geführt hat, dass sich viele 45
Wirtschaft & Umwelt
Unternehmen in Irland niedergelassen haben, womit natürlich auch viele Arbeitsplätze geschaffen wurden. Auch Portugal hat seine Krise recht sauber bewältigt. Diese Staaten haben zwar nicht die Dimension Italiens, aber mit konkreten Maßnahmen ist auch in Italien eine Sanierung möglich. Die Stärkung des Föderalismus wäre ebenfalls hilfreich: Dabei muss es sich aber um einen verantwortungsvollen, regelgebundenen Föderalismus mit Solidarelementen handeln. Zurück zu Südtirol: In welchen Sektoren vermuten Sie die größten Probleme in den nächsten Monaten? In erster Linie sehr stark im Handel und in allen Sektoren, die direkt mit dem Tourismus zusammenhängen, also Hotellerie und Gastronomie. Natürlich hängt es davon ab, wie schnell diese ihre Tätigkeit wieder aufnehmen können, aber auch das Verhalten der Gäste wird entscheidend sein. Besonders schwer trifft es aber aus meiner Sicht den Detailhandel: Viele kleine Betriebe haben für das Frühjahr Waren
Walter Steinmair: „Italiens Verschuldung hat inzwischen 136 Prozent des Bruttoinlandproduktes erreicht, und mit der derzeitigen Krise wird sie auf 160 Prozent anwachsen“ eingekauft, gingen finanziell in Vorleistung und stehen nun mit diesem Warenbestand da, der aber nur noch zum geringen Teil verkauft werden kann. Diese Geschäfte kommen in den nächsten Monaten in eine problematische Situation, sofern sie nicht über Reserven verfügen. Hochbau / Sanierung Außengestaltung Mountainbike Trails
Befürchten Sie auch für Südtirol eine länger anhaltende Periode höherer Arbeitslosenzahlen? Ja, aber das hängt auch davon ab, wann die Unternehmen wieder aktiv werden können. Ich glaube auch, dass die Konsumenten mit einer gewissen Zurückhaltung auf diese Krise reagieren werden. Nun, Südtirol hat ja auch eine vergleichsweise hohe Anzahl an öffentlich Bediensteten, was ja grundsätzlich nicht positiv ist, aber in jeder Krise im Grunde einen Stabilitätsfaktor darstellt. Ja, das stimmt schon, weil öffentlich Bedienstete ja normalerweise weder in Lohnausgleich kommen noch um ihre Stelle fürchten müssen. Trotzdem ist dem Staat zu empfehlen, diese Krise dafür zu nutzen, seine eigene aufgeblähte Personalstruktur zu verschlanken. Auch in der Sanität gibt es föderalistische Modelle, die Kosten
sparen, Effizienz steigern und keineswegs die Dienstleistungsqualität senken. Dazu könnte man sich an Österreich und Deutschland orientieren. Das ist wohlgemerkt keine Kritik an der Südtiroler Sanität, sondern lediglich ein Hinweis, dass diese Krise eine Chance darstellen könnte, Vorhandenes zu überdenken – mit Blick über die Grenzen. Sowohl der Staat als auch die Landesregierung haben ausgedehnte Stützungsmaßnahmen angekündigt und teilweise bereits umgesetzt. Wie bewerten Sie die bisherigen Bemühungen in Sachen Treffsicherheit und Effizienz? Spannend ist ein Vergleich der Soforthilfe zwischen Deutschland, Österreich und Italien sowie Südtirol. In Italien ist diese Soforthilfe enttäuschend: Alle Unternehmer und Freiberufler bekommen 600 Euro, sofern sie keine Rente und keinen „Reddito di cittadinanza“
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beziehen. 600 Euro sind aber de facto keine Soforthilfe, weil damit niemand über die Krise hinwegkommt. Südtirol hat ein viel besseres System beschlossen: Unternehmer, die in den Monaten März, April oder Mai mindestens 50 Prozent weniger Umsatz generiert haben als im Vorjahr und gewisse Einkommensgrenzen nicht überschreiten, bekommen je nach Personalstand zwischen 3.000 und 10.000 Euro. Das ist für sehr viele kleine Unternehmen eine entscheidende Hilfe! In Österreich bekom-
weisen ändern. Wenn Sie einen Zauberstab hätten: In welchen Bereichen würden Sie sich effektiv einen Paradigmenwechsel der Südtiroler wünschen? Die Lehre, die wir alle aus dieser Krise ziehen sollten, kann meines Erachtens folgende sein: Exogen bedingte Krisen wie die CoronaPandemie mögen selten sein, aber sie können vorkommen. Und keine Landesregierung kann sie verhindern, auch die mächtigste Staatsregierung nicht. Wir können nur
„Der Staat, das Land, das sind wir alle – ein Umdenken muss beim Bürger beginnen“_ Walter Steinmair men die Unternehmen bei Einhaltung ähnlicher Kriterien 6.000 Euro, in Deutschland zwischen 9.000 und 15.000 Euro. Neben diesen Soforthilfen gibt es fast zinsfreie Darlehen zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen, für deren Rückzahlung das Land oder der Staat zum größten Teil haftet: In Italien sind dies derzeit 25.000 Euro, in Südtirol wurden 35.000 Euro beschlossen. Lobend hervorgehoben muss in diesem Zusammenhang auch werden, dass es in Südtirol einen Schulterschluss gibt zwischen Land, Banken und den heimischen Garantiegenossenschaften. Sowohl das Land als auch der Staat bemühen sich sehr, die Wirtschaft in dieser schwierigen Situation zu stützen. Eine große Unbekannte ist aber die Anzahl der Unternehmen, die in Italien um Unterstützung ansuchen werden. Theoretisch könnten es 2,5 Millionen Unternehmen sein, aber die Regierung hat dafür viel zu wenig Geldmittel vorgesehen. Das könnte dazu führen, dass viele Unternehmen leer ausgehen, wenn der Staat nicht zusätzliche Geldmittel findet. Wir können also froh sein, in Südtirol zu sein, denn das Land hat durch seine Bonität keine Schwierigkeiten, Geld zu bekommen. Und trotzdem: Einige Unternehmen, die sich in den letzten fetten Jahren schwergetan haben, werden diese Krise nicht überstehen … Nicht wenige Unternehmen sind in ihrer Existenz gefährdet, ja. Zukunftsforscher behaupten, die Gesellschaft werde ihre Denk-
immobilien
vorsorgen. Und diese Krise hat gezeigt: Wir können nicht den letzten Cent verplanen, wir müssen nicht die letzte Investitionsmöglichkeit auf dem Markt nutzen. Es ist besser, die Dinge bescheidener und vorsichtiger anzugehen, um dann Rücklagen für eine eventuelle Krise zu haben. Und was wir hier wiederum gesehen haben: Schwere Krisen kommen immer unerwartet.
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Das ist auch eine Absage an das Forderungsdenken des Bürgers in Richtung Politik, oder? Ja, natürlich. Und die Politik darf nach der Krisenbewältigung keine Geschenke mehr verteilen, um Wahlen zu gewinnen. Vernünftiges und eigenverantwortliches Handeln wird also gefragt sein – auf allen Ebenen. Schon vor 20 oder 30 Jahren habe ich in meinen Vorlesungen erklärt, dass der italienische Staat irgendwann wachgerüttelt werden muss, damit endlich ein Prozess der Veränderung beginnen kann. Ich hätte mir gewünscht, dass dies nicht in derart dramatischer Art und Weise geschehen würde. Und eines ist dem noch hinzuzufügen: Der Staat, das Land, das sind wir alle. Ein Umdenken muss beim Bürger beginnen. John F. Kennedy hat gesagt: Denke nicht daran, was die Gemeinschaft für dich tun kann, sondern was du für die Gemeinschaft tun kannst. Zugegeben – da ist Emotion und Pathos dabei. Aber auch ein erhebliches Stück zeitloser Wahrheit.
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Umgehen mit der Krise Die Wirtschaft leidet bekanntlich besonders unter der aktuellen Krisensituation. Der Lebensmittelsektor hat zwar derzeit im Vergleich zu anderen Zweigen kaum Umsatzeinbußen zu befürchten, dennoch heißt es auch dort: kreativ und flexibel reagieren. Am Beispiel des Milchhofes Brixen Brimi haben wir uns angeschaut, wie Krisenmanagement funktioniert.
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ie jeden Morgen geht der Schabmer Landwirt Stefan Gasser in den Stall seines Braundornerhofes, um die Kühe zu melken. Auch wenn sich in der Welt alles nur noch um Corona zu drehen scheint: Für Gassers Arbeitsalltag hat sich relativ wenig geändert, und er macht sich auch keine großen Sorgen um seine wirtschaftliche Zukunft. „Ich gehe davon aus, dass regionale und lokale Produkte in Zukunft wieder mehr gefragt sein und wertgeschätzt werden“, sagt Gasser. Den Braundornerhof hat er gemeinsam mit seinen Eltern und seiner Familie wirtschaftlich auf drei Säulen gestellt: Gasser liefert Milch an den Milchhof Brixen,
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Äpfel an die Melix, und er bietet Urlaub auf dem Bauernhof an. Wenn in Zeiten wie diesen letzterer Bereich einbricht, gibt es immer noch die beiden anderen, die die wirtschaftlichen Ausfälle abfedern. „Was die Apfelwirtschaft angeht, schaut es zumindest mittelfristig recht gut aus, und auch die aktuelle Lage im Milchhof stimmt mich recht positiv“, so Gasser.
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BRIXEN/VAHRN
Funktionierender Krisenstab in der Brimi. Den Milchhof Brixen
hat die Corona-Krise wie viele andere Betriebe eiskalt erwischt, und dennoch läuft die Produktion zum Zeitpunkt unserer Recherche auf Hochtouren. Geschäftsführer Martin Mair schildert die Situation: „Bis zur Einführung der Ausgangsbeschränkungen konnten wir nicht ahnen, was auf uns zukommen würde. Wir haben dann schnell einen firmeninternen Krisenstab gebildet, der jeden einzelnen Prozess im Unternehmen und die entsprechenden Auswirkungen der neuen Situation genau analysiert hat.“ In erster Linie wurde darauf geachtet, die Gesundheit der Mitarbeiter zu schützen, gleichzeitig aber Möglichkeiten zu finden, alle Bereiche des Unternehmens am Laufen zu halten. Für die Rohstoffsammlung wurden alle Fahrer der Tanksammelwagen mit Mundschutz, Handschuhen und Desinfektionsmitteln ausgestattet. Seine Mitglieder, also die zuliefernden Landwirte, hat der Milchhof schriftlich informiert und an ihre Verantwortung appelliert, dass sie sich möglichst von der Milchsammelstelle fernhalten und den Kontakt mit den Sammelwagenfahrern meiden sollen. Wer auch nur leise Anzeichen einer Erkrankung hat, wurde gebeten, dies dem Milchhof sofort zu melden, damit dieser die Sicherheitsvorkehrungen im Einzelfall eventuell noch erhöhen kann. Die Übertragungsgefahr des Virus ist über die sogenannte Tröpfcheninfektion am höchsten, „trotzdem wurde fleißig
Martin Mair: „Den Milchhof Brixen hat die Corona-Krise wie viele andere Betriebe eiskalt erwischt“ desinfiziert und mit Handschuhen gearbeitet, um auch das Risiko von Schmierinfektionen weitestgehend zu reduzieren“, berichtet Mair. Über die Milch kann der Krankheitserreger nicht übertragen werden. Zum einen ist bekannt, dass das Virus nicht von Tieren übertragen wird, zum anderen wird die Milch ohnehin pasteurisiert, wobei eventuelle Keime unschädlich gemacht werden.
Gastronomie weggebrochen. Rund 30 Prozent des Absatzes bei Brimi geht auf das Konto der Gastronomiebetriebe. Dieser Absatzzweig ist von einem Tag auf den anderen durch die Schließung dieser Betriebe fast vollständig weggebrochen. Man kann sich vorstellen, welch schwerwiegende Konsequenzen dies für Brimi haben würde. Dort war man allerdings selbst etwas überrascht darüber, wie stark der Absatz-
verlust in der Gastronomie vom privaten Konsum aufgefangen werden konnte. Aufgrund dieser Verlagerung haben sich auch die Anteile der einzelnen Brimi-Produkte stark verschoben: „Der Absatz bei Frischmilch, Sahne und Mascarpone ist deutlich zurückgegangen, ebenso jener von Zukaufsartikeln wie Käse, Joghurt und Ähnlichem. Im Gegenzug haben Mozzarella, Butter und Ricotta deutlich zugelegt“, so Mair. Zum Zeitpunkt unseres Recherche-Interviews – und der Geschäftsführer betont dabei ausdrücklich, dass dies eine Momentaufnahme sei – kann Brimi die gesamte angelieferte Milch verarbeiten und verkaufen. Das größte Risiko für diese positive Entwicklung bestünde durch eine Infektion von Mitarbeitern – insbesondere in der Produktion. Deshalb hat der Krisenstab des Milchhofs weitgehende
Foto: Oskar Zingerle Foto: Lorenzo Rui
Für den Schabmer Landwirt Stefan Gasser hat sich der Arbeitsalltag auch in Corona-Zeiten wenig geändert
Mozzarella, Butter und Ricotta haben durch die Absatzverlagerung auf private Haushalte deutlich zugelegt Vorsichtsmaßnahmen getroffen: „Wir arbeiten derzeit in möglichst kleinen Teams, damit im Ansteckungsfall so wenige Mitarbeiter wie möglich quarantänebedingt ausfallen“, berichtet Martin Mair. „Aus demselben Grund werden
die Schichten derzeit nicht getauscht; das heißt, die Gruppen bestehen derzeit möglichst immer aus den unverändert gleichen Mitarbeitern.“ Man hat zudem versucht, die Kontakte unter den Mitarbeitern durch räumliche
Trennung zu minimieren. Essensund Pausenräume wurden neu eingeteilt, Büros, Sitzungs- und Aufenthaltsräume umfunktioniert, damit sich so wenige Mitarbeiter wie möglich zu derselben Zeit im selben Raum aufhalten. Potenzielle Kontakte gibt es sonst üblicherweise bei den Schichtwechseln, etwa in den Umkleidekabinen. Um auch diese Kontakte zu reduzieren, hat Brimi die Schichtwechsel zeitlich neu gestaffelt. In den Verwaltungsbüros wurden alle Mitarbeiter ohne zwingende Anwesenheit im Betrieb gebeten, vom Homeoffice aus zu arbeiten, „und wo es möglich war, haben Mitarbeiter Urlaub genommen“, so Mair.
Engpass umschifft. Ein poten-
zielles Risiko für die Brimi bestand auch in einem Lieferengpass
von Verpackungsmaterial sowie von Hilfs- und Zustoffen, die für die Produktion benötigt werden. „Kurzfristig ist es tatsächlich zu einem Engpass gekommen, für den allerdings noch rechtzeitig Nachschub geliefert worden ist“, berichtet Mair. Als Präventionsmaßnahme gegen eine weitere ähnliche Situation hat Brimi seine Lagerkapazität vorübergehend vergrößert. Die Nachbargenossenschaft Melix hat mit Räumlichkeiten ausgeholfen. Ein weiterer Umstand hat Brimi in der gegenwärtigen Krisensituation in die Karten gespielt: Die bei der Mozzarellaproduktion anfallende Molke kann seit Anfang des Jahres in das neue Molketrocknungswerk „Dolomites Milk“ nach Vintl geliefert werden – „und zwar fast die gesamte Menge“, unterstreicht Mair. Es ist bereits vorgekommen, dass der bisherige Abnehmer aus Holland die Molke nicht mehr abgeholt hat, weil der Frächter Italien nicht angefahren ist. Solche Probleme gehören dank der Partnerschaft mit Loacker und Dolomites Milk der Vergangenheit an, und durch die kurzen Transportwege gibt es sogar noch einen ökologischen Nutzen obendrein. Auf mögliche Zukunftsszenarien angesprochen, ist es für Mair derzeit „schwierig, eine Prognose abzugeben. Ich glaube allerdings schon, dass die Regionalität, auf die wir immer gesetzt haben, an Gewicht gewinnen wird“. Er knüpft damit an die Hoffnung des Braundornerbauern Stefan Gasser an. Mit Regionalität meint er nicht nur, dass einheimische Produkte gekauft werden, sondern auch, dass der Abnehmer weiß, wo das Produkt herkommt und mit welchen Qualitätsmerkmalen es verbunden ist. oskar.zingerle@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info
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BETRIEBSPORTRAIT
Wirtschaft & Umwelt
Zwei Werkstätten für schönes Wohnen Mit seinen zwei Unternehmen hat sich Renato D’Alberto ganz dem hochwertigen Wohnen verschrieben: In seiner Architekturwerkstatt entwirft der Architekt aus Brixen außergewöhnlich schöne Wohndesigns, und um die Realisierung und den schlüsselfertigen Verkauf der eigenen Immobilienprojekte kümmert sich seine Immobilienwerkstatt. Seit über 20 Jahren setzt Renato D’Alberto Maßstäbe im hochwertigen Wohnen – mit Erfolg. Mittlerweile führt der renommierte Architekt gleich zwei Unternehmen unter seinem Namen, die nebeneinander bestehen und sich hervorragend ergänzen: die Architekturwerkstatt, die er im Jahr 2000 gegründet hat und in der er seither einzigartige Architektur- und Wohnkonzepte entwickelt, sowie die Immobilienwerkstatt, die vor rund fünf Jahren aus der Architekturwerkstatt hervorgegangen ist und seither als Bauträger agiert, indem sie Grundstücke ankauft, darauf einzigartige Immobilienobjekte realisiert und erfolgreich verkauft. Die beiden Unternehmen spielen optimal zusammen: Die Immobilienwerkstatt kauft Grundstücke im In- und Ausland an, für die Renato D’Alberto in der Architekturwerkstatt Konzepte für hochwertige Wohnobjekte entwickelt, deren Umsetzung bis hin zum schlüsselfertigen Verkauf die Immobilienwerkstatt übernimmt. In der Architekturwerkstatt standen Renato von Anfang an seine Frau Claudia Burger und seine Mutter Emma Eisenstecken zur Seite. Claudia half viele Jahre neben ihrer Berufstätigkeit im Bildungsbereich mit, mittlerweile hat sie sich ganz ihrem Beruf und ihrer Leidenschaft, dem Lerncoaching, zugewendet. Emma kümmert sich seit jeher um die anfallenden Verwaltungsaufgaben, die sie heute auch für die Immobilienwerkstatt erledigt. Ebenfalls bereits viele Jahre mit dabei ist der Architekt Helmut Gamper, der in der Architekturwerkstatt gelernt hat und heute als zweiter Chefdesigner in der Immobilienwerkstatt tätig ist. Die Immobilienwerkstatt ist seit ihrer Gründung im Jahr 2015 kontinuierlich gewachsen; allein in den letzten zwei Jahren hat sich die Mitarbeiterzahl verdoppelt. 50
Anfang dieses Jahres ist Renato D’Alberto eine Partnerschaft mit dem Münchner Michael Grund eingegangen, mit dem er nun die Geschäftsführung der Immobilienwerkstatt gemeinsam verantwortet. Michael Grund bringt langjährige Erfahrung im Immobiliengeschäft im Ausland und damit ideale Voraussetzungen mit, um den Aktionsradius der Immobilienwerkstatt weiter auszudehnen. Bereits in den Anfängen seiner Architekturwerkstatt hatte sich D‘Alberto zum Ziel gesetzt, sein Einzugsgebiet kontinuierlich auszuweiten, um das Potenzial, ein Klientel mit gehobenen Wohnansprüchen zu erreichen, optimal auszuschöpfen. Galt sein Fokus in den ersten Jahren noch dem näheren Umkreis, ist er inzwischen in ganz Südtirol und darüber hinaus – insbesondere am Gardasee – tätig. Seine außergewöhnlichen Architekturdesigns, die durch zeitlose Formensprache und hohen Wohnkomfort bestechen, finden über die Grenzen hinaus großen Anklang. Derzeit plant und realisiert die Immobilienwerkstatt diverse Immobilienprojekte im In- und Ausland. Für eine reibungslose Abwicklung wurden die Aufgaben im Team klar definiert: Um den Ankauf der Grundstücke und die Vermarktung insbesondere der Immobilienobjekte im Ausland kümmert sich Michael Grund. Unterstützt wird er hierbei von Alexandra Burger, die neben der
Alexandra Burger
Fragebogen an das Unternehmen
RENATO D’ALBERTO, Architekt und Unternehmer Herr D’Alberto, seit kurzem führen Sie die Geschäfte der Immobilienwerkstatt zu zweit. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen? RENATO D’ALBERTO: Ich habe in Michael Grund einen Partner gefunden, der langjährige Immobilienerfahrung im Ausland mitbringt. Wir begeistern uns beide für hochwertiges Wohnen und ergänzen uns mit unserem Know-how optimal. Herr Grund, wo sehen Sie Ihre Stärken? MICHAEL GRUND: Diese liegen vor allem in unserer Gesinnung: Weil wir den Wunsch nach hoher Wohnqualität als zeitloses Bedürfnis definieren, sehen wir selbst Krisen als Chance, die es zu nutzen gilt. Denn letztlich bauen wir Zukunft – und so lautet auch das Motto
Helmut Gamper
MICHAEL GRUND, Mitgesellschafter und Geschäftsführer unserer Immobilienwerkstatt. Mit durchdachten Wohnkonzepten und hochwertiger Ausführung realisieren wir Immobilien, die Komfort, Sicherheit und Schutz bieten und die auch in unsicheren Zeiten als Rückzugsund Zufluchtsorte fungieren. Herr D’Alberto, eine Frage zu Ihrer Architekturwerkstatt: Bedienen Sie mit dieser künftig ausschließlich die Immobilienwerkstatt, oder kann man Sie weiterhin als Architekt engagieren? RENATO D’ALBERTO: Die Immobilienwerkstatt nimmt zwar einen Großteil meiner Zeit in der Architekturwerkstatt in Anspruch, jedoch übernehme ich selbstverständlich auch weiterhin Aufträge von anderen Kunden.
Daniel Mitterrutzner
Philipp Mutschlechner
Die Wohnanlage „Nobilis Living“ in Kranebitt wurde mit viel Sinn für Wohnqualität geplant Kundenberatung und dem Verkauf sich auch um das Marketing kümmert. Helmut Gamper arbeitet gemeinsam mit Renato D’Alberto an den kreativen Designs und entwickelt sie weiter. Darüber hinaus hat Helmut Gamper gemeinsam mit Daniel Mitterrutzner die Projektleitung über. Um alle technischen Aspekte kümmern sich Philipp Mutschlechner, Annalena Larcher, Massimiliano Mulas, Benjamin Prosch und Laura Clara. Ist die Planungsphase erst einmal abgeschlossen, stehen mit Baubeginn Daniel Mitterrutzner und Jordan Seelaus als Bauleiter vor Ort ihren Mann. Da es in dieser mannschaftsstarken Konstellation in den ehemaligen Büroräumlichkeiten in Natz zuletzt eng geworden war, haben die Architekturwerkstatt und die Immobilienwerkstatt vorübergehend in freien Räumlichkeiten der Betriebsstätte der Peintner Fliesen GmbH in der
Annalena Larcher
Handwerkerzone Schabs eine provisorische Unterkunft gefunden, bis der neue Firmensitz in unmittelbarer Nähe der Autobahnausfahrt Vahrn gebaut und im Herbst 2021 bezugsbereit ist.
Design mit viel Sinn für Wohnqualität. „Der Bedeutung eines
komfortablen Zuhauses wurden sich viele gerade in diesen letzten Wochen bewusst, als man aufgrund der eingeschränkten Bewegungsfreiheit viel Zeit in den eigenen vier Wänden verbringen musste“, so Renato D’Alberto. „Viele bauen oder kaufen nur einmal im Leben eine Immobilie und verbringen ihr ganzes Leben in denselben vier Wänden. Unser Ansporn ist es, Immobilien zu realisieren, in denen sich die künftigen Bewohner Zeit ihres Lebens wohlfühlen.“ Derzeit plant und realisiert die Immobilienwerkstatt unter anderem auch eine Wohnanlage in nächster Umgebung, und zwar in
Jordan Seelaus
Benjamin Prosch
Kranebitt, Brixens unbestritten schönster Wohnzone. In schönster Hanglage mit freiem Blick auf die Altstadt von Brixen entsteht die Wohnanlage „Nobilis Living“, die nur neun Einheiten umfassen wird, darunter acht Appartements und eine Villa. In zeitlosem Design und in voneinander losgelösten und teilweise abgerückten Gebäudeblöcken eröffnet jede Wohneinheit mit separatem Eingang und großem Garten oder weitläufiger Terrasse viel Freiraum und Privatsphäre; die Verwendung von hochwertigen Baumaterialien und -elementen garantiert hohen Wohnkomfort. Der Verkauf ist angelaufen, frühe Käufer können sich noch in die Innenraumplanung mit einbringen. Der Baubeginn ist für Herbst 2020 angesetzt, die Übergabe der Wohneinheiten erfolgt 2022. Erste Visualisierungen und alle Grundrisspläne können bereits online unter www.immobilienwerkstatt.com eingesehen werden.
Laura Clara
Steckbrief Renato D’Alberto Architekturwerkstatt und Immobilienwerkstatt Architekturwerkstatt Gründungsjahr: 2000 Tätigkeitsschwerpunkt: Realisierung von Architekturdesigns im In- und Ausland Geschäftsführung: Renato D‘Alberto Immobilienwerkstatt Gründungsjahr: 2015 Tätigkeitsschwerpunkt: Ankauf Grundstücke, Planung, Realisierung und Verkauf von Immobilienobjekten im In- und Ausland Geschäftsführung: Renato D’Alberto, Michael Grund Mitarbeiter: 10 Tel. 0472 200559 mail@immobilienwerkstatt.com www.immobilienwerkstatt.com
Emma Eisenstecken 51
Wirtschaft & Umwelt
EISACKTAL
Starkes Signal z Ein sehr wichtiges Signal zur Weiterführung eines strategischen Projektes für ganz Europa sowie für die Ankurbelung der geschwächten Wirtschaft ist vor kurzem von der Eisenbahngesellschaft Ferrovie dello Stato (FS) gekommen. FS stellt als Antwort auf die Corona-Krise 20 Milliarden Euro innerhalb 2020 für strategische Projekte zur Verfügung. „Davon werden, wie vom Geschäftsführer Gianfranco Battisti bestätigt, fünf Milliarden für Projekte freigegeben, deren
Bau beschleunigt wird. Eines dieser Projekte ist dabei das erste Baulos der Zulaufstrecke Franzensfeste–Waidbruck für 1,1 Milliarden Euro“, sagt Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider. Die BBT-Zulaufstrecke Franzens feste–Waidbruck betrifft acht Eisacktaler Gemeinden: Franzensfeste, Vahrn, Brixen, Feldthurns, Villnöß, Klausen, Lajen und Waidbruck. Für das Los ist eine Gesamtfinanzierung von 1,55 Milliarden vorgesehen. sp
W&U Wirtschaft & Umwelt BRIXEN
z Unter Einhaltung aller auf Landes- und Staatsebene vorgegebenen Sicherheitsbestimmungen sind die Bauarbeiten am 486 Meter langen neuen Mittelanschluss in Brixen diese Woche wieder gestartet. Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider unterstreicht: „Die Aufnahme der Tiefbauarbeiten erfolgt im ganzen Land schrittweise, wobei Sicherheit und Gesundheit der Bauarbeiter und aller weiteren Beteiligten an erster Stelle steht.“ Jede Aufnahme von Tätigkeiten sei auch mit Risiken
kurz
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verbunden, „wir wollen aber gemeinsam, Schritt für Schritt, Arbeit und somit die Wirtschaftsabläufe wieder ermöglichen“, sagt der Landesrat. Der Kreisverkehr für die zentrale Anbindung an die Stadt auf der Umfahrungsstraße war bereits vor Ende November fertig gebaut. In der Folge waren die Arbeiten in der Stadt gestartet. Dort schließt der Mittelanschluss mit einem tropfenförmigen Kreisverkehr an die Dantestraße und Romstraße an. Diese Bauarbeiten sind laut Verfahrensverantwortli-
Das 50. Jubiläumsjahr der Feuerwehr Tils war das bisher arbeitsintensivste. Kommandant Christoph Hilpold führte dies im Rahmen der Vollversammlung auf die Einsätze bei den Schneefällen im vergangenen November und den Stadelbrand beim Moarhof in Tils zurück.
Foto: Oskar Zingerle
Am Mittelanschluss wird wieder gebaut
chem Umberto Simone besonders aufwendig und kompliziert, da sämtliche Infrastrukturen wie Gasund Stromleitungen unter dem Straßenkörper neu verlegt werden müssen. Der Brixner Stadtrat für Mobilität, Thomas Schraffl, erklärt dazu: „Sobald der Anschluss
fertig ist, können wir den innerstädtischen Verkehr flüssiger und sicherer gestalten und noch mehr Schwer- und Durchzugsverkehr effektiv aus der Stadt verlagern.“ Befahrbar wird der Mittelanschluss der Umfahrung Brixen voraussichtlich Anfang Juni 2020 sein. wv
Die Stadtwerke Brixen haben 2019 etwas mehr als 11.534 Tonnen Siedlungsabfälle gesammelt – das sind 1,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Zurückgegangen ist dagegen die Menge der illegal entsorgten Abfälle von 43 auf 38 Tonnen, was den Kontrollen der Umweltpolizei geschuldet ist.
Saubere Mobilität liegt im Trend. Das bezeugen die Zahlen des Infopoint Mobile in Brixen 2019: Nahezu 480 tägliche Kontakte wurden bewältigt. Mit mehr als 125.125 Anfragen und Kundenkontakten an insgesamt 240 Öffnungstagen kann der Infopoint Mobile in Brixen ein Spitzenergebnis vorweisen.
Im Brixner Dom werden die Reliquien der Diözesanpatrone Kassian und Vigilius und der Diözesanheiligen Ingenuin und Albuin verehrt. Aber wer waren die vier Männer eigentlich? Seit dem Frühmittelalter wird Kassian von Imola (gestorben 304 oder 363) in Säben als Märtyrer verehrt; er gilt auch als erster Bischof von Säben, was jedoch umstritten ist. Anstatt im Unterricht die römischen Götter zu verehren, lehrte Kassian das Christentum, woraufhin er zum Tode verurteilt wurde – seine Schüler erstachen ihn mit ihren Griffeln. Vigilius, ein geborener Römer, der 382 zum Bischof von Trient geweiht wurde, setzte sich für die Bekehrung der Arianer und der Heiden ein. Er gilt als der Apostel des Etschtales. Vigilius wird zusammen mit Kassian seit der Neugründung der Diözese Bozen-Brixen 1964 als Bistumspatron verehrt; die damaligen Patrone Ingenuin und Albuin stiegen zeitgleich zu Diözesanheilige auf. Ingenuin wird 579 als erster Bischof von Säben namentlich erwähnt; 963 wurden die Reliquien des Heiligen von Säben nach Brixen übertragen, seitdem scheint er als Patron der Bischofskirche von Brixen auf. Albuin stammt aus Kärnten und besuchte die Brixner Domschule; 997 wird er erstmals in einer Urkunde als Bischof der Säbener und Brixner Kirche genannt. Er war es auch, der den Bischofssitz um 990 sowie 991 die Reliquien des hl. Kassian von Säben nach Brixen verlegte. Anregungen: redaktion@brixner.info
BRIXEN
Neuer Internetauftritt z Die Stadtwerke Brixen präsentieren sich und ihre Dienste mit einer neuen Internetseite: „Die neuen Online-Dienste ermöglichen es, Ansuchen für Neuanschlüsse, Gutachten oder technische Änderungen jederzeit von zu Hause aus zu beantragen. Der Gang zum Kundenschalter erübrigt sich“, erläutert Stadtwerke-Präsident Patrick Silbernagl. Eine grafisch und technisch optimierte Navigation und die Möglichkeit, per SPID seine Ansuchen jederzeit online abzuschicken, zeichnet die neue Homepage aus. „Unser Ziel war es, dass unsere Kunden im Internet schnell und intuitiv die für sie relevanten Inhalte finden und jederzeit online mit den
Stadtwerken in Kontakt treten können“, so Geschäftsführer Karl Michaeler. Daher hat sich neben dem optischen Facelift vor allem strukturell viel geändert: Die neue Website verfügt über ein leicht verständliches Menü, das die acht unterschiedlichen Dienstleistungsbereiche aufgeräumt präsentiert. Abrufbar ist sie unter der gewohnten Adresse www.asmb. it. Mitberücksichtigt wurde, dass sich die Website optimiert auf Tablets und Smartphones darstellt. „Zudem schafft die Website den Spagat zwischen gesetzlich vorgeschriebenen Inhalten und den praktischen Fragen, auf die viele Kunden eine Antwort suchen“, sagt Michaeler. sp
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Wirtschaft & Umwelt
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„Wir helfen bei Hobbygärtner-Fragen“ GABRIELE FALSCHLUNGER, Fachlehrerin an der Fachschule für Land- und Hauswirtschaft Salern in Vahrn, über die E-Mail-Gartenhotline, einem neuen Dienst für Hobbygärtner. Frau Falschlunger, seit März bietet die Fachschule Salern erstmals eine Gartenhotline für Hobbygärtner an. Wie kam es zur Idee? Die Idee kam mir und meiner Kollegin Michaela Krause schon vergangenes Jahr. Uns fiel auf, dass Hobbygärtner, die bei uns Garten-Kurse besuchen, oft mit einer ganz konkreten Frage kommen und eigentlich nur auf die Pause warten, um diese Frage stellen zu können. Bei Kursen ist es außerdem immer schwierig, die Inhalte so zu gestalten, dass alle Teilnehmer davon profitieren. Über die Garten-
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hotline können wir jetzt auch ganz individuell beraten. Wir unterstützen außerdem gern alle, die ihr eigenes Gemüse anbauen. Denn Garteln ist – von der eigenen Gesundheit angefangen bis zum Kampf gegen den Klimawandel – ein sehr sinnvolles Hobby! Bei welchen Fragen und Anliegen werden Sie den Hobbygärtnern am besten über eine E-Mail helfen können? Wir versuchen, bei allen Fragen rund um den Anbau von Gemüse, Kräutern und Beerenobst zu helfen. Die Bandbreite der Themen reicht von Bodenbearbeitung und
Düngung über Anbauplanung, Sortenwahl und Kulturführung bis zu Vermehrung und Ernte. Für Obst, Rasen und Zierpflanzen sind wir leider keine Experten. Wie kann man sich an die Gartenhotline wenden? Wir stehen die ganze Gartensaison über für Fragen unter der E-Mail gartenhotline@salern.it zur Verfügung. Wir bitten allerdings um Verständnis dafür, dass es manchmal zwei bis drei Tage dauern kann, bis wir antworten. Und dass auch wir manchmal überfragt sind. sabine.peer@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info
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Ein starker Partner rund ums Haus Die Firma HIAG Balkonbau realisiert Balkone, Zäune, Glasüberdachungen, Carports, Sichtschutzlösungen, Treppen und Treppengeländer, Terrassenböden, Fassaden und vieles mehr – in Aluminium und vielen anderen Materialien.
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auch Balkone aus Edelstahl, Glas, Holz oder mit HPL-Exterior-Platten finden sich im Sortiment und werden auf Maß gefertigt. Exklusiver Vertriebspartner in Italien ist die Firma Blasbichler in Brixen.
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Haus & Garten
Ausgezeichnetes Design Das Brunecker Unternehmen Provex, ein führender Hersteller von Duschkabinen, Duschwänden und Badzubehör, hat vor kurzem eine weitere Auszeichnung für eines seiner Produktdesigns erhalten.
Extra
Im Zuge der Weltleitmesse „Ambiente“, die im Februar in Frankfurt stattgefunden hatte, wurde der Duschklappsitz der Serie 500 mit dem renommierten „German Design Award 2020“ in der Kategorie Universal Design als „Excellent Product Design“ prämiert. Der neue Duschklappsitz der Serie 500 von Provex war in Zusammenarbeit mit dem Designstudio „Talocci + Pallocca“ aus Rom entwickelt worden. Er überzeugt durch ein zeitgemäßes Design, wodurch er sich ideal in moderne und lineare Bäder integrieren
lässt. Eine bemerkenswerte Tragfähigkeit von 160 Kilogramm und eine TÜV-Zertifizierung machen den Klappsitz zu einer praktischen Duschhilfe mit tollem Design.
Design made in Italy. Der „Ger-
man Design Award 2020“ für den Duschklappsitz ist wiederum ein Beleg für die vielen richtungsweisenden Designinnovationen „Made in Italy“ von Provex, die auf mehr als 45 Jahre Erfahrung und modernster technologischer Forschung basieren.
(v.l.:) Oswald Fischnaller, Geschäftsführer von Provex, mit zwei Vertretern des Designstudios „Talocci + Pallocca“
Der für sein Design ausgezeichnete Duschklappsitz von Provex
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Impressum Musik- und Gesangsfreund sicher befriedigt auf seine Rechnung kommen wird. Als Improvisator am Klavier erscheint Herr Georg Schieserer. Für Restaurierung ist nach der ersten Abteilung eine kurze Pause vorgesehen. Programme sind an der Abendkassa und im Vorverkauf in der Papierhandlung Karl Riedmann à 30 Cent. erhältlich.
Unabhängige Monatszeitschrift für Brixen und Umgebung Redaktion: Brennerstraße 28, I-39042 Brixen Tel. +39 0472 060200, Fax +39 0472 060201 www.brixner.info E-Mail für Pressemitteilungen: redaktion@brixner.info E-Mail für Leserbriefe: echo@brixner.info Online-Ausgabe: www.brixner.info Verlag: Brennerstraße 28, I-39042 Brixen Tel. +39 0472 060200, Fax +39 0472 060201 E-Mail: office@brixmedia.it, www.brixmedia.it Anzeigenleitung: Sonja Messner, Tel. +39 0472 060212 sonja.messner@brixmedia.it Herausgeber, Chefredakteur und presserechtlich verantwortlich: Willy Vontavon (wv), Tel. +39 0472 060213 willy.vontavon@brixner.info Bildredaktion: Oskar Zingerle (oz), Tel. +39 0472 060210 oskar.zingerle@brixner.info Hildegard Antholzer (ha) Johanna Bernardi (jb) Irene Dejaco (ird) Sabine Dejakum (sd) Evi Hilpold (eh) Susanne Hutter (sh) Marlene Kranebitter Zingerle (mk) Sabine Peer (sp) Franziska Rude (fr) Anina Vontavon (av) Lia Vontavon (lv) Oskar Zingerle (oz) E-Mail: vorname.nachname@brixner.info Grafik: Evelyn von Mörl, Tel. +39 0472 060209 evelyn.vonmoerl@brixmedia.it Titelbild: Melanie Vitroler Druck: Athesia Druck GmbH, Weinbergweg 7, I-39100 Bozen www.athesia.it Der nächste „Brixner“ erscheint Ende Mai 2020 Nächster Redaktionsschluss: 10. Mai 2020 Die Zeitschrift „Brixner“ erscheint monatlich und wird im Postabonnement 45 % Art. 2, Abs. 20/b, Ges. 662/96, Bozen zugestellt. Eintragung am Landesgericht Bozen am 29.12.1989, Nr. 29/89 R.St. Auflage: 11.000 Stück Preis Abonnement: 1 Euro Abonnentenservice: abo@brixner.info
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April 1920
Zuckerausgabe in Brixen Donnerstag, 1. April 1920 In der Zeit vom 1. bis 15. April erfolgt bei den Kaufleuten die Ausgabe des Märzzuckers im Ausmaße von 32 Deka pro Kopf zum Preise von L. 4,85 pro Kilo auf Buchstabe B der Lebensmittelkarte 130. Der in der vorgeschriebenen Zeit nicht behobene Zucker verfällt.
Die Maul- und Klauenseuche im Bezirk Brixen Donnerstag, 1. April 1920 Die Maul- und Klauenseuche im Bezirk Brixen herrscht derzeit in acht Gemeinden. Verseucht sind im ganzen 11 Ställe.
Gewerbeverein Samstag, 10. April 1920 Samstag, 10. April, abends 8 Uhr, findet im Hotel „Elefant“, 1. Stock, die Monatsversammlung des Gewerbevereins statt. Tagesordnung: 1. Besprechung der Errichtung eines Genossenschaftssekretariats für Brixen. – 2. Stellungnahme zur Frage der Errichtung eines Genossenschafts-Bezirksverbandes. – 3. Gewerbliche Fragen. – 4. Vereinsangelegenheiten. – 5. Beliebige Anträge. Die Herren Obmänner der gewerblichen Genossenschaften werden zu dieser Vorbesprechung höfl. eingeladen. (Sonstige Einladungen erfolgen nicht!) Um vollzähliges Erscheinen ersucht die Vorstehung.
Kochkurs Brixen Samstag, 10. April 1920 Um auch Minderbemittelten den Besuch des Kurses zu ermöglichen, werden ab 15. April Koch-
abende für Arbeiterinnen und Dienstmädchen zu ermäßigten Preisen abgehalten. Mädchen, welche Lust haben, das Kochen zu erlernen, mögen sich ehestbaldig melden. An Wochentagen von 1–3 Uhr oder Sonntag von 10–12 Uhr und von 2–4 Uhr im Gesellenvereinshaus, Parterre, in der Küche im Souterrain. Auf Wunsch könnte auch ein Sonntagskurs abgehalten werden von 5–8 Uhr abends. Bis Sonntag, 11. April, nachmittags, müßten genügend Meldungen eingelaufen sein, daß man weiß, ob mit dem Kurs am 15. April begonnen werden kann.
Wohltätigkeitskonzert in Brixen
Brixner Trachtenfest
Donnerstag, 15. April 1920
Donnerstag, 22. Mai 1920
Wir machen neuerdings auf den am Kassiansonntag, 18. April, abends punkt 8 Uhr, im Sternsaale stattfindenden Wohltätigkeitsabend aufmerksam und verweisen unter einem auf das heutige Inserat in der „Brixener Chronik“. Der Reinertrag dieses Konzerts kommt über Wunsch der beiden Mitwirkenden den armen Waisenkindern der Stadt Brixen zu, weshalb auch allfällige Ueberzahlungen des Eintrittspreises dankbarst angenommen werden. Es ist ein guter Besuch sicher zu erwarten, zumal unser bekannter heimischer Künstler, Herr Dr. Moll, nach einer Pause von vielen Jahren sein reiches Können in den Dienst der guten Sache gestellt hat. Ueber die junge dramatische Sängerin „Die Lebenberg“, welche in unserer Stadt sich zum erstenmal als Opernsängerin im Konzerte hören läßt, schrieben schon die „Innsbrucker Nachrichten“, daß sie bei sympathischer Bühnenerscheinung über hohes Können und tüchtige Schulung bei reicher Vortragskunst verfügt und eine geradezu erstaunlich starke und durchaus vorzügliche Sopranstimme besitzt. Der Abend weist ein besonderes gut gewähltes Programm auf, so daß jeder
Wie wir hören, soll am Sonntag, 2. Mai, ein großes Trachtenfest in Brixen stattfinden. Der Vater des Gedankens, Herr Toloselli, hat den Plan hierzu bereits fertiggestellt. Alles Nähere wird durch die Plakate bekanntgemacht. Die Veranstaltung ist im Interesse unserer Volkseinrichtungen nur aufs herzliche zu begrüßen.
Die „Brixener Chronik“ wurde 1888 gegründet und erschien bis 1925. Die Idee, die Zeitungsartikel aus der „Brixener Chronik“ auszuwählen und zu veröffentlichen, stammt von Günther Eheim (1944-2010) aus Brixen. Die damalige Rechtschreibung, auch eventuelle Druckfehler und sonstige Kuriositäten werden ohne Korrektur beibehalten.
Im Auftrieb Die heimische Wirtschaft ist der Motor für die Vollbeschäftigung und den Wohlstand im Land. Indem wir uns jetzt bewusst für den Konsum und die Investition im eigenen Land entscheiden, bringen wir unsere Wirtschaft wieder zum Laufen und sichern uns und unseren Kindern eine gute Zukunft.
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