YB MAG 1 / Saison 2019/20 (Webversion)

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AUSGABE 1, SAISON 2019/20 | 16. SEPTEMBER 2019 | WEBVERSION

MAG

«ICH IDENTIFIZIERE MICH

EXTREM MIT DEN YOUNG BOYS» DAVID VON BALLMOOS ERKLÄRT, WIE ER BEI YB DEN SPRUNG VOM NACHWUCHSTALENT ZUM STAMMGOALIE GEMEISTERT HAT


YB INSIDE

H C R U D E S I E R E V I T K A R T T A

A P O R EU Ashley Cole, 106-facher englischer Nationalspieler, bescherte YB an der Auslosung in Monaco Ende August eine überaus attraktive Gruppe in der Europa League: FC Porto, Glasgow Rangers, Feyenoord Rotterdam - alles Clubs, die nicht nur national zahlreiche Erfolge feierten, sondern auch international für Aufsehen sorgten. Porto gewann bereits viermal einen europäischen Wettbewerb, Feyenoord bringt es auf drei Titel, die Rangers sicherten sich eine Trophäe. Entsprechend erfreut reagierten YB-Exponenten. Christian Fassnacht sagte: «Unsere Gruppe könnte von den Namen her auch der Champions League angehören.» Und Trainer Gerry Seoane befand: «Wir werden in vier tollen Stadien gegen drei Topgegner antreten können. Diese Erfahrungen werden für unsere junge Mannschaft sehr wertvoll sein.» Es sind anspruchsvolle sechs Aufgaben, die es zwischen dem 19. September und 12. Dezember zu bewältigen gilt. Aber jede hat ihren Reiz, gerade auch auswärts: YB und seine Anhänger werden in famosen Stadien zu Gast sein. Wir stellen die drei Gegner vor.


Beim 28-fachen portugiesischen Meister begann schon manche grosse Spielerkarriere. Und der Traditionsverein hat mehrere europäische Triumphe gelandet.

FC PORTO EIN VERITABLES SPRUNGBRETT Portos Pepe drängt Benficas Raul de Tomas ab.

Der erste Gegner der Young Boys ist der FC Porto, der Zweite der vergangenen Saison in Portugal – und 28-fache Landesmeister. Der Club scheiterte in der 3. Qualifikationsrunde zur Champions League an Krasnodar und nimmt nun an einem Wettbewerb teil, den er bereits zweimal gewann. 2003, als die Europa League noch Uefa-Cup hiess, setzte sich Porto im Final gegen Celtic Glasgow 3:2 in der Verlängerung durch. Acht Jahre später war Falcao der einzige Torschütze im rein portugiesischen Endspiel gegen Sporting Braga. Gewonnen wurde aber auch schon der Europacup der Landesmeister bzw. die Champions League. 1987 wurde der FC Bayern München im Final von Wien 2:1 bezwungen, 2004 gab es gegen Monaco in Gelsenkirchen ein diskussionsloses 3:0. Der Trainer damals: José Mourinho. Der Mann aus Setubal übernahm danach den FC Chelsea. Pepe, der Routinier In Porto fing aber auch für manchen Spieler schon die grosse Karriere an, der Verein erwies sich als veritables Sprungbrett. Für den Kolumbianer Falcao war es die erste Station in Europa wie auch für seinen Landsmann James Rodriguez, die Brasilianer Alex Sandro und Danilo oder den Argentinier Nicolas Otamendi, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. In der Ausgabe 2019/20 ist Verteidiger Pepe mit seinen 36 Jahren der grosse Routinier. Der portugiesische Europameister von 2016 sammelte in seiner Laufbahn vor allem mit Real Madrid zahlreiche wichtige Trophäen. Drei Mal gewann er mit den Spaniern die Champions League, drei Mal wurde er mit ihnen Meister. Meister mit Porto wurde er bislang zweimal: 2006 und 2007, bevor er nach Madrid wechselte. Der torgefährlichste Stürmer der letzten Spielzeit war der Brasilianer Soares mit 15 Treffern, gefolgt von Moussa Marega – dem 28-jährigen Nationalspieler Malis gelangen 11 Tore. Ebenfalls im Kader steht Iker Casillas. Der 38-jährige spanische Goalie, der in seiner Karriere so manchen grossen Titel gewonnen hat, erlitt in der Rückrunde 2018/19 in einem Training einen Herzinfarkt. Er hat sich davon aber erholt und ist weiterhin einer von Portos Torhütern. Daheim im Dragão

Das Estadio do Dragão in Porto.

Trainiert wird die Mannschaft seit 2017 von Sergio Conceição. Der 44-Jährige aus Coimbra brachte es in seiner Karriere auf 56 Länderspiele für Portugal und trug zeitweise auch das Dress des FC Porto. Als Stürmer stand er ausserdem in Italiens Serie A bei Lazio Rom, Parma und Inter Mailand unter Vertrag. Beheimatet ist der FC Porto im Estádio do Dragão, das im November 2003 kurz vor der EM 2004 in Portugal eröffnet wurde und 50’033 Plätze aufweist. Heimspiele des Vereins sind stets gut besucht. In der vergangenen Saison betrug der Schnitt 41’626.


Jaap Stam ist seit diesem Sommer Coach des 15-fachen holländischen Meisters. Und er hat in seinem Mitarbeiterstab einen namhaften Stürmertrainer.

FEYENOORD ROTTERDAM EIN PROMINENTER TRAINER Feyenoords Steven Berghuis im Duell mit Giorgi Kimadze von Dinamo Tiflis.

In der holländischen Eredivisie war Feyenoord Rotterdam in der vergangenen Saison die dritte Kraft hinter Meister Ajax Amsterdam und dem PSV Eindhoven. Der Club aus der Stadt mit rund 650’000 Einwohnern und dem grössten Seehafen Europas holte den letzten seiner bislang 15 Meistertitel 2017 unter Trainer Giovanni van Bronckhorst. Er, der während seiner höchst erfolgreichen Karriere 106 Länderspiele für Holland bestritt, war bei Feyenoord als Spieler und vor acht Jahren auch ins Trainerbusiness eingestiegen. Nach vier Saisons machte er in diesem Sommer nun aber Schluss. Vertrag bis 2021 Seinen Posten übernahm Jaap Stam. Der 67-fache Nationalspieler, der als Profi bei Eindhoven, Manchester United, Lazio Rom, Milan und Ajax Amsterdam ein gefürchteter Abwehrhaudegen war, hatte 2007 seine Laufbahn als Aktiver beendet. Nach Stationen bei Reading in England und Zwolle in der Eredivisie unterschrieb der 47-Jährige einen Vertrag bis 2021. Einer seiner Assistenten ist Roy Makaay. Der 44-Jährige, 43-mal für Holland im Einsatz und einstiger Torjäger von Bayern München, ist als Stürmertrainer beim Club engagiert, bei dem einst zahlreiche Stars spielten: Ruud Gullit, Ronald Koeman, Henrik Larsson, Pierre van Hooijdonk - und auch der grosse Johan Cruyff. Zu den auffälligsten Spielern des aktuellen Kaders zählen Steven Berghuis und Sam Larsson. Berghuis ist 27, holländischer Nationalspieler und in der Offensive vielseitig einsetzbar. Larsson ist 26, steht im Kader des schwedischen Nationalteams, und bei Feyenoord spielt er primär als Linksaussen. Berghuis zeigte sich mit der Europa-League-Gruppe sehr zufrieden: «Starke Gegner, schöne Stadien – ich bin begeistert. Unser Ziel ist es, in diesem Wettbewerb zu überwintern.» Der grosse Triumph 1970 Neben zahlreichen nationalen Erfolgen prägen auch europäische Triumphe Feyenoords Historie. 1970 sicherte sich Feyenoord den Europacup der Landesmeister. Unter dem legendären österreichischen Coach Ernst Happel setzte sich die Mannschaft im Final von Mailand gegen Celtic Glasgow in der Verlängerung 2:1 durch. Zweimal gewann Feyenoord auch den Uefa-Cup: 1974 und 2002. Den Pokal 2002 verdiente sich das Team mit einem 3:2 gegen Dortmund und das daheim: Das Endspiel fand im Rotterdamer De Kuip statt.

De Kuip, das Stadion von Feyenoord Rotterdam.

Die Heimstätte von Feyenoord mit 51’177 Plätzen ist ein Stadion, in dem die Fans regelmässig für eine prickelnde Atmosphäre sorgen. Über 42’000 Zuschauer waren in der vergangenen Saison bei den Heimspielen dabei. Das De Kuip, zu deutsch: die Wanne, war Schauplatz des EM-Finals 2000, der mit Frankreichs 2:1-Sieg dank Golden Goal durch David Trezeguet gegen Italien endete.


Der Verein aus dem Ibrox-Stadion wurde 2012 in die Viertklassigkeit zwangsrelegiert. Jetzt ist er zurück – mit Liverpool-Legende Steven Gerrard als Trainer. Es war 2011, als die Glasgow Rangers die Meisterschaft in Schottland zum 54. Mal in ihrer Geschichte für sich entschieden. Damit hält der Club den Weltrekord. Allerdings blieb jener Titelgewinn in der heimischen Liga bis heute der letzte: Die Rangers hatten sich schwer verschuldet und wurden deshalb 2012 zwangsrelegiert. Ihr Neustart erfolgte in der Viertklassigkeit.

GLASGOW RANGERS EIN SCHOTTISCHER WELTREKORD

Populär blieb der Verein, der 1972 den Europacup der Cupsieger gewonnen hatte, trotzdem. Seine Anhänger sorgten für prächtige Kulissen im Ibrox Stadium und auch bei Auswärtsspielen. Vier Jahre nach dem bitteren Fall meldeten sich die Rangers ganz oben wieder zurück. Und sie haben nun auch die Ambition, wieder glanzvolle Zeiten zu erleben – und Celtics Dominanz im nationalen Geschäft zu beenden. Der ungeliebte Stadtrivale wurde seit 2012 ununterbrochen Meister. Spannende Playoffs Im Sommer 2018, nach einem zweiten Platz in der Liga, gelang den Rangers die Verpflichtung eines namhaften Trainers. Steven Gerrard, als Spieler eine Ikone des FC Liverpool, unterschrieb einen Vertrag bis 2022. Der 39-jährige Engländer, der 2005 mit den Reds Champions-League-Sieger geworden war, musste mit seiner Mannschaft früh schon in die Qualifikation starten: Vier Runden mussten die Rangers überstehen. Knapp wurde es in den Play-offs gegen Legia Warschau. Nach einem 0:0 im Hinspiel sah es in der zweiten Begegnung ganz nach einer Verlängerung aus. Der Kolumbianer Alfredo Morelos sicherte den Schotten mit seinem Tor in der Nachspielzeit den Einzug in die Gruppenphase. Als Gerrard Kenntnis von den kommenden Gegnern in Europa hatte, sagte er: «Es ist ein fantastisches Los. Wir sind zwar eher die Aussenseiter, wollen aber für Überraschungen sorgen und unsere Fans stolz machen.» Mit den Rangers war er schon in der vergangenen Saison Europa-League-Teilnehmer. In der Gruppe mit Villareal, Rapid Wien und Spartak Moskau reichte es mit 6 Punkten in 6 Spielen zu Platz 3. Stimmungsvolles Ibrox Stadium Ein Schlüsselspieler neben Alfredo Morelos ist James Tavernier. Der 27-jährige Engländer ist Captain und als rechter Verteidiger ein unermüdlicher Arbeiter. Im Tor steht mit Allan McGregor ein Routinier. Der 37-Jährige ist Nationalgoalie Schottlands. Einer der bekanntesten Rangers-Fussballer ist Jermain Defoe, inzwischen auch fast 37. Für England absolvierte der Stürmer 57 Partien. Zuhause sind die Rangers im stimmungsvollen Ibrox, das 50’817 Besucher fasst. In der vergangenen Saison war das drittgrösste Stadion in der Stadt Glasgow (nach dem Celtic Park mit 60’411 Plätzen und dem Hampden Park mit 51’866) mit einem Schnitt von 49’718 Zuschauern praktisch immer voll.


T I M W E I V INTER

N O V D I V A D David von Ballmoos hat bei YB alles, um sagen zu können: «Ich habe einen Traumberuf bei meinem Traumverein.» Der 24-jährige Goalie aus dem Emmental über persönliche Ziele, Versagensängste und sein Vorbild in jungen Jahren. Was ist das Reizvolle an Deinem Job als Goalie? Das Bewusstsein, grossen Einfluss aufs Spiel haben zu können. Ich kann dazu beitragen, dass wir gewinnen, weiss aber auch, dass es mit einem Fehler in die andere Richtung gehen kann. Wie sehr ärgert Dich ein Gegentor? Vermutlich spreche ich für viele Goalies, wenn ich sage, dass ich jeden Gegentreffer fast schon persönlich nehme. Du bist als Goalie quasi ein Einzelsportler im Team. Das ist das Los des Torhüters. Er hat eine Sonderrolle und spezielle Position, er sieht, wenn eine heikle Situation entsteht. Das kann nervenaufreibend sein, weil man zuweilen Anweisungen geben kann, wie man will, weil das im Lärm aber untergeht. Einen Goalie muss man kaum fragen, ob ihm ein 5:4 oder ein 1:0 lieber ist… ...nein: zu null spielen und gewinnen, das ist perfekt. Vergangene Saison gelang uns das in der Super League 15 Mal. Diese Marke gilt es nun zu übertreffen. Kennst Du Versagensängste? Nein. Aber ich gehe respektvoll an jede Aufgabe heran. Ich bin zwar noch nicht sehr alt, und doch habe ich mir dank einigen Erlebnissen und Erfolgen eine gewisse Sicherheit zugelegt. Eines ist mir bewusst: Es braucht einiges an Aufwand, um Selbstvertrauen aufzubauen, aber wenig, um es wieder zu verlieren.


S O O M L L A B Wie schaffst Du es, ausgeglichen zu bleiben? Eine Stütze ist der Mentaltrainer, mit dem ich seit vier Jahren zusammenarbeite. Ich versuche, die Balance beizubehalten, indem ich mir sage: Wegen eines Fehlers geht die Welt nicht unter. Wann bist Du das letzte Mal mit zittrigen Knien auf den Platz gegangen? Die Knie zitterten zwar nicht gerade, aber ich erinnere mich an zwei Momente, in denen ich ziemlich nervös war: Als ich zum ersten Mal im Tor der U-21 von YB stand; und als ich das Debüt in der Challenge League bei Winterthur gab. Zum Glück verflog die Nervosität mit dem Anpfiff. Gibt es brenzlige Situationen, in denen du eine Angst überwinden musst? Praktisch nie. Ich bin ein furchtloser Mensch, und als Goalie lernst du, Entscheidungen zu fällen. Wenn ich mich auf etwas festgelegt habe, ziehe ich es durch. Sobald ich zögere, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass mir ein Fehler unterläuft. Ist es Dir egal, ob 30’000 Zuschauer im Stadion sind oder 3000? Ich schaffe es gut, sehr vieles auszublenden. Ich nehme die Massen wahr, auch den Lärm, und ich liebe es, in einem vollen Stadion zu spielen. Aber ich bin sehr fokussiert auf die Aufgabe und schaue nicht auf die Tribüne. Ich bewege mich in einer eigenen Welt, solange das Spiel läuft, und ich will immer die maximale Leistung abrufen - ob gegen Manchester vor 73’000 Zuschauern oder gegen Etoile Carouge vor 1’500 Leuten. Hast Du nie das Bedürfnis gehabt, einmal Spielmacher oder Torjäger zu sein? Nein. Als Junior war ich auch Feldspieler, aber das ist eigentlich nicht erwähnenswert. Linker Aussenverteidiger, überschaubares Talent… (lacht) Ich habe grosse Achtung vor den Feldspielern: Wenn ich heute bei einem Spielchen im Training mitmache, ist es schon beeindruckend, wie die mit dem Ball umgehen können. Da bin ich froh, Goalie zu sein.


Ist für Dich eine schöne Parade emotional vergleichbar mit einem Torerfolg? Es ist etwas anderes. Ich bin nicht ein Goalie, der nach einem abgewehrten Ball jubelt. Innerlich freue ich mich, aber ich muss das nicht zeigen. Es gibt Torhüter, die das tun. Das ist ihre Sache. Ich will die Konzentration hochhalten, weil es wahnsinnig schnell gehen kann und eine Superparade sofort an Wert verliert, wenn in der nächsten Szene etwas schiefgeht. Wer war für Dich dein Idol? Oliver Kahn. In meiner Jugend schaute ich zu ihm hoch. Ich saugte alles auf über ihn, las jedes Interview von ihm und schaute immer gebannt zu, wenn er spielte. Was hat Dich so fasziniert? Es war nicht einmal primär das Technische, sondern seine Persönlichkeit. In der Berichterstattung drehte sich vieles um Kahn: Was bietet er heute? Wie verhält er sich? Ich fragte mich oft: Wie kann einer, der derart polarisiert, konstant starke Leistungen zeigen? Er schuf sich mit einigen Aussagen und Aktionen nicht nur Freunde. Schwarz oder weiss bei ihm gab es keine Grauzone. Aber er war eine Figur mit wahnsinniger Ausstrahlung und eindrücklicher Einstellung. Du warst zwar Kahn-Fan, bist aber als Typ nicht wie er. Nein. Ich wollte auch nie werden wie Oliver Kahn, sondern meinem Stil und meinem Naturell treu bleiben. Natürlich gibt es Dinge, die man abschaut und übernimmt: die Aggressivität, das Pushen der Kollegen. Wer ist der beste Torhüter der Gegenwart? David de Gea von Manchester United ist einer der ganz Grossen, Jan Oblak von Atlético Madrid beobachte ich oft. Und ich zähle auch zwei Schweizer dazu: Yann Sommer und Roman Bürki. Ist die Nationalmannschaft für Dich ein Thema? Ein Aufgebot muss man sich über die Jahre mit Konstanz verdienen. Ich habe nicht das Recht, Ansprüche zu stellen. Wenn ich sehe, was Sommer und Bürki bislang geleistet haben, ist das für mich auch ein Antrieb, meinen Weg mit aller Konsequenz weiterzugehen. Mit Reden allein ist noch nie einer Nationalspieler geworden. Mein Ziel ist es aber, dass der Trainer eines Tages nicht mehr an mir vorbeikommt. Goalies sollen eine Macke haben. Kannst Du das bestätigen? Ich bin nicht unbedingt ein 08/15-Typ. Aber Du sorgst ja nicht für Schlagzeilen abseits des Rasens. Das ist auch nicht nötig. Ich habe trotzdem eine verrückte, wilde Seite. Die kommt aber nicht zum Vorschein, wenn ich Journalisten gegenübersitze, dann muss ich mich nicht

«DIE KONSTELLATION IST WIRKLICH PERFEKT»


aufspielen, damit in den Medien danach geschrieben wird: Von Ballmoos spinnt (lacht). Wenn ich unter Freunden bin, höre ich schon einmal: Dave, du bist verrückt. Bist Du daheim bei Deinen Eltern der Fussballstar von YB? Nein, dann bin ich eines ihrer drei Kinder. Das ist das Schöne: Bei uns wurden alle drei Kinder immer gleich behandelt. Das ist auch heute noch so. Und ich muss mich nicht wichtiger nehmen, weil ich Fussball-Profi bin. Das hat sicher mit der Herkunft und den Wurzeln zu tun. Ich habe meine vierjährige Lehre als Landmaschinenmechaniker durchgezogen. Und als ich bei YB im Nachwuchs spielte, half ich auf dem elterlichen Bauernhof am Abend genauso mit wie meine Geschwister. Das war für uns alle völlig normal.

Menschen zu stellen, weil er einen höheren Lohn hat. Wir hatten eine schöne Kindheit und mussten auf nichts verzichten. Wir schätzten es enorm, wenn wir am Sonntag gemeinsam einen Ausflug machten. Heute ist mir bewusst, wie teuer das für eine ganze Familie sein kann. Was ist für Dich Luxus? Schöne Ferien. Da gebe ich vielleicht mehr Geld aus als andere. Dubai steht bei mir hoch im Kurs. Zuletzt waren wir zwei Wochen in Costa Rica unterwegs. Nun kommt wieder ein Herbst mit europäischen Auftritten auf YB zu. Ich liebe das! Ich freue mich immer darauf, neue Stadien kennenzulernen.

Hilfst Du heute immer noch mit? Wenn Not am Mann ist, kommt das vor. Ich habe gelernt: Wenn man helfen kann, macht man das. Sind deine Eltern immer Fussball-Fans gewesen? Früher gar nicht. Aber jetzt werden sie es immer mehr. Sie kommen sehr gerne zu den Spielen, lieben die Atmosphäre im Stadion, sie fiebern und freuen sich mit YB. Was bedeutet Dir YB? Ein Stück Heimat, ein Stück Familie. Ich identifiziere mich extrem mit YB und bin dankbar, hier sein zu dürfen. Als ich im Nachwuchs von YB war, hatte ich den Traum, einmal mit der ersten Mannschaft im Stade de Suisse einlaufen zu dürfen. Ich sage mir immer wieder: Was willst du mehr? Du hast einen super coolen Verein, der auf dich setzt, mega Fans, die Familie und Kollegen in der Nähe - die Konstellation ist wirklich perfekt. Darum geht es mir so gut. Kannst Du Dir vorstellen, bei YB alt zu werden? Warum nicht? Ich habe einen Traumberuf in meinem Traumverein. Es muss schon einiges passieren, damit ich das aufgebe. Wenn sich ein namhafter Verein aus dem Ausland meldet… ...dann kann sich die Situation ändern, klar. Natürlich träume ich davon, eines Tages den Sprung ins Ausland zu schaffen. Aber am Ende muss alles stimmen.

Welches ist das schönste Stadion im Ausland, in dem Du bis jetzt gespielt hast? Das Old Trafford in Manchester. Bist Du nie müde? Wenn, dann mental. Körperlich ist die Belastung kaum ein Problem. Drei Spiele pro Woche – mir gefällt das. Und was für einen Traum hast Du? Weltmeister mit der Schweiz zu werden. (strahlt)

Du hast als Profi einen hohen Bekanntheitsgrad und verdienst gutes Geld. Wie behält man da die Bodenhaftung? Indem ich mich an Werte erinnere, die mir die Eltern mitgegeben haben. Niemand hat das Recht, sich über andere

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KOLUMNE

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Chrigu Zingg ist Journalist und Kabarettist in Bern.

CHRIGU ZINGG

Die Auswärtstor-Regel, da ist sie wieder! Einmal mehr wurde sie den Young Boys zum Verhängnis. Genau wie schon 1975, als ich mein allererstes Europacup-Spiel sah. Ich war damals elf Jahre alt, und YB spielte in der ersten Runde des UEFA-Cups gegen den Hamburger SV. Im Wankdorf gabs vor 17'000 Fans ein 0:0. Zwei Wochen später stieg das Rückspiel im Volksparkstadion. Eine Live-Übertragung am Fernse-

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hen oder Radio gabs nicht, und ich musste sowieso um neun Uhr ins Bett – in der quälenden Ungewissheit über den Ausgang des Spiels.

kenland, aber 1:2-Niederlage daheim), 2011 gegen Braga (0:0 auswärts, 2:2 daheim) und jetzt eben gegen Roter Stern.

Am nächsten Morgen wartete ich ungeduldig, bis der Pösteler das «Berner Tagblatt» brachte, schlug die Zeitung auf, suchte hektisch den Sportteil – und was stand da? HSV - YB 4:2.

Schlimmer noch: Einmal mehr schied YB wegen dieser doofen Regel aus, ohne ein Spiel verloren zu haben! Ja, die Regel ist doof. Gut, wir haben auch schon profitiert, 1987 gegen Den Haag und 2017 im unvergessenen Duell gegen Dynamo Kiew. Ich sage nur: Lotomba! Aber trotzdem – gottseidank betrifft uns die Regel im Jahr 2019 nicht mehr, wir freuen uns ja nun alle auf die Gruppenphase der Europa League. Fertig KO, jetzt nehmen wirs Punkt für Punkt.

«Juhui!» rief ich aus. Ich war nämlich ein aufgewecktes Kind und wusste, dass Auswärtstore im Europacup doppelt zählen. Dann lautete das Resultat korrekt 4:4, Hinspiel 0:0, also Gleichstand – ich ging davon aus, dass es ein Entscheidungsspiel brauchte, und ging frohgemut zur Schule. Erst am Abend las ich den ganzen Bericht und musste feststellen, dass YB ausgeschieden war. Ungerechte Welt! Mittlerweile habe ich die Feinheiten der Auswärtstor-Regel begriffen, aber sie ist mir noch immer unsympathisch. Den Young Boys wurde sie im Verlauf meines FanLebens schon viermal zum Verhängnis - 2006 gegen Marseille (3:3 daheim, dann 0:0), 2009 gegen Bilbao (legendärer 1:0-Sieg im Bas-

Wobei, da gibts ein anderes Problem: In einem Spiel sind bekanntlich drei Punkte zu vergeben. Bei einem Unentschieden kriegt jede Mannschaft einen Punkt. Was wird dann aus dem dritten Punkt? Wo bleibt der? Bei der UEFA in Nyon? Quatsch. Er wird sehr wahrscheinlich gespendet, vermutlich an notleidende Mannschaften im Abstiegskampf. Oder an Opfer der Auswärtstor-Regel? Das ist alles sehr seltsam.


U E L A M A G N I M U O M S A OL C I N T F IF R T Z N E L O R PED

E B U T YALS LEUHRMEISTER PEDRO LENZ

In Yaoundé, der Hauptstadt Kameruns, kam am 9. Juli 1994 Nicolas Moumi Ngamaleu zur Welt. Dort wuchs er auf, dort besuchte er die Schule und dort erwachte seine grosse Liebe zum Fussball. Die Leidenschaft für dieses Spiel entfachte sein Vater, der selbst Fussballer war, der es jedoch selbst nie in ein Profikader schaffte. Der Vater unterstützte seine Ambitionen und Nicolas machte die Karriere, die der Papa gerne gemacht hätte: «Wir hatten in der Kindheit keine ausgebildeten Fussballtrainer, die uns taktische oder technische Dinge beibringen konnten. Unsere Trainer waren eher eine Art Betreuer, die uns sagten, wir sollen auf den Platz gehen und kämpfen. Ich will sie nicht kritisieren, sie wussten es nicht besser», erklärt der YB-Offensivspieler, «deshalb musste ich mir viele Dinge selber beibringen, zum Beispiel mit Youtube!» Besonders angetan war der kleine Nicolas von seinem Namensvetter Nicolas Anelka, der als schlampiges Genie galt, und im Jahr 2000 mit Real Madrid die Champions League und mit Frankreich die Europameisterschaft gewann. Viele Experten sind der Meinung, Anelka hätte mehr aus seinem Talent machen müssen. Nicolas Moumi Ngamaleu weiss das. Aber darum ging es ihm nicht: «Mich interessierte nicht sein Charakter, sondern seine Tricks, seine Moves und seine Eleganz. Alles, was ich von ihm auf Youtube sah, übte ich sofort mit dem Ball.»


Moumis Eifer, seine Schnelligkeit und seine technische Begabung blieben den europäischen Talentspähern nicht verborgen. Im August 2016 wechselte der damals 21-Jährige zum SCR Altach in die österreichische Bundesliga. Nach einer erfolgreichen Saison in Österreich kam er im Sommer 2017 zu den Young Boys. Dass er im Vorarlbergischen bereits recht gut Deutsch gelernt hatte, half ihm bei seiner Integration in der Bundesstadt. «In Altach war ich gezwungen, Deutsch zu reden. Es war nicht wie hier in Bern, wo fast alle Französisch verstehen.» Das Sprachtalent, das neben seinen beiden afrikanischen Muttersprachen auch Französisch, Deutsch und Englisch spricht, möchte unbedingt noch Spanisch und Italienisch dazulernen. Darauf angesprochen, ob er damit für einen Transfer nach Italien gewappnet sein will, muss er lachen. Es sei klar, dass er in seinem Alter den Traum habe, irgendwann in einer grösseren Liga zu spielen, aber von der taktischen Ausrichtung her gefielen ihm England oder Spanien besser als Italien. Den Doppelnamen Moumi Ngamaleu hat sich der Kameruner übrigens selbst gegeben. Er wollte sich von seinem Vater unterscheiden, der nur Moumi heisst und hat deshalb als zweiten Nachnamen Ngamaleu gewählt, den Familiennamen seiner Mutter. Aber weiss er eigentlich, dass manche YB-Fans ihn anfangs nur den «Österreicher» nannten, weil sie sich diesen schwer auszusprechenden Namen nicht merken konnten? «Nein, das höre ich zum ersten Mal, aber Moumi Ngamaleu ist doch nicht so schwierig!» Er habe sich, als er vor zwei Jahren in Bern ankam, sehr rasch akklimatisiert. Dank der Saison in Österreich sei er bereits an das Klima und die hiesige Küche oder an manche europäische Gepflogenheit gewöhnt gewesen. Hilfreich sei es auch gewesen, dass er in Bern auf ein Team gestossen sei, das einen ausgezeichneten Teamgeist pflege. Besonders der zurückgetretene Captain Steve von Bergen habe ihm viel geholfen. Ausserdem sei es ihm entgegengekommen, dass ihn sein erster YBTrainer Adi Hütter nicht gleich unter Druck gesetzt habe.

Für den Umstand, dass er in seinen ersten Monaten in Bern meist nur als Ersatz auflaufen durfte, hat er Verständnis: «Keiner kann in eine fertige, funktionierende Mannschaft kommen und erwarten, man mache Platz für ihn. Den Stammplatz muss man sich mit schwerer Arbeit erkämpfen und nachher muss man ihn mit genau so schwerer Arbeit verteidigen.» Ihm persönlich könne das Training nicht streng genug sein, betont Moumi Ngamaleu und wirft gleich seine logische Erklärung nach: «Je härter ich trainiere, desto lockerer kann ich auf den Platz. Wenn ich mich im Training sehr anstrenge, fühlt sich das Spiel danach nicht mehr anstrengend an.» Die angesprochene Lockerheit verhilft Moumi Ngamaleu zu konstant guten Leistungen. So ist ihm auch der Start zur laufenden Saison perfekt geglückt. Mit drei Toren in fünf Meisterschaftsspielen und dem entscheidenden Treffer im Cup gegen Etoile Carouge ist er hervorragend in die laufende Saison gestartet. Insgesamt hat er für den Berner Sportclub in 90 Spielen 22 Tore erzielt und 18 AssistPunkte gesammelt. Auch wenn er betont, dass der

A G N persönliche Erfolg hinter dem Team zurücksteht, zeigen diese Zahlen, wie wichtig der Mann mit der Rückennummer 13 für YB ist. In seiner Freizeit hat es Moumi Ngamaleu gern gemütlich. Der Vater eines dreijährigen Sohnes freut sich immer, wenn er Besuch von Familienangehörigen hat. Mit Teamkollegen wie Jordan Lotomba oder Mohamed Ali Camara geht er zwischendurch auch mal auswärts essen. Ausserdem hört er gerne Musik. Der Musikstil sei ihm nicht so wichtig, wichtig sei einfach, dass die Musik seinen Körper in Bewegung bringe, sagt er zum Abschied, und setzt sich in Bewegung.


I M U O M S A NICOL

U E L A M A

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ZUM GEDENKEN AN

RUEDI BAER PRÄSIDENT DES BSC YOUNG BOYS VON 1980 BIS 1993

Am 20. Juli 2019 ist Ruedi Baer im Alter von 77 Jahren überraschend verstorben. Der BSC Young Boys hat seinen ehemaligen Präsidenten anlässlich des ersten Meisterschaftsspiels gegen Servette mit einer Trauerminute geehrt. Ruedi Baer hat – besonders in schwierigen Zeiten – viel für YB geleistet. Nachstehend drei Stimmen von Zeitzeugen, die den nun Verstorbenen während der Präsidialzeit in verschiedenen Funktionen begleitet haben.

AUS DER SICHT DES VEREINS FUSSBALLSTADION WANKDORF Damals, als YB noch im legendären Wankdorfstadion spielte, hatte ich oft mit Ruedi Baer zu tun. Er war viele Jahre Mitglied im YB-Vorstand – zuerst zuständig für Marketing und Werbung, dann fast 13 Jahre lang als Präsident. Wir vom «Verein Fussballstadion Wankdorf», dem «Konsortium», wie man damals sagte, waren als Vermieter des Stadions auf den Fussball und damit vor allem auf YB angewiesen – und umgekehrt. Wir unterstützten YB getreu unseren Statuten so gut es ging – und dank Ruedi Baer ging es lange sehr gut. Denn Baer war ein verlässlicher und kompetenter Vertragspartner mit vielen Ideen und Visionen. Und die brauchte es in diesen schwierigen Zeiten. Unser Stadion, ursprünglich erbaut 1925 und renoviert für die FussballWM 1954, war schon vor der Aera Baer in die Jahre gekommen. Der Komfort auf der Anlage hielt sich in engsten Grenzen. Es gab zwar in der Tribüne ein öffentliches Restaurant, aber damit hatte es sein Bewenden. Immerhin spielte YB dank attraktiven Fussballern meist in der oberen Tabellenhälfte der Nationalliga A, aber Geld war nicht zu verdienen. Dementsprechend war es immer wieder ein Kraftakt für alle, dem Verein überhaupt die Lizenz zu sichern. Als Ruedi Baer nach erfolgreicher Präsidialzeit sein Amt niederlegte, waren wir vom VFSW mangels anderer Kandidaten praktisch gezwungen, die YB-Vereinsführung kurzfristig zu übernehmen. Nun war es an uns, dem Verein Jahr für Jahr das Überleben zu sichern. Es war ein schwieriges Unterfangen, das auf die Dauer nicht zu bewältigen war. Erst ein neues, modernes Stadion konnte die Wende bringen. Umso erstaunlicher ist es, was YB – mit namhaften Trikotsponsoren übrigens - in der Amtszeit von Ruedi Baer sportlich alles erreicht hatte. In der Erinnerung bleiben nicht nur ein Meistertitel und ein Cupsieg, sondern auch der Philips Cup und diverse EuropacupHighlights (zum Beispiel mit dem Sieg gegen Real Madrid). Respekt!

Orlando Mordasini damals Präsident des VFSW


AUS DER SICHT DES SPIELERS UND DES FUNKTIONÄRS Der BSC YB trauert um einen Menschen, der während vieler Jahre als Präsident in schwierigen Zeiten grosse Arbeit verrichtet hat und für alle ganz überraschend einen anderen, seinen Weg gehen musste. Mit seiner ihm eigenen Art hat er es verstanden, Dinge beim Namen zu nennen, diese an die Hand zu nehmen und umzusetzen; Widerstand hin oder her. Immer im Sinne und zum Guten von Gelb-Schwarz. Ruedi Baer wurde in der Saison 1979/1980 als Vorstandsmitglied still, leise und ohne grosses Tamtam zum Präsidenten von YB gewählt. Seine Tätigkeit war in erster Linie das «Geldbeschaffen» mit Werbung, Sponsoring und Marketing; das war sein Ding. Daneben engagierte er sich unermüdlich in vielen anderen Bereichen und Angelegenheiten. Überall war Ruedi Baer mittendrin statt nur dabei. Seine Macherqualitäten hat er vielfach und während 14 Jahren immer und immer wieder für seine Gelb-Schwarzen unter Beweis gestellt, sei es beim Organisieren von Geld, bei Transferentscheidungen, Trainerengagements, der Gründung der 1. Aktiengesellschaft im Schweizer Fussball (ist heute Standard) und last but not least, bei seinem ganzheitlichen Wirken für die Young Boys. Der Gewinn des Meistertitels 1986 und Cupsieg 1987 waren die Belohnung für die jahrelangen Bemühungen. Er hat nicht nur viele Ideen – und waren diese noch so verrückt (Backsteinaktion) – kreiert, sondern diese auch selber geplant, durchgeführt und alle damit verbundenen Arbeiten erledigt; bis dass der Erfolg sicht- und spürbar wurde. Unkonventionell, hemdsärmlig, gradlinig, unangepasst, teilweise sogar chaotisch oder wie der Berner zu sagen pflegt: fadegrad, gmögig, ja fast still und leise war sein Auftreten. So war Ruedi Baer. Ich denke aber, dass eben diese Art nicht einfach eine charakterliche Eigenschaft von Ruedi war, sondern dass seine Fähigkeit, die Menschen so zu nehmen wie sie waren, sein grosses «Gschpüri» im Umgang mit den Menschen hervorzuheben ist oder sein grosses Erscheinungsbild prägte. Das hat er auch in vielen anderen Dingen – nicht nur im Fussball – immer wieder äusserst erfolgreich bewiesen. Die Zusammenarbeit im Vorstand war immer von gegenseitigem Anstand und Respekt geprägt, lustig, abwechslungsreich, aber auch – und das habe ich an Ruedi Baer geschätzt – zuverlässig. Ganz nach dem Motto «ein Mann, ein Wort». Am 20. Juli 2019 ist er gegangen, wie er gekommen ist…still und leise.

AUS DER SICHT DES JOURNALISTEN Er hat sich persönlich nie feiern lassen. Nie. Auch nicht, als YB 1986 Meister wurde. Auch 1987 nicht, als YB den Cup gewann und im Europacup der Cupsieger im Folgejahr bis in die Viertelfinals vordrang. Ruedi Baer war zwar Präsident und mit Sicherheit der wichtigste Baumeister der damaligen Erfolge – aber er drängte sich nie in den Vordergrund. Den Ton gab er unmissverständlich nur in jenen Bereichen an, die für den Verein, YB, existentiell waren: im Management. Es kümmerte ihn wenig bis gar nicht, wie er «vom Volk» wahrgenommen wurde – zumindest gewann man diesen Eindruck. Ruedi Baer ging es nur um unseren Club. Nach Jahren der relativen YB-Erfolglosigkeit – sowohl sportlich als auch wirtschaftlich – entwickelte er ein Konzept, das den Fussball in Bern wieder interessant machte: Er verpflichtete (oft auch aus eigenen Mitteln) eine ganze Reihe attraktiver ausländischer Spieler, die er später weitertransferierte - weitertransferieren musste, um YB überhaupt finanzieren zu können. So erlebten wir im Wankdorf Fussballer, deren Namen vielen älteren Zuschauern unvergessen sind. Sie hiessen u.a.: Siwek, Lunde, Prytz, Közle, Nilsson, Holmquist, Christensen, Limpar, Ljung, Escobar, Jakobsen, Agostino, Bohinen, Novak. Es waren gute, wenn auch wirtschaftlich schwierige Zeiten in einem Stadion, das zwar einen geschichtsträchtigen Namen hatte, den Anforderungen aber nicht mehr gerecht werden konnte. Schliesslich gab Ruedi Baer nach 13 Jahren sein Präsidialamt ab – verletzt sicherlich auch durch kritische Stimmen auf den Rängen und in der Presse. Bereits in den schwierigen Folgejahren aber wurde allen bewusst, was dieser oft unnahbare Ruedi Baer in seiner Amtszeit für den BSC Young Boys geleistet hatte. Doch auch jetzt reihte sich Baer nie ein in die Reihen der Kritiker. Er blieb mit YB treu, aber still verbunden. Bis zuletzt. Forever eben.

Charles Beuret damals Redaktor beim «Bund»

Danke

Ruedi!

Roland Schönenberger damals Spieler, später Sport- und Finanzchef

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HERZLICH WILLKOMMEN IM

YB-MUSEUM Freuen Sie sich auf zahlreiche Prunkstücke, Trophäen und filmische Dokumentationen über die lange gelbschwarze Tradition. Als Highlight wartet der Meisterpokal auf Sie.

ÖFFNUNGSZEITEN Das YB-Museum kann jeweils samstags während der Meisterschaft besucht werden (14 bis 16 Uhr). An den Heimspielen ist das Museum grundsätzlich geschlossen. PREISE Kinder Erwachsene

Private Führungen (inkl. Catering) sind nach Absprache auch ausserhalb der Öffnungszeiten oder mit einem Spielbesuch im Stade de Suisse möglich. Gerne beraten wir Sie persönlich unter sales@bscyb.ch oder 031 344 88 80. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme

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H C I E L G B Y S L A , S L A M A D

. . . N N A W E G 0 : 9 IEG S S T F A H C S R E T IS E M CHSTEN Ö H N E D N A N E G N U R ERINNE

G E I R K T L E W N E T I E W Z M E D SEIT CHARLES BEURET

In unserer letzten Nummer haben wir – gewissermassen als Kontrastpunkt zum Meisterjubel - von der höchsten YB-Niederlage in der Vereinsgeschichte berichtet. 0:8 gingen die Berner im Sommer 1972 in Krakau unter. Heute erzielt das MAG den journalistischen Ausgleichstreffer: Die nachfolgende Geschichte erzählt nämlich vom höchsten YB-Sieg der Nachkriegszeit – vom 9:0 gegen den FC St. Gallen am 2. Mai 1975.


9:0 in einem Meisterschaftsspiel in der höchsten Spielklasse – ein unglaubliches Resultat. Damals brachen beim FC St. Gallen alle Dämme, die YB-Tore fielen wie reife Früchte. Es gab zwei Spieler, die beim Wankdorf-Spektakel besonders auffielen: Hanspeter Schild, der zum Kantersieg vier Treffer beisteuerte, und Jan Andersen, der fünf der neun Tore mit einem Assist einleitete.Trainer in dieser Zeit war Kurt Linder – das gesamte Kader von damals ist in diesem MAG auf Seite 37 abgebildet. 2. Mai 1975: Die Lust auf Fussball und YB hält sich in Bern in diesen Wochen in Grenzen. Die Gelbschwarzen dümpeln noch im Mittelfeld – und eben haben sie ihr Auswärtsspiel im Stade de Copet in Vevey verloren. Nur gerade 3'600 Zuschauer (zu 95 Prozent männlich) kommen an diesem Samstagabend in die Wankdorf-Arena, dort, wo sich 16 Jahre zuvor beim Meistercup-Halbfinal noch 63'000 begeisterte YB-Fans eingefunden hatten… Doch das Spiel YB - St. Gallen wird trotzdem ebenfalls eines für die Geschichtsbücher, denn einen 9:0-Sieg im Kampf um Meisterschaftspunkte in der höchsten Spielklasse hatte YB noch nie gefeiert. Und der Zu-Null-Rekord von damals ist noch heute gültig. Jan Andersen spielte im Rekordmatch fünf Assists, die zu Toren führten. Später war er als einziger Torschütze der Held beim Cupfinal 1977 – gegen den FC St. Gallen.

Eichenberger - Vögeli - Brechbühl, Trümpler, Rebmann - Andersen, Schild, Messerli - Bruttin, Muhmenthaler (46. Siegenthaler), Leuzinger (80. Conz). - Beim FC St.Gallen spielten die Internationalen Weibel, Blättler und Schneeberger. YB - FC St. Gallen 9:0 Torfolge: 8. Leuzinger 1:0, 13. Leuzinger 2:0. 32. Schild 3:0. 33. Schild 4:0. 56. Bruttin 5:0. 59. Siegenthaler 6:0. 76. Siegenthaler 7:0. 72. Schild 8:0. 80. Schild 9:0.


SCHILD UND ANDERSEN Das Spiel sei schon nach dem 2:0 entschieden gewesen, sagte St. Gallens Internationaler Rolf Blätter nach 90 Minuten dem Fachorgan «Sport». Und: Man habe im Mittelfeld fatalerweise die Deckung vernachlässigt. Dem war bestimmt so, denn insbesondere Hanspeter Schild – damals einziger YB-Internationaler – besass viele Freiheiten. Genau wie sein Mitspieler Jan Andersen, der Däne, der unten auf dem Feld so etwas wie der verlängerte Arm des Trainers, Kurt Linder, war. Letzterer war in Bern bei seinem Amtsantritt übrigens kein Unbekannter: 1957 war er mit YB als Mittelstürmer Schweizermeister geworden. Linder, der Trainer, und Schild, der Mittelfeldspieler – die beiden passten allerdings nie richtig zusammen. Viele Jahre später, anlässlich eines Anlasses im YB-Museum, sprach Kurt Linder vor versammelten Ehemaligen erstaunliche Worte: «Schild war ein grossartiger Fussballer, und ich habe ihn nicht immer fair behandelt. Ich hatte als Trainer oft das Gefühl, dass der Spieler auch im Training nicht das Maximum gab und dass er seine Verletzungen überbewertete. Doch das hat sich als falsch erwiesen, wie ich erst viel später erkannte. Das tut mir leid.» Hanspeter Schild musste seine Fussballschuhe schon im Alter von 26 Jahren an den berühmten Nagel hängen. Eine Hüftarthrose liess den Spitzensport nicht mehr zu. Doch zurück zum 9:0 von anno dazumal. YB spielte ein System, wie es damals üblich war: Mit Libero und drei Manndeckern in der Abwehr, vorne mit drei Stürmern. Es war so etwas wie ein 1-3-3-3. (siehe Telegramm auf Seite 30)

Hanspeter «Housi» Schild war in der Saison 1974/75 mit 17 Treffern zusammen mit Santrac (GC) und Pfister (Servette) zweitbester Skorer der Nationalliga A. Bester Torjäger war Katic von Meister FCZ.

ANDERE SCHÜTZENFESTE… Das 9:0 war ein stolzes Resultat, aber irgendwie hatte sich das Debakel für die Ostschweizer, die damals noch YB-Tabellennachbarn waren (!), abgezeichnet: Schon in der Hinrunde auf dem Espenmoos (am 6. Oktober 1974) hatten sie gegen die Young Boys eine 0:7-Heimniederlage bezogen. Damals war Marcel Cornioley mit drei Treffern der erfolgreichste YB-Torschütze. Dieses 7:0 auswärts war übrigens nicht der höchste YBSieg auf fremden Terrains: Für den nach wie vor gültigen Away-Rekord hatte die legendäre Mannschaft von Albert Sing ein paar Jahre früher gesorgt: Am 16. Juni 1957 siegten die Berner in Chiasso 8:0 – vierfacher Skorer war der legendäre Geni Meier.

1957 beim 8:0-Sieg in Chiasso: das 7:0 von Geni Meier, der damit einen klassischen Hattrick erzielte. Später liess sich Meier noch einen weiteren Treffer gutschreiben.


GASTSPIEL VON

R E G I K C Ü L F O N A V L I S ALTE LIEBE ROSTET NICHT Seit wenigen Monaten bin ich als Nachfolger von Orlando Mordasini Präsident des Vereins Fussballstadion Wankdorf – dem VFSW. Diesen Verein gibt es seit 1921. Er wurde (als «Verein Fussballstadion Spitalacker») von engagierten YB-Mitgliedern mit der Zielsetzung, den damaligen FC Young Boys bei der Stadionfrage zu unterstützen, gegründet. Schon bald darauf hatte YB im Wankdorf sein neues Zuhause. Der VFSW blieb in der Folge getreu seiner Statuten bis zum Neubau des Stade de Suisse Wankdorf der Betreiber der YB-Spielstätten – und unterstützte den BSC Young Boys als enger Partner.

Welches ist meine Beziehung zu YB? Die Anziehungskraft zu YB steht in klarem Zusammenhang mit meinem Vater, Marcel Flückiger, welcher in der legendären YB-Meistermannschaft unter dem Trainer Albert Sing in den Jahren 1957, 1958, 1959 und 1960 viermal hintereinander Schweizermeister wurde. Schon als kleiner Bub wurde ich von meinem Vater auf den Fussballplatz mitgenommen: An die an seine Aktivkarriere anschliessenden Spiele mit den YB-Senioren und natürlich auch an die YB-Spiele der ersten Mannschaft im alten Wankdorfstadion. Mein grosser Jugendtraum war, wie mein Vater einmal in der ersten Mannschaft von YB und allenfalls in der Nationalmannschaft Fussball spielen zu können. So erstaunt es nicht, dass ich bei den C-

Junioren von YB und anschliessend bei den Inter-B- und Inter-A-Junioren gespielt habe. Obschon ich im Alter von 17 Jahren im Training einen Kreuzbandriss erlitt (was zu dieser Zeit den Anfang einer möglichen Fussballkarriere verhindert hat), durfte ich vorher mit den Inter-B-Junioren von YB, einer tollen Mannschaft, Schweizermeister werden. Damals wurde ich auch für die Junioren-Nationalmannschaft aufgeboten. Nach meiner «Aktivkarriere» mit YB besuchte ich mit meinem Vater weiterhin regelmässig die Heimspiele der ersten Mannschaft im altehrwürdigen Wankdorf. Nach dem Abschluss des Studiums und weil mich die Verantwortlichen von YB (hauptsächlich durch meinen Vater) kannten, durfte ich für den Club im Rekursgericht der ehemaligen Nationalliga, respektive der heutigen Swiss Football League, Einsitz nehmen. Diese Funktion übe ich für den BSC Young Boys bzw. den Schweizerischen Fussballverband noch heute aus. Der VFSW und YB heute Mit seinen Mitgliederbeiträgen beteiligt sich der VFSW an der Finanzierung für die Einrichtung und den Betrieb des Sportmuseums im Stade de Suisse. Ferner werden punktuell Teams - wie die Frauen von YB - unterstützt oder spezielle Anlässe mitfinanziert. Mein Ziel als neuer Präsident des VFSW: Ich möchte die Interessen unserer Mitglieder gegenüber unseren Partnern optimal vertreten, die gute Zusammenarbeit mit der Stade de Suisse Wankdorf Nationalstadion AG

weiterhin aufrechterhalten und unseren BSC Young Boys projektbezogen im Rahmen unserer Möglichkeiten finanziell auch in Zukunft unterstützen.

SILVANO FLÜCKIGER Silvano Flückiger ist 62-jährig, in Bern aufgewachsen und zur Schule gegangen. An der Uni Bern hat er das Jus-Studium abgeschlossen und nachfolgend in der Berner Justiz in verschiedenen Funktionen als Gerichtsschreiber und Untersuchungsrichter gearbeitet. Seit dem Jahr 2011 übt er die Funktion eines Staatsanwaltes aus. Er ist seit über 30 Jahren verheiratet und hat zusammen mit seiner Frau Katharina einen Sohn und eine Tochter im Alter von 26 und 29 Jahren.


E I R E L A G S T F A H C S N M AN

5 7 9 1 / 4 7 9 1 N E D N U B R E V G N E R O V E I W H C A N B Y T MI CHARLES BEURET

Es war eine besondere Mannschaft und eine besondere Saison. Sportlich reichte es nach eher mühsamem Start immerhin für Rang 2 – 6 Punkte hinter Meister FCZ, aber vor GC und Basel. Der Lohn war die Qualifikation für den UEFA-Cup und die unvergessenen Spiele gegen den Hamburger SV (0:0 und 2:4). Auf dem Teamfoto von anno dazumal erkennen wir bekannte Gesichter – und viele davon sieht man noch an jedem Heimspiel im Stade de Suisse. Klubtreue eben. Martin Trümpler etwa war später nicht nur Captain, er war auch vier Jahre YB-Trainer und heute hat er noch immer ein Mandat im Nachwuchssektor. Oder Goalie Walter Eichenberger: Er war später erfolgreicher Sportchef (Titel

1986 und Cupsieg 1987) und Beirat. Bei YB nach wie vor an vorderster Front dabei ist Jean-Claude Bruttin, der als Steward beim Spielerausgang bei jedem Match für Ordnung sorgt. Nach seiner Aktivkarriere bei YB war auch Serge Muhmenthaler noch recht oft im Wankdorf zu sehen: Er wurde einer der damals besten Schweizer Schiedsrichter, mit FIFA-Diplom. Trainer Kurt Linder wechselte nach vier Jahren nach Holland, wo er Ajax Amsterdam zum Meistertitel führte. Später wurde er als Nothelfer wieder von YB verpflichtet, er war schliesslich indirekter Vorgänger von Alex Mandziara. Mit Linder wurde YB Vizemeister, einmal Sieger im Alpencup, einmal Sieger im Ligacup und einmal (1977) Cupsieger.

Hinten von links: Roger Corminboeuf, Marcel Cornioley, Jost Leuzinger, Urs Siegenthaler, Ernst Schmocker. Mittlere Reihe von links: Walter Eichenberger, Martin Trümpler, Hanspeter Schild, Trainer Kurt Linder, Serge Muhmenthaler, Jan Andersen, Gérard Weissbaum. Vorne von links: Captain Otto Messerli, Rolf Vögeli, Jean-Claude Bruttin, Köbi Brechbühl, Heinz Rebmann.


L E H C I M 5 1 R

ETIENNE GÜNGERICH

STICHWORTE FÜR

E H C S I B AE FC HEITENRIED

So hiess mein erster Fussballclub. Nach einer Fusion entstand später der Verein FC Seisa 08, dessen erste Mannschaft in der 3. Liga spielt. Schon früh durfte ich allerdings zum Team AFF, einer freiburgischen Auswahl, wechseln.

BSC YB

Im Freiburgischen gibt es leider keinen Nationalliga-Verein, weshalb YB schon immer der Klub war, dem ich nahe stand. Dementsprechend ging für mich ein kleiner Traum in Erfüllung, als ich zu den Young Boys wechseln durfte. Ab der U16 durchlief ich alle Juniorenstufen bei Gelb-Schwarz. Viele Mitspieler haben den Verein in der Zwischenzeit wieder verlassen. Mit Nicolas Bürgy ist aber ein Akteur aus gemeinsamen Juniorenzeiten wieder zurückgekehrt.

MEIN 1. SPIEL

War ein Kurzeinsatz gegen den FC Luzern. Beim 2:1-Heimsieg wechselte mich Adi Hütter in der Nachspielzeit für Yoric Ravet ein. Ich war damals das erste Mal bei einem Meisterschaftsspiel dabei und hatte auf einen Einsatz gehofft. Als es dann so weit war, wurde ich schon etwas nervös.

MEIN 1. TOR

Gelang mir zum Ende der Saison 2016/2017 zu Hause gegen den FC Lugano. Wir lagen damals schon früh mit 0:2 zurück, weshalb wir in der zweiten Halbzeit ein hohes Pressing betrieben. Michi Frey konnte sich den Ball erobern und spielte mich in die Tiefe an. Im Sechzehner schob ich unten rechts ein. Die Freude über mein erstes Tor hielt sich jedoch in Grenzen, da wir das Spiel mit 1:2 verloren.

NATIONALTEAM

Ich durfte in der Schweizer U16-, U20- und U21-Auswahl Spiele bestreiten. Die letzte Qualifikationskampagne verlief für uns leider nicht so toll, da wir die EM klar verpassten. Wir konnten unser Potenzial zu wenig auf den Platz bringen. Nun habe ich das Juniorenalter bereits überschritten.


FAMILIE

LIEBLINGSVEREIN

Real Madrid ist der Klub, mit dem ich am meisten mitfiebere. Früher bewunderte ich Mesut Özil, jetzt gefällt mir die Spielweise von Toni Kroos. Bei den Classicos muss ich mich jeweils gegen meine Kollegen durchsetzen, die Barcelona unterstützen.

1. TRIKOT

Mein Vater hat mir einmal von einem Trip nach Mailand ins San Siro Stadion ein Shirt der AC Milan mitgebracht. Auf dem Rücken prangte die Rückennummer 22 des brasilianischen Mittelfeldspielers Kaka.

Mein Vater spielte früher selbst Fussball und interessiert sich von daher sehr für die Sportart. Meine ältere Schwester musste immer in den sauren Apfel beissen, weil wir am TV natürlich immer Fussball schauen wollten. Allesamt kommen sie sehr oft an meine Spiele und unterstützten mich beispielsweise auch in Valencia oder Turin. Meine Mutter machte kürzlich auch ein «Reisli» nach St. Gallen.

TV

Ich würde mich nicht als Serien-Junkie bezeichnen. Prison Break oder Haus des Geldes schaue ich aber schon. Viel mehr läuft in meinem TV Fussball. Ich habe ein Sky-Abo, mit dem ich nun neben der Bundesliga auch die Premier League schauen kann. Unsere Spiele schaue ich mir aber nie nochmals ganz an.

PLAYSTATION

Im Gegensatz zu den Teamkollegen bin ich ein Anhänger von Fortnite. Marvin Spielmann ist ebenfalls ein Fan davon, auch von dem her war er ein Top-Transfer ;-) FIFA spiele ich zwischendurch schon auch, bin dort weder gut noch schlecht. Und ja, Sandro Lauper ist diesbezüglich wohl der Beste in unserem Team.

AUTO FUSSBALLSCHUHE

Vor meinem ersten Fussballtraining erhielt ich von meinen Eltern den ersten Fussballschuh. Es war einer der Marke Adidas. Auch heute trage ich Adidas-Schuhe, durfte kürzlich beim deutschen Sportartikelausrüster sogar einen persönlichen AusrüstungsVertrag unterschreiben.

i l a B

Ich bin kein grosser Auto-Fan, bin aber über das Klub-Auto von Honda sehr froh. Von Heitenried ins Wankdorf sind es gut 30 Minuten.

ESSEN

Ich wohne noch zu Hause und muss dementsprechend nicht oft kochen – aber wenn es sein muss, kann ich mir schon etwas zubereiten :-) Ich habe eigentlich sehr viel gern. Wenn es nicht gleich vor einem Spiel ist, gönne ich mir bei Gelegenheit auch schon mal eine Pizza oder einen Hamburger.

FERIEN

Ich bin eher der Strandferien-Typ. Zuletzt war ich in Mykonos und in Bali. Den ganzen Tag nur herumliegen, kann ich aber nicht. Nach zwei, drei Tagen musste ich jeweils etwas unternehmen und ging verschiedene Sehenswürdigkeiten erkunden. Ein Reiseziel bleiben die Malediven.

EISHOCKEY

In Fribourg ist man Gottéron-Fan. Die Leute sind eishockeyverrückt und fiebern mit dem Verein mit. Ich besuche manchmal Spiele in der Patinoire Saint-Léonard. Als wir als Team dem SCB per Video-Botschaft zum Meistertitel gratulierten, erhielt ich von meinen Kollegen einige Kommentare :-)


LER: IE P S E N E S S E G R E V N U

R E W T T I W G R Ü J


CHARLES BEURET

Ein echter Berner Giel, heimatberechtigt in Trub, als Junior bei Victoria, alsdann beim FC Bern – und dann kam, 1983 wars, die Anfrage von YB. Den ersten Kontakt hatte Bert Theunissen, sein ehemaliger FCB-Trainer, hergestellt, dann das Telefon von Kurt Linder, der im Wankdorf eben das Traineramt (zum zweiten Mal) übernommen hatte: «Hallo Jürg Wittwer, möchten Sie es beim BSC Young Boys versuchen?» Natürlich wollte er. Beim FC Bern war er Stammspieler gewesen – und hatte den Aufstieg von der 1. Liga in die Nationalliga B mitgemacht (und monatlich 50 Franken verdient). Und nun galt es, beim BSC Young Boys in der Defensive mitzuhelfen. Abwehrspieler Köbi Brechbühl und auch René Müller waren zu ersetzen. Jürg Wittwer, von Beruf Elektromonteur, war damals 24 – im besten FussballAlter. Er nahm die Herausforderung an. Beim Philips Cup neutralisierte er Italiens Internationalen Conti, in seinem ersten NLA-Meisterschaftsmatch meldete er Servettes Nationalspieler Barberis ab – und so war er bald einmal Stammspieler als YB-Rechtsverteidiger, ob nun die Trainer Linder, Eich oder Mandziara hiessen. Sie alle hatten erkannt, was sie an diesem Spieler hatten: einen echten «Terrier», zweikampfstark, konditionsstark, spielstark – stark im Nehmen, aber auch im Geben. Er sei dann am besten, sagte Wittwer nach seinem ersten YB-Match im Zeitungsinterview, wenn er vom Trainer einen klaren Auftrag bekomme. Klar, die Rolle als Manndecker war sein Ding.

EINE BEMERKENSWERTE KARRIERE Als er 1991, nach acht Jahren YB, seine Aktivkarriere beendete, konnte er auf 250 Meisterschaftsspiele (dabei gelangen ihm immerhin 6 Tore), einen Meistertitel (1986) und einen Cupsieg (1987) und unvergessene Europacupspiele – etwa gegen Ajax Amsterdam oder Real Madrid – zurückblicken. Und auch auf drei Einsätze in der Schweizer Nationalmannschaft, denn dem damaligen Nationalcoach Daniel Jeandupeux waren die Qualitäten des Berners nicht entgangen: In Lausanne war Wittwer dabei beim Sieg über das grosse Frankreich, im San Siro meldete er beim 2:3 gegen Italien (mit Torschütze Martin Weber!) den legendären Vialli ab.

Wie wichtig Wittwer für YB war, zeigte sich deutlich bei den beiden Spielen im Europacup der Meisterclubs 1986 gegen Real Madrid. Beim 1:0-Sieg im Hinspiel am 17. September im Wankdorf vor 32'000 begeisterten Zuschauern machte er den grossen Butragueño zum Statisten. Im Auswärtsmatch in Madrid aber folgte die Ernüchterung: Beim Stande von 1:0 für Real drückte YB zwar vehement auf den Ausgleich – doch 20 Minuten vor Schluss wurde Jürg Wittwer am Knie schwer verletzt und er musste schliesslich ersetzt werden. Butragueño schoss in der Folge noch zwei Tore…

Jürg Wittwer im Duell mit Heinz Hermann.

REKORDSPIELER BEI DEN OLD STARS Jürg Wittwer ist vor wenigen Wochen 60 Jahre alt geworden – aber er ist nach wie vor in Form, was den Old Stars des BSC Young Boys sehr zugute kommt. Bei ihnen ist der «Terrier» inzwischen der Spieler mit den meisten Einsätzen, Rekordspieler also. Und jüngst hat er im Jubiläumsmatch gegen den FC Bern den entscheidenden Penalty zum YB-Sieg verwertet – sehr zur Freude von Sohn Andreas (zuletzt FC Thun und FC St. Gallen, nun bei GC), seinem grössten Fan!


YB-NACHWUCHS

G N U R E D R O F S U A «DIESE HER

H C I L M I E H N U T H C A M VIEL

» S S A P S

Alessandro Mangiaratti (41) ist seit Sommer Trainer der U21 von YB. Der Tessiner, der auch den italienischen Pass besitzt, ist ein Sprachtalent, will die Spieler besser machen - und selbst auch immer besser werden.

Was für einen Fussball willst Du spielen lassen? Einen möglichst erfolgreichen und schönen – aber das ist eine Ambition, die wohl jeder Trainer hat. Ich mag den gepflegten Stil mit viel Ballbesitz und Rhythmuswechseln, mit sorgfältigem Verteidigen und schnellem Umschalten. Der Fussball von Barcelona hat schon Klasse. Aber es gibt viele verschiedene Ausrichtungen, und je mehr man abrufen kann, desto unberechenbarer wird man für den Gegner. Ich möchte meinen Spielern Werkzeuge an die Hand geben, um unterschiedliche Systeme anwenden zu können. Wie wichtig sind für die U21 Erfolge in der 1. Liga? Als Trainer der U21 habe ich nicht primär den Hauptauftrag, Sieg um Sieg zu realisieren, sondern auf dieser Stufe jeden einzelnen Spieler besser zu machen und nach Möglichkeit an die erste Mannschaft heranzuführen. Aber natürlich können und dürfen uns Niederlagen nicht egal sein. Wir müssen einen Siegeswillen entwickeln, wir müssen Lust haben, den Wettkampf erfolgreich zu gestalten. Das versuchen wir mit selbstbewusstem Auftreten zu kombinieren. Das heisst? Wir wollen offensiven Fussball spielen. Im Wissen, dass wir in der U21 keine Spieler verpflichten können. Aber das ist auch nicht nötig. Gefragt sind Anpassungsfähigkeit, Kreativität und gezielte Arbeit mit den talentierten Nachwuchsleuten. Diese Herausforderung macht unheimlich viel Spass.

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Von welchen Trainern hast Du als Spieler profitiert? In der Jugend hatte ich gute Ausbildner wie Giovanni Guidotti und Michele Gigantelli. Später hatte ich viele Trainer, von denen ich in irgendeiner Form profitierte: Vladimir Petkovic, Marco Schällibaum, Heinz Peischl oder Carlos Carvalhal bei Belenenses in Lissabon. Wer prägte Deine Denkweise als Trainer mit? Grundsätzlich versuche ich, meinen eigenen Weg zu gehen und nicht, jemanden zu kopieren. Aber natürlich gibt es Trainer, die mir Eindruck machen, und dafür muss ich nicht einmal weit suchen. Gerry Seoane zum Beispiel macht einen ausgezeichneten Job bei YB. Oder Marc Schneider in Thun überzeugt mich mit seiner Arbeit. In der Schweiz haben wir viele gute Trainer. Die Ausbildung hier ist einfach hervorragend. Wer sie absolviert, wird mit grossem Wissen ausgestattet. Und wer imponiert Dir im Ausland? Pep Guardiola (Manchester City) und Jürgen Klopp (Liverpool) beeindrucken mich mit ihrer Art, aber auch Maurizio Sarri (Juventus) oder Antonio Conte (Inter Mailand). Wie bildest Du Dich weiter? Ich bin sehr gerne Zaungast bei Trainings, schaue, wie Kollegen die Einheiten gestalten, und vielleicht erhalte ich so einen Input. Und ich verfolge sehr viele Partien, sei es live oder am Fernsehen. Im Juni war ich am Final Four in Portugal und habe alle vier Partien geschaut. Ich bemühe mich darum, nicht stehen zu bleiben, sondern offen für Neues zu sein, mein Wissen à jour zu halten, weil sich der Fussball ständig entwi-


ckelt. Neben der Analyse von Trainings und Spielen lese ich auch vieles, ich besorge mir so viele Informationen wie nur möglich. Wieso bist Du gerne Trainer? Ich habe mich zum Sportlehrer ausbilden lassen und während 14 Jahren an der Schule unterrichtet. Dazu spielte ich lange selbst Fussball. Es ist eine Kombination: Zum einen bin ich ein Wettkampftyp, der die Ambition hat, Spiele zu gewinnen; zum anderen bin ich jemand, der anderen gerne Wissen vermittelt und so etwas beibringt. Wie wichtig ist die Kommunikation? Sie ist mitentscheidend. Ein Trainer muss auch ein guter Kommunikator sein. Und es ist zu seinem Vorteil, wenn er sich mit dem Spieler in dessen Sprache unterhalten kann. Gerry Seoane beherrscht das zum Beispiel perfekt. Und Du? Ich kann mich auch in einigen Sprachen unterhalten: italienisch, deutsch, französisch, englisch, portugiesisch. Welche persönlichen Ziele hast Du als Trainer? Mein Beruf ist wahnsinnig facettenreich, das heisst: Ich kann mich in manchem Bereich stetig verbessern. Das ist es, was ich anstrebe: die Kompetenzen erweitern, ein noch besserer Trainer werden. Ich habe das Glück, dass YB mir mit seinem Umfeld die idealen Voraussetzungen bietet.

ALESSANDRO

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Denkst Du heute daran, irgendwann ein Profi-Team zu übernehmen? Ich habe bei Chiasso erste Erfahrungen gemacht, wie es ist, mit Profis zu arbeiten. Als Trainer der U21 von YB beschäftige ich mich aber nicht mit dem Gedanken, bald wieder irgendwo eine erste Mannschaft übernehmen zu können. Ich bin motiviert in Bern, der Spass ist da. Ich möchte sicher zwei, drei Jahre diesen Job machen, danach schauen wir weiter.


YB-FRAUEN

E U E N E N I E

N E N N O G E B T A H A R Ä R E N I A TR

ANDRES MEIER

Julien Marendaz

Neu formiert nahmen die YB-Frauen die Saison 2019/2020 in Angriff. An der Seitenlinie hat Julien Marendaz das Trainer-Zepter übernommen. Der 36-jährige Waadtländer hat damit die Nachfolge von Marisa Wunderlin angetreten, die nach dreijähriger Tätigkeit bei YB zum Schweizerischen Fussballverband gewechselt ist und sich dort nun auf die Aufgabe als Assistenztrainerin des FrauenNationalteams fokussiert. Für Julien Marendaz ist es die erste Trainerstation im Frauenfussball. Der SFV-Instruktor war zuletzt Trainer von Azzurri Lausanne in der 1. Liga. Davor war er bei Lausanne Sport (U16, U18, Assistenztrainer Challenge League), Yverdon-Sport, Echallens (beide 1. Liga) und Stade de Nyonnais (U21) tätig,

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ausserdem war er in der Saison 2017/18 als Assistenztrainer von Mauro Lustrinelli bei der Schweizer U16-Nationalmannschaft engagiert. Der Einstieg in den Frauenfussball brachte auch viel Veränderung ins Privatleben des zweifachen Familienvaters. Für seine Teilzeitanstellung beim BSC Young Boys ist er im Sommer mit seiner Familie vom Genfersee nach Ittigen umgezogen. Seine Frau Sylvie übernahm eine neue Lehreranstellung in Avenches, währenddessen die Söhne Noah und Matéis Bekanntschaft mit neuen Kollegen und einer neuen Sprache machen können. Der Reiz der neuen Aufgabe bei den YB-Frauen forderte also eini-


ge Einschnitte ins Privatleben von Julien Marendaz und seiner Familie. So ist es auch nicht verwunderlich, dass er mit grossen Ambitionen die Saison angeht. Er möchte die YB-Frauen wieder zurück an die nationale Spitze führen. Assistiert wird er bei dieser anspruchsvollen Zielsetzung von André Santos und Maurice Angéloz. Beide sind ebenfalls neu bei YB. Mit Jasmin Schweer (Athletiktrainerin) und Adrian Lüdi (Goalietrainer) stehen zudem weitere bewährte Kräfte im Trainerstaff zur Verfügung. Kaum im Amt wurde das neue Team von Marendaz jedoch von einem traurigen Unglück erfasst. Das Team verlor bei einem tragischen Badeunfall ihre Spielführerin Florijana Ismaili. Ein Schock fürs Team, für die ganze YB-Organisation. Es ist eine enorme Herausforderung für den Neo-YB-Trainer. Mit vereinten Kräften und einem gewaltigen Teamspirit wird man jedoch diesem Schicksalsschlag trotzen.

ZUZÜGE:

Alana Burkhart (Yverdon, ehemalige YB-Spielerin), Emma Faure (Servette), Nadine Riesen (FC St.GallenStaad), Marilena Widmer (FFC Frankfurt, ehemalige YBSpielerin), Saskia Bürki, Jael Jost, Laura Frey, Laura Schreurs und Leana Zaugg (alle eigener Nachwuchs) Bei den ersten Meisterschaftsspielen der Frauen und in der Raiffeisen-Super-League bei den Herren wurde mit Trauerminuten Florijana Ismaili gedacht. Die 24-Jährige musste am 29. Juni 2019 bei einem Badeunfall im Comersee ihr junges Leben lassen. Florijana Ismaili spielte seit 2011 für die Young Boys und führte das NLA-Team jeweils als Captain aufs Spielfeld. Für die Schweizer Nationalmannschaft absolvierte sie in den letzten fünf Jahren 33 Länderspiele.

ABGÄNGE:

Laila Koch (Eintracht Frankfurt), Céine von Potobsky (OGC Nice), Meret Wälti (London Bees), Michèle Tschudin (FC Basel), Kim Dubs, Onyinyechi Zogg (beide FC Zürich Frauen), Katja Elsener, Tania Chassot, Mimoza Hamidi und Annina Spahr (alle Rücktritt).

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CLAUDIA SALZMANN

MEIN MATCHTAG

E P P A N BIERK N L E M M U H ZE.

und reinen Ølfrygt ve an -F B Y n de : Bei lich eines immer er ch si es t ib g BMB 05

BIER. UND WIT

Ihre Angst, dass das Bier ausgeht, zeigt sich auf dem Boden des Quartierplatzes. Dort stehen zehn Becher Gerstensaft in einer Reihe. Nicht, dass man lange anstehen müsste. Nicht, dass es in zehn Minuten an diesem heissen Sommertag warm sein wird. Doch die kühlen Blonden gehören bei den Ølfrygt - einem der zahlreichen Fanvereine von YB - dazu. «Stell dir vor, du bist auf einem Schiff auf dem Meer und dann geht dir das Bier aus. Schrecklich», sagt Benjamin, eines der 15 Mitglieder. Fünf von ihnen reisen an fast jedes Auswärtsspiel, die anderen sind primär bei den Heimspielen dabei. «Früher standen wir im D in der Kurve, heute sitzen wir oben. Vielleicht sind wir alt oder faul oder verkatert. Wir haben uns auf alt geeinigt», sagt der 34-jährige Benjamin.

Ganz katerlos sind am heutigen Matchtag nicht alle: Neben ihm stehen Ølfrygt-Mitglied Flöku und BMB05-Mitglied Schibli. Ostfest, Sommerliebe und wie all die kräfteraubenden Feste heissen, haben ihre Spuren hinterlassen. Zudem feiert Flöku heute Geburtstag. Benjamin streckt ihm einen Schliessfachschlüssel als Geburtstagsgeschenk entgegen. «Mach aber erst nach dem Match auf, sonst musst du tragen», sagt er verheissungsvoll. Die Ølfrygt-Jungs sind oft mit dem Fanclub BMB 05 anzutreffen. Der Name lehnt sich an den Hummelmann aus der Fernsehserie Simpsons. «Eigentlich möchten wir fusionieren, aber alle sind zu stur, nachzugeben. Wir finden den Namen BMB 05 doof», sagt Benjamin. Die Re-


aktion folgt prompt: «Und wer will schon Ølfrygt heissen?», sagt einer der vier BMB-05-Mitglieder. Später werden Witze gerissen, falls YB vier Mal hintereinander Meister wird, werde man den Verein auflösen und sowieso nur noch auf dem Quartierplatz Bier trinken. Langsam scharren sie nervös mit den Füssen, der Anpfiff rückt näher. Also nichts wie rein ins Wankdorf, wie sie das Stade de Suisse noch immer nennen. Im Stadion hat man getrennte Plätze, die Ølfrygt-Jungs sitzen oben im D5, BMB 05 stehen unten im D8. In der Pause werden sie sich aber im Rundgang auf ein Bier treffen. Bis dahin gibt es aber noch 45 Minuten Fussballgenuss: Oben auf den Rängen sitzen zwei andere Mitglieder, Lülu und Jan. «Man weiss nie genau, wer da sein wird», sagt Benjamin. Beim Einlaufsong halten sie ihre Schals in die Luft, singen mit und setzen sich hin. Still sind sie nie, richtig laut auch nicht. In der 9. Spielminute steht Lülu auf und holt Bier. Er drängt an Jan vorbei, der jeweils bei Matchanfang als Pessimist wettert und gegen Spielende als Optimist milde die Spielzüge gutheisst. «Er ist unser Klugscheisser  », sagt Benjamin. Keine Reaktion von vorne, da muss also was dran sein. An diesem heissen Augusttag herrscht perfektes Fussballwetter und der Spitzenkampf gegen Lugano steht auf dem Programm. Die Ølfrygt-Jungs diskutieren über ihren Mitgliederbeitrag und lassen den Ball nicht aus den Augen. Ølfrygt hat sich beim Dachverband Gäubschwarzsüchtig (GSS) angemeldet. Kein Wunder, im GSS-Vorstand ist Benjamin dabei. «Wir wollen aktiv sein, vieles verändern und dann klammheimlich den Klub übernehmen», witzelt er. Ernst wird er, wenn er vom ersten Schritt spricht: Ein Vegiburger müsse jetzt einfach angeboten werden. Später zückt er das Handy und will Meinungen zum neuen Schal. Er denkt schon jetzt an den Winter, hat Handschuhe mit GSS-Logos bestellt. Keiner der anderen mag den Schal kommentieren, schliesslich wirds unten auf dem Rasen grad brenzlig. Bald zappelt der erste Ball im Netz. Jean-Pierre Nsame hat getroffen. Die Zugänge von YB sind ein grosses Diskussionsthema. Lobende Worte finden sie für die Arbeit des Sportchefs Spycher, insbesondere wegen des Wechsels von Fabian Lustenberger. «Er wird sicher eine ganz wichtige Rolle im

Team einnehmen», sagt Benjamin. Als Lustenberger in der ersten Spielhälfte am Kopf getroffen wird, leiden sie mit ihm. Bei jedem Stich des Arztes, der die Platzwunde zusammentakert, durchfährt alle ein empathischer Schmerz. Benjamin schaut weg, als es Lustenbergers Bein in die Höhe zieht, weil der Tacker in die Kopfhaut einschlägt. Kurz vor der Pause bricht bei «Ølfrygt» die Angst vor Bierknappheit aus, Benjamin holt Nachschub. «Wir wünschen uns die Bierjets der Meisternacht zurück, mit denen man sechs Bier gleichzeitig füllen konnte», sagt Schibli. Und dann: «Beni, hast du dein Zahnbürstli dabei?» «Nein, heute nicht», sagt dieser. Bald werden diese Jungs ihn zum Polterabend entführen, denn im September heiratet er. Und Benjamin erzählt: «Meine Freundin hat kürzlich meinen Schal gewaschen. Sie sagte, er stinke nach Bier, dabei hätte sie fast die Unterschrift von Steve von Bergen ausgelöscht.» Er entknotet den Schal und zeigt die leicht verschmierte Signatur. Und die hat ja bekanntlich einen riesigen emotionalen Wert, da Von Bergen nach Saisonende zurücktrat. «Waschen geht gar nicht, niemals. Den letzten hatte ich zehn Jahre, und der war nie in der Waschmaschine», sagt Schibli. Das Spiel endet 2:0 für die Young Boys. Je näher das Spielende rückt, desto motivierter sind sie bei den Liedern dabei und beim obligaten «We love you» werden Benjamins Sprünge höher. «Dürften wir im Wankdorf etwas ändern, würden wir sofort die Stühle im D-Balkon abmontieren, sagt er.


KI NZDEICEHNREN ULISSES

Ulisses Garcia mit der Siegerzeichnung von Noem Herger (10).

A I C R A G Dernner i Gew 58


Dominic Stöckl, 11 Jahre

Lenia Herger, 12 Jahre

Andri Tanner, 13 Jahre

Livio Mörikofer, 7 Jahre

Dennis Stöckl, 10 Jahre

Jan Stirnimann, 8 Jahre

Max Oesch, 8 Jahre

Jorin Aebersold, 11 Jahre

Timo Gertsch, 6 Jahre

Nico Hugi, 10 Jahre

Tobias Schär, 12 Jahre

FABIAN LUSTENBERGER ZEICHNEN ! Für die nächste Ausgabe sind Kinder (bis 14 Jahre) aufgefordert, ihre Zeichnungen von Fabian Lustenberger einzusenden: zeichnen, einscannen und an ybmag@bscyb.ch schicken. Im Dateinamen bitte gleich Namen und Alter vermerken (Beispiel: Vorname_Nachname_07.pdf). Einsendeschluss ist der 30. November 2019. Zu gewinnen gibt es ein signiertes Trikot von Fabian Lustenberger. Famigros wünscht allen Teilnehmern viel Glück.

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