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Jahrgang 20 · Jänner 2009
Unabhängige Monatszeitschrift für Brixen und Umgebung
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Die Brixnerin Laura Letrari auf dem Weg zur Weltspitze
Schwimmen aus Leidenschaft INTERVIEW: Landesrätin Sabina Kasslatter Mur über das „intensive Jahr 2008“ PORTRAIT: Die Brixner Skilegende Erwin Stricker und sein spannendes Leben KULTUR: Die Buben- und Mädchenchöre am Vinzentinum in Brixen WIRTSCHAFT: Das neue Fernheizwerk Vahrn wird mit Hackschnitzel betrieben
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Editorial
Politik & Gesellschaft
>>> 04
4 | Sabina kasslatter-mur: „Das Volk ist der Souverän“ 0 10 | Brixen: Kurzes Gewitter übern Haushalt
Menschen & Meinungen
>>> 14
14 | Erwin stricker: Raue Schale, weiches Herz 19 | Pro & Contra 20 | Umfrage: Hofer und das Gedenkjahr 2009
Kunst & Kultur
>>> 22
22 | vinzentinum brixen: Musik liegt in der Luft 24 | Musik: Glühend keltischer Sound 25 | Theater: Keine respektlose Demontage 26 | Denkmalschutz: Kunsthistorisches Juwel
Freizeit & Sport
>>> 32
32 | Laura letrari: „Gegen die eigene Bestzeit“
Wirtschaft & Umwelt
>>> 38
38 | Fernheizwerk Vahrn: Energie aus Biomasse 43 | Brixen: Qualität – aber wie?
Jahr 09 Man kann ja nicht behaupten, dass dieses Jahr 09 mit besonders positiven Aussichten beginnt. Die ursprünglich in den Vereinigten Staaten entstandene Finanzkrise hat auch in Europa in einigen Bereichen längst die Realwirtschaft erreicht, und auch hier in Südtirol bekommen wir langsam die Auswirkungen zu spüren: Der eine oder andere Betrieb hat auf Kurzarbeit umgestellt, und viele bangen um ihren Arbeitsplatz. Vor allem aber spürt man eine große Vorsicht, was die Investitionsfreude der Unternehmen und die Konsumfreude der Bürger anbelangt. Wer gegen den Trend Initiative zeigt, bekommt oft keine Finanzierung von den Banken. Wer heute behauptet, von der Krise nicht berührt zu werden, lügt sich selbst in die eigene Tasche: Jeder von uns ist Teil des Wirtschaftskreislaufs, ob er will oder nicht. Es ist für mich im Übrigen erstaunlich zu beobachten, wie schnell die Stimmung in einer Gesellschaft kippen kann: Der Unternehmer, der vor einigen Monaten noch von vielen in Südtirol schief angeschaut wurde, wenn er neue Arbeitsplätze schaffen wollte und deshalb bei der Politik um entsprechende Rahmenbedingungen anklopfte, zählt plötzlich wieder etwas. Das ist ein kleiner positiver Aspekt dieser Krise: Initiative, Risikobereitschaft und Eigenverantwortung bekommen wieder ein positiveres Image. Dieser Aspekt wiegt aber leider nicht die Schwierigkeiten auf, die jeder von uns zu spüren bekommen wird. Auch uns vom „Brixner“ bereitet der Verkauf von Inseraten – nach einem wahren Rekordjahr 2008 – heuer erstmals einiges Kopfzerbrechen. Schaumer mal: Wir gehen trotzdem mit viel Zuversicht ins neue Jahr. Mit dieser Ausgabe beginnt unsere jährliche AboAktion. Sollten Sie sich entscheiden, uns einen (freiwilligen!!) Jahresbeitrag zu überweisen, danke ich ganz herzlich im Namen des gesamten Teams. Wir versprechen Ihnen, dass unsere Leidenschaft für Ihren „Brixner“ auch im 20. Jahr seines Bestehens nicht nachlassen wird.
Ihr Willy Vontavon
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Politik & Gesellschaft
Fotos: Oskar Zingerle
LR Sabina Kasslatter-Mur: „Aus der Sicht des Eisacktales ist es wichtig, dass ich Teil der Landesregierung bin“
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LANDESRÄTIN SABINA KASSLATTER-MUR IM GESPRÄCH
„Das Volk ist der Souverän“ Seit den Wahlen im November ist Sabina Kasslatter-Mur die einzige Eisacktaler SVP-Mandatarin im Südtiroler Landtag. In der Landesregierung übernahm sie neben der deutschen Kultur auch die Bildung. Im Gespräch mit dem „Brixner“ erklärt sie ihre Visionen für die nächsten Jahre und lässt 2008 Revue passieren – ein „intensives Jahr“. Frau Kasslatter-Mur, Ihre Ernennung zur Landesrätin war diesmal eine Zitterpartie. Sind Sie nun mit Ihren teilweise neuen Aufgaben zufrieden? SABINA KASSLATTER-MUR: Ich bin sogar sehr zufrieden. Meine Ernennung zur Landesrätin habe ich der Unterstützung des Landeshauptmannes und vieler Kreise in der Partei zu verdanken. Meine Arbeit ist nicht nur kritisiert, sondern auch geschätzt worden, und so bin ich glücklich, dass ich auch für die
mitgestalten. Ist dies ein persönliches Ziel von Ihnen? Ja, ganz sicher. Ich habe große Verantwortung, aber es ist andererseits auch angenehm zu wissen, dass ich auf meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen kann und dass ich auch mit den Mitgliedern der Landesregierung im Team persönlich miterleben darf, wie die Gestaltung dieses Landes umgesetzt wird. Das ist der Anspruch jeder Politikerin: Sie hat Visionen für unser Land
Munter, Siegfried Messner und mir fünf Landtagsabgeordnete der Südtiroler Volkspartei aus dem Eisacktal kamen; jetzt reduziert sich das Mehrheitsvertretungsrecht auf mich – kirchturmpolitisch gesehen, denn natürlich liegt das Eisacktal auch vielen anderen SVP-Mandataren am Herzen. Auch in der Opposition ist das Eisacktal stark vertreten. Hat die Tatsache, dass das Eisacktal in der SVP-Landtagsfraktion Mandatare verloren hat,
„Menschen haben sich bekreuzigt, wenn sie mich auf der Straße gesehen haben“_ LR Sabina Kasslatter-Mur zur Frosch-Affäre nächsten fünf Jahre Mitglied dieser Landesregierung sein kann. Vor allem im Bereich Kultur habe ich in den vergangenen Jahren einige Weichenstellungen vorgenommen, die jetzt noch deutlicher umgesetzt werden müssen. Was die Bildung anbelangt, bin ich nicht nur für die Schule zuständig, sondern auch für Kindergärten, Universität, Eurac, Forschung, Stipendien, Heime, Berufsberatung und Schultransporte, Sommer- und Nachmittagsbetreuung. Die Koordination der Familienpolitik gehört zwar nicht mehr in meine Zuständigkeit, aber die vorhin genannten Bereiche betreffen im Grunde vor allem die Familien. Als Landesrätin können Sie die Zukunft Südtirols erheblich
und will dazu beitragen, dass diese Visionen auch umgesetzt werden. In der Landesregierung habe ich natürlich mehr Möglichkeiten dazu als im Landtag. Heißt das im Umkehrschluss, dass die einfache Landtagsabgeordnete nicht viel bewegen kann? Nein, es braucht alle. Was uns vereint, bringt uns alle gemeinsam und jeden von uns weiter. Es gibt in diesem Sinn zugeteilte Rollen und Aufgaben für jede Position. Aus der Sicht des Eisacktales ist es aber sicher wichtig, dass ich Teil der Landesregierung bin. Ich erinnere daran, dass bis vor vier Jahren mit Albert Pürgstaller, Walter Baumgartner, Hanspeter
in den nächsten fünf Jahren konkrete Folgen für die Eisacktaler Bevölkerung? Nein. Die Südtiroler Volkspartei vertritt das Gemeinwohl des ganzen Landes und damit natürlich auch des Eisacktals. Folgen hat diese Situation eher für mich selbst, weil ich mehr denn je gefordert sein werde. Ich werde aber nicht die Arbeit von fünf Menschen ersetzen können. Jetzt gilt es, die Wahl des Bezirksvorstandes abzuwarten und gemeinsam mit den Parteifunktionären und den Eisacktaler Bürgermeistern zu klären, wie wir bestens zusammenarbeiten können. Wenn es schon keine Folgen für die Bevölkerung gibt, so wäre
doch die logische Folgerung dieser Aussage, dass das innerhalb der Partei zelebrierte Bezirksdenken nicht mehr zeitgemäß ist. Dies stimmt nur teilweise. Im Alltag macht es natürlich einen Unterschied, woher eine Landesrätin kommt. Als Eisacktalerin bin ich für die Eisacktaler natürlich leichter zu erreichen als ein Kollege aus dem Vinschgau – auch kenne ich im Normalfall die Probleme des eigenen Bezirks besser. Aber: Das Denken im Sinn des eigenen Bezirks oder des eigenen Standes darf nicht überhand nehmen, und das tut es in der SVP auch nicht. Im Parteistatut ist das Gemeinwohl festgeschrieben; allein der Name „Volkspartei“ ist in diesem Sinn Programm. Sind Sie wirklich überzeugt von dieser Aussage? Das ist der Anspruch. Ob es im Alltag dann immer gelingt, ist eine andere Frage. Ich habe eher das Gefühl, dass sich in der Südtiroler Volkspartei nach 60 Regierungsjahren, teilweise mit satten Mehrheiten, ein starkes Bezirks- und Ständedenken eingebürgert hat, das von der Bevölkerung nicht immer goutiert wird. Die Volkspartei muss die Quadratur des Kreises schaffen. Wenn wir ehrlich sind, ist die SVP ein von Außenstehenden manchmal schwer zu verstehendes Konstrukt. Politkollegen aus dem Ausland 5
Politik & Gesellschaft
nachvollziehen können, wer was vertritt und wer von uns in den entsprechenden Entscheidungen federführend war. Damit wird auch nachvollziehbar, dass die SVP eine echte Volkspartei ist, die in der Summe die Interessen aller Richtungen vertritt. Nach der Debatte braucht es dann allerdings Geschlossenheit. Ich bin selbst gespannt, ob die bevorstehende Parteireform hier eine neue Richtung vorgeben wird. Wir brauchen Klarheit und eine anerkannte Führung – unabhängig davon, wer nun dieser Partei in Zukunft vorstehen wird.
LR Sabina Kasslatter-Mur: „Die ständige Konfrontation mit dem Begriff ‚Erneuerung’ war für mich eher demotivierend, weil ich irgendwann das Gefühl hatte, dass auch ich eines der alten Gesichter bin, die man nicht mehr haben will“
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zum Beispiel erkläre ich die Partei zugegebenermaßen etwas flapsig als „Sammelbewegung für unterschiedliche Geisteshaltungen mit Ausnahme von Rechtsextremen und Kommunisten“. Das hat mit der besonderen Geschichte des Landes zu tun. Nach wie vor vertritt die SVP die Interessen der deutsch- und ladinischsprachigen Minderheit in einem fremdnationalen Staat, und dies hat sich bis heute nicht verändert. Ich bin auch überzeugt, dass die Partei mit ihrer Arbeit der vergangenen 60 Jahre dem Land und den Leuten gut getan hat. Wenn man die SVP heute für Fehler verantwortlich macht, die sie sicher auch begangen hat, dann wäre es auch angebracht, wenn Gegner, Feinde und Kritiker gleichzeitig auch jene Dinge nennen würden, die von der Partei gut gemacht wurden. Das klingt ja alles ganz schön, aber worin liegen dann die Probleme der SVP? Man kann ja nicht verleugnen, dass sie letzthin bei Wahlen andauernd Stimmen verloren hat. Das ist kein südtirolspezifisches Phänomen, sondern betrifft unter anderem auch die Volksparteien in Bayern, Österreich und Hessen. Überall dort, wo es in den vergangenen Jahrzehnten staatstragende Mehrheiten einer Partei gegeben hat, gibt es neuerdings eine ähnliche Situation. 6
Interessant ist auch, dass die SVP von ganz Europa als Erfolgsmodell gesehen wird, während die Partei in Südtirol arge Imageprobleme zu haben scheint… Vor allem war es die römische Regierung, die sich in den vergangenen Jahrzehnten daran gewöhnen musste, dass dieses
Ist die Partei überhaupt in der Lage, sich selbst eine Reform überzustülpen? Im Moment besteht der Eindruck, die Bevölkerung finde die SVP wenig „sexy“… Diesen Begriff mag ich sowieso nicht, weil ich ihn mit Schönheitswettbewerben assoziiere, bei denen nach Äußerlichkeiten gewertet wird. Mir sind Inhalte viel wichtiger. Es geht darum, Inhalte möglichst geschlossen, überzeugend und motivierend zu vermitteln. Wir brauchen den Leuten nicht immer und überall nach dem Mund zu reden, aber wir müssen ihnen zuhören und ihnen klarmachen, dass wir für sie da sind: Soziale Gerechtigkeit, Bildung und Ausbildung zur Sicherung des Lebensstandards, landschaftsschonende Wirtschafts-
Ihre Vorzugsstimmen sind fast halbiert worden. Wo liegen die Gründe? Es gibt sicher mehrere. Ich wage aber zu behaupten, dass ich ohne die „Frosch-Affäre“ mehr Stimmen bekommen hätte, auch wenn ich davon ausgehe, dass ich trotzdem das Ergebnis von 2003 nicht wiederholt hätte. Sowohl Arbeitnehmer als auch die Frauen innerhalb der SVP haben nämlich Stimmen verloren; ich gehöre beiden Komponenten an. Die Wählerinnen und Wähler sind offenbar verunsichert, sie haben vielfach kein Vertrauen mehr in uns – das müssen wir zurückgewinnen. War es nicht deprimierend für Sie zu beobachten, wie eine so dumme Geschichte wie jene um den Kippenberger-Frosch zu Tage bringt, dass die Bevölkerung, der Sie ja als Politikerin verpflichtet sind, offenbar eine vollkommen andere Meinung zu diesem Thema hat als Sie? Verpflichtet bin ich denen, die mich gewählt haben, und das sind trotz der Frosch-Geschichte immerhin noch 13.000 Leute. Diese 13.000 haben mir die Stange gehalten – trotz allem! Das ist für mich eine schöne Bestätigung. Aber: Das Jahr 2008 war in meiner politischen Laufbahn ganz sicher außergewöhnlich
„Es geht nicht, dass sämtliche Defizite dieser Gesellschaft der Schule in die Schuhe geschoben werden“_ LR Sabina Kasslatter-Mur Land mehrheitlich von einer Partei vertreten wird, deren Stimme in Rom in der Folge entsprechend viel Kraft besaß. Dies hat dem Land gut getan. In Südtirol selbst erweckt das Konstrukt SVP hingegen manchmal den Eindruck, dass es ab und an zu Demokratiedefiziten kommt. Wenn eine Partei die absolute Mehrheit hat, werden viele Entscheidungen hinter verschlossenen Türen erarbeitet, und dabei gelingt es nicht immer, die Debatte in der Öffentlichkeit sachpolitisch zu führen, wobei hier ein Teil der Verantwortung bei den Medien liegt. Meine Parteirichtung, die Arbeitnehmer, verlangt schon seit Jahren ein Föderalisierungskonzept. Aufgeklärte und Kritische in diesem Land müssen
entwicklung, Abbau von Bürokratie und der Kontrollwut sowie Senkung der Politikerkosten sind die Themen der nächsten Jahre. Das Unwort des Jahres ist „Erneuerung“. Was bedeutet für Sie dieser Begriff? Die ständige Konfrontation mit dem Begriff „Erneuerung“ war für mich emotional eher demotivierend, weil ich irgendwann das Gefühl hatte, dass auch ich eines der alten Gesichter bin, die man nicht mehr haben will, die angeblich nichts mehr zuwege bringen und für nichts mehr stehen. Der Begriff „abgewatscht“ hat mir allerdings noch mehr zugesetzt als die Konfrontation mit der „Erneuerung“.
intensiv, weil einige im Grunde nur relativ wichtige Themen in der Öffentlichkeit heftig diskutiert wurden. Ich bin von einer Thematik in die andere gestolpert und war irgendwie immer Hauptperson und Zielscheibe. Es hat begonnen mit dem Wechsel an der Spitze der Denkmalpflege im Winter 2007, meine mögliche Kandidatur für die Parlamentswahlen, und am Ende kam noch die Eröffnung des Museion mit einer drei Monate anhaltenden Leserbriefkampagne. Danach kam der Wahlkampf, das Wahlergebnis, das Finanzloch des Museion. Im Grunde kann es also nur noch bergauf gehen. Was hätte man in der Frosch-Affäre anders machen können?
Ich kritisiere hier nicht jene Leute, die die Leserbriefe geschrieben haben, und schon gar nicht jene Wähler, die entschieden haben, mich nicht mehr zu wählen. Das Volk ist der Souverän, daran ist nicht zu rütteln. Der Wähler hat Konsequenzen gezogen, und das steht ihm auch zu. Mein Vorwurf gilt viel mehr der Museumsführung, die es verabsäumt hat, ihr eigenes Statut umzusetzen. Sie hätte vermitteln müssen zwischen der ausgestellten Kunst und der Bevölkerung, die ein Recht hat zu erfahren, warum Steuergelder in diese oder jene Kunst gesteckt werden. Ich kann doch nicht als Direktorin einer solchen Struktur ohne Vorbereitung eine Ausstellung eröffnen, dort ein Werk von Kippenberger ausstellen und am Tag danach für zehn Tage nach New York entschwinden. Zeitgenössische Kunst hält den Menschen ihrer Zeit immer einen Spiegel vor und war in ihrer jeweiligen Ära immer umstritten. Die wunderschönen Radierungen von Goya sind 200 Jahre alt, waren aber seinerzeit eine einzige Kritik an Adel und Klerus und wurden damals entsprechend verurteilt. Auch der Frosch von Kippenberger hält unserer Gesellschaft den Spiegel vor: Es kann doch niemand behaupten, dass heute die Suchtproblematik, der Alkoholismus mit seinen 20.000 Betroffenen in Südtirol und das Bekenntnis zu Religion nicht zeitgenössische Diskussionsthemen sind. Genau das bringt Kippenberger zum Ausdruck. Diese Thematik zu erklären und zu diskutieren wäre eine tolle Herausforderung für die Museumsleitung gewesen… Natürlich! Wenn ich schon als Direktorin merke, dass die Volksseele kocht, dann kann ich doch nicht einfach verschwinden. Die Museumsleitung hätte eine wirkungsvolle Methode zur Vermittlung des Diskussionsthemas wählen müssen. Zum Beispiel hätte sie im ganzen Land Kultursäle anmieten können, sie hätte den Pfarrer, einen Künstler und vielleicht einen Alkoholiker einladen und mit ihnen das Werk Kippenbergers öffentlich diskutieren können. Das ist der Auftrag der zeitgenössischen Kunst: Sie muss das Bewusstsein der Bevölkerung erweitern und einen Denkprozess anregen. Wir sollten miteinander in Diskussion treten, um gemeinsam festzustellen, welche die kulturellen Werte sind, die unsere auch Tiroler Ge-
meinschaft verbindet. All das ist verabsäumt worden, und das ist mein großer Vorwurf. Ihre Denkweise ist schlüssig. Ist sie aber zu „modern“ für einen großen Teil der Wähler der Südtiroler Volkspartei? Nein. Wenn die Frosch-Affäre nicht wenige Wochen vor der Wahl und wenn sie mit ordentlicher Vermittlung, Begleitung und Dialogbereitschaft mit der Bevölkerung stattgefunden hätte, dann wäre sie nicht ausgeartet. Schauen Sie, von der Geistlichkeit habe ich auch Zuspruch bekommen; ich kann Dekane und Pfarrer zitieren, die mir gesagt haben, die meisten, die sich hier per Leserbrief äußern, wären sonntags kaum in der Kirche zu finden. Auch Bischof Egger hat nicht gesagt, der Frosch müsse weg. Und Karl Golser sagt: Kunst und Kirche müssen wieder miteinander in den Dialog kommen, denn sie waren es und sind es nach wie vor, die die jahrhundertealte Geschichte Europas geprägt haben. Mit der Ausstellung der Werke Bonells in der Brixner Hofburg ging man in die richtige Richtung. Die Medien haben in der FroschAffäre eine bedeutende Rolle gespielt… Sicher. Aber Südtirol hat eine bunte Medienlandschaft. Wer sich in Südtirol ein differenziertes Bild schaffen möchte, hat die Möglichkeit dazu. Wer also behauptet, in Südtirol gebe es zu viel Dominanz eines Medienhauses, der macht es sich etwas zu bequem. Wie haben Sie die Frosch-Affäre als Mensch erlebt? Was wir bisher an diesem Tisch diskutiert haben, war die politische Dimension und menschlich tragbar. Was außerdem noch passiert ist, war belastender. Es gab persönliche Anrufe zu Hause, man hat meine Kinder beschimpft. Mein Mann wurde bedroht, man würde bei ihm keinen Apfelsaft mehr kaufen, wenn seine Frau den Frosch nicht entfernen würde. Ich habe kiloweise Briefe bekommen, auch anonyme, mit Schimpftiraden. Mein Mann wurde mit „Froschkönig“ tituliert. Menschen haben sich bekreuzigt, wenn sie mich auf der Straße gesehen haben. Vor 200 Jahren hätte man mich wahrscheinlich verbrannt. Aber: Ich habe auch viele positive und Mut machende Briefe bekommen. 7
Politik & Gesellschaft
LR Sabina Kasslatter-Mur: „Wenn wir im Jahr 2009 noch nicht begriffen haben, dass Sprachkompetenz kultureller Reichtum ist und dass sie uns volkswirtschaftlich einen Wettbewerbsvorteil bedeutet, dann ist uns nicht mehr zu helfen“
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Ist es schwierig, eine zeitgenössische und moderne Kulturpolitik zu betreiben, von der man weiß, dass sie für einen Großteil der Bevölkerung nicht populär ist? Ich bin davon überzeugt, dass dies mein Auftrag ist – und wenn mich irgendwann niemand mehr unterstützt, dann werde ich eben abgewählt. Natürlich braucht die Politik immer Mehrheiten – und das macht die Sache schwierig. Trotzdem sind Tradition und Innovation zuzulassen. Wenn ich will, dass die deutsche Kultur in Südtirol in 50 Jahren genauso stabil wie heute gelebt werden kann, dann müssen einerseits Traditionen gepflegt werden und andererseits gewährleistet sein, dass diese Traditionen sich weiterentwickeln können. Jede Tradition ist eine Neuerung von gestern. Sie haben in der Landesregierung im Vergleich zur letzten Legislatur neue Bereiche dazu bekommen: Sind Sie jetzt schon in der Lage, Visionen für die nächsten fünf Jahre zu definieren? Ich werde jetzt mit meinen neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Klausur gehen und gemeinsam mit ihnen Ziele und Prioritäten erarbeiten. Auch möchte ich vorweg die in der Gesellschaft involvierten Vereinigungen dazu hören: Was die Bildung anbelangt, möchte ich zum Beispiel die Sorgen der Gewerkschaften, der Elternvertretungen und der Lehrerverbände erfahren. Im Sommer werde ich dann fünf, sechs für mich prioritäre Vorhaben festlegen. Im Bereich Kultur werden wir die bereits begonnenen Projekte fortsetzen. Kultur und Bildung sind unendlich wichtig für ein Land wie Südtirol; das Land muss in 8
seine Menschen investieren, und das begrüße ich auch. Dabei geht es nicht nur um die Persönlichkeitsentwicklung des Einzelnen, sondern auch um den volkswirtschaftlichen Erfolg Südtirols in den nächsten Jahrzehnten. Wie sieht in Südtirol die Schule der Zukunft aus? Ich habe das Glück, einen Bereich zu übernehmen, der in Südtirol über sehr gute Ressourcen verfügt – von den Menschen bis hin zu den Materialien. Das erleichtert meine Aufgabe, zu erfassen, was in Zukunft besser gemacht werden kann. Ich will alles dafür tun, dass wir in Südtirol eine Schule haben, die unsere Kinder und Jugendlichen gut bis sehr gut auf ihr Erwachsenenleben vorbereitet und in der Lehrpersonen konstruktiv und zu einem angemessenen Gehalt arbeiten können. Ich will eine Schule, in die die Eltern ihre Kinder gern und vertrauensvoll schicken. Das Kind steht im Mittelpunkt jeder Schule, und die Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule ist enorm wichtig. Aber: Die Erstverantwortung für die Erziehung trägt das Elternhaus. Danach ist die Schule gefragt; natürlich trägt auch sie Verantwortung. Aber es geht nicht, dass sämtliche Defizite dieser Gesellschaft der Schule in die Schuhe geschoben werden. Es gibt Leute, die behaupten, der Sprachunterricht in Südtirol funktioniere nicht. Daran ist nicht die Schule allein schuld. Sie wird sich aber an der Verbesserung beteiligen, und dazu gibt es bereits Konzepte. Schauen Sie, wenn ein Schüler im Passeiertal der Lehrperson
sagt, dass es keinen Sinn macht, wenn er Italienisch lernt, weil Südtirol in fünf Jahren eh nicht mehr zu Italien gehören wird, dann kommt diese Botschaft aus dem Elternhaus, und dem Schüler fehlt zum Lernen die Motivation. Also bitteschön: Wenn wir im Jahr 2009 noch nicht begriffen haben, dass Sprachkompetenz für
fördern und fordern: Schwache Schüler müssen gefördert werden, die starken müssen aber gefordert werden, noch mehr zu tun. Südtirol schneidet in der PISA-Studie jedes Mal mit einem Traumergebnis ab, das uns mit Freude erfüllt. Aber: Die Ressourcen, die wir dafür verwenden, sind höher als in
„Zeitgenössische Kunst hält den Menschen ihrer Zeit immer einen Spiegel vor“_ LR Sabina Kasslatter-Mur uns alle kultureller Reichtum ist und dass sie uns volkswirtschaftlich einen Wettbewerbsvorteil schenkt, dann ist uns nicht mehr zu helfen. Trotzdem: Ist die Schule in Südtirol zu sprachlastig? Es stimmt, die Schule in Südtirol ist sprachlastig. Wir müssen alles daran tun, die naturwissenschaftlichen, mathematischen und technischen Kenntnisse weiter zu entwickeln. Schule muss
anderen Spitzenländern. Studien haben ergeben, dass wir in Südtirol sehr stark sind, was die Förderung schwächerer Schüler anbelangt, und das ist für mich sehr wichtig. Eine Gesellschaft ist immer nur so stark und gut, wie es den Schwächsten in ihr geht. Ich muss alle weiterbringen, dann können wir uns als fortschrittliches Land bezeichnen. Gleichzeitig müssen wir der Begabungsförderung mehr Augenmerk schenken: Alle müssen – unabhängig von der Brieftasche
der Eltern – dieselben Chancen bekommen, aber danach muss Leistung ein Kriterium sein. Was jeder aus seinen Chancen macht, liegt in seiner eigenen Hand. Welche Wirkung kann das Gedenkjahr 2009 auf die Südtiroler Bevölkerung haben? Im besten Fall bewirken wir, dass sich Jung und Alt im Laufe des Jahres irgendwann den Kopf zerbrechen, was unser Tirol eigentlich ausmacht und welche Werte uns als Gemeinschaft eigentlich zusammenhalten. Andreas Hofer war auch nur ein Mensch, der im Rahmen dieses Gedenkjahres ruhig entzaubert und entmythisiert werden darf; er hatte aber Eigenschaften, die durchaus belebend und gemeinschaftserhaltend sind: Mut, Glaubwürdigkeit, Treue und Solidarität.
Ja – vor allem dann, wenn sie selbst dauernd an der Gesellschaft und an den politischen Entscheidungen herummäkeln oder auch wenn sie bessere Vorschläge haben. In diesem Fall würde ich sagen: Probiert es selbst! Politische Verantwortung zu übernehmen ist ein Bürgerrecht, möglicherweise sogar eine Bürgerpflicht.
willy.vontavon@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info
Würden Sie Ihren Kindern raten, in die Politik zu gehen?
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Politik & Gesellschaft
BRIXEN
Kurzes Gewitter übern Haushalt Am 29. Dezember wurde der Haushaltsvoranschlag der Gemeinde Brixen für das Jahr 2009 genehmigt, last minute und damit alles andere als planmäßig! Denn die zwei italienischen Koalitionspartner der SVP hatten sich bei der Stimmabgabe zum Haushaltsentwurf Mitte Dezember unerwartet der Stimme enthalten.
D
en gewünschten Effekt haben sie damit mehr als erreicht! Denn mit dieser Stimmenthaltung haben die beiden italienischen Partner einen Koalitionskrach initiiert, wie ihn Brixen lange nicht mehr erlebt hatte. Er kam, sozusagen, aus heiterem Himmel, wie es aus den Reihen der Südtiroler Volkspartei tönt. „Keineswegs!“, kontern dazu die Koalitionäre. Sie hätten mehrfach und mit Nachdruck darauf verwiesen, dass die italienische Sprachgruppe in Brixen zu kurz komme. Die Volkspartei und ihr „allmächtiger Bürgermeister“ aber hätten darauf nicht reagiert. Die italienischen Koalitionspartner, „Insieme per Bressanone“ sowie „Rinnovamento per Bressanone“, deren gegenseitige Zuneigung im Normalfall gegen Null tendiert, waren in dieser Ausnahmesituation zu strategischen Partnern mutiert – und haben mit ihrem Verhalten die SVP an
den Verhandlungstisch befohlen – drohend, als letzte Konsequenz auch vor einer Neuwahl nicht zurückzuschrecken.
Nach einer Reihe von Tref-
fen und Krisensitzungen wurde schließlich die Anberaumung einer Sondersitzung für eine neuerliche Abstimmung bekanntgegeben. Synchron dazu wurde das Verhandlungsergebnis für den Koalitionsfrieden präsentiert. Am vorläufigen Haushaltsentwurf wurden dabei jedoch in keinster Weise Änderungen vorgenommen. Es ging vielmehr um Zugeständnisse für Investitionsprogramme, deren Realisierung die italienischen Koalitionspartner seit langem und mit Nachdruck fordern, darunter das Oratorio Don Bosco, eine Bocciabahn oder die Adaptierung des Fußballplatzes in der Dantestraße. Ob und wie lange sich das neuerliche Schönwetter der Regierungskoalition in der
Die 2,9 Millionen Euro teure Kletterhalle ist eines der Highlights der Gemeindevorhaben für 2009
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Bischofsstadt halten wird, bleibt indes ungewiss. Schön langsam werden die ersten Weichen für die Gemeinderatswahlen gestellt, und da heißt es, Profil zeigen! Die Genehmigung des alten und neuen Haushaltsentwurfs ging sodann im zweiten Anlauf fast reibungslos über die Bühne.
Mit einer Summe von rund
42 Millionen Euro rechnet die Gemeinde Brixen in diesem Jahr an Einnahmen und Ausgaben. Die ordentlichen Einnahmen, die Finanzkraft der Gemeinde, konnten gegenüber dem letztjährigen Haushalt um 4,57 Prozent erhöht werden – zurückzuführen vor allem auf die gestiegenen Eigeneinnahmen durch den Parkplatz Priel. Die ordentlichen Einnahmen betragen insgesamt rund 23,5 Millionen Euro. Davon sind fünf Millionen Euro Steuereinnahmen, 13 Millionen Euro Beiträge und laufende
Zuweisungen vonseiten des Landes sowie weitere fünf Millionen Euro außersteuerliche Einnahmen. Bei den Steuereinnahmen ist die Gemeindeimmobiliensteuer ICI mit über 3,5 Millionen Euro nach wie vor die weitaus größte Einnahmequelle, gefolgt von der Wertschöpfungssteuer IRAP mit 616.000 Euro und dem Einkommenssteuer-Zuschlag IRPEF mit 530.000 Euro.
Die laufenden Ausgaben 2009
werden um 4,80 Prozent höher ausfallen als 2008, begründet vor allem im neuen Kollektivvertrag für das Personal und der Anmietung von Hofburggarten und Finanzkaserne. Trotzdem verzeichnet die Gemeinde Brixen auch heuer einen satten Wirtschaftsüberschuss von rund 840.000 Euro, der für das Investitionsprogramm verwendet wird. In diesem Punkt gibt es heuer wenig Spektakuläres zu berichten. Neben dem Highlight
Kletterhalle mit 2,9 Millionen Euro soll 2009 „vor allem ein Jahr werden, das im Zeichen der Fortführung und des Abschlusses verschiedener größerer Projekte stehen soll“, wie Bürgermeister Albert Pürgstaller berichtet. Zu den mittelgroßen Projekten des aktuellen Investitionsprogramms zählen indes die Oberflächengestaltung in der Trattengasse (350.000 Euro), die Vorfinanzierung für die Erneuerung der Sportzone Süd (350.000 Euro), ein Vorprojekt zur Verlegung der Hochspannungsleitungen in Milland (336.000 Euro), die Sanierung des alten Schulhauses von St. Andrä (200.000 Euro), der Bau eines Mehrzweckgebäudes in Tschötsch (200.000 Euro), die Projektierung von Musikschule und Stadtbibliothek (150.000 Euro), die Erneuerung der öffentlichen WCs in der ehemaligen Finanzkaserne (140.000 Euro), die Projektierung der Grundschule von Afers (100.000 Euro), die Leichtathletik-Jugendweltmeisterschaft (100.000 Euro), der archäologische Lehrpfad in Elvas (80.000 Euro), die Projektierung der Hofburganlage (80.000 Euro) und Dutzende weitere größere
und kleinere Investitionen, darunter auch der Deckungsbeitrag für die Negativbilanz der Acquarena (450.000 Euro) und jener des Forum Brixen (150.000 Euro). Bei den Deckungsgraden der gemeindeeigenen Dienstleistungen sticht im Haushaltsvoranschlag 2009 wiederum ein Wert besonders hervor: jener der Sportanlagen, der erneut leicht zurückgegangen ist und aktuell nur mehr 4,52 Prozent – im Jahr 2008 waren es 5,39 Prozent – beträgt. Bürgermeister Albert Pürgstaller streicht in diesem Zusammenhang, genauso wie im Vorjahr, die hohe soziale Funktion des Sports in Brixen hervor und beteuert, dass diese Ausgaben gerechtfertigt seien. Eine im letzten Jahr gestartete Analyse zur Reduzierung dieser massiven Kosten ist nun teilweise abgeschlossen. Aus den Ergebnissen sollen im laufenden Jahr erste Maßnahmen abgeleitet werden.
Der Haushaltsvoranschlag für
2009 besticht mit einem satten Wirtschaftsüberschuss und zeigt gleichermaßen deutlich auf, wo etwaiger Handlungsbedarf auf der Ausgabenseite besteht. Im
Bereich der Investitionen gibt es viele unspektakuläre, aber notwendige Projekte und einige wenige Highlights in Sport und Kultur. Die Stadtregierung jedenfalls sieht im nun genehmigten Papier eine ordentliche Basis für den städtischen Haushalt – ganz im Sinne der Kontinuität und im Zeitrahmen dessen, was man sich für diese Legislatur vorgenommen hatte. Gegenteiliger Meinung ist, erwartungsgemäß, die Opposition. Deren größte Fraktion, die Grüne Bürgerliste, sieht im „wichtigsten programmatischen Dokument der Gemeindearbeit“ ein „unorganisches Stückwerk ohne Visionen“, wo „ehrgeizige Zukunftsvisionen fehlen“. Man begrüße zwar den Bau der Kletterhalle, bemängele aber unisono mit dem Rest der Opposition dessen überzogenen Kostenrahmen. Stattdessen fordert die GBL, die städtische Koalition möge auch in das Haus der Solidarität und verstärkt in die Bibliothek investieren. Antonio Bova von „La Casa delle Libertà per Bressanone“
kritisiert eine fehlende Unterstützung für die Familien und zeigt sich besorgt ob des hohen Kostendeckungsbeitrags für die Acquarena und für das Forum Brixen. Der Freiheitliche Walter Blaas hat im Unterschied zu seinem Kollegen Bova für den Haushalt gestimmt, weil er vor allem im Investitionsprogramm eine Reihe von Positionen findet, die seit Jahren von ihm und der Opposition gefordert wurden. Außerdem, fügt er fast sarkastisch hinzu, habe „Bürgermeister Pürgstaller wahrlich Großes geleistet“, indem er den Koalitionsfrieden wieder geschmiedet und die beiden italienischen Koalitionspartner zufriedengestellt habe, und das „praktisch zum Nulltarif“. So denn, der aktuelle Haushalt ist ein Entwurf, und die zu erwartenden Abänderungen werden, so ist man es gewohnt, weiterhin für Jubel auf der einen und Trubel auf der anderen Seite sorgen. Im Mai 2010 schließlich, soweit der Plan, folgt die große politische Bilanz – dann indes zur gesamten Legislatur. ingo.dejaco@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info
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Tschechisch-Südtirolerische Begegnung z Brixen als Exilort des tschechischen Volkshelden Karel Havlícˇek steht in enger Verbindung mit dessen Heimatland, unter anderem durch die Städtepartnerschaft mit Havlícˇku˚v Brod. Beim „Internationalen Begegnungstag Tschechien-Südtirol“, zu dem die Gemeinde Brixen
geladen hatte, wurde dieser länderübergreifende Austausch gelebt, wobei zwei Filmpremieren und eine Diskussionsrunde den Abend gestalteten. Im Film „I bin a Tschech“ erzählt Thomas Sigmund die Geschichte der Familie Gamper aus Partschins, die während der Option nach Tschechien
ausgewandert und dort geblieben ist. Im Dokumentarfilm „CeskoTyrolsko! Tirolerisch-Tschechische Begegnungen“ hingegen begab sich der Autor auf die Suche nach den Gemeinsamkeiten der beiden Regionen. Im Anschluss fand eine Diskussion zum Thema „Braucht es heute noch Volkshelden?“ statt,
P&G
bei der sich herauskristallisierte, dass Impuls gebende Persönlichkeiten im vereinten Europa notwendiger seien als das Heldentum. db
Politik & Gesellschaft Foto: Oskar Zingerle
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BRIXEN
EISACKTAL
Ausgaben und Einnahmen z 36,3 Millionen Euro – dies ist die Höhe des Gesamthaushaltes 2009 der Bezirksgemeinschaft Eisacktal, der sich im Vergleich zum Vorjahr um rund elf Prozent erhöht. Die laufenden Einnahmen und Ausgaben werden auch aufgrund der wachsenden Aufgaben um etwa neun Prozent ansteigen, und die Investitionen werden sich mehr als verdoppeln. Der Löwenanteil der Ausgaben entfällt dabei auf die Sozialdienste, die mehr als zwei Drittel des Haushaltes beanspruchen. Fast ein Viertel der Ausgaben beanspruchen hingegen die
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Umweltdienste, die wiederum 60 Prozent allein für die Abfallbewirtschaftung ausgeben müssen. Für die über 300 Mitarbeiter der Bezirksgemeinschaft sind 7,2 Millionen Euro an Personalausgaben veranschlagt. Die Einnahmen der Bezirksgemeinschaft Eisacktal betragen ebenfalls 36,3 Millionen Euro – davon sind fast zwei Drittel laufende Einnahmen, die mit über 60 Prozent von der Autonomen Provinz Bozen stammen. Fast ein Viertel der laufenden Einnahmen kommt von den beteiligten Gemeinden – auch dieser Beitrag hat sich leicht
Die Mitglieder des SKV Eisacktal übergaben den Reinerlös aus dem Verkauf von Kastanienspezialitäten während des Keschtnigl-Festes dem Bäuerlichen Notstandfonds. Zusammengekommen ist die Summe von 1.375 Euro, die nun notleidenden Familien zu Gute kommt.
erhöht. Der Rest wird ebenfalls mit leichten Steigerungen von Privatpersonen, anderen Bezirksgemeinschaften, den Sanitätsbetrieben und über Mieten eingenommen. 2009 wird nach einem Jahr der Konsolidierung
zudem ein Jahr der Investitionen: Das Investitionsvolumen steigert sich von 2,6 Millionen Euro im Jahr 2008 auf 6,3 Millionen Euro – finanziert werden damit unter anderem die Themen- und Fahrradwege. db
Der Landeshaushalt 2009 beläuft sich auf rund 5,4 Milliarden Euro. Finanziert werden damit neben den laufenden Ausgaben die im Vorjahr geschnürten Maßnahmenpakete für Familien, Sonderprogramme zur Stärkung der Wirtschaft, das Entschuldungsprogramm für die Gemeinden und die Übernahme der Therme Meran.
Für die Restaurierung der Kreuzwegstationen und des zweiten Seitenaltars in der Brixner Frauenkirche wird nach Finanzierungsmöglichkeiten gesucht. Die ersten Restaurierungsarbeiten konnten kürzlich abgeschlossen werden.
NACHGEFRAGT
„Auch für Menschen von außen“ ELISABETH GRIESSMAIR, Präsidentin der Organisation für Eine Welt (OEW), über das Jahresthema des Vereins „Mein Tirol? Heimat und Interkulturalität“ und den Heimatbegriff. Frau Grießmair, was bedeutet für Sie Heimat? Wir setzen uns für einen „offenen Heimatbegriff“ ein, da Heimat sehr vielschichtig ist. Heimat hängt mit dem Gefühl der Zugehörigkeit zusammen; das kann an einen Ort gebunden sein, hat aber auch mit Bräuchen, Traditionen und Werten zu tun. Das Zugehörigkeitsgefühl darf aber nicht dazu führen, dass andere ausgeschlossen werden. Welche Initiativen bietet die OEW demnach an? Die OEW ist kein Heimatpflegeverein – um traditionelle
Veranstaltungen kümmern sich andere. Wir möchten Fragen wie „Wer definiert Heimat? Welche sind ihre Grenzen?“ aufwerfen und für Begegnungen zum Thema „Interkulturalität und Heimat“ sorgen. Dabei ist es uns wichtig, auch Migranten zu Wort kommen zu lassen, damit auch sie ausdrücken können, was für sie Heimat bedeutet. Will die OEW nun ihr primäres Thema „Interkulturalität“ unter dem Deckmantel des Schlagwortes „Heimat“ verkaufen? Interkulturalität ist ein sehr facettenreiches Feld, und wir wollen heuer den Schwerpunkt darauf legen, was Heimat für alle hier
Lebenden bedeutet – egal, ob sie hier geboren oder eingewandert sind. Interkulturalität und die Verwurzelung in einer Heimat sind kein Widerspruch – auch Migranten können hier bei uns eine Heimat finden. Es geht um das Gefühl der Zugehörigkeit und des Angenommenseins. Man muss nicht alle Traditionen teilen und kann trotzdem mit Respekt und Wertschätzung gut zusammenleben. Tradition und Werte können Heimatgefühl schaffen, aber der Begriff Heimat geht darüber hinaus. Wer Südtirol seine Heimat nennen möchte, hat das Recht, das zu tun. andres.pizzinini@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info
BRIXEN
Sympathischer Schulknigge z Selbst Adolph Freiherr Knigge alias Lehrer Georg Mayrhofer erschien zur Präsentation des neuen Schulknigges der Landesberufschule für Handel, Handwerk und Industrie „Christian Josef Tschuggmall“: Auf unterhaltsame Weise, mit szenischen Einlagen, präsentierten Schüler der 2. Klasse Fachschule für Handel und Verwaltung ihre selbst erarbeitete Benimm-Broschüre. Im fachübergreifenden Unterricht unter der Leitung von Helga Pernthaler wurde unter anderem nach den Regeln beim Grüßen, während des Essens in der Mensa oder bei der Verwendung von Handy & Co. geforscht – kurz nach
allem, was dem Leben in der Schulgemeinschaft eine zusätzliche sympathische Note verleiht. Sämtliche nützlichen Tipps für den gepflegten Umgang miteinander fasste die Klasse dann in einem ansprechenden und handlichen Schulknigge zusammen, der mit vor Ort geschossenen Fotos illustriert wurde. Gearbeitet und gelernt wurde ebenso in Sachen Präsentation, wobei in Handarbeit Broschürenständer und Layouts angefertigt worden sind. Finanziert wurde der Druck der Broschüre von den Sponsoren Südtiroler Volksbank, duka, Moto Speed, Rifeser, ProTools und Salon Carmen. db
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Menschen & Meinungen CAVALLO PAZZO: Erwin Stricker war in seiner Laufbahn als Skirennläufer der „valanga azzurra“ in den Siebziger Jahren vor allem für seine spektakulären Stürze berühmt
Foto: Oskar Zingerle
–––––– PORTRAIT
Raue Schale, weiches Herz ERWIN STRICKER ist zweifelsfrei ein besonderer Mensch voller Energie, Tatendrang, Leidenschaft und Sympathie. Die größte Stärke der Brixner Skilegende ist aber, Leute zusammenzuführen: „Connecting people ist meine Spezialität“. Entsprechend spannend und aufregend ist auch sein Leben.
W
as schreibt man über einen Menschen, der zehn Jahre lang Kopf und Kragen riskiert hat, aber nach eigenen Aussagen „keine Skigeschichte geschrieben“ hat? Was schreibt man über einen Menschen, der landauf landab als sympathischer, etwas eigenwilliger Tausendsassa 14
bekannt ist und dessen Leben ein einziges Abenteuer zu sein scheint? Was schreibt man über einen Menschen, über den schon so viel geschrieben wurde? Ich sitze der Skifahrerlegende Erwin Stricker gegenüber. Kariertes Hemd, Lederweste, eine persische Schafwollkappe und
überdimensional große Brillen, im Ohr ein Perlenohrring. Erwin Stricker lässt sich nicht so leicht in irgendein Schema pressen. Der leicht ruppige Ton, dieses knarrige und kurz angebundene „Stricker“, mit dem er sich am Handy meldet, gehört ebenso zu ihm wie der trockene, manchmal etwas bissige
Wortwitz, mit dem er Episoden aus seinem Leben würzt. Raue Schale, weiches Herz, kommentiert Erwin Stricker lapidar.
In der Schule, da sei er nichts
wert gewesen, „ich bin über die zweite Klasse Mittelschule nicht hinausgekommen“. Und er wollte
damals eigentlich in die Welt hinaus, wollte „aufs Schiff“. Dann aber habe er die Liebe zum Skifahren entdeckt, „relativ spät bei einem Schulausflug“. Das Skifahren habe er dann in Rekordzeit gelernt, „meist während der Zimmerstunde oder eben nachts, immer dann, wenn es mir meine Arbeit erlaubte“. Eigentlich wollte er gar nicht Rennfahrer werden, sondern lieber Skilehrer, „denn das war in meinen Augen einfach eine andere Liga“, grinst er heute verschmitzt. Die Skilehrerprüfung hat er dann später erst im zweiten Anlauf geschafft, „obwohl ich da schon in der Nationalmannschaft fuhr“. Er erzählt schnell, fast hastig, „weil das wissen eh alle schon“. Und doch bleibt er manchmal ein wenig hängen an den Geschichten seiner Sturmund Drang-Jahre.
am Morgen noch Dienst beim Frühstück, „und als ich endlich mit dem Korblift hinauffahren konnte, war schon die Nummer 80 am Start“. Er fuhr Bestzeit, und als er im Ziel stand, „unter meinem Pullover trug ich noch das Kellnerhemd“, wollte man es nicht glauben, dass da einer alle Favoriten geschlagen hatte. „Man wollte mich noch einmal fahren lassen, fragte etliche Male, ob ich denn auch keine Tor ausgelassen hätte, ich aber hatte keine Zeit mehr, weil ich wieder zurück zur Arbeit musste“. Am Abend musste sich Erwin Stricker frei nehmen, um zur Preisverteilung gehen zu können, „und so bin ich in der Dunkelheit noch mit meinen alten Skiern in die Stadt hinunter geschossen“. Erst als er etwas später bei einem weiteren Rennen trotz eines Riesenfehlers auf dem zweiten Platz lande-
Kitzbühel genannt, bei dem es Erwin Stricker 14 Mal überschlagen hatte, „cavallo pazzo“ steht heute noch auf seiner Homepage. Eigentlich ist er ganz zufrieden mit seinem Bekanntheitsgrad. „Mein Draufgängertum hat mir so etwas wie eine Visitenkarte fürs Leben beschert, wenn dies auch im seriösen Geschäftsleben manchmal etwas hinderlich ist. Ein Auto, das ich gefahren habe, will nämlich keiner haben“.
Seine Frau Linda Esser, eine Holländerin, war auch Rennläuferin. Kennen gelernt hat er sie bei einem, wie er es nennt, „Kracherlerennen“ in Mayrhofen im Zillertal. „Sie hat mich zwar nicht gewollt, ich habe ihr aber bereits am ersten Tag gesagt, dass ich sie heiraten werde. Es hat dann zwar noch ein paar Lenze gedauert, aber ich habe ihr keine Chance
„Mein Draufgängertum hat mir eine Visitenkarte fürs Leben beschert“_ Ski-Ikone Erwin Stricker „Es gab eine Zeit, da habe ich als Nachtportier gearbeitet, um untertags Skifahren zu können“. Am Stilfser Joch gewann er 1967 mit der Startnummer 56 ein Rennen, „und so kam ich vom Kellnerberuf direkt in die B-Nationalmannschaft“.
Im Jahr zuvor hatte er das
Brixner Stadtlrennen gewonnen, „mit einer sehr hohen Startnummer, ich glaube, über 100. Das war wohl ein Schock für die Brixner, den sie bis heute nicht ganz verdaut haben“. Erwin Stricker arbeitete damals beim legendären Erler in Kreuztal. Er hatte
te, war man von seinem Talent überzeugt. Erwin Stricker sieht das etwas anders: „Ich hatte nicht unbedingt großes Talent, aber ich konnte in kurzer Zeit alles aus mir herausholen“. Er hätte viel mehr tun können, „aber mein lausiger Charakter hat das nicht zugelassen“. Acht Jahre lang gehörte er zu den zehn besten Skifahrern der Welt, gewonnen hat Erwin Stricker aber nie. „Bekannt wurde ich vor allem deshalb, weil ich sehr spektakulär gefahren und oft ebenso spektakulär gestürzt bin“. „Crazy Horse“ haben ihn die Amerikaner nach einem Sturz in
Erwin Sticker und sein Mannschaftskollege Fausto Radici
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gelassen“. Damit er seine Linda auch zum Training mitnehmen konnte, setzte er das Gerücht in die Welt, er habe geheiratet. „Als dann der Reihe nach Glückwünsche und Geschenke eintrafen, haben wir schließlich heimlich heiraten müssen“.
Seine Rennfahrerkarriere en-
dete abrupt. Irgendwann ließ man ihn nicht mehr starten, obwohl er auf dem 14. Platz der Weltrangliste lag. Unmittelbar darauf erhielt er ein Angebot der Firma Ellesse, im Bereich der technischen Skibekleidung zu arbeiten. „So erlebte ich keinen Entzug vom Skisport; auf einmal war ich Manager und Sponsor zugleich“. Gleichzeitig bot sich ihm die Möglichkeit, viele seiner Ideen, seiner Visionen zu verwirklichen. Die Repräsentationshäuser bei den Olympischen Spielen gehören ebenso zu seinen Erfindungen wie Knieschützer, die berühmten gebogenen Stöcke, die Geierschnäbel an den Skispitzen oder der Stromlinienhelm. Nach einer Krebserkrankung vor acht Jahren legte Erwin Stricker ein Sabbatjahr ein und unternahm mit seiner Frau eine Weltreise. „Ich stellte mir die Frage, was ich mit dem Rest meines Lebens eigentlich anfangen wollte“. Nachdem er dem Skisport viel verdankt, „schließlich hat er mich herausgeführt aus meiner Kellerwohnung in ein intensives Leben“, wollte
er „etwas zurückgeben“. Heute findet man ihn überall dort, „wo es nichts zu verdienen gibt“, so manches Mal auch „bei Dingen, die aussichtslos scheinen“. Nach wie vor arbeitet er für den Skisport, ist sozusagen dessen Botschafter auf der ganzen Welt. „Ich kann gut mit Menschen umgehen“, sagt er von sich selbst, „connecting people ist meine Spezialität“.
marlene.kranebitter@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info
Steckbrief
Erwin Stricker wurde am 15. August 1950 als viertes und jüngstes Kind einer Auswandererfamilie im österreichischen Mattighofen geboren. Als er sechs Jahre alt war, kehrte die Familie nach Südtirol zurück und wurde in Gossensass eingebürgert. Die Grundschule besuchte Erwin Stricker in Vahrn; im Anschluss daran dann die Kaufmännische Fortbildungsschule in Brixen. Er arbeitete eine Zeit lang im Gastgewerbe, ehe er 1967 in den B-Kader der italienischen SkiNationalmannschaft aufgenommen wurde. Das Ende seiner Karriere erfolgte relativ abrupt; irgendwann ließ man ihn einfach nicht mehr starten. Unmittelbar darauf erhielt er ein Angebot der Firma Ellesse, wurde zunächst Manager, dann erfolgreicher Unternehmer. Lange schon schwebte ihm vor, den Skiverleih in Europa populär zu machen. Heute ist er der größte Aktionär der weltweit operierenden Franchise-Kette „Rent a sport“, die 600 Betriebe umfasst. Als nächstes hat er den Radsport ins Auge gefasst. Erwin Stricker ist einer der sieben Gründungsmitglieder der Südtiroler Sporthilfe und kümmert sich auf unbürokratische Weise für verunglückte oder erkrankte Skirennfahrer. Seit 1977 ist er mit Linda Esser verheiratet; das Paar hat zwei Kinder, Sohn Tim und Tochter Nina. Zu seinen Leidenschaften gehören Oldtimer. 70 Exemplare, die meisten davon der Marke Fiat, nennt er sein eigen. 15
Menschen & Meinungen
INTERN
Hochzeitsbilder erwünscht z Sie haben geheiratet und möchten nun mit Ihrem schönsten Hochzeitsbild die romantischen Gefühle bei einem Abendessen bei Kerzenschein aufleben lassen? Im nächsten „Brixner“, der um den 20. Februar erscheinen wird, gestalten wir wiederum unsere Extraseiten zum Thema „Braut & Bräutigam“. Dabei kommen die Hochzeitsbilder unserer Leser zum Zuge:
Wir veröffentlichen gerne Ihr Foto und verlosen unter den ausgewählten Einsendungen ein Candlelight-Dinner im Romantik Hotel Stafler in Mauls. Wer mitmachen möchte, sendet sein Bild auf dem Postweg an den „Brixner“, Brennerstraße 28, in Brixen, oder per E-Mail an redaktion@brixner.info (Dateigröße mind. 700 KB). Einsendeschluss ist am 10. Februar – wir
freuen uns auf Ihre Momentaufnahmen! db
M&M Menschen & Meinungen
Foto: Oskar Zingerle
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365 köstliche Nudelgerichte
Der Spruch vom Much
I woaß schun, prum die Freiheitlichn gegn die Spinatknödl im Kindergårtn wettern. De sein ihnen zu grian...
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z Christine Mader Magagna hat im Laufe von drei Jahren rund 365 Nudelrezepte gesammelt, nachgekocht und im Bedarfsfall etwas abgeändert oder vereinfacht – und diese nun in einem eigenen Kochbuch veröffentlicht. „Alles Pasta – 365 Rezepte für jeden Tag“ ist insbesondere für Berufstätige oder Singles konzipiert, die in relativ kurzer Zeit etwas Schmackhaftes, Leichtes und Gesundes auf den Tisch zaubern müssen. „Die Idee zu dem Buch ist aus der Not geboren“, verrät uns Chri-
stine Mader Magagna. Sie habe sich oft über die schwierigen und aufwändigen Rezepte geärgert, die man in vielen Kochbüchern findet. Das Konzept ihrer Sammlung ist daher denkbar einfach: Je nachdem, was man gerade im Kühlschrank hat, kann man im Inhaltsverzeichnis nach dem passenden Nudelrezept suchen. Das Buch findet reißenden Absatz, auch in Deutschland und Österreich ist der Verkauf gut angelaufen. Der Verlag überlegt bereits, auch eine italienischsprachige Ver-
Karl Golser wird am 8. März um 15 Uhr im Dom zu Brixen zum Bischof der Diözese Bozen-Brixen geweiht. Die Weihe wird der Patriarch von Venedig, Kardinal Angelo Scola, Erzbischof Luigi Bressan und Bischof Manfred Scheuer vorstehen.
Die Gemeinde Brixen ehrte langjährige Mitarbeiter: Raimondo Schrott von der Stadtpolizei und die Köchinnen Liliana Alessandrini, Christine Pertinger und Dorothea Knapp traten ihre Pension an; für 35 Jahre Dienst wurde Elda Biasi ausgezeichnet, für 25 Jahre Francesca Bertoldi, Franco Fidanzi und Antonio De Rosa.
sion herauszugeben, möglicherweise sogar auch eine englische Variante. oz
Annemarie Kiebacher, Erich Barth, Franz Dejaco, Maria Baumgartner Pezzei, Siegfried Hofer, Antonia Hofer, Olga Mittelberger, Franz Dejaco und Oswald Kasal sind die neuen Vorstandsmitglieder des Seniorenclubs Brixen.
O o op s
Leser kochen für Leser
Handkäse mit Musik
mein Hoppala
> Zutaten für 4 Portionen
Konrad Obexer, Direktor der Cusanus Akademie
Verwechslung mit Folgen Während einer Natur- und Kulturwoche mit 110 Teilnehmern sollte eine Wanderung mit Besichtigung einer Almwirtschaft auf der Rodenecker Alm stattfinden. Dafür fragte ich einen Senner, ob er der Gruppe die Alm zeigen und vom Almleben berichten könne. Dieser sagte sofort zu und bat, ich solle am Hof anrufen und den Bauer um sein Einverständnis fragen. Das tat ich und bekam eine freundliche Zusage. Einige Tage später machten wir die Besichtigung beim besagten Senner und wanderten dann weiter. Plötzlich kam ein Auto hinter uns hergefahren, zwei Frauen stiegen aus und fragten, ob wir die Almbesichtigung bestellt hätten. Ich bestätigte dies und sagte, wir hätten das schon erledigt und seien gut unterrichtet worden. Die beiden antworteten, sie hätten auf der Alm auf uns gewartet und Milch, Butter und Käse zur Verköstigung vorbereitet. Ich war total überrascht – doch es klärte sich sehr schnell, dass ich beim falschen Bauern angerufen hatte und sich nun zwei Almen vorbereitet hatten. Die zwei fuhren zurück, holten die Köstlichkeiten und servierten uns diese zur Freude der Wandergruppe auf der Wiese.
Ridnaun/Ratschings Vom Berwerksmuseum in einer Stunde erreichbar. Geöffnet bis Ostern und von Mai bis Anfang November Tel. 349 5535442
mmh!
alm l d a t S r e I n d e r wa s lo s! i st i m m
Rodelspaß für die ganze Familie im Winter Beliebtes Wanderziel im Sommer
800 Gramm milden und reifen Käse, bsp. Olmützer Quargel 400 Milliliter Apfelwein 200 Milliliter Apfelessig 4 Esslöffel Öl 4 kleine Zwiebeln Pfeffer, Kümmel
> Zubereitung Den Käse in Stücke zu etwa 1 bis 2 Zentimeter schneiden, anschließend zusammen mit dem Apfelwein und dem Apfelessig in ein Gefäß – am besten in einen Keramiktopf – geben. Die klein gewürfelte Zwiebel samt Pfeffer und Kümmel nach Belieben ganz oder gemahlen beifügen, alles gut vermischen und etwa zwei Stunden ziehen lassen – am besten zugedeckt im Kühlschrank aufbewahren. Zum Handkäse wird Schwarzbrot mit Butter und ein Glas Apfelwein oder trockener Weißwein serviert.
Übrigens: Der Begriff Musik im Namen des Rezeptes bedeutet, dass dem auch im reifen Zustand eher milden Käse kräftige Aromen beigefügt werden. Es wird aber auch auf die Geräusche angespielt, die bei den anschließenden Verdauungsprozessen der Zwiebeln entstehen können. Eine andere Theorie geht darauf zurück, dass Essig und Öl früher separat gebracht wurden und diese Flaschen beim Servieren aneinander schlugen.
Unsere Redakteurin Manuela Kerer ist zunächst unserer Redaktionstradition, zum Einstieg ein Rezept abliefern zu „müssen“, entschlüpft. Nun aber hat sie die Vergangenheit eingeholt – und wie könnte es anders sein, präsentiert die Komponistin uns ein Rezept mit „Musik“. Haben auch Sie ein besonderes Rezept, das Sie unseren Lesern nicht vorenthalten möchten? rezept@brixner.info
Voting
Ihre Meinung online
Ergebnis der Online-Umfrage:
„Befürchten Sie, dass sich die weltweite Finanzkrise auch auf Ihr Einkommen auswirken wird?“
ja
64%
nein 36%
Ja oder Nein? Wir möchten Ihre Meinung wissen! Ein Klick auf unserer Homepage www.brixner.info genügt – und Sie sehen sofort, wie die Internetgemeinde bisher abgestimmt hat. Natürlich dürfen Sie nur eine Stimme abgeben – wir überprüfen dies auf technischem Weg. Das endgültige Ergebnis lesen Sie im nächsten „Brixner“. Die aktuelle Frage des Monats:
„Würde sich die Verkehrssicherheit in Italien mit der Einführung der 0,0-Promille-Grenze erhöhen?“ Stimmen Sie mit! www.brixner.info 17
Menschen & Meinungen
LAMMento
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Gewürdigte Brixner
Dicke Luft „Hier zieht’s neuerdings, und zwar gewaltig!“, meckert der Franz, und deshalb stemmt er nun seinen Arm gegen das eigentlich bereits geschlossene Fenster und verhindert damit die ungewollte Lufterneuerung. „Ein bisschen Frischluft tut gut!“, schreit die Frieda vom Tresen herüber, während sie unsere zwei Macchiati vorbereitet. Frischluft!! Das würde auch der Partei guttun, erwidere ich. „Die Alten stemmen sich aber gegen das Fenster, weil’s sonst für sie zu frostig wird“, hakt der Franz ein. „Das ist nur verständlich“, sagt Frieda mit gepachteter weiblicher Weisheit, „im ersten Moment ist Frischluft immer unangenehm. Die Vorzüge kommen später.“ Vielleicht stinkt es ihnen noch zu wenig, wage ich eine Begründung zum mangelnden Erneuerungswillen zu finden. „Das kann sein“, sagt der Franz, „der Leidensdruck ist offenbar noch zu gering. Erschwerend kommt hinzu, dass die verbrauchte Luft nur von jenen gerochen wird, die neu in den Raum kommen, und die schreien dann eben nach Erneuerung! Die Alten hingegen haben bis dahin gar nicht gemerkt, dass ihnen langsam der Sauerstoff ausgeht“. Sauerstoffmangel führt zu Konzentrationsschwierigkeiten und Ermüdungserscheinungen, wage ich einen medizinischen Exkurs. „Die Luft ist möglicherweise nur deshalb so abgestanden, weil man überhaupt nie gelüftet hat“, sagt Frieda. Ein bisschen Erneuerung jeden Tag, lautet mein Lösungsansatz. „Eine neue Denkweise muss her“, klärt der Franz, „und Denken geht bei Frischluft eben besser als bei dicker Luft“.
z Im Rahmen des Neujahrskonzertes würdigte die Gemeinde Brixen erstmals einige Brixner aus verschiedenen Bereichen, die sich 2008 durch besonders herausragende Leistungen auf internationaler Ebene ausgezeichnet hatten. Geehrt wurden die Sportgrößen Christian Obrist, Christina Ploner und Laura Letrari, die mit ihrer erfolgreichen Teilnahme an den Olympischen Spielen in Peking oder an den Europameisterschaften in Rijeka für sportliche Höhepunkte im vorigen Jahr gesorgt haben. Im kulturellen Bereich hob Bürgermeister Albert Pürgstaller die vielseitigen Anerkennungen hervor, die der Komponistin Manuela Kerer 2008 zuteil geworden sind: Sie erhielt unter anderem
das Österreichische Staatsstipendium sowie größere Auftragswerke. Weiters gewürdigt wurde der abermalige Erfolg der Brassband Pfeffersberg bei den Brassband-Europameisterschaften in Norwegen. Auch im Bereich der Forschung machte im vergangenen Jahr ein Brixner auf internationaler Ebene von sich reden: Hubert Egger vom Rutzenberg in St. Andrä forscht und entwickelt seit vielen Jahren in Wien erfolgreich auf dem Gebiet der Armprothesen und hat für seine Errungenschaften im vergangenen Jahr den Zukunftspreis der Stadt Wien erhalten. Die gewürdigten Brixner erhielten als Zeichen der Wertschätzung von Seiten der Gemeinde eine Radierung überreicht. db
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ALBERT PÜRGSTALLER, Bürgermeister der Stadt Brixen: „Die Kletterhalle ist eine Bereicherung für Brixen und für das entstehende Freizeitzentrum im Norden der Stadt“ Ja Seit Jahren warten die Kletterbegeisterten in Brixen auf den Bau der Kletterhalle. Diesem Wunsch will die Gemeinde Rechnung tragen, zumal die Verwirklichung des Vorhabens auch im Regierungsprogramm verankert ist. Das ausgearbeitete Projekt zeichnet sich durch innovative Gestaltung und Funktionalität aus, fügt sich ästhetisch und standorttechnisch gut in das Stadtbild ein und ist eine Bereicherung für Brixen und insbesondere für das entstehende Freizeitzentrum im Norden der Stadt, wie der Gestaltungsbeirat mit seinem positiven Gutachten bestätigt hat. Der pauschalen Kritik an den Kosten von 3 Millionen Euro ist entgegenzuhalten, dass sich die Bruttobaukosten auf 2,3 Millionen Euro belaufen. Die entsprechenden Baukosten von 258,62 Euro pro Kubikmeter sind demnach um einiges niedriger als der aktuelle Baukostenindex von 330 Euro. Völlig irreführend ist auch der häufig ins Feld geführte Vergleich mit Innsbruck, wo die Halle kein eigenständiger Bau ist, sondern ein einfacher Zubau, der vor zehn Jahren errichtet wurde und somit sowohl kosten- als auch funktionstechnisch kaum vergleichbar ist. Bedenkt man zudem, dass allein dieser Zubau schon damals 1,6 Millionen Euro kostete (und nicht 1,2 Millionen Euro, wie häufig zitiert), so relativiert dies die Kosten für die Kletterhalle in Brixen um einiges. Festhalten will ich an dieser Stelle auch, dass der Bau der Kletterhalle erst in Auftrag gegeben wird, wenn sichergestellt ist, dass der Gemeinde keine Zusatzkosten aus der Führung entstehen. Dies wird vertraglich verankert. Nicht umsonst wurde Wert auf die Erarbeitung eines Ausführungsprojektes gelegt, das eine Ermittlung der Führungskosten ermöglicht. z
ANTONIO BOVA, Gemeinderat der „Casa delle Libertà per Bressanone“: „Zweckmäßige und einfache Struktur anstelle eines protzigen Vorzeigeprojektes“
Nein In Brixen tendieren die Kosten der Infrastrukturen immer dazu, anzusteigen. Die neue Kletterhalle hätte zwei Millionen Euro kosten sollen; inzwischen werden die Kosten auf drei Millionen Euro geschätzt. Es besteht kein Zweifel daran, dass diese neue Infrastruktur für die Brixner Alpenvereine und für den Tourismus der Stadt eine Bereicherung darstellen würde. Jedoch ist leider nicht lediglich eine Dienstleistungsstruktur geplant, sondern ein weiteres Luxus- und Vorzeigeprojekt, dessen Kosten letztlich wohl wieder allein von der Brixner Bevölkerung getragen werden müssen. Die italienischen Assessoren Gianlorenzo Pedron und Dario Stablum übten bereits Kritik am geplanten Projekt und forderten den Bürgermeister nach heftigen Diskussionen im Gemeinderat dazu auf, einen Finanzierungsplan zu erstellen, der garantiert, dass sich eventuelle Verluste der neuen Infrastruktur nicht wieder auf die Gemeindekasse niederschlagen. Die Aussicht auf einen derartigen Finanzierungsplan ist insofern lächerlich und wenig beruhigend, wenn man bedenkt, dass ähnliche Pläne in der Vergangenheit bereits für Forum und Acquarena ausgearbeitet wurden. Da Brixen im Landesvergleich von ihren Bürgern die höchsten Gebühren und Steuern kassiert und zudem die dritthöchst verschuldete Gemeinde im Land ist, sollte man dem geplanten, protzigen Vorzeigeprojekt eine einfachere und trotzdem zweckmäßige Struktur vorziehen, die sich in der Folge auch leichter selbst finanzieren könnte. Die Einsparungen könnten in die Finanzierung einer neuen Stadtbibliothek einfließen. Etwa ein Viertel der Brixner Bevölkerung unterzeichnete nämlich die Petition für eine neue Bibliothek. z
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Sind 3 Millionen Euro für den Bau einer Kletterhalle in Brixen gerechtfertigt?
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Menschen & Meinungen
UMFRAGE
Hofer und das Gedenkjahr 2009 In diesem Jahr wird das Jubiläum „200 Jahre Tiroler Widerstand“ gefeiert; die ersten Veranstaltungen hierzu finden bereits statt. Was erwarten sich die Brixner von diesem Jubiläumsjahr, und was verbinden sie mit der Person Andreas Hofer?
Für Pepi Holzer ist „Hofer auch heute noch ein positiv zu betrachtender Held. Er ist Teil unserer Vergangenheit. Das heurige Gedenkjahr ist eine gute Gelegenheit, die Geschichte noch einmal Revue passieren zu lassen. Das sollte allerdings so neutral wie möglich geschehen, ohne irgendwelche falschen Emotionen zu schüren“.
Walter Leitner sieht Andreas Hofer „als positiven Helden und als wertvolle Person für das oft unterdrückte Südtirol. Im Rahmen des heurigen Gedenkjahres sollen die Leute schon noch einmal daran erinnert werden, was von den damaligen Freiheitskämpfern geleistet worden ist – ohne dass dies in Fanatismus ausartet“.
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„Andreas Hofer wurde uns zu Schulzeiten als außerordentlicher Held dargestellt“, erinnert sich Alois Sottsas. „Heute muss man die Dinge etwas differenzierter sehen. Es liegt daher an den Verantwortlichen der Gedenkveranstaltungen, den Leuten einerseits zu sagen, dass die damaligen Ideale auch heute noch erstrebenswert sind, und andererseits, den Kult um Andreas Hofer nicht zu übertreiben“.
„Ich persönlich befasse mich nicht so sehr mit der Geschichte, und ich ärgere mich manchmal darüber, dass beispielweise die Freiheitlichen die Thematik so rechtslastig auslegen und damit den Fanatismus schüren“, meint Katharina Messner. „Ich habe nichts dagegen, dass heuer an die Widerstandskämpfe erinnert wird, aber es sollte nicht politisch ausgeschlachtet werden“.
Simon Piovesan verbindet „Andreas Hofer mit den Freiheitskämpfen, aber heute ist diese Person aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Das heurige Gedenkjahr empfinde ich als positiv, weil man die Geschichte nicht vergessen und aus Fehlern der Vergangenheit lernen sollte. Zudem bietet es eine Gelegenheit, fanatischen Sichtweisen entgegenzuwirken“.
„Man sollte das Gedenkjahr nutzen, die Geschichte von allen Seiten zu beleuchten“, findet Michaela Kofler. „Andreas Hofer sollte nicht zu sehr als Held verehrt, sondern als Mensch dargestellt werden. Ich habe grundsätzlich positive Assoziationen zu dieser Person, weil er für seine Überzeugung gekämpft hat. Heute kann man von ihm lernen – von seinen guten Eigenschaften, aber auch von seinen schlechten“.
Andreas Hofer weckt bei Rita Kiebacher „positive Assoziationen. Auch aus heutiger Sicht kann man Hofer als fortschrittlichen Mensch bezeichnen, weil er für wichtige Werte wie der Heimat eingestanden ist. Dass das Gedenkjahr gefeiert wird, sehe ich ebenfalls positiv. In der Schule wird die Geschichte des eigenen Landes zu wenig behandelt; insofern ist das Gedenkjahr eine gute Gelegenheit, falsche Einstellungen zu korrigieren“.
„Andreas Hofer war schon ein richtiger Kämpfer für Tirol“, glaubt Karl Vonklausner. „Von unserer Geschichte der letzten 200 Jahre gäbe es noch mehr aufzuarbeiten als nur die besagten Freiheitskämpfe, aber ich finde das Gedenkjahr grundsätzlich nicht schlecht“.
Echo
Leser schreiben uns
Umfangreichere Recherche
das Vergnügen, an das Citybusnetz effizient angeschlossen zu sein.
Zum Bericht „Vorfahrt für Linie 3“, „Brixner“ Nr. 227, S. 50
Gefährdung durch Moslems? Zum Bericht „Die islamische Überrumpelung?“, „Brixner“ Nr. 227, S. 10
Klauspeter Dissinger, GBLBereichssprecher für Verkehr und Energie
Im Leitartikel der DezemberAusgabe spricht Willy Vontavon davon, dass die Leser des „Brixner“ in den Genuss besser recherchierter Artikel kämen, da es sich um eine Monatszeitschrift handelt und ihm und seinen Mitarbeitern daher mehr Zeit zur Verfügung steht als Kollegen bei Tagesmedien. Im Artikel über die neue Citybuslinie 3 reichte diese Mehrzeit für Recherchen anscheinend nicht aus, um die Sachlage umfassend und wahrheitsgetreu darzustellen. Sonst hätte Annamaria Mitterhofer herausfinden müssen, dass die Grüne Bürgerliste Brixen nicht nur mit der Linienführung der Linie 3 einverstanden ist, sondern dass die GBL es war, die bereits vor drei Jahren im Gemeinderat einen Beschlussantrag zur Anbindung des Ostteils der Stadt an das Citybusnetz eingereicht hatte. In diesem Beschlussantrag machte die GBL den Vorschlag, den Citybus mithilfe einer Ampelregelung in den Rappanlagen gegen die Einbahnrichtung fahren zu lassen. Wäre dieser Beschlussantrag damals nicht von der Mehrheit des Gemeinderats abgelehnt worden, hätten die Bewohner des Ostteils der Stadt schon seit etwa drei Jahren
Siegfried Tasser, Brixen
Im Bericht „Die islamische Überrumpelung?“ wird zwar das Vereinsleben von Brixner Moslemgruppen sachlich beschrieben, beinhaltet aber keine kritische Bemerkung zu den wirklichen Problemen der islamischen Zuwanderung. Pausenlos wird von Integration gesprochen, während immer mehr kopftuchtragende, letzthin sogar total vermummte (Burka)-Frauen ihre politisch-religiöse Einstellung demonstrieren. Wenn man hört, dass moslemische Einwanderer ihre Kinder immer öfters zur Schule zurück in ihre Heimatländer schicken, ihre Bräute zu 60 Prozent aus ihren Herkunftsländern holen, fragt man sich schon, wo der Wille zur Integration ist. Anderseits werden aus falscher Rücksicht Weihnachtsfeiern umgestaltet (www.ilgiornale.it vom 21.12.08 - Il presepe sparisce dagli asili: „Non facciamo il presepe per non urtare la sensibilità dei bambini musulmani“), und Schweinefleisch wird aus den Schulmensen verbannt. In Deutschland wurde sogar durchgesetzt, dass jetzt Frauen, auch voll bekleidet – Suchwort „Burkini“ – in öffentlichen Schwimmbädern baden dürfen, was bisher aus hygienischen Gründen unvorstellbar war. Das alles hat mit Integration nichts zu tun, es ist das Einknicken
unserer Politiker vor einer einseitig geforderten Toleranz. Altbundeskanzler Helmut Schmidt schreibt in seinem letzten Buch „Außer Dienst“ auf Seite 236 folgendes: „Wer die Zahlen der Moslems in Europa weiter erhöht, nimmt eine zunehmende Gefährdung des Friedens in Kauf“. Passen wir auf!
Kein Schaden? Zum Artikel „Deal or no deal?“, „Brixner“ Nr. 227, S. 44
Markus Lobis, Brixen
Trotz offenkundig erheblichen Rechercheaufwandes gelingt es Willy Vontavon im Artikel zur „Baugeschichte Raiffeisenkasse“ im letzten „Brixner“ nicht, die zentralen Problemstellungen dieser eigenartigen Baugeschichte herauszuarbeiten. Denn es geht nicht so sehr um irgendwelche Durchstechereien und Fehler im baurechtlichen Verfahren, die es offenkundig auch gegeben hat. Den Kernaspekt des Vorgefallenen sehe ich vielmehr im Umstand, dass die Baugeschichte Raiffeisenkasse klar aufzeigt, dass im System Südtirol alles – aber auch wirklich alles – möglich ist, wenn es gelingt, die richtige politische und vorpolitische Konstellation zu schaffen. Eine undurchschaubare Mischung aus gesetzlichen Bestimmungen, Interpretationen und cleveren – nicht selten auch ungesetzlichen – Winkelzügen, garniert mit politischem Wohlwollen, möglichst von „ganz oben“ im flach gehaltenen Südtiroler Polit-Horizont sind der Mix, aus dem die Südtiroler Bauträume
gewoben werden. Es ist skandalös, dass die transparente und stichhaltige Begründung des öffentlichen Interesses offenkundig nicht erforderlich ist. Wie es scheint, ist es – wenn der Dreh überhaupt an die Öffentlichkeit dringt – schon genug, irgendwie zu behaupten, dass kein Schaden entstanden sei, da ja im vorliegenden Fall – wie im Artikel zu lesen ist – die Raiffeisenkasse die geschenkte Kubatur, die einen Wert um die 500.000 Euro hat, die Bank „besonders motiviert“ hat (Zitat Pürgstaller), die Laufbahn in der Sportzone Süd zu sanieren. Für diese großzügige Sponserung erhält das örtliche Bankinstitut über zehn Jahre umfangreiche Werberechte und – wenn man die Aussagen des Bürgermeisters schlüssig interpretiert – 1.142 Kubikmeter Baurecht in der Altstadt. Was hätten die anderen in Sachen SportanlagenSponserung „kontaktierten“ Banken entschieden, wenn aus der Ausschreibung hervorgegangen wäre, dass es neben zehnjährigen WerbeGegenleistungen als kleines Zuckerl noch ein Baurecht in der Altstadt „geschenkt“ gibt, das dem Volumen eines Drei-Familien-Hauses entspricht? Bürgermeister Pürgstaller setzt sich mit diesem intransparenten und widersprüchlichen Handeln dem Vorwurf der Freunderlwirtschaft aus. Das scheint ihm egal zu sein. Mir ist es das nicht.
Liebe Leserin, lieber Leser, schreiben Sie Ihre Meinung zu den Themen in diesem „Brixner“ - bitte unbedingt mit Angabe Ihrer Adresse und Telefonnummer: Redaktion „Brixner“, Brenner straße 28, 39042 Brixen Leserfax: +39 0472 060201 E-Mail: echo@brixner.info
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DIE CHÖRE AM VINZENTINUM IN BRIXEN
Kunst & Kultur
Musik liegt in der Luft
Musik spielte im Vinzentinum in Brixen seit jeher eine Rolle. Heute verfügt die Schule nicht nur über den einzigen Knabenchor Südtirols, sondern über mehrere Chorzusammensetzungen und Schulklassen mit musikalischer Ausrichtung.
C
lara Sattler hat ihre 43 Mädchen fest im Griff. „One, two, drei, ihr müsst mit dem Bauch singen, elegant und intensiv müsst ihr singen“. Hie und da ein verhaltenes Lachen, Notenblätter rascheln, ein verstohlener Blick in unsere Richtung, dann geht es weiter. Das Lied, mit dem sich die pfiffige Schar plagt, ist vom Rhythmus her nicht ganz einfach: „Trippelt einfach hin und her, ihr müsst den Rhythmus spüren wie eine innere Uhr“. Ein paar Mädchen schlüpfen aus ihren Pantoffeln. Allgemeine Heiterkeit. „Ihr müsst die Stimmung aufbauen, die wir brauchen“.
Die Atmosphäre im kleinen
Festsaal ist gelöst. Irgendwann setzt sich Manuel Huber ans Klavier. Tosender Applaus. Er ist der sprichwörtliche Hahn im Korb, er ist der Obmann des Knabenchores und ein begabter Klavierspieler mit einer sehr sympathischen
Gelassenheit. „Wir kommen aus der lauten Welt in dieses Haus der Stille“ singen die Mädchen dreistimmig, dann kriegen wir noch schnell einen Jodler zu hören, „auswendig natürlich“. Ein allerletztes Foto, noch rasch ein paar Fragen, dann stürmen die Mädchen davon. Zurück bleibt Marie Theres Zingerle. Sie singt seit fast zwei Jahren beim Vinzentiner Mädchenchor und ist seit Oktober letzten Jahres dessen Obfrau. Im vergangenen Dezember wirkte der Vinzentiner Mädchenchor beim Alpen-AdriaAdventskonzert in Graz mit. Zusammen mit vier weiteren Jugendchören aus Österreich, Slowenien, Ungarn und der Slowakei gaben die Sängerinnen Adventslieder aus ihrer Heimat zum Besten. „Es war einfach schön, die Chöre in ihrer jeweiligen Muttersprache singen zu hören“, erzählt Marie Theres, „und es war einfach schön, dabei sein zu können, mitsingen zu dürfen.“
Seit dem Schuljahr 1999/2000 gibt es am Vinzentinum neben dem traditionsreichen Knabenchor auch einen Mädchenchor. Die Mädchen im Alter zwischen elf und 18 Jahren treffen sich regelmäßig unter der Leitung von Clara Sattler, um an ihrem breit gefächerten musikalischen Repertoire zu feilen. Angela Prucker kümmert sich als Chorpräfektin um das Wohl des Chores. Aus dem Mädchenchor hervorgegangen ist ein Terzett, das bereits bei internationalen Wettbewerben beeindrucken konnte. Die Stimmen von Lisa Ellecosta, Julia Unterhofer und Carmen Unterhofer gehen im wahrsten Sinn des Wortes unter die Haut.
Während Clara Sattler ihre
Notenblätter verstaut, wechseln wir ein paar Worte mit Spiritual Fabian Tirler und Pater Philipp, einem Benediktinermönch. Den beiden ist es zu verdanken, dass das Vinzentinum seit kurzem auch eine Choralschola hat. „Schuld daran ist eigentlich Fabian“, lacht Pater Philipp, „er hat nämlich irgendwann gemeint, ob ich nicht Lust hätte, eine Choralschola zu leiten“. Die jungen Vinzentiner, sie kommen aus der 6., 7. und 8. Klasse, hatten ihren ersten Auftritt beim Adventskonzert Anfang Dezember. Zur Schola gehört auch Dietmar Thanei, der Präfekt des Knabenchores.
Den Knabenchor erwischen wir Der Vinzentiner Knabenchor steht unter der Leitung des Oberösterreichers Stefan Kaltenböck 22
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gerade noch ein paar Räume weiter im Musikraum bei seiner wöchentlichen Vollprobe. Es erklingt das Lied „Horch was kommt von draußen rein“ aus etwas zaghaften
Kehlen. Chorleiter Stefan Kaltenböck ist mit Leib und Seele bei der Sache, der „Romantikfaktor“ des Liedes liegt ihm am Herzen. „Es ist uns wurscht, was da drüben passiert“, meint er mit einem Fingerzeig in unsere Richtung, als ein paar vorwitzige Buben wiederholt zu uns herüberschielen. Leise sollen sie singen, fast flüsternd, vor allem am Beginn der ersten Strophe, und dann später noch einmal, wenn es heißt, „lass sie reden, schweig fein still“, und der Sopran „kann ruhig ein bisschen mehr auf Opernsänger machen“. Zum Abschluss ertönt noch rasch ein spanisches Lied, dann werden die Termine für die nächsten Teilproben angekündigt. Die Notenblätter werden auf das Pult gestapelt, „seids net so wild“, dann sind wir mit dem jungen Musiker allein. Vor zwei Jahren hat der gebürtige Oberösterreicher die Herausforderung angenommen, den einzigen Knabenchor Südtirols zu leiten. „Ich habe zwar schon relativ viel Chorerfahrung, bei einem Knabenchor gibt es aber etwas eingeschränkte stimmtechnische
Fotos: Oskar Zingerle
spürbare begeisterung: Mädchen zwischen elf und 18 Jahren singen im Mädchenchor des Vinzentinums unter der Leitung von Clara Sattler
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Möglichkeiten“, sagt Kaltenböck, der seine Sänger immer wieder mit einer unverwechselbaren und ausdruckstarken Mimik in seinen Bann zieht. „Wir sind im Grunde ein ganz normaler Schulchor, mit dem Problem, dass wir keine Frauenstimmen haben“. Es gebe zwar glockenhelle Sopranstimmen, „das sind aber meist die Erstklässler, für die das Chorsingen noch neu ist, und in der zweiten Klasse
Die Pflege der Musik war im vertieften Auseinandersetzung Streicherakademie Bozen finVinzentinum seit jeher ein wichtiger Bestandteil der Bildungsund Erziehungsarbeit. Deswegen gibt es auch seit mittlerweile 137 Jahren einen Chor mit Knabenund Männerstimmen. Zu den Aufgaben dieses Chores zählt neben der Mitgestaltung liturgischer Feiern auch die Verschönerung weltlicher Feste innerhalb und außerhalb des Hauses. Im Chor
mit der Musiktheorie erlernen alle Musikmittelschüler ein Instrument und erhalten zudem eine spezielle Gesangsschulung. Und auch an der Oberschule gibt es Musikunterricht, wobei die jungen Leute aus einer Reihe von Angeboten wählen können. In den 90er Jahren wagte sich der Knabenchor, damals unter der
„Ihr müsst den Rhythmus spüren wie eine innere Uhr“_ Clara Sattler, Chorleiterin singen sie dann häufig schon die Altstimme“. Manche Sänger sind über Jahre beim Chor dabei, „sie machen dann eben alle Stimmen durch“. Sie seien allesamt mit Begeisterung bei der Sache, hätten einfach Freude am Singen. Im Vinzentinum fühlt sich Stefan Kaltenböck sehr wohl: „Ein bisschen sind wir wie eine große Familie; man weiß einfach um die Verrücktheiten des Einzelnen Bescheid“.
mitsingen zu dürfen war immer schon sehr begehrt, denn die Sänger hatten durch Proben, Auftritte und Chorausflüge ein deutlich abwechslungsreicheres Heimleben. Die Begeisterung für das Singen hat am Vinzentinum also eine besondere Tradition. So ist es auch nicht verwunderlich, dass im Jahre 1996 neben der „normalen“ Mittelschule auch eine Musikmittelschule eingerichtet wurde. Neben einer
Leitung von Rudi Chizzali, mehr und mehr an die Öffentlichkeit. Jahr für Jahr gab es große und kleine Konzerthöhepunkte, darunter das halbstündige Konzert im Europaparlament von Straßburg, wo der Knabenchor im Mai 2000 als erster Chor überhaupt singen durfte. Fast 40 Auftritte sind in der Chronik des Chores aufgelistet, die Aufführung der „Matthäuspassion“ mit dem Südtiroler Vokalensemble und der
det sich dort ebenso wie das Musical „Krach bei Bach“ mit dem Vinzentiner Mädchenchor oder das Konzert „Ride the chariot“ mit dem Wiener Studentenchor „cantus iuvenis“ in der St.-Anna-Kirche in Wien. Aus den ursprünglich halbtägigen Chorausflügen wurden in den letzten Jahren mehrtägige Kultur- und Konzertreisen ins europäische Ausland.
„Wohin es heuer gehen wird, steht noch nicht ganz fest“, sagt Stefan Kaltenböck. Fest steht aber auf jeden Fall schon das Thema des Abschlusskonzertes gemeinsam mit dem Mädchenchor: „Da werden wir uns wohl an das Tiroler Gedenkjahr anlehnen und die Heimat besingen – nicht nur die Tiroler Heimat, sondern auch die Heimat Europa, unsere Welt als Heimat aller Menschen“.
marlene.kranebitter@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info 23
Kunst & Kultur
MUSIK
Glühend keltischer Sound „Burning Mind“ regen durch Stimmungsgeladenheit und ausgeprägte Rhythmen zum Tanzen an. Zudem enthält ihre Musik Tiefgründigkeit. Eines vergessen sie dabei nie: Musik will gelebt werden.
O
b Altstadtfeste, Festivals, Konzerte oder Privatfeiern: An verschiedensten Orten trifft man die Musiker von „Burning Mind“ mit ihren unzähligen Instrumenten, und genauso unterschiedlich sind ihre Fans. Ob Bürokauffrau, Arzt, Grafikerin oder Schulwart: Ihre Musik scheint sie zu verbinden, und zwar ohne Altersgrenzen.
Der keltischen Musik ordnet
die Gruppe „Burning Mind“ ihre Stilrichtung zu. Das Repertoire der Wipptaler besteht aus traditionellen Musikstücken sowie aus Eigenkompositionen und Improvisationen, die den besonderen Reiz der Band ausmachen. „Burning Mind“ arrangiert ihre Musik nämlich auf sehr eigene Art und Weise, und ihre Handschrift ist dabei deutlich erkennbar. So werden keltische Melodien zum Teil mit Elementen anderer Weltmusikrichtungen kombiniert. Erkennbar werden diese vorwiegend durch Instrumente wie Bouzouki, Didgeridoo, verschiedene Perkussionen, aber auch Geige und Flöten.
info
Die neue CD von Burning Mind lädt ein zu einer bunten Reise durch die Musikgeschichte zahlreicher Länder
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Burning Mind Johannes Stötter: Geige, Whistle, Bouzouki, Gesang Simon Stötter: Gitarre, Gesang Benjamin Stötter: Bodhràn, Gesang Michele Sterchele: Akkordeon, Gesang Michael Stauder: Low whistle, Bouzouki, Didgeridoo Paolo „Jack” Alemanno: Schlagzeug, Perkussionen www.burningmindmusic.com www.myspace.com/burningmindmusic Tel.: 340 5546292 24
Andererseits geben Schlagzeug, Gitarre und Akkordeon der Musik ein rockiges Flair. Ursprünglich als Rockband gegründet, entwickelte sich „Burning Mind“ im Laufe der Jahre in Richtung Folk. Auslöser für die Auseinandersetzung mit keltischer Musik waren einerseits die Reisen einiger der Musiker durch die britischen Inseln, andererseits die Erfahrungen als Straßenmusiker. Die bald sichtbar werdende starke und positive Anziehungskraft auf ein vielfältiges Publikum motivierte die Band, ihre Stilrichtung weiterzuentwickeln. So wurde vor
einigen Jahren das Album „silent dancer“ veröffentlicht.
Erst kürzlich ist ihre neue CD
„On Fire“ erschienen, und gleich beim ersten Titel „Ronja“ legen die Musiker einen kraftvollen Acappella-Gesang hin. Naturgeräusche werden gezielt eingebaut; die Vielfalt der erklingenden Instrumente ist insgesamt beeindruckend. „Devuska“ von Johannes und Simon Stötter entführt in herrlich melancholische jiddische Tonfolgen, um dann rhythmisch aufzuwühlen. In „Waves“ von Paolo „Jack“ Alemanno hört man
die Wellen perkussiv schillernd pulsieren, und Michele Sterchele hätte sein thematisches Intro zum titelgebenden „On Fire“ gern weiter ausbauen können! Johannes Stötters „Pixiecaps“ spiegelt seine Vielseitigkeit wieder und führt wie in einem Labyrinth in immer neue, interessante musikalische Gänge. Eine bunte und unbedingt empfehlenswerte Reise durch die Musikgeschichte zahlreicher Länder und deren Instrumentenkunde, die am 31. Jänner im Kassianeum vorgestellt wird. manuela.kerer@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info
THEATER
Keine respektlose Demontage Als Auftakt zum Gedenkjahr 2009 präsentierten Georg Kaser und Georg Glasl das Sprach- und Musikspektakel „Die Hin- und Herrichtung des Andreas Hofer“: eine unverkrampfte Rezeption des Tiroler Freiheitshelden, die den Blick auf ihn schärft.
N
achrichtenfetzen aus Lautsprechern über Hofers Hinrichtung am Beginn, martialisches „Ein-TirolGebrüll“ aus dem Mund eines patriotischen Heldenverehrers am Ende des Sprach- und Musikspektakels von Georg Kasers Wandertheater, das schon mit dem Titel „Hin- und Herrichtung des Andreas Hofer“ seine aufklärerisch-kritische Intention verrät. Der Brixner Walthersaal, Heimstatt der zweiten Symbolfigur der nationalen Bewegung des 19. Jahrhunderts, war als Rahmen daher durchaus geeignet, auf die anachronistische Rezeption des Tiroler Freiheitshelden zu verweisen.
Dazu bedurfte es allerdings
keiner respektlosen Demontage. Die intensive Recherche durch Christoph von Hartungen, Georg Kaser und Sabine Reithmaier förderte ausreichend zeitgenössische und historische Dokumente zutage, die für sich sprechen. Für eine ideologiefreie und zugleich unverkrampfte Vermittlung des umfangreichen Materials sorgen unter der Regie von Roland Selva das komödiantische Talent Kasers und die unkonventionelle musikalische Begleitung seines kongenialen Partners, des Zither-Virtuosen Georg Glasl. Im selben Maß wie das Bild des Volkshelden – vom ideologischen Ballast befreit – realistische Konturen gewinnt, verliert die Zither von ihrem Klischee des harmlosen Volksinstruments, sobald sie dem schlichten Tiroler Landler, dem lustigen Jodler abschwört und – mit allen möglichen modernen Hilfsmitteln bearbeitet und traktiert – Töne und Geräusche nahe an der Schmerzgrenze von sich gibt. Die heile Bauernwelt, die Idylle unterm Herrgottswinkel, die man traditionell mit dem Klang der Zither verbindet, hat
es, wie man weiß, immer nur in den Köpfen nationaler Schwärmer gegeben.
Von der„Hinrichtung Hofers“ bis zu seiner „Herrichtung“ in den Köpfen vaterländischer Ideologen war es in jener Zeit nationaler Aufbruchsstimmung nicht weit. Vaterländische Gedichte von Theodor Körner, militante Aufrufe zum Widerstand gegen Napoleon von Josef Hormayr oder das Pathos, mit dem Julius Mosen das Andreas-Hofer-Lied ausschmückte, haben schon zu Lebzeiten Hofers für dessen Erhebung zum vielfach einsetzbaren Mythos gesorgt. Aus der Sicht der Spätgeborenen nimmt sich indes Heinrich Heines etwa zur gleichen Zeit entstandene Einschätzung der Tiroler weit realistischer aus.
Der Sandwirt aus dem Passeier-
tal hatte viele Facetten, wie aus bayrischen Gerichtsprotokollen und Berichten über seinen Charakter deutlich wird und auch eigene Schriftzeugnisse beweisen. Sein Heldentum aber, das so viele Generationen im politischen Widerstand ausmachten, zeigt sich überraschenderweise eher im Privaten, etwa wenn der Verurteilte in einem seiner letzten Briefe aus Mantua den Vertrauten Kajetan Sweth mit der Übernahme seines Vermögens betraut und ihn um Gebete für sein Seelenheil anfleht. Als Kommandant über Tausende bewaffnete Schützen war er wohl ebenso überfordert gewesen wie bei seiner Einschätzung der europäischen Politik. Die ihm zugefallene Rolle als politischer Führer war ihm um einige Nummern zu groß. Dass er das selbst erkannte und seine Verurteilung als Sühne akzeptierte, macht ihn aus heutiger Sicht eher zum Helden als sein aussichtsloser politischer Widerstand. Der Kampf
Georg Glasl an der Zither und Georg Kaser am Text zeigten unverkrampft die vielen Facetten des Andreas Hofer auf
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für „Gott, Kaiser und Vaterland“ war in Wirklichkeit auch ein Kampf gegen Fortschritt und Aufklärung, wie Kasers plakativ verlesener Sittenerlass beweist, den Glasl mit Hilfe eines blechernen Waschzubers mit brachialer Geräuschkulisse verfremdet.
„Wir werden siegen und freie
Menschen sein“ ist das utopische Versprechen, das Kaser als Leitmotiv immer wieder variiert und verfremdet. Als tragisches Leitmotiv der Geschichte rechtfertigt es bis heute ungebührliche
Opfer, produziert Helden und fördert Mythenbildung. Auch in diesem Sinne hat das Sprach- und Musikspektakel den Blick auf den berühmtesten Tiroler aller Zeiten geschärft und rechtzeitig zum offiziellen Beginn des Gedenkjahres eine unverkrampfte Auseinandersetzung mit ihm angeregt. barbara.fuchs@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info
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Kunst & Kultur
DENKMALSCHUTZ
Kunsthistorisches Juwel Die drei Jahre dauernden Restaurierungsarbeiten der St.-Nikolaus-Kirche in Klerant wurden vor kurzem abgeschlossen. Nun kann das kunsthistorische Kleinod wiederum besichtigt werden.
I
n der Pfarre St. Andrä finden sich mehrere kleinere Kirchen von herausragender kunsthistorischer Bedeutung; eine von ihnen ist die St.-Nikolaus-Kirche in Klerant. Drei Jahre lang wurde diese nun von der Pfarrei St. Andrä und dem Amt für Bau- und Kunstdenkmäler umfangreich restauriert; dabei wurden vor allem gegen die durch Feuchtigkeit entstandenen Schäden Maßnahmen getroffen. Im Einzelnen gelang es, das Mauerwerk mit Hilfe einer Schotterdrainage zu entfeuchten, das feuchte Erdreich zu entfernen und den Bankspiegel zu erneuern. Außerdem wurden die Wandmalereien und der Flügelaltar restauriert. Während Klerant selbst zu den frühen Siedlungsplätzen oberhalb des Brixner Talkessels gerechnet und 990 erstmals urkundlich erwähnt wird, stammt die kleine Kirche aus dem frühen 15. Jahrhundert und ist baulich der ländlichen Brixner Gotik zuzurechnen. Sakristei und Glockenturm wurden um 1700 angebaut, Spitzbogentür und Fenster im 19. Jahrhundert neugotisch verändert. Um 1470 erhielt Meister Leonhard von Brixen den Auftrag, Teile der Kirche mit Wandmalereien zu versehen.
Nach jahrelangen Restaurierungsarbeiten kann die St. Nikolaus-Kirche in Klerant nun wieder besichtigt werden
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Als Maler und Bildschnitzer ge-
noss Meister Leonhard und seine Werkstatt weit über den Brixner Raum hinaus einen exzellenten Ruf, was seine weit verbreiteten Wandmalereien zeigen. In Brixen selbst werden ihm die Wandmalereien der zweiten, dritten, 14. und 15. Arkade des Kreuzganges und mehrere Altäre, darunter der 1472 geweihte Hochaltar des Brixner Domes, zugeschrieben. Neben den Malereien in der St.-Nikolaus-Kirche stammt auch der Zyklus in der nahen St.-Johannes-Kirche in Mellaun aus seiner Werkstatt. Laut Waltraud Kofler-Engl vom Amt für Bauund Kunstdenkmäler ist „seine 26
große Popularität wohl auf den erzählerischen, volksnahen Charakter der Figuren und Szenen, die dekorative Gefälligkeit und Farbigkeit, die natürlichen, teils
naiven blond gelockten Frauenund Engelsköpfe, aber auch auf die leicht zugängliche religiöse Emotionalität seiner Malereien und Altarplastiken zurückzuführen“.
Sie beeindrucken jedenfalls auch heute noch Kenner wie Laien gleichermaßen. Im Chorraum der St.-NikolausKirche findet sich unter anderem
die Darstellung der Legende des Heiligen Nikolaus und jene der drei heiligen Jungfrauen von Meransen - S. Ampet, S. Gewer, S. Bruen, in Südtirol auch als „Aubet“, „Cubet“ und „Querre“ bezeichnet. Dieser Dreifrauenkult geht auf die Verehrung dreier vorchristlichen, genauer keltischen, Muttergottheiten zurück. Den verschiedenen Legendenversionen gemeinsam ist deren Verfolgung und schützende Zuflucht in Meransen, wo ihre Verehrung seit 600 Jahren nachgewiesen werden kann. Obwohl von der Kirche nie offiziell anerkannt, werden die Drei öfters im Gefolge der 11.000 Jungfrauen dargestellt und wurden vor allem von Frauen verehrt. In der St.-Nikolaus-Kirche sind sie mit drei goldenen Kugeln dargestellt und werden so mit der Nikolauslegende in Zusammenhang gebracht.
Die Legende des heiligen Ni-
kolaus selbst wird ausführlich in einem Bilderzyklus behandelt, der insgesamt zwölf Szenen umfasst. Als Erzählstrang verlaufen sie im Gewölbe und auf den Schildwänden und werden durch erklärende Beischriften unterstützt. Zu den berühmtesten Malereien der Kirche in Klerant zählt wohl auch der Opfertod des Eleasar: Der am Boden liegende Ritter Eleasar opfert sich, als die Syrer mit Kriegselefanten gegen Israel ziehen. Er wirft sich vor den größten Elefanten, ersticht das Tier von unten mit einer
Lanze und wird vom zusammenbrechenden Elefanten erdrückt. Die Malereien in der St.-Nikolaus-Kirche waren bereits im 19. Jahrhundert vom Maler Heinrich Kluibenschedl freigelegt und erstmals restauriert worden. Dabei wurde mit Ölfarben das Original übermalt – eine zur damaligen Zeit durchaus gängige Arbeitsweise. 1959 fand unter der Leitung des staatlichen Denkmalamtes Trient eine „Entrestaurierung“ statt; dabei „gelang die Entfernung der Ölübermalungen nur zum Teil, da sich diese oft unlösbar mit dem Original verbunden hatten“, wie Waltraud Kofler-Engl erläutert. Vor allem die durch Feuchtigkeit entstandenen und stetig wachsenden Schäden wie abblätternde Malschichten, nachgedunkelte und unschöne Ergänzungen und Übermalungen der letzten Restaurierungen machten neuerliche Restaurierungsmaßnahmen notwendig. Dabei ließ man die Übermalungen stehen, wenn das Original darunter bereits verloren war, und respektierte damit auch die vorangegangenen Restaurierungen als Teil der Geschichte der Malereien. Durchgeführt wurde die Restaurierung der Wandmalereien von der Brixnerin Erika Winkler.
Im Rahmen dieser Arbeiten
können auch zwei Neufunde verzeichnet werden. Im rechten Zwickel vor der Apsis kam eine schlecht erhaltene Rötelzeichnung des Opfers Kains zum
Ein Bilderzyklus schildert in zwölf Szenen die Legende des heiligen Nikolaus
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Vorschein; das entsprechende Gegenstück – das Opfer Abels – fehlt allerdings. Der zweite Neufund bezieht sich auf eine Prophetenhalbfigur samt Inschrift, die aus der gleichen Hand wie die Figuren im Altarraum stammt. Die Arbeiten am 1484 geschaffenen spätgotischen Flügelaltar waren weitgehend konservatorischer Natur. Restauriert wurden außerdem die Kirchenbänke, die Türen und Fenster und die Sakristei; der Sockelputz wurde
hingegen neu angebracht. Die Gesamtkosten für die Restaurierung belaufen sich auf etwa 110.000 Euro, wobei der Großteil, 78.000 Euro, vom Amt für Bauund Kunstdenkmalpflege übernommen wurde. Der restliche Betrag wurde zum Teil von der Gemeinde Brixen aufgebracht, zum Teil stammt er aus Mitteln der Pfarrgemeinde. Die restaurierte Kirche in Klerant kann tagsüber besichtigt werden. andrea.bodner@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info
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MUSIK
Kunst & Kultur
Haus der Klänge z Nach dem Erzählkunst- und dem Kleinkunstfestival hat das Jugendhaus Kassianeum nun ein drittes Festival ins Leben gerufen: Im „Haus der Klänge“, so der Titel dieser eintägigen Veranstaltung, verwandeln sich die Räume des Jugendhauses zu Klangräumen. Acht Referenten aus Südtirol, Österreich und Deutschland gestalten während des Festivals 16 unterschiedliche Programmpunkte und warten mit Musik, Liedern, Rhythmen, Tänzen,
Klangmassagen oder tönenden Geschichten auf. Workshops, musikalische Reisen in die Welt indianischer Lieder und afrikanischer Trommeln oder Klangmärchen laden dazu ein, konzentriert zuzuhören, sich unterhaltsam zu entspannen oder die eigenen Rhythmen und Klänge wahrzunehmen. Das Festival findet am Sonntag, 1. Februar, von 11 bis 19 Uhr statt und richtet sich an Menschen ab 5 Jahren; als Eintritt zu den jeweiligen Workshops oder
Aufführungen ist eine freiwillige Spende erwünscht. Das detaillierte Programm findet sich in unserem Veranstaltungskalender „timer“ oder auf www.jukas.net. db
K&K Kunst & Kultur
MUSIK
Neujahrskonzert mit feingliedrigen Melodien z Mit voll gezogenen Registern setzt das Haydn-Orchester zum diesjährigen musikalischen Auftakt ins Neue Jahr an und zeigt in der „Fledermaus-Ouvertüre“ von Johann Strauß Sohn die harmonisch transparente Wirkung der Begleitung. Auch die Moll-Bereiche nuanciert es gekonnt und trumpft mit dynamischer Vielfalt. Der amerikanische Gastdirigent Arthur Fagen hat ein tolles Programm zu bieten und führt nicht nur in das reiche Repertoire der StraußDynastie und deren Zeitgenossen,
kurz
notiert
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sondern beispielsweise auch in die Welt Richard Rodgers, dessen Musicals mit zu den großartigsten der Broadway-Geschichte gehören. Das hört man dem Orchester auch an, denn es ist wunderbar, ihre offensichtliche Freude an der Musik beobachten zu können. Sopranistin Monika Riedler singt sich mit Giudittas „Meine Lippen, sie küssen so heiß“ oder „O, habet acht“ aus dem Zigeunerbaron in die Herzen des voll besetzten Saales Prihsna im Forum Brixen und zeigt volles Timbre
Die Galerie 90 in Mühlbach gedenkt in der Ausstellung „Erinnerungen“ den vor einem Jahr verstorbenen Mühlbacher Rudi Uibo. Die Ausstellung zeigt ausgesuchte, davon viele unbekannte Bilder des Künstlers, die eine neue Perspektive auf seine Werke eröffnen.
und wuchtige Klangfarben. Die Zuhörer lassen sich bei „Es lebt eine Vilja“ zum Mitsingen animieren, und auch die Vitalität des Dirigenten wird spätestens bei seinen dirigierenden „Ausflügen“ in die Reihen der verschiedenen Register deutlich. Als dann noch die vier Schlagzeuger in „The
Typewriter“ von Leroy Anderson verschiedenste Teile einer Schreibmaschine im Takt zum Klingen bringen, ist sich wohl jeder sicher, dass dieses Neujahrskonzert des Kulturvereins Brixen und der Gemeinde Brixen die sprichwörtlichen Sektkorken mak knallen ließ.
Die Brixner Initiative Musik & Kirche und der Kulturverein laden anlässlich des 200. Todesjahres von F. J. Haydn zu einem besonderen Konzert: International angesehene Solisten unter dem bekannten Dirigenten Johannes Hiemetsberger führen am 28. Februar das Oratorium „Die Jahreszeiten“ im Forum Brixen auf.
Der Theaterverein Neustift präsentiert ab dem Unsinnigen Donnerstag die Komödie „Töchter zu verschenken“, bei der Heiratskandidaten die Pension Köberle stürmen. Regie führte Christoph Gostner, die Aufführungen finden im Mehrzwecksaal der Grundschule Neustift statt.
NACHGEFRAGT
„I – a Held?“ ANDREAS HOFER, Widerstandstiroler und designierter Held, über die Gerüchte, dass er beim Stadtlerlåchn 2009 des Männergesangsvereins Brixen mitwirken würde. Sehr geehrter Herr Andreas Hofer, in Brixen wird gemunkelt, Sie würden im Februar bei der Faschingsrevue „Stadtlerlåchn“ des MGV im Forum Brixen auftreten… Wer sågg denn des? Woher hoben Sie des? Wer verrotet mi do wiedo amol? Jå åspelemuggn, heart des denn nia au…? Stimmt ober ålles net, der Verräter håt gelogen: I bin do bei dem Stadtlerlåchn, oder wia des Trara hålt hoaßt, sicher net mit dabei. I woaß net amol, wås oder wer der MGV isch, is Forum kenn i a net, und zi Låchn gibs fir mi im Moment a herzlich wianig.
Mei Ruah will i hobn, net meahr und net wianiger. Drum gian Sie iatz bittschian lei wiedo, i will weiterschlofn. Freut es Sie denn nicht, dass Sie im heurigen Gedenkjahr „200 Jahre Tiroler Widerstand“ eine wahre Renaissance erleben? Renaissance? Wieso redn Sie iatz auf oamol französisch mit mir? Sein Sie eppa von de deppatn Franzosen hergschickt worden, um mi auszufratscheln? Dånn ober außi do bei der Tür, bevor i vergiss, dass Sie a Weibele sein… Ich meinte eigentlich, ob Sie sich denn nicht darüber freuen,
SKITOUREN
dass Sie von vielen als Held bewundert und verehrt werden? Momentan sind Sie in aller Munde… I – a Held? (lacht aus voller Brust) Mei, wem isch denn oamål im Himml der Bledsinn eingfålln? Håt eppa der Kaiser Franz de Idee kåpp? Sem werd der Haspinger ober gor koane Hetz und schun gor koa Freid hobm, wenn i iatz a Held bin… (lacht wieder). Auf des aui, lod i Sie zu meinen Kumpel, in Moar Peater, in die Mahr zi an Glasl Roatn ein. Sell Gåschthaus gibs woll no, oder? doris.brunner@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info
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Kunst & Kultur
AUSSTELLUNG
„Viechereien“ im Pharmaziemuseum z Erzählungen von sagenhaften Tieren, Meeresungeheuern und seltsamen Zwitterwesen gelangten bald nach den großen Entdeckungen der neuen Welt im 15. und 16. Jahrhundert nach Europa. Die Texte und Kupferstiche in den Büchern aus dieser Epoche stützen sich aufs HörenSagen und zeigen deutlich, dass die Autoren wie die Künstler diesen Tieren nicht leibhaftig begegnet sind. Sie vermischten ihre Kenntnis vom Aussehen der heimischen Tiere mit den märchenhaften Erzählungen über die exotischen Lebewesen und schufen damit phantasievolle Fabeltiere. Elefanten wurden häufig wie Pferde dargestellt – nur mit einem langen
Rüssel. Und manchem tierischen Ungeheuer aus fernen Ländern verliehen sie fröhliche menschliche Gesichtszüge. Diese Beschreibungen und detaillierten Abbildungen der heimischen wie der fremden Tierwelt gehörten früher ebenso zur Ausstattung einer pharmazeutischen Fachbibliothek wie Kräuterbücher oder Rezeptsammlungen. Einen Einblick in die heiteren bis traurigen Beispiele zur Darstellung von Tieren in der Pharmazie und Verwendung von tierischen Substanzen als Heilmittel bietet die aktuelle Sonderausstellung „Viechereien“ im Pharmaziemuseum Brixen, die am 8. Januar eröffnet wurde. „Die verschiedenen Aktivitäten und Sonderschauen bescherten
dem Museum die erstaunliche Steigerung der Besucherzahlen um mehr als 20 Prozent“, erläutern Elisabeth und Oswald Peer, „daher möchten wir diese Initiativen auch heuer fortführen“. Bis zum 15. Februar bietet das
Pharmaziemuseum Brixen in Anlehnung an die „Weißen Wochen“ in der Hotellerie zudem einen vergünstigten Eintrittspreis; Kinder bis zu zehn Jahren können das Museum kostenlos besichtigen. db
NEU IM REGAL Gesucht: männlich und stimmgewaltig Geschichte einer Beziehung MUSIK
z Der Brixner Chor „novAntiqua“ sucht männliche Chormitglieder jeglichen Alters: Männer, die gerne singen und diese Leidenschaft mit den Sängerinnen von novAntiqua teilen möchten. NovAntiqua gibt es schon seit über 20 Jahren und besteht aus rund 40 Sängerinnen und Sängern. Geprobt wird ein Mal pro Woche, und zwar immer montags. Üblicherweise gibt es im Frühling und im Winter eine Konzertreihe, wobei die Themen, Inhalte und Schwerpunkte stets unterschiedlich sind: Gesungen wird – wie der Chorname bereits sagt – Neues und Altes in den verschiedensten Sprachen, mal klassisch, mal romantisch, mal
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modern. Wie viele Chöre „leidet” novAntiqua jedoch unter einem Frauenüberschuss – oder besser gesagt unter Männermangel. Wie aus den Reihen des Chores verlautet, sind die derzeitigen Bässe und Tenöre zwar sehr gerne Hähne im Korb, würden ihre Chorfrauen jedoch auch mit anderen Sängern „teilen“. Wer also männlich und stimmgewaltig ist und Lust darauf hat, mit in Eigendefinition „netten, offenen und geselligen Menschen“ gemeinsam zu singen, sollte sich sobald wie möglich beim Chorobmann Harald Pichler, harald. pichler@kup-arch.it, Rufnummer 329 0505833, melden. db
Papst Benedikt XVI. und Brixen – diese bereits seit Jahren bestehende Beziehung wurde vom Professor für Kirchen- und Diözesangeschichte Josef Gelmi in einem neu erschienen Buch aufgearbeitet. „Der Besuch des Papstes in Brixen bot mir die willkommene Gelegenheit, ein Buch über ihn und seinen Urlaub in der Stadt zu schreiben“, erläutert der Autor. Zunächst werden Herkunft, Werdegang und Wirken von Papst Benedikt XVI. mit seinen Verbindungen zur Heimat seiner Großmutter mütterlicherseits dargestellt; schließlich wird im Werk der Urlaub des Papstes in Brixen beschrieben und auf den Tod des Bischofs Wilhelm Egger verwiesen. Zahlreiche Bilder illustrieren den Text, denn „sie sind das Auge der Geschichte und meist viel einfach zu lesen als dicke Bücher“. Papst Benedikt selbst ist bereits im Besitz des soeben erschienenen Buches: Im
Gelmi, Josef: Papst Benedikt XVI. und Brixen. Geschichte einer Beziehung. Verlag Weger 2009, 176 Seiten.
Rahmen einer Generalaudienz wurde es ihm vom designierten Bischof Karl Golser überreicht.
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LAURA LETRARI ÜBER IHRE SPORTLICHEN ERFOLGE
Freizeit & Sport
„Gegen die eigene Bestzeit“
Nach einem Jahr persönlicher Krise und einer verpatzten Saison in Bologna fand die Brixnerin Laura Letrari wieder zur alten Stärke zurück und zählt mittlerweile zu den besten Schwimmerinnen Italiens. Anfang Dezember schwamm sie bei der Europameisterschaft in Rijeka mit den besten Schwimmern der Welt.
Herzliche Gratulation zum Erfolg bei den Europameisterschaften in Rijeka! Wie ist das Gefühl, zu den besten Schwimmern des Kontinents zu gehören?
Foto: Oskar Zingerle
LAURA LETRARI: Unbeschreiblich! Vor allem, weil dieser Erfolg sehr unerwartet kam. Ich hätte mir nie gedacht, bei den Europameisterschaften im Finale zu stehen und dann noch solche Zeiten schwimmen zu können. Ich fühle mich nun wieder gut und stark – auch deshalb, weil ich letztes Jahr nicht so glänzend war. Jetzt bin
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ich wieder voll dabei, und dies ist ein wunderschönes Gefühl. Wie war während der Europameisterschaft die Atmosphäre im italienischen Team, zumal Sie ja erstmals und erst kurz zuvor einberufen wurden? Die Atmosphäre war für mich anfangs ein wenig „komisch“. Ich war eine der jüngsten, und es war für mich ungewohnt, plötzlich neben Weltstars wie Federica Pellegrini oder Massimiliano Rosolino zu stehen und von ihnen
Ratschläge zu erhalten. Nach zwei, drei Tagen hat sich aber meine Anspannung gelegt, und ich konnte die Zeit genießen. Jeder versuchte, dem anderen zu helfen und ihn anzufeuern. Ich habe in diesen Tagen sehr viel gelernt und bin sicherlich reifer geworden. Wie wurden Sie von den neuen Kollegen aufgenommen? Sehr gut! Sie haben gesagt, ich sei ein wenig verrückt - dies war natürlich im positiven Sinn gemeint.
Ich bin nämlich eher ein lustiger Typ und passe ganz gut in die Gruppe hinein, da hier eher alles ernst zugeht. Haben Sie Vorbilder? Bei den Männern bewundere ich Massimiliano Rosolino, weil der schon ewig dabei ist und immer große Leistungen bringt. Bei den Frauen habe ich eigentlich kein großes Vorbild, am ehesten vielleicht Sara Parise. Sie haben zuvor Ihre persönliche
Ich hatte mich entschieden, nach Bologna zu gehen, um mich dort auf meine Sportkarriere konzentrieren zu können. Dort ist es mir jedoch psychisch und physisch einfach nicht gut gegangen. Ich bekam gesundheitliche Probleme, hatte plötzlich auch unter Asthma zu leiden. Und ich hatte auch keine Lust mehr am Schwimmen. Seit ich nun wieder zuhause bin, geht es mir gut. Ich habe meine innere Ruhe wieder gefunden und das Lächeln, das ich in Bologna verloren hatte, zurückgewonnen. Viel dazu beigetragen hat auch
Auch wenn du körperlich voll bei der Sache bist, aber beim Rennen der Kopf für einen Moment nachlässt, bist du bereits drei Zehntel hinten und verlierst das Rennen. Und wie viel Anteil hat der neue Trainer an Ihren neuen Erfolgen? Dario Taraboi hat sehr großen Anteil an meinen Erfolgen, ich schätze so um die 80 Prozent. Er arbeitet viel mit Motivation, und das brauchte ich dringend! Sie waren bis vor zwei Jahren mit ihrem früheren Trainer Paul Dalsass ein erfolgreiches Team.
„Der Kopf entscheidet über Sieg und Niederlage“_ Laura Letrari mein neuer Trainer Dario Taraboi vom Verein „Bolzano Nuoto“. Die neue Mannschaft und die veränderte Atmosphäre haben mir sehr geholfen, wieder motiviert und schnell zu schwimmen. Das schnelle Schwimmen scheint also viel „Kopfsache“ zu sein. Wie groß ist Ihrer Meinung nach der Anteil der mentalen Stärke am Erfolg? Hundert Prozent – der Kopf entscheidet über Sieg und Niederlage.
Foto: Willy Vontavon
Krise im letzten Jahr angesprochen. Wie äußerte sich diese, und was war der Auslöser dafür?
Dann kam es plötzlich zum Bruch – was war passiert? Paul Dalsass hatte letzthin große Probleme mit der Mannschaft; es herrschte keine Harmonie mehr zwischen ihm und den Rest des Vereins. Aus persönlichen Gründen zog er es dann vor, ab Mai 2007 nicht mehr in Brixen weiterzuarbeiten. Für mich hatte dies zur Folge, dass ich plötzlich auf mich allein gestellt war. Paul bedeutete mir als Trainer sehr viel. Unsere Wege wurden
Laura Letrari: „Die neue Mannschaft und die veränderte Atmosphäre haben mir sehr geholfen, wieder motiviert und schnell zu schwimmen“
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aber getrennt, und ich musste versuchen, das Beste daraus zu machen. Bis Saisonende trainierte ich dann alleine weiter. Anfang der neuen Saison, also im September 2007, wusste mein Trainer immer noch nicht, in welche Richtung er gehen wollte, und so entschied ich mich für den Schritt nach Bologna. Nachdem es dort aber überhaupt nicht klappte, bat ich meinen Arbeitgeber, die Heeressportgruppe, mich wieder zuhause trainieren zu lassen. Zu Dalsass zurückzukehren war daraufhin kein Thema mehr? Er trainierte in Leifers, und es wäre anfangs schon mein Traum gewesen, wieder mit ihm zu arbeiten. Aber es gab dort Komplikationen mit der Mannschaft,
und somit ging ich zu „Bolzano Nuoto“, wo ich nun von Taraboi trainiert werde. Was sind die Unterschiede in den Trainingsmethoden dieser beiden Trainer? Jeder hat seine eigene Philosophie. Ideal wäre es, wenn sich der Trainer dem Schwimmer anpassen würde und umgekehrt. Mit Paul Dalsass hat diese Gegenseitigkeit gepasst, wir hatten uns gefunden. In Bologna hingegen musste ich mich an den Trainer anpassen, wobei dieser aber nicht auf meine Bedürfnisse und Fähigkeiten eingegangen ist. Mit Dario Taraboi stimmt diese Harmonie nun wieder – aber dies war auch nicht schwierig, da ich dafür lediglich meine innere Ruhe zurückgewinnen musste.
„SCHWIMMEN IST EIN EINSAMER SPORT“ – die Brixnerin Laura Letrari trainiert mehrere Stunden täglich
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Freizeit & Sport
Foto: Willy Vontavon
Sie trainieren sehr viel und sehr intensiv: Wie viele Trainingseinheiten absolvieren Sie, um auf diesem Top-Niveau mithalten zu können? Seit ich bei der Heeressportgruppe bin, trainiere ich täglich etwa sieben Stunden: zwei Stunden in der Früh, anschließend eine Stunde Dehnübungen, Mittagspause, zwei Stunden Krafttraining und dann wieder zwei Stunden Schwimmen. Pro Woche kommen da an die 50 bis 60 Schwimmkilometer zusammen. Als ich noch zur Oberschule gegangen bin, war es aber viel härter. Damals hatte ich bereits vor Schulbeginn, also um 5 Uhr, meine erste Trainingseinheit in der Acquarena. Anschließend ging ich um 8 Uhr in die Schule, nachmittags stand dann regelmäßig das Krafttraining an und abends nochmals eine Schwimmeinheit. Wie viel Training und wie viel Naturtalent bedarf es, um auf diesem Niveau schwimmen zu können? Im Jugendbereich hat das Talent großen Einfluss auf die Leistungen. In meinem Fall glaube ich, dass ich das Talent von meinem Vater geerbt habe, der auch ein guter Schwimmer war. Ab etwa 16 Jahren muss man aber unbedingt viel trainieren und am Sport dran bleiben. Ohne intensives Training geht nichts. In Bologna durfte ich laut Philosophie des dortigen Trainers kein Krafttraining machen. Da ich dieses aber von früher gewohnt war, habe ich nun wieder damit angefangen; und es tut mir gut. Jetzt fühle ich mich beim Schwimmen wie ein Motorboot...
Laura Letrari: „Ich will hart dafür arbeiten, es bis an die Weltspitze zu schaffen“
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Was macht neben dem Talent und dem Training einen erfolgreichen Sportler aus?
Schwimmen Sie bei den Wettkämpfen gegen die anderen oder eher gegen sich selbst?
Der Kopf. Die Sturheit. Der Ehrgeiz. Ohne diese drei Elemente hat man keine Chance!
Ich schwimme gegen meine persönlichen Bestzeiten. In Südtirol haben wir, mit Ausnahme von Sara Parise und wenigen anderen, leider nicht viele gute Schwimmer. So konnte ich mich nie richtig mit anderen messen und war gezwungen, immer gegen mich selbst zu schwimmen.
Und Sie besitzen diese Eigenschaften? Ja, ich glaube schon. Schwimmen ist trotz der Möglichkeit der Staffel eher ein Einzelsport, oder? Schwimmen ist eigentlich ein einsamer Sport. Man muss immer alleine die Schwimmbadlänge hinauf und herunter schwimmen. Einige kommen mit diesem klar, andere weniger. Ich selbst trainiere lieber mit einer Mannschaft und habe gerne jemanden neben mir.
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Derzeit fallen aufgrund neuer Materialien immer mehr Weltrekorde... Der Schwimmsport hat sich stark verändert: Neben den persönlichen Fähigkeiten zählt immer mehr, welchen Schwimmanzug man trägt. Beinahe jede Woche wird ein neues, schnelleres Material erfunden. Dies ist eine sehr traurige Entwicklung, und jeder hofft, dass
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diese neuartigen Schwimmanzüge verboten werden. Früher hatte man immer gesagt, dass Schwimmen der einzige Sport ist, den der Körper ohne Hilfe von irgendwelchen Hilfsmitteln bewältigen muss. Nun ist dies nicht mehr so. Im Februar wird es ein internationales Meeting geben, in dem genau dieses Thema angesprochen wird, und ich hoffe stark, dass ein Reglement eingeführt wird. Wo liegen Ihre Stärken beim Schwimmen? Meine Stärken liegen in den Unterwasserpausen; unter Wasser schwimmt man viel schneller. Ich habe einen kraftvollen Beinschlag, und den kann ich dort gut zur Geltung bringen. Und ihre Schwächen? Meine große Schwäche sind die
Startsprünge, die sind eine reine Katastrophe Aber ich arbeite daran und hoffe, dass sie besser werden... Hatte es einen Einfluss, dass sie aus der „Schwimmerfamilie“ Letrari kommen? Bei meiner Entscheidung für den Schwimmsport hatte dies sicher einen Einfluss, obwohl ich früher auch mit anderen Sportarten experimentiert hatte. Aber das Wasser hat mich einfach fasziniert. Soweit ich mich zurückerinnere, bin ich im Wasser immer in meinem Element gewesen, dort fühle ich mich wohl. Bin ich traurig, so springe ich einfach ins Wasser, tobe mich dort aus, und dann geht es mir wieder gut. Übrigens ist auch meine jüngere Schwester Arianna sehr
talentiert und trainiert mit ihren 13 Jahren bereits regelmäßig mit mir. Sie ist wirklich sehr gut! Wieviel Potenzial steckt noch in Laura Letrari?
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Ich bin erst 19 Jahre alt und hoffe schon, dass ich mich noch verbessern kann. Ich muss natürlich noch sehr viel an mir arbeiten und muss einfach versuchen, noch schneller zu schwimmen. Wenn man regelmäßig schneller schwimmt, kommt man irgendwann zur Weltklasse. Dies ist natürlich ein großes Wort, aber ich will hart dafür kämpfen, dorthin zu kommen!
thomas.oberrauch@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info
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Steckbrief Laura Letrari wurde am 8. März 1989 in Brixen geboren und wohnt in Brixen. Seit ihrem vierten Lebensjahr ist sie aktives Mitglied eines Schwimmvereins. Als sie im Alter von sechs Jahren ihren größten Wunsch aufschreiben sollte, war dies „Olympia schwimmen“. Seitdem hat sie sich dem Schwimmsport verschrieben, unzählige Regionalmeistertitel in den verschiedenen Disziplinen und Altersklassen folgten. Laura Letrari zählte 2007 zu Südtirols größten Schwimmhoffnungen. Als es zwischen ihrem Erfolgstrainer Paul Dalsass und den damaligen Vereinsverantwortlichen des SSV Brixen Sektion Schwimmen zum Bruch kam, entschied sich Laura Letrari dafür, ihre sportliche Karriere in Bologna fortzusetzen. Seitdem gehört sie der Heeressportgruppe an. Die sportlichen Erfolge blieben aber aus, und Laura schwamm ihren eigenen Bestzeiten hinterher. Ende 2008 kehrte sie wieder nach Südtirol zurück und trainiert seitdem unter dem Trainer Dario Taraboi beim Verein „Bolzano Nuoto“, wo sie wieder zur alten Stärke zurückfand. Anfang Dezember wurde sie überraschenderweise in die italienische Nationalmannschaft einberufen und durfte zur Europameisterschaft nach Rijeka mitfahren. Dort übertraf sie alle Erwartungen: In vier Tagen bestritt sie zwölf Rennen und hinterließ mit zwei siebten Plätzen in 50 Meter Rücken und 100 Meter Lagen sowie einer Bronzemedaille mit der Lagen-Staffel einen bleibenden Eindruck.
Name: Laura Letrari Geburtsdatum: 8.3.1989 Wohnort: Brixen Größe: 178 cm Gewicht: 64 kg Arbeitgeber: Heeressportgruppe Sportart: Schwimmen Verein: Azzurra 91, Bologna Trainingseinheiten: in Bozen mit „Bolzano Nuoto“ Trainer: Dario Taraboi Sportliche Erfolge: ·· unzählige Regionalmeistertitel ·· achtmalige Italienmeisterin in den verschiedenen Jugendkategorien ·· fünfmalige Vize-Italienmeisterin der allgemeinen Klasse ·· 7. und 5. Platz in der Stafette bei der Jugend-EM in Budapest, 2005 ·· mehrere Medaillen bei internationalen Rennen (Brasilien, Griechenland) ·· zweimal 7. Platz bei der EM 2008 der allgemeinen Klasse in Rijeka ·· Bronzemedaille mit der LagenStaffel bei der EM 2008 der allgemeinen in Rijeka Bestehende Rekorde: ·· vier aktuelle Italienrekorde mit Stafette ·· zwei aktuelle Jugend-Italienrekorde (200m Lagen, 50 m Rücken) ·· unzählige aktuelle Regionalrekorde Persönliche Bestzeiten: ·· 50 m Freistil: 24,90 Sekunden ·· 100 m Freistil: 54,19 Sekunden ·· 50 m Rücken: 27,32 Sekunden ·· 100 m Rücken: 59,54 Sekunden ·· 100 m Lagen: 59,92 Sekunden ·· 200 m Lagen: 2.12,95 Sekunden
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LOTTERIE
Freizeit & Sport
Fördern und gewinnen z Die Lotterie der Sporthilfe Südtirol ist zu einem wichtigen Förderinstrument für den sportlichen Nachwuchs in Südtirol geworden. Auch heuer kann um fünf Euro ein Lotterielos angekauft werden – und dann heißt es Daumen drücken, denn auf die Losbesitzer wartet eine wahre Preisflut. Ein Opel Corsa OPC, eine Woche für zwei Personen im Steigenberger Bad Wörishofen sowie ein Jahr
Einkaufen bei Eurospin warten als die drei Hauptpreise auf ihre Gewinner. Daneben gibt es Preise, die mit Geld nicht zu kaufen sind, unter anderem drei Mal zwei VIP-Karten für die drei WeltcupRennen in Gröden, Alta Badia und Antholz sowie ein VIP-Package bei einem Red-Bull-Event. Zusätzlich können eine Armbanduhr von Tag Heuer, ein Frisbee-Elektrorad, eine Originalzeichnung von Pepi
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Tischler, Hotelpakete für eine Woche Urlaub oder Saisonkarten für Südtiroler Skizentren gewonnen werden. Erhältlich sind die Lotterielose der Südtiroler Sporthilfe in allen Filialen der Südtiroler Sparkasse sowie in Brixen bei Northland und im Sporttreff. Wer was gewonnen hat, entscheidet sich am 3. Mai auf der Freizeitmesse in Bozen, wo die Siegerlose ermittelt werden. db
Freizeit & Sport
EISKUNSTLAUF
Pirouetten, Axel & Co. z Die erst 9-jährige Lisa Barbieri aus Lüsen ist auf ihren Schlittschuhen ein wahres EiskunstlaufTalent: Bei internationalen und nationalen Wettkämpfen heimst sie immer wieder Podestplätze ein, unter anderem bei den 3-Venetien-Meisterschaften oder der Prova Nazionale UISP. Bei den Italienmeisterschaften im vorigen Jahr konnte sie Platz 5
kurz
notiert
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belegen – mit einer neuen Kür, die zwei Axel, einen doppelten Salchov und mehrere Pirouetten beinhaltet. Lisa wird von der Trainerin Sarah Badiani des Wintersportvereins Brixen unterrichtet und übt fleißig in der Brixner Eishalle. Wenn sie nicht auf dem Eis steht, besucht Lisa die Grundschule in ihrem Heimatort Lüsen oder pflegt eines
ihrer weiteren Hobbys: „Ich bin ein sehr lustiges Mädchen“, verrät sie auf ihrer Homepage, und dass sie sich neben dem Eiskunstlauf auch gerne dem Kunstturnen, Fischen und Lesen widmet. Lisas Bruder, Sami Barbieri, ist ebenfalls in der Brixner Eishalle zu finden: Er spielt Eishockey beim HC Brixen. db
Ein SMS-Ticker informiert alle Interessierten über die Spiele des SSV Brixen Handball Herren: Jeder, der die Nachrichten erhalten möchte, kann seine Handynummer auf der Homepage des SSV Brixen/ Handball Herren oder bei einem Heimspiel an der Kassa abgeben.
Für die Jugend-WM der Leichtathletik im Juli wurden in Brixen und in Natz-Schabs 2.160 Betten in 31 verschiedenen Unterkünften reserviert. Die Air Alps wird zudem an den An- und Abreisetagen die Flüge Bozen-Rom verdoppeln.
Vom 7. bis 8. Februar findet die 8. Hornschlitten-Europameisterschaft statt, die erstmals in Lüsen auf der Naturrodelbahn „Petschied“ ausgetragen wird. Als Veranstalter zeichnet der Internationale Rodelverband in Zusammenarbeit mit dem ASV Lüsen verantwortlich. Nähere Infos auf www.sv-luesen.it
NACHGEFRAGT
„Große Anerkennung“ HUBI NÖSSING, Handball-Ikone aus Brixen, über seine Einberufung in die italienische Nationalmannschaft als Trainer des U17-Teams. Herr Nössing, wie kam es zu Ihrer Einberufung? Ich habe vor einigen Jahren die erste Mannschaft des SSV Forst Brixen gecoacht, als zweiter Trainer mit Otto Forer gearbeitet, zudem die Under 18 und Under 21 des SSV Brixen trainiert und bin zurzeit wieder Co-Trainer des SSV Brixen. Wohl aufgrund dieser Erfahrungen hat mich Giuseppe Lo Duca, technischer Direktor des italienischen Handballverbandes, kontaktiert und wollte mich im Trainer-Staff haben. Letztendlich hat er mich beim Präsidenten des italienischen Handballverbandes vorge-
schlagen, was auf Zustimmung fiel. Dies ist für mich eine große Anerkennung.
Italien sind und deshalb gezielte Trainingseinheiten fast unmöglich sind.
Sie hatten bereits die Möglichkeit, mit der Mannschaft zu arbeiten. Wie ist Ihr erster Eindruck? Die Mannschaft habe ich bisher nur einmal gesehen; die Auswahl der Spieler wurde bereits im Laufe des Jahres 2008 vorgenommen. Körperlich ist unsere Mannschaft gut, die Trainingsintensität ist jedoch bei einigen noch weit unter ihren Möglichkeiten. Es ist zudem sehr schwierig, in die Mannschaft einzugreifen, da es vorwiegend Studenten aus ganz
Welche Ziele streben Sie mit dem Nationalteam an? Unsere Aufgabe liegt sicher darin, dem Nationalteam in kürzester Zeit eine Handschrift zu geben und es zu motivieren. Potential besteht, aber dies gibt es in Italien seit ich denken kann; international gibt es sicher viel stärkere Mannschaften. Kurz gesagt: Wir müssen in kürzester Zeit das Beste aus der Mannschaft machen! thomas.oberrauch@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info
KLETTERN
Erfolgreiche Jung-Kletterer keits- und im Geschwindigkeitsklettern gewann. Für die größte Überraschung sorgte jedoch Moritz Sigmund, der Italiencupsieger der Kategorie U10 im Speedklettern wurde. Bei den Einzel-Italienmeisterschaften der Jugendklassen in Silia (Treviso) bestätigte Andrea Ebner ihre Leistungen und gewann souverän den Titel im Schwierigkeitsklettern in ihrer Kategorie. Ein weiterer Italienmeistertitel ging an Rebekka Unterkofler in der Kategorie U12. to
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z Nach den überraschenden Einzelerfolgen im Jahr 2007 entschloss sich das „Team Klettern Brixen“ im Herbst desselben Jahres, unter der Leitung von Günther Meraner und Hannes Mantinger eine Wettkampfgruppe aufzubauen. Die beste Leistung beim Italiencup 2008 erbrachte Andrea Ebner, die in der U10-Kategorie mit zwei ersten, zwei zweiten und zwei dritten Plätzen neben der Gesamtwertung auch noch die Einzelwertungen im Schwierig-
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Wirtschaft & Umwelt
Foto: Oskar Zingerle
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ÖKOLOGISCH SINNVOLL: Seit Mitte Dezember wird in Vahrn mit Biomasse Fernwärme produziert
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FERNHEIZWERK VAHRN IN BETRIEB
Energie aus Biomasse Seit Ende Dezember 2008 versorgt das erste mit Biomasse betriebene Fernheizwerk im Brixner Talkessel zahlreiche öffentliche Gebäude und Wohnungen mit behaglicher Wärme und produziert außerdem elektrische Energie.
E
in kurzer Blick aus dem Fenster genügt um zu wissen, auch heute wird meine Wohnung wieder wohlig warm bleiben. Seit kurzem signalisiert nämlich eine grauweiße Rauchfahne aus einem der drei Schlote des neuen Fernheizwerkes in Vahrn, dass die Verbrennung der Biomasse in vollem Betrieb ist. Mit einer Verzögerung von nur wenigen Tagen ging am 17. Dezember 2008 das erste öffentliche Biomasse-Fernheizwerk im Brixner Talkessel in Betrieb. Bauherr ist die „Fernwärme VahrnBrixen Konsortialgenossenschaft m.b.H.“, die laut Satzung die
sichtbar ist. Nachdem innerhalb dieses Monats zusätzlich der Kondensator in Betrieb genommen werden wird, dürfte sich auch dieses „Rauchsignal“ auf ein Minimum reduzieren.
Jene Biomasse, die im Fern-
heizwerk Vahrn verwendet wird, setzt sich aus ungenutzten und unbehandelten Holzabfällen zusammen, in der Hauptsache Hackschnitzel, Rinden und Waldhackgut. Dieses Material wird ausschließlich von einheimischen Produzenten aus dem Umkreis von 70 Kilometern bezogen, mit denen vertraglich eine jährliche
soll bei der Verwendung von einheimischen Holzabfällen als Brennstoff ausgewichen werden. Wolfgang Plank, Vizepräsident der Fernwärme Vahrn-Brixen Konsortial GmbH und Direktor der Stadtwerke Brixen, verweist vorwiegend auf die Ökologie und auf die Tatsache, dass, „wie wir alle wissen, fossile Rohstoffe endlich sind“. Doch auch der Rohstoff Holz steht nicht unendlich zur Verfügung: „Ich fürchte, dass wir von einer Abhängigkeit in die andere rutschen”, meint Plank und relativiert die angebliche Autonomie bei Verwendung von Biomasse: „Für den Kunden
„Ökologisch sinnvolle Biomasse wird ökologisch unsinnig, wenn ich sie von weiß Gott wo herkarren muss“_ Wolfgang Plank, Direktor der Stadtwerke Brixen produzierte Wärme zum Selbstkostenpreis an ihre Gesellschafter, an die Gemeinde Vahrn und die Stadtwerke Brixen, verkauft. Noch sind zwar die Arbeiten an der Außenfassade abzuschließen und im Innenbereich einige Abschlussarbeiten nötig, bis zum Mai sollte das 8,5 Millionen Euro teure Heizwerk jedoch fertig gestellt sein. Doch bereits jetzt ist die vom Brixner Ingenieurbüro EUT nach modernsten Erkenntnissen geplante und vollkommen computergesteuerte Heizanlage zu 80 Prozent ausgelastet. Nachdem beim Einfahren der Anlage technisch bedingt noch nicht die optimale Brenntemperatur erreicht wird, gab es auch gleich besorgte Anrufe von Bürgern, die sich über die dichten gelblichen Rauchschwaden aus dem Norden Brixens beschwerten. Mittlerweile stößt die aufwändige Rauchgasanlage mit Entschwadung und Elektrostatfilter nur mehr farbloses Kohlendioxyd und Wasserdampf aus, wobei nur letzterer als weiße Rauchfahne
Liefermenge von 60.000 Schüttraummeter (srm) vereinbart wurde – eine Menge, die reichen würde, um den Brixner Domplatz zehn Meter hoch aufzufüllen. Um den täglichen Holz-Hunger des Heizwerkes zu stillen, werden zwischen 200 und 250 srm Holzabfälle benötigt, was vier Lastzügen mit je 80 srm entspricht. Um eine entsprechende Menge an Vorrat lagern zu können, ist folglich sehr viel Lagerplatz nötig – ein Problem, an dem die Brixner sich bisher die Zähne ausgebissen hatten. In nächster Zukunft soll die Möglichkeit der Holznutzung aus den umliegenden Wäldern mit der Forstbehörde und Vertretern des örtlichen Bauernbundes abgeklärt werden. Der kürzlich auf dem Rücken der Europäer ausgetragene GasStreit zwischen Russland und der Ukraine oder die schwankenden Erdölpreise haben einmal mehr deutlich gemacht, wie abhängig und verwundbar wir beim Import fossiler Brennstoffe sind. Diesen Schwankungen und Problemen
geht die Ökologie solange gut, wie die Heizkosten für ihn gering sind. Sonst geht die öffentliche Meinung ganz schnell in die entgegengesetzte Richtung.“
Dass nur einheimische Holzab-
fälle verwendet werden, schlägt sich laut Plank auch auf den Preis nieder: „Wir hätten entschieden geringere Einkaufskosten, wenn wir die Biomasse aus einem weiteren Umkreis beziehen könnten. Uns war es aber wichtig, nicht aus den Augen zu verlieren, dass Biomasse, die ökologisch sinnvoll sein soll, ökologisch unsinnig wird, wenn ich sie von weiß Gott wo herkarren muss und damit wieder entsprechende Emissionen verursache, auch wenn sie der Kunde hier nicht sieht“. Die Biomasse erzeugt bis auf einem minimalen Rest von zwei Prozent, der wenn nötig mit Erdgas abgedeckt wird, die gesamte thermische und elektrische Energie im Kraftwerk. Wie der Name Kogenerationskraftwerk weiters verrät, wird in derartigen Heizwerken neben der Wärmeenergie nämlich auch Strom erzeugt. In Vahrn besorgt dies der ORC-Turbosatz, der getrieben von 300 Grad Celsius heißem Thermoöl bis zu 850 Kilowatt pro Stunde an elektrischer Energie produziert, die in das bestehende Stromnetz eingespeist wird.
info Fernwärme Vahrn-Brixen Konsortialgenossenschaft mbH Gründung: 25.10.2006 Gesellschafter: Gemeinde Vahrn (51%), Stadtwerke Brixen (49%) Präsident: Andreas Schatzer, Vizebürgermeister der Gemeinde Vahrn Vizepräsident: Wolfgang Plank, Direktor der Stadtwerke Brixen Heizwerk Vahrn: Jahresleistung: 30 Mio. kW/h, davon 25 Mio. kW/h Wärme, 5 Mio. kW/h Strom Baubeginn: 1. Baulos, Raum für Gaskessel: Oktober - Dezember 2007; 2. Baulos, restliche Zentrale: Mai 2008 Inbetriebnahme: 17.12.2008 Kosten: 8,5 Millionen Euro Kesselleistung: 5200 kW, davon 4000 kW ins Wärmenetz, 1.200 kW für Stromerzeugung genutzt Biomasse-Verbrauch: 200-250 Schüttraummeter (srm) täglich Gesamtfläche: 8000 Quadratmeter Generator: 850 kW/h elektrischer Strom 39
Derzeit profitieren in der Gemeinde Vahrn rund 150 Abnehmer in der Elisabethsiedlung,
Foto: Oskar Zingerle
Wirtschaft & Umwelt
Die Wärmeabnahme des neuen Fernheizwerkes läuft differenziert und sehr dynamisch: Derzeit nimmt Brixen einen Großteil der produzierten Wärme ab. Noch im laufenden Jahr wird das Vahrner Fernwärmenetz fertig gestellt sein, und dann wird eine größere Menge der Wärmeenergie nach Vahrn fließen. Die neue Heizzentrale deckt etwa 20 bis 25 Prozent des Wärmebedarfs von Brixen ab, der Rest stammt aus den mit Erdgas betriebenen Heizwerken in Brixen. Nachdem alle angeschlossenen Verbraucher von Milland bis Vahrn über das Fernwärmenetz mit allen Heizwerken verknüpft sind, ergeben sich große Vorteile für beide Gemeinden. Wenn die neue Biomasseheizzentrale konstant durchläuft und somit die Grundversorgung an Wärmeenergie liefert, können höhere Bedarfsspitzen und Hochlastzeiten durch die Werke in Brixen abgedeckt werden. Das bedeutet, dass zu Schwachlastzeiten die in Vahrn produzierte Wärme bis Milland kommt, während zu Spitzenzeiten in Brixen produzierte Wärme auch nach Vahrn geliefert wird. Es erfordert allerdings bestimmte Anforderungen und Professionalität in der Netzführung, damit jederzeit die Wärme mit den geringstmöglichen Kosten beim Kunden landet.
Dank dieser Turbine wird in Vahrn nicht nur Wärme, sondern gleichzeitig bis zu 850 kW Strom je Stunde produziert
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dem Löwenviertel, der Handwerkerzone, in Neustift und einem Teil des Vahrner Unterdorfes sowie in einigen Gebäuden im Vahrner Oberdorf wie Feuerwehrhalle, Grundschule und Kindergarten von der Fernwärme. Im laufenden Jahr soll das Fernwärmenetz voll ausgebaut und damit eine Nutzerzahl von etwa 450 erreicht werden. Nach derzeitigem Stand sollen neben dem restlichen Oberdorf noch die Kastaniensiedlung, der Vernaggenweg, ein Teil der NitzZone, die Fachschule für Landund Hauswirtschaft Salern und
eventuell die Bahnhofsiedlung angeschlossen werden.
Das Betriebskonzept sieht vor,
dass die neue Biomasse-Heizzentrale in Vahrn grundsätzlich 24 Stunden und im Laufe des Jahres so viel wie möglich läuft. „Wir rechnen bei 8.760 Stunden im Jahr damit, dass Vahrn mindestens 7.000 Stunden produziert“, erläutert Wolfgang Plank, „der Rest sind Wartungsausfälle oder Zeiten, in denen es nicht sinnvoll ist, das Werk auch nur mit einer minimalen Leistung laufen zu lassen“. In solchen Situationen
Bis zum Mai dieses Jahres sollen auch die restlichen Arbeiten am Fernheizwerk abgeschlossen sein
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leisten die Kraftwerke von Brixen die entsprechende Integration, da sie auch dafür ausgelegt sind.
info Hackschnitzel als Biomasse Hackschnitzel gehören zu den meistgenutzten Brennstoffen für Feuerungsanlagen zur Nutzung regenerativer Energien. Als Brennstoff-Biomasse werden im Fernheizwerk Vahrn unbehandelte und ungenutzte Holzabfälle wie Waldhackgut, Sägemehl, Industriehackgut und Rinden eingesetzt. Hackschnitzel haben einen durchschnittlichen Heizwert von 690 kW/h pro Schüttraummeter. Bei einem zugrunde gelegten Schüttraummetergewicht von 300 kg ergibt sich ein unterer Heizwert von zirka 2,3 kWh/kg. Der Aschegehalt der Biomasse beträgt dabei zwischen zwei und sechs Prozent, in Ausnahmefällen (z.B. Rinde) bis zu acht Prozent. Vorteile der Biomasse: -- Sonnenenergiespeicher -- erneuerbarer Energieträger -- geschlossener Stoffkreislauf -- CO2-neutral -- Reduktion der Luftschadstoffe -- heimische Wertschöpfung -- Reduzierung der Auslandsabhängigkeit -- Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen -- sinnvolle Nutzung der vorhandenen Holzabfälle -- Reduktion des Transportverkehrs
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"Idealer Standort“ Andreas Schatzer, Vizebürgermeister der Gemeinde Vahrn und Präsident der Fernwäme Vahrn-Brixen Konsortialgenossenschaft, über die Planung und Realisierung des Biomasse-Heizwerkes. der Gemeinde Vahrn betreut, und bis Ende des Jahres wird dies auch so bleiben. Die Lage des Heizwerkes in Vahrn scheint ideal zu sein…
Diese riesigen Gerätschaften verarbeiten die Hackschnitzel zu jährlich 25 Millionen kW/h Wärme und 5 kW/h Strom
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Für Vahrn allein wäre die neue Heizzentrale zwar ausreichend, doch vor allem im Sommer überdimensioniert, da sie mit minimaler Leistung laufen würde, wobei gleichzeitig Brixen diese Leistung bräuchte. Durch die Netzsteuerung und dynamische Lastverteilung werden die getätigten Investitionen optimal ausgenutzt. Kostengünstig ist auch die Nutzung des bereits bestehenden Bereitschaftsdienstes seitens der Stadtwerke.
Was die Kosten betrifft, kom-
men die Vahrner etwas günstiger zur Fernwärme als die Brixner. Dies ist unter anderem auf die öffentlichen Beiträge für ein Biomasse-Heizwerk und auf die Stromproduktion in Vahrn zurückzuführen. Der Gemeinderat von Vahrn hat für das Jahr 2009 einen Netto-Tarif von 0,0886 Euro pro Kilowattstunde für die eigenen Fernwärmekunden festgelegt, während man in Brixen 0,1034 Euro für dieselbe
Wärmemenge berappen muss. „Die Leistungsdichte des Fernwärmenetzes ist in Vahrn um etwa die Hälfte geringer als in der Stadt Brixen, was sich natürlich auf die Kosten niederschlägt. Erst durch Zusatzeinkünfte wie die in Vahrn produzierte Elektroenergie können die entsprechenden Deckungsbeiträge rückfinanziert werden“, erläutert Wolfgang Plank. Für die Zukunft ist das Thema Biomasse-Heizwerk in Brixen zwar nicht vom Tisch, doch die verfügbaren Grundstücke und der enorme Lagerplatzbedarf, verbunden mit einer erheblichen Verkehrsbelastung durch den Lieferschwerverkehr, lassen die konkreten Aussichten im Stadtbereich schrumpfen. Stadtwerke-Direktor Plank verrät aber, dass für St. Andrä und Pfeffersberg autonome Biomasse-Fernheizwerke angedacht werden könnten. walter.kraler@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info
Wie kam es zur Entscheidung für ein Biomasse-Heizwerk, und warum gemeinsam mit den Brixnern? Andreas Schatzer: Für uns war es bereits bei der Planung klar, dass nur ein Heizwerk, das vorzugsweise mit Biomasse betrieben wird, in Frage kommt. Nur die Spitzen werden mit den Gasbrennern abgedeckt. In den Stadtwerken Brixen haben wir vor allem in technischer Hinsicht einen Partner gefunden, wie wir uns keinen besseren vorstellen könnten. Wer sorgt für die technische und verwaltungsmäßige Betreuung des Werkes? Die Stadtwerke Brixen haben auf Grund ihrer reichen Erfahrung mit Fernwärmenetz und -zentralen die technische Betreuung, also Wartung, Instandhaltung und Bereitschaftsdienst, übernommen. Wir werden nach dem ersten Betriebsjahr überprüfen, ob es sinnvoll wäre, eigene Techniker einzustellen. Die Verwaltungsarbeit wird zurzeit gänzlich von
Verkehrsmäßig ist der Platz auf der Höhe der Autobahnraststätte ein idealer Standort. Hinter dem Heizwerk wird die Nordspange der Westumfahrung vorbeigeführt, südlich liegt es unmittelbar an der Ausfahrt, wodurch die LKWs direkt am Heizwerk vorfahren. Die Belastung durch die regelmäßigen Holzabfalllieferungen wird somit durch die Umfahrung sowohl von Süden als auch von Norden aufgefangen. Das war auch ein Grund, weshalb wir uns für diesen Standort entschieden haben. Auch was die Wärmeleitungen betrifft, liegen wir genau zwischen Vahrn und Brixen. In der Zone Flahwiesen sind einige Gebäude an ein kleines Biomasse-Heizwerk der Firma Ener-Team GmbH angeschlossen… Das hängt wohl auch damit zusammen, dass manchmal urbanistische und technische Planung nicht zusammenlaufen. Noch bevor man in der Gemeinde Vahrn an die Errichtung eines eigenen Fernheizwerkes dachte, wurde bereits bei der Ausweisung dieser Wohnbauzone festgelegt, dass die gesamte Zone mit einem einzigen Heizwerk abgedeckt werden soll. Jetzt im Nachhinein wäre es sicher interessant, wenn wir auch diese Gebäude an unser Fernwärmenetz anschließen könnten.
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Qualität – aber wie? D
er Tourismus in Südtirol hat ohne Zweifel einen wichtigen Beitrag für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes geleistet und tut dies immer noch: In seinen Einführungsworten bezeichnet Klauspeter Dissinger vom Umweltbund Brixen diese Tatsache als unbestritten. Demnach laute die Frage nicht, ob Tourismus notwendig sei, sondern wie dieser gestaltet werden könne, sodass er sich als lebenswert für Menschen und Umwelt erweise. Derzeit stünden Ökonomie und Ökologie oft in Konkurrenz zueinander, erläuterte Dissinger, allerdings verstünden auch immer mehr Touristiker, dass die Natur und ein angemessener Umgang damit die Basis für weiteres touristisches Handeln darstelle. Wie kann man nun eine ökonomisch und ökologisch verträgliche Entwicklung des Tourismussektors anstreben, und wo liegen die Grenzen?
Um diese Frage aus unterschied-
lichen Blickwinkeln zu beleuchten, waren an diesem Abend zwei Referenten geladen, die unterschiedliche Positionen vermuten ließen: Tourismusexperte Otmar Michaeler von der Falkensteiner Michaeler Tourism Group, und Hans Haid, der bekannte Ötztaler Autor, Volkskundler und Träger mehrerer Umweltpreise wie den „Grünen Oskar“. Bei der anschließenden Diskussion saßen am Podium weiters Greti Ladurner, Mitglied der Geschäftsleitung in der SMG, sowie Walter Theiner, dessen Biohotel in Gargazon kurz vor der Fertigstellung steht. Nicht zuletzt die anhaltende Diskussion um die Ausweisung einer Tourismuszone in den Koja-Wiesen in Mellaun hat die Aufmerksamkeit auf dieses Thema gelenkt, und so waren auch mehr als hundert Personen der Einladung ins Forum Brixen gefolgt.
Otmar Michaeler macht in sei-
ner Stellungnahme schnell klar, dass die Touristiker in unserem Land nicht auf Rosen gebettet seien, auch wenn das Statistikamt
Fotos: Oskar Zingerle
Der Umweltbund Brixen lud zu einer Podiumsdiskussion, die sich mit der Frage „Welchen Tourismus wollen wir für unser Land?“ auseinandersetzte.
Gut hundert Personen lauschten im Forum Brixen den Ausführungen von Otmar Michaeler, Hans Haid Greti Ladurner und Walter Theiner zur Frage, welcher Tourismus für unser Land sinnvoll sei
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in beinahe regelmäßigen Abständen von neuen Rekordzahlen im Bereich des Tourismus berichtet: „Wenn wir uns fragen, welchen Tourismus wir wollen, müssen wir zuerst die Ausgangslage zur Kenntnis nehmen“. Diese wird nach seinen Aussagen im Wesentlichen von zwei Faktoren bestimmt: die Kleinstrukturiertheit der Hotelbetriebe und die familiäre Führung derselben, die so genannten Familienbetriebe. Beide Faktoren seien die Basis des Südtiroler Tourismus und benötigen Hege und Pflege; beide erweisen sich in gewisser Weise aber auch als problematisch: In zu kleinen Betrieben kann heutzutage auf Dauer kein angemessenes Einkommen erwirtschaftet werden, und sie stellen daher für etwaige Nachfolger aus der eigenen Familie keine interessante Zukunftsperspektive dar: „Die jungen Menschen absolvieren heute eine gediegene Ausbildung oder ein Studium und merken nach dem Abschluss, dass sie zu Hause im eigenen Betrieb das Gelernte nicht anwenden können“, erläutert
Michaeler die Problematik. Fehlen jedoch die Rahmenbedingungen und das Kapital für eine Weiterentwicklung, wenden sich die potentiellen Nachfolger ab und suchen sich anderswo eine geeignete Beschäftigung, wenn möglich ohne Ganztagesstress und mit freiem Wochenende. Die Entwicklungsmöglichkeiten im eigenen Betrieb, aber auch das Umfeld bestimmen somit die Perspektiven des Südtiroler Tourismus mit. Otmar Michaeler spricht sich klar für Leitbetriebe aus, die eine gewisse Mindestgröße haben müssen und von deren Strahlkraft auch umliegende kleinere Betriebe profitieren könnten. Als problematisch sieht Michaeler die mangelnde Internationalisierung bei den Südtiroler Gästen sowie die Preisgestaltung: Rund 90 Prozent aller Gäste stammen aus Deutschland oder Italien, „dadurch sind wir nicht krisenfest, und zudem verkaufen wir uns zu billig. Die Wertschöpfung ist zu gering für das, was wir zu bieten haben“. Michaeler hält es für unabdingbar, sich neues
Kundenpotential aus den übrigen Ländern innerhalb der EU zu erschließen, und dazu bräuchte es einen adäquaten Flugplatz.
Plakativ rechnet er vor: „Am
letzten Samstag sind in Innsbruck 25.000 Personen entweder gestartet oder gelandet. Diese Menschen bleiben üblicherweise sieben Tage im Lande, das sind 175.000 Nächtigungen“. Dieses Potential können die Südtiroler Hoteliers nicht gezielt ansprechen. Die vielzitierte Alternative durch den Flughafen Verona oder Innsbruck lässt Michaeler nicht gelten, weil dort zu den angestrebten Zeiten keine Kapazitäten frei seien. Greti Ladurner von der SMG relativiert später diese Aussage, indem sie feststellt, dass auch nur wenige Tourismusbetriebe in Südtirol zur Zusammenarbeit mit Reiseunternehmen bereit seien. Beide sind sich aber einig, dass Südtirol aufgrund der Tendenz zum Kurzaufenthalt mehr Gäste braucht, um die Anzahl von derzeit etwa 27 Millionen Nächtigungen zu halten. Für den Raum Brixen bricht Otmar Michaeler eine Lanze für eine 43
Wirtschaft & Umwelt
lebensräume Bürgerbeteiligung Wie alle Leser des „Brixner“ wissen, sammelt unser Verein seit einigen Wochen Unterschriften zur Rettung der Kojawiesen in Obermellaun. Jetzt möchten wir mit Ihnen unsere Erfahrungen und Eindrücke teilen. Aber zunächst möchten wir vom Verein heimat Brixen Bressanone Persenon ganz klar feststellen, dass wir nicht gegen den Bau von Hotels in St. Andrä oder an der Ploseseilbahn sind. Wir unterstützen die von der Malikstudie geforderte enge Verbindung zwischen Stadt und Berg. Viele Menschen kommen zu uns, unterschreiben und danken für diese Initiative, weil sie eine Gelegenheit ist, sich Gehör zu verschaffen. Den Menschen geht es darum, die Landschaft der Kojawiesen zu retten. Inzwischen ist uns bewusst geworden, dass das Mittelgebirge eine einzigartige, noch intakte Kulturund Naturlandschaft ist mit seinen Weilern, Kirchen und Höfen, Wäldern und Wiesen. (Die ältesten Siedlungen haben sich genau dort befunden, weltweit kennt man unter Archäologen den Begriff der „Melauner Kultur“.) Sie wollen verhindern, dass nun nach der Zersiedelung und Zerstörung des Tales auch das Mittelgebirge zersiedelt und zerstört wird. Viele stimmen zu, meinen aber, es nütze nichts, weil die Verantwortlichen sowieso machten, was sie wollten. Viele sagen auch, dass sie gerne unterschrieben, es aber aus politischen oder beruflichen Gründen nicht könnten. Solche Aussagen machen nachdenklich. Könnte Brixen nicht auch Vorbild werden hinsichtlich der Beteiligung seiner Bürger an der Gestaltung der Stadt (Masterplan und Planung des Hofburggartens stehen zum Beispiel an)? Für den Tourismus wäre dies ein Gewinn: Eine freundlich dem Gast sich öffnende Stadt zieht an. Und könnte man sich nicht auf einen gehobenen Mittelklassetourismus verstehen, der die Landschaft schont, sich für Familien und Wanderer eignet, Landschaft und Kultur in einzigartiger Weise zusammen führt?
Dieser Beitrag stammt vom Verein „heimat brixen bressanone persenon“, der sich seit seiner Gründung im Jahre 2004 um die kulturelle und soziale Entwicklung der Stadt und ihres Umfeldes bemüht. Internet: www.heimat.bz
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adäquate Ski-Infrastruktur – auch wenn er gleichzeitig zur Kenntnis nimmt, dass beispielsweise der Kronplatz seine Kapazitätsgrenzen des Öfteren erreicht oder sogar überschreitet und Regulierungsmechanismen nötig sind. Andererseits sind jene Tourismusgebiete mit einer gut ausgebauten Ski-Infrastruktur auch jene, in denen die Hotels die höchste Wertschöpfung erzielen. Für Brixen und die Umgebung ortet er zudem folgende notwendige Maßnahmen: die Erbauung eines Stadt- oder Kongresshotels, den direkten Anschluss vom Tal aus auf die Plose, eine Verbindung der Skigebiete Gitschberg und Jochtal, die Forcierung des Wintertourismus sowie die Verlängerung der Saison auf zehn Monate und den Ausbau einer Marke, die neben Brixen auch die umliegenden Gebiete abdeckt.
„Geladen und gepfeffert“
kommt dann Hans Haid zu Wort. Der bekannte Volkskundler und Autor aus dem Ötztal beschäftigt sich schon lange mit den Schattenseiten des Tourismus und verarbeitet diese unter anderem in Romanen und Texten; zudem ist er Gründer der Vereinigungen „Arge Region Kultur“ und der „Pro Vita Alpina/International“ und beteiligte sich an der Schaffung des Naturparks Ötztal. Für Hans Haid strebt ein nachhaltiger Tourismus „nach einem Miteinander zwischen Landwirtschaft, Kultur, Natur und Tourismus“. Viel zu oft sei Tourismus nur eindimensional, in Texten bezeichnet er die Touristiker als „Zuhälter des ewigen Schnees“. „Brutaltourismus“ ist einer jener Begriffe, mit denen Haid das derzeitige Tourismusgeschehen charakterisiert, und er kritisiert damit Projekte wie das künstliche „Sölden“ in der Lüneburger Heide, den „Adventure Dome“, eine von der Nordtiroler Landesregierung im vergangenen Herbst genehmigte künstliche Erlebniswelt entlang der Ötztaler Ache, oder Werbetexte, in denen sich Unterhaltungslokale mit vollbusigen Bardamen anbiedern, sowie den einstudierten Flirtblick der Schilehrer. „Wir müssen von diesen Negativbeispielen lernen!“, fordert Hans Haid und wirbt für eine andere Form des Tourismus, der auch sozialverträgliche und ökologische Kriterien berücksichtigt. So bemängelt er unter anderem den derzeit gültigen Kriterienkatalog, der für die Einstufung eines Hotels verwendet wird: Es
finden sich darin keine Punkte für einen menschlichen Umgang mit den Mitarbeitern oder die Verwendung von regionalen Produkten in der Hotelküche: „Das ist kein Qualitätstourismus, der ökologisch, humane oder soziale Kriterien nicht berücksichtigt!“. Zudem plädiert Haid unter anderem für die Miteinbeziehung von regionalen Künstlern und eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Kultur und Tourismus, auch um die regionalen Besonderheiten den Besuchern zu vermitteln. „Schritt für Schritt sollte das immaterielle Kulturerbe und -wissen wie Volksmedizin, Erzählungen, Gesundheit oder Nahrung in den Tourismus miteingebunden und weiterentwickelt werden“, fordert er, und weist darauf hin, „dass wir beispielsweise wohl in keinem Südtiroler Hotel Literatur von Südtiroler oder Nordtiroler Autoren finden“. Eine weitere Möglichkeit sieht er in der verstärkten Nutzung der Südtiroler Naturparks oder im Ausbau der Angebote für jene Gäste, die sich im Urlaub auf Sinnsuche begeben: „Hier müssen wir uns was einfallen lassen – und das ist gar nicht so leicht“. Wie dieser „andere“ Tourismus ansonsten gestaltet werden könnte – „ich habe auch kein Patentrezept, ansonsten wäre ich wohl der Landeshauptmann von Nord- oder Südtirol“, gesteht Hans Haid ein.
Nicht alles, was in Nordtirol
den Tourismus prägt und von dem Haid klagt, lässt sich auf Südtirol umlegen: Der RambaZamba-Tourismus, der die Bekanntheit von Sölden prägt, hat in dieser Intensität in Südtirol kaum Fuß gefasst, und auch das Lohnniveau im Tourismus ist in Südtirol im Vergleich zu Nordtirol höher. Aber auch hierzulande wird Volksbrauchtum nicht immer gelebt, sondern für die Touristen nur mehr als Folklore vorgeführt. „Volks-Kultur und Kunst wurden als wichtige Inhalte für die Werbebotschaft jedoch erkannt“, gibt Greti Ladurner zu bedenken und erwähnt auch die moderne Architektur, die mittlerweile regelmäßig in den Reisemagazinen lobend beschrieben wird, oder Kulturinitiativen wie die Manifesta oder das Museum für Moderne Kunst, „auch wenn wir mit diesen Einrichtungen und ihren Inhalten erst umzugehen lernen müssen“.
Wie kann nun nachhaltiger
Tourismus aussehen? Am Podiumstisch sitzt auch Walter Theiner,
Otmar Michaeler: „Der Südtiroler Tourismus ist im Wesentlichen von der Kleinstrukturiertheit der Betriebe und der familären Führung derselben gekennzeichnet“
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der zurzeit in Gargazon das „theiners garten bio vitalhotel“ errichtet – ein Hotelprojekt der etwas anderen Art. Das Hotel wurde mit einheimischem Holz gebaut, nützt die Solarenergie, und in der Küche werden ausschließlich biologische Lebensmittel verwendet, Cola oder andere Softdrinks werden auf der Getränkeliste fehlen. Das neue Hotel ist aber wohl auch gerade deswegen ein Projekt, das Interesse weckt: Obwohl Theiner seine Gäste im Umkreis von etwa 500 Kilometer ansprechen will, erhielt er auch schon zahlreiche Anfragen aus Großbritannien. Überrascht stellte er fest, dass sein Hotel, obwohl noch nicht eröffnet, bereits in der Online-Ausgabe der London
kann, „denn wenn der Unternehmer scheitert, muss er den Konkurs und seine Folgen auch alleine tragen“. Mitbestimmen, mitreden steht für Hans Haid an erster Stelle, doch die Realität sieht anders aus: „Der Tourismus wird von der Landespolitik bestimmt, und diese müsse sich häufig der Tourismuslobby beugen“, gibt hingegen Hans Haid zu bedenken und nennt als Beispiel die Baubewilligung für den Adventure Dome.
Qualitätstourismus eigentlich? Für Walter Theiner teilt sich der Tourismus in zwei Schienen: dem Massen- und Eventtourismus, bei dem Unterhaltung für alle im Vordergrund steht, gepflegt beispielsweise am Kronplatz: „Diese Art von Tourismus muss auf wenige Zonen beschränkt bleiben“, findet Theiner, „es ist gut, dass es den Kronplatz für das Pustertal gibt, aber es wäre eine Katastrophe, wenn dieses Ramba-Zamba im gesamten Pustertal vorherrschen würde“. Quasi als Gegenstück dazu sieht er jenen Tourismus, der vor allem Ruhe und Erholung in den Vordergrund stellt, wo Natur und Kultur geschätzt und bewahrt werden will. Für Hans Haid kann „der Tourismus allein kein Qualitätsprodukt sein, sondern muss immer im Zusammenspiel mit Landwirtschaft, Kultur und Dienstleistung erfolgen und nicht isoliert dastehen. Es ist ein kultureller, sozialverträglicher, umweltschonender Tourismus in der Gesamtheit“. Daher fordert Haid ein Umdenken, um all diese Komponenten stärker in den Tourismus einzubringen und den Gästen ihr Urlaubsgebiet, dessen Geschichte und Kultur näherzubringen – „ein Tourismus von Herz und Gemüt“. Otmar Michaeler teilt all diese Ansichten, definiert Qualitätstourismus jedoch aus der Sicht des Gastes: „Qualität ist für mich, die Erwartungshaltung des Gastes so zu erfüllen, dass er nicht zufrieden, sondern begeistert nach Hause fährt“.
Sanfter Tourismus, nachhaltiger
annamaria.mitterhofer@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info
Hans Haid: „Das ist kein Qualitätstourismus, der ökologisch, humane oder soziale Kriterien nicht berücksichtigt“
Times als heißester Ferientipp gelistet wurde. Theiner hat übrigens am Anfang der Planungsphase Nachbarn und Mitbewerber vor Ort über sein Bauvorhaben informiert und miteinbezogen, um so etwaige Unstimmigkeiten von vorneherein auszuschalten. Informiert werden, mitbestimmen können – das sind die Themen, die auch manchen Brixner beschäftigen, auch wenn das Hotelprojekt auf den Koja-Wiesen kaum direkt angesprochen und nicht Thema des Abends war. Auch Otmar Michaeler spricht sich für eine Miteinbeziehung der Bevölkerung aus, plädiert aber für Rahmenbedingungen, in denen sich ein Unternehmer bewegen und selbst entscheiden
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Tourismus, Qualitätstourismus – Begriffe, die in aller Munde sind, aber hinter denen sich die unterschiedlichsten Definitionen verbergen. Was also ist
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Wirtschaft & Umwelt
BRIXEN
Online buchen z Sich auf einen wohligen Sauna- oder Schwimmtag in der Acquarena freuen und dann wegen Überfüllung wieder mit der voll gepackten Sporttasche heimkehren müssen – dieses Szenario lässt sich nun vermeiden. Auf der neuen Homepage www.acquarena.com lässt sich die Eintrittskarte online reservieren: Hierfür müssen der eigene Name und der Tag des geplanten Besuches eingetragen
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W&U Wirtschaft & Umwelt MÜHLBACH
Ja zur Windkraft z In seiner letzten Sitzung hat der Gemeinderat von Mühlbach einen Grundsatzbeschluss für die Errichtung von Windrädern zur Energiegewinnung im Jochtal gefällt. Der Beschluss war im Sommer zugunsten einer besseren Information der Bevölkerung vertagt worden. Nach öffentlicher Bekanntmachung der Thematik war kaum Widerstand spürbar, sondern – im Gegenteil – eher Zuspruch. Es ist geplant, vier Räder zu errichten, von denen drei die Jochtal AG und eines die Gemeinde Mühlbach zu betreiben beabsichtigt. Demzufolge werden auch die ab jetzt anfallenden
kurz
notiert
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Kosten für weitere Studien, Umweltverträglichkeitsprüfung und andere Notwendigkeiten im Verhältnis 3:1 aufgeteilt. Nach bisherigen auf pessimistischen Ausgangswerten basierenden Kalkulationen würde jedes Windrad jährlich einen Gewinn von knapp 40.000 Euro abwerfen – die Raten für die Darlehenstilgung bereits eingerechnet. Dass die Räder das Image der Almenregion Gitschberg Jochtal negativ beeinträchtigen könnten, glauben sowohl Tourismustreibende als auch die meisten Gemeinderäte nicht. Im Gegenteil ist man der Meinung,
der Gast sehe diese Form der ökologischen Energiegewinnung mit positiven Augen und nehme deshalb die landschaftliche Beeinträchtigung in Kauf, denn – und
in diesem Punkt herrscht auch im Gemeinderat weitgehende Einigkeit – schön sind die 120 Meter hohen Windräder auf den Bergen nicht. oz
Seit Jahresbeginn können die Vahrner Wertstoffe und Sperrmüll wieder zum Recyclinghof von Brixen bringen. Zudem kann Sperrmüll bis zu einer Menge von 100 kg nun auch beim Minirecyclinghof neben der Feuerwehrhalle Vahrn während der Öffnungszeiten abgegeben werden.
Flussraumagenda, Schutz des bäuerlichen Eigentums und BBT sind die Schwerpunkte der Arbeit des Bezirkes Eisacktal des Südtiroler Bauernbundes, so der alte und neue Obmann Konrad Obexer bei der kürzlich erfolgten Neuwahl. Zudem seien Impulse für den Zuund Nebenerwerb notwendig.
Laut ASTAT wurden im 2. Semester 2008 in Südtirol 36 Konkursverfahren eröffnet. Die Jahresgesamtzahl beläuft sich auf 71 eröffnete Konkursverfahren, 21 weniger als 2007, was 1,8 Verfahren je 1.000 Unternehmen entspricht. Der Rückgang betrifft auch das Baugewerbe (-27,8%).
STADTGEHEIMNISSE Warum wird ein Teil von Stufels als „Unterdrittl“ bezeichnet? Stufels ist der älteste Stadtteil von Brixen, doch ein Teil des Viertels gehörte früher nicht zur Stadt selbst, sondern zum Landgericht von Rodeneck. Das Gericht Rodeneck unterteilte sich dabei in drei Unterbezirke: dem Oberdrittel mit Mühlbach, Rodeneck, Schabs, Aicha, Vals und Meransen, dem Mitteldrittel mit Viums, Natz, Raas, Elvas und Kranebitt sowie dem Unterdrittel mit Teilen von Sarns und Albeins, St. Andrä, Afers, Mellaun, Klerant – und eben auch dem Osten von Stufels. Im Jahre 1466 befand sich an der Stelle des heutigen Hotel Senoner-Unterdrittl ein Gerichtshof – der Sitz des „Unteren Drittels“ der drei Rodenecker Bezirksgerichte. Der Gerichtshof erhielt um 1700 das Schankrecht, damit die von auswärts kommenden Gerichtsleute bewirtet werden konnten; daraus entwickelte sich im 18. Jahrhundert das Gasthaus „Unterdrittl“, heute als „Senoner-Unterdrittl“ bekannt. Im Jahre 1810 wurden sämtliche Gemeinden des Rodenecker Unterdrittels dem Landgericht Brixen einverleibt – der Name blieb. db
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NACHGEFRAGT
„Willkür ist ausgeschlossen“ WOLFGANG PLANK, Direktor der Stadtwerke Brixen, über die elfprozentige Erhöhung des Preises für die Fernwärme, die fast unbemerkt in zwei Tranchen vollzogen wurde. Herr Plank, welche waren die Gründe für die Anhebung der Preise für die Fernwärme? Die Erhöhung mag auf den ersten Blick beträchtlich wirken, hat aber gute Gründe: Zum einen erfolgt damit die längst fällige – und vertraglich vorgesehene – Erhöhung auf Grund des gestiegenen Gaspreises, die wir im Sinne der Bürger hinausgezögert hatten. Zweitens hat es zahlreiche Investitionsmehrkosten gegeben, wie etwa der gestiegene Preis für Stahl oder die Finanzierungskosten. Viele Bürger orteten Willkür, ganz nach dem Motto: einmal
angeschlossen, schießen die Preise nach oben... Diese Vermutungen sind in aller Klarheit zurückzuweisen. Gerade um Willkür auszuschließen, wurde seinerzeit ein unabhängiges Kriterium wie der offizielle Gaspreis als bestimmendes Maß für die Tarifanpassung gewählt. Durch das Biomasse-Heizwerk in Vahrn erhalten wir nun weiters einen Steuervorteil, der in Form einer Rückvergütung den Kunden am Ende des Jahres angerechnet werden wird. Damit liegt der effektive Preis für die Fernwärme bei rund 89,50 Euro pro MWh; er ist in den sechs Jahren um nur 5,2 Prozent gestiegen
und blieb damit im Gegensatz zu den Heizöl- und Gaspreisen äußerst stabil. Hat die derzeitige Gas-Krise mittelfristig Auswirkungen auf den Gas- und Fernwärmepreis? Ich gehe davon aus, dass die aktuelle Krise den Gaspreis auch mittelfristig nicht beeinflussen wird. Die Gaspreise hängen vom Ölmarkt ab und reagieren auf derartige Krisen daher nur sehr beschränkt. Entsprechend hat dies auch so gut wie keinen Einfluss auf den Preis für die Fernwärme. ingo.dejaco@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info
BRIXEN
Keine Alarmstimmung
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z Für Südtiroler bringt die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise die Erfahrung mit sich, dass der eigene Arbeitsplatz womöglich nicht so krisenfest ist wie geglaubt. Vor allem Betriebe, die als Zulieferer für die großen Automobilkonzerne tätig sind, spüren die sinkende Nachfrage und haben nun reagiert. In metallverarbeitenden Betrieben im Raum Bruneck ist es bereits zu Entlassungen gekommen, in Brixen ist die Situation aber noch relativ ruhig. Klaudia Palfrader, die Koordinatorin der Arbeitsvermittlungszentrale in Brixen, hat
noch keine Nachrichten erhalten, dass irgendwo Entlassungen anstünden, „aber wir merken, dass es zusehends schwieriger wird, Personen mit geringer Qualifikation zu vermitteln“. Die Mitarbeiter des Bauunternehmens Pana, das vor einigen Monaten in Konkurs gegangen ist, haben es vielfach in Eigeninitiative geschafft, neue Arbeitsplätze für die Übergangszeit bis zum Frühjahr zu finden. Ob und inwieweit die Bauwirtschaft im Frühjahr von einem Auftragsrückgang betroffen sein wird, kann man noch nicht sagen. In den von der Krise besonders
betroffenen Autozulieferbetrieben wurden in den vergangenen Monaten Überstunden und Urlaub abgebaut. Herbert Unterfrauner von der Gewerkschaft SGB-Cisl weiß, dass mittlerweile in manchen Brixner Betrieben phasenweise Kurzarbeit angewandt wird. Dieses Instrument erlaubt es Unternehmen, Arbeitszeiten
zu verringern, ohne Mitarbeiter zu entlassen. Insgesamt können innerhalb von zwei Jahren 52 Wochen Kurzarbeit geleistet werden. Da man noch nicht wisse, wie lange die Nachfrage auf dem niedrigen Niveau bleiben werden, rät der Gewerkschafter zu einem umsichtigen Einsatz dieses Regulierungsinstruments. amm
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Jänner 1909
Volksbewegung in Brixen Brixen, Dienstag, den 5. Jänner 1909 Im abgelaufenen Jahre sind in Brixen 147 Kinder geboren, davon sind 28 bereits gestorben. Im ganzen sind 140 Personen gestorben; davon unter zehn Jahren 37, im öffentlichen Krankenhause 29, Ortsfremde 18. Im Jahre 1907 waren 135 geboren und 154 gestorben. Es
plötzlicher Erkrankung des Frl. Kschwendt leider ausfallen, doch füllte Herr Dr. Moll durch seine enthusiastisch aufgenommene komische Oper „Makkaroni, Salami und Parmesan“, in welcher er durch seinen Stimmumfang verblüffte, und durch sein gelungenes Couplet die Lücke vollends aus und begeisterte die Zuhörer zu nie endenwollenden Lachsalven und frenetischem Beifall. Schlag 12 Uhr wurden Kaiserhymne und der
Bildredaktion: Oskar Zingerle (oz), Tel. +39 0472 060210 oskar.zingerle@brixner.info Mitarbeiter der Redaktion: Marlene Kranebitter Zingerle (mk) Thomas Oberrauch (to) Annamaria Mitterhofer (amm) Manuela Kerer (mak) Dietmar Pattis (dp) Elisabeth Stürz (es) Andres Pizzinini (ap) Günther Eheim (gevs) Ingo Dejaco (id) Andrea Bodner (ab) Christine Mathá (cm) Walter Kraler (wk) Barbara Fuchs (bf) E-Mail: vorname.nachname@brixner.info Grafik: Verena Campestrini, Tel. +39 0472 060209 verena.campestrini@brixmedia.it Druck: Athesia Druck GmbH, Brennerstraße 32, I-39042 Brixen www.athesia.it Der nächste „Brixner erscheint um den 20. Februar 2009 Nächster Redaktionsschluss: 6. Februar 2009 Die Zeitschrift „Brixner“ erscheint monatlich und wird im Postabonnement 45 %, Artikel 1, Gesetz 46/2004, Filiale Bozen zugestellt. Eintragung am Landesgericht Bozen am 29.12.1989, Nr. 29/89 R.St. Auflage: 11.000 Stück Preis Abonnement: 1 Euro Abonnentenservice: abo@brixner.info Die in dieser Zeitschrift veröffentlichten Beiträge und Bilder sind urheberrechtlich geschützt. Ohne Genehmigung des Verlages ist eine Verwertung strafbar. Dies gilt auch für die Veröffentlichung im Internet. Die Redaktion behält sich das Recht vor, Anzeigen und Beiträge unter Umständen zu kürzen, abzuändern oder zurückzuweisen. Namentlich gezeichnete Beiträge unserer Mitarbeiter geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder und sind von der Redaktion nicht in allen Einzelheiten des Inhalts und der Tendenz überprüfbar. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen übernimmt der Verlag keine Haftung. Im Sinne des Art. 1 des Gesetzes Nr. 903 vom 9.12.1977 wird eigens darauf aufmerksam gemacht, dass sämtliche in dieser Zeitschrift veröffentlichten Stellenangebote sich ohne jeden Unterschied auf Personen sowohl männlichen als auch weiblichen Geschlechts beziehen. 50
ist überhaupt seit vielen Jahren zum ersten Mal, dass die Geburtenziffer größer ist als die Sterbeziffer – da ist der Nutzen der Schwemmkanalisation doch augenscheinlich.
Fasching in Brixen Brixen, Samstag, den 9. Jänner 1909 Prinz Karneval hat sein Regiment bereits angetreten und scheint heuer sein Zepter ziemlich stark schwingen zu wollen. Gegen 15 Mal will er ex officio seinen Thron besteigen und sich seinen Untertanen in voller Machtstellung „mit Trummel und Trumpeten“ zeigen. Eine Vorahnung seiner Freuden konnten seine zahlreich erschienenen Anhänger bereits am Silvesterabend des Männergesangsvereins im Waltersaal empfinden. Direktor Myon und Dr. Lutz hatten ein Programm zusammengestellt, das ihnen selbst wie ihre Musiker- und Sängerschar alle Ehre machte. So schmissig und schneidig kann man wohl nur in einer Silvesterstimmung spielen, so fröhlich aus voller Kehle singen. Die geplante theatralische Aufführung musste wegen
Radetzkymarsch gespielt, welche stehend angehört wurden, worauf es an ein allgemeines Neujahrswünschen ging. Nach dem Konzert begann das Tanzkränzchen, welches bis in die Morgenstunden dauerte.
Brixens feuriger Ball
Neue Firmen in Brixen und Milland Brixen, Donnerstag, den 28. Jänner 1909 Herr Franz Bauer hat sich in Brixen als Architekt und Baumeister selbständig etabliert. Herrn Baumeister Bauer, welcher schon seit einigen Jahren auf hiesigem Platze tätig ist und sich allgemeiner Wertschätzung erfreut, möge unsere aufstrebende Stadt reiche fachliche Betätigung beschieden sein. – In Milland bei Brixen eröffneten die Herrn Tischlermeister Vinzenz Kiebacher und Franz Sigmund eine Bau- und Möbeltischlerei. Zur Bequemlichkeit der P. T. Kunden werden Bestellungen usw. auch in Brixen, Burgfrieden (Watschingers Gasthaus, 1. Stock), entgegengenommen. Obwohl in Brixen und Umgebung Möbeltischlereien ziemlich stark vertreten sind, dürfte es beiden strebsamen Meistern nicht unschwer gelingen, sich hier eine feste Position zu schaffen, umsomehr, als Herr Kiebacher als eifriger Obmann des Katholischen Arbeitervereines in Brixen in weitesten Kreisen vorteilhaft bekannt ist und Herr Kiebacher wie Herr Sigmund den Tischler-Meisterkurs in Wien mit Auszeichnung absolvierten.
Brixen, Dienstag, den 26. Jänner 1909 Der gestrige Feuerwehrball im Waltersaale wies wie alle Jahre einen Massenbesuch auf. Herr Dr. Lutz eröffnete denselben mit Frau Mallepell. Auf der Bühne und in den Nebenlokalen herrschte ein reges Leben und frohe Gemütlichkeit. Unter den zahlreichen Gästen konnte man mehrere höhere Offiziere, Herrn Bezirkshauptmann v. Scolari, Vizebürgermeister Stremitzer und mehrere hohe Herrschaften der Dr. v. Guggenbergschen Anstalt bemerken. Der Saal erwies sich für so viele Tanzlustige als viel zu klein, und es was wirklich amüsant, dem eigenartigen Wogen der bunten Tänzermasse von der Bühne aus zuzusehen. Die Quadrillen gingen durchaus sehr gut und verdient das
Die Zeitungsartikel auf dieser Seite wurden von Günther Eheim aus der „Brixener Chronik“ entnommen, die 1888 gegründet wurde und bis 1925 erschien. Die damalige Rechtschreibung, auch eventuelle Druckfehler und sonstige Kuriositäten werden ohne Korrektur beibehalten.
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